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der Staatsregierung Preußen zu einer Demokratie und die Preußen zu Demokraten zu machen. (Bravoh Wir befolgen damit nur ein Nezept das uns in den Kapp⸗Tagen der verflossene Innenminister Herr v. Jagow gegeben hat. Die erste Amtshandlung des Herrn v. Jagow bestand darin, den Personalreferenten des Innenministers zu sich zu bitten und ihm zu eröffnen, daß alle nicht verläßlichen Beamten abgesezt seien. (Zuruf rechts: Ganz nach Ihrem Musterh — Nach unserem Muster, meinetwegen! Aber Sie dürfen uns dann daraus keinen Vor⸗ wurf machen, daß wir nun auch unserem Muster treu bleiben. Guruf: Einer lernt es von dem anderen) Ich stelle mit Genugtuung fest, daß wir es von den Deutschnationalen gelernt haben sollen, die Landräte zu „maßregeln“. Tageszeitung“, die „Kreuzzei lung“ und die anderen Blätter der Rechten ein, daß sich die Herren ihre moralische Entrüstung schenken; es hat dann wirklich keinen Zweck, über die Maßregelungtwut zu zetern.
vorgehen, die arJ Kapp -Putsch beteiligt waren. dem Lande schuldig zu sein, das von der demokratisechn Regierung ver— langt, daß auch der Verwallungsapparat demokratisch geführt wird. Das wäre eine merkwürdige Republik, deren Einrichtungen Herren deutschnationaler und monarchischer Gesinnung anvertraut würden. Soweit sich die Herren der Deutschnationalen Partei oder der Deutschen Volkspartei loyal ohne Hinterhalt auf den Boden der Tat- sachen, auf den Beden der Republik, auf den Boden der Demokratie stellen, so weit werden sie auch im Staatedienste Verwendung finden können. Aber wenn dieses Bekenntnis nicht ehrlich ist, wenn es nur in der Hoffnung abgegeben worden ist, daß doch recht bald die Morgen. rößte der Monarchie wieder scheinen wird, wenn die Herren das Ver⸗ sprechen nur abgegeben haben, um Zeit zu gewinnen, Organisationen für cinen neuen Pulsch zu schaffen, dann werden sie es der Staats- regierung nicht verübeln können, wenn sie diesen Bestrebungen zuvor⸗ kommt und die Beamten von dem verantwortungsvollen Posten enthebt. (Sehr richtig)9 Das möchte ich zu der Anfrage der Herren Graef und Genossen sagen.
und Genossen zu. Soweit Ziffer 1 dieser Anträge in Betracht kommt, bie in Preußen noch bestehenden Einwohne wehren aufzulösen, so ist
an. Ich habe Ihnen eben noch auseinandergesetzt, daß wir in einigen Benirken nicht die freiwillige Abgabe abwarten dürfen, daß in einigen Bezirken schneller vorgegangen werden muß. Wie in Stettin, so wird auch in anderen Orten Deutschlands die Sicherheitspolizei in nächster Zeit eine Razzia nach Waffen vornehmen. Guruf: Auch im Wuppertal
der Herren Hoffmann und Genossen möchte ich dahin präzisieren, daß uns einstweilen noch keine Möglichkeit gegeben ist. Ortswehren auf ⸗ zustellen. Ueber die Form des Ersatzes der Einwohnerwehren können wir erst dann Beschluß fassen, wenn wir dutch die Verhandlungen der Reichsregierung mit der Entente wissen, was die Feinde uns zu kon— zedieren bereit sind. der Einwohnerwehren ein verläßlicher Schutz gesetzt werden muß. Auf hem Lande wird dieser Schutz wahischeinlich ein Flurschutz sein
gliedern der Ginwohnerwehren zu holen waren ssehr gut! und Heiterkeit, und die Mitglieder der Cinwohnerwehren haben sich nicht erst lange gesträubt, die Waffen abzugeben (sehr gut! links), einmal aus Furcht, daß es ihnen im Weigerungsfalle schlimm ergehen könne, dann aber auch,
2, D
weil sie zu einem Teil mit den Absichten der aufständischen Arbeiter
sympathisierten. Ein Teil der Ginwohnerwehren im Hagener und Dortmunder Bezirk hat sich den aufständischen Arbeitern ange—⸗ schlossen. Die Cinwohnerwehren sind deshalb im Industriegebiete nicht der Schutz gewesen, den man sich im vorigen Jahre von dieser Ein⸗ tichtung versprochen hat. Ich weiß sehr wohl, daß, soweit die Einwohner⸗ wehren Flurschutz treiben konnten, sie in der Tat auf dem Lande sehr Nützliches geleistet haben. Ich möchte Beschuldigungen da durchaus nicht derallgemeinern und deswegen ausdrücklich die Feststellung treffen, daß die Ginwohnerwehren in einigen Provingen ihrer Zweckbestimmung nurchaus gerecht geworden sind, damit meine ich nicht Podmern, nicht Schlesien und andere östliche Provinzen. (Eebhafte Zustimmung links.)
Meine Damen und Herren, wenn wir im Osten Deutschlands zu den unerfreulichen politischen Verhältnissen gekommen sind, wenn jetzt die Bevölkerung dieser Provinzen nervös geworden ist, wenn sie von einem Tage zum andern neue Putsche befürchtet, liegt das nicht zuletzt daran, daß durch Militärkommandos und andere Behörden nicht nur die Mitglieder der Ginwohnerwehren mit Waffen versehen sind, sondern darüber hinaus einige Ortschaften sich ganze Waffenarsenale verschafft haben. (Wiederholte Zustimmung links) Erst in den letzten Tagen haben wir ein Abkommen dahin getroffen, daß durch die Mitglieder der Pommerschen Sicherheitspolizei diese Waffenarsenale ausgehoben werden. Wir wollen zu einer Beruhigung der östlichen Provinzen, wir wollen dahin kommen, daß wir alle der Waffen entkleiden und daß nur diejenigen Waffen tragen, die von uns dazu befugt sind. Gebhafte Zustimmung links — Große Unruhe und Zurufe rechts.)
