Kunst und Wifsfenschaft.
Die Akademie der Kün ste stellt ihr- Ausstellun gsräume für Nopember und Dezember d. J. dem Ausschuß der ehemals feld⸗ grauen bildenden Künstler für eine Ausstellung von Werken feldgrauer un? aus der Gefangenschaft zurück gekehrter Künstler zur Verfügung. Diese ausnahmsweise Ueberlassung der Räume erfolgt mit Rücksicht auf den sozialen Zweck der Veranstaltung. Ihre für November und Dezember geplante Bildnisausstellung, sür die schon zahlreiche Meldungen eingegangen . hat die Akademie auf den Anfang des nächsten Jahres ver= choben. Weitere Anmeldungen lünstlerisch wertvoller , . aus der Zeit von 1800 bis zur Gegenwart nimmt das Büro der Akademie,
Pariser Platz 4, entgegen.
Gesundheitswesen, Tierkraukheiten und Absperrungs⸗ maszregeln.
Zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten hat das National- Hygiene Museum in Dresden in seinen eigenen Ateliers und Werkstätten eine Ausstellung ge— schaffen und bringt diese in Gemeinschaft mit der Deutschen Gesell⸗ schaft zur Bekämpfung der Geschlechiskrankbeiten in den deutschen Großstädten zur Schau. Die Aucstellung ist in Dresden, Breslau, Leipzig und Chemnitz bisher mit großem Ersolge gezeigt worden. Den Bemühungen des Vorstandes der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtetrankheiten ist es gelungen, daß diese Ausstellung, die hinsichtlich Vollständigkeit und anschaulicher Dar⸗ stellung nicht ihresgleichen hat, nunmehr zunächst nach Berlin gebracht wird. Sie wird voraussichtlich von Mitte Oktober ab in den Ausstellungshallen am Lehrter Bahnhof der allgemeinen Be—
sichtigung zugänglich sein.
Theater und Mu sik.
Im Opern hau se fällt morgen, Donnerstag, die Abend⸗ vorstellung wegen der Vorbereitungen zu der Erftaufführung von Palestrina“ aus. Nachmittags 3 Uhr findet ein ein führender Vortrag zu FPalestrina', gehalten von Herrn Dr. Paul Busching aus München, statt. Der Verkauf der noch verfügbaren Plätze (Preise 3, 2 und 1 „) findet von 2 Uhr ab statt.
Im Schauspielhause wird morgen „Heimat“ mit den Damen Steinsieck, Schön, Pategg, Dora und den Herren Kraußneck, Mühlhofer, Patry und Rafael in den Hauptrollen gegeben. Spiel⸗ leiter ist Albert Patty. Anfang 7 Uhr.
Im Dom veranstaltet der Professor Walter Fischer morgen, Donnerstag, Abends 8 Uhr, ein Orgelkonzert unter Mitwirkung von Maria van Eyken⸗Seret (Alt) und Carlotta Reich- Stubenrauch (Violine). Der Eintritt ist gegen Entnahme eines Programms frei. .
Morgen, Abends 8 Uhr, findet in der Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche ein Orgelkonzert statt. e rng werden Orgelkompositionen von Bach, Reger und. Joseph Haß, Lieder von Bach und Tvokak. Mitwirkende sind die Mezzoaltistin Edith Minzloff und der Organist Kurt Rosenhauer.
Der Berliner Tonkünstler⸗Verein (G. V.) ver— anstaltet im kommenden Winter Konzerte und Vorträge von Manja Barkan, Geheimem Rat Max Friedländer, Max Jaffe, Emmi Leisner, Lula Mysz⸗Gmeiner, Mafalda Salvatint, Heinrich Schlusnus, dem Jonas. Stockhausen⸗Trio, dem Premyslv⸗Quartett u. a.
Mannigfalti nes.
Der Dampfer „Orota wa“ ist W. T. B.“ zufolge mit 497 Gefangenen aus Harwich in Wilhelmshaven gestern morgen eingetroffen. Der Dampfer Bagdad sollte, aus New Castle kommend, mit 692 Unteroffizieren und Mannschaften heute vormittag in Bremerhaven der Dampfer . Me⸗ lilla“ mit Sö0 Gefangenen, von der Insel Jersey kommend, heute, 7 Uhr Vormittags, in Cuxhaven eintreffen.
Cottbus, 7. Oktober. (W. T. B.) Auf der Grube Clara“ bei Welzow warf ein vor wenigen Tagen vom Militär entlassener jun z er Mann — anscheinend aus ver⸗ schmähter Liebe — auf eln Mädchen, das mit vielen enderen Personen an einem Eisenbahnwagen stand, aus dem Kartoffeln verteilt wurden, einige Handgranaten. 6 Per sonen, darunter der Täter, wurden getötet, 15 schwer und 6 leichter
verletzt.
Frankfurt a. M., 7. Oktober. (W. T. BS.) Zum Besuch der Ginfuhrmesse trafen heute die Vertreter der bun de s⸗ staatlichen Regierungen in Frankfurt a. M. ein. Als Ver⸗ treter der Preußischen Regierung waren erschienen der Minister⸗ präͤsident Hirsch, der Landwirtschaftsminister Braun, der Eisenbahn⸗ minister Seser, der Handelsminister Fischbeck und der Hräsident der renrfischen ; als Vertreter der rr Regierung der Senatspräsident Geis und die Minister Hummel und. Wittemann, als Vertreter der
essischen Regierung der Ministerpräsident Ulrich. Iin Laufe des Fern gen unternahmen die preußischen Minister eine Rundfahrt durch die Stadt, während die übrigen Herren die Messe besichtigten. Um 11 Uhr Vormittags vereinigten sich die Erschienenen zu einem
ühstück, bei dem der Vorsitzende des Messeausschusses, Stadtrat Ii Landmann, und der preußische Ministerpräsident Hirsch An⸗ prachen hielten. Bei einem Nachmittags zu Ehren des Besuchs der rr ge Minister veranstalteten Fe st mahl begrüßte der Qber· bůurgermeister Voigt die Gäste, in deren Namen der preußische Handels⸗ mintfter Fischbeck und der badische Senatspräsident Geis erwiderten. Abends wohnten die Minister einer Aufführung im Opernhause bei. — Am Ahend vorher hatte sich im Weinhaus auf dem Meßgelände eine stattliche Zahl von Beschickern und Besuchern der Messe aus Dänemark eingefunden, denen sich auch einige Vamen und Herren aus Norwegen angeschlossen hatten. Anwesend war neben mehreren Herren der Messeleitung der dänische Konsul Wolf. Im Laufe des Abends nahmen außer dem Stadtrat Dr; Land- mann der Vertreter des dänischen Inpustrierats, Ingenieur Lange, das Mitglied des Messegusschusses Baurat Röster sowie mehrere Herren der dänischen und nor—
wegischen Reisegesellschaft das Wort.
