1922 / 13 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 16 Jan 1922 18:00:01 GMT) scan diff

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worden sind.

4 und StA. Thom, ständiger Hilfsarbeiter in Essen St AMRNat daselbst. . Pl dr cen, des GerAssess. Dr. Schorn zum St ARat in Limburg ist zurückgenommen. . Aronsohn in Berlin⸗

Dem Notar, Justizrat Geor Wilmersdorf ist der 1. in demjenigen Telle der Stadt G. Charlottenburg

Berlin angewiesen, der zum Bezirke des

ehõrt. . 39

geh Zu Notaren sind ernannt: die RA. Max Becker und Dr. Kurt Harfrodt in demjenigen Teile der Stadt Berlin, der zum Bezirke des AG. Berlin⸗Mitte gehört, Friedrich Schüller in Gleiwitz. .

Ministerium für Wissenschaft, Kun . und Volksbildung. s

Der Mittelschulrektor Hylla aus Altdamm, Regierungs⸗ bezirk Stettin, ist zum Kreisschulrat in Eberswalde ernannt worden. .

Der Oberbibliothekar Dr. Le cke von der preußischen Staatsbibliothek ist in gleicher Eigenschaft an die Universitäts—⸗ bibliothek in Göttingen und

der Bibliothekar Dr. Pre deck an der Universitätzz⸗ bibliothek in Göttingen in gleicher Eigenschaft an die preußische Staatsbibliothek versetzt worden. H

Namens des Preußischen Staatsministeriums ist die Wahl des Studienrats Dr. Zurkalowski zum Studiendirektor an der Jahn⸗Realschule (Nr. 4) in Berlin bestätigt worden.

Bekanntmachung.

Auf Grund einer Weisung des Herrn Regierungspräsidenten in Köslin hebe ich die durch meine Anordnung vom 11. November v. S gegen die Inhaberin derF irma A. Mannheim, . Ida Kronheim, geb. Mannheim, verw. Hirsch⸗

erg, in Schivelbein ausgesprochene Handelsunter⸗ sagung hiermit auf.

Schivelbein, den 3. Januar 1922.

Der Landrat. Schuelke.

Nichtamtliches.

Dentsches Reich.

Der schweizerische Gesandte Dr. von Planta ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Leitung der Gesandtschaft wieder übernommen.

Die in England auf Grund des German Reparation (Recovery) Act einbehaltenen Beträge sind bisher gemäß Artikel X Abs. 3 des im Londoner Ultimatum angenommenen . den Exporteuren in deutscher Währung nur oweit erstattet worden, als es sich um Reparationsgut⸗ scheine gehandelt hat, die nach der Annahme des Ultimatums, das heißt nach dem 12. Mai 1921 ausgestellt waren. Die Verhandlungen mit der Reparationskonimission und der englischen Regierung haben dem „Wolffschen Telegraphenbüro“ zufolge inzwischen zu einer Eini⸗ ng über die Anrechnung i. Reparglionskonto für ie Repargtionsbeträge geführt, für die Gutscheine in der Zeit vom 1. Mai 1921 einschließlich bis 13. Mai 1921 ausgestellt Die Friedensvertragabrechnungsstelle G. m. b. H., Berlin NW. 7 (Am Weidendamm 1a), ist daher jetzt angewiesen worden, auch die Peparationsgutscheine einzu⸗ 3m. die in der Zeit vom 1. Mai 1921 einschließlich bis 13. Mai 1921 ausgestellt worden sind. Die Exporteure, die solche Reparationsgutscheine noch in Händen haben, werden gebeten, diese Gutscheine in der gleichen Weise, wie dies für die nach dem 12. Mai 1921 ausgestellten Gutscheine veröffent⸗ licht worden ist, bei der Friedensvertragabrechnungsstelle durch die Post, am besten eingeschrieben, zur Einlösung vorzulegen.

gu chen der deutschen und der xrussischen Regierung ist am 6. Mai 1921 ein Ergänzungsabkommen zu dem Ab⸗ kommen vom 19. April 1920 über bie Heimschaffung der beiderseitigen Kriegsgefangenen und Zivilinternierten geschlossen worden. In Ausführung dieses Ergänzungsabkommens ist, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ mitteilt, eine deutsch⸗ russische Kommission mit dem Sitz in Moskau er⸗ richtet worden, der es obliegt, die Rechtsansprüche der ehemaligen Kriegsgefangenen und Zivilinternierten hinsichtlich des Eigentums sicherzustellen und die Regelung dieser Ansprüche herbeizuführen. Als Zivilinternierte im Sinne des Abkommens gelten diejenigen reichsangehörigen Personen, die bei Ausbruch des Krieges in dem jetzigen Gebiet Ruß— lands ansässig gewesen sind oder sich dauernd oder vorüber⸗ gehend bis zum Abschluß des Friedens von Brest⸗-Litowsk aufgehalten haben. Unter Eigentum t das persönliche, dem eigenen Bedarf dienende, Kleidungsstücke, umfassende Privateigentum, dagegen nicht gewerbliches Eigentum zu verstehen. Das von der russischen Kommission als deutsches Eigentum anerkannte Gut wird der deutschen Geschäftsstelle in Moskau übergeben und in Sammeltransporten nach Deutschland gebracht werden. Im Innteresse derjenigen Deutschen, die Hausrat und persönliche, dem eigenen Bedarf dienende Gebrauchsgegen— stände in Rußland zurückgelassen haben, liegt es daher, möglichst bald Anträge auf Freigabe zu stellen. Anträge auf Freigabe gewerblichen Eigentums sind aussichtslos. Antragsformulare sind vom Bund der Auslandsdeutschen, Berlin G. 2 (Klosterstraße 75), und seinen Ortsgruppen sowie vom Verband der im Ausland geschädigten Inlandsdeutschen, Berlin W. 35 (Potsdamer Straße 28), und seinen Zweigstellen beziehen. Die ausgefüllten Antrags formulare sind über die teressen vertretungen an den Reichs kommissar für Auslands⸗ schäden, Abteilung L565, Berlin⸗Zehlendorf (Wannseebahn), zu ten. Die Kosten für den Rücktransport etwa ermittelten und freigegebenen Eigentums bis Deutschland werden zunächst aus Reichsmitteln verauslagt. Die Entscheidung darüber, ob ein Anspruch auf. Ersatz der Beförderungskosten nach dem Auslandaschädengesetz anzuerkennen ist, erfolgt von der zu⸗ ständigen Spruchtammer bes JReichsentfchädigungsamig.

