1922 / 48 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 25 Feb 1922 18:00:01 GMT) scan diff

worden; er führte jedoch Beschwerde gegen zwei französische Sequester über einen von diesen in Rechnung gestellten Betrag von über zwei Millionen Franken. In dit ser Angelegenheit spielt der österreichische , . Rosenberg eine Rolle. Der Advokat Rosenbergs in Sequesterangelegenhei len war der Bruder Clemenceaus, Albert Clemenceau. Die er ste e,, über die Dauer der Untersuchungshaft Paul Menniers. be— ndete der scezialistische Abgeordnete U h ry. Er erklärte, . Meunier sei 28 Monate auf Grund unbewiesener Aussagen in Untersuchungs haft gehalten worden. Das An. klagegericht habe, da nichls Belastendes gegen Meunier und die mit ihm zugleich beschuldigte Dame vorlag, die Haftentlassung beschließen müssen. Im weiteren Verlauf der Interpellationg⸗ debatte verlangte der Abgeordnete Uhry unter Anführung ver⸗ schiedener Fälle ungemein langer Untersuchungshaft, die hätten ver⸗ mieden werden müssen, den Schutz der persönlichen Freiheit der Staatsbürger. Nach ihm begründete der Rhyalist sen Dau det die zweite Interpellation in der Angelegenheit Meunier. Er nannte ihn einen Agenten des Feindes, der 28 Monate im Ge⸗ fängnis gesessen habe, weil er sich weigerte, auf die Fragen des Unter⸗ uchungsrichters zu antworten. Das Ministerium Clemencean sei nur streng gegen Veutsche und Verräter gewesen. Daudet sprach alsdann von Malvy und CGaillaux, die er beide Verräter nannte. Paul Meunier habe aus der Schweiz 209 000 Franken, die aus Dentschland stammten, ahholen wollen. Daudet verbreitete sich alsdann über die Angelegenheit Judet und des mit ihm an= geklagten Schweizers Bossard, und verlangte schließlich als Rohyalist, daß die Persönlichkeit Clemenceaus für unverletzlich erklärt werde. Die auswärtige Lage sei noch ernst und verlange volle Strenge gegen alle schlechten Patrioten und Verräter. Als der Redner die Richter angriff, verwahrte sich der Präsident n die Behauptung, Deutschland Könne Unterstützung bei den französischen Richtern finden. Der Redner serderte schließlich den Justizminister auf, gegen den Beschluß, Paul Meunier außer Verfolgung zu setzen, Berufung einzulegen. Nach dieser stellenweise ungeheuren Lärm hervorrufenden Rede wurde die Sitzung gegen 6 Uhr auf eine Viertelstunde unterbrochen. Nach ihrer Wiederaufnahme begründete der Abgeordnete Lacotte, der der äußersten Rechten angehört, seine Interpellation, die sich

ebenfalls wie die von Daudet gegen den Beschluß des Gerichts wendet,

Paul Meunier außer Verfolgung zu setzen. 4 ; ö Als vierter Interpellant sprach alsdann Cassagnae über die Affcre Margulies⸗Rosenberg. Namens der Regierung

beantwortete die Interpellationen der Justizminister Barth ou.

Er weigerte sich, über die Angelegenheit Margulies⸗Rosenberg zu

sprechen, da der Zivilprozeß noch anhängig sei, und ging alsdann dazu über, die Beschuldigungen des Rgyglisten Daudet zurück⸗ zuweisen. Er führte aus, es handele sich hier nicht um eine , , sondern darum, ob die Untersuchungshaft über das

durch das Gesetz erlaubte Maß ausgedehnt worden sei und ob die gesetzlichen Bürgschaften für die persönliche Freiheit genügten. Im

Falle Paul Meunier hätten die Iwischenfälle der Prozedur die Ent- scheidung hinausgeschoben. Darauf ergriff der Advokat Paul Meuniers, der Kommunist Lafont, das Wort, um sich für den Schutz der persönlichen Freiheit einzusetzen und baldigste gesetzliche

Regelung zu verlangen.

Die weitere Debatte vollzog sich unter großem Lärm, da . . Dr. Radbruch gehalten hat, hatte folgenden Wortlaut:

Léon Daudet wiederholt sowohl die Richter als einzelne Ab

geordnete beleidigte. Der Lärm erreichte einen solchen Grad, daß der Kammerpräsident Peret mit Unterbrechung der Sitzung

drohte 3. K Der ehemalige Unterstaatssekretär für die Militärjustiz im

Ministerium Clemenceau, Ignace, erklärte, daß er für den Fall Meunier und alle anderen Verfolgungen während des Krieges die volle Verantwortung übernehme. Das, was man ein Regime des Schreckens nenne, sei der Ruhm Frankreichs, ein Regime des Schreckens im Kampfe

gegen die Verräter und Defaitisten. Der Fall Pꝛsul Meunier sei nur ein Teil

in Verbindung ständen. Der Ursprung des Prozesses beruhe in der

Entdeckung der Korrespondenz Lanckens in Brüssel. Ignace ver⸗ , ö . lagern . muß sich zur peinlichsten Wahrung seines politischen Asylrechts In einer allgemeinen Verworrenheit endigte die Debatte durch die Annahme der einfachen Tagesordnung, die

langte die Veröffentlichung des Beschlusses der Anklagekammer.

der Justizminister Barthou annahm.

Rußland.

Der Vorstand des Hilfgauschusses für die Hungernden erläßt einen dringenden Aufruf an die zur Hilfe ver⸗ pflichteten Gouvernements, sich nicht damit zu begnügen, das Sagtgut an die Hungergebiete zu entsenden, sondern auch

Arbeitskräfte für die Bebauung der Felder heizustellen, da

weite Gegenden fast ausgestorben seien und der Anbau unbedingt bis 15. März in Gang gebracht werden müsse. Gelinge dies nicht, so werde die Hungerkataftrophe einen noch entsetzlicheren Umfang annehmen.

Belgien.

Der mit der Prüfung des Donguabkommens beauf tragte Sonderausschuß trat, nach Meldung des „W. T. B.“, gestern nnter dem Vorsitz von Carton de Wiart zusammen.

Der Referent Strauß bemerkte, daß der Rhein Donaukanal in das von dem Abkommen betroffene Flußsystem falle. Ez

sei daher von größtem Interesse, so schnell wie möglich eine Ver.

bindung zwischen Antwerpen und dem Rhein herzustellen.

