des Jahres 1919 Frankreichs Ausfuhr sich gehoben und in den ersten drei Monaten dieses Jahres, verglichen mit der gleichen Zeit des Vorjahres, fast verdoppelt habe.
Nuß land.
Eine radiotelegraphische Meldung aus Moskau „An Alle“ besagt:
In der „Istwestia“ beweist Rader in einem Artikel, wie absurd die französische Politik sei, wenn sie sich in ein Abenteuer einlasse, das fatal für Polen auslaufen müß ie, welches Frankreich als Alliierten gegen Deutschland nötig habe. Nachdem er die internationale Lage dargelegt hat, kommt hte d zu dem Schluß: Wir führen diesen Krieg un ter zehnfach besseren Bedingungen als denjenigen gegen Kolischak, Denetin und Judenitsch. Unser Vertrauen auf“ den Sieg ist nicht nur auf dim Kräfteunterschied zwischen Rußland und Polen begründet, fondern auch auf der ganzen internationalen Lage.
— Der „Nieuwe Courant“ hringt ein drahtloses Moskauer Telegramm, wonach eine besondere Kommission ernannt worden sei, die die Aufgabe habe, die Streitkräfte und Kampfmittel an der polnischen Front zu verstärken. Der Vorsitzende der Kommission sei Brussilow, auch die an Mitglieder seien aus dem Kriege bekannte militärische ö U Jer
Entgegen der Meldung der „Associated Preß“, daß die Polen in Kiem eingerückt seien, hesagen radiotelegraphische Berichte aus Moskau vom 5. Mai, daß Kiew sich an jenem Tage noch in den Händen der Sowjetregierung befand. Einer Blättermeldung aus Warschau zufolge dauert der Kampf zwischen Bol schewisten und Polen um den Besitz von Kiew Tag und Nacht fort.
Mieberlande,
In der Zweiten Kammer kam ein Antrag Rave— 6 (Kom munist) über die Möglichkeit der Wiederher⸗ tellung der politischen und Handel sbeziehungen mit Rußland zur Sprache. Ter Minister des Aeußern Karne⸗ beeck erklärle dem „Wolffschen Tele. raphonbüro“ zufolge:
Die Erfahrungen, die andere Regierungen mit Sonjetoertretern gemacht hätten, machten nicht wahrschein lich, daß die Sonjetregierung bei Wiederaufnahme der politischen Beziehungen e ,. die Rechte der niederländischen Regierung zu achten. Sowohl in Eng⸗ land wie in Deutschland unh in Schweden habe man die Sowjeh— vertreter ausweisen müssen. Der Minister sagne weiter, daß dag russische Problem vom Völkerbund in Behandlung genommen fei, und daß Holland nicht vereinzelt mit der Anerkennung der Räte— regierung vorgehen könne. Die Regierung müsse deshalb eine abwartende Haltung einnehmen. Auf die Frage der Handels beziehungen über gehend, wies der Minister darguf hin, daß die Kopenhagener Be— sprechungen hisher keinen besonderen Erfolg gezeitigt hätten. Die englischen und die französischen Deleglerten seien abgereist, und die amerikanischen Delegiirten sejen im Begriffe, das selbe zu tun. Der Wiederaufnahme der Handelgbezzehungen müsse eine genaue Unter. suchung der wirtschaftlichen Bedingungen vorausgehen. Zum Schluß teilte der Minister mit, daß nah aus Narwa eingetroffenen draht lichen Mitteilungen alle Niederländer, die sich noch in Rußland be— finden, 103 an der Zahl, sich an Bord eines holländischen Regierungs—⸗ dampfers nach Holland eingeschifft hätten.
Die Kammer lehnte den Antrag Ravesteyn mit 48 gegen 13 Stimmen ab.
Vänernark.
Bei dem gestern erfolgten Zusammentritt dea Folke⸗ thing hielt der Ministerpräsident NReergaard laut Bericht des „Wolffschen Telegraphenbüros“ folgende Programm— rede:
Die Regierung, die aus hen Wahlen zum Folkething am 26. April hervorgegangen ist, hat als erste und wichtigst⸗ Aufgabe die nahe be— vorstehende Wiedervereinigung mit unseren südjütischen Landsleuten durchzuführen; Nicht am wenggsten liegt das Schichsal der daͤnisch gesinnten Mittelschleswiger uns am Her en. Die Regierung bekennt sich in vollem Umfang zur Reichstagsresolution vom 23. Oktober 1918 und zur Erklärung des Folkething vom 12. März d. 3 und sie sieht es als ihre Pflicht an, alles zu tun, was in ihrer Macht stzeht, in so großem Umfange, wie es sich mit den Bestimmungen des Friedensbertrags vereinbaren läßt, unsere Landgleute dort unten in ihrem Bestreben, eine Ordnung zu erreichen, die sie gegen nationale Unterdrückung sichern kann und die ihnen Aussicht auf eine natic nale Entwicklung gibt, zu unterstützen. Mit Bezug auf, die Verfassung stellt sich die Regierung auf den Standpunkt, daß eine Veränderung derselben mit Bezug auf die bevorstehende Wiedervereinig ung balemöglichst kö werden
muß. Mit diesem Ziel, Jann ein langer und bitterer Kampf um die Verßsassung nicht vereinbart werden. Die Regierung wird sich mit allen Gegessparteien in dieser Frage zu
. Gesetzän e derungsarbeit betrifft, so soll bis zur nächsten Reichstagezwahl nach der Wiedervereinigung nur das Notwendigste vorgenomnnen werden. Die Vertreter des däni—⸗ schen Südjütlands haben das Recht; an der Reformarbeit teil— zunehmen, wie sie die veränderte Weltlage notwendig gemacht hat, nicht zum wenigsten aluf sozialem und ötonomischem Gebiete. Auch die Militärordnung m 9 den Forderungen der neuen Weltlage angepaßt werden und die Aufgaben dafür , so sehr herabgesetzt werden, wie die Stellung Dänemarks als Mitglied des Völkerbunds dies zuläßt. Mit Bezug auf die Landesökonomie sagte der Minister, daß äußere Ruhe in dem Arbeilszperhältnis und. Sicherung des ungebinderten Ganges der Eln⸗ und Ausfuhr das wichtigste sei. Es müsse unbedingt Slcherheit dafür gegeben werden, daf die Arheit, die notwendig sei für die Austrechterhaltung der Völkergemeinschaft, jederzeit ausgeführt werde. Der Minister schloß: Das Ministerium, das aus der Partei der Linkesn hervorgegangen ist, wird arbeiten auf der Grund lage des ., dieser Partei. Ga erbieler sich aber zu offenen und entgegenkommienden Verhandlungen und hofft, als Gegenleistung dafür mit der notwendigen Unterstützung von der anderen Seite rechnen zu kösmen zur Durchführung der Aufgaben, die es noch zu lösen hat.
suchen. Was die
——
Amerika.
