der Neuzeit nicht erkennen und sich nicht willig in die Verhältnisse
einfügen will, die wir nun einmal bekommen haben.
Das eine möchte ich aber bestreiten, daß vorwiegend spartakisti sche und kommunistische Tendenzen in dem Landarbeiteiverbande zur Davon ist mir bisher nichts bekannt geworden. d. M. hier im
Geltung kommen. Herr Abgeordneter Rippel hat in seiner Rede am 2 Hause gesagt:
Vie Landarbeiterbewegung hat aher, wie auch von sozialistischen Mitgliedern des Landwirtschaftsministeriums anerkannt worden ist,
rein spartakistische Formen angenommen.
Ich wäre Herrn Rippel sehr dankbar, wenn er mir erstens diese ich wäre sehr erfreut, wenn ich da von einem Plural reden könnte, wenn eine Mehrzahl da wäre, auch wäre es mir erwünscht, zu erfahren, wo und All⸗ Aber das daß in der Tat in der Landarbeiterbhewegung des besonderß in Pommern, kommunistische (Zu ruf
sozialistischen Mitglieder des Ministeriums nennen wollte;
wann sie eine solche Erklärung abgegeben gemeinheit ist sicherlich diese Aeußerung nicht gefallen. eine ist richtig, vorigen Jahres stellenweise, und spurtalistische Agitationen sich geltend gemacht haben.
. 2 8 haben. In der
rechts: Das hahe ich auch nur gesagt) In dlesen Fällen ist überall mit Schärfe von den, Behörden und meinen Kommissaren eingeschritten und diese Dinge sind schne l
unterdrückt worden. Das wird auch in Zukunft geschehen. Ich möchte daß gerade die Zentralleitung des Landarbeiter verbandes es gewesen ist, die mit aller Schärfe gegen politische Tendenzen, die in ihre rein wirtschaftliche Bestrebungen hineingetragen wurden, scharf Stellung genommen und die Behörden nach allen
darauf hinweisen,
Ich halte es daher für falsch im
8
Nichtungen hin unterstützt hat.
Interesse des Wirtschaftsfriedens, wenn man es versucht, den Land—
arbeiterberband mit diesen spartakistisch kommunistischen Bestrebungen zu identifizieren. Ich möchte aber darauf hinweisen, daß dieses un— verständige Vorgehen einzelner Arbeitgebergruppen in Pommern den günstigsten Nährboden für solche spartakistischkommunistischen Be⸗ strebungen bietet. Und deshalb bedauere ich diese Verallgemeinerung im Interesse des Wirtschaftslebens am allermeisten. Herr Abg. Schmidt hat schon darauf hingewiesen, es wird das, was in der In— dustrle und im Gewerbe vor Jahrzehnten versucht worden ist, hier erneut versucht, nämlich die Organssationsbestrebungen der Arbeiter durch brutalen wirtschaftlichen Terror niederzuhalten. Meine Herren, diese Versuche, die von der Industrie ausgegangen sind, sind stets gänzlich mißlungen, sie haben den Aufschwung der Gewerkschaften, die beim wirtschaftlichen Aufstieg eine so vorzügliche Tätigkeit entwickelt haben, nicht verhindern können. Meine Herren, die, damals im Kampfe gegen die Gewerkschaften, gegen das Koalitionsrecht der ArbeiteBr von Unternehmerseite gezüchteten Gelben sind heule gerade die Kerntruppe der Kommunisten und Un— abhängigen bei dem Bestreben, unser Wirtschaftsleden zu sabotieren, sie sind heute die lautesten Schreier für die sogenannte Rãͤtediktatur (Lebhafte Zurufe rechts — Abg. Stendel: Das beweisen Sie mal, Herr Minister! — Das beweisen? Schlagen Sie die Zeitungen der letzten Monate nach; dort werden Sie fortgesetzt die Beweise finden. — Ich möchte darauf hinweisen, daß es deswegen verderblich ist, den in der Industrie mißglückten Versuch aufs neue vorzunehmen, auch wieder zu vpersuchen, derartige von Len Aibeitern als Gelbe charakteri⸗ sierte Organisattonstrupyen zu schaffen und demgemäß eine ordentliche wirschaftsfriedliche Negelung der Verhältnisse nicht aufsommen zu lass n.
Meine Damen und Herren, das eine halte ich mich für verpflichtet, hier auszusprechen: die Zeiten, wo die Regierung sich zum Vorspann für die gegen das Koalitionsrecht der Arbeiter gerichteten Bestrebungen seitens der Unternehmer machen ließ, sind ein für allemal vorüber. Die Regierung wird und darf nicht dulden, daß den Landarbeltern durch brutalen wirtschaftlichen Druck das Koalitionsrecht verkümmert wird, daß sie an der freien Ausübung dieses Rechts gehindert werden. Sie darf das deshalh schon nicht dulden, weil dieser Versuch jetzt die schwerste Gefährdung unseres Wittschaftslebens und damit insbesondere auch der Volksernährung darstellt. Die organi— sierten Kündigungen, die, wie es keinem Zweifel unter— liegt, planmäßig vorgenemmen und ins Werk gesetzt worden sind, slellen nichts weiter dar als eine Aussperrung organisierter Arbeiter (Sehr richtig! links), und jede Aussperrung ist bis zu einem gewissen Grade einem Streik gleich zu erachten. Beide führen dahin, die Betriebe stillzulegen und unser Wirtschaftsleben auf das schwerste zu schädigen. Die Landwirtschaft ist aber ein lebens wichtiger Betrieb; sie darf weder durch Streiks, noch durch derartige Aussperrungen, die in kurzer Zeit Streiks auslösen müssen, slillgelegt werden.
