z1I 856, 37 283. 5i O79 und 81 s78. Bei den Kindern im ter von bis 6 Jahren spricht vielleicht auch die Tatfache mit, daß die Säuglingesterblichkeit im Sommer 1914 besonders groß war. An⸗ gesichts dieses gewaltigen Verlustes an Nachwuchs fällt die geringe 2 der J - 8 jährigen Kinder mit rund 21 000 kaum ins Sewicht.
Bei den im Alter ven über §8 Fahren stehenden Per onen empfieblt es sich, die beiden Gef 2 getrennt zu betrachten. Dann zeigt bei den männlichen Personen das 9. . 21. Lebengiabr im Jabre 1919 eine absolute Zunahme gegenüber 1310. dagegen weist das 21. bis , , . ein Weniger von Mo 684 Personen auf. Doch giht die Volkszählung vom 8. Ok⸗ tober 1919 für die mittleren Lebensjahre bei den Männern inso⸗ fern kein ganz richtiges Bild, als von der n diejenigen deut⸗ schen Militärpersonen nicht erfaht worden sind, die sich am Zäͤhl⸗ tage noch in feindlicher Gefangenschaft befanden. Die Zahl diefer Personen betrug schätzungsweise etwa 600 009, von denen 620s0 oder rund 372 000 auf Preußen entfallen sein dürften. Da von bieser Zahl zweifellos der größte Teil, vermutlich etwa n, im Alter von bis 35 Jahren standen, so wären diese Jahresklassen um rund 279 900 Personen zu erhöhen. Der abselute Rückgang der Männer in den mittleren Lebensjahren beträgt also nur etwa do 000 Personen. Dieser Rückgang stellt jedoch nicht etwa die gesamten Kriegsverluste der Männer dar; denn wäre der 24 nicht gekommen, so hätte die Zahl der 21⸗ bis 35 jährigen Männer in den Jahren igib big i515 nicht abgenemmen, ondern erhebiich zugenommen, und auch die Zahl der 18. bis 21 jährigen und der 35. bis 45 jährigen Männer wäre stärker gewachsen. Nach den ami⸗ lichen Fesistellungen sind infolge des Krieges etwag ber 1 Million HSeeresangebörige preußischer Staatszugehörigkeit gestorben. Auch die Verhästniẽziffern zeigen bei den mittleren n . der Männer einen Rückgang. Auf das Alter von 20 his r entfielen ohne die Kriegsgefangenen im Jahre 1913 2232, mit Einschluß der Kriegsgefangenen 233. vom 1000 aller männlichen Personen, dagegen im Jahre 1910 243. vom 1000, d. h. 2,8 und gs oO. mehr als 1913. Immerhin ist der prozentuale Rückgang geringer, als vielleicht hiele erwartet haben. Möglicherweise ist diese , , ,. zu erklären, daß unter den Einwanderern aus den zstlichen Gebieten die mittleren Altersklassen slärker vertreten waren als Greise und Kinder. Die über 80 Jahre alten Männer wiesen 1919 gegen 1910 einen geri absoluten Rückgang (um 761) auf. ö zei den im Alter von über 9 Jahren stehenden weiblichen Personen läßt die Gegenäberstellung der Zahlen pon 1919 und 1919 eine absolute Zunahme erkennen. Die Prozentziffern weisen bei den Frauen nur geringe Abweichungen von den abseluten Zahlen auf; es zeigen nämlich die Alteréklassen von 11 bis 80 Jahren eine Zu⸗ , . nur die Aliersklassen von unter 10 und Über 80 Jahren eine Abnahme.
In dem absoluten oder relativen Rückgang der Zahl der Männer und Frauen in den höchsten Alftersijiabren kommt die bekannte Tatsache zum Ausdruck, daß die ältesten Leute unter den Folgen der Kriegsernährung am schwersten gelitten haben,
Der Fro nenübersch uß der im Jahre 1919 333 753 Personen betrug, bat sich im Jahre 19195 auf. 1606 104 Personen gesteigert. Doch zeigt sich dieser Jeberschuß Leineswegs gleichmäßig bei allen Istersjahren. vielmehr hatten die Männer im Jahre [ol0 bis zum 20 Lebensfahre, 19198 big zum 19. Lebensjahre zahlenmäßig das Nebergewicht. Der Ueberschuß an Männern bis zum 19. Lebensjahre ift sogar im Jahre 1919 gegenüber 1910 gewachsen, und zwar von 63 466 auf 137 308. Darin. daß hei den Säuglingen sich der Knaben überschuß um 1838 gegen 1910 gesteigert hat, kommt die auch durch die Geburtenstatislik bestätigte Tatsache zum Ausdruck, daß, wie das bisher nach Kriegen in der Regel fessgestellt worden ist, auch nach dem Weltkriege mebr Knaben ass Märchen gehoren worden sind.
In den Altersjahren 20 bis 24 und über 40 zeigte sich im Jahre 1916 ein Frauenüberschuß, dagegen in den Alterejahren 24 Fiz 40 ein Mehr an Männern in Höhe von 35 037 Personen. Dieses fiebergewicht von Männern ist im Jahre 1919 verschwunden und hat einem Weniger von 872 067 Platz gemacht, so daß alle Altersjahr
und Gruppen von Alterslabren über 19 im Jahre 1919 ein Ueber⸗
aewicht der Frauen aufwiesen. Im ganzen zeigten die Altersjahre und
Altersjahrgrupven von 20 bis 45 im Jahre 1910 nur einen ganz gerinden Frauenüberschuß (839 Personen), der im Jahre 1919 auf 1235 674 angewachsen ist. In Wirllichkeit ist jedoch der Frauen⸗ zberschuß des Jabres 1919 keiner, da hiervon noch die vermutliche Zahl der Kriegsgefangenen mit 372 900 n re ist; er beträgt also gur 864 9600 Personen. Bei den Altersklassen ven über 45 Jahren zeigte sich sowobl 19109 wie 1919 ein Frauenüberschuß, doch hat sich diefer in den Altersahren 45 big 66 vermindert. in den Altersjahren iber 65 gesteigert. Im rn hat das Mehr an weiblichen Personen m Alter von mehr als 45 Jahren etwas, nämlich von 494 364 auf 82 127, abgenommen. .
