1937 / 3 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 06 Jan 1937 18:00:01 GMT) scan diff

Reichs⸗ und Staatsanzeiger Nr. 3 vom 6. Januar 1937. S.

ihnen nicht in Berührung kommen können. Der Festlegung gleichzuachten ist das Führen der mit einem sicheren Maulkorbe versehenen Hunde an der Leine. Die nachstehenden Ortschaften, einschließlich ihrer Gemar— kungen, Kolonien und Vorwerke ͤ aus dem Kreise Leobschütz: Lindau (Waissah, Hedwigs— grund (Boblowitz, Branitz Bleischwitz Löhitz, Kaldann, Poßnitz, Krug, Hennerwitz, Bladen, Sauerwitz, Badenau (Badewitz), Neudorf, Hohndorf, Hubertusruh (Wanowitz), Wernersdorf, Dittmerau, Babitz, Zinnatal (Zülkowitz), Bauerwitz, Eiglan, Rakau, Schirmke Tschirmkau), Drei⸗ mühlen (Zauchwitz), Knispel, Stolzmütz, aus dem Kreise Cosel: Matzkirch, Heinrichsdorf, Max waldau (Tscheidt), Ehrenhöhe (Dobroslawitz,, Maßdorf (Mierzenzin), Hirschgraben (Lanietz), aus dem Kreise Ratibor: Habicht, Mosern (Mosurau), Silberkopf, Gammau, Pr. Krawarn, Makau, Herrenkirch (Rudnik), Paulsgrund (Pawlau), Hohenau Schardzin), Gr. Peterwitz, Kornitz, Janken (Janowitz), Mettich (Lekartow), Schammerau (Schammerwitz), Weihendorf (Woinowitz), Trachkirch (Sudoll), Kriegsbach (Bojanow), Berendorf (Benkowitz), Tunskirch (Tworkau), Bunzelberg (Boleslau), Habergrund (Owschütz), Streitkirch (Borutin), Kranstädt (Kranowitz) bilden einen Beobachtungsbezirk. In ihm dürfen die Hunde, soweit sie nicht festgelegt oder sicher eingesperrt sind, mit einem sicheren Maulkorbe versehen, unter dauernder Ueberwachung frei umherlaufen oder sie sind (ohne Maulkorb) an der Leine zu führen. 4.

Jedes Entweichen oder Verenden von Hunden im Grenz—⸗ bezirk Sperr⸗ und Beobachtungsbezirk) ist von dem Hundebesitzer ofort der Polizeibehörde anzuzeigen.

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5.

Aus dem Sperr⸗ und dem Beobachtungsbezirk dürfen Hunde nur mit polizeilicher Erlaubnis und nach vorheriger tierärztlicher Untersuchung ausgeführt werden. Wird die Genehmigung zur Ausfuhr eines Hundes erteilt, so ist die Ortspolizeibehörde des Bestimmungsortes rechtzeitig zu benachrichtigen. Während der leberführung und am Bestimmungsort ist der Hund den gleichen Beschränkungen zu unterwerfen, die für ihn zur Zeit der Aus⸗ fuhr am Herkunftsorte vorgeschrieben waren.

Als Ausfuhr im Sinne dieser Vorschriften gilt nicht die vor⸗ übergehende weniger als 24 Stunden dauernde Entfernung von Hunden aus dem gefährdeten Bezirke bei Spaziergängen, Ausflügen und ähnlichen Gelegenheiten, sofern die Hunde hierbei nicht mehr als 20 km in der Luftlinie vom Herkunftsorte entfernt werden. Eine solche Entfernung ist ohne ortspolizeiliche Geneh⸗ migung und ohne tierärztliche Untersuchung, aber nur unter der Bedingung gestattet, daß die Hunde auch außerhalb des gefähr— deten Bezirks mit einem sicheren Maulkorbe versehen sein und an der Leine geführt werden müssen.

6.

Im Sperrbezirke ist die Benutzung der Hunde zum Ziehen unter der Bedingung gestattet, daß sie dabei fest ange⸗ schirrt, mit einem sicheren Maulkorbe versehen und außer der Zeit des Gebrauchs festgelegt werden.

Im Sperr- und im Beobachtungsbezirke ist ferner die Ver⸗ wendung von Hirtenhunden zur Begleitung von Herden und von Jagdhunden bei der Jagd, von Heereshunden, von Polizei-, Schutz⸗ und Be⸗ gleithunnden der Gendarmerie⸗, Polizei⸗ und Zollbeämten während ihres Dienstgebrauchs vhne Maulkorb und Leine sowie von Blinden führerhunmden während der Führung von Blinden ohne Maulkorb an der Leine unter der Bedingung ge⸗ stattet, daß die Hunde außer der Zeit des Gebrauchs im Sperr⸗ bezirk festgelegt werden, im Beobachtungsbezirk an der Leine ge⸗ führt werden oder mit einem sicheren Maulkorb unter dauernder Ueberwachung frei umherlaufen.

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An den Ausgängen der im Sperr- oder Beobachtungsbezirke vorhandenen Bahnhöfe sind Tafeln mit der deutlichen und halt— baren Aufschrift „Hundesperre“ leicht sichtbar anzubringen.

8.

Hunde, die obigen Vorschriften zuwider umherlaufend ge⸗ troffen werden, sind sofort zu töten. Zum Erschießen der Hunde sind neben den Gendarmerie- und Polizeivollzugsbeamten auch Förster, Feld⸗ und Waldaufseher sowie die Grenzwachtbeamten gelegentlich der Ausübung des Grenzschutzes befugt.

9 Sämtliche Hunde, die einen Menschen gebissen haben, sind sofort, und zwar 14 Tage unter polizeiliche Beobachtung zu stellen, ausgenommen sind die in Ziffer 6 aufgeführten Hunde während ihres Dienstgebrauchs. .

Am 1. und 14. Tage ist über den Gesundheitszustand des Hundes ein tierärztliches Attest auf Kosten des Besitzers an die Polizeiverwaltung einzureichen. Die Diensthunde der Gendarmerie⸗ Polizei- und Zollbeamten sowie die Heereshunde, ebenso die Hunde für Blinde sind dem beamteten Tierarzt zwecks kostenloser Unter— suchung an dem festgesetzten Termin vorzuführen.

