1828 / 115 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

81“

rechtigkeit widerfahren, glaubte durch die gedachten beiden Artikel den religioͤsen Corporationen ein zu großer Einfluß eingeraͤumt wuͤrde. Ueber die Bitt⸗ schrift des Herrn Delaunay wurde zuletzt zur Tages⸗Ordnung geschritten; eben so uͤber mehrere andere Eingaben, deren wir indessen nicht erwähnen, da sie fuͤr das Ausland von keinem erheblichen Interesse waren. Großes Gelaͤchter er⸗ regte der Antrag eines Licentiaten der Rechte, daß man den Katholiken gestatte, Geld zu dem gesetzlichen Zinsfuße zu lei⸗ hen, ohne daß ihre Beichtväter ihnen ein Verbrechen daraus machen duͤrften. Die Bittschrift des Buchhaͤndlers Cordier in Paris, worin er darauf antrug, daß man alle, den Buch⸗ handel betreffende Gesetze, Reglements und Verordnungen in ein einziges zusammenhaͤngendes Gesetz zusammenfasse und die Preß⸗Vergehen aufs Neue vor die Geschwornen⸗Gerichte verweise, wurde, nach einer Auseinandersetzung des Herrn Firmin⸗Didot den Ministern des Innern und der Justiz, so wie der mit der Pruͤfung des neuen Preß⸗Gesetz⸗Cntwurfes beauftragten Commission uͤberwiesen. Am Schlusse der Siz⸗ vung⸗ welche erst um 6 Uhr aufgehoben wurde, machte der Praͤsident noch die Versammlung auf die Nothwendigkeit aufmerksam, jetzt, wo ihre eigentlichen legislativen Functio⸗ neu erst beginnen sollten, sich puͤnktlich (um 1 Uhr) einzu⸗ finden, um den Gang der Verhandlungen moͤglichst zu be⸗

schleunigen. Der Monirteur enthaͤlt nunmehr die beiden Koͤniglichen

Verordnungen vom 18. und 26. April, wodurch der General⸗

Major und Adjutant des Koͤnigs, Graf von Trogoff, zum Gouverneur des Schlosses von St. Cloud, und der Pair, Staats⸗Minister und General⸗Lieutenant, Baron von Da⸗ mas, zum Erzieher des Herzogs von Bordeaur ernannt wird. Beide Verordnungen sind von dem Pair, Staats⸗Minister und General⸗Intendanten des Koͤnigl. Hauses, Baron von la Bouillerie, contrasignirt.

Durch eine andere Verordnung vom 25. April werden zwei Bezirks⸗Wahl, Collegien der Departements der Mayenne und des Puy de Dome, so wie das Departements⸗Wahl⸗Colle⸗ ium der obern Vienne auf den 10. Juni zusammen beru⸗ ten, um an die Stelle des mit Tode abgegangenen Herrn von Farcy, und der ausgeschiedenen Herren von Pradt und Mousnier⸗Buisson, andere Deputirte zu waͤhlen.

Paris, 28. April. Vorgestern haben Se. Maäj. die hiesige Kunst⸗Ausstellung in Augenschein genommen und dem⸗ naͤchst den daselbst versammelten Künstlern die ihnen br. kannten Orden Allerhoͤchsteigenhaͤndig zugestellt. Die Ver⸗ theilung der Medaillen erster und zweiter Klasse erfolgte durch den Vicomte von la Rochefoucauld, nachdem der Koͤ⸗ nig das Museum bereits verlassen hatte; im Ganzen sind 1 St. Michaels⸗Orden, 2 Offizier⸗Kreuze der Ehren⸗Legion, 18 Ritter⸗Kreuze der Ehren ⸗Legion, 21 Medalllen erster Klasse und 40 Medaillen zweiter Klasse vertheilt worden. Der Bildhauer Hr. Bosio hat den Barons⸗Titel erhalten.

Der Constitutionnel ist mit der Ernennung des Barons von Damas, die von dem Koͤnige 1en. beschlossen sein soll, hoͤchst unzufrieden, da dieser Staatsmann mit zu dem beklagenswerthen Ministerium gehoͤrt habe; nicht daß er (der Constitutionnel) denselben mit den Herren von Villeèle, Corbieère und Peyronnet auf gleiche Stufe stellen wolle; immer aber habe er an deren Verwaltungs⸗Maaßregeln Theil genommen, und dies sei hinreichend, um sich das Er⸗ staunen zu erklaͤren, welches dessen Ernennung zu dem wich⸗ tigen eines Erziehers des Thron⸗Erben allgemein er⸗ regt habe.

Dasselbe Blatt meldet, daß sich das Ungluͤck weissagende Geruͤcht verbreite, der Finanz⸗Minister Graf Roi wolle we⸗ gen der Ernennung des Barons von Damas seine Entlas⸗ ung nehmen. „Ohne Zwelfel,“ sagt der Courrier fran⸗

gais „wird Herr v. Damas bei der Erziehung des jungen Peünzen Talente entwickeln, wovon er als Minister oder Ge⸗ neral nur geringe Beweise abgegeben hat; aber das Publi⸗ kum bezeichnete einen ganz andern faͤhigen Kopf zur Aus⸗ bildung des Thronerben.“ Einige Personen wollen wissen, daß die Minister zu dem gedachten Posten den Herzog von , oder den Vicomte von Chateaubriand ausersehen tten.