Berechnet man., wiebiel weibliche Personen auf 190 männliche personen in den Jahren 1910 und 1915 kamen, so zeigt sich, daß sich as Verhältnis der Geschlechter in den Altersklassen bis zu 9 Jahren, jon mehr als 10 bis 16 und von mebr als 45 bis 70 Jahren zu— zunsten der Männer, dagegen in den Altersflassen von über 8 bis lo, on mehr als 16 bis 43 und von mehr als 70 zugunsten der Frauen erschoben bat. Die Veränderungen in den Alters jabren von 18 is 45 stellen eine unmittelbare Kriegéfolge dar. Bei den übrigen Verschiebungen können die Urfachen im einzelnen nicht mit Sicherheit estgestellt werden.
— ——
Arbeitsstreitigkeiten.
In Steitin kaben, wie W. T. B.“ berichtet, Berhand⸗ ungen, die am Montag und Dienstag unter dem Vorsitz des Fegierungeprässdenten und in Anwesenkeit, des Oherpräsidenten als ommissar des Reichsarbeitsministers sewie des Polizeipräsidenten vischen der Werksleit ung der Vulkanwerke und dem Szetriebsrat der Vulkanwerke unter Hinzuziehung der teiligten Organisationen staitgefunden haben, nicht zu iner Verständigung gesübrt (vgl. Nr. 48 d. Bl.). Die Jerksleitung vertritt den Standpunkt, daß ibr die Wieder⸗ instellung sämtlicker Personen, welche sich Belästigung, Bedrohung nd Gewalltätigkeiten gegen ibre arbeitswilligen Kameraden haben ischufden kommen lassen, schon im Interesse der arbeitswilligen
Zesegschaft nicht zugemutet werden kann. Die Vertreter der Arbeiter⸗
Haft dagegen haben, sogar unter Androhung des . us stands, die Wiedereinstellung aller Arbeiter erlangt und wollen die Entlassung der bezeichneten zersonen erst ven einer Prüfung der von der Werkleitung sest⸗ estellten Tatsacken abbängig machen. In einer Bekannt- lachung spricht nunmehr die Direktion der Vulkanwerke die Intlaffung der gesamten Arbeiterschaft aus.
Wegen der Arbeitsverweigerung der beim Stapel⸗ auf des Dampfers Tirpitz bel ö ürbeibter beabsichtigte die Flensburger Schiffskgu⸗ sesellschaft, die Entlassung der Belegschaft am 1. März, Mittags 12 Uhr, vorzunebmen. In einer gestern mergen von Ver⸗ irefern der Arbeiter nachgesfuchten Ver bandlung stellte, W. T. B. zufolge, die Flensburger Schiffe baugesellschaft für die Wieder aufnahme der Arbeit die Bedingung, daß die Leute sich bereit erklärten. die erforderlichen Arbeiten vor zune bmen und dem Stapel⸗ lauf in Gegenwart des Großadmirals von Ifir und des Herrn Hugo Stinnes oder deren Vertreter keine Hindernisse zu bereiten. Mit diesen Bedingungen erklärten sich die Arbeiter einver⸗ standen, und der Stapellauf erfolgte gestern nachmittag 33 Uhr im Beisein des Großadmirals von Tirpitz und des Vertreters des bereits abgereisten Je Hugo Stinnes. — Die Wiederauf⸗ nabme der Arbeit bei der Flensburger Schiffsbaugesellschaft sollte heute früh erfolgen.
Ein Teil ker Hamburger Hafenarbeiter, etwa 60H, Fat, wie der „Berl. Lok. Anz.“ erfährt, gestern wegen Lohnstreits die Arbeit niedergelegt. Es handelt 6 um einen wilden Streik, zu dem die Leitung des Tranéportarbeiterverbandes ibre Justimmung nicht erfesst boat. Anch im Altonaer Hafen haben die Schauer⸗
Sinne leicht gefangen nimmt.
sind, die Arbeit
leute, die beim Löschen der Fischdampfer an i Nothilfe einge⸗
eingestellt. Hier wird sofort die Technische setzt werden.
Aus Rom wird dem . W. T. B. gemeldet, daß der Aus⸗ stand der Gisenbahner in ganz Ftalien beendet ist. — In Pisa haben laut Stefanimeldung die Elektrizitäts- arbeiter die Arbeit niedergelegt. Bei Züfsamm en⸗ 6 zwischen Faszisten und Sozialisten wurden zwei
ersonen verwundet. — In Florenz haben die Gas⸗ und
lektrizitätsarbeiter, einer Aufforderung der Kommunisten entsprechend, die Arbeit wieder aufgenommen. Der Zug⸗ verkehr setzt wieder ein. Die Stadt ist ruhig.
Bauwesen.
Das diesjährige Schinkelfe st des Berliner Architektendereins wird am 13. d. M., Abends 6 Uhr, im großen Sitzungssaal des Potsdamer Bahnhofs abgehalten werden. en Festvortrag wird der Reichs ver fehrgminister Gröner über das Thema „Bau und Betrieb der Eisenbahn im Kriege“ halten.
Theater und Mustk.
