Frankreich.
Der König von Schweden ist gestern in Nizza einge—
troffen.
— Das „Journal“ meldet, daß die gegenwärsige Konferenz der Alliierten endgültig die Bedingungen festsetzen werde, unter hten früheren Feinßen regelmäßige aufnehmen könnte. Unter dem Votsitz des französischen Handels ministe s Isaac soll sie die Auslegung, die den Artikeln 264 bis 268 bes Versailler Es sei nicht möglich, daß die deutschen Industriellen recht behalten könnten, den individuell die Handelsb ziehungen, Das Problem der Rohmaterialien werde der Entente Gelegenheit gehen, den Stand der Dinge zu ihren Gunsten abzuändern und sofort zu Von dem Umfang, den die französischen Unterhändler den Verhandlungen geben könnten, werde zum großen Tell die Zablnng abhängen, die die Feinde als Wiedergutmachung leiften könn ien. Deutsch land besitze außer Koblen nicht die Rohmaterialien, die es nötig habe. Wenn also die Solidarität der Alliierten foribestehe, Tie großen deutschen Industrien Man müsse sie zusammenberusen, damit sie Delegierte bestimmen und mit ihnen verhandeln und beisplelsweise den Vertretern der und anderer Industrien sagen; Ihr könnt uneingeschränkt arbeiten, wir werden euch Petroleum, den Kautschuk liefern, wir werden eure Arbeit loyal bezahlen, aber eure ganze Fahrikation, die zu einem vernünftigen Preis bezahlt wird, gehört der Ensente, die sie uner ihren Teilnchmern je nach ihrem Bedürfrig auf⸗ teilen und den Rest an die Neutralen verlaufen wird. Das Blatt meint, diese Lösung würbe jedermann befriedigen. Sie sei eine Versicherung gegen den Bolschewie mus und gebe auch
denen die Entente mi
mwirtschaftliche Heziehungen wieder
Vertrags gegeben werden soll prüfen.
Käufern der Ensente die Preise und die Zölle zu oktroy eren
verwirklichende Entscheidungen zu teffen.
dann sei die Lösung einfach.
hätten sich kartelliert und das erleichtere die Arbest.
chemischen, metallurgischen, Textil⸗ den Stahl, die Baumwolle, das
kurzum, alle nowenvigen Artikel
Frankreich die hesonders notwendige Befriedigung, da auch da⸗ durch der Wechselkurs verbessert würde.
Tschecho⸗Slowakei.
In, das neue tschecho⸗slowakische Abgeordneten⸗ haus sind nach Meldungen des „Wolffschen Telegraphenbüro“ bisher 50 Deutsche und 148 Tschechen und Slowaken gewählt worden. Von den deutschen Mandaten entfallen 26 apf die sozialdemokratische, 8 auf die deutsche Wahlgemeinschafst, 8 auf die christlich⸗sozlale Partei, 6 auf den Bund der Landwirte, 2 auf die deutsch⸗demokratische Partei, von den ischechischen und slowakischen Mandaten 65 auf die Sozialdemokraten, al auf die agrarischen, 17 auf die nationalsoztale, 23 auf bie klerikale 12 auf die nationaldemokratische, 1 auf die freie sozialistische Partei, 1 auf, die Gewerbepartei und 8. auf die nationale und Bauernpartei, zusammen 143. Bisher wurden 198 Mandate hesetzt, 83 Mandate sind noch zu befetzen. Von den Mandaten find 89 bürgerlich⸗agrarisch, 169 sozialistisch.
= Gestern wurde der Kommunift Hölz mit acht seiner Genossen in einem eigenen Wagen unter siartem militärischen Geleit aus Eger nach Jitschin geschafft. Die NUeber— führung des Hölz nach Jitschin erfolgte, ö das Kreit⸗ gericht Eger als Strafgericht zuständig wäre, deshalb, weil Eger zu nahe an der Grenze und dem Tätigkeitsgebiet des Hölz ge⸗ legen ist, wo vermutlich noch zahlreiche seiner Anhänger ihr Un⸗ wesen treiben. Wie das „Prager Tagblatt“ e . ist eine , des Hölz zurzeit nicht aktuell, well sich Hölz . wegen Verbrechentz der öffentlichen Gewalttätigkeit vor en tschecho⸗stowatischen Gerichten zu verantworten haben wird. Eine Auslieferung wegen der in Deutschland be angenen Straftaten wird also erst in Frage kommen, wenn ölz von den ischecho⸗slowakischen Gerichten rechts kräftig von dem ihm hier zur Last gelegten Delilte freigesprochen werden sollte ober für den Fall . rechts kräftigen Verurteilung erst nach Ver⸗ büßung der hler über lbn verhängten Strafe.
Südslawien. Die serbische Regierung ist dem „Corriere della Sera“
zufolge zurückgetreten. Tas Mlnisterium Protitsch überreichte dem . eine Denkschrift über die innere und äußare Lage, in der auf die Notwendigkeit der Bildung eines
Koalltiontzkabinetts hin gemwiesen wirb.
Griechenlaud.
Nach einer Meldung des „Intransigeant“ habe Veniselos auf der Konferenz in San Remo, von England und Italien unterstützt, bei der Aufteilung der Türkei einen großen Teil
erhalten. Griechenland werde die gesamte europäische Türtei mit Ausnahme der Bannmelle von Konstantinopel zu ge sprochen.
Ameriła.
Der neue englische Botschafter Sir Auckland Geddes ist vorgestern in New York eingetroffen.
