gung des Gesetzeniwurfs Groß⸗Berlin durch die Verbindung mit der Städteoranung nicht zu ve zögern, hat das Staate⸗ minislerium in seiner vorgesrigen Sitzung enischie den daß er schon jetzt gesondert der Landes versammlung zugehen soll.
Tschecho⸗ Slowakei.
Die Delegierten der dent schen Parteien Ostschlesiens hahen der „Bohemia“ zufolge einstimmig eine Entschli⸗ßung dohin angenommen, daß sie die Eihaltung eines ungetei ten Ostschlesiens unter weitestgehender Selbstverwaltung wie vor erstreben. Vor der Sicherstellung dieser Unteilbarkeit und der Selbstoermaltung könne von den Deutschen eine Ent—
scheidung zwischen Tschechen und Polen nicht getroffen werden.
Großbritannien und Irland.
Im Unterhaus erklärte Lord Churchill in Erwiderung auf die Frage, welches de Politik der englischen Re⸗ gierung gegenüber dem nördlichen Kaukasus und dem von Denitin besetzten Rußland sei, dem „Telegraaf“ zufolge, daß ein Vetreter d einer im nö dlichen Kaukasus sei, und daß ein Mirglied des Unterhauses nach dem letztaenannten Lande als Ober kommissar gelen würde. Di ser werbe dafür sorgen, daß zwischen den beiden Landstrecken keine Konflikie entstehen.
— Den englischen Blättern zufolge erkärte der Premier— minisier Sloy? George in seiner Guilßhallrede über die Lage in Ruß land unter Hinwein auf die seinerzeit gescheiterte Prinkipokonferenz, er hoffe, die Zeit sei nicht fern
nach
—— — — —
— —
wo die
Mächte in der Lage sein würden, diesen Versuch mit besseren
Aussichten auf Erfolg zu erneuern.
— Durch Beschluß der alliierten und assoziierten Mächte
ift, wie die „Agence Havas“ meldet, Owen zum Verwalter Danzigs bis zur Ernennung eines Oberkommissars durch den Völkerbund ernannt worden.
Frankreich.
Der Dampfer „George Moshington“ mit dem König der Belgier und seiner Famille un Bord ist gestern in Brest eingelroffen.
— —
— Der Fünferrat prüfte die Antwort der rumä⸗ nischen Regierung auf die verschle denen Noten, die ihr seit 12 Oltober von der Frieden skonferenz in Paris zugegangen sind
und stellte dem „Wolff chen Telegraphenbüro“ zufolge fest, baß in keinem Punkt den Forderungen der Alliierten Genüge geleistet wird. Der Fünferrat setzte alsdann die Antwort fest, die der serbi— schen Regierung erteilt werden solle als Antwort auf die Note, in der hinsichtlich der Frage des Schutzes der Minder⸗ heiten gewisse Zugeständnisse verlangt wurden. Der Fünferrat kommt der üdstawischen Delegation in gewisser Beziehung ent⸗ egen, weigert sich aber, von seinen Beschlüssen über die Muder— eiten abzugehen, die vor dem Ausbruch des Krieges dem serbischen Staat angehört haben. Er nimmt an, daß die südslawische Delegation nunmehr den Friedensvertrag von Saint⸗Germaln unterzeichnen werde. Der Fünferrat beschloß ferner, daß die emischten Kriegsgerichte, die die auf Grund des Artikels 229 auegeliefersen Veutschen abzuurteilen haben, auch Vertreter der kleineren am Krieg beteiligten Staaten aufweisen sollen, insofern es sich um Angeklagte handelt, deren Aus⸗ lieferung von mehreren Staaten verlangt wird. ;
— Die amerikanische Friedensdelegation hat den Obersten Rat wissen lassen, daß es ihre Absicht in, Frank— reich in den ersten Dezembertagen zu verlassen. Die eng⸗ lische Delegation hat dieselbe Absicht kundgetanu. Man chließt daraus, daß die Arbeiten der Friedenskonferenz an iesem Zeitpunkt abgeschlossen sein werde
— Der Ausführende Rat der französischen Gewerkschaften hat obiger Quelle zufolzz am Montag beschlossen, seine De mission einzureichen. Den Vertretern der Minderheit war es gelungen, in elner Sitzung, in der viele Vertreter der Mehrheit fehlten, eine Tagesordnung durch zudrücken, die in den Pariser Gewerkschaften Propaganda für den Generalstreik fordert. Das Ausführende Komitee vertritt die Ansicht, daß es ihm moralisch unmöglich sei, diesem Ver⸗ langen statlzugeben.
Italien.
Die Wahlbewegung nimmt mit dem Herannahen des Wahltages (16. Nogember) immer schärfere Formen an. Dle Zeitungen sind voll von Nachrichten über Zusammenstöͤße zwischen den Sozialisten und den bürgerlichen Parteien sowie der bewaffneten Macht. Nicht selten werden Verwundete und selbst Tote gemeldet. Auch Wahltredner, besonders solche von kriegs freundlichem Ruf, kommen manchmal in Lebensgefahr.
Die Wahlreden bieten über die Kriegs haltung der einzelnen
Parteien nichts Neues, zeigen aber, daß sich der Wahllampf nicht von Fragen trennen läßt, die mit dem Kriegseintritt 1g der Kreegspolitik Italiens zusammenhängen. Diese bilden viel⸗ mehr die Plattform des Wahlkampfes in einem Maße, das der Regierung nach ihren Wahlmanisesten durchans nicht er—
wünscht ist. Belgien.
Amtlich, wind die Ernennung von Simon de Graaff,
zum Kolonialminister mitgeteilt. „ Der Bericht des „Soir“ über die Genugtuung, die die belaische Regierung für die Beleidigung der belgischen Flagge auf der Schelde von Holland verlangen will, ist aut Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ unrichtig. Eine Untersuchung auf belgischer Seite ist im Gange.