Deutsches Opernhaus. Gçunobs Sper , Margarethe? (. Faust) übt immer noch auf das Publikum eine so starke , aus, daß die Dpernbühnen ihrer nicht entraten können. s ist insofern ver= n als dieses Werk durch die bunte Fülle seiner Bilder, durch eine leicht eingängliche Melodik und manche andere Vorzüge die Man muß sich also wohl oder übel damit abfinden, daß Gounods Textdichter Barbier und Carrs die Gretchentragödie in freier, verflachter Form zur Grundlage ihres Opernbucheg machten. Daß man sich von der Wirkung der Margarethen in Charlottenburg viel verspricht, geht schon aus der doppelten Befetzung der Hauptrollen hervor. Am Montag fand die Erstaufführung mit Hertha Stolzenberg als Margarethe, Rudolf Laubenthal als Faust, Ernst Lehmann als Mephistopheles, Jacques Bilk als Vasentin und Louise Marck⸗Lüders als Martha Schwerdtlein statt. In., der gestrigen ersten Wiederholung des Werks. der der Schreiber dieser Zeilen beiwohnte, sang Meta Seinemeyer die Titelpartie mit wohlngebil deter, angenehmer, nur im Pignissimo den Raumwverhältnissen des Hauses nicht genügend ange⸗ paßter Stimme. Darstellerisch bot fie eine annehmbare, wenn auch nicht eben überragende Leistung. Karl Gentners Faust ist für die roße Bühne in der Gestalt wie stimmlich von zu kleinen Format; chade, denn der Künstler singt und spielt mit Geschmack und mperament. Eindrucksvolle war der Mephistopheles Adolf Schöpflins, an dessen ausgeglichener, gutsitzender Baßstimme man seine Freude haben konnte. Nur auf deutlichere Aussprache und schärfere Akzentuierung wird der Künstler in Zukunft zu achten haben. Sympathis waren Holger Börgesens Valentin, Mitzi Finks Siebel, wenig charakteristisch dagegen Alice Mertens Marthe. Die musikalische Leitung des Werks durch Ignatz Waghalter war einwand⸗ frei, besonders fiel die Straffheit und der schöne Klang der Chöre auf. Der neue Spielleiter des Deutschen Opernhauses, Alexander d'Arnals, hatte sich bemüht, bei der Gestaltung der Szene das Schablonenbafte zu meiden. Aber nicht alle Neuerungen waren gut⸗ zubeißen. Es wirkt z. B. nicht sinnvoll, wenn Gretchen in dem Kirchenauftritt ganz allein auf der Bühne ist, und der in einem frei⸗ stebenden Turm im Schlußakt sichthare Kerker macht allzusehr den Eindruck eines Raubtierkäfigs. Sehr sehenswerte Bilder sind dagegen der Garten, das Stadtbild mit den durch das Tor einmarschierenden Soldaten und die farbenprächtige Walpurgisnacht. Alles in allem hat das Deutsche Opernhaus mit dieser Aufführung wieder Vorzüg— liches ö,, und dürfte durch die Nachhaltigkeit des Erfolg seine Mühe belohnt werden. , H n.
ga o er .
— —
m O erna u fe wird morgen, Freitag, Der Barbier von Sevilla“, mit den Damen Hansa, von Scheele⸗Muäller und den Herren Nos, Hahich, Stock, Helgers, Krasa und Lücke besetzt, gegeben. Musikalischer Leiter ist Br. Karl Besl. Anfang 74 Uhr.
Im Schauspielhause wird morgen „Peer Gynt“ in be⸗ kannter Besetzung wiederholt. Anfang 65 Uhr.
Auf Anregung des Jugendamts Groß Berlin wird das Märkische Wandertheater im Laufe der nächsten Wochen vor Schülern mehrere Klassikerauf führungen venanstalten.
Ma unigfaltiges.
Die Auswüchse des ,, und teilweise auch des privaten gesellschaftlichen Lebens und die über— handnehmenden Lustbarkeiten, die in so schreiendem Mißver⸗ hältnis zu der Not und dem Ernst der Zeit stehen, haben in ernstgerichteten Kreisen in wachsendem Maße Unwillen hervor⸗ gerufen und das Verlangen nach einer Abstellung dieser Miß⸗ stände rege werden lassen. Insbesondere hat dieser Tage der Vorsitzende des Deutschen Roten Kreuzes in einem an den Herrn Reichspräsidenten gerichteten Schreiben auf die den Ernst unserer Lage verkennende Lebensführung, besonders der besitzenden Klassen, hingewiesen, die im Gegensatz zu dem Leben anderer Mitbürger in denselben Mauern, die durch Hunger und Kälte zugrunde gehen, stehe, und hei dem zu starken Verbrauch an . und Luxusmiiteln verhängnisvolle eln für unser Wirtschaftsleben zeitigen müsse; er hat im
amen des Deutschen Roten Kreuzes die dringende Bitte ge⸗ äußert, daß die Regierung dem Treiben gewissenloser Kreise unseres Volkes Einhalt gebiete. Wie dem Roten Kreuz darauf⸗ hin mitgeteilt wurde, hat sich der Herr Reichspräsident bereits am 16. Februar an den Reichskanzler mit der Bitte gewandt, bei den Regierungen des Reichs und der Länder nach drücklich dahin zu wirken, daß mehr, als es bisher geschehen ist, im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten die sen Aus wüch fen entgegengetreten werde; in diesem Schreiben des Herrn Reichspräsibenten heißt es:
Läarmende Genußsucht und sittenloses Vergnügungstreiben machen sich vielfach rücksichtslos und aufdringlich in aller Oeffentlich- keit breit, in einer Zeit, da allenthalben Not an uns herandrängt und leine Hilfe genügt, um das Elend zu bewältigen. Auch die Ver⸗ anstaltungen gutgemeinter Wohltätigkeit nehmen manchmal einen Charakter an, der mehr die Genußsucht gewisser Kreise als menschenfreundliche Zwecke erkennen läßt; die Wehltätigkelt bedarf nicht des glänzenden Festgewandes der lauten e li keit in diesen Tagen der ernsten Sorge; wer in brüderlicher Ge—⸗ sinnung geben will und wer fremder Not helfen kann, gebe im stillen. Die eigene Würde und die Würde Deutschlands verlangen, daß jeder, der sich mit dem Schicksal seines Volks verbunden fühlt, sich heute mehr denn je fernbält von lärmender Genußsucht und daß, oweit nicht die eigene Einsicht sich durchsetzt, die zuständigen Be— hörden solchen Auswüchsen mit den gesetzlichen Mitteln entgegentreten.“
Der Reichskanzler hat sich 3 bereits mit den Landesregierungen wegen der zu ergreifenden Maßnahmen in Verbindung gesetzt.
