d , rr.
amts zum Gebrauch in allen der Aufficht der Bergbehörde unterstehenden Betrieben zugelassen:
a) Bezeichnung des Zündmittels. Feuersicherer elektrischer Moment⸗ zürder mit Papphühlse;
b) Hersiellunge ort:; Fabrik in Köln- Niebl oder in Porz und Hoch⸗ freuz bei Köln oder m Kamen i W
e) Beschaffenbeit des Zindmittelt: Die Zünder sind Aufsteckiünder. haben sesten Zündtopf und werden. soweit sie für den hiesigen Veiwaltungsbesirrk in Frage fommen, als Brückenglüb⸗ und Spaliglübzünder angetertigt. An Stelle des bisber benutzten Schwesels ist zur Erzielung einen wöglichst großen Feuer2 sscherheit eine als . Vergußmasse Nr I7 bezeichnete Verauß⸗ masse zur Verwendung gelangt. Die inneren Züũnderteile werden zur besseren Jjolierung ver dem Eingießen in die Parpkülse noch in eine ‚Vergußmasse Nr. 21 getaucht und Fadasch mit einer Schutzichicht überzogen. Die Papphbülse und die Papierumwicklung der aus verznttem Einen bestebenden Zünderdiähte sind mit einem Fenerschutmittel imprägniert. Zur Jöolterung und zum Schutze gegen Feuchtigkeit und Wasser
fit außerdem die Papierumwicklung der Diähte mit einer von der Fiüma mit „‚Nilignit' benannten Masse gettänft; Rejondere Bedingungen: Die Zündmittel lönnen auch für schwach geladene und besetzte Sprengichüsse mit geringer Vor⸗ gabe verwendet werden, bei denen durch Anwendung gewöhn⸗ sicher Zünder eine Entzündung vorhandener Schlagwetßter möglich sein würde
Breslgu, den 3. Dejember 1925.
Preußisches Oberbergamt. Fischer.
Bescheid über die Zulassung von Zündmitteln.
Der Firma Vereinigten Zünder- und Kabelwerke A.-G. zu Meißen wird hiermit für den Bezirk des unter— zeichneten Sberbergamts das nachstehend bezeichnete Zündmittel um Gebrauch in den der Aufsicht der Bergbehörde unter— 22 Betrieben zugelassen: a) Bezeichnung des Zündmittels: Sprengluftzündschnur der Sprenglustgesellschast m. b H in Berlin b) Peistellungs ort: Fabrik der Veieinigten Zünder und Kabel werke A⸗G. in Meinen i. Sa e) Beichaffenheit des Zündmittels: Pulverseele besteht aus gleich⸗ mäßigem, seingekörntem Schwalwulver und ist mit 19 dicken Fäten Jutegarn unsponnen. In ihrer Mute befindet sich ein aus gesbem Baumwollgarn hergestellter Serlr maden. Die Umspinnung bestebt aus 6 Fäden Baumwollgarn und ist mit Kreide und Leim impräaniert. Die eiste Ueberspinnung bestebt aus 8 dicken Jutesäten, die zweite Uebersrinnung aus 8 weinen Fäden und einem schwarzen Faden Die erste und zweite Ueberspinnung sind kräftig mit Leim imprägniert. Bejondere Bedingungen: Die Zündichnur kann zum Sprengen mit flüssiger Lust benutzt werden sosein mutels Zündichnur⸗ anzündemrs gezündet wird. Sie ist auch zur Verwendung an Betriebspunkten geeignet an denen Schlagwetter au'tieten. Jur Vermeidung von Versagein bedarf sie einer nockenen, sachgemäßen Lagerung. Breslau, den 3. Dezember 1925.
Preußisches Oberbergamt. Fisch er.
—
Bescheid über die Zulassung von Zünomitteln.
Der Deutsche Cahücit⸗Werke A.-G. zu Gngschwitz bei Baußen werden zum Gebrauch in den der Aufsicht der Vergbehörde unterstehenden Betrieben für den Bezirk des unter⸗ zeichneten Oberbergamts die nachstehend bezeichneten Zündmittel zugelassen:
s) Bezeichnung des Zündmittele: J. Einiach weiße Zündschnur, 2. Doppelt weiße Zündschnur; b) Herstellunge ort: Fatrik Gnaschwitz; e) Beschaffenbeit der Zündmittel:
Bei a I und a D besteht die Pulverseele von randem Quer⸗ schant aus gleichmäßigem, feingekörntem Schwar wulver und ft in beiden Fällen zuerst mit dünnem Papier und darüber mit 8 dicken Fäden Jutegain umsponnen. Seelensaden aus gelbem und blauem Baumwoll aden ;
Bei a 1 besteht die Umspinnung aus 6 Baumwoll säden und ist mit Leim und Kreide imprägniert. ;
Bei a 2 beneht die Umspinnung aus 6 Jutefäden und it mit Teer impiäanteit. Die Ueberspinnung bestebt gut j0 Baumwollfäden und ist mit Leim und Kieide imprägniert;
a) Besondete Berinaungen: Die Zändichnüre bedärsen zur Ver—
meidung von Spattetonationen und Venagein einer trockenen, jachaemäßen Lagerung. In Schlagwettergruben und zum Schießen mit flüssiger Lust dürfen sie nicht verwandt werden. Breslau, den 7. Dezember 1925. Preußisches Oberbergamt. Fischer.
