Re hHzrat ben werden Eine vorherige nochmalige Be⸗ 6 ung mit dem Verkehrsbeirat war unter diesen Umständen leider unmöglich. Der Reichsrat nahm die Vorlage an. Inzwischen war die Regierung aus zwingenden außen⸗ und innenpolitifchen Gründen, namentlich inn des Verlangens der Reparations⸗ kommission, vor die Rotwendigkeit gestellt, in dem Posthaushalt das volle Gleichgewicht zwischen Einnahmen und Ausgaben her⸗ zustellen. Dieser Notwendigkeit ließ sich nur dadurch gerecht werden, daß neben der Durchführung der seit längerer Zeit im Gange befindlichen Vereinfachungen und Verbilligungen eine weiterg Erhöhung aller Gebühren auf der Grundlage des Ver⸗ hältnisses von 1: 20 in Aussicht genommen wurde. Der Reichsrat stimmte unter Aufhebung seines vorherigen Beschlusses dieser neuen stsetzung zu; einige Tage darauf auch der Reichstag. Angesichts der zwingenden Gründe und der Eilbedürftigkeit ließ es sich auch in der Lage, in der sich die Gebührensache jetzt befand., zu meinem lebhaften Bedauern nicht ermöglichen, dem Verkehrsbeirat noch vorher Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben. . Die am 4 Januar 1923 in Kraft getretenen neuen Tarife sind nicht mechanisch durch Vervielfälligung der Friedenssätze mit 20 festgestellt. Es sind vielmehr soweit als möglich volkswirischaft⸗ liche Gesichtspunkte berücksichtigt worden. Dies ist namentlich ge⸗ schehen bei den Gebühren für den Ortsverkehr, der bei diesem An⸗
ine Erwei Nachb l schi Staats- 664 22 auch eine Erweiterung auf Nachbarorte verschiedener , Amerira für 3 Jahre sichergestellt 11
bei den Gebühren für Drucksachen
la lich erfahren hat,
9 Dre
Notwendigkeit gehende Rücksicht genommen.
Die Wirkungen der neuen Gebührenregelung lassen sich in der kurzen Zeit ihres Bestehens noch nicht voll über⸗ blen. Wie vorauszusehen und auch von der Reichspoftverwaltung in Re nung genommen war, ist in einzelnen Verkehrszweigen ein Rückgang eingetreten, der sich aber nicht gleichmäßig dußert. Es ist dabei zu beachten, daß die Versender vielfach noch vor dem In— krafttrelen der neuen Gebührensätze Geschäfte abwickelten und massenweise Sendungen auflieferten, die sie bei unverändertem Fortbestehen der Tarife erst nach Neujahr zur Post gegeben hätten. Ohnehin pflegt nach Neujahr auch nissen auf kürzere Zeit eine gewisse Ruhe in der Verkehrsbewegung einzutreten. Bei dem Telegrammverkehr hatte sich schon vor der letzten Gebührenerhöhung ein von der Börsenlage beeinflußter wesentlicher Rückgang bemerkbar gemacht. Im Fernsprechverkehr
unter gewöhnlichen Verhält⸗
Kabel den
Bei dem ganzen Werle der Vereinfachung und Verbilligung soll der kausmännische Geist, der schon bisher in der Postverwal⸗ tung wirklich nicht fremd war, voll zur Geltung kommen, soweit nicht das Gemeinwohl auch die Uebernahme minder einträglicher Aufgaben kultureller und volkswirtschaftlicher Art der Postverwal⸗ tung zur Pflicht mach Durch einniütiges Zusammenwirken aller Glieder der Verwaltang wird es, wie ich zuversichtlich erwarte, gelingen, sie wieder auf die Höhe zu führen, die sie vor dem Kriege in der Volks- und Staatswirtschaft sowie in der Welt einnahm. Um zu diesem Ziele zu kommen, erbitte ich auch die Mitwirkung des Verkehrsbeirats. Ich beabsichtige zur Förderung der uns obliegenden schwierigen Arbeiten einen Ausschuß von sachkundigen Männern einzusetzen, der uns in allen Fragen der Verbilligung und Vereinfachung des Betriebs beratend und helfend zur Seite stehen soll. Dem Ausschuß sollen je einige Mitglieder des Ver⸗ kehrsbeirats, des Reichstags und des Beamtenbeirats angehören. Ich würde es auch n n! wenn der Herr Berichterstatter des Reichsrats für den Posthaushalt und ein Vertreter des Reichs⸗ finanzministeriums sich an den Beratungen beteiligten.
Im Anschluß hieran führte der Staatssekretär Dr. Bre⸗ dow folgendes aus: .
Der Funkverkehr mit den Vereinigten Staaten ist durch Abkommen mit der Radio Corporation of Beschleunigung des Verkehrs ist dadurch erreicht, daß die Vereinigten Staaten eine eigene Groß⸗ station ausschließlich für den Vertehr mit der Funkstelle Nauen für 2stündigen Betrieh zur Verfügung gestellt haben. Auf der deutschen und der amerikanischen Seite ist zur Beschleunigung und
Erhöhung der Verkehrsleistung Doppelbetrieb eingeführt, so daß
auf jeder Seite gleichzeitig ein Telegramm gesendet und empfangen werden kann. Zeitweise wird auch Vierfachbetrieb durchgeführt. Die Wortgeschwindigkeit wurde durch Verbesserung der Tast⸗ methoden wesentlich erhöht. Auf deutscher Seite sind zur Hehung des Verkehrs funktelegraphische Zubringerlinien für den Funkweg dadurch geschaffen worden, daß die Funtverbindungen zwi der Zentralfunkstelle Berlin und den größten Handelsstädten Deutsch⸗ lands und einigen anliegenden Ländern direkt an die Uebersee⸗ funklinien angeschlossen sind. Infolgedessen hat die Verkehrsleitung der beiden großen Funkstationen Nauen und Eilvese, die auf Grund einer Meichskonzession von der A. G. Drahtloser Ueberseeverkehr betrieben werden, sich von 1919 auf 1921 etwa verdoppelt.
