1921 / 138 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 16 Jun 1921 18:00:01 GMT) scan diff

reuel. Hunderte von frledlichen Bürgern sind verschleppt; über 9 Tad ist nichts bekannt. Historische Bauten, wie die Shloffer von Schimichow und Stubendorf, von Zembowitz und Kalinow und viele andere sind dem Vandalismus der ä n ten um Opfer gefallen. Den Bauern und Gutzbesitzern sind. Pferde und Vieh weg getrieben, Gebäude und Geräte zerstört. Die Einbringung der Ernte ist bereits jetzt in vielen Gegenden unmöglich. Nicht minder traurig liegen die Verhältnifse bei der Industrie. Auch der Verkehr steht nahezu überall still. Der Bo isPewism us findet in diesem ver⸗ wästeten Lande einen günstigen Boden und breitet sich in er⸗ schreckender Weise aug. Blutenden Herzens, aber mit ge⸗ feffelten Händen soll das deutsche Volk, zusehen, wie unter den Augen der Interalliierten Kommission, der die Verwaltung des Landes zu treuen Händen Übergeben war, seine Volksgenossen brutalster Gewalt ausgeliefert und die Früchte deutschen Fleißes und deutscher Wirt⸗ . der Vernichtung preisgegeben werden. Sechs Wochen polnischen Terror sind über unsere Volkagenossen hingegangen, ohne daß die Interalliterte Kommission die geeigneten Mittel gefunden hätte, die allein eine Riederwerfung des Aufstandes ermöglichen.

Seit Ende Mai sind erhebliche Truppenverstärkungen der Entente mit reichlichem Kriegsmateria! in Oberschlesien eingetroffen. Mit geringen Ausnahmen und abgefehen von den großen Städten, die noch in der Hand der Deutschen sind, ist jedoch das w. te Aufstandsgebiet nach wie vor im Besitz der Insurgenten, geblieben, welche dort unumschränkt herrschen. Die Grenze ng ch Polen ist Offen, von dort kommt dauernder Zuzug an Kämpfern, darunter eine erhebliche Anzahl regulären pe lnischen Militärs, von dort werden Waffen und Munition aller Art herübergeschafft. Be⸗ weife für diese Tatsache werden den alliierten Regierungen besonders übergeben. Wenn aber alliierte Truppen bei ihrem Vorgehen DOrtschaften besetzten, konnten die Insurgenten vorher, wie z. B. in Rosenberg, unbelästigt mit Waffen und Munition, sowie unter Mitnahme alles geraubten Gutes abzà-ehen und ihrem fanatischen Haß auf dem Rückzuge an den unschuldigen Bewohnern freien Lauf lassen. Haben aber interalliierte Truppen ein Gebiet durchzogen, so tauchen in ihrem Rücken alsbald die polnischen Banden wieder auf, und treiben in gleichem Maße ihr Unwesen wie vorher. Eine Befriedigung ist nirgends zu verzeichnen. Längs der ganzen Front sind die Ort⸗ schaften wie z. B. Kostellitz, Wachowitz, Frei⸗Pipa,. Frei. Kadlub, Schemrowitz. Waldhäuser, Hohenbirken, Bukau, Markowitz, welche vorübergehend von den Polen geräumt waren, erneut von den Banden besetzt und schwer heimgesucht worden.

Die oberschlesische Bevölkerung und mit ihr das gesamte deutsche

Volk haben mit einer , die von der gesamten Welt als bewundernswert anerkannt wird, bisher die Ruhe bewahrt., Der oberschöe fische Selbstscchutz hat trotz zahlreicher Angriffe der Polen und trotz dringender Hilferufe aus den von Korfanty be⸗ setzten Gebieten seine Stellungen nicht weiter vorgetragen in dem Vertrauen, daß endlich energische Maßnahmen seitens der Inter—⸗ alliierten Kommission gegen Korfanty und seine Banden ergriffen werden. Die dentsche Regierung muß gegen die gegen wärtigen Zustände in Oberschlesien schärfste Ver⸗ wahrung einlegen. Sie sieht sich genötigt, den immer wieder⸗ bolten Versuch, den oberschlesischen Selbstschutz auf gleiche Stufe mit den Insurgenten zu stellen, energisch zurückzuweifen und zu betonen, daß der bon dem Präsidenten der Interalliierten Kommission beabsichtigte Weg, die Infurgenten durch Verhandlungen zum Abzug mit allen Waffen zu bewegen, nicht geeignet ist, die Ruhe und Ordnung wieder herzu— stellen. Dieser Erfolg kann allein dadurch gezeitigt werden, daß mit ernstem Nachdruck durchgegriffen und Oberschlesien mit allen Kräften von den Insurgenten gesäubert, wird. Geschieht dies nicht, so wird die volle und alleinige Verantwortung für affe Vorkommnisse und ihre Folgen der Inter; alliierten Kommission und deren Präsidenten zur Last fallen, der die Macht besitzt, durch energische Maßnahmen die Be⸗ friedung des Landes in kurzer Zeit herbeizuführen.

Nach dem Friedensvertrage (Art. 88) ist die Interalliierte Kom mission verpflichtet, mit Truphen der alliierten Mächte die Ordnung aufrechtzuerbalten. Die deutsche Regierung hält es. nicht mit dem Friedensbertrag für vereinbar, wenn die Interalliierte Kommission ihre Machtmittel nicht gegen die Insurgenten zum Einsatz bringt. Sie muß daher erneut und mit allem Nachdruck fordern, daß die Bevölkerung Oberschlesiens, die nach dem i der Abstimmung bei weitem Überwiegend deutsch ist, endlich berall und restlos von der Insurgentenherrschaft befreit wird.

Inzwischen scheint sich eine Verständigung der interalltierten Truppenführer mit dem General Höfer anzubahnen.

Im Anschluß an Schritte des deutschen Konsuls in Posen wegen des Deutschenpogroms in Ostro wo am 2. d. Mts. ist am 11. Juni nachstehende Warnung der Wojewod— sch aft Posen veröffentlicht worden:

Die hiesige Bevölkerung ist, infolge der massenhaften Landegz⸗ verweisungen der Polen aus Deutschland beunruhigt und indem sie die Scharen der zurücklehrenden obdachlosen Flüchtlinge betrachtet, hat sie die Parole der Rache ausgegeben, die bezweckt, die hiesigen Be⸗ wohner deutscher Nationalität zu zwingen, Polens Grenzen zu ver— lassen. Ich halte es für meine Pflicht, auf die Ungesetzlichkeit solcher eigenmächtigen Handlungen aufmerksam zu machen, umsomehr, da die Gefahr vorliegt, daß verbrecherische Elemente solche Vorgänge zu Raub und Plünderungen ausnutzeu könnten.