— Vom Antwerpener Prisengericht sind obiger Quelle zufolge sieben deutsche Schiffe, nämlich. „Hanau“ 4213 t) „Tasmania“ (7514 t) und „Elbing“ (4884 t), der Denssch⸗Auftralischen Dampfschiffe gesellichaft in Hamburg ge— hötend, sowie die Dampfer „Wartburg“ (1295 t). „Schilturm“ (6095 t), „Kandelfels“ (57369 t) und „Huberfels“ Gs814 t), der deutschin Dampfschiffahntsgesellschaft Hansa in Bremen ge— hörend, für gute Prien erklärt worden.
Schweiz.
Die Radikaldemokratische Fraktion der Bundes⸗ versammlung versammelte sich gestern nach mittag, um die Frage des Völkerbundes zu erörtern. Nach der „Zürcher Post“ wurde mitgeteilt, daß in der Kammission des National— rats ein Antrag zur Besprechung gestellt worden sei, es sei der Einleitung des Beitritlsentwur ses die Erwägung beizufügen, daß der Eintritt der Schweiz in den Völkerbund erfolge in der Voraus setzung, daß die 5 Haupisignatarmächte diesen ratifizierten.
—
—
—
— —
—
5 * 1 . / z Ver sgi er englischen Regierung bei General Denitin und vertrag von Versaill
Ein abschließender Entscheid sei in der Kommission noch nicht getroffen worden. Einstir mig erklärte sich die Fraktion dafür, daß der Vorbehalt, betreffend die Ratifikation durch die fünf Hauptsignatarmächte, in die Erwägung aufgenommen würde.
Jumãnien.
Vom „Wolffschen Telegraphenbüro“ verbreiteten Mel⸗ dungen aus Bukarest zufolge entspricht es nicht den Taisachen, daß das Kabine rt Waitojanu bereits seine Demission in— gereicht habe; es werde jedenfalls noch bis zum 20. November, dem Tag des Zusammenttitls der Kammer, im Amte bleiben.
. 33
Der Präsident Wilson
. hat dem Preßbüro „Radio“ ; ᷣ 8D
zufolge aus Anlaß des Jahrestages der Unter zeichnung des Waffenstillstandes eine Botschaft an das ameritanische
Volt gerichtet, in der er erklärte, der Sieg habe Amerika Gelegenheit gegeben, seine Liebe zum Frieden und zur Ge⸗ rechtigkeit im Rate der Nationen zu beweisen.
Gefühle
Art der Neultaliene und weist den Singstimmen mehr
— Nach einer Meldung der „Ciicago Tribune“ hat der
amerikanische Senat den eisten Vorb halt zum Friedens—
s mit einem Amendement angenommen, durch das dem Präsidenten das Recht, dieser Maßnahme sein Veto entgegenzusetzen, genommen wird.
— In der 10. Vollsitzung der Internationalen Arbeits konferenz wurde die allgemeine Aussprache über den Achtstundentag und die 48⸗Stun den woche beendet und dem „Wohlffschen Telegraphenbüro“ zufolge der vom Organisatlonsuaschuß vorgeschlagene Entwurf nebst Ab⸗ änderungsvorschägen einem Asschuß
Die Kommission für die Zulassung neuer Staaten empfahl, Finnland aufzunehmen, dagegen nicht Luxemburg, San Domingo und Mexiko, weil die Regierungen der letzteren Staaten bisher kein formellez Ersuchen um Zalassung gestellt hätten. zujulassen, die nicht aufgefordert worden sind, belzutresen. Die Mehrheit bejahte diese Frage, da Nichtmitglieder des Völkerhundes nicht von der X ber serorgan ic lion ausgeschlessen seten, und der Oberste Rat selbst dies dadurch anerkannt habe, daß er die Frage der Zulassnng Deutschlands, Oesterreichs, Finnlands, Norwegens und der Niederlane der Konferenz überwiesen habe. Dle Minderheit behauptet? dagegen, die Konferenz könne derartige Staaten nicht zulassen, weil im Friedensvertrag nur eine Art der Mitgliedschaft erwähnt sei. Die Arbeiterorganisation sei ein intregrierender Bestandteil ds Völkerbundes. Die vor⸗ erwähnte Eatscheidung des Ob ersten Rates ändere nichts an den Bestlmmungen des Friedenzoerttags.
— Der brasilianische Senat hat der „Agence Havas“ zufolge den Friedens vertrag mit Dent schland genehmigt. w wurde hierauf vom Präsidenten Pessoa umer⸗ el .
Staasen dem Völkerbunde 64
Statistik und Volkswirtschaft. Arbeitsstreitigketiten. Der us st and in den PaRrriser Zeitungsdruckereien dauert an. Die Zeitungsverleger werben, wie . W. T. B. erfährt, neue Setzer an, um, wenn möglich, den Betrieb durch sie wieder in
*.
Gang zu bringen.
Bei der Grörterung über die Zulassung Finnlands nn e n. 3584 it a ; . ö , te, werden im Anjchluß an den Vortrag von Professor Dr. A. Hübner? wurde die Frage erörtert, ob die Konferenz ermächtigt sei, chruß 9 Yrosess 9
——
—
zuletzt, völlig verf und sich dann se bit für ihn zu opfern. — Grell wie diese Vorgange ist zumeist auch d'Amberts Musik gehalten,
er in nationa motiv aus. Juanas Gesang im ersten Akt sich hindurchzieht. Ein anmutiges französisches Chanson dient zur Charakterisierung der französischen Offiziere, und eine zarte, ebenfalls öfter wiederkehrende, bon der Sologeige aufgenommene Liebesmelodie kennzeichnet die Juanas für ihren Vetter Parez. Mirre, sistrmische Akkordfolgen malen den Leidenschaftssturm im Busen des Generals. Ueberhaupt bevorzugt die Musik die nervenaufpeitschende sprech⸗ gesangliche als reine Gesangt aufgaben zu. Die Aufführung, die in ihrem orchestralen Teil unter der Leitung des General musikdirektors D
ech keinen Wansch unerfüllt steß, hatte, wie schon gesagt, unter der Uapäßlichleit Michael Bohnens, der den General 24 54 J 4 ** ö . 9. 2 — gah, stark zu leiden. Er mußte fast alles im Sprechton
halten, so daß sich über das rein Gesangliche der Partie und sciner Leistung nichlz sagen läßt. Das Schwergewicht legte er auf das Schauspielerisch und wußte in dieser Bestehung ungemein stark zu fesseln. Von geradezu hinreißender Leidenschaftlichktit im Gesang wie im Spiel war die Juana Babara Kemps. Das ist einmal eine Künstlerir die mit ganzer Seele bei der Sache ist. Um ihretwillen allein vꝛrlohnt es sich, die Auf— führung zu besuchen. Sonst sind aus der
—
übrigen Mitwütfenden die Herren Mann, Schlusnus, Habich, Sommer, Henke Stock mit voller Anerkennung zu nennen. Die tleine Sprech rolle des Napoleon iwielte auf besonderen Wunsch des Komponisten eindrucks oll Karl Clewing, der bald wohl auch als Sänger die Dpernbü hne betreten dürfte. Nach dem zweien Akt war der Beifall am stärksten.