— Die amerikanische Senatskommission für aus⸗ wärtige Angelegenheiten wird dem „New York Herald“ zufolge noch in dieser Woche eine Entschließung einbringen, durch die Amerika sich vom Versailler Vertrag und von den europäischen Angelegenheiten lossagt. Man fordere nur dag Recht der meistbegünstigten Nation im Handel mit Deutschland und die Aufrechterhaltung der Beschlagnahme deutscher Werte. Im übrigen wolle man aber auch aus der Wiedergutmachungg⸗ kommission ausscheiden. .
— Nach Blätter meldungen aus der Stadt 4 soll der err der Aufständischen Obreg on, der nach der Präsidenten⸗ . strebt, nach Sonora geflüchtet sein; Truppen ver— folgten ihn.
— Einem Telegramm aus Gu atem ala zufolge sind die britische und die amerikanische . während der Be⸗ schießung der Stadt durch Truppen des Praͤsidenten Cabrera von Lehen getroffen worden.
Statistik und Volkswirtschaft.
Bessere GJ im nächsten rntejah re. Die Verhandlungen über die Kartoffelversorgung im nächsten Erntejahre, die bereits seit geraumer . der deutsche Städtetag, die landwirtichaftlichen Organe und rer artoffelhandel geführt haben,
von der bisherigen Kartoffelwirtschaft wirklich erfaßte Menge, im Wege einer Aufbringung zur Versorgung der Verbraucher sicher⸗ zustellen, während sür die übrige Ernte freje Wirtschaft platzgreifen oll. Bie Grundlage der Sicherstellung soll ein Sytem von ver— schiedenen Verträgen bilden, dessen Träger die ländlichen Haupt genossenschaften und der organisierte Karfhandel sein und das so aus⸗ gesaltet werden soll, daß auch eine wirkliche Sicherheit für die Er— füllung der übernommenen Verxflichtungen begründet ist. Der Vor— stand des deutschen Stäotetages hat in seiner letz en Sitzung vor einigen Tegen in Weimar dem Plane grunosätzlich zugestinimt. Die weiteren, entscheidenden Verhandlungen mit dem Reichsernährungs— ministerium werden in allernächster Zeit vor sich gehen. (W. T. B.)
—
Arbeitsstreitigkeiten.
Ein seit längerer Zeit in Berlin bestehender Au sstand der Mülltutscher ist hiesigen Blättern zufolge nach erfolgreichen Einigungeverhandlungen nunmehr beendet worden.
Die Angestellten der Kölner Banken sind, wie 3W. T. B.“ me det, gestern in den Ausstand getreten. Auch die Angestellten der Düsseidorfer Banken beschlossen gesiern den Ausst and bis zum Tarifabschluß.
Nach einer Meldung des W. T. B.“ aus Wien bat dort die Leitung des Bundes der Industrieange nel ten infolge Ab— lehnung der Forderungen der Angestellten durch die Unternehmer den Ausstand der Industrieangestellten mit Ausnahme der lebens-; wichtigen Betriebe für heute angekündigt. Die lebenswichtigen Betriebe treten am 26. April in den Ausstand. In der Provinz beginnt der Ausstand morgen. Es kommen, wie die „Neue Freie Presse“ mitteilt, 70 000 Angestellte in Betracht.
Nach einer von W. T. B.“ übenmittelten Havagmeldung aus Saargemünd haben C00 Bergarbeiter der Gruben von Forbach die Arbeit wieder aufgenommen. — Ueber den Metallarbeiterausstand in Lothringen hahen Verhandlungen am 20. April in Paris begonnen. Der Arbeittsminister hat die Vertreter der Arbeiter zu sich berufen.
Wohlfahrtspflege.
Die deutsche Gesellschaft für Kaufmanns Erholungsheime, Ferienheime für Handel und Industrie (Sitz Wiesbaden), versendet ihren Bericht uͤber das Geschaäͤftgjahr 1915. Sie hat danach 9 Heime mit HI0 Gasibetten in Betrieb gebabt und in 106 886 Verpflegungstagen 73652 Gästen Aufnahine gewährt. Diese Zahlen hätten bedeutend größer sein konnen, wenn nicht die politischen Unruhen und die wirischafllichen Schwierigkeiten die volle en gn der Heime bebindert hätten. Außer kauf⸗ männischen Angestellten waren auch eine große Anzahl Ingenieure und andece technische Angestellte sowie selbständige Kleinkaufleute Gäste der Heime. Die bedeutende Steigerung der verheirateten Gäste läßt erkennen, daß die Heime geigze für die Familtenväter mehr und mehr zur Notwendigkeik geworden sind. In kem mecklenburgischen Badeorte Heiligendamm hat die Gesellschaft ein neueg Heim eingerichtet. Eine besonders wertvolle Erwerbung hat sie durch den Ankauf des Kur⸗ und Badhauses „Kölnischer Hof in Wies“ baden gemacht, das eine eigene Thermalquelle be tzt. Der Ver⸗ Henn ge at, war mit b, 28 Æ täglich außerordentlich niedrig. Das
erems vermögen betrug am Jahresschluß rund 14 Millionen Mark. In diesem Jahre . die Gesellschafst 14 Heime in Betrieb zu nehmen, die liber ganz Veutschland verteilt sind. Trotz der im letzten Jahre geführten zahlreichen Lohnkämpfe hofft die Gesellschaft auf eine Gesundung unserer soziglen Zustände, indem sie am S luß ihres Berichts schreibt: „Auch beute noch herrscht in den weltesten Kreisen des Kausmannstondes und der Industrie der Wunsch, sich genen zu verstehen und in enseitig zu helfen. Unsere Heime ollen 9 in Zukunft ein weit i n, Symbol dieses wahrhaft sozialen elle sein.
