heit der Presse; zu Paris die Jesuiten; zu Brüssel ein heil⸗ sames Mißtrauen gegen Priester⸗Einfluß. Dieser Contrast ward zusehends stärker und unter Herrn von Willele’s Mi⸗ nisterium endlich so bedeutend, daß die Niederländer sich da⸗ mals mit Ueberzeugung Gluͤck wunschten, von Frankreich getrennt zu sein. Wenn Jemand zu der Zeit aus Frankreich nach den Niederianden reiste, so rief man ihm sogleich die Frage ent⸗ egen: Ihr Leute, sagt doch, was fangt ihr mit euren Je⸗ 8 und euren Gensd'armen an; ihr seid ja wie gefesselt Ihr duͤrft ja nicht ein Wort mehr aufbrin,⸗
und geknebelt. 851 ihr wohl hier
gen. Seht doch nur dagegen uns an. etwas zu fuͤrchten? Gewiß nicht. Hier chen. Hierauf erzählte man uns von den Audienzen des Koͤ⸗ nigs Wilhelm, von seiner Fee; von seinen Spazier⸗ gaͤngen im Park, wie fruͤh er aufstehe, wie viel er arbeite und wie er die Rechnungen uͤber sein Budget felbst durch⸗ sehe. Und das Alles sagten sie mit einem recht gehobenen Tone des Triumphs und der Ironie, der besonders fuͤr Fran⸗ osen, die auf Ehre und Natlonal⸗Ansehen halten, sehr auf⸗ fallerd sein mußte.
Was aber die Belgier nicht sahen, das ist der oͤffent⸗ liche Geist der Nation, welcher waͤhrend dieser Pruͤfungs⸗ Tage reifte. Sie hielten uns unter dem Ministerium des Herrn von Villsle fuͤr wirklich erniedrigt, weil er den Wil⸗ len, uns zu erniedrigen hatte, fuͤr Sklaven, weil er Despot sein wollte, fuͤr muthlos und gebeugt, weil es schien, als ob zer nicht gestuͤrzt werden koͤnne. Und so ward Belgien nicht
ewahr, daß wir im Schweiß unsers Angesichts unsere Frei⸗
Heicen wieder erkaͤmpften, um sie wie eine Eroberung hoͤher und feuriger zu lieben, und daß wir Stück fuͤr Stuͤck uns unsere Charte wieder zu erwerben suchten. Ja fürwahr, die Belgier verdanken ihre Freiheit der Gunst ihrer Regierung; wir verdanken sie der Gunst Gottes und unseren Wahlen
Wir haben mit den vorstehenden Bemerkungen nichts Anders beabsichtigt, als einen Blick auf die Geschichte der Niederlande von dem 16ten Jahrhundert bis auf unsere Zeit zu werfen, um zu zeigen, welches das endliche Schicksal der Provinzen gewesen sei, deren beginnenden Kampf Schiller zu beschreiben unternahm. Das Werk desselben, welches mehr mit der Feder des Philosophen und des Politikers, als der des Malers, entworfen ist, hat weit öͤfter, als ein an⸗
eres, Gelegenheit zu kritischen Abschweifungen. Schiller 85 welches bei einem so großen Dichter nicht anders als merkwuͤrdig erscheinen kann, die Revolution in den Nieder⸗ landen keinesweges zum Gegenstande eines epischen oder dra⸗ matischen Gedichts machen wollen; ihm ist es nur um die heilsame Lehre zu thun gewesen, welche der Anblick eines schwachen und kleinen Volks, das gegen die Macht eines
roßen Koͤnigs fuͤr die Freiheit kaämpft, gewaͤhren konnte. Auch bemuͤht er sich, mehr die Ursachen der Empoͤrung, als die großen Auftritte derselben zu schildern. Entwirft er uns das Gemäͤlde von Wilhelm oder von dem Grafen Egmond, so thut er dies mehr aus dem Gesichtspunkte der Moralisten, als nach Art der Maler und Roman⸗Schriftsteller; denn er behandelt diese Maͤnner nicht als dramatische Personen, son⸗ dern als abstrakte Ursachen des Aufruhrs, und verwischt, was Leben und Bewegung in ihnen ist, um nur ihren Ein⸗
fluß desto deutlicher zu zeigen; üͤberall setzt er Ideen an die Stelle der Handlungen und sucht lieber das Wesen der Be⸗
gebenheiten in ihrer Tiefe zu entwickeln, als die Außenseite derselben auf gefällige und malerische Weise darzustellen. Auf diese Art sieht man allerdings keine pittoresken Vil⸗ der, wie sie Walter Seott in Morton und Claverhouse uns vor die Augen stellt, wohl aber lernt man den verschiedeuen Einfluß kennen, welche jene beiden Maͤnner auf ihr Vater⸗ land und ihre Zeit haben mußten, und die metaphysische Ent⸗ wickelung, welche Schiller von ihrem Karakter giebt, erklaͤrt das innere Verhaͤltniß der Umstande, unter denen sie wirkten. Nun begreift man, wie der abweichende Geist Beider dazu beitragen mußte, das verschledene Schicksal der nördlichen
oͤnnt ihr frei spre⸗
—
und suͤdlichen Provinzen zu gestalten, wie den zmuürdlichen
die Unabhäͤngigkeit zu Thell werden konnte, ihnen, welche der entschlossene, beharrliche und unbezwingliche Wilhelm von Oranien leitete, und wie die suͤdlichen, Brabant, Flandern, Lüͤtrich und Luxemburg unter dem Spanischen Joche blelden Fershc sie, welchen Egmont als Gouverneur vorstand; die⸗ glaͤubig aat⸗ welcher lustig, prachtliebend, unbesorgt, leicht⸗ weder fuͤr bald unterwuͤrfig, bald widerstrebend, doch nie stimmt entscheidense⸗ noch fuür das andere Princip sich be⸗ 2 „ damit endigte, auf dem Schaffott zu
aae
sterben, nachdem er bereits das Vertrauen seiner Mitbuͤrger verloren hatte.
