1920 / 93 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 03 May 1920 18:00:01 GMT) scan diff

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Wohlfahrtspflege.

Nach einer Meldung von W. T. B.“ Stadtrate der Vijebürgermeister 5 Eisenbahnzug mit 70 Wirene abgegangen ist. Seit dem 24. September 1919 sind ins Ausland gebracht: nach Schweiz 2s 973, nach Volland 19 942, nach Italten d,, nach Dänemart 4b, nach Sc weden 5loo, nach Norwegen 2732, nach der Tschechoslowakei 332 Kinder.

Winter mitgeteilt, daß am 30. April

Vertehrsmesen.

Wien —Gemün d Teschen Berlin mit Ausnahmen von

Wagen Wien Berlin. Das Reisegepäck wird bei der Abfahrt zollamtlich verssegelt. Tie Paßrevisien und die Kontrolle des Handgepäcks erfolgt im Zuge.

Die Presse brachte kürzlich die Nachricht, daß für die Durch- reise nach Ospreu ßen tein Paß und kein polnischer Sicht⸗ vermerl mehr nötig sei, nochdem oh ischersc its die Sniecke Kon tz— Czeisk- Marlenwerder dafür freigegeben worten sei. Tatsächlich fin auf dieser Strecke nur während ker letzten zehntägigen ahnsperre

sbis zum 26.) Züne gelaufen. Seither ist rieser R urchgangs verkehr wieder eingestellt, weil seiner Durchführung die eisenbahn⸗ technijche Unzulänglichkeit dieser freigegebenen Strecke ent— gegensteht. Die Durchreise noch Ostpreußen kann daher big auf weiteres nur auf den früheren TLurchgangestrecken Berlin =

Ssttin Lauenburg Jani kg * O st pr

Stettiner Bahnhof 7 Uhr 55 Min. . is n nne . 52? Min. Nachm. bis Danzig und 6 Uhr 16 Min. Nachm. bis Inster⸗ burg) und Perlin Scneidemühl- Dirschau Danzig (ab Char lotenburg 9 Uhr 12 Min. Nachm. bis Danzig) erfolgen. In jedem Falle ist zur Durchreise durch den polnischen Korridor wie f-rüher einstweilen deutscher Paß mit polnischem Sicht vermerk nötig, und zwar auch nach Danzig. (W. T. B..

Theater und Musik.

Im Opernhause findet morgen, Abends 7 Uhr, das letzte (10. Symphonie! onzert des Staatsopernorchesters unter der Leitung des Herrn Furtwängler statt. Tas bierzu übliche Mit ragstonzert beginnt am selben Tage um 12 Uhr. Daß Programm lautet: D. Moll Symphonie von H Schumann; 3. Somohonie von Hugo Kaun; Quperture „Leonore“ Nr. 3 von Beethoven.

Im Schauspielh aufe wird morgen „Der Marquis von Keith“ in belannfer Besetzung unjer der Spielleitung von Leopold 36 (Anfang 7 Uhr) gegeben. Kurt Ehrlè hat von der

ntendanz des Staatstheaters einen längeren Ursaub erbeten und wird vom 1. Seple mber ab mehrere Peonate am Deutschen Volks⸗ theater und den Kammerspielen in Wien tätig sein.

Im Qeutschen Theater geht Bernard Shaws Candida“, das erste Stück, das den Namen des irischen Dichters auf dem Fest— land bekannt gemacht hat und das seit dem Jahre 1964 in Berlin nicht mehr gespielt worden ist, am Freltag zum ersten Mal in Szene. In dieser Aufführung werden die Hauptrollen von Else Heims, Walter Janssen, Rabul Aslan, Werner Krauß, Jöhanna Terwin und Joseph Ewald dargestellt. Spielleiter ist Ferdlnand Gregori.

Mannigfaltiges.

Die Maifeier in Groß Berlin ist, wie W. T. B.“ meldet, völlig ruhig verlaufen. Vormittags hielten samiliche vler Aibeiterparteien Massen versammlungen ab, zu denen sie sich teilweise in geschlossenen Zügen bewegten So zogen Vormsttagt vom Alexander⸗ platz zwei Züge zum Pren lauer Tor und F iedtichshain, ein dritter Zug bewegte sich vom Kalsser Wilhelm-Platz in Schöneberg nach dem Wirten“ bergplatz zu. Die Mehrheitssozlalissen hatten 12 start besuchte Ver⸗ sammlungen nach Lokalen einberufen, während die Unabhängigen

Kundgebungen unter freiem Himmel im Treptower Park, Friedrichs. gin, auf dem Tempelhofer Feld und im Humboldthain abbielten.

er Zustrom war außerordentlich stark. Die beiden ltommuniftischen Gruppen Spartakusbund und Kommunistische Arbeiterpartei ver- anstalteten gleichfalls. Massenversammlungen. In den öfllichen Vororten zogen die Arbeiter (ben fallt geschlossen nach den Versammlungtorten. In sämtlichen Versammlungen heschãäf⸗ tigten sich die Redner mit der polstischen Lage und! den kommenden Wahlen und wurden demensprechende Entschließungen angenommen. Nachmittegs wurden sowohl bon den Mebrhels— sozialisten als von den Unabhängigen Volksseste in verschiedenen Gartenlokalen abgehalten. Auch im Reich kam es aus Anlaß der Maifeier nirgends zu nennentwerten Zusammenstößen oder sonstigen Zwischenfällen.

Ebenso ist die Feier in ganz Oesterrehch ohne Störung ver— laufen. Ueberall fanden sestliche Veranstaltungen und Umzüge statt. Behö den, Theater und Geschäste hatten geschlossen. Aus dem üb ri gen Ausland liegen folgende Meldungen des „W. T. B.“ vor:

London 1. Mai. (Meuter). Aut Anlaß des 1. Mai waren Tausende von Fabriken und Werk stätten geschlofsen. Die Bautätigkeit ruhte, die öffentlichen Dienste blieben ungest rt. In London und den Haupiorten der Propinz wurden Kundgebungen veranslaltet. Auf einer Massenversan mlung im Hyde Park wurken Reden in englischer, jiddischer, Tussischer, polnischer und französischer Sprache gebalten. In einem Beschluf antrag wurden soziale Reformen und der Friede mit Rußland verlangt.

