. Zu StA Näten sind ernannt; die StW. Ideler in Aurich, Tamme in Duisburg, Hake, ständiger Hilfsarbeiter in Clber— feld. und Hoffmans in Elberfeld, Std. Georg Lüdecke, ständiger Hilfsarbeiter in Hagen, in e g die GerAssess. Dettkoff und Halbrock in Bochum, Stgl. Dr. Zan neh; berg, ständiger Hilfsarbeiter in Köln, daselbst und StA. Porten, ständiger Hilfsarbeiter in Trier, daselbst. ie Ernennung des Pfarrers Namenhauer zum evangelischen Strafanstalts pfarrer in Werden (Ruhr) ist zurück⸗ genommen und Pfarrer Friedrich Moeller in Hessen zum evangelischen Strafanstaltspfarrer in Werden (Ruhr) ernannt. Der Amtssitz ist angewiesen den Notaren; Dr. Ernst Loewe, bisher im Bez. des AG. Berlin⸗Schöneberg, im Bez. des AG. Berlin-Mitte und Arthur Lan ger aus Bauerwitz. 6 .
Zu Notaren sind ernannt: die RA. Alfons Fuchs in ö Dr. 5 B 2 J. 1 IRat Theodor arisch in Glatz, IRat Dr. Otto Anhuth in Schweidni und Paul Redeker in Hameln. huth s 1
Ministerium für Wissenscha t, Kun , ü
Der Direktor des Kaiser⸗Wilhelm⸗Instituts für Metall— forschung, Geheimer Regierungzrat Dr.⸗Ing. Heyn, ist zum n frefefsot an der Technischen Hochschule Berlin ernannt worden.
Bekanntmachung.
Die nächste Prüfung für Turn-, Schwimm- und Ruderlehrer an der Preußischen Hochschule für Leibesübungen (Landesturnanstalt) in Spandau beginnt am Montag, den 20. März 1922.
Die an mich zu richtenden Meldungen sind von den in einem Lehramte stehenden Bewerbern bei der vorgesetzten Dienst⸗ behörde, von sonstigen (mit Ausnahme der in Berlin wohnenden) Bewerbern bei derjenigen Regierung, in deren Bezirk sie wohnen, bis zum 15. Januar 1922 anzubringen. Die in Berlin wohnenden Bewerber, die in keinem Lehramt stehen, haben ihre Meldung bis zu demselben Tage bei dem Herrn Polizei⸗ präsidenten in Berlin einzureichen.
Die Meldungen können nur dann berücksichtigt werden, wenn sie den Prüfungsöordnungen vom 18. Januar 1915 und 30. Mai 1919 genau entsprechen, insbesondere mit den in den S8 7 bezw. 6 vorgeschriebenen Schriftstücken ordnungsmäßig versehen sind. Die Anlagen jeder Meldung find zu einem Heft vereinigt einzureichen.
Berlin, den 10. November 1921. Der Minister für mr gun, Kunst und Volksbildung.
: Hinze.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Die vereinigten Ausschüsse des Reichs rats für Ver— kehrs wesen, für Volkswirischaft und für Haushalt und Rechnungs⸗ wesen, die vereinigten Ausschüsse für innere Verwaltung, für Haushalt und Rechnungswesen, für Volkswirtschaft, für Durch⸗ führung des Friedensvertrags und für Rechtspflege sowie die
vereinigten Ausschüsse für Volkswirtschaft und für Haushalt und Rechnungswesen hielten heute Sitzungen.
Gestern vormittag erschien der General Nollet in Be— gleitung seines Stabes in den Deutschen Werken in Spandau, um sich persönlich zu unterrichten. Wie „Wolffs Telegraphen⸗ büro“ mitteilt, gaben die Vorstände beider Werke im Verein mit einem Vertreter des Zentralbetriebsrats dem General Nollet und seinen Begleitern Gelegenheit, sich davon zu überzeugen, daß die von den Deutschen Werken erhobenen Beschwerden in allen Teilen voll berechtigt sind. General Nollet erklärte zum Schluß, daß er irgendeine Entscheidung nicht treffen könne, sondern daß hierzu allein der Botschafterrat ermächtigt sei.
Baden.
Der Landtag hat gestern mit 58 von 81 abgegebenen Stimmen die bisherigen Minister wiedergewählt. Jum Staats präsiden ten wurde der Abgeordnete Hummel (Demokrat) gewählt, zum stellvertretenden Staatspräsidenten der Abgeordnete Trunk (Zentrum).
Oesterreich.
Entgegen der Angabe, die Botschafterkonferenz habe ent— schieden, daß die ungarischen Truppen während der Ab stimmung in Oedenburg zu verbleiben hätten, stellt die „Politische Korrespondenz“ fest, daß dieser Satz in der Begleit⸗ note der Oedenburger Generalsmission zur Festsetzung der Ab— stimmungsmodalitäten nicht enthalten ist. Selbst aus der endgültigen Ablehnung der Forderung nach Entsendung inter⸗ alliierter Truppen würde noch keineswegs folgen, daß die ungarischen Truppen in Oedenburg zu verbleiben haben.
Ungarn.
Die Mitglieder der Oedenburger Genera lsmission Ferrario, Gordon und Hamelin sind gestern in Budapest eingetroffen, um sich mit der ungarischen Reglerung Über die Durchführung der Volksabstimmung zu besprechen.
Großbritannien und Irland.
In Belfast haben sich einer Meldung des „Wol schen Telegraphenbüros“ zufolge neuerdings Zus n , 34 eignet, bei denen eine Person erschossen und zahlreiche ver— wundet wurden. Truppen haben die Stadtteile, in denen die Unruhen stattfanden, besetzt.
Frankreich.
Der Vorsitzende der Reparationskommission, Dubois, ist gestern, wie der „Temps“ meldet, von dem Präsidenten Millerand und dem zeitweiligen Ministerpräsidenten Bonn evay empfangen worden, um ihnen die Ergebnisse der Mission der Reparationskommission in Berlin darzulegen.
