1919 / 165 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 24 Jul 1919 18:00:01 GMT) scan diff

bestimmt, chnungen an die äqrptische Schrift vorlan den; dennoch birlet nach Sethe die ägpptische Schrift nicht das Urbild, sondern nur ein Vorbild für unser in der hebiäiscken Tradition Über— liefertes Asphabet. In der Darstellung der Konsonagnten als Buchstaben (liegt die gedankliche Leistung. Obwobl das Aeppptische (benfalls den Stammbegriff an dem Konsonanten Paften läßt, hat es doch nicht die letzte Folgerung aus dieser atsache gezogen. Es blieben Tautzeichen bestehen, woher die n. Zahl der Hieroglyphen stammt; von einem ägyptischen Alphabet kann nicht gesprochen werden. Die semitischen Entdecker des Alphabets machten eben die Konsonanten, d. h. die wesentlichen Lautelemente, zu den Buchstaben; die Vokale ließen sie zunächst fort. Der Vor— tragende behandelte alsdann das Verhältniz der ägpptischen zur semitijchen Schrift mit Nücksicht auf die von Flinders Perrie ver— äffentlichten Sinaiinschriften. 29 oder 36 Zeichen ypen die ser 11 kurzen . haben zu agyptischen Schriftformen Beziehungen, 11 Zeichen ud nicht genetisch mit der ägypröchen in Zusammenhang zu bringen, 10 mwestere Zeichen sind gar nicht vergleichlar; ähnlich steht es mit dem Verbältnis der Sinaiinschrift n zur altsemitischen Schrift. Es tft. demnach beute, nech zweifelhaft, ob die Singischrift cine Buch— Tabenschrift ist, eine weitere Vergleichung der Sinaischrist min den alt emitischen Inschriften von Siloah, Marsu und anderen führt zu dem Schlusse: Die Sinaischrift ist noch keine reine Buchstabenschrist. Es scheint nun, daß die Semiten zwar die äußeren Formen von den ägzptischen Hieroglyphen zum Teil übernommen haben, während die Idee selbst, die Konsonanten zu Trägern des Alphabets zu machen, ihr geistiges Eigentum ist. Von einer anderen Gedankenreihe aus, nämlich aug den Namen der Buchstaben her, wie sie teils das hebräische, teils das i i e Alphabet trägt, suchle der Vortragende Licht auf das chwierige Problem zu werfen. Zunächst erhebt sich die Frage: Sind die Buchstabenuamen hebräisch? Darauf ist zu antworten: Sie sind nicht aus der Sprachfamilie des allieflamentlichen Hebrätsch, aber he können wegen gewisser Erscheinungen nur in einer semitischen Spra ze entstanden sein; denn auch die Phön zier nennen die Buchiaben mit denselben Namen. Hätten nun die Hebräer von den Phöniztern die Namen übernommen, so wͤrden sie sie in ihre Sprache übertragen baben, denn die Phönizier haben es so gemacht. Bie Hebräer haben die Namen, beibehalten, weil sie sie aus einem shrer Sprache ver— wandten Dialekt, dem alten Uraramäischen, übernommen haben, wie Dr. Auerbach im einzelnen nachzuweisen suchte, indem er Namen des alten Testaments anführte wie Nun Debora u. a., die gleich⸗ falls keine hebräische Form tragen. Es ist die Sprache des Ü r gert amäer deren die Isigeliten vor ihrer Seßhaftmachung in m sich bedienten, der auch die Namen der Brchstaben ent⸗ tammen, obwohl heute noch viele in ihrer Bedeutung unerklärlich sind. Das würde mit der Vätersage der Hebräer Übereinflimmen, nach der die Arami ihre Ahnen sind. Man muß auch annehmen, daß die Namen der Buchstaben mit diesen zugleich entftanden sind, wor uns die griechischen Namen den Beweis bieten; denn da die Dellenen die Formen von den Phöniziern Übernahmen, sind ihnen deren Namen Fremdwö ter, die sie ihrem Idiem gemäß umformen; so vermögen wir aus dem Griechischen zu schließsen, wie die Buchstaben namen bei den Phoöͤnizi'rn gelautet haben müssen, die sie aber wieder ihrer Sprache angepaßt haben; sie müssen sie demnach gleichfalls entlehnt haben. Nun kann unz das Inschriften— malerigl auch Hinweise bieten, wer die eigentlichen Erfinder des Alphabets sind. Aus den Einzeluntersuchungen ergibt sich, daß die isrdelitische Schrift ihre Form beibehalten hat, die sie um 700 vor Cbristus schon besaß; sie hat demnach die mehr ursprüngliche Form bewahrt altz die phönizische. Demnach sehen die Ifraeliten den Er— 6 des Alphabets näher als die Phönizier, die man als die Ver— reiter des Alphabets ansprechen muß, während den Ifraeliten die Rolle der Erfinder des Alphabets zukommen würde, die sie etwa um 100 vor Christus gewesen sind. Als eine Vermutung wies der Vor— tragende in Uehereinstimmung mit Professor Lehmann Haupt und in Anlehnung der Bedeutung des biblischen Loosorakeis der Urim und Thu— mim, das pur mit ja oder nein antwortet, auf den levitischen Priester⸗ stamm innerhalb der Israeliten hin, dem vielleicht diese Erfindung ge— gückt ist und innerhalb der Priesterfamilien auf Mofesz felbst, den Leistigen Heros. Für die Wahr cheinlichkeit diefer Vermutung spricht die Jeit, um die das Alohabet entstanden sein muß, sowie die Be— ziehungen von Palästina zum Südosten des semitischen Sprachgebiets. Daz Alpbabet ma! somit bei den südtfraelitischen Stammen ent— standen sein, die ja gegenüber den Nordstämmen als die Träger der eigentlichen,. Stammesktultur, der Id en des Monotheismus und der Gerechtigkeit, gelten müssen. Alle Propheten, die schiist iche Auf— zeichnen gen hinterlassen haben, kommen aus dem Süden des Landes. Sonach kann man die Esinder des Alphabets bei denselben Stämmen suchen, die auch die Schriften des alten und des neuen Testamentz 6. haben. Die Ausführungen des Vortragenden wurden von of. Schaefer, Direktor Piof. Reber und Dr. Täuber kritisch besprochen und ergänzt.

