Reichs- und Staatsanzeiger Nr. Ss vom 1. Februar 1937. S. 4
In wenigen Wochen waren die staatlichen Rückstände sowohl als die gesellschaftlichen Vorurteile einer 1006 jährigen Vergangenheit in Deutschland ausgeräumt und beseitigt worden.
Oder kann man nicht von einer Revolution sprechen, wenn in kaum drei Monaten ein parlamentarisch⸗demokratisches Durchein⸗ ander verschwindet und an seine Stelle ein Regime der Ordnung, der Disziplin, aber auch der Tatkraft kommt, wie es Deutschland in solcher geschlossenen Einheitlichkeit und umfassenden Machtfülle noch nie besaß?
So groß war die Revolution, daß ihre geistigen Grundlagen selbst jetzt von der oberflächlich urteilenden Umwelt noch gar nicht erfaßt worden sind. Man redet von Demokratien und Dik⸗ taturen und hat noch gar nicht begriffen, daß sich in diesem Lande eine Umwälzung vollzogen hat, deren Ergebnis, wenn De— mokratie überhaupt einen Sinn haben soll, im höchsten Sinne des Wortes als demokratisch zu bezeichnen ist.
Mit unfehlbarer Sicherheit steuern wir auf eine Ordnung hin, die — so wie im gesamten übrigen Leben — auch auf dem Gebiete der politischen Führung der Nation einen natürlichen und vernunftgemäßen Ausleseprozeß sicherstellt, durch den die wirklich fähigsten Köpfe unseres Volkes ohne Rücksicht auf Ge⸗ burt, Herkunft, Namen oder Vermögen nur gemäß der ihnen gegebenen höheren Berufung zur politischen Führung der Nation bestimmt werden. Des großen Korsen schönste Er⸗ kenntnis, daß jeder Soldat den Marschallftab im Tornifter tragen müsse, wird in diesem Lande die politische Ergänzung finden.
Gibt es einen herrlicheren und schöneren Sozialismus und eine wahrhaftigere Demokratie als jenen Nationalsozialismus, der es dank seiner Organisation ermöglicht, daß unter Millionen deutschen Knaben jeder, wenn sich die Vorsehung seiner bedienen will, den Weg finden kann bis an die Spitze der Nation? Und dies ist keine Theorie! Dies ist im heutigen nationalsozialistischen Deutschland eine uns alle selbstverständliche Wirklichkeit.
Ich selbst als der durch das Vertrauen des Volkes berufene Führer komme aus ihm. Alle die Millionen deutscher Ar⸗ beiter, sie wissen es, daß an der Spitze des Reiches kein fremder Literat oder internationaler Revolutionsapostel steht, sondern ein Deutscher aus ihren eigenen Reihen.
Und zahlreiche einstige Arbeiter- und Bauern-Kinder, sie stehen in diesem nationalsozialistischen Staat heute an führenden Stellen, ja manche unter ihnen sind als Minister, Reichsstatt⸗ halter und Gauleiter mit die höchsten Leiter und Repräsentanten des Volkes. Freilich sieht der Nationalsozialismus auch hier nur das ganze Volk und niemals eine Klasse.
Der Zweck der nationalsozialistischen Revolution war es nicht, aus einem bevorrechteten Stand für die Zukunft einen recht⸗ losen zu machen, sondern aus einem rechtlosen einen gleich⸗ berechtigten.
Wir haben nicht Millionen Bürger vernichtet, um sie zu Zwangsarbeitern zu degradieren, sondern unser Ziel war es, aus Zwangsarbeitern deutsche Bürger zu erziehen. Tenn eines wer— den alle Deutschen verstehen:
Revolutionen können als Gewaltakte nur von kurzer Dauer sein. Wenn sie nicht Neues aufzubauen vermögen, werden sie als Exzesse das Vorhandene in kurzer Zeit verzehren. Aus dem ge⸗ waltiätigen Akt der Uebernahme der Macht muß sich in kurzer Zeit eine segensreiche Arbeit des Friedens entwickeln. Wer aber Klassen beseitigt, um neue Klassen zu schaffen, legt den Keim zu neuen Revolutionen!
Was heute Bourgeois ist und diktiert, wird morgen als Zwangsarbeiter in Sibirien wieder Proletarier sein und dann einmal genau so auf die Befreiung hoffen wie der Proletarier, der erst unterdrückt war und nun zu diktieren glaubt. Die nationalsozialistische Revolution hat daher nie beabsichtigt, eine bestimmte Klasse des deutschen Volkes in den Besitz der Macht zu setzen, um eine andere auszuschalten, sondern im Gegenteil:
Es war nur ihr Ziel, dem ganzen deutschen Volk durch ihre organisatorische Erfassung der Massen die Möglichkeit nicht nur einer wirtschaftlichen, sondern auch einer politischen Betätigung siche rzustellen.
Sie beschränkt sich dabei allerdings auf die zu unserem Volk
gehörigen Elemente und lehnte es ab, einer fremden Rasse Ein⸗ fluß auf unser politisches, geistiges oder kulturelles Leben zu geben oder ihm eine wirtschaftliche Vorrangstellung einzuräumen. In dieser blutmäßigen Verbundenheit unseres Volkes und in der durch den Nationalsozialismus erfolgten Erweckung des Verständnisses dafür, liegen die tiefsten Ursachen für das wunder— bare Gelingen unserer Revolution. Vor diesem neuen gewaltigen Ideal verblaßten alle staat— lichen, dynastischen, stammesmäßigen, aber auch parteilichen Idole und Rückstände der Vergangenheit. So war (s möglich, daß in wenigen Wochen die ganze Welt unferer alten Parkeien zugrunde ging, ohne daß auch nur einen Augenblick das Gefühl der Leere entstand. Denn eine neue bessere Erkenntnis hatte sie verdrängt. Eine neue Bewegung nahm ihren Platz ein. Eine neue Organisation unseres Volkes der arbeitenden und schaffenden Nation schob die alten Unternehmer- und Arbeitnehmer⸗ organisationen und Verbände einfach beiseite.
Und als die symbolischen Zeugen deutscher Vergangenheit und damit deutscher Zerrissenheit und deutscher Ohnmacht ent— fernt wurden, da geschah es nicht durch den Beschluß eines Komitees, das wie im Jahre 1918 oder iglg — wenn möglich durch Preisausschreiben — das neue Symbol des Reiches her— ausj;ufinden hatte, sondern durch die Flagge, die uns als Wahr⸗ zeichen der nationalsozialistischen Kampfzeit in die Erhebun hineingeleitet hat und die nun seitdem zu Lande, zu Wasser un in der Luft das Zeichen der Erhebung der Nation geworden ist!