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Bei der lezten e nn des Bro tpreises bestand bei der Regierung die Absicht, den Preis möglichst bis zum Ablauf des Wirtschaftsjghres heizubehalten. Die Durchführung dieser Absicht erweist sich, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ mitteilt, als unmöglich, und zwar in der Hauptsache aus zwei Gründen:

insbesondere Hausrat und

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erstens infolge des ständigen Drucks der Entente auf Abbau der Reichszuschüsse und zweitens r der seit der letzten Festsetzung eingetretenen außerordentlichen Ver⸗ , er Valuta. . Die letzte Festsetzung der Preise für Getreide und Mehl die Reichsgetreidestelle ist bei Beginn des neuen Wiritschaftsjahres Mitte 23 1921 vorgenommen worden. Auf der Grundlage der bamals festgesetzten Preise stellt sich das 1909 Gramm⸗Brot im Durchschnitt auf etwa 7 Mark; in vielen Orten niedriger, in anderen, z. B. Berlin, etwas darüber. Die Versorgung der Bevölkerung mit rationiertem Brot erfordert rund 419 Millionen Tonnen, wovon 2 Millionen Tonnen durch die Umlage, der Rest durch eingeführtes Getreide gedeckt werden 3 Die Kosten des Auslandsgetreides liegen um ein Mehrfaches über dem Verkaufspreis der Reichsgetreidestelle. Der Abgabepreis entspricht einem Getreideeinkaufspreis, welcher nur wenig über dem für das Umlagegetreide gezahlten Preis liegt. Dieser Abgabepreis konnte nur gehalten werden unter er—⸗ heblicher Zubuße von Reichsmitteln. Zu diesem. Zwecke sind für die Zeit bis zum 31. März 1932 im Reichshaus⸗ haltsplan 3,27 Milliarden Mark bewilligt worden. Infolge der starken Perschlechterung der Valuta haben sich aber die Kosten für die Auslandskäufe sehr viel höher als veranschlagt gestellt. Einem Beschluß des Reichstags folgend, ist in jüngster Zeit von der Reichsgetreidestelle auch freies Inlandggetreide aufgekauft worden. Diese Aufkäufe können aber schon mit Rücksicht auf die von ihnen zu besorgenden Preiserhöhungen nur mit Vorsicht erfolgen und nur beschränkte Mengen in die öffentliche Hand bringen. In der Hauptsache ist die Be⸗ schaffung des Restbedarfs aus dem Auslande nicht zu vermeiden.

Die Gesamtausgabe für das Auslandsgetreide wird sich voraussichtlich so stellen, daß bei Beibehaltung der bisherigen Abgabepreise von dem Reich an Verbilligungszuschüssen etwa 164 Milliarden Mark für das ganze am 15. August 1922 abgelaufene Wirtschaftsjahr aufzuwenden sein würden, so daß außer den bereits bewilligten 3,27 Milliarden Mark noch weitere 13,15 Milliarden Mark erforderlich würden. Bei Berechnung dieser Summen ist das bereits gekaufte Aus⸗ landsgetreide mit dem tatsächlichen Kaufpreis, der noch zu beschaffende Rest auf der Grundlage der voraussicht— lichen Weltmarktpreise und des derzeitigen durchschnittlichen Dollarkurses eingesetzt worden. Bei einem Kursstand des Dollar von 100 Mark würde die Zubuße des Reichs für die Brotverteuerung immer noch über 12 Milliarden Mark bis zum 15. August 1922 betragen. Bei einem Kursstande des Dollars von 250 Mark 202 Milliarden Mark. Abgesehen von der Finanzlage des Reichs, welche die Aufbringung der— artiger Mittel als ausgeschlossen erscheinen läßt, zwingt der dauernde Druck der Entente zum Abbau dieser uf ki als Voraussetzung für Erleichterungen unserer Verpflichtungen.

Aus diesen Gründen hat sich die Reichsregierung ge⸗ nötigt gesehen, dem Gedanken einer Erhöhung der Mehl⸗ und Brotpreise näher zu treten. Das Reichskabinett hat beschlossen, die Abgabepreise der Reichsgetreidestelle für Mehl und Getreide mit Wirkung vom 16. Februar 1722 ab zu er⸗ höhen. Diese Erhöhung wird eine Steigerung des Brotpreises zur Folge haben, die nach den angestellten Durchschnittsberech⸗ nungen auf etwa drei Viertel des jetzigen 1 zu veranschlagen ist, wobei sich je nach den örtlichen Verhältnissen in den einzelnen Kommunalverbänden Abweichungen nach oben oder unten ergeben können. Bei der Durchschnittsberechnung ist die voraussehbare Erhöhung der Unkosten nach Möglichkeit bereits berücksichtigt. . .

Auch bei dieser Erhöhung der Mehl⸗ und Brotpreise wird das Reich bei einer Zugrundelegung des derzeitigen durch⸗ schnittlichen Dollarkurses für die Abdeckung der Auslands⸗ einkäufe immer noch 10,6 Milliarden Mark und selbst bei einem

Dollarkurse von 100 ½ noch 6,25 Milliarden Mark aufzu⸗

wenden haben, also selbst im letzteren Falle noch etwa das Doppelte von der bisher bewilligten Summe Die Erhöhung der Mehl⸗ und Brotpreise bedeutet zweifellos eine schwere und sehr bedauerliche Belastung der Lebenshaltung der Bevölkerung. Angesichts der Gestaltung der politischen und finanziellen Ver— hältnisse ist sie aber nicht zu vermeiden.

