Die des 5 0. jãhrigen Bestehens d . e r , , , , v . erhe ndgebun . Die Hoch hut verlieh die W ee ms git eee * Ing nienr s an; die Architekten Prof. Paul Bonatz⸗ in. heimrat. Prof. Friedrich Klin gholz⸗Berlm, . eimrat Prof. Friedrich Pütze r. Darmstadt, an den durch feine . w e ng. in Milet bekannten Architekturhistoriker .. Hubert Knack fuß in München, an die Maler Prof. Adolf =. n 1 in Düsseldorf und Prof. Adolf Höizel in Stuttgart, ö . . Werkbundes, Geheimrat ; ronn un ᷣ ü Hagener Museums Dr. Karl O st haus. 7
— —
zu Bgeslau ist gestern die Ostdeu tsc ᷣ hygienische Akad . e eröffnet 3 naa ö , ö aatliche izinal⸗ und Fürsorgebeamten mitzuwirken. ,
Literatur.
Die gewaltigen Erfolge der neuzeitlichen Naturforschu ö ͤ ng h naturgemäß, auch zu Verfuchen verleitet, ö , 966 . Ergebnisse zu erklären. Sie führten meist zu einem offenen oder verschleierten Bekenntnis zum Materialismus und sie mußten bei der angewandten Methode zu diesem Ziele führen. Während die Then sich längst vom Materialismus abgewendet hat, griff unter ö. Naturforschern die Erkenntnig feiner Unzulänglichkeit nur langsam und unter Widerständen Platz. Die großen Erfolge im. Aufdecken der usammenhänge der materiellen Welt erschwerten die Erkenntnis aller zuferen Erfahrung gesteckten Grenzen, wobei wohl auch die noch von Rudelf. Virchow beklagte mangelnde philosenhische Schulung dieser For cerkreise mitwirkte, in denen bei aller überragenden Fach⸗ kenntnis, Männer von der allseitigen Durchbildung eines Helm⸗ boltz zu den Ausnghmen gehören. In jüngerer Zeit scheint sich hierin ein durchgreifender Wandel zu vollziehen; namentlich die Physiologen und Biologen bekennen sich in wachsender Zahl u der Anschauung, daß Geistiges und Körperliches unserer Erkenntnis zwar untrennbar verbunden erscheinen, aber besonderen Gesetzen unterworfen sind, daß daher jeder Versuch, auch die Erscheinungen des Geisteslebens durch die aus äußeren Erfahrungen abgeleiteten mechanischen Naturgesetze erkennen und erklären zu wollen, von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Auch in der volfztümlich⸗wissenschaftlichen Literatur, in der die materialistische Lehre meist noch in oberflächlich vergröberter Form verbreitet zu werden pflegt, macht sich der oben gekennzeichnete Umschwung bemerkhar. Es sei heute auf eine Schrift hingewiesen, die der Wiener Biologe J. von Uexküll unter der Bezeichnung BioWlogische Briefe an eine Dame (Verlag der Ge— brüder Paetel in Berlin, geh. 10 4, geb. 14 4A) veröffentlicht bat. Wer, durch, den anspruchslosen Titel angezogen, in dem Buch feuilletonistische Plaudereien sucht., die ihn über eine müßige Stunde binwegtäuschen sollen, möge ihm fern bleiben. Dem ernsthaften Leser aher wir? die gehaltreiche Schrift, die im besten Sinne zugleich wissenschaftlich und gemeinverständlich ist, reichen Gewinn bringen und bis zur letzten Zeile fesseln. In den Briefen werden alle Haupt— fragen der Biologie behandelt, wobei der Verfasser von den Empfindungen ausgeht, um dann die Gebilde kennen zu lehren, die wir mit Hilfe unserer Empfindungen schaffen. Er legt ʒunãchst nach Kants Vorbild die Bedingungen klar, unter denen Gin. fahrungen überbaupt gewonnen werden, betont also nachdrücklich die von den Erfahrungswissenschaften meist außer acht gelassene grundsẽtz liche Bezeutung des Subjekts. Die Beschreibung der körper⸗ ichen Voraänge bei Ten, Licht, Geschmacks, und Tastempfindungen st durch anschauliche schemgtische Abbildungen unterstützt; überall werden die drei Stufen: Reiß, Erregung und. Empfindung hervor⸗ gehoben und die besonderen Gesetze, die jede dieser Stufen beberrschen, erörtert, wohei sich ergibt, daß die unkörperlichen Empfindungen lediglich der Gemütgorganisation ihr Dasein verdanken und auf körver⸗ liche Gebilde, die sich nur körperlich in Naum und Zeit nach dem Gesetz don Ursache und Wirkung betätigen, nicht zurückgeführt werden können. In weiteren Briefen sind Entsteßung, Art, Familie und Staat vom Standpunkt des Biologen betrachtet. In allen Erscheinungen gibt sich dem Verfasser eine die ganie lebendige Melt beherrschende „Plan⸗ mäßigkeit? kund. Zu dieser Ueberzeugung führt ihn u. a. die merk⸗ würdige biologtiche Tatsache, daß jeder Tierkörper in seine Merk—⸗ malsträger ebenso genau eingepaßt ist, wie seine Organe unterein⸗ ander, obgleich die Tiere und die Merkmalsträger einen durchaus ver= schiedenen Ursprung haben. Hier liege ein Weltgesetz vor, das für die Lebewesen von der gseichen Bedeutung sei, wie das Gesetz von der Erbastung der Energie für die leblose Welt. Für die Man⸗ mãßiigfeit der Variation, der Anpassung und des Kampfes ums Da⸗ sein führt von Uerfüll reiche Unterlagen gus der biologischen For⸗ chung an, Eraebnisse, die ihn zur Ablehnung des Darwinismus führen. Die Erkenntnis dieser Planmäßigkeit aibt dem Menschen seine Umwelt. wieder und errettet ibn von der trostlosen Annabme, daß die West nichts sei, als ein Spiel seelenloser Atome. Im letzten Brief fehrt der Verfasser, nachdem er die mit Hilfe der Empfindungen gesckaffenen Gebilde untersucht hat, zu dem Ausgangspunkt seiner Ausfsihrungen, zu den Emyfindungen, zurück. Er versucht es, auch für die schwer faßbare Organisation dieser Organe, für das Gemüt, ein Sema zu entwerfen. Im planvollen Ineinandergreifen der ver⸗ schiedenen Gemüteaffektionen erkennt er einen durchgreifenden gesetz= lichen Zwang, von dem allein das Gewissen ausgeschlossen zu sein sckeine, da es sesbst dauernd Imperative dem Urteilsorgane zugehen lasse, obne solcke zu empfangen. Indem die Biologie die Plan⸗ mäßigfeifß, die Teilnaßmé des Gewissens an der geistigen Gesetzaebung und die Unierstörbarkeit der technischen Naturgesetze anerkennt, berührt sie die Föchsten Fragen der Phifofoybie. Gott, Freiheit und UMnsterblichkeit, auf die ihre letzten Ergebnisse hinweisen. An dieser Grenze macht der Verfasser halt, die Führung Durch, vsychologische, metgvßysische und mystische Probleme den Sachkundigen in diesen Gebieten überlassend.
