1919 / 236 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 15 Oct 1919 18:00:01 GMT) scan diff

die Arbeit big spätestens Donaerstag, 8 Ubr früh, auffunebmen, andernfalls sie . entlassen zu betrachten haben. Oer erm ist gewillt, mit, allen zur Verfügung stehenden Mitteln den Beirieb in den Büros, insbesondere in den lebenswichtigen Verwaltungsstellen aufrechtzuerhalten und sich dabei auch nicht durch Androhung von Sabotage gegen amtliches Material zurückschrecken zu lassen. Der Magistrat wird sich, wenn erforderlich, in einem Aufruf zur Ailfe an die gesamte Bevölkerung wenden. Für den Schutz der Arbeitswilligen wird Sorge getragen werden.

Die kaufmännischen Angestellten der Breslauer Damen kon fektion beschlofsen W. T. B. zufolge, von heute an in den Aus st and zu treten. ;

Der Ausst and in der Binnenschiffahrt in König s⸗ berg i. Pr. ist, wie W. T. B.“ meldet, beendet.

Die „Pfalzzentrale meldet: Die Ermordung der 17 Jahre alten Katharina Arnold in. Ludwigshafen durch tranzösische Soldaten hat die Bevölkerung Ludwigshafen in neue große Erregung versetzt. Um gegen den unglaublichen Terro⸗ rismus der französischen Soldateska Einspruch zu erheben, hat gestern ein eintägiger Generalausstand in Ludwigshafen eingesetzt, an dem sich die Arbeiter und die Bürgerschaft gleichermaßen bete ligen. Sämtliche Geschäfte und Gastwirtschaften haben geschlofsen, die Staßenbahn bat ihren Betrieb eingestellt.

Nach einer von W. T. B.“ übermittelten Meldung des Nieuwe Courant“ aus New Jork, wird infolge des Abbruchs der Verhandlungen zwischen den Besitzern der Asphaltkohlenbergwerke und dem Bergarbeiterverband der Ausstand der Bergarbeiter für den . November verkündet werden; 400 doo Arbeiter werden die Arbeit niederlegen.

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Theater und Mu ik.

Schauspielhaus.

Der neue Intendant des Schausvielhauses, Leopold Jeßner, welcher in der bei Nebernahme seiner Stellung gehaltenen Rede die Neubelebung und Pflege der Klafsiker als seine vornehmste Aufgabe bezeichnete, hat für die erste Neuaufführung deg seiner Leitung anvertrauten Theaters Maxig. Stuart“ erwählt. Die gestrige Darstellung des Schillerschen, Trauer— spiels an der Staͤtte, wo es von jeher heimisch, war, äeß viel von dem neuen Geist verspüren, der fortan auf der ebemals Königlichen Bühne herrschen soll, zunächst schon in den Aeußerlich= keiten in den Bühnenbildern, die in dieser Zeit der Teuerung und der Kehlenknappheit notgedrungen vereinfacht werden müssen, um möglichst geringe Ausgaben und eine möglichst kurze Aufführungs⸗ dauer zu ermöglichen. Der Münchener Maler Emil Pirchan bat die Aufgabe, wesentlich vereinfachte Bühnenbilder von vornehmem fünstlerischen Geschmack zu entwerfen, mit gangr⸗ kennenzwertem Geschick gelöst; bei der Kleidung der Darsteller war auch mehr Wert auf die malerische Wirkung als auf die strenge Geschichtstreue gelegt, die seit den Meiningern auf der Schauspiel⸗ hausbühne herrschte. Allzu farhenfreudig erschien aher dag blaue Gewand der Marla für die in Kerkermauern schmachtende Königin, und allzumodern die Anordnung des Haares ohne den gewohnten Kopfputz und Schleier. Die Maria war Lucy Höflich, Lie von der Relnhardtbühne in das Schauspielhaus übergesiedelt ist und zum ersten Mal ihre in ganz anders gearteten Aufgaben be—⸗ währte und bewunderte Kunst in den Dienst Schillers stellte. Der Versuch gelang; diest Maria stand stark im Vordergrund und fesselte durch die Macht ihrer Persönlichkeit Frau. Höflich sprach Schillers Verse natürlich und ohne Pathos, aber mit vollem Verständnis * die feingeschwungenen Linien dez Rhythmus, für die Schönheit und den Fluß der Wortmelodie, ohne dabei jemals in nüchterne Alltäglichkeit zu verfallen. So lam das Wort voll zu seinem Rechte, ohne daß die menschliche Gestaltung der Rolle zu kurz gekommen wäre. Man weiß von dieser Künstlerin, daß sie nicht ledigllch mit dem Verstande, sondern mit dem Herzen schafft, so waren denn bald jene unsichtbaren Fäden zwischen ihr und den Zuschauern geknüpft, die dessen lebhafte Anteilnahme gewährleisten. 32 die Parkszene geriet aus Mangel an Steigerung und durch das nicht ganz zureichende Gegenspiel der Darstellerin der Elisabeth etwas matt. Aber der tiefergreifende Schluß machte diesen Mangel wieder wett. Die Elisabeth gab Agnes Straub in dem Bestreben, mehr das Welb als die Königin herhorzukehren, darum gelangen ihr die Auftritte, in denen sie die, Gefallfucht, den Wankelmut, die Eitelkeit, die Eifersucht der Flisabeth zeichnen konnte, am besten. Ber den Staatsaktionen wirkte, die zu stark betonte, männlich gefärbte Herrschergebärde unnatürlich, in der Parkszene dagegen wurde die Ueberlegenheit der Machthaberin gegenüber der Gefangenen zu wenig selbstbewußt zur Schau getragen, so daß, wie schon ohen gesagt, die Wirkung infolgedessen matt blieb. Hier müßte der Spiel⸗ Er Dr. Bruck durch bessere Abtönung vgn Rede und Gegenrede nachhelfen. Eine neue Erscheinung auf der Schauspielhausbühne war

citz Kortner als Mortimer, ein Darsteller, der diese Gestalt pollständig nz Syflerisch, Vathologische verzerrte. Das ekstatische Wesen diefes Jünglinge kann man sich schlechterdings nicht so vorstellen, wie es durch Herrn Kortner gezeichnet wurde. Man vertraue ihm andere Aufgaben an, etwa den Franz Moor, oder den Wurm in Kabale und Lebe“, für die er sich schon äußerlich weit besser eignen würde als für den schwärmerischen Mortimer. Von den anderen Rolleninhabern hinterlteßen Karh. CGlewing als weltmännisch gewandter, höfisch geschmeidiger Leicester, Albert Patry als kluger und in Dingen der Staatsweisheit unerhittlicher Burleigh sowle Arthur Kraußneck als wohlmeinender, zur Milde ermahnender Talbot bleibende Eindrücke. Auch alle übrigen Mitwirkenden füllten ihre Plätze gut aus. Der Beifall war stark und herzlich.