Italien.

Nach Meldungen aus Rom hat der Abgeordnete de Facta,

ein Freund Giolittis, die Bildung des Kabinetts über— nom m en.

Portugal.

Die letzten Nachrichten aus Portugal vom 21. und 22. d. M. melden, daß der Präsident der Republik, Almeida, und die Mitglieder der Regierung das Fort Caxias verlassen hahen und nach Lissabon zurückgekehrt feien, wo alles ruhig sei. Der Kriegs minister habe in Lissabon Truppen zu— ammengeßogen. Nachrichten aus der Provinz ließen erkennen, daß auch im Lande Ruhe herrsche.

Schweiz.

In einer gem einsamen Sitzung, die gestern unter Hinzuziehung der deutschen und der polnischen Gewerkschafts⸗ dertreter von der II. Unter kommifsion (Argeitgeber⸗ und e rf und kom mi

Thomas, seine über die Not⸗ Arbeits⸗

n

, ührte, hahen, wie das Völkerbundsfekretariat eine günstige Wendung genommen, die zu der —— * diese Frage, die bisher für eine der

gewähre, die bet bi

deine Regelung 3 e

einem hbestimmten Hochverrataverhrechen darstellt, sondern um chn

Tat, die zwar aus politischem Motiv (hört, hört! auf der äußersten 2 . n aus dem Motiv politischer Rache, aber nicht zu einem

politischen Zwecke begangen ist' (Rufe auf der äußersten Linken

ö e

gen Erzeugung entspreche. Fl .

Versorgung der polnischen Hochöfen mit Eisenerzen sei bis jetzt noch kein Jahreskontingent festgelegt worden, man habe sich auf eine vorläufige Zahl geeinigt. Die endgültige Kon⸗ tingentierung solle erfolgen, sobgld die beiden Staaten N17 ihnen zugesprochenen Gebieten Besitz ergriffen haben werden.

Polen. : .

Der Landtag hat den Antrag, die Neuwahlen am 2. Juni vorzunehmen, mit 118 gegen 96 Stimmen abgelehnt, hingegen mit 104 gegen 73 Stimmen den Antrag des Abg. Liebermann angenommen, wonach die Neuwahlen nach Ab⸗ schluß der Wahlreform im Laufe des Sommers durchgeführt

werden sollen. r . Fiunland. In der zweiten 236 des neuen Wehrpflichtgesetzes genehmigte der Reichstag bie einsährige Dienstzéiß im all— gemeinen und die 15 monatige Dienstzeit für die Spezialtruppen.

General Pellet, der französische Oberkommissar, wurde vom Sultan in Audienz empfangen. 7

Bulgarien.

Bei den Gemeindewahlen, die am letzten Sonntag vorgenommen wurden, haben die Regierungskandidaten, d. h. die Kandidaten des landwirtschaftlichen Verbandes, der die eigentliche Stütze der Bauernregierung bildet, durchweg gesiegt.

Asien.

Die „Times“ meldet aus Patia la (Provinz Pundschab), daß auf mehrere Mitglieder der Beglecung des Prinzen von Wales auf einer Autofahrt von Delhi nach Patiala Schüsse abgegeben wurden; verletzt wurde niemand.

Deutscher Reichstag.

176. Sitzung vom 23. Februar 1922. Nachtrag.

Die Rede, die bei der Beratung über den Haushalt des Reichs ju stizministerium s der Reichssustizminister

Meine Damen und Herren! Ich werde zu den Fragen, die heute aufgeworfen sind, zu Beginn der morgigen Sitzung Stellung nehmen. Zu einer Frage Stellung zu nehmen, scheint mir aber durchaus unaufschieblich. Es muß sofort die Stellung der Reichs⸗ regierung bei der Auslieferung der angeblichen Mörder des Ministerpräsidenten Dato klargestellt werden.

Meine Damen und Herren! Das Asylyecht, das hohe Recht

des Falles Gaillaux und anderer Fälle gleiche Art, Tie miteinander des Staates, Verfolgten eine Zufluchtsstätte zu bieten, muß einer

demokratischen Republik besonders heilig sein, in der ehemals Ver⸗ folgte selbst unter den Mitregierenden sind. Das Deutsche Reich

verpflichtet fühlen, nicht minder aber verpflichtet fühlen zur pein—⸗ lichsten Beobachtung seiner vertraglichen Verpflichtungen, zum

Beweise dessen, daß für das Deutsche Reich Verträge, auch Aus-

lfeferungsverträge, nicht ein Fetzen Papier“ sind, besonders in dem Augenblick, wo es im Begriffe steht, aus einer ãhnlichen

Rechtslage gleiche Konsequenzen zu ziehen, wie sie von Spanien

uns gegenüber gezogen sind: nämlich in der Frage der Ausliefe⸗ rung der Erzberger⸗Mörder.

Es handelt sich bei dieser Auslieferungsfrage also leider nicht um eine Frage des menschlichen Mitgefühls und noch weniger um eine Frage der Politik. Es handelt sich um eine Frage des echtes, des bindenden Vertrages, des internationalen Vertrauens. Ganz kühl

und sachlich lassen Sie mich Ihnen jetzt die Rechtslage darlegen.

Die Auslieferung ist erfolgt auf Grund des deutsch⸗spanischen

Auslieferungsvertrages von 1878, dessen sechster Artikel lautet: Die Bestimmungen des gegenwärtigen Vertrages finden auf solche Personen, die sich irgendeines politischen Verbrechens oder Vergehens schuldig gemacht haben, keine Anwendung. Die Person, welche wegen eines. gemeinen Verbrechens vder Vergehens ausgeliefert worden ist, darf demgemäß in demjenigen Staate, an welchen die Auslieferung erfolgt ist, in leinem Falle wegen eines von ihr vor der Auslieferung verübten politischen Verbrechens oder Vergehens oder wegen einer Handlung, welche mit einem solchen politischen Verbrechen oder Vergehen in Zu— sammenhang steht, zur Untersuchung gezogen und be⸗ straft werden.