Im Opernhause findet morgen, Freitag, Abends 75 Uhr, das I. Symphoniekonuzert der Kabelle der Staats⸗ oper unter der Leitung des Herrn Dr. Richard Strauß statt. Das
Nittagskonzert hierzu beginnt an demselben Tage um 125 Uhr. — Professor Dr. Max von Schill inas dirigiert am 19. No—⸗
vember zum ersten Male in Berlin im Opernhaus die ITL. Sym
— phonie von Beethoven und den 13. Psalm von Li zt.
—— —
Mitwirkende sind die Dummen Maria Gerhart und Karin Branzell, die Herren Alexander Kirchner und Baptist Hoffmann, die Kapelle und der Operuchor der Staatsoper.
wird morgen „Coriolan“
In Schau spielbause zum 10). Male in der bekannten Besetzung wiederholt. Sp'el— leiter ist. Dr. Reinhard Bruck. Anfang 7 Uhr. — Bei der am nächsten Sonntag, Vermittags 11 Uhr, im Schau— spielhause stat findenden ersten Mittags veranstaltung
Das deut sche Mittelalter“, folgende Dichtungen vor⸗
getragen.: Liga Rosen spricht aus „Tristan und Isoldes von Gottfried von Siraßburg, ferner Lieder von Wolfram
pon Eschenbach und Walter von der Vogelweide, Else Isrn (Staatsoper) singt drei Linder aus em Lochheimer Liederbuch in Bearheitnungen von Tappert und Friedländer, Bruno Tuersch⸗ mann spricht das Hildebrandslied“ und das „Kampflied“ von Os—
wald von Wolkenstein sowie aus dem „Nibelungenlied Teile des
j Schlu
Nach einer von W. T. Be übermittelten Habasmeldung aus Barcelona wurde zwischen Vertretern der Arbeiter und der Arbeitgeber ein Abkommen getroffen, wonach Aussperrung
und Auktstand gleichzeitig eingestellt werden sollen.
Einer von W. T. B. wiedergegebenen Reuter meldung aus Indianapolis zufolge ist es bisher nicht bekannt, ob die Berg⸗ arbeiter dem den Auestand aufhebenden Befehl Folge leisten. Die Vertreter der Bergarbeiter haben die Einladung des Arbeits- sekretärs, mit den Unternehmern über das Lohnabkommen zu rer— handeln, angenommen.
Theater und Musik.
Opernhaus. Im Opernhause ging gestern Eugen d' Alberts anderwärts schon mit äußerlich starkein Erfolg gegebene dreiaktige Oper Der Stier von Oliverga“ zum erstn Mal in Szene und fand auch hier. trotz störender Indisposition Michael Bohnens, des Inhabers der männlichen Hauptrolle, lebhaften Beifall. Der Komponist, der für sein musikalisches Schaffen stets theatralisch schlagkräftiger Wirkungen bedarf, legte diesmal ein Textbuch, das Richard Batka nach Oeinrich Lilienfeins gleichnamigem Stücke verfaßte, feinem Werke zugrunde. vor etwa neun Jahren in
Berlin aufgeführt worden ist,
(14 Verwandlungen) von Dr. Reinhard Bruck.
Der Inhalt des Lilienfeinschen Dramas, das
sei hier zunächst in Kürze wiedergegeben. Der von Napoleon ge⸗
führte Krieg gegen Spanien im Winter 1808 99 bildet den Zeithinter⸗ ie in dem Bergstädtchen Olivera an
grund für die Handlung, die sich ? ra der Grenze der spanischen Provinzen Altkastilien und Alvaea abspielt.
Die Bewohner sind darüber aufgebracht, daß die französische Be⸗
e ihren schönen Kampfstier geschlachtet hat. ache, Festes, das der spanische Grande de Barrios ihnen gibt, meuchlings getötet werden. Aber der General Guillaume, der Kunde von dem Anschlag erhalten hat, vereitelt den Plan und nimmt den Granden, seinen Sohn und seine Tochter Juana gefangen. Auf Bitten der schönen Tochter begnadigt er jedoch Vater und Sohn unter der Be— dingung, daß Juang ihn, den alten bärbelßigen General, heirate. Juana willigt ein, aber nur in der Hoffnung, Nn Racheplan doch noch durchführen zu können. Den französischen Offizieren hatte sie kurz vorher in lebhaften Farben einen Stier⸗ kampf geschildert. Der General gilt ihr nun als der Stier, und sie selbst kommt sich vor wie die Torera, die ihn nach allen Regeln der Kunst zur Strecke bringen soll. Die Banxzetilleros sollen die durch Jugnas Schönheit berückten anderen französischen Offiziere sein, die die Eifersucht des Generals aufstacheln sollen, der Picador
ihr Vetter, mit dem sie heimlich auf die Jagd geht, während der
Gatte daheim erwartet wird. Dadurch bringt sie den alternden General, der ganz vergessen zu haben scheint, unter welch sonderbaren Um— ständen er freite.
fast feinen Kaiser verrät, und erst im Augenhlick, da dessen Ankunft angekündigt wird, seiner Peinigerin den Dolch ins Herz stößt, um stch
und sich eigentlich darüber nicht wundern darf, daß diese Frau ihm nicht zugetan ist, in solche Liebesraserei, daß er
Man brütet
i tanzösis Soldat ollen gelegentlich eines n ,, ,, , ,,, 2 9 Gestorben: Hr. Generalleutnant z. D.
