1923 / 57 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 08 Mar 1923 18:00:01 GMT) scan diff

Dem Trödler Friedrich Krause in Altona, Unzer—⸗ straße 46 part, ist auf Grund der Verordnung zur Fernhaltung un⸗ zuverlässiger Pssonen vom Handel vom 23. September 1915127. No vember 1919 der Trödelhandel, insbesondere jeder Handel mit Metallen, wegen Unzuverlässigkeit un tersagt worden.

Altona, den 27. Februar 1923.

Das Polizeiamt.

Dem Trödler Johann Siemering in Altona, Lager⸗ straße 1701, ist auf Grund der Verordnung zur Fern haltung unzu⸗ verläfsiger Personen vom Handel vom 23. September 1915 / 27. No— vember 1919 der Trödel handel, insbesondere ieder Handel mit Metallen, wegen Unzuverlässigkeit un tersagt worden. Februar 1923.

Das Polizeiamt.

89 97 den 2 (.

Altona

Dem Trödler Abraham Grünberg in Altona, Blumenstraße Nr. 5, ist auf Grund der Verordnung zur Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel vom 23. September 191 / 27. November 1919 der Trödelbandel , insbesondere ieder Handel mit Metallen, wegen Unzuverlässigkeit un tersagt worden

Altona, den 27. Februar 1923.

Das Polizeiamt

Dem Händler Benjamin Knoblowiez in Altona, Neueburg 33, ist auf Grund der Verordnung zur Fernhaltung un⸗ e 9 ö 3 R 2 (C259 3 2 ‚— zuverlässiger Personen vom Handel vom 25. September 1915127. No, vember 1519 der Trödelhandel., insbesondere jeder Handel mit Metallen, wegen Unzuverlässigkeit un ter sagt worden.

Altona, den 27. Februar 1923.

Das Polizeiamt.

l Anna Peters, geb. Seifert, in Altona, Lange Straße 14 1 (Geschäftslokal Bürgerstraße 28 ), ist auf Grund der Verordnung zur Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel vom 23. September 1915/27. November 1919 der Trödelhandel, insbesondere jeder Handel mit Metallen, wegen Unzuverlässigkeit un tersagt worden.

Altona, den 28. Februar 1923. Das Polizeiamt.

ullenweber in Altona,

Lange Straße ist auf Grund der Verordnung zur Fernhaltung

119 6 ö,, . ö aum 93 (Sort ber 1915127 No⸗ unzuverlässiger Personen vom Handel vom 23. September 1915/2 N

vember 18165 der Trödel handel, insbesodere je der Hande .

mit Metallen, wegen Unzuverlässigkeit un tersagt worden.

Altona, den 23. Februar 1923. Das Polizeiamt.

Der Trösdlerin

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Hans W

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Dem Trödler Frledrichsbader Straße Nr. 72 Fernhaltung unzuperlässiger P tember 1915 / 27. November 1919

besondere jeder Handel mit Metallen, wegen Unzuverlässigkeit

s, . He , mm, =. u nt aribstu, ven DB Hepruar 180.

Das Polizeiamt.

Trödler Kar! Müller in Altona, allee

1211

zuverläjssiger Personen vom Handel vom 23. September 15127. No⸗ insbesondere jeder Handel

vember 1919 der Trödelhandel., ine mit Metallen, wegen Unzuverlässigkeit un tersagt worden. März 1923.

,, Das Polizeiamt,

Altona, den 1

Trödler Walter Hamrol, Altona,

vember 1919 der . mit Metallen wegen Unzuveirlässigkeit untersagt worden. Altona, den 1. März 1923.

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Dem Trödler Albert Krause, Altona, Kl. Freiheit ist auf Grund der Verordnung zur Fernhaltung unzu— verlässiger Personen vom Handel vom 23. September 1915 / 27. No⸗ vember 1919 der Trödelhandel, insbesondere der Handel mit

11 X

Nr. G7 Il,

Metallen, wegen Unzuverlässigkeit un tersagt worden. Altona, den 1. März 1923. Das Polizeiamt.

Dem Trödler Hugo Reese in Altona, Gr. Gäriner⸗ straße 119ptr, ist auf Grund der Verordnung zur Fernhaltung

unzuverlässiger Personen vom Handel vom 23. September 1915/27. No⸗- vember 1919 der Trödelhandel, insbesondere jeder Handel

mit Metallen wegen Unzuverlässigkeit untersagt worden.

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Altona, den 2. M as Polizeiamt.

G e kennt m a chu n g

Dem Inhaber der Schankwirtschaft Mäntlergasse Bundesrats⸗ verordnung vom 23. September 1915 die Abgabe von Speisen je der Art wegen Unzuverlässigkeit un ter⸗ sagt und die Schließung des Schankbetriebes ange—

Nr. 10, Fritz Hampus, ist auf Grund der

und Getränken

bvrdnet worden. Breslau, den 3. März 1923. Der Polizeipräsident. : Dr. Sim on.

. FJ. B.

n n ,, Den Ehel

11

leut Maria geb. Tillet, in Hu sen

darfs insbesond ere mit Altmetallen un Unzuverlässigkeit bis auf weiterer rsagt. Dortmund, den 2. Mär; 1923. Der Landrat. J. V.: Böckenh off.

32

5 6 nt n d dun Dem Kan mit famt!ichen Gegenständen des en für das Neichégebiet wegen Unzuver lassigkeit. ni iernach auch nicht mehr als Handlungsangestellter tätig sein. h. März 1923. TLaudrat. JF. V.: Schröer.

2

täglichen

Gelsenkirchen, den

straße 25 8 z I der Bundesrateéveroidnung zur Feinhaltung unzuverlässiger Per— sonen vom Handel vom 23. September 191 (RGBl. S. 603) der Handel mit Gegenständen des täglichen Bedarfs, inebesondere mit Lumpen, Knochen, Fellen, Flaschen,

altem . J mittelbare Beteiligung an solchem Handel untersagt worden.

schen Staatseisenbahnverwaltung. te (vo bis 1910) ist er in dem preußischen Handelsministerium und dem Ministerium der öffentlichen Arbeiten in den wichtigsten Stellen preußischen und

Gebiete

Oelkers⸗

833 part, ist auf Grund der Verordnung zur Fernhaltung un—

Georg⸗

3411, ist auf Grund der Verordnung zur Fernhaltung un—

zuverlässiger Personen vom Handel vom 23. September 1915/27. No⸗

Trödel handel, insbesondere der Handel 1

en Händler Karl Merten und Frau, habe ich auf Grund der Bundesrat verordnung vom 23. September 1915 (RGBl. S. 603) den Handel mit Gegenständen des täglichen Be d dergleichen, wegen

nann PagulReicher aus Wanne, Kaiser⸗ Hassane 2, nn tersage ich mit dem heutigen Tage den Handel Be⸗ Neicher darf

Bekanntmachung. Dem Händler Theodor Schlüter in Hamm, König⸗ ist durch Verfügung vom beutigen Tage auf Grund des

und Metallen, sowie jede unmittelbare und

Eisen Hamm (Westf.), den 22. Februar 1923. Die Polizeiverwaltung.