Wohlfahrtõpslege. ;

Den von der Nationalstiftung für die Hinter- hliebenen der im Kriege Gefallenen in die Schweiß zur Erholung ent sandten Kriegerwaisen, die sich in Adelboden im Berner Oberland befinden, hat vor kurzem der deutsche Gesandte in Bern inen Besuch abgestattet. Die Kinder sind dort in einer Reihe zusammenliegender Heime aufs beste unter= gebracht. Alle Einrichtungen bat der mit großem Jubel auf— genommene Gesandte eingehend besichtigt und vorbildlich vor— gefunden. Er konnte mit Genugtuung feststellen, daß die Kinder, die in einem äußerst schlechten Ernährungszustande angekommen waren, nach ihrem bisherigen Aufentkalt von etwa vier Wochen sich außerordentlich erholt haben und nur ungern das Ende idr er Ferien kommen sehen. Besonders erfreulich ist, daß sich ein freundschaftliches Verhältnis der deutschen Kinder zur schweizer Be— völkerung herausgebildet hat, sodaß den kommenden Transporten drutscher Kinder, die gleichfalls von der Nationak⸗Stiftung in Ad lboden untergebracht werden sollen, von vornherein ein freund⸗ licher Empfang g sichert ist.

Ein neuer Blinden beruf. Die Berufsberatung unserer Triegsinvaliden ist eine der dringendsten Aufgaben unferer traurigen Gegenwart. Deshalb dürfte folgender Hinweis auf die aus verschiedenen Gründen ganz besonders zu beobachtende Gruppe von Kriegsblinden vielleicht für weitere Kreise bemerkenswert scin, den der Professor Dr, Johannes Dück in der Frankfurter Wochenschrift Die Umschau“ macht: In Innsbruck wurde auf seine Veranlasfung der Versuch ge⸗ macht, eine Teilbeschäftigung des Friseurgewerbes, das sogenannte

Dressieren“ der Haare, als Blindenarbeit zu vergeben. Diefe Veschn ffigung besteht im Auffassen, Eindrehen und Veiflechten feiner Haarstränge jwischen ausgespannten Fäden; sie ist sehr leicht erlern- bar, benötigt die Führung des Auges gar nicht oder kann sie wenigstens leicht entbehren und erfordert keine Maschinen, weshalb sie also auch als Heimarbeit ohne weiteres ausgeübt werden kann. Sie kann sowohl im Sitzen wie im Stehen und natürlich bei ent sprechenden Witterunge verhältnissen auch in einem luftigen Raum, etwa auf einem offenen Balkon oder ganz im Freien ausgeführt werden, Um⸗ stände, die gesundheitlich bei langer Dauer der ß als günstig bezeichnet werden müssen. Außerdem ist es für Geübtere fehr leicht möglich, daß sie ihre Aufmerksamkeit, auch noch einem anderen

organg zuwenden, ohne daß der Wert ihrer Arbeit beein- trächtigt würde, so daß also durch Vorlesen und Unterhaltung für geistige Anregung und Weiterbildung genügend Spielraum vorhanden ist. Nach Vitteilung deg Fachmann kann ein Anfänger etwa. 1 m, ein Geübter leicht 15 im der

Aibeit in 1 Stunde fertigstellen;, auch sei die Mbeit, . bei

in der äußeren Form der Zeichen sind gewisse An- J dauernder Ausführung, nicht ermüdend; keinesfalls erfolge eine Ueber⸗

anstrengung. Die Zahlung erfolgt in Insbruck als Stücklohn und sichert nach Moiteilung des erwähnten Meisters einen duichaus genügenden Unter⸗ balt. Gerade der Umstand, daß bei dieser Beschäftigung eine geistige Weiterbildung und damit auch gegebenenfalls später der Uebergang zu einer andern vielleicht noch mehr Befriedigung gewährenden Ve- rufsarbeit möglich ist, sollte manchen Kriegsblinden zu einem Versuch damit ermutigen; die Meister aber sind nach den Insbrucker Er fahrungen froh, ständige und verläßliche Dresseure zu haben.

Verkehrs wesen.

Das Pressebüro Radio“ meldet aus New Jork, daß der Po st⸗ verkehr mit Deutschland am 22. Juli mit der Verschiffung von 400 Postsäcken mit 350 000 Briefen auf dem slandinavischen Dampfer „United States“ begonnen hat. Die Post wird in Kopen⸗ hagen ausgesckifft und von dort nach Deutschland weitergeschickt werden. Man erwartet, daß bis zur Wiederaujnahme des duekten Dienstes nach Deutschland die Brief- und Pakeipost einmal wöchent⸗ lich befördert werden wird

Mannigfaltiges.

Neue Gläser für Treibhäuser und Frühbeete. Ein bedeutsamer Einfluß des Lichtes auf die Ernährung des Menschen besteht darin, daß durch die Lichtwirkung sich unter Mithilfe des Blattgrüns die Umwandlung von Kohlesäure, Wasser und Stickstoff, in Siärke, Giweiß und Fett im Pflanzenkörper vollzieht. Ueber den Einfluß des Lichts auf die Gestaltung des Pflanzenwuchs hat nun Fritz Schanz wichtige Versuche angestellt, indem er bestimmten Pflanzen den ultravioletten Anteil des Lichts durch Anwendung eines bestimmten Glases, des sogenannten Euphoglases, entzog. Solche Versuche wurden mit Edelweiß, mit Roggen mit Hafer, mit Gerste angestellt. Das ultraviolette Licht beeinflußt die Gestaltung der Pflanzen. Sie werden bei dessen Abschwächung größer, ihre Stengelglieder länger, die Blätter länger, schmaler und dünner. Deutlich zeigt sich dies am Edelweiß, und man erkennt diesen Einfluß leicht, wenn man beobachtet, wie das aus dem Hochgebirge nach der Tiefebene versetzte Edelweiß seine Gestalt verändert. Aus dem kürzen gedrungenen Gewächs wird eine lang— aufgeschossene Pflanze, von deren alpinem Charakter kaum mehr etwas übrig bleibt, und diese Wirkung ist nur auf den Einfluß des ultra— violetten Lichts zurückzuführen. Die Versuche von Schanz haben auch igt, wie in unter dem Euphoglas nicht nur die Gestalt der Pflanze, sondern auch ihr Anvassungsorgan vergrößert. Diese Beobachtung könnte in der Landwirtschaft und im Gartenbau aut— genutzt werden, indem man den Treibbeeten mehr als bisher das ultraviolette Licht entzieht.