Der Berliner Fremdenverkehr erreichte im Februar nach dem amtlichen Ausweis, nur 105 673 Gäste gegen 113000 im Januar, ein Rückgang, der sich einfach durch die Kürze des Februars erklärt. Bemerkenswert ist am Auslandsbesuch, der eine aufsteigende Linie zeigt, zweierlei. Nach den Fesistellungen der „Zentralstelle für den Fremdenderkehr Groß Berlins“ ist erstens der Anteil der vormals feindlichen Staaten am Besuch Berlins im Wachsen und zweitens läßt die Fremdenstatistik erheblich zunehmende Handelsbeziehungen
es für w Arbeiterkammer
Gest erben
zu den skandinavischen Staaten und zu Holland erkennen. An Stelle erscheint natürlich wieder Desterreich mit 1337 Gästen, schon an zweiter steht Schweden mit 1192, dann Dänemark mit Holland mit 990, Norwegen mit 474. Besucher aus England 481, aus Frankreich 421, aus Amerika 384, aus Belgien 264 Italien und sogar Australien erscheint wieder mit 131 Rußland ist mit 1006 Ankömmlingen vertreten, Polen mit So Balkanstaaten mit 313. Ungarn mit 281, die Tm kei mit Spanien mit 87, Portugal mit 37.
Die Mitglieder des Schillertheaterg veranst am kommenden Sonnabend in den Gesamtrãumen des Schillerih Charlottenburg jum Besten ihrer Wohlfahrtseinrichtungen Wohltätigkeitsfest, das durch eine eigene, für den Zwel Alfred Braun verfaßte Posse eingeleitet wird. An diese Pr auffũhrung schließt sich ein , n, . für den h ragende Gesangskräfte ihre Mitwirkung zugesichert haben. Schluß bildet ein Bunter Teil. Die Tombelna bringt Hauptgewinn einen von der Deutschen Luftreederei stifteten Rundflug für zwei Personen. Der Beginn Festes ist 103 Uhr. Eintrittskarten sind im Schillertheater um e KHeriheim erhsttich.
In der Reihe der ven der Gesellschaft für Voh bildung veranstalteten Vorträge spricht morgen, Abends 7 der Profsessor Dr. Ed. Spranger im großen Hörsaal Kunstgewerbemuseunms über den Untergang Abendlandes“. — Am 8. März (74 Uhr) hält dort Fri E. Kottmann einen mit Lichtbildern nach eigenen Aufna ausgestatteten Vortrag über den Schwarzwald. ö.
Hirschberg, 2. . (W. T. B). Die nahe an Grenje liegende und in Touristenkreisen wohl bekannte Waossel Baude ist, wie der Bote aus dem Riesengebirgen meldet,. tschechischem Militär besetzt und für den Fremd verkehr gesperrt worden. Das Tschechische Bodenam Prag hat den Pachtvertrag des Grafen Harrach mit dem deu Pächter der Baude Endler kassiert. Dieser hatte sich jedoch gewe die Baude zu verlassen. Daraufhin ist ihm nun die Fortführum Baudenbetriebs unterbunden worden. ö
Hamburg, 2. März. (W. T. B.). Im Hamburger & schiffshafen löscht der en glische Handelsdampfer Orat Rider. eine Maisladung. Am Heck steht ein 19,5 em-Gesch dessen Mündung auf die Stadt gerichtet ist. Die der dritte Fall eines bewaffneten Handelsschiffes, wie solche anderen Häfen schon verschiedentlich gemeldet worden sind. 3
Saatgemünd, 2. März. (W. T. B.). Vergangene ereignete sich infolge schlagender Wetter in einem Schack Einsturz. Man zog aus den Trümmern die Leichen von Bergarbeitern hervor. Die Aufräumungsarbeiten wurden gonnen.
Triest, 1. Mär. (68. T. B) Zm aufe zins vat
tischen Protestkundgebung wegen der Vorfälle in gaticor (2), wo Südslawen italienische Fahnen zerrissen hatten,
die Nachricht ein, daß aus Pola heim kehrende Triesti
Lastwagen beschofsen worden waren. Auf diese Nachricht wandte sich die erbitterte . gegen ein Gebäude, in Südslawen und Sozialisien sich befanden, die von der Polizei . kräftig geschützt wurden. Indessen gelang es den Teilnehm
an der, Kundgebung, in die
zu stecken. — Nach einer Meldung des „ Giornale d'Italia“ haben Sozialisten , um . Vergeltung zu üben, die Bauten von e Marco in Brand gesteckt. Ein Angestellter wurde getötet. Zahlreiche Personen wurden verhaftet.
Aœeronautisches Oßbservatorin m. Lindenberg, Kr. Beeskow. 2. März 1921. — Drachenaufstieg von ot a bis Sz a.
Relative Wind Sechõhe git een n, der r e a0. . 3 oben unten 8. Richtung . 120 17549 36 8 Seg 1— 6 h r , 1160 . S . Abd 869 — 2 8 BBG 3500 493 — 8,3 42 SWW 11 4500 432 —146 40 SWzW 13 4930 410 —17,3 38 SWz W Il
Bedeckt. — Sicht: 3 km.
ortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten . und Zweiten Beilage.)