Ich rufe daher alle Bürger auf, die Vorschriften des Gesetzes Recht und Ordnung aufrechtzuerhalten und Einflüsterungen lein Gehör zu geben, die oft darauf hinausgehen, dem polnischen Reiche unmittelbar zu schaden.

Der Wojewode, gez. i. V. Dr. Hempowiez.

Hierzu bemerkt „Wolffs Telegraphenbüro“, daß die ein— leitenden Worte eher geeignet sind, aufreizend als beruhigend zu wirken. Eine polnische Behörde sollte nicht öffentlich von massenhaften Landesausweisungen der Polen aus Deutsch⸗ and“ und Scharen der Flüchtlinge“ sprechen, wenn durch die amtlichen Feststellungen bereits klargelegt ist, das derartige Be— hauptungen falsch find. Offenbar sollen damit nur die unver⸗ antwortlichen Deutschenverfolgun gen in Ostrowo ver— schleiert werden. Demgegenüber ist darauf hinzuweisen, daß seit Abtretung des deutschen Teilgebiets an Polen fast eine halbe Million Deutscher unter dem Zwang der unerträglich ge⸗ wordenen Lebensbedingungen nach Deutschland 5 sind, während die mehr als 600 000 in Deutschland lebenden

olen nach wie vor unbehelligt unter dem Schutz der deutschen 39 leben. Zum Schluß sei noch darauf hingewiesen, daß sich die Verfolgung nicht nur auf Deutsche und Juden, sondern sogar schon auf Eyangelische polnischer Zunge erstreckt. Es steht zu hoffen, daß die polnische Regierung sich der Gefahr bewußt wird, die in einer weiteren Ausdehnung dieser Vor— kommnisse liegen dürfte.

Preußen.

Nach Verhandlungen, die gestern nachmittag stattgefunden haben, stellte der General Höfer, wie „Wolffs Telegraphen⸗

hüro“ meldet, dem General Henneker die Orischaften östlich

der Linie 13 kin nordwestlich Dollng Annahof Westrand Lichinia—Ostrand Kuschnitzka . Unterbringung englischer Truppen für die Säuberungsaktion zur Verfügung.

Die Kampftätigkeit der polnischen Insurgenten han, derselben Quelle zufolge, nachgelassen. Im. Kreise Rosenberg griffen polnische Banden eine Höhe bei Jastrzigowitz ohne Erfolg an. Kleinere Vorstöße in der Zegend ruskau=—Zembowitz scheiterten ebenfalls. Der Bahn⸗ hof und die Eisenbahnhauptwerkstätten in Gleiwitz wurden gestern früh von Matthesdorf durch einen polnischen Panzerzug, der mit 200 Insurgenten besetzt war, angegriffen. Ber örtliche Selbstschutz in Gleiwitz umzingelte die Insurgenten und nahm 69 Mann gefangen. Die Insurgenten wurden den italienischen Truppen übergeben. Im Kreise Ratibor schwache Kampftätigkeit der Polen bel Zawada und Schimischow. Die Insurgenten haben ihre Rückwärtsbewegung gegenüber der Stadt Ratibor weiter iets gt, edoch sind hier wie auch im nördlichen Teil des Kreises o Strehlitz polnische Banden zurückgeblieben, die in den geräumten Ortschafteu ihr Unwesen treiben. Es ift festgestellt, daß die Insurgenten in Waldstücken östlich Ratibor große Mengen Waffen vergraben haben.

Samburg.

Die Bürgerschaft hat auf Antrag sämtlicher Parteien, mit . n,, beschlossen, eine irn Mark zur Linderung der Not in Oberschlesien zu

spenden.

Großbritannien und Irland.

m Unterhause gab der Premierminister Lloyd . bekannt, daß binnen kurzem eine amtliche Abord⸗ nung? nach Rußland gesandt werden würde, deren Mit⸗ lieder die rusfische Sprache vollkommen beherrschten und Ruß⸗ and aus Erfahrung kennen. . .

Der frühere britische Schatzsekretär und jetzige Vorsitzende der London Joint Cit) and Midland Bank, Mac Kenna, ielt gestern vor einer ee nn, von Finanzleuten eine *. über die internationalen Schulden, besonders die finanziellen Verpflichtung en Deutschlan ds. Dem „Wolffschen Telegraphenbuͤro“ zufolge führte er u. a. aus:

Die neuen , . von Gläubigern und Schuldnern, die infolge des Kriegs zwischen den einzelnen Staaten entstanden sind, müßten unhedingt einen ernstlich störenden Einfluß auf den inter- natlonalen Handel guzüben. Der größte Schuldner, nämlich Deutsch⸗ land, müsse 5750 Millionen Pfund Sterling, davon 6600 Millionen fund Sterling für Reparationen, entrichten, während die Vereinigten taaten, der größte Vorkriegsschuldner, iht nicht mehr als S800 Millionen Pfund Sterling schuldeten. iese. neue Lage der Dinge müffe einen tiefen Cinfluß auf die wirtschaftliche Lage der ge, samten Welt ausüben. Schulden der Nationen könnten nicht bezahlt werden ohne wichtige Folgen für die Industrien der betreffenden Länder. Da Deutschland der weitaus größte Schuldner sei, so seien die Folgen, 35 die . der deutschen Schulden nach sich ziehen üsse, um so bemerkenswerter. . mag h, ö. befaßte sich hierauf mit der Deutschland vor⸗ geschlagenen Zahlungsmethode und den Vorbedingungen, bie notwendig sind, um die Zahlungen zu ermöglichen, sowie mit den Folgen, die sich daraus für den internationalen Handel er⸗ äben? Er zog den Schluß, daß Deutschland seinen ausländischen läubigern jährlich eine Mindestzahlung von 150 Millionen Pfund Sterling und eine Höchstzahlung bon fast 400 Millionen Pfund Sterling ju entrichten habe. Eg sei klar, 3j Deutschland die Mittel für di Bejahlung nur durch den Verkauf von Waren im Auslande finden könne oder, indem es fremden Nationen durch feine Schiffahrt, seine Banken und sein Versicherunggwesen Hilfe leiste, mit anderen Worten: es habe durch seine sichtbare oder durch feine unsichtbare Ausfuhr zu bejahlen. Wie Mac Kenna sagte, ergäben sich vollkommen verschledene Erwägungen, je nachdem, ob Deutfschland durch Ausfuhr von Waren oder durch Dienste he⸗ ahle. Wenn Deutschland durch sichtbare Ausfuhr hezahle, o müsse es, um die Mindestzahlung von 150 Millionen Pfund Sterling jährlich zu entrichten, dem Auslande, für wenigstens 200 . Pfund Sterling Waren verkaufen und für den Verbrauch im Innern eine Einfuhr von nur 50 Mil⸗ sionen Pfund Sterling erhalten, was kaum denkbar sei . ichts der Notwendigkeit der Einfuhr von Rohstoffen. Um es Deutschland zu ermöglichen, seinen Endverpflichtungen von fast 400 Millionen Pfund Sterling jährlich nachzukommen, müsse die deutsche Ausfuhr nicht weniger als 1209 Millionen Pfund Sterling betragen. Der deutsche Außenhandel könnte nicht bis zum Siedepunkt gesteigert und ein fo großer Ueberschuß zu Ausfuhrzwecken nicht aufrecht erhalten werden, ohne daß die Löhne in Deutschland äußerst tief gehalten werden im Vergleich zu denjenigen, die in den wettbewerbenden Ländern bezahlt werden. Die Herabsetzung der Lebenshaltung unter den arbeitenden Klassen müsse zur Abzaͤhlung der Reparationsschuld durchgeführt werden.

