1920 / 209 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 16 Sep 1920 18:00:01 GMT) scan diff

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Wie der „Eclair“ aus Airdes⸗Bains meldet, soll in 14 Tagen in Biarritz auf Vorschlag der französischen Regierung eine Zusammenkunft zwischen Millerand und Lloyd George stattfinden. Nach einer Havasmeldung hat der Kongreß der Syndikalisten der Minderheitsrichtung Mittelfrank— reichs sich für den Anschluß an die dritte Internationale aus— gesprochen. Italien.

Der Ministerpräsident Giolitti hat auf der Réͤckreise von Air⸗les⸗-Bains, wie die „Agence Havas“ berichtet, von RVardonecchig aus ein Telegramm an Millerand gerichtet, in dem es nach einem Dank für den herzlichen Empfang u. a. heißt: ‚Unsere Begegnung, eine Kundgebung der aufrichtigen Freunbschaft der beiden Nationen, wird, dessen bin ich sicher, die Zusammenarbeit Frankreichs und Italiens an den Werken bes Friedens fruchtbarer gestalten.“ Der Ministerpräsident Millerand erwiderte mit einem Telegramm, das u. a. be⸗ sagt: „Wie Sie, bin ich glücklich in dem Gedanken, daß unsere Begeghung und unser so vertrauensvoller Meinungsaustausch das dauernde Einvernehmen zwischen Frankreich und Italien in der Festigung des Friedens stärken und die Bande, welche die beiden lateinischen Völker vereinigen, enger gestalten möge.“

Der Generalrat des Verbandes der In⸗ dustriellen trat vorgestern in Mailand zusammen, um die Norfchläge des allgemeinen Arbeiterrats zur Lösung der Metallarbeiterfrage zu prüfen. Da sich in der Versammlung mehrere Strömungen geltend machten, wird heute eine neue Zusammenkunft stattfinden, um den Ver⸗ trauensmännern der Arbeitgeber Gelegenheit zu geben, die Meinung ihrer Auftraggeber zu hören.

Die Leitung der in Rom zusammengetretenen Popular⸗ partei ,, sich ebenfalls mit der Metallarbeiterfrage und nahm eind Entschließung an, in der die Regierung aufgefordert wird, einen aus Arbeitgebern und Arbeitnehmern gebildeten Nusschuß zu ernennen, der die wirkliche Lage der italienischen Industrie prüfen soll.

Tschecho⸗Slowakei.

Der Präsident der Republik hat das neue Ministerium pereits ernannt. Wie „Wolffs Telegraphenbüro“ meldet, ist Corny zum Ministerpräsidenten und Minister des Innern er— nannt worden: Dr. Benes bleibt Minister des Aeußern. Dr. Englis Finanzminister und Dr. Hotowetz bleibt Ver⸗ weser des Außenhandelsamts und wird gleichzeitig Handelsminister. Die übrigen Ressorts sind durch entsprechende Beamte besetzt.

Die sozialdemokratische Vertreterkonferenz hat vorgestern beschlossen, die Kommunisten aus der Partei auszuweisen.

Südssawien.

Das Belgrader Varlament hat nach dreitägiger Debatte gestern mit 136 gegen 10 Stimmen den Friedens— vertrag mit Bulgarien ratifiziert.

Die Abstimmungskommission für die Kärntner Abstimmung hat in ihrer vorgestrigen Sitzung, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ meldet, beschlossen, daß die südslawischen Truppen aus der , . zurückzuziehen find, ohne daß vorher oder aleichzeitig das italienische Militär aus Kärnten abgezogen ist. Weiter wurde beschlossen, daß auch die gesamten Gendarmen die Zone A zu verlassen haben. Die Landesregierung von Slowenien hat deshalb in einer außerordentlichen Sitzung heute vormittag ihren Rücktritt beschlossen.

Schweiz.

Zwischen den Vertreiern des Bundesrats und dem in Lausanne eingetroffenen französischen Ministerpräsidenten Millerand haben gestern längere Besprechungen statt— gefunden, nach deren Schluß der Presse folgender amtliche Bericht mitgeteilt wurde:

Die französischen und schweizerischen Vertreter unterzogen die verschiedenen gegenwärtig zwischen den beiden Republiken schwebenden politischen und wirtschaftlichen Fragen einer Prüfung. Sie stellten die Uebereinstimmung in dem Wunsche fest, jede Gelegenheit zu be⸗ nutzen, die engen Beziehungen zwischen den beiden Ländern durch eine herzliche Regelung dieser Fragen noch enger zu knüpfen. Millerand gab hinsichtlich der freien Zone von Genf den Entschluß der franzö— sischen Regierung bekannt, die gegenwärtige Lage in einer zu treffenden endgültigen Regelung im Sinne der Interessen und Gewohnheiten von Genf zu konsolidieren. Die Prüfung der verschiedenen Gegen⸗ stände erlaube, sich entweder sofort zu verständigen oder ein Ver⸗ fahren festzustellen, das geeignet sei, eine baldige Verständigung herbeizuführen.

Der Ministerpräsident Millerand besuchte gestern in Genf den Direktor des Internationalen Arbeitsamts Albert Thomas, der in einer Rede die Arbeiten des Amtes wie folgt darlegte:

Mit unserem ganzen Willen, mit aller unserer Energie und unserem vollen Glauben werden wir alles daransetzen, um die gesetz⸗; gebende Organisation, die der Völkerbund geschaffen hat, in Wirksam⸗ keit zu setzen. Wir werden danach streben, daß die sechs Konventionen und die sechs Forderungen der Konferenz von Washington sowie die drei Konventionen und die vier Forderungen der Konferenz von Genua ratifiziert werden und zu internationalem Recht ausgestaltet werden. Wir werden die Regierungen jetzt ersuchen, uns in unseren An— strengungen zu unterstützen.

beratende ö. der Vereinigung in vermehrtem Umfange fortgesetzt

Statistik und Volkswirtschaft.

Arbeitsstreitigkeiten.