Paris, 2. Mai. Anläßlich der Maifeier ist es am späten Nachmittag und am Abend in Paris bei Kundgebungen wiederholt * Zusammenstößen mit der Polizei gekommen. Nach

kitteilungen der Polijzeipräfektur wurden 102 Polizeibeamte verwundet, 106 Personen verhaftet. Die sozialistischen Abgeordneten Alexandre Blane und Valllant-Couturier gerieten in eine Kundgebung hineln. Jener wurde verwundet, dieser erlitt einige Hautabschürfungen. Vier Personen sollen getötet sein. Auf dem Boulebard Magenta wurde ein Waffenladen ge⸗ plündert Sechs verwundete Zivilpersoren sind in den Spitälern? in Behandlung. Gegen die Abgeordneten Blane und Vall'rant“ Couturier wird eine Strafverfolgung wegen Wider⸗ standes gegen die bewaffnete Gewalt eingeleitet werden. Aus der P—rovinz werden keine Zwischenfälle

gemeldet.

Am sterdam, 2. Mai. Der 1. Mai ist in Holland in üblicher Weise durch Versamm lungen und Umzüge gefeiert worden, ahne daß es zu irgendwelchen Zwischenfältken gekemmen wäre! In einem Umzug in Amsterdam wurden Schilder getragen, auf denen für den 5. Mat zu einem Proteststreif gegen das vom Meinisterlum

eingebrachte Gesetz gegen revolutionäre Bestrebungen aufgefordert wird. Bern, 2. Mai. Gestern fanden in der Schweiz zahlreiche Arbeiterumzüge und . ammlungen statt; sie ver⸗ ie überall obne Zwͤschenfälstre. Viele Betriebe waren ge · ossen.

Ein Automobil, in dem sich, wie W. T. B. berichtet, der Admiral Orsini, der Vorsitzeude der Marine kontroll kommi sion, mit seiner Gemahlin. seiner Tochter und seinem Adjutanten, Oberleutnant Kraut, befand, erlitt einen Achsenbruch und üb er⸗

chlug Lich. Die Insassen wurden berausgeschlenudert. Der Admiral Orsini wurde ziemlich schwer, sein Adjutant etwas ꝭleichter verwundet. Die Gemahlin des Admjrals blieb unverletzt, seine Tochter ist nur leicht verletzt.

Die Kulturabteilung der Universum⸗Film A-G.

aus Wien hat im

r Kindern nach Schweden

filme demnächst

durch Vorsühru

und Klein kinderpfleg e fort ärztlichem Begleitvortrage n den

Alexandenplatz,

Hasenheide,

Vereine usw. stehen Guischeine zu

fügung. . In der

Weinbergsweg statt. Für

g eines Films über Sãuglings-;

Dle Aufführungen finden mit Ufa. Theatern Tauentz ien. Palast, g. Schulen, ermäßigtem Eintritt bei der

Kulturabteilung der Ufa. (Köthenerstraße 13. Zimmer 6) zur Ver

Treptower Sternwarte hält morgen, Dienstag,

Abends 7 Uhr, der Direktor Dr. Archen hold einen Lichtbildervortrag:

AUnser Wissen von den Sternwelten“, Den Blättern zufolge wird ab 3. Mat ein Schnellzug Tt Uhr err P. Mosler einen sol

. wie ergabe auf photemechanischer Grundlage“. Sonntagen um 7, 05 Uh morgens abgehen nit durch lauser den . , ö .

.

Gebräuche fremder

J

großen Fernrohr können täglich bei

Dunkelheit an bis Nachmittags bis 8

fahrenden Züge

sollte einer Anzahl

geworden.

durch das astronomische Mu

An den Plünderungen ap chuldig sind ein Schrantenwärter und? secks P stohlenes Gut konnte nur im Werte von 3600 heschlagnahmt und geborgen werden, da die Bandendiebstähle schon seit Ende Dezember vorigen Jahres ausgeführt wurden und die geraubten Gegenstände, meistens Stoffe, Leinwand und fertige Kleidungsstücke, von den Tieben sofort verkauft worden waren.

Bremen, 1. Mai. (W. T. B.) Boesmanns Telegraphisches ; . Willi O'Brien“ mit etwa 7070 Tonnen ersttlassiger amerikanischer Gaskohle ür Deutschland beslimmt, ist auf nach Rotterdam in Brand Ladung war Eigentum einer

Büro“ meldet: Der Dampfer

Wien, 2. Mai. näischen diplomatischen Glaußm ann warden vergangene Racht von seinem Kolle gen,

11 Uhr Abends vorgenommen werden. Führungen seum finden täglich in der Zeit n nn

Uhr Abends statt.

norddeuirscher un

werden. Ueber das Schicksal der Mannschaft ift noch nichts bekannt-

i T. B)

dem ukrainischen diplomatischen Kurie in einem Wiener Hotel mehrere Pake

——

entwendet.

maligen 66.

Budapest, 1. Mai. Blattes der ileinen Landwirte kische Mannschaft des

Slowaken nahmen der Verwundete gab, auf, e, muß Uebermacht die Waffen stre Gendarmen nach Prag gebracht.

Nysted, 1. Mai. (W. T. B.

(W. T.

en. Et

EGCarmen ist, heute bei Rödesand gestrandet. Bon Nysted ist Hilfe abgegangen.

Kurier in

chaft in Berlin.

Uj Barajda“ wollte die rein slowa⸗— in Nagyberezna stehenden ehe z. gemein samen am 18. April über die Demartationslinie nach Ungarn flüchten. Ihr Plan wurde jedoch verraten und i schen Gendarmen und Legi Kampf, in dem es zahlreiche Tote und

am Donnerstag, Abends

chen über „die neuzeitliche Bild.

Am Sonnabend, den

wird der Filmportrag Sitten und R Völker“ wiederholt.

Beobachtungen mit dem tlarem Wetter von Eintritt der

Münster, 1. Mai. (W. T. B.) In der Nacht zum Freitag haben Ginbrecher aus rer Bahnhofskasse . * gestohlen, die für Lohnzahlungen beftimmt waren.