Ein großer Teil des deutschen Ueberseerertehrs benutzt nach wie vor den Kabelweg, und zwar seit dem Verlust der deutschen über Engtand. Das Bedürsnis, neben den Funk⸗
verbindungen auch direkte Kabelverbindungen zu besitzen, ist immer
dringender geworden.
ist im allgemeinen eine fühlbare Abnahme in der Benutzung der n ;
stark belasteten Fernlinien bis jetzt nicht eingetre len; die Abnahme
Nach langwierigen Verhandlungen
im Orts- und Nahverkehr entspricht den Erwartungen und kommt
der Abwicklung der notwendigen Sprechbedürfnisse zu gute. Die Zahl der Kündigungen von Anschlüssen ist Nach den Erfahrungen der Verwaltung syielt sich der Verkehr bei jeder Gebührenerhöhung nur allmählich in die neuen Verhältnisse ein. Dies trifft ganz besonders bei der diesmaligen Erhöhung zu, die leider in einem außergewöhnlichen Ausmaß erfolgen mußte. Ein endgültiges Urteil über die Wirkung der Tarifneuregelung wird daher erst nach Verlauf einiger Monate abgegeben werden können.
Unter der Vraussetzung, daß es gelingt, weiteren Ausgabe—⸗ steigerungen wirksam zu begegnen, wird für 1922 mit Hilfe der am 14. Januar vollzogenen Gebührenerhöhnngen ein Haushaltsplan durchgeführt werden können, in dem die Ausgaben und Einnahmen ausgeglichen sind
Die Vereinfachung und Verbilligung von Ver⸗ wartung und Betrieb hat das Reichspostministerium * sofort nach Beendigung des Krieges in Verbindung mit den Arbeiten des Wiederaufbaues in Angriff genommen. Die Postverwaltung war dazu schon deshalb veranlaßt, weil der unglückliche Ausgang des Krieges und die Staatsumwälzung auch in ihrem Bereich eine völlige Umstellung der Verhältnisse herbeigeführt hat. „Sparsam⸗ keit und Einfachheit“ ist das Gebot der Stunde. Die Verkehrs— verwaltung muß aber auch ihre wichtigen Pflichten gegenüber der Volkswirtschaft in ausreichender Weise erfüllen. Ich denke daher bei den Vereinfachungen und Verbilligungen nicht in erster Linie an Verkehrseinschränkungen. Diese haben wir in den letzten Jahren im Anschluß an die Kriegswirischaft, zum Teil als not⸗ wendige Folge des beschränkten Eisenbahnfahrplanes, nach den ber— schiedenen Richtungen durgeführt, soweit sie innerhalb der Grenzen der Verkehrsbelange angängig waren. Ich meine bei den Ver⸗ . und Verbilligungen vor allem die inneren Ver— hältnisse der Postverwaltungen, das Ineinandergreifen des großen Rädermerks, den Geschäftsbetrieb, das Personalwesen, die technischen Einrichtungen. Alle Einzelheiten auf diesen Arbeits⸗ 5 werden seit längerer Zeit planmäßig durchgeführt. Eine
eihe von Maßnahmen ist in den letzten 3 Jahren verwirklicht worden, ein Teil der Arbeiten ist noch im Gange, da so wichtige Dinge auch der sorgfältigen Ueberlegung bedürfen; ein Teil der Maßnahmen ist zur Ausführung für die Zukunft voraeseßen.
Aus dem umfangreichen Programm führe an: Die Zuständigkeit der Oberpostdirektionen und der Verkehrs?“ ämter wird noch weiter ausgedehnt, minderung der Zahl der Oberpostdirektionen durch
ng kleinerer Bezirke in Betracht. . sollen Einfachheit, des Schreibwerks, ausgedehntere mittel, Beseitigung jeder überflüsfsigen Arbeit, überhaupt Ver— meidung jedes irgendwie entbehrlichen Aufwandes die Richtschnur bilden. Vexschiedene Betriebszweige, wie der Briefabfertigungs⸗ dienst in Städten, der Bahnpostdienst, das , 8 Kassen⸗ und Rechnungswesen, der Postagenturbetrieb, sollen ohne Schaden für die Leistung vereinfacht, der Landbeftelldienst ohne Vachteil für die Landbewohner wirtschaftlicher gestaltet werden. Durch möglichste Beschränkung des Nachtdienstes hofft die Ver⸗ waltung Ersparnisse und zugleich Diensterleichterungen für das . zu erzielen. Von wesentlicher Bedeutung it für die Ordnung im Betrieb, daß die Verkehrssicherheit innerhalb der Post⸗ verwaltung sich wesentlich gehoben hat.
Auf dem Gebiete des . ist das vornehmste Ziel volle Inanspruchnahme der Verwendung. Daß der Personalbestand mit dem Personalbedarf, wie er sich aus dem Verkehrsumfang ergibt, in Einklang steht, wird vom Reichspostmini terium durch stete Einivirkung auf die Dienst⸗ stellen und durch immer wiederkehrende Ermittluͤngen angeftrebt; neuerdings läßt das Ministerium bei ⸗ eigene Kommissare Nachprüfungen vornehmen. Die Fe sistellung des Personalbedarfs wird übrigens sehr erschwert durch die fort⸗ währenden Verkehrsschwan kungen, die sich aus der ungleichmäßigen Entwicklung der politischen und wirtschaftlichen VBerhältniss' er— eben, ferner die starke Geschäftszunahme, die verschiedene Ver— kehrszweige, wie der Fernsprecher und das Postscheckwefen, auf⸗ we isen. em großen Mehrbebarf an Perso nal, den die Einführung des Achtstundentages erforderte ist schon durch eine Verfügung aus September 1921 entgegengewirkt, wonach Dienstberertf aft nur zur Hälfte als Arbeitszeit zu bewerten ist. Die Ve wetungs ko en in Krankheits, und Urlaubsfällen werden auf das unumgängliche Maß beschränkt werden. Eine Reihe von Maß⸗ nahmen bezweckt die Hebung der ö. des Personals. Fort⸗
j
Zusammen⸗
gesetzt werden höher bezahlte Kräfte durch Beamte mit einfacherer Vorbildung und geringerer Bezahlung ersetzt. Die dem Abschtluß nase Personalresorm wird auf diesem Gebiet durchgre isende Besse⸗ run] bringen. Die verschiedenen im Gang befindlichen Maßnahmen eren es der Postrerwaltung ermöglichen, schon in ö. eit eine weitere namhafte . von Hilfskräften entbehrlich zu machen.
