1920 / 289 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 20 Dec 1920 18:00:01 GMT) scan diff

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Betrãge hinaus auf rend 200 Millionen Mark stellen werden. Meine Damen und Herren, ich glaube, daß damit der Preußische Staat unter Berücksichtigung seiner finanziellen Möglichkeiten und unter Berückfichtigung der zwingenden Grenzen, die ihm durch die Reichsgesetzgebung gezogen sind, bis an die äußerste Grenze des zurzeit Möglichen gegangen ist und alles getan hat, was er im Augenblick zugunsten der Beamten tun konnte. Ich hoffe, daß Sie sich diesen Erwägungen anschließen und bereit sein werden, den Ihnen vorgelegten Gesetzentwurf unverändert so schnell wie möglich anzunehmen. (Bravo!)

Bei der Beratung des Gesetzentwurfs über die Ver⸗ mögensauseinandersetz ung ,, dem preußischen Staate und dem ,, önigshause und der dazu gestellten Anträge erklärte der Finanzminister Lüdemann:

Meine Damen und Herren! Ich möchte lediglich zur Be⸗ ruhigung der Herren Abg. Kilian und Adolph Hoffmann und zur Verhütung der Bildung von Wahlmärchen über die Möbeltzans⸗ porte aus dem ehemaligen königlichen Schlosse erklären: 2s ist richtig, daß wieder Möbel aus dem ehemaligen königlichen Schlosse entfernt, abtransportiert worden sind. Ich sehe aber gar nicht ein, was darin gefunden werden kann. Es kommt nicht darauf an, daß etwas wegtransportiert wird, so ndern wohin es transportiert wird. (Sehr richtig! Daher möchte ich empfehlen, sich nicht über jeden aus dem Schloß hinausfahrenden Möbel⸗ wagen zu beunruhigen. Ich kann erklären, daß nur Möbel ab⸗ transportiert worden sind zur Ausräumung von Zimmern, die für andere Zwecke (Zuruf bei den Kommunisten: Ach!, in der Hauptsache zur Einrichtung des Kunstgewerbemuseums, frei⸗ gemacht werden sollen. (Hört, hört! bei den Sozialdemokraten.) Ich meine, daß darin irgend ein Moment der Beunruhigung nicht gefunden werden kann. (Zurufe bei den Kommunisten.) Die Möbel sind in anderen geeigneten Räumen aufgespeichert worden. (Zurufe bei den Kommunisten.)

201. Sitzung vom 18. Dezember 1920, Mittags 12 Uhr. (Bericht des Nachrichtenbüros des Vereins deutscher Zeitungsverleger“ ).)

„Die allgemeine Rechnungüũberden Staats⸗ h due ert fi 1916 wird ohne Erörterung erledigt und der Staatsregierung nach dem Antrage des Rechnungsaus⸗ schusses Entlastung erteilt.

In zweiter und dritter Beratung nimmt das Haus den ,,, betreffend Gewährung von Notzuschlägen zu den gesetzlichen Kinder⸗ beihilfen und zu den Ortszuschlägen der nicht planmäßigen Beamten und Volks⸗

schullehrpersonen, unperändert an. Darauf soll die zweite Beratung des Gesetzent

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wurf, betreffend Bereitstellung vo mitteln zur Selbstbewirtfchaftu Domänen, sortgesetzt werden.

Abg. Herold Gentr) beantragt, in die Fortsetzung dieser Beratung nicht einzutreten; sie habe keinen Zweck, nachdem der Aeltestenrat beschlossen habe, daß die dritte Lesung nicht mehr vor—

enommen, das Gesetz ö. nicht mehr verabschiedet werden solle. Aus demselben Grunde solle das Haus auch von der ersten Beratung der Novell zum 26, , absehen.

Abg. Peters⸗Hochdonn (Soz) tritt dem Antrag Herold ent⸗ gegen, der eine ganz ungewöhnliche Forderung enthalte. ;

Der Antrag Herold wird abgelehnt, das Haus setzt die zweite Beratung der Vorlage fort.

Abg. Pe ter s⸗ Hochdonn (Soz.); Die Vorlage entspricht durch aus den Zielen, die uns bei der Beratung im , n., geleitet haben. Ein Antrag von uns hat, im usschuß und auch im Haufe die Mehrheit gefunden, der die Uebernahme derjenigen Domänen, die sich dazu eignen, in Selbstbewirtschaftung forderte. Es ist ein geradezu sktandalöser Zustand, hi angesichts der heute maßgebenden RKreise für ,, Produkte der Pachterlös für den Hektar im Durchschnitt sich auf 46 „S0 stellt, daß aber besonders im Osten Domänen existieren, wo der Erlös nur 27 oder 22 beträgt. Da ist die Annahme der Vorlage eine zwingende Notwendigkeit. Wir bedauern den Beschluß des Aeltestenrats außerordentlich. In der Wahlbewegung wird es gebührend verwertet werden, daß die Rechts— parteien mit Erfolg bemüht gewesen sind, dem Staat eing neue Ein= nahmequelle zu verschließen. Im Hauptausschuß ist ohne Widerspruch dargetan worden, daß sich bei den Neuperpachtungen vielfach eine Praxis der Pächter herausgestellt hat, in den letzten . die Domänen absichtlich herunterzuwirtschaften. Das bedeutet geradezu ein Attentat auf unsere Bevölkerung, das ist Sabotage der Volks⸗ ernährung. ö. Zustande muß auf jeden Fall ein Ende gemacht und radikale Aßhilfe versucht werden. Dazu werden auch die Aus— schußborschläge hinreichen, die leider die Forderung der Regierung er⸗ heblich beschnitten haben. Wenn so sachberstän dige Herren wie Dr. Heß (Heiterkeit links) und Dr. Stendel in den Aufsichtsrat der Treu⸗ handgefellschaft kommen, dann wird die Sache schon klappen. Wir werden der Vorlage zustimmen. ; ö

Abg. Dr. Sten del (D. V.): Wir sehen in diesem Geseßtz= enbwurf den n n der Sozialisierung. (Hu i-Hu! Rufe links) Im Vorjahre hat der inisterprasident Braun erklärt, er würde sämtliche pachtfrei werdenden Domänen der genossen schaftlichen Bewirtschaftung zuführen. Die Regierung hat sich für ihre Vorlage auch einen sehr günstigen Jeitpunktt ausgesucht. Wir wollen nicht, daß die Pribat⸗ initiative ausgeschaltet wird. Im Landwirtschaftsministerium hat man sich schon öfter in der Auswahl der geeingeten Personen geirrt. Wir haben also keine Gewähr dafür, daß die stagtl ich bewirtschafteten Domänen besser bewirtschaftet werden. Der Ministerpräsident hat tatsächlich gegen den Willen des Siedlungsausschusses die staatlichen Domänen von der Pachtschutzordnung ausgenommen.

