1921 / 131 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 08 Jun 1921 18:00:01 GMT) scan diff

. * —— K . 8 w 83 ö /

3 366

sei vollständig unterbrbchen.

Rücksicht auf die Kommunen muß in diesem Programm mitenthalten sein. (Sehr richtig) Opfer werden von allen Kreisen und Schichten gebracht werden müssen. Das Wirtschaftsleben steht mit den Finanzen in engster Beziehung, und zur Durchführung der großen Aufgaben des Ultimatums wird unser Wirtschaftsleben einer besonderen Umstellung bedürfen. Wir haben ja in den letzten 6 bis 7 Jahren, insbesondere im Kriege, mehrfach solche Umstellungen erlebt. Ich glauhe sagen zu dürfen, daß streng genommen das ganze Volk die großen Opfer bringen muß, und ich stimme dem Reichskanzler durchaus zu, wenn er sagte, er erblicke seine Aufgabe darin, zu verhindern, daß neben dem Kriegs gewinnler und dem Revolulionsgewinnler auch der Reparations⸗ gewinnler auftauche. Wer es ehrlich meint mit dem deutschen Volk, wird hier den Prüfstein dafür finden, ob gewisse Kreise des Wirt— schaftslebens ehrlich gewillt sind, sich praktisch auf die neuen Not⸗ wendigkeiten unseres Wirtschaftslebens einzustellen. Leider kann man das von den vergangenen Jahren nicht sagen. Weite Kreise, die am ehesten dazu berufen gewesen wären, haben es an gutem Willen fehlen lassen, und wenn man mit offenen Augen und Ohren durch die Welt geht, so findet man, daß vielfach die Ablehnung des Ultimatums in olchen Kreisen am stärksten vertreten wird, wo sich der Luxus am stärksten zeigt, die das wenigste von ihren Gewohnheiten preis gegeben haben und nun am meisten schimpfen über das, was jetzt ei r t werden muß. Es ist eine sehr dankbare, wertvolle und un— edingt notwendige Aufgabe der Parteien, die solchen Einfluß aus⸗ üben können, diesen aufzubieten, damit wirklich der ehrliche gute Wille Platz greift. Es genügt nicht allein, Sparsamkeit zu predigen, sie muß auch praktisch betätigt werden. Auch wir müssen das Finanz⸗ ministerium auf diesem Gebiet unterstützen. Wenn die Veranlagung ur Einkommensteuer rechtzeitig erfolgt wäre, so wären auch bessere ö erzielt worden. Wenn neue Steuerquellen erschlossen werden, dann müssen auch die vorhandenen Verwaltungsorgane in der Lage sein, sich in den Dienst der neuen Steuern zu stellen. Zu den Fragen der Volkswohlfahrt und Kultur stehe ich auf dem Standpunkt, daß hier keine außergewöhnliche Sparsamkeit getrieben werden darf, denn was hier gespart wird, rächt sich auf der anderen Seite. Abstriche auf dem Gebiet der Wohlfahrtspflege wären das Allerverkehrteste. Außer der körperlichen Ernährung zur Gesundung des deutschen Volkes muß auch die geistige und sittliche Ertüchtigung gefördert werden, die Ausgaben auf sittlichem und religiösem Gebiet dürfen nicht unter der Sparsamkeitsnotwendigkeit leiden. Zur Regierungs—⸗ bildung betone ich dem Appell des Vorredners gegenüber, daß unsere Partei sich zu keiner Zeit von dem Gedanken hat tragen lassen, in der Regierung ausschlaggebend zu sein. Der Zentrumspartei fehlt es nicht an gutem Willen, wir sind sogar soweit gegangen, selbst starke Angriffe und Unterstellungen gegen einzelne Personen und die Partei als solche bona fide n behandeln, was wir auf Ihrer Seite (zu den Sozialdemokraten) sehr vermissen. Eg ist nicht richtig, daß die Zentrumspartei den Anschluß an die Rechte erreichen will. Nein, wir sind der Ueberzeugung, daß der sozialdemokrgtischen Partei, wenn sie gewillt ist, praktisch an der Regierung mitzuarbeiten, diese Möglich- keit nicht abgeschnitten werden darf. Der scharfe politische Kampf wäre nicht nötig, wenn wir uns alle auf die Tagesnotwendigkeiten einstellen würden. (Beifall im Zentrum.)

(Fortsetzung des Parlamentsberichts in der Ersten Beilage.)

Statistik und Volkswirtschaft.

Arbeitsstreitigkeiten.

Einer von W. T. B.“ wiedergegebenen Reutermeldung aus London zusolge, beschloß der Vollzugsausschuß der Bergarbeiter eine Vertreterversammlung des Bergarbeiter⸗ bundes auf den 10. Juni einzuberufen und eine Abstim mung der Mitglieder über die TVorschläge der Grubenbesitzer zu empfehlen.

Wie „W. T. B.“ erfährt, befinden sich die Telegraphen⸗ beamten und⸗hilfsarbeiter in Ftalien im allge⸗ meinen Ausstan de. Der telegraphische Verkehr mit Italien

Theater und Musik.

Im Opernhbause wird morgen, Donnerstag, „Palestrina“, mit den Damen Heckmann⸗Bettendorf, Marherr⸗Wagner, Branzell, Hansa, Escher, Mancke und den Herren Mann, Armster, Schützendorf, Habich, Henke, Helgers, Krasa, Nos, Düttbernd, Ziegler, Lücke, Sommer, Stock, Pusch, Zador, van de Sande und Bachmann jr. besetzt, gegeben. Dirigent ist Dr. Fritz Stiedry. Anfang 6 Uhr.

Im Schauspielhause wird morgen „Peer Gynt“ mit Gustav May in der Titelrolle aufgeführt. Anfang 64 Uhr.

Im Deutschen Opernhause sind die Vorbereitungen für den letzten Abend der Nibelungentrilogie, „Götterdämmerung“, soweit vorgeschritten, daß die Erstaufführung für Freitag, den 17. Juni, an⸗ esetzt werden konnte. Die musikalische Leitung hat Eduard Mörike. . Beginn der Vorstellung ist auf 5 Uhr festgesetzt.