Sie sehen also, die Ausnahme von der Auslieferungspflicht erstreckt

sich auf zwei Gruppen von Fällen. Einerseits auf politische Straf⸗ taten, andererseits auf Straftaten, die mit solchen politischen Straf⸗ taten in Zusammenhang stehen. (Na also! bei den Unabhängigen

Sozialdemokraten) Die politischen Straftaten, jene erste Gruppe,

sind im engen Sinne dieses Begriffes auszulegen. Politische Straf⸗ taten in diesem engeren Sinne sind Straftaten, die sich gegen den

Staat unmittelbar richten, wie Hochverrat, Landesverrat, feind⸗

liche Handlungen gegen befreundete Staaten. (Zurufe auf der äußersten Linken: Woher wissen Sie das? Wo steht das?) == Ich werde Ihnen gleich darauf antworten; es ergibt sich aus dem Zu⸗ sammenhang. (Abg. Dr. Rosenfeld: Das Gegenteil ergibt sich!—

Weitere Zurufe auf der äußersten Linken) Es wäre sinnlos, die

Zusammenhangstaten neben den politischen Delikten zu nennen,

wenn diese politischen Delikte in einem weiteren sie umfassenden

Sinne verstanden worden wären.

Nun kommen wir zu der zweiten Gruppe von Taten, zu den⸗ jenigen, welche mit einem politischen Verbrechen oder Vergehen in Zusammenhang stehen. Es entsteht die Frage: wo ist das politische Verbrechen oder Vergehen, mit dem die Tat der angeblichen Mörder Datos im Zusammenhang steht? (Abg. Dr. Rosenfeld: Der Mord des Ministerprästdenten! Wo ist das wirkliche oder auch nur geplante Hochverrats verbrechen, in dessen Rahmen sich dieser Mord einreihte? Nach der Darstellung, die nicht nur die spanische Bot⸗ schaft und in Einklang mit ihr die deutsche Botschaft, sondern die auch die kommunistische Presse gegeben hat, handelt es sich nicht etiha um eine Tat, die sich als unmittelbare oder mittelbare

Lorbareitungahandlung (auteg Lachen auf der äußersten Linken) zu

Kort, hört, nerhhrtif nsammenhangstaten sind nur solche Taten,

die zum Zwecke eines politischen Verbrechens, sei es eines wirklich begangenen, sei es auch nur eines geplanten, dienen. Erneute Zurufe auf der äußersten Linken) Meine Damen und Herren, ich habe den Eindruck, als wenn diese juristischen Ausführungen aus meinem Munde, der ich es ja in kurzer Ministerzeit in der Schätzung als Reahtionär bei Ihnen schon ziemlich weit gebracht habe, anf Sie

keinen besonderen Eindruck mache. ( Heiterkeit) Aber ich darf viel—

leicht auf eine auch für Sie so unanfechtbare Gelehrtenpersönlichtein wie die des Herrn Kollegen Schücking Bezug nehmen. Nun ist mir vorhin durch einen Zwischenruf das Gutachten deg von mir sehr hochgeschätzten Dr. Wehberg entgegengehalten worden. Dieses Gutachten geht aber an der entscheidenden Frage ganz vorbei. (Hört, hört! bei den Unabhängigen Sozialdemokraten) Es bemüht sich auszuführen, daß nicht jeder Anarchist und nicht jeder Mörder ausgeliefert werden müsse, wendet sich also gegen eine Ansicht, die unserer Auffassung durchaus nicht zugrunde liegt. Die ganze Beweisführung Wehbergs, der mit seinem Standpunkt allein steht, geht an unserem Standpunkt vollkommen vorbei. Meine Damen und Herren, ich gebe ohne weiteres zu, daß das Ergebnis, zu dem die Reichsregierung gelangen mußte, nicht nur

höchst unerfreulich ist. (Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten) Um es einmal drastisch auszudrückem Hätten diese angeblichen Mörder Datos es schlimmer getrieben, so wäre es ihnen besser ge— gangen. Stellte ihre Tat sich als eine Teilerscheinung eines Hoch— verratsunternehmens dar, so wäre die Auslieferung unmöglich gewesen. (Lachen und Zurufe bei den Unabhängigen Sozialdemo⸗ kraten und den Kommunisten.) Da sich ihre Tat nicht als Ver— wirklichung eines ausgearbeiteten Hochverratsvorsatzes darstellte und somit nicht als eine Tat, die mit einem politischen Delikt im Zusammenhange steht, mußte die Auslieferung erfolgen. (An- dauernde Unruhe und Zurufe auf der äußersten Linken.) Gerade dieser Fall wird uns den Anlaß geben, unser Aus lieferungsrecht zu revidieren. Es ist bereits ein Auslieferungs—

gesetz in Vorbereitung (Lachen und Zurufe auf der äußersten

Linken), das gerade den Begriff des politischen Delikts zu klären bestimmt ist, und an das sich unsere zukünftigen Auslieferungs⸗ verträge anlehnen werden, mittels dessen vielleicht auch die be— stehenden Auslieferungsverträge einer Revision unterzogen werden können.

Ein unbiegsames Recht hat uns zur Auslieferung der angeb— lichen Mörder Datos verpflichtet. Aber wir haben uns bemüht, neben dem strengen Willen des Vertrages die Forderung der Menschlichkeit, soweit es uns irgend möglich war, zur Geltung zu bringen. (Große Unruhe und erregte Zurufe auf der äußersten Linken) Es ist dem spanischen Botschafter feierlich der Wunsch der Reichsregierung ausgesprochen worden (erneute lebhafte Un= ruhe und erregte Zurufe auf der äußersten Linken), daß ein etwa gegen die heiden Spanier gefälltes Todesurteil nicht zur Vgl. streckung gelaige. Ich glaube, das ist nicht nur der Wunsch ber Reichsregierung, das ist auch der Wunsch weitester Kreise zeh deutschen Volkes, die zwar den Mord, aus welchen Motiven immer er begangen sein möge, verwerfen, soweit er nicht mit der Berent— schaft zur Selbstopferung verbunden ist, die es aber nicht dulden mögen, daß Ueberzeugungsverbrecher, welcher verirrten Ueber, zengung immer, Raubmördern gleichgestellt werden.