Abg. Klaußn er (l. Soz :. Jrotz schwerer Bedenken werden wir für die Vorlage stimmen. Die Bedenken der Nechten sind ganz unberechtigt, dem 19 Vorlage ist nichts weniger als eine Syoziali= sierung. Heute müßte jedes Mittel benutzt werden, um die Ernäh⸗ rungsnot unseres Volkes zu lindern. Ihnen (nach rechts) ist es geg wenn Hunderttausende verhungern, wenn nur Ihr Profit gesichert ist. (Beifall bei den Ü. Soz.) ö

Abg. Menzel ⸗Halle (Lomm.): Wir stimmen der Vorlage zu, die wenigstens einen schwachen Anfang macht mit der Ausschaltung des Privatprofits. Wir werden den Kampf gegen die Ausbeuter auf allen Gebieten siegreich führen.

Präsident des Staatsministeriums und Minister für Landwirt⸗ schaft, Domänen und Forsten Braun: Meine Damen und Herren! Nur einige Worte zur Klarstellung in bezug auf die Ausführungen des Herrn Abg. Stendel. Ich habe mich gestern infolge der Unklar— heit, die durch seinen Zwischenruf herbeigeführt war, in einem Irr- tum befunden. Herr Abg. Stendel hat recht, daß bei der Pachtschutz. ordnung des Reichs lediglich die Grundstücke des Reichs aus— genommen sind. Das Reich ist dabei von der Erwägung aus gegangen, daß es nicht opportun sei, der Judikatur dieser Pacht. einigungsämter, die in den Ländern eingerichtet werden, auch seine Grundstücke zu unterwerfen. Wir haben daraufhin bei

der Ausführungsverordnung für die Länder, da das Reich

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diesen eine solche Ermächtigung gibt, nicht nur den Grundbesitz des Reichs, sondern auch den der Länder mit aus—⸗ genommen. Dabei bin ich von folgender Erwägung ausgegangen. Die Verpachtung der Domänen erfolgt zumeist auf 18 Jahre, während die Pachtschutzordnung auf die Dauer von 2 Jahren be⸗ fristet ist. Es würde nun wirtschaftlich und finanziell sehr wenig nützen, wenn für eine so kurz bemessene Zeitdauer, wie es doch 2 Jahre sind, das Pachtverhältnis, das auf 18 Jahre abgeschlossen ist, in bezug auf die Pachtsummen geändert würde; denn sobald die Wirkung dieser Verordnung wegfällt, tritt das alte Verhältnis wieder in Kraft. Sodann aber und das war der Hauptgrund würde auch die subjektive Voraussetzung für das Eingreifen des Pachteinigungsamts bei dem Domänenfiskus wohl auf jeden Fall vom Pachteinigungsamt verneint werden; denn es kann nach 51 Abs. 2 der Reichspachtschutzordnung das Einigungsamt nur dann zur anderweitigen Festsetzung der Pachtleistungen in Anspruch genommen werden, wenn sich das Verhalten eines Beteiligten entweder als wucherische Ausbeutung der Notlage, des Leichtsinns oder der Unerfahrenheit oker unter Berücksichtigung der veränderten wirtschaft⸗ lichen Verhättnisse offenbar als schwere Unbilligkeit darstellt, oder wenn es zur Folge hätte, daß der andere Teil in eine wirtschaftliche Notlage gerãt. Ich glaube kaum, daß sich ein Richter bei den Pacht⸗ einigungsämtern finden wird, der annehmen wird, daß der preußische Fiskus in eine Notlage gerät, wenn das 18 Jahre dauernde Pacht- verhältnis nicht auf zwei Jahre geändert wird, oder daß das eine Unbilligkeit darstellen würde. In solchen Fällen, wo sich vor dem Richter ein Privatmann und der Fiskus gegenüberstehen, ist nach alter Erfahrung der Richter zumeist geneigt, zugunsten des Privat⸗ mannes und zuungunsten des Fiskus als des finanziell Stärkeren zu entscheiden, wenn die Entscheidung in sein subjektives Ermessen ge—⸗ stellt wird. Deshalb haben wir es für opportun gehalten, ebenso wie die Grundstücke des Reiches auch die Grundstücke des Landes durch Landesverordnnng auszuschließen.

Abg. Jacob y⸗Raffauf (Zentr): Wir lehnen die Vorlage ab, weil wir nicht dapen überzeugt sind, daß sie dem Staalsganzen oder der Landwirtschaft zum Nutzen gereicht.

Abg. Weis sermel (D. Nat): ĩ Minh st K bei der ö . her . 3 K 36 von der Vorlage ein ,,, zu erwarten ist. Ter Minister hak selbst zugeben müssen, daß die zur Ausführung der Selbstöewirt⸗ schaflung gerlante Treuhand⸗Aktiengesellschaft ein sehr kompliziertes Gebilde ist. Gegen die Bemerkung des Ministers, er könne nicht zu⸗ lassen, daß eine kleine Gruppe ven per nen das wertvollste k zur Ausnutzung erhalte, muß ich Proötest einlegen. Der bg. Peters⸗-Hochdonn, hat sich zu dem Ausdruck „Sabotage der Volksernährung“ verstiegen. Die preußische Landesversammlung geh: ihrem Ende entgegen, und da kann man sich nicht wundern, daß der hier bisher nicht Sitte gewesene Ton der Volkspersammlung wieder bemerkbar wird. Unerhört ist es, wenn man allgemein von einer Mißwirtschaft auf den Domänen spricht und damit den ganzen Domänenpächterstand derart heruntersetzt. Ebenso müssen wir uns dagegen verwahren, daß behauptet wird, die Domänenpächter devastierten bewußt ihre Wirtschaft in dem letzten Rest der Pacht jahre, um bei der Neuverpachtung niedriger davonzukommen. Wir bleiben aus rein sachlichen Gründen bei unserem ablehnenden Stand⸗ punkt stehen, auch wenn wir hier im Hause die Diktatur einer Partei über uns haben.

