zufolge in längeren Ausführungen die Anschauungen der Reichs⸗ regierung, In der Aussprache, an der sich die Minister und Sÿaatspräsidenten der meisten Länder beteiligten, ergab sich einmütige Uebereinstimmung mit den Grundsätzen der von der Reichsregierung in dieser Frage befolgten und fortzuführenden Politik, die heute in der Rede des Reichskanzlers ihren Aust⸗ druck finden wird.
Im Auswärtigen Amte ist gestern der Vertrag zwischen dem Deutschen Reich und der Lettländischen Republik zur Regelung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Lettland unterzeichnet worden. Von deutscher Seite unterzeichneten Staatssekretär von Simson, Ministerialrat Sjöberg und Legationsrat Crull, von lett— Ei en Seite Staalssekretãär Albat und Generalkonsul
we de.
— — —
Banern.
Der „Münchener Zeitung“ zufolge begibt fich außer dem bayerischen Ministerpräsibenten Grafen von Lerchenfeld auch der Minister des Innern Dr. Schweyer zu der Konferenz der Polizeiminister der Länder, auf der das Schicksal der Schutz⸗ polizei besprochen werden soll, nach Berlin. Ferner reist der Finanzminister Dr. Krausneck zu der Konferenz der Finanz⸗ minister nach Berlin.
Ungarn.
Der Ministerpräsident Graf Bethlen hielt gestern vor⸗ mittag in der Versammlung der Regierungsparteien in Szegedin eine Rede, in der er dem „Wolffschen Telegraphenbüro“ zu⸗ folge ausführte:
Die Königsfrage sei bereits entschieden, da die Nation an dem unabhängigen nationalen Königstum unbedingt festhalte. Man könne die alte österreichisch⸗ungarische Monarchie nicht wieder zum Leben
ecken. Man spreche von einer Donauföderation und einer födera-⸗ Ifftischen Form der alten österreichisch⸗ ungarischen Monarchie, wovor sich Ungarn auch während der Dauner des 67er Ausgleichs hütete. Man wolle sedoch in Ungarn auch von dem gemeinsamen Zollgebiet der Nachfolgestaaten nichts mehr wissen. Dies sei mit den wirtschaft⸗ lichen Interessen Ungarns unvereinbar. Ungarn werde die soehen er⸗ langte wirtschaftliche Unabhängigkeit nie mehr vreisgeben. Es sei jedoch bereit, mit den Nachbarn entsprechende Handelsverträge zu schließen und werde alles aufbieten, den freien Handelsverkehr auf der ganzen Linie wiederherzustellen.
Der Ministerpräsident gab gestern ferner vor seinen Wählern einen Rechenschaftsbericht und entwickelte ein Programm der neu gebildeten einheitlichen Re⸗ gierungspartei. Er sagte:
Die Grenzberichtigungsarbeiten Desterreich eine gewisse künsilich angefachte ungarischen Forderungen beruhten auf dem Venediger Ver⸗ trag, der Grenzberichtigungen ausdrücklich zuläßt und in ftreitigen Fragen den Völkerbund als höchstes Forum an⸗ erkennt Das Regierungsprogramm strebe eine Wiederaufnahme der Produktion, eine Gesundung der Finanzen und die innere Festigung an. Solange jedoch Ungarn unter den Drobungen von Wiedergutmachung forderungen stehe, könne davon keine Rede sein. Infolge der jüngsten Viehlseferungsforderungen der Entente sei die ungarijche Valuta um 30 Prozent gesunken. Die Vollstreckung des Friedenevertrags habe Ungarn im Vorjahre Mehr⸗ ausgaben von 37 Milliarden Kronen verursackt. Wer von Ungarn Wiedergutmachungen fordere, der wolle das Land zugrunderichten. Angesichts dieser ernsten Lage wünschen die Regierung und die Re⸗ gierungsparteien die Vereinigung aller vaterländischen Kräfte.
verursachen in Aufregung. Die
Großbritannien und Irland.
In dem Rundschreiben der britischen Regierung an die auswärtigen Regierungen, betreffend die Anerkennung der ägyptischen Unabhängigkeit, wird dem „Wolffschen Telegraphenbüro“ zufolge u. a. gesagt, in Zukunft würden die Aegyyter, die in anderen Ländern wohnen, nicht mehr unter dem Schutze der britischen Regierung stehen, indessen bedeute die Aufhebung des Protektorates keineswegs eine Aenderung des status gus bezüglich des Verhältnisses Aegyptens zu den anderen Mächten. Großbritannien werde jeden Versuch einer fremden Einmischung in die ägyptischen Angelegenheiten oder einen Angriff auf Aegypten als eine feindsel ge Handlung be⸗ trachten.
— Der italienische Minister des Aeußern Schanzer ist gestern in London eingetroffen und am Nachmittag mit Lloyd George zusammengekommen. Schanzer hatte vorher eine Audienz beim Könige und empfing darauf die italieni—⸗ schen Sachverständigen, die an der Londoner Vortonferenz teil⸗ nehmen. Abends reiste er wieder nach Rom ab.
— Die Sachverständigenkonferenz für Genug hat gestern ihre Berichte fertiggestellt; es ist nur noch not⸗ wendig, den englischen und den französischen Text miteinander zu vergleichen, was heute geschehen wird.