Wie sehr aber diesen Wechsel und diese Wandlung das deutsche Volk begriffen und in seiner Bedeutung erfaßt hat, wird durch nichts mehr erhärtet als durch die Zustimmung, die die Nation uns seitdem so viele Male gegeben hat.
Denn von all jenen, die sich so oft und so gerne bemühen, die demokratischen Regierungen als vom Volke getragene Insti⸗ tutionen zum Unterschied der Diktaturen hinzustellen, hat keiner mehr Recht im Namen seines Volkes zu sprechen als ich!
„Als das Ergebnis dieses Teiles der deutschen Revolution möchte ich folgendes feststellen:
L. Es gibt im deutschen Volk seitdem nur mehr einen Träger der Souveränität, und dies ist das Volk selbst.
2 Der Wille dieses Volkes findet seinen Ausdruck in der Partei als der politischen Organisation dieses Volkes. ß 3. Es gibt entsprechend dem auch nur einen einzigen Gesetz⸗ geber. 14. Es gibt nur eine Gewalt der Exekutive.
Wer das Deutschland vor dem Januar 1933 demgegenüber zum Vergleich heranzieht, wird ermessen, welch eine gewaltige Wandlung diese kurzen Feststellungen enthalten.
Düiese Umwälzung ist aber ebenfalls nur das Ergebnis der Durchführung eines Grundsatzes der nation ahsos e sistf fen Lehre, daß nämlich der vernünftige Sinn und Zweck alles menschlichen Denkens und Handelns nicht in der Schaffung oder Erhaltung einer von Menschen ersonnenen Konstruktion, hre nn oder sondern nur in der Sicherung und Ent—
Funktion liegen kann, Vorsehung gegebenen volklichen Bausteines
wicklung des von der an sich.
Daher wurde durch den Sieg der nationalsozialistischen Be⸗ wegung das Volk als das Seiende und das Bleibende über jede Organisation, Konstruktion und Funkion gestellt.
Sinn und Zweck der Existenz der von der Vorsehung er⸗ schaffenen Rassen vermögen wir Menschen weder zu erkennen, noch
sestzustellen. Allein Sinn und Zweck der menschlichen Organisa⸗ tionen sowie aller Funktionen sind meßbar an ihrem Nutzen, den sie für die Erhaltung des bleibenden und seienden Volkes besitzen. Daher ist das Volk das Primäre. Partei, Staat, Armee, Wirt⸗ schaft, Justiz usw. sind sekundäre Erscheinungen, Mittel zum Zweck der Erhaltung dieses Volkes.
ö eben dem Maße, in dem sie dieser Aufgabe gerecht werden, sind sie richtig und nützlich. Wenn sie dieser Aufgabe nicht ge⸗ nügen, sind sie schädlich und müssen entweder reformiert oder beseitigt und durch Besseres ersetzt werden.
Die Anerkennung dieses Grundsatzes allein kann die Menschen auch davor bewahren, in starre Doktrinen zu verfallen dort, wo es keine Doktrinen gibt. Mittel in Dogmen umzufälschen, wo nur der Zweck als einziges Dogma gelten darf.
Sie alle, meine Abgeordneten, Männer des Reichstages, ver⸗ stehen den Sinn dessen, was ich hier ausspreche. Allein ich rede ja in dieser Stunde zum ganzen Deutschen Volt und ich möchte daher an einigen Beispielen die Bedeutung dieser Grundsätze erläutern, die sie in dem Moment erhielten, da wir sie am praktischen Leben anzuwenden begannen. Es wird für viele erst dann verständlich werden, warum wir von einer nationalsozialistischen Revolution reden, auch wenn es sich hier nicht um die Vernich— tung von Gut und Blut gehandelt hat—
Im Laufe einer langen Zeit ist teils durch Uebernahme fremden Gedankengutes, teils durch das Fehlen einer eigenen klaren Einsicht unser Rechtsleben in eine Verwirrung geraten, die ihren prägnantesten Ausdruck fand in der Unklarheik über den inneren Zweck des Rechtes an sich. Zwei polare Extreme kenn⸗ zeichnen diesen Zustand:
1. Die Auffassung, daß das Recht als solches seine eigene Existenzberechtigung in sich trage und daher überhaupt keinerlei Prüfung über die Nützlichkeit im einzelnen oder' im gesamten zulasse. Das Recht bestehe, selbst wenn die Welt darüber zugrunde ginge.
X Die Auffgssung, daß das Recht im wesentlichen berufen sei, den Schutz des Individuums in der Person und in seinem Eigen⸗ tum zu übernehmen und zu sichern. Zwischen beiden meldete sich in verschämter Verbrämung die Vertretung größerer Gemein— schaftsinteressen zumeist nur als Konzession? an die sogenannte Staatsräson an.
Die nationalsoziglistische Revolution hat demgegenüber dem Rechte, der Rechtswissenschaft sowohl als der Rechtsprechung, einen eindeutigen klaren Ausgangspunkt gegeben:
Es ist die Aufgabe der Justiz, mitzuhelfen an der Erhaltung und Sicherung des Volkes vor jenen Elementen, die sich als Asoziale entweder den gemeinsamen Verpflichtungen zu entziehen trachten oder sich an diesen gemeinsamen Interessen versündigen. Damit steht über der Person und der Sache auch im deutschen Rechtsleben von jetzt ab das Volk.
. Diese kurze Feststellung führt in ihrer Berücksichtigung zu der größten Reform, die unser deutsches Rechtsleben und Rechtswesen bisher erlebt haben. Entsprechend dem Ausgangspunkt war dle erste einschneidende Wirkung die Proklamierung nicht nur eines einzigen Gesetzgebers, sondern auch einer einzigen Rechtsausübung. Die zweite Maßnahme ist noch nicht abgeschloͤssen, wird aber in wenigen Wochen der Nation verkündet.