Oesterreich.

Die Reichsparteileitung der Großdeutschen Volks⸗ partei hat in der gestrigen Sitzung eine Entschließung ange⸗ nommen, die dem „Wolffschen Telegraphenbüro“ zufolge besagt, daß das in Lana abgeschlossene Abkommen schon in der Form eine freiwillige feierliche Anerkennung des Vertrags von Saint Germain bedeute und daher Oesterreich die Möglichkeit nehme, die Revision des Vertrag zu betreiben. Die Partei beauftragt daher den Abgeordnetenverband, der Regierung die weitere Unterstützung zu versagen, und nimmt gleich⸗ zeitig den Rücktritt ihres Parteiministers Waber zur Kenntnis.

Ungarn. .Die unter Führung Stefan Friedrichs stehende Partei hat in ihrer vorgesirigen Konferenz den Namen „Christlich⸗ nationale Landwirte⸗ und Bauernpartei“ angenommen.

Großbritannien und Irland.

Der Premierminister Lloyd George ist gestern wieder in London eingetroffen.

Das südirische Parlament hat vorgestern den Vertrag mit England einstimmig genehmigt. Die Anhänger de Valeras hielten sich der Sitzung fern. Die einst⸗ weilige Regierung unter Leitung von Collins wurde mit der Ausführung des Vertrags beauftragt. Griffith bleibt an— scheinend Präsident des Dail Eireann, das gleichzeitig mit der einstweiligen Regierung bis zu den allgemeinen Wahlen in Tätigkeit bleiben wird.

Frankreich.

Der Präfident Millerand hat vorgestern den Vor⸗ er der Reparationskommission Du bois empfangen, der, em „Temps“ zufolge, nach seiner Besprechung mit dem Prä—⸗ sidenten die Erklärung abgab, er habe den Präsidenten der Republik über die Dinge in Kenntnis gesetzt, die in Cannes in der Reparationsf rage sich abgespielt hätten. Diese Frage sei ,. vom Obersten Rat und von der Reparati ons komm sion behandelt worden und die Kommission habe von Dr. Rathenau die Erklärungen erhalten, die ich auf gewisse Schriftstücke stützten. Diese Schriftstücke würden zurzeit übersetzt, Ihre zahlenmäßigen Angaben müßten sorgfältig kontrolliert werden. Wenn diese Arbeit beendet sei, werde die Reparationskommission in voller Kenntnis der Sache

urteilen und angemessene Entscheidungen treffen können. Wenn

edoch die Alliierten und Assozüierten als Gläubiger Deut , selbst mit et en. verhandeln wollten, könne die Reparationskommission sich dem nur beugen. In diesem Falle werde der Oberste Rat über das deutsche Ersuchen um ein Moratorium für das Jahr 1922 selbst befinden, denn die Kom— mifsion habe in Cannes nur einen vorläufigen Zahlungsaufschub . Wenn die Frage bel der Reparationskommission seibe, werbe diese nach sorgfältiger Prüfung aller Einzelheiten des Problems nnd aller ihr zur Verfügung stehenden Auskünfte entscheiden. .

Das neue Ministeri um ist nunmehr Id ig gebildet.

Laut Meldung der „Agence Havag. setzt es sich wie folgt usammen: Ministerpräsident und Minister des Auswärtigen . Poincars, Vizepräsident, Justizminister und Minister für Elsaß- Lothringen; Barthou, Maundoury, Finanzen: de Lasteyrie, Krieg und ensionen: Maginot, Unterricht: Lson Bérard, Kolonien: Saraut, Arbeit: Albert Peyronnet, Ge— sundheitswesen: Paul Strauß, Verkehr: le Troecquer, Marine: Ra iberti, Landwirtschaft; Chsron, Befreite ge⸗ biete: Reibel, Handel; Dis r. Die Unterstaatssekretariate sind 1 verteilt: Colrat Präsidium des Staatsrats, Rio Hanbelsflotte, Paul Laffont Post und Telegraphen, Laurent Eynac Luftschiffahrt, Gaston Vidal Technisches Unterrichtswesen. Das neue Ministerium besteht aus zwei Mitgliedern der republikanischen Union des Senats, zwei Radi⸗ kalen, vier Mitgliedern der republikanischen Linken, drei Mit⸗ gliedern der republikanisch-demokratischen Entente (Argo), einem Mitglied der Linksrepublikaner und einem Mitglied der republikanischen und sozialistischen Aktion. ö Wie die „Agence Havas“ mitteilt, hatte der hritische Premierminister Sioyd George auf seiner Rückreise von Cannes nach London vorgestern in Paris Unterredungen mit dem Ministerpräsidenten Poincars und den belgischen Ministern Theunis und Jaspar.

Die von der Ko mmission in Sachen der Kriegs—⸗ beschuldigten gefaßten Entschließung en, die dem Obersten Rat unterbreitet werben, lauten dem „Wolffschen Telegraphen⸗ büro“ zufolge: . . . .

1. Das Reichsgericht in Leipzig hat bis jetzt sein Urteil in neun ihm vorgelegten Fällen über die Kriegsverbrecher gesprochen, dapon drei auf Veranlassung der französischen Regierung, eins auf Ver— anlassung der belgischen Regierung, vier auf Veranlassung der britischen Regierung und eins, das auf Initiatipe der deutschen Be— hörden zurückzuführen ist. Die italienische Regierung hat vor einigen Monaten dem Reichsgericht ihre Akten über ver— schiedene andere Fälle übermittelt. Es kam bisher ke. ner dieser Fälle zur Verhandlung. Was das Verfahren vor dem Reichsgericht in Leipzig anbetrifft, so geht, die übereinstimmende

Inneres:

Ausnahmen insofern keinerlei Genugtuung gegeben habe, als es nicht genügende Bemühungen zur Aufdeckung der Wahrheit unternemmen habe. Was die Urteile des Reichsgexichts selbst angeht, so geht. die einstimmige Ansicht der Kommission dahin, daß in sast allen Fällen das Reichsgericht keine Genugtuung gab insosern, als einzelne An— geklagte freigesprochen wurden, während sie hätten verurteilt werden müssen, und daß selbst in den Fällen, in denen die Angeklagten für schuldig befunden wurden, die ausgesptochene Strafe nicht ge⸗ nügend war. . 2. ö

2. Die einstimmige Ansicht der Kommission geht dahin, daß man zu keinem zweckmäßigen Resultat gelangen kann, wenn weitere Falle dem Reichsgericht in Leipzig unterbreitet werden. Infolgedessen itt die Kommission einstimmig der Ansicht, daß von nun an der Tert des Artikels 228 des Vertrages von Vexsailles in Uebereinstimmum mit der alliierten Note vom 7. Mai 1920, letzter Absatz, in Kunst gesetzt und daß die deutsche Regierung aufgefordert werden muß h Angeklagten den alliierten Mächten zu ihrer Aburteilung auszu l lchn

Bei einem Festmahl, das die neugegründete Liga du Republik, eine linksstehende bürgerliche Organisation, vo gestern abend veranstaltete, . deren Führer Painlevs ein politische Rede, in der er sagte: .

Alle Welt sei einig, daß Frankreich die Lasten der Reparationen nicht tragen könne und dürfe. Aber wie könne man pra ktzisch Reparationen erlangen? Wenn eine Regierung vor Reanlm— sierungsschwierigkeiten stehe, sei es nur zu bequem, xednerische Un versöhnlichkeit zu entfalten, ohne klar die Politik zu bestimmen, die man verlange, oder ohne den Mut zu haben, die Verantwortung für ihre Ausführung zu übernehmen. Zwei Arten von Politik seien logisch möglich. Die eine bestebe darin, den Alliierten zu sagen: Wir haben das Recht, wir haben die Macht; wenn wir eure Zustimmung nicht erlangen, sind wir gezwungen, das, wag man uns schuldet, selbst zu nehmen. Wolle der nationale Block diese Politik betreiben? Wenn ja, dann möge er die Regierung allein übernehmen und die Maßnahmen zur Kenntnis bringen, dur die er Frankreich Reparationen und Sicherheit gewährleisten wolle. Aber unzulässig sei es, die Stimme einer Regierung zu geben, die eine andere Politik betreibe, und sie zu gleicher Zeit vor der öffentlichen Meinung als schwach zu bezeichnen und sie in der ent scheidenden Stunde zu verlassen. Die andere Politik bestehe darin, die Einigkeit mit den Alliierten aufrechtzuerhalten und den Frieden herzustellen. Damit Frankreich bezahlt werde, müsse Deuschland produzieren und seine Produktion Je ,, des Landes absetzen. Die Welt müsse den Frieden und die Stabilität und Deutschland seine normalg Währung wiederfinden. Das Wirtschaftsleben müsse wieder kraftvoll werden. Das sei aber unmöglich, solange Rußland außer= halb des Kreises der Westmächte bleibe. Damit Frankreich im Einverständnis mit England die Reparationen erlange, auf die es ein Anrecht habe, müßte Europa befriedet und Rußland wieder emporgehoben werden.

Nußland.

Nach einer Meldung des „Srenska Dagbladet“ geht der karelische Rückzug an der Südfront immer weiler nach Norden. Die bolschewistische Armee setzt ihren Vorstoß mit unverminderter Kraft fort und hat nach heftigen Kämpfen das Dorf Lentiera erobert. Die Karelier haben ihre Stellungen eine Meile nördlich von Porajärvi aufgegeben.

Polen. Der Ministerrat hat den Gesetzentwurf über die Ueber— nahme aller privaten und Fideikommißgüter 16 , , durch den polnischen Staat angenommen. Der inister des Aeußern Skirmunt stimmte gegen dieses Gesetz.

Am 31. Dezember betrug die pol nische Staats⸗ schuld bei der polnischen Landeskasse Ti Milliarden Mark, der Banknotenumlauf 2X20 Milliarden 538 Millionen Mark.

Wie die „Polnische Telegraphen⸗Agentur“ meldet, wird der Wilnaer . der 3. 9 . seiner ersten Sitzung zusammentritt, nach den bisherigen Wahlergebnissen, 50 Abgeordnete der Rechten, 32 des Zentrums und 34 Ab⸗ geordnete der Linken um fassen. . .

Schweiz. Der Völkerbundsrat beschloß Prüfung der ostkarelischen Frage einzutreten, und regte an, daß diejenigen Staaten, die dem Völkerbund angehören

und mit Mozkan diplomatische Beziehungen unterhalten,

Ansicht der Kommission dahin, daß das Gericht mit ganz geringen

vorgestern in eine

gen über die Stellungnahme der Sowsekreglerung ein— lud Sodann besprach der Völkerbundsrat ki . ren, ge ittelten Klagen der Armenier über die gegenwärtige e in Ciliien. Nach dem Bericht des, Wolffschen Telegraphen⸗ pirog / verwies Han ot aux⸗Frankreich namentlich auf bie in dem rirag von Angora aufgenommenen Garantien und auf die niosische Sondermission, die gegenwärtig mit den türkischen Behörden zusammenarbeitet. Harmsworth England erklärte daß Hanotaur. Darlegungen die englische Oeffentlichkeit, die sebhasten Anteil an der Frage nehme, beruhigen dürften. Der Fal nahm einen non Hanotaur eingebrachten Antrag an, der französischen Behörden für ihre bisherigen Maßnahmen ntt, aber die alliierten und assoziierten Hauptmächte auffordert, ohne Zeitverlnst den Schutz der Minderheiten in der Türkei zu sicern, wobei, der Völkerbund mitwirken müsse. Hierauf vmde die ordentliche Tagung des Völkerbundsrates geschlossen Vorgestern fanden in Genf Besyrechungen zwischen dem Präsidenten der ßionistischen Weltorganisation, Professor Weiß⸗ ann, und verschiedenen Mitgliedern des Völkerbundrats sowie der Mandatsabteilung des Völkerbundssekretariats statt, die darauf hinzielten, daß künftig die Palästinafragen gesondert von den anderen Mandatsfragen behandelt werden möchten, um eine schnelle Sicherung der Verhältnisse in Palästina zu trmöglichen. Morgen tritt in Genf der Verwaltungsrat des Interngtionalen Arbeitsamts zusammen. Auf ver Tagesordnung der. Sitzung stehen u. a. ein Bericht Fes Direktors des Arbeits amts Albert Thomas und die Beratung sahlreicher von der letzten Internationalen Arbeits konferenʒ gefaßter Entschließungen, so über die etwaige Einberufung einer internationalen Konferenz für die Arbeitslosenkrise, die zrrichtung einer beratenden Komnmission für Landarheiterfragen, ferner Gutachten über die Arbeitsbedingungen Kriegsbeschädigter, Aufstellung der Tagesordnung für die nächste Internationale AUrbeitskonferenz usw.