An Stelle des vor einigen Tagen aus dem Leben geschiedenen Harry Walden wird in der am 16. d. M. im Deutschen Künstlertheater stattfindenden Erstaufführung (.Das Ge⸗ ständnis ) Albert Basssermann die Hauptrolle spielen. Neben ihm wirken Arnold Korff, Hanna Ralph und Hilde Falk mit.

Handel und Gewerbe.

In der gestrigen Sitzung des Aufsichtsrats der Dresdner Bank wurde die Bilanz für 1920 vorgelegt. Der Rohgewinn beträgt, wie W. T. B.“ mitteilt, einschl. 1 738 108 Vortrag aus dem Vorjahre 423 495 091 (im Vorjahre 136 00 231) 416. Nach Abzug von 238 431 104 (im Vorjahre 72 439 623) Handlungs⸗ unkosten und 40 837 861 (im Vorjahre 12 909 569) . Steuern ver⸗ bleibt ein Reingewinn von 144226 126 (im Vorjahre 50 658 039) 4. Der Gesamtumsatz guf einer Seite des Hauptbuchs stellte sich auf 1089,56 Milliarden Mark gegen 399,8 Milliarden Mark in 1919. Vom obigen Rohgewinn enffallen (1919 in Klammern) auf; Sorten und Zinsscheine 11 862 915 (2972 026) , Wechsel und Zinsen 230 199 18665 GI 061 4850) M, Provisionen, abzüglich ge⸗ zahlter Provisionen 175 124019 (48 227023) 4A, Er⸗ trägnisse aus dauernden Beteiligungen bei anderen Banken für 1919 3 527 456 ( 364 310) S6.. Die Bilanz für 1920 weist folgende Posten auf: Aktiva. Kasse einschließlich Guthaben bei Noten- und Abꝛechnungshanken, Sorten und Zinsscheine 665 017 849 (560 129 0435) , Wechsel und unverzinsliche Schatzanweisungen des Reichs und der Bundesstaaten 6767 937 224 (4390 865 sah) „M, Nostroguthaben bei ersten Banken und Bankiers S904 573 334 (775 789 367) M, Reports und Lombards gegen börsengängige Wert- papiere 235 061 336 (538 677 316) 4, Vorschüsse auf Waren und Warenverschiffungen 456 789 6690 (381 711 75h) A. Davon ge⸗ deckt 381 6516 935 M, verzinsliche Schatzanweisungen des Reichs und der Bundesstaaten 53 789 477 (44 154 138) S6. Dauernde Beteiligungen bei anderen Banken 77 211 035 (53 718 0563) z. Wertpapiere: Anleihen des Reichs und der Bundesstagten 11 918 267 (11345 136) 4K, sonstige Wertpapiere 109 287 124 (66 502 524) 4. Schuldner: a) durch börsengängige Wertpapiere gedeckt 995 968 475. 4, P) durch sonstige Sicherheiten gedeckt 675 770 oh „S, c) ungedeckt 1069 492 500 Ac, zusammen 2741 231 530 (1 868 926 3005. Mt. Konsortialbeteiligungen 71 577 149 (53 347 357) 4. Immokilien⸗ konto: Bankgebäude 61 585 415 (46 164 280) 4A. Immobilien konto: Verschiedene Grundstücke 4192324 (2830 245) t. Passiva. Aktienkapital 260 000 000 (260 0090 900) „, Rücklage A I O00 000 (51 000 0090) A, Rücklage B 29 000 0090 (29000 900) Mark. Talonsteuerrücklage 1 444 536 (944 536) 4A, Gläubiger⸗ 1 582 015 352 (8 126196 524) 1A, dayon Auslandsgut⸗ haben etwa 4100 Mill. Mark, Akzepte 198 928 259 (10 582 778) Mark. Der Gesamtbetrag der in den Gffekten und den Konsortial⸗ F ständen enthaltenen festverzinslichen Werte beläuft sich (außer den

etwa 73 Mill. Mark, die Zahl der bei der Bank geführten Konten auf 499 843 gegen 427 859 in 1919. Die Zahl der

Angestellten betrug am Jahresschlusse 12681 gegen 9810

im Jahre 1919. Der auf den 30. Juni d. J. einberufenen General⸗ versammlung soll vorgeschlagen werden: 30 Co0 000 4 dem Reserve⸗ fonds (Rücklage B) zu überweisen, 15 0090 000 4 auf Bankgebäude, 11140475 4 auf Mobilienkonto abzuschreiben, 3 000 900 M dem Eugen⸗Gutmann⸗ Fonds, 10 252 159 4 der dtuhege haltskasse zuzuführen, der dadurch auf die Höhe von 290 000 000 A gebracht wird, 500 000. für die Talonsteuer zurückzustellen und 125 vH zur Verteilung zu bringen. Nach Absetzung der statutenmäßigen Gewinnanteile sowie der Gratifikationen an die Beamten verbleiben alsdann 3 744 303 4K zum Vortrage auf neue Rechnung. In der gestrigen Sitzung des Aufsichtsrats wurde beschlossen, der zum 30. Juni einberufenen Generalversammlung eine Er⸗ höhung des Grundkapitals, die angesichts der Ent- wicklung 6. Geschäfte erforderlich erscheint, um 90 000 000 4 für das Jahr 1921 voll dividendenberechtigte Aktien vorzuschlagen. Den bisherigen Aktionären soll ein Bezugsrecht im Verhältnis von drei alten zu einer neuen Aktie zum Kurse von 1563 gewährt werden.

In der gestrigen außerordentlichen Hauptversammlung der Faconeisen Walzwerk S. Mann stae dt u. Cie. A⸗G. zu Troisdorf wurde die Erhöhung des Stammaktien kapitals von nom. 8 500 000 4A auf nom. 16500 000 A durch Ausgabe von 8000 Stück Inhaberaktien von je 1000 A Nennwert beschlossen, so daß das gesamte Aktienkapital einschließlich 1 590 000 Vorzugsaktien 18 000 600 4 beträgt. Die den alten Aftien völlig gleichberechtigten neuen Aktien nehmen vom 1. Januar 1921 an der Dividende teil und werden unter Ausschluß des gesetzlichen Bezugs— rechts zum Kurse von 100 vH mit dem üblichen Zestausgleich aus⸗ gegeben. Die Kapitalerhöhung wird in ihren Einzelheiten vom Vor⸗ stand geregelt. Weiter wurde u. a. beschlossen, den 5 28 der Satzung dahin abzuändern, daß zur Abänderung der Satzungen nur einfache Stimmenmehrheit erforderlich ist. .