In einem neuen deutschen Strafgesetzbuch erhält zum ersten⸗
mal aus dieser großen Gesamtperspektive heraus die deutsche Rechts⸗ pflege jene Grundlagen, die sie fur alle Zeiten in den Dienst der deutschen Volkserhaltung stellen wird. Wie groß auch die Wirrnisse gewesen sind, die wir auf den einzelnen Lebensgebieten im Jahre 1933 vorfanden, so wurden sie doch noch übertroffen von dem Verfall der deutschen Wirtschaft. Dies war auch jene Seite des deutschen Zusammenbruchs, die der breiten Masse unseres Volkes am deutlichsten und unmittelbarsten zum Be— wußtsein kam. Der sachliche Zustand ist Ihnen und wohl auch dem ganzen deutschen Volk noch in Erinnerung. Wir fanden als Doku— ment dieser Katastrophe vor allem zwei Erscheinungen:
1. über 6 Millionen Erwerbslose,
2. einen ersichtlich zum Untergang bestimmten Bauernstand.
Die Gesamtfläche der damals bereits vor der Zwangsver⸗ steigerung stehenden deutschen landwirtschaftlichen Güter umfaßte einen Umfang, der etwas größer war als das Land Thüringen. Endlich konnte es nicht verwunderlich sein, daß bei einer so all⸗ gemeinen Herabsetzung der Produktion einerseits und der Kaufkraft andererseits auch die breite Masse unseres Mittelstandes in kurzem ö und damit der Vernichtung anheimfallen mußte.
Wie schwer diese Seite der deutschen Not damals empfunden
wurde, können wir noch nachträglich daraus ermessen, daß ich mir gerade zur Behebung der Arbeitslosigkeit sowie zur Behinderung einer weiteren Vernichtung des deutschen Bauerntums die belannte Zeit der vier Jahre ausgebeten hatte. .Ich darf weiter hier feststellen, daß der Nationalsozialismus im Jahre 1933 nicht in irgendeine erfolgversprechende Handlung anderer eingegriffen hat, sondern daß die Partei mit der Führung des Reiches. erst in dem Augenblick beauftragt wurde, als auch die letzte Möglichkeit einer anderen Rettung als gescheitert angefehen werden mußte, als insbesondere alle Versuche einer Behebung der wirtschaftlichen Not sich als Fehlschläge erwiefen hatten.
Wenn ich heute, nach vier Jahren, vor das Angesicht des deut⸗ schen Volkes trete, und auch vor Ihnen selbst, meine Abgeordneten, Männer des Deutschen Reichstages, Rechenschaft ablege, dann wer⸗ den Sie mir und der nationalsozialistischen Regierung nicht die Be⸗ amm versagen, daß ich mein damaliges Versprechen eingelöst
e.
Dies war kein leichtes Unterfangen. Ich spreche nichts Un⸗ bekanntes aus, wenn ich hier die Feststellung treffe, daß gerade die sogenannten „Sachleute“ damals an eine sol h mögliche Ret⸗ tung nicht mehr glaubten.
Wie ich dazu kam, angesichts dieser furchtbaren und — wie schon betont — gerade für Fachleute aussichtslosen Lage dennoch an die deutsche Wiederauferstehung und befonders an die wirtschaft⸗ liche Gesundung zu glauben, liegt in zweierlei begründet:
1. Ich habe immer nur Mitleid empfunden mit jenen aufge⸗ regten Menschen, die bei jeder schwierigen Lage sofort vom Zu⸗ sammenbruch eines Volkes reden. Was heißt Zusammenbruch? Das deutsche Volk hat schon vor der Zeit gelebt, da es uns ge⸗ schichtlich sichtbar zum Bewußtsein kommt. Allein, wenn wir 36 früheren Schicksale , unberücksichtigt lassen, so steht doch folgendes fest, daß seit diesen nunmehr rund 2000 Jahren über jenen Teil der Menschheit, den wir heute als deutsches Volk bezeichnen, unsagbare Kataftrophen und unsagbares Leid öfter als einmal gekommen sind. Hungersnöte, Kriege und Pestilenz haben in unserem Volke schaurige Einkehr gehalten und eine furchtbare Ernte gemäht.
Muß man nicht einen unbändigen Glauben an die Lebenskraft einer Nation besitzen, wenn man sich überlegt, daß erst vor wenigen Jahrhunderten in einem 89 jährigen Kampf von über 18 Millionen Menschen unser deutsches Volt auf nicht einmal mehr 4 Millionen n , n,, Wenn wir bedenken, daß dieses früher so blü—⸗
ende Land damals ausgeplündert, zerrissen und verelendet war, daß seine Städte niedergebrannt, seine Ortschaften und Dörfer ver⸗ wüstet, die Felder unbebaut und verödet waren? Und wenige Jahr— hunderte später begann unser Volk wieder zu wachsen, die Städte füllten sich mit neuem Leben, die Aecker wurden wieder gepflügt, und im gewaltigen Rhythmus erklang das Lied jener Arbeit, die uns eine neue Existenz und neues Leben gab!
Verfolgen wir doch einmal den uns nur bekannten Teil des Lebensweges unseres Volkes aus grauer Vorzeit bis heute und
ermessen wir dann die ganze Lächerlichkeit des Getues jener blassen
4 —
Schwätzer, die wenn irgendwo in der Welt ein Stück Papier eine Abwertung erfährt, sofort vom Zusammenbruch der Wirtschaft und . wohl auch vom Zusammenbruch des menschlichen Lebens reden.
Deutschland und das deutsche Volk sind schon sehr schwerer Natastrophen Herr geworden. Freilich i a. ö. se es waren immer Männer notwendig, um die dann erforderlichen Maßnahmen zu treffen und sich ohne Rücksicht auf Verneiner oder Besserwisser durchzusetzen. Ein Haufen parlamentarischer Angst⸗ hasen eignet sich allerdings schlecht zur Führung eines Volkes aus Not und Verzweiflung!
Ich hatte den festen Glauben und die heiligste Ueberzeugung, daß die Ueberwindung der deutschen Wirtschaftskatastrophe in dem Augenblick gelingen wird, in dem man an die Unvergänglichkeit eines Volkes glaubt und der Wirtschaft die Rolle als Dienerin am Leben des Volkes zuweist, die ihr gebührt!
2. Ich war kein Wirtschaftler, das heißt vor allem, ich bin in
meinem Leben noch niemals Theoretiker gewesen. Ich habe aber leider gefunden, daß die schlimmsten Theoretiker sich immer gerade dort eingenistet haben, wo die Theorie gar nichts und das praktische Leben alles ist. Es ist selbstverständlich, daß sich auch im wirtschaftlichen Leben im Laufe der: Zeit nicht nur bestimmte Erfahrungsgrundsätze ergeben haben, sondern auch be⸗ stimmte zweckmäßige Methoden. Allein alle Methoden sind zeit⸗ gebunden. Aus Methoden Dogmen machen zu wollen, heißt der menschlichen Fähigkeit und Arbeitskraft jene elastische Kraft neh⸗ men, die sie allein in die Lage setzt, wechselnden Anforderungen ö Mitteln entgegenzutreten und ihrer so Herr? zu werden.
