von über 1 Raum bis 10 9, — M, 4 Gewichts⸗ kö ö hundertteilen, von 25 1 W. bis 60 1 von über 60 1 W. bis * * 1901 1 1 J k 65 b) zur Verwendung im eigenen Betriebe der vorstehend unter AZ genannten Anstalten oder Gewerbetreibenden unfiltrierter Primafprit bis 1 Raum 29, 0 M ] je 1 Raum zu von über 51 Raum bis 101 29— 92,4 Gewichts⸗ ö . hundertteilen, von 25 1 W. bis 60 1 W. ... 27.60 . 4, von über 60 1 W. bis 100 1 W. 27 10 4 . je 1 W. . Zu a und b: Filtrierter — 1,40 AK je 1 W. oder 1 Raum teurer, . k ö Marke Kablbaun 3 1 11 . 2. Mit Holzgeist vergällter Branntwein. In Mengen von 1 bis o 1 Raum 760 4 zu 92,4 Gewichts hundertteilen. 3. Brennspiritus in Flaschen. a) Einkaufspreis der Kleinhändler 5,90 4 je 1“ Raum zu
2,4 Gewichtshundertteilen, b Kleinhandelsvreis 6,65 4 je 1“ Raum zu 92,4 Gewichts—⸗
hundertteilen ohne Flasche. u a und b: Yfand preis der leeren Flasche 3 . m übrigen gelten die allgemeinen Lieserungsbedingungen.
Berlin, den W. November 1921.
Reichsmonopolamt für Branntwein. J. V.: Dr. Fischer.
unfiltrierter Primasprit bis 5 1 Raum 950 je 1 Raum zu
8
je 1 W.
Das im Jahre 1919 in Göteborg aus Stahl erbaute, bisher unter schwedischer Flagge und unter dem Namen „Axel Johnson“ gefahrene Dampsschiff Hilde Hugo Stinnes
r. 10“ von 2621 Registertons giẽttoraum gehalt hat durch en Uebergang in das ausschließliche Eigentum der Aktien⸗ gesellschaft Hugo Stinnes für Seeschiffahrt und Ueberseehandel in Hamburg das Recht zur Führnng der deutschen Flagge er— langt. Dem Schiffe, für welches die Eigentümerin Hambur als Heimatshafen angegeben hat, ist von dem Generalkonsu des Deutschen Reichs in Stockholm unter dem 14. November 1921 ein Flaggenzeugnis erteilt worden.
Bekanntmachung.
Für die nachstehenden Kohlensorten gelten im Landabsatz ab 1. Dezember 1921 folgende K je Tonne einschließlich Kohlen- und Umsatzsteuer:
1. Private Steinkohlenbetriebe in der Gegend von Ibbenbüren:
Glücksburg Förderkohlen .. 446. — A Dickenberg 2. . Buchholz ,. 406 — n
2. Zeche Hammerstein bei Wellingholzhausen, Kreis Melle:
Förderkohlen. . .
8. Borgloher Heron e ee geit scan G. m. b. H., urg: Förberkohlen . . , 6. Hannover, den 30. November 1921.
Niedersãchsisches Kohlensyndikat Gesellschaft mit beschr. Haftung. tag n, Schlösser. l Brust. daftung
Bekanntmachung.
Dem Kaufmann Julius Durlacher, Gesellschafter der offenen Handelsgesellschaft Kleinlogel Co. in Keh, Hauptstraße, wird auf Grund des 51 der Belanntmachung zur Fernhaltung unzuver⸗ äsfiger Personen vom Handel vom 23. September 1915 (RGGBl. Seiie 603) und F 1 der bad. Vollzugs⸗V. -O. hierzu vom 14 Oktober I5I5 (Gef. u. V. O.-Bl. Seite 277) jeder Handel mit Textil⸗ waren mit sofortiger Wirkung untersagt, weil in dem Ge⸗ schäft der gen. offenen Handelsgesellschaft auf seine Veranlassung einem Ausländer, der bei ihm ein Kleidungsstück kaufte, in dieses ein ausländisches Firmenzeichen eingenäht wurde, damit der Käufer un⸗ beanstandet die deutsche Zollstatien sollte passieren können. Diese Untersagung gilt für das ganze Reichsgebiet.
Kehl, den 16. November 1921.
Badisches Bezirksamt. Klum pp.
Preußen.
Ministerium für Handel und Gewerbe.
Im Ministerlum für Handel und Gewerbe ist der Polizei⸗ obersekretär Ladewig zum Ministerialsekretär ernannt worden.
Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.
Der Kreistierarzt Dr. Tinschert in Adenau (Regierungs⸗
bezirk ,,. ist in die Kreistierarztstelle in Rheinbach (Re⸗ gierungsbezirk Köln) versetzt worden.
Oberrechnungs kamm er. Der bisherige Regierungsobersekretär Hauche aus Magde⸗ burg ist zum Revisor bei der Oberrechnungskammer ernannt worden.
Ministerium für Volk swohlfahrt.
Der Kreisassistenzarzt Dr. Fischer in Bregsau ist zum Gerichtsmedizinalrat für den Gerichtsarztbezirk Breslau Land und der Kreisassistenzarzt Dr. Thiele in Arnswalde zum Kreis⸗ medizinalrat daselbst ernannt worden.
— —
Bekanntmachung.
Nachdem durch den Herrn Reichsminister des Innern ein weiterer Nachtrag zur TDeutschen Arzneitare 1931 unter der Bezeichnung:
Preisänderungen in der Deutschen Arzneitaxe 1921, 4. Nachtrag zur 2. Ausgabe, herausgegeben worden ist, bestimme ich, daß dieser Nachtrag mit Wirkung vom 1. Dezember 1921 ab für das preußische Staatsgebiet in Kraft tritt. Der Nachtrag erscheint im
Verlage der Weldmannschen Buchhandlung in Berlin SW. 68, immerstraße 94, und kann von dort zum Preise von 2 M ezogen werden.