Aus Saarbrücken meldet W. T. B.“, daß infolge von Lohnstreitigkeiten und des Verhaltens einiger Beamten die Beleg⸗ schaften der Gruben „Altenwald und „Jägers⸗ freude“ in den Aus stand getreten sind. Es sind hereits Ver⸗ handlungen zur Beilegung des Ausstandes im Gange, so daß sein Uebergreifen auf andere Gruben nicht zu erwarten ist.

Nach einer von W. T. B. übermittelten Meldung des „Tele- graaf“ aus London, Oberleitung des Berg⸗ arbeiterverbandes den Minister Horne ersucht, sie zu empfangen, wozu Horne sofort . Einwilligung . Der Verband hat damit den ersten Schritt zu einem Vergleich getan.

Wohlfahrtõpflege.

Die Vereinigung für . Siedlung und Wanderung (Sitz Berlin W. 35, Am Karlsbad 29) hat unlängst ihren 3. Jahresbericht veröffentlicht. In ihm wird mitgeteilt,

auf dem Gebiete des heimischen Siedlung swesens die

worden ist. Gemeinsam mit dem unter dem gie n, ö Staatssekretãr g. D. Dr. von Linde qui st arbeitenden Deutschen Verein für ländliche Wohlfahrts, und Heimatpflege erörterte sie ein gehend die grundsätzlich wichtigen U des Ansiedlungswesens. Der enge Zusammenschluß erstreckt sich auch auf die bei dem Deutschen

funftstelle für An siedlungswesen, deren weiterer Ausbau im Sinne beider Vereine tatkräftig gefördert wurde. Außerdem wurde von beiden Vereinen gemeinsam die Begründung der Freien Arbeitsgemeinschaft für Siedlerbergtung“ in die Wege geleitet und durchgeführt. Die Arbeitsgemeinschaft erzielte den Zu— sammenschluß angesehener, auf diesem Gebiete tätiger Vereine und Körverschaften. Das Siedlungswesen im Reich hat im Berichtsjahre nicht diejenigen Fortschritte gemacht, die man erhofft und erwünscht hatte. Die Gründe dafür werden im Jahres— bericht der Vereinigung vornehmlich auf die für kapital⸗ schwache Siedlungsanwärter geradezu unerschwinglich hohen Kosten der Erstellung von Gebäuden sowie der Beschaffung des lebenden und toten Inventars, ferner auf den Mangel an Raumaterialien und endlich auf ungenügende Berücksichtigung des flachen Landes bei der Verteilung der im Berichtsjahr ausgeworfenen staatlichen Ueberteuerungs⸗(Baukosten⸗) Zuschüsse gegenüber den Städten zurückgeführt. Das Reichssiedlungsgesetz und die Aus— füßrungsbestimmungen der Länder mögen im einzelnen noch mancher Abänderung bedürftig sein. Indessen ist die seit Erlaß der gesetzlichen Bestimmungen verstrichene Frist noch viel zu kurz, um ein abschließen⸗ des Urteil darüber fällen zu können. Daher erschiene es als durchaus verfrüht, wollte man jetzt schon Abänderungsanträge stellen oder solche unterstützen. Vielmehr hält es die Vereinigung für angebracht, zunächst auf den nunmehr geschaffenen Grundlagen die Siedlungsarbeit so lange nach Möglichkeit zu fördern, bis hinreichende Erfahrungen gewonnen sein werden. Das in Gemeinschaft mit dem „Deutschen Bund Heimatschutz' seit 1918 herausgegebene Lieferungswerk über das Siedlungswesen hat im Berichtsjahr erfreuliche Fortschritte gemacht. Vom 2. Bande des „Siedlungswerks“ sind bisher 6 Lieferungen erschienen. Seit der Mitte des Berichtsjahrs nahm auch die Be— tätigung der Vereinigung auf dem Gesamtgebiet der Aus— wanderuna mehr und mehr zu. Die Vereinigung wurde u. a. zum geschäftsführenden Vorortverein der im Juni 1919 begründeten „Arbeitégemeinschaft für deutsches Wanderungswesen“ gewählt, der gegen 70 Vereine und Verbände die in irgendwelcher Richtung mit dem Auswanderungswesen befaßt sind, angehören.

Nach einer Meldung des W. T. P.“ aus Pößneck (Thü⸗— ringen) hat ansäßlich des 25 jährigen Bestehens der bei der Firma C. G. Vogel erscheinenden Zeitschrift Der Maschinenmarkt“ diese Firma das in den Jahren 1882 bis 18585 erbaute, inmitten eines berrlichen Parks gelegene Schloß in Hummelshain von der Alten- burger Regierung angekauft und will dessen umfangreiche Neben⸗ gebäude zu einem Erholungsheim fürihre Angestellten und Arbeiter einrichten. Als Kauspreis wird der Betrag von 1350 000 AM genannt. Die erforderlichen Ausbauten werden sofort in Angriff. genommen, so da5 das Erholungsheim schon im nächsten Sommer in Betrieb genommen werden kann.

. Nr. 13 des, Ministerialblatts für die preußische innere Verwaltung“, herausgegeben im Ministerium des Innern, vom 1. September 1920 hat folgendem Inhalt: Allge⸗ meine Verwaltungssachen: Verfügung vom 2. August 120, betr. Einrichtung einer Staatlichen Stelle in Berlin fur die Prüfung sigtischer Berechnungen; Verfügung vom 11. August 1920, betr. Gewährung von Zuschüssen zu den Umzugakosten der versetzten Beamten. Angelegenheiten der Kom munalver⸗ bände: Anordnung der Preußischen Staatsregierung vom 27. Juli 1920, betr. Wahlkörperschaften für die erste Hauptwahl zur Verbands— versammlung des Siedlungäverbandes Ruhrkohlenbezirk; Ausführungs— anweisung vom 2. August 1920 zu dem Gesetz vom 8. Juli 1920, betr. vorlãufige Regelung verschie dener Punkte des Gemeindebeamtenrechts (GS. S. 2333). Polizei er waltung; Verfügung vom 4. August 1920, betr. Berechnung der Eisenbahnfahrtkosten bei Dienstreisen der Landjägereibeamten nach der Verordnung vom 7. Tuni 1920 (G. -S. S. 347); Verfügung vom 3. August 1920, betr. Versichernngepflicht der Landjägereihilfskräfte; Anordnung vom 19. August 1920, betr. die Beschäftigung weiblicher Angestellter in Gast⸗ und Schankwirt⸗ schaften; Verfügung vom 12. August 1920, betr. Hinweis auf Fie in Nr. 161 S. 1482 des RGBl abgedruckte Bekanntmachung der Reichsregierung vom 27. Juli 1920, betr. Ausführungsvorschriften zu dem Gesetz gegen das Glücksspiel vom 23. Dezember 1919 (RGBl. S. 2145). Strafanst alten, Gefängnisse und Arbeitshäuser: Gemeinschaftliche Verfügung des Justizministers und des Ministers des Innern vom 13. Juli 1920 über die Erhöhung der Haftkosten. Verschiedenes: Hinweis auf das Erscheinen eines Kommentars zum Unterbringungsgesetz.

