suspendiert werde, bis durch sachberständige Gutachter eine Klärung über seine Mitschuld an der Mißmirtschaft bei der Großen Berliner Straßenbahn und über die ibm gemachten versön= lichen Vorwürje der Bereicherung herbeigeführt sei. Nach längerer Aussprache wurde zur Abstim mung geschritten, Diese hatte folgendes Erzebnis: An 6 nommen wurde der Antrag, einen Ausschuß von 16 Mitgliedern niederzusetzen, um die Straßenba hnverwaltung auf ihre Wirtschaftlichkeit und Nentabilitãät zu prüfen. Abgelehnt wurde der Antrag, den Direktor Micke sofort vom Amte zu suspendieren, bis die gegen ihn erhobenen schweren Vorwürfe geprüft sind. Abgelehnt wurde der Antrag, Arbeiter⸗, Angestellten⸗ und Beam ten⸗ karten zum 2 von 4 sofort einzuführen. Angenommen wurde der Antrag, die Achterkarten nicht bis zum 4. De⸗ zember, sondern bis zum 10. Dezember in Kraft zu kelassen. Angenommen wurde ferner der Antrag bon Eynern, die Schaffner mit ausreichendem Wechselgeld zu verseben. Schließlich wurden die vom Ausschuß vor⸗
eschlagenen Tarifsätze mit den vom Ausschulse . Resolutionen angenommen. — Eine Magistratsvorlage betraf den Erlaß eines Ortsstatuts, durch das den Depufationen und Kommissionen mit selbständigen Ent— scheidungsbefugnissen ausgestattete Dezernenten mit vollem Stimmrecht zugewiesen werden sollen. Die Vorlage ging an einen Ausschuß. Ebenso wurden Vorlagen, betr. die Tarife für Elektrizität, Festsetzung des Gaspreises und Erhöhung des Wasserpreises einem Ausschuß zur Vorberatung über⸗ wiesen.
In der gestrigen, stark besuchten Versammlung der Abteilung Berlin⸗Charlottenburg der Deutschen Kolonial⸗ esellschaft spvrach der Präsident der KolonialgesesrsRaft, ouverneur a. D. Dr. Seitz über Süůüdwestafrika were id des Krieges“. Der Redner erörterte zunächst eine end die Gründe, die zu dem militärischen Zusammenbruch in Ss westa ifa führen mußten. Er fand sie wejentlich in der ab uten Mangel jeglicher Vorbereitung für einen ausw tige, Krieg und in der gewaltigen Ueberlegenbeit der si af anischen Union. Dazu fam, daß jede Hilfe von außen ausblieb und der Aufstand in Südwestafrika, dem es an Einbeitlich⸗ keit in der Leitung und in den Zielen fehlte, nach kurzer Zeit zu⸗ sammenhrach. Trotzdem sei es gelungen. in dem Vertrag von Korab dem Schutzgebiet für die Dauer der englischen Besetzung erträgliche Bedingungen zu schaffen. Vor allen Dingen blieben die deutschen Schulen ganz in den Händen des früberen deutschen Gouvernements, und sie wurden auch noch während der Besetzungszeit der wachsenden Zahl der Schüler entsprechend ausgebaut. Aber alles Erreichte machte der Waffenstillstand in Eurora zu nichte. Die engliiche Regierung stellte sich auf den Standpunkt., daß durch diesen Waffenstillstand der Vertrag von Korab aufgehoben sei und leitete sosort die Aus⸗ weisung aller ihr unangenebmen Deutschen — der Schutztruppe, der Bean ten und einer großen Anzahl Farmer und Kaufleute — ein. Einen weiteren Umschwungz brachte die Uebernahme des Mandats durch die sũdafrikanijche Union Im Anfang schien es, als ob die Unionsregierung, den im Parlament in Kapstadt ausgesprochenen Wünschen entsprechend, das Mandat loyal durchfübren wolle. In der letzten Zeit aber hat der Premierminister der Union, General Smuts, eine Schwenkung in englischem Sinne gemacht und der deutschen Bevölkerung erklärt, der das Mandat nichts weiter sei als eine rerschleierte Annexion und die Deutschen am besten tun würden, schleunigst Unionsbürger zu werden. Der scharfe Widerstand, den er mit seinen Plänen bei dem besseren Teile der deutschen Bevölkerung fand, läßt allerdings boffen, daß die Deutichen in Südwmestafrika ihre Nationalität nicht ohne weiteres an die Union verkaufen werden. Dann ging der Redner auf die allgemeinen Verhältnisse ein, wie sie durch den erbärmlichen Friedensvertrag von Versailles für uns geschaffen sind, und legte an der Hand von statistischem Material dar, was wir an unseren Kolonien verloren haben und daß ein Wiederaufbau unserer Volkewirtschaft ohne Wiedereintritt Deuischlands in die Kolonial wirtsckaft der Welt und ohne den Besitz eigener Kolonien unmöglich sei. Deg Redner schloß mit einem Appell an die weitesten Kreise unseres Volkes, nicht abzulassen, für den Wiedereintritt Deutschlands in w und die Wiedererlangung eigener Kolonien zu wirken.
1. 29. November. (W. T. B.) In einer gemein⸗ BVersfammlung der Frauenvereinigungen Stande, aller Konfessionen und aller
Partejrichtungen wurde eine Entschließung gegen die von der Entente verlangte Abgabe von weiteren 800 000 Milch— kühen angenommen und an die Reichsregierung sowie an die zu⸗ ständigen Stellen gesandt.
J Auf das Ge⸗ wurde gestern abend e größerer Sachschaden
Kattowitz, 30. November. bäude des „ Rybniker Stadtb ein Bom benanschlag verübt. Es angerichtet. Offenbar handelt es sich ur Racheakt. Vorgestern abend erplodierte auf dem Babnhbofsgebäude Ober“ ja strzemb eine Bom be die erbeblicken Sachschaden anrichtete. Man nimmt an, daß ein Rachea n den Bahnhofsvorsteher vorliege. . .
