1922 / 144 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 23 Jun 1922 18:00:01 GMT) scan diff

vollkommen aus zusaugen. Heute schon sind wir vom Weltmarkt ausgeschaltet. 1 lehnen wir diefe Verträge ab. Wir haben uns bisher aufs äußerste bemüht, die Reparationsverpflichtungen . erfüllen, und dabei immer, aber vergeblich, auf einen , . bei der Entente deff ie lange noch will die Regierung ihre Erfüllungspolitik treiben? Es ist durch⸗ aus falsch anzunehmen, daß die Zeit für uns arbeite. Jetzt befinden wir uns vielmehr . Punkt, da die Zeit gegen uns arbeitet. (Beifall bei der Deutschen Volkspartei.) Hierauf vertagt das Haus die Weiterberatung auf Freitag 2 Uhr. (Außerdem Gesetzentwarf über die Gliederung des Reiches und kleiner Vorlagen) Schluß nach 6ise Uhr.

Freußischer Staatsrat. Sitzung vom X. Juni 1922. (Bericht des Nachrichtenbüros des Vereins deutscher Jeitungsverleger]

Der Staatsrat beschäftigte sich in seiner heutigen Sitzung zunächst mit der Förmlichen Anfrage der preußischen Arbeitsgemeinschaft an das Staatsministerium, ob es seinen Einfluß auf die Reichsregierung dahin geltend machen werde, daß durch den Herrn Reichskanzler die gerichtlichen Fest⸗ stellungen des Fechenbach⸗Prozesses über die Eisner— schen Fälschungen öffentlich bekanntgemacht und die Ergeb⸗ nisse des Prozesses bei den Verhandlungen mit den Entente⸗ mächten ausgiebig verwertet werden.

Auf die Frage des Präsidenten, ob die Regierung diese Anfrage beantworten wolle, kam von der Regierungsbank keine Antwort. .

Freiherr v. Maltz ahn (A. G.) suchte zunächst das Recht des Staatgrats zu derartigen Anfragen darzulegen und begründete dann dse AÄnfrage. Er wies dahei auf die Erklärung des englischen Ministerpräsidenten hin, daß das Anerkenntnis der Alleinschuld Deutschlandz am Weltkriege die Basis des Versailler Vertrags bilde. Diese Basis müsse zerstört werden durch eine Einheitsfront des dentschen Volkes. Deutschland hätte den Krieg nicht gewollt, sonst hätte es während des rufsisch⸗javanischen Krieges angegriffen. Deutsch⸗ land habe nicht einmal eine Mitschuld am Kriege.

Dr. Wein berg (Unabh.) wandte sich gegen die Ausführungen des Borredners. Der nationalistische Rummel solle nur gesteigert werden. Mit solchen Anfragen beweise der Staatsrat nur, wie unnötig er sei. Die Gir engen? des Münchener Prozesses seien allerdings wert, im ganzen Volke und darüber hinaus verbreitet zu werden. Auf die Eisnerschen Fälschungen käme es aber nicht allein an.

Stadtrat Schreck (Soz.) betonte, daß alle am Kriege heteiligten Staafen an den furchtbaren Verbrechen des Weltkriegs mitschuldig seien, und polemisterte erregt gegen die Rechte. Daß Deutschland das ößsterreichische Ultimatum an Serbien zuließ, gehöre zur Schuld Dentschlands. Der Einmarsch in Belgien habe uns in der ganzen Welt den ungeheuerlichsten Schaden zugefügt. Die Kapitalisten aller Tänder hätten durch ihr Machtstreben den Krieg herbeigeführt. Redner richtete weiterhin heftige Angriffe gegen die Rechte und verlangte zum Schluß, daß eine Politik gefährt werden müsse, die Frankreich in der Isolierung erhalte. .

Förster (Komm): Die Schuld trifft nur die kapitalistische Gesellschaftzordnung. Von einer nationalen Einheitsfront kann keine Rede sein, folange wir um das bischen Brot kämpfen müssen,

Frhr. v. G ay I (A. G.): Wir hatten den Wunsch, im Staatsrat eine einmätige Stellungnahme gegen die Schuldlüge herbeizuführen. Leider ist von den Rednern der Linken der Angelegenheit gleich die varteipolitische Note aufgelegt worden. Gewiß haben auch wir eine innere Schuld, die zum Verlust des Krieges geführt hat. Aber die Schuld, daß wir zum Kriege gehetzt und den Krieg herbeigeführt

Paben, ist unbedingt zu verneinen. Wir müssen uns auf einer ge—⸗ . Grundlage zufammenfinden, wenn wir nicht zugrundegehen wollen. 7

Stadtrat Gilsing verlas für das Zentrum die gleiche Erklärung, die feine Fraktion im Landtag zur Schuldfrage abge—⸗ geben hat. . ;

Damit schloß die Aussprache.

In einer weiteren Förmlichen Anfrage ersuchte die Arbeits⸗ gemeinschaft um Auskunft über die Stellungnahme des Stagts—⸗ ministeriums zur Frage der Abtretung preußischer Ge— bietsteile an Hamburg. .

Ein Regierungsvertreter zur Beantwortung der Anfrage war auch bei diesem Punkt nicht anwesend.

Todsen (A. G.) beschwerte sich über das mangelnde Entgegen⸗ kommen der Staatsregierung gegenüber dem Staatsrat. Im Land⸗ tagsausschuß habe die Regierung die Angelegenheit eingehend behandelt, trotzdem der Staatsrat doch in erster Linie ö. Anspruch darauf, habe.

Als nächster Punkt stand der Enkwurf des Reichs⸗ gesetzes über die Schutzpolizei der Länder zur Debatte. Der Ausschuß schlägt neben einer unwesentlichen Aenderung der Definition der Schutzpolizei im 5 1 des Gesetzes die Hin⸗ zufügung eines neuen 3 1052 vor, wonach das Gesetz auf andere Beamte, insbesondere kommunale oder auf Grund anderer Bedingungen angestellte staatliche Polizeibeamte keine Anwendung findet. Der Ausschußantrag, der sonst gegen den Gesetzentwurf keine Einwendungen erhebt, wurde gegen die Stimmen der Unabhängigen und Kommunisten angenommen.