Darum mußte auf Grund des Belagerungszustandes gegen den Versuch, unser Wirtschaftsleben lahmzulegen, auch wenn er von Arbeitgeberseite ausgeht, vorgegangen werden. Es wird weiter dafür gesorgt werden, daß in Pommern alle Kündigungen, für die eine sach— liche Berechtigung vor der unparteiischen land wirtschaftlichen Spruch klammer des Schlichtuggsausschusses nicht nachgewiesen ist, aufgehoben werden und nicht zur Ausführung kommen. (Zurufe rechts.) — Jawohl, Streik, müßsen unter allen Umständen vermieden werden. Deswegen muß jetzt schleunigst duich verständige Tarifverhandlungen zwischen Arbeitgeber- und Aibeitnehmeiverbänden ein Tarifvertrag zustande kommen und ein wittschaftefriedlichez Verhältnis wieder hergestellt werden. Man wird sogar so weit gehen müssen damit in diesem lebenswichtigen Betrieb kein Streik in der wichtigen Befiellzeit ausbricht, daß derartig vereinbarte Tarifperträge für rechtsberbindlich eitlärt und auch einzelne abweichende Aibeitgeber gezwungen werden, diese Tarife anzuerkennen. Man ist in fast allen anderen Provinzen, wo eine zum Teil politisch viel unruhigere Arbeilerschaft war, zur Verständigung gekommen. Man hat jetzt kürzlich in Bayern ein großes, um fassendes Tarifwerk zwischen Arbeitern und Arbeitgebern zustande gebracht, in Sachsen ist man auf dem besten Wege. Warum soll das nicht auch in Pommern, in diesem Wetterwinkel, der uns jetzt fortgesetzt beschäftigt, möglich sein, wenn die notwendige Einsicht sich auch dort Bahn bricht? Auch die pommerschen Herren von Dewitz, von Herzberg und Genossen werden ensehen müssen, daß eine neue Zeit angebrechen ist, in der eben wirtschaftliche Gegensätze nicht mehr durch die brutale Macht des wirtschaftlichen Uebergewichts, sondern durch verständigen sozialen
Ausgleich ausgetragen werden müssen.
Meine Herten, in der Zeit, wo der Hunger unser Volk bedroht,
(Zuruf rechts) — Das gilt für beide Seiten. schen 1
der deutschen Republik niedergelegt ist: Eigentum verpflichtet, sein Gebrauch soll zugleich Dienst sein für das Gemeinbeste. das Eigentum an Grund und Boben, dem wertvollsten, was unser Volk noch besitzt, weder zur Ausbeutung des Volkes noch zur Nieder— haltung der Arbeiterklasse und zur Verkümmerung ihrer verfassungs— mäßigen Rechte mißbraucht werden. (Lebhafter Beifall bei den Sozialdemokraten.)
. Auf Antrag des Abg. von der Osten lat.) wird Besprechung der förmlichen Anfrage beschlossen.
- Abg. von der Osten (D. Nat.): Die grundsätzlichen Aus⸗ führungen des Landwirtschaftsministers finden bei meinen Freunden ein warmes Echo. Im Interesse der Ernährung unseres Volkes muß endlich die gegenseitige Zerfleischung aufhören. er Grund⸗ satz „Eigentum verpflichtet“ ist ein alter konservativer Grundsatz der preußischen Junker gewesen. Wir stehen auch jetzt noch auf diesem Programm. Dagegen sind wir der Ansicht, daß es sich bei den Ent— lassungen nicht um eine planmäßige Verkümmerung des Koalitions— rechtes handelt (NRufe: Na, nah, sondern lediglich um die Notwehr der landwirtschaftlichen Grundeigentümer gegenüber einer weit ver— breiteten Arbeitsunlust. Nur durch die Entlassung aufreizender und arbeitsunlustiger Arbeiter kann die Produktion aufrecht erhalten werden. Auch wir sind der Ansicht, daß jede wirkliche Arbeitskraft unentbehrlich ist. Es steht aber unzweifelhaft fest, daß die Ver⸗ hetzung, namentlich in Pommern, einen Umfang angenommen hat, der ernstlich die landwirtschaftliche Produktion und damit unsere ge— samte Volksernährung in Frage stellt. Ich hoffe im übrigen, bald Gelegenheit zu haben, einige Behauptungen des Abgeordneten Schmidt, die er natürlich subjektio unbedingt als wahr angenommen hat, richtigstellen zu können. Ich kann schon heute erklären, daß eine Reihe seines vorgeführten Materials auf Irreführungen zurückzu— führen ist. Das Material der Interpellanten besteht doch lediglich aus Behauptungen parteiinteressterter Leute, denen gegenüber ver— schärfte Kritik durchaus am Platze ist. Seiner Schlußfolgerung, daß die Zahl der Kündigungen ganz unverhältnismäßig ist, gegenüber, daß in einer Konfärenz gegen Ende Januar beim Ober⸗
6 * J
—
Verstöße dagegen aufs allerschärfste und halten namentlich unter der gegenwärtigen schwierigen Situation deren absolute Verhinderung für notwendig. Die Landbünde sind keine parteipolitische Schöpfung, wir haben als Deutschnationale kein Bedürfnis, den Pommerschen Landbund zu verteidigen. Andererseits ist leider insbesondere in Vor— pommern, aber auch in Mecklenburg, in der Gesinnung der Land— arbeiter ein eigentümlicher Umschwung eingetreten; die Bewegung hat dort einen nahezu völlig bolschewistischen Charakter angenommen. (Lachen links Wird diesem Treiben nicht gesteuert, den Schaden wird das Land in seiner Gesamtheit haben. Wurde doch in Greifs— wald vor einiger Zeit anläßlich eines Landarbeiterstrelks der vom Minister entsandte Kommissar mit einigen Arbeitern bon einem Auf— gebot mit schweren Knüppeln bewaffneter Landarbeiter empfangen, die an allen Wegkreuzungen standen und das Verhandlungslokal in
dichten Scharen umgaben; es können an 400 gewesen sein. Als die Verhandlungen bis zum Abend gedauert und noch kein Resultat ergeben hatten, gab die Menge draußen so energische Zeichen, daß alle Beteiligten sich des Eindrucks nicht erwehren konnten, sie müßten zu irgend einem Abschluß kommen oder sie würden totgeschlagen.