Wohlfahrtspflege.

wesens in Dentschland in den Letzten Fahrzehnten—

Der Reichgarbeitsminister hat dem Reichstag eine umfangreich Denkschrift vorgelegt, welche die verschledenen Faktoren, die in

Wohnungs⸗ und Siedlungsverhältnisse beeinflußt haben, die Ent, wicklung des Wohnungsmarkts und in ihrem Hauptteile die Maß

nahmen behandelt, die seit 1914 zur Regelung der e, n. und

Siedlungsverhältnisse getroffen worden sind. Im folgenden geben wir einen Ueberblick über die Entwicklung und die Versuche einer Abhilfe Für die Gestaltung der Siedlungs⸗ und Wohnungsverhältnisse in den letzten Jahrzehnten vor dem Kriege ist die mit der Industriali, sierung Deutschlands eingetretene Umschichtung der Bevölkerung von

wirtschaft entfallenden Bevölkerung ist nicht nur im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung, sondern auch absolut ständig und erheblich zurück gegangen. Er betrug:

insgesamt

1 19 2265 485 425 von 45 222113 . 18 501 307 36, , 49 4258 479 1907 17 681 176 Wm, , G64 gah ghz.

Der gesamte auserordentlich starke Bevölkerungszuwachs ist also den nicht landwirtschaftlichen Berufsarten zugute gekommen. Dieser Entwicklung entsprechen die Zahlen über die Verteilung der Be— bölkerung auf die verschiedenen Ortschaftsklassen. Es entfielen auf die Ortschaften:

vH der Gesamtbevßllerung

; Zahl der Einwohner 187 1895 1910 1919

mn.

Eb 315 iS 28 433 456 25 64 8 2 pan 86h 734 344 5078 597 7297 779 6743 157 öh 383 5 674 457 h n zzz 8 15g zs 4147 533 46190 921 5 677 9655 7 750 838 2 413 5 6831 01413 823 348 15 00020.

45 22 113 49 428 70 64 925 3 6o 219 69

Besonders stark war die Bevölkerungszunahme der Großstädte mit mehr als 100 009 Einwohnern. Im Jahre 1571 zählte das Neich 8 Großstädte mit insgesamt 1963 537 Bewohnern oder 4 vo der Bevölkerung. Im Jahre 1910 dagegen gab es 48 Groß flůdt⸗ mit 13 828 348 Cinwohnern gleich l, ö der Bevölkerung. Im Jahre 2I9 wohnten in Großstädten 240 vy der Bepbsterung. Miese Um schichtung der Bevölkerung ist nicht lebiglich durch die natur liche Jer⸗ mehrung der Bevölkerung in den Städten und Industriebezirken, sondern in der Hauptsache durch eine starke Wanderungsbewegung herbeigeführt worden. Alllährlich sind große Massen der Be dölkerung aus den ländlichen Bezirken in die Städte und Industriehezirke abgewandert. 366 ih, wird für die letzten Jahre vor dem Kriege ö jährlich ungefähr 4600 000 geschätzt, von denen auf die Teile Preußens ösflich der Eibe allein etwa 356 Ho entfallen, Nach den eingehenden Unterfuchungen des Profesfors Dr. Serin i als erwiesen angesehen werden, daß diefe Abwanderung vorne

aus solchen Belirken erfolgt ist, in denen der ö her der großbäuerliche Besitz einen besonders großen Antell an dei laudt

unter 2000 von 2000 50090 J 5000 20 000. 20 000— 100000 . mehr als 100 000 .

0

aus menschlichen Gründen, sondern auch aus juristischen Gründen

Zur Entwicklung des Siedlun gs, und Wohnung

den letzten Jahrzehnten, ganz besonders seit 1914, die Gestaltung der

, n, . Bedeutung gewesen. Der Anteil der auf die Land⸗

ttschaflsich genutzten Flache einnimmt. Hier zeigt sich der Einfluß

5. e breiten Masse der landlosen Bevßllerung

n selchen Befirfen feine Möglichkelt ah. otialen Aufftieg.

Haber in den Stählen und Indufstel ehe icken ne reizt

mit den wirklichen oder bermesntsichen Vorteilen bes

ur Abwanderung. Die BZandfsucht, welche das

äbersteigt, hat verhängnignolte Folgen für

Bevölkerung gehabt. In vielen Landkreisen war bie

der Ilkerung 1505 geringer als 1871. Dier ist also die

or g jeder kulturellen Höherentwöicklung, die Verdichtung der

. nicht eingetreten. Der Landwirtschaft sind bie not=

vendigen Arbeitgkräfte entzogen. Ersatz mußte durch ausländische

bern heitetz escdafft neren, Diese gnim ahlung t enen khh pallerungspolitisch wie sozialpolitisch höchst ungesund.