B reslau, 1. Mas. (W. T. abteilung bel der hlesigen Ci Verein mit der Ortepo Dieb stähl e größeren Umfan um hbandenmäßige Plünderungen der zwischen Mochbern und Neukirch Bisher wulden zwei Eisenbabnm edienstete verhaftet. ßerdem beteiligt bezw. duich Hehlerei mit-

B) Der Ueberwachungs⸗ sigen Cissenhbahndirektion ist es im izeibehörde in Neukirch bei Breslau gelungen, gs aufzudecken.

Es handelt sich

der Reise von Hamptonroads

d jüddeutscher Werke zugeführt

Dem hier weilenden ukrai⸗ Griechenland

r in Griechenland, Granowsky,

n, te Banknoten verschiedener Länter im Werte von mehreren Millionen 1Uwend et. Granowety, der von Beruf Arzt ist, ist flüchtig. Geschädigt ist der ukrainische Staat. stammt aus der ukrainischen Gesandts

Kronen

Eines der entwendeten Pakete

B.) Nach einer Meldung des

In fanterieregimentz

hie Kaserne von tschechi⸗ o nären umzingelt. Die

ten jedoch vor der ischechischen wa 120 Häftlinge wurden von

J. Der deutsche Kutter

Aktiva. Merallbestand 9. darunter Gold.

Reichs u. Varlehns⸗ lassenscheinne⸗

Noten and. Banken Wechsel, Schecg u.

dislontierte Reichs⸗

schatzanweisungen. Lombard forderungen Gffernmn;⸗ sonstige Attiven .

Vassiva. Grundkapital

Reserpefondt ö umlaufende Noten sonstige tägl. fälllge

lonstige Passiva⸗

berechnet.

Untosten zu decken.

u (Ufa) setzt ihre Sonderveranstaltungen und Volks bele hrung s.

Verbindlichleiten . 13 072 550 000 7c 7 0οοꝝ [ 1450462000) (- 1076535000)

Handel und Gewerbe.

Nach der . der Reichsbank vom 23. April 1820 betrugen (4 und im

ergle 1920

33 1094919000 ( 66 h48 000) 1.01 T C' 6 6 C00) 0

14 541 409 000 löl 600 000 l

3 643 000 ( 623 00

3 362 683 000

142 6962 0 Q 6 783 0000) - 990 go3 oσσum

) Bestand an er, deut Barren oder autzländischen

( 4114000) 63 463 000)

37 350 220 000 28 748 206 000 12698 699 000 ( 4578256000) (— 1235827000) (- 1266115000)

10 415 000 10 171 000 7238 000 ( 6 995 000) (— 11 702 000 (4 83 000) 404 117 000 130 688 000 S5 782? 000 Sb 931 000) (4 8 O00) (4 1 438 0090) 9 5l2z S3 0000 2100122 000 1976 673 000 (C TbM 775 000) (— 61 13 000) (— 20 149 000) 180 000 000 180 000 000 180 000 000 (unverandert) (unverändert) (unverändert) 104 258 000 99 496 000 gd 828 000 (unverändert (unverändert) (unverändert)

46 228 045 00 265 874 200 000 1166103100 ( b?l 359 oo 4 3667 000 (- 163 167 0000)

11 585 569 000

ünzen, dag Kilogramm fein zu 2784 A

ich zur Vorwoche):

1919 1918 n. 6. 1932972 000 2464 725 000

1L911 845 000 2343 866 000 191000) 63 971 000)

6 b2 119 00 1472 703 000 77 6h oo) C4. 2537 6565)

1 I58 006 6 Jr 066 4 390 000 (4 3 564 000)

6 298 883 0090

2048 760 000 574 985 0090

schen Gelde und an Gold in

Nach dem Geschäftsbericht der . Dünger erxport Actiengesellschaft für das bisher geltenden Tarife bei weitem nicht aus, um die vermehrten Gegenüber dem Vorjahre stieg das Futtermittel⸗ konto um 166 547 , das Löhnekonto um 476 44 6, das Betriebs. lostentonto um 53 608 *, Aut gaben, die durch Mehreinnahmen fuͤr Grubenrtäumungen um 4665 598 und Düngerverkauf um 63 684 5 nicht wieder eingebracht werden, sodaß ein Jahresverluss von 195 963 4 bleibt. Geräumt wurden 117 896,66 cbm Grubenmasse, dabon durch Abfuhr 89 626,15 ebm und durch Auspumpen 25 269,75 cbm. Die Verhandlungen mit dem Rat der Stadt wegen Verstadtlichung Tes Unternehmens wenden weitergeführt. Am 12. April 1920 ist in Mannheim unter dem Namen Deu tz chland.? Trang gort - und Rückversicherungs. bank Aktien⸗Gefellschaft ein Unternehmen mit einem Aktientapital von 3 Millionen und einem Organisationsstock von

ahr 1919 reichten die

rivatpersonen. Ge⸗ F

schaftskongreß“ führen solle.

A450 000 4 gegründet worden. Direktor Frießner, Frankfurt, wurde zum Vorstand ernannt. Die Deuischland“ ist in eine Intereffen. gemeinschasöt mit dem „Hovad“ Versicherungskonzern in Berlin (- Hohen zollen, Vaterland , Adler /) getreten.

Unter außerordentlich zahlreicher Beteiligung aus dem Reich und dem Ausland wurde laut Meldung des . , 1. d. Me der Internationale irt schaftstongreß von Oberbürgerm iter Voigt eröffnet, der darauf hinwies, daß die Messen berusen seien, die zerrissenen Fäden zwischen den Ländern der Welt wieder an zul nüpfen. Unterstaats setretãr Hirsch betonte, daß nur eine gemein same Aktion der Weltstaaten einen europaischen Zusammenbꝛuch verhüten könne. Im Mittelpunkt der Verhandlungen stand ein Vortrag Des Staatssetretaͤrs 4. D. Dr. August Muller über die internattonals egelung der Rohstoffversorgung. Nach ihm sprachen Redakteur Feiler über die Valutafrage, der Vertreter der nieder! ändischen Handelstammer, Dr. van Saher, über die Aufgabe der mutialen Länder bei der Wiederanknüpfung des Handelsverkehrs, Professo Dr. Schmidt, St. Gallen, über die Stellung der Schweiz im inter— nationalen Handelsberkehr und am Schluß der Direktor des bul⸗ arischen Lloyd, Max Rosenbaum, Sofia, über die Aussichten des ulgarischen Wirtschaflslebens.