—
Theater. . Opernhaus. nter den Linden) Freitag: 5s. D
bezugevorstellung. Der Barbier von Sevilla. Anfang 76 n
Sonnabend: BohEme. Anfang ??7 Uhr.
dee , . (Am Gendarmenmarkt) Freitag: Ku reservesciz 15
Peer Gynt. Anfang 64 Uhr. Sonnabend: König Richard der Dritte. Anfang 7 Uhr
Samiliennachrichten.
r. Geh. Archivrat, a. o. Professor Dr. Pri (Wernigerode). — Hr. Alfred Kreutz, Direktor der Land schaftlichen Hauptgenossenschaft (Woischwitz, Kr. Breslau),
Verantwertlicher Schriftleiter: Direklor Dr. Tyrol. Charlotte 6
Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschäf echnungsra Mengering in Berlin.
Verlag der Geschäftsstelle (Mengering) in Berlin.
Druck ber Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagganstal ö
Berlin Wilhelmstr. 32. Fünf Beilagen leinschließlich Börsenbeilage]
und Erste, Zweite, Dritte, Vierte und Fünfte entral⸗Handelsregister⸗Beilage ö
sowie die Inhalt zangabe Nr. S zu Nr. d des pffentlichem Anzeigers.
.
Arbeits kamm einzudringen und sie, wie gestern bereits gemeldet, in Bre
für die Einäscherung des Gebäudes
un Deutschen Reichs
er. 52.
- . 2 . e e, e.
Nichtamtliches. sortsetzung aus dem Haupiblatt.) ;
Deutscher Reichstag. TX. Sitzung vom 1. März 1921. Nachtrag. 1 Die Rede, die bei Fortsetzung der Beratung über den Sonderhaushalt des Reichsfingnzm inisteriums in Erwiderung auf die n, mn, der Abgeordneten Keil (Soz.) 1d Dr. Helfferich (D. Nat.) der Reichsminister der Finanzer Dr. Wir kh gehalten hat, hatte folgenden Wortlaut:
nicht die Absicht gehabt, mir eine Freude zu bereiten. Heute hat er
les aber unfteiwillig getan, indem er nämlich soeben sagte: der Herr
Finanzministet wird auch Ihnen — nämlich zur Linken — gegenüber seinen Mann stellen. (Surufe von den Soz.: Er sagte: Ihren Mann stellen'. — Große Heiterkeit) Ich fteue mich für die An. kennung, bin allerdings bisher in die Lage versetzt worden, wiederholt scharf nach rechts Stellung nehmen zu müssen. Ich erinnere nur en die Erledigung der Notopfernovelle vor Weihnachten, wo sich zum Schluß das ergötzliche Schauspiel ergeben hat, daß bei der Ab⸗ ehnung nur die Herren von rechts und die äußerste Linke dabei gewesen sind. (Heiterkeit) . ö Der Herr Abgeordnete Dr. Helfferich wird es mir nachfühlen, wenn ich nach den Erfahrungen, die ich habe machen müssen, mit zußerster Vorsicht mich zu jedem der Einzelfälle äußere, die heute hier Hegenstand der Aussprache gewesen sind. Worauf sich diese Vorsicht
Fündet, will ich Ihnen aber gleich des Näheren an wenigen Bei—
dielen zeigen. Ich meine auch, meine Damen und Herren, daß alle die Fragen, die heute angeregt worden sind, daß auch die Nach= brüfung des Verhaltens unserer Sachderständigen — ich meine in Brüssel; der Nachdruck liegt auf Sachverstäͤndigen! — nicht Gegen⸗ and von Plenarsitzungen sein sollte, daß diese Dinge nur abschließend
beurteilt werden können, wenn man in die letzten Einzelheiten in
Ausschußberatungen hineinsteigt. Ich werde aber das, was gegen die Beamten meines Ressorts gesagt worden ist, hier zum Gegenstand iner vorläufigen Besprechung machen. . Ich fagte schon: alle die Fragen, sei es der Fall Erzberger, sei s die Frage Stinnes, sei es irgendeine andere Frage, oder sei es or die Frage des Herrn Abgeordneten van den Kerkhoff, werden von nir nur mit äußerster Zurückhaltung beantwortet werden können. Und barum? — Die Herren von rechts kehren natürlich bei allen diesen
Dingen den Stiel gern um. (Sehr richtig! bei den Soz., und Ü. S)
Insbesondere sind sie dann geneigt, denjenigen, der gzrade unglück=
icherweise — darf ich sagen — hier an diesem Platze steht als Finanz ˖ inister, rasch in eine schiefe Lage bringen zu wollen. Wie weit das ht, meine Damen und Herren, will ich Ihnen an einem Artikel er „Kreuz-⸗Zeitung“, den ich jetzt in Zukunft mit mir führe, zeigen. Heiterkeit) Die Zeitung, die jetzt ihre Devise — ich will es mit ren nennen — wieder in die alte Devise umgewandelt hat, serdiert m 5. Februar dem Finanzminister des Reiches folgendes, was ich börtlich anführe: . . Doch auch van den Kerkhoff selbst ist der Meinung, daß die
Unauffindkarkeit der Papiere (in seinen Prozeßfachen) kein Zufall ist
hört, hört! bei den Sozialdemokraten und U. Soz) Er — van den Kerkhoff — scheint anzunehmen, daß die Akten versteckt oder, wie Herr Dr. Wirth annimmt, gestohlen worden sind, um den ganzen Fall van den Kerkhoff erst möclich zu machen Erneute Rufe: Hört, hört) 261 ; Ran muß sich das einmal vor Augen führen; aber es kommt noch sl dicker: . . 