1920 / 47 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 25 Feb 1920 18:00:01 GMT) scan diff

Amerika.

Der Präͤsident Wilson teilte dem Senat mit, daß niemals eine Uebereinkunft zwischen ihm und England über

den Verkauf der früheren deutschen Schiffe, die sich k. der Vereinigten Staaten befinden, abgeschlossen worden sei.

Runst und Wissenschaft.

In der Februgrsitzung der Anthropologischen Gesell⸗ sch a ft konnte der Vorsitzende, Geheimrat Profe ssor Hans Virchow, den Einlauf autländischer Literatur feststellen. Es sind schon amerika⸗ „ische, schwedische, holländische, spanische und französische Ar—⸗ beiten aus ihren Forschungsgebieten der Gesellschaft zugegangen, die um Teil die Fortschritte während des Krieges zeigen, die in den ein— zilnen Ländern gemacht worden sind. Ueber die vorgeschicht⸗ ich en Funde von Cöpenick und Alt Glienick⸗ berichtete Dr. Kiekebun sch vom Mättischen Museum. Auf Grund seiner neueren Forschungen konrte der Vortragende Ergänzungen liefern für die, vorgeschichtliche Besiedlung des Spreetals, wie sie sich bei Schmöckwitz, Gosen, Neu Zittau gezeigt haben. Die vorgeschichtliche Besiedlung des Spreetalt ist sehr stark gewefen, was bekont werden muß entgegen der geologischen Auffassung von Lindstow, wonach die dilubiale Talsohle des Spreetals noch in der Bronzezeit überschwemmt gewesen sein sollte. Daz ist ein Irrtum. Das diluviale Ürftromtal war in der Bronzejeit schon fret von Wasser, als das allupiale Tal noch berschwemmt war. Zu den Fundstellen bei Spindlersfeld, Wilhelminenhof, Oberschönewelde und anderen Stellen auß der Bronze⸗ zelt kommt altz neu hinzu die Stelle, wo fi die Rinne hefand, durch die auf dem linken Ufer der Wuhle die G etscherwasser in den Urstrom abströmten; heute ist die Wuble auf dem Damm felde bei Cöpenick begradigt. Auf dem linken Wubleufer kamen dort aug dem Talsande beim Torfstechen die neuesten Funde zutage. Im Allubialbett liegt eine 0 bis 70 em starke Torfschicht, und unterhalb deg Torfeg liegt dort der Wiesenkalk, ein Beweis dafür, daß in der Bronzezeit dieses Talbett noch sumpfig war. Die dort , . Funde sind Produkte der iüngeren Bronzezeit: zwei Laoppenbelle sowie die Bruchstücke zweier anderer, eine Bronzesichel, dazu Bruchstücke einer zweiten, und einer Lanzenspitze; ferner neben massiven Ringen mit ovalem Querschnitt drei andere Ringe, die innen hohl find, und ein an den Kanten stark ge⸗ rippteg Armband. Diese Stücke zeigen starke Abnutzung, jum Teil müffen ie zerschlagen worden sein. Dle Lappenbeile erscheinen gelblich gefarbt und zeigen nicht die grüne Patina. Sie ähneln ö,, in der Farbe den in Mooren ,, Dingen. Ver Entwicklung ihrer Typen nach gehören diese Heile in die vrite Periode der Bronzezeit, sie reichen zum Teil schon in die vierte (jüngere) Bronzezeitperiode hinüber. Die Sicheln dagegen find sogenannte Knopssicheln und gehen bis in die zweite Periode der Bronzejeit zurück. Was nun die Ringe angeht, so find die ältesten von ihnen massiv, und als ihre Cnistehungtzzeit kann man den Anfang des zweiten Jahrtausends vor Christus an⸗ nehmen. Die jüngeren Hohlringe sind über einen Tonkern gegossen; ihre Ornamente, Streifen, Punkte owie das Tannenzweig“ Muster sind zugleich mitgegossen worden. Solche Gußformen sind zum Teil in Spindlersfeld gefunden worden. Demnach stellen fich die Funde auf. dem Dam m felde von Cöpenick zwischen die von Spindler feld und k Sie können erst in der vierten Periode der Bronzezeit in die