Anders zu bewerten ist ein neuerschienenes Buch des Berliner Chirurgen, Profeffor; Dr. Cerl Ludwig Schleich Be wunste fein und Ünsterb lich keit“ (Deutsche Verlagsanstalt, 12 0. Man vermißt in dieser anregenden Schrift vielfach eine klare Gliederung der Gedanken und ihre tiefere wissenschaftliche Begründung; Mängel, die zum Teil wohl darauf. zurückzuführen find, daß in dem Rucke fechs in der Lessing⸗Hochschule vor einem Hörerkreis ton
verschiedener Bildung gehaltene Vorträge wortgetreu wiedergegeben sind. Man gewinnt aber auch den Eindruck, daß an dem Entstehen ber entwickesten Gedanken und Hypothesen die Phantasie des Verfassers in hoßem Grade beteiligt gewesen, und wenn diese köstliche Sꝑeelenkraft auch bei den wichfigsten wissenschaftlichen Entdeckungen Pate ge⸗ standen hat, so ersckejnt es doch ratsam, wissenschafftliche Hypotbesen in ber breiten Deffentlichkeit nur mit Vorsicht zu bebandeln. Auch Schleich bekennt sich als Gegner des Materialismus. Nach seiner Reariffsbestimmung sind „Geist“ und „Ich: zwar etwas Physisches, Funftienen der Ganglienzellen; die Seele aber etwas Mata, phpsifckeg, fein Produkt deg Körpers, sondern etwas den Leib Schaffendes und ihn Durchrieselndes. Eine Bestätigung des Satzes Platons, daß nichts in der Welt geschaffen werden kann, Hepor der Gedanke devrn vorhanden gewesen ist“, glaubt er in der Tatfache gefunden zu haben., daß im Zustand der Hysterie, in der er eine Perversion der Phantasie erblickt, allein durch den Einfluß der Geranken fzrpersiche Gebilde entffeben fönnen. Die Schrift enthält auch sonst viele Angaben über jnteressante Forschungsergehnisse des Verfassers, für deren wissenschaftlicke Erhärtung aher naturgemãß kaz in ihr Mitgeteilte nicht ausreicht. So hat Schleich 3. G. Reobachtungen darüber angestellt, in welcher Folge bei der Narkose Fie Ganalienschickten des Gehirns betäubt werden und die einzelnen Rewußttseinabegriffe schwinden. Er nimmt an, daß man aus Pieser Folge das Alter der einzelnen Gehirnschichten und das der mit ihnen berbundenen geistigen Funktionen feststellen könne, da die jüngsten Schichten zuerst von der Betäubung ergriffen würden. Danach würden
von Raum und Zeil die iün sein, zu denen Ter NMensch gelangte; nach ihnen verlisrt der Narkgtisierte die Begriffe bon Ursache und Wirkung, von Hören, Sehen, Gefühl, Phantasie und Logik. Zuletzt schwindet das Ichbewuhßtsein.
die Be
auf. Seine Ünsterblichkeitstheorie baut Schleich auf der Unzerstörbar. keil des Lebens der Nuklein kerne der ZJessen auf, deren jeder zugleich , einen Stempel der Persönlichkeit trage, An Feuerbachs
üchtigten Satz: „Der Mensch ist. was er ißt. wird man erinnert, wenn Schleich die Änficht außer, unser ganzes Wesen werde Durch die RNuklein zessen früherer Gefch echter, die wir mit der pflanzlichen und tierischen Nahrung aufnehmen, wesentlich beeinflußt. Ueber diese Art üÜnsterblichkeit hinaus, an der den meisten Menschen, wie Schleich zugibt, wenig gelegen sein dürfte, betennt er sich zu einer Unsterhlich. kest der unde snierbaren, metaphyfischen Seele, in der er mit Kant ein Postulat der Vernunft erblickt.
Land ⸗ und Forstwirtschaft.
Der Bestand an künstlichen Düngemitteln
in Preußen.
Der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten hat der Lande shersammlung unter Bezugnahme auf einen in der Sitzung vom 25. September angenommenen Antrag der Abgg. Dr. Reineke und Gendossen das Ergebnis der Feststellungen über die Bestände an kũnst⸗ lichen Düngemitteln, die am 1. September d. J auf den Erzeuger⸗ werken lagerten. ibermittelt. Danach standen zu dem genannten Zeitpunkt zur Verfügung: ( ;
J. Sticsstoffdiůngemitte l: 1. schwefelsaureß Ammoniak 47 550 t Ware (2b oo N), das ist mehr als eine volle Monats⸗ proburtion, 2. Natronsalpeter (Chilesalp.) 15 500 6. Ware (16 Jo), dag ist mehr als die doppelte Monatsproduktion, 3. Kaliammon⸗ faspeter 3 bo t Ware (6 s N und 25 vo Kali) das ist mehr ale die doppelte Monatsproduftien, 4. Ammonsulfatsalpeter 19300 t Ware [97 o M, das ist mehr als die doppelte Monats produktion, 3. Kalkstickstoff 16 000 t Ware (30 op N), das ist die Hälfte einer Monats⸗ probuftion, 6. sonstige Stickftoffdüngemittel (Hipsammon salpeter, salz= faures Ammoniak ufw.) 10000 t Ware, im ganzen 127 500 t Stickstoff⸗ düngemfttel. Bis Ende Juni erfolgte eine normale Abnahme, von da ab stockte der Abfätz außer Pei schweselfauren: Ammoniak fast vollkommen. 4 und August sind als Erntemonate immer schlechte Absatzmanate.
