1922 / 220 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 30 Sep 1922 18:00:01 GMT) scan diff

Sucht, sich a Seretchern, wre eM anch arff Koten der Sescmnthest und um den Preis des Ruins Deutschlands, höher steht, als die Rücicht auf die Nöte des Volkes. Den inländischen wie den ausländischen Spekulanten sollte der reelle Handel die Tür ver⸗

schließen. Arbeiterschaft und Mittelstand bedürfen ja dieser Mahnung nicht mehr; sie haben dauernd an Kaufkraft verloren und sind vielfach zu den schlimmsten Einschränkungen im Ver⸗

brauch von Fleisch, Brot und Fetten gezwungen. Um so schärfer muß diese Mahnung ergehen an alle diejenigen, die heute noch prassen und schlemmen. Ein Mittel gegen die drohende Unter⸗ ernährung ist ja gewiß in einer wesentlichen Produktionssteigerung gegeben. Kann das Volk satt gemacht werden, so kommen wir auch über viel politische Schwierigkeiten hinweg. Es gilt also vor allem, die Produktion der Landwirtschaft zu steigern. Dazu müssen aber auch die Vorbedingungen erfüllt werden, die dem erschöpften Boden aufhelfen: Kreditbeschaffung für künstlichen Dünger, Verbilligung der Frachten für notwendige Lebensmittel, Futter- und Düngemittel. Wir haben eine Verminderung der Anbaufläche, wir haben in diesem Jahre weniger Getreide als im Vorjahr. Die Landwirt⸗ schaft ist ihrerseits bereit, alles zu tun, um der Notlage zu steuern; sie wird mehr Kartoffeln liefern als 1921. Aber die Kartoffeln müssen jetzt in die Städte gebracht werden, sie können im Winter den Transport nicht ertragen. Aber die verarmte Vevölkerung kann in diesem Jahre nicht in gewohnter Weise im Herbst die Keller mit Kartoffeln und Gemüse füllen. Um so energischer müssen wir darauf dringen, daß die skandalösen. Zustände des Vorjahres in der Kartoffelversorgung sich nicht wieder⸗ bolen. Leider hat es jedoch den Anschein, als ob das doch der Fall sein wird. Man wartet heute auch in der Landwirt⸗ schaft, bis derjenige kommt, der mehr bietet. Daran scheitern die meisten Versuche zum Abschlusse von Lieferungsverträgen. Hier macht sich das Kartoffelspekulantentum in besonders schamloser Weise breit. Die Kartoffeln müssen schnell herausgegeben werden, dafür muß die Regierung sorgen; dann haben wir Ruhe, dann werden die Arbeiter zufriedengestellt sein. Der Preis von 120 Mark und mehr für das Vierpfundbrot ist für das Volk uner—. träglich. Wir stehen nicht auf dem Boden, daß der Pxeis für das erste Drittel der Getreideumlage unter keinen Umständen erhöht werden darf; wir müssen den berechtigten Ansprüchen der Pro⸗ duzenten entgegenkommen, auch wenn wir dafür in den Kreisen der Arbeiterschaft, der Verbraucher überhaupt zunächst nicht volles Verständnis finden. Wir sind heute beim Preis für Hülsenfrüchte bei Sätzen angelangt, die weit über den Weltmarktpreis hinaus⸗ gehen; ein Preis von 75 oder 100 Mark für inländische Erbsen ist ungerechtfertigt und beweist nur, daß die deutsche Landwirtschaft hier den Bogen überspannt hat. In der Zuckerwirtschaft hat das Monopol der Erzeuger unglaubliche Zustände erzeugt. Inlands⸗ zucker darf für Süßigkeiten, für Liköre und für Schokolade nicht verwendet werden. Der deutschen Bergarbeiterschaft muß man dankbar sein für ihren Entschluß, Mehrarbeit zu leisten. Der Ver⸗ braucher muß dafür, so sauer es ihm ankommen mag, im Kohlen⸗ preise seinen Dank abtragen. Auf dem Baustoffmarkt muß alles getan werden, um die ungeheuerliche Preisentwicklung wirksam hintanzuhalten. Wollen wir aus der heutigen Misere hergus— kommen, so müssen wir vereint arbeiten, müssen alles Gegensätzliche zurückdrängen, müssen alle Kraft aufbieten, die dem geschwächten Volkskörper noch verblieben ist. (Beifall im Zentrum.)

Abg. Bäcker⸗Berlin (D. Nat): Mit den Vorrednern er⸗ kennen wir die ungeheure Not weiter Volkskreise an und verlangen Abhilfe vom Staat. Besonders schwer sind die Kleinrentner be⸗ troffen. Bei den Gründen für die Not spielt der Versailler Ver— trag eine entscheidende Rolle. Der Dollar hat am 8. Juni auf 220 M gestanden und stieg Ende Juni bereits auf 330. Die Ver⸗ handlungen über die Anleihe waren gescheitert, an die Entente mußten Zahlungen geleistet werden. Wenn nun der Mord eines deutschen Ministers den weiteren Sturz der Mark verschuldet haben soll, so trifft das nicht zu. Es hätte dann eine wahre Panik ein⸗ treten müssen. Der Dollaykurs ist aber seit dem Tage nach dem Morde nur verhältnismäßig wenig gestiegen, erst im Laufe von Wochen kam er auf 459 4. Die Gründe für den ungeheuren Marksturz liegen in der Haltung unserer Regierung. Der Reichs⸗ kanzler hat ganz richtig die verheerenden Folgen der Valuta⸗ entwertung geschildert. Aber ich meine, daß unsere inneren Ver⸗ hältnisse den Rückgang der Währung mit verschuldet haben. Dr. August Müller hat im „Berliner Tageblatt“ darauf hin⸗ gewiesen, daß unsere industrielle Produktion kaum 60 ,. der Friedensproduktion erreicht habe. Die Intensität der Arbeit ist, ganz abgesehen vom Achtstundentag, gesunken. (Unruhe bei den Sozlaldemokraten) Daran sind seelische Momente beteiligt, die aus der ganzen Art entspringen, wie der Marxismus auf die Arbeiter gewirkt hat. Der Sozialdemokrat Schippel hat das aus⸗ drikcklich in den „Sozialdemokpatischen Monatsheften“ betont. (Lärm bei den Sozialdemokraten) Auf dem Parteitag ist ja von der Sozialisierung nicht mehr mit gleicher Hochachtung wie früher gesprochen worden. Nirgends ist der Beweis geführt, daß ein sozlalisterter Betrieb größeren Ertrag gebracht hat. (Unruhe und