4 Solcher Verdacht liegt allerdings nicht ganz fern für den, der den Verhandlungen des Hauptausschusses beigewohnt hat und sich io persönlich ein Bild machen konnte von dem, was es mit dieser aanzen, schönen Sache auf sich hat. . zurufe: Wer hakt das geschrieben?) , Meine Herren! Sie sehen ganz deutlich, jetzt kehren die draußen henden Macher, hon denen einer zweifellos den Ausschußherhand⸗ gen beigemohnt hat, den Stiel um und hehaupten, daß die Akten tfernt worden sind, um den Deutschnationalen eins an zuhängen. rreate Rufe von den Sozialdemokraten Hört, hört! Gipfel der ichamlosigkeit ) ö 1 Als ich das las, meine Herren, habe ich mir gesagt: Selhst= rständlich in allen diesen Dingen, insbesondere, wem man das menvolle Amt des Finanzministers bekleiden muß, äußerste Vorsicht ch weiß, daß die Herren von rechks den derzeitigen Finanzminister itunter etwas sehr gering einschätzen. Es bat jeder seine Fehler d macht jeder seine Fehler, aber so töricht bin ich denn doch nicht, e ich zurzeit von Korrespondenzen hingestellt werde, aus denen die en nahestehenden Zeitungen die Informationen schöpfen. Ich be— uere, daß auch die Tägliche Rundschau“ teilweise aus so schmutzigen ellen ihre Informationen gesammelt hat. (urufe von den Sonial⸗= mokraten: Alles ein Kaliber) Wenn die „Deutsche Zeitung“, die eutsche Tageszeitung“ und andere Blätter sich nicht enthalten nnen, alles ganz kritiklos aufzunehmen, so könnte man immerhin einer geitung, die der Regierung nicht so acnz fern steht, an= hmen, daß sie etwas vorsichtiger wäre. Meine Herren, ich sage, ich ö deshalb vorsichtig, weil nun auch im Falle Erzberger der Stiel igekebrt werden soll. Ich zitiere jetzs aus der Täglichen Mund ⸗ au“, um das Vorgehen dieses Blattes noch etwas zu charakterisieren. wird mir z. B. nachgesagt: 5 . . Auf die Veranlasfung des Herrn De. Wirth ist wohl das für Derrn Griberger außerordentlich belastende Gutachten des ersten Beacheiters der Grzbergerschen Steuerangelegenheit einfach über ⸗
J BPangen worden, und man het einen zweiten Gutachter mit der
Bearbeitung beauftragt, der ausgerechnet für Herrn Erzberger Un⸗ kenntniß der Gesetze in Anspruch achm und beshalb das Verfahren instellen wollte, wogeger bern erste Gutachter in der schärfsten Form
anzen
Meine Damen und Herren. Der Herr Abgeordnete Dr. Helfferich hat, seittem ich die Ehre habe, dieses Amt zu fuhren, bisher woh!
Auch der Herr Abgeordnete Helfferich ist hier nicht freizusprechen
und vom Finanzamt Vohwinkel hierherkommen lassen und mit ihnen
bei der mündlichen Verhandlung eingehend gefragt, ob er seine da⸗
klärung ist mir als erster Bericht vor wenigen Tagen auf den Tisch
Er ste Beilage
Berlin, Donnerstag, den 3. März
Meine Damen und Herren, sie sehen an zwei Fällen, wie jetzt —
das ist Taktik — wie der Reichsfinanzminister kompromitiert werden soll, um damit andere Spuren zu verwischen. Ich gehe aber den Herren nicht ins Garn. Sie mögen mich sehr gering einschätzen,
so töricht, wie die Herren mich draußen hinstellen, bin ich nicht.
Ich darf wohl sagen, daß ich mich in Sachen des Herrn Erzberger
streng gehũtet habe, auch nur in etwa in den Gang des Verfahrens einzugreifen. Es wird von mir eine Erklärung veröffentlicht werden, die ich hier kurz skizziere:
Die Unterstellung, daß auf Veranlassung des Reichsfinanz⸗ minister das für Erzberger außerorbentlich belastende Gutachten des ersten Bearbeiters einfach übergangen und ein zweiter Gut achter mit der Bearbeitung beauftragt worden ist, widerspricht den Tatsachen. Der sonst mit den Steueraklen Erzbergers so vertraute Urheber dieser Nachrichten müßte wissen, daß es sich bei dem angeblichen Gutachten um dienstlich- Berichte des Leiters des Finanzamts, des Abteilungsleiters für direkte Steuern beim Tandesfinanzamt und des Präsidenten des Landesfinanzamts an das
. preußische Finanzministerium handelt, welches eine Unter suchung in der Steuererklärung Erzbergers zur preußischen Einkommen steuer angeordnet hatte. Da damaligen Stadium mit der Verfolgung der Angelegenheit äber=
eine Dienststelle angewiesen oder beeinflußt, einen Bericht, wie Herr Bülck behauptet, zu übergehen. Ich habe mich streng gehütet, auch nur in eiwa in diese schwebenden Angelegenheiten einzugreifen. Aber meine Damen und Herren, je sorgfältiger der Finanz= minister des Reiches sich in all diesen Fragen benimmt und je zurück⸗ haltender er alle diese Fragen beantwortet, um so heftiger werden die Angriffe von rechts, so daß eines der Blätter von rechts sich nicht entblödete, eine große Aufmachung zu machen. Fall van den Keckhoff oder Fall Wirth? Eachen und Zuruf links: Schamlosh) Sie können daran sehen, wie die Taktik geübt wird. Ich will ger nicht vorlesen, was die ‚Deutsche Tageszeitung“ und andere Blätter von dem Erzbergerischen Herz des Herrn Wirth sprechen.
(hört, hört, von dieser Art der Tätigkeit, und ich darf nur auf seine berüchtigte Münchener Rede himweisen (sehr gut! bei den Sozial⸗ demokraten), die erst den Anlaß gegeben hat, diese Frage vom politi= schen Gesichtspunkte aus (Zuruf des Abg. Dr. Helfferich. Das ist schr interessant! — sehr interessant, ich wiederhole aber den Satz — die erst den Anlaß geboten hat, diese Frage politisch zu würdigen. Sie haben den Anlaß dazu Cegeben, und weil Sie jetzt, wenn ich das KRitiere, darauf hereinfallen, will ich den Satz Ihrer Münchener Rebe dem Haus zur Beurteilung vorlegen. Der Herr Abgeordneie Dr. Helfferich hat in seiner Münchener Rede gesagt: Früher galt über allen Zweifel erhabene Integrität; heute: — Erz-
berger, (sehr richtig! bei den Deutschnationalen)
der in Deutschlemds schwerster Zeit Reichsminister sein komte und
durfte. Wenn das oben so aussieht, kann man sich da wundern,
daß das Uebel der Korruption auch nach unten wirkte und wirkt? Sehr richtig! rechts.)