Theater und Musik.
Deutsches Theater.
Im Deutschen Theater wurde gestern wagemutig der Versuch unternommen, ein bühnenfremdes Werk zum ersten Male . u⸗ führen. Es heißt ö und Hölle“, Tragödie in fůͤnf Akten und einem Gyilog von Paul Kornfeld, und 'ist schon vor einigen Jahren im Druck erschlenen. Der Verfasfer, dem dichterische Begabung durchaus zuzubilligen ist, bewegt sich im Ideenkreise Strind⸗ berg, nur seblt ihm die große schöpferische Kraft des Schweden. Auch in die unwirkliche Welt, die er vor die Sinne der Zuschauer hin⸗ zaubert, stellt Strindberg immer Menschen, Kornfeld dagegen Schemen, Symbole, Abstraktionen, wanzelnde Kommeniagre 'ihrer selbst und lehrhafte Verfechter der Gedanken, die ihr Dichter teils in Prosa teils in Versen, mit manchen Entgleisungen ins Triviale, verbreiten will. Diese Gedanken sind zwar von tiefem sittlichen Ernst und religiösem Sinn getragen, sie weisen nn ,, auf den ewigen Kampf, den Mächte des Lichts und der Finflernis in des Möenschen Biust führen und auf den Gegensatz zwischen irdischer und göttlicher Gerechtigkeit hin; aber s sind ganz und gar nicht von dramatischem Leben erfüllt. So follen sie u. a. darüber belehren, daß im befleckten Körper einer Dirne eine , , . Zielen zustrebende Seele wohnen kann. ie Dirne Maria soll uns das dadurch beweisen, daß sie einen Mord auf sich nimmt, den eine andere begangen hat, für die sie frirbt. Nicht schuldig ist nach des Dichters Beweig führung auch die Mörderin, eine Gräfin, obzwar sie ihre 36 Tochter in kiefer sittlicher Empörung über sie duich einen unglücklichen Zufall ums Leben brachte. Nicht schuldig ist ferner ein anderes Freudenmaͤdchen, Johanna genannt, kas, um gemeinsam mit Maria, von der sie sich nicht zu trennen vermag, sterben ju können, ein todeswürdiges Verbrechen begeht. Naben diesen weiblichen stehen zwel männliche Hauptfiguren: die eine tt der zu Anfang sittlich tiefftehende Graf, der durch Leid geläutert, schließlich durch das Ewigweibliche der beiden in sein Leben eingreifenden Frauen, selner Gattin und der Dirne Marta, hinan— grogen wird, die andere ist ein , alles Zusammenhangs mit er Handlung stehender Mann, Jakoh mit Namen, ein , . Zuschauer alles Geschehens im Stück, der sich 'in langen lyrischen Ergüssen und wilden Anklagen wider die Welt⸗ ordnung ergeht und den Massenselbstmord aller Menschen als Revolution gegen Gott predigt. Auch er wird im Epilog durch die abgeschiedenen und geläuterten Seelen der drei genannten Frauen über den Sinn des Leidens eines Besseren belehrt. — Der Spielleiter Dr. Dil ger der des Verfassers abstrakte Gedankenwelt auf der ühne sinnfällig werden lassen mußte, und die Dar⸗ . hatten, gestern einen schweren Stand. Es gelan hnen aber, eine anfangs bemerkbar machende Spottlu einer Anjahl verständnisloser Zuschauer zu überwinden und den Kern der Dichtung deutlich zu machen. Besonders autdrucksboll waren Lina Lossen (pom Lessin . als Gräfin, Agnes Straub als Maria und . ünkbedy als Johanna. Die schwierige Rolle des Grafen, dle leicht komisch wirken kann, bewahrte Werner 1 eschickt vor dem Fluch der Lächerlichkeit. Für den Jakob hätte man aber einen besseren Sprecher und 2 Vertreter gewünscht als Paul Günther einer war. Zum Schluß entspann sich ein langer Kampf zwischen Jischern und Belfallsspendern, der ziemlich unentschieden blieb. ;
Im Opernbause wird morgen, Freitag, „Die au ohne Schatten! unter der mustkalischen Leltung des Generalmußsskdirektors Leo Blech (Anfang 5 Uhr) wiederholt.
Im Schauspielhause wird morgen Alkestis zum ersten Male wiederholt. Spleilelter ist Br. Reinhard Bruck. Anfang 7 Üühr.
. Mannigfaltiges.
Der letzte Heim schasfungstranspoeortdampfer, Nankai, Maru“ mit Familien aus Japan und Ch ena ist nach teleg aphischer Nachricht des Transportführers am 14. Üpril in Sabang angekommen und am 16. April bon dort nach Port Said in See gegangen. Der Dampfer wird etwa vom 24. Mai ab in Hamburg erwartet. (W. T. B.)
Hamburg, 21. April. (W. T. B.) Eine zum Nachmittag nach dem Heiligengeistfeld einberufene Versam ö Er⸗ werbsloser ist von der Sicherheitspolizei verhindert worden. Versuche einzelner Trupps, nach dem Rathaus zu n wurden durch Absperrung vereitelt, ebenso der . den Alster⸗ pavlllon zu stürmen. Einige Rädelsführer wurden festgenommen.
Paris, 21. April, (W. T B.) „Homme Libre“ meldet aus Tours, etwa 200 bis 300 Soldaten der Jahretklaff. 1918 haͤtten vorgestern abend Kundgebungen in den Haupistraßen der Stadt für ihre Entlassung veranzaltet.