In Anklam bekam es ein berüchtigter Agitator, der sich Schulz nennt, aber nach meinen Ermittelungen Cohn heißt, (Heiterkeih) — es soll übrigens ein Haftbefehl gegen ihn erlassen sein — fertig, gang nach bolschewistischer Manier zu sagen, die Spitzbäuche, d. h. die Grund⸗ besitzer, müßten an ihre Scheunentore genggelt werden. (Hört, hörth In Pyritz drohte, wie amtlich festgestellt ist, ein Arbeiter einem In— sPektor, der Hund müßte in der Dreschmaschine zerschnitten werden. So verbrecherische Aeußerungen sollten doch auch der Linken zu denken geben., Mit dem Minister sage auch ich, die Zeit der gegenseitigen Zerfleischung muß jetzt aufhören; aber dann muß vor allem müt solchen Auswüchsen Schluß gemacht werden. Die Erscheinungen der Rebo— lution machen sich erst allmählich und hinterher auf dem Lande auch in der zunehmenden Arbeitsunlust geltend. Mit Recht haben die Arbeitgeber im nationalen Interesse gerade jetzt auf der elften Arbeits⸗ stunde bestanden, Jaber der Landarbeiterverband hat sie unter keinen Umständen zugestehen wollen. Wie hat unsere Ernte durch die Ver— kürzung der Arbeitszeit gelitten! Während sie sonst schon Mitte August eingebracht war, war sie diesmal am 15. September noch nicht geborgen! Die Kartoffeln sind zum großen Teil eingefroren. Da ist es jetzt wahrlich nicht an der Zeit, die nach der Landarbeiterordnung gestattete elfte Stunde zu streichen. Sodann haben zweifellos in vielen ländlichen Kreisen Pommerns die Verhetzung und die wilden Streiks einen solchen Umfang angenommen, daß die Produkiton aufs ernst— lichste gefährdet ist. Gerade wenn man, wie der Minister, eine wirt— schaftliche Eirkeitsfront im Lande herzustellen bestrebt ist, sollte man
auch in der Regierung endlich von dem verhängnisvollen Kurs ab— lassen, der in der Ernährungepolitik in den letzten Monaten getrieben
worden ist. Wenn nicht endlich durch Taten und Energie die Arbeits⸗ lust erweckt wird, sehe ich nicht ab, wie wir jemals aus dem furcht— baren Druck der Gegenwart herauskommen sollen. Wird die Land— wirtschaft nicht aufgeholfen, so droht eine Ernährungskatastrophe schlimmster Art. Ein Ausweg muß gefunden werden, wenn die nationale Rettung zur Tat werden soll. (Beifall rechts.
Abg. Hartwig (Soz.): Die Verhetzung in Pokꝝern geht gerade von den Gutebesitzern aus. Die Kündigungen haben die Empörung der Landarbeiter wachgerufen. Die 2700 Kündigungen sind in der Konferenz des Landarbeiterverbandes in Stettin vom 28. Januar, auf der nicht alle Vertreter anwesend waren, nur ungefähr aus dem Steg—⸗ reif festgestellt worden; tatsächlich ist die Zahl der Kündigungen viel größer. Gerade der pommersche Landarbeiter gehört zu den rühigsten Leuten, und der Vandarbeiterberband hat mit einer bolschewistischen Agitation nichts zu tun. Es ist aber erklärlich, daß die Landarbeiter den Agitatoren, die ihnen Hilfe versprechen, zujubeln. Als ein Land— arbeiter in einer Versammlung ganz bescheiden fragte: „Werden wir guch etwas von der neuen Zeit zu spüren bekommen?“, wurde er von seinem Gutäbesitzer entlassen, weil er Spartakist sei. In Pommern ist der Herd der Reaktion. Unter den Landarbeitern ist zum Aus— druck gekommen daß die Gutsbesitzer mit den Kündigungen den Zweck verfolgen, im Frühjahr, wenn die Gutshöfe von Arbeitern frei find, sagen zu können: wir können unsere Aecker nicht bestellen, die Re— zierung mag sehen, wie sie wirtschaften kann. Das Wirtschaftsleben . also durch Sabotage zugrunde gerichtet werden. Die Landarbests⸗ ordnung macht 2909 Arbeitsstunden im Jahr zur Pflicht, die Arbeiter wollen guch Ueberstunden machen, aber Herr v. Wangenheim agitiert für 3075 Stunden. Daß mit der Selbstzerfleischung Schluß gemacht werden muß, sollte Herr von der Osten nur seinen Berufsangehörigen sagen. Die Gewerkschaften verlangen für die Arbeiter nicht nur echte, sondern mahnen diese auch an die Pflicht. Wir wollen zu vernünftigen Tarifverträgen kommen, durch die beide Teile gebunden
sind.
. Abg. Westermann (Dem): In Pommern scheint nicht alles in Ordnung zu sein. Wir Landwirte können jetzt aher die Forde⸗ rungen der Landarbeiter nicht bewilligen und Tarifverträge mit fieben— bis achttausend Mark im Jahre abschließen, weil die Preise für die neue Ernte noch nicht feststehen. Das Streikrecht mag man den At— beitern zugestehen, aher die Arbeiter haben nicht das Recht, die Arbeits— willigen von der Arbeit abzuhalten. (Sehr richtig) Die Schuld liegt aber nicht allein bei den Arbeitnehmern; in Pommern war der
darf nicht die Landwirtschaft, die Nährmutter unseres Volkes, zum
Tummelplatz leichifertig inszenierter Kraftproben gemacht werden. Das kann und wird die Regierung unter keinen Umständen dulden.
Auch für die pommer— Großgrundbesitzer und für die ihnen geistes verwandten in den benachbarten Kreisen muß der Grundsatz gelten, der in der Verfassung der
Daher darf
politischen Programm standen, und andere Arbeiter wurden boykottiert. Wer heute gegen den Strom schwimmen will, wird untergehen. Wenn Herr von Hertzberg⸗Lottin die Leute aufstachelt, Front gegen die Re⸗ gierung zu machen, dann können Arbeitgeber und Arbeilnehmer sich nicht einigen. Beide Teile müssen nachgeben. Der Hunger steht vor Tür. Wir wissen nicht, wie es in sechs bis acht Wochen aussieht. Die Unterernährung wird unser Volk jahrelang spüren. Kein Ver— nünftiger verlangt auf dem Lande die Einführung der achtstündigen Arbeitszeit, aber an der Verteilung der Arbeit von vier zu vier Mo— naten in eine acht⸗ zehn⸗ und elfstündige Arbeit darf nicht gerüttelt werden. Will man diese Stundenzahl heruntersetzen, so würde man die Produktionskosten zuungunsten der Konsumenten wieder gewaltig verteuern. Die Industriebevölkerung läßt sich nicht so ohne weiteres auf landwirtschaftliche Arbeiten umstellen. Sollen Industriearbeiter das leisten, was ein gelernter Landarbeiter schafft, so muß die doppelte Zahl eingestellt werden, d. h. die Produktionskosten steigen um das
Es muß auf dem Lande intensiv gearbeitet werden. (Sehr richtig) Wer das nicht kann, lasse die Hand davon. Der Friede im Norden muß. wieder hergestellt werden. Wenn die Kündigungen wegen gewerkschaftlicher Betätigung erfolgt sind, so ist das zu verurteilen. Das gleiche Recht der Koalitionsfreiheit muß man, wenn man es für sich in Anspruch nimmt, auch den Arbeitnehmern einräumen. Vernünftige Arbeitgeber heben schon vor dem Kriege auf diesem Standpunkt ge— standen. Das pgtriarchalische System gilt nicht mehr. Tarifvertraͤge müssen abgeschlossen werden. Keinem Arbeiter ist es bei der fort— gesetzten Preissteigerung zuzumuten, langfristige Verträge abzuschließen. Elemente, die hetzen, gehören weder aufs Land noch in die Stadt, sie gehören, ob sie von rechts oder links kommen, hinter schwedische Gar— dinen. (Zuruf: von Herzfeld⸗Lottin müßte der erste sein) Siefe Elements sind unser Unglück. Sollte es nochmals zur Revolution kommen, so würden die, die am 9. November 1918 mit schlotternden Knien dastanden, jetzt aber wieder das große Wort führen, schlecht ab— schließen, wie sie auch bei den nächsten Wahlen sehr enttäuscht sein werden. (Sehr richtig! links, große Bewegung rechts.) Im Interesse des Vaterlandes hedaure ich die Verhetzung. Wir sollten endlich in uns gehen, dann können wir unser Land wieder aufbauen, wenn auch auf anderer Basis als früher. (Beifall links.)