Meine Damen und Herren, gestatten Sie mir, daß ich in diesem Zusammenhang auf einige Ausführungen eingehe, die gestern hier der Herr Abgeordnete Graef (Anklam) gemacht hat. In der Begründung der Interpellation der Herren von der Deutsch⸗nationalen Partei sagte er unter anderm:
Die Schuldigen am Kapp-Putsch soll man mit der Strenge des Gesetzes treffen. Aber man soll nicht mit zweierlei Maß messen. Man soll den gutgläubigen Mitläufern die Amnestie nicht versagen. Man hat jetzt Landräte entlassen, gemaßregelt oder beurlaubt; auch Gustizbeamte sollen gemaßregelt werden.
Nach dieser Fassung scheint es mir so, als ob der Herr Abgeordnete Graef (Anklam) der Meinung ist, daß man die Landräte auch zu den gutgläubigen Mitläufern zählt. Ich möchte die Landräte gegen diese Auffassung in Schutz nehmen. (Sehr gut Die preußischen Landräte verfügen nach meiner Meinung über ein so hohes Maß von politischer Bildung, daß sie sehr gut gewußt haben, worauf es Kapp und Genossen am 13. März ankam. (-Sehr gut! und Heiterkeit; Wenn sie jetzt aus dem Dienst enklassen werden, dann trifft sie nur die verdiente Strafe. Ich könnte es der Volksvertretung gegenüber nicht verantworten, daß Landräte in ihren Aemtern blieben, die sich am 13. März und in den folgenden Tagen aktiv am Kapp -Putsch beteiligt haben. (Hört, hört! und Sehr wahr) Die Maßregelung, wie Sie es nennen, wird fort— gesetzt. Eine Provinz nach der andern wird bereinigt werden (Bravo) so lange, bis wir einen Beamtenapparat bekommen, der bereit ist, mit
Aber dann wirken Sie bitte doch auf die „Deutsche
Ich wiederhole: wir werden unnachsichtlich gegen alle die Beamten Wir glauben das
Ich wende mich nun dem Antrage der Herren Molph Hoffmann
diesem Antrage bereits entsprochen worden. Die Waffen aus⸗ chließlich von den kommunalen Behörden sammeln zu lassen, geht nichi
Die Stellungnahme der Staalgtegierun zu Ziffer 2 des Antrages
Wir sind aber der Meinung. daß an die Stelle
Elemente, die ich auf allen Seiten dieses Hauses wähne, die dringende
zuführen versucht werden. stützt werden von allen Elementen, die es mit uns darauf anlegen wollen, daß wir in Deutschland wieder zu vernünftigen wirtschaftlichen
vor wenige Tage vor dem Kapp-⸗Putsche doch unverkennbar war,.
abgespielt haben.
ich muß auch an dieser Stelle noch einmal unterstreichen, was in der Nationalversammlung wiederholt festgestellt worden ist und auch heute früh schon mein Freund Steinbrink hier ausgesprochen hat: ohne den Kapp⸗Putsch wäre die Ruhe und Ordnung im rheinisch-westfälischen
durch die Vorgänge des 13. März und der folgenden Tage feststellen
Das ist durchaus zuzugeben. Ich habe Kentnis von den Greignissen
die Gruppen mit ihrer Agitation großen Lärm in der Oeffentlichkeit gemacht haben, wären ihre Bestrebungen gang unmöglich geblieben, wenn ibnen nicht die Herren Kapp, Lüttwitz und Jagow den Boden
geebnet hätten. gefährlichen Situationen, die eine Entladung der kommunistischen
können, in der Sladt werden die Ortswehren wahrscheinlich den Charakter der Arbeiterwehr tragen können, ohne daß damit eine ein⸗ seitige Bevorzugung einer Klasse ausgesprochen ist. (Hört, hört! rechts.) Das ist selbstverständlich. Wir können in Mecklenburg und Hinter⸗ pommern und in rein agrarischen Bezirken keine Wehren aufstellen, in denen nach den 55 8 und 9 der Berliner Vereinigung verfahren wird, weil wir die gewerkschaftlich organisierten Arbeiter entweder gar nicht oder nur ganz schwach vertreten haben. Auf dem Lande werden die Flurschutzformationen den Charakter ländlicher Wehren tragen. In den Industrieorten werden die Wehren mehr den Arbeitereinschlag tragen. Ist das etwas Wunderbares? Man könnte sich darüber ent⸗ rüsten, wenn man sagte, es würden Arbeiter ausschließlich einer ganz bestimmten Gesinnung aufgenommen, auf dem Land ausschließlich Mit—⸗ glieder der Deutschnationalen Volkspartei oder Deutschen Volkspartei, in den Industriestädten nur Sozialisten. Wir können nicht schema—⸗ tisieren. Die Verhällnisse in Rheinland und Westfalen sind anders als in Pnrͤrmmern und Mecklenburg. Wir müssen die wirtschaftliche Struktur der einzelnen Bezirke berücksichtigen und können nicht mit einem Berliner Schema die komplizierten Fragen des Schutzes dort regeln wollen. (Sehr richtig! bei den Deutschen Demokraten und links.) Ich bitte deshalb, daß man auch in dieser Frage der Staats regierung Vertrauen entgegenbringt. Sie wird das Land nicht ohne Schutz lassen.
Es wird weiter von den Herren Abgeordneten Adolph Hoffmann
und Genossen beantragt: die Sicherheitswehr dadurch ihres militärischen Charakters zu ent— kleiden, daß Mitglieder der zu 1 und 2 erwähnten Organisationen in die Sicherheitswehr aufgenommen werden, bis sie eine zuverlässige republikanische Truppe geworden ist.