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Obige Anordnungen treten mit ihrer Veröffentlichung im Regierungs- Amtsblatt in Kraft. Sie behalten Geltung bis auf weiteres. Ihre Aufhebung wird erfolgen, sobald die Gefahr der Verbreitung der Tollwut beseitigt ist.

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Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Bestimmungen werden nach 85 74 bis 77 des Viehseuchengesetzes vom 26. Juni 1909 bestraft.

Oppeln, den 4. Januar 1937.

Der Regierungspräsident. J. V.: v. Schön feldt.

Michtamtliches.

Verkehrswesen.

Stetige Entwicklung des Seeschiffsverkehrs im Hamburger Hafen im Jahre 1936.

Nach der vorläufigen Errechnung zeigt der Seeschiffsverkehr im Hafen Hamburg im Jahre 1936 ein leichtes Ansteigen. Es kamen im vergangenen Jahre insgesamt 16721 Schiffe mit 19217343 NRT. gegen 16142 Schiffe mit 18417 543 NRT. im Vorjahr im Hafen Hamburg an. Abgegangen sind insgesamt 17871 Schiffe mit 19118417 NRT. im Jahre 1936 gegen 17463 Schiffe mit 18 426 444 NRT. im Jahre 1935.

Aus der Verwaltung.

Dr. Schacht bei der Preußischen Geologischen CLandesanftalt in Berlin.

Das Reichswirtschaftsministerium teilt mit Die dem Reichs wirtschastsministerium unterstellte Preußische Geologische Landes anstalt in Berlin empfing gestern einen längeren Besuch des be⸗ auftragten Reichswirtschaftsministers Reichsbankpräsidenten Dr. Schacht, dem sich eine Reihe von Vertretern interessierter Be— hörden angeschlossen hatte. Der Leiter der Anstalt und die zu— ständigen Abteilungsdirektoren legten in kurzen Vorträgen die Aufgabengebiete und die bisherigen Arbeitsergebnisse dar. An— schließend wurden die Institutsabteilungen, Laboratorien, Ver— suchs und Sammlungsräume besichtigt.

„Der Besuch zeigte, daß die Preußische Geologische Landes⸗ anstalt, die mit den übtigen Geologischen Landesanstalten des Reichs eng und führend zusammenarbeitet, mit ihrer bisherigen geologischen Forschung und deren Anwendung auf die Praxis eine der notwendigsten Voxaussetzungen für das Gelingen des Vierjahresplanes gelegt hat, und daß vorausschauend ihre Tätig— keit in immer stärkerem Maße auf dieses Ziel hingelenkt worden ist.

Reichsbankpräsident Dr. Schacht, der früher ein Jahrzehnt lang der Geologischen Landesanstalt als Lehrer an der Berliner Bergakademie nehegestanden hat und noch eine Reihe von alten Bekannten begrüßen konnte, mit denen er damals zusammen— gearbeitet hat, sprach der Anstalt seine Anerkennung aus und spornte zum verstärkten Einsatz von Forschung und Praxis gerade

für die nächsten Jahre an.

Zur Erneuerung des Genossenschaftsrechts.

Ausschußberatungen der Akademie für Deutsches Recht.

Der Ausschuß für Genossenschaftsrecht, der vom Präsidenten der Akademie für Deutsches Recht, Reichsminister Dr. Frank, ein— gesetzt worden ist, um in Zusammenarbeit mit dem Reichssustiz— mrinisterium und den heteiligten Partei- und Reichsdienststellen das Genossenschaftsrecht einer grundsätzlichen Nachprüfung zu unter— ziehen und über die künftige Ausgestaltung dieses Rechtsgebietes zu beraten, hat am 1. und 19. Dezember 1936 unter seinem Vor⸗ sitzenden, Ministerpräsident a. D. Granzow, und dem stteell— vertretenden Vorsitzenden, Präsident Dr. Helferich, weitere Arbeits— tagungen abgehalten. Er hat dabei die bereits auf seiner Münche— ner Tagung vom 22. Oktober 1935 begonnenen Beratungen über die Frage der Vermögensgrundlage der Genossenschaft zu Ende geführt. An Hand eingehender Berichte und Stellungnahmen der Ausschußmitglieder Direktor Letschert, Anwalt Dr. Lang, Prä—⸗ sident Trumpf, Bundesvorstand Reiner, Hauptverbandsführer Dötsch, Direktor Professor Tr. Dr. Meyer und Direktor Schaefer hat der Ausschuß eine Reihe grundlegender Einzelfragen behandelt: Die Frage eines Mindestgeschäftsanteils, der Haftungs— form, der Teilkündigung von Geschäftsanteilen, der Beschränkung der Haftsumme bei Genossenschaften mit beschränkter Haftpflicht, der Rechtsform der Zentralanstalten, der Wiederauffüllung aöbgeschriebener Geschäftsanteile, der Pflichteinzahlung, der Höchst⸗ zahl der Geschäftsanteile u. a. Das Ergebnis der Beratungen wird dem zur Ausarbeitung und Formulierung der Stellungnahme des Ausschusses eingesetzten Gremium überwiesen werden.

Kunst und Wissenschaft. Spielplan der Berliner Staatstheater.

Donnerstag, den T7. Januar. Staatsoper: Der Ring des Nibelungen. 1. Tag: Die Walküre. Musikal. Leitung: Heger. Beginn: 19 Uhr. Schauspielhaus: Hamlet von Shakespeare. Beginn: 195, Uhr. Staatstheater Kleines Haus: Versprich mir nichts. Komödie von Charlotte Rißmann. Beginn: 20 Uhr.

aAtusstellung „Deutsche Buchkunst z.

Die Akademie der Künste veranstaltet in ihren Räumen am Pariser Platz 4 in Gemeinschaft mit der Reichsschrifttumsstelle beim Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda eine Ausstellung „Deutsche Buchkunst“, die durch den Deutschen Buchgewerbeverein zusammengestellt und in Leipzig bereits mit großem Erfolg gezeigt worden ist. .