Dem Gesetzentwurf über die Erweiterung des Stadt⸗ kreises Barmen durch Anfügung der Landgemeinden Langer— feld und Nächstebreck wurde zugestimmt, ebenso dem Gesetz⸗ entwurf über die Aenderung des Gesetzes über die landwirtschaftliche Unfallversicherung, der die Wahl der Genossenschaftsversammlung neu regelt. Auch gegen den Gesetzentwurf über die Einrichtung von Aufsichtsräten bei Berggewerkschaften wurden keine Einwendungen er⸗ hoben. Angenommen wurde auch der Gesetzentwurf über die Verwaltung von Helgoland. Helgoland wird in bezug auf die staatliche Verwaltung von dem Kreise Süder⸗ dithmarschen abgetrennt. Die staatliche Verwaltung übt der 261 . Helgoland aus, dem ein Inselausschuß zur

eite steht.

Damit war die Tagesordnung erschöpft. Nächste Sitzung: Freitag, 10 Uhr: Erhöhung der Beamtenbezüge.

Handel und Gewerbe.

Das Institut für Weltwirtschaft und See⸗ verkehr, Kiel, hesitzt den, vollständigen Wortlaut der neuen bulgarischen und lettländischen Zolltariße. Es ist bereif. Interessenten über die für deren Waren in Betracht kommenden Zollfäzs Auskunft gegen Kostenerstattung zu erteilen. Anfragen, die

möglichst genau umschrieben sein müssen, sind zu richten an die

Nachtichtęnabteilung des Institutz. Kiel.

Na ̃

Syndit . Gesellschaft mit beschränkter Ref gg Köln, über das Geschäftesahr vom 1. April 1922 bis JI. Marz 1922 Fonnte durch tatkräftige Zusammenfassung aller auf Ordnung und gedeihliche Wirtschaft abzielen den Kräfte sich die Rheinische Braunkohlenindustrie auch im , . trotz des anhaltenden Druckes der un—⸗ gesunden Verhäͤltnisse weiter entwickeln,

, waren nicht zu verzeichnen. Gefördert wurden I4 776 470 4 Rohbraunkohle [192021 32102291 t, 191314 21 183 9966 17; die Herstellung von Briketts

dem Bericht des Rheinischen Braunkohlen⸗

Nennenswerte Arbeits /

betrug 7 543 445 t (1920921 7014317 t. 1913514 3 941 763 t)., Der Absatz an Rohbraunkohle betrug 10213 710 (1920/21 9 268 534 t, 1913714 1657 753 t). Der Mehrverbrauch an Rohbraunkohle für die e n, deckt sich mit der Erhöhung der Brikett herstellung und betrug 7.53 vö. Die Lieferungen an Die den Gruben benachbarten Elertrizitãtswerke, und andere, In⸗ dustrien erhöhten sich wiederholt erheblich i gegen das Vorjahr um 176 vo. Der . wurde bon dem vorübergehend schwächeren Geschäftsgange der Industrie im Sommer nicht berührt. Mit der Wiederbelebung der Industrie, welche zeitlich mit dem Einsetzen der kälteren ö zusammenfiel, war es unmöglich, auch nur den dringendsten Abrufen der Verbraucher nachzukommen. Infolge der durch den Friedensvertrag bedingten Lieferungen blieb besonders den Verbrauchern des Syndikats im unbesetzten Gebiet auch der schon stark geschmälerte Rest zeit- weilig vorenthalten, ein Zustand, der sich, besonders auf die zahlreichen Stahlwerk des unbesetzten Gebiets auswirkte, die seit vielen Jahren den Betrieb ihrer Generatoren auf Braunkohlen⸗ briketts eingestellt haben und daher infolge der ungenügenden Lie- ferungen zu scharfen Einschränkungen und sogar zeitweilig zu Betriebs- stillegungen gezwungen waren. Auch auf die Versorgung großer, in früherer Zeit unter Aufwendung vieler Mühe und Kosten errungener , , namentlich in der Provinz Hannover, in den Gebieten der Nordseeküste und insbesondere auch in Bayern, mußte mehr und mehr verzichtet werden. Der Versand nach der Schweiz und nach Fon erreichte auch in diesem Berichtsjahr tro der erheblich erhöhten Herstellung nicht mehr als Hösl

der Lieferungen des Vorkriegsjahres. Bis auf einen geringen Versan nach Oesterreich, der infolge Verfügung der amtlichen Stellen mittler⸗ weile auch wieder eingestellt worden ist, erfolgten keine Lieferungen an das übrige Ausland. Von dem Brikettabsatz entfielen (1920/21 bezw. 1913/14 in Klammern) auf die Industrie 2740 166 t (2326 179 4 bezw. 1 944 734 t), auf den Hausbrand 4324 484 t (4252 858 t bezw. 3 263 285 t). Einnahmen und Geschäftsunkosten werden mit je 19 564 668 beziffert.

Nach dem Geschäftsbericht der AC G⸗Schnellbahbn Aktiengesellschaft Berlin für das achte Geschäftsiahr 1921 mußte die Gesellschaft, abgesehen von Sicherungs⸗ und Unterhaltungs arbeiten an früheren Baustellen, im abgelaufenen Jahre noch folgende Bauarbeiten zu Ende führen: die Tunnelstrecke im Humboldthain (Los La) wurde durch Aufbringung der Tunneldecke auf die bereits errichteten Betonwände fertiggestellt. Die Frage der Tragung der Gefamtkosten bleibt später auszutragen. Die Tunnelstrecke in der Kgiser⸗ Wilhelm⸗Straße (Los La) wurde fertiggestellt, ebenso die Abschluß⸗ arbeit an der Zentralmarkthalle und den Häusern Münzstr. 10—12 erledigt. Durch die Dresdener J, (Los VI) konnte die Straßen bahn Über teils fertiggestellten Tunnel, teils wiederverfüllte und teils überbrückte Baustellen ihren Betrieb wiederaufnehmen; ferner wurde an der Dranienbrücke nach Verfüllen einer kurzen Baugrube die Straße wieder instand gesetzt. Als Gesamtbild ergibt sich nunmehr, daß durch die im Humboldthain hergestellte Zwischenstrecke der Bahntunnel von der Ramlerstraße am Gesundbrunnen bis zur Kreuzung der Brunnenstraße mit der Invalidenstraße als geschlossenes Ganzes, sodann eine Tunnelstrecke in der Kaiser⸗Wilhelin⸗ Straße, ferner der. Spreetunnel jwischen Waisen⸗ und Jannowitzbrücke und anschließend der Tunnel in der Brückenstraße, endlich 3500 m Tunnel in der Dresdener Straße, also von der gesamten 8 km Tunnelstrecke etwa 3 km im Rohbau fertig- gestellt sind. An anderer Stelle, namentlich in der Neuen Friedrich. ir. sind angefangene Tunnelstrecken im Bau stehen geblieben. Es bleibt ein Verlust von 455 001 46. Die Gewinnanteilscheine der Vorzugsaktien werden mit 50 eingelöst.