—
Bescheid über die Zulassung von Zünd mitteln.
Das Zündmittel: Feuersicherer elektrischer Mo—⸗ mentzünder mit fest aufgesetzter Sprengtapsel der zi Linke Spandauer Zünderwerke G. m; b. H. in Spandau wird hiermit für den Bezirk des unterzeichneten Oberbergamts zum Gebrauch in den der. Aufficht der Bergbehörden unter⸗ ie n, Betrieben zugelassen.
X Nähere Merkmale des Zündmittels.
Seistellende Fama: R. Linke, Spandauer Zünderwerke G. m b. O: ;
Sitz der Fuma: Spandau b Berlin;
Serftellungeort: Fabrik in Spandau; . . Bezeichnung des Zͤndmittele: Feunersicherer elektrischer Mo⸗ mensünder mit sest aufgeletzter Sprengtaplel; .
Reschaffenbeit: Fräckenglübzänder mit losem K von grauer Schießbaumwolle; die Verbindung der Zünderdähte mit der Sprengtapsel ist durch zwei übereinanrergesteckte Blei⸗ röhrchen kergestellt, um welche die Zünderbühse duich Ein⸗ rüden einer Jiut festaevreßt ist: mwischen Kapselbalse und Reit obrdichtung befindet sich eine dünne vachschicht; die Glůh brücke ist von einem Pprovapieisttenen umschlossen; die Zäntewiäbte sind mit zwei ie D mm bieiten, durch Spandauer klammen o- imprãgnierten Pavierstrei ien umwickelt und an der Eintüttestelle in die Zünderbülle mit Schellack isoliert.
B. Verwendungsbereich:
Gesamter Bergbau des Oberbergamtebe irks Dortmund; das Zändmintel tarf aach sür ichwach geladene und besetzte Sprenaschüsse abe verwendet werden, bei denen durch Inwen dung Schlagwetter Vermengung in Sieinkohlengruben muß die
mit geringer Korga et m gewöbnlicher Zünter eine Entiũndung möglich lein würde. Bei Päalse der Sprengfapsel aus Kurer besteben. Dortmund, den 7. Dezember 1925. Preußisches Oberbergamt. Overthun.
vorhandener
a —
Nichtamtliches. Teutsches Ric. Uebersicht
der Einnahmen! des Reichs an Steuern, Zö
len und Abgaben für die Zeit vom 1. April bis 309. November 1925.
— —
— 1 — —
Bezeichnung der Einnahmen
Im Entwurt des Neichs baus halts. vlans ist die iͤm Monat vom 1. April 1925 Einnahme für das
Nechnungsiahr
November 1925 ung ond 30 November 19285 veranichlagt auf
ö. Aufge kommen sind
2
Reichsmark P.. Reichsmark ] Pf. Reichsmark 3 4 5
Einkommensieuer: a) aus Lohnabzügen ,
e) andere 295 .. Körverschattsteuer ?). Kapitalertragsteuer .. Vermögensteuer. Vermögenzuwachssteuer Erbichaftsteuer ... Umsatzsteuer:
a) allgemeine.
Grunderwerbsteuer ).. Kapitalverkebrsteuer: a) Geiellichait teuer.. p) Werwaviersteuer .. ÿBörsenumsat teuer. d) Aufsichtsratsteuer. Börsensteuer: 9 Börlenbeluchsteuer .. b Börsenzulassungessteuer Kraftfahrzeugsteuer ..... Versicherungesteuer J Nennwett⸗ und Lotteriesteuer: a) Totalijatorsteuer) . 3 andere Rennwettsteuer c) Lotteriesteuer Wechseisteuer. Be sörderungssteuer: a) Personenbe förderung b) Güterbeförderung ..
RbeinRubr⸗Abgabe:
Betriebs abgabe: b) Landabgabe
y Tabaksteuer:
a) Tabaksteuer .
4) Nachsteuer
Biersteuner .
x —
Essigsäuresteuer . Weinsteuer . Salzsteuer . Jundwarensteuer. Teuchimittelsteuer Svielkartensteuer Statistijche Gebühr Aus dem Sußstoff mo
9 9 9 9 4 , 9
— 0 0 2
1opo
C 0 0 4
—
Steuerüberleitungè geletzes sind erstattet
b) Steuerabzug vom Kapitalertrage.
Steuer zum n,, bei Schuldverschreibungen bligatlonensteuer) .
Zuckersteuer ..
Aus dem Bianniweinmonopol 8
2 1 2 2 1
b) Deisteller⸗ und glieinhandelssie ner
a) von Einkommensteuerpflichtigen. b) von Körperschaftsteuerpflichtigen . c von Kraft sahrzeugsteuerpflichtigen.
a) Arbeitgeberabgabe .
o oo 9 o 2 — 0 9 9 9 —— oo 9 2 2 ü 27227212 o o o
C. Sonstige Abgaben. Brotversorgungs abgabe.
zablungen und an den Kommissar jür die veipfsändeten Einnab erstaltei: Jos 77,7 RM im November 1820, 2 66tz htz 23
1037 106 —
vember 192. — “ Hierin ist die von Landesbebörden Berlin, den 14. Dezember 1925.
A. Besitz und Verkehrsteuern. a) Fortdauernde Steuern.
— —
* d 9 9 0 9 9 4
9 8 9 2
8 9 9 9 9
o eo o o o o 0
2 8 89 92
27 8 2 22
e 2292 e 2 e 8 2 , an
Summe a.
