Reichs- und Staatsanzeiger Nr. 79 vom 8. April 1937. S. 2
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102 für das Hochbaufach,
Its für das Wasser⸗ und Straßenbaufach, 46 für das Eisenbahnfach und
44 für das Maschinenbaufach.
21 Regierungsbaureferendare haben die Prüfung nicht bestanden. Das Gesamturteil „gut“ wurde 34 Prüflingen zuerkannt. Das Gefamturteil „mit Auszeichnung“ erhielten 18 Prüflinge.
Verkehrswesen.
Känstig darf man auf Poftkarten Bilder aufkleben.
Nach einer Mitteilung im Amtsblatt des Reichspostministe⸗ riums dürfen auf der Ruͤckseite und auf der linken Hälfte der Aufschriftenseite der Postkarten dünne Seiden oder ähnliche Sooffe aufgeklebt werden, die Bilder, Landschaften usw. darstellen. Die aufgeklebten Bilder dürfen aber nicht nur an einer Ecke oder an einem Rande befestigt, sondern sie müssen mit der ganzen Fläche aufgeklebt werden. Durch derartige Aufklebungen darf das für Postkarten bestehende Meistgewicht von 8g nicht über— schritten werden. Es wird besonders darauf hin ker Cen, daß Warenproben mit Postkarten oder Drucksachenkarten nicht ver⸗ einigt werden dürfen. .
— Lx à8 — Ein neues Telegrammschmuckblatt der Deutschen Reichspost.
Am 24. April führt die Deutsche Reichspost ein neues Tele⸗ grammschmuckblatt ein, das besonders für Hochzeitsglückwünsche geeignet ist. Das neue Schmuckblatt ist nach einem Entwurf der Kunstmalerin Florry Leuchs⸗-Scholl, Berlin⸗Lichterfelde, in sechsfarbigem Offsetdruck hergestellt. Die Vorderseite zeigt ein fröhlich einherschreitendes Hochzeitspaar in Märchentracht mit Schleppenträgern und Brautjungfern, dem zwei Putten voraus⸗ tollen. Dazu läutet ein Zwerglein eine Glockenblume, und lustige kleine Geseilen machen Musik und singen. Auf der Rückseite sieht man, umgeben von Vergißmeinnicht- und Glückskleestengeln, einen triumphierenden Amor, in seinen Händen zwei pfeildurchbohrte Herzen. Das Schmuckblatt tritt an die Stelle des bisherigen Hochzeitsblattes Lx 1, das mit Ablauf des 23. April aus dem Verkehr zurückgezogen wird.
Verteilung des Berliner Fernsprechbuchs 1937.
Mit der Verteilung des nenen Amtlichen Fernsprechbuchs für den Bezirk der Reichspostdirektion Berlin (Ausgabe April 1937) ist bei allen Berliner Postämtern am 5. April begonnen worden. Jeder Teilnehmer erhält, wenn er zur Belieferung an der Reihe ist, durch sein Zustellpostamt eine Benachrichti⸗ gungspostkarte, die die Umtauschbedingungen enthält und gleichzeitig als Ausweis dient. Die Teilnehmer werden gebeten, den Umtausch der Bücher sogleich nach Empfang der Postkarte vorzunehmen. Fernsprechbücher, die nicht innerhalb fünf Werktagen nach Eingang der Karte abgeholt werden, werden gegen eine Gebühr von 30 Rpf. je Buch zugestellt. Für nicht zurückgegebene Bücher der vorjährigen Auflage wird eine Ent— schädigung von 1 RM je Buch berechnet. Die Zustellgebühren und Entschädigungen werden nicht bar erhoben, sondern mit den Fernsprechgebühren in Rechnung gestellt.
Eilzustellung im Postverkehr mit Cypern.
Im Postverkehr mit der Insel Cypern ist fortan auch bei gewöhnlichen und eingeschriebenen Briefsendungen nach dem Drtszustellbereich von Famagusta, Kyrenia, Larnaca, Limassol, Nicosia und Paphos Eilzustellung zulässig.
Warenproben mit Handelswert im Poftverkehr mit Geylon. Im Postverkehr mit Ceylon sind Warenproben mit Handels⸗ wert fortan nicht mehr zulässig.
Die künftigen Berkehrsbedingungen auf dem Mittellandkanal.
Im Herbst 1938 ist die Fertigstellung des Schiffshebewerks bei Rothensee, durch das der Mittellandkanal mit der Elbe bei Migdeburg verbunden wird (die Kanalbrücke über die Elbe wird nicht vor 1941 fertiggestellt sein) zu erwarten. Durch die Voll— endung dieses Bauwerkes wird der Anschluß der Westdeutschen Wasserstraßen an die Ostdeutschen Wasserstraßen vollzogen sein. Ueber die Bedingungen, denen der Verkehr auf dem Mittelland⸗ kanal und seiner Fortsetzung bis Berlin unterliegen wird, fand im Reichsverkehrsministerium eine Aussprache mit den Vertretern der Schiffahrt und der Wirtschaftskammern vom Rhein bis zur Oder statt.
Das Schleppmonopol soll bis 3. Schleuse Groß⸗Wusterwitz, der Uebergangsstelle vom Plauer Kanal zur Havel⸗Wasserstraße, ausgedehnt, daneben aber auch der Verkehr mit Selbstfahrern in beschränktem Umfange zugelassen werden. Die neue Kanalver⸗ bindung soll durch Erhöhung der Fahrgeschwindigkeit auf 6 km je Stunde für Schleppzüge, 7 km für beladene, 5 km für leere Selbstfahrer eine gesteigertez Zeistungsfähigkeit erhalten. Die dafür geeigneten Schiffsformen sind durch eingehende Versuche in der Schiffsbautechnischen Versuchsanstalt in Hamburg festgestellt worden. Der Tiefgang der Kähne bleibt, wie in den ursprüng⸗ lichen Kanalvorlagen vorgesehen, auf 2,0 m beschränkt.