In Köln wurde laut Meldung des. W. T. B.“ von der Firma Gebr. Rosenberg, Köln, und den Inhabern dieser Firma die Aktiengeseltschaft Gebr. Rosenberg Holz- Äktien⸗ gesellschaft, Köln, mit einem volleingezahlten Kapital von 25 000 009 4A gegründet. Gegenstand des Unternehmens ist der Be⸗ trieb von holzindustriellen Unternehmungen an DVolzhandel Dem ersten Aufsichtsrat gehören an; Freiherr von der Lancken⸗Wakenitz, Gesandter a. D., Berlin, Forstmeister a. D. und Rittergutsbesitzer Graf Artur von Bothmer in Lauenbrück, Kreis Harburg, Berg- assessor a. D. Walter Etzold in Vluyn, Kreis Mörs, Bergassessor a. D. Dr. Paul Heimann vom Bankhaus S. Bleichröder, Berlin, in Berlin, Regierungsrat a. D. Raimund Hergt, Direktor der Direction der Disconto⸗Ges. Filiale München in München, Kommerzienrat Josef Kaiser in Viersen Rheinland, Dr. Fritz E. Koch, Vorstandsmiktglied der Silva Holz⸗Aktiengesellschaft in Berlin, Rechtsanwalt Emil Kraemer, Mitinhaber des Bankhauses H. Aufhäuser, München, Direktor Anton Moeßmer, Direktor der Deutschen Bank, Filiale München, Arthur Rosenberg, Generaldirektor der Bayernwerke für Holzverwertung A⸗G., München, Siegfried Rosenberg, Kaufmann, Wien. . ;

Von den durch Interessengemeinschaft verbundenen drei Gesellschaftn: Düsseldorser Allgemeine Per

cherungs⸗ Aktien ⸗Gesellschaft, Rheinisch⸗ Schlesische Versicherungs-Bank, Aktien gesell⸗ schaft, Indemnitas Versicherungs-Attien - Ge⸗— sellschaft schlägt die Düsseldorfer Allgemeine Versicherungs⸗ Aktien ⸗Gesellschaft eine Dividende von 12 vo vor, wig im Vorjahre. Der Geschäftsgewinn der Rheinisch⸗Schlesischen BVersicherungs⸗Bank, Aktiengesellschaft im Jahre 1921 beträgt 4 262 244 gegen M 180728 im Vorjahre, wovon 800 (im Vor⸗ jahre 6 o) auf das eingezahlte Kapital zur Verteilung kommen sollen. Die ne m m, ist von k 7161436 auf 16373569 ; Indemnitas Versicherungs⸗Aktien⸗Gesellschaft chließt ihr erstes volles Geschäftsiahr mit einem Gewinn von A 154 294, es sollen 8 vy verteilt werden. Die Verwaltung schlägt vor, das Gesellschaftskapital von 4 auf 8 Millionen Mark zu er— höhen und den Gesellschaftssitz von Köln nach Düsseldorf zu verlegen.

Lendon, 22. Juni. (B. T. B.) Wochenauzweis der Bank von England vom 22. Juni lin Klammern Zu. und Abnahme im Vergleich zum Stande vom 15. Juni); Gesamtrücklage 25 960 000 (Zun. 583 000) Pfd. Sterl., Notenumlauf 121 373 000 (Abn. 585 000) Pfd. Sterl, Barvorrat 128 883 0009 (Abn. 1000) Pfd. Sterl. Wechselbestand 76 801 000 (Zun. 3 196 000) Pfd. Sterl., 9 der Privaten 113 156 000 (Zun. 3 016 000) Pfd. Sterl., Guthaben des Staates 16802 000 (Abn. 932 000) Pfd. Sterl., Notenreserve 24 142 0090 (Zun. 586 000) Pfd. Sterl., Regierungssicherheiten 45 029 000 (ißt 1670000) Pfd. Sterl. Verhaltnis der Rück⸗ 66 zu den Verpflichtungen 19,97 gegen 18,84 v in der Vorwoche. Clearinghouse⸗Umsatz 727 Millionen, gegen die entsprechende Woche des Vorjahres 1527 Millionen mehr.

Stochholm, 20. Juni. (W. T. B.) Wochenauweis der Schwedischen Reichsbank vom 17. Juni (in Klammern der Stand am 12. Juni) in Kronen: Metallvorrat 274 026 269 (274 071 126), Ergänzungsnotendeckung 873 705 181 (610 903 093), davon Wechsel auf Inland 240 690 182 (4390 476 967), davon Wechsel auf Ausland 45 265 009 (40 088 944), Notenumlauf 531 880 670 (542 629 273), Notenreserve 141 171 869 (130 512979), guthaben 291 304 266 (287 984 047).

Die Elektrolotkupfernetie rung der Vereinigung für deutsche Elektrolytkupfernotiz stellte sich laut Berliner Meldun des W. T. B.“ am 22. Juni auf 10 255 (am 21. Juni au 9999 4) für 100 kg. .

drei i

r gr Die

Girokonto⸗

Die siebente diesjährige Wollversteigerung des Woll⸗ verwertungs verbandes deutscher Landwirtschafts⸗ kamm ern, abgehalten von der Deutschen Wollgesellschast am 2l, Juni 1922 in Güstrow, war mit 1300 Itr. Schmutzwolle beschickt. Die geringe Zufuhr ist auf verzögerte Schur und auf 5 Porverkäufe zurückzuführen. Die Versteigerung verlief sehr flott; es wurde alles verkauft. Die Käufer konnten ihren Bedarf bei weltem nicht decken. Es wurde gezabst für je Ztr. Schmutzwolle bz. je Kg fabrikgewaschen ohne Vollwüchsige A-Wollen 800-10 500 bi. B36 A, Vollwãchsige

Spesen

AIB-Wollen 7000 - 7500.4 bz. G60 A. Voll wüchsige B⸗Wollen oog . 6550 4A bz. 409 A, Vollwüchsige D⸗-Wollen 4000 5000 b. 200 . Lammwollenwaren sehr gefragt, es brachten je Itr. (w. 9): Merinoweidelammwollen 6 4, Merinostallammwollen ohh = 127 600 4. Die nächsten Wollversteiger ungen finden statt; Freitag, den 30. Juni, in Hannober; reitag, den 14. Juli, in Berlin; e . den 25. August, in Halle, Donneratag, den 12. Ok. kfober, in Berlin, Freitag, den 3. Dezember in Berlin. Anmeldungen nimmt die Deutfche Wollgefellschaft, Berlin SW. 11, Anhaltstraße 7, entgegen. (W. T. B.)