Der zweite Tag des Internationalen Wirt chaftskongresses begann mit dem Vortrage des Sekttionschefs im Staatsamt fur Handel Riedel Wien über die wirtschaftliche Lage Deutsch⸗Oesterreichs. Unter stürmischem, langauhaltendem Beifall jührte? er u. a. aus, daß es für die österreichische Frage nur e ine Lösung gebe: Anschluß an das Deutsche Reich. Bekenntnis ab, daß Deutschland das weitestgehende Ver⸗ stänonis für die Tage Oesterreichs habe. Es werde das Bestreben Deutschlands sein, den Anschlußgedanken zu fördern. Nach einem Bericht des Syndikus Professor Dr. Trumpler⸗ raukfurt a. M. und weiteren Ausführungen von Geheimrat Rießßer

wurde der Kongreß beauftragt, eine internationale Vereinigung der

Kausmannschaft zu bilden, die den Namen Inter s ationaler Wirt⸗ Otto Hue⸗Berlin sprach dann über die internationale Regelung der Kohlenwirtschaft und schilderte die Ur⸗ sachen der außerordentlichen Kohlenknappheit der ganzen Welt. Legien⸗Berlin berichtete über die internationale Regelung des Arbeits⸗ vertrag. Der Votsitzende Konsul Kotzenberg schloß hierauf die zwei⸗ tägige Tagung mit Worten des Dankes an die Te inehmer.

Das Landwirtschaftsamt des Freistaats Sachsen eilt laut

Meldung des W. T. B.“, über den Preisabb eraten und gesunken. Die ! ö J oblenimportfi ma in Hannover und

äutemärkten folgendes mit: Dem durch die Be erung des Marlkurses bewirkten 9 isrückgang suchen die Inter ö se . durch Ringbiäl dung zu beheben. So beschloß die achte Zentralauktion des Schutzverbandes der Häuteverwertungen Mittel. deutschlands, eine Kommission aus Gerbern, Fautegroßbandlemn und Auktionsleitern am 14. Mai in Cassel große Viehhäute n icht zur Versteig erung zu bringen sondern sie in Leipzig in einigen Wochen in Hoffnung auf 3, Börsenlage zu versteigern. Es ist Aufgabe der Prelsbehörden, voltswirtschaftlich an“ ünstigen Erscheinungen und etwaigen Uebel. . die bei der Preisbildung der knappen Rohstoff⸗ porräte keineswegs ausgeschlossen sind, ent gegenzutreten. Das Landespreisamt hat deswegen die Vorbereitung und Entwicklung der Leipziger Auktion beobachtet und war durch Beamte, die, um ähnliche Vorgänge wie bei der Casseler Auktion zu verhindern, mit weitgehenden Vollmachten versehen wa ren, auf der Auktion vertteten. Die Preisbildung bei dem weiteren ,, wird vom Landes preis amt überwacht werden. Das starke Sinken der , ,, kann unmöglich auf die Leder, und huhwarenpreise ohne Einfluß bleiben, so sehr man sich auch in gewissen Kreisen bemüht, das Publikuin von der gegenteiligen Auffassung zu überzeugen.

London, 29. April. (28. T. B.) Augweig der Bant von England. Ghesamntiicklage 23 (84 000 (gegen die Vorwoche AÄbn. 1825 00) Pfd. Sterl.,, Notenumlauf 107 834 000 (Sun. 1 871 000)

d. Sterl., Barvorrat 112 518 000 (Gun. 97 006) Pfd. Ster, Wechselbestand 76 164 000 (Abn. 4449 000) fd. Sterl., Guthaben der Privaten 122 478 0090 (Abn. 1779 006 Pfd. Steri. Guthaben des Staates 1, gos o6g (abr. 3 164 00 Ffd' Sterl, Ftotenrülag; 22 6b3 000 (Abn. 1 920 00 Pfd. Ster, Regierungsficherheiten 50 80b 000 (3un. 2 329 000) Pfd. Sterl. Verhaltnis der Rück⸗ lagen ju den Verpflichtungen 1640 gegen 17,30 vH in der Vor— woche. Clegringhouseumsatz 783 Millionen, gegen die entsprechende Woche des Vorsahres 324 Millionen mehr.

Paris, 29. April. (W. T. B.) Augweis der Bank von Frankreich. Gold in den 2 3 608 034 000 (gegen die Vorwoche Zun. 276 000) Fr., old im Ausland

19783 278 000 (unveraäͤndert) Fr., Barvorrat in Silber 244 085 666 r. 1722 000) Fr., ͤ chat 2659 C00 000 (unverändert) Fr., 630 375 000 (Abn. 59 ho2 00) Wechsel 2 308 504 000 (un. 162 662 000) 3. bõ9 563 900 (Abn. 4246 0090) Fr. Vorsch

1184 497 000 (Abn. I18 562 0007 Fr., Vorschüsse an den Staat 265 500 000 000 (unveränhert) r, Vorschüsse an Verbündete . d20 000 000 (unverändert) Fr.,, Notenumlauf 37 657 5960 066

uthaben beim amerikanischen Staatg⸗ Guthaben im Ausland Fr. hom Moratorium nicht betroffene gestundete Wechsel üsse auf Wertpaplere

Zun. 360 858 000) Fr. Schatzgut haben 89 842 000 (Abn. 212 989 000 r., Privatguthaben 3 3780 466 000 (3un. 41 O80 00) Fr.

Wagengestellung für Kohle, Koks und Britettz am 29. April 1920.

—— DOberschlesisches Revier

Ruhrrevier Anzahl der Wagen 1 21 021 8 884 Nicht gestellt .. Beladen zurück⸗ gente, 20 5h8 8 844

Berichte von auswärtigen Wertpapiermärkten.

