1922 / 21 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 25 Jan 1922 18:00:01 GMT) scan diff

§5 21.

Ueber die Beratungen der Yauptkommissson und ezirkskom⸗ missionen sind Niederschtiften aunzunehmen; bei . ist in der Niederschrift kenntlich zu machen, welche Stellung die Vertreter der Behörden, der Werkabesitzer, der Arbeitnehmer und des Preußi⸗ schen Landtags eingenommen haben. Sind Mehiheitsbeschlüsse erfor⸗ . so entscheidet bei Stimmengleichheit die Stimme des Vor⸗ tzenden.

. § 22.

Die Tätigkeit der Mitglieder der Grubensicherheitskommission ist ehrenamtlich Sie erhalten jedoch für Reisen, die fie zur Erledigung der der Kommission zugewiesenen Aufga ausgeführt haben, eine Entschädigung aus der Staatskasse nach näherer Bestimmung des Ministers für Handel und Gewerbe und des Finanzministers.

Die Büro und Kanzleiarbeiten der Hauptkommission werden im Ministerium für Handel und Gewerbe, diejenigen der Bezirks— kommissionen bei den Oberbergämtern erledigt.

Berlin, den 18. Januar 1922.

Der Minister für Handel und Gewerbe. J Siering.

Ministerium für Landwirtschaft, Do mänen und Forsten.

Dem Kreistierarzt Dr. Schräpler in Wanzleben ist die kommissarische Verwaltung der Regierungs- und Veterinär— ratsstelle bei der Regierung in Köslin übertragen worden.

Ministerium für Wissenschaft, Kun st und Volksbildung.

Die Wahl des Studienrats Dr. Schliebnitz an der städtischen Kaiserin⸗Auguste⸗Viktoria⸗Schule in Greifswald zum Oberstudiendirektor des städtischen Lyzeums nebst Oberlyzeum in Altona ist namens des Preußischen Staatsministeriums be⸗ stätigt worden.

Bekanntmachung.

Dem Rentengutsbesitzer Paul Vandersee in Poblotz, Kreis Stolp, wird hiermit auf Grund des 5 1 der Be⸗ kanntmachung zur Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel vom 23. September 1915 (RGBl. S. 603) jede Handels⸗ tätigkeit, insbesondere der Handel mit Nabrungs⸗ und Futter⸗ mitteln aller Art. untersagt. Die Untersagung des Handelsbetriebs wirkt für das Reichsgebiet. Zuwiderhandkungen werden guf Grund des Artikels 111 Sz5 der Verorznung über Sondergerichte gegen Schleichhandel und Preistreiberei (Wuchergerichtes vom 2. November 1919 (RGBl. S. 1909) bestraft.

Stoly, Pomm, den 19. Januar 1922.

Der Landratsamts verwalter. Dom bois, Landrat.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Die vereinigten Ausschüsse des Reichsrats für See— wesen, für Volkswirtschaft und für Haushalt und Rechnungs⸗ wesen, die vereinigten Ausschüsse für Volkswirtschaft, für Haushalt und Rechnungswesen, für Rechtspflege und für Durchführung des Friedensvertrags, die vereinigten Ausschüsse für Volkswirtschaft, für Steuer- und Zollwesen und für Durch- führung des Friedensvertrags sowie die vereinigten Ausschüsse für Volkswirtschaft und für Steuer- und Zollwesen hielten heute Sitzungen.

Die Zentralstelle für die Gliederung des Reichs hat in ihrer Vollsitzung vom W Januar zur Frage „Groß Hamburg“, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ berichtet, ein— stimmig folgendes Gutachten abgegeben:

1. Die Zerschneidung des zwiscken Süder⸗ und Norderelbe ge⸗ legenen Seehafengebiets durch eine Landesgrenze und die Gemenge lage der Stadt Hamburg mit einer großen Anzahl preußischer Ge— meinden ergeben bei der heutigen Rechtslage erhebliche Schwierig- keiten für die volle wirtschaftliche Ausnützung, die bansiche Er— schließung und die Verwaltung des Gesamtgebiets. Eine Aenderung der bestehenden Verhältnisse, unter denen zur Zeit eine wirtschaft— liche und kulturelle Höchstleistung der Bevölkerung dieses Gebietes (Art. 18 der Reichsverfassung) nicht erzielt werden kann, liegt im allgemeinen deunschen Interesse.

Aus den im Bericht der Kommission vom 30. April 1921 hervorgehobenen Gründen wird diese Aenderung nicht durch Einver— leibung Hamburgs in Preußen erfolgen können.

; Die Erweiterung des bereits in seiner ganzen Ausdehnung an die Staatsgrenzen heranreichenden Hamburger Hafens ist nur nach Süden möglich. Diese Möglichkeit darf nicht für alle Zeiten durch Bebauungepläne und Bauten anderer am Hafen nicht in gleicher Weise wie Hamburg interessierter Organe verschlossen werden? Aus diesem Grunde, und weil der zu vergrößernde Hafen einer einheilichen Verwaltung bedarf, ist eine Einverleibung der preußischen, auf den Elbinseln liegenden Gemeinden Wilhelmsburg, Neuhof, Altenwärder und Finkenwärder nach Hamburg erwünscht. Die Ausdehnung der einheitlichen Hafenverwaltung über die Süderelbe hinaus erscheint aus hafentechnischen Gründen nicht in demselben Maße dringlich. Ein Anstausch der Hamburger Exklave Moorburg, soweit sie füdlich der Süderelbe liegt gegen das preußische Gebiet auf den Elbinfesn käme . bei Verlegung der Landesgrenze in den Lauf der Süterelbe n Frage.

4 gg r das nördlich der Norderelbe liegende, zusammenhängende

Stadtgebiet muß die bauliche Erschließung und Besiedlung den neu— zeitlichen Antorderungen des Städtebaus unter Freihaltung der für einen großstädtischen Komplex eriorderlichen Grünflächen sowie dem Wohnhedürfnis der in diesem Gebiet arbeitenden Bevölkerung beffer angepaßt werden, als es bisher möglich war. Dies ist nur bei Auf— stellung und Durchführung der Bebauungspläne nach einheitlichen Gesichtsvunkten möglich. Mit Rücksicht hierauf aber auch mit Rück— sicht auf die Eifordernisse verschiedener Verwaltungszweige, insbe— sondere der Polizeiverwaltung, ist daher eine engere Verwaltunge— gemeinschaft der preußischen und hamburgischen Gemeinden westlich bis etwa Wedel, nördlich bis zu den Hamburger Exklaven (sogenannten Walddörsern und östlich bis etwa Reinbeck notwendig. . Bei Einverleibung von Gebietsteilen der Provinzen Hannover und Schleswig-Holstein nach Hamburg müßten die finanziellen Inter⸗ essen der beiden Provinzen und der beteiligten Kreise gewahrt werden. indem ihnen für die verloren gehende Steuerkraft ein voller, auch die künftigen Entwickelunge möglichkeiten berücksichtigender Erfatz, wie im Kemmissionebericht vom 30. April 1921 vorgeschlagen, ge währt wird. ö.

