1920 / 266 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 23 Nov 1920 18:00:01 GMT) scan diff

Theater und Musik.

Im Opernhause wird morgen. Mittwoch, ‚Bohsme n' als Ersaßvorstellung für die am 8. 8. M. ausgefallene Aufführung (198. Dauerbezugsborstellung), mit den Damen van Endert, Hansa, den Herren Hutt, Zador, Helgers, Krasa und Philipp besetzt, auf⸗ geführt. Musikalischer Leiter ist der Generalmusikdirektor Leo Blech. Anfang 7 Uhr. ; .

Im Schauspielhause wird morgen König Richard II.“ mit Fritz Kortner in der Titelrolle wiederholt. Anfang 7 Uhr.

Der Konzertbericht befindet sich in der Zweiten Beilage.

Mannigfaltiges.

Der Reichsminister des Innern hat im Hinblick auf die im Reichsetat für die Notgemeinschaft der deutschen Wiffenschaft angeforderten Mittel Einladungen zu einem parla⸗ mentarifchen Vortragsabend ergehen lassen, der Heute, Dienstag, Abends 8 Uhr, im Sitzungssaal des Reich stags stattfinden wird. An ihm werden außer den Abgeordneten beider Parlamente Ver- treter der Behörden, der Hochschulen und der Presse sowie der großen wirtschaftlichen Verbände und eine Anzahl von hervorragenden Vertretern des deutschen Wirtschaftslebens teilnehmen. Der Reichs- präsident und der Reichskanzler haben ihr Erscheinen zue a t. Der Wirkliche Geheime Rat Professor Dr. von Harnack wird über Wiffenschaft und Kultur, der Geheime Rat Friedrich von Mülst)ler-München über Wissenschaft und Volksgesundheit, der Geheime Rat Haber-Berlin über Wissenschaft und Wirtschaft und der Staatsminister Dr. Schmidt ⸗Ott über die Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft sprechen. Der Abend hat den Zweck, dem deutscken Volk die der deutschen wissenschaftlichen Forschung drohende Gefahr völligen Zusammenbruchs darzutun und Wege zu ihrer Ueber— windung zu weisen.

Der „Volksbund Deutsche Kriegsgräberfür⸗ sorge, e. V.“ eröffnete, wie W. T. B.“ berichtet, am Toten⸗ sonntag seine erste Bundestagung im Herrenhause mit einer Gedenkfeier für die Gefallenen. Aus allen deutschen Ländern und Provinzen waren Vertreter in großer Zahl anwesend. Profeffor Kreis (Düsseldorf) und Professor Straumer (Berlin) sprachen über deutsche Arbeit auf Kriegerfriedhöfen des Westens und Oftens, und Dr. Eulen (Berlin) gab ein Bild über den gegen⸗ wärtigen Zustand der deutschen Kriegsgräber im Auslande und die Einwirkung des Volksbundes auf ihre Pflege. Lichthilder ans früherer Zeit zeigten, was deutsche Art und Kunst zur Ehrung der Gefallenen geleistet hat, Lichtbildaufnahmen aus jüngster Zeit ließen erkennen, daß es dringend notwendig ist, alle Kräfte zusammenzufassen, um die Gräber der Gefallenen unserm Volke zu erhalten. Der Generalsuperintendent D. Wessel (Detmold) sprach über die ethische Bedeutung der Kriegsgräberfürsorge und rief in ergreifenden Worten alle Volksgenossen auf, im Gedenken an die Gefallenen sich wieder zu pflichtbewußter Arbeit zusammenzuschließen. Der Berliner Lehrergefangverein erhöhte die weihevolle Stimmung, die über der Feier lag, durch vollendet und andachtsvoll vorgetragene

Chöre.

In der Deu tschen Kolonialgesellschaft, Abteilung Berlin⸗Charlottenburg, findet, wie schon angekündigt, Freitag, Abends 8 Uhr, im großen Festsaal der Gesellschaft der Freunde, Berlin, Potsdamer Straße g, ein Vortrag des ehemaligen Gouverneurs Seitz über Südwestafrika während des Krieges und nach dem Kriege statt.

Breslau, 22. Nobember. (W. T. B.) Nach zwölftägiger Verhandlung wurde heute das Urteil in dem . wegen des Angriffs auf das französische Konsulat gefällt. Von den 21 Angeklagten wurden 5 freigesprochen, wegen Landfriedens⸗ bruchs und Plünderung wurde je 1 Angeklagter zu 1 Jahr, zu 9 Monaten, 3 Monaten, Monaten und Monaten, 5 Angeklagte zu 5. Monaten, 3 Angeklagte zu 3 Mo—⸗ naten und 1 Angeklagter zu 1 Monat Gefängnis, ver⸗ urteilt. Das Verfahren gegen einen der Angeklagten wurde ausgeschieden, das Verfahren gegen einen anderen nieder⸗ geschlagen. Den sämtlichen Angeklagten wurden mildernde Umstände zugesprochen. Die Geschworenen haben einstimmig beschlossen, für alle Verurteilten ein Gnadengesuch beim Reichspräsidenten befürworten zu wollen. Diesem Beschluß hat sich auch der Gerichtshof angeschlossen.

Kattowitz, 2. November. (W. T. B. Wie die „Schle⸗ sische Volkszeitung“ meldet, fand am Sonnabend in Kalline (Kreis Lublinitz) eine von der Ortsgruppe der Heimattreuen Ober⸗ schlester veranstaltete Theateraufführung statt. Nach Schluß der Aufführung wurde von polnischen Sokols, die sich auf der Straße herumtrieben, ein Schuß in den Saal abgegeben, durch den ein Mädchen verletzt wurde. Sxãter wurde eine Handgranate in den Saal geschleudert, deren Splitter 15 Personen teilweise schwer verletzten.