— Der Schaͤtzsekretär Chamberlain teilte gestern im Unter hause mit, daß am nächsten Montag eine Regierungtz⸗ erklärung über die für Genug in Aussicht ge⸗ nommene Politik der Regierung abgegeben werden würde. gi uf kam es zu einer kurzen Debatte, über die „Wolffs
elegraphenbüro“, wie folgt, berichtet:
Der liberale Abgeordnete Sir Donald Maclean verlangte, bas Haus sollte, bevor der Premierminister am Montag im Parlament erscheine, eine klare Mitteilung darüber erhalten, worüber es mit Bezug auf die Genueser Konferenz abstimmen solle. Lloyd George werde am nächsten Montag mit allen seinen un⸗ vergleichlichen Gaben Fragen vorbringen, die zum großen Teile nicht zur Debatte gehörten. Das Haus müsse wissen, was in Genua erörtert werden solle. Es hätten bereits zahlreiche Konferenzen stattgefunden, seiner Schätzung nach 12, die unbefriedigende Ergebnisse gezeitigt hätten. Zwischenruf⸗ Und Washington? Lord Robert Cecil rief: Das war die einzige Konferenz, an der Lloyd George nicht teilnahm.) Bezüglich Genuag würden in der Oeffentlichkeit übertriebene Hoffnungen gehegt. Seiner Ansicht nach könne nichts für eine Wiederhelebung des internationalen Handels getan werden, wenn die Fragen der deutschen Reparationen, der alliierten Schulden und der Abrüstung zu Lande nicht geregelt würden. Diese Fragen stünden nicht auf der Tages ordnung bon Genua. Die Teilnahme Rußlands an der Konferenz sei erfreulich. Es werde aber wegen dez in Rußland herrschenden Chao noch lange dauern, bis der russische Handel wiederhergestellt sei. Von weit größerer Bedeutung sür das Wiederaunleben Güropas sei die Wiederherstellung Deutschlands. Deutschland müse in der WUölkerbund au genommen werden und müsse von nem in dem Verband der Rationen als ein Ganzes wirken Guroba werde niemals in Ordnung kommen und besseren uten entgegengehen, bevor nicht alle die strategischen Manöver der litik der gegenwärtigen Regierung gufhörten. (Beifall. Zum Schluß seiner Rede trat Sir Bonald Maclean für sofortige Neuwahlen ein. — Kenworthy fragte, weshalb Balfour und Lord Riddell nicht
britijchen Delegation fär Genua gehörten, und ob die organisierte 1
besser fein, eine britische Delegation nach Genua zu fenden, die mit
reinen Händen käme. Dies gelte nicht von einer Delegatign, die mit dem gegenwärtigen Kabinett zusammenhänge. — Der Schatz se kretãr
ham berlain drückte in seiner Antwort sein Erstaunen äber die Ausführungen seiner Vorredner aus und sagte, Donald Maclean zittere bei dem Gedanken, daß er dem Premierminister in der Debatte gegenübertreten müsse. (Heiterkeit Er habe solche Angst vor dem Hremierminister, daß er nicht eine Woche mehr warten könne, da er glaube, die bezwingende Persönlichkeit Lloyd Georges würde das Haus daran verhindern, die Frage mit Ruhe zu erörtern und darüber abzustimmen. Er, Chamberlain, wolle der Erörterung in der nächsten Woche nicht vorgreifen. Auch er sei der Ansicht, daß die übertriebenen Hoffnungen bezüglich einer Regelung der Arbeitslosenfrage insolge der Genneser Konferenz un⸗ begründe eien. Die Arbeitslosigkeit könne nicht durch eine einzige Konferenz und durch die Haltung einer einzelnen Regierung beigelegt werden. Die Reglerung sei auch nicht der Ansicht, daß die Not in der Welt von einem Tag auf den andern oder von einem Monat zum andern behoben werden könne. Lord Robert Ceci] erklärte, es würde nicht wünschenswert sein, wenn die Regierung sich im gegenwärtigen Augenblick von der Konferenz von Genua zurückziehen würde. 30 bis 40 Mächte hätten die Einladung angenommen. Wenn man denke, daß etwas getan werden könne, um die Wunden Europas auf einer solchen Konferenz zu heilen, so sei dies eine zu ernste Frage, als daß irgend jemand dieser Maßnahme Widerstand entgegensetzen könnte. Lord Robert Cecil beklagte es, daß die Reparationsfrage, die Frage der alliüerten Schulden und die der Revision des Versailler Vertrages in Genua nicht zur Erörternng kommen sollen. (Beifall bei der Oppositi on.)
Der Schatz sekretär Chamberlain beantwortete sodann noch einige Anfragen. ; .
Auf die Frage, ob die Sowsetregierung, als sie ihre Teilnahme an der Konferenz ankündigte, irgendetwas darüher habe verlauten lassen, daß sie bereit sei, die festgesetzten Be⸗ dingungen anzunehmen, erwiderte Cham ber!lain, diese Frage könnte am nächsten Montag erörtert werden. Er sei nicht bereit, dieses Thema im Rahmen kurzer Fragen und Antworten zu er⸗ örtern. Er erklärte ferner, soviel er wisse, werde die gesamte Frage des Wechselkurses eingehend in Genua erörtert werden, um festzustellen, welche internationale Aktion notwendig werden würde. Unter dem Beifall des Hauses fragte hierauf Lord Cavendish⸗ Bentinck, welchen Zweck es habe, daß Lloyd George nach Genna gehe, wenn die Reparationskommission in der Zwischen⸗ zeit an dem Wechselkurs Europas Sabotage verübe.
Ein Abgeordneter fragte, ob Lloyd George die Ver⸗ 5ffentlichung des emorandums genehmigt habe, das er der Friedens konferenz; im Jahre 1919 unterbreitet habe, und ob der Premierminister beabsichtige, zu der im Memorandum auseinander⸗ eseßten Politik zurückzufehren. Chamberlain bejahte die erste frage und fügte hinzu, es bestehe keinerlei Zusammenhang zwischen der Verbffen tlichung des Memorandum und der Konferenz von Genug. Der Geist, von dem das Dokument ausgegangen sei, sei der Geist, der die Neglerung während der ganzen Verhandlungen erfüllt habe.
— Das Oberhaus hat gestern den englisch-irischen Vertrag in dritter Lesung angenommen.
— Das Kabinett von Ulster hat die Einladung der Regierung zu einer Konferenz in London über die irische Frage angenommen. Der Premierminister Craig begibt sich
eute nach London.
Frankreich.
Der neuernannte rumãnische Gesandte in Paris, Antones en, hat gestern dem Präsidenten der Republik sein Beglaubigungs⸗ schreiben überreicht.