Bei dem diplomatischen Gastmahle, welches (wie bereits erwähnt worden) der Englische Gesandte an unserm Hofe, am Asten d. M., zur Feier des St. Georgs⸗Tages und des Namens⸗Festes Sr. Maj. des Koͤnigs von England, gege⸗ ben hat, waren alle fremden Minister, die Französischen Marschälle und die Groß⸗Officiere des Koͤniglichen Hauses zugegen. Die Gesellschaft bestand aus sechszig Personen und die Gemahlin des Gesandten machte selbst die Honneurs. Waͤhrend der Mahlzeit spielte das Musik⸗Chor vom Generalstabe

aber nichts destoweniger, daß

der Koͤniglichen Garde. Beim Nachtische stand einer von den Koͤniglichen Ministern auf und brachte die Gesundheit des Koͤnigs von England aus, worauf sogleich das Lied Coh save de king gespielt wurde. Bald nachher erwiderte der Englische Gesandte diesen Gruß mit einem Toast auf S. M. Karl X., wobei die Musik in die Arie „Vive le Roi, vive la France“ einfiel. Um 9 Uhr trennte sich die Gesellschaft.

Die neuen Bas⸗Reliefs, welche man an dem Triumph⸗ bogen des Caroussel angebracht hat, stellen die vorzuͤglichsten Ereignisse aus dem Kriege auf der Halbinsel dar. Man sieht hier den Einzug des Prinzen, als Oberbefehlshaber, in Madrid, die Capitulation des Generals Ballesteros, die Ein⸗ nahme des Trocadero und die Zusammenkunft im Hafen von St. Maria, so wie auch den Empfang, welcher dem Her⸗ zoge von Angouleme bei seiner Ruͤckkunft nach Paris von Seiten Ludwigs XVIII. zu Theil ward.

Aus Bayonne hat man die Nachricht erhalten, daß die erste Colonne der Franzoͤsischen Garnison von Pampelona diese Stadt am 18. April geraͤumt hat; der General⸗Major Graf Balthasar wollte den Platz am 24sten mit seinem Ge⸗ nerak⸗Stabe verlassen, und wurde am 2o9sten in Bayonne erwartet.

Das in Toulon seegelfertig liegende Geschwader besteht aus 2 (Scipio und Breslau) 8 Fregatten, 2 Corvetten, 8 Briggs, 4 Goeletten und 4 Gabarren.

Herr Casimir Delavigne ist zum Mitgliede der Ehren⸗ legion ernannt worden.

Großbritanien und Irland.

London, 26. April. Der Gesundheits⸗Zustand der Prinzessin Auguste hat sich wieder verschlimmert und auch die Prinzessin Sophie leidet an einer Erkältung.

Graf Karoli soll mit Depeschen fuͤr den Oesterreichischen Botschafter hier angelangt sein.

Rußland.

St. Petersburg, 26. April. Unterm 25. März (6. April) haben Se. Maj. der Kaiser an Hoͤchstihren wirklichen Geheimenrath Tatischtschew folgendes gnäaͤdigste Schrelben zu erlassen geruht.

Ihr ununterbrochener Eifer im Dienste, Ihre wi en und rastlosen Bemuͤhungen im ganzen Verlauf de een, besonders aber waͤhrend Ihres Aufenthalts am Ko⸗ serlich Oesterreichischen Hofe, die zum Wohl des Va landes gereichen, haben Ihnen Unsre besondere Aufm samkeit 1 Zur Bezeugung derselben ernenne

Wir Sie Allergnaͤdigst zum Großkreuz des St. Wladin Ordens I. Klasse, dessen Insignien beisendend, Wir Ihr wohlgewogen bleiben.

27 4₰

Nicolas. Gestern gegen Mittag begann der Eisgang auf großen Newa bel dem schoͤnsten heiteren Wetter; die Isaa Bruͤcke wurde abgenommen. Seit heute fruͤh ist die B. fahrt schon lebhaft. Der Fruͤhling laͤßt sich freundlich den. Der Horizont ist voͤllig unbewoͤlkt, die Luft still und anmuthig, das Thermometer zeigt um Mittagszeit 152 Reaum. im Schatten, und 26° im Sonnenschein. 8 Am 3ten d. ist der Leichnam der Fuͤrstin Liewen dem, der Verstorbenen zugehoͤrigen Kirchhofe zu Mesoh in Kurland, welchen Ort sie ganz besonders liebte, feierlich beerdigt worden. dessa, 12. April. Das hiesige Journal enthält. heute folgenden officiellen Artikel: „Es ist zur Kunde der Ober⸗Behoͤrde gelangt, daß die Tuͤrkische Regierung vom der im October 1827 bei Navarin gelieferten Seeschlacht, einen Vorwand geborgt habe, unsern Handel zu unterdruͤcken wodurch den Kaufleuten bedeutende Verluste entstanden sein moͤgen. Demzufolge ist auf den Befehl Sr. Maj. des K sers eine besondere Commission in Odessa niedergesetzt, die Prätensionen derjenigen zu pruͤfen, die etwa in Folg der letzten Maaßnahmen der Ottomanischen Pforte Verlust erlitten haben möͤchten. Individuen welche dergleichen An⸗ forderungen geltend zu machen haben, moͤgen unverzüglich ihre Ansprn e mit gesetzlichen Belegen unterstuͤtzt, Sr. (. cellenz dem Herrn General⸗Gouverneur Neu⸗Reußens zu er⸗ kennen geben. „Ddie Niederlaͤndische Flagge ist vielleicht die Erste, dee die Einfahrt in das schwarze Meer verstattet wurde; dem die Capitulationen zwischen dem Ottomanischen Reiche unl der Republik der vereinigten Niederlande, wodurch jene Be⸗ dingung eintrat, schreiben sich beinahe aus dem Jahre 1680 her. Gleichwohl ging sie nicht eher als im Jahre 1820 lmg Erfuͤllung, wo Firmans ohne Klauseln oder irgend welch Bedingungen, ganz in der Art redigirt, wie jene, welche die Russischen Schiffe erhalten, ertheilt wurden. Jahre 1823 passirten mit dergleichen Firmanen und

ial⸗