n den früheren Fahren nahm der Absgtz im September für die kommende Herbstbestellung regelmäßig stark zu. In diesem Jahre ist dies nicht der Fall gewesen. Die Zunahme der Lagerbestände seit Juni 1920 lassen die folgenden Bestandsangaben erkennen: 1. In R. 30 o t Ware, das ift normaler Bestand, 1. Juli rd. 50 t Ware, J. Auguft rd. 75 O0 t Ware, J. September rd. 130 000 t Ware.
JJ. Kati; Am 1. September 1920 befanden sich auf Lager an Kalifalzen, berechnet auf Ehlorfall mit 0. 33 Jo Reinkali, 90 oon t am J. Jluguft 83 269 t, am J. Juii 57 623 t., Kali steht in erheb= lichen Mengen zur Verfügung. An Kalirohsalzen könnte das Drei⸗ fache geliefert werden, und zwar täglich 30006 - 4000 Waggons, wenn entfprechende Aufträge vorhanden wären und wenn die. genannte Wagenzahl zur Verfügung stände. Infolge der ungewöhnlich frühen Bessellung im Frühjahr dieses Jahres befinden sich beim Landwirt und auch beim inder noch erhebliche Mengen zu spät eingetroffener Kalifalze. Die Abnahme ist zurzeit ungenügend.
IIf. Pho sphorsäure: Am 1. September betrug der Be⸗ stand an 1. Thomasphosphatmehl 3600 t, 2. Superphosphat 43 800 t, 3. Ammoniak ⸗Superph os phat 30 500 t, darin Superphosphat 15 00 t, 4. Rhenaniaphosphat 5700 t, 5. Knochenmehl 709 t, die Gesamt⸗ menge 58 805 t. Der Absatz an Thomasmehl hat dank der besseren Wagengestellung in den letzten Monaten etwas zugenommen. Absatz⸗ schwierigkeiten bestehen nicht, die Nachfrage, nach diesem billigsten Phosphorsanredüngemittel kann im Gegenteil zurzeit nicht befriedigt werden. Die Produktion ist ziemlich gleichmäßig geblieben. An Superphosphat hat die Produktion während der letzten Mongte etwas zugenommen, der Absatz aber abgenommen. ch für Rhenania⸗ phosphat ist der Absatz neuerdings e nnr geworden.
Theater und Musik.
Im Op ernhause singt morgen, Freitag, Maria Ivogũn in Johann Strauß „Fledermaus / die Adele. In den übrigen Haupt⸗ Tollen find die Damen von Catopol⸗Batteur, Mancke und die Herren
hilipp Schützendorff, Sommer, Boettcher, Krasg und Vespermann 6 Musikalischer Leiter ist Max von Schillings. Anfang
Uhr. . ( ; Im Schauspielhause wird morgen Der Kronprinz mit Lothar Müäthel in der Titelrolle und Eduard von Winterstein als König wiederholt. Anfang 7 Uhr.
Im Thaliatheazer wird in Abänderung des Spielplans vom Sonnabend ab allabendlich wie auch Sonntagnachmittags das Singspiel „Die närrische Liebe“ wieder aufgeführt. In den Haupt- rollen sind die Damen Nitter, Krupp, Reinecken, die Herren Blaß, Meyn, Stolzenberg beschäftigt.
Mannigfaltiges.
Das Ha uptversorgungg amt der Provinz Branden⸗ burg ist mit dem 22. Oktober nach Berlin⸗Schöneberg 1, General⸗ Pape⸗ Straße (unmittelbar am Ringhahnhof Papestraße) verlegt worden. Alle Juschriften find an diese Adresse zu richten, ausgenommen Angelegenheiten, welche die gesetz liche Ver sorgung der Witwen und Waisen betreffen; diefe sind zu, senden nach= Berlin Nw. 6, Schiffbauerdamm 5. Zum. Geschäfts—⸗ bereich des Hauptversorgungsamts, gehören nachstehende Versorgungs⸗ ämter: Guben, Crossen, Küstrin, Voldenberg Landsberg a4. W., Frankfurt 4. S., Kalau, Cottbus, Potsdam, Jüterhog. Perleberg, Brandenburg a. H., Prenzlau, Neuruppin, Spandau, Schwerin a. W.
Das Eisenbahnhetriebs amt 4 Berlin teilt mit: Gestern um Uhr 47 Minuten Vormittags ist der Persenenzug 375 auf Bahnhof Für stenwalde auf den in langsamer Nangier⸗ bewegung befindlichen Leerzug 3020 infolge vorzeitiger Signal⸗ freigabe aufgefahren. Vier leere Wagen sind entgleist und stark beschädigt. Gin Reisender wurde durch ein herabfallendes Geyãcstück leicht verletzt. Beide durchgehenden Hauptgleise und das Uebher⸗ bolungsgleis 3 sind gesperrt. Die Züge weiden über das Neber⸗ holungsgleis geleitet. Der Personenzug 375 erlitt 226 Minuten, die folgenden Züge bis 9 Uhr Vormittags geringere Verspätungen. Die Hauptgleisè waren um 12 Uhr Mittags wieder fahrbar.
Die Arbeiterdichter unserer g lautet die Be⸗ nennung eines Bortragsabends, der morgen (4 Uhr) im Klind⸗ worth⸗Scharwenka⸗Saal statifindet. Nach einführenden Worten von Fritz Droop wird. Hans Brockmann vom Deutschen Theater Werke der Arbeiterdichter Bröger, Barthel, Petzold, Lersch, Schönlank und Engelke vorlesen.