Der Versuch, aus wirtschaftlichen Methoden ein Dogma zu formulieren, wurde von vielen mit jener gründlichen Emsigkeit, die den deutschen Wissenschaftler nun einmal auszeichnet, betrieben und als Nationalökonomie zum Lehrfach erhoben. Und nur nach den Feststellungen dieser Nationalökonomie war Deutsch— land ohne Zweifel verloren. Es liegt im Wesen dabei aller Dog— matiker, sich auf das schärfste zu verwahren gegen ein neues Dogma, d. h. einer neuen Erkenntnis, die dann als Theorie ab— getan wird. Seit 18 Jahren können wir das köstliche Schauspiel erleben, daß unsere wirtschaftlichen Dogmatiker in der Praxis auf fast allen Gebieten des Lebens widerlegt worden sind, allein nichtsdestoweniger die praktischen Ueberwinder des wirtschaftlichen Zusammenhruchs als Vertreter ihnen fremder und daher falscher Theorien ablehnen und verdammen.
Sie kennen ja den bekannten Fall, in dem ein Kranker seinem Arzt begegnet, der ihm zehn Jahre vorher nur mehr für 6 Mo— nate das Leben zusagte, und der nun seinem Erstaunen über die trotzdem durch einen anderen Arzt erfolgte Heilung nur dadurch Ausdruck verleihen konnte, daß er diese unter solchen Umständen als eine sichere Fehlbehandlung erklärte.
Meine Abgeordneten! Die deutsche Wirtschaftspolitik, die der Nationalsozialismus im Jahre 1933 einleitete, geht auf einige grundsätzliche Erwägungen zurück:
In den Beziehungen zwischen Wirtschaft und Volk gibt es nur etwas Unveränderliches, und dies ist das Volk. Wirtschafts— betätigung aber ist kein Dogma und wird nie ein solches sein.
Es gibt keine Wirtschaftsauffassung oder Wirtschaftsansicht, die irgendwie Anspruch auf eine Heiligkeit erheben könnten. Ent⸗ scheidend ist der Wille, der Wirtschaft stets die dienende Rolle dem Volke gegenüber zuzuweisen und dem Kapital die dienende Rolle gegenüber der Wütschaft. ;
Der Nationalsozialismus ist, wie wir wissen, der schärfste Gegner der liberalistischen Auffassung, daß die Wirtschaft für das Kapital da sei und das Volk für die Wirtschaft. Wir waren daher auch vom ersten Tage an entschlossen, mit dem Trugschluß zu brechen, daß etwa die Wirtschaft im Staat ein ungebundenes, unkontrollierbares und unbeaufsichtigtes Eigenleben führen könnte.
Eine freie, das heißt eine ausschließlich sich selbst überlassene Wirtschaft kann es heute nicht mehr geben. Nicht nur, daß dies etwa politisch untragbar wäre, nein, auch wirtschaftlich würden unmögliche Zustände die Folge sein.
So wie Millionen einzelne Menschen ihre Arbeit nicht nach ihren eigenen Auffassungen und Bedürfnissen einteilen oder aus—= üben können, so kann auch die gesamte Wirtschaft nicht nach eigenen Auffassungen oder im Dienste nur eigensüchtiger Inter⸗ essen tätig sein. enn sie ist auch nicht in der Lage, die Konse⸗ quenzen eines Fehlschlages heute noch selbst zu tragen.
Die moderne Wirtschaftsentwicklung konzentriert ungeheure Arbeitermassen auf bestimmte Erwerbszweige und in bestimmte Gebiete. Neue Erfindungen oder der Verlust der Absatz märkte können mit einem Schlage ganze Industrien zum Erliegen bringen. Der Unternehmer kann ja vielleicht die Tore seiner Fabriken schließen, er wird möglicherweise versuchen, seinem Tätig⸗ keitsdrang ein neues Feld zu öffnen. Er wird auch zumeist nicht so ohne iwweiteres zugrunde gehen und außerdem, es handelt sich nur um wenige Einzelwesen. Diesen gegenüber aber stehen Hun⸗ derttausende Arbeiter mit ihren Weibern und mit ihren Kindern! Wer nimmt sich ihrer an und wer sorgt für sie? Die Volt s⸗ gemeinschaft!
Jawohl! Sie muß es tun.
K
Allein geht es dann an, der
Volksgemeinschaft nur die Verantwortung für die Katastrophe der
Wirtschaft aufzubürden ohne den Einfluß und die Verantwortung für jenen Einsatz und für jene Ueberwachung der Wirtschaft, die die Katastrophe zu vermeiden geeignet sind!
Meine Abgeordneten! Als die ö, Wirtschaft im Jahr 1932 h 33 endgültig zum Erliegen zu kommen schien, da wurde mir mehr noch als in früheren Jahren folgendes klar:
Die Rettung unseres Volkes ist nicht ein Problem der Finanzen, sondern ausschließlich ein Problem der Verwendung und des Einsatzes unserer vorhandenen Arbeitskraft einerseits und der Ausnutzung des vorhandenen Bodens und der Boden⸗ schätze andererseits.
Es ist dies damit zu allererst ein Organisationsproblem. Es
ndelt sich daher auch nicht um Phrasen wie z. B. Freiheit der
irtschaft, sondern es handelt sich darum, durch alle vorhandenen Maßnahmen der Arbeitskraft die Möglichkeit einer produktiven Betätigung zu geben. Solange die Wirtschaft, das heißt die Ge⸗ samtsumme der eigenen Unternehmer dies aus eigenem fertig⸗ bringen, ist es gut. Wenn sie dies aber nicht mehr können, dann ist die n , d, h. in diesem Falle der Staat, ver⸗ pflichtet, ihrerseits für den ihn, der ,,, Arbeitskräfte zum Zwecke einer nützlichen Produktion Sorge zu tragen bzw. die dazu nötigen Maßnahmen zu treffen. Und hier kann der Staat alles tun, nur etwas nicht, nämlich — wie dies der Fall war — über 12 000 Millionen Arbeits⸗ stunden Jahr für Jahr einfach verlorengehen lassen!