Erfurt, 23. Juli. (W. T. B.) Infolge der Kündigung von zwei Angestellten kam es in der ehemaligen Königlichen Gewehr« fahrit in Erfurt zu Ruhestörungen. Ein Teil der Arbeiter⸗ schaft rottete sich zufammen, um von der Direktion die Zuruͤcknahme der ausgesprochenen Kündigung zu erzwingen, drang in das Vei—

waltungsgebäude der Fabrik ein, mißhandelte dort einen Vertreter

der Arbeiterschaft, der zu Verhandlungen dort weilte, und bedrohte das Personal der Fabrikleitung; jegliche geschäftliche Arbeit wurde derhindert. Die Leitung sah sich daher gezwungen, den gesamten Betrieb ein zusteklen. Die . wurden zum Schutz vor Sabotage duich Reichswehrtruppen des Erfurter Kommandos besetzt.

Wesel, 23. Juli. (W. T. B.) Gestern abend trafen von Rotterdam die Besatzung der „Emden“ und Mann“ schaften aus Tsingtau im Heimkehrlager von Friedrichsfeld ein, ferner ein J. sämtlich aus Ausstralien. Heute früh kam ein Verwundetentrankport aus England an.

Täęel, 23. Juli. (W. T. B.) Im Laufe des gestrigen Tages ist, es hier zu einer vorübergehenden Ginstellung des Gisenbahnbetriebes gekommen. In den Kieler Eisenbahn— betriebe werkstätiten waren gestern vormittag zwischen den Betriebs— leitein und den Arbeitenn Meinungsverschledenheiten entsianden, die damit endeten, Faß die Arbeiter die Betriebsleiter gewaltsam aus den Werkllätten entfernten. Hierauf antworteten die Lokomotivführer mit der Einstellung des Güterverkebrs und abend auch des Perfonen— perkehrs. In einer in den späten Abende unden abgehaltenen Ver sammlung der Lolomotivführer wurde eine Verständigung dahin gzielt, daß der Betrieb wieder aufzunehmen sel. In den heutigen Morgenstunden war der Betrieb wieder normal.

Am sterdam, 23. Juli. (W. T. B.) Nach den englischen Blättern vom 21. Jult kam es am Sonnabend, dem Tage der Friedensfeier, in mehreren eng l(ischen und irischen Städten zu Gewalttätigkeiten. In Luton wurde das Rathaus in Brand gesteckt, weil der Stadtrat sich geweigert hatte, der örtlichen Vereinigung des Verbandes entlass ner Soldafen und Seeleute die Be— nutzung des Parkes zu einer Grinnerungsfeier für ihre gefallenen Cameraden zu gestalten. Mehrere Schutzleute wurden verwundet. In der, irischen Stat Cork kam es nach der Friedengfeier zu Tumultszenen. Die Polizei war gezwungen zu feuern. In einer anderen trischen Stadt wurde der Aufruf der Regierung zur Friedenz— feier mit Teer übermalt. In Tipperary wurde auf dem Pofst⸗ gebäude Line republikanische Fahne gehißt, die unter ironischem Bei— fall der Meuge von Soldaten heruntergeholt wurde.

Sandel und Gewerbe.

In Hamburg fand laut Meldung des ‚W. T. B.“ in den Seschäftgräumen der Secdienst A- G. eine außerordent. liche Generalversammlung statt, bei der 320 Stimmen pertreten waren. Es wurde einssimmig beschlossen, den Gesellschaftsvertrag dahin abzuändern, daß der Aufsichts⸗ rat aus minßestens sechs Mitgliedern und höchstens 16 Mit— gli dern bestehen soll. Die nach 5 2 der Tagesordnung begbsichtigte Zuwahl zum . wurde vertagt. Hierauf be—⸗ richtete der Vorsitzende des Auffichtsrafs Generaldirektor Tunker über einen mit dem Deutschen Ueberfeedienst G. m. b. . aàbzuschließ enden Vertrag, dem der nach 3 2 des Gesell⸗ schaftsvertrags bierfür zusländige, Aufsichgrat der Seedienst . 6G. arundsãtzlich zugestimmt habe. Die Generalversammlung nahm davon Kenntnis. Inzwischen hat auch der Aussichtzrat der Deutschen Ueber⸗ seedienst G, m. b. H. in Berlin diesen Vertrag genehmigt, wodurch beide Gesellschaften e ne Interessengemeinschaft eingehen, um fortan eine Zersplitterung wichtiger Kräfte zu vermeiden und im Interesse des baldigen Wiederaufbaus unserer Wirtschaft, den Nachrichtendlenst über Schiffahrt, Ueberseehandel, Exportindustrie, Veisicherung usw. gemeinsam zu betreiben.

Berichte von auswärtigen Wer tyapiermärkten.

Wien, 23. Jult. (B. T. B. Die Bestimmung des Friedeng⸗ vertrageg über die Aufteilung der Kriegsschulden hat an der B 5 rse auf die Preisbildung der Bankaktien ungünstig zurückgewirkt. Sonst

war die Stimmung bei verringertem Verlehr eh Große Umsãͤtze fanden in Skodaattien statt, die für tschechische Rechnung aus dem Maikte genommen wurden und um 27 Kronen stiegen. Auch die in der neui gehandelten Bergwerks- und Tabakwerte haben sich nam⸗ aft im Kurse geboben. Im Schranken herrschte 6 Kauflust vor, ins besondere verkehrten einzelne Schissahrts⸗, Eisen, und Kohlen⸗ Papiere in steigender Richtung. Die Renten schwächten sich um

Bruchteile ab.

Wien, 23. Juli. (W. T. B.) Notlerungen der Deutsch⸗ DOesterreichischen Depisenzentrale. Berlin 2223.00 G., 222.50 B., Amsterdam 1247, 50 G., 1249,50 B., Zürich 603 50 G., 606,00 B., Kopenhagen 737.50 G., 739,00 B., Stockholm 80,0 G., Sog 50 B. Christiania 790, 00 G., 791,50 B., Marknoten 226,25 G., 226,835 B. Wien, 23. Jult. (W. T. B.) (Böxrlsenschlußkurse) Türkische Loose 4206,00, Orienthahn 1694,60. Staatsbahn 97h, 00, Südbahn 176,25. Desterreichtsche Kredit 64 00, Ungarische Kredii E63 l.00, Anglobank 356.00. Untonbank 493. 60, Bantberein 430, 00, Landerbant 468, 00, Tabataktten 2225,00 Alpine Montan 1041,60, Prager Eisen 2625 00. Rima Muranyer g90, 0, Skodawerke 774,00, Salgo⸗ Kohlen 981,00. Brürer Kohlen ——, Galhia 1838,00, Waffen 942, 00, Lloyd. Aktien 3790, 00, Poldi⸗Hütte S64, 50, Daimler 620, 00. Desterreichische Goldrente —, esterreichlsche Kronen. rente Sl, 0, Februarrente 82 50, Mairente 82, 25, Ungarische Gold⸗ rente —, Ungarssche Kronenrente 70, 00.