Im Opernhause wird morgen, Donnerstag, Figaros Hoch⸗ zeit, mit t. Damen von Granfelt, Hansa, Marherr, von Scheele⸗ Müller, Escher und den Herren Ziegler als Gast, Stock, Bachmann, Tücke, Philipp und Krasa besetzt, gegehen. Dirigent ist Dr. Stiedry. An⸗ fang 5 Uhr. Die Leitung der Staatsoper hat mit Rich ard Strauß ein Abkommen getroffen, wonach er im Laufe des Oktober und November s Aufführungen eigener Werke; und vier Symphoniekon⸗ zerte der Kapelle der Staatsoper bieten wird, von denen das erste am 28. d. M. (nicht wie ursprünglich beabsichtigt, am 17), die weiteren am 14. und 27. November sowie am 10. Dezember staltfinden. Die Erstaufführung der Frau ohne Schatten“ unter der musikalischen Leitung des Generalmusikdirektors Leo Blech ist auf Anfang Januar sestgesetzt. Richard Strauß hat, seine persönliche Teilnahme an den letzten Proben und der Aufführung in Aussicht gestellt. Als nächsse Neuheiten der Stgats⸗ oper gehen in Szene: am 11. November Eugen d'Alberts „Stter von Olivera!“ und im Dezember Tie einaktige somische Oper Susannens Geheimnis“ von Wolf Ferrardi sowie zwei choreographische Werke: das Ballett Klein Fdas Blumen bon Pau von Klenau und Silheuetten! von Heinrich Kröller, dem Ballettmeister des Münchener Nationglthegters.

Letzterer wird auch als Gast in der Staatsoper beide Ballette in

Szene setzen. 9 . krielhanse wird morgen „Peer Gynt“ mit den Damen Conrad, Schön, Steinsieck, Ebinger uad den Herren Mühl⸗ hofer, Boettcher, Werner, von Ledebur, Kraußneck in den Hauptrollen gegeben. Spielleiter ist Dr. Reinhard Bruck. Anfang 6 Uhr.

In der am Freitag in den Kammerspielen des Deut- schen Theaters stattfindenden Uraufführung des Dramas Iwanow. von Tschechow wirken in den Hauptrollen mit. Alexander Moilssi, Werner Krauß, Maria Fein, Max Gülstorff, Friedrich ne, S Ifa Wagner, Margarete Kupfer, Kurt Lucas, Theg Kasten, Lotte Stein, Siegmund Nunberg und Hugo Döblin. wird von Felix Hollaender in Szene gesetzt.

Berlin⸗Buchholz,

lanntmachungen sowie gegen Anordnungen,

Das Werk

Mannigfaltiges.

Der Kohlenverband Groß⸗ er lin hat inter dem 13 Ol= iober 1919 folgende Bekanntmachung über Festsetzung von Brikettpreisen erlassen.: 1

Unter Aufhebung der in der Bekanntmachung des Koblenver⸗ bandes Groß⸗Berlin vom 1. Oktober 1919 J.⸗Nr. L. 4026/19 elta gehtn Verkaufspreise für Briketts werden auf Grund der Be⸗ anntmachung des Bundesrats über Errichtung von er ,, stellen und die Versorgungsregelung vom 25. September / . No⸗ vember 1915 n , . S. 607 und 728) in Verbindung mit der Anordnung der TVandeszentralbehörden üher die Errichtung des , , . Groß⸗Berlin vom 21. August 1917 für die Stadt⸗ kreise Berlin, Charlottenburg, Neukölln, Berlin⸗Schöneberg, Berlin⸗ Lichten berg, Berlin Wilmersdorf sowie die folgenden Orte der Land⸗ kreise Telkow und Niederbarnim: y

L im Gebiet des Kreises Niederbarnim:

Berlin Reinickendorf, Berlin⸗Rosenthal, Berlin⸗Stralau, Berlin · Tegel, Berlin⸗Weißensee,

Berlin⸗Frledrichsfelde, Berlin⸗Heinersdorf, Berlin⸗Hohen schönhausen, Berlin. Niederschönhausen, in⸗ We Berlin⸗Oberschöneweide, lin⸗Wittenau, Berlin Pankow, utsbez ftr Schönholz, II. im Gebiet des Kreises Teltor . Berlin⸗Grunewald, Ber lin⸗ Tempelhof, Berlin Schmargendorf, Berlin ⸗Mariendorf, Berlin Dahlem Gut), Berlin Marienfelde, Berlin⸗Friedenau, lin⸗Niederschöneweide, Berlin⸗ Steglitz, erlin⸗Johannisthal, Berlin⸗ Lichterfelde, Verlin⸗Britz ; Berlin⸗Zehlen dorf, . an, n, Berlin⸗ itz, runewald⸗Forst (Gut) mit Genehmigung der Staatlichen Verteilungsstelle für Groß⸗Berstn die Preise wie folgt festgesetzt: §51I. Preise für Küͤchen⸗ und Ofenbrand. Es durfen folgende , nicht überschritten werden. ö a) bei Selbstabholung ab Lager. . 60 5,35 je Zentner, b) bei Abwerfen auf dem Siraßen damm vor dem Grundstück des Verbrauchers. , 5, 5... 3 , . d) bei Lieferung frei Erdgeschoß oder Keller 5, 99),

§S 2. Preise für Brikettlieferungen an das Klein

ewerbe sowie für Zentralbeizungs und Warm⸗

asserbereitungsanlagen in Fuhren nicht unter 30 Zentnern.