Rusßzland. Die Erhebung der Bevölkerung in Karelien nimmt, laut Meldung der „Berlingske Tidende“, an Umfang zu. Die Karelier hätten sich in den Besitz der Stadt Kem gefetzt, deren
Rybnik in
Bevölkerung sich fast einstimmig ihnen ann e g habe.
lonez sei ein Aufruhr ausgebrochen. Die olschewistische Strafexpedition, die die Ordnung wieder herstellen fosste, sei überrumpelt und bis auf den letzten Mann niedergemacht worden. Die Eisenhahnbrücke über den Fluß sei in die Lntt gesprengt worden, so daß die Verbindung mit Petersburg unterbrochen sei.
Nach einer Mitteilung, die der ukrainische Vertreter in Helsingfors erhalten hat, breitet sich auch die Erhebung in der Ukrgine gegen die Bolschewisten weiter aus. Die Bolsche⸗ wisten hätten die ganze Dnsestrlinie räumen müssen. Im Gouvernement Tschernigow sei ein Aufruhr ausgebrochen, 1a den die mene,
Rückzugsl nie der Bolschewisten von Kiew bedroht
Amerika.
In der gestrigen Vollsitzung der Washingtoner Konferenz berichtete der Staatssekretär Hughes über die Arbeiten der Konferenz und über die Fortschritte, die seit der letzten Sitzung in der Frage der Entwaffnung zur See und in der Frage des Fernen Ostens erzielt worden seien. Sodann ging er zu der Frage der Entwaffnung zu Lande über und erklärte laut Bericht der „Agence Havas“, für die Vereinigten Staaten werde die Frage nicht gestellt, denn sie hätten, nachdem sie bei Absch u des Krieges 4 200 000 Männer unter Waffen gehalten hätten, zurzeit nur 160 000 Mann xeguläre Streitkräfte. Die Vereinsgten Staaten legten sich aber Rechenschaft ab von den Schwierigkeiten und den Ansichten anderer Länder und seien bereit, sich vor a. Rücksicht auf die nationale Sicherheit zu eugen.
Darauf ergriff der Ministerpräsident Briand das Wort, dankte seinen Kollegen, daß sie dem Vertreter Frankreichs ge— statteten, die Lage seines Landes vor ihren Augen und vor den Augen der ganzen Welt in ihrer wirklichen Gestalt zu zeigen, und erklärte:
SIrankreich sei mehr als jedes andere Land geneigt, der Welt einen endgültigen Frieden zu sichern. Er wäre ersreut, wenn er sagen könnte: wir finden unsere Sicherheit in uns felbst, wir legen die Waffen nieder und wir sind glücklich, dadurch, daß wir diese Tat unternehmen, zur Wiederherstellung des endgültigen Friedens beitragen zu können, ö,, können wir das nicht, fuhr Briand fort. Unglücklicherweise haben wir dazu nicht das Recht. Ich werde die augenblickliche Lage Frankreichs erläutern? Um Frieden zu schließen, muß man zu zwelen sein Man muß den Nachbarn be— trachten. Es genügt nicht, daß man das Kriegsmaterial vermindert, denn es gibt eine andere Rücksicht, die man nicht vernachlässigen darf und die für den Frieden vital ist. Es ist notwendig, daß im Lande eine Atmosphäre des Friedens herrscht. Die Entwaffnung 6. nicht nur materiell, sondern auch moralisch erfolgen, und ich hoffe bewesfen zu können, daß in Europa, wie es augenblicklich ist, noch ernste Be— unruhigungeelemente vorhanden sind. Es beftehen noch Verhältnisse, die Frankreich verpflichten, sie im Interesse seiner Sicherheit in Betracht zu ziehen. Viele Amerikaner sind in den ernstesten Stunden zu unt ge⸗ kommen. Sie haben ihr Blut zugleich mit dem unfrigen vergossen, sie haben Frankreich, seinen Schmerz und seine Wunden gesehen, sie haben Europa kennen gelernt und haben sicher dazu beigekragen, das große amerikanische Volk aufzuklären. Ich danke ihnen für alles das, was sie getan haben, um die giftigen Gase zu verscheuchen, durch die man versucht, die Gestalt Frankreichs zu entstellen und zu maskieren. Hier in diesem ungeheuren Lande, wo es keine verwickelten Grenzen gibt, wie in CGüropa, wo man keine Grenzen zu verteidigen gibt, kann man sich nur schwer eine Vor⸗
stellung von Europa nach dem Kriege und nach dem Siege machen. Ich gebe zu, sagte Briand, daß ein amerikanischer Staatsbürger sagen? kann: »der Krieg ist gewonnen, der Frieden ist unterzeichnet, Deutschland mit einem stark verminderten Heer ist besiegt, fein Kriegsmaterial. ist vernichtet. Warum behält Frankreich eine beträcht⸗ liche Armee, die , mit Material verseben ist? Was ver⸗ hindert, daß der Frieden in Europa einzieht?“ Viele versuchten, fuhr Briand fort, von Hintergedanken Frankreichs zu sprechen; es wolle eine Art militärischer Hegemonie aufrichten, sich an die Stelle des alten imperialistischen Deutschland setzen. Das sei der grausamste Vorwurf, den man den Franzosen machen könne! Frankreich befinde sich nach diesem schrecklichen Kriege in der Notwendi keit, sich einen Anschein zu geben, der es seinen Gegnern gestatte ihm so perfide Absichten unterzuschieben. Es wäre traurig und entmutigend, wenn man nicht Vertrauen zu denen hätte, die Frankreich kennen und, wüßten, daß das alles nicht wahr sei. Wenn es ein Land gebe, das mit allen seinen Kräften und mit seinem ganzen Willen den ,. wolle, so sei es Frankreich! Seit dem Waffenstillstönd habe es auf viele Erfüllungen gewartet. Ein, ganzes Jahr hindurch habe Deuischland über feine Ver— pflichtungen diskutiert und sich geweigert, für den Wiederaufbau zu zahlen und zu entwaffnen. Frankreich fei aber kalt geblieben. Es habe nichts unternehmen wollen, was die Lage erschwert hätte. Es habe keinen Haß im Herzen. Es werde alles tun, damit zwischen Deutschland und ihm die Reihe der blutigen Konflikte beendet werde un die beiden Völler Seite an Seite leben könnten. Frankreich habe aber nicht das Recht, zu vergessen, wer es sei, und es dürfe sich nicht . urch aufgehen, daß es gewisse Hoffnungen erwecke und durch seine Schritte gewisse Leute zu neuen Kriege ermutige.