Der Jahresbericht der Deutschen Dampfschiff⸗ fahrts Gesellschaft Kosmes, Hamburg, über das Jahr 1921 gedenkt einleitend der durch den Krieg erlittenen Schiffs⸗ verluste sowie der Versammlungen der Regierung mit den Reedereien wegen der ihnen zuzubilligenden Entschädigung. Da die der Gesell⸗ schaft vom Reich fur den Wiederaufbau zukommende Entschädigungs— summe endgültig noch nicht festgestellt ist, so ließ sich vorläufig nur ein bescheidenes Neubauprogramm reiner Frachtschiffe entwerfen. Die Gesellschaft beteiligte sich u. a. bei der e, , n,. für In⸗ und Auslandsunternehmungen, der Allgemeinen Nahrungsmittel Import Compagnie m. b. H. sowie der Reederei Versicherungs : Gesell⸗ schaft m. b. H. sämtlich in Hamburg. Die Bilanz nebst Ge⸗ winn⸗ und Verlustrechnung für die Jahre 1916 bis ein— schließlich 1929 ergibt zuzüglich, der Zinseneinnahmen, nach Abzug der Unkosten, Steuern usw., einen Ueberschuß von 3 209 g28 , der es ermöglicht, für obigen Zeitabschnitt die Verteilung von 20 vH vorzuschlagen Die regelmäßige Schiffahrt nach der Westküste hat mit eigenen Schiffen bis jetzt nicht wieder aufgenommen werden können. Die Gesellschaft beschloß mit der ihr befreundeten Roland⸗Linie A⸗G., Bremen, in konkurrenzlosem Zusammenwirken, auf Grund eines für längere Jahre geschlossenen Westküsten⸗Gemeinschaftsvertrages, vor⸗ läufig einmal monatlich einen kleineren Dampfer nach den Haupt⸗ häfen von Peru und Chile durch den Panamakanal zu befördern. Diese Fahrten haben am 5. März 1921 begonnen. Mit der Deutsch Australischen Dampfschiffs-Gesellschaft wurde, eine enge Interessengemeinschaft eingegangen, die eine Personalunion im Auf⸗ sichtsrat und Vorstand beider Gesellschaften vorsieht.

Nach dem Geschäftsbericht der Hubertus Braun⸗ kohlen -Aktiengesellschaft zu Brüggen a. d. Erft für das Geschäftsjahr vom 1. Januar bis 31. Dezember 1920 betrug (1919 in Klammern) die Kohlenförderung 1308 654 (1 129 694) t, der Rohkohlenabsatz 20777 (126 616) t., die Brikettherstellung 307 570 (254 120) t, der Brikettabsatz 310 070 (251 620) t. Der Rohüberschuß der Gesellschaft mit ihren Tochtergesellschaften beträgt

1766876 4, wovon nach Beschluß des Aufsichtsrats für Ab⸗

schreibungen 1 073 405 4 , gh. sind, so daß ein verfügbarer Reingewinn von 683 471 M verbleibt Davon erhalten die Vorzugg= aktionäre (4 000 000 6 vo, die Stammaktionäre (4 500 009 M) 6 vH. Als Vortrag bleiben 44 071 4. , ö Nach dem Geschäftsbericht der Aachener Rückversiche⸗ rungs⸗Gesellschaft. Aachen, für 1920 betrug im Jahre 1920 der Zugang an Rückversicherungen: 8341 Policen über 109797 208 M Versicherungssumme und 28 873 4A jährliche Rente, während der Abgang infolge Nichteinlösung, Tod, Ablauf und Verfall betrug: 1560 Policen über 13 225 972 M Versicherungssumme und 24 589 M jährliche Rente. Der Bestand an Rückversicherungen am Jahresschlusse war demnach: 33 751 Policen über 300 563 303 4A Versicherungssumme und 146097 4 jährliche Rente, hiervon retrozediert 97 283 593 MS Versicherungssumme und 27 700 M. jährliche Nente, so daß 33 35] Policen über 203 279 710 4A Versicherungss umme und 118397 K jährliche Rente auf eigene Rechnung liefen. Der Reingewinn des Berichtsjahres stellt sich einschließlich eines Gewinnvortrags von 241 231 4A auf 1 195 251 .. Es wird vorgeschlagen, den Reingewinn zu verwenden; für Dividende S40 000 A (140 A für die Aktie), für Tantiemen 105 983 AA, Vor⸗ trag für neue Rechnung 249 267 46. Die von der außerordentlichen Generalversammlung am 18. Dezember 1920 beschlossene Erhöhung des Aktienkapitals von 7200 000 4 auf 12 000 000 s gelangte zur

vollständigen Durchführung.

Die Elektrolytkupferneotierung der Vereinigung für deutsche Elektrolytkupfernotiz stellte sich laut Meldung des . B.“ am 7. d. M. auf 2050 Æ (am 6. d. M. auf 1994 A) ür 100 kg.

Kartoffelpreise der Notierungskommissionen des Deutschen Landwirtschaftsrats. Erzeugerpreise für Speisekartoffeln in Mark je Zentner ab Verladestation:

weiße rote gelbfleisch. Berlin, 7. Juni: 42 44 42 44 42-44. Stettin, 6. Juni: 465 46 Hannover, 7. Juni: Speisekartoffeln 48—ö562. ö. ankfurt a. M., 6. Juni: weißschalige Speisekartoffeln

Berichte von auswärtigen Wertpapiermärkten.