Die erste Frage, die sich ergebe, sei die; Werde die deutsche Arbeiterklas ß e dem zustimmen? Soweit augenblicklich be⸗ urteilt werden könne, müsse die Antwort auf diese Frage hejahend lauten. Im gegenwärtigen Augenblick betrügen die Löhne in Deutschland nicht mehr als die Hälfte der in England bezahlten. Die Fügsamkeit des deutschen Arbeiters sei wohl darauf zurückzuführen, daß das augenblickliche Los der deutschen Arbeiter besser sei als während des Krieges, wo alle Klassen in Deutschland infolge der. Blockade äußerste Entbehrungen zu erleiden hatten wie kein anderes Volk. Angesicht, der Frage, ob der deutsche Arbeiter nicht mit der Ausdehnung des Handels und der wachsenden Wohlfahrt der Industrieunter—⸗ nehmungen in seiner möglichen Lebenshaltun aufgebessert werde, erklärte Mac Kenng, unter normalen Verhällnissen werde er das icher, denn eine Nation könne nicht sehr lange, den Vorteil des

ettbewerbs zu niedrigen Erzeugungskosten, die auf. verhältnismäßig niedrigen Löhnen beruhen, behalten. Die deutsche Regierung, die Presse und die Unternehmer würden also dem deutschen Arbeiter klar machen, wenn er nicht zu niedrigen Löhnen arbeite, dann könne die große Schuld Deutschlands nicht gezahlt, werden, und eine fremde Invasion werde die Folge sein. Die Ver⸗ sicherung der deutschen Presse würde bestaͤrkt durch die Er⸗ klärungen der Staatsmänner im Obersten Rat, die den deutschen Arbeiter mit einer erneuten Besetzung bedrohen und mit einer Blockade, wenn Deutschland seinen Verpflichtungen nicht nach⸗ komme. Eine aktive Erhebung der deutschen Arbeiter sei kaum zu erwarten, vorausgesetzt, daß der deutsche Arheiter gerade die für sein Auskommen nötigen. Mittel erhalte, um seine Energie aufrechtzu⸗ erhalten. Es sel möglich, daß er f fügen werde, bis die Schuld aufgebracht sei. Es 4 zwar möglich, daß der Reparationsplan zu⸗ sammenbreche und daß es sich ergehe, daß die geforderten Beträge Deutschlands Leistungs fähigkeit überschreiten. Man müßte jedoch die Möglichkeit in Betracht ziehen, daß Deutschland tatsächlich in der Lage sei, zu zahlen, und wenn dies der Fall sei, dann müsse man seine Aufmerksamkeit der Wirkung zuwenden, die sie auf den aus—

üben würde.

Mae Kenna befaßte sich sodann mit der Wirkung de? Reparationsplanes auf die un sichtbare deutiche Ausfuhr, nämlich auf die Handelszweige, die einen großen Teil der Stärke Englands auf dem Gebiet des Handels ausmachten. Die Herabsetzung der Löhne, die zwangsweise Zahlung des 26 prezentig Ausfuhrzolls würden nicht auf die Handelszweige in Deutch land eh hhränn bleiben, die am Ausfuhrgeschäft beteilig: seien. Die Löhne in jeder Industrie würden in gleicher Weise gedrückt werden, und die

Deutschland würden allgemein unter denen Englands stehen. Die

ĩ ie deutsche Schiffahrtsindustrie sei klar. Es würden r 2 Kostengrundlage gebaut und bemanat, die Frachten. und Passagiergebühren würden. jedoch auf dem inter! nationalen Stande fsehen. Ber Is prozentige Ausfuhrzoll werde daher tatsächlich cine Prämie von 26 Pro;ent zugunsten der deutschen Schiffahrt darstellen. Dacsselbe gelte auch, für die BVant⸗ und Ferstcherungsgeschäfte Deutschlands. Schwierigkeiten würden in zer Erfüllung feiner Verpflichtungen in dem ersten oder welten Jaht tegen. Es erfordere Zeit, Schiffe zu bauen und den Handel in Gang zu bringen. Wenn Deutschland. jedoch die 190 Millionen Pfund lilgen kömme, die von ihm für dieses und das nächste Jahr fordert werden, fo sei es wahrscheinlich, daß im dritten Jahr hie deutsche Industrie mit deutscher Energie und in deutschem Umfange arbeite, Saß Deutschland inftand gesetzt würde, die gestellten Anfon. rungen zu erfüllen. Das Interesse der deutschen Regierung und der mächtigen Induflriemagnaäten werde sich, auf diefer Basis der Schulten TVereinigen. Für die deutsche 1. ß Befreiung von Belaffung, bedeuten, während das Lam feine Solidarität und feine Stärke wöiedergewänne. Für die deutschen Industriemagnaten bedeute es billige Arbelt und großen Ertrag. Die TDast der Schulden werde in der Hauptsache vam deutschen Arbester getragen werden. Mac Kenna kam nach dieser Unter uhhung de deutschen Schulden und der in dem Reparationsplane pyr, geschlagenen Zahlungsmethoden zu dem chluß, daß, wenn Beutschland in der Tage sei, seinen Verpflichtungen, nachm. kommen, es dadurch dem internationalen Hande England ernstlichen Schaden zufügen werde. Die hochentwickelte Industrie und Handelsmacht Ef lame bringe es mit England grüber als mit irgendeiner anderen Nation der Welt in Wettbewerb md ganz gleich, ob Deutschland mit sichtharer oder unsichtharer Ausfuhr bezahle, am meisten werde der englische Handel in. Mitleidenschat gezogen werden. Wenn andererseits Deutschland seinen Verpflich kungen nicht nachkomme, so bedeute dies Linen Rückfall in die Ver. hältnisse politischer Unordnung, die dem Frieden so gefährlich und dem Wiederaufleben des Handels schädlich seien. Nicht die Be jahlung der deutschen Waren bedeute eine Schädigung für England Handel, sondern die gaihis eit n , u zahlen.