Und das ist der große Vortheil der Geschichte. Sie macht aus ihrem Leser etwas Besseres, als einen bloßen Zu⸗ schauer, der nur das Aeußere ins Auge faßt, ohne die Ür⸗
sachen und die Quellen der Begebenheiten je sa kennen, und 1
befriedigt auf solche Weise ein edleres Bebuͤrfniß, als die Neugierde, naͤmlich das Bedurfniß zu wissen und aus Gruͤnden zu begreifen. ;
Was die Uebersetzung betrifft, so ist sie mehr ein Origi⸗ nalwerk, als eine Uebersetzung zu nennen, da der Verfasser sich große Muͤhe giebt, zu den Quellen, welche Schiller be⸗ nutzt hat, selbst aufzusteigen und das, was dieser im Aus⸗ zuge giebt, esadis darzulegen. Dergleichen sind das von einem Franzoͤsischen Rechtsgelehrten verfatzte Manifest der Confoͤderirten und verschiedene andere wichtige Actenstuͤcke. Doch nicht bloß dadurch hat derselbe seiner Arbeit ein höͤhe⸗ res Interesse verllehen, sondern auch durch den Styl, der mehr einem Originale, als einer Uebersetzung, ähnlich sieht. Es bleibt nur noch der Wunsch uͤbrig, daß Herr von Cha⸗ teaugiron das Werk Schiller's, welches von diesem nur bis
zum Abgange der Margarethe von Parma gefuüͤhrt worden
ist, fortsetzen moͤge.
Konigliche Schauspiele. 2₰
Sonntag, 27. April. Im Opernhause: Alcidor, Zauber Oper in 3 Abtheilungen, von G. Spontini; nach dem Fran⸗ zosischen des Théaulon, von C. Herklots. Ballets vom Königlichen Balletmeister Titus. Der Tanz in der dritten Abtheilung ist vom Koͤnigl Balletmeister Hoguet.
t.
Se2 Koͤnigsstaͤdtisches Theater. Sonntag, 27. April. Zum Erstenmale wiederholt: Jo hann von Calais. Melodrama in 3 Acten, nach dem Fran⸗ zoͤsischen. Hierauf: Das Fest der Handwerker. Berliner Börse nu Den 26. April 1828. 8 vnden
i. Amtl. Fonds. und Geld-Cours-Zettel. (Preuss. Cour.)
.. 2
—— —
Si. —Schuld -Sch.] 4 88721 s88 ⁄ [Pomm. Pfandbr.] 4 1103 — Pr. Engl. Anl. 181 5 101 ½ 1014 skur- u. Neum. do.] 4 104 [103⁄ Pr. Engl. Anl. 27⁄ 5 — 100 1Schlesische do. 4 104 ½ — Do. Ob-incl. Litt. I 2 — 98 Pomm. Dom. do. 5 — 105 ½ Kurm. Ob. m. l. C. 4 8653 — Märk. do. do. 5 — 105 ¼¾ Neum. Int. Sch.do. 4 86 ½ — [Oaupr. do. do.] 5 [1032 103 ¼ Berlin. Stadt-Ob. 5 — 102 Bückst. C. d.Kmk. — 47 46 ½ Königabg. do. 4 86v½ — do. do. d. Nmk. —]) 47 Elbinger do. 5 — 98 ¾ [Zins Sch. d. Kmk.—48 47 ½ Danz. do. in Th.Zz — 29 ½ 29 1 wdie d. Nmk. 48 47 ⅛ Wentppr. Pfdb. A. 4 93 ½ — II
diio dito B. 4 90½ 90 ⅔ IHoll. vollw. 19% — Grosshz. Pos. do. 4 96 ½ 96 ⅔ Friedrichsd'or . 13 ⅔ 13]½ Ostpr. Pfandbrlf. 4 93¾ 93 Disconto .. .. — —
Wecksel- und Geld-Courg. Ereuss — 3 (Berlin, den 26. April.) Brief. Geid. bee 250 Fl. Kurz 143 — vbTEb“- 250 Fl. [2 Mt. 142 ½ [142 ¼ EEE11“““] 300 Mt. Kor i151 — ö 300 Mk. 2 M. 1511 — Eö11““ . 1 LSd. [3 Mr. 6. 25⁄ 6. 25 ½ öö ꝗAg. 300 Fr. [2 Mr. — 8:13 bF 150 Fl. [2 Mt. 103½2 — EE11ö1*“ 150 Fl. 2 Mr. [1035 — EE11“ 100 Thl. [2 Me. [9922 — W 1u“*“ 100 Thl. Uo. 10 ⁄½6 — Frankfurt a. M. WZ.. . . . .. 150 Fl. [2 Mt. 10 ⁄½ 103 ⅞ Petersburg. BNM. .. . .. 100 Rbl [3 Wch. 29 ½ — AüIs IER 100 Rbl [3 Wch. — ꝙ
V
Auswärtige Börsen. Amsterdam, 21. April. Oeuerr. 58 Metalliq. 85 ½. Bank Actien 1200.
86
Loose zu 100
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FI. 173. Parüal-Oblig. 353. Ruass. Engl. Anleihe S1 4. Run. Anleihe Hamb. Certisfic. 80 . EEEEE1ö11.. Wien, 19 Apeiax.
42
5 ¾ Meulliq. 89 ¼. Dank-Actien 1015 ½.
Gedruckt bei Hayn.
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