6. Nach Lage der derzeitigen besonderen Verhältnisse ist eine Aenderung der preußisch⸗hamburgischen Grenzen gegen den Willen der beiden Länder und der Bevölkerung der beteiligten Provinzen uner— wüänscht und kaum durchführhar. Die Zentralstelle stimmt den Aus— fühsungen am Schlusse des Kommissionsberichts vom 56. April io2l dahin zu, daß die Anerkennung der allgemeinen deutschen Interessen an einer wirtschaftlichen und jnshesondere sparfanen Werwaltung dieses für das ganze Reich wichtigen Hafen- und Stãädtegebhietes gerade in heutiger Zeit die Verhandlungen zwischen den Vetenligten erleichtern muß. Um die vorhandenen Gefahren einer westeren un—

organischen Ausgestaltung dieses Gebietes zu befeitigaa mrfle nn ole Zentralstelle daher, sobald als möglich in solche Vechagclungen e n— zunreten.

Außer zur Frage Groß Hamburg wurde zu den Fragen Hohenzollern und Waldeck-Pyrmont Stellung ge⸗ nommen. Hinsichtlich Hohenzollerns het die Kommission mit Stimmenmehrheit beschlossen, daß die Entwicklung der Frage „Groß Schwaben“ zunächst abgewartet werden müßte, ehe über die Zulunft Hohenzollerns ein abjichließendes Urteil gefällt werden könne. Bezüglich Waldeck-Pyrmonts wurde einstimmig folgender Beschluß gefaßt:

Die Zentralstelle stimmt der Angliederung Pyrmonts an Preußen zu. Sie hält aber auch das Weiterbestehen des Landes Waldeck, das ohnehin schon seit 40 Jahren eines selbständigen Lebens als Land entbehrt, nicht als im Sinne der Reichsverfassung liegend und emp— fiehlt dem Reichsminister des Innern, alsbald unter Anbörung der Waldecker Bevölkerung Verhandlungen wegen einer Vereinigung Waldecks mit Preußen herbeizuführen.

Die Kommission für Minderheitsfragen, die der Weltverband der Völkerbundsvereine eingesetzt hat, versendet über ihre erste Tagung folgenden Bericht:

Die Tagung fand am 19. und 26. Januar in Brüssel statt und hat einen Bericht vorbereitet, der der Vollversammlung des Welt⸗ verbandes in Prag Anfang Juni vorgelegt werden soll. Den Vorsitz führte Sir Willoughby Dickinson, früheres Unterhausmitglied. Ver— treten waren:; Deutschland durch den Grafen Bernstorff, Belgien durch Senator Lafontaine Frankreich durch Profesfor Aulsard, weiterhin Argentinien. Griechenland, Polen, die Schweiz, die Tschecho-Slowakei und Ungarn. Geschäftsführer war der Generalsekretär des Welt— verbandes, Professor Th. Ruyssen. Für die Frage der Minderheiten in der Tschecho⸗Slowakei und Polen, Oesterreich, Ungarn, Rumänien und Jugofslawien wurden Unterausschüsse eingesetzt. Die Art der Verhandlungen eröffnet die besten Ausfichten auf die künftigen Be— schlüsse.

Eine zweite Tagung wird im April voraussichtlich in München stattfinden. Vertreter der Minderheiten werden ein— geladen werden, das Material der Kommission durch persönliche Ausführungen vor ihr zu ergänzen.

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Bayern.

Im Landtage gedachte gestern vor Eintritt in die Tages— ordnung der Präsident Königsbaur des Hinscheidens Papst Benedikts XV. Er wies auf die schwier igen Ver— hältnisse hin, unter denen der Verstorbene sein Pontifikat an— trat, und bemerkte dem „Wolffschen Telegraphenbüro“ zufolge weiter:

Mit überragenden staatsmännischen Fähigkeiten ausgestattet, von furchtlosem Gerechtigkeitssinn befeelt und geleitet von wahrer aposto⸗ lischer Friedenssehnsucht und Menschenliebe, führte Papft Benedikt klug und fest die Regierung der den ganzen Erdkreis umspannenden latholischen Kirche. Im weltgeschichtlichen Geichehen sind Fürsten⸗ throne gefallen und neue Staagtengebilde entstanden, aber selsenfest ist das Papsttum in der Wogenbrandung des Weltkrieges ge— standen. Mit welch' glühendem Gifer Papst Benedikt für eine Einschränkung und Abkürzung des Kampfes bei den krieg— führenden Nationen eingetreten ist, wie er zu seinem Schmerz und zum Schaden der Völker nicht gehört und verftanden wurde, das wird von einer künftigen objektiven Geschichteschreibung zu würdigen sein. Vielen tausend Soldaten aller kriegführenden Völker, die die Schrecken des Kriegs an Körper und Geist verspürt haben und ge— brochen in Gefangenschaft schmachteten, wurde die Heimkehr zu ihren Lieben oder die Genesung auf neutralem Roden durch die beharrliche Wirksamkeit des Papstes ermöglicht. Unermüdlich war der Papst in der SOpferbereitschaft zur Milderung der furchtbaren Folgen der Entbehrung, und groß ist die Zahl der deutschen Kinder, die dieser Liebestätigkeit die Erhaltung und Wiederherstellung ihrer Lebenskraft verdanken. Noch am Sterbetage kam die Kunde von einer neuen namhaften Spende für die armen tuberkulösen deutschen Kinder in die Oeffentlichkeit Seine durch nichts zu erschütternde Ünparteilich— keit allen Kriegführenden gegenüber und sein unablässiges Bemühen, den Bedrängten ohne Unterschied der Nation und der Religion Gutes zu tun, seine stete Fürsorge, das Kriegsunglück zu enden, und sein nimmermüdes Streben, der Welt einen gerechten und dauerhaften Frieden zu bringen, alle diese Taten erwarben dem Verstorbenen die Verehrung weiter Kreise, so daß an seiner Bahre mit der katholischen Christenheit auch viele Millionen Menschen trauern, die andern Glaubens sind. Der Präsident schloß: Wir Deutsche sind duich das Ableben des Papftes besonders von schmerz⸗ licher Trauer erfüllt, denn wir wissen, daß seine Liebe und Fürsorge dem leidenden deutschen Volke vor allem galt, und danken ihm, daß er den Frieden von Versgilles niemals als zur Völkerversöhnung und zum Wiederaufbau der Welt geeignet angesehen hat. Der Bayerische Landtag schließt sich aus ganzem Herjen dieser Trauer an. (Das Haus nahm die Trauerkundgebung stehend entgegen.)