„Wir jwingen dem deutschen Volke irbeitsbedingungen auf fuhr Nac Kenna fort, ‚die es ihm ermöglichen, Waren jeder It billiger anzufertigen als wir. Die Deutschen müssen es tun, um ihr Schulden zu bezahlen, und wir bestehen auf der Zahlung der Schulden, unter der Drohung der Besetzung deutschen Gebiets und einer Blockade. Dadurch zwingen wir unseren Handelsrivalen unter Bedingungen zu leben, die es Deutschland ermöglichen, uns aus ausländifchen Märkten zu verdrängen,. Wir werden zwar 6 Teil an der deutschen Entschädigum erhalten, der höchstens etwa 80 Millionen Pfund jährlich betragen wird, jeboch die Umstände, die es Deutschland ermöglichen, uns diese Beträge ju bejahlen. werden Deutschland in die Lage, ben, setzen, unseren Außenhandel; zu gefährden, der ,, der sichtbaren Ausfuhr jetzt über 1,100 Millionen Pfund jährlich beträgt. Vor die Frage gestellt, ob es denn einen We

ebe, um irgend etwas aus Deutschland herauszubekommen, ohne s eie Schaden zuzufügen, schlu ae Kenng vor, von Deutschland zu fordern, hah es nach England. Frankreich und den übrigen alliierten Ländern je nach dem Bedürfnis dieser Länder Artkkel wie Kohle, Holz, Kalt und Zucker sende, die es allein in fel, Mengen erzẽuge. Dies werde ohne Zweifel bedeuten, daß wiel deutsches Kapital und viel deutsche Arbeit aus dem Gewerbe heraus gezogen und für die Erzeugung der Materialien heraͤngezogen werden müßten, die die Länder, denen Deutschland schulde, , Durch Deutschlands Mittel könnte übrlgens nicht eine so ohe Summe von. 406 Millionen Pfund im Jahr, erzies, werden, aber es würde wenigstens der britische Handel nicht so ge= schädigt werden, und es würde lein. Druck von außen die Töhne in . bis zu dem Punkte herabdrücken, der enen er⸗ solgreichen Wettbewerb mit England im 2 Außenhandel sicher r. Die deutschen Fabriken und die deutsche S iffahrt würden

ann den englischen Fabriken und der englischen Schiffahrt gegeniiber dadurch im Nachteil sein, daß die Fähigkeit Deutschlands, sei nen Be⸗ trieben Kapital und Arbeit zuzuwenden, im großen beschranlt gen würde. Mae Kenna schloß seine Rede mit der Bemerkung, daß diese Ausführungen über die Schulden Deutschlands auch auf die Schulden der anderen Länder anwendbar seien.

Frankreich.

Der Reparations ausschuß teilt in einer offiziellen Verlautbarung mit, daß die deutsche Regierung zu der in Londoner Abkommen vorgesehenen Frist vom] Juli eine Gesamt⸗ schuld verschreibung über zwölf Milliarden wenne ihr, geben werde, eine ö die im Einvernehmen mit den Deutschen getroffen worben sei. Hierzu bemerkt der ,. daß diese ö dverschreibung, die ein Anerkenntnis des er en Teiles der deutschen Schuld darstelle, später in einer 6 Anzahl von Sbligationen nach Uebereinkunft der alliierten Mãch eingeteilt werden soll. Dieser Teil der 8 soll fünf , Zinsen tragen und mit ein Prozent amortisiert werden. ö erwähnten Verlautbarung teilt der Reparationsqutzschuß . mit, er habe in der Angelegenheit der deutschen Hehllit ser nn die deutsche Regierung daran erinnert, daß eine strenge i. haltung der vorgeschriebenen Fristen erwartet werde. . di erstreckken sich vom 28. Maj bis 28. September 1921. i Taufe dieses Zeitabschnittes seien 960 000 Kubikmeter Ho 7 liefern, die unter Frankreich, Italien und Belgien ver werden.

Der Finanzminister Dou mer erläuterte gestern nach⸗ mittag bei be Finanzdebatte der Kammer die Finanzlage Frank reichs.

j sro⸗ r selnet Wie „Wolffs Telegraphenbüro“ berichtet, könnten nach sein Ansicht die Ausgaben * das neue Budget von 26 . diesem Jahre auf 23 Milliarden herabgesetzt werden. 5 ne einnahmen würden sich auf 1735 Milliarden belaufen. ah Rormaleinnahmen käme noch eine Vermehrung der 360 . . um eine Milliarde und das Ergebnis der Abgahen . 9. . gewinnen im etwaigen Betrage von ? Milliarden in be,. 3 hoffe deshalb, mit einem Defizit von 23 Milliarden dutchko e m. können. Vorgesehen sei eine Erhöhung der Sintemmen teien Ersatzsteuer. Schließlich erklärte inister Doumer, . Demobilisierungskosten der Jahresklasse 1919 in . 9 Deutschland vor jeder Verteilung der Zahlungen an die Alli Reparationskonto bezahlt werden müßten.

Schweig. sa⸗ Der Bundesrat hat sich, dem „Wolff'schen Del rng r, büro“ zufolge, in einer Mitteilung an Krgssin bereit 3 . einen Moskauer Entwurf für einen zwischen der . , und Rußland abzuschließenden Handelsvertrag entg zunehmen.

andi d del mit England aus. ländischen Handel und besonders auf den Handel mit Englan ö

Grundlagen der Kosten in Völkerbundrats

Das Välkerbun dsgkrelgriat in Hens „Wolffschen Telegraphenbüro“ zufolge, von der ita . r, worden, daß der König uu Italien alle Protokolle, guch das über die grrich a g D sändigen internationalen Gerichtshofes, ratifiziert ha heit albanische Regierung hat an das oller und e, ö ein Telegramm gerichtet, in dem das an den , n ellte Ersuchen erneut wird, in den Bej n gar Albaniens zu Jugoslawien und Griechen ö den mitteln. Diese Frage wird auf der nächsten Sit am 17. Juni in Genf gest Griechenland und Jugoslawlen werden ebenfalls vert

Türkei.