Amerika.

Die chinesische und die ja panische Delegation haben sch nach einer Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ äarüber geeinigt, daß Tsingt au und das ganze Gebiet von sigutschou dem Handel aller Nationen unter gleichen Be— äingungen offen stehen soll. —⸗

Asien. In einem Telegramm des chinesischen Premierministers ang Shih-pi an die chinesische Gesandtschaft in Berlin ißt es dem „Wolffschen Telegraphenbüro“ zufolge u. a.:

Die Beziehungen Chinas zu den Mächten sind in ömlezten Jahren seit der Aenderung in der Regierungsform sehr undschaftlich gewesen. Das chinesische Volk hegt den Wunsch, daß moderne Zibilisation unter ihm Verbreitung finde und hofft gleich⸗ fi, daß, das Kapital außerhalb und innerhalb Chinas irkusieren fa, damit die reichen Quellen, die bisher unberührt waren, er⸗ Een werden können. Das ist eine Brücke für eine Annäherung nien dem Fernen Osten und dem Westen und trägt dazu bei, die mm'schaftlichen Beziehungen zu den Mächten zu heben. Die ih ferenz in Washington bedeutet in der Hauptsache die hikung des dauernden Friedens sowohl im Stillen Szean, wie ch im Fernen Osten. Es ist der ernsteste Wunsch und die Hoffnung ling, jene durchaus notwendigen Hoheitsrechte, die jedem biängigen Staat zugesprochen werden, und den Zustand inter— kitnaler Gleichheit und Unparteilichkeit zu genießen, die bestehenden zümtionalen Unsicherheiten zu entfernen und künftig Streitigkeiten 1 wimeiden. China hofft, daß alle Hauptfragen betreffs der ling Chinas in den drei östlichen Provinzen ihre lüähmng finden. Das neue Kabinett erklärt sich mit den Referaten san dlegierten in Washington vollkommen einverstanden. Es hofft un die noch ausstehenden, die innere Lage be⸗ sirsstwen Fragen mit den Mächten, welche einen“ dunklen

tat auf die freundschaftlichen Beziehungen geworfen haben, hut ie faire und gerechte Lösung beseitigt werden. China be— it sc in einer Uebergangeperiode und paßt sich schnell der neuen mem, Die Eigentümlichkeit des chinesischen Volkes, befestigt durch Ei gelhundertjährige Erfahrung, wird sich, wie in der Vergangenheit, i lig erweisen, alle Schwierigkeiten zu überwinden, und ein starkes unteteinigtes Ching wird nicht nur sich, sondern auch der Welt bon ten sein. Wenn die Energie der Regierung und des Volkes sich ih urch die Furcht vor fremden Angriffen berringerk, und wenn letzigen Beschränkungen ihrer Hoheitsrechte entfernt sind, so ist sich d neue Kabinett seiner bevorssehenden schweren Aufgabe vollfommen mwujt, aber die bestehenden Schwierigkeiten sind nicht unüberwindlich.

Parlamentarische Nachrichten.

Im Reichstagsausschuß für Beamtenangelegen⸗ heiten teilte, wie das „Nachrichtenbüro des Vereins deutscher eitun geber leger berichtet, Geheimrat Daniels das Ergebnis der om Reichsminisserium des Innern gepflogenen Verhandlungen fi en Veitretern der Spitzenorganifationen mit, in denen die el un gem der Laufbahn der Beamten bei

len Ressgrts besprochen wurde. Es sei bisher nur lber die Annahmebedingungen und Prüfungen, nicht über An ung und Beförderungen verhandelt. Betreffs der Annahme⸗ mungen für die Beamten, der Vesoldungsgruppen J bis VI habe i, den „Organisationen. Einverständnis geherrscht, für die der [ Il. dagegen nicht. Die Verhandlungen werden demnächst ö Fett. Nach ibrer Beendigung würden die Reichsressorts und e defregierungen sich schlüssig machen. Es entwickelte sich eine

aft. Autsprache über die vem Aussckuß zu klärenden Fragen. h Kernpuntt. der Streitfrage wurden Tie Annabme⸗ engungen,. für die mittlere Laufbahn (Gruppe Vin 9 . Festsetzung der Bedingungen für die planmäßige huelung. in den. Gruppen Vil, VII und 1X angesehen. mnächst wurden die Annahmebedingungen für die Gruppe 1 hraanssac'törtert. Zugrunde gelegt wurden die Aeußerungen der e smnilgtionen. Danach wird für den Vorbereitungs- und Probe⸗ ern kein abe die Vollsschulbildung hinausgehende Bildung . Für Fälle des Zwessels betreffs des Vorhandenseins fen ildung wird eine Annahmeprüfung in Aussicht genemmen; n Gi außer der allgemeinen Bildung besondere Kenntnisse, für nt intritt gefordert werden, so findet eine Annahmeprüfung hrnpd m allgemeinen wird angenommen, daß für die inn L bis ir bejondere Kenntnifse nicht., erforderlich sind, erg für die Gruppen V und VI das Umgekehrte der Fall, ist. 6 6 chu ß vflichtete nach längerer Debatte die sen Vorschlägen ; r dener e nfs ionen bei. Es wurde also die Bedingung gut⸗ n, daß für den Eintritt in den Vorbereitungs- und Prütungs⸗