Die Sicherheitspolizei soll nach den Intentionen der Staats- regierung ihres militärischen Charakters entkleidet werden. Eine straffe Organisation mit Beibehaltung der straffsten Diszivlm ist aber unumgänglich notwendig, wenn die Sicherheitspoligei ihrer Aufgabe gerecht werden soll. Wir werden deshalb darauf halten, daß diese Truppe straff diszipliniert bleibt, auch daß sie eine zuverlässige republikanische Truppe wird. (Lebhafte Zustimmung links. — Zuruf.) Es ist sehr wichtig, Herr Dr. Weyl, aber weil es wichtig ist, darf man uns auch keine einseitigen Vorschriften auferlegen wollen. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten und Deutschen Demokraten.) Man darf uns die Rekrutierungsgebiete nicht einfach vorschreiben. Wir müssen die zuverlässigen Mitglieder der Sicherheitspolizei dort hernehmen, wo wir sie finden. (Allgemeine Zustimmung. — Abg. Dr. Weyl: Sie finden sie bei den Arbeitern eher Das weiß ich auchl
Aber ich möchte keinen Zweifel darüber aufkommen lassen, daß die Emungenschaften der Revolution nicht nur von den Bolschewisten von rechts gefährdet worden sind, sondern auch von links. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten und Deutschen Demokraten.) Wir müssen uns auch, um uns gegen die Bestrebungen zu sichern, die links hervorgetreten sind und die offensichtlich bezwecken, auch die Sicher⸗ heitspolizei zu zermürben und sie für die Kämpfe, wenn sie erforderlich werden sollten, unbrauchbar zu machen, llebhafte Zustimmung bei den Sozialdemokraten und Deutschen Demokraten), mit derselben Wach samkeit gegen links wenden. (Zuruf rechts: Na, nal) Die heutige demokratische Regierung steht zwischen Scylla und Charvbdis. Sehr richig) Sie würde ihre Aufgabe sehr viel leichter durchführen können, wenn sie einem Druck weichen könnte. Wenn wir aber jetzt den Herren von der linken Seite dieses Hauses sagten, daß die destruktiven Persönlichkeiten einer Gruppe, die hier im Hause nicht vertreten ist, uns vewpflichten, auch gegen links vorsichtig zu sein, so zweifeln Sie (nach rechts) daran. Wenn wir den Herren von links erklären: Wir sind achtsam auch gegen die Gefahren von rechts — — (Zuruf von den Unabhängigen Sozialdemokraten: Das hat das letzte Jahr bewiesen! — Das letzte Jahr hat nur bewiesen, daß die Regierung auf die Dauer einem Lerartigen zweifachen Druck nicht gewachsen ist.
Ich richte deshalb an alle vernünftigen und ordnungsliebenden
Bitte, auf ein paar Monate — verzeihen Sie das ominöse Wort — den „Burgfrieden“ zu wahren. Nicht daß die politischen Kämpfe aus—⸗ geschallet werden sollten — ich bin nicht so naiv, daß ich glaube, ein solcher Wunsch hätte gerade während der Wahlbewegung Aussicht auf Erfolg — sondern daß nicht mehr mit dem Rüstzeug der Barbaren, mit Handgranaten und Maschinengewehren, politische Ziele durch- Würden wir in diesem Bestreben unter
und politischen Zuständen gelangen dann würden wir, alaube ich, in absehbarer Zeit auch wieder den Aufstieg feststellen können, der bis
Damit wende ich mich noch einmal den spezifischen Verhältnissen des rheinisch⸗westfälischen Industriegebietes zu, veranlaßt durch die In⸗ terpellation det Herten Dr. v. Krause und Genessen. Ich kann hier an dieser Stelle keine Geschichte der Ruhrunruhen geben; das würde mich zu weit führen und, glaube ich lediglich eine Wiederholung der Verhandlungen sein, die sich ja bereils in der Nationalversammlung Die Ordnung und Sicherheit ist im rheinisch⸗west⸗ fälischen Industriegebiet allerdings empfindlich gestört worden; aber
Industriegebiet nicht in dem Umfange gestört worden, wie wir ihn nun
mußten. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.)
Ich gebe den Herren von der rechten Seite, die auf Vorberei- tungen der Kommunisten und Syndikalisten hinweisen. Necht, daß es diese Kreise schon einige Monate vorher auf einen Putsch angelegt hatten.
in Oberhausen, in Remscheid, in Duisburg, in Düsseldorf; ich wußte, daß Agitatoren der Kommunistenpartei und der Syndikalisten am Werke waren, um zu einer günstigen Zeit zu versuchen, die wirtschaftlichen Forderungen der Syndilalisten, mindestens die wirtschafzichen For⸗ derungen, zur Anerkennung zu bringen. Aber, meine Herren, obgleich
; lahmzulegen, die Agitatien, die am Anfang Dezember einsetzte, auf gewa tsame Einführung des Sechsstundentages zum 1. Februar, alle diese Dinge brachten Gefahrentage allerersten Ranges. Die Kenner der Verhältnisse im Ruhrrevier werden mir bestätigen, daß insbe—⸗ sondere um den 1. Februar herum die große Befürchtung bestand, daß es durch kommunistische und syndikalistische Umtriebe dahin kommen würde, den Ruhrbezirk in der Produktion für längere Zeit lahmzu⸗ legen. (Abg. Obuch: Ist denn das wahr geworden?) — Wenn sie nicht wahr wurden, Herr Kollege Obuch, dann lag das daran, daß die ver⸗ nünftigen Elemente der Arbeiterschaft im Verein mit den Maßnahmen, die die Staatsregierung zu treffen gezwungen war, es dahin brachten, daß die kommunistischen Wahnsinnspläne im Keime erstickt wurden. Es wäre auch in späteren Monaten gelungen, Putschwersuche der Kommunisten und Syndikalisten im Keime zu ersticken, wenn nicht jetzt die ganze Arbeiterschaft durch das verbrecherische Vorgehen der Kapp und Lüttwitz zusammengeschweißt worden wären. Es waren nicht Kommunisten, Syndikalisten und Unabhängige allein, sondern in den Tagen des 15. des 16. und 17. März standen in den Reihen der auf⸗ ständischen Arbeiter auch christlich organisierte Arbeiter, Demokraten und Mehrheitssoziglisten.
