Zusammenstellung der bis zum 1. April 1921 durch die Rentenbanken
x — Bis 1. April 1921 (einschl) sind an Renten übernommen
Preußen.
erzielten Ergebnisse. — —— — Die Berechtigten haben dafür Abfindungen erhalten An
— Die Kapitalsen welche von den
zu o io des Betrages der vollen Rente (4 9)
Summe zu o/ io des Betrages der vollen Rente (4E 0so)
Provinzen b)
von den Ver⸗ pflichteten
44 16
in Rentenbriefen
Summe 9 sãmtlicher Renten
für die Staats⸗
rente
4K 19 16.
Die bis 31. März 1921 (enschl.) aus⸗ gelosten Renten⸗ briefe betragen
Pllichtigen nit dem ls fachen Betrage der Rente an die Staats lasse eingezahlt sin und wofür die Berechtigten die Ab⸗ sindungen in Rentenbriefen
Renten⸗ ablösungs⸗ kapitalien
sind bis
31. März der 1921 (einschl.) gekũndigt
oder eingezahlt
. 4 41 4. —
Am 1. April 1921 sind noch unverlost im Umlauf gewesen
Summe
Abfindungen
A) Ablösungsrenten. 10st u. Westpreußen gie H
andenburg... 222 Hannover... Westf. u. Rheinprov.
essen⸗Nassau
1 ommern .. chleswig ⸗ Holstein
2 607477 41930 868 3 653 930 2679318
191 476 1452247
257 265 23725 695
2 595 169 10 4813 04480 3 542 530 70 2 390 305 —
120 547 20
Io 77530
245 444 50 2372 38270 1985 01490 2016351 1790 79810 1871704
63 hb 5 50 315770 1701784 376 120 80 2 ho 7 60 246 173 80 34 441 10 105 06370 53 115 — 247 87870
273 105] 58 401 375 58 674 480 2 611 185 107 747 5351 10 3598 720 2475 540 81 639 525] S8 119 065 3 655 439 20 6 422 520 60 1598 760 66 531 280
2584 17580 1578 5430 4512 960 6091 500 16958 321 68 15 119 9251 21 773 8925] 36 893 820
291 70688 260 625 69047 175 6307 800 2 480 668 85 71 610 54 553 875] 54 625 4860 2 069 956 27 707 475 44 899 140 45 6906 615 2 1II9 582 7 1 1797 915 44 663 3235 46 461 450
2671 094156 4981 17432 3 824 10840
486 947 28
299 831 05 98 03935
82 55232
540 744 he so 222 230 1119110580 950 Lo
151 a4 gs / 17 78 6ßos,
267 014 555g 274 602 222)
38 8oß 680 19 367 800 246 1 165 557 655] 3 761 25 2 356 2555 63 ls 50h] 20 ö96 760 2 227 5565 * 5? gi 4 lh] 13 667 265] 5 730 255 - oh G 2 539 425 1 418 5586= 33 574 90h] 3 318 825 13 629 45 ß)
41526 025 1781 77575 236 253) 49 355 1555 5 286 3000 64 413= 34 4954 525] 11 112 090 636 7273) 9 495 250 16 966 200 1618 1335
Ir id od os / 65 es z14 TR
48507851 9319155 S4 60ꝛ 01228 98535 60] 67 O62 S24 88s / q lo 494 8vä37
6 10s M8 66s / 9 511 470 37 193 65105 1 4786051
6 405 83935 2790317 od 9d 499 obs / 6 444 313 45 881 217 . 4189779 16251 00232 15261213
9 216 224 665
Summe A. 35 dss d 7 36 ßEz 036 734 Außerdem sind an Rente übernommen und haben die Be⸗ rechtigten dafür an Wr rer.
bungen bezw. Renten . erhalten
B) von der Pader⸗ borner Tilgungs⸗
DV TD d STe BF Jid Jo isd 39 77555 716215
243 154 6 090000
T. TD Tm,
d TD i, d dor s
6 000009
6028 936 1M6 36231
kasse C von der Eichsfeld schen Tilgungs⸗
128 2037 3437145 —
3437745 —
3 8. 0 = 600 34 6]
,, — — — —
a) 4 0 ige aus Ost⸗ u. Westpreußen Schlesien Brandenburg Sachsen Sannoyer Westf. u. Rheinprov. Hessen⸗Nassau ...
osen
28
1 1111111 K
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1
143 459 5 965 5333 5 35456
15 2307 25 74!
126 33 94l 253 46] 51 4736.
50 171 325 9222 455 15 313 6hh 415603 955 285 840 d 47 höʒ6 128 756
13 155 06 75 73 875 21 3235 835
2 0948 603 372 098 631 713 183 578 217 860 344 851
17463 Hbh0 716
3 133 435
880 006
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a0 931 5d h Zb 23h 15 baz gõh 1615 ß Idi 6h o Il gnß gi hbo
9 Shg 686
9190 275 3417210 1699740 453 030 46 219 2166 255 344 750 3 589 280
1976 841 52 2113 22885 5581 21013 171 867 08 390 71266 1338 637 97 336 093 01 1203 744 09 1256 261 93 9309 240 66 619 535 19034716 6581 70 1474329625
0 314 784 75 9 229 34466 15 349 027 655 4 505 49767 5293 04714 d ö 76 37708 428 856 —
13 522 90117 Ih 962 339 965 21 357 408 63
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D) auf. Grund des Summe a..