Madrid, 30. November. (W. T. B.) Hier herrscht großer Mangel an Mehl. Die Bäckermeister haben die Brolprefsse er= höht. Die Bäckergehilfen legten die Arbeit nieder. Sie fordern höhere Löhne. Inßfolge des eingetretenen Brot mangels berrscht in der Stadt gewaltige Erregung. Vor den Bäckerläden bilden sich Ansammlungen pigtestierender Frauen. Die Bäckermeifter schieben die Schuld an dem Mehlmangel auf die Regierung, während diese die Verantwortung dafür ablehnt. e
Handel und Gewerbe. Heute findet kein Börsenverkehr statt.
Telegraphische Auszahlung.
1. Dezember 30. November
Geld Brief Geld Bri Amsterdam⸗Rotterdam 2120, 5 2124,65 2152, So 5 Brüssel und Antwerpen 1447,05 447,95 452,50 453,50 Christiania.. 941, 55 943, 45 9851,50 953, 50 Kopenhagen. 944.05 45, 95 gol, 09) 953,50 Stockholm und Gothen⸗
buärti . . 1339.65 1342, 35 1358,69 1361,40 Delsingfors . ö (. 137,85 138, 15 138,85 139, 15 wlien .. 2654,20 254, 80 255,70 256, 30 London 242,00 242,50 245, 75 246, 25 New Jork. 69, 32 710.67 70, S3
aris,. . . 421, 95 425,05 425,95 Schweiz.. ; . 1986,10 1101,35 1103,65 1 h 305, 95 914,05 915,95 Wien (altes) J — — Wien ( Dtsch. Oesterr.)
1 36442446 21,53 20, 47 21,53 11 4,27 S4, 474 S4, 50 84, 70 H —⸗ 15.27 Iö, 95 16.02 1 — — — Konstantinopel.. — — —
— Die Eletftrolvtkuvferrotierung der Vereinigung für deutsche Elektrolvtkupfernotiz stellte sich laut Meldung des W. T B.‘ vom 30. d. M. auf 2265 4 für 100 Eg.
— Die Arbeits kammer für das Deutsche Holz- gewerbe, Sitz Berlin, beschäftigte sich laut Meldung des W. T B.“ in ihrer Sitzung am 28. November d. J. in Leipzig u. a. mit der Holsfrage. Es wurde einmütig festgestellt, daß durch die gegenwärkige Entwicklung auf dem Holzmarkt, im wesentlichen bervor⸗ gerufen durch die unverantwortlichen Preistreibereien bei den Holz- berkaufen seitens der privaten und staatlichen Forstverwaltungen, ver⸗ schärft durch die ungerechtfertigt hoben Preisaufschläge der Zwischen⸗ bändler, die boljzverarbeitenden Industrien in ihrer Existenzmöglichkeit auf das schwerste bedroht sind. Die Vorstandsmitglieder der Arbeite kammer wurden daber beauftragt im Reichewirtschaftsrat die erforderlichen Schritte einzuleiten, damit den unhaltbaren Zuständen auf dem Holzmarkt abgeholsen wird.
— In der Aufsichtsratssitzung der Brauerei Gebr. Dieterich Actiengesellschaft zu Düsseldorf wurde beschlossen, der am 15. Dezember d. J. stattfindenden General⸗ versammlung die Verteilung von 18 vo (6. V. 12 vH) vorzuschlagen.
Kartoffelvreise der Neötierungskommissionen des Deutschen Landwirtschaftsrats. Erzeugervreise für Speisekartoffeln in Mark je Zentner ab Verladestation: Berlin, 30. November, weiße 30 – 34. . rote 30 34 Æ gelbe 33— 36 4. Ham burg, 29. November, weiße 36-35 4A rote 36-38 4, gelbe 38-38 4K. Stettin, 29. November, wegen Frostwetters keine Notierungen. Breslau, 29. November, Speisekartoffeln 30- 32 4, unverlesene Ware 24 .
—
Wagengestellung für Koble, Koks und Briketts am 29. November 1920. Ruhrrevier Dberschlesisches Revier Anzahl der Wagen
Gestellt.... . 8 315 Nicht gestellt 839 Beladen zuräck⸗
geliefert. 8 084
Berichte von auswärtigen Wertpapiermärkten.
Frankfurt a. M., 30. Nevember (Abendbörse) W. T. B.“ Infolge andauernder Abgabeneigung überwogen auch an der Abend⸗ börse die Kursrückagänge, die sich besonders in Montanwerten fühlbar machten, wo Einbußen bis zu 25 vH in Erscheinung traten. Es notierten: Buderus 835, Westeregeln 850 Gelsenkirchen 393, Deutsch⸗ Luremburg 385, Mannesmann 542, Oberbedarf 320, Phönix 628 bis 632. Rbeinstahl 540, Caro 308, Harrener 520. Von chemischen Pavieren gaben Th. Goldschmidt mit 510 19 vo, Scheide⸗ anstalt mit 545 15 vo nach. Rütgerswerke stellten sich 41450, Höchster Farbwerke 435 590. Auch in den Elektropapieren überwogen die Rückgänge, doch blieben sie bescheidener. A. E. G. waren 308, Bergmann 276, Licht und Kraft 195, Siemens K Halske 340. Reiniger, Gebbert C Schall waren mit 369,55 fester. Schuckert notierten 285. Von den Bankaktien zogen Nationalbank für Deutschland mit 204 an. Deutsche Bank notierten 327, Com⸗ merz . Priratbank 208. Die Kassaindustrieravpiere unterlagen Kurs— schwankungen. Autowerte waren matt, Daimler 2609. Adlerwerke 324, Benz 290. Eisenwerke Mever notierten 420. Maschinenfabrik Karls⸗ rube 1480, Maschinenfabrik Pokern & Wittekind 450. Vereinigte Oelfabriken 334.50, Zellstoff Aschaffenburg 535, Cement Heidelberg 300. Gummiwarenfabrik Peter 405. Fest waren Hannoversche Vayierfabrik Alfeld mit 478. Ausländische Paxiere lagen schwächer. Schantungbahn 600, Neu Guinea 665, 505 Goldmerikaner 725, 50M Silbermerikaner 515, 509 Tehuantevet 475, 4100 Bewässerungâ⸗ anleibe 1480. Im freien Verkehr waren Mansfelder Kure 4700, Canadas 810. Die Devisen waren leicht abgeschwöckt. Belgien notierte 450, Holland 2130, London 243, Paris 423, Schweiz 10690, Italien 255, New Jork 69,50.