Es dürfen folgende Preise nicht überschritten werden-

a) bei Selbstabholung ab Lager 6s 5,35 je Zentner, b) bei Abwerfen auf. dem Straßen damGm J vor dem Grundstück des Verbrauchers 53970,

3 bei Ab werfen . ö . 4) bei Lieferung frei Erdgeschoß oder Keller, 5,55...

8. 3. Der Kohlen händler ist verpflichtet, den Verbrauchern an derjenigen Abgabestelle, an der sie in die Kundenliste eingetragen y ö. Briketts auf Verlangen zur Selbstabholung zur Verfügung zu stellen. ; .

S 4. Die Kohlenstelle Groß Berlin wird ermächtigt, für das Gehtet der Landkteise Teltow und Niederharnim mit Zustimmung des zuständigen Landratsamts für einzelne Stadt und , n auf deren Antrag eine von der Preisfestsetzung der 35 1 und 2 dieler Bekanntmachung abweichende Preisfestsetzung zu treffen.

§ 5. Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmungen dieser Be⸗ welche die Kohlenstelle Groß Berlin in Gemäßhelt des 8 6 dieser Bekanntmachung erläßt, unterliegen der Bestrafung gemäß 3 17 Ziffer 2 der Bektannt ˖ machung des Bundesrats über die Errichtung von Preisprüfungs« . . Versorgungsregelung vom 25. September und 4. No⸗ vember ö

§ 6. Diese Bekanntmachung tritt mit dem Tage der Ver⸗ öffentlichung in Kraft.

Ferner hat die Kohlenstelle Groß⸗Berlin unter dem 13. Oktober 1919 folgende Bekanntmachung über Fest⸗ setzung von Brikettpreisen in den Landkreifen Teltow und Niederbarnim erlassen: .

Unter Aufhebung der in der Bekanntmachung der Kohlenstelle Groß⸗Berlin vom J. Oktober 1919 J. Nr. L. 4032/19 fest⸗ gesetzten Verkaufsyreise für Briketts wird auf Grund des 5 4 der Be⸗ kanntmachung des Kohlenverbandes Groß⸗Berlin vom 13. Oktober 1919 für das Gebiet der Kreise Niederbarnlm und Teltow mit Aus“ nahme der in letztgenannter Bekanntmachung aufgeführten Orte) folgendes bestimmt:

§1I. Preise für Küchen und Ofenbrand. Es dürfen folgende Preise nicht überschritten werden:

2) be an,, n . Lager S 5,10 je Zentner,

3 bei Abwerfen auf dem Straßendamm .. 545. e) bel Abwerfen auf dem Hofe 5555

4) bei Lieferung frei Erdgeschoß oder Keller 5,60,

Für die Preisstellung ist. maßgebend der Sitz der geschäftlichen

r mn des Kohlenhändlers (nicht der Wohnsitz des Ver⸗ rauchers). .

S2. Preise für Brikettlieferungen an das Klein gewerbe sowie für Zentralheizungs⸗ und Warm. wasserbereitungsanlagen in Fuhren nicht unter 30 Zentnern. . .

Es dürfen folgende Preise nicht überschritten werden:

a) bei Sel ,, ab Lager... . 6 H, 10 je Zentner,

b) bei Abwerfen auf dem Straßendamm .. 545. ö

e) bet Abwerfen auf dem Hose. . . 5655, ö

a) bei Lieferung fret Erdgeschoß oder Keller, 5,60.

§. 3. Der Kohlenhändler ist verpflichtet, den Verbrauchern an derjenigen Abgabestelle, an der sie in die Kundenliste eingetragen sind, , Briketts auf Verlangen zur Selbstabholung zur Verfügung zu

ellen. .

58 4. ,,, gegen die Bestimmungen dieser Be⸗ kanntmachung unterliegen der Bestrgfung gemäß 8 5 der Bekannt- machung des Kohlenverbandes Groß-Berlin dom J. Dftober ig.

S 3. Diese Bekanntmachung tritt mit dem Tage der Veroffentlichung . J :

9g w

in Kraft ) IL. im Gebiet des Kreises Niederbarnim: Berlin · Buchholz, Berlin. Reinicten dorf Berlin riedrich a felde. Berlin · Ro senthal. 3 . Berlin Stralau. Berlin- er, een, ; Berlin etzel. Berlin⸗Niederschõnhansen, Berlin · Weißen ee. Berlin · Qberschõneweide, YerlinWittengu, Berlin⸗ Pankow, ö Gutsbezirk Schönholz. UI. im Gebiet des Kreises Teltow: Berlin · Grunewald. Berlin · Tempelhof, erlin⸗ Schmargendorf. Ber sin · Marten dorf. Berlin Dahlem (Gut) Berlin · Marien selde Berlin · Irledenau. Berlin · Niederschõneweide, Berlin Steglitz Berlin · Johannisthal Berlin · Cichterselde, Berlin · Sritizz e n. len dorf. erlin⸗ Treptow,. Berlin Lankwitz. runewald · Forst (Gut).

X

J Die Berliner Stadtverordneten stimmrten

estri außer ordentlichen Sitz ung einer Vorl 9

an. des Schiedssprzuches des ge m en ii, Zentralausschusses in Sachen des Arbetlterta ohne Erörterung zu. Die Durchführung des Schiedsspruchz . einen jährlichen Mehraufwand von etwa 35 Millione, *r wurden die Vorlagen, betreffend Leun tzerstützung der un beirateten weiblichen Erwerbs losen; 2) Satwurf zur gi tung einer Siedelungsanlage in Buch; 3) Vorentwurf Siedelungsanlage in der Jungfernheide, (. gbne Erßrterüng angenommen. Die Stabti. Ro d und G hatten folgenden Antrag eingebracht: Der Magistrat woll BVerücksichligung der Verfassung dafür Sorge tragen, daz Wohnungsrecht der Berliner Bürger gewahrt werde, und rech durchgreifende Maßnahmen treffen, damlt die bestehen de Wohn not nicht ein dauernder Zustand werde. Für den Aug. nbi: der Maglstrat der Wohnungsnot dazurch steuern, daß 1) 3r nicht heimathbexechtigter Cinwanderer ge hein werde; ) lästige. Ausländer aus ge wie werden; 3 Einbürgerungsgesuche mit arößter Zurũ ch. behandelt werden. 3 lag folgender Antrag der th Ca fsel und Genossen zur Beratung vor: „Die Versamum wolle den Magistrat ersuchen: I) Anordnungen zu treffen bei der sogenannten Zwangsezinquartterung den treffenden Wohnungsinhabern Name, Beruf, Stand Anzahl der Zuziehenden vor dem Zuzuge rechtzeitig ben gegeben werden, damit ihnen einzuräumende. Cinwenhn, noch geprüft werden können; 2 die Beauftragten des Wohnung anzuweisen, mit aller Zuvorkommenheit gegenüber den Woh m inbabern die Zuteilung der Wohnungfuchen den vorzunehmen um Wänsche der Verfügungsherechtigten, möglichst zu berücksicht 3 bei der Zwangseinquartierung gebührende Rücksicht auf den