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iöd 40 48M 28320
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Gesetzez vom 7. Juli 1891 Rentenguts⸗ renten)
b) 43 0 o ige aus Qst⸗ u. We f hreußen Schlesien Brandenburg
estf. u. Rheinprodb. Hessen⸗Nassau ... Posen
ommern Schleswig⸗Holstein
2 2 2 2 2 2 2 2 4
20 149 125 4908 825 12 998 895 15 629 325 3 750720 1846 500 52 800
746 109 14704440 8970030
917518 224 7688 ooh 929 708 542 172403 S3 h92 2384 33 699 686 0913 410 564
61
1
11200
2o 184 30d 44
* öl8 hM] 19 630 575 293 475) 4615 359 219 885 11 8799019 hh 285 14 774 649 235 845 3 514575 252 450 1 594 059 525 52 275 41775 704 325 364 930 14349 31 1294 095 7675935
57 63051 195 388 39 96 55 7590 574 49937 128 496 34 193 717775
791 log 1 059 67
1 bölz ß? Igo 13 loͤl S6 zz 15 zh os hij
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1 5854 52 7)
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Schlesien Brandenburg Sachsen ..
E auf Grund des Gesetzes vom 8. Juni Hannover
1896 (Erbabfindungsrenten) Hefen Na⸗ẽᷓ u Posen
Pommern
an 2 8 2 9 8 *
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92 B.. 8 D P
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Westfalen u. Rheinprovinz.
Schleswig⸗Holstein.
D) ö öl hid 241 1256 15365
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1 950 460
3975 615 6 975 49
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111
750 2100 3 675 48009 — 4275
2 8658 o1 916 4410
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Zusammenstellung. plz 716 2151 2777 9851116518 494 2001
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16 650 591 24 41 665 4595245 432 385 .
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6 098 936 3437 745
31298
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Nichtamtliches.
(Fortsetzung aus dem Hauptblatt.)
Deutscher Reichstag. 132. Sitzung vom 6. Juli 1921. Nachtrag.
Bei der Besprechung des Haushaltsplans für das Reichsarbeitsministerium gab in Erwiderung auf Aus—⸗ führungen des Abg. Karsten (Unabh. Sog), der eine umfassende Arbeiterinvalidenfürsorge neben der Versorgung durch die
Sozialversicherungsrenten gemäß einem Antrage seiner Partei befürwortete, der Reichsarbeitsminister Dr. Brauns die
folgende Erklärung ab: deine Damen und Herren! Die Reichsregierung steht dem
Grundgedanken des Antrags Frau Agnes unter Nr. 2470 nicht grund⸗ sätzlich ablehnend gegenüber. Das Reichsversorgungsgesetz sieht bereits neben den Renten auch eine Fürsorge für die Kriegsbeschädigten und Kriegshinterbliebenen vor. Der Gedanke liegt nun nahe, ähnlich auch bei der Sozialversicherung zu verfahren. Ich habe auf diese Zu⸗ sammenhänge schon vor Monaten im Haushaltsausschuß hingewiesen. Indessen ist die Frage von so großer grundsätzlicher und finanzieller Tragweite, daß sie eingehend geprüft werden muß, insbesondere auch in der Richtung, wie die finanzielle Deckung zu beschaffen ist. Diese Fragen lassen sich aber nur lösen im Zusammenhang mit der gesamten Reform unserer Sozialversicherung, und darum möchte ich bitten, daß Sie vorläufig von der Annahme der vorgeschlagenen Resolution Abstand nehmen.
Es kann sich nur darum handeln, in einen künftigen Etat eine derartige Summe hineinzubringen. Das bedarf der Vorbereitung, die bei diesem Ctat nicht mehr möglich war.
Bei der Besprechung des Haushaltsplans für das Reichsjustizministerium führte in Erwiderung auf Be⸗ merkungen des Abg. Dr. Rosenfeld (Unabhäng. Soz.) der Reichsjustizminister Schiffer aus:
Ich bin immer gewohnt, klare Antworten zu geben, muß aber sagen, es ist doch ein eigentümliches Beginnen, jetzt auf einmal in diese Sache die Kappangelegenheit, die hier bereits früher ganz aus— führlich erörtert worden ist, hineinzuziehen. Ich verweise auf diese Erörterungen. Dem Herrn Abg. Rosenfeld ist übrigens ein kleines Malheur passiert. Er hat nämlich selbst aus dem Zettel vorgelesen, daß die Fraktionsvorstände sich eingesetzt hätten für die Amnestie, die gewährt werden sollte. (Abg. Dr. Rosenfeld: Erstensh Auf den Punkt ( bezieht sich gerade Punkt 2. Ich war dabei nicht be⸗ teiligt. Die Sachen sind ja längst abgehandelt worden, und ich glaube, sie vollständig klargestellt zu haben. Es sind Zeugen auch dafür vorhanden, was es mit dem Zettel für eine Bewandnis hatte.