Berichte von auswärtigen Wertpapiermärkten.

Köln, 22. Juni. (W. T. B.) (Amtliche Devisenkurse) 8 12 704,10 G., 12 735.90 B. Frankreich 2831.45 G., 2838,55 B. elgien 2684, 10 G. 2690 90 B. Amerika 325,17 G., 329, 97 B. England 1456,15 G. 1459, 85 B., Schweiz 6247,15 G., 6262.85 B., Italien 1588, 00 G., 1592.00 B. Dänemark 7031, 20 G. I9ld . 80 B., Norwegen 5423,30 G. 5436570 B. Schweden S3 99.45 G. se sh B. Spanien SI25, 35 G., Fig, 46 B. Prag 623 39 G. 626, 59 B., Budapest 32.30 G. 32.90 B. Wien 213 G.,. 2,17 B. am burg, 22. Juni. (W. T. B.). (Börsenschlußkurse) Deu ch. Australische Vanzhfschiff⸗ Geensch i 430 S bis Sh Co ben, JDamburger Paketfahrt 384 00 bis 393 90 bez, Damhur Südamerika 67ö, 00 bez, Nordd. Vloyd 287,80 bez. Verein. Elbeschiffahrt == bez. Schantungbahn 20, 00 bis 440,00 bez., Brasilianische Bank 1159, 60

bis 1180, 690 bez, Commerz. und Privat Bank 295,50 bis 297, 50 be;;

Vereinsbank 285, 0 bis 287, 00 bez., Alsen- Portland Zement 1449, 6ᷣ bis 1483 00 bez, Anglo⸗Continental 1640,00 bis 1660,09 bez, Asbest Calmon 435,69 bis 450, 00 bez, Dynamit Nobel 619, 90 bis 615, 00 bez, Gerbstoff Renner 1250, 00 bez. Norddeutsche Jutespinnerei —=— G. ——— B., Merck Guano S75 , 00 bez., Harburg Wiener Gummi 1300, 0 bez., Kaoko bez., Sloman Salpeter G.;, Yieuguinea bez., Otavi⸗Minen⸗Aktien —— bez. Still.

Leipzig, 2. Juni. (W. T. B. Sächsische Nente Hö. 75, 5 oo Leipziger Stadtanleihe 99, 73, Allgemeine Deutsche Credit, anstalt 229, 00, Bank für Grundbesitz 196,00, Chemnitzer Bank⸗ verein 285.00, Ludwig Hupfeld 550. 006, Piano Zimmermann 710,0, Leipziger Baumwollspinnerei 848, 9. Sächs. Emaillier. u. Stanz⸗ werke vorm. Gebr. Gnüchtel 358 90, Stöhr u. Co. 1535,00, Thür, Wollgarnspinnerei 1000, o, Sächs. Wollgf. vorm. Tittel n. Krüger 1070, 50, Tränkner u. Würker 790,00, Zimmermann Werke 320, 09 Germania 5l0, 00, Peniger Maschinenfabrik 270,00, Leipziger Werk⸗ eug Pittler u. Co. 850, ), Wotan⸗Werke S860, 6), beipz Kammgarn⸗ ferner, 320, 0. Hugo Schneider 647.09. Wurzner Kunstmühl. vorm. Krietsch 475, 90, Hall. Zucker- Fabrik S75, 00, Mittweidaer Kratzen ——, Fritz Schulz jun. 956, 09). Riebeck u. Co. 500,00, Thüring. Gas 315,065, Hallesche Pfännerschaft 395,00. Fester.

Frankfurt g. M.,. 22. Juni. (W. T. B.). Desterr. Kredit 81,00, Badische Anilin 706,00, Chem. Griesheim 72250, Höchster Farbwerke 620 00, Holzverkohlungs-Industrie Konstanz 5860 ex., Deutsche Gold. und Silberscheideanstalt 575, 00, Adlerwerke Kleyer 425.00, Hilpert Armaturen Pokorny u. Wittekind 5ö0, 09, Aschaffenburg Zellstoff Jol, oo, Phil, Dolzmann 485 09, Wayß u. Freytag 535 05, Lothringer Zement 700.00, Zuckerfabrik Waghäusel S825, 00, 3 o Mexikanische Silberanleihe ——

. 22. Juni. (W. T. B.) Noten:; Amerikanische 326,42 G., 3326, os B., Polnische 741 G., 7.44 B. Tele⸗ graphische Auszahlungen? London 144605 G. 1418,95 B. Holland 12 687,30 G., 12712, 70 B., Paris 2822,15 G., 2827 85 B., Posen G., B., Warschau —— G. B. Polen —— G. B., Danziger Privatbank G.

Prag, 22. Fun. (W. T. B.) Notierungen der Devisen⸗ zentrale ( Durchschnittskurse): Amsterdam 2019, 90, Berlin 15, 92, Stock⸗ holm 1345,00, Christiania 870 00. Kopenhagen 11290 00, Zürich g93, 00, London 2315s, New Jork 52,25, Wien 333. Mark noten 15, 92, Polnische Noten 1,153. . é . LTondihn, 21. Juni. (We T. B.) Privatdiskont 250 4 040 fundierte Kriegsanleihe S5, 50, 5 oo Kriegsanleihe 9/1, 4 0/so Sieges⸗

anleibe 885 / . In, 22. Junk. (W. T. B) Silber 3575, Silber auf

London, Lieferung 35, 75.