Luckenwalde,

Dem Schankwirt Paul Lorke in

Bussestraße 33, ist durch Verfügung vom heutigen Tage sein Lokal geschlossen und damit der Handel mit Gegen ständen des täglichen Bedarfs sowie iede Betätigung in diesem Betriebe wegen Unzuverläjssigkeit in bezug auf diesen Gewerbe⸗ betrieb vom 8. März 1923 ab untersagt worden.

Luckenwalde, den 6. März 1923. Die Polizeiverwaltung. Falck. Bekanntmachung.

Nuf Grund der Bundesratsverordnung vom 23. September 1915,

betreffend die Feinhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel (RGBl. S. 6635) habe ich dem Händler Paul Seels in Breitenberg durch Verfügung vom heutigen Tage den Handel mit Lebensmitteln jeder Art wegen Unzuverlässigkeit in bezug auf diesen Handelsbetrieb untersagt.

Schlawe, den 1. März 1923. Der Landrat.

Nichtamlliches.

Breußen. Am 24. Februar d. J. verstarb in München kurz nach

Vollendung des 82. Lebensjahres der Unterstaatssekretär im früheren Preußischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten,

Wirklicher Geheimer Rat Karl Fleck. Der Verstorbene ge⸗ hörte zu den verdienstvollsten Männern der ehemaligen preußi— Lange Jahre (von 1875

Bei der Verstaatlichung, der sowie bei der Organisation Ausbau der preußischen. Staatseisenbahn⸗ hat er in hervorragender Weise mit⸗

Besondere Verdienste hat er sich auf dem

des Verkehrs- und Tariswesens der Eisenhahnen

erworben. Die Schaffung des einheitlichen deutschen Güter⸗ tarifs, die Einsetzung der Bezirkseisenbahnräte und des Landes⸗ eisenbahnrats, dessen langjähriger Vorsitzender er war, sind in erster Linie sein Werk. Durch seine rastlose und erfolgreiche

Tätigkeit hat er sich um die Entwicklung und Vereinheitlichung

erworben. Ein zehßn Cisenbahnwesens bleibende Verdienste

. t bons, warne ü s hohem Pflichtgefühl, reichen Kemmithissel ,,,

tätig gewesen.

Privatbahnen dem verwaltung gewirkt.

klarem Urteil war er das Muster eines hohen Beam len Seine Liebenswürdigkeit und seine gerechte, wohlwollende Denkungsartz sichern ihm die dauernde Verehrung seiner Berufsgenossen.

Deuischer Reichstag. 312. Sitzung vom 7. März 1923, Nachmittags 1 Uhr. (Bericht des Nachrichten büros des Vereins deutscher Zeitungsverleger.) *)

Am Regierungstisch: Reichskanzler Dr. Cu no, Minister der auswärtigen Angelegenheiten von Rosenberg und Reichswirtschaftsminister Dr. Becker.

Präsident Löbe eröffnet die Sitzung um 1 Uhr 20 Minuten, und teilt mit, daß dem Reichskommissar für die besetzten Gebiete von der Interalliierten Rheinlandkommission ein Schreiben zugegangen ist, in dem es heißt:

„Die Kommission hat erfahren, daß der Pfarrer Korrell, der Reichstagsabgeordneter ist, trotz der Verwarnung durch die Rhein⸗ landkommission nicht . hat, das Wort in einem sehr

heftigen Hetzfeldzuge zu führen, und 3 Einwirkung geeignet

sein muß, die öffentliche Ordnung und Sicherheit der Besatzungs⸗ truppen zu beeinträchtigen. (Lachen und hört! hört!! Insolgedessen hat die Rheinlandkommission beschlossen, die sofortige Ausweisung des Pfarrers Korrell zu veranlassen. (Stürmsche Pfuirufe im ganzen Hause.) Die , . Korrells muß das besetzte Gebiet binnen vier Tagen verlassen haben.“ (Erneute Entrüstungskund⸗ gebungen.) 1

Präsident Löbe fügt hinzu: Diese rücksichtslosen Maßnahmen reihen sich würdig den Gewalttaten an, die in den letzten Wochen geschehen sind. Daß sie gegen einen vom Volke gewählten Abge⸗ ordneten angewendet werden, zeigt, wie die Rechte des Volkes von ihren Urhebern beachtet werden. (Lebhafte Zustimmung.) Für uns sind sie ein Zeugnis, daß unser Kollege seine Pflicht gegenüber seinem Wahlkreise und dem deutschen Volke getan hat. Wir danken ihm dafür. (Lebhafter Beifall.)

Als erster Redner in der Aussprache über die Kanzlerrede nimmt der ö

Abgeordnete Dr. David (Soz.) das Wort, er erklärt: Fast zwei Monate dauert der Feldzug, den französische Gewaltpolilter in das friedliche Ruhrgebiet getragen haben. Das düstere Gesamt⸗ bild über die Schrecknisse, die er hervorgerufen hat, hat bereits der Kanzler gezeichnet. Eine einzige Kette von Zwangsmaßnahmen ist es, von Drohungen, Barbarei, Brutalitäten, Raub an öfsent⸗ ü en, und Pxivgteigentum, Schädigung von Leih und Leben der Bevölkerung. Ueber 190 Tote liegen bereits auf dem Kampffeld. Stürmisches hört! hört!) Tiefste Empörung muß dieses Schreckens⸗ regiment überall auslösen nicht nur in Deutschland, sondern auch senseits unserer Grenzen. Auch dort muß das Herz jedes gerechten Menschen beben angesichts dieser schändlichen Handlungen. (Erneute stürmische Zustimmung.) Auch in Frankreich sollte sich ein Sturm der Entrüstung erheben. Nirgends in der Welt wird doch derjenige, welcher gegen die nationalen Interessen verstößt, härter bestraft, als dort. Da sollte man doch auch Verständnis haben für das Zusammengehörigleitsgefühl eines anderen Volkes. Haben die srauzösischen Offiziere und Soldaten kein Gefühl dafür, wie sehr sie sich durch ihre Greuel selbst erniedrigen? (Sehr wahr!) Wenn es den Franzosen auf finanzielle Erfolge ankäme, müßten sie länast erkannt haben, daß ihre Politik nicht zu diesem Ziele führt. Sie haben immer weitere Gebiete besetzt, ein Nagtionalist schrieb bereits: Wir beherrschen jetzt den Rhein von der Schweiz bis nach Holland!“ Das ganze Verhalten der Franzosen zeigt, daß sie nicht Repa⸗ rationen und Sachleistungen wollen, sondern dauernde Beherrschung