Im am erikanischen Senat sprach sich noch einer Meldung des „Echo de Paris“ der Senator Knox in seiner Rebe scharf gegen den Friedenspertirag von Versailles aus und erklärte die Vorbehalie des Sengtors Lodge für ungenügend, denn sie könnten wohl den BVölterbundsvertrag für Amerita unschädlich machen, es sei aber nötig, daß der Völkerbunds— vertrag für die ganze Welt unschädlich gemacht werde. Der Frieden der Welt sei nicht sichergestellt, sondern bedroht durch Abkommen wie diejenigen, die man in Versailles getroffen habe. Knox xichteie auch heftige Angriffe gegen den Präsidenten Wilson, der lieber die Nation weiterhin im Kriegtzzustand halte, algz daß er von dem Wege, den ihn sein Eigensinn gehen heiße, auch nur ein wenig abweiche. Es sei notwendig, den Machtbefugnissen dieser Regierung unver⸗ züglich ein Ende 71 machen. Der republikamsche Senator France brachte einen Antrag ein, der bezweckt, Deut sch— land beim Antauf von solchem Material, das für seinen wirtschaftlichen We n . notwendig ist, beizu ste h en. Die Vorlage ermächtigt eine Finanzkorporation 250 Millionen
leihen, wofür die mit dem Plane einverstandene Korporatlon , r. in sechsprozentigen deutschen Wertpapieren erhalten würde.
— Republikanische Senatoren aus allen Staaten haben der Times“ zufolge in Washington eine Versomm— lung abgehalten, in der beschlossen wurde, bei der Praäͤsident— schaftswahl das ameritanische Volk über die Völkerbundafrage entscheiden zu lafsen. Zu diesem Zweck wurde eine Erklärung angengmmen, die die Völkerbundsstatuten in der Form, wie sie Wilson aus Paris gebracht hat, verurteilt, die ahn der republifanischen Senaioren wegen ihrer
eigerung, die Integrität und Sicherheit der Vereinigten Staaten zum Opfer zu bringen, preist und den Präsidenten für den Fall, daß die Wahl auf eigen Republitaner fällt, zur Ausführung eines Programms verpflichtet, wie es in der letzten Rede von Knox aufgestellt wurde. In dieser Rede wurde der Krieg für ungesetzlich erklärt und die Grrichtung eines parlamentarischen internationalen Gerichtshofs gefordert.
— Mit Rücksicht auf die Entscheidung des Arbeite amts, daß die Zugehörigkeit zur kommunistischen Partei allein noch kein Grund zur Aus weisung sei, wurde eine Sondersitzung des Einwanderungsausschusses des Senats abgehalten, um über eine sofortige Abänderung des Einwanderungsgesetzes zu beraten.
— Nach einer Meldung des „Wolffschen Telegraphen⸗ büros“ hat Carranza am 5. Mai in einem Manisest bekannt— gegeben, daß er sich weigere, von der Präsidentschaft zu rück— zutreten. Er werde solange kämpfen, bis der Aufstand niedergeworfen sei, und die Präsidenischaft nur einem gese tz⸗ mäßig gewählten Nachfolger übergeben. Einer „Hava meldung“ zufolge hat der Geneial Obreg on im Staale Guerterd zum Anschlusse an die revolutionäre Bewegung gegen Carranza auf⸗ geordert. Nach einer weiteren „Hava meldung“ aus Nogaletz in Mexsto soll der General Villa sich mit 000 Mann den Revolutionären von Chihuahua angeschlossen und 10 000 Mann kz Unterstützung des Generals Obregon zusammengezogen aben.
Handel und Gewerbe.
— . In der gestrigen Aufsichtsratesitzung der Felten u. Guilleaume Carlswerk Atttengesfel r schaft, Köln“ Mülheim, wurde über die Verhandlungen in den leßten Wochen mit einer luxemburgischen Gruppe berichtet. Die ausländische Gruppe ist laut Meldung deg „W. T. B.“ bereit, auf eine längere Reihe von Jahren den wesenilichen Teil des Halbzeugbedar g des Garlswerks zu decken. Sie bean sprucht hiergegen einen Aktien- besitz in Höhe des gegenwärtigen Aktienkapitals von 60 Millionen Mark, das ju diesem Zweck verdoppelt werden müßte, und 1. bereit einen Erwerbzpreis von 260 vH zu bezahlen. Die
chwierigkeiten der Verhandlungen lagen vorwiegend in zwei . Einmal mußte den ausländischen Beteiligungs⸗ ansprüchen gegenüber der deuische Cinfluß auf das Carlswerk eihallen bleiben, sodann schien es erwünscht, den alten Aktionären eine Ver— ütung 9 die Aufgabe ihres Bezugsrechts zuzuwenden, zumal die Verdopplung des Aktienkapitals zu einem erheblich unter dem Boörsen— kurs liegenden Bezugspreis erfolgt. Durch das Zwischentrefen der A. E. 8. die den Carlewerk-⸗Attionären den Umtausch ibrer Aktien im Verhältnis von 2 Carlswerk-Attien gegen 3 A. G. G. Attien angeboten hat, wurden diese . keiten beseitigt. In der Annahme, daß ein erheblicher Teil der Ce ente. ge umgefauscht wird, . ͤhtigt die A. C. G., mit der luxemhurgischen Gruppe einen Konsortiglvertrag zu schließen, durch den das Fousbestehen des deutschen Eiflusses auf die Verwaltung sichergeftellt wird. Sie beahsichtigt ferner, in diesem Vertrage auszubedingen, daß den Felten H Guilleaume, Aktionären eine Gntschadigung bon 30 vo — bo0 6 für die Attie aus dem von der luxembargischen Gruppe zu zahlenden Kauspreise sofort vergütet wird und daß ein i. Betrag nach Ablauf des Geschäfte jahres 1520 ur Ausjah lung gelangt, sosern das me , des laufenden Jahres nicht hinter dem des vergangenen zurückbleibt. Für das abgelaufene Jahr wird
der Generalversammlung vorgeschlagen 15 pH zu verteilen. Unter der Voraussetzung, daß das Geschäft tatsächlich zu⸗ stande kommt, erhalten die nicht tauschenden Aftionäre
erstens Gewinnanteil 15 vp, zweitens eine Bezugsvergütung, die b0 vH und möglicherweise nach einem Jahre nochmal 50 v6 be⸗ trägt, somit hei günstigem Abichluß des laufenden Geschäftejahres insgesamt 115 vH. Die tauschenden Aktionäre erhalten diese Ter— ünstigung nicht, dagegen statt einer Aktie 15 A. EC. G- Aktien. hig n man somit den Wert der Carlswerk. Aktie nach Verdoppelung des Aktienkapitals und nach Abgang dieser Vergütungen gleich dem der jungen A. C. G.-AUktie, so hat der Carlzwerk⸗Aftionär die Wabl, ob er im günstigen Falle 115 vH oder sofort eine halbe A. E. G. Attie in Empfang nehmen will.