London, 22. Juni. (W. T. B.) Devisenkurse. Paris 51,543, Belgien 54,183, Schweiz 23,34, Holland 11,471, New Nork 442,25, Spanien 28, 1. Italien 91,25, Deutschland 14,55, Wien 67500, Bukarest 670,00.

Paris, 22. Juni. (W. T. B.) Devisenkurse. Deutschland 3524. Amerika 1163.00, Belgien 84580, England 51 48. Holland 449,50, Italien 56, 10. Schwel 2290 75, Spanien 181 25.

Zürich, 22. Juni. (W. T. B.) Devisenkurse. Berlin 1,515. Wien O 0335, Prag 10,06, Holland 203,560, New Jork 527, 00, London 23,32, Paris 45,30, Italien 25,50. Brüssel 43, 10, Kopen⸗ hagen 113,25, Stockholm 135,25, Christiania 88, 25, Madrid 82,15, Buenos Aires 188, 50, Budapest O54, Bukarest ——, Agram 175,0,

Warschau O, 12. ; Am sterdam, 22. Juni. (W. T. B.) . 5 6 Niederländische Staagtsanleihe von 1918 881614, 3 o. Niederländische Staats. anleihe 50.59, 3 dio. Deutsche gleich sanlelhe Januar. Juli Coupon Königlich Niederländ. Petroleum 461.25, Holland ⸗Amerika⸗ Linie 120,50, Atchison, Toveka & Santa Fs Rock Island —— Southern Pacifie . 75, Southern Railway 23, 090, Union Pacifie —— Anaconda 10519, United States Steel Corp. 103,50.

Schwächer (W. T. B.) Devisenkurse. London

.

Am sterdam, 22. Juni. 6 11475), Berlin 0,79, Paris 22,323, Schweiz 49,25, Wien Oo] 75, Roben agen 55, 50, Stockholm 66,55, Christiania 43,50, New Jork 259,25, Brüssel 21,15, Madrid 40, 40, Italien 12,55.

Kopenhagen, 22. Juni. (W. T. B.) London 20,0), New Jork 459 00, Hamburg 147, Paris 49,40, Antwerpen, 35,15, Zürich S850, Amsterdam 18033, Stockholm 120 209. Christiania 758,50, Helsingfors 19,25, Prag 9,10.

Stackholm, 25. Juni. (W. T. B). Deyisen kurse. Lenden 17, 2s, Berlin 1,420, Paris 33,65, Brüssel 32, 00, schweiz. Plätze oo, Amsterdam 150 50, Kopenhagen S3, 50. Christiania 65, 75, Washington 390,59, Helsingfors 8, 35, Prag 7.55. ö.

Christiania, 22. Juni. (W. T. B. Devisenkurse, London 2659. Hamburg 199, Paris 51, 40. New Jork 600, 00, Amsterdam 231, 00, Zürich 11350. Helsingfsors 13.25, Antwerpen 469, 09), Stock holm 153,25, Kopenhagen 127,560, Prag 11,50. ̃

Devisenkurse.

Berichte von auswärtigen Warenmärkten.

London, 21. Juni. (W. T. B. Wollaukti on. Es wurden 13 109 Ballen in guter Auswahl angeboten, die zu voll be⸗ haupteten Preisen lebhaften Umsatz fanden. .

Liverpool, 31. Juni. (W. T. B. Baum wollze. Umsatz 15 000 Ballen, Einfuhr 11 350 Ballen. Junilieferung 13,56, Juli⸗ lieferung 1341, Augustliefe rung 13.30. Amerikanische und bra— silianische Baumwolle je 14 Punkte, agyptische 25 Punkte höher.

GJartjeKung des Nichtamtlichen in det Ersten Beilage)

Verantwortlicher Schriftleiter: Z V: Weber in Berlin. Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschftsstelle Rechnungsrat Mengering in Berlin. *

Verlag der Geschäftsstelle (Mengering in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin,. Wilhelmstr. 32

. Sieben Beilagen ö sleinschlieklich Börsenbellage und Warenteichenbeilage Rr. Si Aud B und Erste, Zweite und Dritte Zentral · Handelsregister· Seile.

an Deutschen Reichs

Nichtamtliches.

(Fortsetzuna aus dem Hauptblatt.]

Preußischer Landtag. 155. Sitzung vom 2. Juni 1922, Vormittags 11 Uhr. (Bericht des Nachrichtenbüros des Vereins deutscher Zeitungsverleger )) Vizepräsident Dr. von Kries erö ie Si . Kries eröffnet die Sitzung um 6 . 6 Reisekosten der eamten wird ohne Aus de ten⸗ ausschuß überwiesen. , . . ü ber phosphorhaltige in eralien un e ste ine geht d 5 ü Handel und Gewerbe. . . Der aue n en ne, den kommunistischen Antrag über Bewilligung von 20 Millionen Mark zur Bekämpfun Hungersnot in Rußland abzulehnen und dafür einen Antrag anzunehmen, dem deutschen Roten Kreuz zur Bekämpfung der if mr in Rußland, insbesondere zugunsten der 6 chen, Millionen Mark . Verfügung zu stellen, wird angenommen. In einer Entschließung wird ersucht, auf die Reichs⸗ vegierung einzuwirken, daß unverzüglich eine internationale Hilfsaktion aller Kulturstaaten zur Bekämpfung der russischen

SBungerkatastrophe eingeleitet wird.

Abg. Katz (Komm.) (zur Geschäftsordnung) protestiert da⸗ gegen, daß der Aeltestenrat beschlossen habe, 5 Millionen Mark zu bewilligen, aber über die Angelegenheit nicht zu sprechen. Als der Redner den Präsidenten Leinert „Verleumder“ nennt, wird er vom Vizepräsidenten zur Ordnung gerufen. Einen weiteren Ordnungsruf zieht er sich zu, als er das Gebaren des Aeltestenrats niedrig und schmierig nennt.

Anträge, die eine Aenderung des Gewerbesteuergesetzes herbeiführen wollen, gehen ohne lun pra an den Haupt⸗ ausschuß. .

Darauf wird die zweite Beratung des Haushalts des Preußischen Staatsministeriums und des Ministerpräsidenten beim Abschnitt „All⸗ gemeine politische Fragen“ in Verbindung mit der deutschnationalen Interpellation über die Schuld am Weltkriege fortgesetzt.