Auf der Tagesordnung stand u. a. eine Inter— pellation der U. S. P. zur Beratung, die von der Regierung Auskunft verlangt, ob sie gegen diejenigen Personen vorzu⸗ gehen gedenkt, die sich während der Septembertage des vergangenen Jahres an den rechtsputschistisch en Umtrieben, beteiligt haben. Von seiten der Inter— pellanten wird dabei auf ein Telegramm des Landtags— präsidenten Königsbaur an den Ministerpräsidenten v. Kahr in Berchtesgaden Bezug genommen, indem u. a. gesagt wird, daß er amtliche Mitteilungen davon habe, daß morgen oder in den nächsten Tagen ein Rechtsputsch gegen den Landtag beabsichtigt sei. In dem Telegramm wird weiter der Ministerpräsident v. Kahr ersucht, unverzüglich nach München zu kommen. Die Interpellanten sch ießen aus diesem Tele⸗ gramm, daß Umtriebe im Gange gewefen seien, die den Land— tag und das Land angehen. Der Minister des Innern Dr. Schwener erklärte in Beantwortung der Interpellation:

In der Begründung der Anfrage sei betont worden. durch das damalige Telegramm erwiesen sei, daß in jenen Tagen hoch⸗ verräterische Umtriebe der Rechtsputschisten beftanden, und es werde als seltsam bezeichnet, daß die Staategnwaltschaft keinerlei Schritte unternommen habe. Dieser Schluß sei, joweit die Regierung die da— malige Lage beurteilen könne, falsch. Die verantwortlichen Stellen und die Polizeidirektion dursten bei der damaligen gespannten Lage die ihr zugegangenen Mitteilungen nicht leicht nehmen, und es war ihre Pflicht, aus allen Erscheinungen die Konfequenzen zu ziehen, um gerüstet zu sein. Wenn ihm die Linke bestimmte Täter oder firafbare Handlungen aus der damaligen Zeit nenne, werde die Regierung sofort entsprechend vorgehen. Im übrigen sei das Telegramm nicht für die Oeffentlichkeit bestimmt gewesen.

In einer persönlichen Bemerkung erklärte der Königsbaur, wenn der Schluß gezogen werden sollte, daß mit seinem Telegramm ein beabsichtigter Rechtsputsch bewiesen sei, so müsse er diese Behauptung doch als etwas zu weit gehend bezeichnen.

Oefterreich. Der Ausschuß für guswärtige Angelegenheiten hat laut Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ das polilische Abkommen von Lana mit Mehrheit angenommen.

Präsident

In der gestrigen Sitzung des Tiroler danding brachten die großdeutschen Abgeordneten Dr. Schwein haupt und Genossen einen Dringlichkeitsantrag ein, betreffen Einspruch des Tiroler Landtags gegen den A bschi des Vertrags von Lana. Nach kurzer Dehagtte wurde n Dringlichkeitsantrag mit allen Stimmen gegen die der Stu demokraten angenommen.

Grof bri annien und Ir and.

In der Central Hall in Westminster fand vorgestern ejn Kundgebung der unabhängigen Liberalen statt, a welcher Asquith und Lord Grey Reden hielten, deren Grund die Forderung nach Beseitigung der Koalitionsregierung im Rücklehr zur, Parteipolitit war. Asquith erklärte „Wolffschen Telegraphenbüro“ zufolge, die unabhãngiye Liberalen seien für Frieden und Wiederherstellung z internationalen Vertrauens, für Freihandel, Hernh setzung der Tarife zur Erschließung von Märkten, Pe minderung der unproduktiven. Ausgaben, . der Steuer und für eine gründliche Abrüstungspolitik. Lon Grey nannte die Beziehungen zu , eine ernste Irn und sagte, der Oberste Rat habe den Glauben und das Pn trauen untergraben, daß so viele Jahre zwischen England im Frankreich bestanden habe. Die Wiederherstellung der It ziehungen zu Frankreich sei die Hauptforderung in der heut e europäischen Politik. Bevor nicht dieses alte Vertrauen zwische den beiden Regierungen hergestellt sei, werde keine Konfere und kein Versuch, Europa wieder aufzubauen, gelingen.

Frankreich. Die „Agence Havas“ bestätigt offiziös die Nachricht, in das Minister um für auswärtige Angelegenheiten ein Gelb buch über die Balkangngelegenheiten veröffentlich

werde. Die Schriftstücke würden sich auf die Jahre 1912— und 1914 bis zur Kriegserklärung beziehen.

Ueber die vorgestern dem französischen Botschafter London erteilten Weisungen für die Fortsetzung der Vu handlungen mit der englischen Regierung berichtet obengenannte Agentur offiziös, die französischen Porschläge, h englisch⸗französischen Schu

treffend den geplanten vertrag, seien folgende: ;

Die ursprünglich auf zehn Jahre festgesetzte Dauer des kommens sei nach Ansicht der französischen Regierung unzureichenn sie schlage die Ausdehnung auf fünfzehn oder zwanzig Jahre w Das Abkommen müsse, den Charakter der Gegenseinlgkeit mg Nicht nur ein deutscher Angriff auf französisches Gebiet, sondern an ein solcher gegen die alliierten Truppen in der neutralisierten Rhe zone müsse als eine feindselige Handlung gelten, durch die das l kommen wirksam werde. Schließlich müsse die militärische Unnn stützung beider Mächte für einen gegebenen Fall, hinsichtlich des fangs und der Dauer zwar nicht in einer Militärkonvention, wit; Unrecht behauptet worden sei, estgesetzt, wohl aber durch dauen Abmachungen zwischen den beiden Generalstäben, ähnlich denen d Jahres 1912, geregelt werden.