— Zur Deckung des Kapitalbedarfs, der durch die Steigerung der Materjolpreise und die Ausdehnung des Geschafts, ins besondere nach dem Auslande, eingetreten ist nimmt laut Meldung des W. T. B.“ die Gasmotoren -Fabrif Deutz eine weitere 44 prozentige, zu 1053 ½υ rückjahlbare Gchuldverschreibungtanleihe auf, die im übrigen in gleicher Weise wie die jungst begebene Anleihe gusgestattet ist. Die Uebernahme ist durch ein unter Führung des A. e, g. Bankvereins A.-G. stehendes Konsortium, dem die Disconto⸗Gesellschaft, Vresdner Bank und Deutsche Bank an— gehören, erfolgt.
— In der gestern abgehaltenen Generalversammlung der Aktien“ gesellschaft We s er“, Bremen, wurde laut Meldung des W. T. B.‘ außer der Bilanz die bevorstebende, Aenderung des 8 17 der Statuten genehmigt, wonach der Au sichlrcf das Recht hat, aus seiner Mitte Ausschüsse zu bilden und ihnen einzelne Obliegenheiten zur selbständigen Erledigung zu überweisen.
Oaag, 7. Mal. (W. T. B.) „Nieuwe Courant“ far. hat Kanada Gxiechenland eine fünfprozentlge An— leihe von 265 Millionen Dollar bewilligt, die von der ,, Regierung bei der griechischen Nationalbank garantiert werden.
Osaka, 7. Mai. (Hapag. ) Die hauptsächlichen Firmen der Baumwoll und Seidenindustrie ermäßigten ihre Preise um die Hälfte. Nachrichten aus den Webjentren melden die Ein— sellung der Arbeit. Einige Firmen haben ihre Arbeiter beurlaubt. Die zeitweilige Schließung der Weberei wird auf die Atsicht der Weber zurückgefünrt, die Erzeugung um die Hälfte zu verringern, um die weich nden preife zu halten. Wenn die gegenwärtige Krise einen längeren Niedergang im Gefolge hat, wird sich Japan zum eisten Male der Frage der Aussperrung gegenübersehen, die auf alle Fälle Verwickelungen mit der e örrn s eff hervorrufen wird.
London, 6. Mai. (W. T. B.) Augweiz der Bank von Gn 6 ö amtrücklage 19 8654 000 rg die Vorwoche Abn. 3 236 000) pfb. Sterl, Notenumlauf 111 1165000 (Zun. 3 282 00 d. Sterl. Barvorrat 112 20 00 (Jun. 2006 Pfd. Sterl. echselbestand 79 691 000 (Zun. ö 6. Ster! 6. ben der Privaten 116616000 (Ahn. b 962 006) Pfd. Sterl. utbaben des Staates 20 6b0 900 (Zun. 2747 000) Pfd. Sterl., Notenrücklage 19 322 000 (Abn. 3 231 600) Pfd. Ster, Regierungssicherheiten bb 310 000 (Abn. 4495 000) Pf. Sterl. — Verhältnig der Räck⸗ lagen ju den Verpflichtungen 14 50 gegen 16,40 vH in der Vor—
Paris, 6. Mai. (W. T. B.) Ausweig der Bani von Frankreich. Gold in den Kassen 3 608 23 oo gegen die Vorwoche Zun. 2654 000) Fr.,, Gold im Ausland
Bes 218 000 (unverändert Fr., Barvorrat in Silber 242 577 005
Abn. 1508 009) Fr, Guthaben beim amerskanischen Staats. chat. 219 C00 000 (unverändert) Fr. Guthaben im Nugland
C670 630 000 (Zun. 40 255 000) Fr., vom Moratorium nicht betroffene Wechsel 2 028 150 000 (Abn. 289 24 000) Fr., gestundete We sel bb s0l 00 (Abn. 3762 000) Fr. Vorschüsse auf Wertpapiere 1529 07 0900 (Bun. 40 3 0690) Fr., Vorschüsse an den Staai 26100 009 000, (Zun. Ho0 (00 006 Fr., Vorschüffe an Verbündete 3530 000 900 (Zun. 10 0900 000, Fr.. Notenumlauf 38 249 345 000 Zun. ab l 745 000 Fr., Schatzguthaben 59 948 000 Abn. 29 894 000) Fr., Privatguthaben 3 423 369 00 [Zun. 43 904 Ho) r,
Berlin, 7. Mai. (W. T. B.) Elektrolytkupf er. (Notierung d. Ver. f. d. dt. Elektro Notiz) 2575 H.
Wagengestellung für Kohle, Koks und Brikett
am 6. Mai 1920. —— — —— ——
w
Ruhrrevier Oberschlesisches Revier Anzahl der Wagen , 19 368 7911 Nicht gestellt .. — — Beladen zurück⸗ e nl,, 18 593 7891
Berichte von auswärtigen Wertpapiermärkten.
Köln, 7. Mai. W. T. B.) Englische Noten 20200 bie 203 50, Französische Noten 321 50 — 327,06, Belgische Noten 343.00 —– 345,06. Holländtsch⸗ Noten 1925, 00 — 1930, 00. Rumaͤnische Noten 895 90 —= 91, , Amerikanische Noten — — Schweiz. Noten 93h, 00 — 940, 00.