Strückhausen (Oldenburg), 7. Oktober. (W. T. B.).
Ja ö Lemwerder (Oldenburg) sind säm liche 46 ausgeplündert worden. Der Wert der geraubten inrichtungsgegenstände beträgt 60 000 .
Kow no 6. Oktober. (W. T. B.). Am 29. September wurde in dem Mädchengymnasium in Schaulen ein Lazarett für die deut schen Truppen eingerichtet. Am folgenden Tage drangen gegen neun Uhr Morgens etwa fünfhundert Litauen, darunter viele Schüler, in das Gymnasium, in dem sich acht deutsche Soldaten als Wache befanden, gswalrsam ein und konnten nur unter großen Schwierigkeiten zur Räumung des Gebäudes veranlaßt werden. Vierbel wurde ein deutscher Soldat von einem Schüler durch einen Messerstich verletzt. Von den litauischen Angreifern wurde
niemand verwundet. Christiania, 7. Oktober. (W. T. B. Das Ergebnis
der b stim mung über das absolute Alkoholverbot, um 9 Uhr Abends vorlag, zeigt, daß 396 589 für Ja und 2 641
Landesversammlung Leinert,
— Nach tember 1919 betrugen (4 und — im Vergleich
Wechsel, Schecks u.
Grunbtkapital...
Im
Saudel und Gewerbe.
der Wochen übersicht der Reichs bank vom 30. Sep⸗ zur Vorwoche):
Akt i va. 19159 1918 1917
4. 4. . NMetallbestaud ). . 1 116 551 000 2563 33 ooo 2 505 761 oo 55 Coo) («= 3 18 G66) («- 57536009) darunter Golb. 1096 571 O0 247 333 s 2 dod Ho Hos
— 412 000) ( 137 000 166 000 Reichs ⸗ u. Darlehngs⸗ . * ꝛ
kassenscheine . 9 045 020 000 2646 896 000 986 481 000
¶ A2 on s) ( zb6 zo Gõ o) (232 352 00) Noten and. Banken 4433 000 722 0090 824 000 1114000) — 2477000) — 3393 000)
— 3
diskontierte Reichs. schatzanweisungen.
Lombardforderungen Effelten.. sonstige Aktiven. Ya ss i va.
33 859 042 000 23 8390 058 00 15 632 509 000 jIÜdod lsõ o 6239972000) (4366550000) 14 253 000 6 059 000 9227 000 7 602 000 — 757 000 (02 232 000 134 184 900 132 467 000 159 544 007 2 629 000 (4 3 019 000 (- 26 05 od: 2 269 660 00 1998 827 000 1536 412000 ( 95 234 00) (- 180 211 000) (- 172 644 000 180 000 000 180 900 000 180 000 000 (unverändert) (unverändert) (unverändert) 99 4896 000 94 828 000 90 137 0090 (unverandert) (unverändert) (unverändert)
Reservefondsd;;. umlaufende Noten. 29 754 10 G50 15 35 3 3 056 15304935 000 II6bᷣhᷣobzoσσ .. o 77 00 λëάσ 365 60!
sonstige tägl. fällige ͤ erbindlichkeiten. 13 019 450 000 14 538 078 000 9 540 925 000
C 6bSõz ooo ο s 1670000 (43568786000)
sonstige Passia⸗ . 3 329 477 000 1 030 798 000 S814 760 000
( III 140 000) ( 4 27 347 000) (211091 000)
) Beftand an kurs fähigem deutschen Gelde und an Gold in
, oder auslandischen ier, das Kilogramm fein zu 2784 4 erechnet.
Bei den Abrechnungestellen wurden im Monat September abgerechnet: M 18577279200, —.
— Die Ostbank für Handel und Gewerbe lädt ihre Aktignäre zu einer dußerordentlichen Generalversammlung auf den 30. QWtober 1919 nach Posen zur Beschlußfassung über eine Reihe von Satzungsänderungen. Diese Aenderungen legen die Frage nach ihrem Cin fle auf den zukünftigen Charakter der Bank nabe. Wie W. T. B.“ mitteilt, war die Bank, die das Hauptgebiet ihrer Tätigkeit in Bezirken hat, die staatlich vom Deutschen Reiche abgetrennt werden, bisher in diesen Gebieten die Hauptstütze des dort ansässigen deutschen Landwirts und Gewerbetreibenden. Einsichtige Kreise sind sich dar⸗ über einig, daß es das unüberlegteste und auch national verdenblichste Verhalten wäre, wenn das Deutschtum in den abzutretenden Benirken seinen Platz verlassen wollte. Ein größerer Teil, namentlich des mit ländlichem Grundbesitz angesessenen deutschen Volkstums, wird auch unter der volnischen Herrschaft im Lande bleiben wollen und wmüssen. Gerade diese Kreise legen Wert darauf, daß ein deutsches Bankinstitut in Posen bleibt und nach dem Abzug anderer Institute ihren Interessen dient. Die Verwaltung der Ostbank für Handel und Gewerbe hat sich nun dahin entschieden, ihren über 60 Jahre in der Provinz Posen festgehaltenen Hauptsitz beizubehalten. Daraus fglgt, daß die Bank sich in ihrer Satzung den veränderten politischen Ver⸗ hältnissen anpaßt und aus ihrer Satzung das entfernt, was ihr einen besonderen natlonglwirtschaftlichen Charakter in der Ostmark gab, insbesondere ihr Verhältnis zur Preußischen Staatsbank. Im freund- schaftlichen Einvernehmen mit der Preußischen Staatsbank soll dieses Verhältnis, das über 20 Jahre bestanden hat, jetzt gelöst werden. Alle anderen Satzungsänderungen haben daneben nur formale Be— deutung. Die Bank wird auch in der Republik Polen in erster Reihe die Bank des dort zurückbleibenden Deutschtums sein.