er Gruppen 1 bis Vl der Nachweis einer über das Bildungẽ⸗ Volksschufe hinausgehenden allgemeinen Bildung nicht

ist. Für welche Laufbahn sich der einzelne melden

ihm selbst überlassen werden. Wenn“ die Ver⸗ . iner der Gruppen 17 bis VI besondere Kenntnisse rüfunged ahne die der Giniritt in den Vorbereitungs- und na 6 zwecklos ist, so kann hierfür der Nachweis in einer hrupyen . verlangt werden, Für den Eintritt in die aenschafte is II sollen in der Regel besondere Kenntnisse und hufses in nicht erforderlich sein. Nach einem Beschluß des Aus— en, ferner für Zivilanwärter mit abgeschlossener Volks

Sonntag angesagte Eisenbahnerausstand aufgeschoben

ber in den unteren Gruppen Befindlichen nicht zu erschweren oder unmöglich zu machen. Eine Beschlußfassung. Über die Bedingungen der Laufhahn der Beamtinnen der Gräppen 1 bis VI wurde Väteren Beratungen vorbehalten. Hierauf wurde die Fortsetzung der Beratung vertagt. . .

Der Arbeits ausschuß des vorläufigen Reichswirt⸗ schafts rats für das Arbeitszeitgesetz hält heute und morgen eine Sitzung ab. .

Parteinachrichten.

Der in Berlin zusammengetretene Zentrum sparte itag hat gestern nach längerer Erörterung einffimmig eine Entschließung an— genommen, in der es dem „Wolffschen Telegraphenbüro“ zufolge beißt; Der Reichsparteitag spricht der Parteileitung und der Fraktion des Reichstags sein vollstes Vertrauen aus. In Anbetracht der schwierigen außenpolitischen Lage erklart er sich rückhaltlos einver- standen mit der von der Regierung geführten Politik der Klugheit und Mäßigung, die, unbeirrt und zielsicher geführt, der wirtschaftlichen Hesundung der gesamten Welt und der Zusammenarbeit der Völker die Hege ebnen wird. Er empfindet es mit hoher Genugtuung, daß in den schwersten und entscheidendsten Augenblicken des polstischen Lebens die Führer der Zentrumspartei frei von verwirrenden Einffässen an ver— antwortungspollsten Posten ausgehalten haben, und daß die Partei selbst jederzeit bereit war. die Gesamtverantwortung für das Bater— land zu übernehmen. Der Reichs parteitag ist ferner davon überzeugt, daß unsere Finanzpolitit energisch weitergeführt werden muß, unter Berüchsichtigung der Grundsätze einer gerechten Lastenverteilung und der praktischen Durchführbarkeit. Der Reichsparteitag erblickt in der entschiedenen Abweifung einseitiger politischer Richtungen der Rechten und Linken, die unser Vaterland nicht zur Ruhe kommen lassen, das Gebot der Stunde, Nur eine wesfe Polittk der Mitte vermag die ung. der Versöhnung aller Kreise und der Einigung aller Deutschen zu erfüllen.

Statistik und Bolkswirtschaft.

Die Großhandelsinderxziffer des Statistischen Reichsamts

ist, unter dem Einfluß der Kohlen- und Eisenpreiserhöhungen bon 3älJ im Durchschnitt des Monats November auf 3487 im Burch— schnitt des Monats Dezember gestie gen. Die für die anderen Waren gegen Ende November eingetretene Preissenkung, die um Mitte Dezember einen gewissen Tiefpunkt erreichte, wurde mit dem Wiederansteigen der Devisenkurse gegen Monatsende durch eine erneute. Aufwärtsbewegung der Preise abgelöst, ohne daß aber im Monatsdurchschnitt das Niveau von November wieder erreichte. Es ging im Monatsdurchschnitt die Groß— handelsindexziffer für Getreide und Kartoffeln von 3197 auf 3127 zurück, die für Fette, Zucker, Fleisch und Fische von 3154 auf 3106, die für Kolonialwaren von 4923 auf 4653, die für land—⸗ wirtschaftliche Erzeugnisse und Lebensmittel zusammen von 3308 auf 3229, ferner die Großhandelsinderziffer für Häute und Leder von so?? auf 4054, die für Textilien von 6518 auf 6158, die für Metalle von 5i23 auf 4379, wogegen die für Kohle und Eisen von 2380 auf 3298 emporschnellte. Infolge dieser Erhöhung der Preise bon Kohle und Eisen stieg die Gesamtinderziffer der Industriestoffe von 3618 auf 3969, die der Inlandswaren von 2967 auf 3170, während die Indexziffer für die vorwiegend aus dem Auslande ein—⸗ geführte Waren gleichlaufend mit dem Dollarkurse, der im Monats— durchsch litt um 7 9 nachgegeben hatte, von 5662 auf 557] oder um 10 vH zurückging. (W. T. B.)

Die deutschen Sparkafssen im Monat November 1921.

Wie schon in der zweiten Hälfte des Oktober, verminderten sich auch im November bei einer Anzahl großer Sparkassen die starken Abflüsse von Sparguthaben, und die Zuflüsse vermehrten sich. Viel⸗ fach ließen, nachdem inzwischen die Valuta sich gebeffert hatte, die unvernünftigen Angstläufe von Vorräten und Bedarßfszartikeln aller Art nach; auch sollen diele Geschäfte große Geldbeträge abgeliefert haben, weil sie bei den hohen . keine Vorräte kaufen wollten. Trotzdem ergibt sich für die Gejamtheit der deutschen Sparkassen auch ür den Monat November noch ein beträchtlicker Ri ckgang der Spareinlagen, der nach der neuesten Monatestatiftik der dentschen Svarkassen, die der. Generaldirektor der Landesbank der Probinz Westfalen H. Reusch in der Sparkasse“ veröffentlicht, rund 1900 Millionen Mark beträgt, während der November des Voriahres 1920 einen Ueberschuß der Einzahlungen über die Rück— zahlungen in Höhe von 250 Millionen Mark gebracht hatte.