Die starke Vermehrung der Bevölkerung n ben Stäbten machte

. netwendig, hier für große Menschenmen gen rasch Unterkunft zu

chaffen. Die Löfung die ser Aufgabe ließ maächst grunhfatzlich der

baten Initiative überlassen. Stagt und Gemeinden heschrãnkten

ich darauf, die verwaltungsmäßigen Grundlagen für den Ban neuer

Wohnungen zu schaffen, ingbefondere Ban uchtlinien. Bebauungs⸗

glue und Banuordnungen aufzustellen und zu erlassen sowie den

Ausbau. neuer Straßen, die Zuleitung von Wasser, Gag

and Flektrisittt und die Besestiqung der Abfall floffe und

Abwässer sicherzustellen. Mese ganze hehzrd i Tatig⸗ kit. ging zunäckst nur von rein vel f he 6e gh. punkten aus. Zwar wurden diese allmählsch erweitert neben die Rücksicht auf Feuersicherhest und Stanbfestigkeit traten euch RNücksichten auf den Verkehr und die öffentlichen Gesundhests⸗ derhältnisse. Aber erst nach sangerer Zeit setzte sich die Erkenntnis zurch, daß die Behörden auch Rückfichf auf das Wohnungẽbedürfnis er unterzuhringenden Bepsölkerun nehmen müßten. Das zeigte sich hesonders bei den behördilhen Maßnahmen jur Auffchlleßung ber laureif werdenden Grundstücke, uma! in den Vorschriften über die In lage der Straßen und die hauliche Ausnutzbarkeit. In den meisten roßen Städten waren diese Bestimmungen einseitig auf das Massen⸗ ntethaus zugeschnilten, das = zumal in elner Fornt aks Mietfaserne⸗ wit Seiten und Hinterflügeln dem Verlan gen der prlbaten Grunb— ck besißer nach möglicht hoer Rente am me sflen entgegen kam. In ar zal sich in einigen Bezirken biese Form nicht durchgesetzt, vor allem ; ih ꝰ*2 ; 0 nicht im rhein sch-westfälischen Industriebezirk, wo sich trotz starker ndustrieller Entwicklung das Kleinhaus in erheblichem Maße erhalten kat, in Bremen und in Teilen Nordwestdeutschlands. Aßer das Nassenmjethans ist nach dem Vorbild Berlins für (ine Reih= von städten in pen Jahren von 1876 bis 1969 charakteristisch geworden. Vteß schon diese Bauform häufig bie Rüchicht darauf vermissen, daß die Bevölkerung in ihren Wohnungen Luft und Licht gebraucht und, un sich gesunde Verhältnisse entwickeln sollen, nicht vom Grund und den radikal getrennt werden darf, so traten dazu noch wethere were Mängel ein. Der Bau von Mittel- und Kleinwohnungen bot m pribaten Bautätigkeit und, dem privaten Feglkrebit, die Fon der Entwicklung des gesamten Wirtschaftslebeng abhängig waren, nicht inmer genügenden Anreiz. Infglgedessen herrschte in verschiedenen Droßstäßten ein empfindlicher Mangel an derartigen Woßnnngen. die Aufwendungen ür die Wohnung erforderten außerdem vor dem Je einen verhältnizmäßig hohen Teil des Einkommęeng, zumal , Ten Inhabern der kleineren Wohnungen. In folgedesffen wurden die Ansprüche an den Wohnraum häufig eringer bemessen, als es nit Rücksicht auf die Bedürfnisse der Wohnungfüchenden angemessen lewesen wäre. Dazu kam, daß in die an fich schon nicht gug— reichenden Wohnungen häufig, noch familienfremde Personen als Echten ge aufgenommen wurden. . Dle durch diese ganze Fnfwigllung herbeigeführten gesundheit⸗ ichen und sittlichen Nachteil. haben bereits vor dem Kriege die Deffentlichkeit lange und nachhaltig beschäftigt. Man erkannte, daß die Verteilung des Grund und Bodeng und bie Regelüng ber Woh nungkverhãltnisse nicht schrankenlos zer Privatwirtschaft überlassen werden ärfen. Denn die notwendigen Reformmaßnahmen hätten gegen das Vriatwirtschaftliche Intetesse zahlreicher an per Entwöckflng beteiligter Faktoren verstoßen. Abhtrfe war daher nur von Gingrfffen des Staafs nd der Gemeinden zu erwarten. Solche wurden denn duch bon ber sffentlichen Meinung nachdrücklich verlangt. Es sei nur auf die Arbeiten des Vereins für Sozialpolitik, des Deutschen Vereins für Wohnungsreform, der Jentralstelle für Volkswohlfahrt, der Geseßk⸗ schaft zur Förderung der inneren Kolonisation, des Bundes deutscher Bodenreformer und der deutschen Gartenstadtgesellschaft hingewiesen. Es kamen Reformmaßnahmen nach zwei Richtungen hin in Betracht. Finmal war der Landflucht entgegenzuwirken. Bas konnte nur durch Verbesserung der ungesunden Grundbesitzbertellung geschehen, elche die Landflucht wesentlich beeinflußte. Daraus ergab sich die FJorderung nach innerer Kolonisation durch planmäßige Vermehrung zäuerlicher Stellen und Seßhaftmachung der Landarbeiter in den Peztrken mit vorwiegendem Großgrundbesitz und großbäuer= lichem Besitz. Eine derartige Siedlungspolitik ist bekanntlich unächst in Posen und Westpreußen wenn auch hier vornehmlich Mur Stärkung des Deutschtumßz begonnen und später auch in den rigen Probinzen Preußens eingeleitet worden. Auch andere Einzel⸗ faken, fo Mecklenburg, Bavern und Oldenburg, haben. Maßnahmen ut Vermehrung der ländlichen Bevölkerung, tellweise in Verbindung nit der Urbarmachung von Mootländereien, getroffen. Zweitens inußte zur Verbesserung der Wohnungsverhältnisse in den Städten uf die Wohnungebedürfnisse der Bevölkerung mehr Rücksicht zenommen werden, auch auf Kosten entgegengesetzter privater Interessen. Digg erferderte fir die Neubautätigkeit die Be— itigung, der Mietskaserne, die Finschränkung des Massenmiet⸗ les und eine stärkere Bersichschtigung des Kleinhauses mit rten. Dem mußten zunächst die baupolizellichen und sonstigen Vor⸗ riften angepaßt werden. Die pripate Bautätigkeit mußte durch den einnüßigen Wohnungsbau der Gemeinben und Bauvereinigungen, bot allem ber Baugenossenschaften, ergänzt werden. Danehen galt es

aber auch, die vorhandenen Wehnungen zu verhessern. Dies sollte

durch Wohnungsaufsicht und Wohnungopflege erreicht werden,. So . in den letzten beiden 3 bor dem Kriege die Sied⸗ lungs., und Wohnungereform don den verschiedensten Seiten her in Angriff genommen, und es zeigten sich Ansätze zu elner . der berschiedenen oben dargelegten Mängel, Immerhin war die prlbate Bautdtigkeit der Hauptträger der En f wicklung geblleben. e Daß Neich hat an diesen eingeleiteten Reférmen mur. einen er= hältn zmäßig geringen Anteil gehabt. Denn nach der früheren Relchs. verfassung war die Regelung des Siedlung und Wohnung wesen g döllig den Einzelstaaten überlassen. Das Neich hat sich daher ois um Beginne des Krieges darquf beschtan t als Arbeitgeber auf die Verbesserung der Wohnungen für die Arbeiter und n. besoldeten Beamten in seinen Verwaltungen und Betrieben zu zogen, unãchst haben die einzelnen Betriebsverwaltungen, de Neichs= . chepost. derwaltung, Reichs marineverwaltung, eich geen ka httKerwalting und die Verwaltung des Nordostseekanals eine Reihe von , . angekauft oder erbaut, die als Menst. udn Mlel⸗ . für Ärbeiler und gering besoldele Beamten des Neichs ber⸗

, Selle dieses zunächst allein geübten vendet worden find. An die Stelle diese 54 1 n, ,.

Verfa trat später ein andereß: im ; Ne er e Hehe. ein befonderer Wo] nungs flitso sgefond 9 gerichtet, aug dessen Mitteln bor allem zwelle e e m 2 bon Wohnungen für Begmte, Angestellte und rbelter bes 1 Fhzeben worden sind. Ueber die Vertbendung des Fonds in 'inzelnen

J s ) F ; He 4 9 r r, F e, irg, , w.