Nun das angeblich neue Material. Ich kann es sehr einfach er⸗ ledigen. Es hat in der Tat eine Unterredung stattgefunden, und zwar eine Unterredung, von der ich selbst sehr viel erzählt habe, weil sie charakteristisch für einen Mann war, der an ihr teilnahm, das war der Kapitänleutnant Ehrhardt. Am Vormittag des 17. März er⸗ schienen bei mir Herr Oberst Bauer und nach meiner Erinnerung General von Oven sowie Kapitänleutnant Ehrhardt. Es ist möglich, daß noch ein anderer Herr dabei war. Es wurde davon gesprochen, welchem General für den Fall, daß General Lüttwitz zurücktrete, die Truppen übergeben werden sollten. Während dieser Aussprache, an der Herr Ehrhardt zunächst nicht teilnahm, ergriff er plötzlich das Wort und sagte: Ob er sich dem fügen würde, wenn ein solches Ab⸗ kommen zustande komme, wisse er nicht; aber wenn es geschehen würde, dann unter einer Bedingung. — Ich sagte, daß ich mich auf Bedingungen überhaupt nicht einlassen könne. Da sagte er: Ja, eine Bedingung, über die ich wohl mit mir reden lassen würde. Er
nämlich — nicht Bauer, sondern Ehrhardt — würde unter keine Umständen dulden, daß ihm gegenüber von Amnestie die Rede . denn wer eine Amnestie auch nur annehme, der bekenne sih schuldig; er aber müsse für seine Leute behaupten, dah si weil sie nur seinen Befehlen gehorcht hätten, in keinen Falle haftbar wären, und er vertrete das, was er sel getan habe, weil er sich irgendeiner Schuld nicht bewußt sei— st würde also auch, wenn andere die Amnestie annehmen würden, esht solche Amnestie nicht annehmen. Ich habe darauf noch lächelnd di anderen Herren gefragt, wie sie darüber dächten.
Das hat Herr Ehrhardt gesagt. Im übrigen sprachen wir bh das Wesen der Amnestie. Dabei mag auch die Wendung gefallen sein, daß der einzelne eine Amnestie weder annehmen noch ablehnen könne, und Ehrhardt bemerkte, er würde lieber einen Richterspuh vorziehen. Ich habe aber weder Bauer noch Ehrhardt, noch einen anderen Teilnehmer die Gewährung der Amnestie versprochen un zugesagt, war auch gar nicht dazu in der Lage. (Hört! hörth
Auf weitere Bemerkungen des Abg. Dr. Rosenfeld enn gegnete der Reichsjustizminister Schiffer: —
Es ist eine nach meiner Meinung unerhörte Art und Vesst daß, wenn man etwas, waz richtig ist, zugibt, daraus geschlossen ni daß das, was bestritten wird, auch richtig ist. Heiterkeit) Ib habe selbst angegeben, was Herr Ehrhardt gesagt hat. Wah in übrigen Herr Ehrhardt gesagt haben soll, daß ich Herrn Bauer in Amnestie sogar ausdrücklich zugestanden hätte, ist einfach falsch. it Herr Ehrhardt zu dieser Behauptung kommt, weiß ich nicht; wan der Brief echt ist, was ich natürlich nicht sagen kann, so liert i seiner Seite ein unzweifelhafter Irrtum vor. Ich kann im ührih' nur darauf hinweisen, daß der Schlußakt der ganzen Sache lip und klar erwiesen hat, daß ich sogar ausdrücklich abgelehnt habe, in Entlassung, des Herrn von Lüttwitz unter irgendeiner
11 Q
dingung oder Zusage, besonders bezüglich der Amnesstie, anzunehmen ] Erhöhrm ng der Beiträge geschritten nachdem wir nicht nur mit den
Damit ist vollständig klargestellt, daß ich nach dieser Nichtung auch nicht die mindeste mich bindende Zusage erteilt habe. Was meine wirklichen Aeußerungen über Amnestie und den Zettel betrifft. so ver— weise ich auf die früheren Verhandlungen. Sie ergeben den wahren Zusammenhang. Cs ist unwiderleglich dargetan, wie dieser Zettel entstanden ist, und daß er für mich keinerlei Bedeutung mehr hatte Auf die übrigen Fragen des Herrn Abg. Dr. Rosenfeld wird mein Kommissar antworten.
——
133. Sitzung vom 7. Juli 1921, Vormittags 10 Uhr. Gericht des Nachrichtenbüros des Vereins deutscher Zeitungsverleger ).)
Die Gesetzentwürfe über Verlängerung der Frist zur Anmeldung von Forderungen im Ausgleichsverfahren, über die Metall⸗ reserven der Privatnotenbanken (Verbot des Goldverkaufs) und das deutsch-russische Ergänzungsabkommen über Heimschaffung der beiderseitigen Kriegsgefangenen und Zivilinternierten werden in zweiter und driger Tesung ohne Erörterung erledigt.
Es folgt die zweite Beratung des Gesetzent⸗ wurfs, der die Bekanntmachung des Bundesrats vom 16. August 1917 überdie Errichtung von Betrieb s⸗ verbänden in der Binnenschiffahrtaufhebt und bestimmt daß durch Entscheidung der Nehrheit der Stimmberechtigten öffentlich— rechtliche Kleinschifferverbändeals Zwangs— organisationerrichtet werden können.