Er ankfurt a. M., 7. Juni. (W. T. B.) Im Abend⸗ verkehr hielt die feste Tendenz auf den meisten Gebieten an. Zu lebhaften Umsätzen kam es in Industrieaktien, wo sich die Steige⸗ gerungen verschiedener Papiere weiter fortsetzen konnten. Es notierten Zellstoff Aschaffenburg 575, Maschinenfabrik Beck G Henkel 918, Karlsruher 400, Pokorny & Wittekind 394,50, Schnellpresse Dresden 310, Preßhefe Bast 735, Lüdescheid Metall 577, Pinselfabrik Nürn= berg 4106. Siemens Glas 59h, Spiegel und Spiegelglas 649, Siegener Eisen 640, Montanpapiere lagen fest. Harpener notierten 30, Rheinstahl 471, Gelsenkirchen 316 318, aber hon lagen schwächer 715-714, Discontogesellschaft lebhaft 2566, . 287, Chemische Griesheim anziehend 459, Chemische Albert 600, Badische Anilin auf Gewinnsicherungen abgeschwächt 570, Höchster Farben 458,75, Braubach 206, Holzverkohlung 456,75. Elektrowerte un⸗ regelmäßig. Licht und Kraft 213, Reiniger Gebbert 310, Schuckert 243. Deutsch Uebersee 1173— 1175. Hprozentige Goldmexikaner 724,

H prozentige Tehuantepec 445, österreichische Staatsbahn 126, nach-

börslich 127. Im freien Verkehr stellten sich Deutsche Petroleum auf 790, Julius Sichel auf 6ol, Ph. Holzmann auf 303.50 3965. Devyisen waren leicht abgeschwächt, es notierten Belgien 530, Holland 2220, London 251, Paris 530, Schweiz 1132, Italien 317, New Nork 6bäösz.

Wien, 7 Juni. (W T. B.) Infolge des Rückgangs der Kronendevise in Zürich fanden bei Eröffnung der heutigen Fonds⸗ börse Deckungen slatt, die den Markt in eine feste Stimmung ver⸗

oben angeführten verzinslichen Schatzanweisungen des Reichs und der Bundesstaaten im Betrage von etwa 53 Mill. Mark) auf

setzten. Namentlich erzielten valutarische Papiere, wie Staatsbahn,

Alpine Montan und Süũdbahnprioritäten, wesentliche

tungen. Auch ungarische Werte wurden für Budapeftenn aufgenommen. und einzelne Schrankenpapiere, denen ptihn aufträge zustatten kamen, gingen stark in die Höhe. en Verlaufe die Deckungen aufhörten und Besorgnisse wegen 3 des Geldstandes auftauchten sowie die Meldungen aus verstimmten, trat bei merklicher Verringerung der Um *

schwächung ein. Im freien Valutahandel war die e

durch Zwangsverkäufe gedrückt, während Dollarnoten im lin Zürich höher notierten. n

Köln, . „Juni. W. T. B) (Amtliche No Holland 21625 G. 2218,35 B. Frankreich Sas, 35 G. Helgien sss s; G. 536. 05 B. Amerika 65 53 G. Fngland 245.95 G. 250355 B. Schweiz 1123 85 6. lin Italien 318,65 G., 319335 B., Dänemark 1146,35 G, . Rerneegen rig G. Mis ö. B. Schteden * 1 Laä8656 B. Spanien, 383415 G.. 835.85 B. Prag . 95,10 B. Budayest 247 G. 2753 B. Wien (alte) * . B., Wien neue) 14.73 1. 6 4 1

eipzig, 7. Juni,. (W. T. B.) Sächsische Renn Bank für Grundbesitz 135,00, dr,, Bankverein au h Dupfeld 330,00. Piand Zimmermann 355,099, Stöhr u. 3 Sächs. Wolgf. vorm. Til tel a. Krüger 6s 9, Chemnitz; mann 223, 90. Peniger Maschinen fabrik 13200, Leipziger. Pittler u. Co. 351,960, Hugo Schneider 325,00 Futz Ech 378, 9, Riebeck u. Co. 243, 09. Fest. ;

Ham burg,; T Juni. W. T. B.) Börsen ch Deutsch⸗Australische Dampfschiff⸗Gesellschaft 391, 00 biz . Havag 1665,00 G., 16600 B., Hamburg- Südamerika zu) 337,060 B. Norddeutscher Vlopd 144,75 bis 145,75 bez. I, Clbeschiffabrt 20, 00 bez. Schantungbahn 54l,00 G, n Brasilianische Bank 466, 00 G. 470 00 B., Commerz; im Bank —— G. 21400 B. Vereinsbank 182.90 G. 1g Alsen Portland Zement 434,59 bis 435. 0 bez. Anglo, Cn 358, 00 bis 362 06 bez., Asbest Calmon 306, 90 bis 398 5h be, Nobel 348.50 bis 36650 bez, Gerbstoß. Renner bh 465, 00 B., Norddeutsche Jutespinnerei 364.59 bis 365. 50 be. Wiener Gummi 512.50 bis 519.00 bez., CGaoko = Sloman Salpeter 2000 90 bez, Kolmannskop bes, J. —— G. B., DOtaxi⸗Minen - Aktien 475.00 ' ö Genußsch. 456 00 Ki. = Tendenz: Ziemlich fest.

Wien, 7. Juni. (W. T. B. Notierungen der zentrale: Amsterdam 21290 G., Berlin 9505 G., Fan 10994 Gf, London 23925 G., Paris 5030 G., Zürich Iz Marknoten 901 G. Lirenoten 3030 G.;, Jugo - slawist. 1785 G. Tschecho⸗slowakische Noten 889 G. .

Prag J7. Juni. (W. T. B.) Notierungen der R zentrale: Berlin 1953s G. Marknoten 105513 G. Wien s

London, 7. Juni, (W,. T. B.), 26 Jo Englische Konsch 5 lo- Argentinier von 1386 93 00, 4 6 Brasilianer von izg 4 o/o Japaner von 1899 62, 00, 5. oso Mexikanische Goldanm 1899 60,50, 3 oso Portugiesen 25, 50, 5 o/o Russen von lic 40M, Russen von 1909 10,50, Baltimore and Ohio bl, 0, Pacifie 145.00. Pennsylvania 45, 00. Southern Pacifie gz Pacifie 152, . United States Steel Corporation lozh Tinto 30,50, De Beers 9, 87 Goldfields s, Randminez z

London, 7. Juni (W. T. B.) Wechsel au, Parr Wechsel auf Belgien R,374, Wechsel auf Schweiz 222 auf Holland 11,50. Wechsel auf New Vork 378 37, Wut Spanien 29,54, Wechsel auf Italien 79,37. Wechsel an h land ——. Privatdiskont ——.

