1919 / 153 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 10 Jul 1919 18:00:01 GMT) scan diff

Belgien. rhreitet eine Blästermeldung,

z3aziehungen mit Dentschland ernsilich erwäge, da nach der Unterzeichnung des Friedensvertrags tein Hindernis mehr dasür bestehe.

SESchmeiz.

Ter in Bern eingetroffene Prinzgemahl der Nieder— lande statiete am Montag dem Bundespräsidenten Ador einen offiziellen Besuch ab. Im Verlaufe der Unterredung gab der Prinzgemahl der Hoffnung Aue druck, daß die herz⸗ lichen Beziehnngen zwischen Holland und der Schweiz fort⸗ dauern und sich noch vertiefen möchten.

In der gestern vormittag vom polisischen Departement

einberufenen zweiten Besprechung der Völkerbundfrage hielt der Bundesrat Ealonder neuerdings eine Ansprache, in der er der „S hweizerischen Depeschenggentur“ zufolge mit— teilte, daß der Sachverstãndigenausschuß zum Völkerbund am 17. Juri wieder zusainmentreten werde, und sagte: Ein Nichtbeitritt der Schweiz und die damit verbundene politiiche Isolierung würde ein großer Fehler sein. Der Pariser Völkerbund sei gewiß ein unvollkommenes Menschenwerk und bedürse der Verbesserungen. Aber er stelle doch ein achtunggebietendes Werk der und sei geeignet, die Menfchbest vorwärts zu bringen. Die Schweiz müsse unabhängig von ausländischen Einflüssen zur Frage des Völkerbundes Stellung nehmen. Die Schweiz könne die Ent— scheidung darüber, ob sie beitrefen wolle oder nicht, nicht verantworten, wenn sie dem Völkerbund zurzeit nicht beitreten würde, einzig, weil Deuischland und Oesterreich vorläufig noch nicht in den Völkerbund gufgenoemmen würden. Galonder wies Tes weiteren darauf hin, dag die Staatsmänner der Entente der Schweiz während des Krieges manchen Bewess von Vertrauen geschenkt und daß sie für die Idee der ewigen Neutralstät der Schweiz großes Verständnis bekundet hätten. Pieses Vertrauen rechtfertige, daß auch die Schweiz Vertrauen habe zu dem pon diesen Mannern geschaffenem Werk des Bölkerbundes. Ber Vösferbund werde in steigendem Maße das internationale Leben beeinflussen, und (es wäre eine schwächliche Haltung, wenn die Schweiz gegenüber einer Inßitution, die die alte Welt aus den Angeln hebe und so auch neue, den Frieden sichernde Grundlagen schaffen wolle, vollständig reutral bleiben wollte.

Anschließend an die Rede des Bundesrats Calonder wurden die in der letzien Beralung unterbrochenen Erläuterungen zum Pariser Völkerbund forigesetzt.

Amerika.

Der Präsident Wilson ist gestern in Nem York gelandet und von riesigen Menschenmengen begrüßt worden. Englischen Blättern zufolge hat der Präsident vom Dampfer „George Washington“ aus drahtlos auf die Kritit derjenigen ge⸗ antwortet, die dafür eintreten, daß Amerika zu einer Politik des isolierten amerikanischen Nationalis mus zurückkehren soll. Wilson erklärte, daß Amerika sich in den Dienst der Menschheit stellen müsse, und daß er wahr⸗ schein lich einen Feldzug für dieses Ziel in den Vereinigten Staaten führen werbe, weil er der Ansicht sei, daß es not— wendig sei, die Versicherungen auszuführen, die er der Parifer Konferenz bezüglich Amerikas Bereitschaft, seinen Teil an den Lasien aus der Neuordnung der Dinge zu übernehmen, ge⸗ geben habe.

Asiert. triegsamt teilt dem „Wolffschen Tele—

mit, deß im Moi in Suleimanie im dimderssiebzig Meilen nördlich von ud unter Führung des Scheichs Mahmud ausgebrochen sei. Die britischen Truppen hätten diesen Auf⸗ stand, der die Unabhängigkeit Kurdistant, unter tũrkischer Suzelänilät bezweckie, un erdrückt. Am 17. Juni sei die brüische Kavallerie in Suleimanie eingerückt und habe die hritischen Gefangenen befreit. Am 5 Juni sei die britische Hauptmacht eingetroffen. Scheich Mahmnd sei gefangen genommen, worden. Tie Lage in Sudkurdistan sei jetzt befriedigend.

Das britische F graphenbüro“ zufolge südlichen Kurdistan Bagdad, ein Aufst

Eta tistik und Voltsmirt fes: aft. Ar beitsstreitiglkeiten.

Streitlage im Rybntker Revier ist, wie dem W. .

: z. aus Beuthen vom gestrigen Tage berichlet wird, unver- ändert. Aus! ändig find nach wie vor die Sergarbeiter der Gruben „Anna“, „Römer“, Emma, Blücher“, Donnersmarck! Westfätischer Bergbau“ und der

Die

NR 5

Charlottengrube*.

Zum Ausstand von Eisenba hnarbeitern in Ham- burg meldet das genannte Büro, daß gestern eine Versammlung der Ausständigen stattgefunden hat, in der nach längerer Verhandlung beschlossen wurde, am heutigen Donnerstag früh die Arbelt wieder aufzunehmen.

Nach einer von W. T. B.“ übermittelten Savas Meldung aus Stockholm sind am Sonnabend in ganz Schweden die Sce⸗ leute in den Ausftand getreten, weil die Reeder sich geweigert haben, den Achtstundentag und einheitliche Gehälter nach den allge⸗ meinen Grundlagen zu gewähren. Der Ausftand dehnt sich Über die gane schwedische Handelsflotte aus. Saß Schiedsgericht begab sich nach Gotenbuig, um in dein Streit zu vermitteln.

In Brüssel sind, wie . W. T. B.“ berichtet, die Kellner in den Ausstand getreten; sie verlangen den Achtstundentag und eine Gehaltserhöhung. Vie Hotelvereinigung machte in gewissen Punkten Zugeständnisse, während fie andere Forderungen ablehnte.