Berlin, den 30. November 1921. Der Preußische Minister für Volkswohlfahrt. J. A.: Gottstein.
Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung.
Namens des Preußischen Staatsministeriums ist die Wahl der Studienräte Dr. Krätzschmar an der Kaiser Wilhelm 11. DOberrealschule in Göttingen, Walz am Gymnasium nebst Sberrealschule in Hameln, Dr. Winzer am Realgymnasium nebst Realschule in Harburg. Dr. Fecker am Gymnasium Josephinum nebst Realprogymnasium in Hildesheim, Ahlen⸗ fliel am Gymnasium Johanneum nebst Realgymnasium in Lüneburg, Buchholz am Realgymnasium nebst Reglschule in Peine, Dr. Lietzmann an der Oberrealschule in Wilhelms⸗ haven zu Oberstudienräten an derselben Anstalt bestätigt worden.
Generallotteriedirektion.
Bekanntmachung.
Die Ziehung der 1. Klasse der 19. preußisch⸗ süddeutschen (245. preußischen) Klassenlotterie beginnt nach planmäßiger Bestimmung am 20. Dezember 1921. Die 360 060 Losnummerröllchen der 19.245. Lotterie und die 6250 Gewinnröllchen der 1. Klasse dieser Lotterie werden schon am 19. Dezember 1921, Nachmittags 1 Uhr, öffentlich, im Ziehungssaal des Lotteriegebäudes eingeschüttet. Das Einschütten und die Ziehung werden unter Aufsicht eines Notars vor—⸗ genommen.
Berlin W. 56, den 1. Dezember 1921.
Preußische Generallotteriedirel lion. ramms. Groß.
Bekanntmachung.
Dem Händler Eduard Kissing, wohnhaft in Gräfrath ist von der Polizeiverwaltung Gräfrath auf Grund der Bundesrats⸗ verordnung vom 23. September 1915 (RGBl. S. 603) in der Faffung vom 27. November 1919 (Reichsanzeiger Nr. 275) und, der hierzu erlassenen Ausführungebestimmungen vom 27. September 1915 (Min. Bl. fr Handel und Gewerbe, Seite 246) der Handel mit Gegen ständen des täglichen Bedarfs, inebesondere mit . und Futtermiteln aller Art sowie rohen RNaturerzeugnissen, Heiz⸗ und Leuchtstoffen vom 1. Dezember 1921 ab un tersagt worden.
Gräfrath, den 25. November 1921.
Die Polizeiverwaltung. Der Bürgermeister: Bartlau.
— —
Bekanntmachung.
Dem Händler Friedrich Schönebaum in Wernigerode, Breite Straße Nr. 72 wohnhast, ist der Handel mit Gegenständen des täglichen Bedarfs, insbesondere Nahrungs-, Genuß und Futtermitteln aller Art sowie rohen Naturerzeugnissen, Heiz- und Leuchtstoffen, wegen Unzuverlässig⸗ leit von uns un kersagt worden. — Die Kosten der Bekannt⸗ machung hat der Händler Schönebaum zu tragen.
Wernigerode, den 26. November 1921. 2
Die Polizeiverwaltung. Dr. Gepel.
Nichtamtliches.
Deutsches Reich.
Der Reichsrat hielt am Donnerstagabend unter dem Vorsitz des Reichsministers des Innern Dr. Köster eine öffentliche Sitzung ab, über die das Nachrichtenbüro des Ver⸗ eins deutscher Zeitungsverleger, wie folgt, berichtet:
Eingegangen ist u. a. ein Gesetzentwurf über Neu⸗ regelung der Zulagen in der Unfalklversicherung, der den Ausschüssen überwiesen wurde. Das gleiche geschah mit dem Entwurf einer neuen Fernsprechordnung. — Von der Tagesordnung abgesetzt wurde der Gesetzentwurf über den Ver⸗ kehr mit autländischen Zahlunge mitteln. — Einem aus Apotheker⸗ kreisen geäußerten Wunsche entsprechend, wurde die P:ʒüsüfungs⸗ ordnung für Apotheker dahin abgeändert, daß die nicht mehr zugelassenen Bezeichnungen Lehrlinge“ und „Gehilfen“ durch die Bezeichnungen „Praktikant“ und „Assistent‘ ersetzt werden. Angenommen wurde eine Bekanntmachung über die Vieh⸗ und Fleischeinfuhr aus den Hinterländern von Oesterreich und Ungarn. Danach sei die Einfuhr und Durchfuhr von lebendem Rindvieh, von Schafen und enn, sowie von Fleisch von Wiederkäuern aus den Hinterländern Oestexreichs und Ungarns wie bisher verboten; das Neichsministerium des Innern ist aber ermächtigt, Ausnahmen zuzulassen. Die Bedeutung der neuen Verordnung liegt darin, daß das Verbot, das bisher zum Teil auf Reichsrecht, zum Teil auf Landesrecht beruhte, jetzt einheitlich zu⸗ sammengefaßt wird. — Der Reichsrat nahm ferner den Gesetz⸗ entwurf über den Ersatz der durch den Krieg ver— urfachten Personen schäden an., Grundsätzlich sollen danach alle Reichsangehörigen, die durch den Krieg innerhalb und außerhalb des Reiches Schädigungen an Leib oder Leben erlitten haben und nicht unter das Reichsversorgungsgesetz vom 12. Mai 1920 fallen, ent— schädigt werden. Als Schäden gelten solche, die unmittelbar durch kriegerische Unternehmungen von deutschen, verbündeten oder fremden Truppen Zivilpersonen zugefügt worden sind. Ferner fallen unter das neue Gesetz alle Schäden, die Leutsche Zivil⸗ ersonen nur mittelbar infolge kriegerischer . erlitten
aben, z. B. dadurch, daß man sie vor feindlicher Invasion in
Sicherheit bringen mußte. Weiterhin sollen aber auch die Zivil⸗ personen entschädigt werden, denen durch politische Unruhen Schäden zugefügt worden sind. Es fallen also auch Schäden, die bis jetzt nach dem Tumultschädengesetz zu behandeln waren, unter die neuen Be⸗ stimmungen. Das bedeutet eine Erleichterung und eine Erweiterung des Personenkreises, dem Entschädigung gewährt werden wird. Bei der Festsetzung der Entschädigungen soll nach den Bestimmungen des Reichs versorgungsgesetzes verfahren werden.