Wien 7. Mai. (W. T. B. An der Börse herrschte auf sämtlichen Verkehrsgebieten große Geschästsstille, da sich einmal den Wochenschluß fühlbar machte und dann die gedrückte Stimmung, die die unveränderte Aufrechterhaltung des Friedensvertrags mi Ungarn an der Budapester Börse helvorrief, auf die Stimmung in Wien zurückwiitte. Die wenigen Umsätze vollzogen sich zu nachgebenden Kursen. Einzig Renten lagen sest.
Wien, 7. Mai. (W. T. B.) Türkische Lose — — bahn 4270, 900. Südbahn 603.06. Oesterreichische Kredit 1007,00, Ungarische Kredit 1572,90, Anglobank 847, 00. Unionbank 930 00, Bantverein 885,00, Landerhank 1II4.00., Oesterr. Ungar. Bani oS0, C0, Alpine Ttontan 4020, 0, Prager Eisen 7506 , Rima—ↄ Muranyer 3450 00 Skodawerke 2886, 00, Salgo Kohlen 6830 00, Brüxer Kohlen —— Galtzia 14 475, 00, Waffen 3630 00, Lloyd⸗ Attien 22 1090 00, Poldihütte 2302.00. Daimler 140060, Oester teichische Goldrente —, —, Desterreichische Kronenrente Yi 75, Februgrzente 97,76, Mairente a6 09: Ungarische Goldrente 268 G6, Ungarische Kronenrente — —, Veüscher 1092, 50, Merkur 1660, 00.
Staats.
Wien, 6. Mai. (W. T. B.) Notierungen der Devyisen. zentrale: Berlin 423,60 C., Jmsterdan 7a0b, o . Zürich
zol c)0 G., Fopenhagen 576, 0 6. Stockholm 4560, G5 G. Ghristlania 3975,60 G., Marknoten 422,50 G.
Wien, . Mai (W. . B.) Notierungen der Devisen⸗ zenltale: Berlin 30, oh G. Amsterdam 7656, 00 G., Zurich zö0,0 G.,. Seohen hagen 3600, 9) G. Stockholm 4660, O5 G., Ghristiania 4000,00 G., Marknoten 429,00 G.
Drag, 6. Mai., (W. T. B.) Notierungen der Devisen⸗ zentrale: Berlin 115 25 G., Marknoten 11320 G., Wien 265, 82 G.
Drag, 7. Mai. (B. T. B.! Notierungen der Vevisen⸗ zentrale: Berlin 115,25 G., Marknoten 11329 G., Wien 26 62 6.
London, 6. Mai. (W. T. B.) 24 0lo Englische Konsols 47t, 5 oso Argentinier von 1886 89, 4 oυ96 Brasilianer von 1889 44, 4 9 Japaner von 1899 53, 5o/ 9 Mexitanische Goldanleihe von 1899 40, 3 Co Portugiesen 35, 5 / Russen von 1966 25, 44 oli Russen von 1906 173, Baltimore and Ohio 43 Ganadian Pacifie 150, Pennsytygnta 51, Southern Paeisie 123, Unton Pacifie 150, United States Stee Corporation 124, Rio Tinto 353, Be Beers 244, Goldfield 14, Randmines 3.
Am sterdam, 7. Mai. (W. T. B.) BVechsel auf Berlin 5.26. Wechsel auf Paris 16580, Wechsel auf Echweis 48,50, Wechsel auf Wien 1,273, Wechse auf Kopenhagen 46,50, wech ej auf Stockholm 58,15, Wechsel auf Christiania 52,25, Wehe! auf New Jort 274,50. Wechsel auf Brüssel 17,85. Wechsel auf Madrid 46,80. Wechsel auf Italien 12, 89). — H oso Niederland. Btaattzzanleihe von 1919 Soi is, 3 Fo Niederländ. Staattanleihe 524, Königl. Niederländ. Petroleum 962, Holland Amerika, inte 519, lederlaͤndisch⸗Indische Handelsbant 3527. Atchison, Topeka Santa Fs 891/16, Rock Island 69, Southern hac fle —, Southern Rail⸗ way 24 Union DVacifie 130, Anaconda 1345, United States Steel Gorp. 108, , Anlethe —— Hamburg ⸗Amerlla⸗
Linie ——. — Zest. eren agen, 6. Mat ((, . B) Stctesel auf do. auf Vamburg
Wechse! auf London 10,54,
Stockholm 126,05, do. auf Christiania 11200, l, 50, do. auf London 22. 2, vo. au Varig 36, 0, do. auf Antwerpen S6, 15, do. auf schweizerische Plätzn 105, 00, do. auf Imsterdam 2165,50, do. auf Helsingfort 32, 5, do. auf New Jork hbo2, 66. Kovenbagen, 7. Mai. (W. T. B.) Sichtwechsel auf Stockholm 125,50, do. auf Christiania 112 do. auf Hamburg 11,590, do. auf London 22,87, do. auf Paris 37,00, do. auf Antwerpen 39, 00, do. auf schweizertsche Plätze 105,00, do. auf AÄmsterdam 216, 00, do. auf Helsingfors 532, 90, do. auf New Jort bö9g, 06. Stodtolm, 6. Mai. W. T. B.) Sichtwechsel auf London 1825, do. auf Berlin 920. Lo. au Paris 29, 25, do. auf Hrüssel 31,b0. vo. auf schweizerische Plätze 83,79. do. auf Amsterdam 172, 90, do. auf Kepenhagen 80, 25. do, auf Christiania 90, ), do. auf Washington 476,00, do. auf Helsingfors 26, 06.
Stockholm, 7. Mat. (W. T. B.) Sichtwechsel au London 1813, do. auf Berlin 9g, o0, do. auf Paris 29 00, do. 9 Brüssel 31,00, do. auf schweizerische Platze 82,75, do. auf Amsterdam 172, C9, do. auf Kopen hagen 80,0), do. auf Christiania 89, 75, do. auf Washington 473,600, do. auf Helsingfors 25,50.
Berichte von auswärtigen Warenmärkte n London, 6. Mai. (R. T. B. Bei der Fortsetzung der Wollauttton wurden heute 11 835 Ballen angeboten. Viele Partien wurden infolge des niedrigen Preisgebots seitens der Inter essenten aus dem Vertehr zurückgezogen. In verschiedenen Wollsorten herrschte gule Nachfrage zu stetigen Preisen, andere Sorten wurden 20 vH unter dem Märzpreiz notlert. =
Liverpool, 6. Mai. (E. T. GS.) Baumwolle. Um 4000 Ballen, äᷣlnfuhr 2340 Hallen, . amerilanische . wolle — Hallen. Für Mal 26.58, für Jun! 25,50. für Ful 2). 44. Amerttanische und Brasillantsche 46 Punkte höher, Aegyptische unverandert. Bradford, ts. Mai. (W. T. G. Der Wollmarkt zeigte auf allen Gebieten eine durchaus matte Stimmung. Gute Qualit ien stellten sich niedriger. Die Garnpreise waren ziemlich gut behauptet, ch 1 n auf einige Zeit im voraus mit ttb der⸗ ehen sind.