Marienwerder. 22. November. (W. T. B.) Wie die „Neuen Westpreußischen Mitteilungen“ melden ist heute früh bei dem Bahnhof Braunswalde, der letzten Station vor Marienburg, auf der Strecke Marienwerder Marienburg, der neu eingelegte Güterzug 8otzsg mit dem von Marienwerder kom—⸗ menden Personenzug 1091 zu sammengestoßen. Die Unglücksstelle ist am Blockhaus 635 kurz vor Marienburg gelegen. Der Zusammenstoß erfolgte auf der Brücke des Mühlengrabens. Die beiden. Packwagen sowie der erste Personenwagen dritter Klasse sind ein völliger Trümmerhaufen. In diesem befanden sich eine große Anzahl Schüllder. Bis gegen 8 Uhr Abends sind, wie amtlich mitgeteilt wird, 20 Tote, 11 Schwerverletzte und ein Leichtverletzter festgestellt worden. Die Verletzten wurden im Krankenhause in Marienburg untergebracht. Der Sachschaden ist bedeutend. Der Personenverkehr wird durch Umsteigen aufrecht erhalten. Die Untersuchung ist eingeleitet.

Ach, 22. Nobember. (W. T. B) Die Todesopfer der tschechischen Legionäre wurden gestern unter ge— waltigen Trauerkundgebungen der Bevölkerung bestattet. Die Leichen waren am Kaiser⸗Josef⸗Denkmal auf⸗ gebahrt. Sämtliche Vereine, auch viele aus den sächsischen und bayerischen Grenzorten, und die ganze organisierte Arbeiterschaft ge— leiteten den Trauerzug zum Friedhof, wo Ansprachen gehalten wurden.

Wien, 22. November. (W. T. B.) Die gesamte deutsche Studentenschaft veranstaltete heute vormittag vor der Wiener Universität eine Kundgebun gegen die Vergewaltigung der Sudeten⸗Deutschen. Es wurde eine Entschließung, gefaßt, in der die tiefe Entrüstung der Studentenschaft gegen die Vorgänge in den Sudetenländern aus⸗ esprochen wird. Nach Schluß der Kundgebung wollte ein Teil der elne er zur tschecho⸗slowakischen Gesandtschaft ziehen, wurde aber von der Wache zurückgedrängt. Nur 200 bis 300 Studenten gelang es, zum Gebäude der tschecho⸗slowakischen Gesandt⸗ schaft zu kommen, wo sie eine weitere Kundgebung veranstalteten. Zu größeren Zwischenfällen ist es nicht gekommen.

Innsbruck, 22. November. (B. T. B.). Das Tandes⸗ schießen hat heute bei Anhruch der Dunkelheit seinen Abschluß gefunden. Hierauf , die Preisverteilung. Es ereignete sich kein Zwischenfall. Vergangene Nacht ist der Eisen⸗ ö nach allen Richtungen wieder aufgenommen worden.

Prag, 22. November. (B. T. B) Im Neuen Deut⸗ schen Theater wurde heute nach mehrtägiger Unterbrechung wiederum eine ungestörte deutsche Vorstellung ver⸗ anstaltet.

Sandel und Gewerbe.

Nach der Wochenübersicht der Reichsbank vom 15. November 1920 betrugen (4 und im Vergleich mit d Vorwoche): ö

Aktiva: 1919 1918

16 46 Metallbestand ?) . 1112271 000 2571 637 000 7018 000) darunter Gold

20 000) 5 O00) ( (— 1103 000) ( Reichs⸗ u. Darlehns⸗

2 550 234 000 29 000) kassenscheine 20 812 620 000 9 468 528 000 3 363 665 0900 652 549 90090) (4 9 201 009) lI76 433 000) Noten and. Banken 2167 000 4284 000 721 000 4 547 000 4 1239 00 2118000) Wechsel, Schecks u. diskontierte Reichs⸗

schatzanweisungen . 52 558 44 O00 234 068 476 900 21 1424658 000 J 79s ioo . 1833 700Qĩi6ss3 78009)

13 65 O0 S hh) oo 156 708 Ho0 4 1556 606) 4 1 6365 Go . 5 624 000) 2295 2776 600 131 859g 0600 155 520 900 2799 G5 (- 1 481 06065) 4 2298 000) Ib gz Hz Ooh 1 gz a3 55 (2 10, d 357 zs G . Íʒ Hᷣ 6 :: si 447 00σ)

180 9000 000 180 9000 000

(unverändert) (unverändert) 104 258 000 99 496 000 94 828 000

(unverändert) sunverändert) (unverändert) 63 104 38 000 31 123 484 0090 17 454316 000 9h 175 00ο 4 48 200 000) ( 495 0563 000)

sonstige tägl. fällige . Verbindlichkeiten . 16 697 864 000 11 655 316 9099 10 303 817 0090 dsr, Ct g ch (Fort gi; sch sonstige Passioaa. . 5 455 115 000 3692 563 000 1 322 239 000 1I7I1 772 00) - 192 942 O00) (4 455 574 000) ) Bestand an kursfähigem deutschen Gelde und an Gold in Barren oder ausländischen Münzen, das Kilogramm fein zu 284 4 berechnet.

1

2

10983019000 134 000) ( 1091653 009 1091732 0900

Lombardforderungen Effekten. sonstige Aktiven.

Passiva: Grundkapital ..

Reservefonds.

umlaufende Noten.

180 000 000 (unverändert)

Die Ele ktrolytkupfer⸗ Notierung der Vereinigung für denssche Glektrolytküpfernotiz stellte sich laut Meldung des W. T. B.“ vom 22. d. M. auf 2300 4A für 100 kg.

Die Direct Ton der Disconto-Gesellschaft übernimmt laut Meldung des, W. T. B.“ mit dem 1. Januar 1921 das Bankgefchäft Karl Kur fen. in Halber stg dit unter Angliederung an' ihre daselbst, bereils bestehende Zweigstelle, Die bisherigen Inhaber, Herr Stadtrat Dieckmann und Herr Carl Kur, treten als stellvertretende Tirektoren in die Leitung der Halberstädter Zweigstelle der Disconto⸗Gesellschaft ein. ;

Paris, 21. November. (W. T. B.). Nach. der offiziellen Staktistik stieg in den ersten zehn Monaten dieses Jahres die Ein⸗ fuhr Frankreichs gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vor⸗ jahres um 2386,7 Millionen Francs, die Ausfuhr um rund 11 167 Millionen (von 7733 auf 18 590 Millionen). Infolge der Vermehrung der nationalen Erzeugung verring rte fich die Einfuhr der Lebensmittel um rund 593 Mil⸗ lionen Francs, während die Ausfuhr um rund ss Mil⸗ lionen Francs stie g. Während die Einfuhr der Rehstoffe für die Industtie um 3057 Millionen anwuchs, erhöhte sich die Ausfuhr von Fertigfabrikaten von 4779 auf 12187 Millionen, was den Auf⸗ stieg der französischen Industrie veranschaulicht.