‚. b) Ginmalige Steuern.
Summe b. Summe A.
n. Zölle und Verbrauchsabgaben. a) Verpfändete.
5 * * 2 2 2 1 8 9 28 9 9 * *. 2 8
b Mate nalsteuer seinschl. ilusglelchistẽuer' c) Tabakersatzfloffabgabe.
9 9 9 9 9 60 9 9 9 * . 9 89 9 9 9 9 2 m , . 9 2 2
* *
Summe Summe B.
ß
118 053 051 2135 492
988 917 726 h3 405 66K 33 402 795 bog 17077 419067! 136 361 264
— 1387 — 688 60 615 243 149 072 589 42
1963062 19117 842
96 25 207 1002370882 D 061 732 60 924 203 120 000 000 2 188 248 25 114 286 10 000 000
2393 486 28 298 122 40 000000
183 990 4682 550 4000000 1763699 31051131 6 000 000 12 876 344 —
— 1815 — 15090 45 491 726 280 925 780
15 954 683 11 661 653 21777332 0 203 490
129 505 969 103 519349
1 700 000 oo zoo ooo ooo doo ho ooo
zb Cho ooo
1 380 Cos oy
60 000 000 30 000 000
10 000 000 20 0060000 d0 000 000
130 000 000 52 000 000
3 479 473
15 456 029 13 242 909
Summe C...
Im ganzen ..
BD. Aus dem Mehrertrage von Steuern, Zöllen und Abgaben..
Röhr in der Zeit vom J. April bis 30. November 1828. — 5) Au
372 8 l 006 3 477 493 79085 4 663 000
I66 758 317 308 5462
17012 309 488 9 364 — 139434
3513621 33 436 441 66 000 000
1293 11 433 * 3584 ät *I H
377 146 507 3 h20 797 140 4729 000 00)
373 630 642 356 050 000 395 897 577 3536 543
22 247
3 590 036 157 390 613 184 777 956 85 979 821
53 063 108
57 046 815 200419 1815 1885391 D 685 338 19791163 13 225 873
60 200 0090
185 000 0090 174 009000 ho 0990 909
1890 902 925 1201 620 539 1426200009 1400009
59 bo00 0909 9100 09
3 000 009
6 900 000 800 O00 10000090 1790069
1798305 52 048 089 3513 190 6 272 981 5 491 294 1001678 1752457 748 439
232 413 6 328 879 80 t48 631 036 1054222 80 199 201 887 81 424
8 699 702 72 2339 437 g ho0 ohh
1899 b93 527 1274159 96 1614 750000
50043 610 387
619 887
bh oim3 73
In den Beträgen unter A bis Qmitenthalien 100 000 090
6 343 700 000
gs 790 178 6h Is os os 34
1 Einschließlich der aus den Einnahmen den Ländern usw überwiesenen Anteile usw. und der an den Generalagenten tür Revarations⸗ men abgellesersen Bettäge — *) Auf Grund des Steuerüberleitungègeletzes sind
Grund des
MM ö im Isoveinber a5. 2 187 395,70 RM in der Zeit vom 1. April bis 30. No— erhobene Grunderwerbsteuer nicht enthalten.
Reichsfinanzministerium.
. —
. Ueber licht über die Geldbewegung bei der Reichs hauptkasse für November 1925.
— —
November 1925
April bis November 1925
Reich
5 marf
1. Einzablungen.
a) Allgemeine Finanzverwaltung (Steuern Zölle, Abgaben) obne die veryvjiändeten Zoll und Stener⸗ einnahmen ür November 18209.
b) Sonstige Einzablungen
Summe der Einzahlungen
I Auszablun gen. a) Allgemeine Reiche verwaltung ein⸗ schließlich der Kriege lastenausgaben b) Steuerübemweisungen an Lander und Gemeinden J e) Reparatione zahlungen.
Summe der Auszahlungen
bod 207 6493 5 g48 709
4754 1594 593 tz] 482 012
htl 1a 35
4 u4 d tz gz i8
350 bI6ß 6h
212 850 576 42 836d 3435
3177 193 986
1740925102 149 341 185
hin 72727 784
h stz7 atz 87]
Müuhin Zuschuß bedarf
a8 116 a2
21 dza 233
III. Stand der ichwebenden Schuld am 30. November 153295. Reichsmark
1. Zahlunge vervflichtungen aus S chatzanweisungen und Schatzwechseln J . 18631 200 2. Sicher beiteleinlungen mit Schatzanweisungen. , und Schatzwechseln. .. ; 231220 70 974 7090
Summe 111 ..
Erläuterungen: . 1. Das Gesamtauftommen an Steuern und Zöllen betrug im Nenne, rd. 536,8 Mill. RM, hiervon sind im Laufe des November noch nicht an die Reichshaupttasse gelangt: . die vempfändeten Zölle usw. mit .. w. 1609 ᷓ ; bleiben. d D 7 Mill. Mä
Dazu kommen die vom Kommissar für ver⸗ pfändete Einnahmen im November zurũck⸗ Überwiesenen Beträge aus dem Monat Oktober 1925 mit . w iin ö Mithin betragen die Einzahlungen td. Dog, Mill. RM 2. Die Steigerung der „lonstigen Einzablungen ist aul die Vereinnahmung emes giößeren Teirbenages aus der 2. Silbermünzen⸗ prägung zurückzuführen . 6 den RBerichtemonat fallen 24 Jabltage, so daß sich bei den Einzablungen ein Tager durchschnitt von 1. 23414 Mill.. bei den Au ⸗ zahlungen ein soicher von 20,4 Mill. RM ergibt.
