grab. Das vorläufige Ergebnis der Untersuchung hat ja der Vor- redner schon vorgetragen. Der Kohlenstaub ist ein doppelter Feind des Bergmanns, er gefährdet die Augen und ist exrplosibel. Die Be⸗ rieselun gsanlagen sollen die Exyplosionen des Kohlenstaubes ver⸗ kindern. Die Beamten sagen aus, auf Mont Fenis sei alles in Ordnung gewesen. Das ist aber nicht der Fall, sonst hätte die Katastrophe nicht so groß sein können. Jetzt sucht man die Schuld wieder auf die Arbeiter zu wälzen. Die Bergarbeiter haben aber oft Hin erklärt: was nützen uns alle Vorschriften, wenn uns keine zelegenheit gegeben wirb, sie durchzuführen? Die Verwendung von Kriegsgefangenen hat auch zur Lockerung der Berieselungsvorschriften geführt, und das wirkt heute noch nach. Manche Arbeiter kennen auch die Größe der Gefahr nicht. Auf Mont Ggenis ist die Wetter⸗ führung nicht in Ordnung gewesen, die „frischen Wetter“ wurden nicht genügend zugeleitet, sie gingen erst durch altes Gemäuer, ehe sie an die Arbeitsstelle kamen. Wäre man allem nachgekommen, was die Bergpolizei dorschreibt, dann durfte die Katastrophe nicht so e werden. Das Grundübel ist die kapitalistische Wirtschaft, das Be⸗ streben der Sicherung möglichst hohen Profits. Akkordarbeit ist Morvdarbeit, das trifft im Bergbau besonders zu. Der Raubbau an der menschlichen Gesundheit wird auch heute noch betrieben. Der Bergmann muß Kohlen scheffen, will er genügend Lohn haben. Ist die Wasserleitung nicht in Ordnung, dann wird auch ohne Beriese⸗ lung geschossen. Das sogenannte Leistungsgedinge! ist eine Aus⸗ beutung schlimmster Art. Der Arbeiter sucht seinen Lohn zu fiene, allerdings auf Kosten Einer Sicherheit. Der Lohn auf Mont Cenis war noch unter dem Ducchschnittslohn des ganzen Ruhrreviers, erst im Mai ging er über die f von 1926 hinaus. Die Lebens⸗ haltung ist im Ruhrrevier besonders teuer. Der Bergmann wird früh invalide und sein Durchschnittsalter beträgt nur 42 Jahre. Zur Verhütung dient eine gute Wetterführung, aber auch während des Betriebs muß geprüft werden, ob sich Schlagwetter zeigen. Der Kohlenstaub, bedeutet eine erhöhte Krankenziffer und Lebensgefahr. Die Betriebsräte müssen mehr Rechte erhalten. Nach dem Gesetz sollen sie auch die Interessen des Betriebs wahrnehmen, dx. h. für möglichft hohen Profitz sorgen. In einem Falle hat die Zechenver— waltung einem Betriebsrgt die Bezahlung für eine . der Grube abgelehnt. Die Betriebsräte sind nicht, was sie sein sollen und müssen, sie müssen berechtigt werden, für die Sicherheit des Betriebes mitzuwirken. Dazu muß ihnen Exekutivgewalt gegehen werden, sie müssen bergpolizeilich⸗ Befugnisse erhalten, damit sie die Abstellung von Mißständen durchsetzen können. Die elektrische Lampe schätzt nicht vor der Entzündung von Schlagwettern; es müssen ge⸗ nügend andere Sicherheitslampen vorhanden sein. Die Unfallver⸗ hütungsvorschriften müssen weiter gusgebaut werden. Die e. leute wollen Schutz und Sicherheit haben, sie klagen die Gesellschaft an. Eine wirkliche Besserung der Verhältnisse auch im Bergbau wird nur möglich sein, wenn die kapital istische Wirtschaftsweise durch eine andere ersetzt ist. (Beifall links.)
Reichsarbeitsminister Dr. Brauns: Meine Damen und Herren! Die traurige Kunde von dem Unglück auf Zeche Mont Cenis hat unser gesamtes deutsches Volk aufs tiefste erschüttert. Wir sind in den letzten Jahren zwar an Leid und Tod gewöhnt, und der Bergbau hat auch sonst zahlreiche Opfer gefordert. Aber so unerwartet mitten in friedlicher Arbeit über 80 blühende Menschenleben auf dem Felde der Arbeit fallen zu sehen, das ist doch eine furchtbare, eine erschütternde Katastrophe. (Sehr wahr!) Wir trauern über die Toten, die ihrem Beruf zum Opfer gefallen sind, wir bedauern aufs innigste die Hinterbliebenen und sprechen allen diesen Hartgeprüften unser herzlichstes Beileid aus.
Die Reichs- und Landesregierung glaubt im Sinne der Hinterbliebenen zu handeln, wenn sie von dieser Stelle aus öffent⸗ lich vor dem ganzen Volk auch allen denen aufrichtigsten Dank aus⸗ spricht, die sich um die unglücklichen Opfer dieser Katastrophe be⸗ müht haben. (Beifall) Sie tut das in erster Linie gegenüber den Kameraden der Verunglückten, die sich mit eigener Lebensgefahr am Rettungswerk beteiligt haben. Das war in der Tat echte Bergmannstreue. (Sehr gut!) Auch allen anderen, die an den Leichen der Unglücklichen sowohl wie an den schwerbetroffenen Leidtragenden in aller Stille ihr Liebeswerk vollbrachten, gilt unser Dank. Ich. bin überzeugt, diese und so viele andere Be⸗ weise bergmännischer Kameradschaft und opferwilliger Fürsorge werden nicht wenig dazu beitragen, den ersten und herbsten Schmerz der Betroffenen zu lindern.
Nun ist die Reichsregierung über dieses Unglück interpelliert worden. Die beiden Interpellationen wünschen zunächst Auskunft über die Ursachen des Unglücks. Die technische und berg⸗ polizeiliche Prüfung des Unglücks ist nicht Sache des Reiches, sondern der preußischen Bergverwaltung. Ihr Vertreter wird nach mir die bisherigen genaueren Ergebnisse der Untersuchung Ihnen darlegen. Ich nehnsee an, daß außer den Interpellanten auch viel⸗ leicht noch andere Vertreter der vom Reichstag eingesetzten parla⸗ mentarischen Untersuchungskommission sich zu der Sache äußern werden, und diesen Darlegungen möchte ich meinerseits nicht vor⸗ greifen.