Die Vereinigung der südwestdeutschen Handelskammern hat dem W.. T. B. zufolge beschlossen, eine Umgestaltung des deutschen Industrie⸗ und Handelstages in die Wege zu leiten, damit eine gleichmäßige Interessenvertretung für Handel und Industrie aller Bundesstaaten gewährleistet wird. An die Reichsreglerung soll das Ersuchen gerichtet werden, durch Ver⸗ handlungen mit der Entente mit allem Nachdruck darauf hinzuwirken, daß die deutsche Reichsgrenze im Westen für die Ein- und Ausfuhr wirksam gemacht wird und der deutschen Verwaltung in der Hand- habung der Kontrolle keine Schwierigkeiten berestet werden. Ferner wurde eine Kommission eingesetzt, die unter Hinzuziehung von Re⸗ gierungsvertretern dahin wirken soll, daß die Verkehrs schwierigkeiten zwischen dem besetzten und dem unbesetzten Gebiet im Westen ge⸗ bessert bezw. behoben werden.
— Die Verkehrslage im Ruhrrevier erfuhr laut Meldung des W. T. B.“ in der vergangenen Woche eine allgemeine weitere Verschlechterung. Die Wagengestellung ging werktäglich auf 12 200 Wagen herab, während die Fehlziffern auf 12206 stiegen. Die Kipperleistung erfuhr einen Rückgang von 153500 auf 14006 t, der Umschlag der Kanaljechen von 23 400 auf 17200 t täglich.
— In der gestrigen Veröffentlichung, hetreffend die Fest⸗— stellung und Veröffentlichung belt e mer Af kt in Berlin, muß die Firma der unter A.: Handelsfirmen auf⸗
eführten Metall gesellschaft· wie folgt lauten: Metallgesellschaft rankfurt a. M., Abt. Berlin W. 66, Mauerstr. 6l / 62.“
Berichöte von auswärtigen Wertpapiermärkten
Wien 7. Oktober. (W. T. B.) An der Börse hat die sprunghafte Aufwärtsbewegung der Kurse im Anschluß an die neuer⸗ liche wesentliche Verteuerung der fremden Devisenkurse weiter um sich gegriffen. In der Kulisse wie im Schranken fanden große Um—⸗ sätze statt, wobel die Käufer die geforderten Preise, mochten ste auch . so hoch sein, ohne weiteres bewilligten. In der Kulisse hatten Länderbankaktien die Führung und stiegen unter dem Einfluß eines Gerüchtes von Verhandlungen über den Anschluß der Bank an ein französisches Konsortium um 1063 Kronen. Die Südbahnprioritäten büßten unter dem Druck von Gewinnrealisierungen 43 Kronen, Türkische Lose 37 Kronen ein. Im Schranken waren die Kurs verschiebungen sehr beträchtlich. Der Anlagemarkt war ruhig bei be⸗ haupteten Kursen. .
Wien, 7. Oktober. (W. T. B.) (Börsenschlußkurse.) Tuürtische Lose 888, 900, Orienthbahn ö taats bahn 1413 90, S dbahn Sd 00. Desterreichischer Kredit S830 56, ,,, Anglobank 491,900. Untonbank 58l, 00, Bankverein Sol, M, Länder- bank 805,00, Tabakaktien — , Alpine Montan 1475809, Prager Fifen =, Rima Muranyer 1515, 00, Stodgwerke 1450,00, Salgo Nohlen 15g, 0, Brüxrer Kohlen —— Galizia 8383,00. Waffen 1660,00, Lloyd ⸗Aktlen 4505,90, Poldihütte — — Daimler — —, Desterrelchische Goldrente 150,50, Desterreichische Kronenrente 78. S0. 7 rugrrente S0, 00, Mairente 80,09 Unggrische Goldrente 169,00, ngarische Kronenrente 80, 09. — Nach Schluß: Staatsbahnaktien
1435,00.
Wien, 7. Oktober. (W. T. B.) Amtliche Notierungen der Deutsch · Desterreichischen Devisenzentrale: Berlin 31570 G., Amsterdam 2700,00 G., Zürich 1315,00 G., Kopenhagen 1590,00 G.,
hristiania 1715,90 G.. Marknoten 314090 G.
Stockholm 1805,00 G., ** 7. Oktober. (W. T. B.) Devisenkurse:
Albert Patry.
echsel auf Deutschland Wechsel auf Paris 3. Privatdiskont 42,
London, 6. Oktober. W. T. B.) W 10250, Wechsel auf Amsterdam kurz 1116, 3 Monate 35. 40. Wechsel auf Brüssel 35.3 Silber loko 64, Silber auf Lieferung 631. Lon don, 6. Oktober. (HB. T. B.) 2900 Euglische Consols 52 5 oso Argentinier von 1886 g0, o/ Brastllaner hon 18893 56. 400 Japaner von 1899 65, 3 00/9 Portuglesen 50,6, 5 0/9 Ruffen don 1966 40, 44 o Russen von 1809 29, Baltimore and Dhio 50 Canadian Pacifie 178, Erie 20, National Railways of Mextkko 83, ennsylvania —— Southern Pacifte 125, Union Pacifte 146, nited States Steel Corporation 124. Anaconda Copper — Rio Tinto 53, Chartered 21/8, De Beers 243, Goldfteldz 18, Randmines 3.