Abg, Mehrhof (M. Soz.): Daß die landwirtschaftliche Arbeit körperlich anstrengend ist, wissen wir, deshalb sollte man aber den Forderungen der Landarbeiter größeres Verständnis entgegen⸗ bringen. Abg. v. d. Osten hat gesagt, daß der Grundsatz der neuen Verfassung „Eigentum verpflichtet“ von den Junkern von jeher be— folgt worden sei. Als noch auf dem Lande das . Ver⸗ hältnis bestand, übernahm der Unternehmer die persönliche Fürsorge für den Arbeiter, andererseits war aber der Landarbeiter der Willkür seines Arbeitgebers ausgeliefert. Sie möchten nun, daß nach wie vor der Landarbeiter in seiner Bewegungsfreiheit gehemmt werde, daß er nicht das Organisationsrecht habe, der Knecht soll Knecht bleiben. Er soll sich nicht gegen seine Knechtschaft wehren können, er soll nicht das verhaßte Joch abstreifen. Die Schilderungen von bolschewistischer Agitation find nicht ernst zu nehmen. Wenn auch einmal Aeußerungen allen, wie, es müßten erst mehrere Besitzer an das Scheunentor ge⸗ nagelt werden, ehe es anders werden könne, so ist das nichts als ein Ausfluß mangelhafter Schulbildung. Für diese sind wieder die ver— antwortlich, die bisher das Heft in Händen hatten. Diesen Worten stehen aber Taten der Besitzer entgegen, hat doch noch in neuester Zeit ein Herr von Oertzen in Mecklenburg einen Arbeiter an einen Baum binden und auspeitschen lassen. Seine Gefängnisstrafe wurde dann noch in eine milde Geldstrafe umgewandelt. Das Material des Abg. Schmidt war erschütternd und unwiderleglich. Wie stellen sich die fünf Geistlichen der Deutschnationalen Fraktion zu diesen Kündi— gungen? Sie treten die Grundsätze des lr n n, mit Füßen. (Zuruf rechts; Das überlassen wir Ihnen) Solche Dinge kommen nur, in Ostelbien vor. Die Herren verbergen die krassesten Klassen— haßinteressen hinter nationalen Phrasen. Die ostelbischen Junker haben durch ihren Ablieferungsstreik gezeigt, daß sie nicht mehr existenzberechtigt sind. Die Staatsdomänen wirtschaften ertrag reicher als der Privatbesitz. Wir werden nicht eher ruhen, als bis der Einfluß der Großagrarier endgültig unterbunden ist.
Abg. Stendel (D. Vp): Wir verurteilen es auf das Aller—
entschiedenste, wenn man in Pommern Landarbeitern gekündigt hat, weil sie gewerkschaftlichen Organisationen angehören. Auf die einzelnen Fälle, die der Abg. Schmidt angeführt hat, gehe ich nicht
ein, da sie doch nur einseitig berichtetes Material find. Außer—
ordentlich bedauere ich, daß Kollege Schmidt es heute nicht unter—
lassen hat, den Terror zu predigen. Wenn von den Landwirten
gegenüber der Arbeiterschaft irgend welche Gewalt angewendet wird,
so mißbillige ich das. Ich wende mich entschieden dagegen, daß die
Arbeiter sich für berechtigt gehalten haben, die Bauern an der Aus—
bildung ihrer Hilfeleistung durch Aufstellung von Streikposten zu
hindern. Die Landarbeiter haben nicht das Recht, Gewalt anzu⸗
wenden, wenn sie glauben, ihr Recht durch einen Streik durchzu⸗
setzen. Sie hetzen immer einseitig gegen den Landbund, in dem wir
die Arbeitgeber und Arbeitnehmer zuüsammenfassen, und durch ÄAb—
schluß von Tarifverträgen für ein gutes Verhältnis zwischen beiden
Teilen sorgen wollen. Mit terroristischer Agitation kommen wir
nicht weiter., Es war ein Mißgriff, daß wir einen verhältnismäßig
zu kurzen Arbeitstag in Deutschland eingeführt haben. Wir müssen
alle Kräfte zusammenfassen zum einigen Willen zu produzieren.
Arbeiten, arbeiten und noch einmal arbeiten heißt es im Gewerbe,
und ganz besonders in der Landwirtschaft, sonst müssen wir rettungs⸗
los untergehen.
Damit schließt die Besprechung.
Es folgt die förmliche Anfrage der Abgg. Schü⸗
ling u. Gen.:
In dem von den belgischen Truppen hesetzten
Gebiet der Rheinprovinz finden andauernd Requisi⸗
tionen von Pferden und Rindvieh statt, für welche den
Besitzern gar keine oder gänzlich ungenügende Entschädigungen ge⸗
zahlt werden. Was gedenkt die Staatsregierung zu tun, um diesem
Uiebelstande abzuhel en? In Verbindung damit wird folgender Antrag Abgg. Dr. Porsch u. Gen. behandelt:
Die Landesversammlung wolle beschließen, die Staatsregierung zu ersuchen, hei der Reichsregierung dahin vorstellig zu werden, daß bei der bevorstehenden Vieh und Pferde abkieferung für die Ententemächte nicht der im November 1919 festgesetzte Preis, sondern der zurzeit des Ankaufs der Lieferungen geltemde Marktpreis zugrunde gelegt wird.