Die Ausstellung wird am 9. Januar vor geladenen Gästen eröffnet und ist von diesem Tage, nachmittags 2 Uhr, an für den allgemeinen Besuch zugänglich. Die Besuchszeiten sind täglich von 10—16 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Aus den Staatlichen Museen.

Führungen und Vorträge.

In der kommenden Woche finden in den Staatlichen Museen die folgenden Führungen und Vorträge statt: Sonntag, den 10. Januar.

10, 0— 11,50 im Neuen Museum, Aegypt. Abtlg.: Die Kultur der Amarnazeit. Dr. Zippert.

11—12 im Museum für Völkerkunde, Ostasiat. Abtlg.: Waffen und ihre Handhabung in Ehina. Lessing.

12 —13 im Kaiser-FriedrichMuseum: Frans Hals und die Schule von Haarlem. Dr. Geßner.

Montag, den 11. Januar.

11—12 im Museum für Deutsche Volkskunde: Völkisches Brauch⸗ tum im Spiegel der Bauernkunst. Dr. Otto.

11—12 im Museum in der Prinz⸗Albrecht⸗Straße: Neuordnung und Neuerwerbungen d. Ostasiat. Kunstsammlung. Dr. Reidemeister.

11—12,20 im Museum für Völkerkunde, Afrikan. Abtlg.: Rund⸗ gang durch die Afrikanische Abteilung. Wucherer.

12—13 in der Nationalgalerie: Hans Thoma. Dr. Simon.

Dienstag, den 12. Januar.

11—12 im Alten Museum: Die Vasenmalerei in der Frühzeit des Griechentums. Dr. Wiesner.

20— 21,30 im Pergamon-Vortragssaal: Schrift und Bild im Alten Orient J: Gestaltung (mit Lichtbildern). Dir. Andrae.

Mittwoch, den 13. Januar.

10, 0— 11,95 im Neuen Museum, Kupferstichkabinett: Die nieder⸗ ländischen Zeichner des 17. Jahrhunderts (Die Meister⸗ zeichnung I). Dr. Hagenacker.

11—12,30 im Museum in der Prinz -Albrecht⸗-Straße: Der Mensch der Eiszeit. Dr. Vermehren-Göring.

20—21 im Zeughaus: Die Ausstellung O. Engelhardt⸗Kyffhäuser: Schicksale einer Fronttruppe. Das Preuß. Reserve⸗Jäger⸗ Bataillon Nr. 4 im Weltkriege. Dr. Hahlweg.

Donnerstag, den 14. Januar.

11 —12 im Kaiser-Friedrich Museum: Rembrandts Gemälde J. Dr. Schöne.

12, 15— 13,15 im Kaiser⸗Friedrich⸗Museum, Münzkabinett: Rund⸗ gang durch die Ausstellung des Münzkabinetts. Dr. Hellige.

20—21,20 im Pergamon-Vortragssaal: Die Kunst der deutschen Städte: Augsburg: Architektur und Plastik (mit Licht⸗ bildern). Dir. Demmler.

Freitag, den 15. Januar.

11—12 im Museum für Deutsche Volkskunde: Der Erbgedanke in der deutschen Bauernkunst. Dir. Hahm.

1 —13 im Schloßmuseum: Neuerwerbungen des Schloßmuseum (außer Welfenschatz). Prof. Schnorr v. Carolsfeld.

Sonnabend, den 16. Januar.

11— 12,30 im Museum für Völkerkunde, Indische Abtlg.: Mittel⸗

alterliche Wandmalereien aus Kyzil (Ostturkistam). Dr. Gelpke. 1 tisch ns

11.330 12,50 im Neuen Museum, Aegyptische Abtlg.: Das alte

Reich (Pyramidenzeit). k . * Im Pergamon⸗Museum finden täglich, außer Montag, von it —12 und 12—13 Uhr, in der Ausstellung „Deutsche Bauern⸗ kunst“ im Museum für Deutsche Volkskunde jeden Mittwoch und

Donnerstag von 11—12 Uhr Rundgänge statt.

Handelstei.

Deutschlands wirtschaftliche Lage an der Jahreswende 1936/3.

Wie üblich, veröffentlicht die Volkswirtschaftliche Abteilung der Reichs⸗-Kredit⸗Gesellschaft A.⸗G. bereits Anfang Januar wieder ihren mit statistischem Material reichlich ausgestatteten Ueberblick über Deutschlands wirtschaftliche Lage an der Jahreswende. Auf rund 90 Druckseiten werden die Entwicklungslinien der deutschen Wirtschaft in ihrer Verknüpfung mit denjenigen der Weltwirt— schaft dargestellt. Der erste Abschnitt gibt in großen Zügen ein Bild des volks⸗ und weltwirtschaftlichen Aufschwungs, der sich namentlich in Deutschland in einem Hochstand von Produktion und Beschäftigung äußert. In zahlenmäßiger Zusammenfassung zeigt die Entwicklung des deutschen Volkseinkommens diesen um— fassenden Aufschwung der deutschen Wirtschaft während der letzten vier Jahre. Von seinem Krisentiefstand im Jahre 1932 ist das Volkseinkommen von rund 45 Mrd. RM auf rund 61,5 Mrd. RM im Jahre 1936, d. h. um rund 40 „, gestiegen. Dieser Zuwachs ist um so bedeutungsvoller, als er sich im Rahmen eines Mengen— aufschwungs mit weitgehend gleichbleibenden Löhnen ünd Preisen vollzog; er kennzeichnet also in eindringlicher Weise die erzielte Einschaltung aller Wirtschaftskräfte in den Güterkreislauf. Nach⸗ dem das Anfang 1933 gewiesene Ziel, eine Volkswirtschaft wieder in Gang zu bringen, der jeder Antrieb fehlte, die aber mit einsatz⸗ fähigen Arbeitskräften, mit Kapazitätsreserven und mit Vorräten aller Art im Uebermaß ausgestattet war, erreicht ist, steht die deutsche Nationalwirtschaft nunmehr vor neuen Aufgaben mit von Grund auf veränderter Problemstellung: Heute mangelt es weder an Aufgaben noch an Initiative. Umfassende Pläne harren der Verwirklichung; die Nachfrage nach Gütern und Leistungen ist meist größer als das Angebot. Das zentrale Wirtschaftsproblem an der Jahreswende 193637 liegt deshalb darin, einen volkswirt⸗ schaftlich zweckmäßigen Ausgleich zwischen den nach Durchführung verlangenden Aufgaben und den begrenzt verfügbaren Kräften herbeizuführen. Sowohl zur Aufrechterhaltung des gegenwärtigen Investitionsvolumens als auch der Verbrauchsgüterversorgung benötigt die deutsche Volkswirtschaft den laufenden Zustrom von agrarischen und mineralischen Rohstoffen, die nur zu einem Teil im Inland erzeugt werden können, während der erhebliche Zu⸗ schußbedarf durch Einfuhren gedeckt werden muß. Im Gegensatz zum Krisenstand von 1932, als noch hohe, überhaupt nicht absetz⸗ bare Vorräte vorhanden waren, sind diese Reserven nunmehr, wie Ministerpräsident Göring Ende Oktober 1936 dargelegt hat, durch den erhöhten Verbrauch der letzten Jahre zu wesentlichen Teilen aufgezehrt. ;