Einer „Havas“ Meldung aus Rio de Janeiro zufolge haben dort und in der Umgehung die EisenbaFnan gestellten ue zarbeirter die Arbeit eingeftellt. Sie fordern ein e allgemesne Aufbesserung der Löhne und den Achlstundentazß. Die Ma schinisten haben sich angeschlessen. Der Verkehr ruht vollständi.

Vaunesen.

In dem Wettbewerb für Borent würfe zur Neu gestafstung des Vorplatzeß zum Potsdamer Haupt⸗ bahnhof in Berlin, ausgeschrieben pon der Eisenbahn⸗ direktion Berlin unter den Mitgliedern des Architektenvereins in Berlin, der Vereinigung Berliner Architekten, und der Berline Ortsgruppe des Bundes deutscher Architekten ist die Frist für Ein⸗

lieferung der Entwürfe jetzt auf den ih. Oktober d. J. sesigesetzt.

BVerkehrswesen.

ur Kritik der, Rating Ipersgmmlungsbrief— mag ke. Die vom Reichsposminifterium herausgegebenen Brief— marken zur Erinnerung an die Nationalversammlung werden vielfach

wonach der die Frage der Wiederaufnahme der

einer ahfällfgen Kritik unterzogen, die mit Vorwürfen gegen das Reichs postminiffertum verbunden sind, das diese geschmacklosen Marlen“ berausgegeben habe. Ueber den Geschmack läßt sich berannflich treiten. Ob diese Marken geschmacklos und nicht zweckenisprechend sind, darüber soll kein Urten abgegeben werden. Nur insofern be— dürfen die Kritiken einer Rintigstellung, als man Neichs⸗ vostministerlum hierfür zu Unrecht verantwortlich macht. In dem Preisausschreiben sür Entwürfe zu diesen Marlen sind alle Künfsler und Kunstrichtungen zur Mitarbeit aufgefordert worden. Trotz des kurzen Zeitraumes, der mit Nücksicht auf die vorgeschrittene Zeit angesetzt werden mußte, gingen über 100) Entwürfe ein. Mit der Prüfung der Entwürfe wurde ein Yreisgericht betraut, dem in der Mehrzahl namhafte Käünstler und Sachverständige der verfchiedenen Kunstrichtungen angehörten; außerdem wurden einige Mitglieder der Nationalversammlung hinzugezogen. Das Preisgericht war voll— ständig frei und unbeeinflußt in seinem Urteil, insbesondere hat das Reiche poflmninisterium nach keiner Richtung hin irgend einen Einfluß ausgeübt. Das Preisgericht hat sich die Enticheidung darüber aus- bedungen, welche Marken zur Einführung gelangen sollten, und sich energisch verbeten, daß etwa der hwichspostminister ihm ins Handwerk pfusche. Dem entsprechend ist verfahren worden.

das

Theater und Musik.

Das Märkische Wandertheater (Berlin NW. HR, Länehurger Straße 21), das, im Jahre 1307 von dem Schillerteeater in Berlin und der Gesellschaft für Volkshildung bearünget, trotz der schwierigen Verhältnisse im verflossenen Winter wseder an' 44 Orten 41 Vorstellungen gegeben hat, wird auch im beporstehenden Winter— halbjahr seine Tätigkeit fortsetzen und vorausfichtlich Mirte September mit seinen Vorstellungen beginnen. Das Unternehmen geht demnächst unter dem Ramen . Deu sche Wanderbühne“ vollständig auf die Gefellschaft für Volksbildung über. Bewährte Leitung und tüchtige schauspielerische Kräfte gewährleisten vollwertige Darbietungen auch im bevorstehenden Winter, so daß den fleinen Städten ohne eigene und fländige Bühnen Gelegenheit geboten ist, sich an guter Buͤhnenkunst zu erfreuen.

.

Mann ig altiges.

Vem Saa rgebietsschutz wird mitgeteilt, daß das Saar— gebiet von der Entente das erste Zeichen ihres Wohlwollens durch ie Rücksendung der Gefa ngenen, die dort beheimatet sind, erhalten hat, Das Zeichen, unter dem diese Oeimtehr der deutschen Soldaten erfolgte, liege wohl ausgedrückt in Der Betannt⸗ machung, die in einigen Zeitungen des Saargebleis zu lesen ist. Die Bevölkerung wird „darin dringend von ihren Bürger— meistern gebeten, bei dein Fmpfang der Kriegsgefangenen keine Kundgebungen auf den Straßen zu veranstafsten, ins besondere keine vaterländijschen Lieder zu singen. Wie aug den Berichten über die Ankunft der Freigelassenen hervorgeht, bereitrte die Bevölkerung den Heimkehrenden einen be— geisterten und rührenden Empfang. Amtliche Bekanntmachungen der Militärperwaltung verordnen, daß nach Ablauf von 24 Stunken nach ihrer Ankunft die Kriegsgefangenen alle militärischen Ab— zeichen von Bekleidungsstücken entfernen müssen. Außerdem ist das Tragen militärischer Kopfbedeckungen unbedingt unter— sagt. Jeder Kriegsgesangene. der sich diefen Anordnungen wider— setzt, wird sofort verhaftet., Im ganzen sind 1200 Gefangene aus dein Saatrgebiet freigelassen worden. Vom Saargebietss utz wird ferner mitgeteilt, daß das Rote Kreu Abteilung Tl: Flücht⸗ lings fürsorge, es übernommen at, die mittellosen Ver— triebenen aus dem Saargebiet auf den deutschen Eisenbahnen frei zu befördern. Die aus dem Saargebiet ankommenden Flüchtlinge wenden sich auf dem ersten Bahnhof im unbesetzten Gebiet an den betreffenden Skationsvorsteher, der ihnen die notwendigen Ausweise ausstellt.

Hannover. 9. Juli. (W. T. V.), Gestern nachmlttag kam es in der Bahnhosstraße entgegen dem Verbot zu einer größeren An⸗ sammlung. Als daraufhin eine Festnahme erfolgte, nahm die Menge eine drohende Haltung ein und wollte den Verhafteten befrelen. Es fam za einer Schießerei, bei der zwei Personen getötet wurden. Ver lommandierende General hat die von den Vertretern der Arbeiter— schaft bean iragte Aufhebung des Belagernngezustandes abgelchnt. Das Erscheinen der „Nolen Fahne“ und des Vollsrechtes“ ist ver⸗ boten worden. Drei Kom kmntniften führer würden verhaftet; ihr Hauptsührer Gottberg entkam. Bei nächtlichen Plünderungsversuchen wurde ein Mann in Mattosenuniform getölet.