Nach dem Versailler Friedensvertrag haben Deutsche, die über 18 Jahre alt sind, in den an Polen bereits abge⸗ tretenen Gebietsteilen das Recht, bis zum 10. Ja⸗ nuar 1922 für Deutschland. zu optie ren. Der Reichsrat nahm dazu Ausführungsbestimmungen an. Im Inland sind danach für die Annahme der Option zuständig die Föberen Verwaltungebehörden, die von den Lanzeszentralbehörden bestimmt werden, im Ausland die amtlichen deutschen Vertretungen, die die Reichsregierung bestimmen wird. Ueber die erfolgte Opiion wird dem Betreffenden eine Urkunde ausgestellt, Oberschlesien kommt für diese 2 noch nicht in Betracht.
Der Reichsrat beschäftigke sich sodann mit dem neuen Kohlen steuergesetz, das die sogenannte veredelte Kohlensteuer ent= hält. Die Steuer soll danach im allgemeinen um 40 vH des Werts der Kohle betragen. Von zem Steuerbetrage kommen zur Hebung im niederschlesischen Steinkohlenrepier 66,5 vy, im Aachener
Revier 93 5 vH, im sächsischen Steinkohlenrevier 80 vo, für die Stein⸗ und . der rechtgrheinsschen Bayerns S6 vo, für die Kohle der Gewerkschaft Hang-⸗Teche“ in der Pfalz, der Kirner Steinkohlen⸗ werke und der HBewerkschaften „Steinbach! und Rothenbach S0 pH, für die Kohlen, der Foister Gruppe des. Braun tohlen⸗ bergbaus östlich der Elbe 80 vH, für die der, Görlitzer Gruppe östlich der Elbe 80 vH, für die sonstigen raunkohlen⸗ gruben öftlich der Elbe 90 b, für den Kohlenbergbau bei Cassel 50 pH, tür den sonstigen mittel deutschen Braun kohlen berghau 0 vy, für die Braunkohle im Westerwald und im Lande Hessen 25 vH, für den rheinischen Braunkohlenbergbau III 5 vo, für das Braun ohlen⸗ merk Schwandorf und Schmidgetßen sowle Schwarzenfeld in Payern 80 vH. für das Braunkohlenwerk Dettingen in Bayern 66 vH, für die Vraunkohle im sonstigen rechtzrheinischen Bavern 50 vo. Nach der Regierungsvorlage sollte der Finanzminister ermächtigt werden, mit Zuftimmung des Reichs kohlenrats und des,— Reichsrats die Steuer⸗ sätze zu ermäßigen oder zu erhöhen. Der Reichsrat nahm die Vor⸗ lage im übrigen unverändert an, wie es bereits die Ausschüsse getan hatten; auf Antrag Bayerns wurde aber mit 44 gegen 20 Stimmen. eine Aenderung dahin beschlossen, daß die Ermächtigung für den Finanzminifter nicht mit Zustimmung des Kohlenrats, sondern nur nach Anhörung des Kohlenrats“ beschlossen wurde. . Angenommen wurde ein Gesetzentwurf über die fändbarkeit von Gehalͤtsansprüchen, Danach sind ensionsansprüche von Beamten, Olfizieren und Angehörigen der Wehrmacht bis zum Belrage von Söb6 (bisher 2000) „ unpfändhar. Gänzlich unpfändbar ö die Teuerung zulagen und die Kinder⸗ beihl fen. Die Rechtsfähigteit zuerkannt wurde der.. Ge⸗ sellschaft zur Verbreitung des Evangeliums in überseeischen Ländern‘, die in London ihren Sitz hat, und der „Bibel und Traktat⸗Gesell⸗ schatt Wachtturm“ in Allegheny (Vereinigte Staaten von Amerika). — Angenommen, wurde noch ein Gesetzentwurf über ein deut sch-dänisches Abkommen, betreffend die Ueber⸗ leitung der Rechtspflege im nordschleswigschen
Abtretungsgebiet. Die vereinigten Ausschüsse des Reichs rats für Volks⸗
wirtschaft, für Haushalt und Rechnungswesen und für Rechts⸗
pflege hlelten heute eine Sitzung.
——
In letzter Zeit sind in einem Teil der rheinischen Provinz⸗ presse Vorwürfe wegen angeblicher Verschleuderung von Kartoffeln erhoben worden, die als Reparationslieferungen für Frankreich und Belgien bestimmt waren. Wie Wolffs Telegraphenbüro“ mitteilt, handelte es sich bei dem Verkauf um Saatkartoffeln, deren Lieferung auf Grund des Friedens⸗ verträgs zum Wiederausbau der zerstörten Gebiete, dem Deutschen Reich auferlegt worden war und die sich auf dem Transport nach dem Uebergabebahnhof Herbesthal befanden. Die Veräußerung war e eh g, nachdem die Abnahmekommission der Gegenseite die Kartoffeln zurück⸗ gewiesen hatte. Etwa 17500 Zentner, die auf dem Transport durch Frost gelitten hatten, und deren Rück ührung auf Schwierigkeiten gestoßen wäre und zum vollständigen Verderb der Ware geführt hätte, wurden in dem an Belgien abge⸗ tretenen Gebiet an ehemals deutsche Gemeinden, Eisenbahn⸗ und ZJollbeamte zu angemessenen Preisen abgegeben. Eine weitere Menge frostbeschädigter Kartoffeln, etwa 15000 Zentner,
ist in Deutschland selbst verwertet worden. Von den von der
Reparationskommission angeforderten etwa 100990 Zentnern sind 25000 Zentner zur Ablieferung gelangt. Die Lieferung weiterer Mengen ist eingestellt worden.