Endlich sind auf technischem Gernet noch fich, Ver⸗ besserungen der Betrieb ainrichtungen und der Betriebs abwicklung in Aussicht genommen, um in möglichst weitem Umfang die . durch Maschinen und mechanische Einrichtungen zu ersetzen.
in ! . amerikanischen Kabelgesellschaften haben sich bereit sehr gering gewesen. von
Postfuhrwesen, das
Arbeitskräfte und ihre wirtschaftliche
großen Dienststellen durch
Dasselbe Bedürfnis hat sich in den wirt⸗ der Vereinigten Staaten geltend gemacht. ist man zu einer für beide Die beiden größten erklärt, mit deutschen Gesellschaften gemeinschaftlich den Wiederaufbau zwei Kabelverbin dungen durchzuführen. Die Commercial Cable Co., die schon vor dein Kriege die beiden atlanti⸗ schen Kabel der Deutsch⸗LAtlantischen Telegraphengesellschaft auf der amerikanischen Seite betrieben hatte, ist mit der Deutsch⸗Atlanti⸗ schen Telegraphengesellschaft über Verlegung und Betrieb eines neuen leistungssähigen Kabels übereingekommen. Für den Betrieb eines zweiten atlantischen Kabels hat sich unter Beteiligung der Finanzgruppe der alten deutschen Kabelgesellschaften die „Neue Deutsche Kabelgesellschaft' in Hamburg gebildet und eine Ver⸗
schaftlichen Kreisen
Länder günstigen Verständigung gelangt.
ständigung mit der amerikanischen Western Union Telegraph Eo.
erzielt. Es ist anzunegmen, daß Deutschland in etwa zwei Fahren neben den Funkverbindungen auch wieder über Kabelverbindungen mit Ü. S. A. verfügen wird. Beide Verkehrsarten nebeneinander ergänzen sich und bieten dem Publikum schnelle Verbindungsmög⸗
lichkeiten nach allen Teilen der Welt. Während sich das Kabel⸗
abkommen guf Deutschland und die Vereinigten Staaten heschränkt, ist fast gleichzeitig eine weitergehende funktelegräphische Verein⸗ barung zustande gekommen, der auch sonst im Auslande große Be⸗ deutung beigemessen wird. Die im internationalen Funkverkehr führenden Gesellschaften (in Amerika die Radio Corporation of
America, in Deutschland A. G. „Drahtloser Ueberseeverkehr , in
Eng and Marconi Wireleß Telegraph Co.,, in Frankreich Compagnie
Anwendung der Funltelegraphie im internationalen Verkehr ge⸗ schlossen. scher Erfahrungen
und auf gemeinschaftliches Vorgehen in ge⸗
wissem Umfang, um eine Zersplitterung der Kräfte und daraus . Falle eines Brandes als entlassen gilt.
folgende Unwirtschaftlichkeit der großen Funkverbindungen zu ver⸗
meiden. Die Beteiligten werden gemeinschaftlich zuerst in Argen⸗
tinien und Brasilien, später auch in anderen Ländern Südamerkkas Großstationen zum Verkehr nach allen Richtungen erbauen und be⸗ treiben. Die Zahl der Stationen wird dem Verkehrsbedürfnis
angepaßt, damit ein zufriedenstellender wirtschaftlicher Betrieb zu angemessenen Gebühren
ermöglicht und eine Vergeudung der wenigen für den Fernverkehr zur Verfügung stehenden Wellenlängen
' 2 * 42 — 9 . — im allgemeinen Fnteresse vermieden wird. Am Verkehr dieser Ver⸗ bindungen sollen die beteiligten Länder gleichberechtigt teilnehmen.
] v; ha, ,. seses Abt ens ö D, 6 ö ö ich folgendes kurz Mit Hilfe dieses Abkommens vermag Deutschland seine direkten
funktelegraphischen Verkehrsbeziehungen in Kürze wesentlich zu er⸗ j gra 3 3
Für später kommt die Ver- weitern.
Der in nerdeutsche Funkverkehr, der sich zwischen
Im Geschäftsbetrieb aller der Zentralfunlstelle Berlin und einer Anzahl Funkstellen in den Wirtschaftlichkeit, Einschränkung ; , . m le Jahres fas erdreif Verwendung mechanischer Silfs⸗ . Jahres fast verdreifacht. ohne
Seraushebung
größeren Städten des Reichs abspielt, hat sich im Laufe des Auf diesem Wege ist es möglich, allgemeinen Telegrammberkehr zu schädigen, durch besonders eiliger Telegramme außergewöhnl:
schnelle Beförderungszeiten zu erzielen. Auf jeder Funklinie kann jedoch nur eine beschränkte Zahl von Telegrammen derartig be— handelt werden, da bei einem Massenandrang eine Beschleunigung neben dem Normalverkehr nicht mehr möglich ist. Deshalb wird die Einrichtung eines sogenannten Blitzfunkverkehrs mit einer hohen Gebühr von etwa 50 Mark für das Wort geplant. Vor⸗ versuche zwischen Berlin und Hamhurg haben Beförderungszeiten für solche Blitztelegrmme von 6 bis 10 Minuten ergeben. Einem ausgedehnten Gebrauch dieser Luxuseinrichtung stehen naturgemäß die hohen Gebühren entgegen. Gleichwohl verspricht sich die Telegraphenverwaltung erhebliche Einnahmen hieraus.
den
Kunst und Wissenschaft.
Die Galerie Eduard Schulte bringt in ihrer neuen Ausstellung außer einer großen Sammlung der Berliner Künstler⸗ gruppe Jagd und Sport noch umfangreiche Kollektionen von Prof. dug. von Brandis Aachen, Prof. Otto S. Engel⸗erlin, Prof. Philipp Franck⸗Wannsee, Carl Heßmert⸗Berlin, Otto Thiele⸗Berlin und Prof. Robert Weijse⸗Starnberg.
Theater und Musik.