Ueber die Witterung in. Norddeutschlaud im Monat September 1830 berichtet daz Preußische Metgoro, logische Institut auf Grund der angestellten Beobachtungen; Hatte im vorigen Jahr der September häufiger Gewohnheit gemäß prãch⸗ tiges warmes Herbstwetter gebracht, so wurde die Hoffnung auf einen ahnlich schönen Verlauf, die man in diesem Jahr nach dem n, Äugust für den September gehegt hatte, sehr enttãuscht. Das Wetter des ,, September war vielmehr überwiegend unfreundlich un naß. Auch die Lufttemperaturen ent⸗ sprachen nicht den Erwartungen; denn erade der ersten Hälfte. des Menats, in der sich, am ehesten noch sommerliche Wärme entwickeln fann, hielten sie sich niedrig und vorwiegend unter dem Normalwert. Erst um die Monatsmitte stiegen fie über diefen und blieben bis zum Schluß es Monats zumeist der häͤltniszmäßig hoch. Dadurch kam das gesamte Monatzmitte! der Tempe- ratur dem viehjährigen Durchschnitt überall noch ziemlich nahe: nur wenige Jehntel lag es im größeren Teile des Landes unter diesem; allein
Von den Bewegungen des Unterbewußtseins bören zuletzt die Atmung und die e, . keit
während
tichweise schon nur ganz einze
über September nicht auf.
sich dort vorzu Häufigkeit des Rormalwerte für September hinaus. Am nassesten nach der Gesamtmenge des Monats der Nordosten ung, der Süd. westen, während die mittleren Landegteile , Niederschlãge empfingen. Wenn nun bescmderg bemerkenswerte Beträge weder nach per einen noch nach der anderen Seite hin erreicht wurden, so blieb doch, und zwar auch in den trockneren Gebieten, der Eindruck zu feuchten Wetters vorherrschend, da die Zabl der Tage, mit Regen groß war, außerdem noch Tage mit nässendem Nebel hinzukamen and in den Zwischenzeiten der Boden nur wenig trocknen konnte. Vorwiegend trockenes Wetter entwickelte sich in der west= lichen Hälfte des Beobachtungsgebiets nur zwischem dem 9 und 14. in der öfllichen Hälfte vom 24. bis 39. September. — Zu Beginn des September finden wir ein von Polen dahin gewandgertes, nun mehr in AÄuflösung begriffenes Luftdrügtief mitten in Deutschland liegen, wo es im Anschluß an die Schlechtwetterperiode von Ende August in weitem Umkreis noch zwei Tage lang regnerisches Wetter dernrfachte. Unmittelbar darauf machte ein Iräftiger und um sang= reicher ozeanischer Luftdruckwirbel, seinen Finfluß durch Fert. setzung der Regenfälle geltend, die namentlich im Küstengebiet ergiebig augfielen. Bei seinem Fortschreiten über. das süd— liche Skandinavien nach dem Baltikum rief. er außerdem vom 5. bis. 7. in Nerddeutschland starke Winde hervor, die ihrer⸗ seits die schon vorher tiefen Temperaturen noch weiter erniedrigten. Mit dem 8. September folgte hinter der abgezogenen Depression hoher Luftdruck nach, machte im allgemeinen dem Regenwetter ein Ende und verursachte in der Folgezeit sogar ziemlich sonnige Tage. Nur im Nord⸗ often brachte eine Druckstörung am 11. und 12. wieder Gewitterregen, wogegen im Westen vom 12. bis 14 schon Erwärmung eintrat. Allgemein und in stärkerem Maße setzte diese mit dem 16. ein, als sich der hohe Druck nun nach Osten verlagert und Gefälle nach Westen ausgebildet hatte, so daß eine warme K zu uns gelangen konnte. Bei dieser Anordnung blieb es bis zum 18. eptember, vom 19. an gestaltete ich die Druckverteilung häufiger um: zuerst wirkte vorübergehend ein in
ordeuropa befindliches Tief bei uns ein, dann wurde das mittlere Turopa zum Sitz flacher Depressionen. Das Wetter war dahei bis zum 23. ziemlich trübe; häufig fiel Regen, z. T. unter Begleitung hon Gewittern. Im Laufe dez 24. bildete sich über dem südlichen Skandinavien ein kräftiges Hochdruckgebiet aus, das sich alsbald nach
Nordweftrußland verlagerte und dort bis zum Schluß des Monats
Bestand hatte. Seinem Vorhandensein verdankte die nordöstliche Hälfte unferes Gebietes während dieser letzten Septemberwache größtenteils trockenes und heiteres Wetter, während der Südwesten auch weiterhin bei fortdauernd starker Bevölkung noch öftere Nieder⸗ schläge erhielt.
Skagen, 2. Oktober. ĩ brachte heute in dem von den Deutschen gereinigten Felde von 80 as Flaak mit dem Fischnetz eine Mine an die
berfläche des Wassers. Die Mine herührte das Achterteil des Schiffes, doch gelang es, die Fischgeräte freizumachen, und die Mine fank, ohne zu erxpl'odigren,. Es ist dies das erstemal, daß, seitdem die Deutschen die Minensuche beendet haben, bei Herthas Flaak eine Mine festgestellt wurde.
Aeronautisches Ob servatorium. Lindenberg, Kr. Beeskow.
27. Oktober 1920. — Drachenaufstieg von 7 a oo bis 7 a.
Wind Richtung Geschwind.
Seehöhe Luftdruck Temperatur Od
unten
759.5 4,4 7236 722 661 550 530 bob 485
Bedeckt. Sicht 8 km.
Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Erfsten und Zweiten Beilage.)
Theater.
haus. (Unter den Linden) Freitag: 189. Dauer⸗ bezugsvorstellung. Die Fledermaus. Anfang 64 Uhr. Sonnabend: Silhouetten. — Versiegelt. — No stũmball. Anfang 7 Uhr. Scha pielhaus. (Am Gendarmenmarkt) Freitas: 193. Dauer⸗
bezugsborstellung. Friedrich der Große. J. Teil: Der Kronprinz. Anfang 7 Uhr. Sonnabend: Der Margauis von Keith. Anfang 7 Uhr.