—
Das Reichs verkehrsministertum gibt zusammen mit dem Reichskohlenkommissar über die augenblickliche
Eifenbahnbetriebs⸗ und Kohlenla ge folgende Mitteilung
bekannt: ( ö.
Die Betriebslage der Eisenbahn ist zurzeit ãu ßer st gespannt. Schon seit Monaten versagt ein großer Teil der Wafferstraßen; die starke Kälte der letzten Lage hat den Verkehr auf den für den Kohlenversans wichtigsten Kanälen, dem RNhein⸗Herne⸗ Kanal und dem Dorimund⸗Emö⸗Kangl, völlig zum Erliegen ge— bracht. Der Güterandrang auf die Eisenbahn erfuhr ferner durch die augenblickliche Hochkonjunktur, die eine Folge des Valuta⸗ sturzes der Mark war, eine, starke Verschärfung. Auch das Bestreben der Versender, möglichst noch vor der am 1. Dezember eingetretenen Frachterhöhung ihre Waren zum Versand zu bringen, brachte einen ungewöhnlichen Ansturm auf die Bahn Das seit äber 38 Tagen eingetretene Frost⸗ und Nebelwettzer bringt nunmehr den aufs höchste angespannten Eisenbahnhetrieh in jolche Schwierigkeiten, daß namentlich infolge der Arbeitserschwerungen auf den Rangierbahnbösen Stockungen bereits an den ver⸗ schiedenften Stellen eingetreten sind, und daß vor allem der Wagenmangel scharfe Formen, annimmt. Die
Surchf üührung des Eisenbahnbetriebes hat eine vorübergehende
Rerkehrsdrofselung durch Güterannahmesperren erforderlich gemacht, damit die lebenswichtigen Güter, vor allem die Kohle, in erster Linie gefahren werden können. Eine Besserung ist erst zu erwarten, wenn die für den Eisenbahnbetrieb an vielen Stellen außerordentlich ungünstigen Witterungever hältnisse (Frost und Nebel) sich ändern.
Diefe Witterungseinflüsse führten bekanntlich auch in der Vor kriegszeit zu teilweise empfindlichen Stockungen des Eisenbahnbetriebz. Daß sie heute das Wirtschaftsleben in stärkste Mitleidenschaft ziehen, und daß vor allem das Stocken in der Kohlenversorgung zu vorübergehender Arbeitslosigkeit und zu Störungen in den Gas— und Giektrizitätswerken führen kann, hängt mit dem Fehlen von Kohlenvorräten bei. Verbrauchern und Händlern zu⸗ sammen, während man vor dem Kriege eine Vorratswirtschaft in starkem ÜUmfange betrieb. Solange der Bergbau nicht in der für die Kohlenabfuhr günstigen Jahreszeit zu einer ge⸗ steigerten Leistung kommt, und solange nicht die Entente bei der Durchführung unserer Kohlenlieferungsveipflichtungen auf die Schwierigkeiten unserer Lage Rücksicht nimmt, werden wir uns mit plötzlich entstehenden wirtschaftlichen Stockungen abfinden müssen. Daß Eisenbahnverwaltung und Reiche kohlen⸗ kommissar alles daran setzen, um der Schwierigkeiten Herr zu werden und sie auf ein Mindestmaß zurückzuführen, braucht nicht besonders gesagt zu werden.
Sachsen.
Der Haus halts ausschuß des Landtags hat ein Ge⸗ setz über Altersrenten für Kleinrentner angenommen. Das Gesetz bezweckt, Kleinrentnern ein einigermaßen sorgen⸗ freies Alter durch eine Rente zu gewähren.
—
Oesterreich.
Im Nationalrat erklärte der Bundeskanzler Schober
bei der Beratung über die Annahme des Venediger Pro⸗ tokolls laut Bericht des „Wolffschen Telegraphenbuͤros“:
Er halte das Ungarn gemachte Zugeständnis nach dem ganzen Verlaufe der an Zwischensällen lo reichen Entwicklung der burgen. ländischen Frage Für den einzigen gangbaren Weg zur Vereinigung des Burgenlandes mit Oesterreich. Das vom österreichischen Stand⸗ punkt aus große Entgegenkemmen, das Oesterreich bewiesen habe, entspreche dein aufrichtigen Wunsche Oesterreichs daß. wenn das Schicksal. Dedenburgs der Ueberprüfung durch die Volkebefragung unterworfen werde, bielleicht die Wunde rascher heilen werde, die die Vollziehung der Friedensverträge dem Herzen des durch eine viel
Fundertsährige gemelnsame Geschichte mit Oeste
RNachbarstaates geschlagen habe. k. . In der Aussprache bezeichneten Redner aller Parteien das
Venediger Protokoll, fer das die Parteien . dem
wange der Verhältnisse stimmen könnten, als eine Verletzun
es Friedensvertrags und verlangten Garantien für die Frei⸗
heit und Reinheit der Volksabstimmung. Hierauf erfolgte die
bereits gemeldete Annahme des Venediger Protokolls.
Großbritannien und Irland.
Wie das „Reutersche Büro“ erfährt, ist man im Schatz⸗ amte noch immer mit der Frage der Reparations⸗ zahlungen Deutschlands beschäftigt; sobald, der jetzt der Erwägung unterliegende Plan, der ein Moratorium unh einen dem Termeulenschen Schema ähnlichen Vorschlag einschließt, in endgültiger Fassung aufgesetzt und für die Beratung fertig ist, wird das Kabinett zusammentreten, um die Vorschläge ein⸗ gehend zu erörtern.