Im Opernhause findet morgen, Sonnabend, eine Wieder⸗ holung der „Zauberflöte“, mit den Damen Heckmann⸗Bettendorf, Dansa, Escher⸗Vespermann, Bindernagel, Kroo, Arndt⸗Ober, Knepel, Wurm⸗Meisenberg, Mancke und den Herren Batteux, Helgers, Scheid! Habich, Kreuder ass Gast, Nos und Stock besetzt, statt. Musikalischer Leiter ist Carl Ehrenberg. Anfang 7 Uhr.
Im Sch aufpi el hau e wird morgen Lumpazi⸗Vagabundus“ mit Karl Etlinger Fritz Hinsch und Otto Laubinger in den Haupt— rollen gegeben. Anfang 7 Uhr. — Die Neueinstudierung von Schillerz Don Car los wurde wegen Erkrankung mehrerer Hauytdarsteller auf Freitag, den 106. Februar, verlegt.
Im Schillertheater Charlottenburg findet am Donneretag nächster Woche die erste Aufführung von Sternheims Kom ßbie Der Snoh / statt.
Paul ScheinpflugZs Oper Das Hofkonzert“, deren Uraufführung am 3. Februar im Deutfchen Opernhause stattfindet, wird
Direktorialbeamte
Die Vereinbarung bezieht sich auf den Austausch techni⸗ r 8 2 2. X 5 *. 2 * anlage und setzte die Bühne, unter der sich die Heizung befand, h
die Hinterbliebenen des
Fischdampfer . S. K.5“ aus Travemünde, der an der Süd küste
des Fanges verurteilt
jrektor Georg Hartmann in Szene gesetzt. Die musikalische . 3 hre er, Rurol Krasselt. Scheinpflug ist der ehemalige Dirlaent des Blüthner⸗Orchesters, der jetzt als Musikdirettor i Duirourg wirkt. . . . . ierten und vorketzten Abonnementskonzert der Großen V 5 3 3 in der 5 iülharmonie am 2. Februar, Abendz 77 Uhr, führt Gustar Brecher mit dem Philbarmonischen Srchester Berlioz „Phantastische Symphonie und Strawinstys „Petruichka aus Melanie Kurt singt zwei Lieder von Richard Strauß mit Orchester. — Die Geschäftestelle der Großen Volkeoper“ befindet sich gegenwärtig nicht mehr im Krollschen Theater, sondern in Berlin N. 24, Monbijouplatz ?.
Man nigfaltiges.
Amtlich wird gemeldet: Gestern morgen um 7 Uhr 27 Mi— nuten juhr der Per sonenzug 3638 bei Blochstelle 2 zwilschen Wedding und Gesundbrunnen auf. den dert bal te nden Personenzug 1746 1lgicht auf, wobei drei Achsen dieses Zuges entgteisten. Etwa 29 Personen meldeten sich als kfeicht verletzt. Der Zug 3638 hatte anscheinend nach erteiltem Abfahrauftrag frotz Haltstellung des Ausfahrsigngls den Bahnhof Wedding verlassen. Der Betrieb war von 12 Uhr Mittags ab wieder regelmäßig. (W. T. B.)
In der gestrigen Sitzung der Berliner, Stadtver⸗ ordneten erfolgte zunächst die Einführung und Verpflichtung der neugewählten unbefelͤdeten Starträte durch den Oberbürgermeister Bös ß. Eine dringliche Vorlage ging dahin: eine gemischte Deputation niederzusetzen zur Prüfung des Mantel— tarifs der städtischen Arbeiter. Bei der Ab⸗ stimmung wurde die Magistratsvorlage angenommen. Bei dem Magistratsvorschlag, einen Geländestreifen in Treptow zum Bau eines Gewerkschaftshauses zu verkaufen, wurde Ausschußberatung beantragt. In namentlicher Abstimmung wurde die Ausschußberatung abgelehnt und darauf in einfacher Ab stimmung die Magistratsvorlage angenommen. Gegen eine Vorlage des Inhalts, das von der ehemaligen Landgemeinde Reinickendorf errichtete Fabrikgrund stück 7 otten straße 48 zum Pieise von 7 100 000 4 an die „Deutsche Telephon-⸗Werke G. m. b. H. zu verkaufen, wurde von kommunistischer Seite Widerspruch erhoben. In namentlicher Ab— stimmung winde mit großer Mehrheit die Magistratsvorlgge an— genommen. Eine längere Erörterung knüpfte sich an die Vorlage betreffend die Erhöhung der Kur! und Verpflegungs kosten in den städtischen Krankenhäusern. Der Stadtv. Dr. Weyl beantragte die Zurücküberweisung an den vor beratenden Aueschuß. Die Abstimmung über den Antrag Weyl war auf Antrag der Kommunisten wiederum namentlich. Sie ergab die Ab— lehnung des Antrags. Die Vorlage des Magistrats wurde angenommen. Nach einem Bericht des Stadtv. Faßian und kurzer Aussprache wurde darauf eine Magistratsvorlage, betreffend die Errichtung eines Schlackenwerkes in dem Gebäude der stillgelegten Trocken—⸗ gemüseanstalt, angenommen. Die Anlagekosten in Höhe von 113 Mil⸗ lionen Mark wurden bewilligt. Die Vorlage sieht die Umwandlung der Städtischen Schlackenweike in eine G. m. b. H. vor, deren sämt— liche Anteise der Stadtgemeinde Berlin gehören. Auch die vom Ausschuß beschlossenen Aenderungen der Vorlage fanden die Zustim⸗ mung der Versammlung. Die Vorlage, betreffend Fertig⸗ stellung der Nord⸗Südbahn, ging an einen Ausschuß, die Vorlage, betreffend Aenderung der Kraftdrosch ken⸗ steuerordnung, wurde dem Haushaltsausschuß überwiesen. Eine Reihe kleinerer Vorlagen wurde ohne Aussprache durch Annahme erledigt und die Sitzung darauf geschlossen.
Museumsfühbrungen. Am Sonntag, den 23. Jannat, Vormittags 93 Uhr, sinden wissenschaftliche Führungen durch im Kaiser⸗Friedrich⸗Museum (Rem brandt und Franz Hals) und im Alten Mu seum (antike Klein— kunst in Bronze) statt. Zulgßkarten (1 ) sind vor Beginn der Führungen am Eingang der Museen erhältlich.