erlin notwendigen emdenverkehr zu nehmen und eine legung der Hotels nur in, äußerstem Notfall zu veransn c die Räume der in großer Zahl vorhandenen sogenannten H pensionen auf Stunden, Tage und Wochen weitgehend beschlagnahmen und mit Wohnungsuchenden zu belegen.“ ů3 Erörterung wurde der Antrag Koch g, und der Antrag mit arge Mehrhelt angenommen. Sodann ssimmte die Virn Jung, ebenfalls mit großer Mehrheit, einem Antrag der S Barkoewski und Gen. zu: ‚den Magistrat zu ersuchen, gesen Beschlagnahme der Gemeinde schulen durch das Wohn amt Einspruch zu erheßen“. Eine Magistrats vorlage, betreffend böhung der Kanalisations gebühren, wurde einem Außst zur Vorberatung üuberwiesen. n ö

J l

Im Deutfchen Stadion im Grunewald wird ier ge p ent gt des Deutschen Reichsau sschuss

ür Le 6b esübungen als ug dies ãhrige vollssportliche anstaltund am Sonntag, den 19. Oktober, e n fg! 3 Uhr, s finden. Das Programm verspricht die Deutsche Waldtaufmeister sowie den 5okm.-Weltmarsch um die Meisterschaft von Ba Ausgangsyunkt und Ziel für beide Wettbewerbe ist das Sinn Auf der Radrennbahn finden mehrere Radrennen statt. Außen sind Anfang und Ziel des 40. Em-⸗Mannschaftsfahrens um den Shah preis ins Stadion verlegt. Die Preise der . betragen Loge, 8. 6 4M, für Loge. Stehylatz, 46, für die übrigen e und Stehplätze 2 4. Im Vorverkauf wird Grmäßtgung gem Die Eintrittskarten find an den Theaterkassen von A. r ether. in den Sportgeschäften erhältlich. =

*

Verkehrsmesen.

Nach vorläufiger Feststellung im Reich seisen bahnn betrugen die Perkehrseinnahmen her deutschen Hm eisenbahnen sowie der vollspurigen Nehenhahnen mit mehr 50 Kilometer Betriebslänge im Monat August 1918.

im Personenverkehr 179 908 597 M,

im Güterverkehr 264 825 878 6, mithin gegen August 1918

im Personenverkehr 4 30 105 0927 ,

im Güterverkehr 4 26 522 591 6.

Bei der Beurteilung des Ergebnisses sind die am 1. I . eingetretenen erheblichen Tariferhähungen zu hel ichtigen. e

Gortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage

Theater.

Opernhaus. (Unter den Linden) Donnerstag: 210. Du bezugsborstellung. Dienst⸗ und Freiplätze find aufgehoben. Figer Dochzeit. Komische Oper in vier Akten von Wolfgang Umm Mozart. Tert nach Beaumarchats, von Lorenzo Dapontle. De eber setzung durchgesehen von H. Levi. Musikalische Leit 3 ; Fritz Stiedry. Spielleitung: Hermann Bachmann. Am

r.

Schauspielhaus. am Gendarmanmarft) Donterst. A3 On bezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. M Gh nt ben Henrik Ihsen. (In zehn Bilbern.) ö. freier Ii n für die deutsch. Bübne gestaltet von Dietrich Eckart. M von Edward Grieg. Mustkalische Leitung: Heinz Gtthofen. St leitung: Dr. Reinhard Bruck. Anfang 63 Uhr. .

Freitag: Opernhaus. 211. Dauerbezugsvorstellung. Di und Freipläͤtze sind aufgehoben. Der Ring des Nibelunz Bühnenfestspiel von Richard Wagner. Vorabend: Das Rheingt Anfang 75 Uhr. . .

Schauspielhaus. 224. Dauerbezugsvorstellung. Dienst, er, sind gufgehohen. Coriolan. Historisches Drama hn

ügen (14 Verwandlungen) von Will lain Shakespeare. Sp leitung: Dr. Reinhard Bruck. Anfang 7 Uhr.

———

Jamilieunachrichten.

Verlobt; Frl. Gerda Ackermann mit Hrn. Dipl.⸗Ing., Regiernn haumeister Konrad Hoppe (Charlottenbur

Ge storben: Hr.

Wilhelm Neubauer (Berlin).

Senatsprãsident 9. D., ö. Geh. Oberjustz

J. V.: Rechnungsrat Reyher in Berlin. Verlag der Geschäftsstelle (J. V.: Reyher) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt Berlin. Wilhelmst raße 32. Fünf Beilagen leinschließlich Börsenbeilage).

l und Erste Zweite, Dritte und Vierte Zentral⸗ Handelzregister⸗ Beil

Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charlottenbn Verantwortlich für den Anzeigenteil; Der Vorsteher der Geschäftsst⸗

zum Deutschen Neichsanzeiger und Preußi

M 23G.

Niqhtamttiches.

Deutsche National versammlung in Berlin.

98. Sitzung vom 14 Oktober 1919. (Gericht des Nachrichlenbüros des Vereins deutscher Zeitungsverleger.)

Am Regierungstisch: die Reichsminister Dr. Bell und Schmidt. Präsident Fehrenbach eröffnet die Sitzung um 1 Uhr.

Auf der Tagesordnung stehen zunächst Anfragen.

Abg. Ve sper (Soz.) erklärt, die Beantwortung einer früheren Anfrage, befreffend Abhebungen von Geldern durch die Arbeiter und Soldatenräte bei der Reichshankstelle Osnabrück, sei unrichtig; er rünscht Richtgstellung dieser Auskunft und fragt nach der Quelle der falschen Nachricht.