Amsterdam, 7. Oktober. (W. T. B.) Wechsel auf Berlin 10,55, Wechsel auf Wien 350, Wechsel auf Schweiz 47,50, Wechsel auf Kopenhagen 5700, Wechsel auf Stockholm 64.95. Wechsel auf New Jork 2653,59, Wechsel auf London 1117, Wechsel auf Paris 31.209, Wechsel auf Christiania 61,25. Wechsel auf Brüssel 31,35, Wechsel auf Madrid 50,509. — 5 o Niederländische Staats. anleihe von 1915 92, 3 oso Niederländische Staatsanleihe 603, Königl. Niederländ. Petroleum S24, Holland⸗Amerika- Linie 5165, Viederländisch⸗Indische Handelsbank 2954, Atchison, Topeka & Santa Föé 97, Rock Island —, Southern Pacific 104, Southern Rail⸗ way 27, Union Pacifie 1353. Anaconda 1453, United States Steel Corp. 1123, Französisch⸗Englische Anleihe ——, Hamhburg⸗Amerĩka⸗ Linie — —. Tendenz: Fest, ausgenommen Tabakswerte, Schiff⸗ fahrtsaktien sehr fest. Kopenhagen, 7. Oktober. (W. T. B.) Sichtwechsel auf Hamburg 18,65, do. auf Amsterdam 176,25, do. auf schweiz. Plätze S400, do. auf New Jork 463,00, do. auf Tondon 19,565, do. auf Paris 56, 00), do. auf Antwerpen 56,00, do. auf Helsingfors 21,35. Stockholm, 7. Oktober. W. X. B.) Sichtwechsel auf Berlin 16,75, do. auf Amsterdam 154,50, do. auf schweiz. Plätze 73,50, do. auf Washington 407,00, do. auf London 17.22, do. auf Paris 4900, do. auf Brüssel 49, 50, do. auf Helsingfors 18,B00. New Jork, 4. Oktober. (W. T. B) (Schluß, Die Stim⸗ mung der Börse war bei der Eröffnung gedrückt. Späterhin fährten spekulative Käufe zu einer teilweisen Erholung, doch wurde die Haltung infolge von umfangreichen Liquidationen im weiteren Ver⸗ laufe wieder matter. Stützungskäufe und Deckungen der Speku⸗ lation führten sodann zu einer erneuten Erholung, hoch voll zog sich der Schlußperkehr wegen der höheren Leihsätze für Geld in matter Stimmung. Umgesetzt wurden 509 0600 Aktien. Tendenz für Geld: Nominell. Geld auf 24 Stunden Durchschnitts. rate nom, Geld auf 24 Stunden letztes Darlehn nom., Wechsel auf Berlin 44, Wechsel auf London (60 . 418. 00, Cable Transfers 4,1276, Wechsel auf Paris auf Sicht 8, 4d 00, Silber in Barren 120, 3 /o Northern Pacifte Bonds —, og Verein. Staaten Bonds 1825 —, Atchison, Topeka u. Santa Fs 215, Baltimore und Ohio 49, Canadian Pacifie 152, Chesapeake u. Ohio 69, Ghicago, Milwaukee nu. St. Paul 444, Denver u. Rio Grande 94. Illinols Gentral 93, Louisville u. Nashpille 108, New JYort entral 744, Norfolt n. Western 163. Pennfzlvanta 433, Reading 83, Sonthern Paclfie 1074, Union Pactste 1243. American Smelting u. Refining 74, Anaconda Copper Mining 66z, Inter- national Mercantile Marine 58, United States Steel Corporation 1058, do. pref. 114.
Gerichte von auswärtigen Waren märkten.
Lioerpool, 6. Oktober. (W. T. B.) Baumwolle. Umsatz o000 Ballen, Einfuhr 20 000 Ballen, davon 8090 Ballen amerk⸗˖ kanische Baumwolle. — Für Oktober 20,36, für Januar 20 22, für März 20,03. ; ö
Amerikanische und Brasiltanische 11, Indische 25 Punkte höher. New York, 4. Oktober. (W. T. B.) (Schluß) Baumwolle loke middling — — do. für Oktober 30 5b, do. für November — — do. für Dezember 30,84. New Orleans loko middling 31,765, Petroleum refined lin Cases) 23, 95, do. Stand. white in New Jork 1925, do. in tanks 11,50, do. Credit Balances at Oil City 4.26, Schmalz prime Western 27,80, do. Rohe . Brothers „ —, Zucker Centri- ugal 728, Weizen inter 2373, Mehl Spring-Wheat (lears „S0 — 10,00, Getreidefracht nach Liverpool nom. ̃ loko 153, do. für Oktober 15,50, do. füͤr Dezember 18,86.
Theater.
Opernhaus. (Unter den Linden. Donnerstag: Geschlossen.
Schauspielhaus. (Am Gendarmenmarkt.) Donnerst. 217. Dauer- bezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Heimat. Schauspiel in vier Akten von Hermann Sudermann. Spielleitung: Anfang 7 Uhr.
reitag: Opernhaus. 205. Dauerbezugsvorstellung. Dien st⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Fidelio. Oper in zwei Akten von Ludwig van Beethoben. Text nach dem Französischen von Ferdinand Treitschke. Zu Anfang: „DMuyertüre zu Fidelio“. Vor der letzten Verwandlung: „Ouvertüre Leonore (Nr. 3)“. Anfang 73 Uhr.
Schauspielhaus. 2. Kartenrelervesatz. Der Dauerbezug, die
ständig vorbehaltenen sowie die Dienst⸗ und Freiplätze sind auf— ehoben. Egmont. Trauerspiel in fünf Aufzügen von Goethe. Musik von Beethoven. Spielleitung: Dr. Neinhard Bruck. Anfang 63 Uhr. (Ein Kartenverkauf für diese Vorstellung findet nicht statt, da über sämtliche Plätze bereits verfügt worden ist.)
Familiennachrichten.