De ssau, 26. Januar. (W. T. B.) Der Brand dez
Gensrale de Télégraphie sans fil) haben ein Abkommen über die Friedrich⸗Theaters ist, wie nunmehr festgestellt ist, auf einen
Schaden
in der Heitzluftheizung zurückzusühren. CEim Flamme schlug duich eine Fchadhaft gewordene Stelle der Heizung * . :
Das Künstlerpersonal ist dadurch hart getroffen, daß es in Das Kuratorium hat sich für den Wiederaufbau des Theaters entschieden.
Paris, 26. Januar. (W. T. B.). Das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten teilt dem Temps“ zufolge mit, daß durch Beschluß vom 12. Oktober 1921 die Entschädigung für in Oberschlesien er⸗ auf 225000
Brand.
schofssenen Ohersten Montalsgre Franken festgesetzt worden ist. (W. T. B.)
Kopenhagen, 25. Januar. Der deutsche
4
von Island wegen unerlaubten Fischens aufgebracht worden war, ist zu einer Geldstrafe von 10000 Kronen und zur Beschlagnahme seiner Fischereigeräte und worden.
Kopenhagen, 26. Januar. (W. T. B.) Der „Bersingske Tidende“ wird aus Helsing f ors gedrahtet, daß Finnlands? einzige, in Rijbimäki gelegene Munitionsfabrik gestern von einer Feuersbrunst verheert wurde, die viele Maschinen zerstörte. Es wird angenommen, daß es sich um Brand⸗ stiftung handelt.
(Fortsetzung des. Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)
J
Theater.
dyernhaus. (Unter den Linden.) Sonnabend: 25. Dauer⸗ bezugsvorstellung. Die Zauber flöte. Anfang 7 Uhr. .
Sonntag: Der Ring des Nibelungen. 3. Tag: Götter⸗ dämmerung. Anfang 5 Uhr.
GSchauspielhaus. Am Gendarmenmarkt) Sonnab.: 27. Dauer⸗ bezugẽborstellung. Lumpazi⸗Vagabundus. Anfang 75 Uhr.
Sonntag: Nachmittags: Vorstellung zu ermäßigten dre le ꝛ Flachsmann als Erzieher. Anfang 23 Uhr. — Abends: Lum wagt Vagabundus. Anfang 74 Uhr.
Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charlottenburg.
Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschaftsstell Rechnungs rat J engering in Berlin.
Verlag der Geschaftestele (Men gering) in Berlin. Druck der Norddentschen Buchdruckerei ind Verlagsanstalt, . Berlin. Wilhelmstr. 32. Sechs Beilagen seinschließlich Börsenbeilage und Warenzeichenbeilage Nr. 104 md B und Erste, Zweite und Dritte Zentral Handels register· Beilage.
Nr. 23. Nichtamtliches.
sFortsetzung aus dem Hauptblatt; Deuischer Reichstag.
1659. Sitzung vom 2B. Januar 192. Nachtrag.
Die Rede, die der Reichs verkehrsminister Groener in Beantwortung der Interpellation der Deutschnationalen, betreffend den Wagenmangel bei der Reichsbahn, gehalten hat und die gestern wegen verspäteten Eingangs des Stenogramms nicht mitgeteilt werden konnte, lautet, wie folgt:
Meine Damen und Herren! Ehe ich auf die sachliche Be⸗= antwortung der Interpellation eingehe, möchte ich mir erlauben, einen Irrtum zu berichtigen, der offenbar weit verbreitet ist, we il auch der Herr Vorredner davon gesprochen hat. Wir haben in der Organisation des Wagendienstes und der Wagengestellung durch den Uebergang der Staatseisenbahnen auf das Reich gar keine Veränderung erfahren. Seit dem Jahre 18909 besteht der Staats⸗ bahnwagenverband, der die ganzen deutschen Eisenbahn—⸗ verwaltungen vereinigt hat. Also es ist nicht richtig, daß etwa seit der Bildung des Reichsverkehrsminifteriums irgendwie in Wagendienstangelegenheiten, in der Frage der Wagengestellung auch nur das mindeste geändert ist und etwa - Befugnisse, die bisher die Verwaltungen in Stuttgart oder München oder Dresden usw. hatten, von dort hierhergezogen worden seien. (Zuruf von den Deutschnationalen: Bloß der Dienst funktioniert jetzt nicht mehr!) Es besteht die Organisation des Wagendienstes oder der Wage ꝛn⸗ gestellung genau wie früher seit 1969.
Den gesteigerten Anforderungen der großen Verkehrswelle im Herbst 1921 war die Leistungsfähigkeit der Reichsbahn noch nicht gewachsen. Die hohen Wagenanforderungen setzten infolge der frühen Ernte und des völligen Versagens der Wasserstraßen bereits im Auguft ein und steigerten sich in den folgenden Monaten derart. daß im Monat September an gedeckten Güterwagen 68 3, an cffenen 21 . mehr verlangt wurden als im Jahre vorher. Noch im Monat November hielt sich die Anforderung an gedeckten Wagen auf 40 . über dem Vorjahr. Die Anforderung an offenen Wagen sank im November etwas unter die Zahl des Vorjahres.
Die Gründe der außerordentlichen Verkehrswelle sind bekannt. Abgesehen von Ernte⸗ und Wasserstraßenverhältnissen hängen sie unmittelbar mit dem Marksturz zusammen. Dazu kam noch eine rmfangreiche Einfuhr, insbesondere an Getreide und Futtermitteln, über die deutschen Seehäfen. Auch das Bestreben, vor Inkraft⸗ treten der Tariferhöhungen vom 1. November sich einzudecken, nug zur Steigerung des Verkehrsbedürfnisses im Oltober bei.
Bei den hohen Bedarfszahlen ist zu berücksichtigen, daß sie ücht rein dem Verladebedürfnis der Versender entsprechen, sondern
wegen der Uebertragung von einem Tag auf den andern erheblich
darüber hinausgingen. Auch sind darin Ueberforderungen ent⸗ halten. Einige Zahlen mögen Ihnen das Bild der Verkehrswelle illustrieren.