ürgschaften deg ne fon n , vom 10. Junt

Fend

leinwohnungen für Reicht und ! 18914 Rahmen nicht hingus. . . 16. ö ,, Zerrüttung der Wirk=

das schwerste getroffen. Die haft hat auch das Wohnungzwesen auf da n Wel ee.

Neubautiᷣ it in Stadt und Land außero lich .

( 1 t 9 m 1 1 J . e , , , d, , sn an ben ole se bis ah n . geelgnel en Räume

ö Ille i u Wohnzwecken kewesen ist. Alle an, Woßnungs nachfrage ,,, .

es wil w , ae weibes. Dadurch it ein großer .

28. ö

* . ;

zießen. Diese Gewäͤchse legnt das

der in jahrelanger Arbeit vor dem Kriege errungenen Verbesserungen wieder in Frage gestellt, wenn nicht ganz verni worden. Anderer⸗ eits trat nach dem unglücklichen Ausgang des Krieges die Bedeutung der Wohnungs. und Siedlungsfrage besonderg 2 Die Ju⸗ kunft der Industrie erschlen ungewiß und erscheint es noch heute. Eine Vermehrung der landwirktschaftlich tätigen Be— bölferung dutch dichtere Besiedlung des flachen andes er— weist ö daher nicht nur aus bevölkerungspolttischen, sondern auch aus wirtschaftspolitischen Gründen als notwendig. Die all gemeine Lage auf dem Arbeitzmarkt erfordert außerdem eine nach= drückliche Förderung der Bautätigkeit. Das ö. und die Hausteffindustrien sind nicht guf, ausländische Rohftoffe und aus- ländischen Absatz angewiesen. In beiden Zweigen ist ein erheblicher Anteil, der werktätigen Bevölkerung beschäͤftigt. Eine rege Bau⸗ tätigkeit sichert daher Millionen von Erwerbstätigen Verdlenst und trägt zur Verringerung der Grwerbslosigkeit bei. Die Schaffung neuer Wohnungen und neuer Siedlungen erlangt daher auch von diesem Gesichtshunkt aus gan; besondere Bedentung.

In der eingangs erwähnten Denkschrift werden im einzelnen die Maßnahmen eingehend erörtert, die seit 1914 zur Regelung der Wohnungs⸗ und Siedlungsverbältnisse getroffen worden find. Die bef onderen Verhältnisse des Krieges und die Nachkriegsverhältniff⸗ haben die Aufgaben, die den Behörden gefellt waren, gegen frühere Zeit erheblich erweitert. Sie mußten befonders nach drei Nichtungen hin eingreifen. Erstens mußten die Mieten behördlich geregelt werden, um eine ungesunde Preisentwicklung bei der eintretenden Wohnungs⸗ nappheit zu verhüten; zweitens mußten alle Räume in den vor, handenen Gebäuden möglichst restlos für Wohnzwecke erfaßt werden und drittens das war die wichtigste und schwierigste Aufgabe mußte der Bau neuer Wohnungen ermöglicht werden. Dazu waren umfassende Maßnahmen zur Bereitstellung von Land, Bau— stoffen und Geld zu kreffen. Hierbei mußte in Betracht gezogen werden, daß auf die Mitwirkung der privaten Bautätigkeit beim Bau neuer Wohnungen in erheblichem Umfang nicht gerechnet werden konnte, da eine Rentabilität neuer Wohnungen nicht zu erwarten war. Das zwang dazu, die Organe der Gesamtheit viel mehr als früher mit den Aufgaben der Wohnungsbeschaffung zu befassen. Bei allen diesen einschneidenden Maßnahmen war neben den früher auf diesem Gebiete fast allein tätigen Ländern, Gemeinden und gemein— nützigen Organisationen auch das Reich nicht zu entbehren. Unter dem Zwange dieser Entwicklung erließ daher das Reich bereits während des 96 eine Reihe von Verordnungen, die tief in die überkommenen Wohnungsverhältnisse eingriffen. Auch die Nachkriegs⸗ zeit erforderte weitere Maßnahmen des Reichs auf dem Gebiete des Wohnungs⸗ und Siedlungswesens. Artikel 10 Nr. 4 der neuen Reichsverfassung trägt dem Rechnung. Das Relch, die Bänder und die Gemeinden haben sich bemüht, bei ihren Eingriffen in die Wohn⸗ und Siedlungsverhältnisse die Reformgedanken weiter durchzuführen, die bereits vor dem Kriege entwickelt waren, aber sich damals nicht genügend durchsetzen könnten. Die trotz der Ungunst der wirtschaft⸗ lichen Verhältnisse ergriffenen Maßnahmen haben daher elne Siediungs⸗ und Wohnungsreferm eingeleitet, deren endgültige Wirkungen sich erst in künftiger Zeit bemerkbar machen können.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.

Dem Reichsgesundheiteamt ist das Erlöschen der Maul“ und Klauen seuche vom Viehmarkt in Hamburg am 22. Februar 1922 gemeldet worden.

Kunst und Wissenschaft.

Durch Hie Presse gehen Nottzen über das Reichsarchiv, in denen der Regierung borgeworfen wird, daß hier Angehörige des früheren Generalstabs und Gegner der Republik auf Kosten des Neichs ihre Ansichten verbreiten helfen Dem W. T. B.“ wird hlerzu folgendes mitgeteilt: Es ist richtig, daß im Reichsarchiv in dem übrtgeng auch ziviliftische Wissenschaffler verschledener Welt⸗ auschauung tätig sind außer rein archibarischer Arbeit much wissen⸗ schaftlichè Arbeit zur nn nn der Geschichte des Krieges in größerem Umfange aufgenommen ist. Daß sich hieraus, besonders wenn dje Arbeiten nuf ge r che Gebiet übergreifen, Unzuträglich⸗ keiten ergeben können, ist klat. Der Reichsminister des Innern Dr. Köster hat daher sofort nach Uebernahme des Amtes im Ein⸗ vernehmen mit dem Reichskanzler die nötigen Schritte getan, um diese Frage befriedigend zu regeln. Die aus namhaften Gelehrten zusammengeseßzte f ch Kommission, der n. 4. die Professoren Dans Delbrück. Götz, Erich Marcks, Gustav Mayer, Meinecke, Oncken, Schreiber, Schulte und Schumacher angehzren, wird auf seine Einladüng Anfang März zusammentreten, um die Frage, welche Publikationen vom Reichsarchiv in wissenschaftlich einwandfreier Weise herausgegeben werden können, und wie die Derausgabe erfolgen kann, vorbehaltlich der Entscheidung der Reichsregierung zu erörtern. Die militärischen Akten des Reichsarchivs sind zu wissenschaftlichen Arbeiten Außenstehender aller Richtungen gieih mäßig freigegeben. Hlerauf beruhen die in der Presse be⸗ sonder genannten Regimentsgeschichten, die nicht vom Reichs⸗ archib, sondern von frsiheren Regimentsangehörigen abgefaßt sind. Es ist Vorsorge getroffen, daß hier eine Verquickung mit politischen Zwecken, wie sse in einzelnen Fällen vorgekommen , und der Schein amtlicher Herkunft künftig berniteden wird. Bel den eigenen Arbelten des Archivs ist bis zur r, w, der Frage jede Ver⸗ offentlichung eingestellt. Gin völliger Abbruch der Forschnungsarbeiten