Durch die Erhebung der Schiffahrtsabgaben in doppelter Höhe auf der Strecke Misburg — Rothensee bleibt das bestehende Gleichgewicht zwischen der Ruhrkohle und der Ober- und Nieder⸗ schlesischen Kohle auf dem Berliner Markt unberührt. Die im mitteldeutschen Gebiet geltenden Maßnahmen zur Bekämpfung der Notlage der Binnenschiffahrt werden insoweit gelockert, als es zum Uebergang der Schiffahrt von den westdeutschen . straßen auf die Elbe und das östlich anschließende Wasserstraßen⸗ netz notwendig ist.
Aus der Verwaltung,
Stellenvorbehalte für Mationalsozialisten.
Der Reichs- und Preußische Innenminister hat Vorschriften für die abschließende Durchführung der Anordnung des n. und Reichskanzlers über die Anstellung von Nationalsozialisten in. Beamtenstellen des unteren und des einfachen mittleren Dienstes erlassen. Danach sind bei den Reichsbehörden und den unter Reichsaussicht stehenden Körperschaften des öffentlichen Rechts die im Rechnungsjahr 1937 zu ,, Eingangsstellen der Beamtenlaufbahnen des unteren und des einfachen mittleren Dienstes vorzugsweise mit solchen hierfür geeigneten National⸗ lozialisten zu besetzen, die bis zum 14. September 1930 ihren
Eintritt in die Partei erklärt haben, mindestens seit dem 1. April 1935 arbeitslos sind und sich deshalb nach der Anordnung des Füh⸗ rers und Reichskanzlers bereits 1935 um eine Beamtenstelle bewor⸗ ben haben. Ausnahmsweise können auch solche Nationalsozialisten dieser Art berücksichtigt werden, die zwar erst nach dem 14. September 1930 ihren Eintritt in die Partei erklärt haben, aber bereits vorher der HJ., der SA. oder der SS. angehörten. Verwaltungen, die Nationalsozialisten bereits als Angestellte oder Arbeiter be⸗ schäftigen, können . an Stelle von arbeitslosen Nationalsozig⸗ n in die hierfür freigegebenen Stellen übernehmen, wenn sie die genannten Bedingungen erfüllen. Im übrigen ist der Begriff „arbeitslos“ nicht eng auszulegen. Als arbeitslos können auch solche Nationalsozialisten angesehen werden, die aus Not eine nur unzureichend bezahlte aushilfsweise Beschäftigung angenommen haben. Der Minister ordnet an, daß die gleichen Bestimmungen im wesentlichen auch für die Länder, Gemeinden, Gemeindever⸗ bände und sonstigen Körperschaften des öffentlichen Rechts gelten. Die Aufsichtsbehörden haben die restlose Durchführung der Maß⸗ nahme zu überwachen.
Qunst und Wissenschaft.
Spielplan der Berliner Staatstheater Freitag, den 9. April. Staatsoper: Rigoletto. Musikal. Leitung: Heger.
20 Uhr. J . Amphitryon. Von Heinrich von Kleist.
Schauspielhaus: um 1. Male: Bunbury.
ö. Beginn: 20 . ö. taatstheater — Kleines Haus: 3 Beginn: 20 Uhr.
Komödie von Oscar Wilde.
Beginn:
Reform des wirtschaftswissenschaftlichen Studiums.
Neue Prüfungsordnungen für Diplom⸗Volks⸗ wirte, Diplom⸗Kaufleute und Diplom⸗ Handelslehrer.
Der Reichs- und Preußische Minister für Wissenschaft, Er⸗ ziehung und Volksbildung hat im Interesse eines planmäßigen . des wirtschaftswissenschaftlichen Unterrichts an den deutschen Universitäten und Hochschulen und zur Ermöglichung einer vollkommenen Durchführung der von ihm nach national sozialistischen Grundsätzen herausgegebenen Richtlinien für das Studium der Wirtschaftswissenschaft das wirtschaftswissenschaftliche Studium auf folgende Universitäten und Hochschulen beschränkt:
Universität Berlin und Wirtschaftshochschule Berlin, die Univer⸗— sitäten Breslau, Erlangen, Frankfurt a. M., Freiburg, Göttin⸗— gen, Halle, Hamburg, Heidelberg, Jena, Kiel, Köln, Königsberg, die greg , r, Königsberg, die Universität Leipzig und Handelshochschule Leipzig, die Universitä München und Tech— nische e , . München, die Universität Münster, Hindenburg— e. Nürnberg, Universität Rostock und Universität Tuü⸗ ingen.
Durch diese Regelung bleibt der wirtschaftswissenschaftliche Unterricht, wie er gemäß den „Richtlinien für das Studium der Rechtswissenschaft“ für die Studierenden der Rechtswissenschaft erforderlich ist, an allen Universitäten weiterhin gewährleistet und unberührt. Studierenden der Wirtschaftswissenschaft bleibt die Möglichkeit, auch an Universitäten mit solch eingeschränktem wirtschaftswissenschaftlichen Unterricht bis zu zwei Semestern zu studieren, unbenommen. Dagegen ist die Ablegung der Diplom— prüfungen für Volkswirte, Kaufleute und Handelslehrer nur noch an den genannten Universitäten und Hochschulen möglich.
Gleichzeitig hat der Reichserziehungsminister einheitliche Prüfungsordnungen für Diplom-Volkswirte, Diplom-Kaufleute und Diplom⸗Handelslehrer für das Reich erlassen, die mit dem 1. April 1937 in Kraft treten. Die bisherigen Prüfungsord⸗ nungen für Diplom⸗Volkswirte, Diplom-Kaufleute und Diplom⸗ Handelslehrer ö für praktische Kaufleute bleiben bis zum 30. September 1938 bestehen; bis zu diesem Zeitpunkt steht es dem Kandidaten frei, sich nach der bisherigen oder nach der neuen
Ordnung prüfen zu lassen. . ; wird demnächst im Reichs⸗
Die neue Prüfungsordnung wi . ministerialamtsblatt „Deutsche Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung“ veröffentlicht und kann durch die Weidmannsche
Verlagsbuchhandlung, Berlin, bezogen werden.
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Srühjahrsausstellung der Akademie der Künste.
Die Frühjahrsausstellung der Akademie der Künste am Pariser Platz wird am Sonnabend, den 10. April d. J, mittags 18 Uhr, 6 Von 2 Uhr an ist sie an diesem Tage dem Publikum zugänglich. Die Besuchszeiten auch Sonntags von 10—5 Uhr. ⸗ .