Am sterdam, 9. Juli. Wie Daily Mail“ aus Pl month meldet, kam es auf dem frheren deutschen Dampfer ? rinz Ludwig“, auf dem ein großes au stralisches Truppen⸗ tontingent nach Austrasien befördert werden sollte, zu Un⸗ ruhen, weil die Mannschaflen keinen Landurlaub erhielten. Da den wiederholten Forderungen der Mannscharten nicht stattgegeben wurde, drohten sie das Schiff zu versenken. Einige Stunden später ereignete sich auf dem „Prinz Ludwig“ eine große Erplosion. Wejtere Einzelheiten fonnten nicht in Erfahrung gebracht werden, da die Behörden jegliche Auskunft ablehnen. Tatsache, daß die Trurpen an Land gelassen wurden, beweist, daß sie ihren Willen durchgesetzt haben. (W. T. B.)

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dehnen Plünderungen und

ern, oO, Jul. Ye Teunerungsunruhen sich auch in Süditalkͤen immer weiter aus. andere Gewalttätigkeiten können nicht überall ohne ernsthafte Zu⸗ sammenstöße verhindert werden. Dem Eingreifen der bewaffne: en Macht sind weitere Tote und Verwundete zum Opfer gefallen. In Turin sind 40 0906 Arbeiter gusständig. Nach Malländer Nach= richten sind die Verhandlungen bei den römischen Handelskammern mit den Behörden und Geschästs leuten gestern gescheitert. Für No an. ist. der sofoꝛtize Generalstreit beschlossen worden. Ganz Arulien it von der Bewegung ergriffen. Etz werden dort, laut Avanti, bereits Truppen zusammengezogen. Auch in Sizilien mehren sich die Auestände. (W. T. B.)

54 6 8 d

Sendel und Gewerhe.

IJ. Aus dem jungst erlassenen ischecho⸗slowakischen Finanzgesetz ist laut W. T. B.“ hervorzuheben, daß das ze weg liche Vermögen und die nicht hypothetkarisch gesicherten Ford era ngen auch der deutschen Reichsangeh örigen, soweit sich, Vermögen oder, Forderungen in der Tschecho⸗Sloꝛrarei befinden, his zum 31. Juli 18 Fei ginem Noe n Prag der beiden Ste neräm tern der an deren *in Frage om menden Orte angemeldet werden muß. Auch der Schuldner kann die Forderungen anmelden. Alle nicht bis zum 31. Juli angemeldeten Forderungen verfallen zugunsten des Staates. Als Vertreter für die Anmeldungen komm! D 8 Stark, Prag 1I, Negazaufa 8, in Betracht.

Londoner, Junt. (B. X. B.) Im Juni betrug der Wert der Einfuhr 122945 655 Pfund Sterling [Zunahme gegen das Vorjahr 21 400 936 Pfund Sterling), der Wert de, Ausfuhr 4 562 346 Pfund Sterling (Zunahme 19 525 115 Pfund Sterling) und der Wert der Wiederaussuhr 11 964 O79 Pfund Sterling Zu⸗ nahme 9 ig 3602 Pfund Sterling).

, Berichte von auswärtigen ertragtermärtkten

Wien., 9. Juli. (W. T. B.) Die Börse zeigte in rmarlung günstigerer Friedensbedingungen auch heute eine zupersfhtlicke Ausf. seenn und bekundete namentlich im eriten Stadium des Verknhrs eine este Haltung. Zu namhaften Kurt steigerungen fam es insbesondere in Stag tbahnwerten, welche angeblich für Rechnung deg neutralen Auslandes in größeren Posten aufgenommen wurden. Tükenwerte gewannen im Anschluß an Berlin gleichfalls einen kräftigen Vor⸗ sprung, besonders Tabataftien. Schwächer lagen dagegen einzelne Bankbapiere und Sfkodaaktien. Gine freundliche Stimnmiung herrschte im Schranken por, sprztell für Petroleum⸗, Mäagnesit. und Chem ische Fabrikaktien. Das gestern stärker zum Durchbruch gelangte Interesse jür Renten hielt auch heute an, doch blieb die Bewegung in engen

BFrenzen. . . 9 Wien, 9. Fuli. (W. T. B.) DVörsenschlußkurse) Türkische Lose 427,00, Ortentbahn Sladtäbahn 931, 00, Sh. hahn 1663, Desterreichische Kredit 56.99, Ungarische Kredit 57006, Anglobank 33 706, Untonbank 468,90, Bantyrrein 4094, 0), Länder⸗ baut 40909, Tabakaktien 1490,00, Alpine Montan 933,09, Prager Fisen 2651000, Rima Muranver 849,00, Stobäwerle 685, 0b, Salgo Kohlen S786, 6. Brürer Kohlen —— Galtzia 1000. Waffen O, Llopd-Aktien 3840,09, Poldihütte 50. M0, Daimler H30, Mh, Oesterreichische Goldrente 115,00 Dester reichts che Kronenrente S2, h0, Februarrente —,/ Malrente 83, 25, Ungarische Goldrente Ungarische Ktonenrente 66,00.

e bs engt g gz. g. B 2s. Cnehhste Consol h, 5 oo Argentinier von 18565 97, 4 */9 Brasilianer von 1888 67, K bo Japaner von 1889 69, 3 oso Vortugiesen 54, 5 Oo Russen von 1906 54, 43 0so 6. von 1909 353. Baltimore and Ohio —, Tanadian Paeifie 173, Erie 21, Nationat Railwayz of Mexlko 1063, Pennsplyania ——. Southern Pacißie n üͤnited States Sterl Forporation 123, Anaconda Copper —, Rin Tinto 5oz, Giartered 22/9, De Beers 23. Goldfields 2, Randmines 21si. H bo, Kriegsanle he 9öt, 4 0lo Kriegkanleihe 1013, 3 Kriegsanleihe Sd ld /sis.