iderspruch links Im Gegenteil, sehen Sie nur die sozialisierten Berliner Betriebe an! Die Landwirtschaft hat 40 25 Kunstdünger mehr bezogen als im Vorjahr, aber die Ungunst der Witterung hat der Produktion geschadet. Die ser Schicksalsschlag zeigt, unter wie schwierigen Verhältnissen die Landwirtschaft arbeitet. Das Vierpfundbrot in Berlin kostet jetzt 383 46. Davon bekommt der Landwirt mur 2A, obwohl er volle 50 „z. des Brotgetreides geliefert hat. 6 2 hat der Landwirt hisher bekommen, 94 * sind in die Hände anderer Faktoren geflossen, die den Brotpreis be— stimmen. (Widerspruch inks.) Bekommt der Landwirt 20 M mehr, so macht das pro Kopf im Jahr 1000 g aus, bei einer vier⸗ köpfigen Familie 40900 „, und da reden Sie von Wucherpolitik? (Lärm und Zurufe bei den Sozialdemokraten) Wie schwer wird dem Landwirt gerade in diesem Herbst die Besorgung seiner Wirt⸗ schaft. Wenn Sie den Landwirt zwingen wollen, zu dem Fest= gesetzten Umlagepreis zu liefern, dann wird er weniger St lstoff kaufen, und es wird ein Loch in die Produktion gerissen. Durch Verstaatlichung der Fabriken werden wir den Stickstoff nicht billiger machen. Die hohen Kohlenpreise wirken hier wesentlich mit. Dr. August Müller hat ausdrücklich betont, daß die ungeheure Steigerung der Kohlenpreise die Landwirtschaft zwingt, 45 Mil⸗ liarden für Stickstoff mehr auszugehen. Da sprechen Sie noch bon Wucher! Dr. August Müller, der doch in recht guten Be— ziehungen zur Sozialdemokrgtie steht, erkennt an, daß man dem Händler den Wiederbeschaffungspreis zuhilligen muß. Für die Konfumvereine ist das ausdrücklich zur Pflicht gemacht, und da wollen Sie für die Landwirtschaft nicht dasselbe gelten lassen? Angesichts der zahlreichen Verbote deutschngtionaler Vereinigungen, wofür auch nicht der Schatten eines Grundes vorhanden war, muf man dargn zweifeln, eb wir in einem Rechtsstgatz leben. (Sehr wahr! rechts, Wer diefe Verbote billigt, muß ein merkwürdiger Repuhlikaner sein. (Lärm bei den Sozialdemokraten) Besonders bezeichnend ind die Verbote der „Deutschen Allgemeinen Zeitung und des „Bayerischen Courier“. In den betreffenden Artikeln war keine Beschimpfung enthalten. Wohl aber waren beschimpfende Aus⸗

drücke in einem Artikel der amtlichen „Preußischen Presse⸗ korrespondenz!, worin gesprochen wurde von „frivoler Gist⸗

mischerei“, „niederträchtigen Menschen“ und „verlogenen Behaup⸗

tungen“. Da hätte der Minister sehen können, was Be⸗ schimpfungen sind. Das Verbot der „Deutschen Allgemeinen

Zeitung“ wurde vom Staatsgerichtshaf aufrecht erhalten, dagegen die „Rote Fahne“ freigegeben. Redner kritisiert die Entscheidung des Stgatsgerichtähofs nnter großem Lärm der Linken, in dem seine Worte im einzelnen nahezu untergehen. Lesen Sie nach, so fährt Redner fort, was Professor v. Hippel über die neuen Schutz⸗ gesetze geschrieben hat. (Ruf links: Sind deshalb die Kartoffeln o töner ? Auch Herr Stresemann von der Deutschen Volkspartei hat sich über die Handhabung der Schutzgesetze beschwert. (Ruf links: Sie reden ja um die Teuerung herum! Wir sprechen hier über die Zerrüttung unserer ganzen Staatsverhältnisse. Wie kommt Herr Stresemann dazu, sich in die Verhältnisse einer Nachbarpartei,

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r ch perssnltch, einzumisch Deutschen Volk mich persßnlich, e, h : partei.) Vie Elemente Volks par le falle ns nicht mehr, als s Ihnen miß gefallen uns nicht mehr, als , , . fallen. Die Notgemeinschaft der h e solche Angriffe r . * 59 . 3 orriüttundg gegen uns verhindern solle JZerrittun kann nur geheilt werden

ordnung, durch Einigkeit aller der

am Wiederaufbau. Der einheit

muß sich auch nach außen inzwischen vollzogen. ur

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Kaisers!! Oberschlesien hat m bleiben im Gefühl, nirgends. . gehoben, zu einem starken Preußen. (Beifall rechts, Zischen links.)

Abg. Dr. Kalle (D. Vp.): Nur die Zusammenarbeit, die alles Trennende zurückstellt, kann uns retten. Diesem Ziele dient man nicht, wenn man Reden hält wie die eben gehörte. Wir sind in die Koalition gegangen um dieses Zieles wi n; diese deniago gische Rede diente aber lediglich der Parteiagitation. Unsere Politik wird sich sehen lassen können. Was Dr. Stresemann ge⸗

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scgt hat, war kein Angriff gegen die hnatignale⸗ ; die Darlegung, daß in dieser Notlage der Parteikampf zur

ö. s rr n . 8 über treten hat. Wir sind doch zusammengekommen, um heute über die Teuerung zu sprechen. An Symptomen kurieren kann uns nichts nützen; es muß dem Uebel an die Wurzel gegangen werden,

und das Grundübel ist die auswärtige Lage, helfen kann uns nur die Abänderung der Reparation. Noch sieht keineswegs das

ist. Das Wirtschaftsleben ist zerstört, die n lanz ir es kann nicht besser werden, wenn es nicht gelingt. die Handels bilanz aktiv zu machen. Die Entwertung des Geldes ist bisher nicht aufzuhalten gewesen; der Inflatign muß ein Stopp geboten die Mark muß stabilisiert werden. Im besetzten Gebiete möchte Frankreich die chemische Industrie in seine Hände bringen: 285 wollte sie zu 60 Prozent beschlagnahmen. Aber die chemische Industrie dort, so schwer ihre Lage ist: so schwer sie unter den in ihre Betriebe hineingesetzten französischen Kontrollorganen zu leiden hat, weiß, was sie dem Einigkeitsgedanken schuldig ist; soll te die Beschlagnahme wirklich durchgeführt werden, so weiß sie auch, was sie zu tun hat. Geheimrat Dr. Duisberg hat vor kurzem noch öffentlich mit aller Deutlichkeit ausgesprochen, daß die chemische Industrie nicht Frankreich zu Gefallen handeln wird. (Beifall rechts.) Abg. Schulz⸗Neukölln (Komm.):