Allerdings ist auch das Reichsarbeitsministerium mit Bergarbeiterfragen befaßt, die in einem gewissen Zusammen⸗ hang mit der Unfallverhütung im Bergbau stehen. Wir haben aus volkswirtschaftlichen Gründen mit der Steigerung der Beleg⸗ schaften, insbesondere mit der Steigerung der Hauerzahl uns be⸗ fassen müssen. Während des Krieges war die Zahl der aus⸗ gebildeten eigentlichen Bergleute so erheblich gesunken, daß nach Weggang der Gefangenen und der Ausländer die noch übrig⸗ bleibenden Hauer bei weitem nicht hinreichten, um die erforderliche Kohlenmenge zu fördern. Dazu kam dann noch der Druck der Entente auf die bekannten großen Lieferungen. Wir mußten deshalb fast wahllos neue Leute in die Gruben bringen, auch solche, denen es noch an der nötigen Vorbildung mangelte. Es ist zwar jetzt in dieser Beziehung eine gewisse Besserung ein⸗ getreten. Die absolut ungeeigneten Arbeitskräfte sind mittler⸗ weile ausgeschieden worden, und an der fachlichen Ausbildung der noch übrigen wird mit allem Nachdruck gearbeitet. Der berg⸗ technische Ausschuß, den der Reichswirtschaftsrat eingesetzt hat, prüft alle Möglichkeiten, den Betrieb wieder auf die alte Höhe zu bringen. Die Einrichtung der Lehrkameradschaften, die dazu be⸗ rufen ist, dem Mangel an ausgebildeten Bergleuten abzuhelfen, beginnt bereits ihre Früchte zu tragen, und der im Kriege ge⸗ sunkene Prozentsatz der Hauer dürfte sich infolgedessen bald wieder heben. Auf Mont Cenis soll nach den Angaben des Betriebsrats die Belegschaft weder einem starken Wechsel noch einem ungewöhn⸗ lichen 3rzug ungelernter Kräfte unterworfen gewesen sein. Immerhin sind noch nicht alle nachteiligen Wirkungen des Krieges auf den technischen Stand der Grube sowohl wie auf die Zu⸗ sammensetzung und die Selbstdisziplinierung der Belegschaft über⸗ wunden. Der Anteil der ausgebildeten Hauer an der Gesamt⸗ belegschaft hat die erforderliche Höhe immer noch nicht erreicht. Den neuen Hauern fehlt naturgemäß noch die wünschenswerte Erfahrung, die eben nur eine langjährige Arbeit unter Tage ver⸗= mitteln kann. Die freiwillige Selbstdisziplinierung, auf die ich eben hinwies, kann im Bergbau naturgemäß wenger wie ander⸗
wärts entbehrt werden. Sie hat aus naheliegenden Gründen in der Kriegs- und Revolutionszeit sehr gelitten, und sie läßt auch heute noch zu wünschen übrig. (Zuruf bei der Deutschen Volks⸗ partei: Viel zu wünschen übrig!) Insbesondere tritt hier und da ein gewisser Leichtsinn auch den wichtigsten Sicherheitsvorschriften gegenüber immer noch in die Erscheinung. (Zuruf bei den U. Soz.: Warum? — Hört! Hört! bei den U. Soz.)
Angesichts dieser Zusammenhänge ist zurzeit eine gewisse Er⸗ höhung der Unfallgefahren leider nicht zu verkennen. Wie wäre ihr zu begegnen? Das ist die Frage. Man könnte sich vielleicht fragen, ob Vorschriften über die anteilige Zahl der Hauer an der Belegschaft oder auch der neuausgebildeten Hauer an der Gesamtzahl der Hauer und über deren Verteilung unter die Beleg⸗ schaft erforderlich sind. Das zu entscheiden wäre aber auch nicht Sache der Reichsregierung, sondern Angelegenheit der Bergpolizei. Jedenfalls ist erfolgversprechender die rechte Ausbildung und Schulung der Bergleute, auf die der erste Interpellant mit Recht so großen Nachdruck gelegt hat. Dabei müßten vor allem die einzelnen Gefahren des Bergbaus, ihre Gegenmaßregeln und die einschlägigen bergpolizeilichen Vorschriften eindringlich behandelt werden. Man ist nun eben jetzt daran, wie eben auch bemerkt wurde, die Pflichtfortbildungsschule für junge Bergleute vom 15. bis zum vollendeten 17. Lebensjahre einzurichten. Wenn aber diese Fortbildungsschulen dem jungen Manne eine genügende Kenntnis vom Grubenbetrieb und seinen Gefahren vermitteln wollen, dann wäre nach Meinung der Regierung unbedingt auch eine gleichzeitige praktische Arbeit unter Tage erforderlich. Die aber setzt bekanntlich erst nach dem vollendeten 16. Lebensjahre ein. Man würde deshalb einen weiteren Ausbau dieser Schulen ins Auge fassen müssen, soweit man mit ihrer Hilfe die hier erwogene Bildungs⸗ und Erziehungsarbait
leisten will. Uebrigens hat der Saarbergbau schon vor dem Kriege
ein verhältnismäßig weit ausgedehntes Fortbildungssystem besessen. Für die späteren Jahrgänge, die nicht mehr diese Fortbildungs⸗ schulen besuchen, müssen die Lehrkameradschaften die hier geforderte Ausbildung leisten. Die Fortbildungsschulfrage liegt wiederum der Initiative der Länder ob. 1
Die Reichsregierung ist weiterhin interessiert an Feststellungen über das Grubenunglück unter dem Gesichtspunkte der Be⸗ trie bsräte und ihrer Aufgaben. Diese Seite der Sache ist eben auch ausgiebig von den Interpellanten zur Sprache ge⸗ bracht worden. Ob die Betriebsratsmitglieder ihren einschlägigen Pflichten nachgekommen sind, das ist die eine Frage; und die andere ist die, ob die gesetzlichen Bestimmungen auf diesem Ge⸗ biete hinreichende Befugnisse geben.
Seitdem an die Stelle der Sicherheitsmänner durch das Betriebsrätegesetz die Betriebsräte getreten sind, sollen die Grubenbaue von ihnen regelmäßig befahren und auf ihre Sicher⸗ heit geprüft werden. Das geschieht heute. Auch die vom Unglück betroffene Abteilung ist noch zwei Tage vor der Katastrophe von dem zuständigen Betriebsratsmitglied befahren worden. Dabei ist nichts Gefahrdrohendes von dieser Seite festgestellt. Die Be⸗ kämpfung der Unfallgefahren im Bergbau hat in den letzten Jahr⸗
zehnten beträchtliche Fortschritte gemacht. Das wird man aner⸗
kennn müssen. Es kommt ungeheuer viel auf die gewissenhafte
Befolgung der bewährten Vorschriften sowohl durch Beamte wie
durch Bergleute an. Gefährdet doch die leichtfertige Uebertretung solcher wichtigen Vorschriften nicht nur das eigene Leben, sondern auch das zahlreicher Kameraden. Es ist deshalb auch eine über⸗ aus wichtige Aufgabe der Betriebsräte, auf die Belegschaft in diesem Sinne erziehlich einzuwirken und das Verantwortungsge⸗ fühl jedes einzelnen Bergmanns zu wecken und zu stärken. Im übrigen wünscht die Reichsregierung — darin geht sie grundsätzlich durchaus eins mit den Interpellanten — eine tatkräftige und wirkungsvolle Mitwirkung der Betriebs⸗ räte bei der Unfallverhütung. (Zuruf von den U. Soz.: Sie haben aber nichts zu sagen!) Sie glaubt allerdings nicht, daß das, was jetzt im Betriebsrätegesetz steht, lediglich weiße Salbe wäre. Sie ist vielmehr der Ueberzeugung, daß die Be⸗ triebsräte bei richtiger Anwendung des Gesetzes sehr wohl auf dem Boden des geltenden Rechtes sich entsprechend gelten machen
klönnne. (Sehr richtig! bei der Deutschen Volkspartei.)