Paris, 9. Juli. (KB. T. B.) 5 oj Franz. Anlelhe 3862, 4 Yo Franz. Anleihe 7I, 569, 3 59 Franz. Yꝛente 6 I, 35, 4 od Span. äußere Anleihe ——. H 0 Russen von 1955 boy, 05, 3 on Russen von 18965 35, 00, 4 Türken unif. 74.50, Suez⸗Kanal 5695, Rio Tinto 1850.

Am ster dam, 9. Juli. (W. T. B.) Wechsel auf Berlin , Wechsel auf Wien 8.06, Wechfsel auf Schweiz 47,36, Wechset auf Kopenhagen 60 20, Wechsel auf Stockholm 65,75, Wechsel auf New York 2523, Wechsel auf London 11,814, Wechsel auf Paris 35,20, Wechsel auf Chriftiania 63, 90. 5 ol ο Niederländische Stagtsanleihe von 1915 915, 3 6,69 Niederländ. Stagtsanleihe 60, Königl. Niederländ. Petroleum 7714, Holland⸗Amerita⸗Linie 4255, Viederlandisch⸗Judische Handelsbank 2727, Atchison, Topeka & Santg Fs —, Rock Island —, Southern Pacisie 1133, Southern Rail— way 304, Union Pacifle 14123, Anaconda 160, United States Steel Corp. II6, Französisch⸗Englische Anleihe —, Hamburg⸗Amerlka⸗ Linie —, —. Eröffnung preishaltead. Schluß sehr schwach.

Kopenhagen, 9. Juli. J Sichtwwechsel auf. Hamburg 30, 75, do. auf Amsterdam! 166,75, bo. auf schwelzer, Plätze 79 00. do. auf New York 436,50, do. auf London 19.770, do. auf Paris 64.25, do. auf Antwerpen bz, 7h

tech m, 3 nn, .,. d. B.) Sichtwechsel auf Berlin 27,90, do. auf Amsterdam 152.5, do, auf schwelzer. Plätze 2,25, do. auf Washington 399 00 do. auf London 1797, do. auf Varl§ 58, o, do. auf Brüssel 57.56.

New gor, 8. Juli,. KB. T. B.) (Schluß.). Auch heute Dar das Geschäft an der Börse recht rege. Bei Beginn war die Stimmung nicht gleichmäßig, doch war der Grundton, ausgehend von umfangreicheren Käufen in Anlagewerten, als fest zu bezeichnen. Vamentlich Steels und Oelwerte „waren zu böheren Preisen gefucht. Im späteren Verlauf wurde die Haltung infolge von Liquidationen, die im Zusammenhang mit den höheren Geldsätzen vorgenommer wurden, teilweise schwächer, doch rat zum Schluß wieder eine leichte Erholung ein. Bei Schluß der Börse war die Kurs? gestaltung nicht einheitlich, doch überwogen Kursbesserungen. Um— gesetzt wurden 1 720 000 Aktien. Tendenz für Geld: Sehr fest. Geld auf 24 Stunden Durchschnittssatz 14, Geld auf 24 Stunben letztes Darlehn 15, Wechsel auf London (60 Tage) . Cable Transfers 4,153, 0, Wechsel auf Paris auf Sicht 6,52 00, Silber in Barren 107, 3 o/ Northern . Bonds —, 4 0j Verein. Staaten Bondz 1925 Atchison, Topefa u. Santa 1023, Baltimore und Ohio 154, Genadian Facifte 160, Chesapeake li. Ohio 65, Thscago, Milwguler u. St. Baut 44, Denver u. Nio Grande 7 Illinols Central 9h, Louicpillt u. Nashpille 110, New gork Central SIz. Norfolk M. Bestern 1063, Pennsylvania 435, Reading ol, Sonthern Pacffie 1083, Union Pacific 134, Andcondqd , 4t, United States Stecl Eorporation 1134. do. pre . . 5g.

Berichte von auswärtigen Waren märkten.

London, 7. Juli. (W. T. B.) Kupfer per Kasse 948.

Liverpool, 8. Juli. (W. T. B.) Baum moe. Umsatz 2000 Ballen. Einfuhr 20 976 Ballen, davon 19 900 Ballen amert⸗ fanische Baumwolle. Für Juli 20,45, für Septemher 20,32, für

Oktober 20,24.

Nen Nork, 8. Just, (w. 8. B.) (Schluß.) Baur molle loko middling a,, do. für Juli 33,66, do. für August 33,70, do. für Septeinber 33, 65, New Orleans loko middling 33, 12, Petroleum refined in Cases) 20,25. do. Stand. white in New Jork 1726, do, in tanks 8,25, do. Credit Balances et Oil City 4, 06, Schmal prime Western 3h, 0, do. Rohe u. Brothers 800M. Zucker Hentri—= fugal 7,238, Weizen Winter 2379, Mehl Spring Wheat clearz 9,0 10, 00, Getreidetracht nach Liberpool nom., Kaffee Nilo Rr. ] loko 225, do. für Juli 23,40, do. fuͤr September 22,20.

8 /

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Familiennachrichten.

Verlobt: Frl. Marie Agnes von Nostiz und Jaenkendorf mit

Qin. Oberleutnant Conrad Huhertus von Raczeck (Pillnitz bei Dresden). Frl. Lotte Kalwest mit Hrn. Oberleutnant a. D. Gerhard Felmy (Berlin —= Charlottenburg).

Vereh el ich t; Hr. Hauptmann Hanshenning von Holtz endoiff wit Frl. Barbara von Flotow z. Zt. Lohme, Rügen.) Hr. Hgauptinann Vans Werner von Wiedner mit Frl. Annemarie von Arnim (Vrandenstein).

Gestorben: Hr. Oberstleutnant

ö E D. Gerng Zimmermann Berlin Friedenau). gn

Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charlottenburg. deren wordt den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschäftestelle, Niechnungsrat Yen erin g in Berlin.

Verlag der Geschäftestelle (Men gering) in Berlin. I Druck der Norbdeutsben fön sdrugkerei und Verlaazanstalt. ö. Berlin, Wilhelmstraße 32. .