9

Wagengestellung für Kohle, Koks und Briketts

ö.

rente 98, 00, Mairente 98, 50, Ungarische Goldrente -*. ische Fronenrente . , . Se e err 1870. 00.

Wien, 22. November. age zentrale: Berlin 721,5 G. Amsterdam 1555900 G. Zürich 373 90G. Eeren hagen Ss 56 G. Stockbolm 30 On G. Christiania 6387 0G. Partnoten 7Ig. 65 G. Jondon 1775. o9 G.;.

Prag. 25. Nobember. W. T. B.) . Notierungen der Devisen. zentrale: Berlin 115.35 G. Marknoten 119,25 G,. Wien 16,25 G.

London, 22. November. (W. T. B.) j S6 574. Wechfel auf Belgien 53 86 J. Wechsel auf Schweiz 22365.

Wechfel auf Holland 11.435, Wechsel auf New Jork 349, 85, Wechsel 2. De g, ann, Wechsel auf Italien —— Wechsel auf Deutsch⸗

land 354. 50. Privatdiskont 6. )

Paris, 22. November. (W. T. B.) Devisen kurse. Deutsch⸗ land 23,50. Amerifa 1624.9, Belgien 10600, England 563534, Holland 455 50. Italien 62, 25, Schweiz 254,00. Spanien 21400.

Paris, 22. November. (W. T. B.) 06 Französische Anleihe S5, 20, oe Französische Anleihe 69. 509. 3 Jo. Französische Rente Sb, 55, 400 Spanische äußere Anleihe 173,30. & o Russen von 1966 —, Z (0. Russen von 1896 18,50, 4 Türken unifiz. 6850, Suezkanal 6100, Rio Tinto 1490.

Am sterdam, 22. November. (W. T. B.) Wechsel auf London H,45, Wechsel auf Berlin 495, Wechsel auf Paris 20 20. Wechsel auf Schweiz ol, 30, Wechsel auf Wien 100. Wechsel auf Kopenhagen 44,35, Wechsel auf Stockholm 6310, Wechsel auf Christiania 44.10, Wechfel auf New Aork 327,50, Wechsel auf Brüssel, 21 42, Wechsel auf Madrid 43,50, Wechsel auf Italien 12.57. Woo Niederländische Staatsanleihe von 1915 8216/is, 30 /e Niederländ. Staatsanleihe 51 Königlich Niederländ. Petroleum 665 50 Holland⸗Amerika⸗Linie 314 06 Atchifon, Topeka u. Santa Fs 197,75, Rock Island Southern Pacifie 1414, Southern Railwa ——. Union Anaconda 1065, 0, United States Steel Corp. 19416. Schwach.

Am sterdam, 22. November. Heydt ⸗Kerstens Bank) (W. T. B.) Wechsel auf London 11,45, Berlin 470, Paris 20,05, Schweiʒ 51,35, Wien 1,400, Kopenhagen 4,25, Stockholm 62, 95, Christiania 44,00, New Jork 326,50, Brüssel 21,15, Madrid Italien —.

Kopenhagen, X. November. (W. T. B.) Sichtwechsel auf London 25,75, do. auf New Jork 736,00 do. auf Hamburg 1109, do. auf Paris 46,00, do. auf Antwerpen 48,75, do. auf Zürich 116,25, do. auf Amsterdam 226,00, do. auf Stockholm 14200, do. auf Christiania 99, 90, do. auf Helsing fors 16350.

Stockholm, 22. Nohember. (WT B.) Sichtwechsel auf London 18,1, do. auf Berlin 7,60, do. auf Paris 32,65, do. auf Brüssel 34, 00, do. auf schweiz. Plätze 81,25, do. auf Amsterdam 159,25 do. auf Kopenhagen 70,60, do. auf Christiania 70, 15, do. auf Washington 519,06, do. auf Helsingfors 11.26.

Christiani a. 22. November, (W. T. B) Sichtwechsel auf London 25, 85, do. auf Hamburg 10,70, do. auf Paris 45,50, do. auf New Jork 745, 90, do. auf Amsterdam 226, 00, do. auf Zürich 116,50, do. auf Helsingfors 16,235, do. auf Antwerpen 48, 90, do. auf Stock holm 142,75, do. auf Kopenhagen 101,50.

Berichte von auswärtigen Waren märkten.“

London, 20. Nobember. (W. T. B.) Die Wellauttion ist heute geschlossen worden. Es waren 11000 Ballen angeboten. Der Verlauf der Auktion war unbefriedigend, ein großer Teil der angebotenen Ware wurde e ene, Merinos waren im . zum September 5—10 niedriger. Andere Merinosorten stellten si 20 vH und Croßbreds 20—- 27 vH niedriger.

a—¶QKuäQK¶K—trer6ᷣ᷑ 42 Aeronautisches Observatorium. Lindenberg, Kr. Beeskow. 22. November 1920. Ballonaufstieg von 55 a bis 66 a.

Ruhrrevier Oberschlesisches Revier Anzahl der Wagen

am 20. November 1920. 21 251 4261

10 683

am 21. November 1920. J s 868 761 Nicht gestellt.. 81 30 (0 c) Beladen zurück⸗ =

geliefert. 6 548 581

6 250 2664

5 975

Gestellt .

Nicht gestellt.

Beladen zuräck⸗ geliefert.

Berichte von auswärtigen Wertpapiermärkten.

Köln, 22. November. (W. T. B.) Englische Noten 231,99. his 237, 06, Französische Noten 412.00 120, 00, Belgische Toten 431,00 bis 448, 00, Holländische Noten 2010 00 = 2050,09. Rumãänische Noten == Amerikanische Noten 66 06 - 68, 9. Schweizerische Noten 1040,00, Italienische Noten ——, Stockholmer Noten ——

Amerika Kabelauszahlung 67,00. . ö

Leipzig, 22 November. (W. T. B.) Sächsische Rente 57.50 Bank für Grundbesitz 15390. Chemnitzer Bankverein 198,99, Leipziger Immobilien⸗Gesellschaft 158,50. Ludwig Hupfeld 483.00, Piano Zimmermann 459, 00, Leipziger Baumwollspinnerei 3922.90, Sächf. Emaillier- u. Stanzwerke vorm. Gebr. Gnüchtel 420 00, Stöhr u. Co. 621,00, Sächs. Wollgf. vorm. Tittel u. Krüger 100 00, Chemnitzer Zimmermann 2580.06. Germania 345,00, Peniger Maschinenfabrik 171350, Leipziger Werkzeug Pittler u, Co. 428,00, Wotan⸗Werke 509,00, Leipziger Kammgarnspinnerei 49590, Hugo Schneider 370,00), Wurzner Kunstmüble vorm. Krietsch 2390,50, Halle Zucker 410, 00, Fritz Schulz jun. 400, 0, Riebeck u. Co. 245,00.