(Fortsetzung in der Ersten Beilage.) — — — —
Verantwortlich: für Schriftleitung (1Amtlicher u. Nichtamtlicher Teil), Anzeigenteil und für den Verlag: Präsident Dr. Schlange in Potsdam; für den Handelsteil und den übrigen redaktionellen Teil: Rudolf Lantzsch in Berlin-Schöneberg. Druck der Preußischen Druckerei⸗ und Verlags-AUktiengesellschaft, Berlin, Wilhelmstraße 32.
Sieben Beilagen
(einschließlich drei Zentralhandelsregisterbeilagem.
—
zun Deutschen Reichsanzeiger und Preu
Nr. 25
Erste Beilage
Berlin, Montag, den I. Februar
ßischen Staatsanzeiger
1237
Fortsetzung der Rede des Führers.
Denn die Volksgemeinschaft lebt nicht von dem fiktiven Wert des Geldes, sondern von der realen Produktion, die dem Gelde erst seinen Wert verleiht. Diese Produktion ist die Deckung einer Währung und nicht eine Bank oder ein Tresor voll Gold!
Und wenn ich diese Produktion steigere, erhöhe ich das Ein—⸗ kommen meiner Mitbürger wirklich, und indem ich sie senke, ver⸗ . ich das Einkommen, ganz gleich, welche Löhne ausbezahlt werden.
Und meine Abgeordneten! Wir haben in diesen vier Jahren die deutsche Produktion auf allen Gebieten außerordentlich erhöht. Und die Steigerung dieser Produktion kommt den deutschen Men— schen in ihrer Gesamtheit zugute. Denn wenn heute z. B. un⸗— zählige Millionen Tonnen Kohle mehr , . werden, dann dienen sie nicht etwa dazu, um ein paar Millionären die Zimmer auf ein pgar Tausend Grad zu erhitzen, sondern um Millionen . Volksgenossen die auf sie treffende Quote erhöhen zu
önnen.
So hat die nationalsozialistische Revolution durch den Einsatz einer früher brachliegenden Millionenmasse deutscher Arbeitskrafk eine so gigantische Steigerung der deutschen Produktion erreicht, daß der Erhöhung unseres allgemeinen Nationaleinkommens der sachliche Gegenwert gesichert ist! Und nur dort, wo wir diese Steigerung aus Gründen, deren Behebung außerhalb unseres Be— mühens liegt, nicht durchführen können, sind von Zeit zu Zeit Verknappungen eingetreten, die aber in keinem Verhältnis stehen zu dem Gesamterfolg der nationalsozialistischen Wirtschaftsschlacht.
Den gewaltigsten Ausdruck findet diese planmäßige Lenkung unserer Wirtschaft in der Aufstellung des Vierjahres⸗-Planes.
Durch ihn wird besonders für die aus der Rüstungsindustrie wieder zurückströmenden Massen der deutschen Arbeiterschaft eine dauernde Beschäftigung im inneren Kreislauf unserer Wirtschaft sichergestell t.
Es ist jedenfalls ein Zeichen dieser gewaltigsten wirtschaftlichen Entwicklung unseres Volkes, daß wir heute auf vielen Gebieten nur sehr schwer gelernte Arbeiter zu bekommen vermögen. Ich begrüße dies aber aus dem Grund, weil dadurch mitgeholfen wird, die Bedeutung des Arbeiters als Mensch und als Arbeltskraft in das richtige Licht zu setzen und weil dadurch — wenn auch aus anderen Motiven heraus — die soziale Tätigkeit der Partei und ihrer Ver— bände auf leichteres Verständnis stößt und eine stärkere und willigere Unterstützung erfährt!
So wie wir die Aufgaben der Wirtschaft in einem so hohen volklichen Sinn verstehen, wird von selbst die frühere Trennung in Arbeitgeber und Arbeitnehmer hinfällig.
Auch der neue Staat wird und will nicht Unternehmer sein. Er wird nur den Einsatz der Arbeitskraft der Nation insoweit regeln, als es zum Nutzen aller notwendig ist. Und er wird den Arbeitsprozeß nur soweit beaussichtigen, als es im Interesse aller Beteiligten sein muß. Er wird dabei unter keinen Umständen ver— suchen, das wirtschaftliche Leben zu verbeamten. Jede wirkliche und praktische Initiative kommt in ihrer wirtschaftlichen Auswirkung allen Volksgenossen zugute.
Der Wert eines Erfinders oder eines erfolgreichen wirtschaft⸗ lichen Organisators ist im Augenblick oft für die gesamte Volks⸗ gemeinschast gar nicht abzuschäßen. Es wird in der Zukunft erst recht eine Aufgabe der nationalsozialistischen Erziehung sein, allen unseren Volksgenossen ihren gegenseitigen Wert klarzumachen. Dem einen zu zeigen, wie unersetzbar der deutsche Arbeiter ist, den deut⸗ schen Arbeiter aber auch zu belehren. wie unersetzbar der Erfinder und der wirkliche Wirtschaftsführer sind.
Daß in einer Spähre solcher Auffassungen weder Streik noch Aussperrung geduldet werden können, ist klar. Der nationalsozia⸗ listische Staat kennt kein wirtschaftliches Faustrecht. Ueber den Interessen aller Kontrahenten steht das Gesamtinteresse der Nation, d. h. unseres Volkes!
Die praktischen Ergebnisse dieser unserer Wirtschaftspolitik sind Ihnen bekannt. Ein ungeheurer Schaffensdrang geht durch unser Volk. Ueberall entstehen gewaltige Werke der Produktion und des Verkehrs. Der deutsche Handel ist in einem Aufblühen begriffen wie nie zuvor.
Während in anderen Ländern sortgesetzte Streils oder Aus⸗ sperrungen die Stetigkeit der nationalen Produktionen erschüttern, arbeitet in unserem Volk die Millionen masse aller Schaffenden nach dem höchsten Gesetz, das es für sie auf diefer Welt geben kann, nach dem Gesetz der Vernunft.
Wenn es uns in diesen vier Jahren gelungen ist, die wirt— schaftliche Rettung unseres Volkes durchzuführen, so wissen wir, daß die Ergebnisse dieser wirtschaftlichen Arbeit in Stadt und Land auch gesichert werden müssen. Die erste Gefahr droht den Werken der menschlichen Kultur zunächst stets aus den eigenen Reihen, dann nämlich, wenn zwischen der Größe der menschlichen Leistungen und der Einsicht der sie schaffenden, erhaltenden und betreuenden Volksgenossen kein inneres Verhälinis mehr besteht.