— Eine Abordnung, die aus Tewfik Bey und Jussuf
isa Bey besteht und ermächtigt ist, im Namen des Aus— chusses für die Verteidigung der , zu sprechen, ist in Paris angekommen. Sie hat der Konferenz; der Minister der auswärtigen Angelegenheiten eine Denkschrift überreicht. J
— Die von den drei allüerten Ministern des Aeußern festgelegten Bedingungen ju Herbeiführung des Friedens zwischen der Türkei und Griechenland sind nunmehr offiziell veröfsentlicht worden. Den Bedingungen ist laut Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ noch fol⸗ gendes zu entnehmen:
Der Türkei soll das Recht zustehen, 45 000 Mann Gen darmerie und ein reguläres Heer von 40000 Mann, also 85 000 Mann, zu unterhalten, während im Vertrag von Sabres nur 50 000 Mann vorgesehen wurden. Die Entscheidung der Ver⸗ bündeten stellt als Grundsatz auf, in keinem ehemals feindsichen Lande das System der Aushebung von Rekruten bestehen zu lassen. In dessen seien die drei Minister bereit, gemeinsam mit der türkischen Regierung in freundschastlichem Geiste die Festsetzung eines be⸗ timmten Zeitraumes zu prüfen, nach dessen Ablauf in der Türkei Rekrutierungen durch Freiwilligenanwerbung vorgenommen werden dürften. Wenn die türkische Regierung zur Bildung der Gendarmerie die Unterstützung ausländischer Osfiziere wünsche, so könnten diese zur Verfügung gestellt werden. Hinsichtlich der Ka⸗ vitulationen soöoll die wirtschaftliche Unabhängigkeit der Türkei in weitestem Maße gewahrt werden. Deshalb soll inner⸗ halb von drei Monaten nach Inkraittreten des Friedensvertrags eine Kommission gebildet werden, in der England, Frankreich, Itatien, Japan und die Turkei vertreten sind, um das in steuerlicher Beziehung bestehende Kapitulationssystem zu revidieren. Auch in zuristischer Hinsicht soll ein Resormplan für die Kapitulationen aufgestellt werden, und zwar ebenfalls durch einen Ausschuß, in dem die Türkei vertreten ist. Er soll darüber entscheiden, ob ein einheitliches oder gemischtes System geschaffen werden soll.
— Der Senat hat gestern die Beratung des Sonder⸗ budgets begonnen, dessen Rüderstattung nach dem Vertrag von Versailles Deutschland zufällt. An erster Stelle erstattete der Berichterstatter des Finanzausschusses, Senator Börenger, seinen Bericht. Er . obiger Quelle zufolge aus:
Man müsse keststellen, daß die Revarationekommission jetzt nicht sehr befriedigt habe, trotzdem sie das Rettungsboot Frankreichs sei, wie das Ministerium erklärt habe. Das Land wolle nicht in den Steuern untergehen, sondern es wolle, daß Deutschland bezahle. Hinter dem Vorhang von Paviermark, mit dem Deutschland sich zu umhüllen ver⸗ suche, bemerke man doch seine Fabriken in voller Tätigkeit, seinen blühenden Handel, seine wirtschaftliche und militärische Wiedererhebung. Aber Deutschlands steuerliche Anstrengung sei dreimal geringer als die Frankreichs und Englands. Das könne nicht andauern. Wenn Deutschland nicht die notwendigen Anstrengungen mache, müsse man die Pfänder benutzen, die durch den Versailler Friedens⸗ vertrag festgesetzt seien. rankreich erwarte, daß die Re⸗ parationskommissson ihre Pflicht erfülle. Die Presse habe von einer deutschen Anleihe gesprochen, die dazu bestimmt sei, Frankreich zu bezahlen. Die Regierung möge wohl überlegen, beyor sie den französischen Rechtzanspruch für ein Linsengericht verkaufe, bevor sie die Priorität der französischen Forderungen und die Garantien, die man durch die Obligationen A und B besitze, für eine Anleihe opfere, von der Frankreich sehr wenig erhalten werde, wohl kaum mehr als 26 Papiermilliarden. Der Finanzminister de Lastevrie unserbrach den Redner und sagte jzwiscken den altüiei en Ministern sei kin
diejer Antleine nich sch
nenaraigielommn Cin V tren ger aten die enn ral onskommission Tonne fänder verlangen Wenn Ten chiand sie ver. weigere, was werde man dann machen? Habe die Ytegierung diese Möglichkeit ins Auge gesaßt? Man habe es nicht veistanden, Deutsch⸗ land die erforderlichen Sanktionen aus dem Waffenstillstand aufzu⸗ erlegen. Jetzt . Deutschland üer Frankreich. Zwischen dem laren Geistẽ
rankreichs, dem von Degearteg und Foch, und dem
unehrlichen Geiste (6nse camouflch Deufschlands sei ein Duell in Gange. Es würde für Frankreich kläglich ausgehen, wenn es sich nicht auf der Höhe seiner Soldaten zeigen würde, die den Sieg ge— bracht hätten, wenn es nicht Deutschland zu zwingen verstehe, daß es bezahle, was es schulde.
Italien.
In Beantwortung einer Anfrage des Abgeordnelen Baglioniüber den Konflikt, der zwischen der Repargtisns⸗ kommission und der interalliierten militärischen Kontrollkommission in Berlin über die Anwendung der Artikel 168 und 169 des Versaikler Vertrags angeblich bestünde, und über die Haltung der militä rischen Kommission gegenüber den „Deutschen Werken“, er= klärte der Unterstaatssekretär des Aeußern Tosti in der Kammer dem „Wolffschen Telegraphenbuͤro“ zufolge:
Dieser Konflikt bestehe nicht, da die Reparatienstommission an dieser Frage kein Interesse habe. Die alliierten Regierungen glaubten, daß die Umstellung der Deutschen Werke nicht zu deren Ban lerott führen könnte, fondern schlimmstenfalls nur zur Beschäftigungslosigkeit von 3666 Arbeitern, die in kurzer Zeit neue Beschäftigung studen könnten. Um die Interessen der Arheiter zu wahren, hab die Botschafterkonferenz beschlossen, daß die gesamte Umstellung und in folgedessen die Verminderung des Personals bis jur Auf— hebung der interallierten Kontrolle ausgesetzt werden könnten. Die italienische Regierung habe stark zu diesem Entschluß beigetragen, indem sie ihrem Vertreter in der Bot— schafterkonferenz die Unweisung erteilte, seinen Kollegen die Wahrung der Interessen der Arbeiter lebhaft jn empfehlen. Die Delegierten Itallens hätten auch in der militärischen Kontroll kommissien stets für Milderung und Versöhnung gewirkt. Zum Schluß erklärte der Unterstaaissekretär, die Regierung werde in ihrer wohlwollenden wirksamen Haltung gegen die Arbeiter verharren.
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Schweden.
Der Reichstag hat die Regierunggsvorlage, betreffend Erhöhung der Zölle für gewisse Artikel der Kon— fektio nsindu strie, angenommen.
Norwegen.
Die Regierung hat unter dem V. März dem Prä—⸗ sidenten des Völkerbundsrats ein Memorandum Nansens, betreffend die Epidemien und die Hungers⸗ not in Rußland sowie die Frage der Hilfe sür die hungernde Bevölkerung, übersandt. Unter Bezugnahme auf diese Denk— schrift schlägt die Regierung dem Rate vor, eine Kommission zu bilden zur unparteiischen Untersuchung der Lage in Rußland und der Wirkungen, die Hunger und Epidemien für das ührige Europa haben könnten, um sich darüber zu äußern, welche Veranstaltungen in dieser Angelegenheit möglich und wünschensz⸗ wert sein können.