Rotterdam, 21. April. (W. T. B.) Laut Nieuwe Rotter gamsche Courant“ beabsichtigt die englische Regierung einen Eisbrecher zu ent senden, um einem Schiffe, das in der Karabucht im Gise eingeschlossen ist, zu 8 (Ife zu kommen. An Bord des in Not geraienen Schiffes befinden sich achthundert Flüchtlinge, darunter viele Frauen und Kinder Anfang April war von Moskau drahtlos um Hilfe für das Schiff gebeten worden.
Jagd.
Die Schonzeit für Rehkälber wird innerhalb des Landespolizeibezirks Potsdam für 1929 auf daz ganze Jahr ausgedehnt. Indessen gilt für Eigenjagdbeziike von mindestens 2590 ha Größe, in, denen nicht die Rehwildiagd zu einem Teile verpachtet ist, lediglich die gesetzliche Schonzeit vom l. Januar bis 31. Oktober. Falls die Rehwi dia im ganzen auf einem Eigenlagdbezitk von mindestens 2500 ha Größe verpachtet ist, gilt ebenfalls die gesetzliche Schonzeit vom J. Januar bij 31. Ottober. Die Bezirke, die von den obenerwähnten Jagdberechtigten zu ihrem Elgenjagdbezirk hinzugepachtet sind, werden von der Aug— dehnung der Schonzeit für Rehkälber auf das ganze Jahr betroffen.
Für den , Potsdam wirb der Beginn der Jagd auf Rehbößcke auf den 16. Mai 1926 festgesetzt; hinsichtlich des Beginns der Schonzeit für Birk⸗, Hasel⸗ und Fasanenhähyne bleibt es im Jahre 1820 bei dem gesetzlich festgelegten Termin (1. Juni 1920.
Nr. I6 der ,, ves Reichsgesund⸗ heit s amts“ vom 14. April 19 hat folgenden halt: Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. — Gesetzgebung usw. Deutsches Reich.) Reichsministerlum für Ernährung und Landwirt. schaft. — (Preußen.) Ziegenmutter⸗ und Schaflämmer. — (Reg. Bey. , ,,, Hebammen. — (Bayern.) Apoth . ¶ Desterrelch.
pirin usw, — Seife, Seifenpulver. — Schweiz, Kant. Thurgam. Leichenbestattung. — . (Deutsches Reich.) Nahrung mittel. — Ergebnisse bakteriologischer Untersuchungen der Blutvergiftung verdächtiger Schlachttiere, 19518. — (Preußen.) Schafräude. — (Eu xem⸗ burg.) Gesundheitszustand, 1918. — Geschenkliste. — Wochentabelle über die Geburts und Sterblichkeitsverhältnisse in deutschen Drten mit 40 000 und imehr Einwohnern. — Desgleichen in einigen grö Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. — Desgleichen in deutschen Stadt und Landbezirken. — Witterung. — Beilage; Gerichtliche Entscheidungen auf dem Gebiete der öffentlichen Gesundheitspflege (Heilmittel, Gifte).
Aeronantisches Observatorinm. Lindenberg, Kreis Beeskow. 21. April 1920. — Drachenaufstieg von 5 a bis 74 a.
Relative Wind
Seehõhe Luftdruck Temperatur O gen cg rin g .
e *
ö mm oben unten o Richtung en 12 149. 32 25 Wow 3 366 730 8, 8665 Rö 3 66 714 85 5 Nm 5 60 6832 Jo 16 S680 6
Wolkig. — Temperaturabnahme von 122 bis 160 m von 9, 20 auf 7-62. — Inversion zwischen 150 und 300 m von 759 auf 8,5 *.
(Fortsetzung hes Nichtamtlichen in ber Erften . und Zweiten Beilage.)
r, —
Theater.
Opernhaus. (Unter den Linden) Freltag: 82. Dauer bezugsborstellung. Die Frau ohne Schatten. Anfang b Uhr. Sonnabend: Der Troubadour. Anfang 7 Uhr.
Sch auspielhaus. (Im Gendarmenmarkt.) Freitag: 35. Dauer · bezugsvorstellung. Alkestis. Anfang 7 Uhr. Sonnabend: Der Marquis von steith. Anfang 7 Uhr.
Familiennachrichten.
Verlobt: Frl. Erna Holtz mit Hrn. Hauptmann d. Res. Dr.- Ing.
Gberhard Straube (Baden⸗Baden —Wulsschingen bei ,. Gestorben: Fi Rittergutsbesitzer, Oberleutnant d. Ref. Fried Frhr. von Richthofen (Plohe).
Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol. Charlottenburg
Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschäftasstelle hirn Iht ngering in .
Verlag der Geschäftsstelle (Menaerina) in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlaaganstalt. Berlin. Wilhelmstraße 32.
Neun Beilagen
Find zu einm gewissen Äbschiuß gelangt. Lardwirtschast und Handel wollen es übernehmen, eine Kartoffelmenge, die größer ist als die
leinschließlich Börsenbellage und Warenzeichenbellage Nr. 30 A und BP) und Erste, Zweite, Dritte und Werte Zentral⸗Handelgrenister⸗Seilaar.
zum Deutschen Neichsa
n S5.
Grste Beilage nzeiger und Preußischen Staatsanzeiger.
Berlin, Donnerstgg, den 22. April
Aichtamtliches.
sFortsetzung aus dem Hauptblak)
Deutsche Nationalversammlung. 166. Sitzung vom 20. April 1920.