Die nationalsozialistische Bewegung hat dem Staate die Richtlinien für die Erziehung unseres Volkes gegeben. Diese Er⸗ ziehung beginnt nicht in einem gewissen Jahr und endet nicht in einem anderen. Die menschliche Entwicklung brachte es mit sich,
daß von einem bestimmten Zeitpunkt an die Weiterbildung des
Kindes aus der Obhut der engsten Zelle des Gemeinschaftslebens,
der Familie, genommen und der Gemeinschaft selbst anvertraut werden muß.
Die nationalsozialistische Revolution hat dieser Gemein— schaftserziehung bestimmte Aufgaben gestellt und sie vor allem unabhängig gemacht von Lebensaltern, d. h.:
Die Belehrung des einzelnen Menschen kann niemals ein Ende finden! Es ist daher die Aufgabe der Volksgemeinschaft, dafür zu sorgen, daß diese Belehrung und Weiterbildung steis im Sinne ihrer Interessen, d. h. der Erhaltung des Volkes liegt. .Wir können deshalb auch nicht zugeben, daß irgend ein taug⸗ liches Mittel für diese Volksausbildung und Erziehung von dieser Gemeinschaftsverpflichtung ausgenommen werden könnte.
Jugenderziehung — Hitlerjugend — Arbeitsdienst — Partei Wehrmacht, sie sind alle Einrichtungen dieser Erziehung und Bildung unseres Volkes. Das Buch, die Zeitung, der Vortrag, die Kunst, das Theater, der Film, sie sind alle Mittel dieser Volls⸗ erziehung.
Was die nationalsozialistische Revolution auf diesem Gebiet geleistet hat, ist gewaltig. Bedenken Sie allein folgendes:
Unser ganzes deutsches Erziehungswesen einschl. der Vresse des Theaters, des Films, der Literatur wird heute ausschließlich von deutschen Volksgenossen geleitet und gestaltet. Wie oft konnten wir früher nicht hören, daß die Entfernung des Judentums aus diesen Institutionen zum Zusammenbruch oder ihrer Verödung führen mußte! Und was 'ist nun eingetreten5 Auf all diesen Gebieten erleben wir ein ungeheures Anfblühen des kulturellen und künstlerischen Lebens.
Uunsere Filme sind besser als je zuvor, unsere Theaterauf⸗ führungen stehen heute in unseren Spitzenbühnen auf einer ein⸗ samen Welthöhe. Unsere Presse ist ein gewaltiges Instrument im Dienste der Selbstbehauptung unseres Volles geworben und
hift mit, die Narion zu stärken. Die deutsche Wissenschaft ist er⸗ folgreich tätig und gewaltige Dokumente unseres schöpferischen Bauwillens werden einst von dieser neuen Epoche zeugen!
Es ist eine unerhörte Immunisierung des deutschen Volkes erreicht worden gegenüber all den zersetzenden Tendenzen, unter denen eine andere Welt zu leiden hat. Manche unserer Einrich⸗ tungen, die noch vor wenigen Jahren nicht verstanden worden sind, kommen uns heute schon als selbstverständlich vor. Jungvolt, Hitler Jugend, BdM., Frguenschaft, Arbeitsdienst, SA., SS. NSKK. und vor allem die Arbeitsfront in ihrer gewaltigen Glie⸗ derung sind Steine des stolzen Baues unseres Dritten Reiches.
Dieser Sicherung des inneren Lebens unseres deutschen Volkes mußte zur Seite treten die Sicherung nach außen. Und hier, meine Abgeordneten und Männer des Deuntschen Reichstags, glaube ich, hat die nationalsozialistische Erhebung das größte Wunder ihrer Leistungen vollbracht!
Wiederherstellung der deutschen Ehre.
Als ich vor vier Jahren mit der Kanzlerschaft und damit mit der Führung der Nation betraut wurde, übenahin ich die bittere Pflicht, ein Voll wieder zur Ehre zurückzuführen, das 15 Jahre lang das Leben eines Aussätzigen unter den anderen Nationen zu führen gezwungen worden war. Die innere Ordnung des deutschen Volkes schuf mir die Voraussetzung zum Wiederaufbau des deut⸗ schen Heeres, und aus beiden zugleich erwuchs die Möglichkeit, jene Fesseln abzustreifen, die wir als tiesstes Schandmal empfanden, das jemals einem Voll aufgebrannt worden war. Ich habe, am 2 Tage diesen Prozeß abschließend, nur wenige Erklärungen zu geben: .
Erstens; Die Wiederherstellung der deutschen Gleichberechti⸗ gung war ein ausschließlich Deutschland selbst berührender und es betreffender Vorgang. Wir haben keinem Volk dadurch etwas ge⸗ nommen und keinem Volk damit ein Leid zugefügt!
Zweitens: Ich verkünde Ihnen, daß ich im Sinne der Wieder⸗ herstellung der deutschen Gleichberechtigung die Deutsche Reichs⸗ bahn und die Deutsche Reichsbank ihres bisherigen Charakters ent⸗ kleiden und restlos unter die Hoheit der Regierung des Deutschen Reiches stellen werde.
Drittens: Ich erkläre hiermit, daß damit jener Teil des Ver⸗ sailler Vertrags seine natürliche Erledigung gefunden hat, der unserem Volke die Gleichberechtigung nahm und es zu einem minderwertigen Volke degradierte.
Viertens: Ich ziehe damit vor allem aber die deutsche Unter⸗ schrift feierlichst zurück von jener damals einer schwachen Regie⸗ rung wider deren besseres Wissen abgepreßten Erklärung, daß Deutschland die Schuld am Kriege besitze!
Meine Abgeordneten, Männer des Deutschen Reichstags! Diese Wiederherstellung der Ehre unseres Volkes, die ihren äußer⸗ lich sichtbarsten Ausdruck fand in der Einführung der Wehrpflicht, Erschaffung einer neuen Luftwaffe, dem Wiederaufbau einer deut⸗ schen Kriegsmarine, der Wiederbesetzung des Rheinlandes durch unsere Truppen, war die schwerste und wagemutigste Aufgabe und Arbeit meines Lebens. Ich muß an diesem Tage demutsvoll der Vorsehung danken, deren Gnade es mir, dem einstigen Soldaten des Weltkrieges, gelingen ließ, unserem Volke damit wieder seine Ehre und Rechtschaffenheit zurückzuerkämpfen!