Seit Jahresbeginn verzeichneten die Monatsstatistiken der deutschen Sparkassen, deren Angaben, worguf besondeis gufmerksam gemacht sei, nur die Spar einlagen. nicht auch die Scheckeinlagen be— rücksichtigen, die folgenden Zunahmen (4) bezw. Abnahmen ) der Spareinlagen bei der Gesamtheit der Sparkassen: 1921 1920 im Millionen Mark Januar Hehrnar 400 März. 800 April 50 200

Mai. ö . 1400 1600

1919

*

1

J

1 I

.

2 400 1200

August . 250 400

September 4150 700 1800 250

Oktober November 1900 750

zusammen 950 w 5640 50506.

Der Rückgang der Spareinlagen zeigt sich auch bei den Berliner Sparkassen Groß Berlin bat jär November eine Abnahme von 92.4 Millionen Mark zu verzeichnen; auch die in Berlin befindlichen ,. der Kreise Teltow und Niederbarnim weisen Abnahmen von 10 bezw. 47 Millionen Mark auf. Im No- vember des Vorjabrs 1920 hatten sich bei allen diesen Sparkassen insgesamt die Einzablungen und die Rückzahlungen fast ausgeglichen. Auch die Zahl der Sparbücher zeigt für November einen erheblichen Rückdgang in Groß Berlin um j7 067 —, der allerdings zum größeren Teil darauf zurückzuführen ist, daß in Berlin⸗Schöneberg und Berlin⸗Lichtenberg die Jugend- und Heeressparkassen aufgelöst worden sind. Im Gegenfatz zum Sparverkehr hat der Scheck; und Kontokorrent verkehr der Großberliner Sparkassen im November gut abgeschlossen Die Zahl der Konten ist um 1038 auf 30 00 gestiegen, die Guthaben betrugen 25 Millionen Mark, der Umsatz belief sich auf 1640 Millionen Mark; die Guthaben nahmen um 4 Millionen Mark zu.

Arbeitsstreitigkeiten.

In ẽngolstadt wurde, wie W. T. B.“ berichtet, in einer von der Gewerkzichaft bayerischer Staatstechniker einberufenen, aus allen Kreisen der Eisenbahnbeamten und Arbeiter— sckalt sehr zahlreich besuchten Versammlung eine Entichließung gefaßt in der die Entstaatlichung der Gisenbahn abgelehnt wird. Im zweiten Teil der Entschließung wird eine stärkere Dezentralisation durch Bildung von Gruppendirektionen verlangt.

Aus Dublin erfährt W. T. B.“, daß der für die Ne ht zum

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worden ist. Kunst und Wissenschaft.

Wir werden von zuständiger Seite darauf aufmerksam gem ght daß unserem Berichterstatter in seinem Referat über den in der No⸗

Gruppen V und VI für die nichttech nischen Beamten⸗ gestellen nicht in Frage kommen, um den Aufstieg

haltenen Vortrag des Herrn Dr. Wiegers über altsteinzeit⸗ liche Fundstellen in Thüringen und Irrtum unterlaufen ist. Herr Dr. Wiegers hat nicht behauptet. daß „fast alle Stücke der Sammlung des Herrn Spengler gleichartig seien!. Er hat vielmehr diese Gleichartigkeit ausdrückfich auf die aus Kiesgruben stammenden Stücke beschränkt.

Theater und Musik.

Neues Volkstheater.

Das Neue Volkstheater unternahm den Versuch, seine Besucher mit dem Erstlingsdrama Bernard Shaw, mit der vor tinem Menschenalter entstandenen Komödie Heuchler“ bekanntzumachen. Der Tite! ist von dem Uebersetzer Trebitzich sehr frei wieder⸗ gegeben, denn das Stück heißt eigentlich The widoers houses“ (des Witweis Häuser). Die Häufer, die diefer Witwer, mit Namen Sartorius, besitzt, sind berfallene Spelunken schlimmster Art, in denen die Aermsten der Armen gegen einen erbarmunge los eingetriebenen wucherischen Mietszing ein Unter⸗ kommen finden, während der Cigentümer aus dem Erlös das Leben eines Gentleman führen und den Ehrgeiz haben kann, seine Tochter mit einem jungen Manne aus guter Familie zu verheiraten. Aber der junge Mann empört sich in ehrlicher Entrüstung gegen inen künftigen Schwiegervater, als er zutällig erfährt, woher dessen Reichtum stamm t Er wird aber fofort wieder kleinlaut, als ihm Sartorius eröffnet, daß sein eigenes Einkommen aus Kapitalzinsen von Hypo⸗ theken auf eben jene verrusenen Häufer fließe. So wird auch der Bräutigam zum Mitschuldigen und Heuchler, weil e zwar den Mut zu einer sentimentalen Auswallung, nicht aber dazu findet. sein Geld anders und minder gewinnbringend anzulegen. Die zuerft rückgängig gemachte Verlobung wird wieder angeknüpft, nachdem das Gewissen sadurch beschwichtigt worden ist, daß die verfallenen Häuser frei= lich nicht aus menschlichen, sondern aus spekulatipen Gründen aus⸗ gebessert und bewohnbar werden ollen. Von dem Geist, der die späteren Werke Shaws auszeichnet, ist in diesem Schau⸗ spiel noch wenig zu verspüren, um so stärker macht sich aber die Tendenz des Ffonstruierten Falles hemerkbar. Immierbin aber leuchtöen im Dialog einige Blitzlichter auf, dis die Aufmerk- samkeit auf sich lenken, und auch in der Charakteristik der einzelnen Gestalten sind, soweit deren Absichtlichkeit es zuläßt, einzelne seine Züge nicht zu verkennen. Die gestrige Aufführung im Neuen Volks⸗ tbeater war durch den Spielleiter Friedrich Lobe, der selbst den Sartorius als überlegenen Geschäftsmann gab, sorgfältig vorbereitet worden. Paul Herm gestaltete den Schwiegersohn nach Möglichkeit sympathisch und Helene Konschewska verlieh der eigenwilligen, ver⸗ wöhnten Tochter temperamentvella Züge. In der wichtigen Neben rolle eines Mietseintreiers, bei dem man an Dickenssche Gestalten gemahnt wird, zeichnete sich Herr Steckel aus. Das Publikum nahm Stück und Darstellung beifällig auf. p.