Gesanges . Wie Gunther mit Brunhilde Hochjeit hielt“. Zam ; ; 1
werden durch ein Doppelquartett aus dem Chor der Staats—
oper (musikal ische Leitung Hein; Etthofen) drei mittelalterliche Liener
in Bearbeitungen von Ochs, Riemann und Mendelssohn gesungen.
Ende der Veraustaltung gegen 1 Uhr Mittags.
Nr. 115 des „ Amtsblaits des Reichspostministe⸗ riums“, dus gegeben am 10. November 1919, hat folgenden Inhalt: Verfügungen: Begleitpapiere zu Paketen nach dem Ausland; Post⸗ verkehr mit Kriegsgefangenen in englischer Haad; Baigeldlose Be— gleichung der Fachgebühr; Wegfall der statistischen Aumeldescheine bei Auslandssendungen mit Mustern und Proben. Nachrichten.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)
Theater. Opernhaus. (Unter den Linden) Freitag: Mittags
127 Uhr: Symphonie mittagskonzert. Programm wie am Abend. — Abends 765 Uhr: HK. Syhmphoniekouzert der Kapelle der Oper zum Besten ihres Witwen⸗ und Waisenfonds. Leitung: Generalmustkdirektor Dr. Richard Strauß. (Zum Symphonie⸗ mittagskonzert sind Einlaßkarten bei Bote u. Bock. Leipziger Straße 37 und Tauentzienstraße 7, am Konzerttage im Opern hause zu haben.)
Schauspielhaus. (Am Gendarmenmarkt. Freltag: 248. Dauer- bezugsborstellung. Dienst⸗ und Freivlätze sind aufgehoben. Zum O4 5. Male: Coriolan. Historisches Drama in fünf Aufzügen
William Shakespeare. Spielleitung: Anfang 7 Uhr.
Sonnahend: Opernhaus. 2365. Dauerbezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Der Stier von Olivera. Ober in drei Akten. Dichtung nach dem Drama von Heinrich Lili nfein von Richard Batka. Musit von Eugen d' Albert. Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. . 249. Dauerbezugévorstellung. Dienst und greinleze stnd aufgehoben. Marig Stuart. Trauzrspiel in fünf Aufzügen von Friedrich Schiller. Spielleitung: Dr. Reinhard Bruck. Anfang 63 Uhr. .
Familiennachrichten.
Verlobt: Josepha Freiin von Friesen mit Hrn. Rittmeister Wolf Frhrn. von Brandenstein (Dresden⸗A. — Hain b. Langen
berg, Reuß). ; Rudolf von Pirscher (Berlin); — Hr. Diplomingenieur Dr.-Ing. Hans Hübner
(Zehlendorf · West .
Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Ty rol. Charlottenburg.
Veraniworklich für den Anzeigznteil: Der Vorsteher der Geschäftestelle, Rechnungsrat Mengerina in Berlin. 8
Verlag der Geschäftsstelle Mengering) in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlaasanstalt. Berlin. Wilhelmstraße 32.
Fünf Beilagen (e Chiließlich Börsenbeilage) und Erste. Zweite und Dritte Zentral⸗Handelsregister Beilage.
sowie die Juhaltsangabe Nr. A8 zu Nr. 5 des öffenttichen Anzeigers.
Die Arbeiter le
Gryste Beilage
zun Deutschen Neichsanzeiger und Preußischen Staatsanzeiger.
Aich amtliches.
Preunsische Landesversammlurg. 79. Sitzung vom 12. November 1918. (Berlcht des Nachrichtenbüros des Vereins Deutscher Zeitun gsverleger.*) Am Regierungstische: Der Minister für Handel und Ge⸗ werbe Fischheck. Präsident Leinert eröffnet die Sitzung um 12 Uhr. Die Genehmigung zur strafrechtlichen Verfolgung des Abg. Riedel (Deni) wegen Beleidigung des Kei kehrsaus⸗ schusses Frankfurt a. M. wird auf Antrag des Geschäftsord—⸗ nungsausschusses versagt. Darauf setzt das Haus die Beratung des Haushalts—
X
plans jür die Berg“, Hütten- und Salinenverwal—
tung für 1919 fort.
Abg. Martin (Dnat.): Die Machenschaften der radikalen Elemente haben die Nuhrstreicks heraujbeschworen gegen den Willen der Bergarbeiterorganisattonen. Die Bochumer Bergarbeiterzeitung schriev:
, es ab, für das bolschewislische Rußland Selbstmord
. verüben, und det Bergknappe“ teilte im Februar mit, daß nur D oo dep. Streikenden die Unruhestifter sin und sich die unerhörtesten Ueber⸗ triffe erlauben: sie wollen unter allen Umständen unfsere Wirtschart lahm—⸗
egen. (Zuruf: Sehr wahr!) Die Lints radikalen sind ganz gefährliche
Menschen, die vor nichts zurückschrecken. Das dat auch der Vorwärts be⸗ stätigt. Wir haben es bier mit Leuten zu tun, denen am deutschen Volke wenig gelegen ist. (Zuruf: Sehr mahr!! Der Abg. Ludwig hat behauptet, die Arbeiterschaft sei durch da- Armertorvs in Münster beunruhigt worden. Daz üt nicht der Fall, denn das Militär in
Münster verfolgt nur den einen Zweck. die arbei swilligen Arbeiter
zu schützen gegen den Terrorismus der Leute, die dem Äbg. Ludwig ehm na e stehen. (ehr richtig! Der Abg. Franz jagt‘, das Diei⸗ klassenparlament sei schuld an der geringen Bem ssung der Inv liden« rente. Für diese ganze Ang legenheit ift aber doch der Reichstag zu— ständig g wesen und wird e; arch in Zukunft sein; tas sollte en Mitglied des Hauses doch wissen. Wenn war schon den Personenzug- vikehr einstellen massen, Fahrtken und Ziegelei n stillegen
möüssen, so muß es doch schon verzweifelt schlecht mit uns stehen. Mit