Die Ausstellung enthält Werke der Malerei und Plastik und wird eine Reihe von Sonderausstellungen umfassen von den Malern Professor Ludwig Dettmann, Professor Otto H. Engel (aus Anlaß seines 70. Geburtstages) und Professor Max Zaeper, sowie von den Bildhauern Professor Stanislaus Gauer, Königsberg i. Pr. (zu seinem 70, Geburtstag), und Pro⸗ fessor Georg ge der in diesem Jahre sein 60. Lebensjahr vollendet.
sind täglich,
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Handels teil. Die Wirtschaftslage in Deutschland.
Anhaltende allgemeine Aufwärtsentwicklung.
Die allgemeine Aufwärtsentwicklung der deutschen Volks⸗ wirtschaft hält weiter an. Die Wirtschaft hat, wie aus einem Aufsatz über das deutsche Wirtschaftsbild in dem soeben erschie⸗ nenen Vierteljahrsheft des Instituts für Konjunkturforschung (Vierteljahrshefte zur Konjunkturforschung 11. Jahrgang, Heft 4, Teil A, Hanseatische Verlagsanstalt A.-G., Hamburg- Wandsbel) hervorgeht, den im Winter üblichen Rückschlag der Produktion und der Beschäftigun un hn; rasch überwun⸗ den. Soweit es sich 5 , läßt, sind schon im Februar Produktion und Beschäftigung wieder gestiegen und haben an⸗ nähernd den hohen Stand im letzten Herbst erreicht. Der allge⸗ meine Preisstand und das Preisgefüge hahen sich unter leichten Schwingungen im ganzen gehalten; eine schwache Tendenz zur Steigerung' ist freilich unverkennbar. Die Finanzierung der volkswirtschaftlichen Aufgaben hat sich auch weiter reibungslos vollzogen. Die Flüssigkeit des Kreditsystems hat bis in die jüngste Zeit angehalten. Gewisse Hemmungen ergeben r aus dem fühlbaren Mangel an Facharbeitern und der Rohstoffknapp⸗ . Aber auch in der Rohstoffversorgung wird auf manchen
ebieten, je mehr die Arbeiten des Vierjahresplanes fortschrei⸗ ten, eine gewisse Entlastung eintreten.
Im Mittelpunkt dieser allgemeinen Aufwärtsbewegung stehen nach wie vor in erster Linie die unmittelbaren stagtlichen Investitionen (Wehraufträge, Autobahnen, öffentliche Bauten u. dgl.. Mehr und mehr aber treten hierzu seit einiger Zeit die Investitionsaufgaben im Rahmen des Vierjahresplanes: Aufbau der heimischen Rohstoffwirtschaft und landwirtschaftliche Erzeu⸗ gungsschlacht. Dazu kommen immer mehr auch die Investitionen der Verbrauchsgüterindustrien, je stärker das Einkommen und damit die Nachfrage nach Verbrauchsgütern aller Art wächst. Die anhaltende, teilweise sogar verschärfte Wohnungsknappheit, die lebhafte Umsatztätigkeit im Einzelhandel und die guten Ergeb- nisse der jüngsten Ausstellungen und Messen zeigen, wie stark diese Auftriebstendenzen sind. So ist auch die Konsumgüter⸗ erzeugung dem hohen Stande, den sie im Aufschwung der Jahre 1927 bis 1929 erreicht hatte, wieder nahegekommen. Wenn auch die Konsumgüterindustrien damit noch nicht die Grenze ihrer technischen Leistungsfähigkeit erreicht haben, so beginnen sie doch allmählich, zusätzliche Nachfrage nach Investitionsgütern zu ent⸗ falten. Ändererseits sind die Produktionsgüterindustrien nicht mehr in der Lage, ö Bedarf zu decken, wie überhöhte Auf⸗ tragsbestände und stark verlängerte Lieferfristen zeigen. So steht die Investitionspolitik im Mittelpunkt der Probleme.
Daß es nicht möglich ist, die Auswahl der Investitionsauf⸗ gaben dem freien Kapitalmarkt zu ie gen, folgt ö. weiteres aus der Tatsache, daß die vorhandenen Produktionsreserven heute knapp sind. Bei den niedrigen Zinsen und der großen Liquidität der Unternehmungen wäre zweifellos eine große Zahl privater Investitionen ertragsversprechend und möglich, die mit Rücksicht auf die Beschränktheit der zur Verfügung stehenden Produktions⸗ kräfte zunächst zurückgestellt werden müssen.
Die große Liquidität der Unternehmungen ist weitgehend eine Folge der im bisherigen Verlauf des Aufschwungs ange— wandten Finanzierungsmethoden, die dazu geführt haben, daß ich ein wachsender Teil der Geldkapitalbildung außerhalb des
ankenapparates vollzieht.
Die gewerbliche Wirtschaft hat, nachdem sie aus steigenden Betriebsüberschüssen zunächst Schulden tilgte, in gewissem Umfange kurzfristig . Guthaben gebildet; teil eif⸗ ist sie aber auch dazu übergegangen, diese Guthaben den Kreditinstituten wieder zu entziehen oder solche gar nicht erst zu bilden, um ihre Ueberschüsse unmittelbar anderweitig anzulegen. Anlagemöglich⸗ keiten hierfür sind Sachinvestitionen einschließlich Vorräte oder Wertpapiere. Aehnliche Wandlungen sind in den Formen der Sparkapitalbildung des Privatpublikums und nicht minder auch bei der öffentlichen Hand selbst zu beobachten. er Staat vor allem ist infolge reichlicherer Steuereingänge in der Lage, große Teile seiner Investitionsvorhaben aus Steuermitteln zu finanzieren.
Bei der veränderten Struktur der deutschen Volkswirtschaft spielt das Preisproblem eine besondere Rolle. Die. Politik der labilen Preise ist heute, nachdem kaum mehr beschäftigungslose ,,, zur Verfügung stehen, komplizierter als zu Beginn des Wirtschaftsaufstiegs. .