rde gekommen sein. Hinsichtlich der Beurteilung des Fundes führte Dr. Kletebusch aug; Man scheldet zwischen Weihefunden, Schatz funden, Gießerfunden, Selbstaugstattungen für das Jenseltg oder endlich sogengnnten Vermächtnisfunden. Zu letzteren bieten die Waffen funde, wie sie Theseus macht, oder die Waffen, die Wieland der Schmied für seinen Sohn verbirgt, einen Anhalt aus der Mythologie, während der Priamugfund oder der Goldfund von Ebergwalde als Schatz und an⸗ zusprechen ist, eines Schaßzeg, den ein Reicher in seinem Hause gehabt hat. Ein solcher —ĩ. ann der von Cöpenick nicht sein, denn an seiner Fundstelle hat kein Haus gestanden. Dr. Kiekebusch spricht ihn als einen Gießerfund an. Er stellt daʒe Material dar, das an dieser Stelle für einen Neuguß verborgen worden ist; vielleicht sind die Ringe auch als Geld“ anjuseben. Pie Vornehmen hatten ren Gießer, ibren Hofschmied. So sst selbst der freie Wilingenkel Wieland der Knecht NRidungs. Wieland stellt den Typus des Freien, wandernden Schmiedes, des Künstlers dar. Er, der Tanig der Alben, vergräht einen Schatz. Wir müssen zur Erklärung der Bolgeschichte die Mythologie hinzuziehen. Der zweite neuere Fund stammt aus Alt Glienicke, wo der Nordrand des Teltow steil zum Spreetal abfällt, und ist geologisch wie vorgeschichtlich interessant. Wo die Hochfläche des Teltow durch dag Sprertal durchschnitten wird, in der Grundmoräne, lag ehemals die Siedlung, aus ver dieser zwelte ar berrübrt. Er besteht meistens aus Gefaͤhen, die sich als solche arakterisieren, wie sie zur dritten Periode der Bronzezeit gehören; nur ein Randbeil gebört noch in die zwelte Periode ber Bronzejeit. Auf der Suche nach der Siedlung an jener Stelle, fand der Vortragende eine erdstelle, an der Scheiben auf die Bronzezeit deuten. Weitere Forschungen werden ung das Dorf finden lassen, wie wir es bel Buch gefunden haben. Es gilt nun, die Stedlungen genauer zu studieren und auch der Vorgeschichte durch den Unterricht in den Schulen beim Volke Freunde und Förderer ju n, wozu die neuen Lehrpläne beltraJen dürften. Darauf sprach Br. John Loewen⸗ tha! über die erste Entdeckung Amerikas im Jahre 1000 n. Ch. und die Spuren, die sie hinterlassen hat. Zu dem philologischen Gesichtspunkte, der bie ber bel der Erörterung der Fahrten der Nor. mannen nach Amerikg in Anwendung gebracht worden ist, muß auch der et hnologische binzutreten. Wenn eg wahr ist, daß die Normannen boch gelangt sind, so müssen sich bei den Stämmen Nordamerikas Spuren alkgermanischen Kulturgutes finden. Und in der Tat, gegenüber Nansens Kritik, der die Fahrt Leif Ertksonz leugnen, und anderen negativen Kritikern ist es dem Dänen Thalbitzer gelungen, in den Berichten über die nordischen Fahrten nach Nem Foundland vier Esktmoworte zu identifizieren. Zwei gefangene Eskimokinder sagen dort in ihrer Sprache zu pan⸗normannischen erren die Worte: „Warte ein wenig bei den äußeren Plätzen. Allein es gibt noch andere Dinge, die auf germanische Bezsehungen zu Amerika ein Licht werfen. So bewahren heute noch die Irokefen den Mais in einem Pfahlbauspeicher auf, was auch auf einen nordischen Brauch zurückgeht. Ez ist bekannt, daß die Schweden 1631 zu ihnen gekommen sind, und daher haben die JIrokesen ihr Notfeuer⸗ 4 Seuchen, ihre . Feuersäge' aus Ulmenholz, ihren Feuerpflug“ erhalten, aber sonst kommt bei ihnen kein altgermanischeg Kulturgut vor. Dagegen treffen wir im nordamerikanischen Seengebiet am beren See und im Süden der Hudsont Bar die Spuren altgermanischer Kultur. Es ist neben den Bildsteinen' der Feuerbohrer, der in der dort auftretenden Form auch im südlichen Sckwoeden vorkommt. Ferner baben die Kri- und Oschebwe⸗ Indianer elne Sage, wonach der „Große Hasen, ihr Stammesheros, dag Fischnetz erfunden habe, indem er der Spinne zusah. Das stimmt mlt dem nordischen Toks netz d. i. Netz des Gottes Lott und zugleich Netz der Spinne“, zu⸗ sammen. Auch die Boot formen der Indsaner suͤdlich des Michigam= sees geben, wie der Vortragende im Lchtbilde und an Modellen nach- wies, auf alte nordische Vorbilder zurück. Die Kri⸗Jndianer kamen bis nach Montreal, um das Büirkenbol; für die Kanu einzutauschen, und da lernten si ranzosen 1668 kennen, während die Eng⸗

ie die länder ibnen schon 1611 begegnet waren, als Heniy Hudson an die Dort an der Bay sind

nach ihm benannte Bay e, war.

au Spuren altgermantschen Einflusseg ju vermuten; denn 5 wurde. Grönland entdeckt, und 86 gelangten von den 365 Schiffen, die mit Leif Eriksen dorthin fuhren, den Berichten nach nur 18 an die Westküste Grönlandè, eines kann immerhin nach Süden abgekommen sein. Im Norden, und im Süden des ameritanischen Kontinents sind vielleicht auch Spuren einer a Lt asigtischen Kultur, die mit den Amno und den Tschuktschen, d. i.

bracht werden mag. So mag die ältere Steinzeit‘ für diese Ver⸗ bin dungen Anhaltgpunkte bieten, doch ist dabei Sfepsis gat am Platze. Geheimrat Schuchhardt, Konsul Braß und Professor Mielke er— gänzten die Darlegungen der beiden Vortragenden. .

Theater und Musik.

Deutsches Opernhaus. Friedr. E. Kochs tragische Oper Die Hũgelmühle“ wurde vorgestern im Deutschen Opernhause mit teilweise neuer Be— setzung wieder in den Spielplan aufgenommen und errang bei den Zuhörern abermals einen großen, unbesfrirtenen Erfolg, der sich zum Schluß in zahlreichen Hervorrufen des Komponisten und der Haupt— darsteller zu erkennen gab. Die Musik Kochs, de en Hauptvorzüge in der tiefempfundenen seelischen Ausdeutung der Psyche Meister Mein hards, des Müllers, der innigen, keuschen Empfindung der Förstera— tochter Hanna und der dramatischen Leldenschaftlichkeit der Magd Liesa liegen, daneben aber auch in den volkstümlich frischen Farben des zweiten Akts, gewinnt entschieden bei öfterem Hören: ein gutes Zeichen für ihren Wert und die Echtheit ihrer Empfindung. Julius vom Scheidt (Mester Meinhard), Henriette Gottlieb (Liesa), Karl Gentner (Förster), Julius Roether (Aligesell Järgen), Harry Steier (Jap), Franz . er (Gräf) und Eduard Kandl (Ole) bewährten sich in der . als tüchtige Sänger und hervorragende Darsteller. Von besonderer Bedeutung war die Neubesetzung der Partie der Hanng mit Mafalda Salvatini; sie verlieh der Gestalt tiefe Innerlichkeit und dramalische Größe. Der Kapel meister Eduard Mörike leitete die Auffübrung musikalisch mit sichtlicher Hingabe, hätte das Orchester aber des österen mehr abdämpfen dürfen. Auch müssen verschiedene Unstimmigkeiten in den Jagdfanfaren und dem Jägerchor in Zukunft vermirden werden. Die neue Aufführung hat jedenfalls bewiesen, daß das bedeutende . ö guter Wiedergabe stets eine tiefgreifende Wirkung auz⸗ üben wird.