Hier setzt folgerichtig der zweite Vierjahresplan ein. Sein entscheidendes Ziel ist, den erreichten Hochstand der Wirtschafts⸗ tätigkeit in Deutschland durch Ueberwindung gelegentlicher Ver⸗ sorgungsspannungen zu sichern. Insbesondere soll durch zielbe⸗ wußten Einsatz aller Aktivkräfte der Nation verhindert werden, daß der Beschäftigungsstand durch Rohstoffmangel beeinträchtigt

wird. Abgesehen von den hohen technischen Aufgaben, die mit diesem neuen Vierjahresplan der Industrie hinsichtlich der Er— probung und Verwirklichung neuer Verfahren, Methoden und Erfindungen gestellt sind, wirft seine Durchführung auch entschei— dende Probleme struktureller Art auf. So muß das gesamte Investitionsvolumen künftig im Interesse der bestmöglichen Ver— wendung der vorhandenen Kräfte sorgfältig auf Grund einer Rangordnung nach Maßgabe von Dringlichkeit und Bedeutung gelenkt werden. Weiter treten bedeutsame Standortfragen hervor, und zwar sowohl hinsichtlich des neuen Arbeitseinsatzes als auch hinsichtlich der Rohstofforientierung und der Kombination mit den erforderlichen Kraftquellen, und im engen Zusammenhang damit stehen Kosten⸗ und Preisprobleme. Denn solange die deutsche Nationalwirtschaft zu ihrer politischen und wirtschaftlichen Sicherung noch einen großen Teil der volkswirtschaftlichen Kräfte für Gesamtaufgaben in Anspruch nehmen muß, muß an dem Grundsatz der Preis⸗ und Lohnstabilität festgehalten werden. Dar⸗ aus erklärt sich, daß die auf die nationalen Aufgaben ausgerichtete staatliche Wirtschaftspolitik während der letzten Jahre immer stärker in alle drei Sphären des wirtschaftlichen Güterkreislaufes: Erzeugung, Verteilung und Verbrauch mit umfassenden Maß— nahmen ordnend und lenkend eingegriffen und damit die gesamte Struktur der deutschen Volkswirtschaft grundlegend beeinflußt hat.

Im weltwirtschaftlichen Raum war das entscheidende Ereignis der letzten Monate die währungspolitische Schwenkung der Länder des früheren Goldblocks mit der Aufgabe ihrer bis dahin starr ge⸗ haltenen Goldparität. Damit ist das Uebergewicht des Abwertungs⸗ bereiches derart umfassend geworden, daß von nun ab das alte Weltparitätensystem, wie es bor der englischen Pfundabwertung be⸗ stand, endgültig aufgehört hat zu existieren, und aktuellste Bedeutung gewinnt nunmehr die Frage, auf welchen Grundsätzen voraussicht⸗ lich das neue Weltwährungssystem aufgebaut werden wird. Mannigfaltige Anzeichen deuten auf eine Abkehr vom alten Gold⸗ mechanismus der Vorkriegszeit, zum mindesten auf strukturelle Aenderungen hin, und erste Merkmale der Neuordnung deuten sich wenn auch noch durch vielerlei Vorgänge verschleiert an: An die Stelle des alten Goldmechanismus tritt ein von den Zentralnotenbanken und Schatzämtern manipulierter „Ausgleichs⸗ fondsstandard“, der die Funktion des Goldes im wesentlichen auf den Ausgleich der Zahlungsbilanz und zwar sowohl der laufen⸗ den Posten als auch der Kapitalbewegung beschränkt. Die früher überragende monetäre Bedeutung des Goldes tritt damit immer stärker in den Hintergrund. Unbeeinträchtigt durch diese neuen Währungsänderungen hat sich der Aufschwung der Nationalwirt— schaften im zweiten Halbjahr 1936 in gesteigertem Tempo fortgesetzt. Das Weltproduktionsvolumen lag im Augun 1936 mit 116,8 Bafis 1623 100 um 1135 über dem Vorjahr und überragte den Krisenstand von 1937 um etwa 52 56. Die Weltarbeitslosigkeit ist

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Reichs⸗ und Staatsanzeiger Nr. Z vom 6. Januar 1937. S. 3

seit Jahresfrist nennenswert zurückgegangen, und erstmals hat die Wirtschaftsbelebung in den wichtigsten Ländern auch den Welt— handel in merklichem Umfang angeregt.