ZJünf Beilagen

leinschließlich Börsenbeilagej 1 ünd Erste, Zweite und Dritte Zentral · Gondelzreaister · Vrilaga. ]

Nütter, Erzberger, Noske,

und 5e

deutsch⸗österreichische

. Fe

.

etzentwurfes

Reichs

Deutsche Nationalversammlung in Weimar. 51. Sitzung vom 9. Juli 1919. (Bericht von Wolffs Telegraphenbüro)

Haus und Tribünen sind sehr stark besetzt. Am Regierungstische: die Reichsminister Bauer, Dr. Bell. Schmidt Dr. David, die preußischen Minister Hirsch und ine, der bayerische Gesandte Dr. von Preger, dey Gesandte Dr. Hartmann und andere. Die Eröffnung der Sitzung verzögert sich. Der Präsident hrenbach eröffnet sie erst um 1053 Uhr. ; Auf der Tagesordnung steht die erste Beratung des Ge⸗ ö Frie⸗

ensvertrages.

gele

ö 3

Ratifikation vorzunehmen 1) daß vor dem

des

oder Ger

gege

sewesene Strafen zu erkennen,

Ger

.

3 .

un

TPTommen. Aufrechterhalten Pro Bei

1 Ver

Präsident Fehrenbach teilt mit, daß von der Deutsch— tionalen Volkspartei folgende Entschließung vor— gt worden ist:

„Die gesetzgebende Nationalversammlung wolle beschließen, die unter vem ausdrücklichen Vorbehalt, Inkrafttreten der Artikel 27 bis 236 von Lehrern Völkerrechts von Ruf ein Gutachten darüber eingeholt wird, es nach den anerkannten Grundsätzen des Völkerrechts zulässig üblich und gerechtfertigt erscheint, mit rückwirkender Kraft einen ichtshof zur Aburteilung vorhergegangener angeblicher Verstöße n das Völkerrecht einzusetzen und auf vorher noch nicht angedroht 2) daß im Interesse der Gerechtigkeit Untersuchung der Frage von der Schuld am Kriege ein neutraler ichtshof eingesetzt wird.“ , .

Zu dieser Entschließung wird bei der zweiten Lesung

Stellung genommen werden.

Reichsminister der auswärtigen Angelegenheiten Müller: n Friedensvertrag selbst haben Sie und wir bereilz Stellung ge⸗ zleibt heute und immer unser einstimmiger test gegen diese vertraggewordene Vergewaltigung. (Eebhafter fall. Aufrechterhalten bleibt aber ebenso unsere Zusicherung der tragserfüllung bis zum äußersten. Wir müssen ohne Vorbehalt,

hne Hinterhältigkeit in die neuen Pflichten hineingehen. Inwieweit

Pir int

rf uns keine Schuldwund kein Vorwurf treffen.

haben wir ausgeführt, als unsere die Grenze der Erfüllbarkeit Wir alle, unser

sie für unerfüllbar halten, n erschrift erzwungen wurde. Aber für

ganzes Volk, steht heute vor dem Aufbruch zu einem vierzigjährigen

arsch durch die Wüste. Der

men sicht

erste Schritt auf dem Leidenswege die Ratifikation. Wir haben sie zufolge der letzten Note Cle⸗ ceaus beschleunigt, da uns die Aufhebung der Blockad- in Aus⸗ gestellt ist. Neben der Gewißheit

Eben wir noch die Hoffnung auf Rückke Venn das Wort „Frieden“ nicht jeden

Rückgabe der Gefangenen jetzt erfolgen lind in weitestgehendem Maße Vorkehrunge

der

Kriegsgefangenen in ihre Heimat auf r

lichen, und es sind darüber hinaus auch alle ihnen mit der Rückkehr auch

6 Kebhafter Beifall.)

Wir d

cwRefunden haben. Hanzem Herzen.

ö . .

5

(

1

nach Bevöl kerung ihre Staats⸗

.

ECebhafter Beifall.)

Abg. Krätziüg (Soz.: Wir stimmen der Ratifikation zu aus

denselben Gründen, die uns neulich veranlaßten, der Regierung die

0

machten Hunderttausende Deutsche

Ra

eltkrieges die Heimat

t In

Kriege zu machen droht.

st

llmacht zu erteilen, den Vertrag zu unterzeichnen. Noch immer in Gefangenschaft. Mit der tifikation reißen wir die Schranken nieder, die diesen Opfern des und die Familie versperren. Wir pro⸗ eren gegen den Gewaltfrieden, der die Versöhnung der Völker tertreibt und Europa zu einem Explosionsherd für neue blutigg Wir wenden nie aufhören, dagegen zu pro⸗

unter Nichtachtung des Se bbst—

daß Elsaß⸗Lothringen

ieren,

estimmungsrechts an Frankreich abgetreten werden muß. Nie werden

bir uns damit abfinden, daß mon unser

wi

bir nie bergessen, uutsche nicht zugrunde gehen.

ü

Vaterland in Stücke reißt

eine große Anzahl von Volksgenossen unter fremde Herren nat. Wir geloben heute: Die uns entrissenen Landesteile werden sondern alle Jeit dafür sorgen., daß sie als (Beifall. Unzerreißbar bleibt das

ndnis mit Oefferreich, und die Hoffnung, daß alle Deutschen auß

zrund des Selbstbestimmungsrechts alle in einen Einheitsstaat ven nigt werden. Protest erheben wir gegen die Wegnahme unserer

olonien. ar nicht das Werk einzelner Personen, ternationalen Kapitalismus, ö 1 am Krieg hinstellt, spricht eine wissentliche Unwahrheit aus,

J

erhörten Kriegsnot vorüber

Das deutsche Volk wollte diefen Krieg nicht. Der Krieg sondern des imperialistischen, und wer unser Volk als den Schul—

werden uns bemühen, den Vertrag loyal durchzuführen. Wenn die Erregung, die unsern Volkskörper jetzt erschüttert, infolge den ist. dann wird der Welt offenbay

erden, daß die kusturfördernde Arbeit des deutschen Volkes aus

Esen Fesseln freigemacht , x. sammenwirken der klassenbewußten Arbeiter aller Länder.

werden muß. Das wird geschehen in dem Wir

überzeugt, an einem Tage wird sich die Macht der internationalen

assenbewußten Arbeiter stärker emweisen als der ann, wird auch das Unrecht dieses Krieges

Imperialismus. widerrufen werden.