London, 30. April. (B. T. B.. Wechsel auf Veutschland zl8. 0, Wechsel a, nt; a , zo. Were e, bah 3 Monate 64,16, echsel auf Brüssel 60, 25. Privatdiskont 6z, Silber loko —, do. auf Lieferung —.

Am st er dam, 1. Mai. W. C. B.) Wechsel auf London 10,56 Wechsel auf Berlin 4,30 Wechsel auf Paris 1656, Wechsel au Schweiz 48.90, Wechsel auf Wien 133, Wechsel auf Kopenhagen 41090, Wechsel auf Stockholm 58, 86, Wechsel auf Christian la 53, 50 Wechsel auf New Jork —— Wechsel auf Brüssel Wechsel auf Madrid —— Wechsel auf Italien —— 5 oso Niederlanz. Staatsanleihe bon 1910 hifi, 3 Yso Niederländ. Staatsanleihe 5s, Königl. Niederländ. Petroleum g263, Holland Amerika, Linie 08, Niederländisch⸗Indische Handelshant 308. Atchison, Topeka & Santa Föé 88, Rock Island 674, Southern Pacifie 104, Southern Rall= way Unlon rf Angconda 131, United States Ste Corp. 1063, Französisch⸗Englische Anleihe Hamburg · Amerika Linie ——. Tendenz: Fest. ö

Kopenhagen, 1. Mai,. (W. T. B.) Sichtwechsel auf Stockholm 125,55, do. auf Christiania 11275, do. auf Hamburg

Londen 18.93, do auf Berlin 8, 25, do. auf Paris 28 25, Brüssel 30,50, do. auf schwehzerische Plätze S3, 95, do. auf Amsterdam

106,569, do. auf London 22,60. do, auf Paris 36,00. do. auf Antwerpen

38,25, do. auf schweizerische Plätze 164, 0, do. auf Ämsterdam 214 00,

do. auf Helsingfors 51 26, do. auf New YJort 59b, 00. Am 30. April

war die Börse geschlossen. Stockbolm, 1. Mat. (W. T. B.) Sichtwechsel 9 do. au

171,02. do. auf Kopenhagen 79, 45, do. auf Christiania do, 25, do.

auf Washington 473, 00, do. auf Helsingfors 25,06.

Lujensty vom Handelsvertragsvereln legte das

2

Zweite Beilage

zum Deutschen Reichsanzeiger und Preußischen Staatsanzeiger.

M B..

Nichtamtliches.

(Fortsetzung aus der Ersten Beilage.) Preußische Landes versammlung. 141. Sitzung vom 29. April 1920.

Nachtrag.

Bei Fortsetzung der Besprechung der großen Anfragen

und Anträge, betreffend die Aufhebung der Ein⸗ wohnerwehren, die Bildung von . die Umbildung und Verstärkung der staat⸗ lichen Sicherheitspolizei, die Zustände im rheinisch-westfälischen Industriegebiet, die Entschädigung für den Aufruhr im Ruhrgebiet und den Schutz der Einwohner und des Eigentums, hat der Minister des Innern Severing folgendes ausgeführt: Meine Damen und Herren! Ehe ich mich den Interpellationen zuwende, gestatten Sie mir, daß ich mit einigen Worten auf die Aus— führungen meines Herrn Vorredners eingehe. Ich möchte zunächst meiner Freude darüber Ausdruck geben, daß er namens seiner Partei an die Spitze seiner Ausführungen die Worte des alten sozialdemo—⸗ kratischen Kampfliedes gestellt hat:

Nicht mit dem Rüstzeug der Barbaren,

Mit Flint und Speer nicht kämpfen wir.

Würde diese Auffassung Gemeingut aller politischen Parteien werden, würde man versuchen, mit den Waffen des Geistes diejenigen Neue rungen und Aenderungen in unserem politischen Leben herbeizuführen, die die einzelnen Parteien für notwendig halten, dann würden nicht allein die Erörterungen dieser Art überflüssig sein, sondern es würden auch die Ursachen dieser Erörterungen in Fortfall kommen, und die Bahn für eine freiheitliche und friedliche Entwicklung in Deutschland wäre frei. (Sehr richtig! links) Wir sind leider noch nicht so weit, und ich befürchte, es werden noch einige Monate ins Land gehen, innerhalb deren einige politische Gruppen, die Radikalen von links und die Radikalen bon rechts, versuchen werden, mit Gewalt ihre politischen Ziele zur Durchführung zu bringen. Angesichts dieser Befürchtungen, die nicht unbegründet sind, wird die Staatsregierung da stimme ich verschiedenen Rednern in diesem hohen Hause bei venpflichtet sein müssen, mit aller Sorgfalt darüber zu wachen, daß das Gemeinwesen keinen Schaden erleidet. (Sehr richtigh Herr Abgeordneter Steinbrink hat bemängelt, daß die Reichs— und Staatsregierung, soweit die Staatsregierung überhaupt einen Einfluß auf diese Dinge nehmen konnte, statt Truppen nach Berlin zu konzentrieren, die Truppen nach dem Ruhrgebiet entsandt hat. Ich habe in den ersten Tagen des Kapp⸗Putsches im engeren Kreise eintger prlitischer Persönlichkeiten erwogen, ob nicht zur Bekämpfung der Kapp⸗Gefahr in Berlin Truppentransporte nach dorthin möglich wären. Die Erörterungen darüber haben aber nicht lange gedauert, denn er stellte sich bald heraus, daß selbst diejenigen Truppenteile, die mit den Kapp und Genossen nicht fraternisierten, die Gegner des Kapp⸗Putsches waren, nicht dazu zu bewegen gewesen wären, auf rebellische Truppen zu schießen. (Hört, hört! links) Ein Trüppentil hätte sich nicht gegen den anderen in Bewegung gesetzt. (Hört, hört! links Wenn man trotzdem versucht hätte, einzelne Kömpagnien oder Bataillone nach Berlin zu dirigieren, dann, glaube ich, wäre das ein ganz vergebliches Bemühen gewesen. (Hört, hört! links) Denn ich frage mich vergeblich: wer hätte die Direktion übernehmen sollen? Welcher General stand in jenen Tagen bereit, eine solche Truppenzusammenfassung herbeizuführen? (Sehr gut! links) Herr Abgeordneter Steinbrink irrt, wenn er glaubt, daß ich in jenen Stunden, als die Abberufung von Rudorff vereinbart war, zu wenig Autorität gehabt hätte, um die der Diüsseldorfer Deputation gegebene Zusage zur Anerkennung zu brigen. Es war noch in Gegenwart der Düsseldorfer Deputation angeordnet worden, daß der als ruhig und zuverlässig bekannte Generalmajor v. Gill haustzn Garnisonältester und Truppenkommandant in Düsseldorf werden sollte. Wenn diese Maßnahme nicht ausgeführt ist, so lag das nicht an dem guten oder bösen Willen des Militärbefehlshabers, sondern daran, daß der Generalmajor v. Gillhausen nicht in der Lage war, den Weisungen der Militärbefehlshaber Folge zu leisten. Er ist auf dem Transport nach Düsseldorf angegriffen worden und hatte alle Mühe, sich der auf ihn eindringenden Arbeitertruppen zu er— wehren. Hier lag also kein Bruch des von mir gegebenen Ver— sprechens vor, auch kein Beweis dafür, daß Anweisungen der Militär- befehlshaber sabotiert wurden sondern die rein technische Unmöglich— keit, die Maßnahmen des Reichswehrkommandos auszuführen.

