Reichs- und Staatsanzeiger Nr. 272 vom 20. November 1934. S. 2
Verkehrs wesen.
VBerbesserte Postzuftellung nach Candorten an Feiertagen.
. nach einer Anordnung des Reichspostministers werden künftig am . Oster⸗ 'r gut Weihnachtsfeiertag Briefsendungen und Pakete mit und ohne Nachnahme und Zeitungen nach all en Landorten zugestellt. In Orten mit Possstellen soll ebenso ver⸗ fahren werden. Bekanntlich findet nach Landorten an Sonn⸗ und Feiertagen, soweit die Zustellung dahin nicht ganz ruht, nur eine Brie f zustellung statt. Durch die neue Regelung wird derhütet, daß u. Ü. der Inhalt von Paketen durch längeres Lagern wäh⸗ rend der Feiertage verdirbt; außerdem aber wird . daß die in vielen Fällen Geschenkgegenstände enthaltenden Pakete noch rechtzeitig in den Besitz der Empfänger gelangen
Die neuen Vorfahrtzeichen ab 1. Sanuar. Die Neuregelung des Vorfahrtrechts nach der Reichs⸗ Straßenverkehrsordnung tritt am 1. Januar 19356 in Kraft. Es müssen Verkehrszeichen an allen Kreuzungen oder Einmündungen von Straßen aufgestellt werden, an denen von den beiden Grund⸗ regeln der neuen Verordnung Vorrecht des von rechts Kommen⸗ den und Vorrecht des Kraftfahrzeugs und durch Maschinenkraft angetriebenen Schienenfahrzeugs) abgewichen werden muß. Bei Aufsstellung der Zeichen ist, wie der Reichsverkehrsminister fest⸗ stellt, von dem Grundsatz auszugehen, daß Abweichungen von den enannten beiden Grundregeln nur da anzuordnen sind, wo ein . Bedürfnis des Verkehrs, insbesondere des Durchgangs verkehrs, es erfordert. Der Verkehrssicherheit dient, so erklärt der Minifter, am besten die möglichst allgemeine Geltung der beiden Grundregeln. Es werde daher nicht schaden, wenn am 1. Ja⸗ nuar 1935 nur an den wichtigfsten Stellen die Zeichen für die Aus— nahmen aufgestellt sind.
Kunst und Wissenschaft.
Spielplan der Berliner Staatstheater.
Mittwoch, den 21. November: Staatsoper: Götterdämmerung. Musikalische Furtwängler. Beginn 1895 Uhr. Schauspielhaus: Fau st J. von Goethe. Beginn: 19 Uhr. Donnerstag, den 22. Rovember: Staatsoper: 1. Gastspiel Jan Kiepura: Tosca. Musikalische Leitung: Heger. Beginn: 20 Uhr. , Die Hermannsschlacht von Kleist. Beginn: 20 Uhr.
Leitung:
Franz Völker singt in der Staatsoper am heutigen Dienstag den Erik (Holländer), am Freitag, den 23. November, „Lohengrin“ und am Dienstag, den 2. November, den Radames in „Aida“.
Von der Preußiichen Atademie der Künfte.
Die Herbstausstellung der Akademie der Künste am Pariser Platz und die Sondergusstellung von Werken ihres früheren lden en, Professor Arthur Kampf, ist auch am Bußtag und Totensonntag von 10—5 Uhr geöffnet. 9
Aus den Staatlichen Museen.
In der kommenden Woche finden in den Staatlichen Museen die folgenden Führungen und Vorträge statt: Sonntag, den 25. November. . 10 Uhr im Zeughaus, Dr. Lünsmann, Die Vogesenfront im Weltkrieg. . ; 1030 Uhr im Deutschen Museum, Deutsche Großplastik im Mittel⸗ alter, Direktor Demmler. 10 Uhr im Neuen Museum, Aegypt. Abt. 15 Ühr in der Islamischen Abteilung, Kühnel. . ö . ; 10-1236 Uhr im Museum für Völkerkunde, Ozeanien, Die Maori, Dr. Schmidt. Dienstag, den 27. November. . 11—12 Uhr im Kaiser Friedrich Museum, Italienische Bildnis⸗ büsten. ,, 11—12 Uhr im Alten Museum, Der Hildesheimer Silberschatz. Dr. Götze. . Mittwoch, den 28. November. 14—12 Uhr im Museum f. Vor- u. Frühgeschichte, Römer unnd Germanen im Kampf um Rhein und Donau, Dr. Linke. 19—13 Uhr im Deutschen Museum, Donaukunft, Direktor Demmler. - 192 —13 Uhr im Neuen Museum, Kupferstichkabinett, Die Künstler⸗ familie Holbein, Direktor Winkler. ⸗ 12 —13 Uhr in der Vorderasiat. Abt., Rundgang: Befestigung und Belagerung, Dr. Martiny.
Donnerstag, den 29. November. 11 Uhr im Deutschen Museum, Deutsche Kunst im 15. Jahr⸗ hundert. Bildwerke der Spãtgotit: Schwaben, Oberrhein und die übrigen Landschaften. h 12—13 Uhr im Müseum für Völkerkunde, Rundgang durch die Ausstellung: Vom Grabstock zum Pflug Dr. Grosser. 1 — 1830 Uhr im Pergamon⸗Vortragssgal, IAlssur in Krieg und Frieden (mit Lichtbildern), Dr. Martiny. Freitag, den 30. November. 11 —12 Uhr im Alten Museum, Griechisches Frauenleben, Lange.
20 Uhr im Pergamon⸗Vortragssaal, Die J der deutschen Stempelschneidekunst unter den Hohenstaufen, Prof. Suhle.
Sonnabend, den 1. Dezember.
192—13 Uhr im Museum f. Völkerkunde, Rundgang durch die Ausstellung: Vom Grabstock zum Pflug, Dr. Grosser. .
19 —13 Uhr in der Islamischen Abteilung, Rundgang durch die Sammlung..