London, 21. Juli. (W. T. B.) Privatdiskont 30/1, Silber 54.

London, 22. Juli. (W. T. B.) 20/0 Englische Konsols 5g, 5 oso Argentinier von 1886 97, 4 0 Brasilianer von 1889 635, 4 0so Japaner von 1889 69, 3 os9 Portuglesen 54, 5. oso Russen von 1906 43 υάη· Russen von 1999 42, Baltimore and Ohio 53 Canadian Pacifie 135, Erie 221, Natlonal Railways of Mexico 118, Pennsplvania ——. Southern Pagcifie 120, Unton Pacifte 1535, United States Steel Corporation 125, Anachnda Copper —, Rio Tinto 524, Chartered 24m, De Beers def. 24, Goldfield, 2z, Randminet 33/1. ;

Amster dam, 23. Juli. (W. T. B.) Wechsel auf Berlin 16,70 Wechsel auf Wien 7,75, Wechsel auf Schweiz 46,560, Wechsel 9

Wechsel auf Stockholm 65,565, Wechsel au Nem Jorf. 366,00, Wechsel au London 11,62. Wechsel auf Paris 27,70. Wechsel auf Christiania 62,2. H Oo Niederlandische Stagtzanleihe von 1915 924, 3 o Niederländische Staatzanleihe 59z, Königl. Niederländ. Petroleum 7785, Holland Amerika Linie 4. 55, Niederländisch⸗Indische Handelsbank 285, Atchison, Topeka u. Santa 6 104, Rock Island —, Southern Pacifie 1163. Southern Railway —, Union Paeifie 144, Anaconda 169, United Staten Steel, Cory. 1164, Französisch⸗Englische Anleihe —, Hamburg Amerika LZinie Tendenz: Fest.

Kopenhagen, 23. Juli. (W. T. B.) Sichtwechsel auf Hamburg 27575. do. auf Amfterdam 169.25, do. auf schweiz. Plätze 79, 25, do. auf New Jork 452. 00, do. auf London 1959, do. auf Paris 68,50, do. auf Antwerpen 62,50, do. auf Helsingfors 33. 00.

Stockholm, 23. Jult. (W. T. B.) Sichtwechsel auf Berlin 26, 00, do. auf Amsterdam 153,00, do. auf schweiz. Plätze At 0, do. auf Washington 408, 00, do. auf London 17575, do. auf Paris 57 50, do. auf Brüssel 55,56, do. auf Helsingfors 26,75.

New Jork, 22. Juli. (Schluß) (W. T. B.) Die Börse eröffnete in schwankender Haltung. Während Altien von Stahl⸗ und Motorfabriken sowie Schiffahrtswerte feste Haltung zeigten, waren Spezialpapiere schwach. In Eisenbahnakttien gestaltete sich das Geschäfl zeitweilig lebhaft, besonders für niedrig im Kurse siehende Werte bestand Nachmittags lebhaftere Nachfrage. Bei Schluß der Börse war die Haltung unter Führung von Bahnen und Aktien von Eisenbahnbedarfsfabriken fest. Umgesetzt wurden 1400 60 Aktien. Tendenz für Geld: Behauptet. Geld guf 24 Stunden Durchschnittssaftz 6. Geld auf 24 Stunden letztes Darlehen 7, Wechsel auf London (60 Tage) 4 29, 50, Cable Trankfers 4 36 00, Wechsel auf Parig auf Sscht 709 06, Silber in Barren 10944. 3 0½0 Northern Pacifie Bonds bz, 4 060 Verein. Staaten Bonds 1925 10646, Atchison, Topßeka u. Sang Fe 1c0z, Baltimore und Ohio 46, Canadian Pacifie 174. Chesapegke u. Ohio 6h, Chieago, Milwaukee u. St. Paul 485, Denber u. Rio Grande 101, Illinot9 Central 101. Loufsville u. Nafhyille 115, New HYorf Tentral Sl, Norfolk n. Western 1068 Pennsylvania 46, Reading 89. Southern Pachfte 166, Union Paciffe 1351, Angconda . i mne 75, United States Steel Corporation 1093, do. pref. ; e

Kopenhagen 59,25,

Berichte von auswärtigen Waren märkten.

London, 21. Juli. (W. T. B.) Kupfer per Kasse 1033.

London 22. Juli. (W. T. B.) Wollauttion. Es wurden 6642 Ballen angeboten, fast alles wunde verkauft. Feine Sorten erreichten volle Preise, geringere sowie Croßbreds waren ge—

drückt und unregelmäßig. Liverpool, 23, Juli. (B. T. B.) Baumwolle. Ums 3000 Ballen. Einfuhr 12 009 Ballen, davon go0J0 Ballen amerk⸗

Antsche Baumwolle. Für Juli 21,58, für September 21, 54, für

Oktober 21,63.

New Jork, 22. Juli. (W. T. B) (Schluß.) Baumwolle loko middling 36 05, Lo. für Juli 39,25, do. für August Ih „zo, do, für Sept. 35,50. New Orleans loko middling 34,60, Petroleum refined (n Cafes) 20,25, do. Stand white in New Jork 1725, do, in tanks 9, 23, do. Credit Balancgz at Oil City 4,06, Schmahl) prime Western 3460, do. Rohe u. Brothers 37, 0h, Zucker Jentrt= jugal Jda8, Weizen Winter 2373, Mehl Spring. Whegt elearg „30 = 19,25, Getreidefracht nach Llverpvool nom., Kaffee Rio Nr. 7 loko 24, do. für Juli 22,00, do, für September 21, 60.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.]

Familiennachrichten.

Verlobt; Frau Amalie Wagner, geb. Dieckmann, mit Hrn. Haupt⸗ mann Hans von Kaltentorn-Stachau (Berlin). Frl. Efssabesh Loetze mit Hrn. Oberleutnant und Adjutant Fritz Schrelber ,, . * . . von ige m in. Rittergulsbesitzer Georg Prankel (Obergruppe W. Pr. Seiffersdorf, Kr. Grottkau). ; .

Gestorben; Hr, Kammerherr Otto Frhr. Raßler von Gamer— schwang (Schloß Weitenburg, O.⸗O. Horb, Württbg. ).

Verantwortlicher Schriftleiter: Direklor Dr. Ty ro l, Charlottenburg.

Verantwortlich für den n , Der Vorsteher der Geschaftastelle⸗ Rechnungsrat Mengering in Berlin.