Die Betriebsräte besitzen nach dem Betriebsrätegesetz sowohl gegenüber der Betriebsleitung wie auch gegenüber den Bergrevier⸗ beamten wichtige Befugnisse hinsichtlich der Sicherheit des Be⸗ triebes. Sie können von der Betriebsleitung gemäß 5 71 des Ge⸗ setzes nicht nur in bestimmten Einzelfällen, sondern auch hinsicht⸗ lich des alljährlich aufzustellenden Betriebsplanes Auskunft ver⸗ langen, soweit dadurch die Sicherheit der Belegschaft gegen Unfall⸗ gefahren betroffen wird. Scheinen die beabsichtigten Sicherheits⸗ maßnahmen dem Betriebsrat nicht ausreichend, so kann er auf Grund des 8 66 Ziffer 1 und 8 des Gesetzes Aenderungen und Ergänzungen seinerseits in Vorschlag bringen. (Zuruf links: In Vorschlag bringen! — Ja. — Geht die Betriebsleitung
hierauf nicht ein, so kann er nach Zisfer 8 bei dem Bergrevierbe⸗
amten die entsprechende Aenderung beantragen. (Abg. Winne⸗ feld: Was sagen Sie nun, meine Herren!)
Es ist durchaus wünschenswert und zu hoffen, daß sich zwischen den Betriebsvertretungen auf der einen Seite und den Bergrevier⸗ beamten auf der anderen mehr und mehr ein ersprießliches Zu⸗ sammenarbeiten entwickelt. Was die Reichsregierung tun kann, um dies zu fördern, das ist sie gern zu tun bereit. Der preußische Herr Minister für Handel und Gewerbe hat bereits zu Anfang dieses Jahres allgemein angeordnet, daß die Bergrevierbeamten sich vierteljährlich mit den Betriebsräten aller größeren Gruben über Maßnahmen zur Unfallverhütung in Verbindung setzen. Die Reichsregierung wird ihrerseits bei den Regierungen der Länder dafür eintreten, daß die Bergrevierbeamten angewiesen werden, vor Erlaß wichtiger Anordnungen hinsichtlich der Sicherheit der einzelnen Betriebe auch die Betriebsräte zur Erteilung von Rat⸗ schlägen und Auskünften heranzuziehen. Die Reichsregierung wird ferner allgemein darauf hinwirken, daß auch die Betriebs⸗ leitungen bei Aufstellung des Betriebsplanes den Betriebsräten Gelegenheit zur Aeußerung in der angegebenen Richtung geben. Eine Erweiterung der Bestimmungen des Betriebsrätegesetzes scheint uns hiernach nicht erforderlich zu sein. (Hört! Hört! auf der äußersten Linken Die beschriebene Mitwirkung, die die Interpellanten gewünscht haben, ist auf dem Boden des geltenden Nechts nach dem, was ich eben dargelegt habe, sehr wohl möglich.
Meine Damen und Herren, wenn wir durch das Unglück von
Fad, so soll uns das zar Mahnung dienen, welch dornenvolle, gefahrvolle Arbeit dort unten im Schoße der Erde für das Ge⸗ samtwohl geleistet wird. Ich hoffe, daß unser Volk deshalb auch stets bereit sein wird, den Bergarbeitern gegenüber soziale Ge⸗ rechtigkeit walten zu lassen. Die Bergleute, des bin ich ebenso gewiß, werden trotz härtester Arbeit und Lebensgefahr, die nun einmal ganz nie zu beseitigen sein wird, ihrerseits nicht ver⸗ fehlen, in der Stunde der Not auch der Volksgemeinschaft des ihr schuldige Opfer zu bringen.
Preußischer Bergrat Hatzfeld: Auf der Zeche waren zwei Schächte borhanden, der eine zur Förderung, der andere zur Wetter- abführung. uf der fünften und . Sohle in 660 Meter Tiefe hat fich der Unfall ereignet. Die etterführung war sehr gut ent— wickelt, jedes Flößz erhielt seinen Wetterstrom. Kohlenstaub war natürlich vorhanden. Zu seiner Unschädlichmachung war die Be— rieselung vorgesehen. Die erforderlichen Anlagen sind im großen und ganzen auch vorhanden und in Ordnung gewesen, an einer Stelle allerdings nicht, aber das ist nicht die Stelle, wo das Unglück geschehen i Nach den Zeugenaussagen, heson ders auch nach den Aussagen der
sitglieder des Betriebsausschusses, ist die Berieselung vorschrifts— mäßig ausgeführt worden. Das Betriebsratsmitglied, welches jede Woche einmal die Anlage befuhr, hat angegeben, 3 ihm Mängel nicht bekannt geworden sind. Dieses das Bild der Unfallstätte. Von dem Unfall selbst, von der Expplosion sind die beiden Schächte be— troffen worden, außerdem sind Nachschwaden durch eine Verbindung in eine Nachbarabteilung gelangt und haben dort den Tod von zwei Bergleulen berursacht. Im ganzen sind 827 Bergleute zu Tode ge⸗ kommen, 79 verletzt worden. Die mechanische Wirkung der Explosion war außerordentlich stark, die Förderwagen sind zusammengebrochen, ebenso ein Teil der querstehenden Balken. Ein zweifelsfreier Schluß auf bie Ursache der Erplosion ist zurzeit nicht möglich, ob die weitere Untersuchung zu weiterer Aufhellung führen wird, steht dahin. In der Hauptfache hat bei der ganzen Cxplofion Kohlenstaub mitgewirkt. Ob die Entzündung etwa durch Sch agwetter eingeleitet worden ist, ist eine seht unwahrscheinliche Annahme. Man wird vielmehr an⸗ nehmen müssen, daß es sich um eine Kohlenstauberplosion handelt. Anders als durch elnen Schuß konnte die Entzündung des Kohlen⸗ staubes nicht herbeigeführt werden. Die Schießarbeit darf nur durch Schießmeister ausgeführt werden; die beiden in Frage kommenden Schießmeister, von denen der eine tot ist, der andere am Leben ge⸗ blieben ist, haben sich aber nicht an der Stelle der Explosion befunden, von ihnen kann der Schuß nicht abgegeben worden sein. Es muß also ein anderer den Schuß abgegeben haben. In einem der Querschläge wurden nach der Expplosion noch zwei Schüsse , n. Alles in allem muß also gesagt., werden, daß nach dem bisher vorliegenden Material zweifelsfrei überhaupt nichts festgestellt worden ist, daß aber Indizien vorhanden sind, die darauf hinweisen, daß es sich um einen Dynamitschuß handelt, Es fragt sich nun weiter, wie die Explosion eine solche Ausdehnung gewinnen konnte, wenn die Be⸗ riefelung ordnungsmäßig funktionierte. Nun ist dieses Vorbeugungs⸗ mittel aber nur sehr unvollkommen. Man darf sich nicht vorstellen, daß der Kohlenstaub durch die Berieselung für längere Zeit. voll kommen unschädlich gemacht wird. Er nimmt die Feuchtigkeit nur oberflächlich an, und unter dem Einfluß der Bewetterung trocknet der feuchte Kohlenstaub allmählich wieder ab. Natürlich ist es quch un⸗ möglich, hinter jedem Kohlenhauer einen besonderen Berieselungs⸗ melfter oder ein Mitglied des Betriebsrgts zu stellen. Bei einem , . entsteht natürlich