Dollar zum Ankahsf von Lebensmitteln und Rohstoffen zu
woche. Clegringhouseumsatz og Millionen, gegen die eutsprechende Woche des Vorjahres 109 Millionen mehr.
zum Deutschen Neichsanzeiger und Preußis
M Bw.
/
Nichtamtliches, sFortsetzung aus der Ersten Beilage.)
Breu srische Landesversammlung. 144. Sitzung vom 8. Mai 1920, Mittags 12 Uhr.
à (Bericht des Nachrichtenbüros des Vereins deutscher Zeitungsverleger ).)
Ein Regierungsvertreter erklärt auf
Mehrhof (U. Soz., daß das Streikrecht der Land?
arbeiter nach wie vor bestehe. lebenswichtigen Betriebe macht täilweise Beschränkung notwendig.
Abg. Garnich (B. V.) fragt: Nach einer anschei nend amtlichen Mitteilung war die Untersuchung über die Richtigkeit der Steuer‘ Reichsfinanzministers Erzberger bereits bor einigen Wochen nahezu abgeschlossen. Ist die Staatsregierung in der Lage, nunmehr über das Ergebnis dieser
erklärung des früheren
Untersuchung Auskunft zu geben?
Präsident Leinert erteilt einem Vertreter der Regierung zur Beantwortung dieser Anfrage das Wort; es stellt sich in⸗ essen heraus, daß niemand zur Beantwortung anwesend ist. Große Heiterkeit und anhaltende Un—
(Lebhaftes Hört, hört! ruhe vechts.)
Weitere Anfragen betreffen Beschwerden über mangelhafte Wagengestellung für Strohfabrikate und Verzögerung der Aus— zahlung von Lieferungsprämien für Getreide und Kartoffeln in
einzelnen Kreisen Hannovers.
Sodann meldet sich ein Regierungsvertreter zur
Beantwortung der Anfrage des Abg. Garnich (Hört, hörth: . Im Hinblick auf die Vorschriften der Steuergesetze über Ge— heimhaltung der Steuererklärungen und nach den bisher verfolgten Grundsätzen ist die Staatsregierung nicht in der Lage, die erbe ene Auskunft zu erteilen. (Lebhaftes Hört, hört! und anhaltende Be— wegung im ganzen Hause.) Eine die Anwerbungen für die Fremdenlegion be⸗ treffende Anfrage kann seitens der Regierung heute noch nicht beantwortet werben.
Es folgt die Berichterstattung über die Besoldungs⸗ vorlagen. Die Staatsregierung hat den Entwurf elnes Gesetzes, betr. die Bereitstellung von Mitteln zu Dienstein— kommensverbesserungen, als ein sog. Mantelgesetz mit neun weiteren Gesetzentwürfen gleichzeitig vorgelegt, von denen sieben Besoldungsau fbesserungen, zwei Vorschläge zur Deckung der entstehenden Mehrausgaben enthalten. Tie sieben Besoldungs⸗ gesetze waren dem 20. Ausschuß, die Deckungsgesetze und das Mantelgesetz dem Haun sausschuß überwiesen worden.
Berichterstatter für das Beamtendiensteinkommensgesetz. Abge⸗
. Die Aufrechterhaltung der indessen die vorübergehende
Anfrage des Abg.
Zweite Beilage
Sonnabend, den 8. Mai
— 2 4 .
daß es in Art. 138 der Reichsverfassung heißt, daß die bisherigen
Slaatsleistungen an die Religionsgesellschaften durch die Landesgesetz⸗ glebung abgelöst werden. muß der Siaat seine rechtlichen Verpflichtungen gegenüber der Kirche erfüllen. Die Kirche ist seinerzeit durch Säkularisierung ihrer Besitz. tümer beraubt worden. Wenn man ihr diese Milliarden wieder zurückzahlt, dann wird sie in der Lage sein, selbst für ihre Seelforger zu sorgen. Ich bitte, den Antrag der Unabhängigen abzulehnen. Abg. Cassel (Dem.) verwahrt sich dagegen, daß die Kirche von Juden, Heiden und anderen Sündern ausgepluͤndert worden wäre. Abg. Dr. von Kries (D Nat.): Die Geistlichen sind tatsäch⸗ ich in einer Notlage; sie bedürfen dringend der Teuerungszuschläge. Im Art. 138 der Reichsberfaffung ist allerdings vorgefehen, daß die Leistungen an die Kirche abgelöst werden sollen. Es steht aber in
Aba. Eismann Gentr): Der Vorredner hat leider überseben, .
I 8 . 5 6 ; J 3 ; 56 — Urt. Li . zum Erlaß eines Reichsgesetzes die bisherigen
5 N
Staatsleistungen an die Religionsgesellschaften bestehen bleiben. Wenn
eine derartige Entwertung des Geldes stattgefunden hat, wie jetzt, dann liegt es im Sinne dieser Bestimmungen, daß die Staats leistungen noch geleistet werden.