Der Großwefir Tewfik Pascha hat nach einer Havas— melding fein Ministerium, wie folgt, gebildet: Aeußeres harschal Iszet Pascha, Inneres und Unterricht vertretungs⸗ g, Mar all Ali Riza Pasch a, Marine: Marschall malth Pacha, Handel und Landwirtschaft: Sela Bey, gnanzen sprovisorisch): Hussein Kiazina Bey. mm Nach einer Havasmeldung wird aus Ang org berichtet, dah der vormalige kranzöfische Minister Franklin⸗BGouislon mn Angora eingetroffen ist und sich sofort mit dem Minister= prisdenten und den anderen Ministern der Regierung in Ver— bindung gesetzt hat, Nach dem Bericht ist die Regierung von Angora bereit, die Kriegsgefangenen einschließlich der Engländer steyugeben unter der Bedingung, daß England die auf Malta nternerten Türken ausnahmzlos auf freien Fuß setzt.

Amerika.

Nach einer Meldung des „New Jork Herald“ steht eine englisch⸗ amerikanische Entente gegenwärtig im amerikani⸗ en Staats departement zur Beratung. Ob man eine förm— iche Allianz mit England ins Auge fasse, sei zweifelhaft; es perde aber möglicherweise ein Handels- und Freundschafts⸗ vertrag mit England abgeschlossen werden.

Asien.

Nach Moskauer Nachrichten wird die von den Anhängern Semenoms gebildete Regierung im Fernen Osten von den nizländischen Vertretern, darunter auch Japan, nicht anerkannt. Japan macht der Regierung den Vorwurf antidemokratischer Tendenzen.

8 ! J

4

Parlamentarische Nachrichten.

Der wirtschaftspolitische Ausschuß des Reichs virtschafts rats nahm in seiner Sitzung am 15. d. M. die sorlsetung des Berichts des Auswärtigen Amts über zen Wiederaufbau der deutschen Handels beziehungen entgegen, insbesondere wurden die ostasiati⸗ hen Perhältnis se besprochen. Der Ausschuß erklärte fein Ginderständniz mit den Maßnahmen des Auswärtigen Amts.

Der Reichswirtschaftsminister legte den Entwurf eine Hesetzes zur Ueberwachung dez Perkehrs mit Po st paketen vor, der den Minister ermächtigen soll, zur Neber— wachung des Warenverkehrs zwischen unbesetztem und besetzte m Gebiet behördliche Stellen zu bezeichnen, die befugt sind: J. Postdiensträume zu betreten und Paketsendungen zu beschtigen, 2 einzelne Paketsendungen zu öffnen. Zur Begründung führte der Reichs kommissar für Ein⸗ und Ansfuhrbewilligung, Geheim- at Trendelenburg aus, daß das Außenhandelsregime der Intente in Ems die deutschen Grundsätze, für den Außen—⸗ landel nicht beachtet und vor allen Dingen die Einfuhr fanzösische Luxruswaren in sehr großen Mengen ge⸗ stattet. Da Kilogrammpakete die Grenze ohne jede Kontrolle passieren können, muß also, falls nicht Abhilfe geschaffen wird, mit einer Ueber schwemmung auch des unbefetzten Gebietes mit unerwünschten ausländischen Luxug— waren gerechnet werden. Beslimmte Zahlen, in welchem Maße das jetzt schon geschieht, lassen sich nicht angeben, doch wird dieser Zustrom auf eine halbe bis eine Milliarde Mark nwonatlich geschästzt. Die Schwächung der deutschen Valuta ist vermutlich auf dieses neue Loch im Westen zurückzuführen. Deutschland kann nicht enorme Reparationszahlungen leisten und außerdem noch überflüssige Waren kaufen. Es muß sich also auch im Interess der Entente gegen eine solche Ueberflutung schützen. In Der Erörterung erklärte sich die große Mehrheit der Mitglieder für den Gesetzentwurf. Vertreter des Handels und der Industrie sprachen dabei den Wunsch gug, daß bürofratische Be— lästigungen möglichst vermieden werden sollten. Der Vertreter der Regierung beantwortete diesen Wunsch mlt einem Hinweis uuf die Begründung des Gesetzes, in der ausdrücklich teht, daß die

Kontrolle nach bestimmten, bon den zuständigen Ministerien auf⸗ . Anweisungen erfolgen wird, damit ihre. Durch— ihrung nicht das unbedingt notwendige Maß überschreitet nd keine Erschwerungen. des Verkehrs zur Folge hat. Ferner wurde angeregt, den Weg der unerwünschten Waren su, erfolgen und dle Berteilerzentralen im unbesetzten Gebiet fest⸗ justellen, um dort womöglich größere Mengen beschlagnahmen zu können. Der Reichskommissar für die Ueberwachung der Ein⸗ und Ausfuhr en Flügge machte darauf aufmerkfam, daß schon jetzt so ver— hren werde, der Erfolg aber dadurch in Frage geftellt werde, daß die Schiebersfrmen noch Freigabescheine in Händen Faben, so daß sich die berhotene Herkunft der Ware meist nicht nachweisen läßt. Es wurde sraufhin der Vorschlag gemacht, diefe alten Scheine bon einem be— simmten Zeitpunkt an für ungültig zu erklären und sie unter Vor— nahme eingt Bestandzaufnahme einzuziehen. Der Ausschuß erklärte sich darauf einstimmig mit dem Gesetzentwurf einverstanden und faßte dann nstimmig noch folgende Ent schließ ung: „Nachdem trotz der nnahme des Ültimatums wider alles Erwarten die „Ganktisnen⸗ öl aufgehoben worben find, beschhießt der wirtschaftspolstische Aus, ß des vorläufigen Reichswirtschaftsrats, die Regierung zu er— ichen, mit größtem Nachdruck dahin zu wirken, daß die dem Friedens⸗ dettrag und jedem Völkerrecht widersprechenden Zwangsmaßnahmen r e ten Gebiet beseitigt werden, welche die Intereffen der e lscen Bevölkerung auf das schwerste verletzen, das Wirkfchafts= ö nm namentlich des besetzten Gebiets zu vernichten drohen und eutschlandz Fähigkeit zur Reparationsleistung in Frage stellen.“

chuß des Reichstags hat die erste Lesung ädengesetz es begonnen. Der Bund der Aus⸗ n (e. V.). als dessen Vertreter Geheimrat Grosse,

früher in Riga) und Rechtsanwalt Dr. Einhorn (früher

n schienen waren, trat für die Gleichsteflung der Auslands. ah! en mit den aus den abgetretenen Gebieten und den deutschen . dertriebenen Reichsangehörigen ein. Abänderungsanträge en dem Ausschuß unterbrefstet.

h der Ael testenr at des preußischen Landtags be⸗ . daß um Mitte Juli, voraussichtlich am 15. Juli, Vertagung ß 263 September eintreten soll. Man war der Ueberzeugung, en es doch nicht, wie ursprünglich beabsichtigt war, gelingen werde, * ile glare noch vor der großen Vertagung zu verabschieden. Um 3. eiten tunlichst zu fördern, fol der Hauptausschuß mit der

ten Vorberatung des Haushalts bereits Ende August beginnen.