Im Opernhause wird morgen, Donnerstag, „Tiefland“, mit den. Damen Hafgren Dinkela, Escher, Birkenström, von Scheele— Müller und den Herren Kraus, Schwarz, „tock, Bachmann und Philipp besetzt, aufgeführt. Dirigent ift der Kapekmeister Otto rack. Anfang 7 Uhr.

Im Schauspielhause wird morgen „Die Gabe Gottes“ in bekannter Besetzung gegeben. Anfang 7 Uhr.

In den Kammerspielen des Deutschen Theaters wird am Sonntag zum ersten Male in dieser Spielzeit August Strindbergs Kammerspiel „Scheiterhaufen! in der Sjeneneinrichtung Max Reinbardts gegeben. Alexander Moissi, Rosa Berteng, Johan na Terwin, Kurt Lucas und Glsa Wagner spielen die Rollen des Stückes.

Mannigfaltiges.

Ueber die Wasserstan ds und Eisverhältnisse der norddeutschen Ströme im Monat Januar 1920 be- richtet die Landeganstalt für Gewaͤsserkunde im preußischen Ministerlum der öffentlichen Arbeiten:

Den Dezemberhochwassern sind im Januar noch welt stärkere efolgt. Noch ehe die . abgelaufen war, von der der Rhein um die Jahretwende betroffen wurde, begannen am 8. Januar im Gebiete dieses Stlomeã neue Regenfälle, die besonders vem 10. bis zum 14. große Wassermassen lieferten. Der Erdboden war durch die Schneeschmelze im Nopember und den vielen Regen, der dieser im Nopember und Dejember gefolgt war, durchtränkt und wird deshalb nicht vie Wasser haben zurückbalten können. Dazu kam, daß in den höheren Gebirgslagen Schnee lag, der durch den Regen geschmolzen wurde. Im ganzen scheint jedoch diese Schnee schmelse gegenüber den Feegen⸗ mengen nur von untergeordneter Bedeutung für den Abfluß gewesen zu sein; dieser führte dem Niederrhein ssermassen zu, wie sie sich seit Beginn regelmäßiger Wasserstands messun gen, d. i. bei Koblenz seit 1317, bei Cöln seit 1813, in aunähernd gleicher Höhe nur bei den Hochwassern vom März 1845 und vom November 1882 zusammengesunden haben. Beide Hochfluten sind jedoch diet

noch etwas übertroffen worden, und zwar die von 1382, die die größere von ihnen war, bei Koblenz um 3, bei Cöln um 6 em. An beiden Stellen sind freilich noch erheblich höhere Wasserstände vorgekommen, aber infolge einer Versperrung den Stroms durch Eiß. Aehnlich wie im Dezember 1919 und Jannar 1920 hatte der Strom auch im Jahre 1882 kurz nacheinander zweimal ein bedeutendes Hochwasser, nämlich nach dem vom November 1882 nech ein solches im Dezember 1882 his Januar 18533. In der folgenden Tabelle find die Höchststände dieser Hochfluten neden die vom Deiember 1918 und Januar 1920 gesetzt und die Auguferungö— höhen sowie die hächften eisfreien Wasserstände beigefügt, die seit Beginn der Beobachtungen bis Dezember 1919 festgestellt worden waren. Die Zahlen bedeuten Zentimeter und sind nicht in senkrechter, sondern nur in wagerechter Richtung miteinander zu vergleichen.

Ang. Höchstes Hochwasser Hochwasser ufe ei

; . isfretes

1882 1919 u. 1920 rungs Hoch wasser

erstes) zweites“) erstes?) zweites.) höhe bis Dez. 1919

Waldshut .. 434 h60 t 500. 667 (Juni 76) Mannheim.. S156 917 7560 943 (Nov. 24 Mainz.... 595 593 350 595 (Nov. 82 Koblenz. ... 920 34 ĩ ob0 920 (Noob. 82

Pegelstelle

Cöln .... h2 894 600 952 (Nov. 82) Ruhrort .. 3866 87 440 896 (Nov. 82

Im Jahre 1882 war also am Oberrhein das zweite Hochwasser das stärkt re, von Mainz abwärts aber das erste. Bei den Hochwassern im Dezember 1919 und Janugr 1920 war das Verhaltnis dagegen gerade umgekehrt, also von Mainz abwärts das zweite das höhere. Es Hat die Ausuferungshöͤhe bei Koblenz um 31, bei Cöln um z), bei Ruhrort um 44 m überschritten.

Die Regenfälle erstreckten sich auch auf die übrigen Strom gebiete und riefen in ihnen Hoch fluten hervor, die an der Ems, We ser, Elbe. Oder und Weich sel das Mittelhoch. wasser der Vergleichsjahre 1396, 1915 erheblich überschritten. An der Elbe war Nese Ueberschreitung so stark, daß sich das Hoch⸗ wasser den höchsten bekannten eigfteien Wasserständen meist auf 0,3 bis C6 (m. näherte. Auch die Weichsel stieg ziemlich hoch, so z. B. bei Thorn gegen 3m über die Ausuferungé höhre“ Der Pregel hatte dagegen nur mittleres Hochwasser und der Memel strom nur schwache Auzuferungen. An ihm Überschritt auch das dies malige Monatsmittel der Wasserstände den Jan uardurchschnitt aus 18956/1965 nur wenig, während es an den übrigen Hauptströmen hoch über ihm liegt.