Die allgemeine Kostenentwicklung wird gegenwärtig von der Aufwärtsbewegung der Weltrohstoffpreise stärker berührt als noch vor ein oder zwei Jahren. Zum Teil liegt das daran, daß die Preisbewegung an den internationalen Rohstoffmärkten seit dem zweiten Halbjahr 1936 den Charakter einer ausgesprochenen Hausse angenommen hat; von 1932 bis 1935 erhöhten sich die Preise der auslandsbestimmten Rohstoffe um 11,3 R, von 1935 bis Anfang 1937 um weitere 16,1 25. Nimmt man den Rohstoff⸗ anteil am Umsatzwert der Industrieproduktion mit etwa 20 36 — im Jahre 1955 betrug der Wert der industriefremden Roh⸗ stoffe schätzungsweise 10, Mrd. RM bei einem Umsatzwert von 58 Mrd. RM —, den der ausländischen Rohstoffe mit rund 10 * an, so können so beträchtliche Preissteigerungen wie die jüngsten nicht ohne Wirkung auf die Gesamtkosten bleiben. Die Frage der Koftenkompensation gewinnt dadurch erhöhte Bedeutung..
Den von den Rohstoffmärkten ausgehenden Preiseinflüssen trägt die Preisstopperordnung vom 26. November 1936 insofern Rechnung, als sie unter gewissen Umständen eine Erhöhung der Fertigwarenpreise entsprechend den gestiegenen Rohstofftosten uläßt. Im übrigen aber ist durch diese Verordnung allen Preis⸗ k eine Schranke gesetzt. Alle weiteren Kostenerhöhungen sollen dürch Verringerung. der Gewinnmarge, Rationalisierung der Warenverteilung, Leistungssteigerung usw. ausgeglichen werden. Die Gewinne sind im Jahre 1936 insgesamt noch ge⸗ stiegen, wenn auch nicht mehr so rasch wie im Jahre 1935.
Im ganzen ist es der deutschen Preispolitik bisher mit ühber⸗ raschendem Erfolg gelungen, die Auswirkungen der zum Teil sehr starken Preissteigerungen auf den Weltrohstoffmärkten trotz der Verknappung der einheimischen Rohstoffversorgung auf den — . Preisstand zu mildern. .
Die wichtigste Frage für die wirtschaftliche Entwicklung ist die Versorgung mit Rohstoffen. Die Einfuhr von Rohstoffen und Halbwaren' bleibt nach wie vor hinter dem Wachstum der Indu⸗ strieproduktion zurück. . ⸗
Allmählich werden zwar die entstandenen Lücken durch die inländische Rohstoffproduktion gefüllt werden; aber erst wenn der Ausbau der Rohstoffproduktion weiter fortgeschritten ist, wird es möglich sein, akute Versorgungsschwierigkeiten zu beheben, die hier und da auftreten. ; .
Auch die Relation zwischen den internationalen Rohstoff⸗ und Fertigwarenpreisen, die sich bisher in einer für Deutschland ungünstigen Weise entwickelt hatten, dürfte sich künftig kaum mehr verschlechtern. Für die deutsche Ausfuhr ist ferner von Bedeutung, daß die Steigerung der Fertigwarenpreise, die in vielen Ländern'eingesetzt und zum Teil schon einen beträchtlichen Grad erreicht hat, sich um so stärker fortsetzen wird, je mehr. dort die Fertigwarenindustrien den Grenzen, ihrer Leistungs fähigkeit nahekommen. Eine solche allgemeine Steigerung der Fertigwaren⸗ preise auf den Weltmärkten wird aber die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Ausfuhr zweifellos günstig beeinflussen.
Devisenbewirtschaftung.
Uebernahme von Bürgschaften und Garantien.
Die Reichsstelle für Devisenbewirtschaftung hat in Runderlaß Nr. N37 D. St. Ue.St. die Uebernahme und die Erfüllung von Bürgschaften und Garantien zugunsten von Ausländern geregelt. Der Erlaß enthält keine grundsätzlichen Neuerungen gegenüber der bisherigen Handhabung. Er dient vor allem der Klarstellung der bestehenden gesetzlichen Bestimmungen und soll eine einheit⸗ liche und den Bedürfnissen der Wirtschaft entsprechende Be⸗ handlung gewährleisten.
Reichs⸗ und Staatsanzeiger Nr. 79 vom S8. April 1937. S. 3
Die Lage der Weltwirtschaft.
Aufschwung in fast allen Cändern.
Die internationale Konjunkturentwicklung ist, wie in dem soehen erschienenen Vierteljahresheft des Instituts für Konjunk— tuürforschung Gierteljahrshefte zur Konjunkturforschung, 11. Jahr⸗ gang, Heft 4, Teil A, Hanseatische Verlagsanstalt A.⸗G., Hamburg⸗ Wandsbeh) festgestellt wird, im Verlaufe des vergangenen Winters in einen neuen Abschnitt eingetreten. Der Wirtschaftsaufschwung hat heute so gut wie alle Länder erfaßt. Auch in den ehemaligen Goldblockländern, die den letzten Herd der Krise bildeten, ist seit der Aenderung ihrer Währungspolitik im Herbst vorigen Jahres eine Belebung eingetreten; selbst in Frankreich, das im Gegen⸗ satz zu den übrigen Staaten des einstigen Goldblocks bis vor kurzem unter anhaltenden Kreditschwierigkeiten litt, und dessen Konjunktur dauernd durch politische und soziale Kämpfe beein⸗ trächtigt wird, sind Produktion und Beschäftigung seit dem Herbst etwas gestiegen. ;
In einer ganzen Reihe von Ländern hat sich der Aufschwung mehr und mehr zu einer ausgesprochenen Hochkonjunktur ent— wickelt. Die Industrieproduktion hat im allgemeinen den Stand von 1929 wieder erreicht oder bereits überschritten; die Investi⸗ tionen nehmen rasch zu. Auf der Geldseite äußert sich die Hoch⸗ konjunktur in wachsenden Emissionen, haussierenden Aktien⸗ märkten, in der zunehmenden Inanspruchnahme von Bankkredit und in der heschleunigten Steigerung des Geldumlaufs.