Föln 30 November. W. T. B.) Enalische Noten 243.50 bis 245 00. Franzẽsiscke Noten 423 509 - 426.99. Belaische Noten 447.50 bis 450, 09, Sossändiscke Noten 2130 00— 2150, 00 Rumänische Noten — — Amerikaniscke Noten 68 00— 69,50. Schweizerische Noten 1085.00 — 1090 09, Jtalienische Noten 257,00. Stockbolmer Noten —. — Amerika Kahelauszablung 7050.
Leipzig, 30 November. (W. T. B.) Sächsische Rente 58 25. Bank, für Grundbesitz 153000. Chemnitzer Bankverein 206 00, Ludwig Hupfeld 488906 Piano Zimmermann 47790. Stöbr u. Co. flo, 9. Sächs. Wellgf. vorm. Tittel u. Krüger 375.90. Chemnitzer Zimmermann 2558.50. Peniger Maschinenfabrik 170 99. Leipziger Werkzeug Pittler u. Co. 419,09. Huao Schneider 348,00, Fritz Schulz jun. O5, 00. Riebeck u. Co. 250, 00.
Hamburg 30 November. W. T. B.) Börsenicklußkurse. Deutsch⸗Australische Dampfsschiff⸗Gesellschaft 260, 00 — 284. 00 bez. Savag 183,00 bis 199 25 bez, Hambura⸗Südamerika 404, 00 bis , Nerddeutscher Lloyd 188.00 G., 190 00 B., Vereinigte Elbeschiffahrt 33500 bis 338,00 bez., Schantungbabn 604, 00 bis 622.00 bez., Brasilianische Bank —— G., 660,00 B., Commerz⸗ und Privat⸗Bank 221.090 bis 222 25 bez., Vereinsbank 211.00 G. 25.00 B.. Alsen⸗PVortland⸗ Zement —— G., 140000 B. Anelo⸗ Continental 395.50 bis 406,50 bez, Asbest Calmon 299,00 bis 312,00 bez., Dynamit Nobel 34400 bis 355, 50 bez. Gerbstoff Nenner —— G., 52000 B.,. Norddeutsche Jutespinnerei —— G., 259,90 B. Varburg⸗Wiener Gummi 448. 00 bis 450 50 bez. Cacko 255. 9M bez., Sloman Salxeter 2650 90 bez, Nenauinea 670 00 bis 585.0 ber. Otaxvi⸗Minen⸗Aktien 770 00 bis 800 00 bez., do. Genußsch. 70. M bis 685 900 bei. — Tendenz. Abgeschwächt.
Wien, 30. November. (W. T. B.). Infolge des Dementis der gestrigen Gerüchte über einen angeblich ungünstigen Stand der Londoner Kreditverhandlungen war die Stimmung der Börse zwar resewiert, aber doch fest. Später übten vereinzelte Glattstellungen einen leichten Druck auf die leitenden Kulissenrapiere aus, dagegen vermochten ungarische Werte ihren Kursstand zu erböben. Dester— reichisck⸗ungarische Bankaktien stiegen bei lebbafter Nachfrage um ö Frenen. Von Anlagewerten bestand Kauflust für ungarische Kronenrente. ̃
Wien, 30. Noxember. (W. TB.) Trrkiscke Lose 3010, 00, Staats⸗ babn 47588. 0, Südbahn 1795,90. Oesterreichische Kredit 1201.00, Ungarische Kredit 00 90. Anglobank 1131,60. Unienbant 55200. Bankverein 130699, Länderbanf 18755. 990, Desterreichifck⸗Ungarische Bank 7190.00, Aline Montan 5330, 00, Frager Eisen 132003 50, Rima Nuran ver 3690 090. Stkodawerke 3200 00. Salgokoblen 230,9. Brürer Kohlen Sooo, 00, Gasizia 18400 00 Waffen 3570 00 lord. Aktien 33400 909. Voldibutte 4750 90. Daimler 1506 00. Dester. reichische Goldrente 215. 90 Desterreichische Tronenrente 103. 60, Februar- rente 103,00, Mairente 103M, Ungarische Goldrente 345.00, Ungarische Krongnrente 140.09. Veitscher = — Siemens. Schucert 1546, 00.
WBign 30 Nobember. W. T. B.) Notierungen der Devifen- , . , e G. Zůrich 7985. 0 G. . zagen 6909, ö olm 9825. * istiania 6900, . . . London 1775. 00 85 ö .
rag O. Nevember. W. T. B.) Notierungen der Devisen. jentrgle: Berlin 119.75 G. Marknoten 119, 75 3 Wien 16. G6 2
London 29. Nobember. (B. TB] 240 Enalische Konsols 41, 3 Yo Argentinier von 1385 9. 406 Brastlianer von 1859 45 4 0/9 Japaner von 1899 58. B o Mexikanische Gosdanleihe von 1599 61. 3 9 Portugiesen 233, 5 , Russen von 1965 204, 44 0/9 Russen von 1909 17. Baltimore and Sbio 244, Canadian Pacific 162, Pennsplvania 57, Southern Pacsfie 1565, Union Pacific 167, United States Steel Coworation 113, Rio Tinto 25, De Beers 133. Gosdñelds Ulis, Nandmines 28 — 4 u fundierte Kriegsanleibe 674. 5 o Kriegsanleihe 827 400 Siegesanleihe 73
London, 30 November. W T. B. Weckses auf Paris
57'624, Wechsel auf Belgien ol, 427. Wechfel auf Schweiz 27245,
Wechsel auf Holland 11.43. Wechsel auf Nen Aerk 249113, Wech el auf Spanien 26 581, Wechsel auf Italien 835.28 Wechsel auf Deutsch⸗ land 246,50. — Privatdiskont 65 /
Paris, 39. November. (B. T. B) Devisenkurse. Deutsch⸗ land 23, 0 24.25, Amerifa 16,493. Belgien 193,75, England 27 **, Holland 503 00, Italien 60,56, Schweiz 259, 00, Spanien 21625.