Not und Elend. Die Unterernährung gefährdet Zahl der unterernährten Kinder wächst in erschreckender Progression. Das ist eine furchtbare Anklage gegen das lapitalistische System. Grauenhaft sind die Zustände auf dem Gebiet des Wohnungz⸗ wesens; die Wohnungsnot ist himmelschreiend, Tausende von Groß⸗ stadteinwohnern haben auch nur den Luftraum zur Verfügung, der für Gefängnisinsassen vorgeschrieben ist. Fürchterlich sind in⸗ folge der rücksichtslosen Ausbeutung der Landarbeiter durch die Agrarier auch die Wohnungsverhältnisse auf dem Lande. Dazu kommt der schamlose Wucher, den Landwirtschaft, Imdustrie und Handel an der Verbraucherschaft verüben, der eine genügende Er⸗ nährung der Bevölkerung in immer stärkerem Maße zur Un⸗ möglichkeit macht. Die landwirtschaftlichen Organisatignen und ihre Presse stellen es bewußt verlogen so dar, als ob die Landwirte ebenfalls notleidend wären. Tatsächlich haben die Großgrund⸗ besitzer Riesengewinne gemacht, sie können sich davon sogar eine Orgesch⸗Garde halten; jetzt gehen sie bewußt daran, die Bahn für einen ganz unbeschränkten Lebensmittelwucher frei zu machen. Die Sozialdemokraten und Unabhängigen haben bei dem Umlagegesetz übrigens grundsätzlich mitgeholfen, das arbeitende Volk zu be⸗ wuchern, indem sie der Verdreifachung des Getreide preises zu⸗ stimmten. Damit sind wieder einmal die Interessen der Arheiter preisgegeben worden. Die vereinigte sozialdemokratische Partei scheint auch keineswegs jeder weiteten Steigerung der Getreide preise zu widerstreben. Sie hat sich in Aug hurg musgeschwiegen, und auch Herr Limbertz hat sich heute darüber nicht vernehmen lassen. Das Schiebertum im Handel ist geradezu KAllmächtig; im Obsthandel sind die standalösesten Vorkommnisse konstatiert worden, die auch die Staatsregierung und das Min isterium kennt: aber von einer scharfen Anwendung der Wuchergesetze hört. mangtreh em nicht das geringste. Gegen diese schändlichen wucherischen Praktiken muß das Volk selbst sich zum Kampf aufraffen, denn die Negierung glaubt diesen Kampf wirksam nur führen zu können, indem sie die Vertrauensmänner der Gewerkschaften aus der Kontrolle heraus⸗ wirft! Die Arbeiter bringen dem Minister Severing deshglb das vollste Mißtrauen entgegen; seitdem er Polizeiminister in Preußen geworden ist, gleicht sein Gehirn ganz den Bolizeigehirnen der zuttkamer und Eulenburg von ehedem. Welche Haltung nimmt je vereinigte sozialdemokratische Partei dieser. Haltung ihrer Minister Severing und Braun gegenüber ein? Wir fordern, daß die Lebensmittel, Bekleidungsgegenstände, Brennmaterialien und Gebrauchsartikel beschlagnahmt werden und der arheiten den . völkerung zuzu teilen ind. Die , . 9 j 3 V. Szuwuchern. Die Behauptun/ 3 Produktion, um das Volk auszuwuchern J

Das

Volk verkommt in et seinen Bestand: die

2 die

ünstigen Ausfalls de Getreideernte ungünstigen Ausfalls der et in, e, . Unwahrheit. Die Schlüsselindustrien und der Großgrundbesitz, die

ihrerseits Zwangswirtschaft treiben, sind wie Betriebe von . naler Bedeutung in öffentliche Bewirtschaftung zu nehmen 8 ie Warenverteilung ist den Kommunen zu, übertragen, Wir werden die Betriebsräte in dem Bemühen, die Arbeiterschaft mobil zu machen, unterstützen. (Beifall bei den Kommunisten.) . Abg. Riedel (Dem): Man sollte keine parte welt chen Rücksichten in diese Debatte hineintragen. Schon Herr Limhertz sprach von der Schuld des Kapitalismus. In dieser ernsten Lage sollten wir keine Parteipolitik treiben. Das gilt auch von Herrn Bäcker. Bei ihm stand das Agitatorische im Vgrherg rund, die Rücksicht auf die oberschlesischen Wahlen am 19. Nohember. Für das leidende Volk hatte auch der deutschnationale Redner nicht? übrig als agitatorische Phrasen. Ich will die Erfüllung politit nicht hier verteidigen, aber würde eine Katastrophenvolitil. wie sie die Herren rechts haben wollen, den Kurs der Mar! nicht be einflußt haben? Wer sich über Erschůtterung der Autorität ö. klagt, darf nicht selbst dazu beitragen., Herr Bäcker aher har e Staatsgerichtshof lächerlich gemacht. Anwesende Mitglieder die er Gerichtshofs sagten mir, Herr Bäcker habe, die Urteile des Ge⸗ richtshofs gefälscht wiedergegeben. (Hört! Hört!) Es handelt sich eben darum, daß die Herren alles heruntermachen, was nicht zu ihren Kreisen gehört! Das Gegenstück zu Herrn Bäcker von der anderen Seite ist Herr Schulz. Die Gewerkschaften sind heute ihrer eigentlichen Aufgabe entzogen, sie sind nur Automaten für eine Politik der Lohnerhöhungen geworden infolge der sort⸗ schreitenden Geldentwertung, mit der sie doch nicht Schritt halten können. Die kommunistische Agitation dient nur dazu. die Be⸗ völkerung immer mehr der Einsicht in die wirtschaftlichen Ver⸗ hältnisse zu entwöhnen. Deshalb wünschen meine Freunde eine ÄUufklärungstätigkeit der Regierung in wirxtschaftlichen Dingen. Das Volk muß einsehen, daß das ganze Elend von dem ver⸗ sorenen Kriege herstammt. Heute haben wir wieder erlebt, daß man sich mit den Symptomen, aber nicht mit der Bu (zel des Uebels beschäftigte. Die außerordentliche Demoralisation unseres Wirtschaftslebens ist auch eine Folge des Krieges, sie hatte ihren Ausgangspunkt in der Zwangswirtschaft des Krieges. Eine Menge Leute, die früher Waren erzeugten, handeln heute mit Waren. Die Produktion geht zurück, aber, die Zahl der Händler mehrt sich. In der ganzen Welt ist im Kriege weniger produziert worden, da 15 Millianen Menschen unter Waffen standen. Kein politisches System wird den Ausfall der Weltproduktion während des Krieges ersetzen, und wir als unterlegenes Land sind be⸗ sonders schwer betroffen, auch schon ohne den Versailler Vertrag, der dann unsere Lasten in unerträglicher Weise vermehrte. Eine riesenhafte Anspannung aller Arbeitskräfte ist notwendig;:

dieser Erkenntnis sollte sich keine Bartei verschließen.