Hier und da treten zudem bereits einige Verknappungsten— denzen in Erscheinung, die gewöhnlich die Hochspannung kenn— zeichnen. Der Rückgang der Zinssätze ist zumindest in Groß— britannien und in den Vereinigten Staaten von Amerika einer leicht steigenden Tendenz gewichen; die Rendite der Staatspapiere ö sich in beiden Ländern seit Anfang des Jahres sogar beträcht⸗ ich erhöht. In einer wachsenden Zahl von Industriestaaten und Rohstoffländern macht sich auf wichtigen Teilgebieten ein zu⸗ nehmender Arbeitermangel bemerkbar. Die Lieferfristen werden ast durchweg verlängert, und die Nachfrage von seiten des zinnenmarktes tritt bei vielen Produkten in immer schärfere Konkurrenz zur Ausfuhr. Gegenüber den ersten Phasen des Auf— schwungs ist also ein deutlicher Umschwung eingetreten. Standen damals für die Erweiterung des Wirtschaftskreislaufs noch große Vorräte und zahlreiche brachliegende Produktionskräfte zur Ver⸗ fügung, so beginnt die Steigerung der Nachfrage nun allmählich gegen den vorhandenen Produktionsspielraum zu pressen.
Wichtigste Folge dieses Wandels ist die überraschende Be⸗ schleunigung des Preisanstiegs. An den internationalen Rohstoff— märkten herrscht seit Mitte vorigen Jahres eine Hausse, die die Preise der wichtigsten Rohstoffe und Nahrungsmittel (gemessen am Inder des Instituts für Konjunkturforschung) bis Ende März um etwa 25 33 gehoben hat. Aber auch die Fertigwarenpreise sind in den meisten Ländern während der vergangenen Monate stärker als in irgendeinem früheren Stadium des Aufschwungs gestiegen, ebenso wie die Löhne in vielen Ländern nunmehr in Bewegung geraten.
Spekulative Einflüsse haben vereinzelt zu dieser Verstärkung des Konjunkturanstiegs während der letzten Monate zweifellos stark beigetragen. Die eigentlich treibenden Kräfte sind jedoch
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Der Giedlungs⸗ und Wohnungsbau und
seine Finanzierung.
Im Jahre 1936 ö. der Siedlungs⸗ und Wohnungsbau weiter zugenommen. Nach vorläufigen amtlichen Ermittlungen wurden im abgelaufenen Jahr rund 295 000 Wohnungen (Neu— und Umbauten) fertiggestellt. 19366 wurden rund 17 mehr Wohnungen gebaut als 1935 und annähernd doppelt soviel wie im Jahre 1932. Im einzelnen zeigten sich bei der Bautätigkeit des vergangenen Jahres folgende Wandlungen: Die Umbauten traten gegenüber den Neubauten weiter zurück. Ferner entfiel auf die Großstädte ein größerer Teil der gesamten Bauleistung als in den vergangenen Jahren. Weiter wurden neben Kleinsied— lungen und Eigenheimen wieder mehr Stockwerkswohnungen gebaut, wobei in den größeren Städten der Bau von Kleinwoh⸗ nungen stärker zunahm als der Bau von Mittelwohnungen, und endlich waren an der Bautätigkeit die gemeinnützigen Bauvereini— gungen wieder stärker beteiligt. Was die Aufbringung der Woh⸗ nungsbauinvestitionen anbelangt, so betrugen nach einer Abhand⸗ lung im neuen Wochenbericht des Instituts für Konjunktur— ache (Hanseatische Verlagsanstalt) die Kapitalaufwendungen ür den Siedlungs und Wohnungsbau 1936 rund 2.9 Mrd. RM (1935: 1,6 Mrd. RM). Die Zunahme gegenüber 1935 um rund 400 Mill. RM oder um ein Viertel ergab sich aus dem Ansteigen der Bautätigkeit, dem stärkeren Hervortreten der Neubauten (gegenüber den Umbauten) und dem höheren Ueberhang. Von der Investitionssumme stammten rund 165 Mill. RM (1935: 220 Mill. RM) nachweisbar aus öffentlichen Mitteln. Etwa 1835 Mill. RM (1935: 1380 Mill. RM) waren Privatmittel. Von diesen brachten die organisierten Kreditgeber nach den neuesten verfügbaren Unterlagen etwa 1055 Mill. RM (1935: 635 Mill. Reichsmark) auf; 786 Mill. RM (935: 715 Mill. RM) entfielen auf das nicht näher erfaßbare Privatkapital. Das Mehr an Kapitalaufwand im vergangenen Jahr (rund 400 Mill. RM) wurde also ausschließlich von den organisierten Kreditgebern auf— . Das nicht organisierte Privatkapital war noch nicht um en (geringen) Betrag höher, um den die öffentlichen Mittel
niedriger waren als 1935.
Der Rückgang der öffentlichen Mittel gegenüber 1935 (um rund 55 Mill, RM) ergab sich vor allem daraus, daß die Mittel aus den, früheren Reichsmaßnahmen (Eigenheimbau, Umbauten und Kleinsiedlungen bis zum vierten Abschnitt)h bereits 1935 zum größten Teil ausgegeben waren. Die neuen Reichsmittel, die auf Grund des Gesetzes zur Förderung des Wohnungsbaues bereit
gestellt wurden, wurden zunächst nur für den Bau von Volks⸗
wohnungen stärker in Anspruch genommen. Von den weiteren Reichsmitteln für die Kleinsiedlung konnten wegen der Umstellung der Reichshilfe auf die Spitzenfinanzierung zunächst nur geringere Beträge ausgezahlt werden. Demgegenüber wurden neben den Darlehen aus früheren Hauszinssteuergusleihungen wiederum nicht unerhebliche öffentliche Mittel für Wohnbauten von Wehr— machtsangehörigen aufgewendet. Trotz der geringen öffentlichen Mittel wurden 1936 mehr Wohnungen als im vergangenen Jahr, nämlich rund *66, mit öffentlicher Unterstützung gebaut. . Steigen erklärt sich jedoch ausschließlich aus der Zunahme der Reichsbürgschaften, die nur eine mittelbare Hilfe für den Woh⸗ nungsbau bedeuten.