. . . Geschäftsstelle (Mengerindg) in Berlin. 1

ruck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagtanstalt,

, Vier Beilagen

leinschließlich Börsenbeilage ö

and Erste, Zweite und Dritte Zentral ⸗Handelsrenlster Beilage J

sowie die Inhaltsangabe Nr. 20 zu Rr. d des öffentlichen Anzeigers.

er äußersten Rechten gere en kk, der das, zollernsche Kaiserreich auf Nimmerwiedersehen zu den Toten legt, dazu

165

Erste Beilage . an Deutschen Reichs auzeiger 1 Preußischen Staatsanzeiger.

24 . T. 5548 *

1583.

2 ,

Berlin, Tonnerstag, den

—— x

Ventsche Natisnalnersamnil ung . in Weinar. 64. Sitzung vom 23. Juli 1919, Vormittags 10 Uhr.“ (Bericht von Wolffs Telegraphenbüro.)

Am Regierungstische: die Reichsminister Bauer, Müller, Noske, Erzberger, Schmidt, Schlicke.

Pröäsident Fehrenbach eröffnet die Sizung 19 Uhr 25 Minuten. Einziger Gegenstand der Tagesordnung: Entge— gennahme einer Erklärung der Reichsregierung.

Reichsministerpräsident Bauer: Meine Damen und Herren! Sie haben vor 14 Tagen unter dem Zwang der Weltlage den Friedens vertrag ratifiziert. Damit ist eine Eprche abgeschlossen, die den ge— waltigen Aufstieg Deutschlands und seinen tragischen Zusammenbruch umfaßte. Auch diejenigen, die im alten Reich in der schärfsten QOpposition standen, haben in diesem Augenblick von manchem Ab— schied nehmen müssen, was ihnen teuer und wert gewesen ist. Aber das Leben geht weiter.

Selbst der Abschiedsschmerz muß für jeden einzelnen ein Ansporn sein, mit. beiden Händen dei der Aufgebe zözufassen, unter . sich heute die Zukunst Farstellt: bei der Cr füllung, bei der Abtragung und schließlich bei der Revision des Vertrages von Versailles. Der bitterernste Augenblick muß uns Ver⸗ anlassung geben, die Bilanz unserer Lage zu ziehen, mehr aber noch, die zukünftige Marschroute zu bestimmen, die für die deuische Republik fich ergibt. Ich lasse daher die Vergangenheit, lasse die Abrechnung über die Schuld Fafür, daß alles so gekommen ist, und lasse den unveränderlichen Protest gegen die Berger alligung beiseite. Denn nun gilt es, nach vorn zu sehen und Blick und Schritt vorwärts zu richten. . . .

Arbeit an der Erfüllung des Vertrages und Wie eraufbau n zusammengebrochenen Volkes, ö. zertrümmerten Wi unseres schwergefährdeten sittlichen Bewußtseins, all das muß n R gleichen Mitteln auf dem gleichen Boden geleistet werden. Für das deutsche Volk gäbe es keine Entschuldigung und keine Ausflüchte, renn es dieser Arbeit nicht gerecht würde, Im neuen Deutschlan kestimmt es selbst seine Geschicke, und ist sein Wille das oherste Gebot. Wenn der großen Mässe diese völlig Leränderten Verhältnisse so oft noch nicht zum Bewußtsein kommen, so ist der Grund dafür, Däß sie über dem immer noch bestehenden wirtschaftlichen Elend den Kriegszeit die politisch Umwandlung übersehen. Dig Revolution hat uns freie Bahn geschaffen, aber es war die freie Bahn, wie sie die Vernichtung auf einem Schlachtfelde schafft. Acht Mongte sind seither ins Land gegangen, größten keils den Aufräumungsarbeiten ge— widmet, aber auch dem Ausbau des neuen Staatshauses, das Sie in diesen Tagen durch die Annahme der neuen Verfassung krönen werden, Damit ist die demokratische Repuhlik unter Dach und Fach, damit ät die Deutsche Nationalversammlung den ersten großen Teil ihrer Aufgaben gelöst. Es verdient festgehalten zu werden, daß die Herren gerade diesen Augenblick, der das Hohen⸗

nutzt haben, die Wiederherstellung der Monarchie der Hohenzollern als ihren ersten Programmpunkt zu erklären. Daß sie die Revo— lutionsregierung für diesen Frieden verentwortlich machen, nachdem das Kaisertum in unseliger Machtberblendung den Krieg und damit don vornherein den Frieden verloren hatte, daß sie der heutigen parlamentarischen Regierung Len Kampf ansagen bis aufs Messer, all dos ist uns nichts Neues. Wir sind zum Kampf gerüstet, auch zum Kampf gegen Geschichtsfälschung. Die Geschichte selbst hat in den Novembertagen gerichtet, und es ist alter deutscher Rechtsgrundsatz, daß der Verurteilte drei Tage lang nach dem Urteil schimpfen darf. Aber die Herren von der Röchten verkennen auch heute wieder die Zeichen der Zeit, wie sie sie 70 Jahre lang verkannt haben. Vor über 70 Jahren, im Jahre 1848 in der Paulskirche, hat Ludwig

nehmen müssen, das Wort: „Es wird kein Haupt über Deutschland

, , , ß kaum zum Bezug der Uhland das Wort gesprochen, das sich die Rechte zur Richtschnur hätte /

leuchten, das nicht mit einem Tropfen demokratischen Oels gesalbt

ist.. Dies Wort, rechtzeitig befolgt, hätte den Gang der Exreignisse vielleicht ändern können. Heut ist die Stunde für immer verpaßt: nicht das Haupt eines einzelnen, die Demokratie selbst erhebt sich heute und leuchtet über der neuen Republik, deren Verfassung die un— vergänglichen Worte einleiten:

Das deutsche Volk, einig in seinen Stämmen und von dem

Willen beseelt, sein Reich in Freiheit und Gerechtigkeit zu er— neuern und zu festigen, dem innẽren und dem äußeren Frieden zu dienen und den gesellschaftlichen Fortschritt zu fördern, hat sich diese Verfassung gegeben.