Abg. Schüling (D. V) begründet die Anfrage und den Antrag.
Gin Regierungsvertreter: Die verwickelte Rechtslage macht die Enischädigungsfrage zu einer sehr schwierigen. Das von der Besatzungebehörde requirierte Vieh wird unter Zugrundelegung des Friedenspreises abgeschätzt und mit einem Zuschlag von 1235 9. bezahlt. Eine solche Abschätzung genügt aber bei den heutigen Preisen nicht mehr, und die preußische Regierung hat sich deshalb mit der Reichsregierung in Verbindung gesetzt und mit ihr vereinbart, die Preise auf Grund eines vom Landwirtschaftsrat einzuholenden Gut= achtens zu erhöhen. Die zweite Lieferung betrifft das Vieh, das auf Grund, des Friedensvertrages beschlagnahmt werden soll. Hier— für zuständig ist der Reichsminister für den Wiedergufbau. Bei 96. setzung der hre sollen dabei auch die Gestehungskoften berückfichtigt werden. Schließlich handelt es sich um Tiere, die während des Rück— uges verkauft und nachher als Heeresgut beschlagnahmt worden sind. Bei iesen Tieren soll lediglich der Kaufpreis zurückesstattet Verden, der der Heeresverwaltung gezahlt worden ist. Sbgleich der Reicks⸗ finanzminister jede Erhöhung abgelehnt hat, sckweben erneute Ver— handlungen darüber, um eine Festsetzung der Preise nach gleichmäßigen
der
Grundsaͤtzen unter Berücksichtigung der Geftehlnqskosten und Enoch Einholung eines Gutachtens des Landwirtschaftsrates zu ermöglichen.
Großgrundbesitz früher gewöhnt, nur Arbeiter zu haben, die zu seinem
n Alge Linz QD. Nat): Infolge der hohen Marktpreise ist der früher festgesetzte Richtpreis nicht mehr angängig. Mit solchen Preisen
Naöchteiliges für die belgischer . falle ist die soforaige Entlassung angedroht worden. hat sich aus vaterländischer Gesinnung heraus geweigert, ihre Unter⸗
sschrift zu geben.
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geschlagenen Entschädigungsmodus sind meine Freunde im wesentlichen , Standpunkt tra Die 1 gung, di Schikanen und Requisitionen, die seitens der belgischen Besatzungs⸗ bebörden in dem besetzten Gebiete vorgenommen werden, übersteigen ,, *
Hhaarsträubenden Fall am 13. Januar hier kurz erwähnt, hrern und Lehrerinnen in Eupen und Malmedy hat man eine Unterschrift unter ein Schriftstück ahgenötigt, indem sie sich verpflichten, nichts
. satzungsbehörden versuchen das deutsche Volk systematisch dem Hunger⸗
imstande ist, . 1 Hh er schikanöse Behandlung der dortigen Bevölkerung gezeitigt: Hat je⸗ mals in früherer Zeit der Gedanke eines Anschlusses an die Entente bestanden, so ist dieser Gedanke ein für allemal abgetan.
3
speziell für Milchkühe, dem Besitzer zugebilligt werden.
Wenn das beste Milchvieh aus den Ställen herausgegeben werden
Krieg auferlegt
npnach dem Antrage Porsch einer Revision unterzogen werden. ; JFlagen über das Verhalten der belgischen Besgtzungsbehörden im Westen sind größtenteils nur zu berechtigt, auch die Verwaltung der Stabt Mörs, kann davon ein Lied singen. Die unabhängigen Sozial⸗
gegengefetztem Sinne betätigt, womit die Besatzungsbehörde in ihrer
onnte nicht mehr eine Produktionsfreudigkeit der lande ntschaftlichen zevölkerung erreicht werden. Mit dem vom Abg. Schüling vor⸗
Man muß die ganze Frage aber auch vom politischen 2 Di Lorne . 19 aus betrachten. Die brutale Vergewaltigung, die
es erträgliche Maß. Der Reichsminister Koch hat einen besonders Den Lehrern
schen Ziele zu unternehmen, im Weigerungs⸗ Die Lehrerschaft
Ich spreche der Lehrerschaft für ihre Daltung unsere ö * 8 . ; e. 3 1 Hern, 2 . pärmste Sympathle und unseren herzlichsten Dank dus. Die Be⸗ Es ist bedauerlich, daß die deutsche Regierung nur
ode zuzutreiben. die deutsche ing iñ Ein Gutes hat aher die
dagegen zu protestieren.
Abg. Sie men (Dem); Ich möchte die Regierung bitten, daß sie die vom Berichterstatter hier geschilderten Zustände so schnell als möglich abstellt. Auch, der Zuschlag von 129 35 zu den Friedens⸗ prelsen ist als Entschädigung in der jetzigen Zeit viel zu gering. Den Leuten muß der jeweilige Tagespreis nachgezahlt werden. Für erstklassiges Vieh mutz der jetzige Tagespreis von 3 bis . e Die Me⸗ serung hat damit, daß sie die Festlegung der Preise schon im vorigen Fahre veranlaßte, eine gewisse Kurzsichtigkeit bemiesen. Wir stehen durchaus auf dem Boden des Antrags Porsch. Die Landwirtschaft muß zu den Maßnahmen der Regierung mehr Vertrauen gewinnen.
— ichbi⸗ erausgeger i. muß, den schwersten Schaden haben doch abermals die Städter. Wir stehen wirklich erst am Anfang des Jammerdaseins, das uns der ; hat.
Müller⸗Mörs (Soz.): Die Preisfrage muß in der Tat
Abg. V ; Die
demokraten haben sich hier im Haufe, als Gegner der belgischen Be drückungsmaßnahmen aufgetan, in Mörs aber haben sie sich in ent⸗
Willkür lediglich bestärkt werden muß. ö
Abg. Dr. Kalle (D. Vp): Einmütig haben alle Redner die Berechtigung unserer Forderungen und unserer Klagen anerkannt, das wird des Cindruckes auf die Bewohner des besetzten Gebietes nicht verfehlen. Beim Ankauf der Pferde und Kühe muß unbedingt der volle Marktpreis gezahlt werden. Wir freuen uns aufrichtig, daß die Minister jetzt im Rheinlande selbst nach dem Rechten sehen; die Re⸗ gierung muß alles gufbieten, uns zu helfen. Noch immer sind die sängst fälligen, vom Reiche zu leistenden Entschädigungen nicht gezahlt. Zahlreiche Ausweisungen von Beamten sind durch die Franzosen ver⸗ sügt, obwohl die Betroffenen sicher nicht die Sicherheit des Gebietes bedrohen; auch gegen diese Willkür müssen wir lauten, Protest er⸗ heben und die Regierung zur Gegenwehr aufrufen. Die Aktivisten andererseits sind doch schließlich nur eine kleine Gruppe, die erdrückende Mehrheit der Bevölkerung der besetzten Gebiete im Westen fühlt deutsch und will und wird deutsch bleiben.