Abg. Dr. Spahn Sentr ); Der Friedenspertzag entspricht t den Grundsätzen kes die Völker verbindenden christ lichen Geistes,

sondern ist das Ergebnis einer uns bis über den Friedensschluß hinaus erfolgenden Unversbhnlichkeit.

Er mutet uns ein wahrheitswidriges

Schuldbekenntnis zu, fordert die Auslieferung deutscher Männer gegen er Gefühl und deutsches Recht, nimmt uns deutsches Land in FE'st und Ost und raubt. uns alle unfere mit deutsckem Gut und ut entwickellen Kolonien und fügt diesem Raub noch ben Rorwéond

Erste Beilage anzeiger und R

erfüllt uns diese Kränkung deutscher Ehre und Zerstörung deutscher Kultur. Wir stimmen trotzdem dem Friedensvertrag zu. Es geschi nicht aus freiem Willen und innerer Ueberzeugung, sondern lediglie aus dem harten Zwange der Tatsache, das Meich vor Anarchie und Zerfall zu retten und Volk und Vaterland vor dem inneren Unter⸗ gang zu bewahren. Das Reich wird nach besten Kräften suchen, den Vertrag zu erfüllen, aber binnen kurzem wird sich zeigen, daß er in vielen und wesentlichen Teilen unerfüllbar ist. Schon deshalb ist eine baldige Revision eine unabreisbare Notwendigkeit. Abg. Dr. Schücking (Dem): Die Fraktion der deutschen demo— kratischen Partei erklärt, daß fie dem Gesetz über den Friedensvertrag nicht zustimmen kann. Sie überläßt vielmehr diese Zustimmung der Mehrheit des Hauses, die am 77. Juni die Regierung ermächtigt hat, diesen Frieden zu unterzeichnen. Vie Fraktion läßt sich heute wie damals von der Erwägung leiten, daß aus der Annahme dieses Frie— dens dem deutschen Volke noch schwerere Nachteile drohen, als aus der Ablehnung. (Sehr richtig! bei den Demokraten.) Wenn Ter Friede nunmehr trotz des Widerspruchs unserer Fraktion zustande kommt, so wissen wir uns doch einig mit dem ganzen Hause in seiner moxalischen Verurteilung. Wir wollen ihn getreulich erfüllen, soweit er sich erfüllen läßt. Aber unerfüllbar bleibt für uns der innere Verzicht auf den staatlichen Zusammenhang mit Millionen unserer Volks⸗ genossen, die gegen ihren Willen bon uns losgerissen oder am Zu— sammenschluß mit unz gewaltsam verhindert werden. (eßh. Beifall.) Wir protestleren feierlich vor aller Welt gegen diese Verletzung des Selbstbestimmungsrechts der Völker (lebh. Bravo!), gegen alle die anderen Bestimmungen des Friedensvertrags, die mit den uns zuge⸗ sicherten und von uns vertrauensvoll angenommenen Rechtsgrundlagen des Friedens unvereinbar sind. Bir setzen unsert Hoffnung auf das Gewissen der Welt und auf das Wiebererwacken und Erstarken des Rechtsgedankens. C(Cebh. allseitiger Beifall. Sie werden erkennen, daß ein Attentat gegen die Freiheit und das Leben eines Volkes ein Angriff ggen alle Völker ist. (Beifall. Die Treue, die wir für unsere Volksgenossen aus den abgetrennten und bedrohten Gebieten im tiefsten Herzen, tragen, werden wir erhalten durch die hingebende Arbeit an dem Wiederaufbau des Vaterlands, das ihnen und Uns für alle Zeiten gleich teuer bleiben wird. Deutsche Brüder und Schwestern im Norden, im Westen und im Osten wir deutschen Demokraten rufen Guch zu: Bleibt Deutschland treu! Eebh. Beifall.)

Abg. D. Traub (B. Rat): Im Namen der deutschnationalen Fraktion habe ich folgende Irklärung, abzugeben: Unser Volk fich vor, der letzten Entscheidung über ie Besiegelung des deutschen Elends, Finmütig hat die deutschnatlonak— Fraktion be⸗ schlossen, der Ratif zierung“ des vorliegenden Friedensvertrags zu widersprechen. Wir sind uns der Folgen einer Ablehnung voll bewußt, gerade deswegen aber lehnen wir die Verantwortung für diesen Ver— trag ab. Nur für den Fall, daß die Mehrheit dieses Haufes sich für ie Ratifizierung entschließt, haben wir unter Berücksichtigung der Tatsache, daß der Friebe unterzeichnet worden ist, einen letzten Versuch gemacht, einen Appell an das Weltgewissen zu richlen. Wir möchten die Wirkung dieses Friedensschluffes daburch hemmen, daß wir noch einmal die Stimme deg Rechts anrufen, und wenn alles andere ver— sagt, sollen doch aller Welt die Vorbehakt⸗ kundgegeben werden, die Hir in unserer Entschließung genannt haben. Del Rednen beschäftigt sich odann mit den Feen Lklod Georges und Clemencegus und be⸗ merkt: Hätten wir den Friedensvertrag abgelehnt rat könnte nicht schlimmer sein. (Sehr richtig! rechts) Der Vertrag ist unerfüllbar, das werden wir immer wiederholen. Es wird kommen der Tag der deutschen Befreiung. Sollte man es wagen, die Hände auf die besten Führer unseres Volkes zu legen, so agen wir? HDände weg! TKebh. Beifall) Alles hat feine Grenzen. Die Ehre ist kein leerer Wahn, die Ehre ist alles. Die Wunde dieses Friedeneschlusses wird nie vernarben sie soll nicht vernarben. Stürmischer Beifall rechts, auch auf den, Tribünen ertönt lebhafter Beifall und Händeklatschen.)

. Präsident Fehrenbach: Es ist der Tribüne nicht gestattet, sich an Beifallskundgebungen zu beteiligen. (Rufe bei den Ünab— hängigen: Bestellte Arbeith Im Falle der Wiederholung werde ich die Tribünen räumen lassen. (Große Unruhe.)