Mit Pech und Schwefel müssen die Korruptionserscheinungen am
deutschen Beamtenkörper ctzgemerzt werden, wenn anders Deutsch⸗
land daran nicht vollends zugrunde gehen soll. Früher wachten
die Kaiser und Könige über die Integrität ihrer Beamten (sehr richtig! rechts),
die deutsche Republik möge sich an dieser Traditian ein Beispiel
nehmen . (bravol bei den Deutschnationalen),
bis sie wieder durch die Monarchie abgelöst ist
(CLebhafte Rufe bei den Deutschnationalen: Brcwo! — Rufe links: Pfui) — Sie (zu den Deuischnationalen) rufen „bravo! Dem⸗ gegenüber habe ich mir erlaubt, aus dem Bericht des Finanzamtes Vohwinkel vorzulesen, daß gerade die Kriegszeit unter dem alten System / die Quelle der Korruption gewesen ist. (Lebhafte Zustimmung links.) Das ist Ihnen natürlich sehr unangenehm, aber das haben Sie selbst provoziert. Ich übergehe weiteres; wir werden im Aus- schuß Gelegenheit haben, auf all die Einzelheiten einzugehen. .
Die Erklärung, die der Herr Abgeordnete Dr. Helfferich im Namen seiner Fraktion verlesen hat, ist mir sehr erwünscht. Er hat gefragt, was in Sachen van den Kerkhoff inzwischen geschehen ist. Ich habe die beiden in Betracht kommenden Beamten aus Düsseldorf
zunächst die ganze Angelegenheit durchgesprochen, um ein Bild über die tatsächlich Lage zu bekommen. Ich habe die Beamten auf gefordert, Bericht einzusenden, und ebenso habe ich den Regierungsrat Kauffmann aufgefordert, ebenfalls für sich᷑ eine schriftliche Darlegung der an ihn gestellten Fragen einzureichen. Ich habe ihn insbesondere
malige Erklärung irgendwie beeinflußt don außen abgegeben hat, also die Erklärung, die, wie Sie wissen, auch nach den Ausführungen des Herrn Abgeordneten Helfferich weit über bie Erklärung, wie sie borher im Landesfinanzamt vereinbart war, hinausgegangen ist. Diese Er⸗
gelegt. worden. Sie ist in Vohwinkel datiert am 12. Februar, ist mir also erst gegen Ende des Monats zugegangen. Ich bin bereit, diese Erklärung schon hier zur Verlesung zu bringen. Danach erklärt der Regierungsrat Kauffmann, und zwar auf mein Verlangen:
In dem Verfahren wegen Steuerhinterziehung gegen den Direktor van den Kerkhoff in Velbert bin ich, wie ich auf Ver= langen des Herrn Reichsministers der Finanzen erkläre, bei der Abfassung der von van den Kerkhoff veröffentlichten Ehrenerklärung weder von Herrn van den Kerkhoff noch von irgendeiner anderen Seite beeinflußt worden. —
(Hört, hört! bei den Deutschnationalen) Ich war auf Grund der stattgehabten Ermittelungen und der per- sönlichen Eindrücke zu der festen Ueberzeugung gelangt, daß eine Steuerhinterziehung nicht nur nicht erweisbar war, sondern iat ⸗ sächlich nicht vorlag
Reichsfinanzministerium war in dem
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?, J 22
anzeiger und Preußischen Staatsanzeiger
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Vom formaljuristischen Standpunkt, der die persönlichen Eindrücke
nicht gelten läßt, wäre es richtig gewesen, wenn in diesem Fall
die innere Ueberzeugung nicht zum Ausdruck gelangt und statt dessen
mehr die Unerweislichkeit der Steuerhinterziehung betont worden
wäre. Kauffmann, Regierungsrat. (Hört, hört! links.)
Sie sehen also, daß ich diese Sache nicht etwa auf sich beruhen ließ, sondern daß ich diese Beamten kommen ließ. Ich warte nun den weiteren Bericht ab. (Zuruf von den Deutschnatio nalen: Ist das eine gefälschte Ehrenerklärung?! Ich weiß nicht, meine Herren, was das mit einer gefälschten Ehrenerklärung zu tun hat. (Zurufe von den Deutschnationalen Warten Sie doch ab, bis ich fertig bin. (Andauernde Zurufe von den Deutschnationalen) Ich bin ja noch gar nicht so weit, reden Sie doch nicht wie der kluge Hans“, der alles schon vorher weiß. Lassen Sie mich ruhig weitersprechen. Was ich zu tun habe, mache ich freiwillig und brauche von Ihnen von rechts nicht dazu genötigt werden. — Ich hebe zunächst die Pflicht gehabt, diese Erklärung des Regierungsrats Kauffmann zu Ihrer Kenntnis zu bringen. Das bin ich dem Beamten schuldig, und ich darf ruhig sagen, daß ich im Laufe der Verhandlung und auch durch diese Erklärung nicht zu der Auffassung gelangen kann, daß es sich
r, ,. . ng. Ang ꝛ um eine gefälschte Ehrenerklärung handeln kann. Der Beamte heat haupt nicht befaßt, und ich habe weder direkt noch indirekt irgendwie ᷣ ö j . ;
nach der heute vorliegenden Erklärung seiner Ueberzeugung Ausdru gegeben. Er sagt allerdings heute selbst, daß er — um das noch einmal zu wiederholen — vom formal ⸗juristischen Standpunkt aus vielleicht besser getan hätte, diese Erklärung anders zu faffen. Ich will es aber wörtlich zitieren:
Es wäre richtiger gewesen, wenn in diesem Falle die innere leberzeugung nicht zum Ausdruck gelangt und statt dessen mehr die Unerweislichkeit der Steuerhinterziehung betont worden wäre.
