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Der Bevölkerungsausschuß des vreußischen Landtags nahm einen Antrag an, nach dem die Staatsregierung ersucht werden soll, die gesetzgeberischen Grundlagen für eine Ver— pflichtung zur Anzeige der offen tuberkulös Erkrankten (Lungen⸗ Kehlkopf⸗, Knochentuberkulose) mit größter Beschleunigung dem Landtage zu unterbreiten.
Statistik und Volkswirtschaft. Arbeitsstreitigkeiten.
Nach den bis gestern bekanntgewordenen Ergebnissen der Berg arbeiterabstim mung in England sind, wie ‚W. T. B. aus London erfährt, für die Annahme der Bedingungen der Arbeit⸗ geber 61 747 und dagegen 156 638 Stimmen abgegeben worden. Wie die Blätter melden, bedeutet dieses bisherige Ergebnis der Ab⸗ stimmung eine Ueberraschung. Die Mehrheit der Arbeiter hat sich biüher gegen die Annahme des neuen Angebots der Bergwerksbesitzer ausgesprochen. ‚Dailv Telegraph“ zufolge ist es wahrscheinlich, daß die erforderliche Zwei—⸗— drittelmehrheit zugunsten einer Fortsetzung des Aus stands sich ergeben werde. Die Bekanntmachung des End⸗ ergebnisses war erst für heute früh zu erwarten.
Biertausend Steinbrucharbeiter des Beckens von Tournai sind W. T. B.“ zufolge gestern in den Aus st and ge—⸗ treten. Sie sträubten sich gegen eine Lohnherabsetzung von zehn võ und erklärten sich nur mit einer solchen von fünf vH einverstanden, die die Arbeitgeber ablehnten.
Wohlfahrtspflege.
Der Nationalstiftung für die Hö der im Kriege Gefallenen ist, wiederum eine namhafte Spende zugeflossen, und zwar hat ihr die Deutsche Bank in hochherziger Weise 500 000 4M überwiesen.
Kunft und Wissenschaft.
Dem tatkräftigen Eingreifen des schwedischen Reichsbibliothekars Dr. Collijn, dem die bekannte Abordnung des Börsenvereins für den deutschen Buchhandel nach Skandinavien, bestehend aus den Herren Geheimrat Siegismund, Hofrat Meiner und Otto Selke, erfolgreich vorgearbeitet hat, verdankt die Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft eine große Sendung schwedischer wissenschaftlicher Literatur. Auf seine Veranlassung hat eine größere Anzahl schwedischer Verleger ihre wissenschaft⸗ lichen Veröffentlichungen der letzten Jahre, vielfach in mehreren Exemplaren, überwiesen. Weitere Sendungen werden folgen, auch ist die Vervollständigung und Ergänzung der vor dem Valutasturz in Deutschland gehaltenen Zeitschriften und Fortsetzungswerke in be— stimmte Aussicht gestellt worden, so daß der deutsche Gelehrte sicher sein darf, in den Bibliotheken, die bereits bisher die schwedische Literatur pflegten, fortan auch ihre neuesten Erscheinungen vorzufinden. Dem Reichshibliothekar Dr. Collijn wie den schwedischen Verlegern ist der aufrichtige Dank der deutschen Wissenschaft sicher.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
In Leipzig wurde, wie W. T. B.“ berichtet, gestern nach⸗ mittag die 38. Wande rausstellung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft, die erste seit dem Kriege, in Gegenwart von Vertretern der sächsischen Regierung und der Behörden durch den Vizepräsidenten Dr. Mehnert it einer längeren Ansprache eröffnet. Er hob hervor, aß die deutsche Landwirtschaft es als ihre vornehmste Auf— gabe betrachte, am Wiederaufbau Deutschlands unter Anspannung aller Kräfte mitzuarbeiten und die Ernährung des deutschen
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r Volkes durch Hebung der heimischen Produktion zu verbessern. Sie
müsse allerdings vollste Gewähr für die Sicherheit des Eigentums und die baldige Aufhebung auch der letzten Reste der Zwangswirt⸗ schaft verlangen. Die Grüße der sächsischen Staatsreglerung über⸗ brachte der Ministerpräsidenk Buck, diejenigen der Stadt Leipzig der Oberbürgermeister Rot he. Nachdem der Vorsitzende des Vorstands der Deutschen , , ,, von Freier den Dank der Gesellschaft augsgesprochen hatte, wurde ein Rundgang durch die 6 reich beschickte Ausstellung, die bis zum 21. Juli dauert, angetreten.
Theater und Musik.
. Im Opernhause wird morgen, Sonnabend, zur Er innerung an die Uraufführung vor 100 Jahren im damals Königlichen Schauspielhause neu einstudiert Carl Maria von Webers „Freischütz in der gestern bereits mitgeteilten Befetzung aufgeführt. Musikalischer Leiter ist Dr. Fritz Stiedry, szenischer Leiter Franz Ludwig Hörth. Die Ausstattung ist nach Entwürfen von Emil Pirchan in den Werkstätten der Staatstheater hergestellt. Die technisch-dekorative Einrichtung hat Georg Linnebach besorgt. An⸗ fang 6 Uhr. — Die Besucher der Jubiläumsaufführung erhalten zur Erinnerung das neu erschienene ‚Weberhaft“ der Blätter der Staatsoper . J
Im Schauspielhause werden morgen ‚Die Räuber“ in bekannter Besetzung gegeben. Anfang 6 Uhr.
Die Erstaufführung von Schönthans und Kadelburgs Schwank Zwei glückliche Tage“ findet Dienstag, den 21. Juni, in den Kammerspielen des Deutschen Theaters statt. Die Dauptrollen sind von den Herren Rameau, Gülstorff, Edthofer, Schmasom, Helmut Krauß, Henckels, Voelker und den Damen Wagner, Hagenbruch, Bukowicz und Reigbert beseßzt.
Der Schwank „Meine Frau — das Fräulein?, der am 30. Juni
zur Eröffnung der Sommerspielzeit im Schiltertheater Charlottenburg zum ersten Mal aufgeführt wird, wird von dem Oberregisseur Franz Groß in Szene gesetzt. Die mufifalische Leitung hat Siegfried Schulz, die Tänze werden von Robert Negrell angeordnet. In der, kommenden Woche beginnt im ‚Deutschen Opern⸗ au Le, die erste Gesamtdarstellung des „Rings des Nibelungen“. Aut. Dienstag wird „Rheingold“, am Mittwoch Die Walküre“, ani Freitag „Siegfried? und, am Montag, den 27. d. M., „Götter⸗ dämmerung“ (als erste Wiederholung) gegeben.