Er habe vorhin von der moralischen Seite gesprochen; er wolle nicht ungerecht sein: es gebe ein Deutschland, das aus mutigen und vernuͤnftigen Männern bestehe, die im Frieden demo⸗ kratische Einrichtungen aufbauen wollten. Man werde alles tun, um diesen Deutschen zu helfen. Aber es gehe noch ein anderes Deutsch⸗ land, das durch den Krieg nichts gelernt habe und das seine schlechten Absichten von vor dem Kriege beibehalte. Keiner dürfe sich über den Staatsstreich Kapps täuschen. Wäre er gelungen, dann wäre das alte Deutschland wieder erstanden. Ludendorff habe soeben ein. Werk verßffentlicht. Er sen eine große Autorität, und er sei der Inspirator ber großen Partei der Pro⸗ fessoren, Philosophen und Schriftsteller. Was lese man in die sem Buche? Es sei notwendig, so heiße es darin, daß wir verstehen lernen, daß wir in einem kriegerischen Zeitalter leben. Der Kampf sei immer die Regel für ein isolierkes Individuum fowie fůr einen Staat. Ludendorff gebrauche auch das schreckliche Wort von Moltke, der ewige Friede f ein Traum, und nicht einmal ein schöner. Der Krieg sei ein Teil der von Gott erschaffenen Weltordnung; ohne den Krieg würde die Welt in den Sumpf des Materialismus geraten. Etwas weiter schreibe Luden⸗ dorff, in der Zukunft würde der Krieg das letzte und entscheidende Mittel der Polti sein. Endlich gebe es auch kriegerische Eigen⸗ schaften, von denen, die Deutschen, bei den früheren? Zwischenfällen Gebrauch e,, hätten. Das sei das deutsche Volk nach einem blutigen Kriege, der Millionen Menschen unter die Erde ebracht habe! Das sage man vor den Toren Frankreichs. Wie wolle man also, daß Frankreich sich nicht dafür interefsiere?
Briand sprach dann von der materiellen Seite. Er gab zu, daß es für ein Volk nicht genüge, schlechte Abfichten zu haben, um sie auch ausführen, zu können. Im modernen Kriege rüste man ungeheure Effektivbestände in ihren Kadres, ebenso ein beträcht⸗ liches Kriegsmaterial, Man dürfe den Wert des deutschen Soldaten nicht unterschätzen. Die französischen Soldaten wüßten, mit weschem eldenmut diese Soldaten fähig seien zu kämpfen. Sieben Millionen, die aus dem Kriege hervorgegangen seien, seien vorhanden. Sie seien jwar nicht in Regimenter eingeteist, aber es sei möglich, sie morgen zu mobilisieren. Als Kadres betrachtet Briand die deutschen Polizeikräfte und die Reichswehr. Die Reichswehr bestehe aus 109 00 Mann, aber aus Männern, die fast alle Unter⸗ Afiziere und Offiziere der alten Armee seien. Diese stellten die
Kadres für das Heer von morgen dar. Beschäftige sich diese Armee,!
wie der . sie verpflichte, mig und allein mit der Auf (h e ri
der Polizei? Nein, so behauptete and, alle die gehei ;
struktionen des Kriegsministeriums setzten die nr en, sür das Heer voraus. Nach dem Kriege habe Dentschly Einwohnerwehren in einer solchen Zahl und .
solchen . unterhalten, . es des. Ultimatumz London bedurft habe, um sie aufzulöfen. Der bayerische Min sn räsident habe jüngst sagen können, daß er eine Armee pon e' hunderttausend Mann zur Verfügung habe, mit ausreichendem greg. material versehen. Gewiß, diese seien aufgel gt. An der Spitz . Regierung befinde sich ein Mann, den er für aufrichtig und la halte. Dag sei Dr. Wirth. Seine Anstrengungen, ? die unte zeichneten Verpflichtungen zu erfüllen, seien verdienstlich. Gs hann sich aber um eine schwache Regierung. Frankreich werde allez tun um ihre Aufgabe zu erleichtern. ö Briand sprach alsdann von der Sicherheit spolizei, di aus hundertfünfzigtausend Mann bestehe, und einzig und allein aug Berufsoffizieren zusammengesetzt sei. Man habe ihre Auflösung der⸗ langt, aber sofort sei die Schutzpolizei mit ihren Kadres gebildet worden. Deutschland habe insgesamt zweihundertfünfzigtauend Nam zur Verfügung. Es sei täglich imstände, den Krieg wieder zu! innen. Aber noch mehr. 6 sieben Millionen. Bürger, die in ivilleben zurückgekehrt seien, seien in Organisationen oder Veresne der ehemaligen Kriegsteilnehmer gruppiert, die sich bei scder Gelegenheit zu Festen und Jahrestagen versammelten. Die Franjofen wüßten das alles. Als die be len? Angelegenheit einen ke drohlichen Charakter angenommen habe, hätten sich, in wenz Tagen Freikorps zu vierzigtausend Mann fen wen mit Gewehren Kanonen, Maschinengewehren und Panzerzsigen. Das selen nah! geprüfte Tatsachen. Er wende sich an das große amerikanische Volk, das für die Gerechtigkeit o eingenommen sei, und su ihm; setze voraus, daß du eine Nation an deiner Seite hast, de im Laufe deiner Geschichte zahlreiche blutige Konflikte mit dir ge⸗ habt, hat, und, die in ihren Absichten beharrt. Was wirst du un Wirst du deine Augen vor einer solchen Gefahr veischiießen; Briand fuhr fort, aber man sage, so liege die Gefahr nicht, den Deutschland habe kein Material mehr. Gewiß. die Kontyollkominssssn habe vieles getan. Man, habe aber während des Ktieges gesehen mit welcher Geschwindigkeit ungeheure Heere gebildet worden lee, ausgerüstet mit Material. Deutschland habe eine gyyff Industrz und seine Industrie habe während des Krieges voll gearheit, und sich seitdem hoch entwickelt In Deutschland ei noch alles vorhanden, um Kanonen, Maschinengewehre und Gewehn zu fabrizieren. Während einer gespannten diplomatischen Lage, die man nach Wunsch um einige Wochen verlängern könne, könnten, die Deutschen sich wieder in den Stand setzen, Kriegsmaterial her l⸗ stellen. Man könne auch Kriegsmaterial im Iluslande kaufen. En Schiff könne man nicht, ohne daß es die Welt erfährt, in der Weit herstellen, wohl aber Flinten, Maschinengewehre und Kanonen ver, teilt über ganz Deutschland herftellen. Wer könne das kontrollieren; Briand erinnerte schließlich an die napoleonische Zeit.