Theater und Musik.

Als nächste Neueinstudierung der Staatgop er erscheint am Mittwoch, den 22. d. M. Richard Wagners ‚„Tristan und Isolde“ unter der musikalischen Leitung von Max von Schillings und der szenischen Leitung des Oberspielleiters Dr. Hörth. Die gesamte Neu— ö wird nach Entwürfen des Malers P. Aravantinos ange⸗ ertigt.

Im Schauspielhausse gehen morgen „Die Journalisten“ mit Dagny Servages als Adelheid und Anton Edthofer als Bolz in Szene. Anfang 7 Uhr.

Das Qrchester des Deutschen Opern hauses ver⸗ anstaltet quch in dieser Spielzeit unter Rudolf Kraffelts be— währter Leitung zehn volkstümliche Symphonie⸗ konzerte. Als Uraufführung werden u. a. vorgetragen werden eine Stuck⸗Symphonie“ von Hans Bullerian, eine Symphonie von Max Burkhard, Lieder von Fr. C. Koch, eine Ballade von Molden bauer und eine Ballade (. Jan van Jühren -) von Viktor von Woi— kowsky⸗Biedau. Eine Serenade von Lee Weiner wird zum ersten mal in Berlin aufgeführt werden. Als Solisten sind gewonnen worden; die Kammersängerin Lilli Lehmann, die Kammersängerin Flisabeth van Endert, Emma Vilmar-Hansen und Rudolf Lauben— thal für Gesang, ferner Alice Haßler-Landolt und. Hans Widor für Klavier, Hans Bassermann, Wladislaw Waghalter und Richard Kroemer für Violine und Ernst Pely für Violoncello. Das dies⸗ jährige erste Konzert findet am kommenden Sonntag, den 19. Sep— tember, Vormittags 11 Uhr, im Deutschen Opernhause statt.

Der Konzertbericht befindet sich in der Ersten Beilage.

Mannigfaltiges.

Am 13. September d. J hat in Stentsch seit dem 4. August der dritte deutsch⸗polnische ö stattgefunden, und zwar wurden W. T. B. zufolge 31 bisher in Polen zurückgehaltene Deutsche freigegeben. Auch diesmal haben sich, wie schon früher, der Rittmeister Szezepanik vom Posener Generalkommando und der deutsche ne m ,. Superintendent Arlt in Posen um den Austausch besonders verdient gemacht. Es ist anzuerkennen, daß in . Zeit dem Bestreben des Auswärtigen Amts, die Freilassung Neichsdeutscher herbeizuführen, polnischer⸗ seits entgegengekommen wird. Auch die Unterbringung der Gefangenen im Kernwerk in Posen gibt zu Peanstandungen keinen , , wie, der deutsche Fürforgekommissar auf Grund persönlicher Befuche beftätigt. Angehörige von Deutschen, die in Polen zurückgehalten werden, tun gut, dem Auswärtigen Amt efe rat Polen, sobald wie möglich hiervon unter genauer Angabe der Einzelheiten Tenntnis zu geben. Die Nachrichten, die wegen der Zustände im Kriegsgefangenenlgger Tuchel vor kurzem durch die res⸗ gingen, sind zum FGegenstand genauer Feststellungen gemacht worden. Ebenso sind Schritte eingeleitet, um die Freilassung der aus Oberschlesien verschleppten Deutschen herbeizuführen.

Gelegentlich des Heim stättentages der deutschen

stätten amt der deutschen Beamtenschaft, hinter dem 14 Millionen organisierte Beamte stehen, vom 18.— 23. Oktober in Berlin einen Heim stättenkursu s. Es finden folgende Vorträge statt: Professor Dr. Boldt: ‚Finanzfragen'“. Dr. Adolf Damaschke: „Heimstättenwesen, Geschichtliches und Grundsätzliches“. Dekonomierat Echtermeyer: „Gartenbau“. Prof. Dr. Erman: Ueberblick über die Heimstättengesetzgebung und über die Rechtsformen in der Bodenbeschaff ung' . Baurat Fauth: „Bautechnische Fragen“. Regierungsbaumeister Langen: ‚„Wo müssen wir siedeln?!“ Johannes Lubahn: „Gewerkschaft und Heimstätte'. Adolf Otto: „Genossen⸗ schaftsfragen“. Postdirektor von Roy: „Nutzharmachung der Beamten— sparkraft für das Heimstättenwesen. Dr. Vormbrock: Staatliche Wohnungsfürsorge“. Dr. Heinr. von Wagner: „Ulmer Wiederkaufs—⸗ recht. Nutzbarmachung der Sparkassen für das Heimstättenwesen!“. Die Anmeldungen der Teilnehmer sollen möglichst durch die Beamtenverbände und die Ortsgruppen (Kartelle) geschehen. Das Heimstättenamt der deutschen Beamtenschaft, Berlin 8. 14, Alerandrinen—⸗ straße 42, entscheidet über die Aufnahme. Es gewährt freie Hin- und Rückfahrt dritter Klasse und täglich 25 4 Unterhaltszuschuß.