Präsident des Staatsministeriums und Minister für Landwirt⸗ schaft, Domänen und Forsten Braun: Herrn Abg. Weissermel möchte ich nur folgendes sagen: Wenn eine Diktatur Braun bestände, hätte er gar nicht nötig, hier lange Reden zu halten; denn dann wäre diese ganze Frage längst erledigt. Es besteht aber keine Diktatur Braun, auch keine Diktatur einer Partei wie früher, sondern es be⸗ steht eine demokratische Verfassung. Deswegen hat Herr Abg. Weissermel ausgiebig Gelegenheit, seine Sachkunde in den Dienst dieser Sache zu stellen und zu versuchen, das Gesetz möglichst zu verbessern, damit es zum Wohle der Allgemeinheit ausschlägt.

Ich habe mich nur zum Wort gemeldet, um mich dagegen zu wenden, daß ich gegen den ganzen Domänenpächterstand einen Vor⸗ wurf erhoben habe, gegen den Herr Abg. Weissermel diesen Stand in Schutz zu nehmen müssen glaubte. Ich habe gestern in einer Rede⸗ wendung erklärt, der Staat müsse über sein Eigentum selbst ver⸗ fügen, besonders über diesen wertvollsten Teil seines Eigentums; er kann es nicht einer kleinen Gruppe von Pächtern zur Ausnutzung überlassen. Herr Abg. Weissermel liest daraus einen Vorwurf gegen die Domänenpächter heraus, die ordnungsmäßig und rechtlich un⸗ angreifbar die Domänenobjekte gepachtet hätten und sie deshalb auch benutzen könnten. Das bestreite ich gar nicht, das ist ganz selbstverständlich. Der Domänenpächter, der ordnungs⸗ mäßig sein Pachtobiekt gepachtet hat, hat auch das Recht der Ausnutzung; das wird ihm gar nicht bestritten. Wenn ich diese Tatsache feststelle und mich demgegenüber auf den Standpunkt stelle, daß es im Interesse der Allgemeinheit zweck⸗ mäßig ist, daß der Staat selbst sein Eigentum ausnutzt und es nicht im Wege des Pachtvertrages Privatleuten zur Ausnutzung über⸗ läßt, dann involviert das doch keinerlei Vorwurf gegen den Stand der Domänenpächter.

Damit schließt die Beratung. Es wird dem Präsidenten von der rechten Seite ein Antrag Weisss.ermel auf namentliche Abstimm ung über § 1 mit 33 Unter—⸗ schriften überreicht.

Abg. Siering (Soz,) ersucht das Präsidium um Feststellung ob die 33 Ankkagsteller amphesend sind. Tcbh. Justimmung links) * Ein Zentrumsmitglieꝝ gibt anheim, zu diesem Zweck ken rene, einzusehen. (Lebh. Rufe: Nein! und Heiterkeit inks.

Abg. Sie ring (SSoz): Diese , der Geschäftsordnung müssen wir mit allem Nachdruck widersprechen. Wir bezweifeln, da die Herren alle anwesend sind.

Präsident Leinert verliest unter steigender Unruhe auf der Rechten die Namen der Unterzeichner.

Abg. Sie ring (Soz.) ;. Wir können uns auf keinen Fall damit abfinden, daß Herren, die gar nicht auwesend sind, jetzt mit⸗ zählen dürfen. Vier don den 33 haben gefehlt.

Abg. von der Osten überreicht dem Präsidenten eine Liste mit 10 weiteren Namen, deren Träger sich dem Antrag anschließen.

Präsident Leinert: Ich habe neulich erklärt, daß nach der Geschäftsordnung die namentliche Abstimmung von 30 anwesenden Mitgliedern 2 werden kann und daß für mich die Unterschrift als Beweis der Anwesenheit genügt. Nachdem Meinungsverschieden⸗ heiten. hervorgetreten find, ist es erforderlich, die Frage nochmals dem Geschäftsordnungsaus chuß zu überweisen. Cine i,, des Antrages gibt es geschäftsordnungsmäßig nicht, ebensowenig den Aus- weg, sich dem Antrage anzuschließen.

Nach weiterer Geschast erding r ue prach erklärt Abg. Sie; rin 8 (Soz.): Die namentliche Abstimmung ist nur beantragt, weil die Rechte die Verabschiedung des Gesetzes un möglich machen will; das Haus ist beute nicht mehr beschlußfähig, und das wissen die An= kragsteller. Ich beantrage, die namentliche Abstimmung bis zum 11. Januar zu verschieben. J .

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Abg. Stendel (D. V); Dieser Antrag ist nicht kibri fon ei ge ö int s. Präsident: Wir sind noch nicht in die Absti in⸗ getreten. (Widerspruch des Abg. Sten del) Herr e , g, ich habe noch nie Veranlassung zur Bezweiflung meiner Unpartei= lichkeit gegeben. . Gemäß dem Antrage Sierung wird hierauf die nament— liche Abstimmung über 1 gegen die Rechte und das Zentrum auf den II. Januar verklagt. S 2 wird angenommen. Nach 8 3 ist die Ausführung des Gesetzes Sache der be⸗ teiligten Minister. Abg. Wei ssermel (D. Nat): Dieser 8 3 ist außerordentli wichtig; ich be ant rage, auch über ihn namentlich . ö. Auf Antrag Siering wird auch diese namentliche Ab— stimmung auf den 11. Januar Hæ2l verschoben.

LEinleitung und Ueberschrift werden angenommen. Damit ist die zweite Lesung für heute erledigt.

Die erste Beratung der Novelle zum preußi⸗ 66 K— 5 teuergesetz wird entsprechend dem vom Abg. Herold (Zentr.) gestellten Antrag von der Tages—⸗ ordnung abgesetzt.

Es fyolgt die erste Beratung des Mittelschullehrer— Diensteinkommensgesetzes.

Ein Vertreter des Ministeriums für Wissen— schaft, Kunst und Volksbildung begründet kurz die Ver lage, die den Lehwersonen der Mittelschulen eine den Teuerungsth hältnissen entsprechende Aufbesserung bringen will.

Abg. Lukassowitz 58 Nat.): Wir begrüßen das Gez können aber nicht e e etz es so lange hinausgeschoben wor ist. In der Kommission werden noch manche Verbesserungen zu ke schlie sein. Wir beantragen die Ueberweisung an de 25. Ausschuß.