Samiliennachrichten.
Vetlobt: Frl. Margarete von Schuckmann mit Hrn. Regie⸗ rungsrat Abolf von dem Hagen (Paderborn Vagephe i. B.. * Annemarie Weigt mit Hrn. Dr. Karl Stahlschmidt, leitender
rzt des Krüppelheims Dberlinhaus (Arnswalde -Nowaweg).
Geboren: Ein Soßhn: Hrn. Oberregierungsrat Rudolf von Spankeren (z. 8 Dornburg, Saale).
Gestorben: Hr. Geheimer Regierungsrat a. D. Adolf Meyer Breslauj. = Hr. Vberlandesgerichtepräsident a. D., Wirklicher Geheimer Rat Dr. Oskar Hainm (Bonm).
Verantwortlicher Schriftleiter: Direklor Dr. Tyr ol, Charlottenburg.
Verantwortlich für den Anzeigenteil; Der Vorstebez der Geschäftsstelle J. V. Rechnungsra: Meer in Berlm.
Verlag der Geschäftsstelle (J. V.: Meyen in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlaasanstalt Berlin. Wilhelmstraße 32. . Fünf Beilagen lein Ksießlich Bötsenbeilage) . und Erste Zweite und Dritte Zentral. Dandelzreisten Beilage.
(W. T. B) Ein Fischkutter
.
um Deutschen Reichsanzeiger ud Preuhischen Staats anzeiger
Verlin, Donnerstag, den 28. Ottober
Mr. 245. Nichtamtliches.
Gortsetung aus dem Hauptblatt. Deutscher Reichstag.
22. Sitzung vom N. Oktober, Nachmittags 1 Uhr. Gericht des Nachrichtenbũros des Vereins deutscher Zeitungsverleger ) Am Regierungstisch: der Reichskanzler Fehrenbach, die Reichsminister Dr. k . 1 berts, Dr. Geßler, Dr. Wir th und Dr. Brauns.
Die Besprechungen der Interpellation, betreffend das 66 Ergebnis des Gesetzes über die 6 der evölkerung, wird, nachdem Reichs kommissar Dr. Peters sich zur Beantwortung innerhalb der geschäfts⸗ e,, Hi bereit erklärt hat, mit der allgemeinen Debatte über den Reichshaushalt verbunden.
Die Interpellation wegen der Zerstörung der Diefelmotoren will der Reichsminister Dr. Simons am Freitag beantworten, die Aussprache wird ebenfalls mit der
Ctatsberatung verbunden. .
Präsident Löbe teilt noch mit, daß das Wahl- prüfungsgericht am 2. und 3. Rovemher im Reichstag bie ersten Sitzungen abhalten wird. — Die Leitung der Frank⸗
er internationalen . dankt den Reichstagsmitgliedern ee Besuch.
Das Haus tritt sodann in die erste Lesung des En t= würfs des Reichshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1920 ein.
Reichskanzler Fehrenbach: Meine Damen und Herren! Wir sind in einen Tagungsabschnitt eingetreten, der schwere Anforderungen an Ihre Kräfte stellen wird. Lassen Sie mich die Hoffnung aus⸗ sprechen, daß Ihre mühevolle Arbeit dem Reiche zum Segen dienen werde. Als wir im Sommer auseinandergingen, hatten wir die Aus- sprache über Spaa hinter uns. Unheimlich lastete auf uns allen der Druck des neuen Diktats, das wir über uns hatten ergehen lassen müssen. Jeder trug mit sich die bohrende Frage heim, wie das deutsche Volk die furchtbaren Anforderungen bestehen würde, die wir nach dem Verlangen der Europa regierenden Mächte ihm stellen mußten. Harte Arbeit war einem ohnehin schon bis zur Grenze belasteten Teil unserer Bevölkerung zugemutet. Es war ein Moment, wo mit unbarmherziger Klarheit unserem Volke vor die Augen trat, unter welches drückende Joch es gebeugt war. Damals wurden die Verfügungen getroffen, die endgültig festlegten, daß wir aus der Reihe der waffenmächtigen Nationen gestrichen waren. Was man uns ließ, genügte nach allge⸗ meinem Urteil nicht einmal, um die Ruhe im Innern unseres bis ins Tiefste aufgeregten Volkes zu sichern. (Hört! hörth Was uns
Blieb, war nichts anderes, als eine kümmerliche Polizeimacht.
Das Schicksal lastet schwer auf unserem Volke. Wenn es sich bis weilen gegen die ihm auferlegten Leiden in Verzweiflung aufbäumt, so sollte man uns draußen den kalten Hohn ersparen. (Sehr richtig! bei den Mehrheitsparteien) Auch in seiner jetzigen Lage hat unser tapferes und schwergeprüftes Volk nach allem, was es in jahrelangen Kämpfen geleistet und geduldet hat, Anspruch auf die Achtung dieser Welt. (Lebhafte Zustimmung bei den Mehrheitsparteien.