— Lord Curzon hatte gestern eine Besprechung mit dem
,, Botschafter über die Orientfrage. Der
„Agence Havas“ zufolge machte Lord Curzon den Vorschlag, hie Drientfrage . in ihren Grundzügen zu regeln und zu diesem Zweck eine Vorkonferenz abzuhalten, an der Brigand, Lord Curzon und der italienische Botschafter in Paris teilnehmen könnten. Diese Konferenz könne in Paris abgehalten werden. Auf sie werde eine ö. des Obersten Rates zu folgen haben, auf der die gesamten Angelegenheiten des Orients und besonders die Vermittlung der , im griechisch⸗türkischen Konflikt entschieden werden würden.
— Der Unterausschuß des Kabinetts für die irischen Verhandlungen hat , . eine lange Sitzung abgehalten, in der die neuen irischen Vorschläge geprüft wurden.
= In einer Zuschrift an die Times“ erhebt die portu⸗ gie sisch Gesandtschgft in London scharfe Verwahrung gegen die von der „Times“ verbreitete Meldung über eine rote Gefahr in Portugal,. Irgendeine auswärtige Inter⸗ vention in Portugal werde nicht erwogen.
Frankreich.
Der Präsident Millerand hatte gestern dem „Intran⸗ sigeant“ zufolge mit dem franzöfischen Vertreter im Repa⸗ rationsausschuß Du bois eine Unterredung über die Frage des deutschen Moratoriums.
— Der Minister für die befreiten Gebiete Loucheur wurde gestern von der , , angehört, die mit der Prüfung des Wiesbadener Ab komm enz be— auftragt ist. Der Minister beantwortete eine große Anzahl Fragen, die ihm von der Kommission schriftlich gestellt waren, einerseits über die Denkschrift und über den An⸗ hang, der eine Vereinbarung zwischen dem deutschen und dem französischen Organismus zur Ausführung dieses Ab⸗ kommens vorsieht, und andererseits über gewisse Abmachungen, die sich auf mehrere Anlagen zum Friedensvertrag über Vieh und Eisenbahnen beziehen. Die uhnter komm ission nahm die Erklärungen des Ministers zur Kenntnis und beauftragte Eymond, einen Bericht über diese Fragen zu verfassen.
— Gestern trat die Senatskommission für aus⸗ wärtige Angelegenheiten unter dem Vorsitz Poincarés usammen. Auf der Tagesordnung stand ein Schreiben über as Abkommen von Angora, das der Ausschuß an Briand
zu richten beabsichtigt.
Schweiz. Wie „Wolffs Telegraphenbür⸗o“ aus dem Völkerbunds⸗ sekretariat erfährt, hahen der deutsche und der polnische Be⸗
vollmächtigte dem Vorfitzenden für die deutsch⸗polnischen Wirt⸗
schaltsverhandlungen Calonder die gemeinsam aufgestellten Vorschläge über die oberschlesischen Verhandlungzorte
der Unterausschüsse mitgeteilt. Calonder hat sich mit den
Vorschlägen einverstanden erklärt. Ueber die Frage der Sachverständigen und persönlichen Mitarbeiter des Vorsitzenden Calonder ist noch nichts entschieden, da Calonder gegenwärtig in seiner Eigenschaft als Mitglied der Kommission für die Rheinschiffahrt in Straßburg weilt, wo er noch etwa 14 Tage bleiben dürfte.
— Des Internationale Büre für die Be⸗ kämpfung des Mädchenhandels teilte dem General⸗ sekretär des Völkerbundes am 19. November mit, daß die Jahres versammlung des Internationalen Büros in London eine Entschließung angenommen habe, wonach die nationale Kontrollvereinigung und das Internationale Büro zur Be—⸗ kämpfung des Mädchenhandels den Empfehlungen zustimmt, die von der auf den 30. Juni dieses Jahres nach Genf ein⸗ berufenen Konferenz beschlossen wurden. Die Entschließung wurde dem Völkerbundsrat sowie den Mitgliedern des Völker⸗ bunds übermittelt.
Tũrtei.
Die Regierung in Ang ora hat dem Vollskommissar für auswärtige Angelegenheiten der Sowjetrepublik anläß⸗ lich des Abschlusses des französisch⸗türkischen Ab⸗ kommens eine Note gesandt, in der die türkische Regierung, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ meldet, erklärt, daß das Ab⸗ kommen den in Moskau abgeschlossenen russisch⸗türkischen Ver⸗ trag in keiner Weise erschütkern könne, denn die Türkei könne niemals und mit niemand ein Abkommen schließen, das der freundschaftlichen und herzlichen Politik schadete, die in den Verträgen von Moskau und Kars vom russischen und vom; türkischen Volke gutgeheißen sei.
Amerika.