Alle die hierzu notwendigen Maßnahmen waren leider nicht auf dem Wege von Verhandlungen zu erreichen. Aber abgesehen davon: Die Ehre eines Volkes kann überhaupt nicht ausgehandelt, sondern sie kann nur genommen werden. So wenig wie man sie ihr weghandeln, sondern auch nur nehmen kann!
Daß ich die dazu notwendigen Handlungen tat, ohne unsere früheren Gegner im einzelnen zu befragen oder auch nur zu ver⸗ ständigen, hatte aber auch seinen Grund in der Erkenntnis, das so oder so notwendige Hinnehmen unserer Entscheidungen der anderen Seite dadurch nur erleichtert zu haben. Im übrigen will ich diesen Erklärungen nun aber noch eine weitere anschließen, daß damit die Zeit der sogenannten Ueberraschungen abgeschlossen ist. Als gleichberechtigter Staat wird Deutschland seiner euro⸗ päischen Aufgabe bewußt in loyaler Weise mitarbeiten an der Behebung der Probleme, die uns und die anderen Nationen
bewegen. Der Führer antwortet Eden.
Wenn ich nun zu diesen allgemeinen Fragen der Gegenwart Stellung nehme, dann geschieht es vielleicht am zweckmäßigsten in Anlehnung an jene Aeußerungen, die vor kurzem im englischen Unterhaus durch Mister Eden gemacht worden sind.
Denn in ihnen ist auch im wesentlichen zu sagen, was zum Verhältnis Deutschlands zu Frankreich zu sagen ist.
Ich möchte an dieser Stelle meinen wirklichen Dank aus— sprechen für die Möglichkeit einer Antwort, die mir geboten wurde durch die so freimütigen wie bemerkenswerten Ausfüh— rungen des Herrn englischen Außenministers.
Ich habe diese Ausführungen, wie ich glaube, genau und richtig gelesen. Ich will mich natürlich nicht in Details verlieren, sondern ich möchte versuchen, die großen Gesichtspunkte der Rede Mister Edens herauszugreifen, um meinerseits sie entweder zu klären oder zu beantworten.
Ich will dabei zuerst versuchen, einen wie es mir scheint, sehr bedauerlichen Irrtum richtigzustellen. Nämlich den Irrtum, daß Deutschland irgendeine Absicht habe, sich zu isolieren, an den Geschehnissen der übrigen Welt teilnahmslos vprbeizugehen oder daß es etwa keine Rücksicht auf allgemeine Notwendigkeiten nehmen wolle. ⸗
Worin soll die Auffassung, Deutschland lierungspolitik, ihre Begründung finden?
Soll diese Annahme der Isolierung Deutschlands gefolgert werden aus vermutlichen deutschen Absichten, dann möchte ich dazu folgendes bemerken: ;
Ich glaube überhaupt nicht, daß jemals ein Staat die Absicht haben könnte, sich bewußt an den Vorgängen der übrigen Welt als 6 desinteressiert zu erklären. Besonders dann nicht, wenn
iese Welt so klein ist wie das heutige Europa. Ich glaube, daß
wenn wirklich ein Staat zu einer solchen Haltung Zuflucht nehmen muß, er es dann höchstens unter dem Zwang eines ihm selbst aufoktroyierten fremden Willens tun wird.
Ich möchte Herrn Minister Eden hier zunächst versichern, da wir Deutsche nicht im geringsten isoliert sein wollen und uns au gar nicht als isoliert fühlen. Deutschland hat in den letzten Jahren eine ganze Anzahl politischer Beziehungen aufgenommen, wieder angeknüpft, verbessert und mit einer Reihe von Staaten ein — ich darf wohl sagen — enges, freundschaftliches Verhältnis herge⸗ stellt. Unsere Beziebungen in Europa sind von uns aus gesehen zu den meisten Staaten normale, zu einer ganzen Anzahl von Staaten sehr freundschaftliche. Ich stelle hier an die Spitze die ausgezeichneten Beziehungen, die uns vor allem mit jenen Staaten verbinden, die aus ähnlichen Leiden wie wir zu ähnlichen Folge⸗ rungen gekommen sind.
Durch eine Reihe von Abkommen haben wir frühere Span— nungen beseitigt und damit wesentlich zu einer Verbesserung der europäischen Verhältnisse beigetragen. Ich erinnere nur an unsere Ahmachungen mit Polen, die beiden Staaten zum Vorteil ge— reichen, an unsere Abmachungen mit Oesterreich, an unsere aus⸗
treibe eine Iso⸗
schaftlichen Beziehungen zu Unga rn, Bulgarien, zu Griechenland, zu Portugal, zu 5 panien usw. und endlich aber auch an die nicht minder herz⸗ ichen Beziehungen zu einer ganzen Reihe von Staaten außerhalb Europas.
Die Abmachung, die Deutschland mit Japan zur Bekämp— fung der Kominternbewegung getroffen hat, ist ein lebendiger Be⸗ weis dafür, wie wenig die deutsche Regierung daran denkt, sich zu isolieren, und wie wenig sie sich daher auch selbst als isoliert fühlt. Im übrigen habe ich öfter als einmal den Wunsch und die Hoff⸗ nung ausgesprochen, mit allen unseren Nachbarn zu einem ähn⸗ lich guten und herzlichen Verhältnis zu kommen.
Deutschland hat, und ich wiederhole dies hier feierlich, immer wieder versichert, daß es z. B. zwischen ihm und Frankreich über⸗ haupt keinerlei menschlich denkbaren Streitpunkt geben kann. Die deutsche Regierung hat weiter Belgien und Holland versichert, daß sie bereit ist, diese Staaten jederzeit als unantastbare, neutrale Ge⸗ biete anzuerkennen und zu garantieren.
Ich sehe angesichts all der von uns früher gegebenen Er⸗ klärungen und des tatsächlichen Zustandes nicht recht ein, wieso also Deutschland sich isoliert fühlen soll oder gar eine Isolierungs— politik betriebe.
Allein auch wirtschaftlich gibt es nicht den geringsten Anhaltspunkt dafür, zu behaupten, daß Deutschland sich ber inter— nationalen Zusammenarbeit etwa entzöge. Es ist ja doch wohl umgekehrt. Wenn ich so die Rede mancher Staatsmänner in den letzten Monaten übersehe, dann kann nur zu leicht aus ihnen der Eindruck entstehen, als ob etwa eine ganze Welt darauf warte, Deutschland mit wirtschaftlichen Gefälligkeiten zu überschwemmen und nur wir verstockte Isolierungspolitiker an diesen Genüssen nicht teilnehmen wollten.