Nachtrag.
Die Rede, die in Beantwortung der Interpellation über die Exschwerung der Abstimmung in den Kreisen Eupen und Malmedy durch Maß⸗ nahmen der belgischen Behörden nach deren Be— gründung durch den Abg. Meerfeld (Soz) der Reichsminister der auswärtigen Angelegenheiten, Dr. Kö st er, gehalten hat, hatte folgenden Wortlaut:.
Reichsminister des Auswärtigen, Dr. Kö ster: Meine Damen
und Herren! Ich freue mich, daß der erste Anlaß, bei dem ich vor
iesem hohen Hause zu reden die Ehre habe, ein solcher ist, über den alle Parteien dieses Hauses einig sein sollten und sinig sind. In der
Tat, wenn es etwas gibt, das imstande ist, über die notwendigen Kämpfe der Parteien hinaus das notwendige Zusammengehõrigkei zs.
gefühl und den notwendigen Zusammenschluß aller Deutschen zu
fördern, wenn es etwas gibt, das imstande ist, aus diesem von ökonomischen Fiebern und sozialpsychologischen Krankheitserscheinungen
noch immer durchschauerten deutschen Volk ein neues, ein reines, von allem Nationalizmus freies Volks-, Staats. und Gemeinschafts⸗
bewußtsein hervorwachsen zu lassen, dann ist es der Blick auf die
Friedensvertrag aufgezwungen worden sind.
Mehrheitsparteien.)
Es ist Ihnen bekannt, meine Damen und Herren, daß ich ein Jahr lang mitten in diesen Kämpfen gestanden und gearbeitet babe. Gerade als solcher, der ein Jahr lang mitten in der Arbeit gestarden hat, und auch als Sozialdemokrat, der, solange er politisch denken
kann, geglaubt hat an den großen Wert, der in dem Gedanken der
mnemals mit dem Herzen anerkennen können.
Selbstbestimmung liegt — gerade als solcher, meine Damen und herren, bekenne ich hier, daß wir, das deutsche Volk und besonders das Volk in unseren Grenzen, diese uns durch den Friedensvertrag auf- genoungenen Abstimmungen und ihre Resultate niemals als rein nationale Entscheidungen anerkennen können, daß sie die Ftesultate dieser Abstimmungen vielleicht mit dem Kopf und dem Gehirn, aber (Sehr richtig) Meine Damen und Herren, das können wir schon deshalb nicht, weil alle bie Abstimmungen stattfinden in einer Zeit, in der unser Jand wirt⸗
schaftlich und seelisch gebrochen am Boden liegt. Das können wir scchon deshalb nicht, weil diese Abstimmungen praktisch stattfinden nicht
mwischen Nation und Nation, sondern weil sie stattfinden zwischen einem geschlagenen und einem siegreichen Lande, zwischen hohen Steuern und niebrigen Steuern, zwischen Hunger und Sattheit. Wir können sie memals anerkennen, weil diese ökonomische Fragestellung in allen Grenzländern Hunderte und Tausende don Männern, die um ihre
kkonomische Existenz kämpfen, von Frauen, die um das Wohl ihrer kungernden Kinder besorgt sind, in die tragischsten Herzenskonflikte
pineinbringen.
(Sehr wichtig) Wir können diese Resultate nicht
werkennen mit einem Worte, weil die einfache schlichte Frage des Herzens, ob deutsch oder belgisch oder dänisch oder polnisch, durch die
ungefälscht, Kalkül, in eine einfache nüchterne Rechnerei.
beit der Abstimmung, durch die Bestimmungen des Friedensvertrages verzerrt, degradiert werden in ein rein ökonomisches (Sehr richtig) Von allen Abstimmungsgebieten liegen die Dinge, wie Ihnen eben der Herr
Abgeordnete Meerfeld vorgetragen hat, in jenen kleinen Westländern,
die der Abstimmung unterworfen werden, in den Kreisen Eupen und Malmedy, am schlimmsten. Ich bin den Herren dankbar, daß sie der Reichsregierung Gelegenheit geben, auch ihre Stellung zu den Dingen,
vie sie sich heute in Eupen und Malmedy zugespitzt haben, hier zur
Kenntnis zu bringen. Die Kreise Eupen, Malmedy und Monschau
*
Find in den letzten Tagen stärker als sonst Gegenstand des Interesses
sel berscheden war, feit der Merominger Zeit als deutschez Land am,
gewesen. Teils in Auflehnung gegen wirtschaftliche Maßnahmen der belgischen Behörden, teils und vor allem zum Zeichen des Protestes gegen Vergewaltigung ihrer nationalen Gristenz, ist die Bevölkerung dieser Freise am 14. April in den Generalstreik getreten. Die belgischen Behörden antworteten mit Absperrungen und Verhaftungen. Der sestgenommene und ungesetzmäßiger Weise nach Belgien verbrachte Eupener Streikleiter ist trotz Ginspruchs aller Kreise, den auch die Reichsregierung erhoben hat, noch nicht freigelassen. (Hört, hörth Am 165. April ist, wie der Herr Abgeordnete Meerfeld schon aus tinandergesetzt hat, in Eupen ein friedlicher Demonstrationszug bon 1009009 Männern und Frauen, die nur die Zulassung zur Abstimmung verlangten, von belgischem Militär und belgischer lizei, die mit Gewehrkolben und Gummiknüppeln drein lugen, auseinandergesprengt worden. (Hört, hörth Die belgier haben neue Maschinengewehrabteilungen in die Kreise geworfen. Die Lage ist also äußerst gespannt. Die Vorgänge haben sogar eine lebhafte Beunruhigung im gesamten besetzten Gebiet her botgerufen; der Herr Reichskommissar für die besetzten Gebiete hat kierauf ausdrücklich hingewiesen. Im Aachener Gebiet haben bereits Eympathiekundgebungen stattgefunden, die sich leicht ausdehnen kömen. Meine Damen und Herren! Diese Verhältnisse beweisen, daß es durchaus falsch wäre, der Frage von Gupen— Malmedy — Monschau äne rein lokale Bedeutung beizumessen. Die Reichsregierung hat diesen Standpunkt stets vertreten, und ich hoffe, daß meine Aus— ührungen die Gründe dafür klar legen werden. Wie Ihnen bekannt, wurde der Kreis Monschau durch die neuesten orgänge mitberührt, während die Frage Eupen — Malmedy viele nate alt ist. Es ist Ihnen bekannt, daß die Kreise in bedingter Beise Belgien zugesprochen worden sind, obwohl über ihren deutschen harakter nicht der geringste Zweifel walten kann.