Der M em el strom blieb nebft seinen Mündungsarmen den anijen Monat 9 durch Cisstand gesperrt. Die Weichsel ührte meist Treibels und war dazwischen nur vorlibergehend eiÿtsfrei— Die Schiffahrt auf der oberen Oder konnte am 3. Januar, die auf

bezugsvorstellung. Die Gabe Gottes.

Betrieb der Schiffahrt auf den Strömen aug. Auf der Oder

ruhte wegen des Hochwassers die Schiffahrt z. B. im Glogauer

Bezirk vom 21. bis zum 25. Januar.

Strom Memel Weichsel Oder Elbe. Weser Rbein Tilsit Thorn Steinau Barby Minden Cöln

351 328 345 438 488 bz d em

Un serschted gegen

Mittelwasser Jan. 1896 1915 448 4182

185 247 4169 .

Nachweisung

der Roh solleinnahme an Reichs stempelabgabe für Gesellschaftsverträge und für Wertpapiere.

da, . ö. m 1919 Nov. 1919 Nov. 1918

9 4 6 6 A

Gegenstand der Besteunerung

J. Gesellschafts verträge und inländische, nach dem bisherigen Gesetz versteuerte Aktien 5 ., und Zwischenscheine 14 196 269 06 17 653 210 86 46 093 070 57

Aus ländische Aktien und Zwischenscheine 134 496 20 503 804 700 401 951 20

Ver zins liche Schuld⸗ ver schreibungen sowie Rentenverschreibun⸗ 45

en, sofern sie auf den Cub, lauten oder sofern sie entweder durch Indossament übertragbar oder in Teilabschnitten aus⸗ gefertigt und mit Zinsscheinen oder Rentenscheinen ver—⸗ sehen sind, die nicht auf den Namen lauten oder die durch In⸗ dossament übertrag⸗ * sind, und Zwischen⸗ eine: inländischer Gemein⸗ den, Gemeindever⸗ bände und Gemeinde⸗ kreditanstalten, in⸗ ländischer Körper⸗ schaften ländlicher oder städtischer Grund⸗ besitzer oder inlän⸗ discher Grundkredit⸗ und Hypotheten⸗ banken oder inlaäͤn⸗ discher Schiffspfand⸗ brief · oder Schifftz⸗ beleihungsbanken oder inländischer Siede⸗ lungsgesellschaften oder inlaͤndlscher Eisenbahngesell schaf⸗ ten, sofern diese Papiere mit staal⸗ licher Genehmigung * autgegeben sind. 11 770 591 20 2070 2346569

IV. anderer inländischer 12 404 908 80900 S838 89 - i

chuldner . .....

V. aus ländischer Staaten Gemeinden oder Ge⸗ meindeverbände und

Eisenbahngesellschaf⸗ . ten ; 8 831 377 423 50 1778 787 56 50 3156 C00 o

VI. anderer aus lãndischer Schul dner ..... 3 481 d ö 086 30 VII. Bergwerkeanteil⸗ scheine und Einzah⸗ lungen auf solche .. 4910 479 913 60 1 385 47165 VIII. Genußschein? .... 860 123i 2117 . nusammen . 18 921 538 5's 247 284 201652 906 29627 ) Einschkießlich 410779, 80 83 kuf ; 1dr , für Poser Berlin, den 21. Februar 1920.

Statistisches Reichsamt. Delbrück.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage)

Theater. Oyernhansz. (Unter den Linden) Donnerstag: 45. Dauer⸗

bezugsvorstellung. Tiefland. Anfang 7 Uhr.

Freitaz: Der Rosenkavalier. Anfang 6z Uhr.

Sch unspielhaus. (Am Gendarmenmarkt.) Donnerst. 52. Dauer Anfang 7 Uhr.

Freitag. Friedrich der Große. J. Teil: Der Kronprinz.

Anfang 65 Uhr.

—— ——

Familien nachrichten.

Gest erben: Hr. Heneralsuperintendent g. D. D. Johaanes Büchsel

Cet, Hr. Sanilätgrat Dr. Otto Lasch (Breslau). Or. Pastor Eugen Kob (Oberschreiberhau 1. Fisgb. j. Frau 6. von Schenck, geh. von Kalckreuth (Berlin). Frau Lilian von Seyfried, geb. Schlief , , ,, Frau Anna von der Marwitz, geb. Kinde ling (Casseh.

der unteren Oder an 19. wieder aufgenommen werden, nachbem Ez brechdampfer den Strom vom Mündungsgebiet bis Nipperwiese auf⸗ wärts aufgeeist hatten. In den letzten jwei Tagen des Monat wurde sie durch neue Eisblldungen erschwert. Die Cl!be führte nur am Anfang des Monatg an einigen Tagen leschtes, die Schiffahrt nicht hinderndes Treibeis, ebenso die We fer. Der Rhein blieb eisfrei. Die hohen Wasserstände schloßsen größtenteils aber den

h im November 1882. ) im Dezember 1882 bis Anfang Januar

der Weißen inmitten der Mongolen Asiens, in Zusammenhang ge—

Veran wwortlicher Schrift ler: Direklor Dr. Tv rol. Charlottenbura, Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschäftsstelle

Rechnungsrtat Men gering in Berlin. . Verlag der Geschäftestelle ( Menaerin a) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagganstalt, Berlin. Wilhelmstraße 32. Fünf Beilagen leinschließlich Börsenbeilage)

1883. mn Dezember 1919 bis Anfang Januar 1850. 5 um Münte Januar 1920.

nud Erste Zweite und Dritte Zentral⸗Handelsregister⸗Beilage,

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zen Meichsanze

Nichtamtliches. (Fortsetzung aus dem Hauptblatt.) Preußzische Landesversa:umlung.