Der Ausschuß der Washingtoner Konferenz für die Fragen des Fernen Ostens und des Stillen Dzeans trat gestern vormittag zusammen. Der japanische Vertreter gab nach dem von, Wolffs Telegraphenbüro“ ver⸗ breiteten amtlichen Bericht folgende Erklärung ab:
Ich möchte junächst kategorisch erklären, daß Japan niemals aggressipe Ziele verfolgt hat und daß es nicht den Wunsch hegt, in unzulaffiger Weise in die Souveränitäterechte Ghinas durch Ent⸗ sendung oder Beibehaltung japanischer Garnisonen in China einzu⸗ greifen. Die Eisenbabnwachen befinden sich gegenwärtig längs der Eisenbabnlinien der Südmandschurei und Schantungs. Jaxan wie zer⸗ holt von neuem feine Versicherungen, daß es beabsichtigt, seine Eisen⸗ bahnwachen aus Sckantung zurückiusiehen, jobald China ihm mitgeteilt bat. daß die chinesijche Polizei entsprechend organisiert und bereit ist, den Schutz der Eisenbabnen zu übernehmen. Was die Truppen betrifft, die entlang der mandschurischen Eisenbahn steben, jo ift diese Maßnabme unvermeidlich durch den gegenwärtigen Stand der Dinge in der Mandschurei, besonders wegen der Einfälle von Banden. Andererseits ist die Anwesenheit japanischer Wachen ent⸗ lang der mandschurichen Babn durch den Petinger Vertrag von 19060 anerkannt. Als die Revolution in China ausbrach, herrschte
in dem Gebiet von Eupehe Unruhe. Japan hat ebenso wie mehrere andere Mächte Truppen nach Hankau zum Schutz des Lebentz und Eigentums der Ausländer entsandt. Da die Unruhen fortdauerten, wurde die Zurückziehung der japanischen Truppen aus Hankau natürlich verzögert. * hat aber niemals beabsichtigt, seine Truppen dauernd in Hankau zu lassen und wird sie bei der ersten Gelegenheit, vollständig zurücktjehen. Indessen muß Japan die Sicherheit haben, daß China zugleich wirksame Maß⸗ nahmen zum Schutz der Autländer ergreift und die Verantwortung für die angerichteten Schäden übernehmen wird. Die Anwesenheit der ausländischen Garnisonen in Nordchina ist von der chinesischen Regierung in dem Protokoll, betreffend den Boxeraufstand von 1900, anerkannt. Wenn die anderen interessierten Maͤchte sich nicht wider⸗ setzen, ist Japan bereit, in Uebereinstimmung mit China seine Garni⸗ sonen zurückzuziehen, sobald die Verhälinisse es erlauben.
— Wie die „Associated Preß“ meldet, ist der japanische Vorschlag, Japans Flottenstärke auf 70 vH an Stelle von 60 vH festzusetzen, den Vereinigten Staaten und Eng⸗ land formell unterbreitet worden. Die amerikanischen und die britischen Flottensachverständigen haben sich jedoch gemeinsam auf den Hughesschen Plan festgelegt und erklären, daß der japanische Vorschlag ganz un annehmbar sei.
Einer Exchangemeldung zufolge haben die französischen Delegierten einen Plan ausgearbeitet, der den Einschluß e,. in das Flottenverhältnisprogramm des Staatssekretärs Hughes vermeidet. Die Franzosen seien der Ansicht, daß eine Beschränkung der zukünftigen Flotte Frank— reichs seine Souveränität verletzen würde, da die französische Flotte eh unter dem für die Seemächte vorgeschlagenen Maßstabe stehe.
— Nach einer Havasmeldung wird amtlich mitgeteilt, daß das Bundesreserveamt einen offl ziellen Vertreter auf die internationale Bankierkonferenz e werde, die, wie versichert wird, von der Reparationskommission einberufen werden soll, um die Wechselkurses zu erörtern.
Statiftik und Volkswirtschaft.
Die deutschen Sparkassen im Monat Oktober 1921
In früheren Jahren war der Oktober ein Mongt, der den Spar- kassen reichen Zugang an Einlagen brachte. Das hat sich, wie der Generaldirektor der Landesbank der e, Westfalen H. Reusch in der neuesten Monatsstatistik der deutschen Sparkassen in der Zeitschrift Sparkasse ausführt, gänzlich geändert, seitdem die Beam len ge ha ter der Reichs, Staats. und Kommunalbegmten auf Sparbücher eingezahlt werden. Die Einzahlung geschieht kurz vor Ablauf eines. Viertel jahrs, die Gehälter sind für das folgende Vierteljahr bestimmt. Man hoffte, 4 die Beamten über ihr Gehalt ganz allmählich verfügen würden. Es ist aber anders ge⸗ kommen. Ein . Teil der Beamten hebt das Gehalt gleich am Anfang des Pierteljahrs ganz oder zum größten Teil ab, teils weil er die vielen Gänge zur Sparkasse vermeiden will, teils aber auch deshalb, weil er bei der allgemeinen Not der Beamten nicht länger damit warten kann. Eg handelt sich dahei in jedem Vierteljahr um etwa zwei Milliarken Mark. Davon ist ein großer, vielleicht der größte Teil, im Oktober abgeboben worden. Das wiederholt sich im erssen Monat jeden Vierteljahrs. Deshalb haben sich die Verhältnisse so entwickelt, daß jedesmal der erste Monat eines Vierteljahrs, mit Ausnahme des Monats Januar, scheinbar einen starken Rückgang der Spareinlagen hringt.
Im Oktober dieses Jahres haben aber noch andere Verhaͤltnisse dazu mitgewirkt, den Zufluß zu den Sparkassen zu vermindern und die Rückflüsse zu verstärken. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Vorratseinkäufe, und zwar nicht nur die Finkäufe von Kartoffeln und Kohlen, sondern auch die panikartigen Hamstereinkäufe oft ganz unnötiger Dinge aus Furcht vor der drohenden großen Preis⸗ steigerung. Auch die derzeitig günstige Konjunktur in vielen Zweigen des Handels und der Industrie, die mit der sinkenden Valuta zusammenhing, ist von starkem Einfluß auf die Sparkassen gewesen. Handel und Industtie brauchen jetzt die Kapitalien selbst, die sie sonst zur Sparkasse zu bringen pflegten.
Alles hat dazu zusammengewirkt, daß im Oktober ein Rück. gang der Spareinlagen um 1800 Millionen Mark zu verzeichnen ist. Die Summe ist nur wenig größer als der Zu⸗ wachs, den die Sparkassen allein im Januar liche Jahres hatten. Im ganzen heträgt der Zuwachs seit Ta hresbeginn immer⸗ kin noch 25 Milliarden Mark. Im Dezember fließen den Sparkassen wieder die Beamtengehälter zu, wodurch der Ausjall des Oktober gedeckt werden wird, und zwar reichlich, da die inzwischen eingetretene Erhöhung der Beamtengehälter hierbei zur Geltung kommen wird. .
Die hier geschilderten Verhältnisse haben, wie Reusch berichtet, auch im November weiter gewirkt. Es scheint aber, als ob sich in der letzten Hälfte des Monate ein Umschwung vollzogen hätte. Zahl⸗ reiche Sparkassen melden wieder verstärkte .