Die Orient⸗Frage wird durch eine Konferen h Minister des Aeußeren von England, Italien und Frankrz Anfang Februar in Paris verhandelt werden. Das Ah kommen von Angora steht jetzt nicht mehr auf Tagesordnung. Der entscheidende Punkt der Debatte wie die drei Mächte den Griechen und den Türken ihre e mittlung vorschlagen könnten, um die Fortdauer der Fein seligkeiten zu verhindern.

Ueber die Konferenz von Genua sollen später Unt handlungen aufgenommen werden. Bis jetzt habe die Som regierung die offizielle Einladung zur Konferenz noch ih beantwortet. Die ersten Bera.ungen der Konferenz m Genug sollen sich nach dem Wortlaut der Tagesordnung die Möglichkeit beziehen, „die Grundsätze in die umzusetzen“, die die politische Freiheit im Inne Achtung vor dem Eigentum der Ausländer, die Ane der öffentlichen Schulden, die Einführung eines Währungssystems und den Verzicht auf jede Propaganda iin auf jeden Angriff gegen die Nachbarstaaten umfassen. It französische Regierung werde höchstwahrscheinlich Wert da ch legen, sich im voraus mit den übrigen allilerten Mächt über den Sinn und die Garantien zu verständigen, deren der Praxis diese Grundsätze bedürften, und werde den entsprechend ihre Durchführung auf gemeinsamer Grundlag verlangen.

Rußland.

Wie das Volkskommissariat für auswärtige Angelent heiten mitteilt, steht die Regierung immer noch entschieden ah dem Standpunkt, keine Einmijchung fremder Mächte in de russisch⸗finnischen Konflikt über Ost Karelien ih dulden, auch nicht die des Völkerbundes.

Vach Blättermeldungen haben die kare lischen Tru pye vorgestern plötzlich eine Sffensive eingeleitet. Die Bolschewike wurden um mehrere Kilometer zurückgedrängt. Der Hauptsoh richtete sich gegen Olonetz, das während der Kämpfe in der vergangenen Woche verlorengegangen war. Die Kämpfe da e an. Nach den letzten Meldungen setzten die Karelier den Vn marsch westlich von Olonetz fort in der Richtung auf Repohr

Italien. ;

Gestern vormittag fand in der Peterskirche die 9. feierliche Totenmesse statt, mit der die neuntägige . der Trauerzeremonien aus Anlaß des Todes des Papstes 2 setzte In der Kapelle zum Heiligen Sakrament, in 3 serbliche Hülle des Papstes aufgebahrt ist, lasen die Prälaten die Veneditt XV. besonders nahestanden, ebenfalls Messen. .

Am Nachmittag trat das Kardinalskollegium unter Vorsitz des Camerlengo Gasparri im Vatikan zusammen.

Belgien.

In der Kammer gab der Min isterpräsident 94. zur Reparalionsfrage eine Erklärung ab, in der er „Wolffschen Telegraphenbüro“ zufolge ausführte:

Wir mußten in Cannes die Frage des e ich aufschubs prüfen. Die deutsche Abordnung kam zu w, war in Cannes unmöglich, den Eindruck, den das Londoner e. randum gemacht hatte, zu beseitigen. Die Sachyerstãndigen erg h finstimmig, daß. man Deutschland für dass 1922 Erleichterungen gewähren müsse, neue Sicherheiten. Es ist in der Tat erforderlich, 83 diejenigen Länder, die auf Reparationen ein Anrecht haben, kznnen zukonnnenden Entschädigungen von Deuischland erhalten Deutichland felbst einen gewissen Wohlstandes zu rückzugewinnen get nn ef belgische Priorität betrifft, so zeigte sich die belsi ö zu be⸗ immer fest entschlossen, auf deren gewissenhafte ö,, unse stehen. Wir gingen nach Cannes mit dem. Hen ut se an schweren Verantwortung. Nach zahlreichen Erörterungen sich im Augenblicke des Rücktritts Briands guf den einigt die Barzahlungen Deutschlands für 1922 von

Zahlung

Herabset unn

Millionen zu erhöhen, wobon 130 bis 140 Millionen das Defizit zeß Besatzunge heeres decken sollten. Belgien sollte die übrigen Fb Millionen auf Grund seiner Priorität erhalten, an Stelle der in kondon in Aussicht genommenen 250 Millionen. Wir hatten noch jnen weiteren Punkt der Verständigung, wonach Frankreich dem

Kiesbadener Abkommen gemäß einen großen Teil der notwendigen Faterialien erhalten soll, um die Wunden seiner verwüsteten Gebiete

n heilen. Schweiz.

Aus Anlaß der demnächstigen Eröffnung des ständigen internationalen Gerichtshofes im Haag richtet die Inter? arlamentarische Union an die angeschlossenen Gruppen ein Manifest, in dem sie auf die Notwendigkeit der Propaganda ir eine Zustimmung zum obligatorischen Schieds⸗ gerichts verfahren hinweist. Die Union ergreift die Gelegen⸗ heit, die angeschlossenen Gruppen aufzufordern, anläßlich der am 30. Januar erfolgenden Eröffnung des Gerichtshofes bei ihren Regierungen (am besten aus dem Schoße der Parlamente) Schritte zur Ratifikation der Klausel, betreffend das Obli⸗ gatorium, zu tun.

Tschecho⸗Slomakeĩi.

In der gestrigen Sitzung des Abgeordneten hauses

gab der Abgeordnete Jurin ga (Slowak. Volkspartei) laut Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ folgende Er⸗ lärung ab: Auf Grund des Preßburger Vertrages haben wir noch eine un⸗ beglicheng Rechnung in der Hand. Die Vertreter des slowakischen Volkes haben geschwiegen, solange dieses notwendig war, um die Republik nicht zu gefährden. Jetzt aber, wo der Staat nach den eigenen Worten des Ministerpräsidenten gesichert ist, muß ich Erklären, daß die Rechnung jetzt vorgelegt wird. Wir sind ge— mungen, gegen, die Regierung aufzutreten, soßange fie nicht die Existenz des slowakischen Volks aner“ kennt. Im vormaligen Ungarn waren wir wohl national unter⸗ drückt aber wir besaßen mehr Freiheit als jetzt. Die Slowakei hat freiwillig mit den Tschechen die Republik geschaffen und die Slowaken Rollen dort Herren sein.

Amerika.