Im Opernhau se findet morgen, Dienstag, das letzte Gaft⸗ sviel des Kammersängers Leo Slezak als „Tannhäuser“ statt. In den übrigen Rollen sind die Damen Bindernagel, Kurt, Escher⸗ Vespermann und die Herren Braun, Ziegler, Nos, Stock, Lücke und Krasa beschäftigt. Dirigent ist Dr. Fritz Stiedry. Anfang 6 Uhr. Die Staatsoper führt im Rahmen der fi zner. Wo che am Sonntag, den 22. d. M., Pfitzneis musikallsche Legende Palestrina“ und am Dienstag, den 24, seine Spielover „Christ⸗Elflein? auf. Der Kartenverkauf zu beiden Aufführungen, die der Dichter komponist selbst leiten wird, hat bereits begonnen.

Im Schauspielhause wird morgen ‚Lumpacivagabundus“ in bekannter Besetzung wiederholt. Anfang 77 Uhr. Um Irrtümern vorzubeugen, wird nochmals darauf hingewiesen, daß die Aufführung von Schillers „Don Carlos“ in neuer Einstudierung erst am Freitag, den 3. Februar, stattfindet.

Manuigfaltiges.

über die

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vembersitzung der Anthropologischen Gesellschaft ge⸗

Das Reichsministerium für Wiederaufbgu gibt folgendes bekannt: In verschiedenen Zeitungen ist ohne Wissen und Willen der zuständigen Stellen eine große Anzahl von freien Stellen im Reichsentschädigun g samt wie bei der Vertretung des Reichsinteresses beim Reichs⸗ wirt schafts gericht und Reichsentschädigungsamt ausgeschrieben worden. Bei diesen Behörden werden en fn en nur entbehrlich gewordene Reichs⸗Kolonialbeamte und elsaß⸗lothringijche Landesbeamte, von denen noch eine große Anzahl unterzubringen ist, emm= gestellt. Die betreffenden Beamten haben sich der Vermittiu ng der Zentralausgleichsstelle beim ReichsministeriLum des Innern zu bedienen. Insofern auch die Einstellung von Nicht⸗ beamten erforderlich ist, muß auf die zahlreichen Angestellten zurück⸗ gegriffen werden, die bei den zurzeit bestehenden, mit dem 1. April d. J. aber in Wegfall gelangenden Vorentschädigungsbehörden tätig sind. Bewerbungsge uche Außenstehender können daher keine Berück= sichtigung finden.

Die Vereinigung für Polizei⸗ und Krim inal. wissenschaft hält am 30 und 31. Januar im neuen Rathaus in Berlin⸗Schöneberg ihre eiste Tagung ab. Auf der Tages. ordnung stehen u. a. folgende Vorträge: Die preußnjche Verwaltungsreferm. Referent: Dr. Drews. Präsident des Sber⸗ verwaltungsgerichts. Die Rechtsstellung und Versorgung der Schutz polijeibeamten. Referent: Polizeiobeist van den Bergh. Beiträge zum Entwurf eines deutschen Strafrechts vom Standpunkt der Polizeiwissenschaft. Vortragender: Privatdozent Dr. Honig, Göttingen. Neichspolizei und Landespolizei Referent: Dr. Preuß, Reichsminister a. D. Die Landeskriminalpolizei: Referent: Ministerialtat Dr. Schütze. Die Stellung der 3 im künftigen Strafprozeß. Vortragender: Regierungsrat Boyens. Eintrittskarten können kostenlos gegen Ein⸗ sendung eines fieigemachten Briefumschlags von der Geschaäͤfts= stelle der Zeitschrift „Die Polizei“, Berlin W. 35, Flottwellstraße 3, eingefordert werden.

Nachdem kürzlich einige Denkmäler der Siegesallee beschäͤdigt worden waren, hat man jetzt, wie hiesige Blätter melden, auch eine Beschädigung des Bis marckdenkmals auf dem Könige platz festgestellt. Von dem Siegtriedschwert ist ein großes Stuck gewaltsam abgeschlagen und geraubt worden.

Hirschberg, 14. Januar. (W. T. B.) Auf einem Winterausflug in das Riesengebirge ist der Kauß⸗ mann Velten aus Breslau im Schneesturm ums Leben gekommen. Die Begleiter Veltens hatten Hilfe aus der Schneegrubenbaude herangeholt, doch verschied Velten auf dem

Wege zur Baude.

Leipzig, 14 Januar. (W T. B.) Der Verband Deut ichland⸗Spanien veranstaltete hier heute nachmittag unter Mitwirkung des Ibero amerikanischen Instituts in Deutschland den J. deutsch⸗spanischen Tag. Der

Professor an der Universität Bonn, der wiffenschaftliche Liter des

deutjch⸗jüdamerikanischen Instituts in Köln Dr. Otte Quelle sprach, über den Handels verkehr zwischen Deutschland und Spanien, besonders über die wirtschaftlichen Grundlagen sür die künftigen deutsch⸗spanischen Handelsbeziehungen. Der Professor an der Un iversität eng, Dr. Bernhard Schgedel berichtete spanische Sprache und deren Pflege auf den Hochschulen und Schulen Deusschlands. .

Frankfurt a. M., 14. Januar (W. T. B.] afkammer verurteilte den noch t

t vor her Farbwerken tätigen 34 jährigen Panl Kappelmeier wegen unlautere

Sach fen ein