Statistik und Volkswirtschaft.

Ueber die wirtschaftelgge in Deutschland leichte um Mitte Mai 1921. stbe tien dach: Reichtarbesteblgtt; guf Grund bon Angaben der wirt. nahstliäen Verbände und 14 Cinzeimeldungen typischer Betriebe, pn , . Unternehmungen, die über die age in den vier Wochen en fol . ai, und über die Aussichten für die Beschäftigung in keis genden zwei Wochen auf Grund des Auftrags- und Material⸗ ber übe befragt worden find, unter Berückfichtigung der Milteilungen

mnfangreichen Fachwhrt

e: au Tin dem i , enen Deutschlands infolge der politischen

gewisser Weise umgelagert, eine dauernde Erleichterung ist aber nicht eingetreten, da der polnische Aufstand in Oberschlesien ein wichtiges Wirtschaftsgebiet in schwere Wirren stürzte und die Kohlennot der deutschen Industrie verschärfte. Allerdings hat die Unterzeichnung des Ultimatums eine Klärung in dem Sinne gebracht, daß der weiteren militärischen Besetzung deutschen Wirtschaftsgebiets im Westen Ginhalt geboten worden ist; es ist auch in der Tat für einzelne Gewerhezweige nach einer Zeit der Aufstauung selbst unum⸗— gänglichen Bedarfs infolge der völligen Ungeklärtheit der Ver⸗ hältnisse eine gewisse Teilbelebung des , , . die Folge gewesen, aber die Tatsache der Nichtaufhebung' der Sanktionen‘, die . der künstlichen Trennung der rr har lich so stark verflochtenen rheinisch⸗westfälischen Industrien durch die Rheinzollinie wird mit der Zeit immer unerträglicher. Arbeitszeit⸗ verkürzungen und Arbeiterentlassungen lassen sich trotz aller Be— mühungen nicht mehr vermeiden. Von sehr verhängnisvoller Wirkung für die gesamte rheinische Industrie sind auch die , über die Genehmigung der Ein und Ausfuhr infolge der langen Dauer der Erledigung der Anträge; es heißt, daß die erforderlichen Ein- und Ausfuhrbewilligungen für den Warenverkehr zwischen dem besetzten und dem unbesetzten Gebiet sich auf 80 000 biz 160 656 täglich belaufen. Ein Zeichen für die Steigerung der Schwierigkeiken im Wirt⸗ schaftsleben Deutschlands ist in der Zunahme der Konkurfe im Mai zu sehen. Nach den Feststellungen der Finanzzeitschrift Die Bank wurden im April 267, im Mai 284 Konkurse (gegen 75 im Mai 1920) eröffnet.

Auch die Berichte der Landesämter für Arbeitsver—⸗ mittlung lassen erkennen, daß eine Erhöhung des Beschäftigungs— grad und eine Aufnahme von Erwerbslosen nur in folchen Berufszweigen und Gewerben möglich war, deren geschäftliche Lage mehr oder weniger von der Jahreszeit und der herrschenden Witterung abhängig ist. Wenn für Pommern, zum Teil auch für Sachen Anhalt, Hannover, Hamburg und in der zweiten Hälfte des Mai für Preußen und VBürttemherg, in der letzten Maiwoche auch für den Freistaat Sachsen, für Oldenburg wie für die Bezirke Regengburg und Augs— burg ein günstigeres Bild der Gesamtlage entworfen wird als für die vorhergehenden Wochen, so werden dafür die landwirtschaftliche Arbeit, die Belebung der Bautätigkeit, die Inangriffnahme von Regu⸗ lierungs⸗ und Drainagearbeiten, auch von Chauffeebauten, Steinzeug⸗ in zustrie usw., vor allem von Notstandsarheiten als Ursache für die Ent lastung des Arbeitsmarktes angeführt. In Baden wurde trotz Verschlech⸗ terung der Gesamtlage eine Ginschränkung der Zahl der Arbeite lo sen da⸗ durch möglich, daß ein Teil einer Notstandtarbeil oder Tagelöhnerbeschäf⸗ tigung zugeführt werden konnte. Auch in Groß Berlin ging nach g, die Zahl der Erwerbslosenunterstützung Empfangenden, wie der Bericht des Landegarheitsamts hervorhebt, zurück. Teilweise ist, wie z. B: in Sachsen, ein solcher Rückgang dadurch ermöglicht worden, daß in stärkerem Maße Kurzarbeit durchgeflihrt wurde. Für eine ganze Anzahl bon Gebieten ist aber keine Verbesserung, sondern eine Verschlechterung der Gesamtlage ein etreten. Für Sachsen⸗Anhalt und Oldenburg, auch für einzelne bayerische Gebiete, wie Augsburg und Würzburg, erwies sich *. Zunahme der Arheitslosigkeit während einzelner Wochen nur als vor⸗