Das Haus beschließt demgemäß.

Der Gesetzent wurf über das Dienstei kommen der Gewerbe⸗ und Handelslehrer und ⸗lehrerinnen an den Pflichtfoartbil— dungsschuhen wird nach kurzer Aussprache auf Antrag Siering (Soz) dem Ausschuß für Handel und Gewerbe überwiesen.

Ein Gesetzentwurf, ö Errichtung eines Amtsgerichts in Hamborn, wird in allen drei Lesungen angenommen. .

Es folgt die erste Beratung des Gesetzentwursfs, betreffend Besteuerung des Wanderlager— betrieb es.

Abg. Dr. Dolezych (D. Nat.); Die Wanderlager sind eine empfindliche Schädigung der seßhaften Gewerbetreibenden. Die Vor lage bietet diesen Gewerhetreibenden nicht den nötigen Schutz, denn die Steuersätze sind viel zu niedrig. Volkswiytschaftlich sind die Wanderlager längst nicht mehr nötig. Ihre Warenbestände ent= stammen oft genug dunklen Quellen, Heeresbeständen und Schiebern. Die Steuern müssen deshalb bedeutend erhöht werden. Wir bean tragen Ueberweisung an den Ausschuß für Handel und Gewerbe.

Abg. Brückner (Sol): Wir erleben hier, wie die Rechte sich gegen jede steuerliche Belaftung des Besitzes mit Obstruktion und allen Mitteln wehrt. In . Falle geht ihr die Steuer nech nicht hoch genug, sie will die Steuer zur Erdrosselung der Wander lagerbetriebe benutzen. Das kennzeichnet die Rechte. Wir stimmen der Vorlage zu und beantragen Ueberweisung an den Hauptausschwwz.

Abg. Herkenrgth (Sent): In Hessen haben wir einen durchaus angesehenen Gewerbestand, der Wanderlager betreibt. Wir haben deshalb keinen Grund, die Steuer zu einer Erdrosselungssteuer 1 . Mit der Ueberweisung an den Ausschuß sind wir einder⸗

anden.

Abg. Held (D. V): Das seßhafte Gewerbe hat unter den Aus. wüchsen des Hausierer⸗ und Wanderlagerbetriebes vielfach sehr zu leiden. Hier in Berlin kommen namentlich am Potsdamer Platz und in der Grenadierstraße die Ladenbesitzer . den sich breitmachenden Hausierhandel und Gewerbebetrieb im Umherziehen gar nicht mehr auf. Da sollten die Behörden einschreiten. Es wird im Ausschuj zu prüfen sein, wie weit durch Erhöhung der Steuer den Auswüchsen r werden kann. Wir hoffen auf ein positives Er gebnis.

Nach weiterer Besprechung wird die Vorlage an de Handelsausschuß überwiesen. ;

Durch eine Vorlage vom 16. Dezember sucht die Staatz regierung beim Hause die g . tzliche Ermächtigung zur Gewährung einer? 3 an die Stadt gemeinde Königsberg in Pr. für den Bau des Hafenbeckens 19 und der Umschlagsvorrichtun zwischen den beiden Eisenbahnbrücken über den Pregel in Höh. von 105 Millionen Mark und zur Gewährung eines hypothelt⸗ rischen Darlehns an die Königsberger Speicheraktlengesell schaft für die Errichtung von Hafenspeichern daselbst einen Kredit von 10 Millionen Mark nach. ;

In der Begründung wird ausgeführt, daß Königsberg aus eigenen Mitteln die Vollendung des 1915117 beschlossenen Baues elne Handels und Industriehafens auf dem linken Pregelufer mit Speickeranlagen nicht durchführen kann, wenn nicht das Reich n der Staat sich finanziell in erheblichem Maße beteiligen. n Königsberg tr der Abschnürung vom übrigen Deutschland wer, bewerbssähig erhalten, muß zunächst wenigstens das erwahntt Hafenbecken mit Speicheranlagen und Freilagerplatz und an Etelle der für ,,. geplanten Hafenbecken eine Ümschlagshorrichtung hergestellt werden. Die Rosten dafür belaufen sich infglge der grehen Steigerung, der Baumaterialienpreise und der Löhne auf 11. 5 ,. Millionen. Von diesen Kosten wollen das Reich und Preußen je 25 3 Millionen übernehmen. .

In der Besprechung wird von den Rednern der Sozialdam 3. kraen und der Demokraten Verweisung an den Haupt= ausschuß beantragt. ; J

Abt. Da i lim er (D. Nat) führt darüher Beschwerde, Raf. Rr erste Beratung einer für das isolierte Ostpreußen so überaus wich Vorlage vor aft leerem Hause vor sich geht. (Es sind etwa 30 . 10 Abgeordnete anwesend. Redner legt eingehend die absolute . wendigkeit dar, der Stadt Königsberg, dem Herzen Ostpreußens un ö damit der jeßt abgeschnürten Provinz zu Hilfe zu kommen, da doch . offenfichtlich Bestrehen der Gegner dahingeht, Ostpreußen allmchl . tot zu machen, es jeder Lebensmöglichkeit zu berauben. Die 23 preußen wurden sich mit jeder Fafer dagegen wehren, aber es ö. auch die Pflicht des Reichs und Herne. Ylfe zu leisten. Dazu z. auch in der Vorlage bis zu einem gewissen Grade ein Mittel gegeben. (Beifall rechts.) . 8 d

Abg. Frau Pöhlmann (D. V): Wir sind dem Reiche 2. dem Staate dankbar, für das, was hier für Königsberg getan be,. soll. Die Oftpreußen begrüßen aus vollem Herzen jede ile . Reichs und Tes Staats Fir den jetzt abgetrennten Landesteil. ic oft tritt immer noch das bittere Gefühl bei ihnen auf, daß sie zu lan vom Reich vergessen werden. Wir hoffen auf schleunigste , der Vorlage: Sstpreußen und Königsberg könnte kein besseres Wein nachtẽgeschenk gemacht werden.

Die Vorlage geht an den ,, . Ile In zweiter und dritter Beratung wird die Novel!“ m Berggesetz von 1865 und zum Knapp

u chaftsgefetz ohne Aussprache genehmigt.