In der Maschinenschreibschule der Handels— kammer zu Berlin wormals Korporation der Kaufmannschaft von Berlin), Neue Friedrich⸗Straße 56 II, beginnen am 12. Oktober neue Tages- und Abendlehrgänge. Damen mit guter All⸗ gemeinbildung und kaufmännischen Kenntnissen finden täglich Auf⸗ nahme. Einzelne Uebungsstunden zur Fortbildung können belegt werden. Näheres ist aus den Unterrichtsplänen zu ersehen, die im Direktorialbüro, Börse, Burgstraße 25, im Verband der weiblichen Handels- und Büroangestellten, Köpenicker Straße 74, sowie in der Schule selbst erhältlich sind.

Intelligenz prüfungen für Studenten sind an der Nniversität Chicago in diesem Sommer zum ersten Male als Bedingung für die Zulassung vorgenommen worden. Man wollte feststellen, ob der angehende Besucher der Hochschule auch über die geistigen Fähigkeiten verfügt, die das Studium einer Wissenschaft wirklich fruchtbar machen; ob der Prüfling sich mehr für ein Studium der geistigen oder der technischen Wissenschaften eignet. Die Verfahren, die angewendet wurden, beruhten im all— gemeinen auf denselben Grundsätzen, nach denen die Rekruten beim Eintritt in das Heer geprüft werden. Die Ergebnisse waren im Durchschnitt gut. Der niedrigste Grad, der erreicht wurde, betrug 34,6 vy, der höchste 91,ꝰ vH; die Mehrzahl erreichte Grade zwischen 65 und 70 vH. Da sich das Verfahren bewährt hat, soll die Intelligenz⸗ prüfung als Bedingung für das Studium an der Universität Chicago von jetzt an beibehalten werden.

Nürnberg, 15. September. (W. T. B.) Die das gesamte Deutsche Reich umfassende Knappschaftsberufsgenosfen⸗ schaft in Berlin hielt heute hier unter Teilnahme von 107 Ver— tretern ihre Genossenschaftsversammlung unter der Leitung des als Nachfolger des verstorbenen Geheimen Rats Remy zum Vorsitzenden gewählten Bergrats Kleine-Dortmund

ab. Aus den. Beschlüssen ist hervorzuheben die Bewilligung von 21 Millionen Mark Darlehen aus der Nücklage zu Erweiterungsbauten von Krankenhäusern. Der Betriehsstock

wurde um 15 Millionen Mark erhöht. Die Rücklage erreichte den Betrag von 111 Millionen Mark. Die Versicherungspflicht sär Be—= triebsbeamte wurde bis zur Gehaltsgrenze von 35 000 erweitert. Nach Erledigung der Tagesordnung wurden spontan aus der Ver— sammlung heraus die Frage der Sozialisierung des Bergbaues an⸗ geschnitten und Bedenken gegen die Sozialisierung geäußert.

Wien, 15. September. (W. T. B. Die Gewerkschafts—⸗ kammöissign der Akademiker und die Vereine der dem öffentlichen Dienst, angehörenden Fi nanz⸗ und Konzept⸗ beamten in Niedexösterreich beschlossen als Protest gegen die für die Beamten mit Hochschulbildung ungünstigen Julibeförde⸗ rungen einen eintägigen Kundgebung sausstand für den 16. September.

Paxis, 16. September. (W. T. B.) Wie „Petit Journal“ meldet, ist ein aus Deutschland kommender Kohlenzug in der Rähe von Compiëgne entgleist. Es wurde be— deutender Schaden angerichtet und der Zugverkehr nach beiden Seiten durch die herausgestürzten Kohlenmassen gesperrt.

Rom, 15. September. (W. T. B.) Einer Stefanimeldung zufolge hat das Erdbeben im Gebiete von Massa nur wenige Ortschaften betroffen; ugch amtlicher Feststellung beträgt die Zahl der Toten 174. Ueberall ist das normale Leben wieder auf—

genommen.

Madrid, 16. September. (W. T. B.) Gestern kam es in Saragossa wegen des schlechten Brotes und der Lebens⸗ mittelteuerung zu Ausschreitungen. Zahlreiche Läden wurden gestürmt. Die Polizei griff ein und stellte die Ordnung wieder her. Eine Person wurde verwundet. Es wurden acht Ver— haftungen vorgenommen. Der Bürgemeister ist wegen der Unruhen zurückgetreten.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

——

Theater.

Opernhaus. (Unter den Linden.)

bezugsvorstellung. Fidelio. Anfang 7 Uhr. Sonnabend; Silhouetten. Susannens Geheimnis. Ko stümball. Anfang 7 Uhr.

Schau pielhaus. (Am Gendarmenmarkt.) Freitag: 160. Dauer⸗ bezugsvorstellung. Die Journalisten. Anfang 7 Uhr.

Sonnabend: Coriolan. Anfang 7 Uhr.

Freitag: 152. Dauer⸗

Samiliennachrichten.

Verlobt: Frl. Armgard von Koseritz mit Herrn Oberleutnant zur See a. D. . arsenow (Dessan). Frl. Magdalene Albrecht g. . ö. re, e Scr , nen g ni. O. Schl. )J. r icht: Frl. e⸗Blanca Fließbach mit Herrn Hauptmann Olof von Chrenkok (Landechow i. Vomm.) ö Geboren: Eine Tochter Herrn Dr. med. Walther Giulini Breslau.)

Ge storben: Herr Chefredakteur Oskar Kionka Brieg.)

Verantwortlicher Schriftleiter: J. V.: Weß er in Berlin.

Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschäftsstelle Rechnungsrat Mengering in Berlin.

Verlag der Geschäftsstelle ( Mengering) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt Berlin, Wilhelmstraße 32.

Drei Beilagen (einschließlich Börsenbeilage)

Verein für ländliche Wo lfahrts- und Heimatpflege bestehende Aus—⸗

Beamtenschaft am 19. Oktober veranstaltet das Heim

und Erste und Zweite Zentral Handelgregister · Beilage.

2576

am Deutĩchen R Mr. 209.

reichs anzeiger und

Berlin, Donnerstag, den 16. September

an n

ven htschen Staatsanzeiger

1920

Nichtamtliches.