Verlobt: Frl. Tornelie von Hopffgarten gen. Heidler mit Hrn. Oberleutnant Kurt von Storch (Weimar).
Verehelicht: Hr. Kapitänleutnant . D. Graf Kurt von Schwerin mit Frl. Margarethe Clasen (Mühlenbeck, Kr. Greifenhagen, Pomm.).
Ge storben: Hr. Landgerichtspräsident a. D. Geh. Oberjustizrat Hheter Münch (Münster i. W.). — Hr. Rittergutsbesitzer und Landschaftsrat Richard Kiehn (z. Zt. Charlottenburg).
Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charlottenburg.
Verantwortlich für den Anzeigenteil; Der Vorsteher per Geschäftsstelle. J. V.: Rechnungsrat Reyher in Berlin.
Verlag der Geschäftsstelle (J. V.: Reyher) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin. Wilhelmstraße 32.
Fünf Beilagen (einschließlich Börsenbeilage) und Erste, Zweite und Dritte Zentral⸗Handelsregister⸗Beilage.
e das
für Nein gestimmt haben. In Christiania haben 18 542 für Ja und 69 977 für Nein gestimmt.
rag, ,
Berlin
sowie das Postblatt Nr. 4.
Kaffee Rio Nr. 7 1
durch das Volk, besonders durch die Arbeiter.
ö ö. Erfte Beilage zum Deutschen Neichsanzei
Berlin, Mittwoch, den 8 Oltoher
6 230.
Nichtamtliches
Deutsche Nationalversannulnug in Berlin. 72. Sitzung vom 7. Oktober 1919, 1 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphenbüro.)
. Am Regierungstisch: Der Reichskanzler Bauer und din Reich m in ster E 36 berger, David, Müller, . Dr. Bell, Mayer, Schlicke, Schiffer und
Koch.
Präsident Fehrenbach eröffnet die Sitzung um 1 Uh 20 Minittę nit dor Sms: 8 , . ä, nuten, mit der Mitteilung des Begrüßungstelegramms das das Nationaltheater in Weimar aus Anlaß seiner Wieder eröffnung an die Nationalversammlung gesandt hat.
Auf der Tagesordnung stehen zunächst Anfragen. . Sade renz (D. Nat) fragt ob der Reichsregirung be⸗ kannt sej daß unter den keimkehrend en Kriegsgefangenen eine Schrift bas ist in. Deutschland geschehen?“ verteilt wind, die die Reor— lution in sozialdemokwatischem Sinne schildert und bei den Kriegs⸗ gefangenen Anstoß erregt hat, und fragt weiter, was die Regierung zu tun gedenkt, um dieser auf Kosten aller Steuerzahler betrsebenen einseitigen politischen Propaganda unter den Kriegsgefangenen alsbald Einhalt zu gebieten. ;
Megierungsbertreter Geheimrat Sch lesinger: Der Regie⸗ rung ist nicht. bekannt, daß heimge kehrte Kriegsgefangene an dieser ,, , genommen haben. (Hört, hört, rechts.) Dig amt⸗ ie Ian Shen haben nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, die Heimkehrenden darüber zu unterrichten, welchh Veränderungen in⸗ folge des militärischen Zusammenbruchs in Deutschland stattge funden haben. Diese Aufklärung kann sich selbstverständlich nur in republi⸗ kanischem Sinne bewegen. Eine einseitige politische Propaganda, wie sie früher aus Mitteln der Steuerzahler geübt worden ift, wird dabei nicht getrieben. ECachen vechts.)
4 Abg. Schiel .O. Nat.) fragt, ob die Regierung die Not der Invalidenrentenempfänger durch unentgeltliche Hergabe von Klei⸗ dungsstücken, Stoffen und Decken aus Heeresbeständen lindern wolle.
Reichsarbeitsminister Schlicke: Zur Beantwortung der Frage ist mein Ressort nicht allein zuständig, weil Heeresgut in Betracht kommt, das meiner Verwaltung nicht untersteht. Ich habe mich mit den anderen Ressorts in Verbindung gesetzt; aber die Mitteilung ist offenbar so spät gekomen, daß die Antwort noch nicht erledigt werden konnte.
Darauf beginnt die zweite Beratung des Reichs⸗ haushaltsplans für 1919 mit den Haushaltsplänen für das Reichsministerium, den Reichskanzler und die Reichs⸗ kanzlei, die Reichsjustizverwaltung, das Reichs finanzmini⸗ sterium und den Allgemeinen Pensionsfonds.
Reichskanzler Bauer: Meine Damen und Herren! Vor Be⸗ ginn unserer gemeinsamen Wintertagung habe ich dem Herrn Reichs- präsidenten eine Erweiterung der Reichsregierung vorgeschlagen und von ihm die Ermächtigung erhalten, mit der Demokratischen Fraktion der Nationalbersammlung in Verhandlungen einzutreten. Diese Ver⸗ handlungen sind in den letzten Tagen zum Abschluß gelangt. Die Demokraten sind in das Kabinett eingetreten, dessen Programm Ihnen allen bekannt ist. Herr Schiffer hat das Reichsjustizministerium und die Stellvertretung des Reichskanzlers übernommen, Herr Koch das Reichsministerum des Innern. Herr Dr. David, der bisher das
des Innern verwaltete, bleibt im Kabinett als
Minister ohne Porteseuille. Das neue Ministerium für Wieder⸗ aufbau, das der materielle Träger unserer Beziehungen nach dem Westen sein muß und auf dessen Leistungen erst das Auswärtige Amt seine Arbeit des Wiederaufbaues der politischen Beziehungen gründen kann, wird in den nächsten Tagen besetzt werden.
nkreich ist ja eine gleichartige Einrichtung vorhanden, dort ar der Minister Loucheur Leiter des Ministeriums für Wiederaufbau.