Im September betrug die Mehranforderung gegenüber dem Vorjahre für Getreide 309, 75 (Hört, hört! bei den Deutsch⸗ nationalen), für Kartoffeln 87,7 3, für Düngemittel 163,9 73. Im Oltober ging die Welle bei Kartoffeln und Düngemitteln ganz erheblich zurück; bei Getreide aber fand noch eine Steigerung auf Ii8,? . statt. (Hört, hört! bei den Deutschnationalen) Getreide sonk im November leicht, im Dezember rasch. Düngemittel sanken im November ebenfalls, um im Dezember nochmals auf 135,7 X anzusteigen.
Die Wagenforderung für Kohle bewegte sich nicht in solch stürmischen Wellen. Im Ruhrgebiet ging sie nicht erheblich über das Vorjahr hinaus. Im Monat August betrug die Mehr⸗ sorderung 15, im Oktober 1435 73. Im November sank die For⸗ derung unter den Bedarf des Vorjahres. In den anderen Kohlen⸗ gebieten trat ein erheblicher Mehrbedarf ein, in Oberschlesien bis zu 40 R im August, in Mitteldeutschland bis 31 *. im Oktober.
Ich komme nun zur Wagengestellung. Ehe ich auf die Einzelheiten eingehe, möchte ich einen kurzen allgemeinen Ueber⸗ blick über die Leistungen der Reichsbahn in der Wagengestellung der letzten Jahre geben. Im Jahre 1919, dem letzten Jahre der Länderverwaltungen, war die Wagengestellung am niedrigsten im Januar mit rund 245 Millionen Wagen. Sie stieg im Sommer bis rund 3,37 Millionen Wagen im Monat September. Durchschnittlich hielt sich die monatliche Wagengestellung unter 3 Millionen. Im ersten Jahre der Reichsbahnverwaltung, im Jahre 1920, stieg die Wagengestellung vom März an, wo sie 32 Millionen betrug, also noch etwas hinter der höchsten Ge⸗ stellung des Jahres 1919 zurückblieb, ganz stetig und gleichmäßig kis auf den höchsten Punkt im Oktober 1920 mit 8,86 Millionen. Dieser Höchststand im Monat war also gegenüber dem Höchst⸗ stand des Jahres 1919 um rund 500 000 Wagen gestiegen. Im Nobember, Dezember und Januar 1920 auf 1921 kam wieder die Senkung der Wagengestellung wie alljährlich. Im Jahre 1921 tiieg die Wagengestellung wieder ganz planmäßig bis zum Märg. wo sie 39 Millionen Wagen betrug, also bereits im März mehr als im höchsten Stande des Jahres 1920.
Nun tam ein katastrophaler Sturß der Wagengestellung, iinnerseits hervorgerufen durch den Ausfall der Ueberschichten an det Ruhr und andererseits, und zwar in verstärktem Maße, durch die Unruhen in Oherschlefien. Im Mai sank infolgedessen die
Vagengestellung auf rund 3 Millionen. Alsbald stieg sie wieder sehr schnell und erreichte im August 3,93 Millionen und im bttcber 41165 Millionen. Wir haben im Oktober 1921 die Kcchste Wagengestellung seit der Kriegszeit erreicht. In November zt sich die Wagengestellung ebenfalls auf über 4 Millionen ge⸗ zelten. Sie sank wieder im Dezember auf 3.8 Millionen und hel sich damit immer noch 350 0090 Wagen höher als im De⸗ kmber des Jahres 1920.
H Sreste Beitage ö un Deutschen Reichsanzeiger und Preußischen Staatsanzeiger
Berlin, Freitag, ben 27. Januar
1922
Nun zur Verkehrswelle des letzten Herbstes. Besonders wichtig war die Gestellung der gedeckten Wagen. Sie betrug im August 1921 1365413 Wagen oder 15 mehr als im Jahre 1989290). Im September stieg die Wagengestellung weiter auf 1387101 gedeckte Wagen oder 10,6 3 mehr als 1920. Im Oktober stieg die Gestellung der gedeckten Wagen noch weiter auf 1 415438 oder 6,9 . mehr als im Vorjahr. Im November sank die Ge⸗ stellung der gedeckten Wagen auf 1346 683 Wagen, blieb aber immer noch 7,9 R über der Zahl des Jahres 1920.
Bei den offenen Wagen war die Steigerung gegenüber dem Vorjahr nicht so erheblich. Aber es ist doch zu konstatieren, daß die Mehrgestellung im Monat November trotz des frühen Frostes 8, S 2p gegenüber dem Vorjahr betrug.
Die Kartoffeln waren unser Schmerzenskind. Hier blieb die Gestellung der Wagen hinter dem Vorjahr zurück, verhältnia= mäßig weniger in den Hauptversandmonaten September und Oktober — 1839 und 15,8 ; — als im August, Nobember und Dezember, wo der Ausfall gegenüber dem Vorjahr bis auf 32 und 33 stieg, die Gründe hierfür sollen später erörtert werden. Die Beförderungsleistung an Kartoffeln vom September bis De⸗ zember betrug im Wagenladungsverkehr rund 58 Millionen Zentner. Dazu kommen beträchtliche engen im Stückgüterver, kehr, der in diesem Jahre infolge der Frachtermäßzigung in Kar⸗ ioffeln besonders stark war und im Oktober allein 3,4 Millionen Zentner betrug.
Für Getreide und Düngemittel wurden erheblich mehr Wagen gestellt als im Voriahr. Ich führe der Kürze halber nur die BVrozentzahlen der Mehrgestellung an: bei Getreide im August 45 3. Mehrgestellung, im September 75,9 3 Mehrgestellung, im Oktober 11433 Mehrgestellung, im November 9865 *. Mehr⸗ gestellung, im Dezember noch 46,5 . Mehrgestellung.