(Fortsetzung aus dem Haupthlatt.)

Preuß s che andesversammlung.

151. Sitzung vom 15. September, Nachmittags 3 Uhr.

Bericht des Nach richtenbũroz des Vereins deutscher Zeitungsverleger.) *. 6 2 . * 21

Präsident Leinert eröffnet die Sitzung nach Uhr mit folgenden Worten: . J

Bevor wir in die Tagesordnung eintreten, möchte ich Ihnen folgendes bekannt geben: Auf den Wiederbeginn unserer Verhandlungen setzen unsere deu rschen Stamm eshbrü der im. Ost an und im Westen, in Oberschlesien und im Saargebiet große Hoffnungen. Es sind in OGherschlesien Bedrohungen von Leib und deben, Gesundheit und Eigentum der Bevölkerung vorgekommen, und im Westen sind unsere der tschen Stammesangehörigen in ihren politischen Rechten bedroht worden. ; oli regung entstanden, die es erforderlich macht, daß auch die Landesver⸗ sammlung dazu Stellung nimmt. Ich darf mitte len, daß der Aeltesten⸗ rat beschlossen hat, am Freitag über diese Vergewaltigungen hier zu sprechen. (Cebhaftes Braboh

Abg. Adolf Hoffmann (M. Soz.) beantragt sobann, das als uns ungnnehmbar;

12. Punkt auf der Tagesordnung stehende Gesetz über die Erleichterung

Auf beiden Seiten ist große politische Er⸗

des Kirchenaustritts in zweiter und dritter Lesung von der Tages⸗ ordnung abzusetzen, entsprechend dem Beschluß des Aeltestenrats; die

Parteien müßten vorher zur Verfassungsfrage Stellung genommen haben.

Präsident Leiner erwidert, daß ihm von dies, m Beschluß des Aeltestenrats keine Kenntnis gegeben ist., Im Aelt 1

die bon ihm festgestellte Tagesordnung keine Einwe

stoffmaterials zu steigern.

Priyateigentum geschützt werden muß. verlangt es, wirklich schnell zuzugreifen.

der großen Not des rderung des Brenn⸗

ebenfalls zu.

Abg. Rippel D. Nat): Zur ; Volkes muß alles Mögliche getan werden, die

Abg. Tegeder ( D. V) stimmt dem

Wenn jemand jetzt Kohlen herbeischafft und etwas Erhebliches darin

leistet, so ist es recht und billig, daß man ihn dafür auch entschädi Bezüglich der Sozialisierun ind die Meinungen geteilt. Unser Kohlenbergbau muß vor allen Dingen vor Experimenten bewahrt werben, die vorläufig auf dem Papier stehen, und deren Nützlichkeit noch nicht erwiesen ist.

Abg. Ludwig (U. Soz): Wir wehren uns gegen die Forksetzung der alten Methode ganz entfchiehen. Die Not des Volkes ist so groß, daß demgegenüber auch der Grundsatz zurücktreten muß, 84 das

Ferade die Not des Volkes

Die Vorlage wird dem Ausschuß für Handel und Ge⸗ werbe überwiesen. Es folgt die erste Beratung des Gesetz= entwurfs über die Errichtung neuer Landes⸗ kulturämter für die Provinz Pommern und Schleswig⸗ Holstein.

Abg. Weissermel (D. Nat.) beantvagt, die Vorlage dem Siedlungsausschuß zu überwei sen.

Abg. Mülkle r-⸗Prüm (Zentr): Wir stehen der Vorlage im ganzen wohlwollend gegenüber, doch sind einzelne Bestimmungen für daher stimmen wir der Ueberweisung an den Ausschuß zu.

Der Gesetzentwurf wird an den Siedlungsausschuß über⸗ wiesen.

Auf Antrag des Abg. Herold Zentr. vertagt sich darauf das Haus, erledigt jedoch ohne Deb

Reihe von Eingaben nach den Anträgen der Ausschüsse.

Abg. Adolf Hoffmann (. Soz,) bemerkt, daß er jedenfalls

gegen die heutige dritte Beratung geschästsordnungs mäßig Widerspruch erhebe.

Der Antrag auf Absetzung der zweiten und dritten Lesung von der Tageszordnung wird gegen die Stimmen der Unab— hängigen abgelehnt. Die dritte Lesung kann aber infolge des Widerspruchs des Abg. Hoffmann erst später vorgenommen werden. ; .

Die Denkschrift über die Ent wicklung des Klein⸗ bahnwesens, die Verordnung über das Ortszu⸗ lagenrecht von Schulverbänden, die Verordnung über die Erhöhung der Eisenbahnfahrtkosten bei Dienstreisen der Offiziere, Oberwachtmeister und Gendarmen und die Wahlordnung 5. die Verbandsversammlung des Siedlungs⸗ verbands Ruhrkohlenbezirk werden nach Kennt— nisnahme für erledigt erklärt.

Der Verordnung über die Verlängerung der Gültigkeits⸗ dauer der Verordnung vom 315. Juli 1917 über die Bekämpfung des Wechselfiebers in den Kreisen Pleß, Kattowitz Lan und Rybnik auf weitere drei Jahre er⸗ teilt das Haus seine Zustimmung.

Es folgt die Beratung der Anordnung, wonach Gast⸗ wirtschaften die Beschäftigung. weiblicher Angestellter vorher der Ortspoltzeibehörde anzumelden haben. Die Beschäftigung weiblicher Angestellter kann wegen sittlicher Gefahren von den Polizeibehörden untersagt werden. Die Beschäftigung ist nur gegen feste Entlohnung zulässig. Ausgenonimen von diesen Bestimmungen sind Verwandte und Verschwägerte des Betriebsinhabers.