Ministerpräsident Braun: Meine Damen und Herren! Ich will vorerst mit wenigen Worten zu der Frage der Schuld am Kriege, die gestern eingehend im Hause erörtert ist, Stellung nehmen. Eine der größten und verhängnisvollsten Geschichtslügen ist zweifellos die Lüge von der Alleinschuld Deutschlands am Kriege. Sie ist so verhängnisvoll, weil sie nicht nur das Verhältnis zahl⸗ reicher großer und kleiner Völker der Welt zu Deutschland und dem deutschen Volk auf Jahre hinaus vergiftet hat, sondern weil aus dieser Schuldlüge von unseren ehemaligen Kriegsgegnern die moralische Berechtigung hergeleitet wird zu den schier unerträglichen Belastungen und Bedrückungen des deutschen Volkes. Wir haben daher allen Grund, immer wieder vor aller Welt die Tatsachen auf zuzeigen, die geeignet sind, die Schuldlüge zu erschüttern und schließlich vollends zu vernichten. Ob die Ergebnisse des Münchener Fechenbach⸗Prozesses und die weiteren wertvollen Indizien gegen die Alleinschuld Deutschlands am Kriege, die gestern Herr Abgeord⸗ neter Wallraf vorgetragen hat, geeignet sind, für das Ausland hin⸗ länglich überzeugend zu wirken, lasse ich dahingestellt; sie bilden jedenfalls ein wertvolles Material zur Erschütterung dieser Schuld⸗ lüge. (Sehr richtig!)

An dieser Stelle will ich nicht darauf eingehen, auf welcher Seite mehr oder weniger Mitschuld liegt, sondern ich stehe auf dem Standpunkt: wenn wir uns darauf beschränken, nicht mehr be⸗ weisen zu wollen, als nach Lage der jetzt bekannten Tatsachen be⸗ wiesen werden kann, dann werden wir auch bei uns im Deutschen Reiche eine geschlossene Front des Volkes zum Kampfe gegen die Lüge von der Alleinschuld Deutschlands zusammenbringen, was zum Erfolge wesentlich beitragen wird. (Allgemeine Zustimmung) Dann werden wir insbesondere auch für unsere Beweisführung zwei Kronzeugen anführen können, deren Autorität auch im Aus⸗ lande nicht angezweifelt werden kann. Diese beiden Zeugen sind einmal Lloyd George, der englische Premierminister, zweitens Francesco Nitti, der ehemalige italienische Ministerpräsident zwei Politiker, die während des Weltkrieges und in der Nachkriegs⸗ zeit bei der Gestaltung des Versailler Diktates als aktive Staats⸗ männer sehr wesentlich mitgewirkt haben. Lloyd George hat, wie Ihnen allen bekannt ist, in seiner Rede vom 23. Dezember 1920 erklärt, daß der Krieg, vielleicht ohne daß eine Regierung ihn tat⸗ sächlich gewünscht hätte, plötzlich ausgebrochen sei, a lle seien ge⸗ wissermaßen in ihn hineingetaumelt. (Sehr wahr! Diese Auf⸗ fassung verträgt sich nicht mit der Zuschreibung der Alleinschuld am Ausbruch des Krieges an ein Land, an ein Volk. (Lebhafte Zustimmung) Nitti, der ehemalige italienische Ministerprãsi⸗

dent, hat in seinem sehr beachtenswerten und für die Beurteilung

der Vorgänge insbesondere der Nachkriegszeit sehr wertvollen Buche unter dem Titel „Das friedlose Europa“ über die Schuld am

Ausbruche des Krieges geschrieben:

Ich kann also nicht erklären, daß Deutschland und seine Ver⸗ bündeten die eigentlich Verantwortlichen für den Krieg sind, der Europa in einen Trümmerhaufen verwandelte und die Hölle auf die Erde losließ. Diese Behauptung, die wir alle während des Krieges aufstellten, war eine Kriegswaffe, aber kein Mensch kann sie nach dem Kriege als ernsthaftes Argument anführen.

(Lebhafte Rufe: Hört, hört Das sagt ein Staatsmann, der auf

der Gegenseite bei der Kriegführung und bei der Gestaltung des BVersailler Friedensvertrages aktiv mitgewirkt hat.

Wir stehen leider vor der Tatsache, daß diese Kriegswaffe ihren Niederschlag im Versailler Vertrage gefunden hat und heute

noch mit fast unverminderter Kraft gegen Deutschland angewendet

wird. (Sehr wahr) Deswegen, weil diese Kriegswaffe heute noch

gegen uns geschwungen wird, deswegen leidet das deutsche Volt

.

5

der

Er st e Gettage

Berlin, Freitag, den 23. Juni

sehr in seiner Wirtschaft und in seinem ganzen öffentlichen und kulturellen Leben. Die Staatsregierung wird daher bemüht sein, auf die Reichsregierung einzuwirken, daß alles versucht wird, um diese Schuldlüge zu erschüttern und schließlich vollends zu ver⸗ nichten. (Bravo!) Die Staatsregierung wird auch selbst bemüht sein, auf diesem Gebiete das zu tun, was ihr nach Ort und Zeit angemessen, richtig und erfolgversprechend erscheint.

Es ist hier in der gestrigen Aussprache erklärt worden, es müßte auch dahin gewirkt werden, daß der Haß im Auslande gegen Deutschland und das deutsche Volt, der nicht zum geringsten auf diese Lüge von der Alleinschuld Deutschlands am Ausbruch des Krieges zurückzuführen ist, abgebaut werde, daß er bekämpft werden müsse. Diesem Wunsche möchte ich mich an⸗ schließen und von dieser Stelle aus doch die ernste Mahnung in das Land schicken, daß man mit geräuschvollen militärischen Feiern und mit Veranstaltungen, in denen die Revancheidee verkündet und gefeiert wird, etwas zurückhaltender sein möge. (Sehr richtig! bei den Deutschen Demokraten und Sozialdemokraten.) Diese Veran⸗ staltungen sind nicht dazu angetan, den Haß im Auslande abzu⸗ bauen und zu zerstören. (Sehr wahr!)