„Abg. M. Kahl ( Dtsch. Volkspartei): Die Deutsche Volkspartei erklärt in Uebereinstimmung mit ihrer Haltung in den Sitzungen der Nationalversammlung vom. 22. und 23. Juni, daß sie ihre Zustimmung zur Ratifikation dieses Frieden vertrages nach bestem Wissen und Ge? wissen nicht zu geben vermag; sie wiederholt ihre Ablehnung im vollen Bewußtsein der Verantwortlichkeit, die fie damit vor der Weltgeschichte und dem deutschen Volke übernimmt. Wir bitten und ermahnen das deutsche Volk, die Reihen zu schließen, fieberhaft zu arbeiten und den Glauben an das Vaterland nicht zu verlieren. Sollte dieser Frieden jetzt zum Völkergesetz erhoben werden, so werden wir nie mals seine Rechtsbeständigkeit anerkennen. Wir ehnen einen solchen Frieden heute und immer ab. (Beifall und Händeklatschen.

Präsident Fehrenbach: Ich mache darauf aufmerksam, daß auch die Angehörigen des Hauses nicht in die Hände klatschen dürfen. (Widerspruch rechts. Unruhe) ͤ .

Abg. Henke (u. Sor) erklärt im Namen seiner Partei: Auf unsere Initiative ist die Regierung am 2. Juni zur Unterzeichnung des Friedens veranlaßt worden. (Gelächter im ganzen Haufe) Wir stimmen dem Friedensvertrag zu unter dem Zwange der Gewalt, gegen die wir uns nicht wehren können. Eine Abwehr durften wir nicht bersuchen, weil sie von neuen und großen Leiden für unser Volk be= gleitet worden wäre. Wir verlangen die sofortige Aufhebung der Blockade und die Rückkehr der Gefangenen. Wir grüßen die Flammen ichen innerhalb der revolufiondren Arbeiterklasse im Osten und Westen Furopas und reichen den Prosetarsern der ganzen Welt die Bruder—⸗ hand zum Kampfe für die Weltfreiheit. Tebh. Beifall b. d. Unabh.)

2 Wimmig (Soz.) erklärt im Namen Ter Abgeordneten des deutschen Ostens: Die Bstimmungen des Verfailler Friedens über den deutschen Osten entbehren in ihrer Gesamtheit der von den ver— bündet und vereinten Mächten selbst geforderten Rechtsgrundlage. Gustimmung) Darauf gestützt legen die Abgeordneten des Ostens zu⸗ gleich im Namen der von ihnen vertretenen Bevölkerung in dieser welt geschichtlichen Stunde einmütig feierlich Verwahrung ein gegen die Zerstückelung des deutschen Sstens. Einst wird kommen der Tag, da der Sieg, des Rechts daz Unrecht von Verfailles ieder gut machen wird. (Lebh., lang anhaltender Beifall.)

Abg. Allekotte (Jentr) legt namens der Abgeordneten und der Bevölkerung der im Westen von Deutschland losgeriffenen Gebiels⸗ teile Verwahrung gegen das Unrecht ein, das den Ländern und der Bevölh rung dieses Gebietes geschehe, desgleichen

h Walsdstein (Dem) im Namen der Abgg. Schleswig—⸗ olsteinè. ö b Iden: Fehrenbach: Ein echt deutscher Stamm kann in dieser Stunde nicht zu Ihnen sprechen: Esaß⸗Lothringen. Ich fühle mich vor der Nationalversammlung vewflichtef, mich der Vewahrung der Vertreter der anderen von Deutschland losgerissenen Gebiete an'

zuschließen. 39 . Abg. Schiffer: Dem) zur Geschäftsordnung: Vor Eintritt in die zweite Beratung bitte ich um Einlegung einer Pause. Es ist eine dringende Notwendigkeit, daß wir innerhalb der Fraktion zu der überraschenden Entschlißung der Deutschnationalen Stellung nehmen. ustimmung.) Der Prxäsidenk verfährt unter Zustimmung des Hauses

gemäß dem Vorschlag des Abg. Schiffer und beraumt die

Schimpf kolonisatorischer Unfähigkeit hinzu. Mit tiefem Schmerz

nächste Sitzung auf 12½ Uhr an.

lauten würde, der

Um 12 Uhr 25 Minuten eröffnet der Präsident Feh⸗ renbach wieder die Sitzung.

Das Haus geht zur zweiten Beratung des Ratifizierungs—⸗ gesetzes über. Inzwischen haben die Deu schnationalen ihre Entschließung geändert und ihr die Form eines Abände—⸗ rungsantrags zum Gesetzentwurfe felbst gegeben, so daß dieser

Unterzeichnung des Friedensvertrags werde

zugestimmt unter Vorbehalt, wie er in der Entschließung aus— gesprochen war. Abg. Dr. Schiffer (Dem.): Wir werden egen den Antrag stimmen und bedauern, daß er überhaupt eingebracht? wur- Sehr richtig In dieser Stunde wird Klarheit und Entschlossenheit mehr als je verlangt und wird zum Gehot; der Antrag dient nur dazu, Verwirrung und Unklarheit zu schaffen. Das machen wir nicht mit' Auch entspricht es der Würde des deutschen Volkes, daß wir unz nicht ö. einmal einer Ablehnung, wie sie uns einmal zuteil wurde, aus⸗ etzen.

Abg. Gröber Gentr.): Sonderbar genug lag uns der Antrag

der Deutschnationalen erst in letzter Minute nur in einem Exemplar in der Hand des Präsidenten vor. Dem Widerspruch dagegen schließen wir uns in allen Teilen an. Sine Reser vation zu Lem 6 esetzentwurf über den Friedensvertrag kann es in diefem Augenblick nicht mehr eben, die Zeit ist vorbei. Heute heißt es nur: entweder dafür ober agegen stimmen. Wir brauchen kein gelehrtes Kollegium, das uns über die Rechtsfrage Felehrt. Offenbar verbindet die Partei des Herrn Schultz ⸗Bromherg mit ihrem Antrag nur pgrteipolitische Ziele. (Sehr richtig! und lebhafte Zustimmung bei den Mehrheitsparteien; stürmi⸗ scher Widerspruch und Pfuirufe rechts; Zurufe: Demagogie) Man sucht niemand hinter dem Ofen, wenn man nicht selbst dahinter gesteckt hat, (Un; rechts, Beifall und Rufe: Schtebdr be den Mehrheits— parteien) Welchen Zweck Sie nach rechts) mit Ihrem Antrage ver⸗ folgen, darüber ist niemand in diesem Hause im Zweifel. (Sehr wahr! und lebhafte Zustimmung bei den Mehrheitsparteien) Sie wollen ihre Parteisuppe an diesem Antrage kochen (Sehr wahr! Und lebhafte Zustimmung bei den Mehrheitsparteien); aber wir wollen dafür sorgen, daß Ihnen dieses Manöber nicht gelingt. (Lebhafte Zustimmung bei den Mehrheitsparteien.)