Abg. Ad. Hoffmann (U. Soz.): Nach Art. 137 der Reichs— verfassung hesteht keine Staatskirche mehr. Die bisherigen Staals— leistungen sind allerdings noch fortzusetzen, das bedeutet aber nicht, daß neue Leistungen hinzukommen dürfen. Es widerspricht der Reichs⸗ derfassung, wenn abermals 120 Millionen für die Erhöhung der Pfaxrergehälter bezahlt werden sollen. Bei den Wahlen werden Sie
ordneter Ne um ann⸗Magdeburg (Soz.); Ob alle Hoffnungen und
Erwartungen, die die Beamtenschaft an diese Vorlage knüpft, in Sr— füllung gehen werden, ist durch unsere finanzielle Rotlage immerhin nicht ganz 966 Zweifel gestellt. Die Besoldungsreform von 1908 sah nach zehn Jahren eine , lung vor. Die Wirren des Krieges und die Verworrenheit der . den Krieg herbeigeführten inneren Verhältnisse haben die Reform verzögert. Allseikig befteht Einverständ⸗ nis darüher, daß die Reform von 18908 absolut unzulänglich war. Der heulige Entwurf bringt eine völlige Neuordnung der Gehaltsbezüge, die sich in Grundgehalt. Ortszuschlag, Ausgleichszuschlag und Kinder— zulage gliedern. Durch die Kinderzulage wird das Grundgehalt nicht etwa herabgedrückt. Der Ausgleichszuschlag stellt in neuer Form die alte Teuerungszulage dar; sie wird prozenfual vom Grundgehalt und Ortszuschlag gewährt. Ueber die Höhe der einzelnen Gehälter und über die Einteilung in die dreizehn Besoldungsklassen wird heute nicht
6 reden sein, da die beiden Ausschüsse dem Hause vorschlagen, die
ämtlichen Besoldungsgesetze einheitlich mit dem Mantelgesetz mit Wirkung vom 1. April 1820 mit der Maßgabe in Kraft treten zu lassen, daß sie sämtlich nach dem im Juni 1520 erfolgenden Wieder⸗ zusammentritt der Landesversammlung einer Nachprüfung, und zwar mit rückwirkender Kraft vom 1. April 1920 ab, zu unterziehen Find. Erstmalig bis zur anderweiten Festsetzung Ausgleichzuschlag auf 50 Prozent gleichmäßig festgesetzt werden. Die Deckungsvorlagen, nämlich das Gesetz, betreffend den preußischen AÄn— teil an der Grunderwerbssteuer, und das Gesetz, betreffend die Er— hebung von Zuschlägen zur Grunderwerbssteuer, sollen das erstere mit Wirkung vom 1. Oktober 1919, das letztere mit dem Tage der Ver— kündung des ,, in Kraft treten. Außer dem Dienstein— kommensgesetz gehören hierher das Pensionierungsgesetz, das Volksschul⸗ lehrer⸗Diensteinkommensgesetz, das Volksschullehrer⸗Altruhegehalts⸗ gesetz, die Vorlagen zur Aufbesserung des Diensteinkommens der evan⸗ gelischen und der katholischen Geistlichen., und die Vorlage, betreffend das Diensteinkommen der Leiter und Lehrer an nichtstaatlichen höheren Lehranstalten. Mit dem Ruhegehaltebezugsgesetz geht Preußen dem Reiche vorbildlich voran. Der Referent schließt mit dem Ausdruck der Ueherzeugung des Ausschusses, daß der Wiederaufbau Deutschlands nur geschehen kann, wenn die deutsche Beamtenschaft freudig daran mit⸗ arbeitet; und die preußische Beamtenschaft werde sicherlich in ihrer Gesamtheit dankbar anerkennen, daß der Staat ihren Wünschen nach besten Kräften gerecht zu werden versucht hat.
Hierauf wird das Beamtendiensteinkommens—⸗ geseß im einzelnen ohne Erörterung angenommen, ebenso das Gesetz über die Versorgungsbezwüg e.
Die Gesetzentwürfe, betr. die evangeltschen und katholischen Geistlichen, wollen die Unabhängigen Sozialdemokraten ablehnen.
Abg. Rich ter- Lichtenherg (. Soz.): Wir sind gegen die ,, don öffentlichen Mitteln für die Geistlichen nicht nur quf
rund des Erfurter k die Abschaffung aller Aufwen⸗ dungen aus öffentlichen Mitteln für die Kirche verlangt, sondern auch auf Grund des Art. 137 der Reichsverfassung: es besteht keine Staats- sirche, Hierdurch ist klar und deutlich festgestellt, daß eine weitere — Unterstützung der Kirche nicht mehr stgttfinden kann. Die 2 Millienen Mark, die für die Pfarrer als Teuerungszulagen be— willigt werden sollen, sollte man lieber den Nentenbeziehern, den Un⸗ fallverletzten geben für die noch nicht das geringste getan ist. um ihre . greße Not zu mildern. Wir gönnen jedem Geistlichen die
euerungszulagen, verlangen aber, daß die Religionsgemeinschaften, für die diefe Herren lätig sind, ihnen Tiese Gelder zahlen. In welcher Höhe sie ihnen gegeben werden, das kann uns lleichgültig sein. Der Kirche ist es gleich, woher das Geld kommt; ob aus der Kasse, zu der Juden, Christen und Heiden beisteuern, danach fraat sie nicht. Welche reaktionären Tendenzen gerade in der kirchlichen Bewegung noch herrschen, ist genügend im „Berliner Tageblatt“ gekennzeichnet worden. Im übrigen stimmen wir dem Gesetzentwurf zu, weil auch wir wollen, daß den Beamten, Lehrern und Ruhegehaltsempfängern schnellstens geholfen werden muß.
J Mü Auznahme der Reden der Herten Minister, die im Wort— laut wiedergegeben werden.
durch den Etat soll der
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hörenden Vorlagen einstimmig.
die Antwort darauf bekommen (Unruhe rechts), auch durch den Augtritt aus der Kirche werden Sie die Antwort bekommen. Manche Pfarrer sind allerdings in Not, aber es gibt auch riesige Pfründen, die an andere Abgeben könnten, und große Kirchenvermögen, die an die Kirchengemeinden abgeben könnten.
. erdem sind mit der Erhöhung der Einkommensteuer auch die Kirchensteuer erhöht worden.
Abg. Meyer-⸗Herford (D. V.): Es muß etwas geschehen, um die Notlage weiter Volkskreise zu bes en. Wir haben den Be⸗ amten und den Rentenempfängern Teverunaszulagen gegeben. Was dem einen xecht ist, ist dem andern billig. Wir wollen nicht nur für eine Partei sorgen, sondern nach Möglichkeit allen Forderungen ge⸗ recht werden. Wenn der Staat die Leistungen für die Kirche nicht übernimmt, müßten die eir schwächer sind als das g und Kirche ist noch nicht geführt er Staat noch für die Geistlichen sorgen. g. Hoffmann: Die bisherigen Leistungen!) Das sind eben die Leistungen, die bis zur wirklich erfolgten Trennung don Staat und Kirche nach der Reichsperfassung noch zu geben sind. Darüber werden wir uns allerdings mit Herrn Hoffmann nie verstän— digen, was die Kirche fü die Kultur des deuffchen Vaterlandes ge— leistet hat. Widerspruch des Abg. Ad. Hoffmann. Dafür haben die Herren auf der Linken kein Verständnis. ; Wiederaufbau des deutschen Vaterlandes mitwirken. suchen, die wirtschaftlichen Kräfte des Volkes zu heben, wenn aber nicht eine sittlich-religiöse Erneuerung kommt (Lärm bei den Unab— hängigen Sozialdemokraten), dann wird alles vergebens sein. Man kann die Kräfte nicht ausschalten, die berufen sind, dazu mitzuhelfen. (Abg. Ad. Hoffmann: Erneuerung mit 120 Millionen!)