ö für Schlesien, Hess 6. Westfalen und Rheinland wie

für Baden ist eine fortdauernde Ver lechterung zu verzeichnen. Ins besondere hat in Westfalen und Rhelnland wle auch in Baden und Brandenburg Zwang zu Betriebzeinschränkungen und Arbeiter- entlassungen in steigendem Maße bestanden. Dag brandenburgische Landesarbeitsamt wird infolge der in Gang befindlichen Freimachung der noch von den Ausländern besetzten Arbeitsstellen, der ständigen Zunahme der Arbeitszeitverkürzungen, insbesondere in der Metall⸗ industrie und im Holzgewerbe, in der Lage sein, weitere Arbeitslose unterzubringen. Daß der Umfang der Kurzarheit bereits zu einer er—⸗ heblichen Beeinträchtigung der Kaufkraft der arbeitenden Klassen führt, darauf weist ebenfalls das brandenburgische Landesarbeitsamt hin. Aus den einzelnen Berichten bon 1467 typischen Betrieben der Industrie an das Reichsarbeitsblatt“ ist eine deutliche weitere Verschlechterung der Gesamtverhältnisse zu ersehen. Sie sti allerdings etwas weniger stark ausgeprägt als bei der borhergehenden eststellung. Aus den Zerichten ergibt sich, daß von den rund 60 ooo Arbeitern und Angestellten, die am 15. Mai in diesen 1457 Betrieben tätig waren, nur 25,3 vH gegen 26, vo im Vormonat gut beschäftigten Betrieben angehörten. Es waren 277 gegen 2735 pH im Vormonat in Unternehmungen mit befriedigendem und 45, gegen 43, vh im Vormonat in Betrieben mit ungenügendem Geschäfts—= gang tätig. Seit dem 15. November 1920 haben die Betriebe mit schlechtem Geschäftsgang ständig zugenommen. Wird nämlich die Anzahl der am 16. November in schlecht beschäftigten Betrieben tätig gewesenen Arbeiter und Angestellten mit 106 angesetzt und wegen des Schwankens in der Beteiligung der Unternehmungen an der Berichterstattung die in jedem folgenden Monat neu an— gegebene Bestandsziffer für den 15. des Vormonats gleich der bei der vorhergehenden Feststellung errechneten Verhältnisziffer für den Vor⸗ monat angesetzt, so ergibt sich für den 15. Dezember eine Steigerung auf 103, für den 15. Januar auf 114, für den 15. Februar auf 135, für den 15. März auf 149, für den 15. April auf 168 und für den 16. Mai auf 175. Die Verschlechterung wuchs ganz progressiv bis auf drei Viertel, und zwar besonders stark vom März zum April wie vom Janugr zum Februar.

Arbeitsstreitigkeiten.

Die Berliner städtischen Gutsarbeiter sind, wie nach dem Ergebnis der am Montag vorgenommenen Urabftimmung vorauszusehen war, gestern auf den 18 Gütern der Stadt in einer Gesamtstärke von ungefähr 4000 Mann in den Aus stand ge— treten. Die für Dienstag abend ursprünglich angesetzten Verhand⸗ lungen zwischen dem Magistrat und den Vertretern der Arbeit— nehmerorganisationen sind, wie hiesige Blätter melden, nicht zustande gekommen, da letztere inzwischen schon ihre Zustimmung zur Arbeits⸗ niederlegung gegeben hatten und der . daraufhin von einem Einigungsversuch Abstand nahm. Die Notstandsarbeiten werden auf allen Gütern ausgeführt. Dagegen stockt die Heuernte und die Bearbeitung der Hackfrüchte. Besonders bei den letzteren dürfte die Stadt bei einem längeren Anhalten des Ausstandes erheb— lichen Schaden erleiden. n , ,.

Aus Peine wird dem telegraphiert: Die Arbeiter der Ilseder 96. und des Peiner Walz werks waren gestern wegen Lohnforderungen in den Ausstand getreten. Die Stadt Peine, die von der Ilseder Hütte mit Strom her org wird, war gestern ohne elektrisches Licht und ohne Kraft. Nach Verhandlungen zwischen den ausständigen Arbeitern und der Direktion der Ilseder Hütte wird die Stadt jetzt wieder mit Strom versorgt. Im Peiner Walzwerk sind die Arbeiter ebenfalls vorläufig wieder zur Arbeit zurückgekehrt.

Aus Londan wird dem W. T. B.“ gemeldet, daß infolge des Eingreifens des Arbeits ministeriums die Gefahr eines Ausstands in der englischen Metalslindustrie für den Augenblick beseikigt ist, da die Arbeitgeber sich bereit erklärt haben, die Einführung des neuen Lohntarifs bis um Ende des Monats aufzuschieben. Auf Veranlassung der Regierung haben Verhandlungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitern begonnen.

In Venedig ist, wie die „Berl. Börsen⸗Itg.“ erfährt, der Aldlgemeinausstand ausgerufen worden wegen eines Streites zwischen Faszisten und Sozialisten, bei dem zwei Eisen⸗ bahner getötet wurden.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßzregeln. Aussatzkranke im Deutschen Reiche im Jahre 1920.

Nach. den „Veröffentlichungen des Reichsgesundheitgamts“ betrug die Zahl der Aussatzkranlen in Deutschland am Schlusse des Jahres 1920 11 e 37 am Ende des Jahres 1919), wobon auf Preußen

der Weltwirtschastsrrise lastenbe Druck hat sich zwar in

In Preußen ist. im Berichtssahr ein neuer Krankheitsfall er— mittelt worden bei einem mn . aus Fulda, der vermutlich im Jahre 1903 in Nordbrasilien angesteckt wurde und 1517 in Deutsch— land als Seldat erkrankte. In dem abgetretenen Leprahcim m Kreise Memel befinden sich gemäß Abmachung mit der interalliierten Kommission nur noch zwei in Deutschland beheimatete Leprakranke.

In Braunschweig wurde bei elnem aus Brastlien gebürtigen Malergehilfen, der seit 1913 in Deutschland ist, Leyra festgestellt, in Gießen bei einem 22 jährigen Arztsohn aus Brasilien.

Von den am Schlusse des Jahres 1919 in Hamburg vorhandenen drei Leprakranken ist einer nach der Schweiz verzogen. Ein im Mai 1920 zugezogener leprakranker Ingenieur aus Argentinien ist im Berichte jahre gestorben. Außerdem hielten sich in Hamburg vorüber— 6 drei Leyrakran e auf, die nach kurzem Aufenthalt nach Saar⸗ rücken, Paris bejw. Argentinien weiterreisten.

s 9. bisher in Württemberg untergebrachte Leprakranke ist gestorben.

. Nachweisung über den Stand von Viehseuchen in Oesterreich in der Zeit vom 26. Mai 1. Juni 1921.

(Nr. X der Amtlichen Veterinärnachrichten.)

bis

)

Notlauf (Er ysipelas suum)

(Aphthae epizooticae) Raͤude Gcabies) der Schweine

Maul⸗ und Klauenseuche

Laufende Nummer 28 Q * 83 D 6 8 edv 8

Hofe ( Weiden)

Schweinepest Pestis suum

) /

Weiden

2 283

Bezirke l

Bezirke

Bezirke . . IS Gemeinden

Bezirke Gemeinden Gemeinden Höfe (Weiden) Gemeinden Höfe (Weiden)

Höfe

2

Stadt Wien Niederösterreich⸗ Land

Oberösterreich. Salzburg ... —m Steiermark .. Kärnten .. .