. um was Ulli Lud

U Sogzialist Schippel hat mit einem Sah ausged

schrleß, Saß mit Sem ersten Zentner

sich Handelt, indem er . r kartoffeln und der ersten Tonne Kohlen, die Deutsch= and über seinen Bedarf produziere, die Not behoben sei. 11 —16* 111111. 2

Hauptsache. Wir Demokraten fordern für alle, sondern auch gleiche

Produltionssteige n. ist die 3 ni ur gleiche Rechte im Staat h . 2 fen ich 6 . fich in Dienst der Allgemeinheit en Si B. die Kohlenfrage. Die Eisenbahn

für englische Kohlen ausgeben; es ist

ie Bergleute sich zurzeit gegen Ueber⸗ sa eutsche Wirtschaft wird durch die pr sche Regierung

Kohle unabhängig zu Neue

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hten straduber

rte Kohlenpolitik schwer belastet. Die . ; . ,, ,,. muß alles tun, uns von der englischen l 1116 tun Uns L machen. Bedauerlich ist die Zunahme des Schnaps konsums. N Schankkonzessionen sollten nicht erteilt werden. Bei der Kartoffel⸗ versorgung müßte dem Treiben der Aufkäufer energisch entgegen⸗ zetreten werden. Die Löhne für die jüngeren Arbeiter sind in ( w bem ssen während Familien⸗ ganz unwirtschaftlicher Weise zu hoch beme sen. ährend Fam bäteèr darben. Das Elend in gewissen Be völke rungsschichten, namentlich bei den Kleinrentnern, ist erschreckend groß. Ohne eine internationale Anleihe kommen wir nicht zu einer Stabilisie rung unserer Währung. Der Appell an die Welt kann aber von keiner hanvinistsschen Republik erhoben werden. Wir sollten nicht auf⸗ k n . ö y v8 II 21 juno n Notaemeins aft 2 einander schimpfen, sondern uns alle zu einer , , sammenfinden. Das deutsche Staatsschiff ist in schwerer Not, 6 . . I Mo 1 Ho ifo 9 2 8e darum sage ich: „alle Mann an Bord! (Beifall bei den De mokraten.)

Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Dr. Wendorff: Meine Damen und Herren! Mit den Herrn Vor⸗ . * 19 * * . 5 * rednern beklagt das Staatsministerium und beklage ich den starken

. 1 1 z n wirtschaftlichen Druck und vor allen Dingen die außerordentlich schweren Ernährungsnöte, denen das deutsche Volk und wir alle aus gesetzt sind, auf das tiefste. Wir entnehmen daraus für uns die

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Pflicht, die wir auch allen Volksgenossen zuweisen müssen, an unfserem Teile alles zu tun, um diesen Nöten, soweit es irgend mõglich ist zu begegnen. Ich sage: soweit es möglich ist. Wenn wir uns darüber klar werden wollen, ob und inwieweit eine Linderung nicht nur, sondern eine Beseitigung dieser Mißstände und dieser Nöte durchführ bar ist, müssen wir einen Blick auf die Ursachen werfen, um aus der Erkenntnis dieser Ursachen den Schluß ziehen zu können, wieweit die Behebung der Folgen in unserer Hand liegt. Dabei sehe ich davon ab, den Spuren des Herrn Abgeordneten Baecker zu folgen, der einen ursächlichen Zusammenhang zwischen der Erfüllungspolitik, dem Ver⸗ bot von Zeitungen und anderem auf der einen Seite und den wirt⸗ schaftlichen und vor allen Dingen den Ernãährungsnöten auf der anderen Seite finden zu können glaubte. Ich bin vielmehr mit meinem Herrn Vorredner und fast allen Herren, die zu den Anträgen gesprochen haben, der Auffassung, daß wir die wesentliche Ursache der beklagens⸗ werten Zustände in dem schweren Kriege zu sehen haben, der unseren Wirtschaftskörper bis auf den letzten Blutstropfen ausgeleert und ihn zum Darniederliegen gebracht hat, und weiter in dem Friedens · vertrag von Versailles, der dem deutschen Volk Leistungen auferlegen will, die es eben schlechthin nicht aufbringen kann. Unsere ehemaligen Feinde wollen noch immer nicht einsehen, daß wir, um etwas abliefern zu können, zunächst einmal selber wieder leistungs fähig und gesund sein müssen, daß die Erfüllungspolitik, die Ableistung unserer Reparationen dem deutschen Volk nur dann möglich ist, wenn wir wirtschaftlich so weit erstarkt sind, daß wir zunächst unsere eigene Wirtschaft wieder leistungsfähig gemacht haben, um dann die Ueber⸗ schüsse dieser Wirtschaft zur Abbürdung unserer Verpflichtungen aus dem Friedensvertrag zu verwenden. Das sind die Ursachen, an denen mein verehrter Herr Vorredner hat das eben noch einmal dar⸗ gelegt wir allein etwas zu ändern nicht in der Lage sind. Das ent= bindet uns aber selbstverständlich nicht der Verpflichtung, an unserem Teil alles daran zu setzen, um die schweren Mißstände soweit wie irgendmöglich zu mildern und den Winter des Mißvergnügens, dem das deutsche Volk entgegengeht, so erträglich wie möglich zu gestalten.

Meine Aufgabe als preußischer Staatskommissar für Ernährung sowohl wie als Landwirtschaftsminister sehe ich vor allem darin. alles daran zu setzen, daß die vorhandenen Nahrungsmittel auch in die Hand des Verbrauchers und an den Ort des Verbrauchs geführt werden, auf der anderen Seite aber auch dafür zu sorgen, daß nicht eine Raubpolitik an dem Vorhandenen getrieben wird, sondern daß auch für die Zukunft gesorgt wird, die Erzeugung, vor allen Dingen in meinem Aufgabekreis die landwirtschaftliche Erzeugung zu stärken und zu fördern und damit wenigstens die Bahn zu shaffen, in den nächsten Jahren eine bessere Grundlage für unsere Ernährung zu gewinnen.