12 —13 Uhr im . Museum, Aegypt. Abt., Rundgang durch die Sammlung.
Amarna, von Bothmer. Moscheegerät, Direktor
Handelste il.
Ausklang in Goslar.
Der Reichsbauerntag als Bindeglied zwischen Stadt und Land.
Eine Woche lang haben Presse und Rundfunk im gi n des 2. Reichsbauerntages gestanden und der deutschen Oeffentlichkeit die Ergebnisse der vom Führerkorps des Reichsnährstandes in ge⸗ schlossenen und öffentlichen Arbeitstagungen geleisteten Arbeit ver⸗ mittelt. Schon die große Zahl der Pressevertreter, die zur Sonder⸗ berichterstattung erschienen waren, ließ erkennen, daß die öffentliche Anteilnahme an diesem Reichsbauerntag unvergleichlich größer war als etwa an wirtschaftlichen Tagungen in der Vergangenheit. Das allgemeine Interesse beschränkte sich aber nicht nur auf das In— land, sondern war ebenso im Ausland festzustellen. Abgesehen von offiziellen Vertretern des ausländischen Bauerntums waren allein unter den Pressevertretern etwa 20 Nationen vertreten und nahmen an den Arbeiten des Kongresses lebhaften Anteil. Sie be⸗ nutzten auch die Gelegenheit, um sich in persönlicher Fühlungnahme mit den Bauernführern über zahlreiche Einzelfragen zu unter⸗ richten. Immer wieder hörte man Zustimmung und Anerkennung für die innerhalb Jahresfrist vom Reichsnährstand geleistete Auf⸗ bauarbeit. Andererseits wird auch manche Frage und Aussprache seitens ausländischer Vertreter klärend und fördernd für die gegen⸗ seitige Zusammenarbeit gewesen sein.
Besonders kennzeichnend für den 2. Reichsbauerntag war es, daß hier ein umfassendes Bild der Reichsnährstandsarbeit gegeben wurde, die sich ja nicht nur auf das Wirtschaftliche und Organisa⸗ torische beschränkt, sondern bewußt Kulturpolitik und Pflege bäuer⸗ lichen Brauchtums als gleichberechtigt betont. Durch die Tatsache, daß bei dem Abend „Deutsches Bauerntum“, der einen Querschnitt durch das lebendige bäuerliche Brauchtum in allen deutschen Gauen gab, allein rund 1000 Bauern und Bäuerinnen sowie bäuerliche Jugend aus allen deutschen Gauen mitwirkten, trat auch im äußeren Bild der Stadt Goslar das Bauerntum stark hervor. Die Gemeinschaft zwischen Stadt und Land wurde schließlich bei der Generalprobe zum Abend „Deutsches Bauerntum“, die von den Goslarer Schulkindern und den Quartiergebern der Tagungsteil— nehmer besucht wurde, und bei der Schlußkundgebung auf dem Markt besonders augenscheinlich. ö
Diese großen gemeinsamen Vexanstaltungen bildeten ein lebendiges Gegenstück zu den Beratungen des Reichsbauerntages, bei denen immer wieder betont wurde, daß jede einzelne auf Grund des Reichsnährstandsgesetzes ergangene Maßnahme nationalsozialistischen Grundsätzen entsprechend unter Rücksicht⸗ nahme auf das Wohl des Gesamtvolkes getroffen werden müsse. Die weltanschaulichen Grundlagen hierfür kennzeichnete der Reichsbauernführer in seiner großen Rede am letzten Kongreß⸗ tage. Er zeigte, wie nicht nur die deutsche Wirtschaft, sondern die ganze Wirtschaft der Welt sich in einem Chaos befinde, weil mit einem für jede vernünftige Wirtschaft unmöglichen Wirt⸗ schaftsprinzip versucht werde, die durcheinandergeratene Wirt⸗ schaft wieder in Ordnung zu bringen. Daraus besteht für uns die Notwendigkeit, erst einmal die Wirtschaft auf , stischen Voraussetzungen in Deutschland durchzuführen. Bei der Abschnürung Deutschlands und unserer Devisenlage erfordert das in erster Linie die Ordnung der Lebensmittelverhältnisse auf dem Binnenmarkt, weil man keine Wirtschaft aufbauen kann, solange der Binnenmarkt nicht in Ordnung gebracht ist. Der Minister fand lebhaften Beifall bei seiner Feststellung, daß die deutsche Wirtschaft bei der heutigen Devisenlage vor ganz anderen Schwierigkeiten stehen würde, wenn die Nationalsozialisten nicht den Mut gehabt hätten, wenigstens den Binnenmarkt in Deutsch⸗— land schnell und tatkräftig einigermaßen in Ordnung zu bringen. Aus dieser Sachlage ergeben sich folgerichtig die Erzeugungs⸗ schlacht und die Marktordnung.
Von Dr. Kurt H—außmann.
Der Stabsamtsführer Dr. R . le gab in seinem grund⸗ legenden Referat über den Aufbau des Reichsnährstandes einen lurzen geschichtlichen Ueberblick und setzte mit der Verkündung der Vereinigung der beiden bisherigen Hauptabteilungen III und IV und der landwirtschaftlichen Marktverbände in der neuen Haupt— abteilung III „Marktordnung“ gewissermaßen den vorläufigen Schlußstrich unter dies wichtige Kapitel der Reichsnährstands⸗ politik. Damit sind die Voraussetzungen geschaffen für die Er⸗ zeugungsschlacht des deutschen Bauern, deren Notwendigkeit von Staatssekretär Backe begründet wurde. Nach einer vernichtenden Kritik der liberalistischen Wirtschaftsverfassung entwickelte er die zahlreichen Sonderaufgaben, die dem deutschen Bauerntum aus der durch die Devisennot hervorgerufenen wirtschaftlichen Ab⸗ schnürung Deutschlands erstehen. Heute darf nicht mehr die Frage größtmöglicher privatwirtschaftlicher r ,, im Vor⸗ dergrund stehen, es kommt vielmehr darauf an, alle Wirtschafts⸗ grundlagen, die unsere deutsche Heimaterde bietet, auszunutzen. Deshalb ist „mehr erzeugen und das Erzeugte besser verwerten“ die wichtigste Parole für die Arbeit der deutschen Bauern in den nächsten Monaten.