Abg. Frau Hanna (Soz) bemängelt die laxe Du cchfüh rung dieser Anordnung. Die Bestimmung über feste Entlohnung sei überhaupt nicht in die Praxis umgesetzt worden. Die gewerbsmtäßeige Stellen bermittlung funktioniere trotz aller Vorschriften genau, wie früher. Die Rednerin begründet Anträge ihrer Fraktion, die verhindern sollen, daß die Bestimmungen der Anordnung durch die Polizeibehörden durch. kreuzt werden, und die Beseitigung der Ausnahme hestimmungen for⸗ dern. Es bestehe heute schon der Zustand, daß in Lokalen mit Heih⸗ licher Bedienung nur noch Verwandte“ beschäftigt werden. Das Heste wäre (ine reichsgesetzliche Regelung der ganzen Angelegenheit, Nötig sei auch bie Einführung eines Arbeitsnachweises für weibliche Gast⸗ hausangestellte. .

Abg Frau Dr. Lauer (Zentr.) bedauert ebenfalls, deß die In ordnung hinsichtlich des Verholes der Beschäftigung gweihl cher An⸗ gestellter bei Gefährdung der Sittlichkeit nicht durchgeführt werde.

Abg. Frau Arendsee (. Soz): Wir verlangen in erster Linie einen wirksamen Schutz für die arbeitenden Frauen. Darin geht die Verordnung nicht weit genug. gen bringt ie. C in Persönlichkeitsrechte der Angestellten, die wir nicht billigen .

Abg. Frau Dr. Spohr (D. Nat.); Eine noc nglige Gere bung der Vorlage in der Kommission ist notwendig, da der sozialdemo⸗ kratische Antrag von schwerwiegender Wirlung fein kann. .

Abg. Frau Dang ö ö . Die Vorlage bedarf drin⸗

ine maligen Ausschußberatung gend g ng bez. Dir smn Geseß arstzghie Verbesferung der Stellung der wer lichen Angestell en im Ggst wirt gewerbe müssen wir unterstüßen. Auch wir empfehlen eine Beratung er Vorlage im Ausschuß. .

Die Vorlage geht an den Ausschuß für Bepölkerungs— voliti ö ö erster Beratung wird hierauf der Gesetz entwurf über die Bergschulvereine einem Ausschuß überwiesen. .

Der t über die Verpflichtung der Gemeinden

Der Gesetzentwurf üher die Ver; . zur Haltung von ie gen böcken geht an den Land⸗

irt 8 9 achdem sich die Abgg. M üller-Prüm wirtschaftsausschuß, nachdem 9 6 ö (Zentr.), Wer 36 ö. . und Peters (Soz.) zu⸗

imm äußert haben. ; 3 J e n des er en n über die Freigabe . Aufsuch nu, ng und Gewinnung

er Steinkohlen in nz . . . ge el mi hl im Regierungsbezirk Liegnitz sowie im Bereiche der Wealdenablagerung.

2. Meine ? 2 de Gn en das Gesetz * . j ** 3 Abg. u semann Soß ) Meine, Freundz Können das Gel; verfenkt, die viel Gelungenes neben manchem Unfertigen zeigten, aber

in der vorliegenden Fassung nicht annehmen. . An eben ung Ker Kohlenschäͤtze darf nicht Privatkapitglisten überlg en swerpen. . verlangen die Vollsozialisierung der Steinkohle. Wir J ö Gesetz dem Ausschuß 3 Handel und Gewerbe zu überweisen, dami es dort annehmbar geftaltet werden kann.

; be tt, gn, , e es Abg. Sr. Frenzel. (Dem) ist, für Annahme des Gesetzes. .

9. 35 , Kohlen zu gewinnen. Heute ift uns jedes Mittel vecht, Kohlen zu gewinnen.. 9a . gib Freiherr von Wangenheim (D. Hann); Wir grüßen das Gesetz. Die Kohlenforschung, die jetz con sin der Gegend von Osnahrück vorgenommen wird, wird dadurch auf gesetz⸗

sichen Boden gestellt.

r be⸗

den Provinzen Sachsen, Hannover . eine vorzügliche Interpretin seiner Limder gefunden. Ihre ausgeglichene,

Nächste Sitzung Donnerstag 12 Uhr Gesetz über Er— leichterung des Kirchenaustritts, Nothaushalt, kleinere Vor— lagen und Anträge).

Schluß nach 54 Uhr.

e, o 6 *

Theater und Musik.

Konzerte. Nach einer Sommerpause von knapp einem Vierteljahr hat diesmal die Kozertspielzeit wieder eingesetzt. Sie begann mit dem

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e, n ,, . 12 * ' ö. Gastspiel der „Satschen Philharmonie“ aus Prag, einem

etwa vor Jahresfrist gegründeten, neuen tschecho⸗slowakischen Sym⸗ phonieorchester unter der, Leitung des jungen Komponisten und Diri⸗ genten Vladislav V. S ak, der sich in seiner Heimat mit Eifer und Erfolg für deutsche Musik eingesetzt hat. Sein Streben, tschechisches Musikkönnen daheim und in der Fremde zur Geltung zu bringen, führte ihn mit seinen 120 Musikern außer nach Dresden und Leipzig auch nach Berlin, wo einige Konzerte im Beethoven⸗ saal und ein abschließendes in der Philharmonie gegeben wurden. Die Programme enthielten bis auf das letzte vorwiegend Kompositionen flawischer, zumeist tschechischer Tonsetzer, unter welch letzteren Smetana und Dvokak der Ehrenplatz eingeräumt war. So war Smetana mit seinem großen symphonischen Iyklus Mein Vaterland“, das als Perle die auch hier hochgeschätzte symphonische Dichtung „Moldau“ enthält, ein ganzer Abend im Beethovensaal gewidmet. Man darf das noch junge Orchester naturgemäß nicht mit dem Maßstabe messen, wie etwa unsere Philharmoniker. Von der allgemeinen Musizierfreudigkeit der Tschechen abgesehen, bleibt doch manches in der Abschattierung des Klanges zu feilen und auszugleichen. Besonders machte sich das in dem für einen so starken Tonkörper viel zu kleinen Beethobensaal bemerkbar, wo alle Unebenheiten umso stärker auffielen. Den günstigsten Eindruck hinterließ das Absch lu ß⸗ konzert in der Philharmonie. Außer Dvokaks Symphonie „Aus der neuen Welt“ und Richard Strauß Tondichtung „Tod und Verklärung“ standen Friedrich Smetanas erste symphonische Dichtung „Wallensteins Lager“, ein charakteristisches, gegen den Schluß hin aber etwas abflauendes Werk, und die symphonische Dichtung Von ewiger Sehnsucht“ von Vitézslav Novak auf dem Programm. Letztere möchte ein poesievolles Stimmungsbild des Märchendichters Andersen in Tönen wiedergeben, was ihr aber mangels fruchtbarer Einfälle und Konzentration nicht gelingt. Die als Ersatz dafür verwandten, im ranzösischen Stil gehaltenen Akkordverhindungen und instrumentalen ö können zwar eine Weile die Aufmerksamkeit fesseln, ermüden den Zuhörer aber bald durch einförmige Wieder⸗ holungen, sodaß die zweite Hälfte der Werkes versagt und den immer wieder und wieder hinausgeschobenen Schluß herbeisehnen läßt. Alles in allem aber hab das interessante Gastspiel der Prager Phil⸗ harmoniker von ihrer künstlerischen Strebsamkeit und Entwicklungs- äh =* beredtes Zeugnis abgelegt. Im Blüthnersaa! gab der temßeramentvolle Dirigent Herrmann Ludwig, dem besonders