Wenn ich in diesem Zusammenhang auf einige der Fragen ein gehen darf, die in den verschiedenen Anfragen von meinen Vorrednern gestreift sind, so möchte ich mich zunächst der Getreidefrage zuwenden. Es unterliegt keinem Zweifel, daß das erste Erfordernis für die Zu⸗ friedenheit der Bevölkerung, daß die wichtigste Grundlage der Er— nährung die Versorgung mit ausreichenden Mengen Brot ist. Darum werde ich es vor allem für meine Pflicht halten, die Getreideumlage in vollem Umfang zur Durchführung zu bringen. Es muß eine Sicherheit dafür geschaffen werden, daß die 295 Millionen Tonnen, die aus der Getreideumlage von der deutschen Landwirtschaft geliefert werden sollen, auch der Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden. Dabei bin ich mir durchaus bewußt, daß sich der Durchführung dieser Getreideumlage persönliche und sachliche Widerstände entgegenstellen. Zu den ersteren rechne ich die bedauerliche Tatsache, daß es Landwirte gibt und daß landwirtschaftliche Organisationen vorhanden sind, die sich nicht restlos in den Dienst der Allgemeinheit gestellt und sich nicht bereit gefunden haben, an der Aufbringung der Umlage, sondern zunächst auch an den vorbereitenden Maßnahmen teilzunehmen. (Sehr richtig! links Ich beklage es in diesem Zusammenhange vor allem, daß die preußischen Landwirtschaftskammern sich nicht haben ent- schließen können, an den Vorarbeiten für die Getreideumlage in der Weise mitzuarbeiten, wie ich es für ihre Pflicht erachtet hätte (hört, hört! links), eine Auffassung, die ich auch zum Ausdruck gebracht habe. Aber daneben bestehen, wie ich schon hervorhob, auch sachliche Schwierigkeiten, die der Durchführung der Getreideumlage hindernd im Wege stehen. Dazu rechne ich zunächst das mangelhafte Ergebnis unserer Ernte und den ungünstigen Verlauf derselben infolge der ganz abnormen schlechten Witterung.

Meine Damen und Herren, was die Ernkemengen angeht, so hatte sich das preußische Statistische Amt dahin ausgesprochen, daß wir mit einem erheblichen Minderertrag gegenüber dem Vorjahre zu rechnen haben. Der Ernteertrag an Weizen und Roggen wird um rund A,9 , also beinahe niedriger geschätzt als im Vorjahr. (Hört, hört! rechts) Daran ist zum Teil der bedauerliche Rückgang der Anbauflächen in Preußen schuld. (Hört, hört! links.) Er beträgt nahezu 100 000 Hektar. (Hört, hört! links) Es ist ein Rückgang des

Ernteertrages von 6,3 Millionen Tonnen Brotgetreide auf 49 Millionen Tonnen, also rund um 1,4 Millionen Tonnen zu varten. Auch die übrigen Halmfrüchte stellen einen geringeren

teertrag in Aussicht, als sie im vorigen Jahre gebracht haben,

wenn auch für diese der Mindererkrag nur schätzen ist. Das Bild, das sich von der Ganzen ergibt, zeigt zu 1.9 Millionen Tonnen Getreide kleiner ist als im Vorjahr.

müssen, um diese 25.

rund 183 Millionen Tonnen in Preußen aufzubringen. Diese Au

sehen ist. Aufbringung des Umlagegetreides ging von

des im freien Markte zu erzielenden Preises sein würde. hältnis hat sich aber heute dahin verschoben, daß

als sie vom Gesetzgeber beabsichtigt war. (Sehr richtig h

Vorteile zuzuführen. Drei⸗ bis Vierfache, von der hier die Rede ist die endgültigen Zahlen und Beschlüsse liegen noch nicht vor ich sage, das ist selbst bei einer Erhöhung des Umlagepreises auf das Drei⸗ bis Vierfache in keiner Weise der Fall; denn der erzielte Geldertrag bleibt immer noch wesentlich hinter dem Ertrag des freien Marktes zurück. Aber diese Erhöhung des ersten Umlagepreises ist deshalb notwendig, um einmal das zu erfüllen, was der Herr Reichsernährungminister seinerzeit bei der Einbringung und Begründung des AUmlagegesetzes in Aussicht gestellt hat, zum anderen aber nötig, um der Landwirtschaft die Wieder⸗ erzeugungskosten der neuen Ernte wenigstens in einem gewissen Um— fange zur Verfügung zu stellen. (Abgeordneter Klausner: Das ist aber falsch) Ja, wir werden uns darüber vielleicht in den nächsten Tagen noch etwas eingehender unterhalten können. Ich möchte heute jedenfalls Ihre Aufmerksamkeit nicht für alle Einzelheiten in Anspruch nehmen, bin aber gern bereit, mit dem sachverständigen Herrn Klausner (Heiterkeit rechtss mich hier in den folgenden Tagen auseinanderzu⸗ setzen. Meine Damen und Herren, ich weise davauf hin, daß der Herr Reichsernährungsminister seinerzeit m. EG. durchaus zutreffend in Aussicht gestellt hat, daß der Umlagepreis so hoch bemessen sein würde und müsse, daß er ein entsprechendes Entgelt für das abge—= lieferte Getreide darstellt, daß darüber hinaus die Landwirtschaft mit einem gewissen, wenn auch bescheidenen Nutzen vechnen könne, und daß endlich in dem bewilligten Umlagepreis auch noch ein Teil ent— halten wäre, der eben die Neuherstellungskosten in sich schließt. Herr Klaumer, schon für die gegenwärtige Ernte kommen die höheren Preise, die infolge des Sinkens unserer Valuta eingetreten sind, in Frage. Es handelt sich einmal um die Einbringung der Ernke, ferner um den Ausdrusch dieser Getreideernte, die eben unter ganz andere Preisverhältnisse und Zahlungsbedingungen fällt, als ursprünglich angenommen werden konnte, und so kann man schon tatsächlich von den unmittelbaren Kosten, die die Landevirtschaft für die laufende Ernte aufbringen muß, zugeben, daß die Umlagepreise erhöht werden müssen. Auf der andern Seite ist jetzt ich glaube, es ist heute auch schon von Vorrednern darauf hingewiesen worden die Zeit der Herbstbestellumz für die nächste Brotgetreideernte, die Zeit für die Beschaffung der känstlichen Düngemittel, die in die Erde gebracht werden müssen, wenn wir mit einer einigermaßen befriedigenden Ernte rechnen wollen. Da liegen aber die Verhältnisse für die Land⸗ wirtschaft insofern außerordentlich ungünstig, als nicht nur auf der einen Seite die Preise für das Umlagegetreide uwerhältnismäßig niedrig sind, sondern auf der anderen Seite die Preise, die die Land⸗ wirtschaft für den künstlichen Dünger anlegen muß, ganz gewaltig hoch geworden sind. Ich darf vielleicht nur einige wenige Zahlen nennen, um zu beweisen, in welchem Mißverhältnis das steht. Das schwefelsaure Ammoniak kostete im Jahre 1914 je Kilogramm Stick⸗ stoff 1,3 Mark, im September 1921 14,50 Mark, im Syptember dieses Jahres 242,20 Mark. (Hört, hört) Das bedeutet eine Steige⸗ rung auf das 187 fache. Für das 40 8 ige Kalisalz sind die Ziffern im Jahre 1914 0, 155 Mark, im September 1921 205 Mark, im September 1922 24,24 Mark, also das 155 fache. Hinsichtlich der Phosphorsäure siegt es noch ungünstiger für die Landwirtschaft. Bei dem Superphosphat kostete das Kilogramm Phosphorsäure im Jahre 1914 35 Pfennig, im September 1921 7,10 Mark, im Sep⸗ tember 1922 135 Mark, das 375 fache.