Unterstaatssekretä⸗ Moes le Vertreter des Reichsfinanzmini⸗ fteriums, hat in der Sitzung der Nationalversammlung vom 8. 8. 19 bei Erörterung des Finanzgebarens der A- und St⸗Räte gesagt, die Reicksbank habe unterm 22. Februar über eine Anzahl von Eingriffen der A. und S.⸗Räte berichtet, die zum Teil zu Abhebungen, teihweise unter Zwang, führten, so in Spandau 800 060 Mark, Lübeck. Osna⸗ brück 55h (6 Mark, Hanau 100 000 Mark, Saarbrücken 1 Million, Wittenberg 1500 Mark, Marienburg 20 000 Mark, Mühlheim a. R. 490MM, Mark und Cöln. Die betreffende Stelle im Bericht des Reichsbankdirektoriuns vom 22. Februar 1919 lautet: „In Osna—⸗ brück mußten zwei Schecks über 70 000 bzw. 8 000 Mark honoriert werden, deren Gegenwert erst später überwiesen wurde“. Das Reichs— bankeirektorium hat, erneut befragt, dem Reichsfinanzministerium mit— getäilt, daß es sich in diesem Falle um einen Eingriff des A. und S⸗ Rates handelt, da dieser die Reichsbankstelle veranlaßt hat, zwei un. gedeckte Schecks zu honorieren, was den Reichsbankstellen sonst streng untersagt ist. Das Reichsbankdirektorium befindet sich mit dieser Ausfassung in voller Uebereinstimmung mit dem Reichsfinanzmini— strrium. Daß die Abhebung der Geldbeträge in Osnabrück unter Zwang vor sich gegangen wäre, ist von hier aus nicht behauptet worden. Das Reichsfinanzministerium hat sich wegen Aufklärung darüber, wes— halb überhaupt ein Eingriff des A- und Sä⸗Rates erforderlich wurde,

mit der bisherigen Reichswehr⸗Befehlsstelle Preußen in Verbindung!

gesetzt. Die Aufklärung ist dem Reichsfinanzministerium bisher noch

nicht zugegangen.

Auf eine Anfrage des Abg. Landsberg (Soz.), betr. Um⸗ wandlung der Militär-Strafgerichtzorndnung und Ahndung von Straf⸗ taten militärischer Personen vor dem bürgerlichen Richter, erklärt

Geheimer Raf Grünwald, ein entsprechender Entwurf sei seinerzeit ausgearbeitet, er sei aber inzwischen überholt worden. Ein neuer Entwurf, betr. die Aufhebung der Militär⸗Strafgerichtäbarkeit ze der Reichsregierung vor und werde alsbald den gesetzgebenden Käörperschaften zugehen.

Abg. Erkelenz (Dem.) fragt nach den Schießübungen belgischer Soldaten bei Obenkassel und in Hamm, durch die eine Frau und ihr Enkellind schwer verletzt worden seien. Das Kind sei später an Kopf— schuß gestorben. (Hört! hört! rechts.)

Geheimer Kat Die senb ach: Wegen der Schießereien belgischer Soldaten bei Hamm, die auf deutscher Seite ein Menschenleben koste⸗ ten, hat die Waffenstillstandskommission die nötigen Schritte unter— nommen, deren Ergebnis abzuwarten bleibt. Ueber den Vorfall in Oberkassel schweben noch Ermittlungen. .

Auf eine Anftage des Abg. Wurm (U. Soz) erklärt

Geheimer Rat Die senb ach: Der am 26. März 1919 pon der Sozialisierungs kommission ausgearbeitete Gesetzentwurf zu einem Rahmengesetz über die Kommunalisierung von Wirtschaftsbetrieben hat, sich bei einer Durchberatung mit den beteiligten Ressorts als nicht eignet erwiesen, der Nationalversammlung unterbreitet zu werden. Er t gründlicher Umarbeitung und Ergänzung unterzogen worden. Auf Grund der darauf erfolgten eingehenden Beratung mit Vertretern der beteiligten Kreise, insbesondere auch mit Vertrekern der Kommunen, wird zurzeit ein neuer Gesetzentwurf ausgearbeitet, der jedoch noch nicht bat jertiggestellt werden Hnnen. Irgend welche besonderen Umstände, die die Einbringung des Gesetzentwurfs verhindert hätten, liegen nicht dor. Diese Verzögerung liegt lediglich in der Schwierigkeit der Materie begründet, die die sorgfältigste Durcharbeitung erforderlich er= scheinen läßt. Der Entwurf wird der Nationalversammlung so bald als irgend angängig, vorgelegt werden.

Auf eine Anfrage des Abg. Hebel (Zentr.) liber die Herausgabe ingezogener Glocken und von Glockenmetall, gibt ein Vertreter des Reichswirtschaftsministeriums einen Ueberblick über die Bewirtschaf⸗ kung der Glockenbronze. Mit Rücksicht auf den geringen Bestand sei

die Regierung nicht in der Lage, die ursprünglichen Glocken zurück—

zugeben. Mit der Restmenge seien zunächst die Bedürfnisse der Post⸗ und ECisenbahnverwaltung zu decken. Eine weitere Einziehung von Glacken ersclge nicht, auch das noch nicht abgeholte Glockenmetall bleibe frei.

.Darguf wird die Aussprache über die Jnterpella⸗ tion der Sozialdemokraten, betreffend die Freissteigerung der Häute, des Leders, der Schuhwaren usw. in fotkge der Auf⸗ hebung der Zwangswirtschaft fortgesetzt.