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Fortsezung in der Dritten Beilage.)

zun Deutschen Neichsanzeiger und Preußischen Sta

Dritte Beilage

Verlin, Montag, den 20. Dezember

tsanzeiger 1920

Nr. 289. ö

(Fortsetzung aus der Zweiten Beilage.)

Der Antrag aller Parteien auf Gewährung einer außerordentlichen Vergütung für die durch das Spaa⸗Abkommen notwendig . Pflicht⸗ iüberschichten an die staatlichen Bergwerks- beamten des Bezirks Recklinghausen wird nach dem Antrage des Handels⸗ und Gewerbeausschusses an⸗ genommen.

Hierauf erledigt das Haus ohne Erörterung 33 Ein—⸗ abenberichte des Unterrichtsausschusses und einen Eingabe⸗ Lacht des Handels und Gewerbeausschusses nach den Aus⸗ schußorschlägen. . ö

Dann folgt die zweite Beratung des Haushalts des Ninisteriums für Landwirtschaft, Do mänen und Forsten.

Abg. von der Osten (D. Nat): Die Frage des Weiter— zestehens des Landesökonomiekollegiums hat in der Oeffentlichkeit viel Süub aufgewirbelt. Meine Freunde sind der , daß dem mndwirtschaftsminister noch oft den sachverständigen Rat dieser FWwerschaft gebrauchen wird. Ihr unvarteiisches Gutachten halten

nn für wertvoller als die Ansicht eines Referenten. Ich halte es nit für rechtlich zuläfsig, daß der Minister ohne weiteres n Kabinettsorder aufhebt, die Gesetzeskraft erlangt, hat und uh die das Landesökonomiekollegium eingesetzt ist. Die hntdation der Viehhandelsverbände sollte beschleunigt werden, aber zer die Verwendung der Ueberschüsse kann nicht ohne Mitwirkung kes Landtags entschieden werden. Der Landwirtschaftsminister sollte kei der Förderung der Siedelungsbestrebungen auch den Kreisen Rechnung tragen, die nicht seiner Partei nahestehen. Bisher scheint das nicht der Fall zu sein, wie biele uns zugegangene Klagen keweisen. Der Antrag, die Stammeinlage des Staates bei den Siedelungsgenossenschaften um 50 Millignen zu erhöhen, ist im Jusschuß abgelehnt. Die hohen Baukosten erschweren jetzt die Siedelungstäãtigkeit außerordentlich und man muß sich vor einer sbersfürzten Siedelung hüten. Ganz unberechtigt ist aber der Vorwurf, daß meine Partei nicht siedelungsfreundlich sei. Von den alten Konservativen ist die Siedelung mit allen Mitteln ge— fordert worden. (Widerspruch links. Aus den besetzten Gebieten nüffen viele Landwirte auswandern, weil. sie unter dem Druck der Freindherrschaft nicht leben können. Diese Landwirte sollten in steuerlicher Beziehung bei ihrer e,, . besser behandelt werden als es jetzt geschieht. Es ist technisch undurchführbar, eine genügend große Zahl von Industriegrbeitern guf das Land zu hringen, weil die Wohnungen nicht, zu beschaffen sind. Man muß deshalb mehr dafür sorgen, daß die zur Produ ktionssteigerung der Landwirtschaft unbedingt nötigen Wanderarbeiter beschafft werden. Daneben leidet die Landwirtschaft sehr unter der Verteuerung der Produktsonsmittel. Wenn dem Landwirt durch das Reichs⸗ notopfer größere Teile des Betriebskapitals, entzogen werden, dann bleibt ihnen kaum etwas anderes übrig, wie der. bolks⸗ æirtschaftlich fehr bedenkliche Uebergang zu extensiven Wirtschaft. Die Arbeitszeit der Landarbeiter darf nicht zur Parteifrage. , . Terden. Sie ist für unsere Wirtschaft so wichtig, wie die Arbeitszeit er Bergarbeiter. Wer für ihre Verkürzung agitiert, der versündigt sch an der dentschen Volksernährung, bhafter Widerspruch bei Le Soz.) Die Tarifverträge in der Landwirtschaft sind nur Darcsfsrbar, wenn sämtliche landwirtschaftliche Arbeitgeber daran here lgt sind. Die DOrganisation der Landarbeiter ist in ar radikaferes Fahrwasser geraten. (Rufe bei den, Soz. rh Ihre Schuld! Nein, weil Ihre Agitation Mittel an⸗ ndte, für die die Leute noch nicht reif waren, Dadurch sind viele andarbeiter schon den Sozialdemokraten entglitten und über die liabhängigen zu den Kommmisten geraten, Diese Kreise, die sich ar dritten Internationale angeschlosfsen habeng propagieren russische öemastmethoden und dadurch ist in die deutsche Landwirtschaft eine hwere Beunruhigung getragen worden. Alle Parteien sollten die ndwirsschaftliche Produktion von dieser Beunruhigung, von der ufer⸗ soen Parteiprgvaganda freihalten. Rufe b. d. Soz. 3 Gehen Die mit gukem Beispiel voran! Wir haben in dieser Beziehung das beste Gewissen. Alle Kreise des Volkes sollten einsehen, daß es. sezt darauf ankommt, mehr zu produzieren und weniger zu ver— , Beifall rechts.)

Abg. Kau len (Gentr.): Den von uns gestellten Antrag zur Förderung des Pflanzenschutzes als ein hervorragendes Mittel zur Steigerung der landwirtschaftlichen Erzeugung empfehlen wir zur Innahme, desgleichen den Antrag zur Förderung des landwirtschaft. sichen ? I erfuchswefens. Gegen jeden. Sozialisierungsversuch auf kent! Gächirte der Landwirtschaft muß enischiedenster Widerstand entgegengesetzt werden; letzten Endes hätte die oll ernãhrung ken Jlacheil Mit den Planen des Ministers für die Löfung der