— Das Lagthing hat gestern den Gesetzentwurf des Odelsthing über die Zwangsschiedsgerichtsbarkeit bei Ärbeitskonflikten angenommen. Die Vertreter der Bauern—⸗ partei stimmten zusammen mit den Linkssozialisten und den Kommunisten dafür.
Tüůrkeiĩ.
Die Pforte weist in ihrer Antwort auf den alliierten Waffenstillstands vorschlag, nach einer Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ darauf hin, daß die Frage nicht ihrer Jurisdiktion allein unterstehe, und erklärt, sie habe dit Note der nationalistischen Regierung in Angora übermittelt.
Griechenland.
Die den Gesandten der alliierten Mächte übermitielte Antwort der griechischen Regierung auf den Waffenstillstandsvorschlag besteht nach einer Meldung des „Wolffschen Telegraphenhüros“ aus zwei Noten, deren eine die grundsätzliche Annahme des Vorschlags enthält, während die andere die Ansicht der griechischen Regieruog über die Förm— lichkeiten zum Ausdruck bringt, unter denen der Waffenstillsiand abgeschlossen werden soll, wobei die hinsichtlich der militärischen Bedingungen gemachten Vorbehalte eine Rolle spielen.
Die Regierung hat der Kammer den Wortlaut des Waffenstillstands vorschlages und der Antwort der Regierung vorgelegt. Der Abgeordnete Stratos erklärte, die Waffen⸗ ftillstandsfrage gehöre zur ausschließlichen Zuständigkeit der Exekutivgewalt, man müsse daher jegliche Erörterung darüber vermeiden. Der Ministerpräsident Gunaris pflichtete Stratos bei und wiederholte, daß eine Annahme des Waffenstillstands⸗ vorschlages durchaus nicht auch zu einer Annahme der Friedens— bedingungen verpflichte.
Die Presse billigt die Antwort der Regierung im allge⸗ meinen, hebt jedoch eine Reihe von Einzelheiten hervor, die bei der endgültigen Regelung der Verhältnisse im Nahen Orient zu beachten wären, und besteht insbesondere darauf, daß die thrazische Frage nicht Gegenstand der Erörterungen sein dürfe.
Amerika.
Die „Chicago Tribune“ veröffentlicht den Wortlaut der
letzten a merikanischen Note in der Besetzungskosten⸗
frage. Es heißt darin:
Die Regierung der Vereinigten Staaten habe erfahren, baß vor⸗ geschlagen sei, die Anrechnung des Wertes der Saargruben auf das Besatzungeskonto Fiankieichs aufzuschieben, obwohl Frankreich während des Jahres 1922 Sachleistungen erhalte. Die Regierung der Ver⸗ einiglen Staaten erachte es zurzeit nicht als notwendig, in eine Debatte über die Umrechnung oder Gutschrist einzutreten oder die Wirkung des Lufschubs der Anrechnung des Gegenwertes der Saargruben in Betracht zu ziehen. Die Erwägung aller derartigen Fragen bleibe in vollem Umfange vorbehalten. Die ganze Angelegenheit könne nach der Note die Stellung der Ver⸗ einigten Staaten bezüglich ihres Rechts, sich die Besetzungskosten au gleichem Fuß mit den verbündeten Mächten bezahlen zu lassen, nicht berühren.
Wohlfahrtspflege.
Die Schweizerisch⸗Deutsche Hilfsteammissisn hat auf Vorschlag ihres Ehrenvorsitzenden, des deutschen Gesandten Dr. Adolf Müller in Bern, neuerdings beträchtliche Mittel zur Förderung der ünterstütßnngsaktt!on für not: leiden Tze Siiuren fen bewillint Mm Molffe Telegrany! = eld zur Veißtlüng an die za sen Jul dulionen der kapee = m liuwersiläten Studentenhaus uwe) eine Million Mark, Ter württembergische Stagtspräsident Dr. Hieber für die Universitãt Tübingen (Tübinger Studentenhilfe) und die Technische Hochschule n Stuttgart eine Million Mark. und der badische Sta lẽprnsident Dr. . für die beiden badischen Universitäten und die dcn Hochschule in Karlsruhe ebenfallg eine Milllen Mark.
cheiterisck. Deutsche Silfgkommission glaubt ihr ü 5 * e 5 9 ö e notleidende Studen tenschaft auf die , hafen beschränken zu können, in der Annahine daß die Hochschulen 6 Teile des Reichs Hilse aus anderen nenralen Staaten stunst und Wiffenschaft.
n. 6 9 3a ( * 2 66 ,. und den Umfang ine dr dg nden ö. die HMöogichkeit feiner Gewi j
jfentlicht der Ing. ⸗ Chemiker Fritz Höppler 9 . 6. ketten (6) Nummer der Frankfurfer Wöchenschrift Die m hann Ir erinnent daran, daß es kaum ein halbes Jahrhundert her ist fei nan das Vorkommen von Gold in außen geringen Pöengen fowohl in Meermwasfet tie im Wasser mancher Ffßsse sestgessest Fat. Rach den bis ber igen Unter u ungen enthält das Wasser des LUdriatischen Meeres mg Gold auf das Kubikmeter, das des Atlantis hen Dʒeanz 365 ie, n der gutralijchen Küste (Murraymündung) fteigt der Goldgehaft de Meer wasser? guf 4-63 me im Fubskme ter? Außerkem findet sich Gold und Silber im Meeresschlamm. Die Gefamimenge des in Wel mn er em haltenen Goldes glaubt der Verfasser auf fünf bia ce Milliarden Tonnen, die Gesamtsilbermenge auf zehn bis zwölf Milliarden Tonnen vergnschlagen zu können. Die ungeheuren Nengen fünd urch die Flüsse, namentlich die goldrelchen Gema sfer Jmerikas und Australiens, in die Meer gekornmen. Die Strhin a Erde fühßten dem OQfean jährlich eng 25 Bisstonen Kukstwerer Vasser zu, is en des Rheins (002 mg im cbm) zugrunde, f DJzean jährlich etwa 500 Tonnen Hol k
*
dem
cer en g Vꝛese 8
würden zugeführt werden.