Paris, 30 November. (W. T. B.) 20ο Französische Anleihe S5. 20. ¶ oo Französische Anleibe 69.51. 3 c Französische Nente 6.25, 400 Sxanische äußere Anleibe —— oo. Russen von 1905 28.50, 3 do Russen von 1896 1750. 4 00 Türken unifiz. 65, 65, Suezkanal ——, Rio Tinto 14534.
Am sterdam, 20. November. (W. T. B.) Wechsel auf Londen II, 424, Wechsel auf Berlin 4674. Wechsel auf Paris 19823, Wechsel auf Schweiz 51,30, Wechsel auf Wien 1924. Wechsel auf Kopenhagen 4440. Wechsel auf Stockbolm 63,25, Wechsel auf Christiania 44 40, Wechsel auf New Vork 327,50. Wechsel auf Brüssel 2097, Wechiel auf Madrid 42 90, Wechsel auf Italien 11 95. — 5 90 Niederländische Staatsanleihe von 1915 S2, 3 oMο Niederländ. Staatsanleihe 22, Königlich Niederländ. Petroleum 659 00 Holland⸗Amerika⸗Linie 305 00, Atchison. Topeka u. Santa Fe 109, 00, Rock Island — Seutbem Pacific 146,00, Southern Railwav — — Union Pacific 155. 75, Anaconda 106,00, United States Steel Corv. ——. — Matter.
Am sterdam, 30. November. (Mitgeteilt durch die von der Heydt ⸗Kerstens Bank.) (W. T. B.) Wechsel auf London 11431, Berlin 457 Paris 18.75, Schweiz 51.30. Wien 097 Kevenhagen SH. 30, Stockbolm 63, 12, Christiania 44,30, New Jork 327, 87, Brässel 20,95, Madrid — — Italien — —.
Kopenhagen, 30. November. (W. T. B.) Sichtwechsel auf London 25.72, do. auf New Nork 738,00 do. auf Hamburg 19.775, do. auf Paris 45, 00, do., auf Antwerven 4775 do. auf Zürich 116,00 do. auf Amsterdam 225,25, do. auf Stockholm 142,50, do. au Christiania 100,00, do. auf Helsingfors 15,25.
Stockholm. 30. Nodember. (W. TB.) Sichtwechsel auf London 18.10, do. auf Berlin 7,50. do. auf Paris 31,50, do. auf Brüssel 33,50, do. auf schweiz. Plätze 81,50, do. auf Amsterdam 158,75 do. auf Kopenhagen 70,35, do. auf Christiania 70,25. do. auf Washington 519,06, do. auf Helsingfors 10.35.
Christiania, 30. November. (W. T. B) Sichtwechsel auf London 25.78, do. auf Hamburg 10350, do. auf Paris 45, 00 do. auf New Aork 738,00, do. auf Amsterdam 226,00, do. auf Zürich 116,25, do. auf Helsingfors 14375, do. auf Antwerpen 47,75, do. auf Stock⸗ holm 142,50, do. auf Kopenhagen 100, 00.
Berichte von auswärtigen Warenmärkten.
Liverpool. 29. Norember. (W. T. B. Baumwolle. Umsatz 4000 Ballen, Einfuhr 23 380 Ballen, davon amerikanische Baumwolle —— Ballen. November 10,36, Dezember 10.26, Januar 1026. — Amerikanische 838 — 108, brasilianiscke 83, ägyptische Io0 -= 200 Punkte niedriger.
Liverpool, 30. November. (W. T B.) Baumwolle. Umsatz 3000 Ballen, Einfuhr 36 290 Ballen, davon amerikanische Baumwolle —— Ballen. November —— . Dezember 10,65. Januar 10ůY1. Amerikanische 9, brasilianische 59, ägvptische 50 Punkte niedriger.
Bradford, 29. November. (W. T. B.“ Wol8lmarkt. Da die Käufer sich immer noch Zurückhaltung auf⸗ erlegen und eine weitere Herabsetzung der Preise erwarten so vermochte auch heute keine Besserung der Stiunnung am Wollmarkt aufzukommen.
z eronautisches Ob servatorinm. Lindenberg, Kr. Beeskow. 30. November 1920. — Pilotballonaufstieg von 11 a bis 114 a.
Relative Wind 86. 0 — * . Seehöhe Luftdruck Temperatur Co SFeuchtig⸗ Geichwind
keit Nichtung Sekund.
oben unten o Meter
C
C N
WiN 3 bedeckt. Nebel. Glatteis. — Sicht: 21, Em.
mm
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)
Theater.
Dpernhaus. Unter den Linden) Donnerstag: 216. Daner⸗ bezugsvorstellung. Violetta. (La Travziata.) Anfang 7 Uhr. Freitag: Salome. Anfang 74 Uhr.
Schauspielhaus. (Am Gendarmenmarkt) Donnerst.: 2. Dauer⸗ bezugsvorstellung. König Richard der Dritte. Anfang 7 Uhr.
Freitag: Friedrich der Grospe. L. Teil: Der Kronprinz. Anfang 7 Uhr.
Samiliennachrichten.