Unter den organisierten Kreditgebern, die 1936 rund 1055 Mill. RM oder über die Hälfte der gesamten Aufwendungen im Wohnungsbau bestritteng standen die Sparkassen an erster Stelle. Sie führten dem Siedlungs und Wohnungsbau etwa 359. Mill RM (1935: 200 Mill. RM) zu. Auch die Pfandbrief⸗ institute lenkten ihre Ausleihetätigkeit vorwiegend auf die Bau— n, . Sie stellten etwa Re0 Mill. RM zur Verfügung (19535: 155 Mill. Rö). Die Träger der Sozialversicherung konnten etwa 150 Mill. RM unmittelbar für den Siedlungs- und Woh⸗ nungsbau bereitstellen gegenüber nur rund 95 Mill. RM im vorigen Jahr. Bei den privaten und öffentlich-rechtlichen Ver— sicherungsunternehmen stieg die Gewährung neuer Wohnungsbau— hypothelen nochmals von i090 Mill. RM 1635 auf schätzungsweise 140 Mill. RM 1956. Schließlich konnten auch die Bausparkassen ihre Auszahlung von schätzungsweise 85 Mill. RM auf etwa 6 Mill. I hh erhöhen.
Die Aufwendungen des „nicht organisierten Privatkapitals“
6 handgreiflicher Natur. Einmal ist nicht nur in Europa, ondern auch in allen übrigen Erdteilen das Tempo der Aufrüstung erneut verschärft worden; besonders das . Rüstungspro⸗ gramm, das für die nächsten fünf Jahre einen Gesamtaufwand von 1,5 Mrd. S vorsieht und angeblich auch die Ansammlung er⸗ hehlicher Rohstoffreserven umfaßt, hat in den letzten Monaten weit über die Grenzen Großbritanniens hinaus die Marktentwick— lung beeinflußt. Mit der Lösung der drei führenden Goldblock⸗ währungen von ihrer Parität wurde ferner ein wesentliches Hin⸗ dernis für eine Belebung im westeuropäischen Industrieblock be⸗ sitigt. In den 2 Staaten von Amerika führte die Präsidentschaftswahl vom November zu einer eindeutigen Klärung der politischen Lage. Hier wie in anderen Ländern stellten sich zu— dem immer stärker die Fernwirkungen der Investitionskonjunktur ein: Mit der Zunahme des Einkommens stieg die Nachfrage nach Verbrauchsgütern rasch an, die Annäherung an die optimale Kapazitätsausnutzung machte auch in vielen „alten“ Industrien Neuinvestitionen nötig, und die Stärkung des Gefühls der wirt⸗ schaftlichen Sicherheit förderte, besonders in Amerika, die Neigung, Kredit nicht nur für produktive, sondern auch für konsumtive
Zwecke einzusetzen.
Auch für die nächste Zeit ist an dem Fortgang des internatio— nalen Konjunkturaufschwungs kaum zu zweifeln.
In einer Reihe von Ländern ist der Konjunkturstand der letzten Zeit vor der Krise noch nicht wieder erreicht worden; in anderen, wie vor allem in den ehemaligen Goldblockländern, steht die Belebung überhaupt . in den Anfängen. Die Rohstoff⸗ gebiete sind durch die Preissteigerung der letzten Zeit erneut ge⸗ waltig begünstigt worden. Das bedeutet, daß ihre Aufnahme⸗ fähigkeit für die Ausfuhr der Industriestaaten wesentlich zuge⸗ nommen hat. Die Währungslage einiger der am stärksten be— günstigten Gebiete hat sich so gebessert, daß ihre Devisenzwangs⸗ wirtschaft weitgehend gelockert werden konnte. Auch sonst haben sich die Hemmungen des internationalen Güteraustauschs vielfach verringert, da, wie sich immer wieder gezeigt hat, bei steigenden Preisen und wachsender Kapazitätsausnutzung das Fntleeff. am Protektionismus sinkt. Dazu kommt, daß die Rüstungswelle in vielen ausländischen Staaten noch kaum ihren Höhepunkt erreicht hat. Ebenso ist die private Investitionskonjunktur fast nirgends erschöpft; nur in Großbritannien dürfte sie den Höhepunkt über— . 66. wenn auch selbst hier . kaum mit einem tärkeren Rückschlag zu rechnen ist. Auch die Erhöhung der Zins⸗ sätze, die hier, wie neuerdings auch in den Vereinigten Staaten von Amerika, zu verzeichnen ist, ändert , . kaum etwas an dieser Sachlage. Im Vergleich zu früheren Konjunkturperioden ist der Zins in diesen Ländern immer noch ungewöhnlich niedrig; außerdem könnten die Zentralbanken die Flüssigkeit der Kredit— märkte jederzeit wahren. Aber selbst eine weitere Zinssteigerung würde zunächst wohl ohne größere Wirkung bleiben, zumal in vielen Ländern, vor allem in Amerika, die letzten Reste der Ver— trauenskrise seit etwa einem Jahre einem ausgesprochenen Auf— schwungsfieber gewichen sind.
waren mit 780 Mill. RM nur um etwa 35 Mill. RM ö als im Jahr zuvor. Immerhin entfielen aber noch rund 23 aller 1936 dem Siedlungs- und Wohnungsbau zugeflossenen Mittel auf diesen Restposten.
In den kommenden Monaten ist mit einem hohen Wohnungs⸗ zugang zu rechnen. Bis Mitte 1937 werden die rund 1750600 Siedlungen und Wohnungen, die unvollendet in das neue Baujahr übernommen wurden, fertiggestellt und bezugsfertig sein. Auch für den weiteren Verlauf der Bausaison 1937 sind die Aussichten nicht ungünstig. Allerdings werden sich im neuen Baujahr nicht unwichtige Aenderungen vollziehen. Der Siedlungs- und Woh⸗ nungsbau für die minderbemittelten Volkskreise, insbesondere der Arbeiterwohnstättenbau, wird einen breiteren Raum ein— nehmen als bisher.
Erste Zusammenkunft der Bezirksausgleichstelle Verlin für öffentliche Aufträge.
Am Dienstag fand die erste Zusammenkunft des Beirats der
aus der Auftragsstelle Berlin hervorgegangenen Bezirksaus⸗ gleichstelle Brandenburg, Abteilung Berlin, statt. Der Leiter der Bezirksausgleichstelle, Staatsrat Reinhart, eröffnete die Sitzung und begrüßte die erschienenen Gäste, unter ihnen Regie⸗ rungsrat Schmidt als Vertreter das Stadtpräsidenten der Reichs⸗ hauptstadt Berlin in seiner Eigenschaft als Staatsbeauftragter ij die Bezirksausgleichstelle. Anschließend erfolgte die Ein— ührung und Verpflichtung der in den Beirat berufenen Herren, die nach der Anordnung des Reichs- und Preußischen Wirtschafts⸗ ir fert vorwiegend Leiter von Unternehmen der Reichshaupt⸗ adt sind.