London, 6. Juni. (W. T. B.) 4 op fundiet anleibe 71,75, 5 oso Kriegsanleihe 875 /, 4 oo Siegesanlehh Privatdiskont / . . e

Paris, 7. Juni. (W. T. B.). Devisenkurse, Den 1819 Amerika 12535, Belgien 99.75, England c 420,00, Italien 59, 50. Schweiz 214.00, Spanien 160.5.

Paris, 7. Juni. (W. T. B.). 5 /g Franzöͤsische 32.70, 4 osο Französische Anleihe 66. 60. 3 9sa Franzässe 57.35, 40,0 Spantsche äußere Anleihe —— 5 oο Russen n 27, 00, 3 of. Russen von 189 4 0,0 Türken un Suezkanal 5777, Rio Tinto 475.

Am st erdam, J. Funi. (W. T. B.) Wechsel a 11,29, Wechsel auf Berlin 4,45, Wechsel auf Paris 23. h, auf Schweiz bo, 90, Wechsel auf Wien C65, Wechsel auf sth ol, 65, Wechsel auf Stockholm 66,80, Wech ses au Chri Wechsel auf New York 298,00, Wechsel auf Brüssel V5 auf Madrid —— ,. Wechsel auf Italien 14.35.

Am ster dam, 7. Juni. (W. T. 359 8.6 ländische Staatsanleihe von 1915 91g, 3 o Niederlind anleihe 62586, Königlich Niederländ. Petroleum 50800 h Amerika⸗Linie 215,00, Atchison, Topeka Santa Fo gl en Island Southern Pacifie —— Southern Ralhgh Union Pacifie 138.75, Anaconda —, United Struth Corp. 945 /s. Ruhig.

Berichte von auswärtigen Warenmätkt

Liverpool, 6. Juni. (W. T. B.) Baum Umsatz 3000 Ballen, Einfuhr 7590 Ballen, davon amm Baumwolle Ballen. Junilieferung 793, Julilieenmn Lugustlieferung 8. 25. Amerikanische 2 Punkte, brasilianisckl niedriger, ägyptische unverändert.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Bill

Theater.

dpernhaus. (Unter den Linden.) Donnerttag: ltz bezugsvorstellung. Palestrina. Anfang 6 Uhr. Freitag: Der Rosenkavalier. Anfang 65 Uhr.

Schaufpielhaus. ( Am Gendarmenmarkt) Donnertt: il bezugsborstellung. Peer Gynt. Anfang 6 Uhr. ue n Stroh. Hierauf: Die Fliege. .

Samiliennachrichten.

Verlobt: Frl. Sophie Dumrath mit Hrn. Hauptmam Kurt Roeder von Diersburg (Freiburg. B.). lil Gestorben: Hr. Kommerzienrat Paul Röchling ir Hr. Geh. Medizinalrat Dr. Ludwig Becker n, Generalleutnant a D. Alfred von Mohn (Stuttgart

Verantwortlicher Schristleiter: Direktor Dr. Tyrol. Citi

Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher de Git Rechnungsrat Men gering in Berlin

Verlag der Geschäftsstelle (Mengering) in ö. fh

Druck der Norddentschen Buchdruckerei und Verlag s Berlin Wilhelmstr. 32.

Fünf Beilagen

leinschließlich Börsenbeilage) pt und Erste und Zweite JZentral⸗Handelsregister⸗

he, . 9 e, g,

Erste Beilage

9 2

um Deutschen Reichsanzeiger und Preußischen Staatsanzeiger

Nr. 1 3 . Nichtamtliches.

Preusischer Landtag.

(Fortsetzung aus dem Hauptblatt.)

Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Dr. Warm bold: Meine Damen und derren! Bei der Wichtigkeit der dem sandnittschaftlichen Ressort obliegenden Aufgaben möchte ich mir ge— statten, Ihnen schon an dieser Stelle der Beratungen des diesjährigen Hauchaltge setzes einen kurzen Ueberblick über das zu geben, was in nichster Zeit auf landwirtschaftlichem Gebiete zu geschehen haben wird.

Ih beschränke mich hierbei auf die wesentlichsten Ziele und Aufgiben. Ich kann hier nicht Einzelheiten ausführen, behalte mir ziehe bielmehr für die Verhandlung im Ausschuß vor. Diese Ziele und Aufgaben lassen sich unter zwei größeren Gesichtspunkten zu⸗ sammenfassen Einmal handelt es sich um die Vermehrung der an⸗ sissigen Landbevölkerung durch eine dichtere Besiedlung des vor⸗ handenen, Gewinnung und Besiedlung neuen Kulturlandes, zweitens ist eine schnelle Hebung der landwirtschaftlichen Erzeugung auf der schon vorhandenen und der neu zu schaffenden Nährflächen mit dem Ziel anzustreben, unsere Bevölkerung möglichst schnell aus eigenen Mitteln ausreichend zu ernähren.

Die städtische Bevölkerung kann ohne fortdauernde Ergänzung hem Lande weder ihren Bestand noch ihre Leistungsfähigkeit aus eigenen Kräften aufrechterhalten. Ein jedes Volk, das seine Zukunft nicht preisgeben will, muß daher neben seiner Stadtbevölkerung eine Landbevölkerung dauernd zu erhalten suchen, die so groß ist, daß ihr Ueberschuß imstande ist, auch den Bestand der Städte zu sichern.

Die Landbevölkerung war schon vor dem Kriege auf etwa 28 95 der Gesamtbevölkerung zusammengeschmolzen. Dieser Anteil reicht troh des verhältnismäßig höheren Geburtenüberschusses auf dem Lande nicht aus, um den Bestand der Landbevölkerung und der Stadt— heböllkerung zu sichern. Eine Gesundung dieser unhaltbaren be⸗ pölkerungspolitischen Verhältnisse kann nur dadurch herbeigeführt werden, daß auf der Grundlage des Reichssiedlungsgesetzes eine dichtere Besiedlung des flachen Landes angestrebt und herbeigeführt wird. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten Hierbei gilt es in erster Linie, den Ueberschuß der ländlichen Bevölkerung selbst auf dem Lande festzuhalten und seßhaft zu machen. (Sehr richtig) Da⸗ neben den kleinen Landstätten, die dahinkümmern, wieder neues Leben zuzuführen. Das wirksamste Mittel für die Vermehrung der bäuer⸗ lichen Bevölkerung ist die Ansetzung als Eigentümer und die Er⸗ gänzung bereits bestehender unzureichender Ackernährungen zu lebens—⸗ fühigen Betrieben. Die Pacht mit oder ohne Anwartschaft auf spätere eigentümliche Uebertragung der gepachteten Fläche muß als ein wert⸗ dolles Mittel angesehen werden, die Eigentumssiedlung vorzubereiten und den Aufstieg unselbständiger Existenzen zu selbstätidigen in die Wege ju leiten. Auf den landwirtschaftlichen Großbetrieben muß durch eine weitere Gliederung der Arbeiterschaft nach Leistungsfähig⸗ keit, Verantwortungsgefühl, Tüchtigkeit und Einkommen dafür Sorge getragen werden, daß auch die wertvollsten Elemente der ländlichen Arbeiterschaft dauernd dem Lande erhalten werden und ihnen eine Möglichkeit gegeben wird, zu selbständiger Existenz zu gelangen. Sehr richtigh