Ich verzichte darauf, die demokratischen , letzten 8 Monate aufzuzählen. Kein anderes Volk kann sich solch re ner Demokratie rühmen. Ganz sicher ist noch das eine oder as andere zu tun und zu bessern. ch erinnere nur an die grund— legende Umgestaltung unseres Strafrechts und unseres bürgerlichen Rechts, die bereits in vollem Gange ist und die Demokrglisierung unserer Rechtsprechung bringen wird. Aber wenn es wirklich noch da und dort fehlt, so ist es nicht ein Fehlen von Rechten des Volkes, sondern vielmehr ein Fehlen von Fähigkeiten, diese Rechte in vollem Umfange auszuüben. Damit bin ich wieder bei der Jikunft und ihren Aufgaben. Wir müsfen die Kräfte im Volk schaffen und ausbilden, welche die Demokratie, soweit sie noch guf dem Papjer steht, ins Leben übertragen. Dies Schaffen und Ausbilden muß da anfangen, wo der wahre Mensch selbst anfängt, in, der Schule, in der Erziehung. Wir müssen die Waffen der Yildung und der Kenntnisse an das ganze Volk verteilen, das ist= die einzige Bewaffnung des Proletariats, die uns den Sieg für unser ganzes Volk verbürgt. Mit Gewaltsamkeiten ist keine Ent— wicklung zu fördern. Jedes Handwerk setzt seine Lehrzeit voraus, umd das Regieren eist recht, obwohl Demagogen dem Volk heut vor— eden wollen, dies verantwortungsbollste Handwerk lerne sich in ein paar Volksversammlungen und mit ein paar Resolutionen. mässen wieder Respelt bor Sachkenntnis und Erfahrung bekommen, wir müssen jedem Befähigten die Erwerbung dieser Sachkenntnis und Erfahrung möglich machen, damit die Demokrgtie in der deut⸗ schen Republik keine Aeußerlichkeit, sondern der Geist des Volkes werde.

Meine Damen und Herren, das sind Binsenwahrheiten, aber sie sind uns in der. Verwirrung bieser Zeit fast verloren gegangen, vo viele in der leicht erworbenen Mitgliedschaft einer Partei das Anrécht auf eine Führerstelle erblicken, ja wo ganze Parteien, trotz⸗ dem sie die Minderheit darstellen, das Recht auf eine Diktatur ihrer Mitalieder über die Mehrheit des Volkes proklamieren. Die : Unabhängigen sind es, die diese „Diktatur des Proletariats“ als die olitsche Notwendigkeit der nächsten Zeit anpreisen. Aber schon as Schlagwort an sich ist unrichtig. Weite Kreise Res Proletgriats lehnen diese Diktatur, wie jede andere ab, selbst Friedꝛich Abler, der radikale österreichische Führer, hat bei der Wiener J nachgewiesen, daß an eine Diktatur, des Proletariats nicht gedach merden könne. Was die Unabhängigen wollen, wäre nicht einmal

eine Klassenherrschaft, sondern die Zwangsherrschaft eines Teiles

einer Klasse. Aber mit der übergroßen Mehrheit des Volkes lehnen wir jede Diktatur als ein brutales, geistloses und unzweckmäß iges Mittel. gufs entschiedenste ab. Eine Tiktatur kann keine, neuen Kräfte schaffen, sie kann die innere Natur der Dinge nicht verändem, ganz besonders nicht auf wirtschaftlichem Gebiet. Ich bin mit dem

Wir

Herren

——

kapitalistische Besitz

Sozialisierungsminister Deutsch⸗Oesterreichs, Otto Bauer, einig in der Ueberzeugung, die Bauer folgendermaßen formuliert hat:. „Die politische Revolution war das Werk der Gewalt; die soziale Revolution kann nur das Werk aufbauender, zrganisierender Arbeit sein. Die polilische Revolution war das Werk weniger Stunden, die soziale Revolution wird das Ergebnis kühner, aber

auch besonnener Arbeit vieler Jahre sein.“

Wenn Sie den Beweis dafür haben wollen, so sehen Sie doch nach Rußland, das genau, wie es einst in der zaristischen Sünden Malenblüte das Voibild unserer Reaktion gewesen ist, heut als das gelobte Land unserer Allerradikalsten gilt. Dort hat eine Diktatur von heule auf morgen „sozialisiert“, das heißt, den Arbeitern den Belrieb unternehmer⸗ und dirertorenrein in die Hand gegeben. Und was war die Folge? Schon seit Monaten sind Unternehmer und Direktoren wieder zurückgeholt worden, mit Riesengehällern und mit den alten Vollmachten, genau fü, wie die Offiziere des Zaren in die „Mote Armee“ zurückgeholt worden sind, zusamt der Kommandogewalt und der blinden Disziplin!

Meine Damen und Herren, eine Revolution der Experimente, azuhin der mißglückten Experimente, das mache ich nicht mit! Auf der anderen Seite sind wir auch nicht ängstlich vor jedem Wagnis. Jeder kühne, aber den Verhältnissen und Bedürfnissen angepaßte Fortschritt trägt sein ureigenes Tempo in sich, das sich gewaltsam nicht ändern läßt, ohne Rückschläge heraufzubeschwören. Wer dies Tempo über— mäßig beschleunigt, ist kein Bahnbrecher der Revolution, sondern ein Schrittmacher der Reakiion. Er zerstört die wirtschaftlichen Grund— lagen der J er weckt die Abkehr, den Widerstand und

ließlich die Gegenrevolution. . ö ö 4 . ng ein Wort zu den wilden Streiks, die seit Wochen rings um uns aufschießen, gbflauen und plötzlich wieder losbrechen, und das in einem Augenblick, wo Nationalversammlung und Regierung mit der Zustimmung der großen Volksmehrheit ihr Wort für die Erfüllung des Friedensvertrages Rach Kräften verpfändet haben. Die Parteileitung der Unabhängigen Sozialdemokratie hat in einem Aufruf an das arbeitende Volk Deutschlands erklärt: Der Wahnglaube, durch Putsche eine Umwälzung des soꝛialen und politi⸗ schen Lebens herbeizuführen, ist ein für allemal azgetan,. Wir wollen Part ist, und