Frag Düngemittel und mit der von ihm veranlaßten Denk- . . . fich nur mit, allem Vorbehalt inderstanden erklzren. Einer ihrer Mängel ist, daß sie für die Einfuhr ven Pheerhaten aus dem KUusland nicht oder nicht genügen? eintritt, De Vermehrung der Phosphatfäure ist der Ausgan gruntlt für die Vermehrung der Getreidenroduktion des Jandes. Die Frage, der Rerhäftigung von auswärtigen Saisongrbeitern bat für die Land⸗ wirtschaft eminente Bedeutung; letztere ist auf diese Kräfte angewiesen. Wir wünschen insbesondere den Ausbau der Pflanzenstelle an der

landtertschaftlichen Hochschule in Bonn und die Einstellung höherer

Beträge für diese wie für die staatlichen Versuchsanstalten im nächst⸗

jährigen Ctat. . Abg. Wen de⸗Bromberg (Soz): Der Abbau der Zwang? hir che Fat die Volksernährung aufs Schlimmste e ' gh Die Landwirte nehmen was sie nur an Geld für Kartoffeln bekommen können, und die Freigabe des Verkehrs in Schlachtvieh und leisch hat neben der röefigen Verteuerung der Fleischwaren einen olchen Alnrei; zur Verfütterung von Brotgetwide e g daß wir ö los einer Katastrophe entgegengehen. Weite 6 hen Kornfelder bleiben unbestellt eine Menge Getreide wird aug politischen Gründen nicht ab⸗ geliefert. Der Ytangel an Brot und Milch muß das Voll abermals vor die chlimmfste Ernährunggnot flellen. Das ist das Verbrechen eines geen Teiles der Landwirte. Die Selbstversorger könnten viel mehr Milch abliefern, als tatsaͤchlich geschieht. Manche Güter werden, mur zur Hälfte bewirtschaftet, da es die reichgewordenen esitzer nicht nötig kaben. Dag ist die richtige Sabotage der BVoltsernährung. Die Dungemittelfabrikation muß in die Hände des Staates gelegt werden; die Landwirte und die Rechte widerstreben dem aus rein kapitalistischen Iüleresfen. Der Lieferungsftreik wird von den Landwirten systematisch be⸗

srieben, zum Teil aus rein politischen Gründen, z. B; weil man in

Tönigsberg den kommissarischen Landwassermeg haben will. Wenn 2 Kaulen . 2 anstimmt darüber, daß die ausländischen Wanderarbeiter jetzt nicht mehr so unbeschränkt, herangezogen werden sollen, so darf man wohl fragen, ob das im vaterländischen Interesse liegt. Aber die Agrarier . die Polen, Galizier usw. 62 weil sie anspruchslofer find, was aus den Tausenden deutscher , losen wird, ist ihnen höchst gleichgültig. Derr v. d. Osten . e beute wieder die Notwendigkeit von Landar itertarifverträgen, aber die grohe Mehrheit feiner Fachkollegen will absolut nichts dapon wissen, und auch in seinem eigenen Kreise wird keine Landarbeiter⸗

vember.

hohe Ziffern von Arbeitslosen, die

schaft reicht die jährliche Arbeitszeit von 2700 Stunden bei rationellem Betriebe völlig aus.

Abg. Dr. Held (D. Vp.): Bei genügender Lieferung von Dünger bezw. Phosphorsäure wird die Landwirtschaft auch ihrer Ab⸗ lieferungspflicht zu genügen imstande sein, ersolgt diese Versorgung mit Dünger nicht, so sind wir verloren. Sehr bedauerlich ist, daß eingestandenermaßen das meiste Deputatgetreide in den Schleichhandel geht. Die Senkung der Fleischpreise 1 unbedingt nächstens kommen. Die Düngemittel müssen angesichts der enorm gestiegenen Preise den Landwirten billiger zur Verfügung gestellt werden.

Hierauf wird Vertagung beschlossen.

Präsident Leinert schlägt vor, die nächste Sitzung am Diens⸗ tag, dem 11. Januar 1921, 2 Uhr, abzuhalten mit der Tagesordnung:

Landwirtschafts haushalt, Unterrichtshaushalt, Haushalt für die Landes⸗

versammlung und für die Staatsregierung, kleinere Vorlagen. Für die Beratung des Unterrichtshaushalts soll eine Rednerliste mit drei Rednerreihen gebildet werden; die Redezeit soll für die erste Reihe je 1 Stunde, für die beiden anderen je 16. Stunde betragen.

Frau Ege (Soz) beantragt, am 11. Januar nach dem Landwirtschaftsetat das Hebammengesetz zu beraten. Die Hebammen drohten event. mit Streik, und die Folgen hätte die Rechte zu tragen Heiterkeit). ;

Abg. Rippel (D. Nat) widerspricht. Das Gesetz würde sehr lebhafte Debatten hervorrufen, es sei auch nicht dringlich. (Stürmischer Widerspruch links.) Der Aeltestenrat habe die Erledigung nicht in Aussicht genommen.

Abg. Stendel (D. Vp.) : Das Gesetz tritt ja erst am 1. April 1922 in Kraft. Seine Durchführung werde zumal auf dem Lande sehr schwierig sein. (Fragen Sie die Frauen aus dem Volke)

Präsident Le inert: Die Hebammen sind doch kein Gegenstand zur Aufregung! (Stürmische Heiterkeit)

Die Abgg. Dr. Schloß mann (Dem.) und Dr. Weyl

(n. Soz,) treten für den Vorschlag der Abg. Frau Ege ein, während Abg. Herold (Zentr) an den Respekt vor den Beschlüssen des Aeltestenrats appelliert.

Abg. Siering (Soz.): Der Beschluß des Aeltestenrats ent- spricht nicht den Wünschen der Mehrheit, er wäre anders ausgefallen, wenn wir dabei nicht“ schwach besetzt gewesen wären.

Der Antrag der Frau Abg. Ege wird angenommen.

Nach dieser Abstimmung entwickelt sich noch ein Streit darüber, ob das Büro vorschriftsmäßig besetzt war.

Mit dem Wunsche eines den Verhältnissen entsprechenden Weihnachtsfestes und eines guten Neujahrs an die Mitglieder schließt der Präsident die Sitzung gegen 7!/a Uhr.

Parlamentarische Nachrichten.

In der letzten Sitzung des Unterausschusses für Ernährungs⸗ geselschaften, den der Ausschuß der gesetzgebenden Körperschaften zur Prüfung der Kriegsorganisatignen aus seiner Mitte gebildet hat, ist unter anderem auch der Abbau der dem Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft unter⸗ stehenden Kriegsorganisationen behandelt worden. Wie sich aus den vorgelegten Unterlagen ergab, hat das Reichs⸗ ministerium seit dem 1. April, 1920, dem Tage seiner Er⸗ richtung, bei den ihm jetzt noch unterstellten Kriegsorganisationen den Bestand an Beamten und Angestellten von 10 125 auf 6874, also um rund ein Drittel eingeschränkt. In den letzten drei Monaten allein ist ein Rückgang um rund 2005 Beamte und Angestellte zu ver—⸗ zeichnen. Der Ünterausschuß beschloß auf Antrag seines Treuhänders, Direktors Bästlein, unter Zustimmung der Regierungsvertreter ein⸗ mutig, daß der Abbau mit allem Nachdruck fortzusetzen sei und die Aufléfung eines wesentlichen Teils der Kriegsorganisationen zum J. April 1921 beendet sein müsse. (W. T. B.)