—
Dentscher Reichstag. 1358 Sitzung vom 15 Dezember 1925. Nachmittags 1 Uhr. (Bericht des Nachtichtenbũros des Vereins deutscher Zeitungsverleger)
Präsident Löbe eröffnet die Sitzung um 1 Uhr 20 Minuten.
Die am Montag abgebrochene Beratung der Anträge auf Erhöhung der Beamtengehälter wird sortgesetzt. Abg. Groß Jentr) betont die Notwendig keit aufklärend auf
Re aufgewichlten Massen der Beamten einzuwirken. Die jetzt ibliche Art der Beamtenpelitik, z B. die öffentlichen Demonstrat onen, sei nicht 4 Sie trage nicht dazu bei, das Ansehen und den Einfluß des Beamtenst andes zu heben urd die rechtlichen Grund⸗ en der Beamtenschaft zu festigen und zu sichern. Gustimmung.) Ne en, , einer vierköpfigen Familie komme Kur für einen kleinen Prozentsatz der Beamtenschaft in Frage. Im
anuar habe der Rachtfinanzmenister von Schlieben die Nohwend g. eit eines 1 Ausgleichs der Beamtengehälter anerkannt. Es sei aber bis heute nichts gescheben, nur Versprechungen seien gemacht, aber nicht gehalten worden. Da sei es schon besser, keine Ver⸗ sprechungen zu machen und den Beamten keine trügerischen offnungen u erwecken, sordern klar zu fagen: Es gibt nichts! Der Redner tritt 3 den von ihm eingebrachten Antrag eing der gerade die am meisten tot leidenden, die ,, . besonders berücksichtige. Der gintrag Morath, der den oberen Beamtengruppen möglichst viel 66 wolle, bedente eine vom sozsalen Standpunkt nicht zu ver. eidigende Polittk. Würden aber die Ueberschreitungen in den oberen Gruppen ausgeglichen, dann könne von unsozialer Wirkung nicht mehr gesprochen weiden. Dee eigentlichen Gründe für zie ablehnende 86 möchte man hier nicht gern angeben. Die Argumente der
deichẽbahn für die Abwürgung der Gehaltserhöhung seien nicht stich. 2 Sie sollte die Leistungszulagen zur Erhöhung der Gehãlter und Löhne benutzen, eine Tarlferhöhung sei dann nicht notwendig.
em demokratischen Antrag auf Nicherschlagung der den aus gewiesenen Beamten gewährten Darlehen schlösse seine Partei sich an. Gine gemeinsame Aktion des Reichstages zur Regelung Der Beamtengehaͤlter haätke einen viel besseren Eindruck gemacht. Im übrigen legten die Beamten ihre Bezüge ja nicht auf die Sparkasse, sondern führten sie unmittelbar der Wirtschaft wieder zu.
Abg Steinkopf Soz.): Der Abgeordnete Morath hat 4 Antag unsozial genannt. Ich kann es nicht für sozal halten, a rr Morath guch die höheren Gruppen berücksich! gen will. Im Sommer 1924 ist der Antrag auf Besserstellung der Gruppen 1 bls Vl nicht von Herrn Morath, sondern vom Zentrumabgeordneten 23 ausgegangen; Herr Morath hat also die damalige Auf · befsernng nicht herbeige fährt. Der Reichskanzler Barter hat nicht den Enn ang einer Beamtendeputation abgelehnt., sondern er war nicht zu Hause, und die Deputation sandte darauf einen Brief an die Reichsregierung. Wenn Hert Morath das Geld hat allen Beamten zu helfen, dann nur zu! Versprechungen sind der Kamen von der deutschnattonalen Regierung Luther immer, gemacht aber nicht gehalten worden. Die Beamtenschaft hat kein Verständnis dafür, wie man in dieser Zeit die Fürstengeschlechter abfinden will. Der Minister Schiele ist wie jeder Beamte bei seinem Ausscheiden nach seiner Militärzeit gefragt worden. Wenn er auf die ension verzichten wollte, hatte er das sofort tun miüssen. Es fragt, sich guch, wann Herr Schiele die Pension wicCer aum mmt; geh h kann sie ihm ja nicht vorenthalten werden. Die Reichsbahn sollte, ihren Beamten in ganz anderer Weise entgegenkonunen. Wir stimmen für den ö zumal er den Kriegsbeschädigten am besten Cech wird. Die Wiederaufnahme des kommunistischen Antrags at när ggitgtorische Bedeutung. Die Anträge auf Vorlegung einer Denkschrift über die Ministerpensionen müssen einem Ausschuß über⸗ wiesen werden. ; .