Abg. Kuhnt (U. Soz) beantragt, die Vorlage, die vom; Ausschuß unverändert angenommen ist, dahin abzuändern, daß nur die Bundesratsverordnung , , wird und außerdem eine Urabstimmung über die Exrichtung der Verbände festgesetzt wird. Redner bemerkt zur Begründung seines Antrages: Es 3 nicht einfach so mit der Gesetzesmacherei, daß das Belelet ministerium in letzter Stunde diesen Entwurf, einbringt. Wir sind damit einverstanden, daß so schnell wie möglich eine Urab⸗ stimmung vorgenommen wird. Wir können aber erst das Resuitat dieser Abstimmung abwarten und uns dann im Oktober oder Nobember in aller Ruhe über die Sache aussprechen. Ich bean— trage, daß alle diejenigen stimmberechtigt sind, die nach den
Saßungen der bisherigen Verbände zur Mitgliedschaft verpflichtet
waren und ihre Beiträge entrichtet haben.
Geheimrat König: Mit der Tendenz des Antrages ist die Regierung einverstanden, und wir sind bereit, bei der Abstimmung so zu verfahren. Gleichwohl bitte ich, dem Antrag jetzt nicht zuzu⸗ stimmen, weil dann eine dritte Lesung nicht möglich sein würde. Die Reichsregierung hat aber das größte Interesse daran, daß die Vorlage noch heute verabschiedet wird.
Der Antrag Kuhnt wird abgelehnt und die Vorlage in zweiter Lesung unverändert angenommen. — Gegen die Vor⸗ nahme der dritten Lesung erhebt Abg. Kuhnt Widerspruch, so daß die dritte Lesung heute nicht erfolgen kann.
In der dritten Beratung des Gesetzent⸗ wurfs über die anderweite Festsetzung der Leistungen und der Beiträge in der Fnva⸗ lidenversicherung beantragen die Unabhängigen Soziglisten, zu 8 1287 RVO, welcher eine Erhöhung der Leistungen bei den Inyaliden⸗, Alters. Witwen⸗ und Witwerrenten um jährlich 6900 , bei den Waisenrenten um jährlich 300 M vorsieht, eine Erhöhung dieser Sätze auf 1200 M und 450 M.
Abg. Karsten (U. Soz.): Gestern hat der Reichstag n Anträge auf Erhöhung bis 2400 Mark bzw. 600 Mark abgelehnt. Wir beantragen heute, wenigstens 1200 Mark bzw. 450 Mark zu gewähren. Damit würden die Invalidenrentner jährlich wenigstens 1800 Mark, monatlich also 150 Mark, erhalten. Könnte jemand hier wagen, den Invaliden diese lärgliche Summe vorzuenthalten? Kurz vor Weihnachten sind im Reichstag den Invalidenrentnern Versprechungen auf Besserstellung gemacht worden, aber jetzt nach einem halben Jahr wird uns noch immer kein Weg gezeigt, der den Invalidenrentnern die Lebensmöglichkeit geben würde. Wenn Sie unsern Antrag ablehnen, tun Sie den Invalidenrentnern bitteres Unrecht.
Ministerialdirektor Siefart warnt dringend davor, im letzten Augenblick noch Beschlüsse nach diesem Antrag zu fassen, wodurch nur neue Schwierigkeiten entstehen würden.
Der Antrag wird abgelehnt und § 1287 mit den Sätzen der Vokrlage angenommen.
Nach der Vorlage sollen die Rentner, die schon vor dem Inkrafttreten des neuen Gesetzes eine Rente bezogen haben, eine Erhöhung der Rente erhalten von monatlich 70 M bei der Invaliden⸗ oder Altersrente, von 55 M bei der Witwen⸗ oder Witwerrente und 30 M bei der Waisenrente.
Die Unabhängigen Sozialisten beantragen, diese Sätze zu erhöhen auf 130 M, 100 4 und 55 .
Abg. Karsten (u. Soz): Es handelt sich hier um die gleiche Angelegenheit, nur für die Altrentner. Den Mehrheitssozialisten, die jetzt gegen unsere Anträge sind, sage ich, daß wir es mit den Invaliden rentnern ernst meinen. (Zwischenruf eines Arbeiter⸗ ekretrs unter den Mehrheitssozialisten) Wollen Sie als Arbeiter- sekretär nicht, daß die. Invalidenrentner mug n, werden? Unruhe bei den Sozialdemokraten) Die Mehrheitssozialisten aben sich früher immer entrüstet, wenn bei ihren Anträgen die Bürgerlichen schwiegen. Heute schweigen die Mehrheitssozialisten ei unserm Antrag. In einer solchen Situation wie heute hat niemand Lust, sich eingehend mit solchen Fragen zu beschäftigen, aber das Zentrum und der Arbeitsminister betonen doch sonst immer die ristliche Nächstenliehe. Wenn der Regierungsvertreter meint, es könnten solche wichtigen Beschlüsse nicht mehr gefaßt werden, so war doch Zeit genug, denn wir haben diese Anträge
on im Ausschuß gestellt. Tie Regierung legt uns solche Gesetz⸗ entwürfe zu spät vor, aber bei dieser Methode kann das Arbeits⸗ ninisterium die Vorlagen so durchbringen, wie es will. Die Invalidenrentner mögen ja hungern, wenn nur die Interessen . Kapitalisten gewahrt werden. Ich rufe den Invaliden zu, aß sie sich zu einer Macht zusammenschließen, um ihre Forde⸗ tungen durchzusetzen.