zᷣusehen sind. Namentlich Malmery, das im 7. Jahrhundert von deutschen Benediktinermönchen begründete Malmundarium, hat als
wurde das Gebiet vom Wiener Kongreß zugleich mit dem Kreife Eupen Preußen zugesprochen.
Die völkischen und sprachlichen Verhältnisse entsprechen dieser vierhundertjährigen Entwicklung. Von dem rein deutschen Eupen,
10 700 Eimwohner, darunter 2. bis 3000 Deutsche. Die Stadt Mal⸗
medy hat 0 3. Wallonen. Elf Gemeinden haben eine wallonische eine Abstimmung für Eupen und Malmedy vorgesehen ist, freilich eine
Mehrheit, aber nur in drei Gemeinden beträgt diese Mehrheit mehr
als 90 . Die Malmedyer Wallonen, der Rasse nach romanisierte Kelten oder Germanen, sprechen eine von dem belgischen Wallonisch nicht unerheblich abweichende Mundart. Die gebildeten Kreise be- dienen sich außerdem des Französischen. Im übrigen sind alle Wallonen, ausgenommen einige alte Leute, des Deutschen vollkommen
Wirtschastlich hängen die beiden Kreife aufs engste mit Deutsch⸗ land zusammen.
Naturgemäß bestehen auch nach Belgien hin Beziehungen, doch be⸗ schränken sich diese auf die anstoßenden Grenzgebiete. Sozial und kultuvell sind die Kreise völlig mit Deutschland verknüpft.
Kann es bei diesen Verhältnissen wundernehmen, daß Be— strebungen auf Losreißung von Eupen und Malmedy nie bestanden haben, und zwar weder diesseits noch jenseits der Grenze! Eine Irredenta hat es in den Kreisen nie gegeben, auch nicht in der preußi⸗ schen Wallonei, und in Belgien hat, wie ich ganz besonders betonen will, bis zum Waffenstillstand kein Mensch an die Annexion dieser
Gebiete gedacht. Es ist müßig, Betrachtungen darüber anzustellen, welches die wahren Gründe sind, die Belgien veranlaßten, diese Ge⸗ biete zu beanspruchen. Spätere Zeiten werden darüber Klarheit
Was furz die Geschichte dieser Kreise betrifft so kann ich mich
uf die Feststellung beschränken, daß die beiden Kreise, deren Schick
bringen. Jedenfalls sind die in der Denkschrift der Gegner vom 16. Juni 1919 angegebenen Gründe recht fadenscheinig. Im Jahre 1815 foll, so heißt es, weder auf die Wünsche der Bevölkerung noch auf die geographischen und Sprachgrenzen Rücksicht genommen worden sein. Meine Damen und Herrenl Die Grengiehung von 1815 ist, was den Kreis Malmedy betrifft, keine willkürliche Trennung und Zerreißung, sondern eine den in 11 Jahrhunderten gewordenen Ver⸗ hältnissen Rechnung tragende Anerkennung bestehender Tatsachen. In Eupen war die Grenzziehung freilich ein Schnitt durch einen lebenden Körper, aber dieser Schnitt erfolgte nicht etwa zu Gunsten, sondern zum Nachteil Preußens. (Sehr richtigl im Zentrum.) Wenn damals auf geschichtliche, wirtschaftliche und insbesondere sprachlich völkische Ge- sichtspunkte irgendwelche Rücksicht genommen wäre, so wäre die alte Tuchstadt Eupen nicht von ihrem natürlichen Hinterlande getrennt worden. (Erneute Zustimmung im Zenturm) Meine Damen und Herren! Wie Ihnen bekannt ist, erstreckt sich ja die deutsche Sprache auch heute noch weit nach Belgien hinein und umfaßt 12 Gemeinden mit 20 000 Einwohnern. Die gegenwärtige belgische Denkschrift hat also durchaus recht, wenn sie sagt, das Gebiet habe auch nach 1815 noch enge Beziehungen mit den angrenzenden Teilen Belgiens unter⸗ halten. (Sehr richtig! im Zentrum.) Sie vergißt aber zu erwähnen, daß diese Teile, soweit Eupen in Frage kommt, deutsches Sprachge⸗ biet sind. (Sehr richtig! im Zentrum) Die Denkschrift hebt ferner hervor das Fortbestehen der wallonischen Sprache. Aber was wird damit bewiesen? Leddiglich dies, daß alle Anwürfe wegen andauernder Verpreußung jeder Grundlage entbehren. (Sehr gutl im Zentrum.) Ich möchte hier erwähnen, daß das Wohlwollen der preußischen Re ⸗ gierung während der 10jährigen Zugehörigkeit Malmedys zu Preußen keine einzige Verordnung gegen den Gebrauch der wallonischen ache zuließ. (Hört, hört h
ö . und Herren! In den beiden Kreisen selbst, um auf die heutige Lage überzugehen, hat sich im wesentlichen nur eine Handvoll Großkapitalisten nebst ihrem Klüngel der Annexion ver- schrieben. (Sehr richtigl bei den Sozialdemokraten.) Wenn die ge · samte Bevölkerung von Malmedy von derselben Gesinnung wäre wie diese Kriegsgewinnler, die während des Krieges ihrem Patriotismus