Der Antrag Porsch wird fast einstimmig angenommen.
Bei der Beratung des Be s chl u. s ses der R e⸗ gierung, betr. die Zuständigkeit des Mini⸗ . 7. November
terium s für Volkswohlfahrt, vom 1919 bemerkt . Abg. Weyl (G. Soz); Zu der Zuständigkeit, des Wohlfahrts⸗ ministerlums sollte auch das Prostitutionswesen gehören. Auf Antrag des Ausschusses für Bevölkerungspolitik sollte an Stelle der Regle⸗ mentierung der Prostitution die sozigle Fürsorge durch die Pflege⸗ ämter treten, nur im äußersten Falle sollte die Acylierung platzgreifen. Nun hat aber das Ministerium des Innern immer noch die Sttten⸗ polizei für sich in Anspruch genommen, weil, man angeblich aus höheren politischen Zwecken auf die poll zeiliche Ueberwachung nicht verzichten kann. (Hört, hört! links) Man will die Prostituierten wohl zu SEpitzelzwecken und als Agents provocateurs benutzen. Es muß mit aller Enerqie dafür gesorgt werden, daß unser Beschluß vom 24. November über die Zuständigkeit der Pflegeämter in die Tat um. gefetzt wird, die Stadt Berlin ist bereit, auf diesem Gebiete schon jetzt borzugehen. . . Ministerialdirektor Gott ste in; Schon vor der Beschlußfaslung über den Antrag des Ausschusses für Bevölkerungspolitik haben Ver⸗ handlungen mit dem Ministerium des Innern in dieser Frage statt⸗ gefunden. Grundsätzlich war man bereit, den Wünschen den Stadt Berlin entgegenzukommen; das Ministerium hatte aber ein Interesse an der polizeilichen Ueberwachung der Prostituierten. Von einer polizeilichen Reglementierung kann jedoch nicht mehr die Rede sein. Im allgemeinen wird die Fürsorge in die Hände der Pflegeämter ge⸗ ligt. Reue Verhandlungen finden in allernächster Zeit statt, an dem guten Willen fehlt es auf keiner Seite. Zum 1. Januar war eine Re⸗ gelung noch nicht möglich. . Der Beschluß der Staatsregierung wird durch Kenntnis— nahme für erledigt erklärt. kur 5 der Deutschnationalen auf Entschädigung der Tierhalter für gefallene und unheilbare Tiere begründet . Abg. Hammer (dnat.). Er fordert ein Gesetz, durch das die Abdeckereibesitzer dazu angehalten werden sollen, den Tierhaltern für gefallene oder unheilbare, den Abdeckereien zur Verwertung zu über— lassende Tieren eine den jeweiligen Verhältnissen angemessene Ent— schädigung zu gewähren. ; Nach kurzer Aussprache wird der Antrag dem Landwirt— schaftsausschuß überwiesen. Es folgt die Beratung des Antrages der Abgg. Haseloff u. Gen. über Ste uerniederschlagun⸗ gen für Kriegsteil nehmer und Auslands⸗
deutsche. . Nach kurzer Erörterung wird der Antrag einem Ausschuß überwiesen.
Dann folgt die Beratung des Antrages der Abgg. Haas u. Gen. auf Einschränkung der Steuer⸗ vorrechte, die aus Eingemeindungen her⸗ rühren, sowie des Antrages der Abgg. Gronowski u. Gen., betreffend Steuernachlässe für kinder⸗ reiche Familien usp. Beide Anträge werden dem Haushaltsausschuß überwiesen.
Darauf folgt die Beratung des Antrages der Abgg. Dr.Ing. Khoß u. Gen,, bekr. die Assistenten des Kaiser Wilhelm-Instituts für Landwirt- schaft zu Bromberg. Der Antrag wird für erledigt erklärt. ö
Alsdann folgt die Beratung des Antrages der Abgg. Ad. Hoffmann u. Gen. auf Zustellung des „Reichs- und Staatsanzeigers“ an die Mit— glieder der Landes versammlung. Es wird fast einstimmig beschlossen, daß der „Reichs- und Staatsanzeiger“ den Abgeordneten, die den darauf bezüglichen Wunsch äußern,
assungsausschusses betr. Preußens.
zu ersuchen: I) alle Anträge auf Abtretung preußischer Gebiets-
sammlung gebildeten Ausschuß Parteien hinzuzuziehen.
Ausschußantrages. . Der Antrag wird in allen drei Teilen angenommen. bezüglich Ferner wurde die Frage, h ie A wisser neugehildeter . besprochen. Einigung darüber, wie die drei ngen sic di n Frage verhalten werden. Aehnlich wie bei früheren Mirnster⸗ , , ;
po litische Entwicklung der Es herrschte übereinsiimmende Anschauung wegen eventueller
förmliche Anfragen, betr. und die n getreide; förmlie Lehrbücher für Geschichte; Anträge.
Bericht des Ver⸗ Bittschriften, und
Hierauf folgt der mündliche über die Gestal!lung Deutschlands
Der Ausschuß beantragt, die Staatsregierung
von fünf Vertretern der
Abg. Dr. von Kries (dnat) empfiehlt die Annahme dieses
Schluß nach 6 Uhr. Nächste Sitzung, Donnerstag, 12 Uhr:
die landwirtschaftliche Erzeugung von Kartoffeln, Saatgut und Saat⸗ je Anfrage der Deutschen Volkspartei über
2
schuffes hielt der Minister des Aeußern Dr. Benesch eine Rede, ; russifchen Politik des tschecho-flowakischen Ministe⸗
unrichtig war.
Zschecho⸗ Slowakei.
In der gestrigen Sitzung des Auswärtigen Aus⸗
in der er eine ausführliche Darstellung der
riums des Aeußern gab. Laut Bericht des „Wolffschen Telegraphenbürss“ jagte er: ö.