neuer Stauh. Zur Durchführung wirkfamerer Unschädlichmachung des Kohlenstaubes ist das Steinstauh⸗ verfahren in der Einführung . Der Steinstaub wird mittels besonderer Apparate in die Abbaustrecken bn, . er gelangt auch dahin, wo die Berieselung nur sehr wenig hindringt, so in die Hohlräume, und er bleibt immer vorhanden, während das Wasser abtrocknet. Auf einer Reihe von Werken ist dieses neue Verfghren versuchsweise durchgeführt, allgemein noch nicht, da noch eine Reihe von Fragen vorweg zu sösen ist, so auch die von dem ersten Inter. peilanten bereits berlhrke Frage der Einwirkung des Gesteinstaubes auf den Organismus. Bisher sind Schädigungen in diefer Richtung nicht festzustellen gewesen, es wird daher die versuchsweise Durch⸗ führung wohl etwas beschleunigt werden können. Eine zweite Maß⸗ nahme ist die Einführung der elektrischen Hruben lampe. Für diese Einführung seßt sich die Bergbehörde ein. Von allen Gruben un fällen sind H 33. Schlagwettererplosignen, und von diesen ereignen 6 5 3 durch die Sicherheitslampen. Nicht daß diese schadhaft oder ehlerhaft sein git sie sind eben nicht vollkommen, und hinzu kommt, da hre Instandhaltung und die Ueberwachung derselben außerordentlie schwierig ist. Wenn in einer Grube 3009 Mann Belegschaft samtlich damit gusgerüstet find, ist es für die Aufsichtsbeamten einfach aus- geschlossen, jede ein elne Lampe nachzusehen. Gegen die Schlagwetter brauchen wir vor allem eine Sicherheits lampe, Die Bedenken gegen die elektrische Lampe, daß sie keine Schlagwetter anzeigt, sind gering, Im Revier Hamm sind grundsätzlich elektrische Lampen eingeführt Ind dort hat seit 190 nur in wenigen Fällen eine Erpplosion statt= gefunden, und in keinem Fall ist ein Arbeiter erstickt, weil ein Schlag⸗ wetter nicht bemerkt wurde. Wenn man mit der Ein führung der elektrischen Lampe so lange warten wollte, bis ein Mittel gegen Schlagwettererplofion gefunden ist, o könnte man unendlich lange warten. Üm die Verbefferung der technischen Einrichtungen im Berg⸗ bau bemüht sich die Preußeische Bergderwaltung fortgesetzt, sie hat für alle Spezialfragen Sonderkommissionen eingesetzt deren Vorschläge praktisch durchgeführt und in Polizeiverordnungen durchgesetzt werden. Daß im praktischen Gruhenbetriebe nicht alles so ist, wie es sein solle, leugnen wir nicht. Auch mit der Ausbildung der Bergleute sind wir vorgegangen. Die Schießmeister werden auf der. Strecke selbst ausgebildet. Im westfälischen Revier werden auch Filme vor⸗ geführt, die die verschiedenen Möglichkeiten von Unfällen und von Verhütung darstellen. Die ,, , von Versuchsstrecken wird gleichfalls weiter betrieben. Der preußi che Handelsminister hat die HFerierbeamten bereits angewiesen, mit den Betriebsräten. Be⸗ sprechungen über Unfallverhütung zu pflegen, Nachdem die Betriebs⸗ täte eingeführt sind, entspricht es unferer Änsicht, daß diese Institution auch ö. dem Gebiet der ,, gemacht wird. Wir hoffen, daß sich ein erträgliches Verhältnis zu den Betriebsräten an⸗ bahnen wird. Der Handelsminister hat auch der Anregung, eine be⸗ sondere Kommiffion, die man als Gruben-Sicherheitskömmission be⸗ zeichnen könnte, einzusetzen, durchaus zugestimmt. Aber wenn Preußen eine solche Kommifsion bildet, würde eine andere Kemmission durch das Reich nicht einzusetzen sein. Wir haben ein 3 , daß das Unglück ,. aufgeklärt wird, aber es muß abei einheitli vorgegangen werden. ! 5
; uf Antrag des Abg. Pfeiffer ⸗ Gentr) findet die Besprechung der Interpellation statt. . J
Abg' Koch- Dlffeldorf Dnat): Die Entstehung des Unglücks ist noch döllig ungeklärt. Der Untersuchungsausschuß hat sich bemüht, die Ursachen' festzustellen, er hätte aber ebensogut zu Hause bleiben können, denn er hat nichts anderes feststellen können, als was die Bergbehörde und die Sachberständigen uns, gefagt haben. Dort waren Sachberständige am Platze und nicht Politiker um. objektive eff bre vorzunehmen. (Widerspruch links) Der Politiker, der gie ist, kann kein obsektiveg Urteil fällen. Die Grenzen der Zu⸗ 6 zwischen dem Reich und Preußen müssen geklärt werden.
ie Unglücksfälle entstehen durch die Gefährlichkeit des Berufs an sich durch Mängel des Betribes und durch die Schuld der He— Beieiligten. Eine besondere Gefährlichkeit über das Maß des Ge⸗ wöhnlichen Hinaus weist die Grube Mont Cenis nicht auf. (Zwischen= ruf links. Sie, Herr Crispien, sind ja Sachverständiger auf allen Ge⸗ bieten, das traue ig mir nicht zu, und ich spreche hier nicht als Sachverständiger. Nach Aussage eines g links stehenden Mit⸗ liedes des Betriebsrats und anderer Mitglieber waren die technischen Finrichtungen, Wetterführung, Berieselung usp. vollkommen in Ordnung. Auch Herr Imhusch hat das alles festgestellt. Auf einer Strecke haben allerdings Rohre der Berieselung gefehlt, aher diese Strecke lommt für die Entstehung des Unglücks nicht in Betracht. Warum sing also sofort nach dem Unglück aus den Reihen der Belegschaft Vorwürfe gekommen? Die Zeugen sind in solchen Fällen
Mont Cenis erneut vor Massengräber braver Bergleute gestellt gewöhnlich zurückhaltend, ein parlamentarischer Untersuchunggaus⸗
„xt so geeignet wie ein Gericht, Zeugen ju vernehmen. J nüt Foce! einer Verschuldung durch . Arbeiter. blinns it vor der Explosion festgestellt, es fragt sich, ob andere Sc , meister sich Sprengstoff verschaffen konnten, und diese ft ist zugegeben, worden. Bei dieser Sachlage können wir s 9. Keleil nnn und müssen die , n, n. der Berg⸗ . d rlssen. eben muß natürlich die Vorbeugung von en geprüf werden. Sache der Sachverständigen und der Berg⸗ ff es, zu reif wo gebessert werden kann. Auch auf die
der e. eiler zur ö en Pflicht muß Wert gelegt Wer Fofftisches Kapital darf aus einem solchen Massen⸗ ö en werden, ein solches Unglück ist Volksunglück Pert, elek. Damit würde man den Bergleuten
etst na
en heiden. . ͤ iht 66 zurück. Der Abg. Pieper hal das fachliche Gebiet , , w ndl. 69 Polt ist durch dieses Unglück Ketraffen; der Beruf des Berg⸗ . ss vor allen anderen ge r r. ch bei anderen Massen⸗
. verunglückten, hat sich die . nicht feststellen lassen.