Mozart ans Herz gewachsen zu sein scheint, einen Haydn⸗Mozart—

Dagegen bringt sie Eingriffe in die Vhend

mit dem gut musizierenden Blüthner-Orchester. Johanna Naumann (Gesang) und Felir Robert. Men⸗— delssohn (Cello) boten dabei als Solisten Durchschnittsleistungen, über die fich beim besten Willen nichts Besonderes sagen läßt. Nach längerer Pause ließ sich dieser Tage der vortugiesische Geiger Joan Mangn in der Philharmonie hören. Sein schöner Ton und seine virtuose Technik find ihm treu geblieben, an die Gemütstiefe seines Spiels darf man aber keine zu großen Anforde⸗ rungen stellen. Gleiches gilt auch von seinen eigenen Werken, die von der Pianistin Pura Lago und dem Philhar⸗ monischen Orchester unter Richard Hage! vor— züglich begleitet wurden; sie sind zwar gut instrumentiert, ver⸗ inögen aber nur Zwecken leichterer Unterhaltung zu dienen. Alfred Lichtenstein konzertierte mit Elisabeth van Endert im Blüthnersaal und bewährte sich aufs neue als technifch gewandter und mußsikalisch begabter Flötist. Die Konzert⸗ literatur für Flöte ist dürftig, und weder ein Konzert von Langer noch eine Sonate von Mel Bonis vermochten als Kompositionen viel Interesse zu erwecken. Frau van Endert sang mit schöner Stimme und feinem Vortrag außer Liedern von H. Wolf die Wahnsinnszene aus „Lucia di Lammermoor“ mit Flötenbegleitung. Beide Künstler erzielten damit reichen Beifall. Walter Goehr am . löste feine Aufgabe aufs beste und, war ihnen ein musikalisch sicherer Begleiter. Adolf Liebeck hatte an seinem Kömpositisnsabend in demselben Saale in Hertha Dehm ow

cschöne Altftimnse klang an diesem Abend besonders angenehm, und

mit vertiestem Vortrag hatte sie sich in das Wesen der Kompositionen

durch innere Empfindung sowie durch die innige Verschmelzung der Mufik mit dem Tert doch fesselten. Die Begleitung Em Klavier wurde von dem Komponisten selbst ausgeführt. Im

Beethovensaal gab Paul Madsen mit Fräitz Linde⸗

mann“ am Klavier Linen Liederabend. Seine Tenorftimme angenehmem Klang auch in der Höhe, die vielleicht, wenn nicht scheinßar eine kleine Indisposition hinderlich gewesen wäre, noch strahlender hätte sein können. Der Vortrag des Sängers ließ Verständnis und Empfindung für das Gefungene erkennen; esonders wußte er der poetischen Stimmung der lyrischen Gesänge gerecht zu

atte noch eine große

werden. An demselben Abend sang der Baritonist Ernst

Possony im benachbarten Bechsteinsaal Lieder und Balladen. Er verfügt über eine große, edel klingende Stimme, deren Höhe allerdings guellender sein könnte. Eine Reihe altitalienischer Arien sang er stilgerecht mit Ausdruck und Verständnis, aber auch sonst war sein Vortra k und sicher, so daß er seinen Eindruck au die Zuhörerschaft nicht verfehlte.

Handel und Gewerbe.

Nach der Wochenübersicht der Reichsbank vom J. September 1920 betrugen ( und im Vergleich mit der Vorwoche): Attiva. 1920 1919 1918 h MS 56 Metallbestand ). 1098326000 1122120 000 2466903000 349 000 ( 651 C000) 328 0600) darunter Gold 1091 666000 1102314 000 23438 263 0090 2 000) ( 938 000) ( 168 000) Reichs u. Darlehns⸗ kassenscheine 18 649 921 000 8537 490 000 2228 594 000 36 hh 660) («= 27 g66 666) (C- S6 138 65) Noten and. Banken 120 000 3271 0090 19950600 923 000 - 4053 000. 524 00) Wechsel, Schecks n. diskontierte Reichs⸗ schatzanweisungen. 44 860 201 000 28 822 448 0090 16999 374 009

( Ih1895 4000 - 2424067000) (- 6747890 000)

Lombardforderungen 84 Ca oo 7930 909 b 738 000 (4 24219 000 (40 5657 000 (4 121 090

Effekten... . 246 576 009 127784 000 126081 900 - I7 649 00 -C 16 655 00 C O 21000)

11 546 343 000 1959 432 000 1822740 0090

sonstige Aktiven. 343 90 195 . . hi6 Jo σ (. - 62 165 660 6 I7 4353 6600)

Pa ssiva. .