Der Reichsbauernführer erinnerte daran, wie vor Jahren nationalsozialistische Bauernführer den Mut hatten, das deutsche Bauerntum aufzufordern, trotz seiner verzweifelten Lage im alten System, unverändert die Ernte für das deutsche Volk zu erstellen. Damit waren erst die Voraussetzungen für die Volksernährung des Jahres 1933 geschaffen worden. Der jetzige Appell ergeht unter sehr viel günstigeren Umständen und wird deshalb um so eher befolgt werden. Darrs wies dann zum Schluß noch darauf hin, daß über kurz oder lang sich auch die übrige Wirtschaft nach natio⸗ nalsozialistischen Grundsätzen werde gestalten müssen. Dann wird die Wirtschaft des deutschen Volkes die erste Wirtschaft der Welt sein, die auf einer neuen Ordnung aufgebaut ist; nach einer Ord⸗ nung, in der nicht mehr die Geldsucht des Händlers, sondern das Ethos der Arbeit die Achsel aller Ueberlegungen ist. Der Führer ist der Garant für diese neue Idee der Wirtschaftsordnung und damit letzten Endes in seiner Person auch der Garant für den Frieden in Europa. Die Gemeinsamkeit des Strebens konnte keinen schöneren Ausdruck finden als den, daß der Führer der Arbeitsfront, Reichsleiter Ley, und der Führer der gewerblichen Wirtschaft, von der Goltz, am 86 der Rede von Darrs auf das Podium kamen und in herzlicher Zustimmung die Hand schüttelten.
Weitere Zunahme des Fleischverbrauchs.
Im 3. Vierteljahr 1934 betrug der Fleischverbrauch im Deutschen Reich nach, Mitteilung des Statistischen Reichsamts 8,31 Mill. dz oder 12,72 lig je Kopf der Bevölkerung. Gegen⸗ über der gleichen Zeit des Vorjahres (3. Vierteljahr 1933) ergibt
sich eine Zunahme um insgesamt 078 Mill. dz (— 10 vp) und
eine Steigerung der Kopfquote um 1,17 kg. Die Zunahme des Fleischverbrauchs hat somit im Zusammenhang mit der Wirt⸗ schaftsbelebung weiterhin angehalten. Die Verbrauchserhöhung erstreckte sich sowohl auf Rindfleisch als auf Schweinefleisch. An Rindfleisch ist der Verbrauch gegenüber der gleichen Zeit des Vor⸗ jahres von 2,18 Mill. dz auf 2,57 Mill. 4 (— 18 vH, an Schweinefleisch von 4,66 Mill. dz guf. 4,99 Mill. dz ( 7 v̊ᷣ) im 3. Vierteljahr 1934 gestiegen. Während beim Rindfleisch die Steigerung des Verbrauchs allein auf einer Zunahme der Schlach⸗ tungen (um 22 vH) beruhte, war sie beim kö auch durch eine Gewichtserhöhung der geschlachteten Tiere, d. h., durch Verlängerung der Mastdauer zur Erzielung fetterer Schweine, bedingt.
. Berliner Börse am 20. November
Geschäft wieder nachlassend.
Der morgige r r hat an der Berliner Börse die m
nehmungslust gelähmt. Die Umsatztätigkeit bewegte sich . iter, tigen Verkehr infolgedessen wieder in recht engen Bahnen ö. mentlich das Publikum fiel als Käufer fast vollkommen aus ö die Kulisse zog es daher vor, die zu Beginn der Woche iel Gewinne teilweise glatt zu stellen. Die Tendenz war daher? ui wiegend etwas 63 unten gerichtet. Im Verlauf kam . ö. zum Stillstand, und die Börse schloß in behalsten
ung.
Ha
Am Montanaktienmarkt zeigten sich kaum Veränderungen; den Kursen. Lediglich in Mannesmann und Vereinigte n werke kam etwas Material heraus. Unter Brannkohl cuban gewannen Ilse 2½ vH, dagegen verloren Rheinische Braun soh⸗ 3 vH. Etwas Material kam auch in Kalipapieren heraus i. gingen Westeregeln um 3 vH, Kali⸗Chemie um 2 vH nach unn J. G. Farben mußten den größten Teil des BVortagsgebnn wieder hergeben (minus 1). Am Elektromarkt kamen besonp Versorgungswerte niedriger, und zwar verloren Berliner u und Licht, R. W. E. und Schlesische Gas je 169, auch in gien sminus 11) und in Elektrische Lieferungen sminus 15) ih. sich Angebot der Kulisse. Sonst verloren Berliner Masch] ks wh, dagegen lagen fest Dortmunder Union (plus 5) ul Reichsbank splus 12 vH). 24
Der Kassamarkt zeigte eine ziemlich widerstandsfähige h tung, unter Großbankaktien lagen besonders Dresdner Kant (plus 115). Rentenwerte lagen gut gehalten, Stadtanleihen und umgestellte Dollarbonds tendierten sogar etwas freundliche Tagesgeld ist mit 3c kis 4* vo weiterhin reichlich vorhat Der Privatdiskont erfuhr eine Ermäßigung um 36 auf I) ph Am Interngtionalen Devisenmarkt bleibt die Mark fest. 2. Dollar ging in Berlin auf 2,4839 (0,49) und das Pfund auf 123) (12,41) RM zurück. .
al⸗
Der Hundert⸗Tage⸗Kampf gegen die Material vergeudung vor dem Abschtuß.