Nach Briand ergriffen die Vertreter Großbritannien, Italiens, Japans und Belgiens sowie der Staatssekretär Hughen das Wort:
Balfour erklärte, daß die freimütige Erklärung Briande ier die Beunruhigungen und Befürchtungen Frankreichs von allen Mü— l, der Konferenz voll gewürdigt würden. England und Ri Vereinigten Staaten befänden sich infolge ihrer geographischen Lage fern von den Schwierigkeiten und , . denen Frankreich ausgesezt sei, Balfour erkannte mit Tiauer an, daß die Rede, die Briand ge halten habe, im Augenblick keinen ermutigenden Ausblick auf die Lösung
der Frage der militärischen Abrüstungen gebe. Aber die Beweggründe, di
augenblicklich Frankreich beseelten, seien die, für die Grosbritannien gekämpft, habe. Briand befürchte, Frankreich könne sich moralist isoliert fühlen. Das wäre tragisch. Die Freiheit der Welt im all,
gemeinen und. die Frankreichs im besonderen müsse aufrechterhalten ede herrschsüchtige Politik der Frankreich benachbarten
und gegen
Nationen sichergestellt werden.
Schanzer, der italienische Delegierte, teilte mit, daß, obzwar
Italien der Ansicht sei, daß ein Effettivbestand von 200 00 Mann für die italienische Armee notwendig sei, die italienische Regierung die Frage neuer Herabsetzungen prüfe.
Der Admiral Kato erklärte für Japan, Japan wolle für sein Heer nur die für die Staats verteidigung durchaus notwendigen Effektivkräfte. .
Der belgische Botschafter Cartier de Marchienne sprach von der Verletzung der belgischen Neutralität. Gezwungen, über seine Sicherheit zu wachen, habe Belgien im Jahre 1920 mit Fran reich ein rein defensives Abkommen gegen einen deutschen Angrff abgeschlossen. Es könne seine Bewaffnung nicht weiter herabfezen, jedoch sei kein Staat mehr gegen den Krieg eingenommen, unter dem es so viel gelitten habe, als Vlg,
Der Stagtssekretär Hughes dankte Briand, so beredt und voll⸗
lommen die Stellung der Politik Frankreichs dargelegt zu haben. Daz
Herz Amerikas habe gezittert, als es während des Krieges den Schmen . und seine Opfer gesehen habe. Die Erinnerung an seinen
iederstand, für die Sache der Freiheit werde in Amerika unant— löschlich bleiben. Die Worte Briands würden von einem Ende zum anderen der amerikanischen Staaten widerhallen und würden begreisen lassen daß — wenn es auch noch Schwierigkeiten und Hinderniffe zu dem Wege des ewigen Friedens gebe — Frankreich denn Sch den Willen
habe, ihn zu erreichen.
Schließlich überwies die Konferenz die Frage der Ab.
rüstung, zu Lande der Kommission der Delegierten der fünf Großmächte, die schon mit der Frage der Seeabrüstung be⸗ schäftigt ist.
Wie die „Associated Preß“ erfährt, haben die obersten Instanzen Großbritanniens die in dem amerikanischen Plan vorgeschlagene Beschränkung der Seerüst ung en ohne Vorbehalt angenommen. .
Dem „Reuterschen Büro“ zufolge hat der Ausschuß für die Frage des Stillen Ozeans und des Fernen Ostens einstimmig eine Entschließung angenommen, die sich für die Unverletz ichkeit des Gebiets und die Verwaltung Chinas aut— spricht. Die Entschließung sei von Ropt entworfen unh unter
breitet worden. Finnland.
Der deutsche Gesandte Goeppert ist gestern vom Stanz präsidenten feierlich empfangen worden und hat sein Ye⸗ glaubigungsschreiben überreicht.
Parlamentarische Nachrichten.
Auf eine von den Abgeordneten Dr. Quaatz, Kempkes. Brünink⸗ haus und Dr. Runkel an die Reichsregierung rin Anfrage, he⸗ treffend die Kehlen verforgüng, hat? der Ke icht wirt- schaftsminister dem Reichstag eine Antwort zugehen lassen, in der folgendes ausgeführt wird: Ez trifft zu, daß die Kohlen, ,, insbesondere soweit es sich um hochwertige Stein hohle handelt, durch verschieden? Umstände in eine höchst Ge cui, eine geraten ist. DVDiese ist, durch den jahregzeit lichen Nehr bedarf, des öffentlichen Dienftes, wie Nee her bann, Gar Elettrizitäts, und Wasserwerke, ferner des Hausbrandes und . landwirtschaftlichen Betriebe, vor allem aber durch die ö 4 Steigerung des Beschäftigungsgrades eines großen Teiles der Inpüsttir hervorgerufen. Die Notlage wird durch dat Fehlen. aner chen Vorräte verschärft. eine mittelbare Folge des zehnwöchigen ii efgl, der oberschlesischen Kohle, und durch die monatelange FKrockenheit. d Vasserver kehr und Wasserkraft nahezu ausschalten. Dem gestei 6 Bedarf steht keine Vermebrung, fondern seit der r,! der ber schichten im Ruhrbezirk ein ha , der derfugbaren , mengen gegenüber. Es kommt hinzu, daß die Cree ihre d
rell man nicht wissen könne, wie sich die Dinge künftig entwickeln.
in bezug auf die Qualltãt der zu liefernden Kohlen mehr und ee ic if. ohne in quantitativer Hinsicht dem Ausfall der Pro— in genügend Nechnung zu tragen. Der Versorgung der Gag 6. ten, der Clektrizitätswerke sowie der Lieferung der Hausbrand— mg der Reichskommissar für die Kohlenvertellung fein be— ph . Augenmerk wenden, jedoch muß aus den oben angegebenen landen damit gerechnet werden, daß die Bevölkerung, wie e h, en Winter, sich Beschränkungen im Verbrauch der Kohle, Gas,
r ni aufzuerlegen haben wird.