über die Mllitärkriegsgeschichte ist e . nicht beabsichtigt, da an

der Erfassung des vorhandenen und von Lebenden noch zu erlangenden Materials ein 5 emeines wissenschaftliches und menschliches Interesse besteht. Das e f, befindet sich auf diesem Gebiet brigens

im lebhaften Aunstausch mit den früheren Gegnern.

Literatur.

Leitfaden der Pflanzen kunde. Ein Hilfsbuch für den Unterricht an höheren Lehranstalten, bearbeitet von Professor Dr. O. Schmeil. Mit 20 farbigen und 14 schwarzen Tafeln sowie mit zahlreichen Jextbildern, 106. *I e. . eb. 28 A. Ver⸗ lag bon Quelle und Meyer in Leipzig, 19 19

er bereits seine hunzertste Wanzerfahrt durch die deutschen Lande an. Diese Tatsache, spricht wohl mehr als alleß, andere für die ungemein Gitte und Brauchbarkeit des Werkeg und macht bon bornherein jede längere fen n überflüssig. Sein Hguptwert liegt darin, 6 es sich als eines der ersten naturkund⸗ Iichen Lehrbücher mit vollstem Bewußtsein und schaͤrffter Konfequen; in den Dienst der biologlschen Betrachtungsweise gestellt hat, die ĩ , . wiederum nur auf der Grundlage einer planmäßigen Weobachtung un? einer damit eng verknüpften Selbstlätigkeit 9e Schülers . durchgeführt werden kann. Wie eifrig der Ver⸗ h er bestrebt ist, mnablässig an der Vervollkommnung seines Lehr, uchs zu arbeiten, beweisen die zahlreichen Verbesserungen, die auch die dorliestende Auflage wieder aufweist. Es feien hier besonders die nenesngefhrten Abschnitte er, . die sich guf den Anbau, die Pflege Und die Bedeutung un , , gin Nutzpflanzen be⸗

ind bereits aus dem elterlichen Hausbalt oder auch vom Garten und Felde her. Sie bllden mithin naturgemäß Lie ersten enstände des pflanzenkund⸗ lichen ,,, . . g i n 6. . eine möglichst eingehen d allfeitige Behandlung gefunden. Eine wertvolle Hie n g rn . als Anhang beigefügte .

Abschnitt unter der eberschrift Schätzet die Pflanzen dar. So] . geschehen, um den Schmell 6 . . null den Herter nissen und fortschreitenden Anforderungen der Pädagogik im Ginklan u halten, und inn kann nun in em, daß ihm nach Antri einer hundertsten Wanderung ein dauernder . dem pflanzen⸗ undlichen Unterrtztt n hhferen höheren Feßranftalfen a , ,,,,

6 . 2 .

1

och nicht zwanzig Jahre sind visgangeng seit der Schmellsche Leitfahen der Pflanzen. künde zum ersten Male bem Drucke übergeben wurde, und jetzt tritt wieder unterngmmen, wenigstens den ersten

ilze der Heimat. Bon C. Gramberg. Zwei Bände, 116 . ** 20 ö 6. 3 b. 108 4. . 23

e und Meyer in ⸗‚. (. were ; . hat den untrügli Beweis f Kit Ernährung unseres Volks auf zu schmaler t, oder mit anderen Worten, daß wir bisher nicht verstanden haben, die reichen und Hilfsmittel, die von der uns umgebenden Natur frelwillig und frei= gebig dargeboten werden, für unser Wirtschaftsleben imn ge⸗ nügendem Umfange nußbar zu machen. Za diesen lässigten Nahrungsmitteln gehen auch die einheimischen Pilze. Der Wandel, der fich in ihrer Schätzung als Voltg= je run gern tel angebahnt hat, darf als eine der wenigen a. , weise a wächtem Maße, immer noch andauernden er No 6 en werden. Die erweiterte Nutzbarmachung ile für

unser Ernährungssystem aber macht zugleich ihre wesen

mehrte und vertiefte Kenntniz notwendig, zumal sich, wie

kannt, unter ihnen guch nicht wenis; . besinden und gerade, un ere verbreitetften und wichtigsten Eßpilte, täuschend äͤhnliche giftige Deppelgänger in der Ngtur hesitzen. As ein vorzügliche Mittel für den Erwerb solcher Kenntnis nin vermag das ö,, Buch zu gelten. Ja, ihm dürfte in wissenschaftlicher und künftlerischer Hinficht der Vorranm vor allen anderen dentschen Pilzwerken mizuerkennen sein. Der leschtverständ⸗= liche Tert, der sich auf dent gründlichen Studium aller neueren und neuesten , der Pils sorschung aufbaut, muß als ein Muster voyuläarwissenschaftlicher Darstellung bezeichnet werden. Aufs wirk⸗ amste aber wird der Tert durch die beigegebenen farbigen und schwarzen Tafeln unterstützt. Kenner und Künstler haben hier in ver= fan dnit vo em Zusammenwirken eine Reihe prächtiger Bilder ge⸗ schaffen, die durch ihre Naturtreue auch den höchftes Anforderungen gerecht werden. Nicht isoliert wird uns der einzelne Pilz vorge- führt, sondern im Gesamtrahmen der ihn umgebenden und teilweise mit ihm in Verschwisterung oder Symbiose stehenden Naturohjekte. Da finden wir Heidel und Preißelbeeren, Habichtskraut, Ehrenpreis Sauerklee, Erdbeere, Gräser, Moose, Flechten, ja bisweilen sogar Tiere, wie Schnecken, Käfer und Fliegen, er. abgebildet. 39 empfangen wir zugleich ein Lebenghild des betreffenden Pilzes un werden über seine Verbreitung im Wald, auf der Heide, Wiese usw. oder sein parasitäres Vorkommen an Baumstämmen, se, er . Hölzern u. dergl. helehrt. Wer sich daher über unsere ssbaren, un= genießbaren und giftigen Pilze gründlich unterrichten will, der greife u diesem 1 bereits in dritter Anflage ner ,. erke, das hereits Tausenden und aber Taufenden ein zuverlässiger Berater

und Führer gewesen ist. . pw.