Abg. Lucke ¶ Wr Hbaftl. Vereinig. : Seit 1. Juli 1913 ist nur einmal eine Aufbesserung der Gehälter durch den Teuerungs⸗ Bil vom Dezember 1924 erfolgt. Da kann die Notlage der Beamtenschaft nicht bestritten werden. In der Inflationszeit konnte immer durch Notendruck geholfen werden, jetzt müssen wir uns nach en Deckungsmittieln der Reichsbank richten; aber der Notlage Ter Beamten muß bg bes fen werden, wenn auch zu berücksichtigen ist, daß unser ganzes Volk verarmt ist. Was jetzt den Beamten gegeben werden kann, ist nur ein Tropfen auf einen heißen Stein. Ein Unrecht ist es, wenn man die Gruppen VII bis XIl unberücksichtigt läßt. Auch der Antrag Leicht will nicht über die Gruppe VI hinaus-
en. Der Reichstag muß dazu kommen, allAen Beamten bis
9 * XII eine Beihilfe zu geben. Das beste Abhilfsm tel für die Notlage würde der Preisabbau sein. Daran kann den Beamten nichts liegen, daß ihnen mit der einen Hand gegeben, mit der anderen wieder genommen wird. (Ruf: Bauen Sie do ab)) Es gibt Mittel für den Preitabbau, nur muß man zu allererst bei dem Reichs hauchalt anfangen. In der Stadt Plauen mit hurderttausend Ein— wohnern waren 1913 6g Beamte, heute Her 900. Wir wollen, daß endlich Ruhe in die Beamtenschaft hinesßkommt, Wir wehren uns dagegen, daß dee Regierung die Beamten auf die Selbstorgani ationen verweist. Diese Organisationen haben dieselben Unkosten wie ein Pr vatgeschäft. Tausende von Beamten geben jetzt noch auf die Se. im Interesse des Staates muß das anders werden. Das Beru eamten kum ist ein Stück des Staates. Wir wollen keinen brutalen, sordern einen organischen Personalabbau, durch den nur die wirklich überflüssigen Beamten abgestoßen werden Der Staat hat die Pflicht, seine Beamten hinreichend zu bezahlen.
bg. Dau er (Bayer. Vp): Wir appellieren an den Perstand
und lehnen eine Beamtenpolitik, wie sie bier getrieben wind, ab. Wir geben unsere Zustimmung, wenn ein gangharer Weg zur Aujsbesserung funden wird, aber dies scheint unmöglich zu sein Die vernünftige Beamtenpolitik besteht nicht in der Ginhringung aller möglichen An. träge, sondern in der Aufbringung der Mittel, Die gemeinsame Not muß gemeinsam getragen werden. Die Reichebahn treibt ein rück⸗ y, . ESparsystem gegenüber dem Publikum und ihren Beamten.
die Verteilung Fer Zulagen an dä Reick sbahnbeanten muß korrum . pierend und verheerend auf den Heamtenkörber wirken. Das muß einmal offen gesagt werden. (Sehr richtig) Bon dem Preisabban würden die Beamten mehr haben als von Gehaltserhöhungen, die durch Preissteigerungen dech wieder genommen werden. Herr Stein⸗ kopf hat mir einen Umfall vorgeworfen, weil ich den Antrag Leicht mi tunterschriehen habe. Ich bin immer belehrbar gewesen und er⸗ innere Herrn Steinkopf an das Wort; „Das sind die Weisen, die durch Irrtum zur Wahrheit reisen.“ (Heiterkeit. Der Antrag Leicht geht in se ner Tendenz vor allem dahin, den Verheirateten zu helfen. Beschluß des Dauchalteausschusses hat die Reichsregierung, für un. annehmbar erklärt, weil er der künftigen Regelung borgreift, Wir würden es bedauern, wenn an dieser Formalität die Aktion scheitern wiücze., und deshalb hat die Barherische Volkspartei ihren Antrgg el n. der ungefähr dieselben Mittel anfordert wie der Ausschuß— antrag.
bg. Dietrich-Franken (Völk) erklärt, daß für diese Reichs= tagsperhandlungen das Wort gelte: „Viel Lärm um nichts“. Was man jetzt den Beamten geben wolle, sei noch nicht die Hälfte von dem, was gefordert würde. Die Beamlenschaft werde das nicht verstehen. Der Redner kritisiert dann die Leistungszulagen bei der Reichsbahn, Hie man nur als Bestechungszulagen bezeichnen könne, Die Beamten⸗ schaft habe auch kein, Verständnis für die Riesengehälter, die in staat⸗ lichen Werken an Direktoren gezahlt würden, Unpeiständlich sei auch. wie man dem Minister Schiese einen in friedlicher Etappe verübten Heeresdienst als Beamtendienst ahre habe anrechnen fönnen, damit er (ine Pension von zehntausend Mark erhalte. Der Fall Schlele sei be⸗ sonders schmerzlich, weil die damalige deutschnationale Qpesition 6 in der Jef der Barmat-Kutisker, Affaren die erste Pflicht ge= abt hätte, ihre Weste rein zu halten. Wenn Schiele nach längerem Zögern auf Fe Pension verzichtet habe, so sei es bedauerlich, daß er es örft getan habe. nachdem die Angelegenheit in der Oeffentlichkeit er hrtert worden fei. Wenn er (Redner) Vorsitzender der Organisation
Mit Ausnabme der durck Sperrdruck bervorgebabenen Reden zer Herren Minister, die im Wortlaute wiedergegeben sind.