Handel und Gewerbe.
Ginlösung von Zinsscheinen ungarischer Krieg s— anleihe. Nachdem die Einlösung der . der ungarischen Kriegsanleihen für die am 1. Janügr 120 fällig gewordenen Iinz⸗ abschnitte nunmehr auch für reichsdeutsche Sigl e e dadurch vor sich geht, daß gewisse Förmlichkeiten zu erfüllen und Bescheinigungen beizubringen sind, aus denen u. a. hervorgehen muß, daß der Wert⸗ papierbesitzer reichsdeutscher Staatsangehöriger ist, werden, wie von der Ungarischen Abteilung des Deut h Life ü e, Wirtschafts⸗ verbandes in Berlin mitgeteilt wird demnächst auch die im Jahre 1519 fällig gewordenen fin en für die Kriegsanleihen gezahlt werden. In dem vor wenigen Tagen von der Nationalversammlung verabschiederen Budgetgesetz ist eine Einlösung dieser Zinsscheine . allerdings nur mit 30 ihres Nominalwertes unter der Begründung, daß die volle Zinseinlösung sich nicht ermöglichen lasse infolge der außer— ordentlichen Schädigungen, die Ungarn während der Räteregierung und der darauffolgenden Besetzung durch rumänische Truppen erlitten habe. Diese Zingermäßigung bezieht sich nur auf das Jahr 1616, en. die vorher fällig gewordenen, ebenso wie die späterhin fällig werdenden Coupons zu ihrem vollen Wert eingelöst werden
sollen. Die ungarische Abteilung des Deutsch⸗Desterreichisch Unga⸗ rischen Wirtschaftsverbandes ist beim ungarischen Finanzministerium wiederholt vorstellig geworden, daß nunmehr auch die Zinsscheine des Jahres 1919, die im reichsdeutschen Besitz sind, vorgelegt werden, und es sollen in Kürze die zu erfüllenden Formalitäten veröffentlicht werden, unter denen die Einlösung dieser IJins scheine dor sich gehen wird. Interessenten erfahren näheres bei der ungarischen Abteilung des Deutsch⸗Oesterreich ⸗ Ungarischen Wirtschafts verbandes (Berlin W. 35, Am Karlsbad 16).
— Ueber Firmen in Londen, Am sterdam (Haus⸗ haltungsartikel usp), Genf (elektrische Artikel, Briefmarken usw.), Jverdon (Im⸗ und Export), Lausanne (Briefmarkenhandlung), Almeria (Bankgeschäft) liegen der Handelskammer zu Vein vertrauliche Mitteilungen vor. Firmen des Berliner Kammerbezirks erhalten nähere schriftliche Aus⸗ kunft im Verkehrsbüro der Handelskammer zu Berlin C. 2, Kloster— straße 41. . .
. Am 14. Juni 1921 hat, laut Meldung des W. T. B.“, in Berlin die Oeffnung der eingegangenen Submissionsangebete zur Bewirkung der nach den Anleibebedingungen vorgeschriebenen Tilgung der hoh steuerfreien Stgatsanleibhe vom Jahre 1311 der Republik Chile, Serie l, stattgefunden. Es lagen An⸗ gebote zu Kursen von 700 bis zu 9560 vy vor, von denen diejenigen zu 700 bis 875 vH angenommen wurden. J
— In der am 15. Juni 1921 stattgehabten Gesellschaftspersamm⸗ lung der Con cernos-Vertriebsgelellschaft chemisch er Produkte Berlin wurde u. g. laut Meldung des, W. T. B.“ in den Aufsichtsrat Generaldirektor Salomon der Aktiengesellschaft für chemische Produkte vorm. H. Scheidemandel. Berlin, als Vorsitzender gewählt. Zum Geschäftsfübrer wurde Direktor Eppstein der Aktien⸗ gesellschaft für chemische Produkte vorm. 8 Scheidemandel, Berlin, bestellt. Die Bestellung eines weiteren Geschäftsführers ist vorgesehen,
— In der am 14. d. abgehaltenen Aufsichtsratssitzung der Avpollowerke, A.-G., Apolda, wurde laut Meldung des . W. T. B. beschlossen, einer am 6. Juli in Weimar stattfindenden außerordentlichen Generalversammlung die Erhöhung des Grundkapita!s von vier Millionen um drei Millionen Mark auf sieben Millionen Mark vorzuschlagen. .
— Nach einer durch W. T. B.“ verbreiteten Meldung der ‚Kölnischen Volkszeitung“ ist es nicht gelungen, die Verlänge⸗ rung der Vertragsdauer der Erzbezugsgemein⸗
chaft zu erreichen. Diese Gesellschaft, die die Vereinigung der rheinisch-westfälischen Hüttenwerke zum gemeinsamen Bezuge franzö⸗ sischer Minette darstellt, wird daher zum 1. Juli aufgelssst.
— Der Zinkblechverband, Berlin erhöhte laut Meldung des W. T. B.“ seinen Preis am 16. Juni von 815 4 auf 865 4A für iĩ00 Kg.
— Die Goldausbeute in Transvaal betrug laut Meldung des W. T. B. im Mai 1921 687776 Unzen im Werte von 2898 048 Pfund Sterling, von welcher 16026 Unzen im Werte von 68 011 Pfund Sterling auf die Distrikte außerhalb des Witwaters⸗ rand entfielen. Dieses verglichen mit 681 382 Unzen im Werte von 2895 874 Pfund Sterling im April und mit 699 041 Unzen im Werte von 2970 924 Pfund Sterling im Mai 19290. Ende des Monats waren in Goldminen 170595, in Kohlenbergwerken 14510 und in Diamantminen 1302 Arbeiter beschäftigt.
Wagengestellung für Kohle, Koks und Briketts am 15. Juni 1921.