Gleich von allem Anfang an hat der Präsident Masaryk abgelehnt, unseren ganzen Befreiungskampf nur auf die russische Karte zu setzen, da er fürchtete, daß Rußlen) geschlagen werde. Der Verlauf des Weltkrieges hat erwiesen, datz die Konzeption einer slawischen Politik Der Friede von Brest-Litowsk rief bei den Alliierten einen heftigen Widerstand gegen das heutige Rußland und also gegen den Bolschewismuß herver. Man kam zum Prinzip einer Interventions— politik in Rußland., da die Alliierten überzeugt waren, daß Deutsch⸗ jand die Lage in Rußland ausnutzen und sich riesiger neuer Gehiete bemächtigen werde, um sie wirtschaftlich auszunutzen. Der Augenblick des Waffenstillstands wendete die Aufmertsamkeit ganz Curdras von den militärischen Fragen auf die wirtschaftlichen. Die Bolschewisten begannen durch ihre Propaganda eine Gefahr für die übrigen europäischen Staaten zu werden. Da trat im Westen die Idee der Intervention in ihre zweite Phase ein. Man befürchtete ncht nur die soziale Revolution, sondern auch di⸗ Gefahr einer Reaktion in Deutschland und anderswo. Jetzt handelt es sich darum, die soziale Anarchie, die von Rußland drohte, zu beseitigen und eine Orientierung Nußlands in der Richtung der künstigen deutschen Politik zu verbindern. Es ist beute niemandem ein Gebeimnis mehr, daß jede Intervention in Rußland hunderttausende Soldaten und ein Milliarden- Budget verlangt. Wie bekannt, mußte sich unsere Armee wider ihren Willen und wider den Willen ihrer Führer an dem Kampfe gegen die Bolschewißen in der ersten Phase der Aktions⸗ politik beteiligen. Grundfätzlich aber mußte überall die einzig richtige Polilik der ischechischen Armee in Rußland die sein, sich nicht in die innenpolitischen Verhältnisse Rußtands einzumischen. Wenn die Alliierten heute die wirtschaftlichen Beziehungen zu Lem russischen Volke aufnehmen, so bedeutet das, daß sie von der Interventions— politik ablassen.
Großbritannien und Irland.
Den englischen Blättern zufolge erklärte der Präsident des Handelsamts Geddes in seiner in Plymouth gehaltenen, bereits veröffentlichten Rede weiter: J . l
Die deutsche Industrle vernichten, hieße, einen großen Teil Europas hankerott machen und England Märkte nehmen, die früher einen großen Teil feiner Waren bezogen hätten. Wenn Groß— britannien die Wiederherstellung Europas verhinderte, so würde es in einen Sumpf sinken, aus dem es schwer wieder herausgezogen werden könnte. — Vorgestern abend fand in Limmerick ein ernster 3u⸗ samm enst oß zwischen der Militärpolizei und der Volkt⸗ menge statt, bei dem Zivilisten getötet wurden.
Rrankreich.
Dle Botschafterkonferenz trat gestern vormittag unter dem Vorsitz detz Ministerpräsidenien Millerand zusammen. Sie nahm Kenntnis von dem Schreiben des Freiherrn non Lersner, mit dem er die ihm überreichte Nolte und Auslieferungsliste zurück sendet, und erörterte die zu erteilende Antwort. FZerner wurde die Frage besprochen, auf welchem Wege der deutschen Regierung das Dokument übermittelt werden könnte, dessen Weiterleitang Freiherr von Lersner ausgeschlagen hat. Die Votschafter⸗ konferenz verhandelte am nachmittag über die gleichen Fragen.
Der Text des Schreibens des Freiherrn v. Lersner an den Präsidenten der , Millerand lautet
Blättern, wie folgt: K fol Paris, 3. Februar 1920.
Herr Präsident! .
Eure Exzellenz haben mir heute abend eine Note übermittelt,
die die Namen der Deutschen enthält, deren Auslieferung die alliierten und assoziierten Mächte verlangen. Ich habe den Ver⸗ tretern der alliiersen und assoziierten Regserungen zehnmal schriftlich und dreizehnmal mündlich auf das eindringlichste die Gründe der Unmög⸗ lichkeit der Auslieferung dargelegt, wie immer auch die soziale St llung und der Name des Beschuldigten sei, Ich rufe Eurer Erzellens die Er⸗ klärungen, die ich beständig wiederbolt habe, in Erinnerung: Man wird keinen deutschen Beamten finden, der sich dazu hergeben würde, in irgend einer Weise zur Ausführung des Autlieferunge begehrens beizutragen. Es käme einer Beihilfe gleich, wenn ich die Note Eurer Exzellenz der deutschen Regierung übermitteln würde, und ich schicke sie Ihnen beigeschlossen zürück. Ich habe meiner Regierung mit⸗ getellt, daß ich meine Funktionen nicht mehr weiter ausüben lann und Paris mit dem nächsten Zug verlassen werde. Genehmigen Sie, Herr Präsident, die Versicherung meiner Hoch— achtung. von Lersner.
Yu sßzland.
Das „Reutersche Büro“ veröffentlicht ein Telegramm aus Odessa vom 2. Februar, demzufolge die bolschewistischen Truppen nach Einnghme von Nikolajew auf Otchakow vorgehen. Die Aussichten, Odessa zu halten, werden als sehr zweifelhaft angesehen.
Niederlande,
Der Bericht der Kommission der beiden Kammern, der sich mit der Prüfung des Gesetzenlwunfs über den Bei⸗ tritt Hollands zum Völkerbund befaßt, ist soeben er⸗ schlenen. Wie „Wolffs Telegraphenbüro“ berichtet, geht daraus hervor, daß die Mehrheit trotz verschledener Einwände der Ansicht ist, daß eine ablehnende Hal ung große Schwierigkeiten, inabesondere eine Isolierung nach sich ziehen mürde. Zahlreiche Abgeordnete sind der Ansicht, daß der Beitritt ohne großen
Communique ö 1e Christiania: Auf Einladang der norwegischen . 3 vom 1. bis 4. Februar in Christiania eine Zusammenkunf zwischen den Staatsministern und
bindung mit dem Meimmgsaustausch
Bestimmungen eir n die für die kleineren, während des Krieges neutralen Länder
besonders bedeutungsvoll sind.
maßnahmen anderer Länder zum Schaden der iateressen der drei nordischen Länder. Anregung von, b . ut Amsterdam auch an die drei nordischen Regierungen gerichteten Aufforderung wegen . *.