in rauschenden Sektgelagen Nahrung zuführten, jetzt aber, um ihre Millionen in Sicherheit zu bringen, nichts Eiligeres zu tun haben, als ihr Vaterland zu verraten, dann wäre über Malmedy kein Wort mehr zu verlieren. Die wahre Stimmung der ganzen Bevölkerung ist aber, wie auch der Abgeordnete Meerfeld Ihnen gesagt hat, eine
— — — — — — —
ganz andere (sehr richtigl links); sie ist deutsch und nochmal deutsch und es verdient besonders hervorgehoben zu werden, daß in dieser Treue zum Deutschtum die Wallonen Malmedys an der Spitze marschieren. (Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Wallonische Arbeiter sind es gewesen, die sich sofort zusammenschlossen und mit Zerstörung der Papierfabrik Steinbach drohten, als zwei belgische Grohßindustrielle auf den Fabrikgebäuden die belgische Flagge hißten, und die Stimmung der Bevölkerung zeigt der einstimmige Beschluß des Malmedyer Kreistages, der die Losreißungsbestrebung verurteilt. Eine Umfrage, die von deutscher Seite veranstal tet wurde darüber, welche Bewohner bei Deutschland verbleiben wollten, erhielt in wenigen Tagen auf dem Lande 7000 und in der Stadt Malmedy 1200 Unterschriften, während eine von belgischer Seite in Umlauf gesetzte Liste es nur auf 400 brachte. (Hörtl hört! bei den Sozial⸗ demokraten) Aus dieser Gesinnung heraus hat dann auch die Be⸗ völkerung von Malmedy beim Einzug der belgischen Truppen auf dem Calvarienberg an allen vier Enden der Stadt und auf dem Ehren- friedhof die deutsche Flagge aufgepflanzt; aus dieser Gesinnung heraus hat dann vor kurzem auch jener schlichte deutsche Arbeiter, von dem Sie vielleicht gelesen haben, auf die Frage, warum er für Deutschland
Reichsabtei stets in einem besonders innigen Verhältnis zum Deut- schen Reich gestanden und, wie betont werden muß, in jurisdiktioneller Hinsicht stets zur Erzdiözese Köln gehört, während die Schwesterabtei Stavelot vom Bistum Lüttich abhing. 1766 Frankreich einverleibt,
das unter 25 009 Einwohnern nur 958 Wallonen hat, will ich ganz zwar handelt es sich hier um ein amtliches Schriftstüct Ginficht. schweigen. In Malmedy beläuft sich die Zahl der Wallonen auf chriftstück. Ginsichts⸗ bis M00 gegenüber 28 00 Deutschen. Das wallonische Sprachge⸗
biet umfaßt mit 18500 ha ein Fünftel des Kreises und hat etwa
mãchtig. ö .
Garantien für eine unbeeinflußte Abstimmung.
1920.
stimmen wolle, erklärt, er wolle lieber bei den Deutschen trocken Brot
essen als Weißbrot bei den Belgiern. (Sehr gut! und bravo! bei den Deutschen Demokraten und bei den Soʒialdemokraten.)
Meine Damen unh Herren! In Belgien hat man sich namentlich in der offiziös bedienten Presse erstaunlich schnell in die Rolle des Annexionisten hineinge unden Gustimmung bei den Sozialdemokraten) Man hat Eupen Malmedy zum belgischen Lothringen gemacht, und um die Bedeutung des Gebiets zu heben, hat man die beiden Kreise in Probinzen umgetauft. Geschichtswidrig gefällt man sich auch darin, bon einer Wiedewereinigung dieses Gebiets mit Belgien sprechen, und
volle Leute in Belgien freilich verurteilen diese Annexion und geben zu,
daß sie eine schwere Belastung des künftigen deutsch⸗belgischen Verhält⸗
nisses sein könnte. Leider sind diese Stimmen selten. Meine Damen und Herren! Sie wissen, daß im Friedensvertrag
sehr eigenartige Abstimmung, so eigenartig, daß man die Bezeichnung Abstimmung“ kaum gebrauchen kann. (Sehr wahr!) Diese Ab⸗ stimmung findet nämlich nach dem Uebergang der Souveränität statt, und sie ist als eine Protestaktion gegen den bereits vollzogenen Sou ve ränitätsübergang ausgestaltet. an gibt den Bewohnern also einen neuen Herm und mutet ihnen dann zu, diesem neuen Herrn gegenüberzutreten und zu erklären, man wolle lieber den alten Herrn
haben. Und das heißt Volkebefragung! Untereinander haben sie keine starken Beziehungen, wohl aber stehen sie beide im engsten Güteraustausch mit Aachen. schweren Kämpfe, die urseren Brüdern an der Grenze durch den
Sehr richtig! bei den
Das Bexeichnende aber bei dem hier in Frage kommenden Artikel 3
ist, daß Garantien für eine freie, unbee influßbare Abstimmung in
diesen Gebieten keineswegs mit ihm unvereinbar sind, daß er aber durch seine Lücken und Unklarheiten der Willkür Tür und Tor öffnet
und die tatsächliche Möglichkeit für eine Hintertreibung der Abstimmung abgibt.