Der in allen Kreisen der Wirtschaft, von Betrieben und Ge⸗ folgschaften mit begeisterter Zustimmung aufgenommene Hundert Tage⸗Kampf gegen die Materialvergeudung, findet für die e⸗ triebe, die ihn am 15. August begonnen haben, am 24. Nobembet 1934 seinen Abschluß. Damit sind hundert Tage ernster Arbeit in den Betrieben abgelaufen, hundert Tage, erfüllt von dem e⸗ streben, der Vergeudung wertvoller Materialien Einhalt zu bieten. Anläßlich dieses Zeitabschnittes richtet die Organisationz leitung des Hundert-Tage⸗Kampfes folgenden Appell an di Kampfteilnehmer: Am 24. November 1934 ist für alle die He triebe, die den Hundert-Tage-Kampf gegen die Materialvergen⸗ dung am 15. August begonnen haben, dieser Kampfabschnitt st Ende. Wie aus zahlreichen uns zugegangenen Berichten und Er gebnismeldungen hervorgeht, hat jeder Mitstreiter sein beste Wissen und Können für den Erfolg des Kampfes eingesetzt. Vir erwarten von allen Betrieben, daß sie mit derselben Zuverlãssiy keit, mit der sie sich der Durchführung des Kampfes gewidmt haben, uns zum Schlußtermin die ausgefüllten Vorschlagsbogen und Ergebnismeldungen einreichen. Diese Unterlagen sind nach den Brogramm des Hundert⸗-Tage⸗Kampfes dazu bestimmt, der Wir schaft weitere wertvolle Hilfsmittel im Kampfe gegen die Material vergeudung an die Hand zu geben. Die GfürO wird sie in eine Weise bearbeiten und auswerten, daß sich daraus eine möglicht große Fülle nützlicher Anregungen für die Betriebspraxis ergil Sämtliche Vorschlagsbogen sind, mit dem Firmen stempel ver sehen, der mit der Durchführung des Hundert-Tage-Kampfes be trauten Gesellschaft für Organisation EV., Berlin W 30, Me straße 5, einzusenden.
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Edeta⸗Verbandstag in Berlin. Der Edeka Verband , kaufmännischer Genossenschaften
e. V hielt am Montag in Berlin einen agußerordentlichen Ver bandstag ab. In den Ansprachen des Vorfitzenden des Verbande, ausschusses, Präͤsident Lösch, Augsburg, und des Gene raldireltotz Borrmann kam zum Ausdruck, mit welchen Schwierigkeite der Edeka⸗Verband zur Zeit um seine Anerkennung zu kämpfen hat. Streit herrscht darüber, ob der Edeka⸗Verband Großhandel funktionen erfüllt. Dies wird vom Edeka⸗Verband ohne weitere bejaht, und daher kämpft er mit allen Mitteln um seine Anerler nung. Vor allen Dingen ist man bestrebt, den Reichsnährstan zu überzeugen, daß wirklich Großhandelsfunktionen ausgeitt werden; die weitere Frage ist dann, wo die Genossenschaften ein⸗ gegliedert werden sollen. Wie immer wieder betont wurde, wi der Kampf des Edeka⸗Verbandes um die Erhaltung des mittel ständischen selbständigen Kaufmanns geführt.
In diesem Zusammenhang wurde auch davon Mitteilung ge macht, daß man an den Edekäa⸗Verband herangetreten ist, bei de Ueberführung eines großen Konsumvereins in Privathand, mi zuwirken; hierzu könne jedoch im Augenblick noch keine endgiltig Stellungnahme erfolgen.
Aus den . der Vertreter der befreundeten, Ver bände und verschiedenster ., ist besonders zu erwähnen, daß namentlich die Deutschlandkasse den, Edeka⸗Verbänd zu unte, egen gewillt ist. Der Vertreter des Führers der deutschen Vin chaft und des Führers der Hauptgruppe g versprach diesen Herten alle Wünsche zu übermitteln und fündigte an, daß in allernächte Zeit Besprechüngen zu erwarten . die eine endgültige Klärum äller Streitfragen zum Ziele haben. .
Aus den weiteren Vorträgen und Berichten, die zum Teil 9 organisatorischer Art waren, sei hervorgehoben: Die Umsatze d Verbandes haben eine erfreuliche Steigerung erfahren alle i wird die Handelsspanne, welche von 18 vH auf 13 v e inn, 1. als völlig unzureichend bezeichnet, da sie zum Angreisen
ubstanz nötige. Dr. König behandelte die neue Si ue e h
ebung. Er führte aus, daß auch die Edeka. Genossenschaftg
Reuregelung der Umsatzsteuer im Binnengroßhandel ber is n weil dadurch den Genossenschaften, die mit wenigen glu ahn große Lager unterhalten, eine fühlbare Steuerentlastung irn wird. Er wies ferner darauf hin, daß der Reichs finan mijn ermächtigt ist, für bestimmte Gruppen von Erwerbs⸗ und nr schaftsgenossenschaften die Befreiung von der Körperschast oder die Anwendung eines ermäßigten Steuersatzes vorzn chen oder die Ermittlung ihres Einkommens zu regeln, 2 St nahme des Edeka⸗Verbandes zur Automatenfrage ist etw a Der Verband nimmt seinen Mitgliedern das Risiko durhh Vorvertrag ab. i. g von zig Klappen⸗ und Schachtautomaten für Lebensmittel zz fi e, retten und Schokolade. Die Tagung war von etwa 600 Mitg aus dem ganzen Reiche besucht.
— ph inierte Man denkt an die Schaffung von kontinicen
Neichs⸗ und Staatsanzeiger Nr. 272 vom 20. November 1934. S. 3
Devisenbewirtschaftung.
Devisenanforderungen für Studienaufenthalt und Schulbejuch im Ausland.
Der Leiter der Reichsstelle für Devisenbewirtschaftung hat im 15. November den Runderlaß 149‚34 D. St. herausgegeben, en Wortlaut wir nachstehend veröffentlichen.