Reichtagsausschuß für Branntwein monopol . die Beratung des Gesetzentzwurfs über das nien äw ein m onop gl, und, zwar zunächst die Besprechung Pt usammenfetzung des Beirais (5 11 des Entwurfs), fortgefetzt ie, un derem wurde die Frage erörtert, welche Befugnisse dem Beirat ö, sen. Es wurde von verschiedenen Seiten gefordert, daß ' eat nicht der Vertreter landwirtschaftlicher Anteressen fein 7 einigen Petitianen wurden hesondere Wünsche Pinficht ich ĩ gnsammen e hun des Beirats ausgesprochen. So verlangt eine H Angestellten und Arbeiter eine Aufnahme der Angestellten und iner Beirat, der Wirtschaftsausschuß Niedersachsens eine rung der Stellung des Gewerheausschusses Bei der Abstimmung . bie auf die allgemeine Aufgabe des Beirats bezüglichen Be—⸗ , . des § 11 angenommen, während die Vorschläge über die im tzung des Beirats einem Unterausschusse zur Vorberatung
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Dem) pflichtete diesen Ausführungen bei. Falls der Bedarf
n Inlande an Sprit nicht genügend groß sei. könne man mmer noch die Ausfuhr von Sprit in Erwägung ziehen. Der Redner verwies darauf, daß noch im Jahre 1920 Sprit aus dem Nuklande eingeführt wurde. Abg. Ersing entr.) fragte, warum die Monovolberwaltung den technischen Sprit nicht ausführe. Mit de Ausfuhr wäre die Mzaglichkeit gegeben, die Abwässer der Zellulose halebig auszunsttzen. Was die Höhe der der Monopolverwaltung nisigten Spritmenge betreffe, so glaube er, der Redner, über den Fesbluß des Reichswirtschafigrats nicht hinausgehen zu sollen, wor zwingende Argumente eine Aenderung gerechtfertigt hätten. it. Die rich- Prenzlgu (D. Nat) wies auf die Zusammen⸗ inge von Landwirtschaft und Kornbrennereien hin. Die Korn⸗ fennereien würden vom Landwirt nicht ihrer Rentabilität wegen mterbalten, sondern aug allgemeineren Gründen der Futtermjttel⸗ hichuffung. An fich könnte, von den landwirtschaftlichen Betrieben tsein dres- bis viermal fo viel Sprit erzeugt werden. Gegen die hhengung von Karbidsprit spreche, daß hierzu die uns so unentbehr⸗ be Kohle in großem Umfange gebraucht werde. Abg. Dr. oesicke (D. Kat unterftrich die Ausführungen, des Vor— mners über, die Unrentabilität der Spritfabrikation und ne Notwendigkeit zur Hebung der landwirtschaftlichen Pro⸗ Istioxn. Es bestände andererseits die Gefahr, daß, wenn Das bnopolamt nur seine Sulfitbrennereien ausnutze, der Bedarf schon äck sei. Der Präfident des Reichsmonopolgmts iiserte Bedenken hinsichtlich des Vorschlags der Ausfuhr des Sprite,
der darauf folgenden Abstimmung wurde der Antrag Schöpflin Eo) mit i gegen 9 Stimmen abgelehnt und wurden die in der ierungsvorlage enthaltenen, bereits erwähnten Grenzen für die . von technischem Spiritus beibehalten. Sodann wurden die c. rennereien bezüglichen 55 20 bis 25 vom Ausschuß an⸗
men.
Det Unterausschuß des vorläufigen. Reichs wirt haft gratz für Produktionskredit hielt heute eine Sitzung.
—
Kunst und Wissenschaft.
n der Novembersitzung der Anthropologischen Ge⸗ 6j 1ichaft gedachte . orsitzende Geheimrat Professor Hans hn ow des im Alter von 78 Jahren dahingeschiedenen ddischen Archäologen Oscar Montelius, dessen grund⸗ ö. Forschungen über die Hrongezeit eine neue Aera der Be= No ung in die prähistorische Wissenschaft eingeführt haben. . der die modernen Kultursprachen beherrschte, war un, in jeder von ihnen seine Darlegungen zu bieten und hat . ers seine starken deutschen Sympathien, er pflegte regel⸗
ther Gast auf den deutschen Anthropologenkongresffen zu sein, hährend des Krieges niemals verleugnet. Auch dem, sowohl
ferner eine Schrift von Prof. Franz Boas⸗-New⸗HYork „Kultur und Rasse“ vor. Geheimrat Prof. E. Schuchhardt berichtete über seine Grabungen auf den Stätten von Rethra und Arkona, die er im letzten Sommer zusammen mit Professor Koldewey, dem wir die großen Ausgrabungensarbeiten in Assur und Babylon und deren Ergebnisse danken, vorgenommen — 1 Die Gesellschaft ö. lange Jahre ihre Bemühungen der uffindung der alten Burgstätke von Rethra im eutigen Mecklenburg ⸗Strehlitz gewidmet, und besonderes Verdienst um diese Arbeiten gebührt dem Herrn von Oesten, ohne daß es jedoch ge⸗ lungen war, die Stätte , Man suchte sie 2 dem Lucinsee im Osten und der Tollense bei Neubrandenburg im Westen und stützte sich auf die historischen Angaben der mittelalter⸗ lichen Geschichtsquellen, wonach diese Burg der Redagrier 1168 erobert und ö tört worden ist. Es ö nun Prof. Schuchhardt Cn ct den loßberg in der Nähe des , n. als diese fätte sicherzustellen. Dieses Ergebnis trat gelegentlich seiner im Auftrage der Berliner