Nach umfassenden Einzeldarstellungen der Lage der Landwirt— schaft, der Arbeits, Einkommens- und Verbrauchsgestaltung, der Kreditmärkten, Außenhandels- und Preisentwicklung wird ab⸗ schließend im Ausblick auf das neue Jahr u. a. festgestellt, daß nach der Lösung der Aufgabe des ersten Vierjahresplans Struktur und Dynamit der deutschen Volkswirtschaft weder einen Stillstand noch eine Ruhepause zulassen. Vielmehr gilt es, die Grundlagen des deutschen Lebensraumes in dreifacher Richtung zu untermauern: erstens durch den Wiederaufbau des deutschen Verteidigungs— wesens; sodann auf dem Gebiet des bestmöglichen Arbeitseinsatzes, um den dringlichen Bedarf an Arbeitskräften, insbesondere an Facharbeitern, zu decken; schließlich hinsichtlich der Deckung des Bedarfs an Nahrungsmitteln und industriellen Robstoffen. Die Durchführung der notwendigen umfassenden Neuinvestitionen zum Ausbau der heimischen Rohstoffbasis und zur Wiederherstellung der deutschen Wehrfreiheit bedingt laufende Kreditvorgriffe. Um un— erwünschte Preisauftriebstendenzen zu hemmen, galt es, wirksame Gegenmaßnahmen zu treffen. Diese liegen einmal im Prinzip der Lohnstabilität und damit einer maßvollen Verbrauchsbeschränkung, sodann in der Heranziehung eines hohen Steueraufkommens und aller neugebildeten Ersparnisse für die Finanzierung und Fundie—⸗ rung der öffentlichen Ausgaben und der Kreditvorgriffe. In keinem anderen Wirtschaftsabschnitt ist Sparen und Kapitalbildung so wichtig, wie in der Phase des Hochichwungs, wo regelmäßig das Investitionsvolumen größer ist als die Spartätigkeit. Mit Recht steht deshalb weiterhin die sorgfältigste Pflege aller Teile des Kapitalmarktes im Mittelpunkt der deutschen Wirtschaftspolitik.

Während Deutschland statt der rund 25 bis 30 Mrd. Mark Auslandsguthaben vom Jahre 1913 gegenwärtig immer noch mit rund 12 bis 13 Mrd. RM gegenüber dem Ausland verschuldet ist, wodurch der schwer erkämpfte Handelsbilanzüberschuß bislang auf— gezehrt wurde, und neue Währungsabwertungen die Konkurrenz— fähigkeit und Kostenlage der deutschen Exportindustrien beeinträch— tigt haben, ist das uns in früheren Zeiten zur Verfügung stehende Rembourskreditvolumen zur normalen Zwischenfinanzierung über— seeischer Rohstoffbezüge auf einen völlig unzureichenden Mindest— stand zusammengeschrumpft. Auch ist uns die Ehance entzogen, Weltwirtschaftsräume, die ein günstigeres Klima und bessere Bodenqualitäten als die Heimat besitzen, mit aktivem Einsatz eigener Kräfte ausbauen und zum Besten der eigenen Volkswirt— schaft entfalten zu können. Auf der anderen Seite zeigt der Welt— markt neuerdings steigende Belebungszeichen, die auf längere Sicht auch der deutschen Wirtschaft Anregungen bieten können. Deutsch— land ist willens und bereit, an dem weltwirtschaftlichen Wieder— aufbau, soweit es in seinen Kräften steht, mitzuarbeiten. Doch liegt noch eine Fülle von besonderen Störungen vor, deren Weg— räumung nicht von Deutschlands Bexeitwilligkeit allein abhängt, sondern eine verständnisvolle Mitwirkung des Auslandes voraus? setzt. Deutschlands währungspolitisches Ziel. wie es immer wieder von den verantwortlichen Trägern seiner Wirtschaftspolitik auf— gezeigt wurde, ist die Beseitigung der Devisenzwangswirtschaft. Vorbedingung hierfür ist eine befriedigende, der Struktur Deutsch— lands als Schuldner- und Industrieland angemessene Lösung der

Schulden- und Rohstoffprobleme. ;

Grenzen der Beschäftigung.

In seinem spoeben erschienenen Vierteljahresbericht (Viertel— jahreshefte zur Konjunkturforschung, 11. Jahrg, Heft 3, Teil A, Hanseatische Verlagsanstalt A—-G., Hamburg-Wandsbek) äußert sich das Institut für Konjunkturforschung ausführlich über die Grenzen der Beschäftigungszunahme, soweit sie durch die Zahl der verfügbaren Arbeiter und Angestellten gegeben sind:

Die Notwendigkeit, die wirtschaftlichen Kräfte bis zum äußersten anzuspannen, hat nach den grozen Erfolgen der Arbeits⸗ beschaffung zur Frage geführt, ob nicht eine weitere Zunahme der Produktion an fehlenden Arbeitsreserven scheitern könnte. Die neuen Erhebungen der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung bestätigen, daß im Jahre 1937 höchstens noch 300 900 und im Jahre 1938 etwa 100 009 „wirklich“ Arbeitslose verfügbar sind, die in den Arbeitsprozeß eingegliedert werden können. Damit sind aber die vorhandenen Arbeits— reserven noch keineswegs erschöpft. . . ;

Ein Ueberblick über die Entwicklung in den Jahren 1882 bis 1933 zeigt, daß sich die Zahl der Arbeiter und Angestellten dem stigenden Arbeitsbedarf der Wirtschaft sehr elastisch anpassen konnte. In dieser Zeit hatte sich die Zahl der Arbeiter und An⸗ gestellten verdoppelt. Nur 64 * dieses Zuwachses ergaben sich mit der Bevölkerungsvermehrung, die übrigen 36 7, entstanden dadurch, daß sich die Zahl der Selbständigen im Verhältnis ver⸗ minderte, und daß die Erwerbstätigkeit überhaupt, namentlich auch die der Frauen, stieg. Außerdem unterliegt die Anzahl der lbeschäftigten und arbeitslosen) Arbeitskräfte starken Schwan⸗ kungen im Auf und Ab der Wirtschaft. Im Jahre 1929 erreichte sie ihren letzten Höhepunkt und ging dann bis 1934 um etwa 10 3 zurück. Die guten Beschäftigungsmöglichkeiten der Hoch⸗ konjunktur locken Arbeitskräfte an, die sonst nicht als Arbeiter oder Angestellte arbeiten würden. Umgekehrt geben diese Kräfte in schlechten Zeiten ihr Arbeitsverhältnis auf, ohne indes arbeits⸗ los zu werden.