Gestorben: Fr. Maria von Wedel Cremzow, geb. Gräfin Schlieffen (Cremzew). — Hr. Kammerherr und Vizeober— zeremonienmeister Ernst Freiherr von Wangenheim (Stottern⸗ beim, Sachs.- Weimar). — Hr. Regierungsrat Friedrich Martin (Cassel). — Hr. Telegraxhendireftor Gustav Oehlkers (Berlin- Steglitz). —2 9 Kirchenrat Wilhelm Hinz (Breslau).
Beim Ausbleiben oder bei verspäteter Lieferung einer Nummer wollen sich die Postbezieher stets nur au den Briefträger oder die zuständige Bestell⸗Post⸗ anst alt wenden. Erst wenn Nachlieferung und Aufklärung nicht in angemessener Frist erfolgen, wende man sich unter Angahe der bereits unternommenen Schritte an die Geschästs⸗ stelle des „Reichs- und Staatsanzeigers“.
Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charlottenburg.
Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteber der Geschäftsstel ö engering in Berlin. schaftsstelle
Verlag der Geschäftsstele (Mengering) in Berlin. Druck der Norddentschen Buchdruckerei und Verl Berlin. ö 3 ö Fünf Beilagen und Erste, Zweite und Dritte Zentral ⸗Handelsregister⸗ Beilage.
zun Deutschen Reichsa
Nr. 273. Nichtamtliches.
(Fortsetzung aus dem Hauptblatt.)
Deutscher Reichstag.
38. Sitzung vom X. November 192.
Nachtrag.
Die Nede, die bei Beginn der Beratung des Haus halts des Reichswirtschaftsm inisteriums der Reichswirtschafts⸗ minister Dr. Scholz gehalten hat, hatte folgenden Wortlaut:
Reichswirtschaftsminister Dr. Scholz: Meine Damen und Herren! Vor einigen Wochen ging durch die Presse die überraschende
Nachricht, daß die Reichsregierung beabsichtige, bei dem Haushalt
des Rrichswirtschaftsministeriums ein umfassendes wirtschaftliches ker ö , , , =. ö ; ,, ; Gört, hört! bei den Sozialdemokraten; Zuruf: Im vaterländischen
Programm vorzulegen. Diese Nachricht wurde sofort von unserer Börse in etwas eigenartiger Weise beantwortet. Der Börsenbericht des gleichen Tages enthielt die Wendung: „Das neu angekündigte greße Wirtschaftsprogramm der Reichsregierung wirkte ebenfalls ver⸗ stimmend.“ (Heiterkeit) Meine Damen und Herren, diese Feststellung erinnerte mich lebhaft an eine Aeußerung, die, wie ich glaube, in diesem hehen Hause, im alten Reichstag, gefallen ist und etwa lautete: Ich kenne zwar die Absichten der Regierung nicht, aber ich mißbillige sie.“
Meine Damen und Herren, ich möchte die Börse zunächst der Besorgnis enkkleiden, daß wir die Absicht hätten, ein umfassendes wirtschaftliches Regierungsprogramm vorzulegen. Wir wissen ganz genau, daß in dieser Zeit, in der ganz allgemein, insbesondere aber cuf wirtschastlichem Gebiete alles flüssig ist, die Zeit nicht gekommen ist, um mit einem festen, dauernden Programm wirtschafklicher Natur vor die Oeffentlichkeit zu treten. Immerhin aber hat der Reichstag Anspruch darauf, bei dem Haushalt des Wirtschaftsministeriums zu erfahren, auf Grund welcher allgemeinen Richtlinien die Regierung die Wirtschaft zu führen gedenkt.
Meine Damen und Herren, wirtschaftlich gesehen, irren wir zurzeit in einem eirculus vitiosus herum, der sich vielleicht kurz mit vier Schlagworten bezeichnen läßt: Inflation, Geldentwertung, Preissteigerung, Lohnerhshung. Es ist außerordentlich schwer, einen festen Punkt zu finden, von dem aus man diesen circulus vitiosus durchbrechen kann. Immerhin glaube ich, daß es möglich ist, einige wenige Gesichtspunkte herauszufinden, die für unsere ganze augen blickliche Situation bestimmend sind und von denen aus auch, soweit das überhaupt möglich ist, der Hebel angesetzt werden muß. um zu rersuchen, aus den Schwierigkeiten herauszukommen. Es sind im nesentlichen zwei Momente, die, wie ich feststellen möchte, ganz oder wenigstens fast ganz nicht von unserem eigenen Willen abhängen, sondern uns vom Auslande dikliert werden. Das ist zunächst einmal die Tatsache, daß die Verpflichtung, die Deutschland aus dem Friedensvertrag zu erfüllen hat, noch immer nicht, auch nicht annähernd, feststehen. Jeder Kaufmann, jeder Industrielle kann schließlich selbst mit den ungünstigsten Mo⸗ menten kallulieren, wenn er sie kennt, oder wenn er sie wenigstens scätzen kann. Er kann aber nicht kalkulieren, wenn er vor Tat— sachen steht, die ihm nach jeder Richtung hin unbekannt, die in völliges Dunkel gehüllt sind So steht die gesamte deutsche Wirt⸗ schast den Verpflichtungen des Friedensvertrages gegenüber. Wir wissen nicht, was wir als unsere sogenannte „Wiederherstellungs⸗ pflicht“ zu betrachten haben. Wir können infolgedessen in der all⸗ gemeinen deutschen Wirtschaft nicht kalkulieren, wie wir aus diesen Sckwierigkeiten herauskommen sollen. Es muß deshalb auch von diesem Gesichtspunkte aus immer wieder unser emnstlichstes Bestreben sein, endlich einmal den Umfang unserer Wiederherstellungspflicht zab lenmäßig umgrenzt zu sehen. (Sehr richtig! rechts) Von diesem Standpunkte aus ist es außerordentlich bedauerlich, daß die Verhand⸗ lungen in Spaa uns in dieser Beziehung keine Klärung gebracht haben, und daß die Verhandlungen in Genf, auf die wir vertröstet wurden, noch immer nicht stattgefunden haben. (Sehr wahr! bei den Demokraten Wir müssen mit allen Mitteln darauf hinwirken, endlich über diese Grundfrage der deutschen Wirtschaft Klarheit zu beremmen.