Was der Abgeordnete Steinbrink über die Vorgänge in Coesfeld gesagt hat, wo die staatsbürgerlichen Rechte in weitgehendem Maße beschnitten worden sind dadurch, daß sogar Mitglieder der Landes— versammlung der Kontrolle unterworfen waren, so entzieht sich die Abstellung dieses Mißstandes der direkten Einwirkung der Staats regierung. Der Abgeordnete Steinbrink sagt selbst, daß es sich um Zeitfreiwillige handelt. Diese unterstehen aber nicht dem Reichs wehrminister; ich werde nichtsdestoweniger beim Reichswehrminister interpellieren.

Der Abgeordnete Steinbrink hat nicht recht, wenn er sagt, daß 256 Kanonen, die in Stettin vom Polizeipräsidenten in Vemwwahrsam genommen sind, ins Ausland verschoben werden sollten. Nach den Auskünften des Reichswehrministers handelt es sich bei diesem Trans- port um Munition, die zur Armierung Königsbergs verwandt werden sollte. Aus der Tatsache, daß durch den Polizeiprasidenten in Stettin die Beschlagnahme erfolgte, wollen Sie erkennen, daß die preußische Staatsregierung wachsam ist und nicht zulassen wird, daß Waffen nach dem Auslande verschoben werden oder daß Waffen in großer Zahl in die Hände von Leuten kommen, die vermutlich diese Waffen einmal gegen die eigenen Volksgenossen richten können. Unsere

Sicherheitspolizei in Pcmmern ist auf dem Posten. Das ist nicht allein bewiesen durch die Beschlagnahme dieser großen Sendungen von Kanonen, sondern auch durch die Waffenbeschlagnahmen, die überall dort erfolgten, wo sich Waffen in den Händen Unberufener

Berlin, Montag, den 3. Mai

Es ist richtig, daß in Recklinghausen, in Mülheim, in Duisburg und Essen und in anderen Orten willkürliche Erschießungen durch Soldaten vorgekommen sind. Wenn ich Ihnen, besonders den Herren von der Rechten, die meine Tätigkeit als Reichs⸗ und Staatskommissar kritisieren, einmal eingehend die Gründe für meine Haltung klarlegen sollte (Zunuf des Abg. Rippeh ich weiß nicht, ob der Hert Präsi⸗ dent mir eine Ausnahmestellung einräumt und mich nicht auch dem Beschluß des Aeltestenausschusses unterwirft wenn ich hier statt einer Stunde zwei Stunden reden könnte, würde ich im einzelnen aus⸗ einandersetzen können, warum ich gewartet und alle politischen Mittel in Anwendung gebracht habe, ehe die ultima ratio sprechen sollte. Herr Rippel, ich möchte Ihnen den vornehmsten Beweggrund meiner Haltung anführen.

Mir war aus meiner Praxis, aus den Erfahrungen des letzten Jahres bekannt, daß, wenn sich Reichswehrsoldaten und Arbeiter= massen in einander verbissen, daß es dann ohne ein Blutbad nicht ab⸗ ging. (Gehr richtig) Ueberall, wo im vorigen Jahre kleinere Zu— sammenstöße zwischen Arbeitern und Reichswehrsolnaten stattgefunden haben, hat sich herausgestellt, daß die Reichswehrsoldaten allzu leicht geneigt waren, nicht nur zur Wiedeyvherstellung der öffentlichen Ruhe und Ordnung einzumarschieren, sondern Rache zu nehmen an den- jenigen, von denen sie glaubten, daß sie in irgendei nem Zusammenhange lsehr richtig. Widerspruch im Zentrum und vechts) Meine Herren, wenn Sie sagen, das ist nicht wahr, so kann ich Ihnen ent⸗ gegnen, daß Sie die Dinge nicht kennen. (Erneuter Widerspruch. Zuruf: Und umgekehrt?! Ich habe doch in den Dingen gestanden. Herr Abgeordneter (Zuruf: Umgetehrt auch?) Aber das bestreite ich ja gar nicht, daß es umgekehrt genau so richtig ist. Es wird inner⸗ halb und außerhalb Ilions gesündigt, und was ich hier den Reichs— wehrsoll taten zur Last gelegt habe glauben Sie keineswegs, daß ich in all diesen Dingen, die gleichartig zu behandeln sind, die anderen freisprechen wollte! O nein, was am Essener Wosserturm vorgekom⸗ men ist, was sich in Dortmund, in Essen bei den Beamten der Sicher⸗ heitspolizei, die Arbeitertruppen waren im besten Sinne des Wortes, abgespielt hat, ist min destens ebenso schlimm wie die Vorkommnisse, die im letzten Jahre von den Reichswehrsoltaten verübt worden sind. ( Hört, hörth

Weil ich wußte, daß es ein Kampf aufs Messer in des Wortes verwegenster Bedeutung werden würde, daß die eine Truppe sich an der anderen festbeißen würde die Leute wußten, daß es einen Kampf auf Leben und Tod galt deshalb habe ich vor dem Einsatz der ultima ratio alle politischen Mittel hier spielen lassen. (Brawol links.)