Abg. Hoch (Soz): Wenn wir uns schon parteipolitisch aus⸗ snandersetzen, so könnten wir es doch wenigstens in anständigen Formen tun. Es steht fest, daß es unmöglich ist, für die beantragten veiteren Erhöhungen die Deckungsmittel zu beschaffen. Die Bei⸗ träge haben wir verdoppeln müssen und jetzt zetern die Kommu⸗ nisten darüber. Wie kann man hier im Parlament, wo das Reich ich jetzt in einer so furchtbaren Finanznot befindet, von der Re⸗ kerung verlangen, daß sie Millionen in unbegrenzter Zahl zur erfügung stellt. Sie haben ja schon bei der Wochenhilfe einen hnlichen Vorsto gemacht und wiederholen daz jetzt bei der In⸗ dalidenrente. Bei der Kürze der Zeit ist es nicht möglich gewesen, ie Invalidenversicherung so auszubauen, wie es durchaus not⸗ wendig erscheint. Wir haben auch hier bor der Frage gestanden, Ib, daran die ganze Reform scheitern soll, ob man die Landesver⸗ scherungs anftalten wirklich der Gefahr aussetzen soll, daß selbst as Heilverfahren eingestellt werden muß, und da sind wir zu der —
de ) Mit Ausnahme der durch Sperrdruck hervorgehobenen Reden zer Herren Minister, die im Wortlaute wiedergegeben sind.
] 1 ö h . . . Unabhängiren, sondern auch mit den bürgerlichen Parteien darüber
verhandelt hotten. Es ist doch nicht zu verantworten, daß wir die
unglücklichen Arbeiter, die von der Schwindsucht bedroht sind und
in den Heilanstalten Besserung erfahren können, ihrem Schicksal überlassen. Einen Teil der bezüglichen Anträge . wir 9 . Ausschuß 6 mit den Unabhängigen formuliert. In lang⸗ wierigen Verhandlungen, die wir speziell auch mit dem Kollegen Aufhãuser von den Unabhängigen geführt haben und wo wir Hand in Hand gearbeitet haben, sind die Ausschußbeschlüsse zustande gekommen, und jetzt kommen dieselben Herren und fallen über uns in dieser unglaublichen Weise her, als wenn wir aus bösem Willen nichts für die Invaliden tun wollen. Das ist ein Vorgehen, das ich unter aufgeklärten Arbeitern noch nicht gefunden habe.
Abg. Bartz (Comm.): Es muß doch gesagt werden, daß noch bei keiner . . eine Partei, die sich als Schützer und Schirmer der Arbeiterinteressen ausgibt, so versagt hat wie jetzt die Mehrheitssozialisten. Sie halten uns entgegen, daß die Re⸗ gierung jetzt keine Mittel zur Verfügung stellen kann. Wird das im Herbst etwa anders sein? Bei der Wehrmachtsversorgung und bei vielen anderen Gelegenheiten hat die Regierung Geld in Hülle und Fülle zur Verfügung gestellt, hier aber soll es ein Ding der Unmöglichkeit sein, und ausgesucht bei dieser Gelegenheit gehen die Mehrheitssozialisten mit den Bürgerlichen! Die Arbeiter sollen höhere Beiträge zahlen, ohne daß den Invaliden irgendetwas ge⸗ währt wird. Opfer sollen gebracht werden, aber die Renten will man um keinen Heller erhöhen. Es wird behauptet, die Existenz der Landesversicherungsanstalten sei gefährdet, selbst das Heilver⸗ fahren müsse eingestellt werden. Ja, zum Teufel, ist denn die Re⸗
, so tief gesunken, daß sie nicht einmal für die Hebung der
olksgesundheit etwas übrig hat? Die bürgerlichen Parteien sind es doch gewesen, die mit der Regierung durch die unendlichen Kriegsanleihen usw. diese Notlage des Volkes herbeigeführt haben. Es wäre von der Regierung geradezu eine Gewissenlosigkeit, wenn sie sich jetzt weigern sollte, die Mittel für die Fortführung des Heilverfahrens vorzuschießen.