— dersucht werden, um die Schlaqwettererplosionen zu . . . Gelegenheiten politische andersetzungen statt. Rote Fahng, schrieb: Der
gnmnd , . Massenmörter«, Auch Fer AÄbg. Hue hat am
eheuerliche Anklagen gegen die Berghehoͤrde erhoben er wierunnz verlangt. Er . wissen, daß n r 6scken Berggesetz wie na dem lin fallversicherungẽgesetz die Eechörde j Wie verheerend
e Leußerun t n . An⸗ ch würde den
tet werden kann.
bringe ihn zur öff den Brief) Der . . gerser in bester Ordnung sei, dahei besteht er au ;
mmmstten (Hört, hört! rechts, Ich habe mich, selbst überzeugt, dice Kollegen tüchtige Hauer und * anständige Arbeiter sind, hre Pflichten nicht vernachlässigt en,. Eine Schlagwetter⸗ ion sst nech meiner UeberEugung, völlig ausgeschlossen. mt kem Untersuchungsausschuß die Grube befahren. Wetter- mmnlungen konnten, nicht stattfinden, Schlagwester pon über s snd pon dem zuständigen Einfahrer nur einige Male festgestellt Hen. Fwei Betriebsführer haben fich dahin ausgesprochen, da sicch in eine Rohlenstaubeyplosion handelt verursacht durch einen nanitschuß. Die beiden Betriebsführer kenne ich als gewissen⸗ . Bemme, denen ich selbst jahrelang als Arbeiter un terstellt war. nien links gerichteten Blättern ist verlangt worden, daß bei der Earsncung auch die Arbeiter wernemmen werden aber an der rest⸗ é Lufklärung durch die Arbeiter scheint nicht gallen. Teilen gelegen sen zu sein, denn es wurde beantragt, den Betriebsrat von der Laruchung ausgzuschließen, (Hört, hört Wenn überhaupt Ar⸗ er zug ogen werden sollen, dann kann es doch nicht darauf an men, ö. sie Kommunisten oder Deutschnalionale sind. Wie sbeht n Wirklichkeit mit der Handhabung und der Beobachtun der wolsseilichen Vorschriften? Die Difziplin ist überall, auch im chan, fehr gelockert. Wir können ung, nur schützen, wenn alle iber die Berhütungs maßnahmen im Vertrauen miteinander und nander einderstanden sind und sie anwenden; die Verquickung mit erlschaftlichen und ,, , Rückfschten ist vom Uebel. In sezten Jahren sind 120 090 gfremde Männer angelegt worden. nz erklären sich die großen r denen der Betrieb jetzt het ist. Es ist eine traurige Erscheinung, daß hei jodey Ge⸗ enbest hauptsächlich von den Mehrheitssozialisten der i . anddunkt ia n,, wirb. Ich werbe don ihnen ang riffen, ih auf der Rechten sitze. Auch auf der Rechten sitzen Männer Frauen, die für das Volk dasselbe warme Empfinden haben wi E.. Wir müssen n. einer Grundlage zusammenstehen, die die nmseilige perfönliche ung nicht aussch ießt. Ueber die persön⸗ en Hehensätzt hinweg wien wir für unsere Bergarbeiter wirken, nit se in Zukunft vor so furchtbaren Katastrophen bewahrt werden die Ärbeitsfreude behalten, die sie notwendig haben, um ihren eren Beruf auszufüllen. GBeifall rechts.)
Abg. Jan sch ek . Was nützen diese Auseinandersetzungen
8 zliesfi aus
nen Joschen Massenunglück. Die senigen, welche den Arbeitern er hre Begehrlichkeit vorhalten, sollten einmal die Szenen eines gn Üngläckt mit ansehen, um zu begreisen, welches Verbrechen an Ußelkern begangen wich. Vie LÜnglücksfäsl im Berghau mit en ereignen sich in einem fort. Das sollte ein sogenannter Arbeiter⸗ reer wie Herr Winnefeld bedenken. (Abgeordneter Beuermann: d Sie denn Arbeiter?) Ich kann Ihnen den Kohlenst auh zeigen, uuf meinem Körper in die Haut Aingerißt ist, Sie nicht. Die atistik gibt die Unfälle nie genau wieder, aber immer gibt man den tier die Schuld, während in Wahrheit die Betriebseinrichtungen sgelhaft sind. Es taucht 6. wieder das alte System der Solls⸗ berung' auf; wenn die i Prämien mehr be—
je
8 eiger auch keine 1 nen, so werden sie doch in anderer Weise belohnt, damit sie auf Arbeiter zur Steigerung der . drücken. Herr Winne⸗
uu so, als ab folche Unfälle nicht zu vermeiden wären, CGöewiß ist Dergbau gefährlich, aber olche Massenunglücke brauchten i. nicht cregnen, wenn die Verbütungsvorschriften beachtet würden und nir aüf dem Papier stünden. Auf Mont Ceniß war durchaus ö ales in Srdiung. es haben ja teitweise Stillegungen statt= men, weil (3 an Wasser fehlte, Wir haben ja hei der Unter- kung festgestellt, daß an einer Stelle die Berieselung nicht in nung wer, weil ind Stück Rohr fehlte. Die Strecken sollen doch scslt' werben. Gin Mann hat einen verlangten Schlauch micht mmmen, und der Betrlebsdirekkor hat auf meine wiederholte Fr ht angeben fönnen, ob genügend Schläuche vorhanden sind. Es ist säweleg Verbrechen, wenn man den Arbeitern nicht das Wasser n Beriefeln liefert. Die Arbeiter rieseln allerdings nicht gern, 1sedabes naß werden. aher darum muß man sie dazu anhalten, auf er. Strecke sollte ein Riefelmeister für die Berieseln verantwort- pn. Ba beschulbigt man aber gewöhnlich bie Arbeiteg, daß sie Strecken nichl Beriesest hätten. Seit dem Oftoher 1919 hat der pschter Junghans It mal Wetter, darunter auch epplosihe, vor- nden, aker im Wetterbuch steht nichts won. Da mußte man g fir Sicerbrit foren,. Töse kann men da leugnen, daß die ibe westergesährlich ist., He hat dech gerade die Bergarbeiter eriltelt ö sie die furchtbaren rf ren erkennen lernten, in sen se slehen, das ist fein unvergängliches Verdienst. Man hat eint, der Un lersuchungsausschuß hätte zu Hause bleihen können; ich n Lift, kaß er viel eher häte da fein, iniüsfen, Das ber herg. müßte ständige ünterfuchungsausschüsse einsetzen. Die Berg⸗ mien baßen wirs deshalb nicht bei der Knterfuchung haben wellen, llse es sind, die eigentlich auf die Anklagebank i en weil sie befangen a zulehnen waren; steht es doch fest, daß zwischen den nen der Alllonäre der Jechen und denen der Beamten feine auf · lige Analogie vorhanden ist, so daß man ganz von selbst auf die mutung eines , . Jusammenhanges kommt. Daß Arbeiter Fosen haben, kann boch auch dgran liegen, daß zu weni Schi eß⸗ iter vorhanden find. Wir müffen dafür sorgen, daß diese furcht⸗ 1 Gehren dem Beramgnne ferngehalten werden, damit, wir e nicht selbst der Schuld an diesen Katastrophen geziehen