Hold ist im Meerwasser nicht eiwa gelöft, hnlich wie das Gals, ober
n Haff als Schlamm suspendiert, in ihm vielmehr in Form anßerst feiner Stäubchen von etwa. 0O0boh2 min Du rchmesser nthalten. Diese Stäubchen vereinigen sich zu größeren, ie dann in die Tiefe absinken, woraus sich das Goldgehal! des Tiefsee⸗ schlamms erklart. Durch den dauernden Zuffuß neuer Goldmengen nid die Goldkenzentration des Meerwassers auf gleicher Höhe ge⸗ falten. Wig könnte man diese gewaltigen Goltmengen nun er⸗ e J . l. lohnend, wenn die Tonne Gestein mindestens 5 g Gol hä Man hat versucht, aus dem Meerwasser, dag nur isscoo cn ez Fbrt als das goldärmste Erz, da Gold durch Hinzufügung don Jinn— alen zu gewinnen, hat diese Methode aber bald wieder auf— gegeben. In Amerika hat man in den Jahren 1516si neue Verfuche nit Hochefenschlacke angestellt, die, mit Eifenvitriol bekandesf, die Eigenschaft besitzt, das Gold dem Meerwasser zu entziehen. Man sewinnt in der Schlacke auf diese Weise schließlich ein fehr goldreiches ünstliches Erz, aus dem dann das Gol) auf dem gewöhnlichen Vege gewonnen wird. Diese Methode ist inzwischen so vervoll—. sommnet, daß man heute schon von einer Metallurgie des Meer— zoldes rechen darf. Ob sich diese Art der Goldgewinnung renfieren wird, bleibt abzuwarten: bisher spielt sie feine Rolle auf dem Welt. narkt des Goldes. Vielleicht gelingt es, die Kräfte der Cbbe und Flut für das Verfahren auszunutzen. .
Verkehr swesen.
grennung der Verwaltung der Eisenbahnhaupt“ verkstätten ven der Betriebsverwaltung und keitung der Werkstätten nach kaufmännischen, privatwirtschaftlichen Grundfätzen.
Wie dem „Nachrichtenbtbtro des Vereins deutscher Zeltungt.« derleger“ mitgeteilt wird, sollen die Eisenkahnhauptwerfstäften nach ken von der Eisenbahnverwaltung bereits 1919 außfgestellten Richt— snien von der Betriebe verwaltung gesendert und als wirtschaftliche Finzelbetriebe geleitet werden. Tie Reorganisation der Haupt⸗ kerkstätten soll sich aber nicht nur auf den Aufbau und die Hliederung der Werkftättenverwaltung erstrecken, sondern haupt sichlich auf die Umstellung des gesamten Werkbetriebes nach n Grundsätzen der n m Betriebsführung. Die her mehr handwerksmäßig betriebenen Ausbesserungen werden durch rrat⸗ und Austauschban, durch Sonderung der Fertigungsarbeiten nd durch Arbeiten nach Zeichnung und Schablone auf fabrikations⸗= ißige Arbeit umgestellt. Der Vorrat⸗ und Austauschbau verlangt in Uebergang von der Einzel⸗ zur Reihen⸗
esserung der abnehmbaren Fahrzeugteile findet nicht mehr für ein be—⸗ estimmtes Fahrzeug als Einzelwesen, sondern allgemein für bie gleiche oder bauverwandte Fahrzeuggruppe statt. Ins⸗ kesondere wird der Kesselaustauschbau die Gesamtausbesserungs⸗ eit einer Lokomotive verkürzen. Die Sonderung in der Fertigung besteht in der Sonderung der Fahrzeuge und Fahrzeug⸗ hastungen bei der Zuweisung an die Unterhaltungswerkstätten, in der Sonderung in der Werkstatt selbst, damit die Ausbesserungs⸗ gruppen und Einzelarbeiter möglichst zu Spezialisten entwickelt werden, und in der Sonderung in der Werkarbeit, bei der alle gleich⸗ prtigen Arbeiten in der Werkstatt weitestgebend spezialisiert und he—⸗ schleunigt fertiggestellt werden können. Die für eine gute, schnelle nd wirtschaftliche Unterhaltung sehr wichtige Normalisierung und Tyvisierung der Fahrzeuge und ihrer einzelnen Teile macht gute Fort⸗ schritte. Alle diese Aufgaben werden in engster Fühlung und unter Mitwirkung der zuständinen Stellen in der Prwatindustrie; und puch unter Teilnahme der Vertretungen der Beamten und Arbeiter ur Durchführung einer wirtschaftlichen Betriebsführung erfüllt kerden. Die kameralistische Buchführung oder die reine Auf- nandebuchührung ist in den zum Ausbau und zur Erprobung der Neuordnung bessimmten sogenannten Modellwerkstätten bereits ver- osen und durch die doppelte Buchtührung ersetzt worden. Tie Sesbstkostenberechnung liegt für die Eisenbahnverwaltung in den Richtlinien fest; das Gedingeverfahren ist von Anfang an auf sie eingestellt. Die Unterlage zur Kostenerfassung stellt der Auftrags⸗ kettel dat. Alle Vordrucke für die Werkarbeit, ob diese in Stück oder zeilohn ausgeführt wird, sind so eingerichtet, daß der Zweck der Selbst⸗ bostenberechnung, die Kosten einer bestimmten Leistung im Werk zu kestimmen, die Zusammensetzung der Kosten zu ermisteln und die Fosten auf die mitwirkenden Faktoren (Arbeiter. Angestellte, Leitung, Maschinen, Arbeitsvorgänge uLsw.) zu verteilen, erreicht wir. Jur ordrungsmäßigen Kontrolle aller Aufwendungen sind zweck · ntsprechende Konten eingerichtet. Zur Einleitung der doppelten Buchffihtung und der neueren Beirießzabrechnung, die allmonallich in mem Wirtschaftsergebniekonto abgeschlossen wird, ist Lereis im laufe rez Jahres 1821 die Eröffnungsbilanz fär jedes Wenk auf⸗ settlt und damit für die neue Wirtschaftslührung die rechnung · näßige Abgrenzung des Zeitabschnittes, für den sie durchgeführt wird, amögliht worden. Gleschzeitig ist der gesamte Lagerverkehr in den ibesserungs werken nach den n,, dieser Wirtschafts= ihrn elngeilchtet worden. Am Schlusse des Hanshalte= chr werden die Ausbesserunggwerke zugleich mit der Rikresbilan; einen Rechenschaftsbericht über ihre. 2 tigkeit gtatten. Die sorgfältige Selbft kostenbestimmung setzt eie, lu, beserunggwer ke in die Lage, die Aushesserungen für den Betrieb zu ten Preisen zu Übernehmen, und die Betriebsverwaltung kann ihrer⸗ its richtige Voranschläge für die Unterhaltung ihre; Fahrzeuge auf⸗ keien. Die NÄubefferungswerke sosien auß dem Nahmen ter eigent. en Betrlebgverwaltung hergutgenommen und die imn, gleicha tigen Jirtschaftz be zirken Negenden Ausbesserungswerke in besonder? Hbe Rertditektionen oder Abteilungen von etwa zu schaffende rttionen zusgmmengefaßt werden. Dem Reichs verkehrsminilte leiht die oberste Beiriebsführung vorbehalten.