Vor dem Kriege sind in Preußen etwa 1200 bis 1400 neue Stellen jährlich geschaffen worden. Es darf damit gerechnet werden, daß, wenn keine besondere Störung eintritt, schon im laufenden

Jahre etwa (000 neue Siedlerstellen geschaffen werden können.

Brabo) Die jährliche Auslegung von etwa 4000 neuen Siedler stellen führt eine wesentliche Belebung des Baumarktes herbei und lindert damit zu einem wesentlichen Teile die Arbeitslosigkeit. Sie mildert die Arbeitslosigkeit und gibt auch durch die Vermehrung des Wirtschaftsindentars und sonstigen Zubehörs dem Handwerk und der Industrie neue Beschäftigung.

Soll die Anlegung von jährlich eiwa 4000 neuen Stellen durch hefihrt werden, so ist die Voraussetzung dafür eine namhafte Er= höhung der staatlichen Einlagen bei den gemeinnützigen Siedlungs pesellschaften und ferner eine beträchtliche Vermehrung der staatlichen Mittel, die für die Gewährung von Zwischenkrediten zur Verfügung stehen. Eine Gesetzesvorlage, die diesen Bedürfnissen Rechnung trägt, ist zwischen den beteiligten Ressorts in den Grundzügen abseschlossen und wird, wie ich hoffe, schon in nächster Zeit dem hohen Hause dorgelegt werden können.

Als ein Hemmnis der ländlichen Siedlung haben sich in vielen

Fillen die Bestimmungen des Ansiedlungsgesetzes vom 10. August 904 erwiesen. Es schweben daher Erwägungen über eine Abände⸗ uung dieses Gesetzes mit dem Ziele, übertriebenen Anforderungen bei der Regelung der öffentlich⸗ rechtlichen Verhältnisse abzuhelfen und sne anderweite, der Siedlung förderliche Verteilung der Kosten und dasten herbeizuführen.

Ganz besondere Aufmerksamkeit verdient die Errichtung neuer . die Verbesserung bestehender Arbeiterwohnungen auf dem Lande. . bereitgestelltn Reichsmittel werden in Verbindung mit den ö i n Erleichterungen einen ersten und wirksamen Anstoß idben, um diesem Gebiet der ländlichen Wohnungsfürsorge dauernd nichere ufmerksamkeit zuzuwenden.

s Die in die Wege geleitete Verbindung der produktiven Erwerbs⸗ psenffürsorge mit der Kultur von Moor und Oedländereien sowie von leni inungatbeiten an der Küste wird fortzusetzen sein. Bei den . hohen Kosten der Kultivierung muß jedoch darauf Be cht genommen werden, daß in erster Linie solche Projekte in Angriff . werden, die besonders wertvolles und ertragreiches Neuland

affen. Neberhaupt sind alle diejenigen Meliorations⸗ und Oedland⸗

lulturplane zu bevorzugen, die eine stacke und kurzfristige Tilgung

s Anlagekapitals ermöglichen.

nit cm für alle diese Arbeiten ist eine allen landes— w ö. en Belangen gerecht werdende und sie fördernde Gestaltung

. asserwirtschaft, der daher die größte Aufmerksamkeit zugewandt en muß.

. . Maßnahmen erfordern beträchtliche Mittel, die von ö ü eiligten allein nicht aufgebracht werden können. Es schweben her erhandlungen über die Bereitstellung eines besonderen Kredits

/

Berlin, Mittwoch, den 8. Juni

zur Förderung von Bodenverbesserungen. Die ungünstige Finanzlage des Staates muß jedoch von vornherein den Rahmen einer derartigen Unterstützung auf das unbedingt gebotene Maß beschränken.

Meine Damen und Herren! In den letzten Friedensjahren hat die Einfuhr von Lebens. und Genußmitteln sowie von Hilfsstoffen der landwirtschaftlichen Erzeugung die Ausfuhr um fast 3 Milliarden Goldmark übertroffen. Obwohl vor dem Kriege die deutsche Land⸗ wirtschaft hinsichtlich der Höhe ihrer Erzeugung auf dem Festlande nur von Belgien und Holland übertroffen wurde, wäre eine weitere Steigerung der landwirtschaftlichen Erzeugung und damit eine Be⸗ schränkung der Einfuhr von Nahrungsmitteln unmöglich gewesen. Die weitestgehende Steigerung der ländlichen Erzeugung hätte aber nicht dazu führen können und kann auch in Zukunft nicht dazu führen, die Einfuhr gewisser Hilfsstoffe, die eine fortgeschrittene Landwirtschaft nicht entbehren kann, völlig überflüssig zu machen, weil diese Hilfs⸗ stoffe im Inland in ausreichender Menge nicht zur Verfügung stehen. Nach dem Stande der Vorkriegsverhältnisse hätte aber die Einfuhr an derartigen Stoffen, zu denen insbesondere Rohphosphate, Schwefelkiese und beschränkte Mengen hochwertiger Eiweißstoffe ge⸗ hören, auf einen Einfuhrbetrag von etwa 1, Milliarde Goldmark beschränkt werden könen.