— — Ruhrrevier Oberschlesisches Revier Anzahl der Wagen Gestellt. .. 20 382 — Nicht gestellt. . 6. Beladen zurück⸗ geltefertt 20 038 35
Die Glektrolytkupfernotierung der Vereinigung für deutsche Elektrolytkupfernotiz stellte sich laut Meldung des . ö am 16. d. M. auf 2112 A (am 15. d. M. auf 2059 A) ũr g. .
Berichte von auswärtigen Weripapier märkten.
Frankfurt a. M. 16. Juni. (W. T. B.) An der Abend- bör fe trat wieder verschiedentlich Kaufneigung hervor, namentlich wurden Mannesmann lebhaft umgesetzt, die mit 623-632 umgingen. Phönix stellten sich auf 720, Rheinstahl auf 498, Lothringer Hütte 465, Harvpener 28, Deutsch Luxemburg 3353,50, Gelsenkirchen 356. Lebhaft wurden Siemens & Halske zu 325 gehandelt, ferner Accumulatoren mit 485. Schuckert notieren 259,75, Lahmeyer 232,50, Deutsch Uebersee 1189. Chemische Werte waren unregelmäßig. Badische Anilin notierten 594, Holzverkohlung 461,509, Elberfelder . 542, Th. Goldschmidt 721, Anglo Guano 406. Am Finheitsmarkt trat lebhafteres Geschäft hervor. Schuhfabrik Wessels stellten sich 314,50, Schuhfabrik Herz 206, Schuh⸗ fabrik Leander 228. Gummifabrik Peter 458, Maschinenfabrik Eßlingen 330,50, Lokomotivfabrik Krauß 462, Schnellpresse Dresden 311, Schnellpresse Frankenthal 417590, Frankfurter r n ehen 1065, Trikotweberei Besigheim 470, Elsässisch⸗Badische Wollfabrik 465, Seilindustrie Wolff 283, Hanfwerke Füssen 452, Waldhof 500. Es notierten ferner: 490i0ige Irrigationsanleihe 500 50, 5 Gsoige Silber⸗ mexikaner 484, 5 Coige Goldmexikaner 780. Im freien Verkehr waren Rastatter Waggonfabrik bei großen Umsätzen zwischen 310 und 321 gehandelt. Casseler Faß waren sehr fest mit 528-533, Julius Sichel stellten sich 620-622, Ph. Holzmann 341. Die Abenddevisen waren leich besestigt. Belgien 563, Holland 23065, London 263, Paris 565, Schweiz 1175. New Jork 69.
Köln. 16. Juni. (W. T. B.) (Amtliche Notierungen.) Holland 2302565 G., 2397,35 B., Frankreich 568, 40 G., h6g, 60 B., Belgien hb, 49 Ge, Hö, z0 B., Amerika 68,53 G., 69, 67 B., England 262465 G., 263,95 B., Schweiz 1168,89 G., 1171,20 B., Italien 35,69 G., 355,40 B., Dänemark 1195, 8o G., 1196,20 B. Norwegen 999.09 G.,, 1001,00 B., Schweden 1663.40 G. 1571,66 B. Spanien 90400 G., Yoh, 00 B. Prag 96,15 G., dö,35 B., Budapest 27,343 Gi, 27409 B., Wien (alte) —— G. —— B.,. Wien (neue) 1423 G., 14,37 B.
Leipzig, 16. Juni, (B. T. B.) Sächsische Rente 57, 10, Bank für Grundbesitz 12300, Chemnitzer Bankverein 203, 00, Ludwig an n 348, 00, Piano Zimmermann 41000, Stöhr u. Co. 675, 56,
ächs. Wollgf. vorm. Tittel u, Krüger ol ex,. Chemnitzer Zimmer—⸗ mann 263,96. Peniger Maschinenfabrik 198,75, Leipziger Werkzeug Pittler u. Co. 89, gh, Hugo Schneider 364,50 Fritz Schulz jun. 123,00, . u. . W o. ien tt am burg, 16. Juni. (W. Börsenschlußkurse. Deutsch⸗Australische Dampfschiff⸗Gesellschaft 333 00 bis 395, 55 bez., Hapag 16300 G., 164.90 B., Hamburg- Südamerika 3265, 0 bez, Norddeutscher Lloyd 14296 bis 143,39 bez, Vereinigte Clbe— schiffahrt 298,50 bis 301400 bez, Schantungbahn —— G. ob8, 090 B., Brasilianische Bank 490, 00 bez, Commerj⸗ und Privat⸗ Bank 21290 G., 213,50 B., Vereinsbank 183,90 G., 186 Fo B. Alsen⸗ Portland ⸗Zement 435,0 bis 442, 50 bez., Anglo, Continentai 104,50 big 409 50 bez., Asbest Calmon 358, 0 bis 346, 95 bez, Dynamit Nebel 363, 00 his 358,00 bez., Gerbstoff Renner 445,60 big 436, o0 bez., Norddeutsche Jutespinnerei. 420 00 bez, Harburg⸗ Wiener Gummi 502 50 G., 566, 00 B., Caoko 130 00 . Sloman Salpeter 3000,00 bez; Kolmannskop 249 00 bez, Neuguinea —— G. , B, Otayi⸗ Minen Aktien 476,00 bez., do. do. Genußsch. 440,09 bez. — Tendenz: Ziemlich fest. , Wien, 16. Juni. (W. T. B.) Das Schwergericht des heutigen Börsenverkehrs lag im Schranken, wo ae, spekulative Käufe aller Arten von 2 ieren und 9. ahrtswerten stattfanden, die 1 ansehnlichen Kurg , ,. führten. Wesentlich ruhiger ge— altete sich daz Geschäft in der Rullsse, wo Skodaaftsen febhaft um.
gesetzt wurden. Den anfangs erzielten Gewinn von 170 r
konnten sie allerdings nicht voll aufrechterhalten. Der Valium in
Wien, 16. Juni. (W. T. B.). Türkische Lose 3600, Eu
war still, der Anlagemarkt ruhig.
bahn 1685, Südbahn 2101, Südbahnprioritäten 3175,
reichische Kredis 1Isoö, Ungarische Kredit 4160. Anglobank . ünionbank 1217, Bankverein 1310, Länderbank 2589, De terre hn Üüngarifch. Bank (185. Alpine Montan 619. Prager Cisen la, Rima Muranyer 5070, Skodawerke 4320. Salgokohlen gehn Brüxer Kohlen S250, Galizia 35 009, Waffen 2199, dior. at — — Poldihütte 4820, Daimler 9009. Desterreichische Goldrem 260, 50, Desterreichische Kronenrente 107, Fehruarrente 165, r rente 107, Üüngarische Goldrente Hab, Ungarische Kronenrente 6! Veitscher —— Siemens ⸗Schuckert 1874.