breußischer Minister für Handel und Gewerbe Fi sch beck eine Damen und Herren! Der Herr Kommissar der preußischen bierung hat sich vorhin bemüht, in unparteiischer Weise das bebnis der amtlichen Untersuchung darzulegen, und wer ihn Härt hat, wird die Ueberzeugung gewonnen haben, daß sich die tͤbehörde wirklich bemüht hat, in dieser Untersuchung ohne treingenommenheit zu wirken. (Sehr richtig! rechts.) Ich habe,
als am vorletzten Montag das Unglück passtert war und am Dienstag morgen uns einigermaßen über die Größe dieses Un⸗ glücks Bericht gegeben war, die Herren, die diese Fragen im preußischen Handelsministerium bearbeiten, ersucht, sofort an Ort und Stelle zu fahren. Und als Sie, meine Damen und Herren, hier am Mittwoch vor 8 Tagen Ihre Beratung hielten und babei gesagt wurde, bei solchen Untersuchungen müsse der Betriebsrat mitwirken, das seien die geeigneten Leute, die würden objektiv die Wahrheit feststellen, da waren meine Herren mit dem Be⸗ triebsrat längst unten in der Grube und untersuchten diese Sache. (Hört! Hört! rechts.) Uns ist es niemals eingefallen, die Betriebsräte auszuschalten. Im Gegenteil, solange das Betriebs⸗ rätegesetz besteht, habe ich mich bemüht, den Betriebsrãten die ihnen gebührende Stellung zukommen zu lassen, und immer wieder die Herren meiner Verwaltung angewiesen, daß sie sich mit den Betriebräten in Verbindung zu setzen, sie bei den Befahrungen der Grube heranzuziehen und zu hören haben, welche Wünsche sie haben, und von ihnen die Anschauungen der Arbeiter kennen zu lernen. Und wenn ich selber eine Zeche besuche oder in eine Grube einfahre, — Sie können sich erkundigen, in welchem Berg⸗ revier Sie wollen — noch niemals ist es anders geschehen, als daß von dem Augenblicke an, wo ich auf die Zeche komme, der Vorsitzende des Betriebsrats zur Stelle ist und er verläßt mich erst, wenn ich von der Grube weggehe.
Meine Herren, so find wir auch bei dieser Gelegenheit ver⸗ fahren. Ich habe es für meine Pflicht gehalten, selbst die Zeche aufzusuchen, um mich an Ort und Stelle über die Untersuchung zu unterrichten, und zu sehen, ob nach meinen Anweisungen verfahren wird. Ich habe selber den Betriebsrat gehört, ich habe mir auch die Rettungsmannschaft vorstellen lassen, die in überaus lobens⸗ werter Weise unter Einsetzung ihres eigenen Lebens für die Kameraden eingetreten ist. (Bravo!) Ich habe dieser Rettungs⸗ mannschaft meine Anerkennung und meinen Dank ausgesprochen und möchte diesen Dank der Regierung auch hier vor dem ganzen Lande wiederholen. Ich habe auch vor dieser Rettungsmannschaft meine Fragen gestellt und den Beteiligten Gelegenheit gegeben, sich über die Zustände in der Grube zu äußern. Es ist also nicht so, als ob wir die Arbeiter ausgeschaltet und irgend etwas ver⸗ tuscht hätten. I
Da die Dinge so sind, werden Sie es mir nicht verdenken können, wenn ich mich dagegen verwahre, daß bei einer solchen Gelegenheit behauptet wird, die Bergbehörde sei diejenige, die auf die Anklagebank gehöre. (Sehr richtig! rechts.) Manches von dem, was Herr Hue am Mittwoch vor 8 Tagen hier gesagt hat, würde vielleicht ganz anders von ihm gesagt werden, wenn er an den Ausschußberatungen teilgenommen und jetzt das objektive Er⸗ kenntnis der Untersuchung vor sich hätte. (Sehr richtig! rechts. — Zuruf bon den U. Soz.: Sie ist noch nicht abgeschlossen! Um— somehr war es falsch, vor der Untersuchung schon die Berg⸗ behörde anzuklagen (Sehr richtigl rechts) und die Bergbehörde für die Schuldige zu erklären. Da wartet man eben die Unter⸗ suchung ab, ehe man so schwere Beschuldigungen erhebt. (Sehr richtig! rechts. — Zurufe links) Es ist ja in der Presse und
anberwärts gesagt worden: Ja, wenn ein Lokomotib führer oder
doch der Betreffende bas Unglück nicht selbst. Ja, das ist doch eine logisch ganz falsche Vorstellung. Jenen Lokomotivführer oder Bahnhofsvorsteher kann man vielleicht mit einem Direktor, Betriebsführer oder einem Steiger der betreffenden Zeche ver⸗ gleichen, aber ich habe noch nie gehört, daß man, wenn ein Eisen⸗ bahnunglück passiert ist, die Bahnpolizei von der untersuchung ausgeschlossen hãtte. (Sehr wahr! rechts.) Im Gegenteil, fie ist dazu da, die untersuchung zu führen. Meine Herren, wir können nicht darein willigen, daß die geordnete Instanz — und die Berg⸗ behörde ist eben Polizeibehörde, der Revierbeamte ist der Hilfs⸗ heamte der Staatsanwaltschaft, — daß dieses behördliche Organ bei der Untersuchung ausgeschlossen ist. Was ist denn der Berg⸗ revierbeamte, im Grunde genommen? Er ist der Gewerbeauf⸗ sichtsbeamte des Bergbaus. Ich habe aber noch nie gehört, daß. wenn in einem Fabrikbetriebe ein Unglück passiert, man des⸗ wegen ohne weiteres den Gewerbeaufsichtsbeamten auf die An⸗ klagebank gesetzt hätte. (Sehr richtig! rechts. — Zuruf von der U. Soz.) Ich muß deswegen dagegen protestieren, daß man un⸗ bewiesenerweise gegen die Bergbehörde derartige Veschuldigungen erhebt. (Bravo! rechts) Herr Janschek hat gesagt: ja, der Ver dacht liege vor, es seien Familienbeziehungen der Bergbeamten mit den Werksbesitzern vorhanden. Ob der Verdacht begründet sei oder nicht, wisse er allerdings nicht, aber er sei da. Meine Herren, daß man vor dem Lande ohne Beweise einen solchen Ver⸗ dacht, eine solche Beschuldigung ausspricht, daß man Beamte, die ihre Schuldigkeit zu tun bemüht sind — und dessen bin ich Zeuge und ich lege Ihnen ja gerade dar, daß ste das zu tun bemüht sind — in dieser Weise ohne Unterlage öffentlich anklagt; da⸗ gegen muß ich mit aller Gntschiebenheit Verwahrung einlegen.