Samburg, 22. November. (W. T. B. Börsemchlußkurje Deutfch⸗Australische Dampfschiff⸗Gesellschaft 280,00 bis 289, 90 bez., Sayag 201,50 bis 205.00 bez, Hamburg ⸗Südamerika 446, 00 bez.,

amburg- Bremen Afrikalinie 2öß, 09 bez, Norddeutscher Lloyd g5 O0 -= 19490 bez, Vereinigte Elbeschiffahrt G., 33190 B. Schantungbahn 601,00 bo, 69 bez., Brasilignische Bank 6590 G., 7o6, 00 B., Commerz⸗ und Privat⸗Bank 208,50 G., 21050 B. Vereinsbank 211,00 G., 215,00 B., Alsen⸗Portland⸗Zement 434, 50 bis 435,50 bez., Anglo⸗Continental 120 00 bis 42700 bej, Asbest Calmon 312.50 - 317,50 bez. Dynamit Nobel —— G. B. Gerbstoff Renner 545,0 bis 553,00 bez, Norddeutsche Jutespinnerei 314,509 bis 315,50 bez, Lederwerke Wiemann —— G. 400,00 B., Harburg⸗ Wiener Gummi 430 00 bis 471, 00 bez, Cacko 245 00 bez, Slomann Salpeter 2750,00 bez., Neuguinea G., 700090 B., Otayi⸗ Minen ⸗Aktien 775,66 G., 785,00 B., do. Genußsch. 640,90 G., 650, 00 B. Tendenz: Schwächer.

Wien, 22. November. (W. T. B) Bei verringerter Lebhaftig⸗ keit eröffnete die Börse mit erhöhten Kursen für Valutapapiere, wo— gegen anf anderen Gebieten leichte Schwankungen vorherrschend waren. Später wandte sich das Interesse in erhöhtem Grade Bankaktien, tschechischen und ungarischen Werten zu. Besonders Salgo⸗Kohlen⸗ aktien stiegen rund 500 Kronen im Kurse. Im Schranken wurden Schiffahrts-, Petroleum⸗ und Poldihütte⸗Aktien sowie einzelne Neben⸗ ö,, wesentlich höheren Kursen umgesetzt. Der Anlagemarkt war still.

Wien, 22. Nobember. (W. T. B.) Türkische Lose 3160,90, Staats⸗ bahn 4655,90, Südbahn 1785,00, Oesterreichische Kredit 1146,00, Ungarische Kredit 1710,00, Anglobank 1100,90, Unienbank 9g51 00, Bankverein 1194,00, Länderbank 1950,00, DOesterreichisch-Ungarische Bank 5485, 00, Alpine Montan 5215,00, Prager Eisen 13050 00, Rima Muranyer 3400,00, Skodawerke 3190, )0. Salgokohlen 7570, 00. Brürer Kohlen —— Galizia 29200, 09. Waffen 330000, Lloyd⸗ Aktien 3270000, Poldihütte 45900 09, Daimler 1499.00, Dester⸗ reichische Goldrente = —, Oesterreichische Kronenrente 98, 00, Februar⸗

Relative Wind Feuchtig⸗ Geschwind.

terug gi oben unten ö. ö Richtung .

12 165,5 . 98

5 740 —49 65

556 720 1,5 47 Bedeckt. Reif. Diesig.

Temperatur O0

Seehöhe Luftdruck

mw mm

1 ONO 5

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten ö. 36. Zweiten Beilage.)

——— ———

Theater.

dpernhaus. (Unter den Linden) Mittwoch: 198. Dauer⸗ bezugsvorstellung. Bohsme. Anfang 7 Uhr. Donnerstag: Mona Lisa. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. Am Gendarmenmarkt) Mittwoch: 214. Dauer bezugsvorstellung. König Richard der Dritte. Anfang 7 Uhr. Donnerstag: Die Journalisten. Anfang 7 Uhr.

Die Ausgabe der Dauetbezugskarten für den Monat De em ber zu noch 17 Vorstellungen im Opern hausre und noch J Vorstellungen im Schauspielhause erfolgt am 25. und 27. d. M., zwischen 9 und 1 Uhr, in der Theaterhauptkasse gege⸗ Vorzeigung des Dauerbezugsvertrags, und zwar: am 26. d. M. stt den J. Rang, das Parkett und den 2. Rang des Opernhauses umd am 27. d. M. für den 3. Rang des Opernhauses und für alle Platz⸗ gattungen des Schauspielhauses. Gleichzeitig kommt der Unterschieds= betrag für die Dauerbezugskarten zu den im November zu erhöhten Preisen im Opernhause ern ndenen Dauerbezugsvorstellungen zur Einziehung. Die Karten zu den infolge des Streiks aus ele Dauerbezugsvorstellungen (im Opernhause 2 und im Schauspikl⸗ hause 5) werden hierbei zurückgerechnet.

Samiliennachrichten.

Verlobt: . Benita von Bennigsen mit Hrn. Leutnant a. D. Hugo Grafen zu Bentheim⸗Tecklenburg Rheda (Farm Otjipum, Post Kalkfeld, Südwestafrika Tsumeh, Südwestafrika).

ö Eine Tochter: Hrn. Professor Dr. Wilhelm Zinn

erlin).

Ge st or ben: Hr. Regierungs und Forstrat a. Q., Geheimer Regierungẽ⸗ rat Richard von Daacke (Ammerbach bei Jeng). Hr. Kammer⸗ herr und Schloßhauptmann Hang August von Stockhausen (Wülmersen, Reg.⸗ Bez. Casseh.

mn

Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Ty rol, Charlottenburg.

Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschäftsstell Rechnungsrat engering in Berlin.

Verlag der Geschäftsstelle (Mengering) in Berlin. Druck der Norddentschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstr. 32. Sieben Beilagen leinschließlich Börsen eilage und Warenzeichenbeilage Nr. 92 A und B) und Erste, Zweite, Dritte und Vierte Zentral · Handels register · Beilage

(W. T. B.) Notierungen der Devisen ·

Wechsel auf Paris

Pacifie 1523 (Mitgeteilt durch die von der

man Überführen kann. Das ist der Fall bei dem

Nr. 266. Richtamtliches.

(Fortsehung aus dem Hauptblatt)]0.

Deutscher Reichstag. 32. Sitzung vom X. November 1920, Nachmittags 1 Uhr. Bericht des Nachrichtenbüros des Vereins deutscher Zeitungsverleger?) )

Am Ministertische: der Reichsfi . : und der tel n . h . finanzminister Dr. Wirth

K ö über die Autonomie Oherschlesiens wird ohne Erörterung an eine Kom— mission von 21 Mitgliedern verwiesen.

ö folgt die Interpellation der So zialdemo—⸗ ; en:

„Ist es richtig, daß namhafte Kapitalverschiebungen 1 Ausland stattgefunden haben? Ist es weiter richtig, daß in Berlin die Aushebung des Bankhauses Grußer stattgefunden und zur vollständigen Beschlagnahme der Akten und Bücher . hat? Ist es ferner richtig, daß hierdurch eine weit ausgedehnte Kapitalflucht nach ewiesen ift und daß dabei eine große Anzahl Mit⸗ lieder adliger und fürstlicher Häuser, darunter auch Mitglieder des

uses Hohenzollern, gefaßt worden sind? Was gedenkt die Reichs regierung , die Beschuldigten zu zun, und was hat der Reichs— 66 . getan, um für das Reich entsprechende Vermögenswerte zu sichern Abg. Müller- Franken (Soz) begründet die Interpellation: Diese Kapitalverschiebungen schädigen die Steuerkraft des Volkes, und jeder Deutsche muß hier zu . bereit sein. Der Steuerabzug ist auch vielen Arbeitern und Beamten eine kaum erträgliche Last, aber wie soll hier die Opferfreudigkeit gedeihen, wenn sie sehen, wie besitzende Klassen sich um die Steuern drücken. Daher müssen die Besitzsteuern mit größerer Geschwindgkeit erhoben werden. Schon während des Krieges begannen die Kapitalverschiebungen und setzen sich jetzt fort als Folge der Korruption des 3 Sie sind bielfach so raffiniert vorgenommen, daß man den Schiebern nicht beikommen kann. Um so härter müssen die au e herr. die Ban e Gruser, Drill rson & Co. Nedner schildert die Persönlichkeit des ö. der übrigens noch am 13. November hier an einer Aufsichtsratssitzung teilgenommen haben soll. Zu den Beziehungen Grusers gehörten neben den reaktionären Kreisen namentlich Mitglieder der Familie ö Es frage sich, wie viele von diesen sich an den Schie⸗ ungen mit Waren aller Art beteiligt hätten, die etwa 250 Millionen Mark betragen sollten. Ein bekannter General werde ebenfalls in Verbindung mit dieser . genannt. Er frage nach einem Dr. Franz chön, einem gewisfen Spiro und einem gewissen Levy . einem Herrn von Wangemann und Herrn von Thus, die als ieber be⸗ fannt geworden seien. Ein Fürst Radolin, Fürst Blücher⸗Wahlstatt, Fürstin Radziwill. Graf Schönborn hätten ebenfalls ein Konto bei derrn Gruser besessen. Auch die Kronprinzessin habe dort verkehrt, die Reenteiligen Versicherungen der bürgerlichen Presse genügten ihm nicht als Beweis des Gegenteils. Der Interpellant fragt sodann ganz Honkret bei der Reichsregierung an, ob an den , L die ehemalige Kronprinzessin Cecilie, der Pinz Eitel⸗Friedrich, d Prinz AÄuguft Wilhelm und der verstorbene Prinz Joachim beteiligt 23. wären. Der Prinz Oskar fei seines Wissens nicht beteiligt gewesen, wohl aber seine Gemahlin, die. Gräfin Ruppin. Nicht be⸗ teiligt ist meines Wissens Prinz Friedrich Leopold Vater, mit dem sich ja das preußische inisterium schon seit langem wegen Silber- und Effektenschiebungen in größtem Maße nach der Schweiz beschäftigt. Er soll seine Güter besonders belastet haben, um ittel nach der Schweiz schaffen u, können. (Ruf rechts Herr von Graefe ruft mir zu: Der rote Prinz! Die „Deutsche Zeitung“ und die. Morgenpost! hahen den Prinzen Friedrich Leopold als den einzigen , Sozialdemokraten des Hauses Hohenzollern genannt. Heiterkeit) Uns ist nichts bekannt davon, däß er jemals eine Annäherung an uns versucht hat. Ruf rechts Die rote Fahne) Ich glaube auch nicht an den Versuch einer Annäherung an elne andere fozialistische Partei. Wenn die. Deutsche Tageszeitung! schrelbt, wir müßten deshalb die Schieber in unseren Reihen suchen, so ist bas abwegig. Daß Prinz Friedrich Leopold hei der Revolution die rote Fahne aufgezogen hat, genügt für uns nicht, ihn als Parteigenossen anzusehen. Ich glauhe bielmehr, daß er das Aufgehen der roten Fahne als die beste Mobiliar. und Effekten verficherung angesehen hat. (Heiterkeit Es ist unerhört, wie gerade von diesem preußischen . Kunstgegenstände in, das. Ausland giert find, z. B. ein Bild nach Amerika, weil er hier nicht genug Id dafür bekam. Er hat ö. versucht, den . Escherich zur Verbesserung seiner Güter zu bekommen, um deren Ertrag zu steigern und mehr⸗ wer in die Hand zu bekommen. Zu den Kunden des Bankhauses gehörten also lauter Träger der Idee des alten Systems. Ruf rechts: Lepyl) Die Herren von der Rechten bezeichnen die beutsche Republik immer als die Schieberrepublik, und die schwarz⸗ rotgolbene Fahne als das Symbol, als die Schieberfahne. Die Kreuzzeilung?, der die Interpellation unbequem ist, sprach von einer Rinnsteinrepublik. Bei dem Fall Erzberger hat sich die Kreuz⸗ zeitung“ nicht so verhalten. . Zwischenrufe rechts) Herr von Graefe ruft mir wiederholt: Sklarzprozeß! zu. Es ist unerhört, wie preußische Gerichte Prozesse verschleppen, Wenn Sie dazu bei⸗ tragen wollen, den Sklarzprozeß zu beschleun en, würden wir Ihnen dankbar sein. (Ruf kechts. In Preußen sind Sie ja noch die Herren Nein, nicht mehr. Was hal das Reichsfinanzministerium in diesen Fällen getan? Wir verlangen, daß schleunigst und rücksichtslos ein⸗ griffen und dem Reichstag. Aufklärung, gegeben wird. Sowohl don ber äußersten Rechten wie bon der äußersten Linken wird ver ucht, den Hbestand zu verschleiern durch Behauptungen, die ein chlechtes Licht auf die frühere Regierung werfen. Vielleicht sind einzelne dieser Taten schon zur Zeit unserer Regierung begangen worden, aber uns ist damals keiner dieser Fälle bekannt. geworden; wir wären sonst selbstverständlich ei ri , Ich rage den Minister, was in dem Falle der Bank Sinner, Borchardt u. Co. hen ist, die in der „Freiheit! schon am 2. Juni als Schieberbank bezeichnet wurde und, der bestimmte große Käapitäfherschiebungen zum Vorwurf gemacht wurden. Wegen Lieser Interpellation a wer von links angegriffen worden. Es wurde ins in der „Freiheit? vorgeworfen, wir seien Heuchler, daß wir die Interpellation eingebracht haber Was soll man zu dieser Kampfes= Deise sagen? Haben Sie noch nicht genug von dem Denkzettel, den Sie von den sächsischen Arbeitern gekriegt haben? Zwischenrufe der nabhängigen Sozialdemokraten) Können Sie, denn gar ni win Schönheit fterben? (Heiterkeit; Auch Ihr Finanzminister Geyer in sen konnte nur das verfolgen, was ihm bekannt. war. Auch unsere eich etan, wir haben alles verfolgt, was uns kelannt wurhe. mehr bon. ung verlangt, treibt. Demagogie. sünruhe der Unabhängigen Sozialdemokraten) Wir verlangen, daß . en, die als Schieber erkannt werden, an den Pranger kommen und d er Strafen über fie verhängt werden. Wo man einmal einer folchen Räuberbande am deutschen. Volksvermögen auf d