Meine Damen und Herren, verschärft wird diese Preisbewegung noch durch die gleichzeitige Steigerung der Frachtkosten, die gleichfalls für die Landwirtschaft außerordentlich drückend sind und wie der Dünger bar bezahlt werden müssen. Es betrugen die Frachtkosten auf eine Entfernung von 100 Kilometer für einen Wagen von 15 Tonnen Stickstoff und Superphosphat im Jahre 1914 40, 30 Mark, im September 1991 480 Mark, im September 1922 6105 Mark. Fei einer Entfernung von 500 Kilometer sind bie entsprechenden Zahlen für 1914 1465,40 Mark, für September 1921 1590 Mark, für September 1922 18759 Mark. Gam ähnlich liegen die Zahlen, mit denen ich Sie heute nicht mehr behelligen möchte, hinsichtlich der Frachtkosten der Kalisalze, Thomasmehl und Düngekalk. (Zuruf von den Vereinigten Sozialdem⸗Dem. P.: Und die Gemüsepreise?) Zunächst handelt es sich doch mal um die Aufbringung der Umlage. Die Landwirtschaft hat meines Wissens kaum einen Zentner freies Ge⸗ treide verkauft, und ich bin zweifelhaft, ob sie überhaupt in der Loge sein wird, nennenswerte Mengen freies Getreide auf den Markt zu bringen.

Sie sehen daraus, daß die Landwirtschaft darauf angewiesen ist, erhebliche Geldbeträge in die Hand zu bekommen, wenn sie den Stick⸗ stoff und die anderen Düngemittel bezahlen will, und es handelt sich durchaus nicht um ein Geschenk an die Lantwirtschaft. wenn jetzt eine großzügige Kreditaktion nicht nur eingeleitet, sondern schon unter Dach und Fach gebracht ist. Es handelt sich vielmehr darum, daß für die Genossenschaften, die früher bei geringer Spannung der Preise die Bürgschaft für die Landwirtschaft übernahmen und die Zahlungs⸗

auf etwa 12,3 einzu⸗ zukünftigen Ernte im großen aber doch, daß der Minderertrag insgesamt nahe⸗ ausmacht, die Ernte um 17,5 3. lle Das beweist also, daß zweifellos die Auf⸗ bringung der Umlage der Landwirtschaft ganz außerordentlich schwere Pflichten auferlegt, daß die Landwirtschaft alles wird daran setzen Millionen Tonnen in Deutschland und davon

Aufbringung auch das möchte ich in diesem Zusammen⸗ hHange als einen berechtigten sachlichen Grund hervorheben, zumal ich danach von verschiedenen Seiten gefragt bin wird um so schwerer, als der Umlagepreis für das erste Drittel als durchaus unzureichend an zu⸗ Sehr richtig) Meine Herren, das Reichsgesetz über die einer ganz anderen Auf⸗ fassung, bon einem wesentlich abweichenden Verhältnis der Preise im freien Markt und für die Umlage aus, als es nunmehr vorhanden ist, nachdem die Umlage in Kraft getreten ist. Damals ging der Reichstag dabon aus, daß der von ihm festgesetzte Umlagepreis etwa die Hälfte Dieses Ver⸗ der Preis im freien Markt das Neun bis Zehnfache des Umlagepreises ausmacht, daß also die Belastung der Landwirtschaft ganz unverhältnismäßig größer ist, Ich bin durchaus der Meinung, daß eine Nachprüfung des Gesetzes sobald wie irgend möglich nach der Richtung der Preiserhöhung hin stattfinden muß, um der Landwirtschaft die Ablieferung dieses ersten Drittels zu ermöglichen, nicht um der Landwirtschaft daraus besonders geldliche Das ist bei einer Erhöhung selbst auf das

sich doch darum dafür zu sorgen, daß die Saat für die nãchstjãhrige Ernte in den genügend vorbereiteten und gedüngten Acker hinein- gebracht wiwd, um, soweit es in Menschenhand liegt, dafür zu sorgen, daß die Ernte im nächsten Jahre bessere Erträge bringen kann, als es in diesem Jahre der Fall war. Meine Damen und Herren Die Reichsregierung ist durchaus nicht nur bereit, sondern bereits am Werke, auch anderen Bevölke⸗ rungsschichten solche Kredite zuzuführen, auch der unmittelbaren Ver⸗ braucherschaft angesichts des schweren Winters auf diese Wei se hilf⸗ reiche Hand zu leisten. Ich weise darauf hin, daß den Konsum⸗ vereinen 430 Millionen Mark solcher Staatskredite zur Verfügung gestellt worden sind, daß für die Einführung von Kartoffeln aus dem balutaschwachen Osten 100 Millionen Mark Staatskredite zur Ver⸗ fügung gestellt worden sind, daß einem Regierungsbezirke in der Rhein rovin; wo die Ernährungsverhältmisse besonders auf die Schneide gestellt sind, 36060 Millionen gewährt worden sind. 30 Mil⸗ lionen sollen weiterhin einem anderen Landkreise im Westen gewährt werden. Dem Regierungsbezirk Düsseldorf werden für die Fleisch⸗ versorgung 50 Millionen und zur Eindeckung mit Winterobst 5 Mil⸗ lionen hur Verfügung gestellt. Ich führe das an, um Ihnen zu zeigen, daß Staat und Reich sich durchaus ihrer Verpflichtung be⸗ wußt sind, sowelt es irgend möglich ist dafür zu sorgen, daß die vor⸗ handenen Nahrungsmittel von der Bevölkerung erworben werden können, und ich glaube deshalb auch, die gegenteilige Bemerkung des Herrn Abgeordneten Schulz mit aller Entschiedenheit zurüchweisen zu können. Es liegt mir fern, das etwa als Geschenk an die Konsum⸗ vereine zu bezeichnen, ebensowenig aber die Düngemittelkredite, die für die kommende Ernte den Genossenschaften gegeben werden, als billige Düngemittel zu bezeichnen, wie der Herr Kollege Limbertz meinte, sondern es soll der Landwirtschaft nur die Möglichkeit ge⸗ geben wenden, Düngemittel zu marktgängigen Preisen zu beziehen. Ich bin ebensowenig der Ansicht, daß diese Kredite etwa als Liebes⸗ gaben an die Landwirtschaft zu betrachten sind. Ich glaube, daß ich nach diesen kurzen Ausführungen nicht noch besonders darauf hinzuweisen brauche, welchen Standpunkt meine Herren Vertreter oder ich im Reichsrat bei der Frage der Erhöhung des Umlagepreises für daz erste Drittel eingenommen haben und wie die preußische Staatsregierung ihre Vertreter

im Reichsrat in⸗ struiert hat. Mit der Frage der Brotversorgung hängt die Frage der