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die er n. Volk durch ihre Störung der Nahrungs mitielverfargung mehr blutige Wunden schlagen und mehr Schaden zufügen, als je Straßenkampf. ö . ö alle die Bezufskateggrien, die in den letzen Wochen durch Streiks die wirtschaftliche Exlstenz der Republik in Frage ge— stellt haben, empört jede Behauptung zurückgewiesen, als handle es sich bei ihnen um politische Kämpfe. Es ist selbstverständlich, und eine Regierung, die in ihrer großen Mehrheit aus Soꝛ ia lxemokr len besteht, wird es am allerwenigsten leugnen: die breiten Volls massen haben Grund zur Unzufriedenheit. Die Unruhe in unserer Arheiter⸗ schaft ist nicht uf Krakeelsucht und nicht auf Arbeitsscheu zurück zuführen. Der würde am allerletzten Abhilfe schaffen können, der nicht den berechtigten Kern in dieser Streikbewegung zu erkennen vermag. Auf der einen Seite Genußsucht und zügellose Verschwendung, ein Yrassen denk einem sinnlos verzeuernden Schleichhan del aus Kosten der Allgemeinheit, Kapitalflucht und Verschiebung von Vermögenswerten. Auf der anderen Seite, iroß aller Erhöhungen immer noch Löhne, Die rationierten, ganz gewiß aber nicht zur Be— zahlung von unrationierten Lebensmitteln ausreichen. So stellt sich weiten Arbeiterkreisen heute die Lage dar. Und nun grejfen sie zu dem einz gen Mittel, das nicht bessern, sondern nur verschlimmern kann: zum Streik! Auf wessen Anraten? Wer hat zumindestens nicht ab— ernten, nicht vor den Folgen gewarnt? Meine Damen und Herren, nicht nur einzelne Vorgänge berechtigen uns, von frepelhaftem Miß brauch zu sprechen, den kommunistische und andere Drahtzieher mit den Arbeitern, mit ihren berechtigten Forderungen mit all diesen wilden Streiks getrieben haben. Die akademische Anerkennung von der Torheit der Hutschtaktik nützt gar nichts. Hier ind ja Putsche, hier werden ja Putsche veranlaßt. Nicht am Maschinengewehr er⸗ kennt man den Putsch, sondern an seiner Gefahr für das allgemeine Volks leben, an seinem Willen, gewallsam eine Umgestaltung herbei⸗ zuführen. Solange die Herren Unabhängigen nicht den Mut auf— bringen, offen und gerade dagegen Front zu machen, müssen sie sich den Vorwurf der Zweideutigleit gefa

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Voꝛ gefa Auf dem Budapester Räte kongr f andwirtschaft⸗ lichen und die Industriegrbeiter daprr gerrärnt, Lo forderungen zu stellen, indem er betente, wenn heute jemaq: mn mäßigen Forderungen gufträte, so tue er dies nur auf, Kosten des Gesamtproletariats! Wo hätte bei uns je ein Unabhängiger oder ein Kommunist solche Worte gesunden eder gar solchen Worten gleich— gesonnene Taten felgen lassen? Nein, die Unabhängigen schweigen, und die Kommunlsten rusen zum letzlen, unerbittlichen Kanwf— Meine Damen und Herren! Eine Regierung, die diesen Namen verdient, muß handeln. Ihre Aufgahe ist es nicht, dor jedem leicht, fertig vom Zaune gebrochenen. Streik zu kawitulteren. Aber. es ist ihre Aufgabe, berechtigte Gründe ur Unzufriedenheit u beseitigen und ihre Volke genossen zarüber aufzuklären, was heute durch keine Macht zu ändern, was als unselige Erbschaft des Krieges gemeinsam getragen und abgetrcgen werden muß. H Was sich im neuen, Deutschland am gründlichsten das sind die Machtrerhältnisse im Wirtschaftsleken. Site außerordentliche Entwertung des Kapitzls, au, außerordentliche Steigerung der Löhne, das hat von Grun Verhältnis wischen Arbeitnehmer 1 duldet keinen Alleinbesitz Ind kein alleinigés Bestimmungsrecht des Unternehmers mehr. Die Macht des Arbeiters, Sie werden ver— stehen, daß ein Mann, der, wie ich, seit 30 Jahren in der Gewerk— schaftsbewegung steht, also dort, wo seit Anbeginn gegen die Vormacht des Arbeitgebers gekämpft wurde, das mit Freuze feststellt die Macht des Arbeiters ist gewachsen, seine einstige Rechtlosigkeit gehört der Geschichte an. . ; J . Dijese Umschichtung im Einfluß cuf den Wirtschaftsprozeß muß ihren Arsdauck auch in unseren öffentlichen Einrichtungen finden. Darum wird Ihnen die Reichsregierung ein Gesetz über Arbeiter⸗Räte und Wirtschaffs⸗Mäte vorlegen, dasz den Arbeiter aus seiner bisherigen Stellung, lediglick als Arbeitskraft, heraushebt und ihn zum Mit— bestimmer im Peoduktionsprokß macht, Nicht mehr allein der sondern die produktive Mitarbeit verleihen im neuen Deutschliind Recht und Anteil. Das ist der große Gedanke dieses Gesetzes, das damit die Idee des Kapitalismus endgültig ver⸗ neint. Eg beseitigt nicht den Uniernchmer, aber sein inseitiges Uebergewicht, es setzt das Prihal⸗Interesse das Allgemein⸗ Interesse, es beendet ein für allemal Tas Zeitalter der „lebendigen 3 ine! und bahnt den Weg zum Ideal des Sozialismus: zum gleichberechtigten Mitarbeiter und Mitbesitzer.

. 3 * . ö F Anteil, den der eine und der andere aus der gemeinsamen Arbeit zieht, ein

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über

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Während die Reichsregierung so generell das Machtverhältnis innerhalb des Wirtschaftslebens auf neue Grundlagen stellt, geht sie in besonderen dazu geeigneten Fällen weiter. Sie zieht aus dem Arbeitsprogramm des Kabinetts Scheidemann, das von ihr über⸗ nommen wurde, die Konsequenzen, indem sie diesem hohen Haufe in den nächsten Tagen einen Gesetzentwurf vorlegen wird, wonach die dem öffentlichen Verlehr dienenden Stromerjeugungsanlagen (über VO Kilowatt), soweit sie nicht bereits kommunalisiert oder im Besitz er Freistaaten sind, sowie die Hoch ug leitungen süber 50 0090

in den Besitz des Reiches über rt werden. Ein weiteres Fesetz, das die Braunkohlen⸗Crzcugung sozialisieren soll, hoffen wir bennen kurzem zur Vorlage reif zu machen. Damit werden zwei Wirtschaftsebiete von kaum zu unterschäzender Bedeutung in den Allgemeinbesitz überführt. Was es bedeutet, wenn die Gesamtheit die Kraftquellen in der Hand hält, ohne die fast kein Betrieb zu leben vermag, brauche ich nicht aufzuführen. Aber auf eines darf ich hin—= weisen: Der Herr Reichsfinanzminister hat Ihnen seine Pläne mit⸗ geteilt. Das Reichs notopfer und die Umsatzsteuer sind bereits dem zugegangen, Entwurf einer Reichsabgaben⸗ ordnung folgt dieser Tage. önt werden soll diese neue, von sprialer Gerechtigleit getragene Steuergesetzgebung durch eine Reichs einkommensteuer, die d ganze Reich gleichmäßig veranlagt werden soll, wiederum notwendigerweise zur Schaffung ung führen wird. Damit ruht Händen des