Die Erschießungen, von denen der Herr Abgeordnete Steinbrink gesprochen hat, waren nicht Vollstreckungen von Todesurteilen, gefällt von Standgerichten oder außerordentlichen Kriegsgerichten, sondern rein willkürliche Erschießungen; irgendeine Truppe, die dazu keinen Auftrag hatte, hat sich Leute herausgeholt, die im Geruch des Bol— schewismus oder Spartakismus stanten, und derartige Leute sind ohne Federlesen in einer ganzen Reihe von Städten erschossen worden. Das ist amtliches Material, das mir von den von mir eingesetzten Zivil⸗ kommissaren beweiskräftig zugetragen worden ist. Je offener wir über diese Dinge sprechen, um so leichter ist es, alle Gemüter zu be—⸗ ruhigen, um so leichter wird es sein, Sie, meine Herren von der Rechten, dabon zu überzeugen, daß Reichs- und Staatsregierung ge— wichtige Gründe gehabt haben, wenn sie nicht gleich mit dem Rüst⸗ zeug der ultima ratio vorgegangen sind. (Sehr richtig) Ich bin übeneugt, wir werden uns noch sehr viel einiger werden, wenn alle einschlägigen Verhältnisse allen belannt werden.

Wenn der Herr Abgeordnete Steinbrink davon gesprochen hat, daß die andere Seite das Bielefelder Abkommen nicht gehalten hat, so ist scon durch einen Zuruf aus dem Hause festzustellen versucht worden, wer die amt ere Seite eigentlich sei. Ueber das Bielefelder Abkommen ist in den Zeitungen viel geschrieben, in den Parlamenten sehr viel gesprochen worden. Ich glaube aber, es besteht trotzem oder vielleicht deswegen noch große Unklarheit über dieses Abkommen. (Sehr gut! links) Der Herr Abgeordnete Ludwig weiß es, wie fast keiner hier im Hause, daß das Bielefelder Ablommen ein Versuch war, die kämpfenten Gruppen auseinanderzubringen, ein Blutbad zu ver— meiden. Aber es ist nicht getroffen worden, wie man sonst Verein- barungen trifft, in denen gleichbevechtigte und autorisierte Kontra— henten zusammentreten. Die Mitglieder der Reichg- und Staats. vegierung hatten keine besonderen Vollmachten und die Mitglieder der kämpfenden Arbeitertruppe oder ter kämpfenden Arbeiterorganisationen waren ebenfalls nicht ausdrüchlich von dem Gros der Arbeitertruppen autorisiert worden, Vereinbarungen zu treffen. Das hat sich später

herausgesteut. Wenn Herr Ludwig und seine engeren politischen Freunde auch in der Vombesprechung in Bielefeld der Auffassung waren, daß sie zu Abmachungen autorisiert seien, so hat sich durch die Sabotage ihrer Anorh nungen durch die Mülheimer, Weseler, Essener usw. später herausgestellt, daß sie einen großen Teil der kämpfenden Arbeitertruppen nicht hinter sich hatten. Das Bielefelder Abkommen war darum nur ein Versuch, eine Verständigung herbeizuführen. Die Vempflichtungen konnten nicht ohne weiteres zwingend auf der einen Seite für die Reichsregierung sein, und auch nicht zwingend für die andere Seite. Unter gewissen Voraussetzungen so war in dem Bielefelder Abkommen festgelegt sollte vom Einmarsch ter Reichs— wehr Abstand genommen werden. Diese Voraussetzungen waren im einzelnen festgelegt. Wenn die „andere Seite“ die Staats. und Reichsregierung sein soll, so muß ich sagen, haben die Vertreter der Reichs. und Staatsregierung sich ehrlich bemüht, dasz Abkommen in all seinen Punkten zu erfüllen. Allerdings, schon wärend der Biele— felder Verhant lungen wurde uns mitgeteilt, daß troßz des am Abend vorher geschlossenen sogenannten Waffenstillstandes Wesel weiter be— schossen wurde. (Hört, hört! im Zentrum) Die Ambeitewertreter haben sich während der Bielefelder Verhandlungen dann zwar chrlich bemüht, durch Telephonsprüche, durch Depeschen das Abkommen auch um Wesel herum zur Anerkennung zu bringen. Das ist, wie der

E44.

Anderes aber ist eingetreten. Als ein Hagener Freund des Herrn Abgeordneten Ludwig sich in Mülheim, dem Sitze der Saboteure des Bielefelder Abkommens, bemühte, dort den Leuten Vernunft beizu⸗ bringen, als er ihnen auseinandersetzte, daß insbesondere die hartnäckige Beschießung Wesels das Bielefelter Ablommen über den Haufen werfen würde, hat man eben diesem Freund des Herrn Abgeordneten Ludwig, dem Führer der Hagener Unabhängigen Partei, Joseph Ernst, mit Erschießen gedroht ( Abgeordneber Ludwig: Und festge nommen) und festgenommen, und es ist dem Herrn Ernst nur mit besonderer List gelungen, den Mülheimer Saboteuren zu entgehen. Später ist ihm in Münster gesagt worden, daß, wenn er sestgehalten geblieben wäre, er mit dem Leben nicht davongekommen wäre. Man hatte ihn genau so wie ale anderen, die an dem Bielefelder Abkommen mit⸗ gewirkt hatten, als Verräter der Arbeiter bezeichnet.

Meine Damen und Herren, Sie wollen daraus erkennen, daß es nicht angeht, die andere Seite, nämlich die Staats- und Reichs regierung, verantwortlich zu machen, wenn das Bielefelder Abkommen seiner Zweckbestimmung nicht gerecht geworden ist, denn die ersten, die das Bielefelder Abkommen gebrochen hatten, waren die Arbeiner⸗ truppen, die nicht vom Kampfe ablassen wollten und glaubten daß sie durch die Einnahme von Wesel und von Münster das war tas spätere Ziel den deutschen Militarismus zu Boden schlagen könnten. (3Zurufe im Zentrum: Sie wollten ja ganz etwas anderes, das wollten sie gar nicht! Zurufe bei den Unabhängigen Sozialdemokraten.)