Kartoffelversorgung eng zusammen. Die Kartoffel ist die zweite tragende Säule der Volksernährung. Ich freue mich, von dieser Stelle aus feststellen zu können, daß die Ernteaussichten bei der Kartoffel fast durchweg einzelne Ausnahmen bei schweren Böden oder besonders starken Niederschlägen sind vorhanden als sehr befriedigend, um nicht zu sagen als sehr gut bezeichnet werden können. Die Kartoffelernte hat inzwischen eingesetzt. Bereits heute werden täglich 5000 Doppelwaggons zur Verladung von Kartoffeln an⸗ gefordert. Nach Nachrichten, die mir soeben zugehen, ist es möglich

gewesen, täglich 000 Waggons zu stellen. Kurzum, die Kartoffel⸗ ernte und die Kartoffelbelieferung ist im beften Gange, und wenn wir nicht wieder so abweichende und ungesunde Witterungsverhält⸗ nisse bekommen, wie das im vorigen Herbst und Winter der Fall war, dürfen wir mit einer befriedigenden Versorgung der Bevölkerung mit Kartoffeln rechnen, um so mehr, als die Kartoffelanbaufläche er⸗ freulicherweise erheblich zugenommen hat. Sie beträgt jetzt annähernd so viel wie die Anbaufläche vor dem Kriege, sie ist nur um Bruch— teile eines Prozentes unter ihr geblieben, und vor allem sind auch im Westen, wo sich unser größter Kartoffelbebdarf zu früher Zeit geltend macht, erheblich mehr Kartoffeln angebaut worden als früher. Man rechnet damit, daß etwa 40 3 des Bedarfs im Westen aus eigener Erzeugung gedeckt werden können, während dies in den früheren Jahren, namentlich auch im letzten Jahre, nur bei 8 983 zu⸗ traf. Ich darf darauf hinweisen ich habe jetzt eben die Zahlen gefunden daß in diesem Jahre 11 883 183 ha Kartoffelanbaufläche vorhanden sind gegen 11 920 120 ha im Jahre 1913. Das bedeutet nur noch eine Abweichung von 0,z 985 zuungunsten der diesjährigen Kartoffelanbaufläche im Vergleich zu der des Jahres 1913.

Ich darf weiter darauf hinweisen, daß alle Maßnahmen dafür getroffen sind, daß das wilde Auffkäufermwesen, das im vorigen Jahre unsere ganze ordnungsmäßige Kartoffelversorgung in Frage gestellt und gestört hat, beseitigt ist. Die nötigen Anordnungnen sind hinaus— gegangen, daß tatsächlich nur zugelassene Händler, die auch wirkliche Kartoffelhändler sind, sich diesem Erwerb zuwenden können, daß also das Sichüberbieten durch sogenann te Händler, wie Herr Kollege Matzinger es uns auch früher schon vorgetragen hat, nicht mehr statt⸗ finden kann, und daß solche Fälle, wo am selben Tische derselbe Waggon Kartoffeln mehrfach verhandelt und entsprechend im Prei se gesteigert wird, sich nicht wiederholen können.

Mit der Frage der Kartoffelbewirtschaftung hängt die Frage der Spiritusbrennerei eng zusammen, und da bin ich der Meinung,

daß die Maßnahmen des Reicheernährungsministeriums, das für diese Frage die zuständige Stelle ist, als sachgemäß und auch als aus⸗

reichend erachtet werden können, insofern als nicht mehr Kartoffeln verbrannt werden dürfen als im vorigen Jahre. Das war bekannt—

lich nur ein Fünftel des Brennrechtes, und auch nur insoweit, als

die zu verb renmsenden Kartoffeln in der eigenen Wirtschaft erzeugt waren, so daß also nicht Kartoffeln aus der einen Hand in die andere

zu Brennzwecken übergehen konnten. Ich erachte es als selbst⸗

verständlich, daß Kartoffeln, die nicht für menschliche Ernährungs-

zwecke geeignet sind, die vielleicht durch die Ungunst der Witterung

dem Verderben ausgesetzt sein könnten, der Spiritusbrennerei zu⸗

geführt werden können, weil wir dadurch auch erhebliche Mengen

Futtermittel gewinnen, an denen wir auf der anderen Seite größten

Mangel leiden. Ich bin gern bereit, die Anregung meines Herrn

Vorredners, Kredite, wo es nötig ist, auch zur Einführung von

Futtermitteln zur Verfügung zu stellen, nachzuprüfen und an der

geeigneten Stelle weiter zu dertreten. War die Zuckerversorgung anlangt, so besteht darüber in diesem hohen Hause Uebereinstimmung, deß sich Zustände wie im ab⸗ gelaufenen Zuckerwirtschaftsjahre schlechterdings nicht wiederholen dürfen. Es ist unerträglich daß bei einer, wenn auch nur not⸗ dürftig so doch immerhin einigermaßen ausreichenden Inlandsernte eine solche Preisbewegung und ein solcher Mangel eintreten kann,

mittel für sie vorstreckten, Staat und Reich mit einer gewissen

Summe von Schuld und Zinskrediten eintreten, um ũberhaupt den Dünger in den Boden zu bringen. Ich bin der Auffassung, daß die 3 Milliarden Mark, zu denen sich Reich und Preußen entschlossen haben, keineswegs ein Geschenk an die Lantwwirtschaft darstellen, sondern eine Ausgabe, die in allererster Reihe zum Besten der Ver⸗ bvaucher aufgebracht werden muß, (sehr richtig! rechts) denn es handelt

gewesen ist Dem muß entgegengewirkt weiden, imd auch dafür sind die Vorbereitungen getroffen, um nicht zu sagen, sie sind bereits abgeschlossen.