Abg. Karsten (U. Soz): Es ist uns bitter ernst damit, daß der Invalidenrentner das bekommt, was er braucht, damit er leben kann. Das will ich dem Kollegen Hoch in aller Gemüts⸗ ruhe gesagt haben. Unser neuer Antrag würde etwa 12 Mil⸗ liarden ,. Wenn die Summen nicht aus der Invaliden— versicherung gewonnen werden können, müssen sie aus der Reichs⸗ kasse aufgebracht werden. Für Leute, die völlig gesund vom Militär entlassen werden, legt man 300 Millionen zurück; wenn man die den Invalidenrentnern zugute kommen ließe, würde jede Rente mongtlich um 25 (0 erhöht werden können. Sie (zu den Sozialdemokraten) haben gar keinen Versuch unternommen, die Lage der Invalidenrentner zu verbessern, während wir in der Kom⸗ mission durchaus unsere Pflicht getan und uns gleichzeitig in jeder Richtung beschränkt haben. Sie sind allerdings zuerst im Ausschuß mit uns zusammengegangen, nachher aber haben Sie sich von uns getrennt, und zum Schluß haben Sie sich mit den Bürgerlichen vereinigt. Sie sind ja auch von den Regierungs⸗ parteien viel zu abhängig; Sie können gar nicht mit den Un⸗ abhängigen Sozialdemokraten zusammengehen. Was Sie jetzt treiben, ist eine ganz elende Agitationsmache.
Abg. Schwarzer (Bayer. V): Die Art und Weise, wie gerade der Abg. Karsten seine Anträge zu begründen beliebt hat, sst gar nichts anderes gewesen als eine ganz elende Agitations⸗ mache. Die sämtlichen Fragen sind im Ausschuß viel gründlicher als hier besprochen worden, und es ist die allgemeine Ueberzeugung gewesen, daß, solange nicht ausreichende Mittel für die Sanierung der Landesversicherungsanstalten vorhanden sind, den Anträgen Karsten nicht entgegengekommen werden kann. Wir haben für die Invaliden ein mindestens so gutes Herz wie Sie. Wenn Herr Karsten von der christlichen Nächstenliebe spricht, so redet er von Dingen, die er nicht versteht. (Großer Lärm und Gelächter links.) Wer sorgt denn für die armen alten Invaliden? Vielleicht die Schwestern Ihret Parteien, oder vielmehr die Schwestern, die ihr ganzes Leben in den Kranken-, Siechen-⸗ und Armenhäusern im Dienste der christlichen Nächstenliebe aufopfern? (Andguernder Lärm bei den Unabhängigen Sozialdemokraten und , Sie sind zu einem Urteih darüber am allerletzten berechtigt, Es is lächerlich, die hier in Rede stehenden . en mit der christlichen Nächstenliebe in Verbindung zu 6 s handelt sich um die Be⸗ schaffung der Mittel, die nötig sind, um zu leisten, was in den An⸗ trägen berlangt wirb. Weisen Sie uns die Möglichkeit der Be— schaffung nach, und es wird sich über Ihre Anträge reden lassen.
Abg. Mumm (D. Nat.): Der Rechten wird vorgeworfen, daß sie an der Beratung über diese wichtigen Fragen nicht ge— bührend Anteil nehme. Es genügt, demgegenüber zu sagen, daß in die Kommission Frau Behm als Mitarbeiterin entsandt ist. Wir sind in einer so ernsten Lage, daß wir alles tun müssen, um dasjenige, was wir den Invaliden zusichern, ihnen auch dauernd zu geben. Es ist sinnlos und, liegt nicht im Intexesse der In⸗ bdaliden, ihnen eiwas zu bewilligen, waz durch die Versicherungs⸗ anstalten in kurzer Zeit nicht mehr gewährt werden kann. In den Zeiten der beginnenden Arbeiterversicherung haben die Mehrheitz⸗ sozialisten auch die Uebertrumpfungspolitik getrieben, und sie werden heute damit gestraft, womit sie einst gesündigt haben, mit der Uebertrumpfungspolitik, die nicht nach dem fragte, was mög—= lich ist. Die deutsche Invalidenversicherung ist gegen die Linke durchgeführt worden auf Grund der christlich⸗sozialen Gedanken, wie Fürst Bismarck damals sagte, und auf diesem Gebiete weiter in allem Ernst zu arbeiten, ist der Wille meiner Partei, die keine Klaffenpartei, sondern eine Volkspartei ist. (Beifall rechts, Lärm auf der äußersten Linken.)
Abg. Karsten (U. Soz ): Die Anstalten der Kirche beruhen nur auf Eigennutz und Selbstsucht, um die Kirche zusammenzu⸗ . Die Schwestern, die Sie mit den Mitteln der christlichen
eligion für ihre Zwecke benutzen, kommen oft in Not und müssen sich hilfesüuchend an die Oeffentlichkeit wenden.
Abg. Fries (Komm): Wenn es sich darum handelt, für die Angehörigen der besitzenden Klassen Gelder zu bewilligen, dann wird nicht dangch gefragt, wo das Geld herkommt. Die Mehr⸗ heitssozialisten sollten sich an der Einigkeit der bürgerlichen Klassen ein Beispiel nehmen. . .
Der Antrag der Unabhängigen Sozialisten wird abgelehnt, die Sätze der Vorlage werden angenommen.
Es folgt die dritte Beratung des Gesetz⸗ entwurfs über Wochenhilfen und Wochen⸗ für sorg e.