Es ist uns zwar versichert worden, die Abstimmung werde unter der Leitung, unter den Auspizien des Völkerbundes vor sich gehen, doch haben wir bisher von einem Gingreifen des Völkerbundes ebensowenig
gehört wie von der wiederholt und feierlich zugesagten Schaffung von
(Sehr richtigh
Der in Artikel 34 festgesetzte Abstimmungsmodus hat, wie Ihnen
bekannt sein wird, sogar in Belgien scharfe Kritik hervorgerufen. Der
Sozialist Louis de Brouqusres erklärt in einem Artikel im Peuple! vom 2. Juli 1919, wenn man den Bewohnern zumute ihren Einspruch
gegen das belgische Regime öffentlich in Listen einzutragen, die von belgischen Beamten überwacht werden, so sei das nur die Parodie einer
Abstimmung. (Lebhafte Zustimmung.) De Brouquores hat weiter anerkannt, daß Eupen rein deutsch
ist, und daß dort und in Malmedy keine Bewegung für eine Annexion
an Belgien besteht. Der Belgier Brouquéres lehnt weiter die Ein—⸗ verleibung von 50 O0 Deutschen, die weder durch Interessen noch durch Sprache noch durch Gefühle mit Belgien verbunden sind, als gröb= lichsten Rechtsbruch ab, gegen den jeder Sozialist den schärfsten Ein⸗ spruch erheben müßte (hört, hörth, und er fordert unter allen Um- ständen eine geheime Abstimmung, wobei er darauf hinweist, daß der Vertrag eine solche Abstimmung zwar nicht anordne, aber auch nicht verbiete; deshalb müsse man sie fordern. Von diesen Ausführungen, meine Damen und Herren, werden wir jedes Wort unterschreiben. Aber — wie ich vorhin schon andeutete — die große Masse der Belgier ist anderer Meinung. Auch unter den belgischen Sozialisten gibt es den Herrn Louis Pirard, der im „Soir“ erklärt, man könne zwar die Listenabstimmung kritisieren, aber sie sei nun einmal da, und man müsse mit ihr rechnen. Wer sich in diese Listen eintrage, der setze sich eben auf die Liste der verdächtigen vnd unerwünschten Personen. (Hört, hört h
Die belgische Fremdherrschaft lastet seit vielen Monaten schwer auf den Kreisen, am längsten auf Eupen, während Malmedy sich zeit⸗ weilig unter englischer Besetzung in erträglicher Lage befand. Unter belgischem Drucke werden den Bewohnern die Aussprache, die gegen⸗ seitige Verständi gung, die Drientierung durch die Presse fast unmög ich gemacht. Jede Zusammenkunft, sogar der Gottesdienst, wurde durch Spione überwacht, jedes vaterländische Wort der Kirchendiener beider Konfessionen geahndet. Die Ortepresse durfte nicht einmal den Wort⸗ laut des Friedensvertrages mitteilen! (Lebhafte Rufe: Hört, hörth Wer irgendwie sich im deutschen Sinne betätigte, wurde ausgewiesen. (Hört, hört! im Zentrum.) Natürlich wurde wie in allen Abstimmungs· gebieten auch mit wirtschaftlichen Lockungen aller Art gearbeitet, unter denen das Weißbrot eine besondere Rolle spielt.
Im übrigen wurde von den Belgiern sehr viel versprochen, aber wenig gehalten, dagegen sehr viel hin und herregiert.
Der belgische Oberkommissar, meine Damen und Herren, führte
sich am 11. Januar 1920 mit einer Proklamation ein. In dieser an
Druckfehlern und sprachlichen Härten reichen Kundgebung wird der Bevölkerung eine große Reihe von Freiheiten verheißen. (Ruf im
Zentrum: Verheißenh Aber im gleichen Atemzuge wird ein belgisches
Gesetz verküůndet, wonach den Bewohnern jedes politische Mitbestim⸗ mungsrecht verboten wird (hört, hört! im Zentrum) und sie einem rein absolutistischen Regiment unterstellt werden. (Hört! im Zentrum.) . —
Die Auflösung des Kreistags war die erste Tat dieses Regimes. Helle Empörung hat auch die Bemerkung des Oberkommissars her⸗ vorgerufen, daß er es als seine vornehmste Aufgabe betrachte, aus der Bevölkerung von Eupen und Malmedy ein diszipliniertes und arbeit sames Volk zu machen. (Hört, hört! bei den Deutsch⸗Demokraten und Lachen im Zentrum.) ;
Erwähnen will ich auch, daß die Belgier schon jetzt am Werke sind, den deutschen Charakter der Gebiete und Bewohner zu verändern. Alte deutsche Ortsnamen werden französiert, und als Lehrer werden Personen eingestellt, die wegen ihrer dürftigen Kenntnis des Deutschen zum Gespött ihrer eigenen Schüler werden. Die behördlichen Be⸗ kanntmachungen ergehen neben französisch in einem Deutsch, das von Fehlern strotzt (Zustimmung links), und oft wird es der dokalpresse überlassen, den französischen Text selber zu übersetzen. Und alles dies, meine Damen und Herren, geschieht von den Behörden einer der
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