) Mit Ausnahme der durch Sperrdruck hervorgehobenen Reden

dieser Gebiete, ja soggr ihre dauernde Absprengung vom Deutschen Reiche. j Absicht noch bis in die letzten Tage. Schuldner, man müsse seine Forderungen gewaltsam Das wird dem französischen Volke und der ganzen Welt vorgeredet Leider glaubt das Ausland den französischen Staatsmännern mehr als den deutschen, diese Einstellung geht bis auf den Krieg zu rück Wir müssen deshalb den Beweis für unsere Behauptung mik 7

Trotzdem bestreiten die französischen Staats männer diese

Beutschland sei ein böswillige eintreiben.

objektivem Material bringen, damit man uns auch in Fran krei⸗ und der ganzen Welt glaubt. Denn das muß das französische Volk wissen: mit einem Frankreich, das nur Reparationen will und. Ruhe, ist eine Verständigung jederzeit möglich, mit einem Frank reich, das den Rhein und die Ruhr annektieren will, niemals (Lebhafter Beifall.. Der Redner schildert nunmehr das franzöß z Annexionsprogramm von 1917 und seinen Erfolg, mit dem sich Poincars zufrieden gab, Foch aber nicht. Der französisch-engli

amerikanische Gagrantievertrag kam allerdings nicht zustande. Der. halb haben die Franzosen von Anfang an erklärt, die Frist für d

dem ( langt, die würde sich entschließen.

Etappen:

von

Dariae entwickelt dann seinen Plan in Eigenes Budget, eigene Währung des Rheinle Ersetzung der preußischen Beamten usw. Die Franz sind also auf dem Marsche, Darigaes Pläne auszu en. Dieses französische Ziel hatte der amerikanische Oberkommissar i Koblenz Noyes längst erkannt. Er erklärte in einem Buche of daß Poinears nie Reparationen gewollt habe. der Besetzung Frankfurts waren die

der Be⸗ kann sich die Sozialdemokratie nun und nimmer einverstanden erklären. (Bravo!! Denn das würde die Lebensader Deutschlands ab— schnüren. (Sehr richtig!! Selbst Vandervelde, der keineswegs deutschfreundlich ist, hat kürzlich den Franzosen gesagt, daß diese Politik den Widerstand des deutschen Volkes bis zum Tode heraus— fordert. Die Erfüllungspolitik ist gescheitert. Aber trotzdem war sie richtig, denn sie hat 1919 verhindert, daß das Reich zertrümmert und das linke Rheinufer französisch wurde. Das wird niemand bestreiten. (Rufe rechts: Doch! doch! Lachen links) Außerdem ist infolge der Erfüllungspolitik die Entente nicht mehr geschlossen, wie sie vorher war. (Widerspruch des Abg. Helfferich (D. Nat.. Deshalb begrüßen wir es, daß sich der Reichskanzler gestern wieder so klar und deutlich auf den Boden der Erfüllungspolitik gestellt hat. Wer die Exfüllungspolitik aufgeben will, arbeitet im Sinne der Franzosen. Eine ernste Warnung möchte ich in dieser Stunde aussprechen. Wir kämpfen ins Recht und haben dahei die besten Erfolge. Trotzdem gibt es Verrückte bei uns, die einen anderen Kampf wollen. Was wäre die Folge? Die französischen Impe⸗ rialisten würden sagen: Jetzt haben wir sie! Jetzt können wir sie niederschlagen! Wenn Hindenburg gesagt hat, wir müßten kämpfen, bis die letzte Klinge springt, so ist das eine Redensart. Aber er sollte sich doch die Wirkung seiner Worte im Auslande überlegen. Der Reichskanzler hat auch nicht gesagt, daß wir nicht verhandeln dürften, er hat nur eine Mahnung an die Franzosen gerichtet. Trotzdem kommt heute die Kreuz Zeitung? und schreibt: „Fort mit dem Gerede über Verhandlungen!“ Wie soll man eine solche Mehode nennen? In Frankreich ist man enttäuscht über den bisherigen Mißerfolg. Soviel Einsicht wird man in Flantreich schon haben, daß, wenn diese Erkenntnis weitergreift, der Fehler wieder gutgemacht wird. Zum Wiederaufbau, zur Wiedergut⸗ machung sind wir bereit, auch Ruhe und Sicherheit soll Frankreich gegeben werden, aber dann muß das ganze besetzte Gebiet geräumt werden. Unsere Stenerpotitit uinß so gingerichtet werden, daß die Basivender wirklich Opfer bringen. Das ist auch eine wichtige außenpolitische Frage. Der französische Militarismus und Rü— pitalismus haßt die deutsche Republik, weil er die deutsche Sozial⸗ demokratie fürchtet. Gerade die deutsche Sozialdemokratie bietet Frankreich die größte Sicherheit gegen einen Angriffskrieg. Erst der französische Jmperiglismus hat den Nationalismus in Deutsch— land wieder erweckt. Dem französischen Kapitalismus und Im— perialismus ist die wirtschaftliche und politische Macht der deutschen Arbeiterschaft ein Dorn im Auge. Der französische Militarismus

hat der deutschen Arbeiterschaft den Fehdehandschuh hingeworfen.

Kraftmensch, wie Bismarck, gescheitert ist. Der deutsche Arbeiter wird sich nicht zum Sklaven von Fmperialismus und Militarismus, am wenigsten zum Sklaven eines fremden Militarismus und Kapitalismus machen lassen. Poincarss Gewaltpolitik wird scheitern an dem Felsen der deutschen Sozialdemokratie. (Lebhafte Beifall bei den Sozialdemokraten.)