der Kriegebfinden wäre, wörke er es abgeleh nc baben, seine Organi- sation als Reinigungsanstalt der Deutschnat onalen benutzen zu laffen. Der Redner derwahrt fich dagegen, deß mag die Beamten. schaft mit den Erwerbslofen gleichstelle Man sollte nal die Minister in Gruppe LTV eimteiben, dann würden sie mehr Verstäm nis für die Peamienzckost zeigen. Die Regierung babe wur nech Ver= fländnis für die Forderungen der Entente, nicht mehr für die Forde. rungen des deutscken Volkeg. Sehr merhpürdig sei es gewesen als der Abgeordnete Laverenz dem Minister Schlieben den Dank seiner Partei aus esprocken habe. Wofärd? Velleicht dafür, Faß er die Beamtengebal ter wenigstens nicht berabeesetzt babe? Werler habe Schlieben doch nichts geleiftet, daß man ihm danken könme. Der Geist Schlicbens sel in Luther nun weder auferstanden. Der Redner be⸗ gründet dann die volkischen Anträge und erklärt, daß eine Deckung durchaus vorhanden fei. Der Dawes ⸗ Plan sage ausdrücklich, daß Deutschlands inne ze Bedürfnisse gewährleistet werden migen. Um die nolwend igen Mittel zu besckaffen, wäre alsg einfach eine Anpassung der Rexaratonsleistungen notig gewesen. Dee steigenden Dawes⸗ Leistungen gründeten sich auf einen wachsenden Wohlstand des Volkes. Döefer Wohlstand sei nicht erreicht, urd man sollte einfach die o Millionen Dawes Zahlungen aus dem Etat streichen. Hier kõnrre sich einmal der biel gcbrieseng Locarnogeist zeigen. Der Redner be⸗ lont zum Schluß, daß die Feamtensckaft die stärkste Stütze des Staales sei Regierung und Parteien sollten das nicht vergessen, sonst könnte sich die Einstellung der Beamten zum Staate in grundlegender Weise andern
Abg. Tie dt (Komm) weist es zurück, daß die Kommum sten sich bei ihren Anträgen vom Agltasionsbedürfüis leiten ließen. Die Wünsche der Kommunisten seren angesichts der großen Notlare äußerst besckeiden. Am schlechtesten behandle man die Krieg cbeschädigten und Hinterbliebenen. Die JIchresrente ven 430 009 1, die allein der Herzog von Coburg bekomme, könnte zur Befriedigung von achtzig⸗˖ tausend Kriegerwitwen benutzt werden.
Reichskanzler Dr. Luther ergreift das Wort. Seine Rede wird nach Eingang des Stenogramms veröffentlicht
werden. Es folgen dann die Ab stim mungen. Nach Ab⸗
lehnung der kommunistischen 6 wird zunächst durch Auszählung ein Antrag Dr. Fri (völk) mit 209 gegen 138 Stimmen angenommen, der folgenden Wortlaut hat:
Die Reichsregierung wird ersuckt, mit Rücksicht auf zie Not⸗ laae der Beamten, die infolge Scheiterns der Preissenkunasaktion der ReRerung sich ins Unertrgalicke, aesteigert bat. Inderzüa ch eine neue, umfassende, auf Grundlage eines ausreichenden Existenz˖ minimums der unteren Beamtengruppen aufgebaute Beamien besoldungsordnung dem Reichstag vorzulegen.
Es entsteht dann eine Geschäftsordnungdebatte über die Frage, ob zuerst über den Antrag Leicht oder über den Aus⸗ schußantrag abgestimmt werden soll. Eine große Mehrheit entscheidet sich schließlich dafür, daß erst über den Antrag Leicht abgestimmt wird. (Großer Lärm links.)
Aba Steinkovf (Soz) erklärt., daß durch die Reibenfolae ver Abstimmungen seine Partei gezwungen werde, für diesen Antrag zu slimmen. Sckeitere daran das Ganze, so bätlen die Freunde des
Antrags Leicht die Verantwortung dafür. Aba Tied! erklärt nech einmal, wesbalb seine Partei dem
Antrag Leicht nickt zustimmen lönne In der Vorabstimmung werden die Anträge der Sozial⸗ demokraten auf Einbeziehung der Arbeiter und der Rechts= rteien auf Einbeziehung der Gruppen VII bis XII in den ntrag Leicht abgelehnt.
Der Antrag, den Mindestsatz für Verheiratete auf 40 Mark zu bemessen, wird angenommen. Darauf wird mit sehr großer Mehrheit gegen die Stimmen der Kommunisten der Antrag Leicht mit der durch die Vorabstimmungen beschlossenen Aenderung angenommen. Damit ist der Ausschußantrag
erledigt. Die Entschließung der Demolratischen Partei auf der anus⸗
Niederschlagung der Darlehen gewiesenen Reichsbahnbeam ten oder e in st⸗ weilige Einstellung der Rückzahlungen wird
angenommen.
Von den Entschließungen auf Vorlegung einer Denkschrift über die Ministerpensionen wird diejenige der Deutschvölkischen abgelehnt; von derjenigen der Deutschnationalen wird der erste Teil (Denkschrit über An— zahl, Höhe und Berechnungsart der seit der Staatsumwälzung jür Reichskanzler und Reichsminister festgesetzten Ruhe⸗ gehälter) abgelehnt, der zweite Teil (Vorlegung eines Gesetz⸗ entwurfs über Ministerpensionen) angenommen. Die Ent⸗ ref n der Sozialdemokraten (Denkschrift über Pensionen . icher Reichskanzler, Reichsminister, Staatssekretäre, Heneräle) wird gleichfalls angenommen.
Es folgt die zweite Beratung des Gesetzentwurfs zur Entlastung des Reichsgerichts.