Diese Entwicklungstendenzen sprechen dafür, daß sich die Zahl der Arbeiter und Angestellten auch in den nächsten Jahren stark erhöhen läßt, wenn der Arbeitsbedarf der Wirtschaft weiter steigt. Wenn die planmäßige Lenkung des Arbeitseinsatzes weiter aus⸗— gebaut wird, ist damit zu rechnen, daß die Zahl der beschäftigten Arbeiter und Angestellten in den Jahren 1937 und 1938 mindestens noch um je 1 Million steigen kann. Der kleinste Teil dieser Kräfte würde aus der jetzt noch bestehenden Arbeitslosigkeit kommen. Zum allergrößten Teil müßte es sich dabei vielmehr um eine Zu— nahme der Zahl der (beschäftigten und arbeitslosen) Arbeiter und Angestellten auf Kosten der Anzahl der Selbständigen und der mithelfenden Familienangehörigen, auf Grund des veränderten Altersaufbaus und durch Zunahme der Frauenarbeit und der sonstigen Erwerbstätigkeit handeln. Von 1933 bis 1936 sind jährlich im Durchschnitt 1,3 Millionen mehr Menschen beschäftigt worden. Eine fast ebenso starke Zunahme der Beschäftigung braucht also nicht daran zu scheitern, daß die dazu benötigten

Arbeitskräfte fehlen.

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Reserven in der Ernährungswirtschaft.

In den letzten Fähren wurde, wie das Institüt für Kon— junkturforschung in dem sbeben erschienenen Vierteljahresheft zur Konjunkturforschung (Vierteljahreshefte zur Konjunkturforschung, 11. Jahrgang, Heft 3, Teil A, Hanseatische Verlagsanstalt, Ham— burg⸗Wandsbeh) ausführt, in erster Linie versucht, den Nahrungs— fehlbetrag durch Steigerung der Erzeugung auszugleichen. Der Erfolg der im Bereich der Produktion mit großer Tatkraft er— griffenen Maßnahmen war unbestreitbar: die Auslandsabhängig— keit, die 1927 noch 35 5 betragen hatte, ging auf 1795 zurück. Das Ziel der Erzeugungsschlacht ist, in Zukunft die Selbstversor— gung bei Nahrungsmitteln, soweit es möglich ist, weiter zu er— höhen.

In Ergänzung zu diesen Bestrebungen hat man in letzter Zeit noch begonnen, auch die Struktur des Verbrauchs daraufhin zu durchleuchten, welche „Reserven“ in diesem Fall also Er⸗ sparnismöglichkeiten auf diesem Gebiete vorhanden seien, die für die Erringung der Nahrungsfreiheit ausgeschöpft werden könnten. Hierbei steht man, in großen Umrissen gesehen, fol⸗ gender Situation gegenüber: Aus dem deutschen Boden wurden im Durchschnitt der letzten Jahre jährlich etwa 200 Billionen Kalo— rien gewonnen. Die Abgänge an Verlusten auf dem Wege bis zum Verbrauch und die der industriellen Verwertung zugeführten Mengen können auf etwa 30 Billionen, der Erhaltungsbedarf des Zugviehs auf etwa 20 Billionen Kalorien geschätzt werden. Von den verbleibenden 150 Billionen dienen rund 40 unmittelbar der menschlichen Ernährung, 110 werden in tierische Stoffe (Fleisch, Fett, Eier, Häute, Felle, Knochen, Dünger) umgewan—

delt. Von diesen 110 Billionen Kalorien besteht nun aber der weitaus größte Teil, etwa 80 Billionen, aus Kalorien, die un⸗ mittelbar in pflanzlicher Form für die menschliche Ernährung nicht verwertbar sind, z. B. Heu, Stroh, Weidegras, Futter— rüben usw. Der Rest von etwa 30 Billionen Kalorien, in der Hauptsache also das, was an Getreide, Kartoffeln und Hülsenfrüchten verfüttert wird, könnte jedoch auch direkt der menschlichen Ernährung dienen. Wenn also auf die Ver— edelung dieser 30 Billionen Kalorien verzichtet würde und an Stelle der daraus schätzungsweise gewonnenen 10 Billionen tierischer Kalorien pflanzliche verzehrt würden, so würden statt 16 Billionen Kalorien nunmehr 30 Billionen Kalorien zur Er— nährung zur Verfügung stehen, d. h. es würden rund 20 Billionen Kalorien zusätzlich für die Ernährung gewonnen werden. Dadurch würde allerdings unsere Ernährungsstruktur was das Verhält— nis zwischen pflanzlicher und tierischer Nahrung anlangt un— gefähr auf den Stand der 60er Jahre zurückgeschraubt werden. Außerdem würden sich daraus sehr bedenkliche Rückwirkungen auf die Viehhaltung und damit auf die Leistungsfähigkeit der pflanz— lichen Produktion ergeben. Praktisch können daher immer nur Teilverschiebungen innerhalb des angedeuteten Rahmens in Frage kommen.

Diese Umstellungsmöglichkeit von tierischen auf pflanzliche Kalorien stellt sozusagen eine „dynamische Reserve“ dar. Ihr Um— fang beziffert sich, wie oben errechnet, auf etwa 20 Billionen Ka— lorien. Je größer der Anteil der tierischen Stoffe an der Er— nährung, je „verschwenderischer“ die Ausnutzung der Bodenleistung,

um so größer der für eine Umstellung gegebene Spielraum; um so

größer auch die „sttatische Reserve“, die in dem Vorhandensein hoher Viehbestände selbst liegt und die gleichfalls als Puffer gegen die witterungsbedtttgteit Schwanküngen der pflanzlichen Erträge dient. Nicht zum wenigsten diese Reserven bedingen es, daß die Er— nährungslage der europäischen Staaten so ungleich gesicherter ist als diejenige Chinas oder Indiens, wo die Ernährung überwiegend auf pflanzlichen Erzeugnissen beruht und damit allen Ernte— zufälligkeiten ausgesetzt ist. Da in Deutschland etwa ein Drittel aller verzehrten Kalorien auf tierische Nahrungsmittel entfällt und da weiter das Gesamtgewicht der deutschen landwirtschaftlichen Nutztiere etwa viermal so groß wie das der Menschen ist, so sind hier sowohl die dynamischen als auch die statischen Reserven nach allem als recht günstig anzusehen.