So stellt sich Ihnen das Kabinett heute in seiner neuen Gestaltung bor, ein Kabinett, daß die übergroße Mehrheit dieses Hauses und damit unseres Vo kes repräsentiert. Die Regierung wird bestrebt sein, mit den Parteien dieses Hauses engste Fühlung zu halten, und durch die Erweiterung der Basis der Regierung wird, glaube ich, auch die Sicherheit gegeben sein, daß wichtige Gesetze eine Mehrheit finden und schnell zur Verabschiedung gelangen. Ob dieses Stärkeverhältnis, wie es die Wahlen vom 18. Januar festgestellt haben, immer noch der parteipolitischen Schichtung Deutschlands entspricht, sollen die Nen⸗ wahlen zum ersten Reichstag der Republik zeigen. Sie werden an⸗ gesichts des Arbeitsstoffes der Nationalversammlung wohl kaum vor dem Frühjahr angesetzt werden können. Gört, hört! rechts) Die Arbeiterrãte und der Reichswirtschaftzrat, die Steuergesetze, der Etat und die Wahlgesetze, schließlich auch das Mannschaftsz, und Hinter— bliebenenversorgungegesetz — ich nenne mur die größten unserer gesetz⸗ geberischen Aufgaben — werden unbedingt noch von diesem hohen Dause erledigt werden müssen. Eg wird also lediglich von der Arbeits. kraft und von dem bewährten Pfl ichtbewußtsein der Nationalversamm⸗ lung abhängen, auf wann der Wahltermin bestimmt werden kann. Die Regierung wird in dem von mir gekennzeichneten Rahmen mit dem frühesten Termin einverstanden sein. (Bravo
Das Programm des Kabinetts — dos sagte ich bereits — ist das gleiche geblieben. Die Verhältnisse werden es mit sich bringen,
daß bald der eine, bald der andere der darin aufgestellten Punkte in
den Vordergrund tritt und unsere gesetzliche Erfüllung fordert. Ich darf Ihnen aber lurz die Aufgaben aufzählen, die der Regierung für die nächste Zeit, für den Winter, besonders dringend erscheinen und deren beschleunigte Lösung sie mit Ihnen anstreben wird.
. Vorerst aber ein Wort über den allgemeinen Geisteszustand unseres Volkes, der ja für alle und jede politische Erwägung den wichtigsten Gegenstand darstellt. Eins darf ich dankbar und freudig seststellen: es geht wieder ein Zug nach Arbeit, nach Konsolidierung durch da lt, bes Ich huldige keinem weltfremden Optimismus und bilde mir nicht ein, wir seien nach unserem tragischen Zusammenbruch nun schon über ben Berg. Aber gerade ich als alter Gewerkschaftler weiß zu unterscheiden zwischen
n /
Deutschland, viel zu viel. Für die Riesenaufgabe, das deutsche Wirt⸗ schaftsleben wieder in Gang zu bringen, ist jeder Tag erzwungener Arbeitsruhe verderblich. (Sehr richtig) Aber wenn es auch heute noch politischen Einpeitschern gelingt, bald hier, bald dort die Arbeiter
aus den Betrieben herauszubringen: die wilde, stets bereite, unbedenk⸗ liche Streiklust ist verraucht. Die gewerkschaftliche und politische Schulung macht sich überall wieder geltend — der Streik wird wieder und muß wieder werden, was er war: das letzte, nur mit hächster Selbstzucht anzuwendende wirtschaftliche Kampfmittel, das eine zwei⸗ schneidige Waffe ist. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Das aber muß er auch bleiben, und eine Regierung, der vorzusitzen ich die Ghre habe, wird nie an das Streikrecht als wirtschaftliches Kampf⸗ mittel zu rühren wagen (Bravo! bei den Sozialdemokraten), dessen Notwendigkeit nichts anderes ist als der Beweis, daß es eben auch heute noch wirtschaftlich Stärkere und wirtschaftlich Schwäche re gibt. Wenn aber die Arbeitsunlust, diese eine zerstörende Erbschaft des Krieges, im Abebben begriffen ist, die andere, nicht minder unheil⸗
volle, steht noch in voller Blüte: die Korruption! Noch immer hat bei uns fast alles seinen Preis und meist seinen Wucherpreis, von der Schiebemware bis zu dem, was man einstens Treu und Glauben hieß. Eine moralische Erkrankung ohne gleichen gilt es hier in allen Schichten zu bekämpfen, mit allen Mitteln, mit aller Erbarmungs⸗ losigkeit ohne irgendein Ansehen der Person. Wir wissen, was wir besonders unseren Beamten an Schutz und Anerkennung schulden, aber gerade den unantastbaren Beamten gegenüber sind wir verpflichtet, gegen die Korruption innerhalb des Beamtentums aufs schärfste ein⸗ . . richtig! bei den Sozialdemokraten) und es wieder zu dem zu machen, was es war, eine Körperschaft von sprichwörtli Unbestechlichkeit. J . Meine Damen und Herren! Auch die parlamentarische Tätigkeit dieses Winters wird in großem Umfange in der Feststellung der Rechte der wirtschaftlich Schwächeren, vor allen Dingen der Arbeiter bestehen Das ist nicht, wie uns von anderer Seite oft vorgeworfen wird, eine Liebodienerei, eine Verhätschelung der Arbei erschaft! Aber gerade hier ist eben unendlich viel versäumt worden. Keine Gnade wie im kaisersichen Deutschland, nein, Recht und Rechts vegan, ne Arbeiterschaft in dem Umfange, wie es ihrer Bedeutung für das Volks⸗ ganze zukommt. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten. Die Republik ist entschlossen, diese Rechtsansprüche zu erfüllen und alte böse Schulden abzutragen. ; Der Ausdruck dieses Entschlusses ist vor allem der Gesetzentwurf über die Betriebsräte (sehr richtigl bei den Sozialdemokraten), der Ihren Ausschuß seit längerem beschäftigt und dessen Annahme die Beratungen hoffen lassen. Soweit mir bekannt ist, haben die Mehr⸗ heitsparteien sich über den wesentlichen Inhalt des Gesetzes geeinigt, nur muß der Grundcharakter des Gesetzes bestehen bleiben. Der Ent⸗ wurf eines Gesetzes über die Wirtschaftsräte wird beschleunigt fertig⸗ gestellt und soll ihnen sobald wie möglich vorgelegt werden. Erst diese beiden Gesetze zusammen geben dem Artikel 165 der Verfassung ihren Inhalt, sie sollen durch ihren Verfass ungscharakter, unberührt von etwaigen Schwankungen der inneren Politik, den Arbeiter in Zukunft in der Entwichlung der Wirtschaft mitbeteiligen und ihm ö geben, wo er bisher nur schlecht bedankte Pflichten hatte.