Das Ziel, unsere Bevölkerung aus eigener Erzeugung ausreichend zu ernähren, muß unter den gegenwärtigen Verhältnissen mit noch größerem Nachdruck verfolgt werden. Jede Verminderung der Einfuhr von Nahrungsmitteln erleichtert die Schwierigkeiten, die sich in Zu⸗ kunft bei der Beschaffung ausländischer Goldzahlungsmittel ergeben werden. Die schnelle Vermehrung der inländischen landwirtschaftlichen Erzeugung ist daher eines der wirk⸗ samsten Mittel zur nachhaltigen Verbesserung unserer Zahlungsbilanz, zur Festigung unserer wankenden Valuta und zur Erleichterung der Einfuhr industrieller Rohstoffe. An die ser Frage sind daher alle Teile des Volkes in gleicher Weise inter essiert.

Der Krieg und seine Folgen haben die landwirtschaftliche Er⸗ zeugung ganz außerordentlich gemindert. Schätzungsweise werden zurzeit nur etwa 60 bis 70 3 derjenigen Erzeugnismengen gewonnen, die im Frieden hervorgebracht wurden. Eine Hebung der landwirt— schaftlichen Erzeugung auf Friedenshöhe und eine Steigerung darüber hinaus bedarf bei der Eigenart der landwirtschaftlichen Produktion eines verhältnismäßig langen Zeitraums. Um so mehr muß aber alles geschehen, um die dem Wiederaufstieg der landwirtschaftlichen Erzeugung entgegenstehenden Hindernisse so schnell wie möglich zu beseitigen und die Maßnahmen zu ergreifen, die zur Hebung der Produktion geeignet erscheinen.

Eines der vornehmsten Mittel zur Erreichung dieses Zieles ist die Schaffung erhöhter Sicherheit auf dem Lande. (Sehr richtig) In weiten ländlichen Gebieten hat die ständig wachsende Unsicherheit von Leden und Eigentum sich immer mehr zu einem der schwersten Hemmnisse für die Aufrechterhaltung und noch mehr für die Hebung der ländlichen Erzeugung erwiesen.

Nicht minder wichtig ist die Aufrechterhaltung des Wirtschaftsfriedens und die Förderung des Ar— beitsgemeinschaftsgedankens sowie der Ausbau des freiwilligen Schlichtungswesens. (Sehr richtigh

Die im Kriege unvermeidlich Zwangswirtschaft mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen erweist sich als ein um so schwereres Hemmnis für den Wiederaufbau der ländlichen Erzeugung, je länger sie über die Beendigung des Krieges hinaus fortbesteht. (Sehr richtig! rechts) Nur in voller Freiheit wird sich die landwirtschaftliche Er⸗ zeugung zu der Höhe entwickeln können, die das allgemeine Interesse erfordert. Die Verstärkung des inländischen Angebots von Nahrungs⸗ mitteln wird aber auf die Dauer das beste Mittel sein, die Preise in den Grenzen zu halten, die das Interesse der Verbraucher fordert.

Das Betriebskapital der Landwirte hat sich nicht annähernd im Verhältnis zu der eingetretenen Geldentwertung ver⸗ mehrt. Der dadurch eingetretene Mangel an Betriebskapital droht immer mehr zum Hindernis einer intensiben Wirtschaftsweise zu werden. Es bedarf daher immer erneuter sorgfältiger Prüfung, in welchem Maße die Gren zen für die Gewährung eines größeren Real kredits erweitert werden können, um auf diesem Wege der Landwirt- schaft fehlendes Betriebskapital zuzuführen.

Neben der Erweiterung des Realkredits bedarf, namentlich im Interesse der mittleren und kleineren Betriebe, die Ausgestaltung des Personalkredits auf genossenschaftlichemn Wege besonders sorg⸗ fältiger Fürsorge.

Das Reich hat sich genötigt gesehen, zur Minderung des Fehl⸗ betrages der Reichseisenbahnverwaltung eine beträchtliche Er⸗ höhung der Gütertarife einzuführen. Diese Tariferhöhungen haben besonders für die zu den Produktions⸗ und Verbraucherzentren des Landes ungüpstig gelegenen Provinzen die Bezugs. und Absatz« möglichkeiten in ungünstigster Weise beeinflußt. Es wird eine sorg⸗ fältige Ueberprüfung der eingetretenen Tariferhöhungen bedürfen, wenn nicht gerade für die ungünstig gelegenen Landesteile Folgen ein treten sollen, die zu einer Verminderung der Nahrungsmittelerzeugung

führen müssen.

Mit der Annäherung der Inlandspreise landwirtschaftlicher Erzeugnisse an die Weltmarktpreise werden die durch den unbeständigen Wert unseres Geldes vergrößerten Preisschwankungen des Weltmarktes sich früher oder später auch auf den inländischen Märkten geltend machen. Hieraus entspringen produktionshemmende Einflüsse; sie bedürfen einer besonders sorgfältigen Beobachtung. Maßnahmen zu ihrer Abwendung können allerdings nicht von den Ländern, sondern nur im Einvernehmen mit dem Reich ergriffen werden.

In erfreulichem Ansteigen ist die Produktion von gebundenem Stickstoff. Es muß dafür gesorgt werden, daß er in vollem Um⸗ fange zur Hebung der inländischen Ernte verwendet wird. Die Ver⸗ mehrung der Stickstoffdüngung ist in Verbindung mit einer aus reichenden Kali- und Phosphorsäuredüngung eines der wirksamsten Mittel, um schnell die alte Erntehöhe wieder zu erreichen und sie in naher Frist zu überholen. Eine planmäßige Aufklärung aller der—⸗ jenigen Landesteile und Betriebsinhaber, die sich bisher in allzu be

1921

scheidenem Umfange des Kunstdüngers bedient haben, muß in die Wege geleitet werden.

Soye8 diese Maßnahmen wirksam werden, so setzen sie ein ver trauensbolles Zusammenarbeiten der landwirtschaftlichen Zentral⸗ behörden mit den Arbeitgeber.! und den Arbeitnehmervertretungen in der Landwirtschaft voraus.