120. Sitzung vom 24. Februar 1920, Mittags 12 Uhr. (Bericht des Nachrichtenbüros des Vereins Deutscher Zeitung verleger* ).)

Auf der Tagesordnung stehen zunächst drei Anfragen.

Eine Anfrage der Deutsch-Hannoveraner verlangt Auskunst über die Zeitungsnachricht, wvnach zugunsten des Heu und Strohpersands. Zehntausende von O⸗Wagen dem Kohlentransport entzogen und auf den göotzen Lokomotivstationen des Eisenbahn— direkttonsbezirks Hannover die Kohlenvorräte völlig aufgebraucht sein sollen.

Die Anfrage bleibt zunächst unbeantwortet, da ein Regierungs— vertreier nicht zur Stelle ist.

Auf die Anfrage des Abg. Budjuhn (d.⸗nat.), was dle Regierung zur wirtschaftlichen Stärkung der kleinen und mittleren Wasser und Windmühlen zu tun gedentt, da bei der Vermahlung des Brotgetreides trotz der großen Kohlenknappheit und der bestehenden Transportschwierigkeiien die großen Dampfmühlen immer nech bevorzugt würden, er— widert ein Regterungsvertreter, daß auf die Lelstung der Großmählen aus wirischaftlichen Gründen nicht verzichtet werden kaun, daß ibre Stillegung eine große Anzahl Arbeiter brotlos machen würde und auch sonst bedenkliche Folgen nach sich ziehen könnte. Im ührigen würden auch weiterhin die kleinen und mittleren Mühlen— betriebe in jedem zulässigen Maße berücksichtigt werden.

Abg. Wittrock (Dem.) richtet unter Bezugnahme auf das durch Verordnung der internationalen Kommission an die Beamten in den Absftimungsgebieten Nordschleswigs er— zangene Verbot der Teilnahme an politischen Ver⸗ fi mmölungen und auf das Verbot des Erscheinens des „Flens— burger Tageblattz“ für die Zeit vom 18. bis 26. Februar an die Regierung die dringende Anfrage, was geschehen wird, Um die Beamten in der Ausübung ihrer staatsbürgerlichen Rechte zu schützen und die Berinträchtigung der Vertretung deutscher Gesinnung und Interessen durch dir Presse in Zukunft zu verhindern. . .

Seitens der Regierung wird erwidert, daß gegen die KVer— hole, die einen schweren Eingriff in die diesseitige Staatsverwaltung bedeut-, sosort bei der internationalen Kommission Vorstellungen erhoken worden sind. Cine daraufhin ergangene erläurernde Be— stimmung hahe gewisse Milderungen gebracht, die aber ungenügend seien, so daß durch Vermittlung des Auswärtigen Amts erneut Schritte wegen Aufhebung der Verordnung getan worden sind.

Inzwischen ist ein Bertreter des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten zur Beantwortung der ersien Anfrage erschtenen und macht über die Gestellung der HGeu⸗, Stroh⸗ und Koblenwangen in den Monaten Juli, August, September und Olober 1918 unter Gegenüberstellung der enisprechenden Zahlen aus dem Jahre 1913 eingehende statistische Angaben, auch über die Zahl zer O⸗ Wagen, die in denselben Monaten und Jahren repariert und überhaupt dem Betrieb wieder zugeführt worden sind.

Hierauf setzt das Haus die Erörterung der Anträge der Demokraten und der Deutschnationalen über die Höchstmieten verordnung fort.