zu der woßlfahrtarflege in
de 2er reßnge
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en Helielen der al emelnen Wohllahrterflege, Ju gent ne ble un katichaftlichen Fürsorge sind wieder bervgrragende , we, worden, u. 4. Bürgermeister Deslein, Dire or ö er g. R Ninisteriairat Kerschensteiner, Minisierialrat ,, ren n, Stadtrat Friedländer. Das Lehrprogramm enthält gußerd
ee a far forigejchritiene Son ialbeamte üher Sonialpaͤdagonil
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Legt man, als Maäßstab des Goldgchalts dieses Wasser;
Beim goldhaltigen Gestein ist die Ausbeute nur dann
lebergar inʒ ⸗ und Massenfertigung, m die Herstellung zu verbilligen und zu beschleunigen. Die Aus⸗ w ef BeisalQ
in der Philharmonie
Reihe
von Stadtschulrat Dr. Buckenau. Programme und Hörerkarfen sind
in der Geichaffestelle, Fiortwessstraße 41 (Sptechstunde —3 Uhr täglich, und bei den Abendvorlesungen in der alten Bauakademie, Am Schinkelplatz 6, zu haben.
Theater und Musik.
Im Opernhause wird morgen. Mittwoch, Caxalleria rusticana“, mit den Damen Heckmann⸗Beltendorf, Escher. Vesper⸗ mann, von Scheele⸗Müller und den Herren Talsn und Habich besetzt, aufgeführt. Anschließend gehen Leoncavallos ‚Bajazui. in Szene. Den Canio singt der Kammersänger Hermann Jadlewtker als. Gast. Es wirken ferner mit die Herren Scheidl, Ziegler, Philixy. Musikalischer Leiter ist Carl Ebrenberg. Anfang 73 ki Die morgen im Schau spielhause stattfindende Eistauf⸗ jührung des Tramaß Armand Carrel? von Moritz Heimann mit den Herren Kalser und Forster und den Damen Lossen, Servaes und Sussin in den Hauptrollen beginnt um 7 Uhr.
—
Konzerte.
Neue schwedische Musik, die der Stockbolmer Dirigent Tor Mann mit dem Philharmonischen Orches Singakademie aufführte, bot nicht biel Anregung. Außer der zweiten Symphonie von Kurt Atterberg (sein wenigst dankbares Wert) wurde ein Violinkonzert von Gustaf Heintze gespielt, das aber, trotz der sauheren und technisch gewandten Wiedergabe seitens des Geigers Tobias Wilhelmi, durch seine Gedankenarmut recht kühl in der Wirkung blieb. Mehr Beifall fanden einige gefällige Stimmungsbilder: Miniatüren“, von W. Seymer, die für kleines Orchester hübsch instrumentiert sind. — Auch Adam Qolzveki, der im Blüthner⸗Saal mit dem Blüthner⸗Qrchester ein Konzert gab, brachte einige Neuheiten heraus: eine St. Georg⸗ Legende! von P. Rytel und „Uralte Lieder: von M. Karlowitsch. Während das erste Werk nur rauschende Oberflächlichkeit mit minimalem Inhalt bietet, sind die Uralten Lieder“ tief empfundene Orchesterwerke; besonders erwähnentwert ist die Erhabenheit der Stimmung im Lied von Liehe und Tod'. Den Schluß kildete eine Symphonie von Kallinikoft, ein ebenso interessantes wie ansprechendes Werk. — Der 8 Melo s- Kammermusik⸗— abend in der Kunstansstellung „Sturm“ vermittelte die Bekannt⸗
schaft mit einem neuen Streichquartett von Béla Bartsk, das Das
Quartett selbst hat viele Stellen, die aufhorchen lassen, rhythmisch
vom Lam binon⸗Quartett hervorragend gespielt wurde.
(Allegro molto), wie musikalisch (Lento). Im ganzen aber läßt die düstere
Harmonik, das ewige Wühlen in abschreckenden Disharmonien den Hörer
nicht zur Ruhe kommen. — Mit Werken zeitgenössischer Komponisten wartete auch Karl Kämpf in seinem im Beethoven sa al veran⸗
erworben.
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reize von Matthieu Neumanns gewaltigem zwangen die Zuhörer in ihren ö Geiste getragen ist Kart Kämpfe. Wikings kampf! und
schon zu den beliebtesten Vortragsstücken des Chor Kirschenballade“ bildete den wirkungsvollen Abschluß Konzerts, das dem Veranstalter wie allen Beteiligten reichen eintrug. — Auch die Berliner Liedertafel, die unter ihrem feinsinnigen Chormeister Wiedemann dieser Tage ein Konzert gab, hatte eine Arbeit von Kämpf, und zwar das von ihm wirkungsvoll bearbeitete nordische Volks⸗ sied „Jubilate“, auf seine Vortragsfolge gesetzt. Im übrigen enthielt das Programm außer dem größte Anforderungen an den Dirigenten wie an den Chor stellenden ‚Totenvolk von Hegar eine ganze von Chorliedern älterer und neuerer ⸗ Den Schluß machte Loewes von J. Schmarz gesetztes zündendes Lieb „Fridericus Rer. Allet,
Hagen!