ie Spur kommt, da muß mit aller Strenge eingeschritten werden. Wir

n. Mit Ausnahme der Reden der Herren Minister, die im Wortlaute wiedergegeben werden. r

M. Soz.) Die Akten sind zurzeit nicht verfügbar.

Erste Beilage zun Deutschen Reichsanzeiger und Preußischen Staatsanzeiger

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Berlin, Dienstag, den 23. November

werben diese Sache nicht aus dem Auge lassen. Nun ist es nicht anzunehmen, daß die bereits ihr ganzes Vermögen nach dem Auslande verschoben haben. Ich frage die Regierung: ist eschehen, um das im Inlande noch befindliche Vermögen icherzustellen, um das deutsche

Volksvermögen für das ver⸗ . schadloß zu halten? Es sind nicht nur fingnzielle,

ondern auch wirkliche Werte, die auf dem Spiele stehen. Was hat die Regierung getan, um diese Gefahr zu bannen? (Beifall bei den Sozialdemokraten.)

Reichsminister der Finanzen Dr. Wirth: Geehrte Versamm⸗ lung! Der Herr Abgeordnete Müller (Franken) hat wiederholt die Frage aufgeworfen: was hat das Reichsfinanzministerium in den ge— nannten Fällen getan? Ich bin bereit, in aller Aufrichtigkeit und Offenheit festzustellen, was das Reichsfinanzministerium getan hat. Der Herr Abgeordnete Müller (Franken) hat den Kreis seiner Inter pellation aber erweitert, indem er einen zweiten Fall, die sogenannten Schiebungen der Bankleute Schmidt⸗Chons und Sinner in den Kreis, seiner Betrachtungen gezogen hat. Die Herren haben gehört ich habe mir das notiert daß bereits am 2. Juni so führte der Herr Abgeordnete Müller (Franken) aus in der Freiheit“ auf die Schiebungen des Bankhauses Sinner aufmerksam gemacht worden sei, und wenn ich mich recht entsinne ich habe das auch gelesen hat die „Freiheit“ geltend gemacht, daß durch die Bemühungen dieser Zeitung eine solche Schiebung aufgedeckt worden sei.

Meine Damen und Herren, wir sind in der Lage, aus den Akten nachzuweisen, daß bereits am 18. April dieses Jahres also lange bevor die „Freiheit“ davon Notiz genommen hat; ich stelle das mit Absicht fest eine Untersuchung gegen die Kaufleute Schmidt⸗Chons und Dr. Adolf Borchardt eingeleitet worden ist. Diese beiden wurden in einem uns zugegangenen Bericht großer Kapitalverschiebungen be— zichligt. Die notwendigen Ermittlungen wurden unverzüglich im April vorgenommen. Die Staatsanwaltschaft wurde bereits am 17. Mai mit dem Gegenstande befaßt.

Schmidt⸗Chons ist der Sohn des Inhabers der ehemaligen fallierten Berliner Bankfirma Anhalt und Wagner. Er bezeichnete sich als Inhaber der Cécil⸗Aktiengesellschaft, eines Hotelunternehmens in Luzern und Zürich, und als Treuhänder zahlreicher kapitalkräftiger Persönlichkeiten. Dr. Borchardt wurde als der Berliner Zutreiber bezeichnet, der die Vermögenswerte in Empfang nahm und dann mit Schmidt⸗Chons weiterleitete. Als beteiligt wurde ferner die Berliner Bankfirma Sinner und Kompanie genannt, deren Inhaber Freiherr v. Sinner, ein Schwager Borchardts, ist. j

Das Verfahren bei der Staatsanwaltschaft ich stelle das besonders fest ist noch nicht abgeschlossen. (Hört! Hört! bei der Nähere Angaben über die Schuldfrage und die Beteiligten sind daher noch nicht möglich; doch läßt sich, soweit wir unterrichtet sind, jetzt schon sagen, daß sich das Bankhaus Sinner und Borchardt anscheinend der Kapital⸗ verschiebung nach dem Auslande gewidmet hat.