Auf der vorgestrigen Sitzung des Ausschusses für den ernen Osten der Washingtoner Konferenz gab Baron Shidehara dem „Wolffschen Telegraphenbüro“ zufolge die Erklärung ab, daß Japan keine territorialen Absichten in ußland verfolge und die japanischen Truppen zurückgezogen erden würden, sobald eine stabile Regierung in Rußland er— Ear sei. Diese Erklärung, die sich mit der vom Minister des Aeußern Uschida im japanischen Parlament am Sonnabend Ebgegebenen Erklärung deckt, soll sich auch auf die Insel Sachalin und andere Teile Sibiriens beziehen.

Die chinesischen und die japanischen Delegierten haben sich über die Rückgabe der Salzbergwerke von Schantung n China verständigt. Die Chinesen erkannten die japanischen Interessen in diesen Bergwerken an.

Einer Exchange⸗Meldung zufolge sind der Staats ekretär Hughes und Hoover gegen die Teilnahme der zereinigten Staaten an der Konferenz in Genua oder m irgend einer anderen Wirtschaftskonferenz, bevor nicht Frankreich dem ursprünglichen Flottenübereinkommen zustimmt nd eine weniger kriegerische Haltung annimmt, bevor nicht ußland sein Heer abrüstet, und bevor nicht Europa allgemein sene durch die militärischen Ausgaben aus dem Gleichgewicht gebrachten Budgets in Ordnung bringt.

Afrika.

Nach einer Reutermeldung ist in Kairo ein von acht Mit⸗ liedern des nationalistischen Komitees unterzeichnetes Mani⸗ e st veröffentlicht worden, in dem die Aegypter aufgefordert

werden, gegen die Engländer die von den radikalen Nationalisten Indiens befolgte Boykottmetho de anzuwenden. Die ein⸗ mütige gründliche Anwendung der Boykottwaffe werde die Engländer zwingen, die Rechte der Aegypter anzuerkennen und ihre Freundschaft zu suchen. Die Verhaftung der acht Unter⸗ zeichner ist verfügt worden. Alle Zeitungen, die das Manifest

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veröffentlicht haben, wurden verboten.

Parlamentarische Nachrichten.

Die in terfraktionellen Besprechungen über das teuerkompromiß wurden gestern mittag, nachdem in den ormittagsstunden die Fraktionen einzeln zusammengetreten waren,

sortgesetzz. Ven der Regierung nahmen daran neben dem Reichs. angler der Vizekgnzsler Bauer, der Neichswirtschaftsminjister Schmidt, der Reichsfinanzminister Dr. Hermes, der Reiche. ln e; Dr. Radbruch, Dr. Rathenau und die Staais⸗ ekretäre Schroeder vom Reschsfinanzministerium und Hirsch vom Reichtwirtschaftsminisserium teil. An den Vesprechungen waren die raktionen von den Sozialdemokraten bis zur Deutschen Volkspartei be⸗ äiligt, die Lurch, die Abgg. Becker Hessen und Dr. Hugo vertreten war. ie das Nachrichtenbüro des Vereins deutscher Zeitungsverleger enichtet, ist es zu einem Abschluß der Kompromißberhandlungen nicht ekommen. Die Sozialdemokraten gaben die , ab, daß sie auf ein sichtbares Opfer des Besitzes nach wie vor be tehen müßten, kei es auf dem Wege der Zwangsanleihe oder auf irgendeinem anderen ege, mit dem dieses Ziel erreicht werden könne. Die bürgerlichen arteien nahmen die Erklärung der Sozialdemokraten zur Kenntnis und werden ihierseits allein heute zusammentreten, um zu der Hal⸗ tung der Sozialdemokraten Stellung zu nehmen.

In Reichstggzaugschuß für Volkswärtschaft um gestern anläßlich einer Eingabe des Hansabundes, die von ver⸗ Hieb hen großen Organisationen des Handels und der Industrie äunterstützt wird, die . der Aufhebung. der Dem ohil na chungs verordnung zur Sprache. Wie das „Nachrichten⸗ piro dez Veresns Deutscher Zeitungsberleger' berichtet, wurde ven en Petenten gefordert, daß alle Gesetze und. Vergrdnungen, die den Demobilmachungsbehörden besondere Befugnisse zusprechen, öpendiert werden. Der Berichterstatter Abg. Körsten (S5) elt. angesichts der immer noch bestehenden Gefahr steigender lie e ler, den Verzicht, auf den Schutz der Demobil⸗ achungkberordnung und auf die Regelung der Arbeitszeit für unan⸗ bracht und beantragte Uebergang zur Tagesordnung. Regierungs⸗ it ig wurde hervorgeboben, daß die gestellte Frage durch die Ver⸗ ndnung fiber die Beendigung der wirüschaftlichen Demobilmachung 7 18 Februgr 1521 eredigt fei. Abg. Koenen (Comm) trat hi Ein. daß an der Regefung der Demobilmachungè verordnung ; hallen nerde, die trotz ihrer Mangel angesichts der, be— sberhen Berhältnisse ein unerläßlicher Schuß der Arbeiter DJ Vorstzende Abg. Simon (. Soz.) erkäͤrte, daß man in fi. Schuh n du trie, die noch vor kurzem mit Ueberstunden , Sr bereits vielfach zu einer Verkürzung der Arbeits ö. a, 360 Stunden und Arbeiterentlassungen übergegangen sei. Ja ö am mer (d. nat). Dauch (d. Volkp.) und . b. Volfp.) trafen dafür ein, den Gewerbestand, von den i. der Verordnung zu befreien und beantragten, die Eingabe der cüung gls Riaterial zu Überweisen. Der Abg. Bau ch (d. Volfp;) angel der Freizügigkeit, der durch die Verordnung bedingt

sei, für eine Schädigung der Qualitätsarbeit, da oft Quasitätsarbeiter an der Stelle, wo sie gebraucht würden, die Erlaubnis zum Zuzug nicht erhielten. Der Abg. Jaud (b. Volfep) wies auf die all= gemeine Schwierigkeit hin, geeignete Arbeitskräfte zu erhalten. In der. Abstimmung stimmte der Ausschuß mit zwölf gegen elf Stimmen dem Antrag des Berichterstatters auf Uebergang zur Tages⸗ ordnung zu.