Abg. Dr. Bei dig (8. Vp.): Zu der Frage der Rechtmäßlgkett der ministeriellen Verordnung ist, seltens der Fraktionen schwer Stellung zu nebimen. Ich persönlich bin der Auffassung, daß sich alle einzelnen Bestimmungen der Verordnung mit dem § 5a der Reiche vero dnung nicht vollkommen decken. Diese Verordnung unterliegt selbsiverständlich der richterlichen Nachprüfung. Eine varlameniarische Nachprüfung vermögen wir ehenfalls nicht abzulehnen, das liegt in der Natur des jetzt bestehenden parlamentarischen Sostems. Wichtiger, aber sind die sachlichen Ziele der Verordnung. Von dem Yeinister haben wir erschütternde Zahlen über den Notstand im Wohnungswesen gehört, leider haben wir keine Möglichkeit, für die nächten Jahre diesem abzuhelfen. Aufgabe der Verwaltung war es daher, hier einzugreifen. Es handelt sich nur darum, ob der Weg, den der Minister eingeschlagen hat, zur Festsetzung von Höchstmieten elne gewisse Regelung des Wohnungsmarttes vorzunehmen richtig ge welen ist. Ginmütigkeit besteht darüber, daß wir den Wohnungs⸗ markt nicht fich selbst überlassen können. In der Verordnung selber „ft eine zahlenmäßige Festsetzung der Mietesteigerung nicht . sondern erst in den Durchführungsbestimmungen. Wie denkt sich nun der Minister die Handhabung seiner Verordnung durch die Kom munen? Innerhalb großer Gemeinden, so in dem kommenden Groß⸗ Berlin, in Köln und Frankfurt, hestehen in einzelnen Stadt gegenden vollkommen verschiedenartige Verhältnisse, für die eine ein⸗ heftliche Regelung auf Grund dieser Verordnung gar nicht denkbar ist. Im allgemeinen ist zu sagen, daß die Grregung unter den Haus⸗ besttzern nicht ganz berechtigt gewesen ist, andererseits müssen Lie, die vielfach ja nur noch Schornsteinhesitzer sind, geschützt werden. Die Lage unscretäz Wohnuägsmarktes ist in höchstem Maße bebenklich. Wir verßchen desbkalb die Sorgen des Ministers, glauben aher nicht, batz die Maßnahmen, die der Wohnungskommissar namentlich in den Großstädien zur Linderung der Wobnungsgot getroffen hat, richtig gewefen sind. In einer Zeit, in der eine Million deutsche Familien feine Wohnung in Deutschland finden, muß die Regierung nach dem allen englijchen Grundsatz verfahren „die Wohlfahrt heginnt, int Hause“. Es kann nicht Aufgabe unserer preußischen und deutschen Jegierung sein, als Wohlfahrismann in allen Gassen samtlichen Völ⸗ tern zur Verfügung zu stehen. Bei allem Verständnis sür die humane Fürsorge für diejenigen Kreise, denen es im holschewistischem Rußland nicht aut geht, müssen wir doch zunächst für uns und unsere uns Aigehßrigen Dentschen sorgen, bevor wir irgend welche anderen Weölkscngehörigen, die uns en sich garnichts augehen, aufnehmen. (Sehr richtig 5 Der Wohnungskommissar hat in einer Reihe von Fällen die Baukostenzuschüsse, nur tür Flachbauten gewährt. Die Flachbauten bier in Beilin sind gergde keine Masterbauten; bet Fenersgefahr würden erwachsene Menschen, wenn wir erst wieder eine besser? Eenährung hahen, durch die ngen Tenster die ser Bauten nicht flüchten können. Es kommt jetzt nicht auf Ideale im Wohnungs— wesen, jondern darauf an, Behausungen zu schaffen. Der Wohnungs— kommissar hat sich aber geweigert, Baukostenzuschüsse für halbfertige Rohbauten zu geben, so daß diese aus Mangel an Mitteln liegen blieben. Der Negierungskommissar Kügler hat sich gestern von seinem Temperament etwas hinreißen lassen, indem er sagte, Bolichewis mus und Kommunismus jei das, was man sonst nicht dellinieren könne. Wir sind Über dlese Begriffe besser informiert. Wir hätten gewünscht, daß die Höchstinietenverordnung uns zur Kenntnisnahme überwiesen worden wäre, damit wir im Ausschuß darüber hätten beraten können.

Minister für Volkswohlfabrt Stegerwald: Meine Damen und Herren! Gegenüber den Ausführungen des Herrn Abg. Dr. Leidig

5.

Erste Beilage

Berlin, Mittwoch den 25 Februar

nicht besteht. Es ist lediglich vorgesehen, daß die Gemeinde vertretungen an sich nicht das Recht haben, über 15 bis 20 Prozent hinauszugehen, aus den Erwägungen, die ich gestern vorgetragen habe, weil es hätte vorkommen können, daß in Gemeinden, in denen die Mieter einen starlen Einfluß haben, man schließlich H oder 10 Prozent jestsetzen könnte, oder in Gemeinden, in denen die Hausbesitzer einen starken Einfluß haben, schließlich 40 bis 50 Prozent und mehr fest— gesetzt werden. Darum ist vorgesehen, daß die Gemelnden nur das Recht haben, zwischen 15 und 20 Prozent zu beschließen, daß aber, wenn der Nachwels geführt wird, daß diese Sätze nicht ausreichen, im Einvernehmen mit der Aussichtsbehörde höhere Zuschläge zugebilligt werden können. Auch eine Abstufung in einem und demselben Stadtgebiet ist nach der Verordnung nicht

unzulässig. Ja der Verordnung steht nichts davon, daß für

ganz Groß Berlin nur zwischen 15 und 20 Prozent festgesctzt

werden können. Es ist vielmehr vorgesehen, daß im Einvernehmen

mit Kommunalaufsichtsbehörde und den Mieteinigungsämtern auch da

ein Splelraum gelassen werden kann und auch tatsächlich gelassen

worden ist. Die Verordnung ist überhaupt, wie ich gestern schon

mehrfach ausgeführt habe, viel elastischer, als es bis jetzt in den

Kreisen der Hausbesitzer dargestellt worden ist. Sie ist einmal

elastisch dahin, daß man in der Höchstgrenze die Starrheit für die

Gemeindevertretungen vermieden hat, und sie ist weiterhin elastisch

dadurch, daß die Mieteinigungsämter noch weitgehende Kompetenzen

haben, viel weitgehendere als bis letzt in den Hausbesitzerversamm—=

lungen dargestellt worden ist.

Was die Ausländerfrage anlangt, die der Herr Kollege Dr. Leidig

gestteift hat, so möchte ich darauf hlnweisen, daß das Wohlfahrts—

ministerium schon mehrfach bei dem Ministerium des Innern vor—⸗

stellig geworden ist dahin, daß man die Ausländer nicht in dem

Maße zulassen sollte, wie es zu beobachten ist. (Hört! hörth)

Das Ministerlum des Innern steht ganz auf dem Standpunkt, daß

es ein unerträglicher Zufland ist, daß, wo ein so großer Teil des

preußische: deutschen Volks keine Wohnung finden kann, ein

verhãltnismãaßig großer Zuzug von Ausländern neben dem bereits

vorhandenen staltfiadet. Dem wirksam zu begegnen, ist sehr schwlerig

im Hinblick auf bestimmte Bestimmungen des Friedensvertrags, die

ich im einzelnen nicht erörtern will. Ich mache aber darauf auf⸗

merksam, daß diese Angelegenheit im preußischen Ministerium des

Innern wie im Reichsministerium des Innern eingehend ge—

prüft wird.