für Chor
waß
vin ztalschulkoltegium veranstalteten Fugendkonzerte mit dem Philharmonischen Orchester mit dem Schluß dieser Spielzeit. Sie werden nur in bescheidenerem Rahmen sortge⸗ führt werden können. Das vierte und vorletzte dieser Konzerte, das wiederum bei ausverkauftem Hause in der Philharmonie unter der Leitung von Dr. Felix M. Gatz stattfand, war in seinem zweiten Teil dem Gedächinis des vor 25 Jahren verstorbenen Anton Bruckner, dessen siebente Symphonie gespielt wurde, gewidmet. Die Leistungen des Dirigenten und des Orchesters in diesem Werk des österreichischen Meisters sind schon bei früherer Gelegenheit ge⸗ würdigt und anerkannt worden. In lebendigem und anregendem Vortrage hatte vorher der Oberschulrat Dr. Blankenburg, der
das Konzert als beachtenswerter Organist mit Händels Präludium
und Fuge in 5-⸗Moll musikalisch eingeleitet hatte, die Zuhörer mit Bruckners Lebenswerk vertraut gemacht. Zwischen Händel und Bruckner standen vier Gesänge von Bach, von Toni Haac mit schöner Stimme und verständnisvollem Ausdruck vorgetragen. Der Ersolg dieses Konzerts war, wie der der vorauf⸗ gegangenen, groß. — 6m altehrwürdigen Saal bes Gymnasiums zum 6 Kloster hörte man von der Sängerschar Deutsches Volkslied nter des sach⸗ kundigen und ernst arbeitenden Leiters Dr. Os tar ö Direltion gemischtchörige Quartettgesänge alter Volktlieder des J14. Fis J7. Jabrhunderts in Bearbesiungen von Arnold Mendelesohn, Silcher, Rahn, Georg Schumann, Othegraven, Gerneheim und anderen fingen. Der Chorklang ist noch unausgeglichen, und doch geht von ber eifrigen Sängerschar etwas auf den Hörer aber, das ihn immer wieder seffelt. Es ist ganz besonders anzuerkennen, daß sich der Dirigent eit das oft vernachlässigte deutsche Volkslied so innig zu pflegen. Eingestreut waren neue Werke des Müncheners Richard Trunk, feinsinnige und wohlklingende Gesänge von Wert, desgleichen solche von Robert Kahn, dessen Waldeinsamkeit“ eine Perle der Ghörliferatur ist. Der laute, ehrliche Beifall sei dem rührigen Leiter ein Ansporn zu weiterer Arbeit. Als mitwirkende Künstler waren Kaihf Waage⸗ Naumann und Professor Fer din an d Gregor vom Deutschen Theater gewannen worden. Die Pianistin sseuert? Gaben won Beethoven, Scriahine, dessen Nocturne (für bie sinke Hand allein) selten so ausgeglichen und tonschön gespielt wird, und Gtüden von Chopin bei, in denen sie sich als musikal sche Vollnatur offenbarte. Man möchte der hescheidenen Küustlerin öfter begegnen. Ferpinand Gregori trug Werke von Hebel, Grimm und nen heitliche Tichtungen mit befannter Meisterschaft vor und hatte vollen Reifai. — Im Bech steinsaal gaben Th. Demetries eu Ind V Karman einen morerren Sonatenabend Das Geigen⸗ ieh feen fitnot fast bert und doch verrät es eine starke dere re Gavictipiel Temer ieee ist bekannt; dem Wersizieien der Känstler, die den Stil moderner Musik vorzüglich trafen, zu lauschen. — Ebenfalls im Pech stein sfagl konnte man Alfred. Schroeder, und e gere , nf rn , Die besden Vortragenden sind so gut aufe r Linge pielt. d nan batte vermmeißen können, mur einen einzigen Küänstler spbelen
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und anschmiegsam am Flügel. — tes Tanzabende im Blüthnersaa! gedacht, deutsamkeit der Leistungen von den üblichen Darbietungen auf d Gebiete unterschieden. vorragenden
1 Bann. Von ähnlichem 18 2990 d
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Komponisten. man
hörté, wurde in Vollendung geboten. — Zu den betrübenden Folgen der jetzigen schweren Zeit gehört auch das Eingehen der vom Pro⸗
einem Mahl im
zu hören. Es war ein fehr interessantes und genußreiches Konzert,. — Die Pianistin Alice Landolt (Beethovensaalr weiß, trotz einiger noch vorhandener Mängel in der Technik, durch schönen An⸗ schlag und guten Vortrag den Zuhörer zu interessieren. Die vorge⸗ tragenen Etüden von Chopin waren aber manchmal im Zeitmaß über⸗ hastet. — Weit höher, was Technik und musifolisches Empfinden an= betrifft, steht Margarete Wit, die ebenfalls im Beethoaven⸗ faal Klavier spielte. Die noch junge Künstlerin wird gewiß bald zu unseren Besten zählen. — Technisch nicht genügend abgeklärt ist dagegen das Klavierspiel von Duscha Funke aus München, die in dem⸗ selben Saal mit dem Phil harmonischen Orchester unter ber Leitung von Franz von Hoeßlin Konzerte von Mozart und Beethoven vortrug. Genußreicher war die 5. Symphonie von Beethoven, die den Schluß des Abends bildete Die Philharmoniker wurden dem Geiste des Werkes in vollendeter Weise gerecht, sie und der künstlerisch strebsame Dirigent fanden lebhafte Anerkennung. — Den alteren Konzeribesuchern dürfte der Cellist Jacques van Tier nicht unbekannt sein, zumal er ja längere Zeit Soiocelist des Phil⸗ harmonischen Orchesters war. Man kann nach seinem im Beethoven⸗ aal veranftalteten Konzert mit dem Philharmonischen Orchester nur sagen, daß er seinen Ruf als tüchtiger Vertreter seines Instruments aufrechterhalten hat. Besonders verdienstvoll war es von ihm, daß er sich auch für neue Cellowerke einsetzte. So ver⸗ mittelte er uns die Bekanntschaft mit einem Konzert von John David Davis. Bisher sind alle Versuche, ein neues, vollwertiges Konzert für Violoncello zu schreiben, Fehlgriffe gewesen, und auch dieses Werk leidet stark darunter, daß es dem Soloinstrument mehr zumntet, als es hergeben kann. Man sah zwar den Solisten spielen, hörte ihn aber nur selten, da die Instrumentation viel zu mächtig ist. Der mitwirkende Dirigent Appleby Matthews aus Birmingham ist ein guter Durchschnittsmusiker, wie es deren in Deutschland auch genug gibt. Eine von ihm hier zum ersten Male aufgeführte fymphonische Dichtung: Die Here von Atlas von Granville Bantock, wies keine Eigenschaften auf, die besonders für dieses Werk einnehmen könnten. — Eine ttalienische Geigerin Maria Flori aus Rom fand im Meistersaal viel Anklang. Gute Technik, sinnlich blühender Ton und temperamentvoller Vortrag zeichnen ihr Spiel aus. — Die Leistungen der Sängerin Edith Erdbrink (Klindworth⸗Scharwenka⸗Saal ) sind noch nicht ganz den Ansprüchen, die man im Konzertsaale stellen muß, gewachsen. Die junge Dame ist aber auf dem besten Wege; ihre Soyranstimme ist angenehm, und an Musikempfinden fehlt es ihr auch nicht. An dem Klavierspiel ihres Begleiters Michael Raucheisen konnte man wieder seine reine Freude haben. — Hermann Jadlowker, der erklärte Liebling des Berliner Publikums, wurde bei seinem Wiedererscheinen in der Philharmonie warm begrüßt. Er hatte sich ial mit Mafalda Salvatini zu einem italienischen Anen⸗ und Duettenabend vereinigt, der mit zwei feingestalteten Zwiegesängen von Blangini (1781 — 1841) und je einem von Carafa (1785 —- 1872) und Gabussi (geboren 1804) würdig eröffnet wurde. Der Rest des Abends gehörte, bis auf eine von Frau Salvatini gesungene hier unbekannte
Arie von Catalani (Catelani?) den italienischen Komponisten neuerer
und neuester Zeit: Verdi, Leoncavallo, Puccini. Hier waren die heiden ganz in ihrem Element, und der Beifall nahm zum Schluß
sänge. Bruno Seidler⸗Win kler begleitete verständnispoll Zum Schluß sei noch zweier z ie sich durch Be⸗ An erster Stelle ist der Tanzabend des her⸗ Mitglieds des früheren russischen Balletts, Eugenie Eduardowa, und ihrer in Berlin begründeten Russischen Ballettschule zu nennen. Die Tanzvorführungen ihrer Zöglinge haben kaum noch etwas Schülerhaftes an sich, sondern
sind bereits Kunstleistungen, die schon viel von den Vorzügen des vor
dem Krieg in der Blüte siehenden Petersburger Balletts erkennen lassen.