Abg. Frau Agnes (U. Soz) befürwortet erneut y. in zweiter Lesung dem Ausschuß überwiesenen Anträge über Erhöhung des Wochengeldes und des Stillgeldes. Die finanziellen Gründe gegen die Anträge, so sagt Rednerin, sind nicht durchschlagend. Für die Reeder, die Landwirte und die Reichswehr hat man immer Geld übrig, lehnt aber einen tatkräftigen Schutz für die Wöchnerinnen ab. Das tun auch die Mehrheitssozialisten, die schon in der Nationalversammlung in Verbindung mit den bür⸗ gerlichen Parteien unsere Anträge abgelehnt haben. Auch wir wollen nicht, daß die Krankenkassen zusammenbrechen, sondern wir verlangen, daß das Reich die Lasten trägt. Wenn auch unsere Anträge abgelehnt weren, so wird uns das nicht abhalten, draußen zu sagen, was sich hier abgespielt hat,
,, Schröder (Soz): Ich bedaure außerordentlich e ißklang und das Schauspiel des Kampfes zwischen den soztalistischen Parteien, den sich die Rechte zunutze macht. Wir konnten hier gar nicht anders handeln. In einer interfraktio⸗ nellen Besprechung ist von allen Parteien, auch von den Unab⸗ hängigen und Kommunisten, ausgesprochen worden, daß im Prinzip Einigkeit über die zu stellenden Anträge herrsche, und in der Ausschußberatung haben sich die Vertreterinnen der Kom⸗ munistischen Fraktion überhaupt nicht geäußert, der Vertreter der Unabhängigen aber hat ausdrücklich erklärt, daß er keine weiter⸗ . Anträge 6 wolle (Hört, hört! bei den Soz), um
s Inkrafttreten des Gesetzes nicht zu verzögern. (Hört, hört!
bei den Sozialdemokraten. Danach konnten wir die Anträge der Frau Agnes nicht erwarten. (Sehr wahr! bei den Soz) Frau Agnes selbst hat an den Vorberatungen und im Ausschuß nicht teilgennommen, Es handelt sich nicht darum, daß das Reich das Geld nicht aufbringen kann, sondern den Krakenkassen können wir diese Kosten nicht aufbürden. Wir sind uns ja einig, daß die Forderungen der Unabhängigen erfüllt werden e, . aber wir müssen erst mal beraten, * welchem Wege das möglich ist. (Ruf bei den . . Aber! Aber! Ich wundere mich, daß Frau Agnes sich zu 57 Vorgehen gebrauchen läßt. Das Gesetz ist im Ausschuß einstimmig angenommen worden. Das Inkraft⸗ treten können wir . schon nach dem Antrag der Unab⸗ hängigen am 1. Oktober bestimmen, sondern müssen es dem Minister überlassen, weil erst noch die Verhandlungen mit den Aerzten und Krankenkassen über die ärztliche Behandlung ge⸗ ., werden müssen. Wir wollen doch die Anträge der Frau
gnes dem Ausschuß überweisen, damit sie dort gründlich beraten werden können. Dann schicken Sie (zu den U. Soz) aber Leute in den Ausschuß, die davon etwas verstehen. Sie betreiben jetzt nur Agitationspolitik. (Große Unruhe auf der äußersten Linken.) BPräsident Löbe bemerkt, daß zur dritten Beratung Anträge überhaupt noch nicht gestellt seien.
Abg. Frau Wurm (U. Soz): ch nehme unsere Anträge wieder zur dritten Beratung auf. uch nach einer Au ner beratung können noch Verbesserungsanträge gestellt werden, das ist jedem Abgeordneten unbenommen. Frau Schröder wird wohl auch die Beschlüsse des Reichswirtschaftsrats gelesen haben, die in⸗ , gekommen sind und über unsere Ausschußbeschlüsse jinausgehen. Frau Schröder sagt selbst, daß alle einig sind, daß unsere Forderungen erfüllt werden müssen, die Einwendungen richten sich also nur gegen das Formale, nicht gegen das Sach⸗ liche, Bis zum Oktober hat das Arbeitsministerium Zeit genug, die Anträge durchzuführen. Bei , . für kapitalistische Unternehmungen geht es immer sehr schnell.
Abg. Frau Teusch (Gentr): Die Hauptsachen über die Ausschußberatung hat hereits Frau Schröder ausgeführt. Wir sind alle 9 daß die Frage der Wochenfürsorge noch einer ein⸗ gehenderen Prüfung , ,, werden muß. Es handelt sich aber nicht nur um die Aufbürdung von Milliarden asten, sondern auch um eine Vergrößerung des Kreises, dem die Wochenfürsorge zuteil werden soll. Auch manche Mittelstandsfrau wäre heute in besserer Lage, wenn die Wochenfürsorge für sie eintreten könnte. Im Laufe der Wintertagung werden wir auf Grund dieser An⸗ täge und besonders der tr , des Reichswirtschaftsrats im Aus⸗ Ih diese Frage beraten. ir können hier nur Leistungen be⸗ chließen, die von den Krankenkassen getragen werden können.
. Nach einer kurzen Erwiderung der Abg. Frau Agnes wird die Abstimmung ausgesetzt, bis die Anträge der Unab⸗ hängigen gedruckt vorliegen.
Auf Antrag des Geschäftsordnungsausschusses wird die Genehmigung zur strafrechtlichen Verfolgung des Abg. Höl⸗ lein (Komm.) wegen Vergehens gegen § 150 des Strafgesetz⸗ buchs und gegen den Abg. Körner (D. Nat.) wegen Beleidi⸗ gung nicht erteilt.