Gestatten Sie mir nun, daß ich mich den Anfragen zuwende und da möchte ich den Dispositionen folgen, die die Numerierung der Anfragen mir eigentlich automatisch bietet. Die Herren Graef (Anklam) und Genossen fragen an, welche Gründe die Regierung dazu veranlaßt hätten, die einleitenden Schritte zur Auflösung der Ein— wohnerwehren zu tun. Die Herren Graef und Genossen behaupten, daß die Regierung der süddeutschen Länder sich gegen das Verlangen des Feindbundes gewandt hätten, daß die preußische Regierung es aber unterlassen hätte, entsprechende Maßnahmen bei der Reichs— regierung einzuleiten. Wenn ich mit einem Satze die Intenpellation beantworten müßte, würde ich sagen: die preußische Staatsregierung hat die Auflösung der Einwohnerwehren verfügt, weil sie mit allen verantwortlichen Männern in Deutschland das dringendste Interesse

kommen. Ich glaube, wir alle wünschen in diesen Tagen nichts Sehn licheres, als daß unsere Landsleute in Frankfurt, in Hanau und in anderen besetzten Städten des Maingaues recht bald die französische Besetzung wieder loswerden. Hätten wir, meine Herren, am 10. April nicht schleunigst dem Verlangen des Feindbundes Rechnung getragen, hätten wir nicht den Beweis geliefert, daß es uns ehrlich um eine Entwaffnung die uns durch den Friedensvertrag aufgezwungen worden ist zu tun war. dann wäre nicht allein zu befürchten ge— wesen, daß die Besetzung Frankfurts für eine längere Zeitdauer erfolgt wäre, sondern es liegen für uns Beweisstücke vor, daß man sich in den Kreisen des Feindbundes ernstlich mit dem Gedanken einer Besetzung des Ruhrreviers getragen hat. (Zuruf rechts: Infolge des Vorgehens des Herrn Braß) Man mag über das Vorgehen des Herrn Braß denken, wie man will, aber so naib, Herr Kollege, werden Sie nicht sein, zu glauben, daß der Feindbund allzuviel auf die Vor. stellungen des Herrn Braß gegeben hat. Nein, die Herren haben ein wirtschaftliches und politisches Interesse daran, recht bald in den Be— sitz des Ruhrkohlengebietes zu kommen. Würden sie einen derartigen Plan ausführen darüber sollten Sie sich keinen Augenblick im Zweifel befinden dann würde es dem Feindbund sehr viel leichter sein, seine Separationsbestrebungen in Deutschland durchzuführen. Würde denjenigen Bayern, die sich mit Separationsideen tragen, klar gemacht werden, daß sie von den Franzosen mit Kohlen aus dem Ruhr= gebiet versorgt werden können, dann hätten diese Elemente für die Separationsbestrebungen nnter ihren Landsleuten leichtes Spiel. Wir hatten deshalb ein dringendes Interesse daran, beim Auslande, besonders bei unseren Feinden, nicht den Cindruck aufkommen zu lassen, als ob wir es mit der Erfüllung unserer im Friedensvertrage über. nommenen Verpflichtungen nicht ernst nähmen. Trotzdem sind von der Reichsregierung doch noch Schritte unternommen worden, die darauf abzielen, Preußen und Deutschland bis zu dem Zeitpunkte, wo ein Uebereinkommen mit dem Feindbund herbeigeführt wäre, nicht ohne Schutz ju lassen. Die Einwohnewwehren mußten aufgelöst werden, wir sind aber davon überzeugt, deß an die Stelle der Ein— wohnerwehren ein anderer Schutz gesetzt werden muß; ich werde im weiteren Verlaufe meiner Ausführungen, bei der Besprechung des Antrages Dr. Friedberg und Genossen, darauf zurückkommen.

Aber, meine Herren, wenn die Staatsregierung zu einer Auflösung der Einwohnerwehren kam, so nicht allein aus dem Grunde, weil den Feindbund erneut diese Auflösung gefordert hatte. Dem aufmerk⸗ samen Beobachter der Tätigkeit der Einwohnewehren war doch all⸗ mählich die Erkenntnis aufgedämmert, daß diese Organisation nicht überall und nicht immer den notwendigen Schutz, den man sich von ihr versprochen hatte, gewährleistete. (Sehr wahr! links) Fragen Sie einmal, Herr Kollege Rippel, die Oberbürgermeister des rhein sch⸗ westfälischen Industriebezirks (sehr richtig! links). wie sie über die Einwohnerwehren denken. Es heißt in der Interpellation der Herren Dr. v. Krause und Genossen, wenn ich das gleich vorwegnehmen darf, daß die Ordnung und Sicherheit im rheinisch⸗westfälischen Industrie⸗ gebiete durch die Entwaffnung der Cinwohnerwehren gefährdet sei. Eine unsinnigere Behauptung gestatten Sie diesen harten Aus-= druck ist mir lange nicht vorgekommen. Wer die Dinge im rheinisch⸗westfälischen Industriegebiet kennt, stimmt mit mir überein. in der Feststellung, daß die dort aufgestellten Einwohnerwehren im günstigsten Falle Waffenarsenale, im schlimmsten Falle aber Rekru= tierungsgebilde für die Putschisten von rechts oder links sein können. Sie sind das auch im großem Umfange gewesen. (Hört, hört! links.)

Wenn man heute fragt: Wie ist es möglich gewesen, daß sich die aufständischen Arbeiter in den Besitz der Waffen setzen konnten, daß sie innerhalb kurzer Zeit Tausende von Waffen haben an sich reißen können? dann ist eine Antwort auf diese Fragen so zu formulieren:

befanden.

hartnäckige Fortgang der Beschießung Wesels beweist, nicht gelungen.

die aufständischen Arbeiter wußten sehr gut, wo Waffen bei den Mit

daran hat, daß wir nicht noch mehr unter die Fesseln des Feindbundes