2 53 * n 5 R 8 'ᷓ 7 J . 85 9 * öh Man darf sich füglich freuen, daß Eugenie ECduardowa sich als Hüterin, Pflegerin un
Verbreiterin der in ihr lebenden großen Kunstäberlieferung in Berlin niedergelassen hat. Lise lott Richter, ihre kleinste, noch in zartem Kindesalter stehende Schülerin, ist ein Tanzphänomen Art. Nichts macht bei ihr den Eindruck des mühsam e Jede Bewegung steht im Einklang mit der Musik bei jetzt schon überlegener Beherrschung der Technik; auch die schon etwas größere Marianne Winkelstern läßt ähnliche Eigenschaften Vollendete Taͤnzerinne sind aber schon die bei früherer Gelegenheit erwähnten Mareus, Reß, Sewerowa, Wap. Unter den
zeichnet sich Louis Gercke besonders aus.
selbst hielt sich an diesem Abend im allgemeinen bescheiden i aber die wenigen Proben ihrer rassigen und vollendet anmutig eigenen Kunst wurden stürmisch bejubelt. — Aus Rußland kommt auch T Mil jukowa⸗Mil und Karl
erkennen.
das Tänzerpaar N. 6G ru b er, das ebenfalls hier auftrat, aber geborene Russin ist nur die Tänzerin. Beide sind hervorragende Techniker, insbesondere Karl Bruber, der jeder größeren Bühne als Tänzer zur Zierde gereichen würde. Seine Kunst hat Eigenpersönliches, müßte aber unter der Leitung eines guten Regisseurs in den Dienst würdiger Aufgaben gestellt werden. ö
Mannigfaltiges.
Der 1X. Deutsche Seeschiffahrtstag wurde gestern hier mit einer Ansprache des Vorsitzenden des Deuischen Nautischen Vereins, Senators Dimpker eröffnet, der insbesondere die zahl⸗ reich erschienenen Vertreter der Reichsbehörden, so der Reiche⸗= kanzlei, des Reichsverkehrsministeriums, des Reichsarbeitsministe⸗ riums, des Reichspostministeriums usw. begrüßte. Dann schilderte der Generaldsrektor des Norddeutschen Lloyd Stimming die Lage der Seeschiffahrt, Es seien bisher 280 Schiffe mit 105 Millionen Tonnen Tragfähigkeit wiederhergestellt worden, im Bau befänden sich 239 Schiffe mit 125 Millionen Tonnen Trag= sähigleit. Die Entschödigung des Reichs hätte sich auf 12 Milliarden Mark belaufen. Im Mai vorigen Jahres sei aber das Wiederaufbauprogamm auf 16 Milliarden Mark geschätzt worden, und damals habe der Preis für eine Tonne Schiffsbaustahl 20090 Mark betragen, jetzt aber stelle er sich auf 8309 Mark, und die Tendenz einer sprunghaften Steigerung hestehe weiter. Diese Zahlen gäben ein Bild von der Schwierigkeit, die der deutschen Schiffahrt für ihren Wiederaufbau entgegenständen. zu lämen die vielfachen Hemmungen, die ihr durch Maßnahmen des Auslandes erwüchsen. Gleichwohl gäben die Reederelberbände die Hoffnung nicht auf, in friedlichem Zusammenwirken mit der Arbeiterschaft wieder zu erstarken. Bedingung sei allerdings, daß die Entente zur Erkenntnis komme, daß die Weltwirtschaft nur wieder gesunden könne, wenn guch Deutschland die Möglichkeit gegeben würde, sich mit seigen Kräften daran zu beteiligen. Die deutsche Seeschiffahrt wolle keine Subventionen und keinen Protek⸗ tionismus. ie wolle aus eigener Kraft wieder zur ltung kommen. Der Redner bedauerte die Aenderung der Sandelsflag und sagte: selbstverständlich füge sich die Seeschiffahrt den geseß⸗ lichen Bestimmungen, wie sie das stets getan habe, Straf. androhungen seien dafür nicht nötig gewesen; aber er hoffe, daß man die Geltung die sich die alte Sandelsflagge in der Welt er⸗ worben hahe, wieder würdigen und zur Erkenntnis kommen werde, daß in dieser Beziehung keine parteipolitischen Gesichtspunkte den Ausschlag geben soll en. — Die Teilnehmer des Seeschiffahrtste res vereinigten sich gestern abend mit den Vertretern der Re behörden der Länder der Presse und den anderen Enrene * ö Rheingold᷑“. Der Vorsitzend ; Dimpker Lübeck begrüßte die Gäste und führte in Anknäpfsung an die oben erwähnte Rede des Genergldirektors Stimming aug, unter welchen Schwierigleiten die dentsche Schiffahrt ihre Arbei wiederaufnehme, wie groß aber auch die Verdienste der Needereien
um iesen Teil des Wiederaufhaus sejen. Die iber den
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