Die Sing yögel!l der Heimat. Von O,. Klein chmidt. 3. Auflage, Ein Bilderatlas mit 120 Seiten und 36 farbigen Tafeln. reit in Halbleinen geb. 0 A. Verlag von Quelle u,. Meyer in Leipzig, 1921) Das in wesentlich erweiterter und vielfach 2 neuer Auflage, vorliegende Büchlein von einem der besten lebenden Vogelkenner will eine möglichst ühersicht⸗ liche Darstellung der 4 Singvogelarten geben. Die Ein⸗ fachheit und Vollstümlichkeit der Darstellung, die . an die weitesten Volkskreise wendet, hat der wissenschaftlichen Exaktheit in keiner Weise Eintrag getan. Vielmehr sind die Ergebnisse neuzeitlicher Forschung überall aufs sorgfältigste berücksichtigt und mit großer Klarheit herausgestellt worden. So erfahren wir beispielsweise, um nur auf einen der Kernpunkte aus dem reichen Inhalte hinzudeuten, die egen Tatsache, daß die Vogelwelt Deutschlands keineswegs ein- heitlich zusammengesetzt ist, Jondern in der Hauptsache aus zwei Elementen, einem östlich⸗nördlichen und einem westlich⸗südlichen, die nicht selten innerhalb derselben Art auftreten, besteht. Beide waren lange durch Giszeitgletscher, Tundren oder Steppen getrennt. Nach deren Schwinden stießen sie wieder zusammen. Für diesen 6 haben wir ein Musterbeispiel in den Nachtigallen. Daneben aben wir Fälle einseitiger Besiedelung von Ssten oder Westen bezlehungs⸗ weise Süden her. Als Beispiele hierfür vermögen wer

fliegenfänger und i . zu gelten. Es ist sicherli

mit das wissenschaftlich Interessanteste an J Vogelwelt daß sze in ihrer Verbreitung zum großen Teil ein Naturdenkmal den Gisfeit darftellt. Fast jede Vogelart ist bei der Neubesiedlung des don dem Gletscherese befreiten Landes ihre eigenen Wege gegangen. Man kann keine allgemeine Regel aufstellen, auch nicht jede Frage beantworten, aber in kleinen Hauben e und Größenunterschieden innerhalb derselben Art sind vielfach Frinnerungen erhalten an die Zeiten, da diese Unterschiede sich ausbildeten und so dem Tiere gleichsam den Stempel des damaligen Klimas aufprägten. Neben der Volkstümsichkeit und Wissenschastlichkeit des Textes ist an dem Kleinschmidtschen Werke weiterhin der herrliche Bilderschmuck rühmend hervorzuheben. Der Verfasser ist 6 Darsteller unp meisterhafter Illustrgtor in einer Person. Je ei ßig nf den Tafeln verrät, mit welcher Liebe der Zeichner und Kolorist bei seiner Arbei war, wie er die Haltung des Kopfes, des Rumpfeg und der Glieder eines jeden der gefiederten Sänger bis in die kleinsten Bewegungen hinein studiert und mit dem Stifte und . des Malergz fest. zuhalten gewußt hat. Wenn daher der Verfasser zum Schlufsfe den Wunsch ausspricht, daß sein Büchlein dazu helfen und anleiten möge, leere Erhelungsstunden zu erfüllen mlt erfrischendem Naturgenuß der immerhin ein wenig dazu beitragen kann, die Seele heraus zuheben aus den Sorgen der Gegenwart und ungesunder pessimistischer Stimmung“, so kann man feststellen, daß seine Schrift aufs treff lichste geeignet ist, der Erfüllung dieses Wunsches in dienen. Pw.

Verkehrs wesen.

Nach Mitteilung der erh ng bei der 9 Fõnig⸗ lich schwedischen Gesandtschaft ist für Reisen nach Schweden künftig gleichzeitig mit dem Antrag auf Erteilung eines Sicht⸗ vermerks den schwedischen er ff. len in Deutsch land anzugeben, an welchem Tage und über welche Grenzstatlon bie schwedische Grenze überschriften werden soll

Theater und Mustk. Lessingtheater. .

Endlich nach langen Jahren hat es eine e Berliner Bůühne eder n il von Goethes Fau st in m. der seit Matkowskys Tode aus dem Schau= el haus berschwunden ist und den auch das Deutsche Theater lãng nicht . gibt. Schon um dieser Tat willen muß man dem Direktor BSarnow sky vom Lefsingtheater dan bar sein, wenn auch trotz hervorragender Darsteller und der Mitarbeit S ovis Corinth an dieser Aufführung, nicht alles ganz nach Wunsch geriet. Eine g n Ueberraschung brachte diese neue aust⸗ aufführung aber doch; Käte Dorf ch als Gretchen. Ste ver. körperte nahezu das deal deg blondhaarigen, schlichten deutschen ,, , von einfältig-⸗frommem Sinn und gemütstiese Emßfinden. In ihrer Rede flörte kein falscher Ton, kein gesuchter Ausdruck; die . fag von (hren i völlig un⸗ ezwungen und natürlich. Man rde. 6 die An , das urze Glückempfinden, und in gleichem Maße später die Fieng und erknirschung und den Wahn der gen hen Kerkerszene, Selbft von Luci

öflich dem unvergessenen Greichen Rein hardtbühne, boͤrte man das ine Ruh' in, kaum schlichter, inniger und ungefünstel sprechen. Auch das Geber „ch neige, Du aus, der Titfe der Seele, wurde im Ton aber un einige . . . 6 2. die rn, Dor

n ebnis, wie es deren im Theater nur ;

Theodor Logs biseb als Fauft den 1

; n det Kꝛrübler der Anfange tenen, die er er. . e ,, ee dne . .

gebens nach Srken gestal chien aber, au Hexenků

noch nnersich v ker Emil J r,.

ein . Kaballer wie andere Kabasiere ', mel Schalt

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