Statistik und Volkswirtschaft.

Die Zahl der unterstützten Erwerbslesen im Deutschen Reiche, die seit dem 15. September dieses Jahres in langjamem Rückgang begriffen war, hat nach den Erhebungen des Reichsarbeitsministerinms voin J. Dezember wieder eine Steigerung erfahren. Am 1. Dezember wurden 276 539 Männer und. 73 753 Frauen in sgesamt 350 292 Personen als Hauptemp anger, unterstüũtzt gegen 348 599 am 15. November, ferner 349 747 Zuschlags⸗ . 2 2 211 * * ö 222 31 n f 8 empfänger (Familienangehörige) gegen 333 261 2m 45. No Von den 365 292 unterstützten Ermwerhbssosen im Reich 74 53 f zen, davon 87609 auf Groß entfallen 174531 auf Preußen, davon 3*6 auf G Berkin, 8) 019 auf Sach sen, 21 496 auf Ham burg. Aus Der hohen Zahl der unterstützten Erwerbs losen muß auf nicht weniger keine Unterstützung empfangen, ge⸗ schloss6n werden. Ferner drückt sich die ernste Lage des Arbeits- märktes nach wie vor in der sehr großen Zahl der Kurzarbeiter und

in dem ständig wachsenden Umfang, den die Maßnahmen der pro⸗

duktiven Erwerbslosenfürsorge annehmen, aus.

Arbeitsstreitigkeiten. Am 18. d. M. tagte im Reichsarbeitsministerinm unter dem Vérsitz des Ministerialrats Dr. Bodenstein das Schiedsgericht, das von Arbeitnehmerseite zur Beilegung der LTohnstreitigkeiten im fächsis chen Sar ghau einberufen war. Nach mehr als. zehnstündiger Verhandlung wurde, wie W. T. B. mitteilt, einstimmig hender S chieds⸗ spruch gefällt: A) Von Beginn der Wiederaufnahme der Arbeit treten folgende Lohnerhöhungen in Kratz 1. Für AUtheiter sber 25 Jahre eine Erhöhung bon 1515 Mark Pro Schicht. 27. Für die Arbeiter von 16— 20 Jahren und sül. ie weiblichen Arbeiter eine Erhöhung von je einer Mart pro Schicht. . Für die jugendlichen. Arbeiter eine Erhöhung ven 50 *I. ö Schicht. 4. Für Verheiratete und alleinige Ernahter im Sinne 9. Deputatsberechtigung ein Hausstandsgeld von 2,50 Mank. . tag. 5. Erhöhung des Kindergeldes von 2 Mart aul 2,50 Mark Tro Arbeitstag. B) Für die Monate Oktober, Norember und De⸗ zember bis zur Niederlegung der Arbeit wird zuerkannt: . Für nhfngeiten ber 26 Jahre eine Erhohung von 256 Mark pro Schicht. die Arbeiter über 20 Jahre eine Erhöhung von 60, bre Schicht. 2. Für die Arbeiter von 16— 20 Jahren und für die weih lichen Ar beiter eine Erhöhung von je einer Mark pro Schicht. . Für Tie jugendlichen Arbeiter eine Erhöhung von je or , 3 ie Parteien haben sich über die Annahme oder Ablehnung zeses Schieds⸗ spruchs bis zum 28. Dezember 1920 zu entscheiden. . In Wien haben am Sonnabend die Postkraftwagen⸗ fahrer, wie W. T. B. meldet, die Arbeit wieder auf enommen, nachdem ihre Forderungen, oweit sie materielle Natur sind, bewilligt worden sind. Jum Aue stand der dortigen Ga st wirtschaftsangestellten. wird berichtet daß die Versammlung der Gastwirte beschloß, die Forderungen 36 Angestellten abzulehnen und. nötigenfalls amtliche Wiener Be⸗ fricke zu sperren. Andererseits erklärten die Au stãn digen die feste Entschlossenheit, auf restloser Erfüllung der Forgerungen zu beharren und den Ausstand über ganz Wien und selbst auf die Kriegs⸗

organisation geduldet. Man e auch für bessere Behandlung der Arbeiter auf 6 Boden r Gegen n ann In der Landwirt⸗

und Gemeinschaftsküchen, die bisher vom Ausstand verschont blieben,

auszudehnen. Die Angestellten wollen, fall der Ausstand sich aus dehnt, . Sicherung der Versorgung der Bevölkerung die Betriebe angeblich selbst weiterführen.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maszregeln.

Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten.

(Nach den ‚Veröffent lichungen des Reichsgesundheitsamts“ Nr. 50 vom 15. Dezember 1920.)

Gelbfieber.

Mexiko. Vom 10. bis 16. Oktober 48 Erkrankungen (und 16 Todesfälle), und zwar in der Stadt Veraeruz 11 E) in Tu rpan 35 G6), Drizaba 2 (2), Pa pantla (Bez. Veracruz) (4, Izm al (Bez. Aukatan) (I) und Empalme (Bez. Sonora) (2).

Pocken.

Oesterreich. In der Woche vom 21. bis 27. November

4 Erkrankungen, davon in Steiermark 3 und Kärnten !. Fleckfieber.

Deutsches Reich. In der Woche vem 5. his 11. De— zember wurde 1 Erkrankung in Düsseldorf festgestellt.

Nachträglich wurden noch gemeldet für die Woche vom 14 bis 20. November 2 Erkrankungen in Swinemünde (reis Usedom⸗ Wollin, Reg. Bez. Stettin; vom 28. November bis 4. Dezember 68 Erkrankungen, und zwar in Swinemünde (Kreis Usedem⸗ Wollin, Reg. Bez. Stettin) 3, in Celle (Reg. Bez. Lüneburg) 2 und im Interniertenlager Parchim (Mecklenburg⸗Schwerin) 63.