Abg. Davidsohn (Soz): Wenn die Abgeordneten der Rechten behaupten, sie hätten in Wämar schon vorgusgesagt, wie es mit der Schuhberforgung kommen werde, so stimmt das nicht; sie haben durch- keg eine Verbilligung des Schuhwerks prozhezeit, deshalb scien sie für Aufhebung der Zwangswintfchaft. Die Großinteressenten haben bei ker Aufhebung der Lederwirlschaft aufgejubelt, aber den mittleren und kleineren Betrieben war katzenjämmerlich zumute; sie sahen vor sich (ine Katastrophe, wenn sie nicht Reparturleder bekamen. Aber die Dämchen wollen Schuhe mit 24 Knöpfen bis zum Knie haben. 5 Hamburg haben die Schuhmacher wieder Höchstpreise und Einfuhr⸗ verbote bherlangt. Auch die Interessenten in Schlesien haben eine Ein⸗ abe um schleunise Wiedereinführung der Zwangswirtschaft für Häute Und Felle beschlossen. Nur der Hansabund schwimmt in Wonne und Ahnungslosigkeit. Das „Berliner Tageblatt“ die Deutsche Tages⸗ stung, die Frankfurter Zeitung“ äußern sich für die Wiederein⸗ ührung der JZrangswirtschaft für Leder und Festsetzung der Verkaufs⸗ preise für Scuhmaren. Ich bin damit einverstanden, daß der Reichs- Tirtschaftsrét sich zunächst mit diesen Dingen beschäftigt, ab r Las Parlament kann sich in solchen Brennenden Fragen nicht ausschalten Essen. Die Nationalpersammlung muß die übergeordnete ustanz sein. Die Verhandlung darüber kann trotztem unpolitisch sein. Die Herren Hugo, Hermann und Gothein möchten allerdings die letzten Reste der Zwanggmärtschaft zertrümniern. Di. Herren sollten sick zunächst, in ihren Kreisen umsehen und sich an den Deutschen Verband für Häute penden, der bei der Aufhebung der Lederwirtschaft verlangte, daß alle schwebenden Verfaßren gegen bie Schieser auf diesem Göebs te cufge= koben würden, weil jetzt ihre Handlungen nicht mehr strafbar seien.

Herr Hugo, dem Vorsißzenden des Verbandes der Deutschen Ledergroß⸗

industrsellen, ging es gestemn mit seimr Rede wie dem Juden: „Au

Er ste Beilage

Berlin, Mittwoch den 15 Ottober

waih, ich habe gewonnen!! Die Gegner der Zwangswirtschaft sind natürlich Feinde der Gesellschaft für die Schuhbeschaffung des Volkes. Die „Lederzeitung“, die immer mit den Freiwirtschaftlern durch dick und dünn gegangen ist, schrieb über den ersten Bersiner Ledermarkt nach der Aufhebung der Zwangswirtschaft, daß die geforderten Preise Wucher Preise gewesen seien, und verlangte Höchstpreise für die Uebergangszeit. Wir müssen unserer Wirtschaft die größte Aufmerksamkeit zurenden. Der französische Minister Loucheur haß in den letzten Tagen die franzö— sischen Industriellen ermahnt, wegen der Valutaberbältnisse möglickst wenig in England und Amerika zu kaufen und desto mehr in Deutsch⸗ land. Wir sollen also zur Ausfuhr in größeren Mengen verführt werden, als uns dienlich ist. Der jetzige Wirkschaftsminister Schmidt will keine Planwirtschaft, sondern die planmäßige Wirtschaft nach den Srfordernissen der neuen wirtschaftlichen Entwicklung. Der Unter— staatssekretär Hirsch hat aber zugegeben, daß die planmäßige Wirtschaft