Es liegt uns ob, uns unsere Lage ganz klar zu vergegenwärtigen. Es ist völlig zwecklos, sich in irgendwelchen Wahnvorstellungen zu ergehen, welche notwendige Entschlüsse und Maßnahmen nur er⸗ schweren. Unsere Lage ist die: Wir sind militärisch gebrochen, politisch stillgelegt und ringen wirtschaftlich um den kärglichen Lebensatem. Gin Volk in dieser Lage darf keinen Abenteuern ausgesetzt werden. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Jeder kleinste Fehler kann die schwersten Konsequenzen haben. Daraus ergibt sich die Mahnung zu steter und wachsamer Besonnenheit. Der Friede von Versailles bringt es mit sich, daß zahllose Kommissionen in deutschem Lande tätig sind. Ihnen sind Aufgaben gestellt, deren Durchführung viel Peinliches für uns hat. Im Ertragen dieser Dinge können wir Würde zeigen. Wir sind uns schuldig, als und niemandem gegen⸗ über diese Würde außer acht zu lassen. Nehr richtig! bei den Mehr⸗ heitsparteien und den Sozialdemokrat l) Verstöße gegen diese
elementaren Forderungen unserer Lage, Verstöße insbesondere gegen
die international gewährleisteten Rechte von Vertretern fremder Staaten müssen wir bitter büßen. (Lebhafte Zustimmung.) Leider sind sie nicht vermieden worden. Auf ihre Folgen weise ich warnend hin. (Sehr gut!) Ein schwerer Fehler, der uns in den letzten Abgrund gestürzt hätte, wäre es gewesen, wenn wir uns hätten verleiten lassen, in den russisch-polnischen Krieg einzugreifen. Sehr richtig! bei den Mehr— heitsparteien) Es gab när eine Parole für uns, die Parole der strikten Neutralitãt. An Versuchen hat es nicht gefehlt, Deutschland von diesem schmalen Pfade, den es zu seinem eigenen Heile gehen mußte, herunterzustoßen. (Hört, hört! bei den Sozialdemokraten.) Heute werden auch diejenigen Schichten der Bevölkerung, die mit fieberhaftem Anteil den Vormarsch der Sowjettruppen verfolgten, es ber deutschen Regierung danken, daß sie unbeirrt durch Phantas, magorien ihren geraden Weg verfolgt hat. Eebhafte Zustimmung bei den Mehrheitsparteien Man wird auch erkannt haben, daß es nicht wohlgetan ist, durch ungeregelte Eingriffe lokaler Stellen, die in den großen Gang der Dinge keinen Einblick haben, der Reichsregierung die Hand zu zwingen und eine überlegte Staatspolitik zunichte zu machen, ssehr wahr! bei den Mehrheitsparteien) nicht wohlgetan von denen, die guten Glaubens waren, verbrecherisch von solchen, die als Werkzeuge in fremden Diensten und in fremden Interessen tätig waren. Cebhafte Zustimmung bei den Mehrheitsparteien) Die Reichsregierung wird es als ihre Pflicht erachten, solchen Versuchen mit aller Entschiedenheit entgegenzutreten. (Bravo bei den Mehrheits⸗ parteien.) Nun, meine Damen und Herren, wir haben durch alle An⸗ fechtungen unsere Politik durchhalten können, und dem deutschen Volke ist es erspart geblieben, zu allem anderen Jammer auch noch
r —
5 Mit Ausnahme der Jteden der Herren Minister, die im Wort⸗ lau ieder gegeben werden. .
*
Erste Beilage
den zu erleben, daß es die Schlachten fremder Gewalthaber auf seinem eigenen Boden hätte schlagen müssen. Vielleicht ist auch heute noch diese Gefahr nicht ganz überwunden. Jedenfalls haben wir Anstrengungen gesehen, um die deutschen Arbeiter vor den russischen Kriegswagen zu spannen. Der gute Geist unseres Volkes wird sich — das ist meine feste Zuversicht — stark genug erweisen, um diesen Versuchungen auf die Dauer zu widerstehen.
Oft hat es geschienen, als ob der Teil unserer Bevölkerung, dessen Wohl und Wehe mit den Vorgängen im Osten besonders eng verknüpft ist, nicht genügend die Gefahren beachtete, die immer drohend an unserem westlichen Himmel stehen. (Zustimmung bei den Deutschen Demokraten und im Zentrum) Vielleicht haben sich das auch diejenigen nicht ganz klar gemacht, die sehnsüchtig danach ver- langten, daß wir den Gewaltakten der Polen in Oberschlesien mit Gewalt begegnen sollten. In der Kette, die uns drückt, greift eins in das andere, und wenn im Osten an ihr gerüttelt wird, fühlen die Glieder im Westen um so schneidender ihren schmerzhaften Druck. Das ist ja das Entscheidende in unserer ganzen Lage und nötigt unserer äußeren Politik in vielen Beziehungen die Zwangs— läufigkeit auf, gegen die man wohl große Worte machen kann, die zu
beseitigen aber bisher noch niemand Mittel und Wege gewiesen hat.
(Sehr richtig! bei den Deutschen D okraten und im Zentrum.) Innerhalb dieser Grenzen, die deutlich zu bezeichnen meine Pflicht ist, glauben wir nichts versäumt zu haben, was unsere auswärtige Lage verlangt. Ueber die Einzelheiten zu berichten, darf ich dem Herrn Reichsminister des Auswärtigen überlassen. Weniges nur noch über den Stand der Dinge, die durch das Versailler Friedens⸗ instrument reguliert werden, und zunächst über diejenigen Punkte, die in Spaa festgelegt worden sind. Die Abrüstung! Die Maßnahmen zu der vorgeschriebenen Verkleinerung unseres Heeres gehen ihren geordneten Gang. So schwierig diefes Problem auch ist, und so schwer gerade diese Anforderungen für ein Volk mit unseren historischen Erlebnissen zu tragen sind — wir werden uns genau an das halten, was uns auferlegt ist. Die bewährte Disziplin unserer Truppe wird auch dieser letzten Probe standhalten. .