Was sodann die Baukostenzuschußfrage anlangt, fo ist es nicht richtig, daß gegenwärtig nur Bauzuschüsse für Flachbauten gegeben werden. Es ist zurzeit aber vielfach nicht möglich, daß Dochbauten ausgeführt werden, weil für diese die geeigneten Baustoffe fehlen. Für die kleinen Häuser, für die die schweren Baustoffe nicht not— wendig sind, kann man im Notfall die Baustoffe finden; in bezug auf die Hochgesckoßbauten haben wir mehrfach feststellen können, daß die Baustoffe nicht zu bekommen sind. Daß die Meinung des Ministeriums grundsätzlich dahin geht, daß Hochbauten auch berůck sichtigt werden können, geht schon daraus hervor, daß bei den jetzigen Ueberteurungsgeldern für Flachbauten 180 6 für den Quadratmeter und für mehrgeschössige Bauten 165 M gegeben werden. Das ist ein gesundes Verhältnis, und daraus geht hervor, daß wir bei der gegen⸗ wärtigen Wohnunesnot nicht einem einseitigen Ideal nachgehen, sondern auch die Wohnungen beglnstigen, die gegenwärtig gebaut werden können.

In bezug auf die Ausführungen des Derrn Abg. deidig gegenũber dem Heirn Geheimen Rät Kügler und seiner Acußerung über Bolsche— wismus möchte ich sagen, daß sich diefe Bemertung gegen eine Aeußerung gerichtet hat, die vorher in der Diskussion ge fallen war und den Begriff Bolschewigmutz etwas sehr weit gefaßt hatte. Gegen⸗ über dieser Bemerkung erklärte Geheimer Rat Kügler, es gebe Kreise, die als Bolschewismus und Kommunismus alles das ansähen, was ihnen nicht passe. Mit dieser Einschränkung kann ich eine nge hörigkeit in diesen Darlegungen nicht finden, und ich glaube, damit wird diese Sache erledigt sein.

Waß nun die G samtsituation anbetrifft, so möchte ich noch ein paar zusammenhängende Bemerkungen machen. Ich bin mit dem ganzen Hause darin einig, daß es nach der rechtlichen Seite hin besser gewesen wäre, wenn diese komplizierte Materle den ordentlichen Weg der Gesetzgebung passiert hätte. Dieser ordentliche Weg der Gesetz. gebung konnte aber nicht hier in Preußen heschritten werden, sondern hätte im Reich beschritten werden müssen. Im Reich hat man im vorigen Herbst, als das Wohlfahrtsministerium, wie ich mir schon gestern darzulegen erlaubte, von Vermietern und Litern bestürmt wurde, daß doch auf eine größere Einheitlichkeit in der Mietszinsrage hingewirkt werden möge, weil auf dem Gebiet der Mietefeststellung alles sckwankend sei, mit Růcsicht darauf, daß in Sübdeutschland die Verhältnisse anders liegen alt in Preußen, geglaubt, diese Materte nicht in Angriff nehmen zu sellen. Man mußte daher nach anderen Wegen sinnen, um den gröbsten Mißständen zu begegnen. Ich sage nochmals, ich bin mit dem ganzen Hause darin einig, daß der beste Weg der gewesen wäre, die Sache im Wege der Reichsgesetzgebung zu regeln.

Nach der sachlichen Seite aber bestanden in bezug auf die Regelung durch das Reich wegen der Verschiedenheit in den einzelnen Reichstellen noch größere Schwierigkeiten als in Preußen. Die Differenzpunkte, die bis jetzt nach der rechtlichen Seite heraus—⸗ gearbeitet worden sind, sind folgende: Einmal vertritt man den Standpunkt, daß die Rechtsgültigkeit der preußischen Anordnung angezweifelt wird, und von anderer Seite wird die Recht giiltigeit des 3 Ha der Reichsverordnung bestritten, weil diese Reichs⸗ berorbnung bereits am 22. Juni erlassen ist, die Neichsverfassung aber erst aus dem August desselben Jahres stanmt und diese

möchte ich feststellen, baß fatfächlich eine feste Höchstgrenze für Mieten ) Mit Auznahme der Reden der Herren Minister, die im tlaute wiedergegeben werden, .

Diktaturbestimmung mit den Bestimmungen der Neichsversassung nicht in Eintlang zu bringen sei. Das Reichsjustizwinisterium und auch

iger und Bren ßischen Staatsanzeiger.

Standpunkt, daß auch dieser 5 5a trotz Reichsverfassung nicht außer Kraft getreten ist. Klarheit wird auch darüber bestehen, daß die Landesversammlung eine Neichsverordnung nicht abändern kann; den S 5a kann die Landes versammlung nicht abändern. Eine Meinungs- verschiedenheit besteht aber darüber, ob die Landesversammlung die preußische Höchstmietenanordnung abändern kann. Nach meiner Meinung kann sie es nicht, und zwar aus folgenden Gründen: Die Landesversammlung könnte gegenüber dieser Verordnung zweierlei beschließen: einmal könnte sie die Regierung ersuchen, diese Ver⸗ ordnung zurückzuziehen, und zweitens könnte sie bestimmte Leitsätze aufstellen, nach denen sie die Verordnung abgeändert zu sehen wünscht. Eme hestimmte Abänderung könnte sie dagegen nicht be—⸗ schließen, weil die Verordnung gar nicht ohne Zustimmung des Reichsarbertsministeriumz erlassen werden konnte. Wenn die Landespversammlung bestimmte Abänderung beschlösse, so müßte eist daz Reichsarbeitsministerium seine Zustimmung gehen, um diesen Ahänderungen Gesetzes kraft zu geben. Aber die Landes- versammlung könnte bestimmte Leitsätze aufstellen, und dann würde das Wohlfahrtsministerium sich mit dem Reichsarbeitsministerium in Verbindung zu setzen haben, ob man diesen Auschauungen Rechnung tragen solle. Soweit ich bis jetzt die Situation übersehe, wird ein solcher Beschluß keine Aussicht haben, vom Reichsarbeitsministerium genehmigt zu werden, weil man, wie ich gestern bereits betonte, im Neichtzarbeitsministerium darangeht, das, was man im vorigen Herbst noch nicht glaubte durchführen zu können, jetzt durch die Reichs⸗ gesetzgebung in Angriff zu nehmen. Es sollen in kurzer Zeit darübar Verhandlungen stattfinden.