Akademie der Wissenschaften im letzten Sommer durchgeführten Grabungen in Arkong (Rügen) hervor. Wir haben von dem einem vornehmen Geschlechte entsprossenen Bischof Thretmar von Merseburg, deffen , tswerk wir in seiner Originalhandschrift in einem Dresdener Coben be⸗ sitzen, die beste 6 über Rethra und ferner no po e Kunde bei Adam von Bremen und in Helmalts „Weltchronik“; doch sind die beiden letzteren Quellen abgeleitet. Thietmar spricht nun von einer „urbs tricornis“, einer dreihörnigen Burg mit drei Toren, von denen jedes durch je ein Horn führe. Man hat deshalb an vorspringende. Landzungen ESchildhorn, Bestehorn) gedacht und ein dreizipfeliges Gelände als Burgplatz vermutet, und da der Ueberliefexung nach die Rethraburg von Wald und Wasser y . war, so verlegte man ihre Stätke ins Wasser selbst. Nun bedeutet tricornis 1 bei Plinius drei⸗ ir im Sinne etwa von Matterhorn, Finsteraar horn, so aß man diese alte Feste mit drei ragenden Tortürmen, über je einem ihrer Tore einen solchen Turm tragend, sich vorstellen muß. * Burg Rethra enthielt den Tempel des Gottes Ridegost und dessen hölzernes Standbild, der Tempel selbst war ebenfalls aus Holz auf einer k. Grundlage aufgeführt. Zunächst mußte man demnach den slawischen Burgwall 6 auf dem die Burg lag, und dafür kam die Stelle zwischen em Eucinsee im Osten und dem großen Wald im Westen in Frage, in dessen Umgebung 66 viele slawische 6 liegen. Eine Stunde nördlich von Feldberg liegt der Schloßherg am Lucinsee, und dieser hat sich als die Stötte erwiesen, auf dem die alte 1 gelegen war. Der kid ichier altene Ringwall liegt auf einem Moränenhügel, die Stellen für die Tore sind ausge chart, die beiden Ecktore liegen 110 Meter von einander entfernt, wie die Untersuchung ergab, das dritte, bisher noch nicht gefundene Tor, . in der Mitte zwischen den beiden Ecktoren gelegen haben; über jedem der Tore erhob sich einst ein hölzerner Turm. Eine Stunde weit um die Burg herum sind . noch alle slawischen Namen ausgelöscht, erst Carwitz im Süden trägt wieder einen slawischen Namen. Es kommt dies daher, daß Heinrich der Löwe auf seinem Zuge 1164 hier alles ausgeroltet hat, nur wenige Slamen haben sich damals nach Pommern und nach Böhmen flüchten können. Aus den Ausgrabungen konnten die Tore und die Lage des Tempels erkannt werden, aber Geheimrat Schuchhardt wollte erst . Ur kona Erfahrungen sammeln, um dann im nächsten Jahre sich an die Ausgrabung des Rethra⸗ tempels und seiner hig r igen Burg zu machen. Arkona liegt auf der Nordspitze von Rügen; an dem Ostvorsprung der Insel liegt ein Wall, wenige Dörfer sind in der Nähe, Puttgarten ist ein solches, das aber eigentlich Podgorod heißt, wo Kosegarten einst vor 1o9 Jahren Pfarrer war. Ueber das dortige ehemalige . eiligtum besitzen wir von dem dänischen Geschichts⸗ reiber
die Dänen. Der Ver⸗ asser hat seine n von Bischof Absalon von Seeland erhalten, der wahrscheinlich Augenzeuge der Zerstörung gewesen ist, die 1168 stattfand; die Dänen hatten es lange Zeit darauf abgesehen, den Götzendienst des Swantewit auf Rügen zu erstören. er Tempel elbst und sein Kultbild waren weithin erühmt; in 1. Nähe lag eine Quelle, deren Spur die Grabung
axo Grammaticus eine genaue Beschreibung anläßlich einer Eroberung und Zerstörung dur
aufgefunden hat. Der Tempel war aus Holz gebaut und wurde von vier Pfost en getragen, die Grundlage war von Findlings⸗ steinen hergestellt. Das hölzerne Götterbild hatte vier Hälse und vier Köpfe, trug einen Bart, wie ihn die Rügener tragen, und hielt in der einen Hand ein Trinkhorn, das einmal jährlich ge⸗ üllt wurde, und aus dessen Inhalt, je nachdem er sich erhalten atte oder vertrocknet war, vom Oberpriester der Ausfall der ünftigen Ernte n nn g wurde. Die Füße des Götter⸗ icht au ein Schwert des Gottes im Tempel. Nach der Ernte wurden in dem Tempel Tieropfer, dargebracht. All diese Nachrichten biAetet Saro Grammatieus bei Schilderung der Eroberung der Burg und des Umsturzes des Götterbildes durch die Dänen. Die im August / September dieses Jahres durch⸗ ührte Ausgrabung ergab ein Dreieck mit der Spitze gegen Bin im Westen ist der Wall 8 bis zu 13 Meter hoch, auch ist noch ein innerer Graben erkennbar. Es wurden ganz lange Schnitte angelegt, und diese zeigten unmittelbar in der Nähe des Tempels keine Spuren von Bewohnung; in einiger Entfernung aber erschienen Häuserspuren in etwa vier Reihen. Diese tragen den Charakter der slawischen Wohngruben. Ein Pflaster aus Steinen traf man nach Abnahme der Humusdecke, das sich 20 Meter in die Länge erstreckte, dazu kamen