Mit der Erreichung dieses Ziels ist auch der Zeitpunkt gekommen, wo der Kampf um die Arbeiterräte aus dem Stadium der Schlagworte herauskommen und sich mit den Realitäten des Wirtschaftslebens be— schäftigen muß. Für Einrichtungen, die nicht auf dem Boten der Ver, fassung stehen, ist dann kein Naum mehr. Die Reichs regierung ist be⸗ strebt, die Arbeiten so zu fördern, daß die Wahlen zu den Betriebs—⸗ räten möglichst schon im Anfang des nächsten Jahres stattfinden können, und daß die Wahlen zu den Wirtschaftsräten ihnen vielleicht schon einige Wochen später werden folgen können. Damit wird der provisorische Zustand, in dem sich jetzt die Arbeiterräte und der Zentralrat befinden, in einen endgültigen überführt. Die Reichs— regierung ist mit dem Zentralrat darüber einig, daß dies, je eher desto besser, geschieht.
Eng mit dieser Einführung des Arbeiters als Gleichberechtigten in den Produktionsprozeß hängt die Frage zusammen, wie dieser Prozeß vor mutwilligen Erschütterungen zu bewahren ist. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Ich habe vorhin gesagt: das Streikrecht darf nicht angetastet werden, aber wir müssen es mit dem Gesetz der Pflicht gegenüber der Allgemeinheit in Einklang bringen und gegen wilden Terrorismus schützen. (Sehr richtig! links) All die Schlichtungen von Arbeitsstreitigkei ten in den letzten Monaten haben die Notwendigkeit einer Neuregelung des Schlichtungswesens für jeden erwiesen, der den Charakter des Streiks als eines berechligten Kampfmittels nicht ruiniert sehen will. (Sehr richtig! links Wie die Zivilprozeßord— nung das Verfahren vor den ordentlichen Gerichten regelt, so muß eine Schlichtungsordnung, deren Entwurf dem Reichsministerium berelkts vorliegt, die Rechtsgarantien für ordnungsmäßige Besetzung der Schlichtungsausschüsse und für ein geregeltes Verfahren festlegen. (Erneute Zustimmung links) Die Geschichte unseres Gerichtswesens zeigt uns den Weg, an die Stelle des Faustrechts, der nackten Gewalt, tritt das geregelte Gerichtsverfahren, dessen Urteil sich auch der Wider⸗ strebendste zu fügen hat. Es ist klar, daß das letzte Ziel dieser Ent⸗ wicklung das obligaiorische Schiedsgericht ist, das, wie ich im Juli vor diesem hohen Hause ausführte, die Strelks auf das äußerste Maß und die schwersten Fälle beschränkt, und von dem ich sagte: „Es würden dabei alle Sicherheiten zu schaffen sein, damit jede Partei zu ihrem Rechte kommt, aber vor allem muß auch das Recht der Allgemeinheit auf Beruhigung des Wirtschaftslebens sichergestellt werden!
Neben diesen großen Problemen steben Aufgaben im einzelnen alle aus dem gleichen Geist sozialer Gerechtigkeit geboren, alle hh einzelne Kategorien von Volkegenossen von entscheidender Wichtigkeit. Vor allem sind es die Kriegsbeschädigten, die nach wie vor der Hilfe des Landes bedürfen. Da das Maß ihrer Arbeitskraft nicht wieder heigestellt werden kann, muß alles getan werden, um sie vor dem
Streik und Streik. Gewiß, es wird immer noch zuviel gestreikt in
sozialen Versinken zu schützen. Ein Gesetz über den Einstellungs⸗
ger imd Preußischen Staatsanzeiger.
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zwang soll dazu beitragen, gerade den Schwerbeschädigten Arbeit und Auskommen zu sichern. An die gesunde Arbeiterschaft richte ich den Appell — und ich bin gewiß, daß er nicht ungehört verhallen wird —, jede erdenkliche Rücksicht auf diese schwergeprüften Kollegen zu nehmen und damit auch in diesem Punkte die unzerstörbare Solidarität der Arbeiterschaft zu beweisen.
Daneben geht das große Werk der Neuregelung der Mili tär⸗ tentenversorgung und der Hinterbliebenenversorgung. Nicht mehr nach militärischen Döienstgraden, sondern nach sozialen Gesichtspunkten aufgebaut, soll die es Gesetz noch in diesem Winter zum Abschluß gebracht werden. (Gravoh 3 Ein dritter Weg, den Opfern des Krieges vor allem zu helfen wird auf dem Gebiete der Ansiedlung beschritten werden, wo die en Verfassung die Zuständigkeit des Reiches ja bedeutend erweitert hat. Sie haben bereits im August das Siedlungsgesetz erledigt, aber Ver. hal tnisse, die sich schwer oder zurzeit kaum ändern lassen, haben es mit sich gebracht, daß dieses Gesetz größtenteils nur auf dem Papier stehß Der Kriegsbeschädige, der Arbeiter, der zu rückgelehrte Kriegsgefangene fragt nicht nach Gesetzen, er will das ihm bestimmte Grundst ck sehen er verlangt nach Baugeldern, nach Baustoffen. (Sehr richtig! bei hen Mehrheitsparteien) Die rigkeiten der Praxis brauche ich Ihnen nicht auseinanderzusetzen. Aber auch hier hoffen wir mit der Hilfe der einzelnen Länder vorwärtszukommen, und ein Schritt . soll das Reichs heimstättengesetz sein.