Es folgt darauf gemeinsam die zweite Beratun des Gesetzentwurfs über den Ersatz der . die Abtretung deutscher Reichsgebiete ent⸗ standenen g aden Verdrängungsschäden⸗ gesse tz, des Gesetzentwurfs über den Ersatz von KLriegsschäden in den ehemaligen deutschen Schutzgebieten Golonialschädengesetz), Gesetzentwurfs über den Ersatz von Kriegs⸗ schäden im Ausland Auslandsschädengesetz) und des Gesetzentwurfs über die Verfassung und das Verfahren der Behörden zur Fest⸗ setzung von Entschädigungen und BVer⸗ gütungen für Schäden aus Anlaß des Krieges und des Friedensschlusses (Entschädigungs⸗ ordnung.
Die Entschädigungsordnung regelt Organisation und Ver⸗ fahren bei der Bewilligung der Entschädigungen. Das Ver⸗ drängungsschädengesetz gewährt Entschädigungen denjenigen, die durch Ausweisungsbefehle einer fremden Macht das ab⸗ getretene Gebiet verlassen haben oder denen durch andere Maßnahmen der Aufenthalt dort unmöglich gemacht ist, aber nicht infolge des allgemeinen Verfalles des Wirtschaftslebens in dem abgetretenen Gebiet. Entschädigt wird vor allem der Verlust an Erwerbseinkommen, an verlorenen oder beschä⸗ digten Sachen, und endlich wird eine bescheidene Pauschsumme als Verlust der Grundlage der Existenz (sog. Fonds de commerce) gewährt. Nach dem 31. Dezember 1920 gibt es eine Entschädigung für Erwerbsverlust nicht mehr. Ersetzt wird der Wert, den die verlorene Sache am 25. Juli 1914 hatte. Der Ausschuß hat aber für Hausrat und Kleidungs⸗ stücke die Wiederherstellungskosten bis zum Höchstbetrage von 100 000 M eingesetzt und Gebrauchsgegenstände für den Beruf unbeschränkt ersetzt.
Beim Auslands⸗ und Kolonialschädengesetz wird Ersatz für Erwerbsverlust nicht gewährt, auch nicht für den Verlust der Grundlage des Erwerbs, wohl aber sonstige Mehrausgaben, Unterhaltskosten, Transport- und Reiseaufwendungen. Die Entschädigungsordnung setzt als erste Instanz Spruchkammern und als zweite Instanz das Reichswirtschaftsgericht ein. Die Lasten des Reichs aus den Entschädigungsgesetzen werden auf rund 10 Milliarden Papiermark angenommen. Die bis jetzt angemeldeten Liquiadtionsschäden der Deutschen betragen außerdem nahezu 18 Milliarden Goldmark.
Abg. Diet rich⸗Baden (Dem) berichtet über das Var⸗ drängungsschädengesetz,
Abg. Dr. Gilde meister (D. Vp.) über das Kolonial schädengesetz ;
Abg. Dr. Curtius (D. Vp) über das Gesetz betreffend die Entschädigungsordnung.
Abg. Riedmilker (Soz.) giht namens aller Parteien mit Aus⸗ nahme der Unabhängigen Sozialisten und Kommunisten folgende Erklärung ab: Die Entschädigungsfragen lassen sich nur auf einer mittleren Linie regeln, die einerseits den Geschädigten gerecht wird und andererseits der ungeheuren Not des deutschen Volkes Rechnung trägt. Alle Parteien haben an der Lösung mitgearbeitét. Der Ausschuß hat die Rgierungsvorlage abgeändert, aber in voller An⸗ erkennung der Tatsache, daß die Finanzlage des Reiches es nicht ermöglicht, allen an sich berechtigten Forderungen gerecht zu werden. In den Beschlüssen des Ausschusses ist auch der soziale Gedanke zu seinem Recht gekommen. Die Parteien geben der Hoffnun Ausdruck, daß diese Gesetze segensreich wirken werden. (Beifall. Abg. Schwarz- Paden (U. Soz ;,. Wir erkennen an, daß ein Teil der Flüchtlinge sich in großer Notlage befindet, können aber trotzdsem den Gesetzentwürfen in ihrer Gesamtheit nicht zustimmen. Das Verdrängungsschädengesetz gibt auch denen, die nicht bedürfti sind. Auch dieses Gesetz soll nur dazu dienen, den Besitzenden . Kosten der Allgemeinheit Mittel zuzuführen. Für Luxusgegen⸗ stände sollte schon im Vorentschädigungsverfahren kein Ersatz ge⸗= geben werden. Nun hat man aber Spiegel bei Arbeitern als Luxusgegenstände bezeichnet und die Entschädigung verweigert. Andererseits ist der Schwerindustrie im Westen, z. B. den Loth⸗ ringer Hüttenwerken, eine bedeutende Entschädigung in bar gezahlt worden. Wir nehmen also zu diesem Gesetz eine etwas skeptische Saltung ein. Auch beim Auslandsschädengesetz wird es wieder dahin kommen, daß neun Zehntel den besitzenden Klassen zu⸗ fließen und nur ein Zehntel den Geschädigten, die zur großen
des