Unter Ablehnung des Antrages der Unabhängigen Sozial— demokraten werden die beiden Pfarrerbesoldungsgesetze im ein— zelnen angenommen.
Ohne Erörterung werden ferner in zweiter Beratung unter den gleichen Voraussetzungen verabschiedet der Gesetzentwurf, betreffend das Diensteinkommen der Leiter und Lehrer an nicht- saallichen höheren Lehranstalten, und der vom 20. Ausschuß in Vorschlag gebrachte Entwurf eines Vo ksschullehrer⸗Altruhe⸗ gesetzes, ebenso die beiden Deckungsgesetze, schließlich auch das
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Mantelgesetz.
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Das Haus tritt sofort in die dritte Beratung ein und genehmigt das Mantelgesetz mit sämtlichen dazu ge⸗ Beifall.
Die drei von den beiden Ausschüssen vorgeschlagenen Ent⸗ schließungen; a. auf die Gemeindehehörden und die unter staatlicher Aufsicht stehenden öffentlichen Verwaltungen dahin einzuwirken, daß die Grundzüge der Besoldungsordnung auch für ihre Beamten usm. Anwendung finden, b. ein Gesetz, betreffend das Diensteinkommen der Leiter und Lehrer an mittleren Lehranstalten, festzulegen, C. sofort beim Wieder— zusammentritt der Landesverfammlung eine Besoldungs⸗ verordnung für die Beamten der Landesversammlung mit möglichster Gleichstellung dieser Beamten mit denen des Reichs— tages vorzulegen, gelangen zur Annahme.
Finanzminister Lüdemann: Mit der einstimmigen Annahme dieser Gesetze haben Sie ein Gesetzgebungswerk zustande gebracht, das in seiner Bedeutung weit über die anderer Gesetze, die in den letzten Mongten verabschiedet worden sind, hinausgeht. Die Arbeits, Besoldungs⸗ und Versorgungsverhältnisse der Beamtenschaft werden hiermit auf eine ganz neue Grundlage gestellt. Wir wollen eine zu⸗ friedene arbeitsfreudige, schaffenslustige Beamtenschaft erhalten. Wenn die Landesversammlung im Verzicht auf Einzelberatung sich eine an= erkennenswerte Selbstentäußerung auferlegt hat, so wird sie fich ingz⸗ besondere mit der Deckungsfrage noch eingehend zu beschäftigen haben. Ich, alaube guch der Versammlung namens der Beamlenschaft herzlich danken zu dürfen. Durch die Vorlage wird die Beamtenschaft in nur dreizehn Gruppen zusammengefaßt, zahlreiche Aufstiegs möglichkeiten werden geschaffen und besonders die niederen Klassen werden erheblich aufgehessert; Dies bezieht sich auch namentlich auf die Ruhegehälter. Der Unterschied zwischen Alt- und Neupensionären wird ausgeglichen, jemand, der vor dem 1. April ausgeschieden ist, wird in seinen Be⸗ zügen mit dem später ausgeschiedenen gleichgestellt. Die Altpensionãre erhalten eine wesentliche Aufbesserung, auch die Witwengeldbezieher erhalten besondere Zuschüsse ohne Prüfung der Bedürftigkeit und ohne besonderen Antrag. Besondere Fürsorge wird den aus den abgetretenen Gebieten, insbesondere aus Polen vertriebenen Beamten zuteil, sie werden wie die aktipen Beamten behandelt, bekommen das volle Gehalt Und die erhöhten Bezüge. Einen besonderen Vorschuß auf die neue Besoldung anzuweisen, bin ich nicht geneigt. Mit der Zuschuß⸗ und Vorschußwirtschaft muß gebrochen werden, dagegen 2. ich besonders großen Wert darauf, daß die Auszah'ung der neuen Gehälter schleunigst erfolgt, eine entsprechkende Anweisung geht den Behörden in diesen Tagen zu. Sie können mit dem Bewußtsein nach Haufe gehen, daß von. Ihnen und auch von der Regierung alles geschehen ist und ge⸗ schehen wird, was den berechtigten Forderungen der Beamtenschaft entspricht, (Cbebhafter Beifall)
Weiter steht auf der Tagesordnung noch die erste Lesung des Gesetzentwurfs über die Aufhebung der Standes vorrechte des Adels und die Auflösung des Haus— vermögens. . . ;
Eine allgemeine Besprechung findet nicht statt.
Abg. Dr. von Krause (D. V.) beantragt die Verweisung der Vorlage an den Rechtsausschuß, da eine Ausschußberatung wegen der Wichtigkeit der in der Vorlage berührten wirtschaftlichen Fragen sowie auch der Uebergangsbestimmungen erforderlich sei.
Dig Fircho auß an itz ze, ; . ö ö. . ö . zur Feststellung der Tagesordnung zu ermächtigen. Das Haus
t werden müssen. Solange diese Ablösung nicht erfolgt ist,
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chen Staatsanzeiger.
. Aög. Heller (Soz) widerspricht der Ausschußbergtung. Nach Art. 105 der Reichsverfassung habe die Vorlage an das Haus gebracht Er beantragt, die zweite Lesung morgen vorzunehmen.
Abg. Reinecke (Zentr): Wir waren bereit, die Vorlage ohne sschußberatung zu erledigen; nachdem aber die deutsche Volkspartei sschußberatung beantragt hat, sind wir bereit, ihr, zuzustimmen.
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(Heiterkeit links.) Nachdem noch Abg. Dr. Friedberg (Dem, sich gegen den Antrag von Krause ausgesprochen hat, wird dieser Antrag abgelehnt. Hierauf regt Abg. Dr. Friedberg an, die Vorlage schon heute in zweiter und dritter Lesung zu erledigen. Präsident: Das ist nur möglich, wenn niemand widerspricht. von Krause erhebt Widerspruch; damit ist diese Anregung gefallen. Haus erledigt noch eine Reihe von Berichten des Rechtsausschusses, des Unterrichtsausschusses und des Handels—
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Damit ist die Tagesordnung erledigt. wn Der Präsident erkärt seine Geneigtheit. dem Antrage Heller gemäß die zweite und dritte Beratung der Vorlage wegen Auf—
ich den Ausschußanträgen. ö. , .
hebung der Adelsvorrechte morgen stattfinden zu lassen.