Wenn ich nun noch einmal mit einem Wort auf die angebli
zögernde, schwankende und „schwache“ Haltung der ee, 3. Staatsregierung eingehen darf, dann, meine Herren möchte ich Erklärung di r nn ꝛ 9 ieer Haltung sagen: uns lag auch daran, uns lag sehr viel daran, diese Clemente von denjenigen zu trennen, die es wirklich nur auf den kommunistischen Putsch abgesehen hatten. Wir mußten die demokratisch gesinnten Arbeiter, wir mußten die vernünftigen christ⸗ lichen Arbeiter, die vernünftigen unabhängig⸗sozialistischen Aibeiter, die mehrheitssoziglistischen Arbeiter, die nichts wollten als die Abwehr des Kapp-⸗Putsches, von denen trennen, deren Ziele weiter gesteckt waren, denen es darauf ankam, das Wirtschaftsleben des Ruhrgebietes lahmzu legen. Und das konnten wir nur dadurch, daß wir den Ver handlungsweg beschritten. Die Vorwürfe, die von der rechten Seite gegen die Reichsregierung und gegen die Staatsregierung erhoben werden, wären berechtigt, wenn durch das Bielefelder Abkommen, durch die Münsterschen Abmachungen in den militärischen Vorbereitungen irgend etwas verzögert worden wäre. Wenn Herr Abg. Tegeder gestern als Eprecher der Deutschen Volkspartei hier gesagt hat, es wäte sehr viel Unheil vermieden worden, wenn das Militär 5 bis 6 Tage früher marschiert wäre, so möchte ich doch an dieser Stelle feststellen: das Militär konnte gar nicht früher marschieren, weil die Vorbereitungen zum allgemeinen Vormarsch noch nicht restlos getroffen waren. Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Das festzustellen, ist jetzt ganz besonders Pflicht. Ich möchte das doppelt und dreifach unterstreichen: nichts ist verabsäumt worden, vor Anfang April konnte das Militär nicht marschieren. (Zuruf rechts) — Das Militär sagt nichts anderes. Die einzelnen Unterführer und die rabiatgewordenen Un beroffi zie re einzelner
Truppenteile im Westen mögen Ihnen privatim etwas anderes sagen. Wenn die Militäwerwaltung gezwungen wäre, in der vollen Oeffent⸗ lichkeit einmal ein Bild von den Zuständen zu geben, Ihnen alles fu sagen, dann würde auch die Militärverwaltung, dann würde auch das Wehrkreiskommando VI mit mir übereinstimmen in der Fest stellung darüber, daß das Militär gar nicht in der Lage war, vor An⸗ fang April überhaupt zu marschieren. Wir hätten kleinere Trupps früher einsetzen können, o ja, die Möglichkeit wäre gegeben gewesen, und wenn sich heute einzelne Oberbürgermeister und Landräte darüber beklagen, daß ihren Hilferufen nicht frühzeitig genug Folge gegeben sei, so stimmt das. Aber diese Hilferufe konnte man nicht berücksich
tigen, wenn man nicht den allgemeinen Operationsplan stören wollte,
wenn man nicht die einzusetzenden kleinen Abteilungen in dieselben Ge⸗ fahren hätte bringen wollen, denen am ersten Tage die kleinere Ab teilung Lichtschlag hatte erliegen müssen. Wir konnten erst vorgehen, als der Ring im Norden und Osten geschlossen war, mit dem man methodisch von allen Seiten her die noch aufrührerischen Arbeitet fassen konnte. Wenn ich von noch aufrührerischen Arbeitern spreche, so meine ich diejenigen, die auch nach dem Abkommen von Bielefeld
im Kampfe verharrten und trotz aller Beeinflussungsversuche, die int
besonde re von unabhängiger Seite unternommen wowen sind, unter
den Waffen verblieben, angeblich zu dem Zweck, den Militarismus in Rheinland und Westfalen zum Erliegen zu bringen, nach unserer
Auffassung aber zu dem Zweck, um die Machtgelüste und die Be⸗
reicherungsgelüste einiger Räuber und Erpesser zu befriedigen, die es
nun verstanden hatten, sich an die Spitze der Truppen zu stellen.
(Abg. Obuch: Es scheint mir sehr bedenklich, diese Absicht zu unter⸗
stellen — Herr Abg. Obuch zweifelt daran. Ich habe aus dem zahl⸗
reichen Material, das ich beibringen könnte, einen Brief zur Hand. der einem Soldaten der sogenannten Roten Armee abgenommen ist.
Dieser Brief lautet:
Liebe Eltern und Geschwister!
Habe den Brief erhalten. Wir sind jetzt in Friedrichsfeld. Auf 65 Ran. halten wir 5 Gefechte. In unserer Kompagnie sind 18 Tote, dabei auch Ernst Hartmann. In Hamborn haben wir alles verloren. Ich habe nur noch ein Gewehr und hundert Pa— tronen. Aber Rache ist süüß. Sollte ich nicht fallen, komme ich gleich nach Hause. Die Artillerie schießt seit geftern in Hamborn, da bleibt kein Kind am Leben. Dann wird ziemlich unleserlich zum Ausdruck gebracht, daß es darauf ankommt, der Truppe das zuzuführen, was sie in ihrem Kampfe noch bedürfe; „wir werden jetzt in 8 Tagen Düsseldorf stürmen“ und dabei würde Beute gemacht werden. Aehnliche Ausführungen habe ich in unzähligen anderen Schreiben gelesen, und wenn Sie, Herr Kollege Obuch, bezweifeln, daß es ganz fragwürdige Elemente gewesen sind, (Abg. Obuch: Nein, das bezweifle ich nichth, die in den letzten Tagen das Heft an sich gerissen haben, so bin ich gern bereit, an Hand des Materials, das uns zur Verfügung steht, Ihnen einige Beweise vor— zuführen. Herr Kollege Ludwig wird Sie darüber auch eines Besseren belehren können. (Abg. Obuch: Das weiß ich) Wenn Herr Ernst sich mir gegenüber anbot, zuverlässige Truppen aus Haden und den be— nachbarten Orten zu schicken, um die marodierenden Banden in und um Mülheim in Schach zu halten, dann beweist das, daß auch in den Reihen der unabhängigen Sozialisten die Erkenntnis sich Bahn brach, daß man mit diesem Gesindel nur noch mit der ultima ratio fertig werden konnte. (Abg. Dr. Weyl: Mit zmerlässigen republikanischen Truppen — Das steht jetzmi nicht zur Erörterung. Ich wollte nu
(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten) An
Agitation hätten bringen können, hat es im Ruhrgebiet wahrlich nicht
gefehlt. Die Versuche, durch passive Resistenz die Kohlenproduktion
sagen: in den letzten Tagen des Kampfes, als es darauf ankam, dem Bielefelder Abkommen Nachachtung zu verschaffen, da handelte es sich nur noch um Gesindel, da standen keine Leute mehr in den Reihen der Heere, denen es darauf ankam, die revolutionären Errungenschaften zu sichern, sondern solche, denen es nur noch darauf ankam,.
zu plündern und zu sengen. Wenn es anders gewesen wäre, dann hätte nicht der Essener Zentralrat vor diesem Gesindel die Flucht ergriffen. Sie (Gu den U. Soz.) leisten der republikanischen Sache und der Demokratie keinen guten Dienst., wenn Sie sich auch nur im geringsten schützend vor dieses Gesindel stellen. Ich meine, es liegt
im Interesse der pPolitischen Reinlichkeit, von diesem Gesindel ab⸗
zurücken. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten und U. Soz. und rechts.)