Aba. Sob mann (D. Nat) berichtet über die Verbandlungen und Bescklüsse des Fiechtsansschusses. Dannach soll diese aesebliche Aenderung für die Rienisign in bürgerlichen Nechtsftreitiakesten bis um 31. Dejember jJö6 (Reglerunasvorlage 1727) gelten. Es wird karin bessimmit; „Die Reypision kann nicht darauf aestützt werden, daß die Entsckeidung auf Verletzung der Paragtaphen, 139. 256 und ö der Zivilprozeßordnang beruhe. (Das Petrisft die, Vor⸗ sckriften über das richlerlicke Fragerecht und die, Beweism ürdi gung! Die in. der Vorlage ferner vorgesehene Beschränkung der Revisigas. möglichkeit in Ehescheidungssachen (qzurückweisung der Revi sion ohne mündliche Verhandlung durch Gerichtsbeschluß. wenn, das Reichd⸗ gericht bie Repision einstimmig für offensichilich unbegründet erack: et) hat. zer Aussckuß gestricken. Dez. Aussckuß Fat ferner. ing Ent⸗ chließung angenommen, wonach die Richter bei den Oberlandes⸗ zerichlen und keim Reichsgericht wieder auf fünf bzw. sieben vermehrt werden follen.
Staatssekretär im Reichsjustizministerium Joe! :. Die, Ge. schäftesterlaftung beim Reick gericht it durch die Ucberzahl Ter Revisiongn entftanden. Die Termine missen bis zu Jahresfristen hinausgeschoben werden; das ist fast eine Rechtsverweigerung. Gegen eine weitere Vermehrung der Senate sprecen alle Gründe, Die Revisionsmöalsckkeil in Ebesgchen ist an sich berechtigt. wir konnten sie nickt ganz ausschlieen. Wir sind auch Gegner der Beschränkang der mündlicken, Verhandlungen, aber wir betrachten bier eine Ab- weickung don. diesem Prinzix für eine dringende Notwendigkeit. Die Sireichung dieses Vorschlags burch den. Ausschuß bedeutet, daß die Termine nun über ein Jahr binaus verscheben werden müssen. Wach nach Ünsicht des Präsizenien des Reicht gerichts wird der ießzige Not= stand noch weiter versckleynt werden. Stimmt das Haus dem Aus⸗ schlußhbeschluß mu. so werden win sickerlich bald dem Hause doch wieter eine neue Vorlage macken müssen.
Die Vorlage wird in zweiter und sofort auch in dritter Lesung in der Ausschußfassung angenommen. Die Ent⸗ schließung des Ausschusses wird abgelehnt.
Es folgt die zweite Beratung des von den Sozialdemo⸗ kraten eingebrachten Gesetzentwürfs zur Abänderung der Strafprozeßordnung.
Nach den Ausschußbeschlüssen soll 8 245 Abs. 2 der Straf⸗ prozeßordnung folgende Fassung erhalten:
In Verhandlungen vor dem Amtsrichter den Schöffengerichten urd den Landgerichten, die eine Uebertretung betreffen oder auf er.
hobene Privalklage erfolgen, bestimmt das. Gen cht den Umfang der Kewelgalfnahme, ohne hierbei durch Anträge, Verzichte oder frühere
Beschlüsse gebunden zu sein.“
Die Vorlage wird ohne Aussprache verabschiedet. Eben⸗ falls angenommen wird der Gesetzentwurf über die Ge⸗ bühren der Zeugen und Sachverstandigen. Die neuen Bestimmungen sollen ab 1. Januar in Kraft treten.
Das Haus vertagt sich. Mittwoch, 2 Uhr: Senkung der 2 üer, Landwirtschaftsetat.
chluß 5 Uhr.
Preuß ischer Landtag. 108. Sitzung vom 14. Dezember 1935. Nachtrag.
Die Rede, die der Minister für Kunst, Wissenschaft und Volksbildung Dr. Becker im Laufe der Beratung des Kultusetats über die Angelegenheit des Intendanten von Schillings gehalten hat, lautet nach dem jetzt vorliegenden Stenogramm wie folgt:
Meine Tamen und Herren! Indem ich mir vorbehalte, im weiteren Gange der Debatte zu einigen sonst noch geäußerten Fragen Stellung zu nehmen, möchte ich jetzt, da er im Mittel⸗ punkte der heutigen Interessen steht, mich zum Fall Schillings äußern.
Der Fall Schillings ist kein politischer und gewiß kein partei= politischer Fall (ehr richtig! links), sollte es wenigstens nicht jein. (Sehr richtig! rechts) Es steht vielmehr das Problem der staat— lichen Kunstpflege zur Debatte, eines der wichtigsten Kultur probleme der Gegenwart. Der Name Schillings ist dabei mehr zufällig. Aber ich bin natürlich genötigt, ehe ich auf die ent— scheidenden Probleme eingehe, den Fall Schillings als Einzelfall zu behandeln.
Wenn ich die öffentliche Meinung richtig wiedergebe, so sah sie die Sachlage etwa folgendermaßen an: Ein bedeutender Künstler wird durch unzulässige Bevormundung einer kunstfremden Büro— kratie in freier Entfaltung gehemmt, und als er sich nach langem Martyrium dagegen wehrt, wird er wie ein ungetreuer Dien stbote fristlos entlassen.