Unter diesem Hasse leidet bis zu einem gewissen Grade auch die deutsche Bevölkerung in den noch besetzten Gebieten lsehr wahr!), besonders auch im Saargebiet, das allerdings, wie ich vor dem hohen Hause schon einmal auszuführen die Ehre hatte, dem Völkerbunde zur treuhändigen Verwaltung gegeben ist, tat⸗ sächlich aber hinter dieser Kulisse des Völkerbundes vollkommen der französischen Gewaltpolitik ausgeliefert ist. Sehr wahr!) Was man jetzt im Saargebiet dem Volke als Volksvertretung einge⸗ räumt hat, ist keine wahre Volksvertretung, durch die das saar⸗ ländische Volk in den nächsten 15 Jahren seinen Willen in der Regierung zum Ausdruck bringen kann. (Sehr wahr!) Es ist zwar sehr erklärlich, daß in der saarländischen Bevölkerung zuerst keine Neigung bestand, sich an den Wahlen zu dieser sogenannten Volks⸗ vertretung zu beteiligen. Da aber, wie die Geschichte so oft zeigt, Abstinenzpolitik letzten Endes doch keinen rechten Erfolg verspricht,

insbesondere unter den obwaltenden Umständen, wo die Machtver⸗

hältnisse so ungleich verteilt sind, begrüße ich es auch von dieser Stelle aus, daß die saarländische Bevölkerung sich nachdrücklich an diesen Wahlen beteiligen und dafür sorgen wird, daß auch in diesem Volksvertretungsersatz die wahre Stimme der saarländischen Bevölkerung zum Ausdruck kommt. (Sehr wahr!) Wird sie nicht von den jeweils Regierenden gehört, so wird die Welt sie hören, und schließlich wird auch der Völkerbund, der letzten Endes ver⸗ antwortlich für das ist, was im Saarlande geschieht, diese Stimme hören und in seinen Maßnahmen berücksichtigen müssen.

Wir verfolgen mit wärmster Anteilnahme in den übrigen Teilen des Reiches den Kampf, den unsere saarländische Bevölke⸗ rung gegen die Bedrückung und die Verführung, die sich auch in der letzten Zeit an sie heranmacht, dort für das Deutschtum führt. Wir verfolgen mit gleicher inniger Anteilnahme den Kampf, den im übrigen besetzten rheinischen Gebiet unsere deutsche Bevölke⸗ rung gegen die gleichen Bestrebungen führt, die darauf gerichtet sind, durch eine Art administrativen Druck und durch eine materiell unterstützte Verführung das Deutschtum zurückzudrängen und die rheinische Bevölkerung für gewisse Ablösungsbestrebungen reif zu machen.

Wir erleben jetzt im besetzten Rheinland eine Er⸗ scheinung, die in der Geschichte Europas nicht ganz fremd ist. In der gleichen Weise und in der gleich verderblichen Weise wie seinerzeit der zaristische Rubel im Balkan rollte, so rollt heute der Frank im besetzten Rheingebiet (sehr wahr!) mit dem selben Ziel, die Bevölkerung zu korrumpieren und für die Machthaber, die über diesen Franken gebieten, politisch willfährig zu machen. Ich kann daher zu meiner großen Freude konstatieren, daß ich kürzlich bei meiner Anwesenheit im Rheinlande doch die Ueberzeugung ge⸗ wonnen habe, daß weder die Bedrückungen noch die Verführungs⸗ versuche mit dem valutaschweren Franken bisher vermocht haben, die deutsch fühlende, deutsch denkende rheinische Bevölkerung in ihrem Fühlen und Denken irgendwie wankend zu machen. (Bravo!) Die rheinische Bevölkerung blickt mit Verachtung und Empörung auf die wenigen Leute, die sich von französischer Seite entweder haben kaufen oder irreführen lassen, die bestrebt sind, für die Loslösung der Rheinlande von Preußen und damit auch von Deutschland Stimmung zu machen. In zahlreichen spontanen Kundgebungen hat die rheinische Bevölkerung ihre ablehnende Stellung bereits kundgetan. Ich glaube, an dem gesunden, wahr⸗ haft deutschen Sinn der rheinischen Bevölkerung werden auch alle Bestrebungen auf Loslösung dieser wertvollen Provinz aus dem preußischen und damit aus dem deutschen Staatsgefüge scheitern.

Diese Erkenntnis ist besonders wertvoll in diesen Tagen, wo sich der schmerzlichste Akt in dem großen Drama Oberschlesien voll⸗ zieht. Hunderttausende deutscher Volksgenossen werden durch den Gewaltspruch von Genf in diesen Tagen durch die endgültige Grenzziehung von Deutschland losgerissen. Ich kann mich daher in dieser Situation den Worten nur anschließen, die gestern schon von einzelnen Kednern des Hauses an die Oberschlesier gerichtet worden sind. Ich kann nur wiederholen, was ich am 10. November vorigen Jahres in meiner Regierungserklärung gesagt habe: „Der Machtspruch des Siegers kann wohl geographische Gebilde zer⸗ reißen und neue Grenzsteine setzen, die geistige und kulturelle Gemeinschaft eines Volkes aber kann er nicht zerreißen.“ (Leb⸗

hafte Zustimnrung) Diese geistige und kulturelle Gemeinschaft mit unse ven jetzt unter polnische Herrschaft gelangten oberschlesischen Landsleuten auch weiter zu wahren und zu pflegen, wird, glaube ich, unsexe vornehmste Aufgabe in allen Teilen der deutschen Be-

völkerung sein. Sehr guth

Den Oberschlestern aber, die jetzt wieder unter die une schränkte deutsche und preußische Staatshoheit zurückkehren, ent⸗

biete ich von dieser Stelle aus meinen herzlichsten Gruß (ravoh,

mit dem ich aber die ernste Mahnung verbinde, in den nächsten Wochen und auch darüber hinaus kalt Blut zu bewahren und die

anzeiger und Preußischen

Reich kommen wollen.

Staats anzeiger

Gefühle der Bitterkeit über erfahrenes Ungemach zu unterdrücken und sich nicht zu irgendwelchen gewaltsamen Vergeltungsmaß⸗ nahmen hinreißen zu lassen. (Sehr wahr Denn im wirtschaft⸗ lichen und kulturellen Interesse Oberschlesiens müssen wir zu einem erträglichen Verhältnis mit dem neuen Grenznachbar kommen, für das die Grundlage ja durch die abgeschlossenen Ver⸗ träge geschaffen worden ist. Wir dürfen uns auch durch agitatorische und hetzerische Reden eines Korfanty oder sonstigen polnischen Agitators nicht hinreißen lassen, unser Recht, das aus den Ver⸗ trägen fließt, aufzugeben, da wir letzten Endes durch irgendwelche Unbesonnenheit nur das Los unserer deutschen unter polnische Herrschaft gelangten Landsleute verschlechtern.