Gegenüber diesen Elementen war kein weiteres Zuwarten möglich; als die Truppen ihre Vorbereitungen getroffen hatten, als alles marsch⸗
bereit stand, hätte ein weiteres Zögern nichts anderes bedeutet, als daß
man die rheinisch⸗westfälische Industrie für längere Wochen lahmgelegt hätte. Es stand schon so, daß in Duisburg einige Hochöfen zu erkalten drohten, daß einige Zechen in die Luft gesprengt werden soll ten, daß auf einigen Schächten Dynamit in die Förderkörbe gelegt war (hört, hörth; die Zündschnüre lagen offen, und es bedurfte nur der Tat eines wagehalsigen Mannes, und auf Jahre hinaus wäre die Produktion im Industriegebiet stillgelegt worden. Was das für eine Bedeutung ge— habt hätte, das wissen alle Kenner des rheinisch⸗westfälischen Wirt⸗ schaftslebens. (Sehr wahr) Da mußte gehandelt werden, und —
das sage ich besonders Ihnen, meine Herren von der Rechten — da
ist von der Regierung auch gehandelt worden. Wenn die Dinge dann den bedauerlichen Verlauf genomen haben, wenn einzelne Truppenteile nicht Disziplin und Mannesgzucht gehal ten
—
—— ß
haben, so hatte ich von vornherein befürchtet, daß sich das in einer
solchen Lage nicht würde vermeiden lassen. Es ist in der Tat teilweise
von den Truppen in einer Art gehaust worden, die beine Verteidigung
verdient. Aber das darf man der Truppe nicht als ihre Spezialität
zur Last legen. Es ist vorhin schon in einem Zwischenruf mit Recht
darauf aufmerksam gemacht worden, daß leider auch die Arbeitertruppen es an Unmenschlichkeiten nicht haben fehlen lassen. In Dortmund galt
es beim Kampfe gegen das Kowmps Lichtschlag vielleicht, eine Truppe zurückjuweisen und kampfunfähig zu :nachen, die durchaus kein zuver⸗
lässiges Instrument der demorratischen und republikanischen Regierung
war. Aber alles, was dann über Dortmund hinaus geschah, kann von niemandem mehr verteidigt werden. Denn die Sicherheitspolizei, die in Dortmund genau so niedergemetzelt worden ist, wie einzelne Teile
—— ——
des Korps Lichtschlag, war keine Bourgeoisie, das waren keine Mit glieder der deutschnationalen Volkspartei oder der deutschen Volke⸗ partei; das waren Zentrumsanhänger, Mehrheitssozialisten und auch
einige unabhängige Sozialisten. (Hört, hörih Das gleiche gilt be⸗ züglich der Essener Sicherheitswehr, die in den NRevolutionstagen zusammengestellt war, die sich unter der Leitung eines Mehrheits⸗ sozialisten bejand, die bis in die letzten Wochen hinein auch Unabhängige unber ihren Mitgliedern zählte. Arbeitemolizei, ist von den Arbeitertruphen in der unmenschlichsten Weije angegriffen und zum Teil vernichtet worden. Und welche Szenen
sich im Essener Wasserturm abgespielt haben, das ist schon wiederholt tate . mn ren nne . ĩ iese V — sdigt rüpr In Ruhrgebiet Geschädigten unverzüglich wirksame Hilfe hervorgehoben worden. Alle dieje Vinge können auch nicht verteidigt den Aufruhr im Ruhrgebiet Geschädigte zi r nuteil werden zu lassen?
werden.
Ich meine deshalb, daß es nicht richtig ist, einseitig nur auf die ; k s ĩ regierung bat auf Anträge, die ihr in großem Umf
Reichswehr zu schimpfen (sehr richtigh, daß es die Objektivität ver⸗
langt, festzustellen, daß auch bon der anderen Seite Unmenschlichteiten
begangen sind, und daß die Regierung durchaus recht gehandelt hat, wenn sie es vermied, daß diese blutigen Kämpfe schon in den Tagen erfolgten, wo noch 10 000, Arbeiter bis an die Jähne bewaffnet diesen Reichswehrtruppen gegenübergestellt worden waren. Das wäre ein Blutbad geworden, wie es sürchterlicher in einem Bürgerkriege, in einem Bruberkriege noch nicht angerichtet worden ss.
Die Herren Dr. Friedberg und Genossen haben nun in ihren Anträgen einige Vorschlage gemacht, wie eine schnelle Reform unserer Sicherheiltzorgane herbeigeführt werden kann. Ich kann zu meiner
Auch diese Essener Polizei, eine
.
ate , f D ruf rechts: Den Geschädigten sind Vorschüsse zu zahlen) — Das wird von der Jer . . — miöacht, daß ich mich in Münster von Leuten habe beraten lassen, die
auch späper noch zu reden sein.
und der letzten Erscheinungen, daß es sehr schwer ist, ein generellez Versprechen abzugeben. Ich kann hier nicht sagen, daß alle Opfer in diesem Sinne entschädigt werden sollen. (Zurufe bei den Unab⸗ hängigen Sozialdemokraten. — Alle Soldaten und alle Sicherheils⸗ polizisten, die auf Anweisung der Staats- und Reichs regierung ein P gegriffen haben, waren damals Organe des Staates und der Neichs⸗
regierung. (Sehr richtig! — Zuruf bei den Unabhängigen Sog al demoktaten: Und die Freikorps?) — Meine Herren, es wird darüber Ich freue mich, daß meinen Aus⸗ führungen gerade Herr Abgeordneter Ludwig so aufmerksam folgt.
1 k ; ; 8a. . ; ?. Herr Ludwig ist über die Dinge im Bilde und wird mir Necht geben,
wenn ich sage, die Soleaten, die sich am 13. April unter den Befehl der Lichtschlag, der Hasenclever, der Lange usw. gestellt haben, waren durchaus keine bewußten Putschisten. (Sehr gut! bei den Unab⸗ hängigen Sozialdemokraten.) Gerade die ennoaffnete Abteilung Lange, die unter Eekorte einiget unabhängigen Soiali sten wieder nach Viele · feld zurückgeführt worden ist, gerade die Angehörigen dieser Kreise
der Arbeiter geschaffer,
waren alles andere als Verschwörer.