Die äußerst ernste Devisenlage und die ungleichmäßige Be⸗ andlung der Anträge auf Devisenerwerb für Studien⸗ und Schul⸗
aufenthalt im Ausland bei den einzelnen Devisenstellen veranlassen
5. folgendes anzuordnen:
nch ,,, auf ren . von Devisengenehmigungen für einen
Etudienaufenthalt oder Schulbesuch im Auslande, mit Ausnahme
der Schweiz (bgl. unten é), sind abzulehnen, soweit nicht nach—⸗
tehend besondere Bestimmungen getroffen sind. .
a) Anträge der Studierenden an der Technischen Hochschule in
Danzig, deren Eltern oder Unterhaltsverpflichteten sind an die „Gesellschaft von Freunden der Danziger Hochschule“, Berlin W 8, Behrenstraße 7, abzugeben oder die Antrag— steller dahin zu verweisen. . Soweit es sich um deutsche Austauschstudenten handelt, sind die Antragsteller an den deutschen Akademischen Austausch⸗ dienst E. V., Berlin C2, Schloß, zu verweisen. Tie Betreuung des Studierenden in Oesterreich hat die Deutsche Studentenschaft, Ostmarkenamt, Berlin 8sW 6s, Friedrichstr. 235, übernommen. Soweit es sich um das Studium in Oesterreich handelt, sind die Antragsteller daher dahin zu verweisen. . Ich habe mit den unter a bis c genannten Stellen besondere Vereinbarungen getroffen, die unter besonderer Berück⸗ sichtigung der Devisenlage die Durchführung der von mir als notwendig anerkannten Verbindungen zu Auslandshoch⸗ schulen wenigstens in bescheidenem Rahmen sichern soll.
c) Die bereits erteilten Genehmigungen dürfen in Kraft
bleiben, doch ist bei der Beantragung erneuter Genehmi— gungen nach den vorstehenden Grunbsätzen zu verfahren. Soweit n n ein weiterer Aufenthalt bereits im Aus⸗ lande befindlicher Studenten unmöglich gemacht wird, bin ich damit einverstanden, daß ein für die Rückreise angemesse⸗ ner Betrag in die Devisenanforderungsliste aufgenommen wird, soweit nicht im Einzelfall die Möglichkeit besteht, hierfür eine Fahrkarte oder Schiffskarte zur Benutzung deutscher Verkehrsmittel zu übersenden.
e) Unberührt bleiben die Bestimmungen meines RE. Nr. 87 / 34 unter Abschnitt III für das Studium an schweizerischen Hochschulen oder den Aufenthalt in schweizerischen Er⸗ ziehungsinstituten.
k) Sofern Unterhaltsverpflichtete ausländische Wertpapiere (SS 5, 7 Dev O. vom 23. Mai 1932) besitzen, will ich mich damit einverstanden erklären, daß eine Genehmigung zur Verwendung der aus den Erträgen solcher Wertpapiere oder aus einem Verkauf im Ausland anfallenden Devisen zur Bestreitung der Unterhaltskosten im Ausland bis zurn Höchstbetrage von monatlich 250 RM für den Unterhalts⸗ berechtigten erteilt wird. Dies gilt sowohl für die Kosten für Schulbesuch als auch für Hochschulstudium. Bei der Genehmigung solcher Anträge ist die Auflage zu machen, daß z der im Ausland anfallenden Devisen an die Reichs⸗ bank abzuliefern sind.
Die von einzelnen Devisenstellen in dieser Angelegenheit vor⸗
gelegten Berichte finden hierdurch ihre Erledigung.
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Die Grundlagen der deutsch⸗sinnischen Handelsbeziehungen.
Ueber dieses Thema sprach in diesen Tagen der Geschäfts⸗ führer der Deutschen Handelstammer in Finnland, Dr. G. von Zwehl, vor Kreisen der Helsingforser Kaufmannschaft. Bei dem Vortrag war u. g. auch der finnische Handelsminister Kil⸗ linen anwesend. Dr. von Zwehl sprach einleitend über die deuschen Msaßnahmen zum Schutz und zur Erhaltung seines Außenhandels, die er als Uebergangsmaßnahmen, geboren aus der Not und dem Gebot der Stunde, bezeichnete. Die häufig im Ausland gehörte Meinung, Deutschland strebe zu einer Autarkie, sei falsch. Die Handelspolitik Deutschlands auch Finnland gegen⸗ über sei von der durch die deutsche Devisennot geshaffenen Lage diktiert, wobei die Gegenwart die undankbare Aufgabe hahe, die von früher übernommene, aber nie von ihr befürwortete politische und private Verschuldung Deutschlands allmählich abzuwickeln, ohne dabei den Rest des deutschen Außenhandels verderben zu lassen.
! Nach einem Hinweis auf die Ausführungen Dr. Schachts in seiner Weimarer Rede gab Dr. von Zwehl dann einen Ueber⸗ blick auf die Entwicklung der Dinge, die zu dem Verrechnungs⸗ abkommen zwischen Deutschland und Finnland geführt haben. Er wandte sich hierbei gegen die auch in Finnland aufgetauchten Gerüchte über eine bevorstehende Devalvierung der Reichsmark und betonte bei dieser Gelegenheit, daß der deutsch⸗-finnische Han— del bei einer größeren Zurückhaltung großer Teile auch der fin⸗ nischen Presse in manchen schwierigen Verhandlungslagen besser daran gewesen wäre. Bei Besprechungen des derzeitigen Ver⸗ rechnungsabkommens begründete der Redner, warum Deutsch⸗ land auch im Verkehr mit Finnland, obschon dieses kein Gläu⸗ bigerland Deutschlands ist, auf der Zusicherung eines gewissen Ausfuhrüberschusses bestehen mußte. Deutschland müsse darauf bedacht sein, überall in seinem Gesamthandel aktiv zu bleiben, da es auch nur aus seiner Gesamtwirtschaft diejenigen Ausfuhrüber⸗ schüsse herauswirtschaften könne, die es brauche, um seine Aus⸗ landsschulden abzutragen, wobei das Tempo dieser Abtragung vom Ausland bzw. von seinem Entgegenkommen bei der Auf⸗
nahme deutscher Waren bestimmt werde. Gemessen am früheren deutschen Ausfuhrüberschuß im Verkehr mit Finnland seien übri⸗ gens die im Verrechnungsabkommen vorgesehenen Ueberschüsse als Gesamtsumme gering. Der Redner wies dann aufdie ver⸗ schiedenen Schwierigkeiten, die sich bei der Durchführung des Ab⸗ kommens ergeben haben, hin, und erklärte es für nötig, sich über die Anwendung des Abkommens immex wieder zu unterhalten und zu verständigen. Nur wenn der Wille zu einer liberalen Ausführung des Abkommens in Finnland und in Deutschland er⸗ halten bleibe, lasse es sich durchführen. Aus dem Gesamtüber⸗ blick zog der Redner den Schluß, daß die Vorteile des Verrech⸗ nungsabkommens die Nachteile wesentlich übersteigen. Der Ge— fahr eines wachsenden Saldos bei den verschiedenen Konten könne man in Finnland dadurch begegnen, daß man mehr in Deutsch⸗ land kaufe.