Selbst wohlwollende Kreise machten mit Recht geltend, daß ein solcher Krach immer ein Fehler der Verwaltungskunst ei, daß, wenn er schon unvermeidbar sei, die Oeffentlichkeit vorbereitet werden müsse, und daß schließlich unter allen Umständen die Form der fristlofsen Entlassung etwas Brutales an sich habe. Zuruf rechts: Rechtlich unzuläffig! — Sehr richtig)
Meine Damen und Herren, ich hatte ziese Haltung der öffentlichen Meinung erwartet, da sie seit Föchen und Monaten einseitig informiert war und durch den Ausgang der Krise überrascht fein mußte. (Sehr richtig! links) Auch sprachen so viele Momente mit, die mit dem Fall Schillings selber nichts zu jun hatten, daß die Festlegung der öffentlichen Meinung durchaus verständlich ist. Die Gegenargumente des Ministeriums sind dann auch zum großen Teil gar nicht zum Abdruck gelangt. Bon der großen Presse haben, soweit ich sehe, nur die „Germania“ und die Frankfurter Zeitung“ den Darlegungen des Ministerinms Auf⸗ nahme gewährt. (Hört, hört! links.)
Ich hoffe, daß man mich nicht für so naiv hält, daß ich die schwierige Position, in die ich durch meine Haltung geraten mußte, nicht vorher übersehen hätte. Wenn ich trotzdem diesen für mich gewiß nicht leichten Weg gegangen bin, der mir überdies durch meine persönliche Verehrung für den Künstler Schillings besonders erschwert war (Zuruf vechts: Daher die fristlose Entlassung?), so wird jeder, der mich kennt, voraussetzen dürfen, daß eine Spannnng bestanden haben muß, die nicht mehr zu tragen war, und daß mein Berantwortungsgefühl als Staatsminister gegenüber dem Landtag mich veranlaßte, alle Bedenken und Rücksichten auch auf meine Person zurückzustellen. (Sehr richtig! links) Sie können mit glauben, daß auch ich mich lieber von der Welle der öffentlichen Zustimmung tragen lasse, als eine geschlossene öffentliche Meinung gegen mich zu haben; aber man sollte nicht Minister werden, wenn man sich nicht den Mut und die Kraft zutraut, anch gegen den Strom zu schwimmen. (Sehr richtig! links. — Zuruf rechts: Lessing) Ich schwimme auch gegen diesen Strom. Sehr richtig! und Heiterkeit links. — Zurufe rechts.)
Meine Damen und Herren, in dieser Sache bin ich jelsenje st davon überzeugt, auf dem Boden des Rechts zu stehen. Herr von Schillings hat geklagt. Ihm sb9ll sein Recht werden. Unsere Gerichte entscheiden gottlob ohne Ansehen der Person. Ich weiß wohl, daß es gerade diese juristische Einstellung ist, die man mir vorwirft. Die öffentliche Meinung urteilt gerade in Ansehung der Person. Auch ich weiß, daß es keine rein juristische Frage ist, sondern daß Imponderabilien in Frage kommen, die ich ebenso werte wie meine Kritiker. Aber es kommen eben nicht diese Imponderabilien in Frage, sondern auch sehr reale, materielle Untergründe, die gesund sein müssen, wenn die Imponderabilien wirklich zur Entfaltung und Wirkung kommen sollen.
Die ganze Angelegenheit ist dadurch von vornherein auf ein falsches Geleise geschoben worden. daß behauptet wurde, die Kunst sei in Gefahr. Ich habe wiederholt erklärt, daß der Künstler von Schillings auch von mir stets verehrt und anerkannt worden sei. — Noch nachdem die Krise begonnen, bat ich ihn, anläßlich des Besuches des ungarischen Kultusministers seine Monna Lisa als Test⸗ aufführung zu geben. — Ich habe wiederholt alle Beteiligten und auch in einer Pressekonferenz die Oeffentlichkeit gebeten, mir auch nur einen einzigen Fall zu nennen, bei dem das Kultusministerium in die künstlerischen Aufgaben des Intendanten eingegriffen habe, ich glaube nicht, daß es möglich fein wird, solche Eingriffe und Be vormundungen nachzuweisen. (Hört, hört! links) Kritik haben wir natürlich geübt; die steht aber neben der Oeffentlichkeit schon auf Grund der Verfassung jedem zu und kann i möglich der Instanz perboten werden, die parlamentarisch die alleinige Verantwortung für das Niveau unserer Staatstheater trägt. (Sehr wahr! links) Nein, nicht ehemmt, sondern gefördert hat das Ministerium die künst⸗ lerische Selbsttätigkeit des Intendanten, und das in einer Zeit schwierigster Geldbeschaffung, wo es wirklich keine Kleinigkeit war, im Zeitalter des Beamtenabbaues, in einer Sitzung 70 neue beamtete Orchestermitglieder zu bewilligen. Nein, meine Damen und Herren, es war gar keine Kunstfrage, es war eine reine Verwaltungsfrage. Der Künstler von Schillings stand und steht nicht zur Deharte, sondern der Intendant. (Sehr gut! links) Ich will vielerörterte Dinge nicht im einzelnen wiederholen. Ich begrüße es mit Genuetuung, daß Herr von Schillings mir durch seine gerichtliche Klage Gelegenheit gegeben hat, die erdrückende Fülle meiner Beschwerden vor einem unpartei ischen Richter darzulegen. Ich beschränke mich deshalb beute auf die große Linie der Entwicklung.