Es können von diesen Leuten einige im Kampf gefallen sein. Sollen wir sie dezwegen, weil sie
Re siiz irgend wenn mal entladen mußte Daß sie am 15. Mörz zur Entlahnung kam, war für den Kenner der Berhaͤl mnisse nicht verwunderlich. Bann mit der Vertreibung dez Korps von Lichtschlag die Bewezung ihr Ende gefunden hätte, dann wäre das eine ehrende Tatsache für vie Arbriler des rheinischwest⸗ fali schen In dustriegebie ls geblieben. Daß sich die Bewegung aber dann fortsetzt und sich im wei teren Verlauf nicht allein darauf beschrankte, Militär zu en twaffaen, Militärs z token, sondern blindwütig alles zu vernichten, was sich an Organen der Gicherheilspolizei, überhaupt an Sicherhei tsorganen ihr in den Weg stellen sollte, das war ein Schutz der Regierung, das ist das ganesen, was man als eine Schwachung der Regie rungspust ion bezeichnen muß. Wenn jetzt der Regis rung der Vorwurf gemacht wird, daß sie zwei Neberschichten von den Bergarbeiter verlangt, aber nickt imstande ist, vie Bergarbeiter entsprechend zu versorgen, so muß auch zur Erklärung dieser Tatsache darauf verwiesen werden, daß Holland für einige Wochen sei ne Lebens⸗
miltellieferungen beswegen hat einstellen müssen, weil den Unter
nehmern und Händlsrn in diesem Lande nicht die Gewißheit gegeben werden konnte, daß dis anrollen den Waren auch in die nichtigen Hände
unter dem Befehl des Lange gestanden haben, nicht entschädigen? gelanglen. Das steht alse auch ander aut als ns Stütze der Ne⸗
(Rufe: Jawohl, entschädigen) — Schön. . * staatlicher und Reichsorgane eingesetzt worden, und diese alle müssen gemeinsam entschädigt werden. Ich kann aber nicht sagen, daß alle Arbei ter entschäbigt werden, weil von den Arbeitern erst der Nachwens geliefert werden muß, beziehungsweise von jhren Angehörigen, daß
Die sind auf Anmweisung
— — ———
( ; * 6 . * , . es sich um Kämpfe gehandelt hat, die wirklich nur die Aufrecht⸗
gierung.
Herr ELudrag hat zum Teil sehr berechtigie Klagen über das Verhalten der Reichswehr erhoben. Aber Sie wissen alle ganz genau, daß unsere Truppe haute nicht so diszipliniert ift wie in der Vor⸗ kriegszeit. Keine Truppe, ganz gleich, ob es nun eine Arbei tertruppe der eine andere Truphe ist, befindet sich unbadingt in ver Hand ihrer
erhaltung der Errungenschaften der Demokratie jum Zwecke gehabt Führer. Die Abneigung zegen bie Neichtwehr ist boch nicht ganz so
haben. derlie ꝛ sie auf Befehl ihrer Vorgesetzten gehandelt haben. Gu ruf: Die Offiziere! — Da schweigen Sie) — Nein, ich schweige duichaus nicht. Ich habe Ihnen ja erklärt, Herr Minister Giesberts hat
namens — nein, aber doch, glaube ich, nachdem er die Reichsregierung Truppe:
Ez wird Sache des Reiches
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benachrichtigt hatte, in Bielefeld das Versprechen abgegeben, sich im Kabinet! für diese Opfer einzusetzen. sein, dieser Ankündigung des Herrn Ministers Gietberts entsprechend, die Untersuchung, die notwendig ist, einzulei len. Surat bei den Unabhängigen Sozialdemokraten.) Die preußische Regierung kann nicht mehr tun, als in diesen Dingen mit der Reichs regierung destrebt zu sein, möglichst schnell eins Regelung dieser Froge hecbeigufũ ren Aber wir können keineswegs die finanziellen Tasten Meser Gntsche hung
auf Preußen übernehmen.
z ö H . z Die Anfrage, die von Herrn Abgeordneten Dr. Feicbberg und
. 1 F 1. ł , . 2 A= Genossen gesbellt worden ist, und dee die Verhaftung des Herrn Ab .
geordneten Dr. S chreiber betraf, Dr. Weißmann beantiworhen.
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Genossen: Was gedenkt die Staatsregierung zu kun, um den durch
ische Stants⸗
; . 8 6. v ŕ Mi mit meinen letzten Ausfüh ungen beantworten. Vit pre
n d ⸗ Ruhrrevier geworden sin bereits aufgenommen.
und werden in diesem Sinne den Antragstellern Bes
m
ihre Duichführbarkeit, ihre Richtigkeit und Berechtigung hin prüsen
v. Kleist.
cheid geben. (Zu-
cuch soweit wie möglich geschehen, soweit feststebt, daß Staat und
Freude gestehen, daß ich mich mit allem, was die Verren Dr. Fried ⸗
berg und Genossen beantragt haben, einderstanden erklären tann (Brabol bei den Deutschen Demokraten) und daß nach diesen Wünschen schon heute verfahren wird. Nur bezüglich des letzten Punktes mochte ich bemerken, daß noch Meinungsberschiedenheiten darüber bestehen, ob es richtig ist, die bis⸗ herige kommunale Sicherheitspolizei ve stlos in die staatliche Sicher heitspolizei zu übernehmen. Alles, was in diesem Augenblick unter⸗ nommen wird, meine Herren, geschieht ja im Hinblick auf die anor— malen Zustände, in denen wit uns befinden. Es wird später einmal leidenschaftslos darüber zu reden sein, wie wir unsere Polizei am zweckmählgsten reorganisieren können. Worauf es jetzt ankommt, ist, möglichst umfassend alle Kräfte zusammenzuschließen, die berufen sind, bei ausbrechenden Unruhen die gefährdete Ordnung und Sicher heit wieder herzustellen. Zu diesem Zwecke können wir auch die kommunale Sicherheitspolizei von heute nicht entbehren. Ob es richtig ist, sie nun ohne weiteres, ohne jede Kautel in die staatliche Sicher⸗
tspolizer auf si i staatlichen Sicherheits ⸗ ö n nen . e , ö. von denjenigen zu bekommen die sie beute noch verborgen halten,
polizei einzusetzen, das erscheint mir fraglich. Ich glaube, daß ein
Teil der kommunalen Sicherheitspolizei ihrer heutigen Aufgabe er⸗ halten bleiben muß, mit der Einwohnerschaft in engster Fühlung zu bleiben, die kleineren polizeilichen Maßnahmen auszuführen. Gine solche Truppe aber, die diese mehr geschäftlichen, rein formalen Dinge zur Erledigung zu bringen hätte, eignet sich in ihrem Personalbestand nicht so für die Kampftruppe, die die Sicherheitspolizei ja in erster Linie sein soll. Das ist aber heute cura posterior. Ich glaube, darüber können wir im einzelnen später einmal in der Kommission veden. Ich nehme an, daß sich in der nächsten Zeit eine Kommissioa dieses hohen Hauses mit den Aufgaben der Polizei eingehend wird beschäftigen müssen. Im allgemeinen aber stimme ich, wie gesagt den Anregungen zu, die die Verren Dr. Friedberg und Genossen ge⸗ geben haben. .