Eine andere Tatsache, die jede gesunde Preisbildung und damit jede Stetigkeit in der Entwicklung unserer wirtschaftlichen Verhält⸗ nisse vereitelt, ist das dauernde Schwanken unseres Geld⸗ wertes. Auch das ist ein Moment, auf das wir wenigstens in irgendwelcher bedeutsamen Weise kaum einen Einfluß ausüben können, weil wir auch hier durchaus vom Ausland abhängig sind. Das fort— gesetzte Auf und Nieder unserer Valuta, von dem wir ia gerade in den lehten Wochen wieder ganz besonders bedeutsame Beispiele gehabt haben, verhindert eine gesunde Kalkulation auf allen Gebieten der Wirtschaft (sehr wahr! rechts), es begünstigt den Preiswucher, es nötigt aber auch den ehrlichen Kaufmann, den ehrlichen Industriellen zu allergrößter Vorsicht bei der Bewertung seiner Risiken, und es bewirkt schließlich, daß auf diesem Gebiet vielleicht sehr gegen den Willen der einzelnen Betroffenen unter Umständen notwendigerweise ganz außerordentlich große Gewinne gemacht werden, die dann wieder in der von unserem ganzen Volke, wie ich glaube, verurteilten Dividendenpolitik unserer großen Unternehmungen zum Ausdruck kommen Nicht nur die Verbraucherkreise, sondern in weitem Maße auch die Industriellen selbst bedauern diese Dividendenpolitik, wie ich weiß, durchaus. Aber es ist außerordentlich schwer, gerade bei dem dauernden Schwanken unseres Geldwertes davon abzutkommen, weil unter Umständen in wenigen Wochen eintretende, durchaus veränderte Verhältnisse die großen Risiken, die einkalkuliert werden mußten, als überflüssig erscheinen lassen und daher zu Gewinnen nötigen, die durchaus nicht im Interesse der betreffenden Unternehmungen selbst liegen. Aus allen diesen Gründen, meine Damen und Herren, müssen wir alles, was irgendwie eine Stabilisierung unserer Valuta be— gänstigt oder dazu verhelfen kann, mit prüfenden Augen betrachten und versuchen, alles zu tun, was zu diesem schwer erreichbaren Ziele
binführt.
Erste Beilage
Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember
nzeiger und Preußischen Staatsanzeiger
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Auf einem Gebiet unseres Wirtschaftslebens allerdings und viel⸗ leicht auf dem wichtigsten, haben wir durch das Abkommen von Spaa bereits eine, wenn auch zeitlich begrenzte, Sicherheit gewonnen, leider, wie man vielleicht sagen darf. Das Kohlenabkom men von Sp aa, das grundlegend ist für unsere gesamte wirtschaftliche Ge⸗ barung, hat bisher der deutsche Kohlenbergbau in loypalster Weise erfüllt. Er hat es so erfüllt, daß selbst unsere Vertragsgegner ihre Anerkennung uns nicht versagen können. Diese, wie ich sagen darf, staunenswerte Leistung war nur durch intensipste gemeinschaftliche Arbeit von Behörde, Unternehmer und Arbeiter möglich. Und ich darf allen beteiligten Faktoren von dieser Stelle aus den Dank der Reichsregierung für ihre aufopfernde Arbeit aussprechen. Ins⸗ besondere, meine Damen und Herren, haben die deutschen Berg⸗ arbeiter die erforderliche Mehrarbeit trotz außerordentlicher, all- bekannter Schwierigkeiten im vaterländischen Interesse geleistet.
Interesse) Sie haben sie geleistet, weil sie in richtiger Erkenntnis der Solidarität der Interessen der gesamten Arbeiterschaft die Mehr⸗ forderung von Kohlen als für die Weiterbeschäftigung unserer heimischen Industrie überhaupt als unbedingt notwendig ansahen. (Hört, hört! bei den Sozialdemokraten.)
Was die augenblickliche Kohlenförderung, insbesondere gesehen unter dem Gesichtspunkt der Erfüllung des Abkommens von Spaa und seiner Folgen für die deutsche Industrie, betrifft, so darf ich kurz folgende wenige Ziffern mitteilen. Die Förderung der Kohle hat im Ruhrgebiet in der letzten Zeit eine angesichts der allgemeinen Lage immerhin erfreuliche Zunahme aufgewiesen. Die deutsche Ge⸗ samtkohlenproduktion hat im Oktober dieses Jahres 11,87 Millionen Tonnen betragen gegenüber 10,98 Millionen im gleichen Monat des Vorjahres und gegenüber 16,93 Millionen im Oktober 1913, also im letzten Friedensoktober. Wir dürfen aber bei dieser ganzen Frage eines nicht außer acht lassen. Hinter dem Ergebnis des Oktober monats werden voraussichtlich die kommenden Monate, und zwar bis zum Frühjahr nächsten Jahres, nicht unwesentlich zurückbleiben müssen, aus einem sehr einfachen Grunde, der in der wesentlich ver⸗ ringerten Zahl der Arbeitstage liegt. Sowohl der November als der Dezember und der Januar haben erheblich mehr Feiertage, als sie der Oktober aufwies, und jeder einzelne Tag macht ein ganz ungeheures Minus von Gesamtarbeitsleistung aus. Wenn wir demgegenüber berücksichtigen, daß sich die Lieferungen an die Entente natürlich nicht an die Feiertage kehren, sondern die gleichen Mengen für die kommenden Monate auch verlangen, so werden wir schon daraus ent⸗ nehmen dürfen, daß die Zeiten, denen wir entgegengehen, schwere sein werden
Der Förderungsdurchschnitt hat in den Monaten Januar bis Juli täglich 275 800 Tonnen betragen. Er ist im Monat September, also nach dem Abkommen von Spaa, auf rund 300 000 Tonnen ge—= stiegen und in der ersten Hälfte des laufenden Monats, in der ersten Hälfte November, auf rund 312 000 Tonnen.