gepflasterte Stellen von 150 Meter im Quadrat, die sich als die Fundamente der vier Pfeiler des Tempels erwiesen; drei von ihnen konnten festgelegt werden. In der Mitte wurde eine Grube angetroffen, etwa einen Meter tief, die mit zahlreichen Findlingen belegt war: dabei erschienen die Keilsteine für die Holzfigur, die Basis des Götter⸗ bildes lag nicht ganz in der Mitte des Raumes. Der Tempel lag egen Osten, wie es sich für eine Sonnengottheit eng deren gi von der aufgehenden Sonne getroffen werden soll. Vor dem Tempel muß der gieße Festplatz gelegen haben, auf dem das Volk von Rügen nach dem Berichte Saxos sich bei dem Exrntefest ver⸗ sammelte. Der Grundriß des Tempels zeigt quadratische Form, waz bisher nur für keltische Kultbauten bekannt war; auch der nach 870 erbaute Dom zu Trier zeigt in der Mitte vie r Pfeiler, ebenso der alte Grundriß der Gotthardis⸗Kapelle zu Mainz, die Nürnberger Burgkapelle, und einige Krypten romanischer Kirchen. Derartiges haben wir in Frankreich und am Rhein, und wo wir ein kleineres Quadrat innerhalb eines größeren in zentraler Lage finden, ist auf vorrömische Zeit zu schlie ßen. Das Allerheiligste in Arkona mißt sechs Quadratmeter. Ein Analogon dieser Anlage bietet die Kirche von Etschmiadzin in Armenien, auch dort tragen vier Pfeiler die Kuppel. Es entsteht die Frage: Woher hatten di— Slawen in Arkona diesen Grundriß? Kant er direkt aus dem Osten, oder sind hier keltische Nachklänge festzustellen, die die Donau hinuntergehen? Vierköpfige Figuren weisen nach Indien und Tibet, aber da ist auch der etruskisch-römische Janus quadrifrons. Die Entscheidung über diese Frage ist noch nicht zu treffen. Der Vortragende konnte seinen Bericht durch gute Licht⸗ bilder erläutern. . i Darauf sprach Dr. Wieg ers von der Geologischen Landes⸗ anstalt über al tzsteinzeitlich Fundstellen, in Sachsen und Thüringen. Der Vortragende wies die Be⸗ hauptung Dr. O. Hausers zurück, wonach sich eine Menge von altsteinzeitlichen Artefakten auf den Bahnftrecken Sachsens und Thüringens finden sollten, die aus etwa 12 Fundstellen dieses Gebiets herrühren, Ob sie ein deutsches Achenlien oder . darstellten, darüber gibt Hauser keinen Hinweis. Dr. Wiegers hat nun die Sammlung des Herrn Spengler in Sangerhausen untersucht, die seit etwa 20 Jahren zusammen⸗ gebracht wurde und aus 9 oder 11 Fundstellen herrühren soll, die keiiz an ber Oberfläche, teils in Klesgruben fegen ü Ueber! das Alter dieser Fundstätten steht nichts fest. Einige Steinwerkzeuge und Klingen von Aurignacien⸗Charakter (?) sind Oberflãchen⸗
bildes standen dem Boden, auch hing
l Tn stierlwi ö fle wie als Prähistoriker, ausgezeichneten Eugen Bracht vuᷣmete der n . einen warmen Nachruf. Er legte
funde, denn die Kulturschicht der Aurignacien, die im Löß lag,
ist bei uns in Thüringen längst entfernt nnd abgewaschen, nur noch kleine Reste von Löß sind vorhanden; eine andere Fundstelle ist bei Bilzensleben im Kalttuff, die übrigen sind Kiesgruben, die, wie die Untersuchung ergab, im Schotter der 2. und 3. Eiszei, liegen. Nach Wie gers sind fast alle Stücke der Sammlung de— . Spengler gleichartig, sie sind der Form nach Zufalls ildungen, entstanden durch die r, , auf dem Boden und keine Werkzeuge aus der Dikuvialzeit Als ein Kurjosum legte der Vortragende ein Knochenstück vor, auf dem ein Mamuth in charakteristischer Weise dargestellt schien. das gleichfalls der Spenglerschen Sammlung entftammt. Bei n,, . Untersuchung ergab sich aber, daß die „Zeichnung“ auf em Knochen durch f,. von Wurzelsäuren in den Knocen entstanden sein mußte, 4 ebenfalls der — nach ein Zufalls⸗ produkt war. Auch Professor Hubert chmidt erklärte die Dauserschen Behauptungen über die zahlreichen altsteinzeitlichen Fundorte in Mitteldeutschland für unzutreffend. st.
Die infolge der wirtschaftlichen Schwierigkeiten schon seit langem äußerst kritische Lage der Wiener Universität was am Sonnabend in Wien Gegenstand der Beratung einer Versammlung von Professoren und anderen Vertretern des geistigen Lebens und maßgebender finanzieller Kreise. Es wurde festgestellt, daß die staatlichen Zuwendungen jür die Universität nicht mehr ausreichen und daher noch auf anderem Wege eine zuverlässige Hilfe geschaffen werden müsse. Die Ver— sammlung beschloß die Gründung eines Hilfsvereins zur Erhaltung der Wiener Univerität mit Filialen in allen Kulturländern. Durch die Werbetätigkeit des Vereins sollen die nötigen fingnziellen Mittel aufgebracht werden, um den Fortbestand dieser alten Pflegestätte deutscher Kultur und Wissenschaft sicherzustellen.
Literatur.