Von dem Herrn Reichsernährungsminister ist dem Reichsrat eine Vorlage gemacht, die die Mundzuckermenge weitgehend sicher⸗ stellt und die den Ländern die Möglichkeit gibt, diese Mundzucker⸗ menge auch bis in die Hand des Verbrauchers selbst zu leiten, ohne daß deshalb der ganze Apparat der alten Zuckerzwangsbewirtschaftung wieder aufgenommen werden müßte, von dem nichts mehr vorhanden ist. Ich glaube, man hat im allgemeinen die überaus schlechten Er— fahrungen, die mit der strikten Durchführung der Zwangsbewirt⸗ schaftung auch des Zuckers bei uns während der Kriegszeit gemacht sind, vielfach vergessen. Deshalb begrüße ich es, daß sich der organi⸗ sierte Handel bereit gefunden hat, unter der ständigen Nachprüfung und Mitwirkung der Reichsstellen und der Regierungen der Länder die Verteilung des Zuckers zu übernehmen, und zwar in einer Art und Weise, die es in jedem Augenblick auch der Behörde ermöglicht, festzustellen, wieviel Zucker sich in den Händen des Großhandels und auch des einzelnen Kleinhändlers befindet. Dabei wird es möglich sein, auf Grund von neu einzuführenden Kundenlisten dafür zu sorgen, da; das Kilogramm Mundgucker, das je Kopf und Monat der Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden soll, zu dem An⸗ spruchsberechtigten gelangt. Man denkt daran ich kann das viel⸗ leicht kurz erwähnen am 16. Oktober, wenn die Gültigkeit der gegenwärtigen Bꝛytkarte aufhört, den Stammabschnitt dieser Brot⸗ karte dazu zu benutzen, um ihn bei den Kleinhändlern zu hinterlegen und damit die Eintragung in die Kundenliste beim Kleinhändler zu bewirken. Der Kleinhändler hat den Stamm und die Kundenlifte an den Großhandel und an die Behörde weiterzugeben. So wird es in jedem Augenblick möglich sein, nachzuprüfen, wo der Zucker sich befindet, und vor allem auch zu verhindern, daß Schiebungen mit Zucker wieder vorkommen.

Dazu ist die Voraussetzung, der auch durch die R verordnung Rechnung getragen wird, die bis zum letzten Ende und, wo es nötig ist, zwangsweise durchgeführte Zentralorganisation der Zuckerfabrikation in einer Zuckerwirtschaftsstelle, der ein Beirat bei⸗ gegeben wird, in welchem auch die Verbraucher die entsprechende Ver⸗ tretung finden werden, und bei der vor allem das ist das Ent⸗ scheidende ein Reichskommissar mit Vetorecht mitwirkt, auch bei der Preisfestsetzung. Er kann in jedem Augenblick durch sein Ei greifen verhindern, daß Beschlüsse gefaßt oder Maßnahmen getroffen werden, die nicht dem berechtigten Bedürfnis der Bevölkerung ent⸗ Prechen. In solchem Falle würde der Reichsernährungsminister das letzte Wort zu sprechen haben. Ich glaube, daß es auf diese Weise möglich sein wird, ohne das feste Joch einer Zwangsbewirtschaftum auf sich zu nehmen, doch das durchaus notwendige Ziel zu erreichen zu bestimmten Preisen eine bestimmte Menge Mundzucker in die Bände des Verbrauchers zu bringen. Daneben wird es auch möglich

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wirtschaftliche

hat, weiter sicherzustellen Es besteht bis auf weiteres, und ich nehme an, für längere Dauer, das Verbot der Verwendung von Inlandzucker zur Herstellung von . . * 22 f . !. . 8 .

Branntwein, Likör, Süßigkeiten, Pralinen und dergl. Ich wundere

mich, daß ein so beredter und in allen Sätteln gerechter Politiker wie Herr Schulz nicht weiß, daß dies Verbot bereits ausgesprochen und durchgeführt ist. Allerdings war er so vorsichtig, seine Aus⸗ führungen in der Frageform vorzubringen. Vielleicht hat er es gewußt.

Nun noch einige Worte über die Fleischversorgung, die zu großen Klagen Anlaß gibt. Bereits Anfang Juli habe ich die Anregung gegeben und bin ihr nachgegangen, Gefrierfleisch in größeren Mengen nach Deutschland hereinzubringen, um die Preise des Fleisches auf einer erträglichen Höhe zu halten. Das ist in einigen Großstädten gelungen, bis der verhängnisvolle Sturz unserer Valuta einsetzte und es nunmehr dahin gekommen ist, daß heuze leidet der Bezug von Gefrierfleisch unmöglich geworden ist, weil es mindestens nicht billiger sein wird als unser frisches Fleisch, so daß diese Quelle uns verschlossen bleibt. Bei der Frage der Fleisch⸗ bersorgung darf die Tatsache nicht übersehen werden, daß erhebliche Mengen von Rindvieb und von Schafen weiterhin in Erfüllung der Reparationen an unsere ehemaligen Feinde haben abgeliefert werden müssen, und daß dadurch unser Viehbestand, der ohnehin nicht die Höhe der Friedenszeit aufwies, weiterhin unwirtschaftlich ge⸗ schwächt worden ist. (Zuruf) Ein Austausch mit valutaschwachen Ländern würde hinsichtlich der Fleischversorgung Deutschlands ebenso begrüßenswert sein, wie der Austausch von Kartoffeln beispielzweise gegen Kali in einem Falle dazu geführt hat, erhebliche Kartoffal⸗ mengen gerade unseren westlichen Gebieten zur Verfügung zu stellen. Was die Preise und die Beschaffungsverhältnisse von Milch und Butter anlangt, so ist mit Recht über die außerordentlich starke Preissteigerung der Butter Klage geführt worden. Man wird sich der Zusammenhänge bewußt sein müssen, die zwischen den Margarine⸗ preisen auf der einen Seite und den Butterpreisen auf der anderen Seite bestehen. Wir sind, da wir nicht annähernd die notwendigen Fettmengen in der eigenen Landwirtschaft er⸗= zeugen können, auf den Bezug ausländischer Fette angewiesen

und dadurch zwangsläufig auch für die Preisbewegung der einheimischen Fette in den Stand des Dollars hinein- gezogen. Das ist bedauerlich, aber es ist eine volkswirtschaftliche

Bedingtheit, an der wir nicht werden rütteln können. Wohl aber muß jedem Auswuchs auf dem Gebiete der Butterpreise entgegen⸗ getreten werden. Da ist von vielen Seiten mit Recht darüber Klage geführt worden, daß die Abhaltung sogenannter wilder Butterauktionen zu einer unberechtigten Steigerung der Butterpreise geführt habe. Der Reichsernährungsminister hat sich bereit ge funden, zum 1. Okiober bis auf weitereg ein Verbot der Butter. auktionen auszusprechen, um zunächst einmal diesen Mißstend zu beseitigen. Es wird später unter Einführung gewisser Sicherheits- maßnahmen möglich sein, unter Berücksichtigung des alten legitimen Butterhandels wieder zum öffentlichen Verkauf von Butter zuwüͤck= zjuken ren. Vorläufig war es unbedingt notwendig, diesem Umwesen einmal Halt zu gebieten.

Ebenso ist von mir das Verbot der Herstellung von Luxuefett⸗ käse, sogenanntem Schlemmerkäse, eingeleitet worden, durch das ent⸗ weder mehr Frischmilch der Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden wird oder mehr Milch der Verbutterung zugeführt werden kann, um eine stärkere Erzeugung von Butter zu bewirken. Aber

wie es im abgelaufenen Zuckerwirtsch ftsjahre leider zu verzeichnen

ich mache kein Hehl daraus, daß nach dieser Richtung die Ver⸗