Abg. Hergt (D. Nat): Zu meinem Bedauern habe ich gestern der Rede des Reichskanzlers nicht beiwohnen können, und

lebendigen Eindruck mit nach Hause nehmen, etwas anderes als lesen. (Unruhe und Gelächter bei den Kommunisten.) Ich habe auch die Auffassung meiner Fraktion nicht entgegennehmen können habe aber gleichwohl geglaubt, für meine Parteifreunde sprechen zu sollen, da ich einer von denen unter Ihnen bin, der noch zu allerletzt an Ort unz Stelle sich umgesehen hat. (Ruf bei den Kommunisten: Oho! Lachen links) Das ist wahrhaftig zum Lachen. Ich bin vorgestern und gestern im Ruhrbezirk gewesen

einmal hin, das wäre sehr viel besser! Ich bin dort gewesen, um die Stimmung der Bevölkerung dort in öffentlichen Versamm,, lungen kennenzulernen, und ich wünschte dem ganzen Hause, daß es geschlossen einmal sich dorthin begeben könnte, um zu erfahren, wie es in Wahrheit dort steht, anders als es in manchen Köpfen sich darstellt; geschähe das, dann wäre ich um die Resonanz der Kanzlerrede wahrhaftig unbesorgt, dann könnten wir alle noch dem Reichskanzler etwas mit auf den Weg geben— Wer dort herumfährt und auf die Bevölkerung achtet, dem drä

sich massenhaft die Eindrücke auf von der wirtschaftlichen Ver nichtung, von der Erdrosselung des gesamten Verkehrs, aber auch von dem Wirrwarr, der durch die Maßnahmen der Franzosen er— zeugt worden ist. Kein Mensch weiß mehr, ob ein Zug geht, wann er geht, auf welchem Bahnhof er ankommt, wo man auszusteigen hat. Man sieht die leeren Güterzüge und die leeren Güterwagen, die Untätigkeit auf den Eisenbahnen und Bahnhöfen; das Herz blutet einem, daß die Weltenschmiede stilliegt. (Unruhe und Zurufe von den Kommunisten. Das sind doch stunme * hen des französischen Vernichtungswillens. Aber gleichzeitig hört ma

auch überall, wo man mit irgendiemand in Verbindung! unn die Geschichten von den neuesten Brutalitäten (chöhnischer Zuruf ber den Kommunisten: Geschichten!), jawohl, Geschichten, die sich abet doch bewahrheiten, von der Grausamteit der Franzosen. Tas il ja das charakteristische, daß nicht bloß Unrecht getan wird, sonden daß es mit brutaler Grausamleit verübt wird, das ist Sadish (Lärm bei den Kommunisten, Gegenrufe auf der Rechten, Alte Megäre! Der Präsident ersucht um Ruhe, die Ans siken! des Redners hätten doch zu dieser Erregung keinerlei Anlaß boten.) Ich habe doch nicht ein einziges Wort bisher?! agi welches zu dieser Entrüstung der Kommunisten Grund farbe! hätte. (Fortdauernder Lärm bei den Kommunisten; Abg. Mittiosch wird zur Ordnung gerufen) Wenn Schulhäuser ausgeräumt werden, wenn Lebensmitte lwaggons beschlagnahmt werden, w man Milch unbenutzt stehen und verderben läßt, wenn, ng. auf Kinder Angriffe macht, wenn man Schüler blutig

ist das Sadismus, das muß vor aller Welt endlich einne estellt werden. Vor wenigen Monaten hat der französischr 0 ö hier bei dem Empfang durch den Reichspräsidenten ee. dem beharrlichen Streben der französischen Nation nach dem h. halten des Maßes gesprochen. Jetzt haben wir die Kultur der

der Herren Minister, die im Wortlaute wiedergegeben sind.

Reitpeitsche und des Gummiknüppels. (Großer Lärm bei

Null.

Er wird dabei auf einen Widerstand stoßen, an dem schon ein

wenn ich sie auch vorhin gelesen habe, so ist doch Anhören, einen

(neues Gelächter bei den Kommunisten), gehen Sie doch lieber alle

Commum isten, in welchem die nächsten Ausführungen des Redners pöllig tergehen.) Ueberall wird von dem Banden und Banditen⸗ unwesen gesprochen, welches sich überall bemerkbar macht, nachdem die Schupo entwaffnet worden ist. Ueberall wächst die Unsicher⸗ heit, und Frankreich ist der Träger dieses Unwesens. Wer diesen leistet, dem lann man nur sagen: Nur die (Lärm und Rufe

Gewalttaten Hilf re ,. ; allergrößten Kälber wählen ihre Netz ger selber. bei den Kommunisten: Wie Sie)) Die Kriegsgerichte sind eine Schande und ein Hohn auf Recht und Friedlichkeit. Unsere An⸗ wälte haben es mit Personen zu tun, die vom Recht nichts ver⸗ stehen und nichts verstehen wollen. Unsere Anwälte geben sih alle Mühe, auf das Recht aufmerksam zu machen, aber da sitzen Personen, die nach ihrer Einfalt entscheiden, aber nichts vom Fölkerrecht und Staatsrecht verstehen. Das Gericht verkündet nach zwei Minuten Beratung ellenlange Urteile, die längst niedergeschrieben sind. Unsere Anwälte sollten sich gar Mühe geben, diesen Leuten einen anderen Begriff von Recht beizubringen, sondern sie müßten nur immer wieder zu Anklägern werden. Die Stimmung im Volke ist so, daß alles Vergeltung schreit. Mit geballter Faust bezähmt sich das „was wir anerkennen wollen. In der alten deutschen Sage Schmied Wieland wird Vergeltung und Rache geschmiede;, ist im Ruhrbezirk die Sage nicht, fondern die Rede von dem mied von Essen, der die deutsche Vergeltung schmiedet. (Larm den Kommunisten und Rufe: Schwindel) Wenn man die fragt, ob sie durchhalten können, sehen sie einen erstaunt n, denn das ist das Selbstverständlichste von der Welt für sie, es ist ihnen in Fleisch und Blut übergegangen, aber sie verlangen, daß wir hier sie nicht im Stich lassen. Von dort schreit herüber einziger Schrei nach fortgesetzter Kundgebung der Re ichs⸗ regierung, aber auch des Reichstags, doch nicht nach solchen Kund⸗ gebungen, wie wir sie hier von der Linken hören. (Großer Lärm bei den Kommunisten, lebhaftes Händellatschen auf den Tribünen des Publikums; stürmischer Beifall bei den bürgerlichen Parteien. Der Lärm im Hause dauert lange an, bis Präsident Löbe sich Gehör verschaffen kann und der Tribüne die Räumung androht, penn sie wieder Kundgebungen äußert. Rufe bei den Kom— munisten: Räumen! Räumen!) Wir begrüßen es, daß der Kanzler gestern gesprochen hat und daß er als Plattform den Reichstag gewählt hat, von wo seine Rede hinausgeht in das ganze deutsche Volk und die Welt, daß die Welt den Atem anhalten wird, wenn sie diesen Aufschrei eines ge⸗— quälten und getretenen Volles, aber gleichzeitig dieses Belenntnis zum entschlossenen Willen hört. (Beifall rechts) Ter Redner nimmt mit, Genugtuung Kenntnis von den gn. führungen des Kanzlers über die passive Bilanz des französischen Ruhrunternehmens. Das französische Heer werde allerdings für Aufgaben verwandt, auf die es nicht vorbereitet sei, und wie sie niemals dem deutschen Heere zugemutet worden sind. (Lebhafte Zu— simmung,) Er dankt weiter dem Kanzler, daß er dem französischen Imperialismus die Maske vom Gesicht gerissen habe. (EAlbg. Naltzahn Komm.): Mit dem können Sie sich die Hand reichen! Lebhafte Pfuirufe rechts.) Aus dieser Erkenntnis müsse das deutsche Volk die Lehre ziehen, daß es das Wort „Erfüllungspolitik“ über⸗ haupt nicht mehr in den Mund nehmen dürfe. (Lärm links. Der Redner dankt dem Kanzler auch, daß er der Welt einen Spiegel der Verantwortung vorgehalten und einen Appell an ihr Gewissen ge⸗ richtet hat. f ͤ