(Zuruf von den D. Nat.)
gieg ler. Westfalen Dem); Die Erregung die sich an · me 9 trophe auf . Cenis im ganzen Volk gezelgt hat, irt naturgemäß in diefen Hause nach. Wir haben aus den his ⸗
erigen Feststellungen 36 . zu ziehen, was zur Vorbeugung ähn⸗ . ö dienen kann, und wir haben uns zu bemühen, diese Fest. stellungen möglichst ruhig und leidenschaflssoß zu machen. Es. ist gefragt worden, ob die Elnsetzung des Unter uchungsauss usses richtig ind zweckmäßig gewesen sei. Es stimmt schon; die Einsetzung eines Ünterfuchungsausschusses für eine a att , Frage bedeutet etwas Neues; wierigkeiten mögen bestehen, aber als Mitleid des Aus schu ez möchte ich sagen, daß seine Tätigkeit doch nicht so ganz ergebnislos gewesen ist als der Redner der eutschnationglen Volks⸗ partei eg dargestellt hat. Die Unkerfuchung ist noch nicht abgeschlossen, wir wissen nicht, was noch alles feslgeslelll werden kann, aber zu anndellei Schlüssen ind wir doch schen gekommen und wir wollen auf die Verminderug der Gefahren des Bergbaus hinarheiten, Unser Volk hat von jeher gi den Beruf des .,. eine hohe Achtung gehabt (fehr wahr), es hat — don den ulkindern angesichts des Bergmanninvaliden mit seinem künstlichen Bergwerk angefangen — den Bergmann stets für ejne höͤhergesteslte Person gehalten. Auf rund bleses hohen Intereffes hat das Voll ein Recht daran, hier volle Wahrheit zu erhalten über die Dingen die ö. bei einem solchen Unglück abspielen. Klarheit und Offenheit mu nach beiden Seiten hin obwalten. Liegl ein. Verschulden der Unternehmer vr, so wird dies rücksichtslos 1. ein, liegt andererseits ein Verschulden
Bahnhofsvorsteher ein Unglück angerichtet hat, dann untersucht
it bor so muß auch da ber Finger in die Wunde gelegt k 364 3 fie e w können Mißstände abgestellt werden.
87 Tote, 75 Verletzte sind die ungeheuren Folgen disser Katastrophe. Sie inden ung zur eingehendsten Klarstellung. g dem jetzigen
Sland der Untersuchung, glaube 7 müssen wir bezüglich der c
stellung der Dinge noch eine gewiffe Zurückhaltung beobachten. Es
ist nolwendig, baß fer die in den Kohlengruben beschäftigten Arbeiter besondere Instruktionsstunden eingerichtet werben, in denen die Leute mit den Gefahren, besonders des Schlagwetters, vertraut gemacht werden, und in denen sie auch in die Schutzmaßnahmen eingeführt werden, um schwere Folgen zu verhüten. Wenn die ganze Berg⸗ arbeiterschaft diese Gefahren kennt, dann werden auch die richtigen Kontrollmaßnahmen in Anwendung kommen. Die Möglichkeit —ᷓ— Kontrolle war auf Mont Cenis gegeben. Dem Betriebsrat wurden keinerlei Schwierigkeiten gemacht. Das haben wir an Ort und Stelle feststellen koͤnnen. Die Berieselung funktisnierte, und Schwaden waren nicht vorhanden. Die Zeche war im besten Zustande, so daß einer der Teilnehmer sich sogar fragte ob wir auf der richtigen Zeche seien. Wie sich der Betriebgrat von Mont Tens politisch zusammen⸗ setzt, steht nicht ganz fest. Einerseits wird behauptet, er sei kommu⸗ nistisch, andererseitz, er sei unionistisch. Nach meinen Informationen hören die Betriebsratsmitglieder dort dem alten Gewerkverein, den ristlichen Gewerkschaften und den Unionisten an, aber allgemein wäre es bedauerlich, wenn die Betriebsräte nach politischen Gesichts⸗ punkten gewählt. würden. In die Betriebsräte müssen die Leute hineinkommen, die auf Grund langjähriger Tätigkeit auf der Zeche die meisten , . haben (Sehr richtig). Von einer schlag⸗ wetterarmen Grube kann man bei Mont Cenis gllerdings nicht Frechen. Mir scheint es notwendig zu sein, auf die Ausbildung der Schießmeister und Schießhauer größten Wert zu legen. Was helfen die besten Schutzmaßnahmen, wenn der Schießmeister sie nicht beachtet. Vor dem Unglück ist nach Aussage der Schießmeister nicht ge⸗ schossen worben. Somit erscheint ein verbotswidriger Schuß ab⸗ gegeben worden zu sein. Die Zahl der Schießmeister muß un⸗ bedingt vermehrt werden. Man kann sich wohl vorstellen, daß, währen der Schießmeister an anderen Stellen zu tun hat, Ber arbeiter an ihrem Betriebspunkte auf ihn warten und schließli da sie doch Kohle fördern sollen und Geld verdienen wollen, sich e zu verbotswidrigen Schüssen verleiten lassen. Alle Vor⸗ chriften nützen nichts, wenn sie nicht befolgt werden können. Deshalb frage ich, ob die Zahl der Einfahrer groß ging ist. Es heißt ja, daß die Einfahrer überlastet sind. Sind die Befugnisse der Einfahrer weit genug, können sie selbständig Anordnungen treffen? Wir müssen endlich einmal von der Methode des Redens weg Heiterkeit) und müssen handeln. Auf der Kohle beruht unsere ye, . wir müssen deshalb den Bergarbeitern ihre Arbeit er⸗ möglichen. Schutz der Bergarbeiter ist unsere Aufgabe. Die Be⸗ hörde hätte bei dem Unglück von Mont Cenis schneller mit der nnn , eingreifen müssen. Wie lange hat es gedauert, biz ie überhaupt Nachricht von dem Unglück erhielt? Die äußerst chwache Besetzung des Reichstags heute läßt wenig Interesse an bieser Sache erkennen; der Reichstag muß bej solchen Dingen zur Stelle fein, wenn er sein Ansehen wahren will. Es geht um bie wut unseres Volkes, da muß der Reichstag mitarbeiten. (Bei- all bei ben Demokraten)
Abg. Braß K Es ist allerdings bedauerlich, daß heute
ber Reichstag nur eine so schwache Besetzung aufweist. och 70
Bergleute liegen verletzt im Krankenhause. Der Zwang, *
ördern, läßt den Bergmann die Sicherheitsvorschriften nicht voll
tändig beachten. Tagtäglich können 6 neue Unfälle ereignen, urzel des .