Ein Vergleich der Zunahmen und Abnahmen des Einlagen bestandes bei der Gesamtheit der deutschen Sparkassen in den ersten zehn Monaten des Jahres mit der Entwicklung in der entsprechenden Zeit der beiden Vorjahre ergibt für die einzelnen Monate das folgende Bild. Es betrug die Zunahme (4) oder Abnahme (—
1921 1920 1919 . .
9 2 9 228 2 9 9 490 2 2 0 2 9 9 9 0 9
ttt
zusammen
Arbeitsstreitigkeiten.
Aus Bien wird dem W. T. B. berichtet; Die Arbeiter in den Fleridsdorfer Fabrikbetrieben legten gestern mittag die Arbeit nieder. Sie versammelten sich zu einem Zuge Lurch die Stadt, der sich zum Parlament bewegte f. a. ‚Mannigfaltiges ). Dort angelangt, entsandten sie eine
bordnung unter der Führung eines sozialdemokragtischen Abgeordneten . Bundeskanzler, dem sie im Beisein des Finanzministers eine Reihe von Forderungen zur Bekämpfung der Teuerung und ihrer uptursachen vorlegten. In den ersten Nach mittagsstunden schlossen sich der Kundgebung auch Arbeiterzüge aut den anderen Fabrikbezirken an. Wie das Abendblatt der „Arbeiterzeitung“ mitteilt, bat die Abordnung der Floridsdorfer Arbeiter der Regierung folgende Forde⸗ rungen überreicht: Perwirklichung des sozialdemokratischen k inshesondere Anforderung der ausländischen Valuten und taatliche Kontrolle des Devnenhandels, strenge Strafen für Zuwider⸗ banzlung, Anorderung alles Goldes, auch jenes der Kir und Klöster, neue Besitzfleuer, Zahlung einer vrogrersipen Vermögenssteuer, Verbot der Einfuhr aller Luxusartikel, Abbau des staatlichen Lebengmittelzuschusses. — Im Klublofal der Sozialdemokratischen Vꝛrtei versammelten sich gestern abend unter dem Vorsitz des Abg. Dr. Bauer rie Vertrauensmänner der Arbeiterschaft von Floridsderf un z aller Wigner Bezirke sowie der Arbeiterschaft des Lagerbauses der Stadt Wien. Der Sitzung wohnten auch der Bundeskanzler Schober und der
Frage der Stabilisierung des
Finanzminister Dr. Gürtler bel. Der Vertreter der Jorsded Arbeiterschaft verlangte von der Regierung 69 i, der bereits mitgeteilten Forderungen. * der NAussprache er⸗ griff, der Bundeskanzler Schober daz Wort und erklärte, daß die Regierung mit allem Ernste den sozialdemokratischen Finanz= plan erwogen habe, und kündigte u. a. an, daß gegenüber den Preis⸗ treibereien und dem Wucher radikale Abhilfe geschaft werden würde. Der Bunde qzninister Dr. Gürtler wies auf eine Reihe von ihm getroffener Maßnahmen hin, die sich zum Teil mit den im sozialdemokratischen Finanzplan aufgestellten Forderungen decken. Er erörterte sodann im einzelnen die von der Arheiterschaft gestellten Forderungen, namentlich betreffend die Anforderung der Devisen und Valuten, und erklärte, er werde für eine strenge staatliche Kontrolle des Devisen⸗ und Valutenverkehrs sorgen und alles tun, was geeignet sei, den Ausschreitungen der Spekulation ran zutreten. Bezüglich der Erhöhung der Besitzsteuer wies der Minsster auf die bereits durchgeführten Maßnahmen hin, durch die der Besitz in erhöhtem Maße getroffen werde. Er teilte mit, daß eine No⸗ velle zur Vermögensabgabe in Vorbereitung sei, wodurch eine entsprechende Besteuerung der großen Vermögen erfolgen werde, Bezüglich des Abbaues der Lebensmittel ,,. machte der Minister auf das zwischen den In⸗ ustriellen und der Arbeiterschaft getroffene Abkommen auf⸗ merksam. Gleichzeitig werde eine obligatorische Kinder« versicherung ins Leben treten. Der Minister versicherte schließlich, er werde überall zugreifen und mit größter Energie und tunlichster Beschleunigung alles tun, um den finanziellen Wieder⸗ aufbau des Staatz zu ermöglichen. Der Vorsitzende Dr. Bauer nahm die vom Finanzminister gemachten bestimmten Zusagen zur Kenntnis. Er richtete an die Reglerung das dringende Ersuchen, die notwendigen Gesetze mit der gebotenen Raschheit dem Nationalrat vorzulegen. Die Arbeiterschaff wolle energische und entschlossene Maßnahmen sehen und vor allem auch solche, durch die auch die besitzenden Kreise getroffen werden.
Kunst und Wissenschaft.
Die Berliner Akademie der Kün ste stellte aus ihren Beständen und mit Hilfe der Nationalgalerie sowie verschiedener Privatsammler in einigen kleinen intimeren Räumen eine aus- en Sammlung von Zeichnungen, Skizzen und Gemälden
arl Blechens zusammen. Wir finden Arbeiten aus all seinen Schaffensperioden, seiner frühen Zeit, in der er unter Dahl in Dresden im engen Anschluß an die Romantiker reizvolle Landschaften schuf, sowie aus seinen späteren Jahren, in denen seine Kunst in Italien gelegentlich in monumentalen Schöpfungen augreifte. Es ist erstaunlich, wie nahe er schon dem impressionistischen Sehen in seinen Farbenwirkungen kam, wie wir in ihm den Vorläufer anderseits von Menzel sehen können.
Paul Cszanne, der in dem Kunstsalon von Paul Cassirer mit einer ausgezeichneten Uebersicht über sein RKunst⸗ schaffen vertreten ist, bildet den Ausklang der imvpressionistischen
eriode. In ihm verkörpern sich schon die Fdẽcle einer neuen Zeit.