An den Nachrichten, die im Mai und Juni dieses Jahres durch die Presse liefen, ist also etwas Wahres. Wieweit sich die festgestellten Kunden der Bank auch der Kapitalflucht schuldig gemacht haben, ist jedoch noch nicht erwiesen und wird vom Gericht zu entscheiden sein.

Die Reichsfinanzverwaltung wird ihrerseits zur Sicherung der Ansprüche des Reiches in diesem Falle alles Erforderliche veranlassen, sobald das Material von der Staatsanwaltschaft eingeht.

Damit komme ich zum zweiten Fall. Es war mir also beim ersten nur darum zu tun, festzustellen, daß wir rechtzeitig, ehe überhaupt in der Zeitung die Sachen behandelt worden sind, das getan haben, was unsere Pflicht ist, nämlich die Angelegenheit dem Staatsanwalt zuzuführen.

Wir kommen zum zweiten Fall, der Gegenstand der Interpellation ist, nämlich zur Frage der Kapitalverschiebung durch das Bankhaus Grußer und Kompanie. Die am 1. Januar 1919 in Amsterdam be⸗ gründete · Bankfirma Grußer, Philippsohn und Kompanie hat im No⸗ vember 1919 in Berlin, zunächst Budapester Str. Nr. 1, dann Voß⸗ straße Nr. 18, eine Zweigniederlassung eröffnet. Der derzeitige einzige Inhaber der Firma ist seit dem Tode des früheren Mitinhabers Dr. v. Tust der deutsche Reichsangehörige P. J. Grußer in Amsterdam.

Dem Reichsfinanzministerium wurde vor einigen Tagen bekannt, daß sich bei der genannten Firma in Amsterdam Millionenwerte deutscher Reichsangehöriger in Barguthaben und Effekten befänden, die unter Zuwiderhandlung gegen die Kapitalfluchtgesetzgebung durch Vermittlung der hiesigen Zweigstelle der Firma Grußer, Philippsohn & Co. dorthin verbracht worden seien. Daraufhin hat das Reichs finanzministerium sofort die notwendigen Vorerhebungen vorgenommen, die hiesige Staatsanwaltschaft in Kenntnis gesetzt und die Staats- anwaltschaft ersucht, wegen des Verdachtes der Kapitalflucht das Er⸗ forderliche zu veranlassen. Wie durch die Presse bekannt geworden ist, hat die Staatsanwaltschaft die sämtlichen Geschäftsbücher der hiesigen Zweigslelle der Firma Grußer, Philippsohn & Co. sowie die Guthaben dieser Firma bei inländischen Banken beschlagnahmt.

Ueber die zahlreichen Personen, die durch die Vermittlung der Firma Grußer, Philippsohn & Co. Vermögen nach dem Ausland verschoben haben, können nach dem gegenwärtigen Stand des Er— mittlungsverfahrens bestimmte Angaben noch nicht gemacht werden Richtig ist, daß unter den Inhabern von Konten bei der Firma Grußer, Philippsohn & Co. in? Amsterdam auch die Namen adliger und fürstlicher Häuser, darunter auch einiger Mitglieder des Hauses Hohenzollern, festgestellt worden sind. ECebhafte Rufe links: Hört, hörth Inwieweit sich die Beteiligten strafbar gemacht haben, wird der Ausgang des bei der Staatsanwaltschaft schwebenden Verfahrens ergeben. (Hört, hört! rechts. Lachen links.)

Ich komme jetzt zur Frage, die für mich die entscheidende ist; denn nicht nur in das Untersuchungsverfahren einzugreifen, würde ich ablehnen, ich lehne es auch ab, irgendwie den Schein zu erwecken, als ob ich eingriffe. Die Frage ist aber für mich die entscheidende: was hat das Finanzministerium getan? und darüber gebe ich gern Auskunft.

Das Reichsfinanzministerium hat vorsorglich sofort gegen die Inhaber von Konten bei der Firma Grußer, Philippson & Co. in Amsterdam auf Grund der Bestimmungen der Steuerfluchtgesetze Sicherungsmaßnahmen der zuständigen Finanzämter angeordnet.

(Zuruf von den Sozialdemokraten: Auch bei den Hohenzollern?! Herr Abgeordneter Müller (Frankem, ich habe vor einiger Zeit es sind noch nicht viele Tage verflossen hier in meiner Etatsrede fest⸗ gestellt, wie ich es mir vorstelle, das Amt des Reichsfinanzministers zu führen. Ich habe damals gesagt, daß das Amt, das ich zurzeit zu führen die Ehre habe es ist ein dornenvolles Amt, es ist nicht geeignet, einen populär zu machen geführt wird ohne Ansehen der Partei, ohne Ansehen der Person. (Bravo) Ich darf deshalb sagen: Sie werden das aus dem folgenden entnehmen können, was getan worden ist. Ich ergänze: auch bei den Hohenzollern. (Bravo! links. Rufe bei den Deutschen Demokraten: Selbstverständlich) Die Grundlage hierfür bildet 82 des Gesetzes vom 24. Juni 1919 Reichs Gesetzblatt S. 583) zur Ergänzung des Gesetzes gegen die Steuer⸗ flucht, welches die Finanzämter zur Anforderung einer Sicherheit bis zu 50 v. H. des Vermögens des Steuerpflichtigen berechtigt, wenn Tatsachen vorliegen, welche die Annahme rechtfertigen, daß Ver⸗ mögenswerte des Steuerpflichtigen dem inländischen Steuerfiskus entzogen werden sollten. Diese Voraussetzung ist bei allen den Per⸗ sonen für vorliegend erachtet worden, welche als Konteninhaber bei der Firma Grußer, Philippson & Co. festgestellt worden sind. Die Finanzämter sind daher angewiesen worden, gegen diese Per⸗ sonen unverzüglich Sicherheitsbescheide bis zum höchstzulässigen Betrage festzusetzen und alle zur Vollstreckung dieser Sicherheits⸗ bescheide erforderlichen Maßnahmen zu treffen. Nach den inzwischen eingegangenen Berichten der Landesfinanzämter ist hiernach verfahren worden.