einer Vogel⸗Strauß⸗Politik kommen wir davei nicht weiter. (Sehr wahr!! Vie Führer der perschiedensten Gewerktschasten hahen immer versucht, ibren Neitglit dern klar zu machen, daß uns nur eine ge— steigerte Koh enproduktion aus unserer Lage retten kann. De Gewerkschaftsführer haben . müssen, daß die Greignisse des 9. November nicht ganz spurlos an der Gewenkschasie bewegung parübergegangen sind; weite Kreise der Arbeiter haben die Gefolg— schaft verlagt. Erfreulicherweise haben sich die Verhältnesse wesentlich gebessert, die Gewerkschaftsführer haben ihre Leute wieder in der Hand, Ruhe und Ordnung sind im Ruhrrevter wieder hergestellt worden und werden auch erbalten bleiben, wenn nicht die radikalen Glemente wider die Obexband gewinnen. Wenn der Abg. Husemann gesagt hat, daß die Stre ks ein Verbrechen am Volke seien, so hoffe ich, daß er feinen nicht geringen Ginfluß dafür einregen wird, daß Ruhe und Und Ordnung erbalten bleiben und die Streiks von der Bergarbeiter⸗ ichaft entzch eden zurückgewiesen werden. Die Erregung in der Berg- arbeizerichaft ist zum Teil auf die schlechten Ernährungsvethältnisse zurück uführen. Im Ruhrgebiet macht sich die Schieber gesell schaft mmer breiter. Einer der vornehmsten Schieber ist ein undhhängiger Henone, ein intimer Freund des Abg: Ludwig. Wir verurteilen dieses Schiebergesindel auf das entschiedenste und tun alles, diefes Gelichier unschädlich zu machen. Zur Verbenerung der Ernährung ist es vor allem nötig, möglichst bald Kartoffeln in genügender Menge heran— Lischaffen, denn damit beruhigen wir am eheften die Arbeiterschaft. Die Belieferung mit Kartoffeln muß sichengestellt werden, denn die Bestande sind so gering, daß die Arbeiter heute satsächlich von der Hand in den Mund lehen. Den Landwirten aus meiner Fraklion liegt das Wohl der Aibeiterbevölkerung ehenso sehr auf der Seele, wie Ibnen (zur Linken) (vachen links); sie fühlen sich nicht nur vor Menschen, sondern auch vor Gott verantwortlich. Meine Kameraden im Siegerland beschweren sich darüber, daß die Entlohnung auf den Gruben nicht ihrer tatsächlichen Arbeitsleistung ert pricht. Hier müßte die Bergbehörde bie Wünjche der Sieger⸗ länder Bergarbeiter möglichst bald derücksichtigen. Die gleiche Be⸗ schwerde kommt aus dem Bezirk Ibbenbüren, wo ebenfalls viele
kbeiter noch ein Stückchen Land bewirtichaften. Auch hier müßte die Bergbehörde den Wünschen der Arbeiter Rechnung tragen. Auch die Beamtenschaft sollte die Bergarbeiter loyal und anständig be—⸗ handeln, damit ein gegenseitigetz Brtrauen herrscht. Das ist nötig, um unsere Produktion vorwärts zu bringen. Bei etwas gutem Willen kann man sehr wohl dieses gute Verhältnis berbeiführen. Die Forderung nach Einführung der Fortbildungsschulpflicht ist nichts neues. Je besser die Arbeiterschaft vorgebildet wird, desto größere Grfolge hat der Betrieb. Auch zur Ausübung des Hauerberufg ge— hören eine Menge Vorktenntnisse, die durch eine gute Schulbildung erworben werden müssen. Obgleich die Jugend im allgemeinen eine ge— Kisse Abneigung gegen die Fortbi ldungsschule hat, sind wir unter allen Um— ständen für Einführung derselben, und zwar möglichst auf landesgesetz= lichem Wege. Wir müssen unsere Arbeiterschaft so ausbilden, daß sie
selbst entscheiden kann, was zum Nutzen und Frommen ist und sich
nicht von Leuten leiten läßt, denen jedes volkswirtschanliches Pflicht bewußtsen feblt (sehr richtig!. Nur so ist unsere Arbeiterschaft in Fer Tage, am Aufbau unseres Vaterlagdes mitzuhelsen. Das Deutsche Weich ist hinsichtlich seiner Bergschulen von der ganzen Welt be⸗ rteidet worden. Unsere Schulen haben außerordentlich segensreich gcwirkt. Das muß auch weiter der Fall sem. Es muß aber auch dafür gesorgt werden, daß auf diesen Schulen die volkt⸗ wirtschaftliche, Ausbildung in erhöhtem Maße ausgestaltet wird. In erster Beziehung gehört aber auch dazu die Bildung des Charakiers. 's muß auch in diesen Schulen das Hauptaugenmerk darauf gelegt werden. Der materxialistische Zug unserer Zeit muß ebenfalls auf diesen Schulen bekämpft werden. Außerdem ist es nowwendig, dinch Grperimentalvortrãge die einzelnen Explosionsphasen den Bergleuten vor Augen zu führen und sie auf diese Weise zu instruieren. Wenn es möglich ist, ungefähr 200 9000 Uniformen für die polnische Armee anzufertigen, so muß es doch auch möglich sein, für unsere Berg⸗ arbeiter die nötige Kleidung zu beschaffen. Die Museen müssen auch des Sonntags geöffnet und jedermann zugänglich sein. Es muß über⸗ haupt alles getan werden, um den Bergarbeitern in jeder Beziehung zu helfen und ihren Wünschen entgegen zu kommen. Bezüglich der Beamtenfrage muß ebenfalls alles e en um Ungleichh iten in der Entlohnung aus dem Wege zu schaffen. Es ist doch unerhört, daß unsere tüchtigsten Beamten ih Verhältnts lösen, um eine besser be⸗ jahlte Stellung in Privatbetrieben anzunehmen. Unser dringendstes Interesse ist es doch gerade, die tüchtigsten Beamten unserem Betriebe Mu erhalten. Der Krieg hat eine ungeheure Vermehrung der Frauen⸗ arbelt gejeitigt, Unsere Pflicht ist es, in erster Linie dafür zu sorgen,
—
9 Mit Ausnahme der Reden der Herren Minister, die im Wort laute wiedergegeben werden..
el le Ul Le, de i,!