Ich möchte bei dieser Gelegenheit der Sicherheitspoligei, die in den letzen Wochen wie die Reichswehr in Kämpfe verwickelt worden ist, meinen herzlichsten Dank für ihre Opfeꝛwilligkeit auesprechen (Bravo) und der armen Opfer gevenken, die bei diesen Kämpfen ihr Leben lassen mußten. Die Staatsregierung kann in diesem Augen · blick nichts anderes tun alt das Verspꝛiechen abgeben, daß für die Hinterbliebenen der gefallenen Sicherheltspolizisten in ausreichendem Maße gesorgt wird. (GBravol — Rufe bei den Unabhängigen Sozial⸗ demokraten: Und die Arbeiter?! — Sie wissen, meine Herren, daß der Hert Minister Giesberts in Bielefeld das Versprechen abgegeben
Des Antrages bedarf es deswegen nicht. an, win n n., 3 — ; 36 den Ansprüchen Gerechtigkeit widerfahren.
—
—
hat, daß er sich in der Kabinettssitzung dafür einsetzen will, daß die
Republik und der demokratischen Errungenschaften beteiligt haben. Sie wissen Aber aug der Vermengung der Kämpfe zu diesem Zwecke
.
Arbeiter nach Möglichkeit schadlos gehalten wewden sollen, die Ar⸗ den benachbarten Bezirken gehabt.
beiter, die sich nachweislich an den Kämpfen zur Erhaltung der
Reich eingreifen müssen. . handelt, den Schwergeschädigten, wie den Bewohnern von Dinslaken, Hilfe angedeihen zu lassen.
1 3 Farenierun ch zalich se nz Ker zugestehen, wird der Reichsregierung nicht möglich sein ohne nähere
Prüfung. Das ist auch der Staatsregierung nicht möglich. (Sehr gut) Wir werden jeden einzel nen Anspruch auf seine Berechtigung
und Richtigkeit hin nachprüfen milssen, Und es wird nach Billigkeit daß diese Herren von mir ebensowenig gerufen sind, wie Ihre politischen
hin und in dem Umfange, wie es die finanziellen Mittel gestatten, Dat möchte ich zur Be⸗ antwortung der Interpellationen sagen.
Ich verzichte angesichts der Geschäflolage davauf, wei lere pole mische Bemerkungen gegen die Redner zu machen, die gestern bereit in der Begründung der Interpellationen gespvochen haben Ich hoffe zuversichtlich, daß die Erkenntnis in recht naher Zeit Alleameingut auch in diesem hohen Hause sein wird, daß wir nicht früher zu ge— ordneten Zuständen in unserem politischen Lehen und in unserem wirtschaftlichen Loben gelangen werden, bis wieder diejenigen Waffen tragen, die von Amts wegen dazu berufen sind. Sehr richtigh Helfen Sie uns alle, dieses Ziel zu erreichen; wenn nach dem 6. Juni — ich gebe mich keiner Täuschung hin, daß früher eine allgemeine Waffenrazzia Erfolg hätte — die Staatsregierung oder Reichs regierung mit scharfen Maßnahmen einsetzen wird, um die Waffen
dann bitte ich Sie auf allen Seiten dieses Hauses, leisten Sie der Regierung Ihre Hilfe (Zuruf), in Pommern, Mitteldeu tschland. Rheinland und Westfalen, Schlesien leisten Sie der Regierung Hilfe, dann werden uns derartige Interpellationen für die Jukunft nicht mehr Uberantwortet werden, und wir werden uns wieder der fried⸗ lichen politischen Arbeit zuwenden können, die allein eine god eihl iche Entwicklung unseres Volkes verbürgt. (Gravoh
weiteren Verlaufe dieser Beratung erklärte der Min ]! des Innern Severing:
Meine Damen und Herren! Meim Herr Vorredner hat gemeint, daß bie Regierung anerkennen müsse, daß sie dem bewaffneten Aufstande der rheinisch⸗ westfälischen Arbeiter ihr Dasein verdanke. Diese Auffassung ist durchaus unrichtig. (Sehr richtigl bei den U. Soz.) Wenn die Be⸗ wegung der rbeini sch⸗westfälischen Arbeiter sich im Rahmen des Vor—⸗ gehens der Berliner und der Arbeiter anderer Bezirke gehalten hätte, wenn sie nur in der Beteiligung am Generalstreik bestanden hätte, wäre dasselbe erreicht worden, und die Position der Regierung in den nächsten Wochen wäre viel gefestigter gewesen. (Zurufe bei den U. Soz) Die Beteiligung am Generalstreik war Stütze genug für die Regierung gewesen; ich glaube, das bedarf keines näheren Geweises. Die Kappregierung war am Mittwoch abend zusammengebrochen. Am
Donnerstag früh ereigneten sich aber erst die eigentlichen Kämpfe, die
zum Schandfleck der Arbeiterbewegung geworden sind. Ich habe volles Verständnis für den Kampfesmut der Hagener Arbeiter und der in Die provolatorischen Maßn atmen des Korps Lichtschlag, die provozierenden Demonstrationen dieser Ab teilung, das Mitführen der schwarz⸗weih - roten Fahnen, das demon strative Absingen monarchischer Lieder, alles das hat eine Hochlpannung
Bei den Soldaten ist dieser Nachweis nicht erforderlich, wail auf folgendes au fmerksam: als ein Hagener Fraund Joseph Grnst auf meine Anregung sich bemühte, zuverläfsige Air ter truppen auc dem Hagener Gezirk zusammen zustellen und sie gegen die Mülheimer revol⸗
wird nachher Derr Slaatèskammissar
findern, und Ihe Berlinat Organ, Hart Cadwig, hat auf Ihre Zu Die große Anfrage des Herrn Abgeordneten Dr. Dee rberg und . hin auch festgestelllt im Sennelager siad erträgliche Verhält⸗· ö aber nachforschen, auf wessen Veranlass ung das geschehen ist, so kann ich noch einmal im Zusammenbang ist das das Verdienst des givillsmmissars im Sen nilager, des Ge⸗ werkschaftssekretär Bustag, der es im Eindernehmen mit dem Lager=
Das wird der Fall sein, soweit es sich darum Wendung nicht ganz
Aber in Bausch und Bogen alles zu politischen Freunde haben meinen wollen.