Im Reichstagsausschuß für Petitionen wurden unter Zuziehung von Negierungsvertretern die verschiedensten an den Reichttag gelangten Bittschriften eingehend behandelt. Es kamen Belchwerden und,. Gesuche aus allen Berufszweigen und aus allen Orten des Deutschen Reichs zur Sprache. Diejenigen Petitionen, die sich in der Diskussion als genügend begründet und stichhaltig dar⸗ stellten, wurden der Regierung zur Berücksichtigung überwiefen.

Der Arheitsgusschuß des finanzpolitischen Ausschusses des Vor—= läufigen Reichswirtschaftsrats zur Prüfung des Systems der Steuergemeinschaften, der Unterausschuß für vandwirtschaft und Ernährung sowie der Unterausschuß zur wirtschaftlichen Förderung der geistigen Arbeit hielten heute Sitzungen.

Statistik und VBolkswirtschaft.

Der Aufbau der deutschen Gewerkschaften.

Die zahlreichen Wandlungen im Aufbau der Gewerkschaften, vor allem der häufige Wechsel in ihrer Gruppierung, und die Aehnüichkeit vieler Verbands namen machen es heute auch demjenigen, der der Ge— werkschaftsbewegung näher steht. oft schwer, sich in ihr zurecht— zufinden. Es ist daher dankenswert, daß der Regierungsrat im Reichstamt für Arbeitspermittlung Dr. Wende im neuesten (Januar⸗ Heft des „Reichsarbeitsblatts!? den Stand der Ge— werkschafts bewegung, inshesondere ihre jetzige Gruppierung, in großen Uinrissen darzustellen sucht. Die der Betrachtung zugrunde gelegten Mitgliederzahlen geben allerdings zumeist den Stand am Ende des Jahres 1920 wieder, berücksichtigen also noch nicht die zum Teil erheblichen Verschiebungen, die im Jahre 1921 eingetreten sind. Die Darstellung, die ein Auszug aus dem im Reichsamt für Arbeits⸗ vermittlung bearbeiteten „Jahrbuch der Berufsverbände“ (Verlag von Reimar Hobbing. Berlin, Preis 60 ist, beschränkt sich darauf, den äußeren Aufbau deutlich zu machen, und geht auf den Ent— wicklungsgang und die treibenden Kräfte der Bewegung nur da kurz ein, wo es zum Verständnis der Zusammenhänge nötig erschien. Wir entnehmen ihr die folgenden Mitteilungen.

k. Arbeit erverbände. Die Ausbreitung der gewerk— schaftlichen Organisgtionen in den einzelnen Berufen und die Zu— sammenfassung veischiedener örtlicher Vereinigungen desselben Berüss— zweiges zu Zentralverbänden führte ganz von felbst dazu, daß die verschiedenen Berufävereine miteinander in Verbindung traten und allmählich ihre Beziehungen in feste Formen zu bringen suchten. Entsprechend dem Werdegang der deutschen Gewerkschaften, deren einzelne Glieder sich von vornherein nach bestimmten politischen und Weltanschauungen getrennt hatten, schlossen fich die einzelnen Berufsverbände der Ärbeiter in Zentralen zusammen, die eine ganz bestimmte Weltanschauung verkörperten. Die freien, der Sozialdemokratie nahestehenden Gewerkschaften vermochten erst nach dem Fall des Sozialistengesetzes in engere Ver⸗ bindung miteinander zu treten. Sie schufen sich im Jahre 1896 in der „Generalfommission der Geweikschaften Deutschlands“ eine Zentralstelle, die anfangs nur bescheidene Befugnisse hatte und mit großen Widerständen kämpfen mußte, sich aber unter der Leitung Karl Legiens bald eine bedeutende Stellung zu sichern vertand. Un⸗ gefähr dieselben Aufgaben, die von den freien Gewertschaften der Generalkommission übertragen wurden, sollte bei den christ lichen Gewerkschgften der im Jahre 1899 bei dem erften Kongreß christ⸗ licher Gewerkschaften in Mainz gegründete „Zentralausschuß“ erfüllen. Eine feste Form erhielt ihr Zusammenschluß durch die mit Wirkung bom 1. Januar 1901 an erfolgte Begründung des Gesamtverbandes der christlichen Gewerkschaften Deutschlande“ mit einem Ausschuß als ausführendem Organ. Die von Dr. Max Hirsch geschaffenen, eine liberale Richtung verfolgenden Deutfchen Gewertvereine wurden von vornherein in einer Gesamtvertretung zusammengefaßt. nämlich in dem 1869 „zur gemeinsamen Verieidigung, Aus— breitung, Förderung und Unterfstützung der deutschen Gewerk— vereine! gegründeten „Verband der Deutschen Gewerkvereine“. Mit der Erstarkung der Gewerkschaftsbewegung festigte sich auch die Stellung der Gewerkschaftszentralen. Der Weltkrieg steigerte noch ihren Einfluß. Sie wurden von den Behörden als berufene Spitzen- dertretungen der Arbeiterschaft anerkannt und in der veischiedensten Weise zur Mitwirkung bei der Durchführung der Kriegsaufgaben herangezogen. Vor allem aber gab ihnen die staatliche Umwälzung mit joe. Verschiebung der politischen und sozialen Machtverhaltnisse und dem hiermit zusammenhängenden Aufschwung der Gewerkschafis—= bewegung eine Bedeutung, die weit über die ihnen bis dahin er— wachsenen Aufgaben hinausging. Dem mußte auch organisatorisch Rechnung getragen werden.

Die Generalkommission als Spitzenvertretung der freigewerk⸗ schaftlich en Zentralverbände der Arbeiter machte der fesleren Form des Allgemeinen Deutschen Gewerkschafts⸗ bun des“ (A. D. G. B.) Platz, der bei dem 10. deutschen Gewerk⸗ schaftskongresse im Jahre igis endgültig begründet wurde und Ende 1920 50 Arbeiterverbände mit 8055 406 Mitgliedern zählte. Sein Zweck ist ein ständiges Zusammenwirken der gewerkschaft. lichen Jentralverbände zur Vertretung der gemeinsamen Interessen der gewerkschaftlich organisierten Arbeiter und Arbeiterinnen Deutsch⸗ lands. Oberstes Organ des A. D. G. B. ist der Gewerkschafts—⸗ kongreß, der jedes dritte Jahr vom Bundesvorstand einzuberufen ist und zu dem jede Gewerkschaft mindestens einen Vertreter zu entfenden hat. Im übrigen entfällt auf je 19 0090 Verbandsmitglieder ein Ver— treter. Weitere Organe des A. D. G. B. sind der aus 15, Mitgliedern bestehende, vom Gewerkschaftskongreß gewählte Vorstand und der Bundegausschuß, der sich aus je einem Vertreter der angeschlossenen Gewerkschaften zusammensetzt und die Tätigkeit des Bundesvorstandes zu überwachen hat. Zur örtlichen Vertretung des A. D. G. B. be— stehen in den einzelnen Städten und Gemeinden Ortsausschüsfe, die bon den Vertretern der Ortsberwastungen der zum Bund gehörigen Gewerkschaften gebildet werden und die gemeinsamen Intereffen der Mitglieder im Orte zu vertreten haben. Die Zusammenfassung der Ortsausschüsse zu Bezirksausschüssen ist in Vorbereitung.