Bei Düngemittel betrug die Mehrgestellung im August 19231 2,5 3, im September 473 , im Oktober 85,9 25, im November 56 25, im Dezember 33,8 2 Mehrgestellung als im Jahre vorher. (Zuruf von den Deutschnationalen: Davon auf Stickstoff wieviel?) Insgesamt sind in den Monaten Oktober bis Dezember 62 658 Wagen für Düngemittel mehr gestellt worden als in der gleichen Zeit des Jahres 1920. (Zuruf von den Deutschnationalen: Aber nicht für Stickstoff) Das heißt mehr: 12 531 600 Zentner. Für Stickstoff sind vom Oktober bis zum 21. Januar 18 40090 Wagen mehr gestellt worden als im Vorjahr. Außerdem in der gleichen Zeit noch 5200 Wagen Kalkstickstoff mehr. (Hört! Hört! bei den Soztaldemokraten. — Zurufe von den Deutschnationalen: Wir haben nichts davon gemerkt!)
Es fällt nun auf, daß es gelungen ist, für Getreide und Dünge⸗ mittel diese bedeutende Steigerung zu erreichen, während es bei Kartoffeln nicht einmal gelang, die Ziffern des Vorjahres zu halten. Dies erklärt sich aus der Lage der Ueberschuß⸗ und Bedarfs⸗ gebiete und aus den Betriebsverhältnissen. Die Kartoffeln mußten sämtlich aus Ostpreußen, Pommern werden. Die Abfuhr aus Ostpreußen durch den Korridor war mit den bekannten mehrfachen Stockungen verbunden. In Pommern machte die Durchbringung der Leer⸗ und Vollzüge durch das wenig leistungsfähige Stettiner Defilee nicht unerhebliche Schwierig⸗ leiten. Die Kartoffeln gingen sämtlich nach den Randgebieten im Westen und Südweslen, wodurch die Wagenumlaufszeit ganz außer⸗ ordentlich vermehrt wurde. Eine Statistik, die ich in Pommern bei neun Gütevabfertigungen auf dem Lande aufstellen ließ, hat ergeben, daß von Oktober bis Dezember von diesen neun Güter⸗ abfertigungen 81 120 Tonnen abgefahren sind, und davon sind 643 * über 600 Kilometer befördert worden. Diese weiten Fahr⸗ wege haben den Kartoffeltransport natürlich ganz außerordentlich ungünstig beeinflußt.
Ich möchte dabei bemerken, daß wir ja natürlich die Kartoffeln, solange es irgendwie geht, nur in gedeckten Wagen abfahren, daß also eine Konkurrenz von Karstoffeln und Kohlen bei der Wagen⸗ gestellung, wie sie vorhin von dem Herrn Vorredner bezüglich der Abfuhr von Kohlen aus Hamburg erörtert worden ist, für den Kar⸗ toffeltransport gar keine Bedeutung hat: Kohlen und Kartoffeln konkurrieren beim Transport nicht miteinander.
Der Wagenumlauf wurde noch besonders dadurch ungünstig beeinflußt, daß im November sehr frühzeitig Frost und stürmische Tage eintraten, durch die der Ablauf auf den Rangierbahnhöfen sehr erschwert und ihre Leistungsfähigkeit zum Teil bis auf die Hälfte herabgedrückt wurde.
Ich komme nun zur Kohle. Die Wagengestellung für die Kohlen im Ruhrgebiet war im August 10, 2 mehr als im Jahre 1920, im September 2,7 33 mehr. Im Oktober, November und Dezember sank die Wagengestellung etwa 3 Rz unter das Vorjahr. Diese unzureichende Leistung an der Ruhr ist einer⸗ seits auf Betriebsschwierigkeiten im westlichen Industriegebiet in⸗ folge mangelnder Vorflut; anderseits auf den niederen Wasser⸗ stand des Rheines zurückzuführen. Größere Leistungen der Eisen⸗ bahn im Ruhrgebiet hängen in erster Linie davon ab, ob an den Rhein- und Ruhrhäfen ausreichend Kohle gekippt werden kann. Die kurzen Fahrwege von den Zechen nach den Häfen gewähren einen sehr leistungsfähigen Pendelverkehr, während beim Versagen des Rheines die weiten Fahrwege nach Süddeutschland den Wagenumlauf höchst ungünstig beeinflussen. Oberschlesien: die Wagengestellung für Kohlen betrug im August 1921 38,4 3 mehr als im Vorjahre, im September 115 3 mehr, im Oktober 9 mehr, im November 16, 3 mehr und im Dezember 101 3 mehr. Mitteldeutsches Kohlengebiet: die Wagengestellung betrug im August 98 mehr, im September 37 weniger, im Oktober 2 5, im November 15,3 R, im Dezember 2,8 8 mehr als 1920. Diese Zahlen beweisen, daß die Gesamtleistung in der Wagen⸗ gestellung gegenüber dem Vorjahre eine nicht unerhebliche Besse⸗ rung erfahren hat. Trotz aller Schwierigkeiten ist bei der Wagen⸗ gestellung die steigende Tendenz selbst noch im Monat Dezember 19291 festgehalten worden. Wenn diese Besserung auch noch nicht Schritt
halten konnte mit dem Bedürfnis der plötzlichen großen Verkehrs
und Mecklenbur eholt ; h , en e. . , ö Reparaturstand noch wesentlich ungünstiger. Aber hier liegt die
welle im Herbst, so ist doch alle Aussicht vorhanden, daß wir bei dieser steigenden Tendenz auch im neuen Jahre verbleiben werden. Durch die außerordentliche Steigerung des Verkehrs in Sachsen. im Bezirk Halle, im westlichen Induftriegebiet und vor allem im Hamburger Hafen, war die Betriebslage an sich schon gespannt, als durch ungünstige Witterung, Frost, Nebel, Rauhreif, Sturm, weitere Erschwernisse hinzutraten und der Wagenumlauf stark be⸗ einträchtigt wurde.