In einem längeren Vortrag gab der Vertreter des Reichs— und Preußischen Wirtschaftsministers, Oberregierungsrat Dr. Holtz, eine aufschlußreiche Darstellung über den erfolgten Aufbau der Bezirksausgleichstellen im Reich und die Arbeit der seiner Leitung unterstehenden Reichsausgleichstelle für öffentliche Aufträge. Die Arbeitsteilung zwischen Reichs- und Bezirksaus⸗ gleichstelle ist derart geregelt, daß die Reichsausgleichstelle vor⸗ wiegend auf die Vergebungen der zentralen Beschaffungsstellen Einfluß nimmt, während die Bezirksausgleichstellen mit den dezentralen öffentlichen Beschaffungsstellen zusammenarbeiten. Insgesamt erfolgte im abgelaufenen Jahr, das noch als Anlaufs— jahr anzusehen ist, bereits eine Mitwirkung an öffentlichen Auf— trägen im Werte von 1 Milliarde RM. Die Bestrebungen der Reichsausgleichstelle laufen insbesondere auf eine sinnvolle regionale Verteilung der öffentlichen Aufträge hinaus, neuer— dings unter besonderer Pflege der Grenzgebiete des Reiches.
Anschließend erstattete im Auftrage des verhinderten 1. Ge⸗ er , Ratsherrn Dr. Splettstoeßer II, der Geschäfts⸗ ührende Referent der Bezirksausgleichstelle, Kurt Hoppe, den Tätigkeitsbericht über das verflossene Jahr. Daraus ergab sich, daß sich das Arbeitsgebiet der Bezirksausgleichstelle Berlin im letzien Fahre außerordentlich erweitert hat. Mit zahlreichen großen Beschaffungsstellen sind Verträge abgeschlossen worden, welche die Beteiligung der Bezirksausgleichstelle an der Auswahl der zu be—⸗ rücksichtigenden Firmen regeln, so mit den örtlichen bauvergeben⸗ den und beschaffenden Stellen der Wehrmacht, der Reichsbahn⸗ direktion, der Obersten Bauleitung Berlin der Reichsautobahnen, der Reichspostdirektion und dem Beschaffungsamt der Reichs⸗ hauptstadt. Als Sonderaufgabe ist der Bezirksausgleichstelle Berlin ferner die Federführung gegenüber den Beschaffungsstellen der Reichsbank. für sämtliche Bezirksausgleichstellen des Reiches übertragen. Die Bezirksausgleichstelle reguliert die Beteiligung der in Berlin ansässigen Firmen an öffentlichen Aufträgen unter Zugrundelegung einer neu geschaffenen . Firmen⸗ kartei. Im Jahre 1936 hat eine Mitwirkung an Vergebungen im Werte von 224 Mill. RM stattgefunden, welche Firmen der Reichshauptstadt zugeflossen sind.
Die Beirgtssitzung wurde geschlossen mit einem Bericht über die Entwicklung der Berliner Uniform-Industrie, die in den letzten Jahren einen außerordentlichen Aufschwung zu verzeichnen hatte. Mehrfache Strukturwandlungen haben jedoch bereits zu einer e ff auittt geführt, deren Auswirkung zu mildern man be⸗ rebt ist.
Berliner Börse am 8. April.
Aktien freundlich, Renten weiter anziehend.
Wenn auch der gestern eingetretene Tendenzumschwung vor⸗ erst noch nicht so sehr in einer Ausweitung des Wertpapierhandels zum Ausdruck kam, so bewirkte doch allein schon die Tatsache, daß das Publikum aus der bisher gezeigten Zurückhaltung heraus⸗ tritt, auch heute wieder eine freündliche Grundstkmmung. Unter diesen Umständen fanden die aus der Wirtschaft vorliegenden günstigen Meldungen eine kräftigere Resonanz; mit Befriedigung nahm man namentlich den Bericht des Institüts für Konjunktur⸗ forschung über die Wirtschaftsentwicklung in Deutschland und der Welt auf. — Am Montanmarkt zwar überwogen zunächst nach der kräftigen Voreindeckung der Kulisse heute kleine Abgaben, durch die meist Einbußen herbeigeführt wurden. So gaben Stolberger Zink 1, Rheinstahl iz, Hbesch und Mannesmann je 3 * her. Gesucht waren dagegen weiter Harpener, die erneut um 5 3). anstiegen, sowie Klöckner (4 78 39.
Etwas lebhafter ging es am Markt der Braunkohlenwerte zu, von denen Niederlausitzer nach längerer Kursunterbrechung um 136 . und Eintracht um „ 9 heraufgesetzt wurden. Mangels Umsatzes ge trichen waren Kaliaktien. Tie als einziges Papier notierten Wintershall holten unmittelbar nach Feftsetzung des ersten Kurses einen Verlust von „ „zy zum Teil wieder auf. In der chemischen Gruppe zogen v. Heyden bei kleinem Bedarf aber fehlendem Angebot erneut um 4 * an. Farben stellten sich auf unv. 16755. Wiedererwachendes Interesse zeigte sich für Conti Gummi ( ca. 3 3). Elektro⸗ und Tarifwerte waren fast aus⸗ nahmslos um Prozentbruchteile gebessert. Zu den bevorzugteren Papieren gehörten ferner BMW., Muag und Feldmühle Ge * x, Holzmann (41) und gAsschaffenburger Zellstoff (136 3). Bei den Verkehrswerten konnten Allgem. Lokat und Kraft auf den günstigen Geschäftsbericht , Eisenbahverkehr L* 7 gewinnen. Für Reichsbankanteile wurde ein Kurs erst im Verlauf fesigesetzt (4 36 9).