Auch die christ lichen Gewerkfchaften bauten nach der Revolution ihren Gesamtverband aus. Nach den beim zehnten Kongreß in Essen 1920 beschlossenen neuen Satzungen ist das oberste Srgan des Gesamtverbandes der Kongreß, der in der Regel alle drei Jahre tagt und von Vertreten der dem Gesamtverband angeschlossenen Ver= bände gebildet wird. Dabei entfällt auf jede angefangenen 4000 Mit= lieder ein Kongresiwertreter. Die Durchführung der Aufgaben des Ge= amtverbandes ist Sache des Ausschusses, der aus den ersten Vorsitzenden aller angeschlossenen Gewerkichaften, aus weiteren Vertretern großer Gewerkschaften, den leitenden Angestellten der Hauptgeschäftsstelle und aus besonders bewährten Gewerkschaftsmitgliedern, die vom Kongreß gewählt werden, besteht. Der Ausschuß wählt den Vorstand, der die laufenden Geschäfte zu erledigen und den Gesamtverband in der Oeffentlichkeit zu vertreten hat. Im Gesamtverband der christlichen Gewerkschaften Deutschlands waren Ende 1920 25 Arbeiter verbände mit 1 105 394 Mitgliedern zusammengeschlossen. Eine Stärkung der chiistlichen Gewertschaftsbewegung bedeutete das vom Essener Kongreß im Jahre 1920 bestätigte Uebereinkommen mit dem Verbande der katholischen Arbeitervereine, Sitz in Berlin.. Die katholischen Arheiterpereine waren bisher in zwei Lager gespalten. Die im „Kartellverband der katholischen Arbeiter⸗ und Arbelterinnen- vereinen zusammengeschlossenen ost⸗ west⸗ und süddeutschen Arbeiter⸗ vereine hallen ebenso wie der Gesamtverhand evangelischer Arbeiter, vereine Deutschlands“ ihren Mitgliedern schon längst den Beitritt zu den christlichen Gewerkschaften nahegelegt, damit diese deren wirt⸗ schaftliche Interessen wahrnehmen sollten. Dagegen hatte der

Verband der katholischen Arbeiterrereme, Sitz Berlins bisher den Anschluß seiner Mitglieder an die christlichen Gewerkichaften abgelehnt und in besonderen Fachabteilungen ihre Interessen auch auf wirtschaftlich⸗sozialem Gebiete verfolgt. Im Jahre 1919 kam eine Einigung zustande, nach der sich die Fachabteilungen auflösten und ihre Mitglieder den christlichen Gewerk schaften zuführten. Später trat dann der Verband der katholiichen Arbeitervereine, Sitz Berlin' dem Kartellverband der katholijchen Arbeiter⸗ und Arbeiterinnen⸗Vereine Deutschlands * bei. Es gibt heute nur wenige konfessionelle Arbeiterverbände, die noch außerhalb der Hhristlichen Gewerfschaftsbewegung stehen und auch die wirtschattlichen Interessen ihrer Mitglieder wahrnehmen. An Mitgliedern zählten diese Verbände 1920 S6 398, von denen auf den „Verband katholischer Vereine erwerbstätiger Frauen und Mädchen Deutschlands, Berlin“ 10 500 entfielen, während sich der Rest auf zwei in Süddeutschland beheimatete Dienstbotenvereine verteilte.

Bei der Zentrgle der Hirsch⸗-Dunckerschen Gewerk⸗ vereine, dem Verband der Deutschen Gewerkvereine“, der Ende 1920 18 Arbeiterverbände mit 225 993 Mitgliedern umfaßte ist obeistes Organ der Verbandstag, der ebenfo wie bei den anderen Gewerkschaftszentralen alle drei Jahre einberufen wird. Dazu kommt als weiteres Organ der aus Vertretern der einzelnen Gewerkvereine bestehende Zentralrat, der alle prinzipiell wichtigen Entscheidungen zu treffen hat und dem die Hauptvorständekonseren; beratend zur Seite steht. Alle übrigen Geschäfte werden von dem geschäfts führenden Ausschuß erledigt. Die Vertretung des Verbandes nach innen und außen ist Sache des Verbandsvorsitzenden, der ebenso wie die Mit⸗ glieder des geschäftsführenden il chf vom Verbandstage ge⸗ wählt wird.

Abseits von den drei eben behandelten Gewerkschaftszentralen und in scharsem Gegensatz zu ihnen stehen auf der einen Seite die syndikalistischen und kommunistischen und auf der anderen Seite die wirt schaftsfriedlichen Arbeiterorgani- sationen. Die syndikalistischen Berufsverbände haben sich, obwohl Gegner jeder Zentralisation, im Jahre 1919 in der Freien Arheiter-⸗Nnion Deutschlands“ eine Zentrale ge⸗ schaffen, die an die Stelle der Freien Vereinigung deutscher Gewerkschaften- getreten ist, während die auf kommu⸗ nistischem Boden stehenden Organisationen ein Jahr später die „Allgemeine Arbeiter-Union“ gegründet haben. Daneben besteht die Union der Hand- und Kopfarbeiter Deutschlaunds (Räte organisation )“, zu der sich im September 1921 die Freie Arbeiter⸗Union, Gelsenkirchen, der Freie Landarbeiterverband, Halle, und der Verband der Kopf⸗ und Hand⸗ arbeiter aller Verwaltungsbehörden und Betriebe, Bersin, zufammen⸗ geschlossen haben. Die drei Unionen umfassen heute, soweit sich fest⸗ stellen ließ, etwa 24 000 Mitglieder.