dann vorher

34 due nicht die

Seine Hoffnung auf einen Erfolg sei allerdings gleich Mit Recht habe der Kanzler das Wort geprägt, daß wir Alein stehen in diesem Kampfe. Kein Maulheldentum! ( Jronisches: Sehr wahr! links.) Wenn wir uns nicht selber rühren und unsere Entschlossenheit zeigen, bis zum Ende durchzuhalten, dann rührt sich draußen keine Hand, und Deutschland würde in der Welt aus— gespielt haben. Deshalb müßte die Rede des Kanzlers mit allen Mitteln an Anschlagsäulen usww. im Ruhrgebiet, aber auch nament— lih in Mitteldeutschland verbreitet werden. Auch wir müssen jedoch unserer Entschlossenheit Ausdruck verleihen. Und da muß ich feststellen, daß mit den Ausführungen des Reichskanzlers nicht alle unsere Wünsche erfüllt sind. (Aha! links) Wir haben den Abbruch der diplomatischen Beziehungen und Vergeltungs⸗

maßnahmen gegen Ausländer französischer und belgischer Nafio—

nalität verlangt. Wir verstehen einfach nicht, daß man diese Maß⸗ nahmen als das selbstverständlich Gegebene nicht gewählt hat. Wir machen doch nur von völkerrechtlichen Grundsätzen Gebrauch. Wir sind auch der Hoffnung, daß das Eindruck auf unsere Gegner macht, denn darüber müssen wir uns klar sein, daß bei aller bru— talen Gewalt auf der anderen Seite immer noch Respekt vor Tentschland vorhanden ist. Wir müssen die Ehre Deutschlands wahren, und diese verlangt, daß wir für unsere Beamten, für Arbeiterführer (höhnische Zurufe links) eintreten, daß wir Unrecht mit demjenigen Recht bekämpfen, das wir völter— rechtlich verantworten können. (Sehr richtig!! Eine Ergänzung der Ausführungen des Reichskanzlers glauben wir auch auf anderem Gebiet machen zu sollen. Wir glauben, ein ungeheuer wichtiges Dokument für die ganze Welt ist die Beweisführung des veichakanzlers, daß es uns an Bexeitwilligkeit nicht gefehlt hat. Bir sind nicht immer mit den Maßnahmen der Regierung seit ihrem Amtsantritt einverstanden gewesen, aber nachdem diese An⸗ Fbote durch, die Regierung erfolgt sind, treten wir auch heute hlossen für die Regierung ein, renn sie auch nach unserer Neinung zu viel angeboten hat. Wir sind der Meinung, daß sie durch ihre Angebote den Gegner vollkommen ins Unrecht gestellt hat. Wir glauben, daß wir bei unseren Angeboten nicht nur bis ah die Grenze der Leistungsfähigkeit gegangen sind, sondern noch darüber hinaus. Ich wiederhole das hier, weil wir diese Er⸗ kenntnis für die Zukunft brauchen. Wir müssen uns klar werden, ß in Zukunft jedenfalls eine solche Art des Verhandelns wie in ü Lergangenheit nicht wieder vorkommen darf. (Sehr richtig!) Vir begrüßen unter diesen Umständen, daß vom Reichskanzler das ort geprägt worden ist: Wir wollen keine Unterschrift leisten 6 or derungen deren Unerfüllbarleit wir uns bewußt sind. , ne echt) Wenn das Wort Verhandlungen“ überhaupt ,. Mund genommen, wird, so muß von der Regierung unn befugt werden, daß es sich bei zukünstigen Verhandlungen . um Einzelheiten handeln kann, wie um die Frage der ö der Barleistungen oder um Sanktionen und der— ö , Das sind alles Einzelheiten, die jetzt völlig zurück⸗ ö. . yandelt sich um die große deutsche Frage, die jetzt auf⸗ i incl lt g (eh hafter Beifall rechts.) Diese große deutsche Frage, . nn e, Denltichlands und Cilro pat und letzten Enes nan 1 jetzt in lite, auf deren Lösung lommt es an. Mit ; en Einzelfragen kommt man nicht mehr aus. Immer und

immer wijedor 397 5 mmer wieder muß dieser ganze große Komplex betrachtet werden,

welche Ste 3h. ,. 66 9 * f . Stellung Deutschland in Europa und der Welt gegenüber, bei dom Ber giller Frieden, belommen soll. Im übrigen können

den Ausführungen des Reichskanzlers in diesem Zusammen⸗

ha ur . ; ; ö 3 . zustimmen, wenn er sagt: „Fort mit dem migen Ge⸗

. Verhandlungen; . mit den Mahanulgen zur Ver⸗ cler gung die micht an unsere, sondern nas an Frankreichs und . Adresse zu richten wären.“ Wir sind aich Mamnit ein⸗ kunnen den, da er sagte, daß es nicht Deutschlands Sache sein uf ein ö, zu machen, und jedes irgendwie geartete Eingehen wan wr ehe ung unter äußerem Druck ablehnte, d. h. unter dem irpressun n Sajonetten und Reitpeitsche und Gummilnüppeln, von uchi iin 2 Zwangsandrohungen. Alle diese Worte, die das riher leu . den Dund des. Reichskanzlers gestern und ien . den Mund des Auswärtigen Ministers uns schon Kore tn 6 für das deutsche Volk und für das Ausland fande) ee tahl lein, (Lebhafte Zustimmung rechtz Den , . und Flaumachern muß in der kraftvollsten Weise ., etreten werden. (Lärm links, Beifall rechts.) Die Ver⸗ Autorität der Re⸗

14 nung

gerung is Lärm ü

*

. (Erneuter Sie d

hinter der Rechten stehen! Sie (nach links

an die Spitze einer Abwehrbewegung stellen! Steuern zahlen!) Für Deutschland ist die letzt wieder zu Ansehen und Macht zu gelangen. liegen, gibt es lein Zurück, es gibt nur noch ei fall rechts. Zischen links.)