. Auf dem Gebiete des allgemeinen Arbeiterschutzes ist ein Arbeits. zeitgesetz in Vorbereitung, das eine der wichtigsten sozialpolitischen Errungenschaften der Revolution, den Achtstundentag, sicherstellen sol
Schließlich verlangen die gewerkschaftlichen Grundsätze und niche minder die finanziellen Mißverhältnisse des Reiches eine Umgestas tung der vielfach mißbrauchten Arbeitslosenfürsorge (lebhafte Zusti n; mung) im Sinne einer verstärkten Arbeitsbeschaffung für die Gr— werbslosen. (Erneute lebhafte Zustimmung.) Die Gemeinden müssen in viel stärkerem Umfange als bisher bestrebt sein, Notstandsarbeiten zu beschaffen und mit der größten Rüchsichtslosigkeit allen ben erigen. dee eine zugewiesene angemessene Arbeit nicht annehmen, die Unter. stůtzung versagen. ; ECebhafte Zustimmung) Den endgültigen Abban der heutigen Zustände soll die gesetzliche Arbeitslosewersicherung
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bringen, die im Reichsarbeitsministerium in Vorbereitung ist.
; Erschöpfend kann natürlich diese Aufzählung der hauptsãchlichsten und dringendsten Aufgaben auf dem Gebiete des Arbeiter rechts nicht sein. Ich habe nur emwähnt, was keinen Aufschub erduldet, wenn nicht die erfreulichsten Ansätze wiederum verschüttet werden sollen, die sich im Denken und Fühlen unseres Volkes in der Richtung nach Ruhe und Gesundung zeigen. Die großen Wirtschaftsfragen, ingbesondere den Tiefstand unserer Valuta haben Sie, meine Damen und Herren, , , , , ,,
sserer vaftlichen Sorgen erörtert wurde, die ja alle Ursache und Wirkung zugleich sind. Kohle, Transport, Erzeugung jede dieser Fragen bedingt die andere und kann ohne die andere . gelöst werden. Aber ein Aktivum haben wir auch in dieser Beziehung Seit Juli haben wir uns unter den schwe rsten Befürchtungen zum letzztenmal mit dem Stande der Kohlendersorgung beschaftigt. Seit diesem Zeitpunkte ist die Förderung und die durchschnittliche Arbeits⸗ leistung in den Kohlenrevieren in die Höhe gegangen. Aber dae Pro⸗ duktion ist noch längst nicht so auf der Höhe, daß uns eine ausfuhr⸗ fähige Industrie, diese einzige Quelle unentwerteter Zahlungsmitte⸗ garantiert wäre. Vor allem aber ist der Transport und damit auch der Abtransport der Kohle noch völlig im Argen. Wenn uns nicht eine Steigerung der Arbeit in den Gisenbahnen, vor allem in den Eisenbahmrerkstätten (sehr richtig! bei den Mehrheitsparteien), von der aber bis jetzt heizlich wenig zu spüren ist (Zustimmung bei den Mahrheitsparteiem, gelingt, dann können wir Kohle und Industrie nicht in den fruchtbaren Zusammenhang bringen, der im Interesse des ganzen Volkes und vor allem der Arbeiterschaft liegt. (Sehr wahr! bei den Mehrheitsparteien) Den Kohlenrevieren und der Steigerung der Förderung wenden wir natürlich unsere ganz Aufmerksamkeit und Fürsorglichkeit zu. Im Nuahrrevier wäre eine Einstellung von 38 000 neuen Arbeitern möglich (Hört, hört! bei den Mehrheitsparteien) und natürlich höchst erwünscht. Dabon können heute schon 20000 sofort und ohne große Schwierigkeiten zufrieden stellend untergebracht werden. Es sind alle Maßnahmen eingeleitet, um durch ein besseres Zusammenagrbeiten der Arbeits— nachweise die Amverbung dieser 20 000 Aibeiter im ganzen Reiche mit aller nur wünschenswerten Schnelligkeit zur Durchführung zu bringen. Für die übrigen muß erst Unterkunft geschaffen werden; denn in den Kohlengruben liegen die Fundamente, auf denen allein unsere Zukunft sich erbauen kann. Wir müssen alles an die Errichtung dieses Baues setzen. Kein Hindenburgprogramm gilt es aufzustellen, das den Unter— nehmern Riesengemwinne in die Taschen jagt, die Schieber und Wucherer züchtet und den Arbeiter an Leib und Seele zermürbt, sondern ein Programm des ganzen deutschen Volkes, sozial in Geist und Durch—⸗ führung, das so wenig von Wuchergewinn wie von Ausbeutung wissen will, aber ganz erfüllt ist von dem unbesiegbaren Willen zum friedlichen Aufstiegt. (Sehr gut! bei den Mehrheitsparteien.)
Meine Damen und Herren! Nicht überall in der Welt glaubt man an diesen unseren Willen! Nicht überall in der Welt ist man von unserem ehrlichen Streben, auf friedlichem Weg vorwärts zu kommen, überzeugt! Ja, wir müssen zu unserem Schmerz sagen: fast überall in der Welt, außerhalb unserer Grenzen, ist wieder eine Pro⸗ paganda des Hasses und der Verleumdung am Werk, die uns diesen Friedenswillen abspricht, die den ungeheuren Umschwung in der Ge⸗ sinnung des deutschen Volkes leugnet, die immer noch Imperialismus und Vertragsbruch in unseren Handlungen und Einrichtungen wittert.
Den meisten Mißdeutungen und Verdächti gungen ist die militä⸗ rische Institution der Republik ausgesetzt: die Reichswehr. Meine Damen und Herren, lassen Sie mich zunächst einige tatsächliche Fest ; stellungen machen: Wir brauchen heute die Truppen noch zu zwei Zwecken; Erstens um im Innern das Maß staatlicher Drdnung auch gegen Gewalt aufrechtzuerhalten, ohne das gerade die Umwandlung
in das neue, freiheitliche Staatswesen nicht möglich tst, und zweiten,