Zu der in Finnland stark befürworteten Frage der Rezipro⸗ zität übergehend, lehnte der Redner diese theoretisch ab, in der Praxis erkenne aber auch Deutschland sie an, versuche jedoch sie nicht nur in der Handelsbilanz, sondern folgerichtig auch in der Zahlungsbilanz zu erreichen. An Hand der Entwicklung der deutsch⸗finnischen Handelsbilanz, die einen ganz erheblichen Rück⸗ gang des deutschen Ausfuhrüberschusses im Verkehr mit Finnland zeigt, stellt der Redner fest, daß die deutsche Einfuhr in Finnland keine weitere Beschneidung vertrage, wenn nicht die Durchführung des Abkommens unmöglich gemacht werden solle. Die Aussichten Finnlands am deutschen Markte sieht der Redner nicht als schlecht an, da Finnland größtenteils Rohstoffe oder Halberzeugnisse liefere, die Deutschland auch jetzt noch gebrauchen könne. Was der deutsch⸗finnische Länderhandel am dringendsten brauche, sei Ruhe und Ordnung der Verhältnisse auf lange Sicht. Redner sehe da⸗ her auch keinen Grund, warum der Vertrag, über dessen Fort⸗ bestehen bis zum 1. Dezember eine Einigung erzielt sein muß, wenn er über den 31. Dezember 1934 hinaus in Gültigkeit sein soll, nicht weiterlaufen solle.
Wirtschaft des Auslandes.
Das neue schweizerische Bankengesetz.
Basel, 19. November. Das neue schweizerische , ,, erfaßt nicht nur die Banken und Sparkassen, fondern auch die zinanzgesellschaften. Außerdem sieht das in Vorbereitung befind⸗ iche neue Sbligationengesetz gleichlaufende Bestimmungen für die Aktiengesellschafken vor. Genoͤssenschaftsbanken dürfen nicht mehr sein. Die Vollziehungsverordnung zu dem Bankengesetz wird gegenwärtig vom Bundesrat ausgearbeitet. Gegen die Vorlage der Quartals- und Jahresbilanzen bei der Nationalbank, wie sie schon jetzt geübt wurde, wehren sich die Banken nicht.
Etwas schwieriger wird es bei der Einrichtung der Revisions⸗ tellen. Dr. Stähelin, der Präsident des Schweizerischen ankvereins, ist, wie er in einem Vortrag ausführte, der Auf⸗ sassung, daß sie nicht immer mit Sicherheit die Lage einer Bank beurteilen können. Die Lage kann beispielsweise bei einer Re⸗ dision noch gut sein, sich aber durch besondere wirtschaftliche Um⸗ tände, Zusammenbrüche oder dergl. in einigen Monaten so ver⸗ chlechtern, daß die Bank notleidend wird. Die vorgesehenen Maßnahmen für Fälligkeitsufschub und Stundung sollen panik⸗ r ge Geldabzüge verhindern und den Gläubiger schützen, das Nachlaß- und Konkursverfahren vereinfachen. Die Revisions⸗ stellen haben ihre Befunde der Bankenkommiffion zu melden, die aus 5 unabhängigen Personen zusammengesetzt werden soll. Auf ihre zusammenstellung kommt vieles an.
Vill eine Bank oder ein Bankenkonsortium eine Anleihe an das Ausland gewähren, die höher als 10 Mill. sfrs. ist, so bedarf diese Transaktion der Genehmigung der Nationalbank, ebenfalls, wenn ein Kredit an das Ausland länger als ein Jahr Geltung ben soll. Dr. A. Sarasin, der Präsident des Bankrates der lationalbank, erklärte, daß diese Genehmigungspflicht nicht be⸗ eute, daß die Nationalbank über die Bonität einer Änleihe oder eines Kredites etwas auszumachen habe. Sie habe lediglich zu Ftüfen, ob die *r tal nenn, nicht gegen die politischen Inter⸗ i verstoße und nicht die Währung gefährde. Dr. Stähelin . darin eine Erschwerung der Aktionsfähigkeit der Banken, zu— . Erteilung dieser Genehmigung auch noch das Volkswirt⸗ . das Finanz. und das Politische Departement befragt n müsse. Er hat auch Bedenken gegen die Liquiditätsvor⸗ . des Bankengesetzes. Der Bundesrat wolle in der Voll⸗ nn gsordnung bestimmte Ziffern für das Verhältnis der frem⸗ en zu den eigenen Mitteln geben. ju Tie Liquidität hänge eng mit der Eigenart der betr. Bank al men, Eine angesehene Bank habe für die richtige Ueber⸗ 2 nmung dieses Verhältnisses schon von jeher Sorge getragen. hoh Dest immung, daß die größeren Banken eine eventl. Er⸗ en . ihres Zinsfußes für die Kassaobligationen 14 Tage vor— . der Ngtignalban anmelden müssen, erhöhe die Verantwor⸗ . 96 Nationalbank für das gesamte Geldwesen. Sie könne n die Zahlungsbereitschaft einer Bank erschweren. Es gelang baren dieses Jahres der Nationalbank, diesen Kassazins uß
hschnittlich auf 4 vH. zu halten, was sich günstig bei der Kon—
version von Staats⸗ und Privatanleihen auswirkte. Dr. Sarasin betonte, daß die Nationalbank nicht den Zinsfuß diktieren wolle, das habe sie strikte abgelehnt. Auch die Bestimmung, daß sie vor einer Erhöhung der Kassaobligationszinsen gehört werden müsse, sei nicht unbedenklich. Das werde sie einer vermehrten Kritik aussetzen.