Die Mehrzahl der wirtschaftsfriedlichen Arbeiterver= einigungen hatte sich vor dem Kriege in dem Hauptausschuß nationaler Arbeiter⸗ und Berufsverbände“ eine Zentralstelle geschaffen, der u. a. der, Bund deutscher Werkvercine“ und der „Bund vaterländischer Arheitervereine, angehörten. Daneben bestand eit 19814 der Kartell. verband deutscher Werkvereine“, die sogenannte Berliner Richtun ö deren Vereine sich im Jahre 1913 vor allem wegen ihrer ab weichenden Stellung zur Streikfrage vom Bunde deutscher Werk vereine getrennt hatten. An die Stelle des Hauptausschusses trat am 253. Oktober 1919, nachdem sich die wirtichafts- friedlich; Bewegung wieder einigermaßen von den schweren Schlägen erholt hatte, die ihr die Staatsumwälzung und vor assem das Abkommen der drei älteren Gewerkschaftsrichs sngen mit den Ünter— nehmerverbänden vom 15. November 1918 zugefügt hatte, der „Nationalperband deutscher Gewerkichaften'. der sich neuerdings Nationalverband deutscher Berufsverbände“ nennt. Seine wichtigsten Verbände sind der Reichslandarbeiter⸗ bund“, Berlin, mit zurzeit rund 97 000 Mitgliedern, und der „Deutsche Arbeiter Bund“, Hannober, mit rund 900 Mitgliedern, in dem auch die Berliner Richtung aufgegangen ist, die nach der Revolution den Namen „Freideutscher Arbeiterverband“ angenommen hatte. Insgesamt sind im Nationalverband deutscher Berussperbände rund 190 000 Arbeiter organisiert.

Außerhalb dieser, fünf Gruppen stehen heute nur noch wenige Arbeiterverbände, Nicht mehr als rund 110 000 Arbeiter gehören solchen selbständigen Vereinen an, von denen der größere Teil, nämlich 61 000, auf die Polnische Berufsvereinigung entfällt.

1. Ang estellten verbände. In der Angestelltenbewegung herrschte bis in die letzte Zeit hinein eine große Zeisplitterung. Zwar kam es auch hier bereits längere Zeit vor dem Kriege zur Bildung verschiedener Verbandsgruppen, doch beschränkte sich deren Zuständigkeit auf bestimmte Fragen, fo das Angestellten recht, die Angestelltenversicherung, die Stellenvermittlung. Nach der Staatsumwälzung nahm die Angestelltenbewegung immer mehr gewerkschaftliche Formen an, aus denen sich schließlich drei Haupt- richtungen herausgebildet haben: der freigewerkschaftliche Allgemeine freie Angestelltenbunde (Afa⸗Bund), der dem die Arbeiterverbände derselben Richtung um fassenden Allgemeinen deutschen Gewerkschaftsbunde nahesteht, ferner der mit den christlichen Arbeitergewen kichaften verbundene Gesamt⸗ verband deutscher Angestelltengewerkschaften“ (Gedag) und der mit den Hirsch⸗Dunckerschen Gewerkvereinen zusammengehende „Gewerkschaftsbund der Angesteliten“ (G. d. A.).

Im „Allgemeinen freien Angestellten⸗Bund“ (Afa⸗ Bund), der durch ständiges Zufammenwirken der frei gewerkschaftlichen Angeslelltenverbände Dentschlands die gemeinsame Vertretung der Interessen der deutschen Angestellten“ bezweckt, sind 12 Verbände mit 689 806 Mitgliedern zusammengeschlossen, von denen die wichtigsten, der Zentralverband der Angestellten, der Bund der technischen Ungestellten und Beamten und der Deutsche Werkmeisterverband sind. Oberstes Organ des Afa⸗Bundes ist der Kongreß, der alle drei Jahre zusammentritt, über alle den Bund berührenden grundlegenden Fragen zu entscheiden und den Vorstand zu wählen hat. Der Voistand vertrilt den Afa⸗Bund nach innen und außen und hat für die Durchsührung der Beschlüsse des Ausschusses und des Gewerkschaftskongreffes ju sorgen. Seine Tätigkeit wird überwacht durch einen aus den Vertretern der angeschlossenen Verbände bestehenden Ausschuß Die risiche Ver⸗ tretung des Afa⸗Bundes geschieht durch Oriskartelle, die von den Ortsgruppen der jum Afa⸗Bund gehörigen Gewerkschaften gebildet werden.

Der Gesamtzrerband deut scherAngestellten⸗Ge⸗ wertkschaften (Gedag) ist. wie es in selner Satzung heißt, die Vereinigung der auf dem Boden des Deutschen Gewerkschaftebundes (L. unter 1V) steben den Veruft verbaͤnde der Angestell ten.. Er bezweckt, die wirtschaftlichen., beruflichen und sozialpolitischen Aufgaben der ihm angeschlossenen Vereinigungen, und Verbände im Einklang mit den Zielen des Deutschen Gewerkschaftsbundes und den Bedärfnissen der Angestellten zu vei treten. Ihm waren Ende 1920 zwölf Angestellten⸗ benkände mit 163 59 Mitgliedern angeschlossen, von denen die wichtigsten, nämlich der Deutschnationale Handlungsgehilsen⸗ verband.; der Verband Der wesblichen, Handels. und Büro— angestellten, der Deutsche Ban kbeamtenyerein sowie der Allgemeine deutsche Buchhandlungsgehilfen⸗Verband sich noch besonders im, Ge⸗ werk schaftskbund kaufmännischer Angesteliten⸗ verbände“ (G. K. A) zusammengeschlossen haben. Zur Durch- führung der Aufgaben des Gedag ist ein Vorftand bessellt, in den jeder angeschlossene Verband bevollmächtigte Vertreter entsendet. Ausführen des Srgan des Gesamsberbandes ist die Hauptgeschäfte telle. Die einzelnen Angestelltengewerkschaften find berpfsichtet, ihre Gliede⸗ rungen anzuhalten, sich in Orts⸗, Bezirks, und Landesausschüssen zusammenzuschließen, die in ihrem Bereich sinngemäß die lelben Auf. gaben zu erledigen haben, die dem Gesamtverband gestellt sind.

Die dritte Angessehltengtupbe wird durch den Gewerk⸗ schaftsbund der Angestellten (G. d A.) gebildet, der am 21. Novemher 1920 durch Vereinigung deg Verbandes deutscher Dandlungègehilfen, Leipzig des Kausmännischen Vereins von 1858 Dam⸗

burg, des Deutschen Angestelltenbundes, Magdeburg, und des Verei der deutschen Kaufleute, Berlin, entstanden ist und dem später e.