. icklung keine einheitliche Tendenz durchsetzen. Die Kulisse stellte verschiedene besonders stark ge⸗ stiegene Papiere glatt, so u. a. Harpener, die um 19 2 zuruͤck⸗ gingen. Andererseits entwickelte sich lebhafte Nachfrage in Dt. Eisenhandel ( 16) und Dessauer Gas (4 35 35). Zu erwähnen sind schließlich Dt. Erdöl mit 4 1, Siemens mit 4 XM und Licht⸗ kraft mit 4 5. 95.
Bei anhaltend freundlicher Grundtendenz vermochten sich gegen Börsenschluß noch einige Kursbesserungen durchzusetzen. So zogen AEG. gegen die erste Notiz um 15, Muag um , Schuckert und Siemens um je 1 75 an. Harpener waren um ½ erholt.
Am GEinheitsmarkt war der Geschäftsgang für deutsche Indu— strieaktien etwas lebhafter. Von Kursbesserungen ist vor allem die bei Zuteilung erfolgende Heraufsetzung von Vereinigte Trikot um 6 3 zu erwähnen. Andererseits waren Feinjute, die ausschl. Dividende gehandelt wurden, um ca. 6 9 abgeschwächt. Auch sonst ergaben sich vereinzelt Abschläge bis 4 75.
Für Banken bestand weiter Interesse; Handelsgesellschaft zogen um 1156 an. Hyp.⸗Banken zeigten nur geringe Verände⸗ rungen, lediglich Westboden büßten 3 75 ein. Von Kolonial— papieren verloren Neuguinea 3 X.
Am Markt der per Kasse gehandelten festverzinslichen Papiere standen auch heute wieder Stadtanleihen im Vordergrund des Kaufinteresses. Zum Teil konnten dabei beachtliche Kursgewinne erzielt werden. 26er Gera gewannen 1, 2er Koblenz „ und 26er Essen * 25. Auch landschaftl. Goldpf. Br. waren gesucht, Pommern, Sachsen und Schleswig⸗Holstein fast durchweg M 25 höher. Hhp⸗Bk.-Pf.⸗Br. und Komm. -Obl. galten bei meist unver⸗ änderten Kursen vielfach Geld. Von Provinzanleihen sind Schl. ⸗Holstein mit 4 33 75 hervorzuheben. Fester lagen auch Industrieobligationen, so Harpener mit 4 33, Mix & Genest mit w . und Aschinger mit 4 1 25. Dagegen waren Farbenbonds auf eine größere Zufallsorder um R „ gedrückt.
Am variablen Rentenmarkt sah man weiter ansteigende Kurse. Reichsaltbesitz befestigten sich zunächst um 20 Pfg., später aber nochmals um 16 * auf 12135, die Umschuldungsanleihe um 10 Pfg. auf 92,55. Gefragt waren ferner Zinsvergütungsscheine und späte Reichsschuldbuchforderungen.
Am Geldmarkt ermäßigten sich die weiter auf 2½ — * 256.
Bei der amtlichen Berliner Devisennotierung lag der Dollar bei unv. 2,49. Der frz. France ging auf 11,41 (1,47) und das Pfund auf 12,195 (12,215) zurück. Auch der Gulden und der Schweizer Franken waren auf 136,37 (136,40) bzw. 56, 0 (55,79) abgeschwächt.
Blanko⸗Tagesgeldsätze
Die Lage am inländischen Tabakmarkt.
Für die qualitativ gute Ernte an inländischem Rohtabak im Erntejahr 1936 herrscht in den Verarbeiterkreisen nach wie vor lebhafte Nachfrage, besonders für Tabake mit betontem Umblatt— charakter. Die Verteiler konnten in den letzten Monaten nam— hafte Abschlüsse aufweisen. Die Vergärung der eingelagerten In⸗ landstabake aus der Ernte 1936 schreitet rasch fort, wobei sich immer wieder zeigt, daß die hohe spezifische Leichtigkeit eine edle Ware zuwege bringt. Die gesamte Inlandsernte 1936 ist nun restlos aus den Händen der Erzeuger (Pflanzer) an die Verteiler und Verarbeiter übergegangen. Man wird mit einem Gesamt⸗ ertrag von rund 600 060 Zentnern dachreifem inländischem Tabak aus der Ernte 1936 rechnen können. Soweit man bis jetzt den quantitativen Ernteausfall auf Grund der zollamtlichen Ver⸗ wiegungslisten überblicken kann, wird der im Laufe des Sommers 1936 erwartete Ertrag von der Flächeneinheit nicht erreicht werden. Die Ernte 1936 wird, roh geschätzt, 12 bis 15 29 unter der von 1935 liegen. Bei den Verteilern (Tabakhändlerm) sind auch heute noch gewisse Mengen aus alten Inlandstabakernten (1933 und 1935) vorhanden, für die jetzt auch seitens der Verarbeitung großes Interesse besteht. Ebenso befinden sich bei verschiedenen Pflanzern noch selbstfermentierte Tabakmengen aus den Jahren 1933 und 1935. In den Vergärerlagern herrscht augenblicklich Hochbetrieb, da die Vergärung der 1936er Tabake sehr schnell vor sich geht. Die Verarbeitung ist nach wie vor gut beschäftigt. In den süddeutschen Tabakanbaugebieten Baden, Saarpfalz, Hessen⸗ Nassau, Württemberg und Oberfranken sind die Pflanzer zur Zeit mit der Aussaat des Tabaksamens beschäftigt. In den Frühanbau⸗ gebieten wie Baden, Saarpfalz und Hessen-Nassau ist das Saat— gut schon seit 14 Tagen in Aufzuchtbeeten und bereits aufgelaufen. In maßgebenden Anbaugebieten sind die Setzlinge heute schon so weit entwickelt, daß bei Fortbestand günstiger Witterung mit dem Auspflanzen Ende April, spätestens Anfang Mai gerechnet werden kann.
Die Arbeiten der Zuckerkonferenz.
London, 8. April. Das Büro der Internationalen Zucker⸗ konserenz hörte am Mittwochnachmittag einen Bericht von Dr. Sachs (Polen) über die Arbeiten des Statistischen Sachver⸗ ständigenkomitees. Das Büro beschloß, der Konferenz Vorschläge der statistischen Sachverständigen hinsichtlich der Festsetzung des Bedarfes des freien Marktes zu unterbreiten.
Der holländische Premierminister Colijn hat sich Mittwoch⸗ abend wieder nach Holland zurückbegeben.