Die Lage der Rheinschiffahrt im Dezember 1936. Mangel an Schleppkraft und Kahnraum.

Die bereits seit Oktober beobachtete Besserung der allge⸗— meinen Verkehrs- und Betriebslage der Rheinschiffahrt setzte sich, wie dem Monatsbericht der Niederrheinischen Industrie⸗ und Handelskammer Duisburg-Wesel zu entnehmen ist, auch im Dezember fort; die Gesamtlage der deutschen Rheinschiffahrt ist jedoch nach wie vor überaus schwierig. Die Verladungen waren weiterhin recht gut. Insbesondere lagen immer noch große Ab— rufe für Brennstoffe aus dem Ruhrgebiet vor, und zwar sowohl talwärts als auch bergwärts. Ebenso war auch eine auf einen knappen Zeitraum zusammengedrängte Ladungszunahme von Ueberseegütern in den Rheinseehäfen, vor allem im Getreidever⸗ kehr, festzustellen. Der Wasserstand war sehr gut, dagegen waren die Witterungsverhältnisse für die Schiffahrt sehr ungünstig. Die Folge war zunächst ein auftretender Mangel an Schleppkraft. Hierzu gesellte sich im weiteren Verlauf auch eine Kahnraumnot. Besonders knapp waren Fahrzeuge kleiner und mittlerer Größen. Auf der Strecke Mannheim / Kehl Straßburg bzw. Kehl Straß⸗ burg / Basel waren die üblichen Aufleichterungen, dem jeweiligen Wasserstand angepaßt, erforderlich. Die Kahnraum- und Schlepp— verhältnisse waren nicht ohne Rückwirkung auf den Ruhrorter Frachtenmarkt, dessen Sätze sowohl in der Berg⸗ als auch in der Talfahrt weiterhin eine Steigerung erfuhren; auch die Schlepp⸗ löhne erhöhten sich. Die bereits im Vormonat beobachtete günstige Lage des Schleppgeschäfts hielt auch im Berichtsmonat an. Zu Monatsende war die Nachfrage nach Schleppkraft so groß, daß es nicht möglich war, die beladenen Kähne prompt ohne längeren Aufenthalt abzubefördern. Die Beschäftigung im Rhein-See-Ver⸗ kehr blieb weiterhin gut. Auch hier waren infolge von Nebel⸗— störungen Verzögerungen im Schiffsumlauf unvermeidlich. Die Lage der Speditions- und Umschlagsbetriebe in den Duisburg— Ruhrorter Häfen war gegenüber dem Vormonat wesentlichen Aenderungen nicht unterworfen; insbesondere war die Beschäfti⸗ gung der Massengut-Umschlagsanlagen auch im Dezember außer— ordentlich schlecht. Gegen Schluß des Berichtsmonats war eine verstärkte Anfuhr von Düngemitteln zu beobachten, die für kurze Zeit eine Belebung an einigen Stellen brachte.

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Stark belebtes Seschäft in der Blechwaren⸗ induftrie.

Im Gegensatz zu der in früheren Jahren um diese Jahres⸗ zeit ruhigen Geschäftslage haben die letzten Monate im Geschäft mit verzinkten Blechwaren eine starke und anhaltende Belebung gebracht. Seit etwa Oktober vergangenen Jahres bewegt sich der Auftragseingang in ständig ansteigender Richtung. Die Nach⸗ frage aus allen Verbraucherkreisen war lebhaft und beschränkte sich nicht nur auf Saisonartikel, erstreckte sich vielmehr auf alle Erzeugnisse. Die Beschäftigung der Werke ist zwar nicht einheit⸗ lich, im allgemeinen aber durchaus zufriedenstellend. Die vor⸗ liegenden Auftragsbestände gewährleisten durchweg für mehrere

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Monate Beschäftigung im bisherigen Rahmen. Die Lieferfristen mußten vielfach weiter ausgedehnt werden, zumal auch die Vor⸗ lieferanten längere Liefertermine beanspruchen. Der Geschäfts⸗ gang mit mittelschweren Blechwaren, wie Versandtrommeln, Transportfässera, Rohrleitungen usw.', hat an Umfang ebenfalls zugenommen. Auch das Auslandsgeschäft in diesen Erzeugnissen weist eine zunehmende Belebung auf. Sowohl das europäische Ausland als auch die Ueberseeländer traten als Käufer auf.

Deutsche Handelskammer für Dänemark.

Mit einer Versammlung tritt am 8. ds. Mts. in Kopenhagen die neue Deutsche Handelskammer für Dänemark erstmalig vor die dänische Oeffentlichkeit. Das Hauptreferat wird von Reichsminister a. D. Dr. Kr ohne gehalten werden. Auch der deutsche Gesandte in Kopenhagen, Freiherr von Renthe⸗Fink, wird an der Veranstaltung teilnehmen und das Wort ergreifen. Die Be⸗ deutung, die man dieser deutschen Wirtschaftsvertretung in Däne⸗ mark zumißt, wird noch dadurch unterstrichen, daß auch Vertreter der deutschen Handelskammern in Stockholm und Helsinki ihr Erscheinen zugesagt haben.

Verlängerung des FSnternationalen Zinn⸗

kartells um fünf Jahre.

Brüssel, 6. Januar. Unter dem Vorsitz Sir John Camp— bells, des Abgeordneten Malayas, fand am Dienstag die Sitzung des Internationalen Zinnausschusses statt. Unter anderem waren Vertreter Niederländisch⸗Indiens, des Belgisch-Kongogebiets, Siams, Boliviens, Frankreichs und Nigerias anwesend. Zunächst wurde die Unterzeichnung des neuen Abkommens zur Wieder⸗ errichtung des Internationalen Zinnkartells, das bis Ende 1941 Geltung hat, vorgenommen. Der Wortlaut der Abmachungen wird erst später veröffentlicht werden. An die Vertreter der Ver⸗ braucherschaft ist die Einladung ergangen, sich bei der nächsten Zusammenkunft des Ausschusses, die für den 5. März nach Paris anberaumt ist, einzufinden. Weiter wurden die Quoten für das erste Viertel 1937 mit 100 9, festgesetzt. Auf Siam entfallen 18 500 t und auf das Kongogebiet 11000 t.