Grundkapital . 180 000 000 1530 000000 180 000 0090 (unverändert) (unverändert) (unverändert)

Reservefonds. 104 258 000 99 496 000 94 828 000 . (unverändert) (unverändert) (unverändert)

38 752 2567 Obo 28 465 636 Sh 13 304 684 G 35 oa Gb -= S4 256 0 -. s 56 C0ch

sonstige tägl. fällige . . . Verbindllchkeiten'. 12 974 488 900 38 405 521 00 8 702566 oo Ib d 77S od = 24707 Q 0 2 485 000) 5 379 601 000 3 486 27 000 70 350 o00 C I27 9753000 4 29 133 000) 42 425 000) Y Bestand an kursfähigem deutschen Gelde und an Gold in Barren oder ausländischen Münzen, das Kilogramm fein zu 2784 4

berechnet.

umlaufende Noten.

sonstige Passiwa.

Nach dem Geschäftsbericht der Sondermann und Stier Aktiengesellschaft, Chem nätz, über das Zahr 1919 stand das am 36. Juni abgelaufene Geschäftsjahr der Gesellichast einerseits im Zeichen der schwindenden Kaufkraft des Inlandes, während andererseits die durch die Verschlechterung der deutschen Valuta außer⸗ ordentlich gewachsene Kaufkraft des Auslandes auf die Absatzmöglich—⸗ keit deutscher, auch der Fabrikate der Gesellschaft, wie auf, die zu erzielenden Verkaufserlbse für dieselben ungewöhnlich günstig einwirkte. Lediglich diesem Auslandsabsatze war es daher in der Hauptsache zu verdanken, daß ein großer Teil deutscher Industrieunternehmungen den sich überstürzenden Mehraufwendungen für Materialien, Salärs und Löhne gerecht werden und ihre Betriebe zunächst in vollem Um⸗ fange aufrechterhalten konnte. Als Lann im ersten Drittel des gegen⸗ wärtigen Kalenderjahres durch das Steigen des Reichsmarkkurses die Valutadifferenzen in einem Maße zu schwinden begannen, daß die Gestehungskosten deutscher Produkte schließlich die Weltmarktpreise überschritten, versiegte auch das Ausland als Absatzquelle, soweit die Fabrikate der Gesellschaft und verwandte in Frage kamen, schließ—⸗ lich fast gänzlich. Hand in Hand mit den gesteigerten Ansprüchen stieg auch das Bedürfnis nach weiteren Geldmitteln, was im No⸗ vember 1919 zur Aufnahme einer hypothekarischen Anleihe in Höhe von 600 900 . sowie je einer Erhöhung des Aktienkapitals im Februar 1920 um 1 000 000 4 und ferner im Juni 1920 um weitere Millionen auf 6 000 0009 4 führte. Auf dieses erhöhte Aktien⸗ kapital können bei einem Reingewinn von 1 129 185 4 den Aktionären 15 vH vorgeschlagen werden. Die Ueberweisung an den Reservefonds betrãgt 60 00 A. Die Tantiemen erfordern S6 547 AÆ. Auf neue Rechnung werden 82 638 4 vorgetragen.

Die Förderung der Zechen im Ruhrrevier erfuhr laut Meldung des W. T. B.“ aus Essen in der vergangenen Woche im Vergleich zu dem gleichen Zeitabschnitt des Vormonats eine Steigerung, da die Beteiligung an den vertraglichen Ueberschichten, die in den letzten beiden Monaten bekanntlich schwach gewesen sind, neuer⸗ dings wieder zugenommen hat. Die Transportmittel der Eisenbahn und der Wasserstraßen wurden infolgedessen stärker in. Anspruch ge⸗ nommen, ohne daß der Abtransport besondere Schwierigkeiten machte, Allerdings haben Kartoöffel⸗ und Rübentransporte bisher noch nicht in nennenswertem Umfang eingesetzt. Die Lagerbestände gingen von S5 282 t (am 4. September) aus 75 873 t am Schluß der letzten Woche zurück. Der Zulauf zu den Kippern war ziemlich umfangreich, so daß werktäglich 1 081 t Steinkohle in den Duisburg⸗Ruhrorter

Häfen gekippt werden konnten. Die Weiterbeförderung per Schiff vollzog sich trotz des im allgemeinen zurückgehenden Wasserstandes und

der hierdurch erforderlichen Einschränkungen in der Abladung der Kähne ziemlich glatt. Leerraum steht nach wie vor sehr reichlich zur Verfügung.

Die Goldausbeute in Transvagl betrug laut Meldung des W. T. B.“ im August 1920 702 683 Unzen im Werte von 2983 853 Pfund Sterling gegen 3 128 421 Pfund Sterling im Juli 1920 und gegen 3 001 739 Pfund Sterling im August 1918.

Innsbruck, 15. September. (W. T. B.) Heute vormittag fand im Sitzungssaale des Landeshauses die Gründerversammlung der Aktiengesellschaft Tiroler Hande lsbank statt. Das Kapital der Gesellschaft beträgt zunächst 30 Millionen Kronen, das zu . Teilen vom Lande Tirol, der Deutschen Bauk und der Irre es Gredito Italio übernommen worden ist. Die Bank hat sich ins⸗ besondere die Aufgabe gestellt, die ausgezeichnete verkehrswirtschaft⸗ liche Lage Tirols . den Verkehr zwischen Nord und Sd fruchtbar zu machen und das Land durch Erschließung seiner reichen wirtschaft⸗ lichen Zukunftsmöglichkeiten allseitig zu fördern. Außerdem wird die Bank, die ein Schritt zum Wiederaufbau sein soll, ihr besonderes Augenmerk auf die Lebensmittelversorgung des Landes richten.

Bu dape st, 14 September. (W. T. B.) Nach dem Ausweis der Ungarischen Postsparkgssse betrugen deren Geschäfte im ie, 1224877 Kronen. Der gesamte Einlagebestand belief sich am 31. August auf 926 391 956 Kronen. Im Scheck⸗ und Clearinghoufe⸗ ö ö , ö. , 1 . 4 er n,, wurden 2 Stück Rentenbücher über apiere im Nominal⸗ betrag von 238 596 630 Kronen ausgestellt. 1

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