Was mit der Verordnung bezweckt wird, ist ein Zweifaches. Es wird einmal in dieser Zeit größter Wohnungsnot der Wohnungs⸗ wucher higtangehalten, zweitens eine Grundlage für eine Ge— sundung des Wohnungswesens in der Zukunft zu schaffen gesucht. Wir haben es nach dem Kriege von 1870 71 erlebt, daß bis 18765, wie ich mir bereits gestern anzudeuten erlaubte, die alten Häuser in Berlin mit 700 Millionen höheren Hypotheken belastet worden sind während in der gleichen Zeit die Herstellung neuer Häuser nur mit 25 Millionen beliehen worden ist. Wenn man die gegenwärtige Wohnungsnot ansieht und sich vergegenwärtigt, daß der Haus und Grundbesitz in Deutschland einen Wert von 70 bis 80 Milliarden Mark darstellt, daß er, wenn man ihn in die Geldentwertungskrise, insbesondere in die Valntaspekulatlon einbeziehen würde, nach wenigen Jahren mehrere Hundert Milliarden darstellen würde, die dauernd verzinft werden müßten, so würden wir mit dieser Verzinsung eine größere Last übernehmen, als sie uns die Entente auferlegen kann. Denn, daß die Entente uns mehrere Handert Milliarden auferlegen kann und wir diese leisten könnten, glaubt kein Mensch. Wenn wir diese Entwicklung ruhig passieren lassen, könnte es gescheben, daß wir nach einigen Jahren dauernd mehrere Hundert Milliarden verzinsen müßten. Das geht nicht. Dem muß vorgebeugt werden. Da habe ich nicht aus Doktrindrismus, nicht aus Liebe zu bodenreformerischen Ideen, sondern wegen der Schreie nach Resormen aus dem Lande diesen Ausweg gesucht und bin zu dieser Auffassung gekommen.

Ich will nur einen Bericht aus einer Stadt vorlesen, der in diese Frage einschlagend ist. Es liegen auch noch zahlreiche andere Be—⸗ richte vor, und wenn die Herren sie einsehen wollen, stehen sie bier zusammengestellt zu ihrer Verfügung. Die Stadt Magdeburg be— tichtet folgendes:

Der siarke Umsatz der Grundstücke zurỹckzuführen. Es ist das Bestreben zu mühelos eiworbenen Kriegs⸗ und Schiebergewinne in Grundstücken anzulegen. Und daneben ift die Wahr— nehmung gemacht worden, daß die Keiegsgewinnler sich nun auf den Grundstückshandel legen und Preise bieten, die auch die soliden Hausbesitzer reizen müssen, ihre Grundstücke zu verkaufen. Diese Käufer behalten nun nicht etwa die Grundsfücke, sondern sie steigern die Mieten, wenn es möglich ist, und schlagen dann das Grundfstück in kürzester Zeit zu viel höherem Preise wieder los.

Nun ist gestern ausgeführt worden, daß man gegen das Wesen, die Tendenz der Verordnung weniger ankämpfe, daß man aber den Weg nicht für richtig halte, es gäbe auch andere Wege. Ich gebe zu, daß daz Reich andere Wege beschreiten kann, Preußen nicht. Für Preußen ist der Weg, den die Höchstmietenverordnung beschritten hat, der einzige. Preußen ist nicht mehr zuständig auf dem Gebete der Micterschutzgesetzgebung, und darum ist für Preußen dies der einzige Weg, mit dem der Erscheinung in etwas begegnet werden konnle. Das Reich hat mehrere andere Wege. Da man aber vom Reiche aus diese Wege nicht beschritten hat, hat man das, was aus der Reichsverordnung herauszuholen war, für die Verordnung in Preußen verwendet. Das aus diesen Erwägungen heraus die Ver⸗ ordnung nicht auf den ersten Wurf gelingen konnte, habe ich gestern bereits angedeutet. Das Reich hätte einen klaren, breiteren Wea beschreiten können, wohingegen man sich in Preußen auf einem schmalen Weg bewegen mußte, um die Verordnung im Rahmen der Reichsverordnung halten zu können.

Weiterhin sind meines Erachtens bei der gestrigen Debatte, soweit die Rechtslage in Frage kam, zwei große Tatsachen doch nicht ausreichend gewürdigt worden. Das ist einmal die Tatsache, daß wir noch mitten in einer großen sozialen Revolution uns befinden, und daß wir zweitens uns in staatsrechtlicher Hinsicht gegenwärtig in einem Uebergangszustand befinden. Im Revolutionszeitalter kommt man mit dem Wege der normalen Gesetzgebung, der sonst der richtige ist, nicht aus. Das ist ganz naturgemäß, nachdem jetzt das demo2 kratische Zeitalter das Obrigkeitszeitalter abzelöst hat, daß man jetzt nicht wieder die Manlsterialdiklatur einführen lan, sondern daß der richtige Weg der ist, daß in allen wichtigen Fragen der Weg über die Gesetzgebung, über das Parlament gehen muß. Aber in einer solchen umuhigen Zeit, in der wir uns gegen⸗ wärtig befinden, kommt man ohne bestimmte Diktatur nicht durch.

ist auf Spekalationen erkennen, die

sicher

das preußische Justizministerium sowie die Gerichte stehen auf dem

und jwar nicht bloß in polizeilicher, sondern auch in wirtschaftlicher