Abg. Schultz Bromberg D. Nat): Daß der Antrag, den wir in letzter Stunde eingebracht haben, noch nicht gedruckt lie, ist nicht unsere Schuld, das Büro ift nicht in der Lage gewesen, ihn zu drucken. Unser Antrag ist der letzte Schrei nach Gerechtigkeit eines Volkes, daß zum Untergange bestimmt ist. (Beifall rechts)

Präsident Fehrenbach stellt fest, daß der deutschnationale Antrag dem Hüro erst zwischen 10M und 10315 Uhr überreicht worden ist. 6 hört!)

eichsminister der auswärtigen Angelegenheiten Müller: Ich bedauere ganz außerordentlich, was wir? in dieser historischen Stunde erleben müssen. Im übrigen glaube ich: die Zeit der Vorbehalte ist vorbei; heute kann es nur ein Ja oder Nein geben. Was würden unsere Feinde in diesem Antrag sehen. Nichts weiter als ein letztes Manöver, eine letzte Schiebung. (Sehr richtig! und lebhafte Zu⸗ stimmung der Mehrheitsparteien) Ich glaube, die Schiebergeschãfte auch in der Politik müssen ein. für allemal vorbei sein. Nur mit lovalen Mitteln können wir die Revision des Vertrages erreichen, aber mit solchen Anträgen wird sie schfecht eingeleitet. ;

Ahg. L gebe (Soz.: Der Zweck des Antrags ist nicht zweifel⸗ haft. Das Generalsekretariat der Deutschnationalen Volkspartei hat hier kundgegeben, daß die Situation der niederschmetternden Friedengz⸗ bedingungen agitatorisch ausgenützt werden müsse. (Hört, hört! Nicht nur die Einbringung des Antrags, sondern auch dis ganze Rede des Abg. Traub widersprach der Würde dieser Stunde.

Abg. Dr. bon Delbrück (D. Nat. . Unser Antrag ist schon gestern in der Fraktion beschlossen und ohne unsere Schuld nicht ge⸗ druckt worden. Er sollte keineswegs das Haus üherraschen.

Abg. Haase (U. Soz.): Der Abg. Traub hat deutlich gezeigt, daß Sie snach rechts Ihre Parteinnteressen verfolgen. Wir lehnen es ah, uns an einem Satyrspiel zu beteiligen. t

Abg., Dr. Heinze (D. Vp.) : Meine Fraktion bedauert diesen Antrag, der , , hereingebracht hat. Die Mehrzahl meiner Fraktion lehnt ihn ab. (Beifall) . .

Abg. Schultz Bromberg (D. Nat) weist noch einmal die Vor— würfe gegen seine Partei zurück.

Die Abstimmung ergibt die Ablehnung des Antrags der Deutschnationalen Volkspartei gegen die Stimmen der Antrag— steller und einiger Mitglieder der Deutschen Volkspartei und

die Annahme des Gesetzentwurfs ohne Aenderungen.

Auf Vorschlag des Präsidenten Fehrenba ch tritt das Haus sogleich in die dritte Beratung ein.

Das Wort wird nicht verlangt.

Auf Antrag des Abgeordneten Richter— Ostpreußen (D. N.) erfolgt namentliche Abstim mung.

Daran beteiligen sich 323 Abgeordnete, 208 mit ja, 115 mit nein. Hiermit ist der Gesetzentwurf angenommen.“

Nächste Sitzung Mittwoch, Nachmittags 3 Uhr. Schluß 11 Uhr.

52. Sitzung vom 9. Juli 1919. (Bericht von Wolffs Telegraphenbürs)

Am Regierungstisch: die Reichsminister Bauer, Dr. David, Erzberger und Dr. Bell. Präsident Fehrenbach eröffnet die Sitzung 3 Uhr Minuten. Es wird die erste Beratung der

fortgesetzt. Abg. Dr. Graf von Posadowsky (D. Nat.): Es ist Weifelhaft, ob die Nationalversammlung überhaupt der zutreffende Ort für die. Bergtung bon Steuervorlazen ist. Febhaftes Hört! Hört,) Sie sollte fich doch ursprünglich nur mit der Verfassung beschäftigen und dann gleich Wahlen ausschreiben. Das ist aber nicht seschehen. Gelächter und Unruhe links) Die Lestung des Reitt. finanzministeriums ist gegenwärtig der wichtigste, aber auch der schwieriaste Posten, der ewige Ministerwechsel, der mt dem FParla— mentarismus verbunden zu sein scheint, ist für die Finanzverwaltung nicht günstig. (Lebh. Beifall rechts) Der neue Finanzminister hat über einen seiner Amtsvorgänger geftern fehr scharfe Work gespro hen. Eins derartige Kritik eines Amtsvorgängers ist eine bedenklicke Reu— heit. (Zustimmung rechts.; Ich will Herrn Erzberger nur wünschen, daß sein Nachfolger nicht Anfaß zu ehenso heftiger Beurteilung selner Tätigkeit nimmt. (Lebhaftes Sehr richtig! rechts) Das deutsche Volt hat, ungeheure Lasten aufzubringen, die seine harte Lage noch ver— schlimmern. Am wenigsten erträglich geht es zweifellos den Beamten, denn siz stehen sich welt schlechtet als Tie meiften Arbeitzr. Deshalb muß bis zuür Senkung der Preise mindestens eine vorläufige Gehalts- aufbessertung stattfinden. Die Jahresast von 25 Milliarden Mark, die wir aufnehmen müssen, entspricht einem Volks vermögen von 500

25 Steuervorlagen