Der schnellere Ersatz der Aufstandsschäden, den gestern hier Herr Dr. Wiemer verlangt hat, ist auch der preußischen

Regierung sehr erwünscht. Wir haben uns bisher angelegen sein

lassen, nach dieser Richtung hin auf die Reichsregierung einzu⸗ wirken. Der Ersatz ist an sich Sache des Reiches. Soviel mir bekannt geworden ist, ist ein Gesetz in Vorbereitung, das ab⸗ schließend die Ersatzpflicht und die Entschädigungsmaßnahmen für die durch Aufstände in Oberschlesien entstandenen Schäden regeln wird. Eine vorläufige Hilfe ist bereits durch den eingesetzten Kom- missar geleistet worden, und zwar in dem Umfange, daß allen, die Schäden erlitten haben, es ermöglicht wird, ihre wirtschaftliche Tätigkeit fortzusetzen. Weiter ist, wo es notwendig erscheint, die preußische Regierung auch bereit, Vorschüsse, vorbehaltlich späterer Verrechnung, zu leisten, und es wird alles getan werden, was not⸗ wendig ist, um hervortretende Notstände zu mildern.

Eins will ich noch zu dem Problem Oberschlesien sagen: So⸗ bald jetzt die Grenzziehung vollzogen ist und die in dem Vertrage festgesetzten ordentlichen Gewalten in ihre Rechte eingesetzt sind, kommt alles darauf an, daß dieses zerrissene und in den letzten Jahren schwer geplagte und geprüfte Land endlich zur völligen Ruhe kommt. Sehr richtig Das ist die Voraussetzung für den wirtschaftlichen Wiederaufbau und auch für die gesunde geistige und kulturelle Entwicklung der dortigen Bevölkerung. (Sehr richtig) Diese Bevölkerung wird aber am ehesten zur Ruhe kommen, wenn alle jene Agitation, die darauf gerichtet ist, dort ein neues Staatsgebilde zu schaffen, etwas weniger heftig sich in den Vordergrund drängt. Ich stehe nicht an, hier zu erklären, daß selbstverständlich die Oberschlesier nach dem einmal bestehenden Reichsgesetz innerhalb zwei Monaten nach Uebergang der Staats= hoheit auf Preußen darüber abstimmen können, wie sie später ihr staatliches Leben gestalten wollen. Darüber hat noch nie ein Zweifel bestanden. Aber ich gebe auch hier wiederum der Hoff⸗ nung Ausdruck, daß die Oberschlesier einsehen werden, daß es in wirtschaftlichem und kulturellem Interesse des deutsch verbliebenen Oberschlesien liegt, ein Bestandteil des großen preußischen Staateg zu bleiben, und daß das Bestreben, einen neuen Staat dort an den gefährdeten Grenze zu schaffen, letzten Endes nicht nur zum Schaden des Reiches und Preußens ist, sondern am nachhaltigsten auch zum Schaden Oberschlesiens und seiner Wirtschaft selbst. (Sehr wahr) Berechtigte Wünsche der Oberschlesier auf Wministratibem und legislativem Gebiete sollen befriedigt werden. Sie werden ihre Befriedigung insbesondere auch finden durch das Gesetz über die Provinzialautonomie, das bereits dem Staatsrat zugegangen ist und demnächst diesem hohen Hause vorgelegt werden wird.

Die Befürchtung, daß durch dieses Gesetz über die Provinzial⸗ autonomie vielleicht, wenn es zu weit geht, die Einheit des ge⸗ schlossenen preußischen Staates gefährdet werden könnte, ist nicht ganz von der Hand zu weisen. (Hört, hört! rechts) Auch die Regierung kann sich dieser Befürchtung nicht ganz entschlagen, und es wird daher die Aufgabe der gesetzgebenden Körperschaften sein, in Zusammenarbeit mit der Regierung diese Autonomie so zu ge⸗ stalten, daß die berechtigten Wünsche der Provinzen befriedigt, aber das Staatsganze, das preußische Staatsgefüge, nicht nach- haltig gefährdet wird. (Sehr richtig Wenn es gelingt, dieses Gesetz über die Provinzialautonomie so zu gestalten und bald zu verabschieden, dann, hoffe ich, wird auch die Erörterung über das Problem Preußen, die jetzt vielfach in der Oeffentlichkeit gepflogen wird, aus der öffentlichen Debatte allmählich ver⸗ schwinden.

Ein sehr gefährliches Wort ist vor einiger Zeit in die öffent⸗ liche Debatte geworfen worden, nämlich das Wort: Preußen müsse sterben, damit das Reich leben könne. Das zeugt von einer völligen Verkennung der staatlichen Bedeutung Preußens (sehr

richtig! rechts) für den Bestand des Reiches. Ich kann nicht in

den Verdacht kommen, preußischer Partikularist zu sein. Ich stehe auf dem Standpunkte: die idealste Lösung unseres staatlichen Problems in Deutschland wäre der deutsche Einheitsstaat: er wäre zweifellos, besonders im Hinblick auf unsere prekäre, wirtschaft⸗ liche Lage, das rationellste, was wir haben können. Aber wie die Dinge heute liegen, wäre es der allergrößte Fehler, das größte deutsche Staatsgefüge, das so groß ist, daß es von Tilsit bis Trier, von Flensburg bis Breslau reicht, das deswegen den größten Teil unseres deutschen Vaterlandes mit seiner vielgestaltigen Wirtsch

und seiner Kultur umschließt, dieses große Verwaltungsgefüge jetzt zerschlagen zu wollen, um zu einer Einheit des Reiches zu kommen. Sehr richtig Ich stehe vielmehr auf dem Standpunkt, daß de⸗ Einheitsgedanke heute bei uns in Deutschland am stärksten in einem großen, geschlossenen, einheitlichen preußischen Staatsgefüge zu

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erhalten, wenn wir zu einem

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vergenzen, die sich zwischen den preußisch vinzialvertretern und u.

den Regie tretern im Reichsrat herauagebildet habe

bereits im Hauptausschuß darauf wesentlichen gelungen ist, ein

preuischen Stimmen im Reicharat herbei