Meine Damen und Herren, ich stelle, auch zur Ehre meiner Beamten fest, daß das Reichsfinanzministerium alles das getan hat, was die Pflicht erfordert. .

Der Herr Abgeordnete Müller (Franken) hat dann eine große Anzahl von Fragen gestellt. Ich darf weniges davon kurz beant⸗ worten. Er hat nach der Zahl gefragt. Ich will die genaue Zahl nicht nennen. Sie ist aber weit höher als hundert. Er hat weiter nach einem bekannten General gefragt. Ich kann die Herren ver⸗ sichern, daß in den Angelegenheiten des Bankhauses Grußer ein bekannter General mir bisher nicht begegnet ist. (Hört, hört! rechts.) Der Nachdruck liegt aber auf dem Wort „bekannter“ General. (dort, hört; links. Zuruf rechts: Einer der bekanntesten Heerführer!) Der Herr Abgeordnete Graefe hat recht, es ist gefragt worden, ob ich bitte mich aber auf das Wort festzulegen ob in den Akten des Bankhauses Grußer & Co. ein Heerführer mir bisher bezeichnet worden ist. Ich beantworte die Frage mit nein! Ich habe aber vorhin etwas anderes gesagt.

Es ist dann insbesondere nach einem Dr. Spiro gefragt worden. Dieser Dr. Spiro ist in sicherem Gewahrsam.

Es ist hernach eine große Liste von Personen aufgezählt worden. Ich bin nicht in der Lage, auf diese Einzelheiten einzugehen. Denn jede Aufzählung einer solchen Liste könnte mißdeutet werden. Ich beantworte aber die Frage dahingehend, daß, sofern diese Personen in den Konten der Bank Grußer & Co. vorkommen, gegen alle die Sicherheitsmaßnahmen ergriffen worden sind, die eine vor⸗ läufige Sicherung der Interessen des Reichs bedeuten. (Bravo! bei den Deutschen Demokraten.)

Was die Mitglieder des Hauses Hohenzollern angeht, so be⸗ schränke ich mich auf das bereits Gesagte. Wir haben auch hier nicht die Einzelnamen zu prüfen, sondern ich habe nur festzustellen, daß die Landesfinanzämter angewiesen worden sind und das ist, soweit ich unterrichtet bin, auch geschehen —, auch vor Mitgliedern von fürstlichen und königlichen Familien nicht halt zu machen. (Sehr richtigl bei den Deutschen Demokraten) Das ist das Grundprinzip des demokratischen Staates, ohne Rücksicht auf Personen und Sachen seines Amtes zu walten und seine Pflicht zu erfüllen. (Beifall im Zentrum und bei den Deutschen Demokraten.)

Abg. Dr. ringer (D. Nat.): Wir billigen durchaus die von der Regierung sofort angeordneten amtlichen Maßnahmen. Wir wünschen, daß die Untersüchung mit möglichster Schnelligkeit, mit größtem Nachdruck, mit vollster Objektivität, ohne Ansehen der Person, durchgeführt wird. Bebor die Ergebnisse der. Unter⸗ suchung feststehen, ist jede Ansichtsäußerung nur hypothetisch und greift der Untersuchung bor. Die Sache hat ihre juristische, politische üund moralische Seite; jetzt haben die Juristen das Wort, und deshalb sollten die Politiker und die Moralisten sich zurückhalten. (Unruhe links) Das ist aber durchaus nicht der Fall. Im Gegenteil hat man anscheinend auf einer gewissen Seite kaum abwarten können, die Sache hier zu diskutieren; die ganze Aufmachung beweist. daß sie zu parteipolitischen taktischen Zwecken ausgeschlachtet werden soll. Gustimmung rechts) Ich nehme an, daß die Inter der Regierung nicht unerwünscht war, insbesondere dem Finanzmin ister, der sie beantwortet hat, obwohl gegenwärtig der Justizminister der Berufenere dazu gewesen wäre. Was die Regie rung jetzt getan hat, ist männiglich bekannt und wird allseitig ge⸗ billigt, es hätte dazu also vielleicht der Intewpellation nicht bedurft, Aber soweit zurückliegende Verhältnisse in Frage kommen, berührt es eigentümlich, daß nicht, die gegenwärtige Regietung, sondern die jenige beteiligt ist, der die Interpellanten selbst angehören. (u⸗ stimmung rechts) Das haben die U. Soz richtig erkannt, und dargus erklärt sich der von ihrer Seite eingebrachte Antrag. (Heiterkeit b. d. Soz. Es drängt sich in der Tat die Frage auf; wie war es möglich, daß ein Auslandsdeutscher hier in Berlin unter den Augen der Regierung jahrelang eine solche unheilvolle Tätigkeit ent⸗ falten konnte? Soweit Schuldige der Verletzung der Steuerflucht⸗ gie überführt werden, verlangen wir ihre energische Bestrafung. Nach den Ausführungen des Intewpellanten und besonders nach den Artikeln des „Vorwärts“ hätte man glauben müssen, daß schon ins⸗ besondere Mitglieder des Hohenzollernhguses wer weiß wie schwer kompromittiert wären. Auffälligerweise sind in der Presse sonst keine Namen genannt, es ist bloß von fürstlichen und adligen Familien die Rede, nur das Haus Hohenzollern wird ausdrücklich angeführt, und der „Vorwärts“ berichtet mit sichtlichem Behagen eine Menge von Einzelheiten, die namentlich die Kronprinzefsin betreffen, die in der Familie des Bankiers Grußer verkehrt, die Tochter Grußers gemalt haben soll usw. Nach mir gewordenen Informationen, die anzuzweifeln ich keinen Grund habe, sind alle diese Behauptungen der reine Schwindel, erstunken und erlogen. (Hört, hört! und große Be⸗ wegung rechts. Es ist bekannt, daß der Kronprinz des Deutschen Reichs in Holland in sehr bescheidenen Verhältnissen lebt. (Ruf auf der äußersten Linken: Tellersammlung! Große Unruhe und Pfui⸗ rufe rechts) Die Frau Kronprinzessin soll zum Unterhalt ihres Mannes Gelder auf einem Konto dieser Bank haben, das ist das einzige, was gegen sie ins Feld geführt werden