Einen deutschen Militarismus gibt es nicht mehr. CGachen bei den Unabhängigen Sozialdemokraten) Wenn draußen in der Welt noch immer gelegentlich versucht wird, den blutlosen Schemen des deutschen Militarimus zu beschwören, um eigene militaristische Pläne zu decken (Sehr gut! bei den Deutschen Demokraten und im Zentrum), so möchte ich glauben, es wird heute niemand mehr getäuscht damit, es sei denn, daß er ein Interesse hat, sich täuschen zu lassen. (Heitere Zustimmung) Militärisch sind wir gegenwärtig nur Zuschauer der machtpolitischen Kämpfe, die sich in der Welt abspielen (sehr richtigh, und die innerhalb der europäischen Arena vornehmlich den Anspruch Frankreichs auf die Hegemonie auf dem Kontinent zur Erscheinung bringen. Sie haben die Ziffern gelesen, die neulich über die französische Heeresstärke mitgeteilt worden sind. Es ist eine gewaltige Militär- macht, verstärkt um die Kräfte, die ihr aus der Militärkon vention mit Belgien und aus dem engen Verhältnis zu Polen zuwachsen. Daß alle diese militärischen Veranstaltungn notwendig wären, um das zer⸗ schmetterte Deutschland niederzuhalten, zu diesem frommen Glauben wird sich die Welt nicht allzu lange mehr verstehen. (Sehr gut! rechts Von deutscher Seite liegt heute jedenfalls kein Hindernis mehr vor, dem großen Gedanken der Abrüstung überall zum Siege zu verhelfen. (Bravo! bei den Deutschen Demokraten) Wir warten darauf, daß die großen Militärmächte von heute dem Beispiel folgen, das wir nach ihrem Willen gegeben haben. Nach den Bedingungen des Friedenvertrages soll die deutsche Abrüstung nur die Einleitung einer allgemeinen Rüstungsbeschränkung sein. Wir haben ein Recht darauf, daß im Geiste dieser Bestimmung gehandelt wird.
Weiter die Entwaffnung! Auch hier geht es in normaler Weise
voran. Unsere Zwwersicht ist gestiegen, daß es uns gelingen wird,
die uns gestellten Anforderungen zu erfüllen. Die Einzelheiten mit⸗ zuteilen, überlasse ich dem Entwaffnungskommissar. Mit Befriedi⸗ gung möchte ich aber doch feststellen, daß gerade der Fortgang der Entwaffnungsaktion als ein Zeichen einer gewissen inneren Beruhi⸗ gung unseres Volkes zu unseren Gunsten gebucht werden kann.
Sodann das Kohlenabkommen! Diese härteste Probe, die unserem Wirtschaftsleben auferlegt worden ist! Wir sind bisher nicht hinter dem zurückgeblieben, was von uns verlangt wird. Unermüdlich ist im Kohlenbergbau gearbeitet worden. Die deutschen Wirtschafts⸗ interessen haben überall zurückstehen müssen. Und was sehen wir jetzt? Frankreich ist überreichlich mit deutschen Kohlen versorgt. Cebhafte Rufe: Hört! Hört) Dafür wird bei uns ein Hochofen nach dem anderen ausgeblasen (hört! hört! rechts), leidet die Industrie und der Verkehr schwere Not, wächst die Zahl der Arbeitslosen ins Un⸗ endliche. Wohin wir auch blicken, überall die schwerste Bedrängnis, überall schwere unlösbare Aufgaben, die, hervorgerufen durch den Kohlenmangel, aus jeder Richtung auf unser Wirtschaftsleben ein⸗ stürmen.
Am krassesten und handgreiflichsten zeigt sich die Unmöglichkeit des Versailler Diktats immer wieder im Okkupationsgebiet. (Leb⸗ hafte Zustimmung.) In Strömen rinnt aus dieser Wunde das deutsche Lebensblut. Sie kennen die geradezu trostlosen Zahlen, die ziffern⸗ mäßig den Aufwand darstellen, den wir für die fremde Okkupation zu leisten haben. Geht es so weiter, so frißt der französische Mili⸗ tarismus mit den Resten des deutschen Wohlstandes auch die letzten Hoffnungen Frankreichs auf Reparationen auf. (Lebhafte Zustim⸗ mung) Welche entsetzlichen Prüfungen für große Teile unserer Be⸗ völkerung sich aus den Zuständen der Okkupation ergeben, dafür, haben wir eine Ueberfülle von Belegen. Ich will nicht das schmerz⸗ liche Bild aufrollen, das die Verwendung schwarzer Truppen mit
allen ihren Folgen darbietet. (Pfuirufe rechts. Zerstörte Menschen⸗
schicksale erheben erschütternde Anklagen. Wann wird die Welt sie hören? Unseren Nachbarn im Westen aber möge gesogk sein, mit diesen Milteln werden sie die Neigung der deutschen Bevölkerung im „besetzten Gebiet nicht erzwingen. (Sehr richtig! rechts) Sie säen Gefühle des Hasses, die sich um sa tiefer einprägen werden, ie weniger eine Notwendigkeit für VJ barbarische, den Kulturmenschen schandende Methoden der Okkupation vorliegt. Kebhafte Zustimmung.
* *
19290
Mit einem Worte komme ich noch einmal auf Spa zurück. Wie Sie wissen, sind uns dort nicht nur Auflagen gemacht, sondern auch Zusagen gegeben worden. Cine wesentliche Zusage war die, daß auf einer neuen Konferenz über die Frage der Reparationen, die in nicht mehr erledigt werden konnten, verhandelt werden würde. Noch heute warten wir auf die Erfüllung dieser Zusage. Inzwischen find Verhandlungen eingeleitet worden, deren Gang und Ergebnis uns darüber aufklären wird, ob diese wichtige Frage, die entscheidend für das künftige Wirtschaftsleben ganz Curopas ist, im Sinne der Verständigung über die deutschen Leistungen einer Lösung näher ge= bracht werden soll. Ich glaube, daß es gegenwärtig nicht nützlich ist, auf diese Verhandlungen näher einzugehen; jedenfalls bringen wir zu ihnen den guten Willen mit, der dann allerdings vergeblich ein⸗ gesetzt wäre, wenn auf der anderen Seite auch nur entfernt Pläne ge⸗ hegt werden, wie sie sich in geradezu phantastischen Zahlen gewisser Zeitungsartikel ausdrücken.