Rückfallßffieber. Deutsches Reich? In der Woche vom 28. November bis 4. Dezember wurden 31 Erkrankungen aus dem Interniertenlager Parchim (Mecklenburg-Schwerin) gemeldet. Genickstarre.

Preußen. In der Woche vom 28. November bis 4. Te⸗ zember wurden 4 Erkrankungen (und 3 Todesfälle) gemeldet in folgenden Regierungsbezürken lund Kreisenl! Arns⸗ berg 1 2) [Hagen Land (I), Hörde Land 1 (U], Düssel⸗ dorf? (I) LEssen Land 1 (1), Mettmann 1], Wiesbaden Wiesbaden Stadt). ö U

Schweiz. Vom 21. bis 27. Nobember 2 Erkrankungen, davon in den Kantonen Basel Land und Genf je l.

Spinale Kinderlähmung.

Preußen. In der Woche vom 28. November bis 4. Dezember 4 Erkrankungen im Neg. Bez. Schleswig, Kreis Oldenburg.

Schwei. Vom 21. bis 27. November 6 Erkrankungen, und zwar in den Kantonen Solothurn und Genf davon ind Stadt Genf 1 je 2, Zürich und St. Gallen je l.

der

Ruhr.

Preußen. In der Woche vom 28. November bis 4. Dezember wurden 45 Erkrankungen (und 2 Todesfälle) angezeigt in folgenden Regierungsbezirken lund Kreisen: Berlin 1, Allen⸗ ste in 3 AUllenstein Stadt 2, Rössel 11. Arnsberg 4 Bochum Stadt, Dortmund Stadt, Gelsenkirchen Land, Lippstadt je!“, Breslau? (Namslau, Waldenburg je 1, Düsseldorf Düsseldorf Stadt 2, Duisburg, Lennep, Solingen Land je 1 Frankfurt 1 1Soraul, Gum binn en 2 Ragnit, Goidap je!! Hannover 1 Diepholz, Köln 14 (1) Köln Stadt 13 (1), Köln Land 1, Magdeburg 1 (Salzwedel, Mersehurg l Saalkreis, Minden 2 (Herford Land Münster 1 Münster Land, Potsdam 1 Angermünde Schleswig 2 Pinneberg! Stettin 3 (1) Ueckermünde, Wiesbaden 1 Frankfurt a. M.]; nachträglich für die Woche vom 21. bis 27. November: Kölnrn 1045 Köln Stadtl.

Verschiedene Krankheiien in der Woche vom 28. Nobember bis 4. Dezember 1920.

Varizellen: Nürnberg 22, Budapest 16, Kopenhagen 13, Wien 40 Erkrankungen; Trichinose: Berlin 1 Erkrankung; Influenza: Berlin (bisher. Stadtgem) 7, Halle a. S. 2, Rürnberg 1, Amsterdam, Birmingham, Glasgow, Liverpocl je 2, London 13, Prag und Vororte 2. Wien 1 Todesfälle, Reg. Bez. Koblenz (Vorwoche) 1, Düsseldorf 5. Nürnberg 32. Budapest 1, Kopenhagen 130, Prag und Vororte 1, Stockholm 4, Wien (7. bis 13. November 1Erkrankungen; Genickstarre: Nürnberg 1 Todesfall, Nüruberg 2, niederländische Orte (14. bis 20. November) Alkmaar 2, 5 Orte je 1 Erkrankungen; Ruhr: Budapest 8, Wien 3 Todesfälle, Bremen l, Budapest 53, Wien 4 Erkrankungen; Schlafsucht krankheit (Encephalitis lethargica): Christiania, Stockholm je 1 Erkrankung; Krätze: Kopenhagen 155 Erkrankungen; Nahrungsmittel“ vergiftung: Reg.-Bez. Schleswig 3 Todesfälle, Neg. Bezirke Breslau 3, Lüneburg 1, Schleswig 3 Erkrankungen. Mehr als ein Zehntel aller Gestorbenen stalb an Masern und Röteln in Kaiserslautern, Königshütte Erkrankungen wurden angezeigt in Nürnberg 143, Hamburg 31, Buda⸗ pest 2606. Ferner wurden Erkrankungen ermittelt an Scharlach in Berlin 101, Hamburg 43, Budapest 133, Kopen⸗ hagen 114, Rotterdam (vom 14. bis 20. November) 20, Wien 78; an Diphtherie und Krupp in Berlin 169, Breslau 37 im Reg.⸗Bez. Schleswig 191, in Hamburg 43, Amsterdam 51, Buda⸗ pest 25, Kopenhagen 107, Stockholm 37, Wien 366; an Keuch⸗ husten in Hamburg 23; an Typhus im Reg.⸗Bez. Breslau 30, in Amsterdam 20, Budapest 27.

Nr. 50 der „Veröffentlichungen des Reichs⸗ gesfundheitsam ts“ vom 15. Dezember 1929 hat folgenden Inhalt: Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. Gesetzgebung usw. (Deutsches Reich Kaffeersatzmittel. - Süßsteff. = (Preußen.) Krüppelfürsorge. Feuerhestattungszeugnisse, Leichen vässe. Eninahme diphtherie verdächtigen Untersuchungsmaterials von Schulkindern. Erbsyphilis. Deutsche Arzneitare 1920, zweiter Rachtrag zur siebenten Ausgabe. (Oesterreich.) Arzneimittel. Seuchenbekämpfung bei Heim kehrern. (Großbritannien und Irland.) Ratten⸗ und Mänsevernichtung. Niederlande.) Milch, Margarine. Tierseuchen im Deutschen Reiche, 30. November. Verhand⸗ lungen bon gesetzgebenden Körperschaften, Vereinen, Kongressen usw. (Südamerika Konferenz in Buenos Aires, betreffend den soziglen Schutz und das gesundbeitspolizeiliche Zusammenarbeiten. Ver, mischtes. (Preußen. Bißverletzungen Lurch tolle oder der Tollwut verdächtige Tiere, 1517. (Ungarn.) Pflegekosten für Ausländer in Irren und in Heilanstalten für Augenkranke, . Geschenkliste. Wochentabelle über die Geburts- und Sterblichkeitsverhältnisse in den 22 deutschen Srten mit. 40000. und mehr CGinwohnern.— Desgleichen in einigen größeren Städten des Auslands. Erkran⸗ kungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. Desgleichen in dentschen Stadt- und Landbezirken. Witterung.