In Oberschlesien liegt die Sache so, daß einer durchschnittlichen täglichen Förderung von 105 000 Tonnen in der ersten Häifte des Jahres ein Rückgang im Monat August, verschuldet durch die be⸗ kannten Verhältnisse, auf 89 900 Tonnen gegenüberstand, während die ersten 14 Tage des November wieder ein Anwachsen auf 108 000 Tonnen zeigen.
Diese Sleigerung der Förderung, die ganz augenscheinlich ist, ist der beste Beweis dafür, wie unangebracht die Vorwürfe sind, die wir jetzt immer wieder in den Zeitungen der Entente lesen, und die darauf hinausgehen, daß zu wenig zur Vermehrung der Förderung geschehe. Wir haben insbesondere die Schaffung von Wohngelegen˖ heiten für die Bergarbeiter so gefördert, da für 70 000 Steinkohlen⸗ bergarbeiter die Unterbringung in Baracken beschafft werden konnte, daß im Ruhrgebiet etwa 4500 Bergarbeitemvohnungen in Angriff genommen sind. Wir haben ferner die Belieferung der Bergarbeiter mit Lebensmitteln und Kleidern in die Hand genommen und, wie ich glaube, immerhin einige Erfolge auf diesem Gebiete erzielt.
Außerdem ist dank dem Entgegenkommen der Bergarbeiterschaft die erfolgreiche Durchführung des Ueberschichtenabkommens zustande⸗ gekommen, die in erster Linie die Produktion in der Weise gefördert hat, wie ich es mir vorhin erlaubt hatte, darzutun. Die Zahl der in der Woche verfahrenen Ueberschichten ist seit Abschluß des Spaa— abkommens von 269 000 auf 389 00 gestiegen.
Gine besondere Schwierigleit auf dem Gebiete der Kohlen⸗ belieferung der Entente und unserer heimischen Industrie liegl auf dem Gebiete der Verkehrslage. Die Verkehrslage ist in der letzten Zeit sowohl im Ruhrrevier wie in Oberschlesien verhältnismäßig um= günstig geworden. Am 27. dieses Monats, also vorgestern, sind im Ruhrgebiet auf 19057 gestellte Wagen nicht weniger als 6690 aus- geblieben. (Hört! Hört! bei der Deutschen Volkspartei) Ebenso ist in Obcrschlesien die Wagengestellung sehr ungünstig geworden. Am gleichen Tage haben in Oberschlesien nur 5695 Wagen gestellt werden fonnen, während 3538 gefehlt haben. Immerhin könnte die Kohlen lage angesichts der wirtschaftlichen Stockung als eine erträgliche be⸗ zeichnet werden, wenn nicht auf dem Gebiete unserer heimischen In⸗ dustrie die Kohlenbelieferung infolge des Kohlenabkommens von Spaa eine wesentlich und besorgniserregend geringere geworden wäre. Es ist nicht gelungen, die Gas- und Elektrizitätswerke in Deutschland, die oft nur einen für wenige Tage ausreichenden Vorrat haben, mit den notigen NReserven für den Winter zu versehen. (Hört! Hört! bei der Deutschen Volkspartei) Auch der Bedarf der Eisenbahnen konnte laufend kaum gedeckt werden. Die Bebunkerung der Binnen⸗
schiffe und Fischdampfer genügt kaum mehr dem allernotwendigsten
Bedarf (hört! hört! rechts), und die über See gehenden Schiffe er⸗ balten nur einen Teil der für die Ausreise notwendigen Kohle zu- gewiesen; sie sind genötigt, sich bei der nächsten Ueberseestation erneut zu versorgen.
Am stärksten betroffen durch die Folgen des Kohlenabkommens von Spaa ist aber unsere heimische Industrie, die gegenüber einer Be⸗ lieferung mit 4768 000 Tonnen Steinkohle im Juli einen Be—⸗ lieserungsrüclgang im August, also im ersten Monat, der die Aus-
wirkung ven Saag enthält, von 418 000 Tonnen, also fast von 10 R, erleiden mußte.
Der Gesamtrückgang in der Belieferung von Eisenbahn, In—= dustrie und Hausbrand konnte durch eine Mehrzuweisung von Roh⸗ braunkohle und Braunkohlenbriketts nur zu einem sehr geringen Teile ausgeglichen werden. Dazu kommt, meine Damen und Herren, daß tatsachlich bei der ganzen Kohlenbelieferung weniger die Mengen- als die Qualitätsfrage unsere Industrie mit steigender Sorge er⸗ füllt, da die Entente mit besonderer Sorgfalt die Auswahl der Qualität der Kohlen, die an sie zu liefern ist, verfolgt, und da daraus naturgemäß die Folgerung herzuleiten ist, daß unsere eigene Industrie, insbesondere die, die Qualitätskoble verbraucht, doppelt geschädigt wird. (Sehr richtig! und Hört! Hört! rechts.)