nicht unbedeutende Anh. hnungen an die Wissellsche Planwiritschaft ent-

hält unter der Parole des Verbrauchensoziallsmus “. Es ist be— merkenswert, daß wir zum Verbrguchersozialismus übergehen sollen. Aus den Ausführungen des Ministers Schmidt und des Professors Hirsch in Frankfurt geht folgendes Programm hewor: Bessen Ueber— wachung der Preisbi dung, Kontrolle der Preisbilkung der wirtschaft— lichen Verbände, Fürsorgepolitik für Minderbemittelte, zentrale Rege⸗ lung der Lohnentwicklung, Förderung des Genossenschaftswesens, ge— gebenenfalls Sozialisierung oder Kommunalisierung, Steigerung des Interesses an Betriebserfolgen Durch stärkere Betonung der Betriebs- demokratie, Bekämpfung des Schleichhandels unter Mitwirkung der Arbeiter. Dangch hätten die Herren eigentlich auf die Aufhebung der Zwangswirtschaft verzichten müssen. Es ist ja serbstverständlich, daß der Minister jetzt nicht wieder zurückgehen will, nachdem er sich durch die Herren Hugo, Wetzlich usw. hat breit schlagen laffen. Herr Dr. Hugo hat zwar gestern gesgat, er und sein: Freunde wollten nicht mit Handgranaten arbeiten. Aber, was sie im August gefan haben, war eine Sprengung. Sie fanden in anderen Industrien bald Nach⸗ ahmung. Der Reichswirtschaftsminister hat am J. Oktober hier ge⸗ sagt, er wolle das Beispiel der Lederb wirtschaftung nicht verallge⸗ meinern. Ich sage: das gebrannte Kind scheut das Feuer. Er sagt in der uns zugestellten Broschüre, daß er bei Anerkennung aller Mängel, die dise Methode hat, er sie doch heute noch als einzig denkbare Methode der Kriegswirtschaft ansehe. Wenn er uns aber mit weiteren Ver— suchen kommen will, wird er heffentlich auf härteren Granit beißen, als er in Weimar vorgefunden hat. Ich muß mich darüber wundern, daß der Reichswirtschaftsminister trotz der Konzefsionen, die er in Ham— burg gemacht hat, in einigen Punkten sehr scharf gegen die Aus— führungen meines Freundes Becker vorgegangen ist. Er sagte damals, daß er die Art und Weise, wie kompensiert werden darf, als richtig anerkenne, und jetzt, daß diese Kompensationspolitik unheilvoll für das deutsche Velk ist. Ich glaube nicht, daß wir uns ein? derartige Aus— fuhr von Lederbeständen leisten dürfen. Ich möchte den Reichswirt⸗ schaftsminister fragen, wenn die Ausführungen meines Freundes Becker Mnrichtig waren, woher, kommt es, daß das Reichsschatzamt auf seine Intervention die Ausführung inhibierte, und damit in die ministeriellen Intentionen einzugreifen sich erdreistete? Betreffs des Konjunktur— gewinns von 60 Prozent, wovon gestern gesprochen wurde, bemerke ich: Als die Offiziere, Industrielle und Kaufbeute die Konjunktur ausnützten, haben sie das als selbstverständlich angesehen; als aber die Arbeiter auch ihrerseits die Konjunktur ausnützen wollten, da haben sie schleunigst eingegriffen. Ich frage Herrn Dr. Hugo: was für eine Wirkung haben diese 60 Prozent? Sie verbilligen die Stiefel für die Arbeiter doch nur um wenige Groschen. Diese 6) R imponieren mir also gar nicht. Dieses Opfer ist doch durch dieselben Clemente gebracht worden, die es zu verhindern wissen, daß der Konjunkturgewinn voll ergriffen wird durch die Steuer; die Herren haben auf ihrer letzten Tagung ausdrücklich über die elende Steuerriecherei geklagt. Auf dem Ledergebiet hat die Steuermoral so viel zu wünschen übrig gelassen wie auf anderen Gebeten; aus Kreisen, von denen man es nicht erwartete, sind geradezu ungeheuer liche Aeußerun ren gefallen. So z. B. in dem Bericht der Reichsmarine⸗ stiftung für 1918 wird gesggt, wielleicht werde mancher Edeldenkende lieber eine Spende der Reichsmarine zuwenden, als daß er seine Beträge an den Steuerfiskus entsprechend vergrößert. Kann man sich da wundern, wenn vie Steuerflucht immer größer wird? ; Hugo sagte, das Publikum wolle gar keine derben Stiefel, und des⸗ halb müsse man zu immer feineren Speltungem übergehen. Die Bergarbeiter, Landarbeiter, Kutscher und Schiffer werden mit. = anügen die derben Stiefel ahnehmen. Sie sind aber gar nicht in der Lage, solche zu bekommen. Je feiner das Leder gespalten wird, desto mehr Luxusartikel können daraus hergestellt werden und deste größerer Gewinm kann herausgesckllagen werden. Im übrigen muß ich Herrn Dr. Hugo zugeben, daß er wo es ihm in den Kram paßt, auch für den Zwang eintrelen kann. Herr Reichsfinanzminister Gazberger hat ge— sagt: Es wäre ihm fehr zweifelhaft, ob heute noch die National- bersammlung die Zrangswirtschaft in der Lederindustrie, angesichts der Wucherpreise aufheben würde. Angesichts dieser Erklärung muß ich mich darüber wundern, daß er meinen Parteifreund in der Weise angegriffan hat. Es ist gesagt worden, die deutsche Zollbeamtenschaft sei vollständig intakt geblieben. Während die Korxuption alle anderen Kreise, die Polizei, die Offiziere usw., ergriffen habe, sollen nur die , , dabon verschont. geblieben sein. Hier muß Herr Erz⸗ erger doch wohl nicht richtig informiert worden sein. Durch Be⸗ stechungsgelder von 4000 M aufwärts verschwinden ja Akten plötzlich aus den Beständen des Polizeiamtes. Sollte dies nicht auch bei der Zollbehörde möglich sein? Dem Vorwunf, es seien keine positiven Vorschläge gemacht worden, sondern nur Kritik geübt worden, möchte ich vorbeugen. Posrtive Vorschläge sind in eine ernste Kritik ein, gekapselt. Die 6 . 86 , . . . ositive Vorschläge. Seit mehr als 4 Jahren finden Gerichtsrerhsand⸗ . e if die ungeheuersten Kriegsschiebereien Kriegswucher uswe, ohne daß die Staatsanwälte, die Steuerbehörden sich darum kümmern. Von den Richtern kann man Hilfe nicht erwarten, denn fie sind amtlich zur Verschwiegenheit verpflichtet. ier müssen eben bie Steuerbehörden zufassen. Unser Informationswesen 6 noch sehr viel zu wünschen übrig, namentlich in wintschaftlichen Dingen. Hoffentlich tritt in Zukunft hier eine Besserung ein. (Beifall bei den So ʒialldemokraten.)

Abg. Die; G5): Die Zwangswirtschaft ist zusanmengebrochen. Die Preispolitik war von Anfang an verkehrt. Die Kleie war teurer als das Getreide, die Wagenschmiere teurer als die Butter usw. Die Folge der Preispolitik war der Schleichhandel noch nicht ein Drittel des Verkehrs geht durch den legitimen Handel. Die Zwangs— wirtschaft hat uns dom Notwendigsten, das wir zum Leben brauchen, entblößt. Herr Daridsohn ist um, die Frage herumgegangen, wie wir ohne die Aufhebung der Arangswirtschaft für Leder uns das erforder— liche Leder hätten verschaffen sollen. Es handelt sich nach der Auf⸗ hebung der Zwangswirtschaft nur noch um die Frage der richtigen Verteilung. Auch die Zwangswirtschaft hat nicht richtig verteilen fönnen; die Freunde der Zwangswirtschafi haben in dieser SHinücht die Autorität des Staates überschätzt, Ein Fehler war die Auf⸗ hebung der Zwangswirtschaft für den Hafer allein. Das Verbrechen der Ausführung ven Getzeide in das Ausland kann nicht scharf genug gebrandmarkt werden. Die Bewirtschaftung des Fleisches hat, auch nicht ihre Aufgabe erfüllt. Die. Bewirtschaftung der Karteffan ist unnötig, da unsere Ernte ausreicht. Die Erfinder der Abführung

schen Staatsanzeiger.

e Qöhhpne nd G, den neuen Preisen angepaßt werden. Notwendig k . Abschließung unserer Grenzen gegen das besctzie Gebiet. Donn können wir auf eine bessere Verforgung unserer Beoslkerung recen. Gegen den Wucher muß wieder das Gebot zur Ge nne werden: Du sollst nicht stehlen. Auch die Arbeitskraft des einen darf nicht zum Ausbeutungsobjekt des andern werden. Wenn dazu noch das Gebot der Nächstenliebe kommt, dann sind Tiese Fragen z*ätt. (Beifall im Zentrum.)