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eshalb müssen wir dle Art an die ems r Bon vielen Unfällen erfährt die Oeffentlichkeit gar nichts. ie Statistik zeigt ein Aufsteigen in der Zahl der Massenunglücke. Die Schuld liegt nicht beim einzelnen Arbeiter oder Beamten, sondern beim System, das die Arbeiter zwingt, die Sicherheit außer acht zu lassen. Die Grube Mont Cenis ist nicht ganz tadellos ein- . es fehlt an manchen Einrichtungen für die Sicherheit
hne den parkamentarischen Untersuchungsausschuß wäre manches nicht aufgeklärt worden, was den Unfall mindestens mit veranlaßt hat. An einer Stelle fehlten 50 m Rohr, an einer anderen konnte nicht berieselt werden, weil die Absch ußzentile fehlten. In der Grube herrschte ein starker Mangel an Rohren und an Bauholz. Auch die Bewetterung ist nicht vollständig in Ordnung gewesen. Der Wettermann hat nicht Zeit genug r Verfügung, um alle Strecken befahren und kontrollieren zu können. ie Grube kit leineswegs als schlagwetterarm anzusehen; der Wettermeister Junghand hat 84 Schlagwetter bemerkt, ohne daß diese aus dem Betterbuch ersichtlich sind. Es haben auch vorher drei kleinere Schlagwettereyplostonen stattgefunden. Daß sich noch weitere er⸗ eignen, ist durchaus nicht ausgeschlossen. Die Zahl der Steiger reicht nicht aus, um den ganzen Betrieb ühersehen zu können; der Direktor hat die Notwendigkeit eines Hilfssteigers anerkannt, aber erst der Untersuchungsausschuß hat das feststellen müssen. Ein Steiger mehr kostet ja Geld. Was veranlaßte die Arbeiter, selb⸗ ständig einen Schuß abzugeben, den nur der Schießmeister ab. geben darf? Doch nur der Zwang, Lohn zu verdienen, während der Schießmeister nicht zur Stelle war. Die Berglente haben eben keinen Lohn, der dem Existenzminimum entspricht. Der Betriehs= rat hat wieberholt Vorstellungen wegen Material mangels gemacht. aber die Betriebsräte erweisen sich, wie Hue sagt, wirklich nur als weiße Salbe. Sobald ein Betriebsrat tatsächlich die Interessen der Belegschaft wirklich wahrzunehmen unternimmt, wird er ent- lassen . das ist auch auf der Zeche Mont Cenis praktiziert worden. Wir verlangen, daß unverzüglich die Arbeitszeit auf der Grube auf 6 Stunden herabgesetzt und der Kreis der f i,, der Be⸗ triebsräte auch nach der Seite der Exekutive, insbesondere bezüglich der Durchführung der Sicherheits vorschriften, erweitert wird. Die Besserung des Loses der Bergarbeiter ist eine Förderung der All ⸗ gemeinheit; sie ist sofort zu erreichen, wenn die Arbeiter zusammen⸗ stehen, um für sie zu kämpfen. Appellieren wir an die Geschlossen heit der Arbeiterschaft., so ist dieser Forderung in zwei oder bret Wochen Erfüllung beschieden.
Obherherghauptmann Althan z . auf die Unfallstatistit der Bergleule näher ein. Die Unfallziffer ist heute geringer als bor dem Kriege, wobei zu bedenken ist, daß eine starke Vermehrung der Belegschaff durch ungelernte Arbeiter eingetreten lst. Auch Hie Verwaltung ist sich völlig bewußt, wie wichtig eine eingehende Be⸗ sehrung der Bergleute über die Unfallgefahren ist: es sind aber angefichtz der großen Zahs, der, Bergarbeiter in diesem Punkte
ße Schwierigkeiten zu überwinden. Vor einiger Zeit sind im gr ac beramännische Fortbildungsschulen ins Leben gerufen worden, wo die fungen Leute über diese Gefahren aufgeklärt werden. Ruch mit Filmvorträgen für Bergarbeiter haben wir begonnen und werden sie weiter ausbauen, da sie großen Anklang gefunden haben. Ebenfo sind Kurse über das Sprengstoffgeseß und die Behandlung der Eprengstoffe veranstaltgz worden. Die Berieselungsmeister haben ausschließlich mit der Berieselung zu tun. ETebhafter Wider- spruch links; Sß die Zahl der Einfahrer vermebrt werden muß. fell ein gchend geprüft werden. Swe Schießsmeister auf, 20. Arheiten ift ein durchaus angemessenes Verhältnis,. Die Berapolizei hat sich in erster Linie von dem agesamten Sicherheitszustand der Gruhen zu öͤberzeugen, sie muß sich aber dehel auf Stichorehben heschränken und kan nicht für jedes fehlende Robr, für jede Kleinigkeit ver. emkwortlich gemacht werden. Sonst müßte man, ja neben jeden Steiger nock einen anderen Beamten stellen. Die Steiger haben nicht nar auf die Wirtschaftlichkeit der Gruben i achten, sondern auch auf die Sicherheit, und sie werden deshalb von den Revier beamten besonders bestätiagt.
Abg. Schwarzer (Bayer. W.): Alle. Kreise der Bevöltke— rung, oh sie nah oder weit vom Bergwerh wohnen, empfinden her liche Mitleid aus Anlaß der Katastropbe. Ich babe Zuschriften bekommen, welche dies beweisen. Darin wird n. a. Zuch eine allae. meine Sammlung für die Bergarbeiter gefordert, Wir halten das Bergwerl, ob erz⸗ oder kohlenfẽrdernd, für das größte nationale Gut, ber bem der Schutz der Sachaüter mit dem des Lebens der Arbeiten akeichmäßtg zu wahren ist. Wir halten deshalb dieses Unglück auch für ein hationalez Knalück. Ind eg muß allgs gescheben, was Hach menschlichem Ermessen dazu dient, solche Unfälle iu verbüten, Not. wendig ist eine erschöpfende Untersuchung und, volle Aufklärung hber' ben traurigen Fall. Manches hätte wohl schen vorber besser nemacht werden önnen. Win sind. bereit, für alle erfarderlichen Vorkehrungen jede geldliche Unterstügung zu gewähren, wir offen, Famit den Bergarbe lern und dem Volkzaanzen den besten Dienst
zu erweisen Beifall.