London, 15. Juni. (B. T. B.) 4 90. fundierte Rin anleibe 715 /, 5H oo Kriegsanleihe 87 / i“, 4060 Siegesanleihe 7 ö Privatdiskont 50 /. ö 6. . London, 16. Juni, (W, T. B.) 25 Co Englische Konsols zn 5 oo Argentinier von 18386 93, 00, 4 c Brasilianer von 185) 140 etz Sataner pon iög6 6156, s. do Meritgnische Goldanseiße . 1855 62,09, 3 oo Portugiesen 25 50, 5 o Russen von 1966 lz 43 060 Russen von 19509 50, Baltimore and Ohio 49,00, Gang Pacific 146,00, Pennsylvanig 44,00, Southern Pacifie gö, oJ, nion Pacifie 153,00. United States Steel Corporation 99. 0h, Ri Tinto 3000. De Beers 9,75, Goldfields 3, Randmines 3
Tondon , 16. Juni, (W. T. B.) Wechsel au Paris ez, Wechsel auf Belgien 47173, Wechsel auf Schweiz 22317 Vechs auf Holland I1, 104. Wechsel auf. New Vork 3801. Wechs⸗ un Spanien 28,8633. Wechsel auf Italien 74.62. Wechsel auf Deuhsh. land 262.75. — Privatdiskont ——. . . ,
London, 16. Juni, (W. T. B.) Silber 346g, Silber an Lieferung 345 / s. do, auf Gold —— .
Paris, 16. Juni. (W. T. B) Devisenkurse. Deutschland 175/. Amerika 12.57. Belgien 97 75, England 46,113, hollan 405350, Italien 62.50. Schweiz 206,25. Spanien 160,00.
Amsterdam 16. Juni. (W. T. B.) Wechsel guf London 11,404. Wechsel auf Berlin 4,36, Wechsel auf Paris 24,10, Wechsh auf Schweiz 50. 923, Wechsel auf Wien C69, Wechsel auf Kopen ga) ol, 50. Wechsel auf. Stockholm 67.75. Wechsel auf Christiania dz zd Wechsel auf New Nork 29975, Wechsel auf Brüssel 24, 15. Wechse auf Madrid 39, 50, Wechsel auf Italien 15,30. — 5 ο Niederland Staatsanleihe von 1913 90,15, 3 6 Niederländ. Staatsanleihe 6l Königlich Niederländ. Petroleum 68,00 Holland⸗Amerika-Linie — Atchison. Topeka u. Santa sé 92,50. Rock Island — — Southen Pacifie 88, 50. Southern Railway — —, Union Pacifie — Anaconda oing, United States Steel Corp. 92'/ s. — Schwächer
Kopenhagen, 15. Juni. (W. T. B. Sichtwechse! an London 22, 99, do. auf New Jork 583,90 do. au an ben . do. auf Paris 47.60. do. auf Antwerpen 46,75, do auf Zürich hy M do, auf Amsterdam 194,10, do. auf Stockholm 15120. do an Christiania 8440 do. auf Helsingfors 9, 290.
Stockholm, 16. Juni. (W. T. B.). Sichtwechsel auf London 1657, do. auf Berlin 650. do, auf Paris 36.25. do. auf Briüsfl 365,80. do. auf schweiz Plätze 75,50. do. guf Amsterdam 1483 do. auf Kopenhagen 76775, de. auf Christiania 6.60, do. auf Washington 446,00. do. auf Helsingfors 6.76.
Christiania, 16. Juni. (W. T. B.). Sichtwechsel aun London 26,25, do. auf i . 1000, do, auf Paris h6, 10, do. au New Aork 696, 00, do. auf Amsterdam 232, 00, do, auf Zürich 1I750, do. auf Helsingfors 11,00, do. auf Antwerpen 55. 75 do. auf Stock holm 156 00, do. auf Kopenhagen 118.75.
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Berichte von avsGwärtigen Warenmärkten.
London, 15. Juni. (W. T. B.) Bei der Fortsetzung der Wollauktion wurden 12119 Ballen angeboten. Für alle ge suchten Sorten bestand rege Nachfrage, hesonders in Merinos. Die Notierungen waren voll hehauptet. Die Preise für geringere Qulli⸗ täten veranlaßten gleichfalls zu Käufen.
Liverpool, 15. Juni. W. T. B.). Ba um wolle. Umsatz 3000 Ballen, Einfuhr 19 000 Ballen, davon amerilanische Baumwolle — Ballen. Junilieferung 80h, Julilieerung 8a Augustlieferung 8,32. — Amerikanische und brasilianische 3 Punkte niedriger, ägyptische unverändert. ;
Aerosnautisches Observatorium. Lindenberg, Kr. Beeskow. 16. Juni 1921. — Drachenaufstieg von 5 a bis 78 a.
o Relative Wind Seehöhe Luftdruck Temperatur der ti . , 32 J oben unten cio Richtung 3 122 755,3 114 78 WNW 5 S850 692 4,8 100 N 10 1170 665 6,0 60 N 12 26d P48 35 335 Id 15 3810 479 — 5,2 33 N 16
/ bedeckt.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage)
Theater.
Opernhaus. (Unter den Linden, Sonnabend: Karten reservesatz Ig. Weber-⸗Feier : Neu einstudiert: Der Freischütz. Anfang 6 Uhr.
Sonntag: Der Freischütz. Anfang 67 Uhr.
Schauspielhaus. (Am Gendarmenmarkt) Sonnab. : 1652. Dauer bezugsborstellung. Die Räuber. Anfang 69 Uhr. 9 Sonntag: Nachmittags: 28. Volksporstellung zu ermäßihlen Preisen; Flachs nignn als Erzieher. Anfang 2 ul Das Glück im Winkel. Anfang 7 Uhr.
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Samiliennachrichten.
Ge sst or ben:; Hr. Generalleutnant z. D. Gerhard von der Often . a. S.) — Hr. Landgerichte direktor Dr. Olen Hasche (Breslau).
. *
m.
Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charlottenburg
n n mn, , den Anzeigenteil: Der e , der Geschaftestel echnungsrat Mengering in Berlin. Verlag der Geschäftsstelle (Mengering in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagganstalt Berlin, Wilhelmstr. 32.
Sechs Beilagen 9 leinschließlich Börsenbeilage und Warenzeichenbeilage Nr. S* und um Keglte, neil? Sntral⸗ .
. 9 * 9 — 1.
r. — Abende:
ehe, en, , ,
m Deutschen RNeichsa
Erste Beilage
Berlin, Freitag, den 172. Juni
28
Nr. 139. — min Nichtamtliches.
(Fortsetzung aus dem Hauptblatt.)
Deutscher Reichstag. 115. Sitzung vom 16. Juni 1921, Nachmittags 2 Uhr. Bericht des Nachrichten büros des Vereins deutscher Zeitungsverleger ))
Auf der Tagesordnung stehen zunächst mündliche Berichte des Ausschusses für die Geschäftsordnung über die nachgesuchte Strafverfolgung mehrerer Abgeordneter.
Ohne Debatte schließt sich das Haus dem Beschluß des Ausschusses an, die Genehmigung . Einleitung von Straf⸗ verfahren gegen die Abgg. Ern st (U. Soz.) und Remmele (Komm.) wegen Beleidigung nicht zu erteilen.
lbg. Brodauf (Dem.) berichtet namens des Ausschusses über ein i , des , des Innern, betreffend ö. migung jur Strafverfolgung des 3. Reich (Komm.) wegen Unterschlagung, Diebstahls und Urkundenfälschung sowie wegen verleumderischer Be— sedigung. Die Angelegenheit ist seinerzeit nochmals an den Aus⸗ chuß zurückverwiesen worden, der zuerst beschlossen hatte, die Ge⸗ nehmigung zur Strafverfolgung wegen verleumderischer Beleidigung zu versagen, sie dagegen in den anderen . zu erteilen. Die emeute Beratung im i. hat nunmehr zu einem anderen Er⸗ scbnis geführt, nachdem zie Akten selbst mit der , e ein⸗ gefordert worden sind. Der Ausschuß ist mit großer Mehrheit zu fer Auffassung gelangt, daß die näheren Angaben des Erstatters der Anzeige doch zu wenig fub tantiiert seien, um ein Inkteresse des Reichs- tags an der Aufklärung . zu begründen. Es spricht biel dafür, daß es sich bei dieser Anzeige um einen Versuch handelt, zbilstreitigkeiken durch das ö austragen zu lassen. Dies gilt insbesondere betreffs der Anzeige über ö und Dieb⸗ ahl, Der Erstatter der Anzeige und der Abg. Reich gehören dem PVorstand eines Vereins der Vorbestraften an, und Reich soll die Straf⸗ taten in seiner Eigenschaft als Vorstandsmitglied begangen haben. Der Ausschuß hat mit großer Mehrheit beschlossen, in ö Fällen die Genehmigung zu versagen.
Ohne Debatte schließt sich das Haus dem ö des Ausschusses an, ebenso im Falle des Abgeordneten Mittwoch l. Soz,), der ein Vergehen gegen die Verordnung eines Nilitärbefehlshabers und eine Verordnung des Reichspräsi⸗ denten begangen haben soll. Auch hier wird die Genehmigung zur Einleitung eines Strafverfahrens versagt.
Die von den Kom munuisten beantragte Entlassung des Abgeordneten Wendelin Thomas aus der Strafhaft wegen Hochverrats wird durch Auszählung mit 187 gegen 0s Stimmen abgelehnt. (Lebhafte Pfuirufe auf der äußersten Linken.)
Dann wird die zweite Beratung des Gesetzentwurfs über die Regelung des Verkehrsͤmit Getreide mit der Einzelbesprechung fortgesetzt.
Nach z J sind im e nn, , 1921/22 aus
dem Inland 8 Millionen ? im Wege der Umlage aufzubringen und an die Reichsgetreidestelle zu liefern, und zwar zu einem Viertel bis zum 15. Oktober, zu einem weiteren Viertel bis zum 15. Dezember und mit dem Rest bis um 28. Februar. (Der volkswirtschaftliche Ausschuß hatte in 6 ersten Lesung 2 Millionen beschlossen, in der zweiten aber 3 Millionen.)
Von Mitgliedern der de mokratischen, der deut⸗ schen und bayerischen Volkspartei und der Zen⸗ trumspartei werden 2½ Millionen Tonnen be⸗ antragt.
Die Sozialdemokratzen und die UWnabhängi⸗ gen beantragen grundsätzlich die Beibehal⸗ tung der bisherigen Getreidewirtschaft, für den 6 der Ablehnung aber eine Umlage von 45 Millionen Tonnen sowie die gesetzliche Festlegung des Preises für das Ueberschuß⸗ getreid e. e Die Abgg. Du sche (D. Vp.) u. Gen. beantragen grund⸗ sätzlich die sofortige Einführung der freien Wirtschaft.
Die Deutschnationalen Hergt u. Gen. beantragen den Ablieferungstermin des 15. November statt 15. Oktober. „In der Abstimmung werden zunächst die grundsätzlichen Anträge der Sozialdemokraten und Unabhängi⸗ gen auf Fortbestand der Zwangswirtschaft abgelehnt. Der Antrag Dusche auf freie Wirt⸗ schaft wird in namentlicher Abstimmung mit 173 ge en 156 Stimmen abgelehnt bei 3 Stimmenthaltungen. Dafür . die gesamte Kechte und die Demokraten.
Die Anträge auf Aufbringung von 4 Millionen Tonnen werden gegen die Stimmen der drei sozialdemokratischen Parteien abgelehnt.
In namentlicher Abstimung wird die Umlage von W Millio nen Tonnen mit 214 gegen 125 Stimmen beschlosse n. Dagegen stimmen nur die sozialistischen Parteien. Der Antrag der Deutschnationalen begen Aenderung des Lieferungstermins und der Antrag der Linken wegen gesetzlicher Festlegung des Preises für das Ueber⸗ schußgetreide werden abgelehnt.
Bej ber Gefamtabstimmungüber den ganzen
,, die Deutschnationalen mit den
szialistischen Parteien dagegen; die Abstim⸗ mung bleibt zweifelhaft. Die ö ergibt die Ablehnung mit 189 gegen 145 Stimmen. (Bewegung.)