allgearein, wie Herr Ludwig darzustellen versuchte. Ich mache ihn
tie rendzn Arbeitertrrppen zu fenden, da sagte der Führer der Mülheimer um Gottes Willen, nicht die Arbeitertruppe aus Hagen,
, (Hört, hört! im Zentrum. — gurufe bei den
2 Mei bene hbr leber Reichswehr!
.
IM. Soz) — Nein, das hat nicht Ernst gesegt, sondern der Jührer der
*
Mülheimer, Herr Nickel, der, als ihm Arbei tertruppen gesandt werden
soll len, lisber Neichewmehrtruppen haben woll le, weil er sie für zuwer lässiges hielt. um zu zeigen, daß bis Kibneigung gegen bie Reichswehr doch nicht so allgemein ist, wie es Hir Luzwig darzustellen beliebte. Ausschwei tungen der Reichswehr von allen Veuten perurteilt werden.
(Hört, hört! im Zentrum.) Ich möchte das anführen, Daß die
bedarf keiner Feststellung, und was mich anlangt, so habe ich gerade Zwecke dis Zwilkommissare eingesetzt, die die Aufgabe
zu diesem ö ö die slem ö
baten, Ausschreitungen der Reichs wehr nach Möglichkeit zu vsrs 5
Das hat die Kommission der Gefangenen auch antrkennt. Wenn
g kommandanten Major v. Kleist erreicht hat, daß die Inhaftierten selbft sind, Lie Verbindung mit der Reichsregierung ine Beschwerdekommisston garählt haben.
lich, daß nicht bei allen Truppenteilen diss Grgebnis erzielt worden
Mär werder . DPéBadenserfaßbantbriche a Wir werden alle Schadensersatzanprüche auf
Ich bedaure au ßerordente ist. Alle Truppenführer sind eben nicht so einsichtig wie der Major Herr Stieler von der Jenssrumgz partei hat mir den Vorwurf ge⸗
eigentlich ganz andergwohin gehörten. Ich verstehe diese mystische Ich nebnie an, Herr Gtieler, daß Sie Ihre (Juruf) — Aber Ihre politischen Freunde haben mich ebensewenig beraten, wie die anderen Herren, die Sie vielleicht im Auge haben. (WDiderspruch des Ab- geordneten Stieler. Wenn Sie vielleicht auf die Mitglieder des Gssener Zentralrats hinweisen wollten, so möchte ich Ihnen erklären,
Freunde. Sie sind ungerufen zu mir gekommen, und ich habe sie wie jeden andern, der in meine Amtsstelle kam, angehört.
Ich möchte mich überhaupt gegen den recht oft erhobenen Vor⸗ wurf verteidigen, als ob ich meine Amtsführung nach politischen Ge- sichtspunkten orientiert bätte. Meine Damen und Hercen, ich bin im April des vergangenen Jahres von der Reichs und Staatsregierung als Kommissat für den rheünischwestfälischen Indastriebezick bestellt werden mit der einzigen Jweckbestimmung, daflir zu sorgen, daß der große Ruhraus ober „aufstand nach Möglichkeit ohne Blutvergießen beigelegt würde. Ich habe mich sofort, ohne erst zu fragen, welches meine Amtsbefugnisse seien, an vie Grledigung dieser Aufgabe begeben; denn ich babe keine lange Zeit gehabt, die Mitarbeiter nach ibrer politischen Parteizugebörigkeit mir auszusuchen. Ich habe diejenigen Freunde herangezogen, die ich in langjähriger gewerkschaftlicher Arbeit in ihrer Qualifikation, in ihrem Arbeitteifer schäßen gelernt hatte, und habe vom ersten Tage an meine Maßnahmen getroffen. (Zuruf im Zentrum) — Das war kein Zufall, nein, das war ganz natürlich. Ich kannte Ihre Herren im Ruhrbezirk zu wenig, Herr Stieler, als daß ich mich mit einem Stabe Ihrer Herren gleich vom ersten Tage an hätte versehen können. Ich möchte Ihnen dazu folgendes sagen: hätte ich im April des vergangenen Jahres gewußt, daß sich meine Tätig⸗ keit über ein Jahr hinaus erstrecken würde, dann hätte ich schon im ersten Monat Mitglieder der Christlichen Gewerkschaften und des Hirsch⸗Dunckerschen Gewerkvereins gebeten, mir einige Mitarbeiter zu benennen, und ich hätte dann diese Herren genau so berufen, wie ich Mitglieder des Freien Bergarbeiter vereins bestellt habe. Aber wie lag es damals? Die Beendigung des Ruhraufstandes war die einzige Aufgabe, die ich leisten sollte. Als diese Sache erledigt war, babe ich der Reicht⸗ und Staatsregierung mein Mandat zur Verfügung gestellt. Ich bin aber gebeten worden, die Sache noch eine Weile weiter ju führen, und als diese Werle verstrichen war, habe ich wieder gebeten, mich von meinem Aint zu entbinden. Wieder bin ich gebeten worden, das Amt weiter zu führen, und so ist von 6 Wochen zu 6 Wochen meine Tätigkeit prolengiert worden, und ich stand wwischen Tür und Angel. Dieser Zustand war mir selbst nicht erwünscht, und ich habe im September Ihrem Herrn Imbusch das Versprechen gegeben, daß, wenn die Ginrichtung noch ein Bierleljabr bleiben soll te, auch einige Herren Ihrer Richtung berufen würden. Dann ist an einen Abbau gedacht worden, und Ihre Freunde haben am energischsten gerufen, das Kemmissariat aufzulösen. Se war ich nicht erpicht darauf, die jenigen Leute zu berufen, die van der ganzen Ginrichtung nichts hielten, nud so ist es gekommen, daß speziell Ihre Freunde im Reichtz⸗
kommissariat nicht vertreten waren.