was er erarbeitet hat,
I
tag den 13. Roremher
Berlin, Danners
——— — *
die Frauengzbeit aus den Betrieben herauszuschaffen. Ganz abgesehen davon, daß der körperliche Zustand der rauen eine anstrengende Tätigkeit der Frauen im Bergbau ausschließt, ist auch der Nachwuchs und insolse des täglichen Umganges mit den Männern auch die Sittlichleit gefährdet. Daher ist es dringend ersorderlich, so schnell als möglich die noch im Dienste befindlichen Frauen herauszuziehen. Die Frau gehört in erster Linie ins Haus und soll dem Manne eine angenehme Hä ntlichkeit verschaffen. Infolge der schlechten Wohnungs= verhältnisse im Ruhrgebiet und in anderen Gebieten ist es nicht moͤg⸗ lich, die Anzahl der Bergleute zu vermehren und auf diese Weise die Kohlennot zu mindern. Es muß alles geschehen, um dem Arbeiter ein gemütliches Heim zu schaffen nach des Tages Last. Das Ideal in dieser Ieziehung wäre natürlich ein eigenes Heim; aber daran ist ja vorläufi nicht zu denken infolge des Mangels an Rohstoffen. Unhedingt , , ist aber die neue Erschließung von rund 80 Schächten im Saargebiet. Wenn es gelänge, die jetzt stilliegenden Zechen von neuem in Beirleb zu sezen, so wäre Aussicht auf Beserung in der Kohlenfrage. Es wäre aber - dazu notwendig, die Ruhr zu kanalisieren und schiffbar zu machen. Es ist erfreulich, daß der Minister dem ihm schon vorge— legten Projekt zur Wiederherstellung dieler Schächte freundlich gegen- überfteht und fomit Aussicht vorhanden ist auf eine erhebliche Stei— gerung der Kohlenproduktion. Die Erschließung der Rubrzechen ist eine absolute Notwendigkeit für die Gejundung unseres Volketz. Das deutsche Volk wird die jetzige schwere Zeit und die vielleicht noch schwerere Zukunft, der Millionen deutscher Männer und Frauen aus Furcht vor Hunger und Kälte mit großer Sorge entgegenseben, über⸗ winden, wenn es geschlossen den Weg der Einigkeit geht, der nicht über den Klassenkampf geht, sondern zur Versshnung führt. Das ganze Volk muß jederzeit zusammensteben, um autzubauen, was zer—⸗ brochen ist, dann wird es wieder gefunden. (Beifall rechts)
Abg. Steger (Zentr.): Der Bergbau hat von jeher schon das Rückgrat unserer Industrie und der geiamten Volkswirtschaft ge⸗ bildet. Wir stehen daher vor der eisernen Notwendigkeit, soweit wie irgend möslich zur Gesundung unserer Bergbauverhältnisse bei⸗ zutragen. Um diesles gemeinsame Ziel zu erreichen, muß jede politische Meinungsverschledenbeit zurücktreten, da von dieser wich⸗ tigen Lebensfrage Sein oder Nichtsein des Volkes abhängt. Wohl war . im Ruhrrevier vorhanden, auch infolge des Verhaltens der Bergwerksbesitzer genenüber den Bergleuten. Aber dieser Zünd stoff allein hätte den Ausbruch der Streiks nicht zur Folge haben brauchen. Der Kommandierende General von Münster ist mit seinen angeblichen Gewaltakten erst eingeschritten, als wirkliche Akte des Terrorismus geschehen waren. Ueber den polttischen Charakter des gioßen Bergarbeiterstreits im Frühjahr bestebt kein Zweifel. In der Neunerkommission die am 1. April in Essen zusammentrat, saßen auch Mitglieder der Unabhängigen und der Kommunisten. In dieser Konferenz wurden für die Bergarbeiter u. a. folgende Forderungen aufgestellt: Anerkennung des Raͤtesystems, sofortige Durchführung der dreizehn Hamburger Pu* ne, sofortige Freilassung aller politischen Gefangenen, sofertige Bildung einer republikanischen Arherterwehr, sofortige Auflösung aller Freiwilligenkorps, sofortige Anknüpfung von Ver bindungen mik Sowjet⸗Rußland, Entwaffnung der Polizei im
Intustriegebiet. Wie will man da den politischen Charatter des Frühjahr treiks wegleugnen? Siebzig bis achtzig Piozent der Belenschaften sind nur durch den Terroritmus einer tleinen
Minderheit in den Streik getrieben worden. Am 22. Februar worde auf der Zeche Prinz Heinrich und Karl derart Sabotage getrieben, daß man eine ganze Anzahl Steinwagen in die Schächte stürzte, wodunch sie beirjebzunfahig wurden. Die unten in der Tiefe aibeitenden 600 Bergleute sind nur wie durch ein Wunder gerettet worhen, sie hätten sonst elendiglich verhungern müssen. Am 17. Februar wuiden die Zechen in der Umgebung von Oberhausen Lurch die dortige Sicherheitswehr — die Stadiberwaltung befand sich damals in den Händen kommunaler Arbeiterräte — bejetzt und die Beleg⸗ schaften an der Anfahrt verhindert. Diese Besetzung wiederholte sich in den nächsten Tagen mehrmals, die besetzenden Spartakisten plünderten die Lebensmittellager, raubten die Gewehre und ver⸗— schwanden mit der Erklärung, in den nächsten Tagen wieder zu kommen. Durch diese Drohung sind die Belegschaften wieder holt von der Anfahrt abgehalten worden, was doch nur zu begreiflich ist. Das Gros der Bergarbeiter war sich seiner ungeheuren Verantwortung vor dem Lande und vor dem Volke wohl bewußt und nur diesem unerhörten Terrorismus ist es gewichen. Ueber die Sozialisierung des Birgbaues haben wir uns auch auf unserer Generalverfammlung sehr ausführlich gesprochen auch gilt für ung als erster Grundsatz die Gesundung unserer Volkswirischaft, und die Zutunft muß lehren, wie weit auf dein Wege der Soziali— sierung gegangen werden kann. Wir hahen ja bereits die ReichsQ— gesetze über die Brennstoffe und über die Kaliwirtschaft. Es ist ein großes Unrecht, der Bergarbeiterschaft offen ocer veisteckt die Schuld am Rückgang der Produktion zuzuschiehen. Die Bergarbeiter
baben für unser Land und Volk in den Kriegsjahren fast Uebermenschliches geleistet. Raubbau mußte bis zu einem ge—
wissen Grade um der Kriegswuntschaft willen getrieben werden. Wenn nun Dr. Tegeder meint, die e e, könnten auch heute noch mehr Kohle fördern, wenn mehr Transportmittel vorhanden wären, so stimmt das nicht, denn alles hat seine Grenze, auch der Raubbau. Wenn alle Flöze abgebaut sind, kommt die Zeit, wo neue Felder erschlossen werden müssen. Und dieser Zeit⸗ punkt ist jetzt da. Zum Rückgang der Prodoktion hat auch die Ein— . berufe fremder Arbeiter mitgewirkt. Gerade die vroduktiven rbeitskräste fehlen noch in unserein Bergbau. Zur Veibesserung des Transports müssen schleunigst Lokomotiven und Waggons her— gestellt werden, denn der Personenvertehr kann nicht dauernd ein— geschränkt werden, ohne uns zum wirtschaftlichen Ende zu führen.