Präsident Löbe erklärt, daß damit dem Geseß igen die Feele ausgerissen sei, daß aber geschäftsordnungsmäßig die übrigen
zragraphen durchberaten werden müßten, wenn nicht etwa der Näinister die Vorlage zurückziehe, und dies beabsichtige er nicht zu lun. Cheiterkelt.] ⸗
sz 2 bestinimt, daß die Umlage von den Ländern nach dem Anteil ihres . nittlichen Erüteertrages in den Jahren
sictigung der Selbstversorger und der Deputatleistungen bei er Berechnung eingefügt, Um den Anteil der Länder mit viel gleinbestt entsprechend zu verringern.
K
Mit Ausnahme der durch Sperrdruck hervorgehobenen Reden der herren Minister, die im Wortlaute wiedergegeben sind.
o nnen Getreide
06 bis 1920
rszu bringen sei. Der Ausschuß hat eine größere Berück lassung des freien Hetreidehandels der Getreidepreis in wenigen Tagen
Abg. Dr. He im (Bayer. Vp): Es spukt heute leider immer noch in vielen Köpfen die Auffassung, als fei die Zwangswirtschaft ein Teil irgendeines ökonomischen Systems oder Prinzips. Daz ist absolut nicht der Fall. Die Zwangöwirtschaft ist nie ein System, ein, sie ist nur ein trauriger Notbehelf, und in der Form gar, wie ie heute noch besteht, da ö. nur auf einem Teil der Produktion lastet, j sie das Unnatürlichste, was es gibt. Wäre die Zwangz⸗ wirtschaft ein Teil des ökonomischen Systems, dann müßten Sie nach links) den Zwang restlos ausdehnen auf alle Stadien der . der Erfassung, der Verwertung der Güter, dann hätten
ie ein könsequentes System. (Sehr wahr! links Ob das aber zwangsweise durchzuführen sein würde, das ist eine andere Frage. (Lachen und Widerspruch links) Die Zwangswirtschaft war noch h ertragen in einer Zeit, wo guch die meisten Produktionsmittel
Landwirtschaft in Zwangswirtschaft genommen waren; das Ganze zusammen gab doch wenigstens einen ungefähren Zusammenf luß k einem System; aber heute, nachdem man einmal mit dem Abban
r Zwangswirtschaft angefangen hat, kann man nichts besseres lun, als so, schnell wie möglich auch den letzten Rest zu beseitigen. (Beifall; Wir haben unter der Herrschaft der Zwangswirtschaft den erschreckenden. Rückgang der Anhaufläche, und jeder Hektar Anbau⸗ fläche, den wir weiter verlieren, bedeutet eine Verschärfung der Hörig- keit vom Auslande in der Richtung, wie sie heute schon in Oesterreich besteht, dem man löffelweise oder waggonweise die nötigen Lebensmittel zuteilt. Ein weiterer Rückgang der Anbaufläche und eine Hand in Hand damit gehende weitere Extensivierung der Landwirtschaft ist das Vexhängnisvollste, was ich mir denken kann. Wir haben nur noch auf ein Gebiet, auf dem der Zwang schwer lastet: das Mietwefen. Was werden da für gewaltsame und künstliche Wendungen und Windungen gemacht, und der Erfolg ist gleich Rull. Ganz ähnlich verhält es sich mit der Zwangswirtschaft des Getreides. Die Land⸗ wirtschaft ist ein n,. Ganze, gus dem ingn nicht willkürlich irgendeinen Teil herausnehmen und vergewaltigen kann. So⸗ lange noch ziemlich alle Teile der Landwirtschaft unter der Zwangs—⸗ wirtschaft standen, war der Fehler noch zu ertragen; aber er wird unerträglich in dem Augenblick, wo alles freigegeben ist bis auf Fas Getreide, denn der Landwirt muß ja nicht Getreide Hauen, er kann dem Zwange ausweichen, er kann zur extensiven Wirtschaft übergehen, und das wäre die verhängnispollste Wirkung, die ich mir denken kann. Selhst die russische Sowjetregisrung hat sich genötigt gesehen, vor den 85 9 der bäuerlichen Bevölkerung zu kapikulseren und die Getreidewirtschaft freizugeben (Widerspruch und Zurufe links: Das ist nicht richtig). Ich weiß nicht, ob der sozialdemokra— tische Kollege, der mir diesen Zuruf macht, mehr „Un oder Ko“ ist (Heiterkeith. Wenn es nicht richtig wäre, dann wäre ich ge— täuscht worden durch die „Freiheit, die das berichtet hgt. und die ist doch eri kein Orgeschorgan. (Große Heiterkeit) Ich habe auch das Umlageverfahren als System niemals akzeptiert; im Gegen⸗ teil, gerade das, was der Minister als Vorteile dieses Verfahrens hingestellt hat, daß dem Landwirt der Rest seiner Produktion als freies Getreide zur Verfügung steht, daß er also sozusagen mit gebundenem und freiem Getreide wirtschaften kann, das halte ich ür den allergrößten Mangel des ganzen Verfahreng. Solange die Erfassung des Getreides, wie es bei uns in Bayern mit dem größten Erfolg geschehen ist, ausschließlich durch die Genossenschaften erfolgt, läßt sich das noch ertragen. Aber man setze doch nicht den einzelnen Landwirt der Versuchung aus, dadurch, daß er für sein freies Getreize voraussichtlich höhere Preise erzielen kann, seine Ahliefexungs pflicht zu vernachlässigen. Das ist das Allergefähr— lichste dieses Systems, daß es, moralzerstörend wirkt Sehr richtigh. Mit den zweierlei Preisen ist eine weitere Verführung für ö Landwirt verbunden, daß er das gute Getreide behält und das mindergute herausgibt, daß also die Konsumenten in solche von gutem und von schlechtem Brot geteilt werden, worin ich ein großes Unrecht sehe. Wir müssen einmal den Sprung zur freien Wirt— schaft machen. Die Regierung darf dabei nicht Gewehr bei Fuß stehen bleiben und muß den Uebergang erleichtern. Die Ernte— berichte aus der ganzen Welt lauten verhältnismäßig günstig, aber wie wird es mit unserer Valuta in einem Jahre stehen? Wenn wir nicht jet den Uebergang in die freie Wirtschaft verfuchen, so werden alle die vom Minister angegebenen Gründe auch im nächsten Jahre noch, hestehen. Dje ganze Geschichte wird, immer teurer und schwieriger. In 14 Tagen ernten wir bereits die Wintergerste. Ich kann mir nicht vorstellen, wie man in kaum einem Vierteljahr den ganzen schwierigen Appgrat aufstellen will. Die Zwangswirt⸗ schaft hat gewiß nicht zur Verbilligung beigetragen, das „Schwarz meh!“ wurde zu ungeheuer hohen Preisen als „Auslan dsmehl“ ver—⸗ kauft. Vielleicht wäre es denkbar, so zu. verfahren, daß die Land⸗ wirtschaft nur vorübergehend etwa mit eingr Million Tonnen zur Ausfüllung der Lücken eintritt, ihr dann aber freie Hand gelaffen wird. Die beste Hilfe ist, daß alle Stände zusammenarbeiten und keiner allein wirtschaftet, die Arbeiter nicht, der Handel nicht und die Bauern nicht allein wirtschaften, sondern alle einträchtig zu⸗ sammenstehen, sodaß wir auf diese Weise aus den Schwierigkeiten herauskommen. (Beifall bei der Bayerischen Volkspartei.)