Abg. Dr. von Richter (D. V.). Damit würde durchaus nichts gewonnen sein. Der dritten Lesung würden ohne weiteres 15 Mit glieder widersprechen.
Abg. Ad. Hoffmann (u. Scg ) Ich begreife ja, daß die Herren ihre Vorrechte noch auf einen Monat weiter behalken wollen (Heiterkeit), aber helfen wird es ihnen nicht, wenn sie nicht etwa glauben, daß inzwischen Kapp noch hilft. (Wiederholte Heiterkeit.) Wir können ia aber die dritte Lesung auch am Sonntag oder Montag vornehmen.
Nachdem der Präsident festgestellt hat, daß der Widerspruch gegen die Vornahme der dritten Lesung am morgigen Tage heute bei
der Feststellung der Tagesordnung erhoben werden muß, schlägt er eine
. ncht Sitzung für morgen zur Vornahme der zweiten und dritten Beratung zelnen Gemeinden dafür eintreten, die viel 8 j ö
der erwähnten Vorlage vor.
Gegen die dritte Beratung erheben die sämtlichen an— wesenden Mitglieder der Deutschen Volkspartei und der Deutsch— nationalen Volkspartei Widerspruch. Die dritte Lesung kann also morgen nicht vorgenommen werden. Unter diesen Um⸗ ständen zieht Abg. Hellser seinen Vorschlag zurück.
Hierauf schlägt der Präsident vor, die nächste Sitzung am Mittwoch, dem 23 Juni, 2 Uhr, stattfinden zu lassen und ihn stimmt zu. Der Verfassungsausschuß wird durch den Prä— sidenten ersucht, schon in der Woche vom 15. bis 2. Juni die Vorberatung der Verfassung möglichst zu fördern.
Schluß 234 Uhr.
Statistit und Volkswirtschaft.
Die deutschen Sparkassen im Monat März 1920.
Die Geschäftsergebnisse der deutschen Sparkassen waren in den letzten Monaten recht ungünstig, insofern die Räckzablungen böher als die Einzablungen waren, und die Unruhen im März ließen be— fürchten, datz das Ergebnis dies's Monats noch ungünstiger ausfallen werde. Doch hat nach der Monatsstatistik der deutschen Sparkassen, die der Tiretftor des Landesbank der Prinz Westfalen und Geschärts« führer des Deutschen Sparkassenverbandes E. Reusch in der volks⸗ wirtschaftlichen Zeitschrift ‚Sparkasse“ veröffentlicht, der März einen Umschwung zum Besseren, start einer weiteren Abnahme eine Zunahme der Spareinlagen, und zwar im Gesamtbetrage von rund 50 Neillionen Mark gebracht. Es ist dies, mit dem Ergebnis für den März der beiden Vorjahre verglichen, das eine Zunahme der Spareinlagen um je 400 Millionen Mart zeigte, zwar nicht riel, aber der Anfang ist gemacht; wie Reusch mitteilt, lauten die bisherigen Nachrichten über die Geschäftsergebnisse des Monats April noch erheblich günstiger. Zum großen Teil scheint der verstärkte Zufluß zu der Sparkassen daher zu rühren, daß die „ Geldhamsterer“ eingesehen haben, daß ihr Geld bei einer Sparkasse besser aufgehoben ist als zu Hause.
Unerfreulich ist, daß die Anzahl der Einzahlungen im März ihren Rückgang fortgesetzt hat. Die Höhe der Einzelbeträge erreichte bei den Einzahlungen im Durchschnitt 49 „, bei den Rückjahlungen 1080 *, das ist das Achtfache der früheren Friedenszeit.
Selt Jahresbeginn betrug hei der Gesamtheit der deutschen Spartassen im Veraleich mit den Feststellungen für die entsprechende
Zeit der beiden Voriahre (ohne die Abichreibungen auf die Kriegs⸗
anleihen) die Abnahme () bezw. Zunahme ( der Spareinlagen:
. 1820 1919 1918 Millionen Mark Januar.. — 110 4 1259 4 1250 ebruar. . — 300 w 800 C 600 März... — 50 –— 400 — 400 zusammen — 360 2450 2250. Arbeitsstreitigkeiten. Zum Ausstand der , . wird dem W. T. B.“ aus dem Reichsverkehrsminister ium folgendes
mitgeteilt; Die nrue Bedrohung, die unser Wirtschaftsleben durch den Streik der Binnenschiffer erfahren hat, der sich über die anze Oder, Elbe und die märtischen Wasserstratzen ausdehnt, at den Reichsoerkehreminister veranlaßt, sich durch Einberufung eines weiteren Kreises zur mündlschen Besprechung über die Lage zu unterrichten. An der Besyrechung haben die einschlägigen Monisterien des Reichs und Preußens teilgenommen, der Bber— . der Provinz Sachsen, die Strombauverwaltungen, ferner
rtreter der sächsischen Regierung und des Magisrats Berlin sowie der Arbeitgeberverbände, des Transportarbeiterverbands, des Zentialverbands der Maschinisten und Heizer und der Schiff er⸗ betriehe verbände. Das Ergebnis der setr eingehenden Prüfung der Veihälinmisse war, daß der Reschsverkehrsminister keine Ver⸗= anlassung nahm, seinerseits in den Streik einzugreifen oder Verhand⸗ lungen mit den Streikenden zu empfehlen. Er sah hiervon ab, da es sich um einen von den maßgebenden Zentralorganisationen der Arbeiter nicht gebilligien Streik handelt, durch den der erst vor kurzem geschaffene Tarifvertrag gebrochen wurde.
In Stolp (Pommern) hinderten W. T. B. zufolge die seit drei Wochen aus ständigen Metallarbeiter gestern vor— mittag die Angestellten der Ueberlandzen trale an dem Zutritt zu den Werten. Infolgedenen ist die Elettrizitätzs⸗ versorgung von Stadt und Umgebung völlig lahmgelegt.
Die Münchener Banken haben, wie W. T. B. erfährt, aestern vormittag an Se m Ausstand befindlichen Beam ten und