V )

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maszregeln.

Tierseuchenstand am J. Januar (Hartung) 1937.

(Zusammengestellt im Reichsgesundheitsamt nach den Berichten der beamteten Tierärzte.)

Nachstehend sind die Namen derjenigen Länder, Regierungs⸗ usw. Bezirke und Kreise (Amts- usw. Bezirke) verzeichnet, in denen Rinderpest, Maul⸗ und Klauenseuche, Lungenseuche des Rindviehs, Pockenseuche der Schafe, Rotz, Beschälseuche der Pferde, Schweine⸗ pest, Milzbrand, Tollwut, Tollwutverdacht oder Geflügelcholera nach den eingegangenen Meldungen am Berichtstage zu melden waren. Die Zahlen der betroffenen Gemeinden und Gehöfte um⸗ fassen alle wegen vorhandener Seuchenfälle gesperrten Gehöfte, in denen die Seuche nach den geltenden Vorschriften noch nicht für erloschen erklärt werden konnte.

Die Zahlen der in der Berichtszeit neu verseuchten Gemeinden und Gehöfte sind in den Spalten der „insgesamt“ verseuchten Gemeinden und Gehöfte mitenthalten.

Betroffene Kreise usw. n) Maul⸗ und Klauenseuche (àphthae epizooticae).

17: Stormarn 1 Gemeinde, 1 Gehöft. 31: Siegkreis 1, 1 (neu).

54: Sffenbach l, 1 (1, I.

Rotz (Malleus). 16: Langensalza 1 Gemeinde, 1 Gehöft.

Schweinepest (Pestis suum).

3: Lötzen 1 Gemeinde, 1 Gehöft, Neidenburg 4, 7 (davon neu 1 Gehöft), Ortelsburg 1, 1. 5: IV. Kreistierarztbezirk 2 Geh., V. Kreis⸗ tierarztbezirk 2 (1), VI. Krsbz. 1 (), IX. Krsbz. 1. 8: Greifswald Stadt 1, 3 (1, 3), Greifswald 1, 1 (1, ), Stralsund Stadt 1, 1. 11: Bres⸗ lau 1, 1. 13: Kreuzburg, O.⸗S. 1, 1, Rosenberg i. O.⸗S. 1, 1. 15: Querfurt 1, 1. 18: Grafsch. Hoya 1, 1. 20: Burgdorf 1, 2 1, 2). 27: Kreis der Eder 1, 1. 30: Kempen⸗Krefeld I, 1 (1, 1). 35: Aibling 1, 1. 36: Griesbach 1,1 (1, I), Vilshofen 1, 1. 41: Chemnitz Stadt 1, 1. 43: Borna 2, 2. 51: Bühl 1, 1 (1, ), Karlsruhe 2, 2, Pforzheim 1, 1 (1, I.

Milzbrand (Anthrax).

4: Rosenberg i. Westpr. 1 Gemeinde, 1 Gehöft. 12: Gold⸗ berg 1, 1 (neu). 14: Jerichow 11, 1 (1, 1), Neuhaldensleben 1,1 (1, 1), Wanzleben 1, 1 (1, I. 15: Mansfelder Gebirgskreis 3, 3 (3, 3), Mansfelder Seekreis 1, 1 (1, D. 17: Schleswig 1, 1 (1, D. 18: Grafsch. Diepholz 1, 1 (1, 1), Grafsch. Hoya 2, 2 (2, 2). 19: Alfeld 1, 1 (1, D), Peine 1, 1 (1, 15. 209: Gifhorn 1, 1 (i, ). 31: Land Hadeln 1, 1 (1, 1). 23: Wittmund 1,1 (1, I). 24: Borken 2, 2 (1, h. 25: Minden 1, 1 (1, ). 27: Fulda 1, 1 (1, I). 28: Frankfurt a. M. Stadt 1, 1 (1, I). 30: Rhein⸗Wupperkreis i, 1. 33: Aachen 1, 1 (1. I). 36: Vilsbiburg 1, 1 (1, 15. 38: Rehau 1, 1 (1, 1. 42: Löbau 1,1 (1, D. 46: Belingen i, 1 (1, 1). 57: Ritzebüttel 1, 1 (1, . 60: Oldenburg 1, 1 (1, . 65: Bernburg 1, 1 (1, I.

Tollwut (Rabies). 3: Allenstein 1 Gemeinde, 1 Gehöft, Lyck 3, 3, Neidenburg s, 8 (davon neu 1 Gem., 1 Geh.), Ortelsburg 1, 1, Osterode i. Ostpr. 5, 5. 13: Grottkau 1,R 1.

Tollwutverdacht (Rabies). 1: Heilsberg 1 Gemeinde, 1 Gehöft (neu), Mohrungen 1, 1. 2: Tilsit⸗Ragnit 1, 1. 3: Ortelsburg 2, 2, Rössel 1, 1. 13: Eosel i, 1, Leobschütz 1, 1 (1, l. 36: Viechtach 1, 1.

Geflü gelcholera (Cholera avium).

3: Neidenburg 1 Gemeinde, 7 Gehöfte. 7: Landsberg a. W. 2, 2. 11: Breslau Stadt 1, 1, Militsch 1, 1 (neu). 13: Guttentag 1, 1 (1,ů 9), Kreuzburg, O. -S. 1, 1. 28: Main-Taunuskreis 1, 1 (1, D. 35: München Stadt 1, 1. 45: Besigheim 1, 1 (1, ), Eßlingen 1, 1. 59: Stargard 1, 1.

I) An Stelle der Namen der Regierungs- usw. Bezirke ist die

entsprechende laufende Nummer aus der nachstehenden Tabelle auf⸗ geführt.