Reichswirtschaftsminister Schmidt: Meir? Damtn nd Herren! Der Herr Vorredner hat wieder die Frage der Zwangawirt— schaft erörtert. Ich glaube, in diesem hohen Hause ist die Erörterung über die Zwangswirtschaft so oft wiederholt worden, daß ich nicht nochmals eingehend auf diese Frage eingehen möchte. Wer beute noch nicht davon überzeugt ist, daß es notwendig war, während der gregs— zeit bei der mangelnden Bedarfsdeckung und auch gegemrärtig bei dem Stand unserer Valuta, daß wit eine Zwangswirtschaft aufreckt er— halten, dem ist nicht zu helfen, der ist nicht zu bekehren, und für der sind schließlich auch alle Argumente, die ihm entgegengehalten werden, wirkungslos. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten) Ir dem Augenblick, wo sie mir sagen, daß Sie Ihren Zentrumsarheitern zu⸗ muten können, ein Brot mit 8 Mark zu bezahlen denn soviel würde es bei der Valutadifferenz kosten wo das Fleisch auf 10 und 12 Mark bei der freien Bewirtschaftung kemmt, wo der Liter Milch 3 Mark kosten würde, wenn Sie das dem Zentrumsarbeiter zu. muten, so bin ich damit einverstanden. Ich glaube aber, die Arbeiter würden sich das sehr verbitten, diese Aufhebung der Zwangswirtschaft zu befürworten und die Folgen zu tragen, das können Sie mir keinen Augenblick streitig machen. (Sehr richtig! im Zentrum) doch: was gegenwärtig die Lederwirtschaft zustande gebracht hat und was sich auf diesem Gebiete ereignet, würde sich wiederholen auf dem gesamten Lebensmittelmarkt. (Sehr richtig! im Zentrum.) Denn daß wir der Bevölkerung das Auslandsfleisch zu mäßigem Preise heute geben, ist doch nur dadurch möglich gewesen, daß im letzten Vierteljahr 15 Milliarden aus der Reichskasse zugeschossen worden sind. Die Zwangebewirtschaftung hat gesichert, daß wir dem Arbeiter und der minderbemittelten Bevölkerung die kleine Ration geben konnten. Das war nur möglich, weil wir nicht ins Blaue hinein wirtschafteten und sagten: es kümmert uns nicht, was aus Euch wird, sondern daß wir darauf hielten, daß der Inlandspreis unter dem Weltmarktspreis gehalten wurde. Das war unsere Pflicht und Schuldig. keit. Sonst wäre Deutschland früher zusammengebrochen und in eine noch elendere Lage hineingeraten, als wir sie gegenwärtig haben. (Sehr richtig! im Zentrum) Solange diese Valutadifferen zen bestehen, kann kein Mann von dieser Stelle aus die Zwangswirtschaft auf den wick= tigsten Gebieten unserer Nahrungsmittelversorgung aufheben wollen. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten und im Zentrum.) Und wenn Sie mir in der Presse und sonstwo zehnmal erklären, daß die Zwangswirtschaft zusammengebrochen ist, so sage ich: Das ist eine maßlose Uebertreibung. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Immer noch haben die Arbeiter bis zum Ende des Wirtschaftsjahres die Brotration bekommen, sogar um 20 Gramm pro Kopf gegenüber dem letzten Kriegsjahr erhöht. Die Arbeiter haben mittels der Zwangswirtschaft auch im letzten Wirischaftsjahre ihre Kartoffeln be⸗ kommen.

Wenn mir auch heute so oft angekündigt wird, daß die Landwirte ihre Verpflichtungen nicht erfüllen, so kann ich auch dem gegenüber doch gegenwärtig auch mir sagen: auch das sind vieltach NUebertreibungen (hört, hört! bei der deutschnationalen Velks⸗ partei, und ich hoffe, daß die Landwirte vernünftig genug sind, auf dieses Geschwätz und auf diese wilde ite: nicht zu hören ssehr richtig! im Zentrum und rechts), sondern sich ibrer Pflicht als Deutsche und als Landwirte, für die Versorgung der Bevölkerung zu wirken, bewußt bleiben und sich sagen: nicht allein unser materielles Interesse, sondern auch noch ein Stückchen Pflicht. bewißtsein ist bei uns vorhanden, daß wir unsere Bevölkerung er—= nähren. (Bravo! im Zentrum und rechts.) Ich habe zum Besspiel aus der Provinz Pommern die Androhung gehört, daß man nicht mehr abliefern wolle. Ich habe darauf in der Reichsgetreidestelle ausdrück⸗ lich feststellen lassen, daß in Pommern genau so viel oder richtiger gesagt: genau so wenig abgeliefert wird wie in allen anderen Pro⸗ vinzen. (Hört, hörtt rechts.) Das ist alles Geschrei, und wenn dieses Geschrei Ernst wird, dann seien Sie versichert, daß von meiner Stelle auch Ernst gemacht wird. Aber bevor ich nicht in diese Zwangslage versetzt bin; will ich von dem äußersten Mittel keinen Gebrauch machen. Ich glaube, in dieser Beziehung werde ich auch die Unterstützurn des Hauses haben. (Sehr richtig! rechts.)

Meine Herren, ich lasse mich durch all die Tixraden nicht ein—⸗ schüchtern. Wenn jedesmal, wo in der Presse, in Versammlungen oder in sonstigen Diskutierklubs gesagt wurde: wir brechen mit der Getreidewittschaft zusammen, wir brechen mit der Kartoffelwirtschaft zusammen, wenn das jedesmal dann wirklich eingetreten wäre, dann säße kein Mensch mehr hier, dann wären wir schon alle verhungert. Es ist in meiner Stellung notwendig, daß ich mich mit dieser nervören Uebertreibung überhaupt nicht abgebe. Damit kann man keine Wirt⸗ schaftspolitik treiben. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.)

Nun hat der Herr Vorredner gesagt, eine Verschärsung der Wuchergesetze wäre notwendig. Ganz meine Meinung! Ich gleube, die Strafen, die wir in allen unseren Verordnungen, auch in den sogenannten Wucherparagraphen haben, sind so weitgehend, sind so hart, daß der Richter wohl Gelegenheit hat, scharf zuzufassen. Nun sagen Sie: der Richter faßt ja nicht hart zu. Ich gebe zu, daß der Einwand kerechtigt ist. Wenn ich aber auf der anderen Sei: s zu dem Hilfsmittel greife, zu dem ich jetzt bei der Verordnung gegriffen habe, um die Ausfuhr von Lebensmitteln nach dem Auslande zu verhindern, Mindeststrafen festzusetzen, dann bringe ich immer das wird mir jeder Jurist bestätigen den Richter in die Gefahr.

Wir seben