Die Schieberei und der Schleichhandel mit Kohle muß endlich be—
seitigt werden; weil ein ganzer Kohlentransport mit 280 Tonnen Kohlen auf dem Wege von der Grube bis zu dem Elektrizitätswerk spurlos verschwunden war, mußten die Kaliarbeiter des Eichsfeldes fünf Tage seiern, da die Ueberlandzentrale keinen Strom hatte. Das Eisenbahnministerium müßte verpflichtet sein, den Arbeitern den entgangenen Gewinn zu ersetzen. (3ustimmung.) Ferner ist der techniscke Ausbau der Gruben notwendig; auf. dem Gebiete der technischen Erfindungen leistet ja das deutsche Volk Unverg eichliches. Vor allem muß die Ernährung der Bergarbeiter verbessert werden. Die Stä te im westlichen Industriegebiet haben am 15. Oftober erst einen ganz kleinen eil der Kartoffelmengen gehabt, die sie im vorigen Jahr, zun Verfügung batten. Sodann ritt ich die Regi rung, das Siedlungswestn im Westen für die Be garbeiter mit alen Mitteln zu fördern. Die Menschen lasse sic nicht dauernd in Baracken und Menggen unterbringen. (Zustimmung.) Auch müssen die Lente vor dir scheußlichen Ausbeutung durch die Baracken, und Menagen—⸗ verwalter geschützt werden. Aus den Mtetsverirägen in den Arbeit r— kosonien müssen die Bestimmungen beseinigt warden, di, gegn die guten Sitten verstoßen, z. B. die Veypflichtun der Wohnungs⸗ inhaber, Kostganger bi sich aufzunchmen. Das unzulängliche Loh spsten im Berghau hat geeichfalls die Pro uktion g stört. Bei dem „Scheingedinge“ verdient der Arbeiter nicht wirklich das, erar sondern nur das was itzm der Grubenbeamte am Monatsende zuschreibt. In dem Tarifvestrag für das Nubrgewriet sind die Wünsche der Bergarbeiter nech nicht ganz erfüllt worden; z. B. müßte statt des Höchsturlaubg von fichs Lagen ein solcher von vierzehn Lagen gewährt werden. Dle Bergarbeiter können nicht immer als Stieftinder behandelt werden. Die privaten
? 1 2 . **
Bergwerksbesitzer müssen dem guten Beispiele des Staates betreffs der Versorgung der Berginvaliden und Witwen folgen. Durch die Schaffung eines Reichsberg, und eines Reichsknappichaftsgefege. soll auch nach der Auffassung der preußischen Bergwerksoerwartung den Wünschen der Arbeiter Rechnung getragen werden, wie der Minister vor einigen Monaten verficherte. Es wäre besser gewesen, wenn er schon früher zu dieser Auffassung sich durchgerungen hätte. Die ungeheure Zersplitterung, die darin liegt, daß jeder Bundesstaat seine eigene Berggesetzgebung hat. muß durch möglicht! baldige Schaffung eines einheitlichen Reichsberggesetzes und eines Knaph— schastsgesetzes beseitigt werden; die Förderung des Bergarbeiterschußes ist dayon mit abhängig. Der Gesundheitezustand der Bergarbeiter bedarf dringend emer Besserung. Die freie Aerzte nahl muß endlich eingesübrt werden. Die Invalidenrenten sind selbst mit der Teue⸗ rung ulage so gering, daß ein Auskommen ganz unmöglich ist. Wenn die Knapvpschaftsverelne über zu geringe Mitlel verfügen, dann müssen auf andere Weise Mittel geschaffen werden. Uafere Kohlennot kann nur gehoben werden, wenn wir denjenigen, die die Kohlen fördern sollen, wieder die alte Liebe und Freude an ihren Beruf Leben; dann wird der Ruf an die Bergarbeiter beim Aufbau unserer Volks. wirtchaft mitzuhelfen, sicherlich nicht vergeblich ertönen. (Beifall im Zentrum.)