ährend wir in den noch etwas dunkleren Farben seiner frühen Werke deutlich den Einfluß der impressionistischen Schule erkennen, entwickelt er sich bald zu der großzügigen Auffassung und dem hellen Kolorit seiner späteren Zeit, in der es schwer ist, eine Entwicklungs⸗ linie zu unterscheiden. Nicht weit ift von ihm der — 59 zu den modernsten französischen Malern, wie . B. Matisse, von dem der Kunstsalon Flechtheim eine Ausstellung bietet.
Merkwürdig schwach an starken Begabungen ist die Jury⸗ freie Kunstschau in den Ausstellungshallen am Lehrter Bahn⸗ hof. Unter den jüngeren Künstlern sehen wir freilich eine kleinere
ahl, die sich sest zu einer Gruppe unter Führung des stärksten Talents, Schmidt⸗Rottluff, zusammenschließen und unter denen besonders die Arbeiten von Kaus, Radziwill, Czobel, Huth und des Schwichtenberg hervorragen. Was die weitere Ausstellung bietet, lohnt freilich nicht einer Anteilnahme. An- nehmer wenig stenß durch ein gleichmäßiges Mittelmaß ist die Berliner Sezession. Hier ragt Lovis Corinth, wenn er auch mit keinen ganz starken Schöpfungen vertreten ist, doch noch immer über den allgemeinen Rahmen hingus.
Wir haben diesen Plastik in Kunstsalon Goldschmidt⸗Wallerste in. Hier ist eine ausgezeichnete Uebersicht über die Art des Kunstschaffens in Deutschland von der Barockzeit an gegeben bis zum Uebergang in die Zeit des Klassizismus. W. F. V.
Theater und Musik.
1 Im Opernhause wird morgen, Sonnabend, Hans Pitzners „‚Chrsst⸗Elflein', mit den Damen Marhert⸗Wagner, Dietrich⸗Gutty, Guszalewic; und den Herren Stock, Zador, Noe, Düttbernd, Hieber, Bachmann und Kopsch hesetzt, gegeben. Musikalischer Leiter ist Dr. Fritz Stiedry. Anschließend wird die Märchenvantomime „Der Zaubergeiger' mit den Damen Grube. Berghoff, Bowitz, Gageife, Schröder, Sydow, Mesina und den Herren Kröller, Eckert, Molfew, von Leon, Haffner in den Hauptrollen aufgeführt, Mufikalischer Leiter ist Dr. Frieder P. Weißmann. Anfang 74 Uhr.
Im Schauslpielhause werden morgen. Nachmittags 2 Uhr, als Jugendvorstellung Die Räuber“ aufgeführt. Abends wird Othello“, mit Fritz Kortner in der Titelrolle, Albert Steinrück ö n und Johanna Hofer als Desdemona wiederholt. Anfang
1.
Eugenie Eduard owa vom ehemaligen Kaiserlich russischen Ballett beranstaltet im Theater des Westens am nächsten Sonntag, Vormittags 11 Uhr, eine Tanzworstellung. Das Pro. gramm verspricht ‚Chopiniana“, Ballett in einem Akt nach Musik von Chopin, neueinstudiert von Eugenie Eduardowa, ferner eine Spanische Volkeszene! sowie ein großes Divertissement, das zwölf Nummern umfaßt. Wie die ersten öffentlichen Auffübrungen im Tezember vorigen Jahres, soll die bevorstehende dem großen Publi⸗ kum das Ergebnis des bald eineinbalbjährigen Wirkens der von Eugenie Eduatdowa hier gegründeten russischen Ballettschule ver⸗ anschaulichen. .
Am Sonntag, Nachmittags 4 Uhr, findet im Beethoven⸗ saal eine Mojart⸗Feier statt bei der Dr. Sugo Leichten tritt, Agnes Rosgony, Rose Walter, ErnsBalogh mitwirken werden.
ö Schloßparktheater (Großes Haug) findet am Dienstag, den 5. Dezember, der vierte der vom Schloßparftheater und der Kunstgemeinde gemeinsam veranstalteten Solistenabende im Dauerbezuge statt. Die Kammersängerin Lola Artsést de Padilla ist für einen Lieder⸗ und Arienabend gewonnen worden und wird n. a. Arien von Mozart, Rossini und Gounod sowie Lieder von Schubert u. a. singen. Am Flügel: Wilhelm Scholz. Einzelkarten sind noch in beschränkter Anzahl zum Preise von 20, 15, 12 und 10 4 im Geschäftszimmer 4 des Schloßparktheaters zu haben.
Mannigfaltiges.
WBissenschaftliche Musenm z fũbrungen durch Direktorialbeamte finden am Sonntag, den 4 Dezember, Vormittags st Uhr, im Kaiser⸗ Friedrich- Muse um (Dolländische Ge⸗ mälde), im Alten Museum (antike Kleinkunst) und im Neuen Museum (Aegyytische Abteilung) statt. Zulaßkarten (1 ) sind vor Beginn am Eingang der Museen erhältlich.
Im Wissenschaftlichen Theater der Urania“ wird am Sonntag, Montag, Donneretag und Sonnabend nächster Woche der Film Das Wunder des Schneeschuhs. und am Dienstag der Film „Im Kampf mit dem Berge! vorgeführt. Am Freitag wird der Legationsrat Professor Dr. Sievers seinen interessanten Herm über Indien? noch einmal wiederbolen. Am Mittwoch syricht in der Reihe der Gelehrtenvorträge Dr Georg Wegener unter Vorsührung zahlreicher Lichtbilder nach eigenen Aufnahmen über das Thema Im 24 von China. — Im Härsaal finden nachfolgende Vortrage : Montag (64 Uhr) Professor Dr. Kirch.
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onat auch eine interessante Ausstellung alter
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