Abg. Mary HZentr.); Der Ruhrkampf ist das Mittelstück unserer ganzen Existenz und unserer Politik. Darum muß ich die 9yywo * 2 104 5 . 5 5 M . derren von links und rechts darauf aufmerksam machen, daß nicht nur die Blicke unseres Vaterlandes, sondern auch des ganzen' Aus ,. auf unsere Debatte gerichtet sind. (Lebhafter Veifall in der Mitte) Da sollten wir alle Schãrse aus der Debatte lassen und . o fühlen wie das Volk an Khein und Ruhr. Dort wird man ö 6 . haben für die Szenen, die sich hier abgespielt . Bustimmung in der Mitte.) Ich will nicht Schuld und Unschuld abwägen, sondern nur bitten, nun wieder in die Bahn 3 2 . ö 5 287 46 7 5 v * si ö einer ruhigen Aussprache zurückzukehren, wie sie durch die aus—

2699 210 Gas * 2 28 . ' ö . . 2 gezeichnete Nede des Abgeordneten Dr. David eingeleitet worden ist. Ich darf beide Teile bitten als Mitglied dieses Hauses, alle Schärfe beiseite zu lassen und sich mehr mit dem Gedanken vertraut 2 v0 io sio s; 2 s ö f zu machen, wie sie sich als Vertreter des gesamten deutschen Volkes zu stellen und wie sie dem Auslande einen geeinten, festen Willen zu zeigen haben. Dazu sind wir da, und in diesem Sinne sollten wir unsere Verhandlungen fortführen. Herr Dr. Davpsd hat in außer⸗ ordentlich zutreffender Weise die Frage in den Vordergrund gerückt, was Frankreich mit seinem unbegreiflichen Vorgehen an der Ruhr , Rhein bez n eckt. Er hat, mit einer Reihe von Belegen be viesen, wie schon seit längerer Zeit das Bestreben maßgebender ra nz sische Kreise nicht auf die Erlangung von Reparationen und Entschüdigungen, sondern auf die Befriedigung von Annexions gelüsten eingestellt ist. Herr Dr. David scheint mir nun nicht ganz

piychologisch richtig die Konsequenzen gus seinen Feststellungen geößogen zu haben. Ich kann seinem Sptimismus micht folgen, wenn er glaubt, das französische Volk stehe nicht hinter der fran—⸗ zösischen Regierung, wenn er meint, daß jedenfalls die französische Arbeiterschaft mit dieser Rey ierung nicht übereinstimme Ich laffe es dahingestellt, aber er übersieht boch, daß auch in Frankreich eine Demokratie besteht, und es wäre doch sonderbar, wenn in einer echten Demokratie, als welche sich Frankreich uns schon seit Jahren vorgestellt hat, ein solcher Widerspruch bestehen sollte. So schmerzlich das für uns alle ist, ich vermisse auch, daß irgendeine Kundgebung weiterer Kreise des französischen Volkes zu verzeichnen wäre, die. von diesem Mangel einer Uebereinstimmung Zeugnis ablegte, einer Uebereinstimmung mit dem, was die französische Regierung an der Ruhr ins Werk gesetzt hat. Wie ist es möglich, daß in unserer kulturell so hoch entwickelten Zeit in einem Lande wie Frankreich, das sich des Besitzes einer besonders feinen Kultur zu rühmen gewohnt ist, ein solcher Umschwung sich zeigt, daß man Handlungen vollführt und ein Unrecht unterstktzt, welches tétfächlich an längst hinter uns liegende Jahrhunderte erinnert, das keine Spur von Kultur zeigt, das ein Raubrittertum und eine Gewaltpolltik dar— stellt, wie es in unsere Zeit längst nicht mehr hineinpaßt. Auch das e ,. Volk, wenn es auf seine Ehre Wert legt, wird sich zu ragen haben, ob es nicht Gefahr läuft, dadurch vor bem unerbitt— lichen Richterstuhl der Geschichte aus der Kultur Europas zeitweilig ausgeschlossen zu werden. Wenn Recht und Gerechtigkeit in so flagranter Weise wie hier an der Ruhr, am Rhein und in Baden verletzt wird, wie kann ein solches Volk dazn kommen, zu billigen, daß nicht nur die Friedensverträge, sondern auch das Völkerrecht, die Haager Konvention und alle maßgebenden Rechtsordnungen derart verletzt werden? Manche der begangenen Freveltaten mögen ja darauf zurückzuführen sein, daß die sranzbsifhen Befehlshaber die Soldaten nicht mehr in der Hand haben, daß das Heer blind seinem Instinkt nach Raub, Mord und Totschlag nachgeht; aber dennoch ist das ganze Vorgehen unerklärlich. In wirtschaftlicher Beziehung hat es für Frankreich absolut wenig Erfolg gehabt, es verspricht eher das Gegenteil. Ich glaube die Mentalität unseres Volkes an der Ruhr und am Rhein zu kennen, und da kann ich sagen, selbst bei Ausbruch des Krieges war von Haß gegen Frank⸗ reich nicht die Rede, wohl gegen England. Aber die Gewalttätig— keiten und das widerrechtliche Vorgehen Frankreichs im Ruhrgebiet hat zwangsläufig Gefühle des Hasses und der Abneigung hervor⸗ gerufen, die früher gar nicht vorhanden waren, und dabei wäre doch überaus nötig, gerade zwischen diesen Nachbarländern ausgleichend zu wirken, und Frankreich gerade wäre zu allererst veranlaßt, auf eine friedliche Vereinigung geistiger, sozialer und wirtschastlicher Art zwischen diesen beiden aufeinander angewiesenen Völkern zu dringen,. Auch in betreff der Verständigung unter den beiderseitigen Industrien hat Frankreich zweifellos nicht den Weg beschritten, der eine glückliche Aussicht in die Zukunft eröffnete. Wie kommt es nun, daß von den Unterzeichnern des Friedensvertrages niemand gegen dieses ungeheuerliche Unrecht auftritt? England und Amerika hätten das Recht und die Pflicht, jeden Kontrahenten auf das Un⸗ recht hinzuweisen, das dem waffensosen deutschen Volk angetan wird. England und Amexika haben das Recht und die Pflicht, ihren Mit— lontrahenten an die von ihm übernommenen Pflichten zu erinnern. Gerade dem deutschen Volle gegenüber war es durchaus richtig, daß der Kanzler ihm den ganzen wuchtigen Ernst der Situation vor Augen geführt hat. Leider Gottes ist es wahr, was der Kanzler gesagt hat: Wir stehen zurzeit allein. (Sehr richtig! Wir haben das volle, feste Bewußtsein, daß wir im Rechte sind. Niemand im ganzen deutschen Volke wird der Reichsregierung den Vorwurf machen, . von ihr Frankreich gegenüber irgendetwas versäumt oder vernachlässigt worden ist. Wir haben die feste Zuversicht ge⸗ wonnen, daß die Reichsregierung in den letzten Wochen und Monaten alle Möglichkeiten beobachtet und benutzt hat. Wir haben guch die volle Zuversicht zum Reichskanzler, daß die Regierung das gleiche auch in der Zukunft tun wird. Deshalb können wir dem Kanzler auch zustimmen, wenn er sogt: die Aufforderung zu Verhandlungen soll jetzt ausschließlich an die Adresse Frankreichs gerichtet werden. (Beifall in der Mitte und rechts. Noch erfreu⸗ licher ist die Tatsache, daß es den Franzolen nun endlich gelungen ist, das deutsche Volk in seiner Gesamtheit sich wiederfinden zu lassen. (Lebhafter Beifall,. An Ruhr und Rhein gibts keine Unterschiede der Parteien und Klassen mehr. Man kennt nichts mehr vom Klassenkampf. Arbeitgeber und Arbeitnehmer, Kauf⸗ leute und Landwirte und Beamte, das gesamte Volk ist einig und gewillt, bis zum Aeußersten durchzuhalten, um das Vaterland zu befreien von denjenigen, die ihm unrecht tun. Mit einem Schlage ist diese Ueberzeugung in der Bevölkerung wach geworden. Stilles Heldentum, würdig großer Taten, die in blusigen Kämpfen getan sein mögen, zeigt sich dort an der Ruhr. (Sehr wahr! Dieser charaktervolle Widerstand ohne irgendwelchen Ueberschwang wird vor der Geschichte anerkannt werden als eine große Heldentat. Ge⸗ horsam und treu gehorcht die Bevölkerung der von Regierung und Parlament gusgegebengn Parole: Diesem nrechkt, das einem waffenlosen Volke mit Waffengewalt angetan wird, kann nur auf dem Wege passiven Widerstandes begegnet werden. Mit Freuden würden ja die Franzosen irgendwelchen gewalttätigen Widerstand begrüßen, um uns erst recht niederzuschlagen. Vorbildlich für unser anzes Volk steht die Rhein⸗ und Ruhrbevölkerung vor uns; sie zat den Anspruch auf tiefgefühlten Dank der ganzen Nation. Diese Kämpfe müssen ausgefgchten werden für den Bestand und die Frei⸗ beit des deutschen Volkes und Vaterlandes. Dank den Beamten! Dank aber vor allem auch der Arbeitnehmerschaft an der Ruhr. (Lebhafter Beifall.) Ein Volksschlag von einer ganz besonders kernigen Gesinnung lebt dort, von dem Bewußtsein durchdrungen, daß an der Ruhr das Herz der gesamten deutschen Wirtschaft schlägt, dessen Schutz in ihre Hand gelegt ist. Mit dem Bewußtsein, ein wertvolles Stück, des gesamten deutschen Volkes zu sein, verbindet sich bei der Bevölkerung der besetzten Gebiete der unauslöschliche Gedanke, frei sein zu wollen. und deshalb wird diele Bevölkerung sich allen Versuchungen und Verlockungen der französischen Gewalt⸗ haber entgegenstellen und treu ausharren. Das ist ein Verdienst der Arbeiterschaft. wofür ihr auch von dieser Stelle Dank ausge⸗ sprochen werden soll (lebhafter Beifall) . Auf der anderen Seite wollen aber auch wir das heilige und ernste Versprechen ablegen, unentwegt festzuhalten an dem passiven Widerstand. Selbswerständ⸗ lich werden wir im Reichstag alles tun, um die Not in dem besetzten