Die tschechoslowakische Eisen⸗ und Stahl⸗ Erzeugung im Oktober. Prag, 19. November. Zufolge der vom staatlichen statistischen
Amt durchgeführten Erhebungen belief sich die Erzeugung der
tschechosflowakischen Hochöfen und Stahlwerke im Oktober 1934 auf 54 523 t Roheisen und 80 822 t Rohstahl. Die von der Verkaufs⸗ stelle vereinigter tschechischer Eisenwerke im Oktober 1934 vorge⸗ nommenen Lieferungen betrugen 9377 t Roheisen und 39645 t Walzwerkserzeugnisse.
Wirtschaftsratstagung der Kleinen Entente in Prag.
Prag, 19. November. Die tschechoslowakische Regierung hat als Zeitpunkt für die Vorberatungen des iet fe ler mn. der Kleinen Entente den 3. Dezember vorgeschlagen; dieser Zeitpunkt wird voraussichtlich von Rumänien und Südslawien angenommen werden. Bei den Verhandlungen, die in Prag stattfinden, werden hauptsächlich Fragen der Zusammenarbeit auf landwirtschaftlichem Gebiet, ferner die Vereinheitlichung des Scheckrechtes, des Zoll⸗ rechtes und statistische Fragen besprochen werden. Die Haupttagung des Wirtschaftsrates der Kleinen Entente soll am 28. Januar 1935 in Prag beginnen.
Amerika lehnt Konversion der österreichischen Völkerbundsanleihe ab.
Wien, 19. November. Wie von verläßlicher Seite verlautet, hat die amerikanische Regierung in eine Konversion der Oester⸗ reichischen Völkerbundsanleihe vom Jahre 19233 zum Gegensatz der anderen Stagten, wo seinerzeit die Völkerbundsanleihe aun gelegt wurde, nicht eingewilligt. Die österreichische Regierung ist daher entschlossen, diese Anleihe zurückzukaufen und hat zu diesem Zweck ein Bankenkonsortium unter Führung der österreichischen Rene lam ins Leben gerufen. Gleichzeitig vermochte sie die englische National Bank dafür zu interessieren, die mit anderen . zusammen ebenfalls einen Teil der Anleihe übernehmen wird.
2⸗Milliarden⸗Anleihe des italienischen Staates
Rom, 19. November. Der Ministerrat genehmigte die Auf⸗ legung einer 2 Milliarden Schuldverschreibungsanleihe, die mit einer Laufzeit von neun Jahren und einer Verzinsung von 49 ausgestattet ist. Die Anleihe wird zu pari ausgegeben.
Der Stand des niederländisch⸗beutschen Clearings.
Amsterdam, 19. November. Am 15. November beliefen sich, wie das niederländische Clearing-Institut mitteilt, die Einzahlun— gn des Niederländischen Clearing-Instituts bei der Niederländischen Bank für deutsche Rechnung auf 2639 Mill. hfl. gegen 18,91 Mill. holländische Gulden am 31. Oktober. Von diesem Betrag waren 2, 69 (1,89) Mill. hfl. für rückständige Forderungen, 1,05 (0,25) Mill. i rn Gulden für den Zinsendienst aus der Dawes⸗ und Houng⸗Anleihe und 21,27 (15,14) Mill. hfl. für neue unter das Clearing fallende Forderungen bestimmt. Der letzte Betrag ver⸗ mindert sich durch Auszahlungen des Clearing-Instituts um 7,94 (2, 922) Mill. hfl. Die Einzahlungen bei der Deutschen Verrech⸗ nungskasse stellen sich auf 19,75 (95, 67 Mill. hfl.
Die da ngen, die in Deutschland versehentlich auf Zwischen⸗ konten geleistet waren, sind in der Zwischenzeit zum Teil auf die Clearing⸗Rechnung übertragen worden. Im allgemeinen sind die deutschen Einzahlungen in den letzten Tagen, wie das Clearing⸗ Institut feststellt, sehr beträchtlich gewesen.
Starker Beschãͤftigungsaufschwung in der Pirmasenfer Schuhindustrie.
Die Pirmasenser Schuhindustrie hat in der letzten Woche durch Einsetzen der kalten regnerischen Herbstwitterung einen tarken Aufschwung erfahren. Tie Zahl der verkürzt arbeitenden Fabriken ging weiter zurück, und auch Neueinstellungen konnten vorgenommen werden. Ganz besonders begrüßt wird das An⸗ ziehen des Hexrenschuhgeschäftes, das eine allgemein rückläufige Bewegung aufzuweisen hatte. Im Bezirk Pirmasens hat das Geschäft ebenfalls in vollem Umfange eingesetzt, besonders in Waldfischbach. Hier ist die Schuhfabrik Rothhaar' bei einer Be⸗ legschaft von 2000 Mann in zwei Schichten außergewöhnlich gut beschäftigt. Ueber Erwarten gut hat sich das Geschäft auch in Thaleischweiler erholt. Etwas ruhiger ist es in der Marsch— stiefelfabrikation geworden. In den Nebenbetrieben der Schuh⸗ industrie ist ebenfalls ein stetes Ansteigen der Aufträge wahrzu⸗ nehmen, und man rechnet auch hier bis in wenigen Tagen mit einer vollen Beschäftigung der Betriebe.
Die Lage am internationalen Warenmarkt.