So unerwünscht auch der Verwaltung Verkehrssperren sind, sie bleiben eben die ultima ratio, wenn in gewissen Verkehrs⸗ beziehungen der Zulauf der Wagen stärker ist als ihre Ver⸗ arbeitung an den Brennpunkten des Verkehrs. Wenn im Herbst 1921 der Wagenmangel in besonders verschärfter Form auftrat, so ist das zwar durch die bereits geschilderten Umstände zu er⸗ klären, aber es bedarf doch noch des Hinweises auf die besondere Lage, in die die Eisenbahnen durch die andauernden Krisen unseres Wirtschaftslebens versetzt sind. Das örtlich und zeitlich stoßweise Einsetzen der Transportforderungen ist für unseren noch immer nicht voll wieder erstarkten technischen Apparat recht schädlich. Uns fehlen noch die schnell verfügbaren Reserven an Lokomotivkräften, mit denen rechtzeitig plötzliche Verkehrsstöße aufgefangen werden können. Auch die unzureichenden Reserven an Kohlen erschweren die Wagendisposition und den Betrieb in Zeiten gesteigerten Verkehrs. Ehe nicht wieder eine ausreichende Sommerbevorratung aller lebenswichtigen Betriebe, insbesondere der Eisenbahnen, wie in den Jahren vor dem Kriege mit Kohle stattfindet, werden uns die üblen Erscheinungen im Herbst⸗ und Winterverkehr niemals erspart bleiben. Es ist eben unmöglich, im Herbst und Winter an Kohlentransporten das nachzuholen, was im Frühjahr und im Sommer versäumt worden ist. Ich darf nur darauf hinweisen, daß wir allein in der gegenwärtigen Zeit täglich 4500 Wagen Kohle für unseren eigenen Bedarf fahren müssen, daß wir nicht in der Lage sind, wie in Zeiten vor dem Kriege, wo wir einen Vorrat bis zu 90 Tagen hatten, im Winter auf diese Kohlenzufuhr zu verzichten und damit das übrige Wirtschaftsleben mit Kohle zu versorgen.
Zur Minderung des Wagenmangels und zur Beseitigung der Dickflüssigkeit des Betriebes werden selbstverständlich alle Maß⸗ nahmen getroffen, und zwar rechtzeitig, die irgendwie geeignet sind. Ich darf der Zeit halber darauf verzichten, sie im ein⸗ jelnen aufzuführen. Auf baulichem Gebiete werden an den Brennpunkten des Verkehrs Verbesserungen des Apparates teils neu in Angriff genommen, teils beschleunigt durchgeführt. Wir haben in den Jahren 19 und 20 erhebliche Zahlen von Güter⸗ wagen neu beschafft. Im laufenden Wirtschaftsjahre wird die Zahl der neubeschafften Güterwagen 70 9090 erreichen. Auch für 1922 ist die Beschaffung einer beträchtlichen Anzahl in Aussicht genommen. t
Der Reparaturstand der Güterwagen ist durchaus günstig. Wir haben bei diesen annähernd dasselbe Verhältnis des Repara⸗ turstandes wie vor dem Kriege. Bei den Lokomotiven ist der
Sache auch viel schwieriger. Wir müssen unseren ganzen Lokomo⸗ tivpark gründlichst durchreparieren. Vor allen Dingen müssen wir wieder 55 000 Tonnen Kupfer einbauen, die während des Krieges aus den Lokomotiven herausgerissen worden sind. Wir haben derzeit 385 000 Tonnen eingebaut, die restlichen 20 000 Ton⸗ nen werden wir mit größter Beschleunigung wieder in die Loko⸗- motiven einbauen.
Auf dem Gebiete der Ent⸗ und Beladung werden selbstver⸗ ständlich alle Anstrengungen gemacht; aber dabei muß ich natür- lich auf die Mitwirkung der Verfrachter besonders hoffen.
Wie hat sich nun im neuen Jahre die Sache entwickelt? Wir haben an gedeckten Güterwagen bis zum 21. d. M. insgesamt 778 634 gedeckte Wagen bei verhältnismäßig geringen Ausfällen gestellt. An O⸗Wagen wurden täglich im Anfang Januar 72 009 gestellt. Wir haben uns unterdessen auf 90 000 in der Mitte des Monats gesteigert. Ob unter der Einwirkung des starken Frostes der letzten Tage eine Herabminderung dieser Zahlen stattfinden wird, kann ich noch nicht sagen. Bis vorgestern ist es jedenfalls gelungen, die Zahlen auf der Höhe zu halten.
Was die Kohlenwagen anlangt, so waren wir im Ruhrbezirk in den ersten Tagen des Monats durchschnittlich auf 19 009 Wagen täglich gekommen, in der zweiten Woche haben wir die Ge⸗ stellung auf 23 000 Wagen gesteigert, in der dritten Woche blieb die Verladung auf der Höhe von rund 2000 Wagen täglich. Stärkere Ausfälle bei der Kohle im Ruhrbezirk sind nur in den ersten Tagen des Monats gewesen. In der zweiten Woche war volle Deckung, in der dritten Woche waren ebenfalls nur geringe Ausfälle. Der Rheinwasserstand ist gestiegen. In Duisburg ist verstärkter Umschlag, der sich am 23. Januar bis auf 25 344 Tonnen steigerte. Diese beträchtlichen Leistungen lassen, erwarten, daß wir einer Linderung der Kohlennot allenthalben entgegengehen.
In Oberschlesien war bis zum 18. Fanuar volle Deckung, ohne jeden Ausfall. Vom 1. bis 24. wurden 163 039 Wagen gestellt. Die Oderschiffahrt ist wegen des Frostes noch eingestellt.
In Mitteldeutschland wurden bis zum 23. Januar 183 40 Wagen gestellt bei nur ganz geringfügigen Ausfällen. An mehreren Tagen im Januar haben wir in Mitteldeutschland über 10 009 Wagen mit Braunkohle beladen. Dies bedeutet eine bisher noch nicht erreichte Rekordziffer.
Düngemittel: Der Versand künstlicher Düngemittel hat sich im Januar ganz erheblich gesteigert. Am 23. Januar wurden 5egg Wagen für künstliche Düngemittel gestellt, vom 1. bis 23. insge⸗ samt 77 107 bei 21 809 Wagen Ausfall. Das sind aber 2s 53 Wagen mehr, als in der gleichen Zeit des Vorjahres oder mit anderen Worten 5 307 400 Zentner Düngemittel mehr, als im Vorjahre. Wenn man die Mehrgestellung vom Oktober bis zum 2. Januar zusammenzählt, so ergibt sich eine Mehrgestellung von 88 000 Wagen rund oder fast 18 Millionen Zentner künstliche Düngemittel mehr, die wir der Landwirtschaft zugeführt haben. Wenn nicht ganz unvorhergesehene Zwischenfälle eintreten, *.