Finanztonzerenz war 66. sich darüber einig, danken die Zustimmung zu geben. r m über die Abhaltung einer Konferenz von Sach erstän digen der drei Lander unter Erwägung, inwieweit gemeinschastliche Maß⸗
regeln getroffen . D ĩ erer aluta im Verhältnis zur auswärtigen Valuta ent⸗
Dänemark. des Aeußern verbreitet folgendes
Das Ministerium verl . die Ministerkon ferenz in
über
Außenministern Däne⸗
teile zur Schaffung größerer Staatsgebilde abzulehnen, auf marks, Schwe deng und Norwegens statt. a. Wunsch der thüringischen Staaten mit diesen in sofortige Ver⸗ murden! (ine Anzahl Fragen von emen sch ö. handlungen über einen Zusammenschluß einzutreten, 3) zu Interesse behandelt. Erstens wurde die Frege, , biesen Verhandlungen einen aus der preußischen Landesver⸗ Fin PVeitritt in den Völkerbund, besprochen. In Ver⸗
hierüber wurden die des Völkerbund zübereinkommens behandelt, Dabei wurde Uebereinstimmung Bestimmungen sestgestellt. Anerkennung ge⸗ Es zeigte sich Regierungen sich zu dieser
Auffassung dieler
der diese betreffend die
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über die gegeben.
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gewisse Besteuerungs⸗ Erwerbs⸗ Anläßlich der auf der Zusammenkunst in
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internaftonalen dem Ge⸗ Ferner einigie man sich
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werden könnten, um der Depression der
gegenzuwirken. Weiter wurde die Frage hezüglich des nordischen
' e. 1 5 63 . * 11 Zusammenwirlens in der Sozialpolitik behandelt.
Echtweiz. Der Bundet rat Calonder hat dem Präsidenten der freisi nnuig⸗demokratischen Flaktion der eidgenössischen Rãte mitg eteist, daß er auf seinem Rücktritiggesuch beharre. Infolgebessen wird eine Ersotzwahl für Calonder noch in dieser Session erfolgen.
Verkehrs twesen.
Die Verbindung mit Ostpreußen für gewöhnliche und Wertpak te ist nach Unterbrechung des Eisenbahnverkehrs vorläufig unsicher, weil sie mit Schiffen erfolgen muß, auf denen nur beschränkte Laderäume zur Verfügung stehen. Deshalb wird dem Publikum geraten, in dieser Zeit möglicht hon der Auflieserung der in Betracht kommenden Pakete ab⸗ zusehen, die Annahme kann nur auf. Gefahr des Absenders geschehen. Nach dem Freistaat Danzig werden gewöhnliche und Wertpakete vorläufig nicht angenommen.
—
Die Beiträge zur Angestelltenversächerung sind im Postscheckberkehr einzuzahlen mittels besonderer (roter) Zahlkarten, auf denen die Nummer des Kontos der Reichs versicherungs⸗ anstalt für Angeftellte aufgedruckt ist und die der Arbeitgeber bei seiner Postanftalt erhält. Die Erläuterungen zur Ausfüllung und Benutzung sind auf der Rückseite der Jahlkarten angegeben. Inhaber von Poftscheckkonten können die Beiträge auch durch Ueber weisung entrichten. Dazu sind die gewöhnlichen Ueberweisungsvordrucke zu be⸗ nutzen, von denen der anhaftende Abschnitt vom Rontoin haber obzu⸗ trennen und zu beseitigen ist. Stan dieses Abschnitts ist der Ueberweisung bei der Uebersendung an das Postscheckamt ein besonderer Gutschꝛrifts⸗ zettel beizufügen. Biese Gutschristszettel werden in Blocks zu 59 Stück — zum Preise von 10 4 für einen Block — von den Postscheckämtern an die Kontoinhaber abgegeben. Der Arbeitgeber hat auf der Vorder⸗ seite des Zahlkartenabschnitts (bezw. des Gutschriftzettels) seinen Namen, Wohnort (Betriebssitz, Straße, Postanstalt und den Beitrags⸗ monat genau und leserlich, wenn möglich mittels Stempels, anzugeben, und zwar in genauer Uebereinstimmung mit seinen Angaben auf den Nachweisungen bezw. Veränderungtzanzeigen. Er hat, serner die auf der Rückseite der Zahlkartenabschnitte (bezw. Gutschriftzettel) befind- liche Kontrolläbersicht, die zur Nachprüfung der Beitragssumme dient, iszufüllen. ĩ
ö. il. Quittung über die eingezahlten Beiträge dient der Post⸗ einlieserungsscheln? (ben. der Lastschriftzettel des Postscheckamts).
Mannigfaltiges.
Wien, 4. Februar. (W. T. B.) Der „Arbeiterzeitung“ zu⸗ folge beginnt heuse in Wien die Vorkonferenz zur Eröffnung res ersten internationalen Kongresses der Post⸗, Telegraphen, und Telephonpost Ange stellten Guropas, an dem dle Fachorganisationen von Belgien, Deutsch⸗ land, Frankreich, Holland, Italien, der Schweiz und der Tschecho—2— Slowakei teilnehmen werden.
Brünn, 4. Februar. (Meldung des Wiener Telegr⸗Korr.— Büros.) In der gestrigen Sitzung des städtischen Ver— waltung sgusschusfes kam es zu großen Lärm szenen. Es handelte sich dabei, um die Schließung von Tdeutschen Schulen, wobei die tchechische Mehrheit die deutsche Minderheit maßorisierte. Die deutschen Mitglieder der Verwaltungs kommission beschlossen eine Kundgebung an die deutsche Bevölkerung und die Absendung eines Protestlelegramms an den Präsidenten und den Ministerpräsidenten.
ö 1. Februar. (W. T. B.). Der Grazer Frauenarzt Professer Dr. Tol; ist im Schneesturm auf der Pret ul alpebei Mürzzuschlag erfroren.
Brüssel, 4. Februgr. (W. T. B) Eine Feuersbrun st zerstörte Nachts in Nivel les (Propinz Brabant) lämtliche Gebäude einer Kwabenschul.e und das dazu gehörende Internat. Vier Zöglinge kamen in den TWlamm en um mehrere wurden verletzt. Man fürchtet, daß noch Opfer unter den Trüminern liegen.
Am sterdam, 4. Februar. (W. T. B) „Telegraaf meldet aus London, daß dort drei Soldaten der irischen Garoc wegen Meuterei und Aufhetzung zur Meuterei vor ds Kriegsgericht gestellt worden sind.
geliefert wird.
Widerspruch erfolgen würde