Den statistischen Uebersichten der Dresdner Bank entnehmen wir über die Lage am internationalen Warenmarkt fojlgendes: Die leichte Stimmungsbesserung, die sich in der zweiten Ok— toberhälfte auf verschiedenen internationalen Warenmärkten hatte durchsetzen können, hat in der ersten Novemberhälfte noch auf einige weitere Märkte übergegriffen. Für eine Reihe von Rohstoffen ergaben sich nicht unbeträchtliche Preisaufbesserungen. An den internationalen Kohlenmärkten hat sich die saisonübliche Geschäftsbelebung im allgemeinen fortgesetzt.
Die internationalen Eisen⸗ und Stahlausfuhrmärkte lagen fach durchweg ruhig, doch war die allgemeine Stimmung nicht unfreundlich zu nennen.
Die europäischen Schrottmärkte tendierten weiter freundlich. An den deutschen Märkten war laufend eine rege Einkaufstätig⸗ keit der Werke und des Handels festzustellen.
Die ausländischen Metallmärkte boten kein einheitliches Bild. An den Blei⸗ und Zinkmärkten ist erneut eine sehr schwache Ten⸗ denz zum Durchbruch gekommen. Die Bleimärkte litten nament⸗ lich unter dem Druck der anhaltend steigenden Welterzeugung. An den Zinkmärkten verstimmte insbesondere die Ungewißheit über den Fortbestand des interngtionalen Zinkkartells.
Kupfer und Zinn lagen in London nur knapp behauptet, am New Yorker Marft konnten sich dagegen die Notierungen für beide Metalle leicht erholen. ö
Eine sehr starke Preissteigerung ist auf den Antimonmärkten zu verzeichnen. Sowohl für englisches wie für chinesisches Anti⸗ mon haben sich die Notierungen seit Mitte Oktober um fast 59 vH. erhöht. Der Antimonverbrauch übersteigt seit einiger Zeit nicht unerheblich die Erzeugung, so daß die Vorräte fortgesetzt . — Auch Silber lag in den letzten Tagen wieder ehr fest.
Auf den deutschen Zinkmärkten ist jetzt eine wesentliche Ent⸗ spannung eingetreten, da die neue Magdeburger Zinkelektrolyse bereits nennenswerte Mengen Feinzink an die deutschen Ver⸗ braucher abliefern konnte.
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Zur tschechoslowakischen Agrar⸗ und Handels⸗ ö politit.
Prag, 19. November 1934. Im tschechoslowakischen Parla⸗ ment machte am Sonnabend Landwirtschaftsminister Dr. Hodza interessante Ausführungen zur tschechoflowakischen Agrar- und Handelspolitik. Er führte u. a. aus: Bei dem Problem der Be⸗ lebung der handelspolitischen Beziehungen der Tschechoslowakei * Mitteleuropa müsse erwogen werden, daß Mitteleuropa, die Tschechoslowakei und DOesterreich abgerechnet, zu 60 — 0 vo agra⸗ risch seien. Die Kaufkraft des mitteleuropäischen Landwirtes sei in vielen Fällen auf Null gesunken. Durch den finanziellen Wie⸗ deraufbau der mitteleuropäischen Landwirtschaft werde er, der Landwirt, seine Kaufkraft wiedererlangen und werde als Ver⸗ braucher der Industrie, speziell der tschechoslowakischen Industrie, ee werden. Die tschechische Landwirtschaftsindustrie müßte ich gegen die Einfuhr überflüssiger landwirtschaftlicher Erzeug— nisse zur Wehr setzen. Hierbei * es gelungen, vor allem die uh der landwirtschaftlichen Produkte in die Tschechoslowakei nicht bloß nach dem Kontingents⸗ und Kompensationssvstem, sondern auch nach dem System der Prozentualquoten zu regeln— Dieses Prinzip habe sich vollkommen bewährt. Das Getreide⸗ monopol bedeute ein Plus in handelspolitischer Beziehung für die Wechselbeziehungen zum Auslande. Dank 3s Getreide⸗ monopols habe man ohne Hindernis bereits 3300 Waggons Ge⸗ treide aus Jugoslawien einführen können. Wir werden, setzte der Minister fort, weitere 6600 Waggons allmählich einführen, und wir sind bereit, dem Bedarf entsprechend auch bestimmte Weizenmengen aus Ungarn einzuführen. Weiterhin müssen wir darauf Bedacht nehmen, daß in dem Kompensationsgeschäft nicht ausschließlich Industrieerzeugnisse, sondern auch Holz ausgeführt werden. Das landwirtschaftliche Mitteleuropa ist Westeuropa mehr als 189 Milliarden Tschechenkronen schuldig, die nicht in bar, sondern durch erhöhte Ausfuhr bezahlt werden können. Wir müssen deshalb jedwedes Bestreben nach Belebung des Agrar⸗ blocks der mitteleuropäischen Staaten unterstützen. Wenn der Hundertmillionenblock Mitteleuropas im regionalen Ganzen mit seinem ganzen wirtschaftlichen und politischen Gewicht auftreten wird, wird ein Abkommen zwischen uns und Westeuropa möglich sein. Das ist auch der Weg nach Paneuropa, allerdings unter der Voraussetzung, daß England mit einbezogen wird, denn Eng⸗ land bedeutet für den landwirtschaftlichen Ueberschuß Mittel⸗ europas der ernstesten Markt. In Darlegung der Richtlinien der künftigen tschechischen Agrarpolitik stellte der Minister fest, die gegenwärtige Krise erfordere eine organische Wirtschafts⸗ reform. Vor allem werde der Markt von dem Einfluß der Spekulation und von dem durch die Weltereignisse begründeten Preisschwankungen befreit werden müssen. Dies sei ein autorita⸗ tiver Eingriff eines staatlichen Interventionalismus, aber kein Staatssozialismus. Durch eine Novelle der Regierungsverord⸗ ö über das Handelsmonopol würden einige Maßnahmen ab⸗ geändert werden, die sich nicht bewährt haben. Der bestehende Preisunterschied werde durch Regelung der Eisenbahntarife nach dem Dezentralisationsprinzip geregelt werden.
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