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slehen die Form und den Inhalt zu geben, den möglich hält. Das Reich ist niemandem gegenüber, strie, sei es sonst ein Konzern, in Zukunft machtlos. Damit ist in der Tat die Zeit der gewaltsamen Umwälzungen für jeden demokratisch Denkenden cögeschlossen. Wen das Volk in die Negiꝑsrung einsetzt, der kann sein Wirtschaftsideal verwirklichen, soweit sich Ideale verwirklichen lassen, ohne eigennützige Hindernisse be- fürchten zu müssen! Wie wir den uns gewordenen Auftrag des Volkes erfüllen wollen, das zeigt Ihnen die Tatsache, daß wir diesen Zustand erbeigeführt haben oder ihn ehestens auch durch Schaffung zweck— senlicher Monopole herbeisühren wollen. Nach

Wirtf sie für richtig und sei es die Großin

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Meine Damen und Herren, im Unterschied zu den falschen Propheten wissen wir und sagen wir, daß diese Umgestaltung ohne Herstörung auf absehbare Zeit nicht einen Hungrigen el nicht einen Armen wohlhabend, nicht linen Arbeiter reicher machen wird. Auch kann nicht, wenn wir die Lasten des Friedensvertrags nicht auf dem Buckel hätten. Für die Gegenwart aber kennen wir die Bedürfnssse unseres Volks und, wollen nach Kräften auch ihnen genügen. Dazu bedarf es eines Wirtschaftsprogramms, das nicht negativ in der Ab— lehnung der sogenannten „Planwirtschaft“ bestehen darf, sondern positiyr zu planvoller, zielklarer Wirtschaftspolitik führen muß.

Meine Damen und Herren, ein Wort zu der vielberedeten „Planwirtschaft“.

Das Kahinett hat diese Zwangskartellierung aller Zweige der Wirtschaft abgelehnt, die sozialdemokratischen . des Ka⸗ binetts vor allem, weil sie in der Planwirtschaft die ernsteste Gefahr für die völlige Durchführung des Soziglismus sehen! Die Regierung will die Zwangsjacke der Kriegsgesellschaften nicht gegen eine neue, für den Frieden zugeschnittene bertauschen.

Die Reichsregierung hat sich zur derfassungsmäßig und gesetzlich festgelegten Schaffung on Betriebsräten und von Bezirkswirtschafts⸗ räten, die in einem Reichswirtschaftsrat ihre Spitze finden sollen, entschlossen. Das Gesetz über die Betriebsräte wird Ihnen in diesen Tagen, der zweite Teil über Bezirkswirtschaftsräte im Herbst zu⸗ gehen. In diesen Organisatlonen sieht di egierung die aus dem— werktätigen. Volk heraufwachsenden Instanzen, die Vorbereiter und später Träger der Sozialisierung sein sollen. In ihnen werden Organe geschaffen, auf denen eine kommende Gemelnwirtschaft ruhen muß, die nicht, wie die unter dem Schlagwort „Planwirtschaft“ gehende, den Unternehmer verewigen, stärken und vor der Soziali= sierung schützen wird, sondern, wie ich vorhin gesagt habe, den Arbeit⸗ nehmer als Mitarbeiter und Mitbesitzer neben den Arbeitgeber setzen wird. Die Regierung konnte sich nicht entschließen, diese zukunfts⸗ bellen Organisationen von unten herauf durch eine behördliche Neglementlexung von oben herunter ihrer Aufgabe und ihres Ein⸗ flusses zu berauben. Aber weiter: die Regierung hat den Vertrag bon Vexsagilles vor allem der Erhaltung der Reichseinheit wegen unterzeichnet. Diese wäre aber das wird mir dies hohe Haus bestätigen aufs ernsteste gefährdet, wenn wiederum von Berlin aus zentralistisch und behördlich das ganze Wirtschaftsleben gegängelt wärde. Tazuhin hat die Okkupation im Westen unfere Grenzen in einer Weise flüssig gemacht, daß Schleichhandel alles zu—⸗

imgiich ist, wahrend der leynle Hanzel nach wie vor in den Fesseln infrei raachender Vorschriften läge. Das bedeutet für die Industrie: ent ezer Pakticren mit, unsauberen Schleichhandelseristenzen und dadurch Arbeitsmöglickkeit oder lahmgelegt zu sein, während die weniger gewissenhafte Konkurrenz im vollen Betrieb ist. Der stärkste Grund aber gegen eine Gestaltung des gesamten Wirtschafts lebens nach einem Schema ist der, daß die Bedürfnisse der einzelnen Industrien bölig verschieden sind, daß die Krankheitserscheinungen der einzelnen Wirtschaftszweige nicht mit ein und derselben Medizin geheilt werden

können.

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drei Gebote werungen durchgehende Sozialisierung. stellung Müinderbemittelten an Nahrung g. 3) Fernhaltung überflüfsiger Luxuseinfuhr, die unsere Zahlungsmittel verschlechtern müßte, und überhaupt jeder Einfuhr, ie unsern, Arbeitsmarkt ungünstig beeinflussen würde. In den Grenzen, dieser drei Gebote aber Freiheit der Wirtschaft, Heran—⸗ ziehung jeder Initiative und jeden Kredits, Dezentrglisation der Mit⸗ arbeit an der Aufforstung unseres wirtschafffichen Lebens.

An der Spitze aller Bemühungen, die Volkslage zu bessern, muß natürlich die Ernährungsfrage stehen. Die Reichsregierung hat bereits 1“ Milliarden gusgeworfen, um eine Verbilligung der ausländischen Lebensmittel herbeizuführen. Das Ende der Blockade muß von ihr mit aller Energie dazu ausgenutzt werden, um weitere Verbilligungen zu erzielen, um durch günstige Abschlüsse und Erreichung vorteilhafter Kredite den Schleichhandel durch das einzige Mittel unschädlich zu machen, das Furchschlägt: durch billiges Angebot von Nahrungsmitteln. Auf eine Rat onierung der wichtigsten Bestandteile der Volksernährung und der Nolkspersorgung werden wir einstweilen nicht verzichten können. Aber bei dem allgemeinen Abbau der Kriegsgesellschaften soll einzig und allein darauf Bedacht gelegt werden, daß auf allen Gebieten der freie Handel nicht wieder zu verantwortungslofem Handel mit den Interessen der Allgemeinheit werde. Danach wird zuerst die Bewirt— schaftung der Textilien umgestaltet werden. Das Kabinett hat be.

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