Ich möchte zur Richtigstellung dessen ein paar ganz nüchterne Tatsachen anführen:
1. Seit Jahr und Tag müht sich das deutsche Volk ab, mit seinen Nachbarn bessere Handelsverträge und damit einen regeren Güteraustausch zu erreichen. Und diese Bemühungen waren auch nicht vergeblich, denn tatsächlich ist der deutsche Außenhandel seit dem Jahre 1932 sowohl dem Volumen als auch dem Werte nach nicht kleiner, sondern größer geworden. Dies widerlegt am schärfsten die Meinung, daß Deutschland eine wirtschaftliche Isolierungspolitit betriebe.
2. Ich glaube aber nicht, daß es eine wirtschaftliche Zu⸗ sammenarbeit der Völker auf einer anderen Ebene und zwar von Dauer geben kann als auf der eines gegenseitigen Waren- und Güteraustausches.
Kreditmanipulationen können vielleicht für den Augenblick ihre Wirkung ausüben, auf die Dauer aber werden die wirtschaft⸗ lichen internationalen Beziehungen immer bedingt sein durch den Umfang des gegenseitigen Warenaustausches. Und hier ist es ja nun nicht so, daß die andere Welt etwa mit ungeheuren Aufträgen oder Perspektiven einer Steigerung des wirtschaftlichen Austausch⸗ verkehrs aufzuwarten in der Lage wäre, dann, wenn ich weiß nicht was für Voraussetzungen — — — erfüllt sein würden.
Man soll die Dinge wirklich nicht mehr komplizieren, als sie es an sich sind. Die Weltwirtschaft krankt nicht daran, daß Deutsch⸗ land sich etwa an ihr nicht beteiligen will, sondern sie krankt daran, daß in die einzelnen Produktionen der Völker sowohl als auch in deren Beziehungen zueinander eine Unordnung gekommen ist. Beides hat nicht Deutschland verschuldet. Am wenigsten das heutige nationalsozialistische Deutschland. Denn als wir zur Macht kamen, war die Weltwirtschaftskrise wohl noch schlimmer als heute.
Ich befürchte allerdings, den Worten Mister Edens entnehmen zu müssen, daß er als ein Element der Ablehnung internationaler Beziehungen von Seiten Deutschlands die Durchführung des deutschen Vierjahresplanes ansieht.
Ich möchte daher darüber keinen Zweifel aufkommen lassen, daß der Entschluß, diesen Plan durchzuführen, leine Aenderung zuläßt. Die Gründe, die uns zu diesem Entschluß veranlaßten, waren zwingende. Und ich habe in der letzten Zeit nichts ent⸗ decken können, was uns irgendwie von der Durchführung dieses Entschlusses hätte abzubringen vermögen.
Ich nehme nur ein praktisches Beispiel:
Die Durchführung des Vierjahresplanes wird durch die syn— thetische Erzeugung von Benzin und Gummi allein eine jährliche Mehrförderung von 20— 30. Millionen Tonnen Kohle in unserem Lande sicherstellen! Das heißt aber die Beschäftigung von vielen Zehntausenden von Kohlenbergarbeitern für die ganze Zukunft ihres Lebens. Ich muß mir wirklich die Frage erlauben, welcher Staatsmann würde in der Lage sein, mir im Falle der Nicht— durchführung des deutschen Vierjahresplanes die Abnahme von 20. oder 30 Millionen Tonnen Kohle durch irgendeinen anderen Wirtschaftsfaktor außerhalb des Reiches zu garantieren? Und darum handelt es sich. J
Ich will Arbeit und Brot für mein Volk. Und zwar nicht vorübergehend durch die Gewährung meinetwegen von Krediten, sondern durch einen soͤliden, dauernden Produktionsprozeß, den ich entweder in Austausch bringen kann mit Gütern der anderen Welt oder in Austausch bringen muß mit eigenen Gütern im Kreislauf unserer eigenen Wirtschaft. .
Wenn Deutschland heute durch irgendeine Manipulation diese 20 oder 30 Millionen Tonnen Kohle in der Zukunft auf den Welt- markt werfen wollte, so würde dies doch nur dazu führen, daß andere Länder ihre bisherige Kohlenausfuhr vermutlich senken müßten. Ich weiß nicht, ob ein englischer Staatsmann z. B. ernst- lich eine solche Möglichkeit für sein Volk ins Auge fassen könnte. Dies ist aber das Entscheidende.
Denn Deutschland hat eine ungeheure Zahl von Menschen. die nicht nur arbeiten, sondern auch essen wollen. Auch der übrige Lebensstandard unseres Volkes ist ein hoher. Ich lann die Zukunft der deutschen Nation nicht aufbauen auf den Versiche rungen eines ausländischen Staatsmannes über irgendeine internationale Hilfe, sondern ich kann sie nur aufbauen auf den realen Grundlagen einer laufenden Produltion, die ich entweder im Innern oder nach außen absetzen muß! Und hier unterscheide ich mich vielleicht in meinem Mißtrauen von den optimistischen Ausführungen des englischen Außenministers.
Wenn Europa nämlich nicht aus dem Taumel seiner bolsche⸗ wistischen Infektionen erwacht, dann fürchte ich, wird der inter⸗ nationale Handel trotz allem guten Willen einzelner Staats⸗ männer nicht zu⸗, sondern eher abnehmen. ..
Denn dieser Handel baut sich nicht nur auf der ungestörten und damit gesicherten Produktion eines einzelnen Volkes auf, sondern auf gel Produktion aller Völker. Zunächst aber steht nur das eine fest, daß jede bolschewistische Erschütterung zwangsläufig zu einer mehr oder weniger lange andauernden Vernichtung einer geordneten Produktion führt. Und ich kann daher die wirtschaft⸗ liche Zukunft Europas leider nicht so optimistisch beurteilen, wie dies ersichtlich Mister Eden tun zu können glaubt. Ich bin der verantwortliche Leiter des deutschen Volkes und habe nach bestem Wissen und Gewissen seine Interessen auf dieser Welt wahrzu⸗ nehmen. Ich bin daher auch verpflichtet, die Dinge so einzu⸗
Jugoslawien, zu
gezeichnete und enge Beziehung zu Italien, an unsere freund—
schätzen, wie ich sie eben mit meinen Augen glaube sehen zu können.