Abg. ,,. (D. Vp.). Wir sind zur Mitarbeit durchaus entichlossen, wenn es sich um die Beseitigzung der Kohlennot handelt. Der Bergarbeiterstand muß aus seinen Nöten heraus kommen, was er durch seme gewertichaftliche Organisarion erreicht. Die Notwendigkeit der gewerkschaftlichen O'ganisatton ist von allen Parteien dieses Hauses durchaus gewürdigt und anerkannt worden. Aus ihr ist der Gedanke der Arbeitsgemeinschaft entstanden. Schon längst vor Ausbruch der Revolution haben die Verhandlungen stattgefunden, um die Unternebmer und Arbeiter auf dem Boden der Gleichberechtigung zu einer deutschen Arbeitsgemeinschafi zufammenzubringen. In dieler Arbeitsgemeinschaft sollen die wirtschaftlichen und soztalen Gegensãtze überbrückt werden; es würde den Untergang unserer Wirtschaft bedeuten. wenn der Klassenkampf im Wirtschantsleben noch weiter vorherrschte. Nach langen Kämpfen ist der Erfolg des Tarifvertrages errungen worden, wodurch die, Wünsche jowohl der Arbeitnehmer wie der Arbeitgeber berücksichtigt worden sind. Wir meinen, daß die Freunde der Sozialisierung mit dem Unternehmerproblem nicht fertig werden, sondern daß sie sich an diesem die Zäbne ausbei en., denn die Praxis des Lebens ist stärker, als alle graue Theorie. Auch die Wohnungs— frage im Bergbau muß in Angriff genommen werden. All, dahin gebenden Bestrebungen unterstützen wir gern. Außerordentlich wichtig wäre es, auch für die Beschaffung von Hausgerät. Möbeln usw. zu sorgen, was einem großen Unternehmen viel leichter möglich ist, als wenn jeder einzelne dafür sorgt. Die Knapp chaftsvereine follten
in die Lage versetzt werden, größere Dariehen als bisher zu gewähren, Alle diese Wünsche der Bergarbeiter müßten nach Möglichkeit erfüllt werden. Das ganze Reiche knappschafts⸗
wesen müßte überhaupt einmal einheitlich geregelt werden. Auch den Wünschen der Invaliden und Wuwen muß unbedingt entgegen« gekommen werden. Nach unserer Auffassung muß jetzt eine neue Aera der Gewerkschaften beginnen und zwar . daß eine Einsicht in die wirtschaftlichen Zurammen hänge allen Arreitern ermöglicht wird, um so den gemeinsamen Juteressen des deutschen Volkes zu dienen. Wir glauben, daß dem Verband der christlichen Be garbeiter in
ee, ehm eine berondere Kulturmijsion innerhalb der deutich n Arbeit
rschaft und insbesondere der Bergarbeiterschaft zugedacht sst. Dem Schieb rtum und dem Schleichha del muß von Regierung wegen auf das . entgegengetreten werden. Diese Leute müssen ein= mal die starke Hand zu füblen betommen. Ich gebe auch ohne westeres zu daß in der Handhabung der Erwerbslofenunt rützung mancherlei Schwierigkeiten bestehen, es muß aber ein Ausweg gefunden werden. In meinen Augen in derjenige, der Arbeitslosenuntersiützung beiicht un? Fine, Arbeitskraft nicht verwertei, auf dieselbe Sture mit dem Schleichhänzler und Schieber zu, stellen. Zei gutem MWhillen ließe sich mit Hil!e der Mehrbeits parteien in diesem Hauje unbedingt ein ö um dieser Unmoral energisch entgegenzutreien. (Sehr richtig! . Abg. Christenge (l. Sor): Wenn nur der zehnte Teil der Forderungen, die hier erhoben worden sind, den Bergarheitern zugute kommen, so wäre das schon allein sehr erfreulich. Die Ausführungen dez Aog. Rippel über daz Verhalten der Ünabbängigen den Berg- arbeitern gegenüber muß ich auf das entschiedenste zurückweisen. ch bie Versuche, die Darlegungen meines Parteigenossen Ludwig hin= sicht lich der Mans jelder Vorkommnisse zu widerlegen, sind durchaus mißglückt. Ich muß vielmehr die Richtigkeit der Ausführungen ie nes Parteigenossen noch ausdrücklich unterstreichen. Das Koalitiong⸗ recht der Arbeiter im Erz lebirge wird den dortigen Bergarbeitern im stärtsten Maßes verkümmert. Dieser Bergetat dürfte wohl der eßgte sein, der vor diesem Hause seine Erledigung sindet, da die Bergrechte nunmehr au das Reich überg ehen. . Minister für Handel und Gewerbe Fisch beck: Meine Damen und Herren. Im Laufe dieser viertägigen Debatte ist eine solche Fülle von Anregungen und Anträgen an die Staatsregierung ge⸗ kommen, daß Sie nicht von mir verlangen werden, daß ich mich ein⸗ gehend mit jedem einzelnen der darin ausgesprochenen Gedanken be⸗— schäftige. Wir werden diesen Fragen unsere ernsteste Aufmerksam keit zuwenden und ich hoffe, daß, wenn im nächsten Jahr wieder über den Bergetat verhandelt wird, eine Reihe dieser Anregungen erfüllt ist. Denn so liegen die Dinge ja doch nicht, wie der Herr Vor⸗ redner eben meinte, daß dies der letzte Etat sei, mit dem wir uns in der Preußischen Lan desversammlung zu beschäftigen hätten. Es scheint sich in dieser Beziehung in manchen Kreisen eine ganz falsche Vor— stellung herausgebildet zu haben. Uebergegangen ist auf das Reich die Gesetzgebung über das Bergrecht, aber noch keineswegs etwa die Bergverwaltung; noch weniger ist das Eigentum an den preußijchen Bergwerken auf das Reich übergegangen. Andernfalls müßten wir denn doch davon auch etwas gemerkt haben. (Heiterkeit) Nur einige der bauptsächlichsten Fragen, die hier aufgerollt worden sind, möchte ich mit einigen Worten begleiten. ; Was zunächst die Frage der Privatbergregale anbelangt, so ist ja in dieser Beziehung durch die Reichsgesetzgebung der Weng gewiesen, der in Artikel 155 der Verfassung vorgeschrieden ist. daß die Privatbergregale auf den Staat zu überführen sind. Wenn hier freilich die Forderung erhoben ist, das ohne jede Entschädigung zu tun, so steht das m. E. im Widerspruch zu der Reichsverfassung, die ausdrücklich bei Entziehung von Privateigentum eine angemessene Entschädigung garantiert. Daß hier wohlerworbene Rechte in Frage kommen, die darunter fallen, das kann nicht bestritten werden. Wir denken uns die Sache so. daß von Reichs wegen ein Rahmengesetz erlassen wird — entsprechende Verhandlungen mit dem Hertn Reichs- wirischaftsminister finden statx — und daß dann innerhalb dieses Rahmens die Staaten in allerkürzester Frist die Ueberführung der
Regale in das Eigentum des Staates zu bewirken haben. ;
—