Vorarlberg ö. 39 -

Intgesamt .. J 5 5 6aisios , ,

Oesterreich ist am 1. Juni 1921 frei von Rinderpest und Lungenseuche.

22 dio

. 1

6e Wernen)

* 2

2

12 ö. * . 83

w 0 2 E .

1 8

C

ö

d 23

15

21

2

eo l R

..

g 2 g 2 1

.

l

Wohlfahrtspflege.

Die Deutsche Gesellschaft für Kaufmanns Grhelungsheime (Sitz Wiesbaden kann, wie dus dem Ge— schäftsbericht für 1920 Hervorgeht, auf ein zehnjähriges Be— ste hen zurückblicken. Ihre Entwicklung ist, nachdem die ersten Jahre des Zweifels und Mißtrauens überwunden waren, sehr günstig gewesen. Im Jahre 1920 wurden in 14 Heimen 14208 Perfonen mit 232225 Verpflegungstagen aufgenommen; im laufenden Jahre wird Die Besucherzahl noch erheblich größer sein, da die Gefelsschaft die Zahl der Heime durch Ankauf von 7 großen Hotels und Kurhänfern auf 21 mit rund 2600 Gastbetten gefteigert hat. Neben den kaufmännischen haben auch die technischen Angestellten In— genieure, Chemiker usw. einen erheblichen Teil der Besucher gestellt. Die der Gesellschaft von Handel und Induffrie für die Errichtung und den Betrieb der Heime zur Kapitalien erreichten am Schlusse des Jahres 1530 den stattlichen Betrag von 20,5 Millionen Mark. Die Steigerung der Betriebs⸗ kosten der Heime wird durch eine Gegenüberstellung der von der (e— sellschaft in den Jahren 1913 und 1920 gezahlten Preise veranschaulicht. ö. 10 Lebensmittel ergibt sich eine durchschnittliche Erhöhung im Ver⸗ zältnis von 1:17, für 12 Einrichtungsgegenstände eine folche von 1716. Die Mitgliedschaft kann von Firmen, von kaufmännifchen und tech= nischen Angestellten sowie von Vereinen usw. erworben werden. Der Mitgliedsheitrag beträgt für Angestellte 26 A, für selbständige Kauf— leute 59 4A, für Firmen, die mit der Mitgliedschaft die Aufnahme ihrer Angestellten bezwecken, 50 4 für jeden bei der Aufnahme zu berücksichtigenden Angestellten, wozu bei Firmen im Jahre des Ein— tritts ein Zuschlag von 500 tritt.

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Provinzialsiedlungsausschüsse.

Auf Grund des 8 37 Abs. 3 des preußischen Ausführungsgesetzes zum Reichssiedlungsgesetz hat der Minister für e , schaft, De mänen und For sten durch Ausführungsanweisung vom 17. Mai 19821 bestimmt, daß für je de Probin; am Sitze des Landeskulturamts ein i n, für Siedlungs⸗ wesen (Provinzialsiedlungsausschuß) gebildet wird, wobei die an die Provinz Ostpreußen angrenzenden Teile der Probinz . der Prohinz Ostpreußen, die Grenzmgrk Posen-⸗Westpreußen der Provinz Brandenburg, die Hohenzollernschen Lande der Rheinprovinz zugerechnet werden. Als Aufga be ist den Provinzialsiedlungsausfchüffen zugewiesen worden, bei der Durchführung der inneren Kolonisation in der Provinz beratend mitzuwirken, insbesondere sich in Fragen all⸗ gemeiner und grundsätzlicher Art zu äußern und die ländliche Siedlung durch tatsächliche Mitteilungen, Stellung von Anträgen an den Minister, Erstattung von Gutachten und dergleichen zu fördern. Zur Beratung im Provinzialsiedlungsausschusse gelangen sowohl Vorlagen des Präsidenten des Landeskulturamts als auch Anträge von Mitgliedern.

Neben dem Präsidenten des Landeskulturamts als Vorsitzendem oder seinem amtlichen Stellvertreter als stellvertretendem Vorsitzenden setzen, sich die Provinzialsiedlungsausschüsse zusammen aus je einem staͤndigen Vertreter der am Siedlungswesen beteiligten Behörden und Körperschaften der Provinz, und zwar der Oberpräsidenten, der Re— gierungspräsidenten, der Provinzial usw. Verbände, der Landwirtschafts⸗, kammern, der Generallandschaften oder der ihre Stelle einnehmenden öffentlichen Kreditorganisationen, der Landesversicherungsanstalten, der Landlieferungs verbände, der Provinzialverbände landwirtschaft! licher Genossenschaften, der e, , gemeinnützigen Sied⸗ lungsgesellschaften. der provinziellen Wohnungsfürsorgegesellschaften und der der ländlichen Siedlung dienenden, als gemeinnützig an— erkannten Kreissiedlungsgesellschaften. ihn kommen als weitere Mitglieder je vier Vertrauensleute der Ansiedler und der alten Grundbe⸗ sitzer der Provinz, die je zur Hälfte von den Probinzialausschüssen und den Landwirtschaftsfammern auf die Dauer von 6 Jahren ge⸗ wählt werden, sowie zwei vom Präsidenten des Landezkulturamts auf die Dauer von 5 Jahren berufene Personen, die in der Provinz ihren ständigen Wohnsitz haben und im Siedlungswesen besonders erfahren sind. Dabei ist möglichst ein Vertreter der in der Provinz hauptsächlich tätigen privaten Siedlungsunternehmer zu berücksichtigen. Alle Mitglieder haben gleiche Rechte; sie üben ihr mt als Ehren—˖

amt aus, erhalten jedoch für Reisen Tagegelder und Ersatz der Reisekosten.

Theater und Musik.

Im Opernhaus e werden 2 Freitag. . Cavalleria rusti- gang? und „Bajazzi“ unter der Leitung von Otto Urack (Anfang Uhr) aufgeführt. In der am Sonnabend in Szene gehenden

6 (32), auf Württemberg 9 (1), auf Braunschweig 1 (O), auf 1 hy auf Lübeck 1 (1 . . n . 2 6) . auf Hessen

Neueinstudierung des Freischütz' sind die Partien wie folgt besetzt: Agathe. Gifriede BPlarherr. 26 Aennchen: Marie Escher⸗

Vet fügung gestellteit⸗*