Hierauf nimmt der Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft Dr. Hermes das Wort, dessen Rede wegen verspäteten Eingangs des Stenogramms erst in der nächsten Nummer d. Bl. im Wortlaute wiedergegeben werden wird.
Abg. Dr. Hertz (Ungbhängige Sozialdemokratische Partei): Ich gebe ohne weiteres zu, daß die Summen, die ich gestern über die Ausfuhr aus Ostpreußen mitgeteilt habe, nicht zutreffen, weil in dem mir vorliegenden Schriftstück das Komma an die unrichtige Stelle geraten war (Heiterkeit rechts. Es handelt w. aber auch nicht nur oder vorwiegend um die Höhe der Ausfuhr sondern darum, daß überhaupt eine Ausfuhr erfolgt ist, und zwar nicht nur von Hülsenfrüchten, sondern auch von Getreide und Getreideerzeugnissen, und auch nicht nur nach den benachbarten Gebieten, sondern auch nach ganz anderen Gegenden, und das alles nur wegen der hohen Preise, die dabei erzielt werden können.
Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft Dr. Hermes: Ich stelle demgegenüber nochmals fest: es handelt sich hei der Ausfuhr in der Hauptsache um die ehemaligen deutschen Gebiete Memel und Danzig, außerdem um einen Grenzverkehr nach Litauen, der aber insofern auf. Gegen seitigkeit beruht, als wir aus Litauen andere landwirtschaftliche Produkte dafür bekommen. Soweit es sich um Ausfuhr von Getreide handelt, handelt es sich lediglich um Saataut.
Abg. Dr. Heim (Bayerische Volkspartei) hetont nochmals, die Aufrechterhaltung der Zwangsgetreidewirtschaft müsfe umfo schädlicher mirken, als sich nach Freigahe aller anderen Produktions- zweige jetzt der ganzen mit um so größerer Wucht auf diesen kleinen Teil der lanzwirtschaftlichen Produktlon konzentriere.
Abg. Andre Gentrumß: Der Abgeordnete Br. Heim hätte besser getan, die Vorschläge, die er uns erst heute in zwölfter Stunde für die Durchführung der freien Wirtschaft unterbreitet hat, schon im Ausschuß vorzubringen. (Sehr richtig Im übrigen übersieht er bei seiner Befürwortung der freien Wirtschaft, daß durch Zu—
an den Weltmarktpreis herangerückt werden würde; das würde eine Verdreifachung des jetzigen Brötpreises zur Folge haben. Was das aber bedeuten würde in einer Zeit, wo wir eine Million Erwerbs⸗ lose haben, wo wir zwei Millionen Kurzarbeiter haben, wo die Not⸗ lage der Kleinrentner und Pensionäre . so ungeheuer aß ist,
das brauche ich im einzelnen nicht darzulegen. Die Folge wurde eine
nzeiger und Preußischen Staatsanzeiger
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neue Preiswelle und damit eine allgemeine Verteuerung der Lebens- haltung sein; die Arheiter würden sofort höhere Löhne verlangen, die die Industrie voraussichtlich nicht würde bewilligen können; die Be⸗ amten würden höhere Gehälter verlangen, die Geldinflation und damit die Geldentwertung würde noch schlimmere Dimensionen an= nehmen. Deshalb bitte ich Sie, lassen Sie es bei dem Umlage⸗ verfahren, das uns , , r m, , vor katastrophalen Er—⸗ schütterungen in wirtschaftlicher und politischer Art bewahrt. (Bei⸗ fall im Zentrum)
Al Dr. Heim (Bayer. Vp):
Ich habe meinen
Vorschlẽg nur als Kompromiß gemacht. Daß er Mäinister mit der
Zuschußwirtschaft aufhören will, billige ich. Wir könnten um so mehr schon jetzt zur freien Wirtschaft übergehen, als der Minister jg selber gesagt hat, daß wir die nötigen Reserven an Getreide haben. Die Generalversammlung der Arbeiterkonsumvereine hat sich ja auch für den Uebergang zur freien Wirtschaft ausgesprochen.
Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft Dr. Hermes: Es ist uns in der Tat gelungen, gewisse Reserven sicherzustellen, aber diese würden für den ö Uebergang in die . Wirtschaft bei weitem nicht ausreichen. Auch die Zuschußwirtschaft kann nur . abgebaut werden. . . ö
Abg. Simon ⸗ Franken U. Soz. ; Wir können nicht für das Umlageverfahren stimmen. Wenn sich die Tagung der Konsumpereine für die freie Wirtschaft eingesetzt hat, so waren dabei wesentlich andere Gründe maßgebend als Ihre Gründe (nach rechts). Sz 4 regelt das Umlageverfahren durch die Kommunal- verbände, nach der Größe der Anbaufläche usw. Zur Entscheidung über Beschwerden sind Ausschüsse zu bilden, die von den Gemeinde—⸗ vertretern gewählt werden und in denen Erzeuger und Verbraucher vertreten sind. Die Erzeuger sollen unter Berücksichtigung ver⸗ schiedener Betriebsgrößen vertreten sein.