1. 251121 911 p 9 16 die Ausgewiesenen ü und ich bin uber ufgenommen werden, wo sie uns keine Ueberspannung reues Aushalten zum Bes

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prochen Hli ; Zeiten nähren wilde Gerüchte. Der Spionageerlaß des Reichspräsidenten richtet sich vielleicht auch gegen die Verbreiter wilder Gerü Beispielsweise ist das Herücht verhreitet orden, d Industrie habe durch eine Abordnung dem Reichswirtsck minister erklären lassen, daß sie außerstande sei, unter den en Wirlschaftsverhältnissen noch länger Fu existieren und daß sie daher dringend zu Verhandlungen rate. Ich bin von der sächfsischen Industrie ersucht worden, zu er⸗ klären, i

2 5. 8 1 2 1 1 : Mitteilung des Berliner

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daß diese itung „Le

Hört! Hört!) schematischer Repressalien, aber gegenüber den Verbreilern solcher Gerüchte wäre doch wohl eine Warnung am Platze, daß sie nicht ungestraft auf die Dauer innerhalb unserer Grenzen verweilen dürfen.“ hafte Zustimmung Ebenso Fefährlich si itt

zu Ohr getr . l die na lanische Flagge gehißt haben, um sich in der utz de Staaten zu stellen und sich damit materiellen Opfern zu entziehen Diejenigen, die solche Gerüchte nachsprechen, möchte ich auf hr Verantwortlichkeitsgefühl hinweisen. Sie treiben damit einen Keil hinein in eine Geschlossenheit, die ihren Eindruck nicht ver fehlt hat. 33 0 se Zei er

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Gott sei Da 4 it uns diese Zeit gezeigt, daß in der Wi ft das merkantile Denken ganz zurückgetreten ist hinter das nationale Empfinden. Auch diese Mitteilung ist erfunden. In bezug auf eine Verständigung mit Frankreich besteht zwischen neiner Harte: und dem Reichskanzler kein Gegensatz. Ueber das Wort. läßt sich streiten; kein vernünftiger Mensch widerstrebt der BVerstandigung mit Frankreich, aber Frankreich hat alle Voraus— setzungen dafür zu schaffen.