Meine Damen und Herren, eine dauernde beträchtliche Steige rung der landwirtschaftlichen Erzeugung kann nicht ohne eine weitere Ausbreitung und Verbesserung der fachlichen Schulung der, Landwirte erreicht werden. Produktionssteigerung ist auf längere Sicht letzten Endes eine Frage der Verallgemeinerung einer zeit- und sachgemäßen landwirtschaftlichen Berufsausbildung. Eine solche fehlt zurzeit der Mehrzahl der ausübenden Landwirte. (Sehr richtig! rechts und im Zentrum) Auch die heranwachsende Generation erhält nur zu einem kleinen Teil eine praktisch und theoretisch planmäßig durchgeführte Fachausbildung. Hier gilt es, durchgreifend Wandel zu schaffen. Jeder Berufßangehörige muß durch entsprechende Unter- weisungen in den Stand gesetzt werden, die Ergebnisse wissenschaft-⸗ licher Forschung und praktischer Erfahrung zu seinem und der All—⸗ gemeinheit Nutzen anzuwenden. Soll dieses Ziel erreicht werden, so muß ein weitverzweigtes Netz sich gegenseitig ergänzender Errichtungen für die praktische und theoretische Ausbildung der heranwachsenden Landwirte geschaffen und sorgsam gepflegt werden. (Sehr richtig! rechts und im Zentrum.)

Schon die Volksschule muß nach Möglichkeit diesem Ge- danken dienstbar gemacht werden. Ihr Unterricht muß in höherem Maße den Bedürfnissen des Landlebens und der Landwirtschaft Rechnung tragen (sehr richtigh, ohne eine zweckentsprechende Aus⸗ bildung des künftigen Landlehrers ist dies nicht zu erreichen.

Meine Damen und Herren, die ländliche Fortbildungs—⸗ schule wird für die große Masse der ländlichen Bevölkerung die einzige Möglichkeit zur Aneignung eines bescheidenen theoretischen Fachwissens bilden. Sie muß, soweit es die Verhältnisse nur irgend gestatten, auf berufskundlicher Grundlage diesem Ziel zu dienen versuchen.

Die Zahl der Fachschulen für die bäuerliche Jugend der so—⸗ genannten Winterschulen muß so weit vermehrt werden, daß sich jeder künftige selbständige Landwirt ohne zu große Kosten eine ausreichende Fachbildung bequem verschaffen kann.

Für die zukünftigen, vornehmlich als Beamte wirkenden Leiter großer landwirtschaftlicher Betriebe müssen besondere Einrichtungen getroffen werden. Die sogenannten Seminare für Land⸗ wirte bedürfen daher der Vermehrung. Der gegenwärtige Zustand, daß ein beträchtlicher Prozentsatz der Leiter größerer landwirtschaft⸗ licher Betriebe jeder planmäßigen fachwissenschaftlichen Ausbildung entbehrt, ist mit den Pflichten der Landwirtschaft gegenüber der All⸗ gemeinheit nicht dauernd vereinbar. Die landwirtschaftlichen Hochschulen und Universitätsinstitute bedürfen keiner Vermehrung, wohl aber einer wesentlichen Vervollkommnung ihrer Lehr⸗ und Forschungseinrichtungen.

Der Ausbau des landwirtschaftlichen Fachschulwesens muß den Bedürfnissen beider Geschlechter gerecht werden. Leider steht jedoch das hauswirtschaftliche Bildungswesen auf dem Lande erst in den allerersten Anfängen der Entwicklung. Der Heran⸗ bildung geeigneter Lehrkräfte für den hauswirtschaftlichen Unter- richt auf dem Lande muß daher gerade eine ganz besondere Sorgfalt zugewendet werden.

Von gleicher Bedeutung wie die Ausgestaltung des Unterrichts. wesens ist der umfassende Ausbau des gesamten landwirtschaft⸗ lichen Beratungswesens. Dem Beratungswesen fällt die Aufgabe zu, den bereits ausübenden Landwirten eine sachgemäße Be— triebsführung vertraut zu machen und sie zur Anwendung aller neu— zeitlichen Hilfsmittel auf dem Gebiete der Bodenbearbeitung, der Düngung, der Sortenwahl, des Maschinenwesens, der Viehzucht und Viehfütterung zu veranlassen.

Ein möglichst dichtes Netz bäuerlicher Beispielswirt schaften wird hierbei ganz besonders wertvolle Dienste zu leisten vermögen. Auch an den Ausbau der populären Fachpresse wird zu denken sein. .

Der Verbreitung der einfachen Buchführung auch in kleinen landwirtschaftlichen Betrieben ist erhöhte Aufmerk- samkeit zuzuwenden. Insbesondere wird es darauf ankommen, die Buchführung in diesen Betrieben neben den Mitteln der Betriebs. kontrolle zu einem Mittel der Erziehung zu überlegtem und plan- mäßigem Handel zu machen.

Einer besonderen Pflege bedarf das landwirtschaftliche Versuchswesen. Es muß versucht werden, in den einzelnen Wirtschaftsgebieten wissenschaftliche Mittelpunkte zu schaffen, die in Spezialinstituten, deren Einrichtung und Arbeitsrichtung den jeweils vorliegenden besonderen Verhältnissen anzupassen wäre, die Frage zu beantworten, wie die Landwirtschaft unter den gegebenen Be⸗ dingungen am besten zu fördern und die Ergebnisse der wissenschaft · lichen Forschung auf einfache, unmittelbar anwendbare Formeln und Rezepte zu bringen. Der Pflanzen⸗ und Tierzucht, dem Meliorations- wesen und dem Maschinenwesen, der Milchwirtschaft und der Er— forschung und Bekämpfung von Pflanzen und Tierkrankheiten wird hierbei besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden sein. Durch geeignete organisatorische Maßnahmen wird für ein plan mäßiges Handinhand⸗=

arbeiten der verschiedenen Institute und für eine den Geboten der

Zweckmäßigkeit und Sparsamkeit Rechnung tragende Arbeitsteilung Sorge zu tragen sein. ;

Alle diese Maßnahmen werden jedoch, soweit es sich um st aak. liche Unterstützung handelt, nur in dem Rahmen durchgeführt werden können, den die ungünstige Finanzlage des Staates zu⸗ lassen wird.

Verallgemeinerung und Vertiefung von Wissen und Können in der Landwirtschaft müssen somit die Grundlage schaffen, auf der einn über die Friedensverhält. nisse hinausgehende Produktion sich aufbauen kann. Die Staats regierung kann dieses Ziel nur erreichen, wenn ihre Absichten die verständnisvolle Unterstützung und opferbolle Mitarbeit aller be—