Meine Damen und Herren! Die völlige Unsicherheit, in der sich Deutschland noch heute, sechzehn Monate nach Unterzeichnung des Friedens, befindet, spricht sich auch darin aus, daß wir noch nicht wissen, welche Grenzen das Deutsche Reich der Versailler Bestim⸗ mungen haben wird. Dag Schicksal Oberschlesiens harrt noch der Entscheidung. Der polni Vergrößerungsdrang, der nach allen Seiten aggressiv vorgeht, sucht sich mit den brutalsten Mitteln in diesen alten deutschen Besitz einzufressen. (Sehr richtig) Vielfach wird die Sorge laut, und leider entbehrt sie nicht der Gründe, daß Kräfte am Werke sind, die den Versuch machen, die unbeeinflußte Entscheidung durch die Stimmen der Oberschlesier auszuschalten und das Land durch Akte der Gewalt in polnischen Besitz zu bringen. (Hört! hört) Die Treuhänder der Rechte Oberschlesiens, die alliierten Mächte, sind über alle diese Dinge gemiß nicht weniger genau unter⸗ richtet als wir selbst. An sie ergeht die Forderung, Gewalt abzu⸗ wehren und dem Versailler Instrument auch da Geltung zu ver⸗ schaffen, wo es in einem letzten Anklang an die Bedingungen, unter denen wir die Waffen niedergelegt haben und um die man uns gegen Treu und Glauben gebracht hat (lebhafte Zustimmung rechts), ein Recht des Besiegten zu wahren geeignet ist. Unsere Landsleute in Oberschlesien aber werden fest sein — das hoffen wir zuversichtlich — in der Treue zum Reiche. (Allseitiger lebhafter Beifall.) Den be⸗ sonderen Verhältnissen Oberschlesiens werden wir Rechnung tragen. Dem Reichstag wird demnächst ein Gesetzentwurf zugehen, der der oberschlesischen Bevölkerung das Recht einräumt, in unbeeinflußter Abstimmung über ihre bundesstaatliche Selbständigkeit zu entscheiden. Was die Oberschlesier von den freigebig ausgeteilten polnischen Ver⸗ sprechungen zu halten haben, wissen sie selbst. Als Bestandteil Polens würde Oberschlesien die Aufgabe zufallen, die Wirtschaft und die Finanzen eines Staates zu sanieren, dem die eigentlichen Grundlagen des wirtschaftlichen und finanziellen Aufbaus fehlen. (Lebhafte Zu⸗ stimmung.)
Meine Damen und Herren! Wir stehen mitten in einer Er—⸗ nährungskrise, und es wird vieler Mühe bedürfen, um unsere Bevölke rung über die Schwierigkeiten des Winters hinwegzubringen. Die Angriffe, als träfe das gegenwärtige Kabinett an diesen Zuständen eine Schuld, greifen völlig fehl. In der Preispolitik hat dies Kabinett lediglich die Erbschaft seines Vorgängers übernommen. Das ist eine bekannte Tatsache. Ich stelle sie aber ausdrücklich fest, damit sie nicht berdunkelt wird.
Sodann der Abbau der Zwangswirtschaft. Meine Damen und Herren! Wir wollen uns doch nichts vorreden. Dieser Abbau ist. soweit er beschlossen wurde, doch nur der Ausdruck für die Tatsachen gewesen, daß die Zwangswirtschaft längst zusammengebrochen war (lebhaft. Zustimmung rechts, im Zentrum und bei den Deutschen Demokraten) Uund keine Regierung die Mittel besitzt, sie gegenwärtig wieder aufzurichten. (Sehr richtig) Die sehr interessanten Aus einandersetzungen zwischen den Herren Schmidt und Bissell, die auf dem Casseler Parteitag stattgefunden haben, entheben mich weiterer Darlegungen. Im übrigen werden uns die Ernäbrungsfragen ja noch eingehend beschäftigen. Aber lassen Sie mich auch in dieser Stunde an alle, die es angeht, den Appell richten, dazu das ihrige zu tun, daß unser Volk auch diesen Winter erträglich überß eht. Wer den Hunger des Volkes ausmünzt, schafft sich ein Teufelsgeld. Der Fluch der Hungernden klebt daran. (Bravo! und Sehr guth
Dabei darf nicht vergessen werden, daß die Ernährungsschwierig ˖ keiten Teil und Folge der großen, katastrophalen Finanz und Wirt⸗ schaftskrise sind, die wir auf Schritt und Tritk, im Haushalt jeder Familie vor uns sehen, die in der Arbeitslosigkeit sich in noch immer wachsendem Maße geltend macht, die in den Etatszahlen Ihnen in fürchterlicher Deutlichkeit vor Augen tritt, die als Folge des Welt⸗ krieges und des Versailler Friedens ganz Europa mit Ruin bedroht. Auch hier / muß ich die näheren Erörterungen den Fachministern uber⸗ lassen. Diese wenigen Andeutungen aber gehören zu dem Gesamtbilde. das ich mir vorgenommen habe, Ihnen ohne jede Verschönerung zu zeigen.
Welche Folgerungen sind zu ziehen? Meine Damen und Herren! Es gibt keine Regierung, kein Parlament, das heute dem deutschen Volke ein Dasein des Auskommens, der Behaglichkeit, der Fülle schaffen könnte. Nur Scharlatane dürfen die Behauptung wagen, daß sie die Mittel dazu besäßen, daß alles besser würde, wenn man nur die Welt nach ihren Rezepten kurierte (Beifall und Zustim⸗ mung), nur Scharlatane oder bewußte Lügner und Verbrecher. Er. neute Zustimmung.) In ihrem vergeblichen Suchen nach Besserung ihrer Lage, in ihrer begreiflichen Verzweiflung an der Gegenwart. viele in gutgläubigem Idealismus, noch mehr aber in dem blinden Drang nach irgendeiner Aenderung, hat ein Teil unserer Bevölkerung den Lehren der russischen Terroristen das Ohr geöffnet. Was es mit den Segnungen der Sowietwirtschaft auf sich hat, haben deutsche Arbeiter an Ort und Stelle erprobt. In tiefer Enttäuschung sind sie heimgekehrt. Jetzt haben unsere Arbeiter Gelegenheit gehabt, die russische ehre aus dem eigenen Munde ihrer Propheten zu vernehmen. Ich glaube trotz der Hallenser Majorität für den Anschluß an die dritte Internationale, daß nur ein kleiner Bruchteil des deutschen Volkes Neigung haben wird, die russische Methode am deutschen
Körper zu versuchen. (debhafte Zustimmung) Nnsere Aufgabe abezs