ĩ M 1 Ich, würde mich freuen, wenn wir denjenigen französischen Staaismännern trauen könnlen, die uns

immer versichern, daß sie niemals an Annexionen und Eroberungen gedacht hätten. Das ist ein Spiel mit Worten, denn für uns handelt es sich um die Abtrennung von Gebieten Deutschlands; ob das eine offene oder verschleierte Annezion ist, ist gleichgültig. Dafür sind uns als Garanten moralisch und völkerrechtlich ver⸗ pflichtet die Nationen, die den Vertrag von Versailles unter⸗

Den . 5. 16 14 . I ö. N schrieben haben, und auch die inlell(kluellen Urheber des Ver—

trages, auch wenn sie ihn nicht unterzeichnet haben. (Sehr wahr!) Vor vierzehn Tagen hat der General Castelnau im „Echo de Paris“ offen auf die alten Bestrebungen Frankreichs hingewiesen, ein Glied von Deutschland loszulösen; er sagte nach bem Einmarsch anz offen: was uns der Waffenstillstand und der Friede von Versailles nicht gegeben hat, soll uns jetzt der Besitz der Ruhr geben; dann haben wir die Hand an der deutschen Wirtschaft. (Sehr wahr!) Dentschland ist militärisch entmannt, ist politisch entmannt, wir wollen, daß es nun auch wirtschaftlich entmannt wird. Anfangs sprachen die Franzosen noch von einem wirt— schaftlichen Diktat gegen Deutschland, jetzt aber spricht man über⸗ haupt nicht mehr von Kohle und Holz, sondern nur von der „sécurité, Frankreichs. Castelnau sagt: wenn die deutsche Regie⸗ rung Verhandlungen einleiten wollte und die Räumung des Ruhr⸗ gebietes verlanot, dann wind es die Antwort bekommen: j'y suis, jy reste. Deswegen ist es abwegig, den Einmarsch in das Ruhrgebiet als eine wirtschaftliche Frage anzusehen. Es ist die größte europäische Frage der Gegenwart. Bei dem Einmarsch spielt der Begriff „Waffenkammer“ für das Ruhrgebiet eine große Rolle. Nach dem, was die Deutschen erdulden müssen, kann wohl kein Zweifel mehr in der Welt herrschen, daß wir entwaffnet sind. (Sehr wahr!) Damit erledigen sich alle Phrasen von einer Bedrohung Frankreichs, die zur Begründung des Einmarsches angeführt werden. Nie hat Napoleon eine solche Macht in sich vereinigt wie das Frankreich der Gegenwart, und wie er, unterliegt Frankreich heule wieder der Verfuchung, sich über die Seelenstinimung der unterworfenen Völker hinweg zusetzen. Die Waffenkammer an der Ruhr ist offenbar nach der Meinung einzelner als Etappe gedacht für Taten, die sich nichł gerade auf. Deutschland zu eystrecken brauchen. Fest steht nicht nur der wirtschaftliche, sondern auch der finanzielle Mißerfolg der Ruhraktion. Ich habe Grund anzunehmen, daß die Ausgaben deg ersten Monats für das Ruhrunternehmen bereits 132 000 099 Franken betragen. (Hört! hört!! Der tschechoslowakische Außen⸗ minister Dr. Benesch hat ja schon ausgesprochen, daß die gesamten Staatseinnahmen Frankreichs in den nächsten Jahren gerade hin— reichen würden, uüm die Zinsen seiner Verbindlichkeitem auf⸗— zubringen. Deshalb müßte die französische Oeffentlichkeit noch mehr darüber aufgellärt werden, daß es die nötigen finanziellen Mittel von Deutschland hätte haben können, statt daß sie jetzt in ein solches Abenteuer gesteckt werden. Sehr richtig!) Heute ist klar, daß eine Annexion des Rhein⸗ oder Ruhrgebiets eine Unmöglichkeit ist. Die Hinneigung der Bevölkerung zu Frank⸗ reich ist eine Lüge, das hat das Verhalten der Männer an der Ruhr bewiesen, und dafür danken wir ihnen. (Beifall.) Angesichts der französischen Brutalitäten entsteht vielmehr ein berechtigter Haß, der vorher nicht bestanden hat. Wenn Frankreich das deutsche Volk gewinnen wollte, hatte es die besten Mittel in der Hand, als es zerschlagen und zermürbt am Boden lag. Frankreich sieht. daß es in eine nie erwartete Föolierung hineinkommt. Die französische Presse sieht darin einen Ersolg der dentschen Propaganda. Nein, das ist nur die Folge des französischen Verhaltens selbst. Denken Sie nur an die Senatsrede Poincarés vom 11. Januar. Dort sagte er: Deutschland hat Kohle, aber man zieht es vor, sie uns nicht als Reparationsleistung zu liefern, man will nichts tun, die Sache in die Länge ziehen, weder einen Centime in bar noch eine Unze in naturg liefern; und das sagt Poincaré in demselben Augenblick, wo Frankreich die Reparationskohlle ins Ausland ver⸗ kauft! (Sehr gut! Einerseits sagt man, die deutschen Industriellen wollen nicht liefern, und wenn die deutsche Regierung amtlich ankündigt: die Herren Stinnes und Silverberg sind bereit, nach Paris zu kommen, dann sagt man: Ja, diese Kohlen sollen aber nicht für Reparationen geliefert werden! Das ist nichts weiter als die Absicht, uns in den Augen der Welt ins Unrecht zu setzen. (Sehr wahr!) Und Poincarés fährt fort: Es gibt kein Volk, dag so weit vom Siegestaumel entfernt wäre. (Lachen) Ich weiß nicht, ob Poincars nach dem, was geschehen ist, die Stirn haben würde, das noch einmal zu wiederholen. (Lebhafte Rufe: Jawohl!) Wie weit ist Poincars Herr seiner Politik. wie weit Sklave des Bloe national? 2650 000 Franzosen haben durch Unterschrift verlangt, daß Deutschland auf Grund des Versailler Vertrages nicht das Recht zu ziviler Luftfahrt eingeräumt werde. Das geschah, ehe irgendeine „Verfehlung“ festgestellt war. (Hört, hört!) Die ganzen „Ver⸗ fehlungen“ werden überhaupt nur nachträglich konstruiert zur ? gründung der längst beschlossenen Maßnahmen. Von dem Mini⸗ mum loszukommen, das Frankreich nach dem Ausspruch Poincarés erreicht hat, darum geht der Kampf. Und das müssen wir ver— hindern. In diesem Kampf gibt es überhaupt keinen Sieg, sondern nur eine Entscheidung darüber, in welchem Lande mehr Wirtschaftsgüter vernichtet werden. (Sehr richtig) Der Kampf ist ungleich, aber trotzdem glaube ich, daß Frankreich bisher wird schaftlich schwerer gelitten hat. In diesem Kampf wird uns aller dings das Gerede von Verhandlungen“ nicht weiter bringen. Nötig ist dazu vielmehr die Einsicht Frankreichs, daß es seinen Wider- stand gegen die gebotene Wiederaufnahme internationaler Vera handlungen aufgeben muß. Leider haben wir aber eben wmäieder erst aus dem unde des englischen Ministerpräsidenten hören müssen, daß Frankreich eine Vermittlung als feindseligen Akt auß

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