Meine Damen und Herren, ich möchte es hier ganz offen aus sprechen: eine Aufrechterhaltung der Kohlenliefe⸗ tungen aus dem Abkommen von Spaa in der bis— herigen Höhe und auf längere Dauer muß nach meiner Auffassung zu unhaltbaren Zuständen führen. (Sehr richtig! bei der Deutschen Volkspartei) Sie muß jedenfalls — und darauf müssen wir auch unsere Vertragsgegner immer wieder hinweisen — die deutsche Leistungsfähigkeit für eine irgendwie geartete Wiederherstellung ganz entscheidend negativ be—= einflussen. (Sehr richtig! bei der Deutschen Volkspartei) Meine Damen und Herren, diese außerordentlich schweren Bedrückungen unseres gesamten deutschen Wirtschaftslebens durch das Kohlen— abkommen von Spaa wirken psychologisch natürlich um so stärker, wenn die deutsche Bevölkerung aus allen Anzeichen ersieht, daß die Kohlenvorräte in Frankreich offensichtlichæ immer mehr steigen. (Hört! bört! bei der Deutschen Volkspartei) Charakteristisch ist in dieser Beziehung eine — zum großen Schmerz, glaube ich, der Entente — durch die Presse gegangene Notiz, wonach der französische Arbeits— minister Le Trocquer öffentlich feststellte, daß der Kohlenvorrat der Gasanstalten in Paris, der im Jahre 1919 25 000 Tonnen an keinem Tage überschritten hat, Anfang September 1920 g00 000 Tonnen überstieg (lebhafte Rufe: Hört! hört), während zum Vergleich daneben gesetzt sei, daß zur gleichen Zeit der Bestand der gesamten deutschen Gasanstalten nur 410 000 Tonnen betrug. (Erneute Rufe: Hört! hört)
Meine Damen und Herren, nach dieser Darlegung der uns be⸗ sonders bedrückenden Verpflichtungen des Friedensvertrages und des Abkommens von Spaa darf ich noch ein weiteres Problem kurz be—⸗ rühren, das für die gesamte Gestaltung der Wirtschaftspolitik von ausschlaggebender Bedeutung ist. Das ist das Problem der Arbeitslosigkeit. Wir dürfen immerhin auf diesem Gebiete in der letzten Zeit eine nicht unerhebliche Besserung konstatieren. Die Zahl der unterstützten Arbeitslosen ist vom 1. bis 15. Oktober um tund 21 000, in der Zeit vom 15. Oktober bis 1. November um tund 13 000, in der Zeit vom 1. bis 15. November ebenfalls wieder um rund 13 000 zurückgegangen. Aber immerhin beträgt sie zurzeit noch 348572 chört! hört! links) — die neueste Zahl —, wozu außer— dem noch 334 763 unterstützungsberechtigte Familienangehörige hinzu— zurechnen sind. Wir dürfen also auch nach diesem immerhin erfreu— lichen Rückgang das Gesamtproblem der Arbeitslosigkeit, wie die End⸗ ziffern beweisen, nicht unterschätzen. Außerdem gewähren diese Zahlen natürlich kein erschöpfendes Bild (sehr richtig! links), und zwar des⸗ halb, weil eine ganz große Zahl von Industrien gezwungen ist, mit erheblich verkürzten Schichten zu arbeiten. Ich könnte in dieser Be⸗ ziehung eine Reihe von Einzelbeispielen anführen, möchte aber zur— zeit darauf verzichten.
Wenn ich nach diesen einleitenden Bemerkungen mir erlaube, auf die Richtlinien einzugehen, die die wirtschaftliche Politik des Reiches künftig beeinflussen sollen, so darf ich bemerken, daß sie aus gemeinschaftlicher Beratung der im wesentlichen wirtschaftlichen Ressorts der Reichsverwaltung entstanden sind. Ich darf betonen, daß die einzelnen Fachminister bei ihren Haushaltsplänen die Einzel ausführungen machen werden, so daß ich mir erlauben darf, bezüglich aller derjenigen Ressorts, die mich nicht unmittelbar angehen, verhält⸗ nismäßig kurz und mit einigen Worten über die Frage hinwegzugehen.
Das kann ich gleich zuerst tun bei der Ernährungs- politik, die von dem Herrn Minister für Ernährung und Landwirt⸗ schaft im einzelnen behandelt werden wird Immerhin darf ich mir erlauben, auch hier auf wenige große Gesichtspunkte aufmerksam zu machen. Die Reichsregierung ist sich darüber klar, daß das Ziel unserer Ernährungspolitik in erster Linie die Förderung der landwirtschaftlichen Produktion sein muß Wir müssen uns angesichts der ganz ungeheuerlichen Verschuldung, die wir täglich, um nur die notwendigste Lebensmitteleinfuhr sicherzustellen, gegenüber dem Auslande eingehen müssen, immer mehr darauf be⸗ sinnen, un sere eigene Produktion zu fördern und vom Auslande mög—⸗ lichst unabhängig zu machen. Nach dieser Richtung sind wir der Ueberzeugung, daß die Förderung der Produktion in allererster Linie duich die Beschaffung der erforderlichen Dünge⸗ und Futtermittel zu verhältnismäßig billigen Preisen gesichert werden muß. Wir müssen versuchen, alle diejenigen Kunstdüngerarten, die wir aus dem Auslande einführen müssen, durch Verwendung der bei der Ausfuhr von Stick⸗ stoff und Kali anfallenden Gewinne einigermaßen zu verbilligen. Daß die Bereitstellung ausreichender Arbeitskräfte in der landwirt⸗ schafllichen Produktion eines der wichtigsten Momente ist, brauche ich nicht besonders auszuführen. Im Zusammenhang damit steht die Förderung des ländlichen Siedlungswesens, auf die die Reichs⸗ regierung, ebenso wie ich das nachher wohl noch bei der Frage des Bauwesens im allgemeinen auszuführen haben werde, ihr besonderes Augenmerk richten muß und wird.
Bezüglich der Verteilung der Nahrungsmittel muß insbesondere in einem Moment, in dem wir uns im Uebergang von der gebundenen zur freien Wirtschaft befinden, dafür Sorge ge⸗ tragen werden, daß ausreichende Nahrungsmittelreserven in öffent- licher Hand vorhanden sind. Was die Preisbildung bei Nahrungsmitteln betrifft, so muß die Mäßighaltung der Nahrungsmittelpreise, soweit sie sich im allgemeinen mit den In- teressen der Produktionsförderung verbinden läßt, von uns erstrebt