Entscheidungen des Bundesamts für das Heimat- wesen, im Auftrage der Mitglieder bearbeitet und herausgegeben von P. A. Ba ath, Geheimem Regierungsrat, Mitglied des Bundes⸗ amts für das Heimatwesen. Band 57, enthaltend die in der Zeit vom J. Mai 1920 bis zum 31. Januar 1921 ergangenen wichtigeren Entscheidungen (mit einem die Bände 51 bis 57 umfassenden ajvha— betischen Sachregister und einem Vorwort, enthaltend die Geschichte des Bundesamts während der 50 Jahre seines Bestehens). Berlin, Verlag von Franz Vahlen. Geb. 18 . An 1. Juli d. J. waren H9 Jahre seit dem Tage verflossen, an dem das Gesetz über den Unterstützungswohnsitz vom 6. Juni 1370 in Kraft getreten und das Bundesamt für das Heimatwesen als ständige kollegiale Spruch— behörde geschaffen worden i st, um in letzter Instanz zu entscheiden über Streitigkeiten zwischen Armenverbänden eines und desselben Einzelstaats, wenn die Landesgesetzgebung ihm diese Ent— scheidung überträgt (was in Preußen und den meisten anderen deutschen Staaten geschah), und über Streitigkeiten zwischen Armenverbänden verschiedener Einzelstaaten. Die konstituierende Sitzung des Bundes— amts, dem durch das Unterstützungswohnsitzgesetz die Rechtsstellung eines höchsten reichsgesetzlichen Verwaltungsgerichtshofes gegeben worden ist, hat am 3. August 1871, die erste öffentliche Sitzung, in der über fünf Spruchsachen verhandelt wurde am 16. April 1872 stattgefunden. Seit dem am 1. Januar 1916 erfolgten Hinzutritt Bayerns erstreckt, sich; seine Zuständigkeit auf das ganze Deutsche Reich. Die Zahl der bearbeiteten Spruchsachen betrug in dem Jahrfünft vom 1. Dezember 1910 bis zum 30. ovember 1915 4444 in dem Jahrfünft vom J. De⸗ zember 1915 his zum 30. Nopember 1920 1458; der jährliche Neu⸗ eingang von Sachen stieg seit 1900 fast ununterbrochen von 352 auf 81 im Geschäftsjahre 1913, verringerte sich dann auf 187 i. J. 1914. bös B d n , t , , is und 155 i, J. 1919; das Geschäftsjahr 1929 brachte dann wieder eine Zunahme auf 192. Der Rückgang der Geschäste in den letzten Jabren bis 1919 ist darauf zurückzuführen, daß Kriegsunter, stützung, Kriegswohlfahrtspflege, Erwerbslosenunterstützung und Privatwohltätigkeit die Armenpflege zum großen Teil aus. geschaltet hatten. Nachdem jedoch diese Quellen bis auf die Erwerbelosenunterstützung mehr und mehr in Fortfall ge— kommen sind, ist trotz des Versustes großer Gebietsteile und der am 1. Oktober 1920 vollzogenen Eingemeindung der Berliner Vororte wieder eine erhebliche Steigerung der Geschäfte eingetreten. In den Monaten Dezember 1920 bis April 19221 sind über noch einmal so iel Sachen eingegangen, wie in der gleichen Zeit der Vorjahre. Die staatliche Umwälzung hat das Bun degamt unberübrt gelassen: seine Urteile ergehen nach wie vor im Namen des Deutschen Reichs“. Jetzt scheint ihm jedoch eine wesentliche Aenderung bevorzustehen Wie der Gebeime Regierungsrat Baath in einer kurzen Zusammenfassung der Geschichte des Bundesamts für das Hejmatwesen, die den neuesten Band seiner Entscheidungen einleitet, berichtet, soll nach einem Entwurfe des Reichsministeriums des Innern wie auch nach einem preußischen Ge genentwurfe das Bundesamt als ältester Reichs verwaltungsgerichts⸗ hof den Grundstock für das neu zu errichtende Reichsverwaltungs—⸗ gericht bilden. Fin anderer Verschlag, der in dem auf Veranlassung des deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge vom Geheimen Justizrat Diefenbach herausgegebenen Werke Ein Reichs- armengesetz. Vorschläge zur Resorm der deutschen Reichs armen ·
esetzgebung“ gemacht wird, geht dahin, daß das Bundesamt für * Heimatwesen zu einem Reichtarmenamt umgestaltet werden und dieses das Recht erhalten soll, Berichte über alle allgemeinen Angelegenheiten des Armenwesens von den staatlichen und kem— munalen Behörden einzuziehen und an Ort und Stelle die Ein⸗ richtungen der öffentlichen Gesundheitsvflege zu besichtigen oder durch Beauftragte besichtigen zu lassen. Was auch das Schicksal des Bundesamts sein mag, in den 50 Jahren seines Bestehens hat seine laum angefochtene Rechtsprechung, auch ohne daß ihm Aufsichts⸗ befugnisse zugestanden hätten, einen bestimmenden Einfluß auf die Armenpflege im humanen Sinne, ausgeübt. Andererseits mußte das Bundesamt wiederholt darauf hinweisen, daß der nur subsidiär tätig werdenden Armenpflege, die nach der heutigen Gesetzgebung nur die Beseitigung einer gegenwärtigen Hilsebedürftigkeit und die Siche⸗ rung des notdürftigen Lebensunterhalts bezweckt, engere Ziele gesteckt sind, als der weitergehenden sozialen Fürsorge anderer Art. — Im vorliegenden 57. Bande sind 4! Entscheidungen des Bundesamts ver= öffentlicht nach der Reihenfelge der Paragraphen des Reichsgesetzes über den Unterstützungswohnsitz geordnet, die hauptsächlich durch sie erläutert werden. Sie stehen noch unter dem Einflusse der Wirkungen des unglücklichen Krieges und der staatlichen Umwäljung. Ist während. des Krieges das Bundesamt be— sonders bemüht gewesen, die Angehörigen der Kriegsteilnehmer aus dem Rahmen der Armenpflege herauszubeben, so tritt, nachdem Kriegsfamilienunterstützung, Kriegswohlfahrtspflege und Privatwohltätigkeit mehr und mehr nachgelassen haben, wieder die Armenvpflege in den Vordergrund, und zwar gilt es jetzt, die durch den Krieg und die Einberufung der Familienhäupter vielfach dunkel gewordenen Unterstützungs wohnsitzverhältnisse zu klären. Von den wiedergegebenen 41 Entscheidungen beschäftigen sich 20 mit den durch Krieg, Umsturz oder innere Unruhen hervorgerufenen Verhältnissen. Die Urteilegründe sind meist ausführlich und nur da, wo es ohne Beeinträchtigung, des Verständnisses des gerade im armen⸗ rechtlichen Streitverfahren besonders wichtigen Tatbestandes des Einzelfalles angängig war, gekürzt mitgeteilt. Ennen Gesamtüberblick bber die Rechtsprechung des Bundesamts gewähren die ausführlichen alphabetischen Sachregister, die sich im 50. und in dem vorliegenden 57. Bande der Entscheidungen befinden.
Führer durch das Reichsversorgungsgesetz vem 12. Mai 1920 in der Fassung der Verordnung vom 31. Mai 19821, emeinverständlich dargestellt von Landesrat Seelman n in QOlden⸗
urg. Stephan Geibels Verlag, 8 S.A. Preis 5 4. — Der Verfasser der bereits einen in Fachkreisen geschätzien Kommentar zum Reichsversorgungsgesetz veröffentlichte, hat diesem jetzt für die Kriegs⸗ und sonstigen Dienstbeschädigten und für die Hinterbliebenen
von früheren Angehörigen, der deutschen Wehrmacht — auch der Reichswehr usw. — deren Ansprüche gegen das Reich durch
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