Ein Antrag Hergt (D. Nat.) u. Gen, verlangt, daß die Erzeuger in den Ausschüssen nach den Vorschlägen der Land⸗ ö und der freien landwirtschaftlichen Be⸗ rufsbertretungen angemessene Vertretung finden. .
Abg. He meter (D. Nat): Es ist eine Verbesserung, daß der Ausschuß beschlossen hat, die Erzeuger sollen nach der Betriebsgröße vertreten sein. Eine weitere Verbesserun aber ist unser Antrag, der eine Garantie dafür schaffen will, . wirklich Sachverständige in den Ausschüssen sitzen Wenn diese Aus- schüsse nur zusammengesetzt werden können durch Wahlen der politisch aufgezogenen Gemeinden und Kommunalverbände, so besteht die große Gefahr der Nichtsachberständigkeit. (Unruhe links) Es besteht die n, Gefahr, daß nicht die Sachverständigkeit ausschlaggebend ist ö. ern die Gesinnungstüͤchtigkes. Wir hahen auch schon erlebt, daß Gemeindevertretungen und Kommunglverbände Ausschüsse einrichteten, die keinen Schimmer von Landwirtschaft hatten, und daß dann Am- ordnungen herausgegangen sind, für die die praktische Landwirtschaft vielfach nur ein e ether. gatte. Die weitere ge in dieses ganze System nur zur Schädigung der Allgemeinheit geführ hatte. Auf Grund dieser , , wir, daß wirklich Sachverständige in diese Ausschüsse hineinkommen. Als amtliche Be= rufsorganisationen der Landwirtschaft kommen dig Landmirtschafts-= kammern in Frage. Als freie Organisationen die Landbünde und die Bauern vereine. Ich möchte daran erinnern, daß es keiner, Behörde einfallen dürfte, Arbeiterfragen zu entscheiden, ohne Anhörung der Berufsvertretungen der Arbeiterschaft. (Unruhe links.) Für die Landwirtschaft aber sollen Anordnungen . werden, ohne daß die Organisationen der Lan n , n. gehört werden. Wir haben es erlebt, daß man an diese Organisationen immer nur dann dachte, wenn die Not groß war, wenn infolge unglücklicher Maßnahmen und Anordnungen die Staatsautorität zu sinken begann. Dann hat man diese ,, zusammengeholt und . mitzuhelfen durch Vorträge und Aufklärungen. Der Einwand von Regierungs- seite im Ausschuß trifft nicht zu, daß es nicht möglich wäre, erst die Landwirtschaftskammern und die freien Organtsationen anzu⸗ hören. Die Landwirtschaftskammer ist aufgebaut auf den landwirt⸗ ftligh Vereinen, die in den verschiedensten Gemeinden vorhanden ind. Die freien Organisationen sind aufgebaut auf Ortsgruppen, die fast in allen Gemeinden vorhanden sind. Beide Lokalorganifationen sind wieder zusammengefaßt in Kreisorganisationen, so daß also für den Kommunalverband die Kreis- und für die Gemeinde vertretungen die Gemeindeorganisationen leicht zusammengebracht werden können. Unser Antrag liegt, weil durch ihn die Sachverständigkeit geregelt wird, nicht nur im Interesse der Landwirtschaft, sondern auch der Folgerungen wegen im Interesse der Verbraucher, der Allgemeinheit. Soeben höre ich, daß eine Entschließung Herold eingebracht ist, die sich dem Sinne nach mit unserm Antrag deckt. ö. rechts.)
§Fz 4 wird unter Ablehnung des Antrages Hergt in der ig ung der Kommission angenommen gegen die Stimmen der beiden Rechtsparteien und der Demokraten.
F trifft Bestimmungen über die Zusammensetzung des Direktoriums und des Kuratoriums der Verwaltungsabteilung der Reichsgetreidestelle. Auf Antrag der Regierungsparteien wird beschlossen, daß im Kuratorium auch Vertreter des Ge⸗ werkschaftsringes und des deutschen Beamtenbundes sitzen sollen. Ein Antrag Geisler (D. Vp.), auch einen Vertreter des Nationalverbandes deutscher Gewerkschaften zuzulassen, wird abgelehnt.
Sz 11 bestimmt die Zusammensetzung der Geschäftsabteilung der Reichsgetreidestelle. Anträge der Rechten, darin auch Ver—= treter des deutschen Guts⸗ und Forstbeamtenbundes und des Reichslandarbeiterbundes, sowie des Handels, der Müllerei und des Bäckerhandwerks zuzulassen, werden abgelehnt. Nach § 17 haften die Erzeuger den Kommunalverbänden für die rechtzeitige Erfüllung des Liefersolls, andernfalls sie Er⸗ satz in Geld zu leisten haben. Ein Antrag — hängigen, wonach die Landwirte „mit ihrem gesamten Vermögen“ fur die Lieferung haften sollen, wird abgelehnt.
Nach 3 21 können bei nicht rechtzeitiger Lieferung die Kommunalverhände das Getreide enteignen, und zwar zur Hälfte des Umlagepreises. Ein Antrag der Deutsch⸗ nationalen, diesen Paragraphen ganz zu streichen, wird abgelehnt.
Bei 5 4 beantragen die Deutschnationalen, die en,, . Beschränkungen des Haferverkehrs mit dem 5. August 1921 aufzuheben und Verstöße gegen die Hafer⸗ verordnung straffrei zu lassen.
Bachmann TDeutschnationa0 begründet den Antrag. Die
ien in feh een der . 6 finde im Volke kein e dg und i. zu vielen ungerechtfertigten Härten. Reichsminister für Ernährung und Landwirktschaft Dr. Hermes: Eine Generalamnestie für Vergehen gegen die Vorschriften über die er, el, w. wie der Antrag sie fordert, erscheint in hohem rade bedenklich und würde auch mik den bei früheren Gelegenheiten vom ,. vertretenen Auffassungen in Widerspruch stehen. Bei Beratung des Gesetzes über die Verschärfung der Strafen im Schleich⸗ handel wurde zum Ausdruck gebracht, daß die sogenannte Amnestie des kun unbedingt auf die Vergangenheit bo hr kᷣ sein müsse, und daß die noch 5 Zwangswirtschaft nun umso energischer durch ⸗