(Lachen und Zurufe rechts) Ich weiß gar nicht, warum Se lachen. (Erneutes Lachen und Zurufe rechts) Es kann also dem Herrn Regierungsrat Kauffmann der Vorwurf der Fälschung nicht gemacht werden. Diesen Vorwurf muß ich also zurüͤckweisen. (Hört, hört rechts. — Abg. Dr. Levi: Nur persönliche Eindrücke; wir wissen die zu würdigen)
Meine Damen und Herren, nun haben sich die Betrachtungen in zweiter Linie auf die Angelegenheit des Herrn Erzberger erstreckt Ich habe vorhin schon betont, ich würde es wie bisher auch in Zukunft so halten, daß Angelegenheiten, die das Reichsf nanz= ministerium nicht berühren, vom Reichsfinanzministerium auch in keiner Weise beeinflußt werden. Der Geschäftsorbnungsausschuß, der demnächst tagen wird, hat aber Gelegenheit, von dem Reichsminister der Finanzen Auskunft über den gegenwärtigen Stand der Angelegen⸗ heit Erzberger zu verlangen. Ich stehe für diesen Fall mit meiner Auskunft bereit, und ich werde das im Fall Erzberger tun, was bie Herren von der dentschnationalen Fraktion im Fall van den Kerkhoff derlangt haben, nämlich restlose Aufklärung über den gegenwärtigen Stand der Angelegenheit geben. (Zuruf von den Sozialdemokraten: Warum nicht hier?ꝛ ? Warum nicht hier? Erstens will ich Ihnen aufrichtig sagen, daß ich diese Erklärungen über den gegenwärtigen Stand der Angelegenheit Erzberger selbstverständlich nur abgebe. wenn ich dazu vom Hause aufgefordert werde. Zweitens ist es meiner Meinung nach besser, Auskunft über die Frage Erzberger in ihrer ganzen Toialitat nach sorgfältigen nochmaligem Ueberblick über die Akten im Ausschuß zu geben. Das halte ich für besser, als Ihnen heute eine eingehende Rede über die Angelegenheit Erzberger zu halten. Ich glaube, daß jeder, der die Sache objektiv prüft, mir zustimmen wird, wenn ich sage, es würde voreilig sein, da am nächsten Donners lag, wie ich höre, der Ausschuß die Aegelegenheit Erzberger behandelt, wenn ich hier auf Drängen irgendeiner Seite Ihnen heute schon einen eingehenden Bericht über die Angelegenheit Erzberge— geben wollte. Sie haben ja nach einigen Tagen, wenn die Frage der Aufhebung der Immunität des Herrn Erzberger hier zur Sprache kommt, Gelegenheit, die Angelegenheit ausführlich zu besprechen. Wir würden also nur eine doppelte Debatte über den Fall Er berger führen, wenn ich heute schon die Auskunft geben würde. Ich muß das also unterlassen und auf die nächste Zeit verschieben.
Ich komme zu den Ausführungen des Herrn Abgeordneten Keil, und zwar zunächst zu den Ausführungen, die er über die Brüsseler Vorgänge gemacht hat. Ich weiß nicht, was Anlaß dazu geboten hat, den Herrn Staatssekretär Schroeder in so scharfer Form an⸗ zugreifen. Der Herr Staatssekretär Schroeder befindet sich heute in London. Er hat in Brüssel wie anderswo sehr bittere Stunden mitgemacht, und ich bin ihm auch im Namen der Regierung dankbar dafür, daß er diese bittere Zeit auf sich genommen hat. Es geht also nicht an, ihm etwa vorzuwerfen, deß er sich in Brässel würdelos be- nommen habe. Den Eindruck habe ich bisher von keiner Seite er⸗ halten können. Das geht auch schon daraus hervor, daß die Reichs⸗ regierung ihn mit anderen Staatssekretären für würdig befunden hat, nach London zu gehen. Der Angriff gegen Herrn Staatssekretär Schroeder, als ob er sich würdelos benommen habe, ist also sachlich durchaus ungerechtfertigt, und ich muß ihn auf das schärfste zurück⸗ weisen. (Wiederholte Zurufe von den Deutschnationalen — Haben Sie doch Geduld! Ich behandele einen Fall nach dem andern, genau so, wie Sie es auch machen. —
Ich glaube, es ist auch nicht richtig, zu behaupten, daß er zur Vertretung deutscher Interessen ungeeignet ist. Auch das schießt über das Ziel, das sich irgendjemand politisch stellen kann, weit hinaus. (Guruf von Len Deutschnationalen: Geht über alles erlaubte und erhörte Maß hinaus) — Das kommt noch. Haben Sie doch nur Geduld! Zunächst ist das Ziel ins Auge zu fessen. — (Erneute Zurufe von den Deutschnationalen. — Gegenrufe vem Zentrum) — Es ist merkwürdig, daß die Herren von rechts mich bei der Abwehr von Angriffen gegen einzelne Beamte stets korrigieren zu müssen glauben. Das ist durchaus unnötig! Wenn es gegen die Ehre anderer geht, wie Sie heute aus den der Rechten nahestehenden Zeitungen ersehen haben, dann haben Sie (zu den Deutsch nationalen) nicht einmal ein Zucken mit den Augenwimpern übrig. (Zustimmung bei ben Sozialdemokraten.) Da ist Ihnen die Ehre eines M menschen gleichgültig. (Sehr wahr! bei den Sozialdem. Ynten und