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so wie ein Zusatz des Herrn Lepelletier d'Aulnay angenom⸗ men. Der gedachte Artikel lautet nunmehr wie folgt: „Art. 26. Die Einnehmer der direkten Steuern sind gehalten, einer jeden in den Steuer⸗Rollen eingetragenen Person, so wie einem jeden nach Art. 11. dazu qualificirten Individuum, negative Certificate oder Auszuͤge aus den Steuer⸗Rollen, auf ungestempeltem Papier und gegen eine Gebuͤhr von 25 Centimen fuͤr einen solchen Auszug, von al⸗ len, einen und denselben Steuerpflichtigen betreffenden Steuern verabfolgen zu lassen.“ — Die Berathung uͤber den 27sten und letzten Artikel des Gesetzes, welcher von der Commission herruͤhrt, und den von
den Waͤhlern zu verlangenden Eid betrifft, wurde auf den
folgenden Tag verlegt. Bemerkenswerth ist, daß in dieser Sitzung ein Theil des linken Centrums stets mit der rechten Seite und dem rechten Centrum stimmte,
Paris, 11. Mai. Es heißt, daß Herr Ampsre, Mitglied der Akademie der Wissenschaften, der vor drei Jah⸗ ren unter dem Ministerium des Grafen von Villèle abge⸗ setzt wurde, zum General⸗Inspector der Universitaͤt ernannt worden sei. a
Es kann nicht ohne Interesse sein, sagt der Courrier français auf die etwanigen Veraͤnderungen hinzuwelsen, die in der Deputirten⸗Kammer statt finden. Eine der merkwuͤr⸗ digsten ohne Zweifel ist diejenige, die man seit einigen Tagen in einem Theile des linken Centrums bemerkt. Wir haben schon gestern auf dieselbe aufmerksam gemacht, aber die heu⸗ tige Sitzung (vom 9ten) hat diese Thatsache außer allen Zweifel gesetzt. Auf der aͤußersten Seite des linken Centrums befinden sich 40 bis 50 Mitglieder, welche sich durch die Worte der Minister stets uͤberreden lassen, und fuͤr Alles was gerecht und vernuͤnftig ist, so lange stimmen, als diese sich nicht da⸗ gegen erheben. Geschieht dies aber, so aͤndern sie sofort ihre Meinung. Die Sitzung vom gten hat davon ein merkwuͤr⸗ diges Beisplel gegeben, und ist insofern von einiger Wichtig⸗ keit, als sie die Bildung eines eigentlichen Centrums, und eines Centrums, welches sich von der linken Seite lossagt, beweist. Ob jenes sich vergroͤßern werde, wissen wir nicht, wollen Daruͤber auch vor der Hand noch keine Betrachtung anstellen, und uns fuͤr heute darauf beschraͤnken, auf die Thatsache selbst hinzuweisen, indem wir uns vorbehalten, die Folgen dersel⸗
ben spaͤterhin naͤher zu untersuchen. Drun orsarigeer feyr, baß oie
von Conny, die zu einem oöͤffentlichen Amte beföͤrderten De⸗ putirten einer neuen Wahl zu unterwerfen, in der Pairs⸗ Kammer großen Widerstand finden werde. *
Der verstorbene Bischof von Cahors, Hr. von Grain⸗ ville, hat ein Vermoͤgen von 600,000 Fr. hinterlassen; eine entfernte, bejahrte Verwandte ist seine einzige Erbin. „So
roße, in dem Hause eines Nachfolgers der Apostel aufge⸗
hiuet⸗ Schäͤtze,“ sagt der Constitutionnel, „geben zu betruͤ⸗ benden Bemerkungen Anlaß, zumal in einer Zeit, wo das Franzoͤsische Volk stets des Mangels an Froͤmmigkeit und christlicher Liebe beschuldigt wird.“
In Bezug auf die Ausfälle, die sich die Gazette de France neuerdings gegen das Ministersum erlaubt hat, liest man in der gestrigen Nummer des Messager des Chambres einen Aufsatz, worin es unter Andern heißt: „Dieses, von dem machiavellistischen Grundsatze: daß der Zweck die Mit⸗ tel heiligt, durchdrungene Blatt uͤberschritt gestern alle Graͤn⸗ zen des Wohlstandes. Wir kennen den Grund zu diesen De⸗ clamationen zu gut, als daß wir — irgend einer Aufmerk⸗ samkeit wuͤrdigen wuͤrden, wenn anders wir nicht zu gleicher Zeit von der Tendenz einer achtuggswerthen Parthei unter⸗ richtet waͤren, deren Beifall die Gazette sich zu erwerben bemuͤht. Dieses Blatt zaͤhlte gestern drei Thatsachen auf, um zu beweisen, daß die Wirklichkeit nicht dem Bilde entspreche, welches wir von dem beruhigenden Zustande der Gesellschaft in gegenwaͤrtiger Zeit so gern entwerfen. Es mag sich aber wohl huͤten; das Publikum hat sein Urtheil uͤber dasselbe schon gefaͤllt. Lange Zeit ministeriell, befoͤr⸗ derte die Gazette den Sturz der vorigen Verwaltung. Wehe der Parthei, die sich ihrer Leitung anvertraut; hierdurch al⸗ lein schon wuͤrde derselben ein nahe bevorstehender Unter⸗ gang drohen.“ 8
Die letzte Abtheilung der in San Sebastian gestande⸗ nen Franzoͤsischen Truppen ist in Bayonne angekommen. Jene Festung sowohl, als Pampelona, sind in diesem Au⸗ genblicke von Spanischen Truppen besetzt.
Der Cassationshof hat in seiner Sitzung vom 8. d. M. das Cassations⸗Gesuch der, in dem Diebstahle der Diaman⸗ ten der Demoiselle Mars implicirten und von dem hiesigen Assisenhofe zu 10jahriger Zwangsarbeit verurtheilten, Frau
Prevesteiesn das Hrn. 9
des Scipio Mulon verworfen. Dieser Letztere hatte be⸗ kanntlich gar nicht appellirt.
— Das ploͤtzliche Ausscheiden des Abbé von Pradt aus der Kammer hat hier großes Aufsehen erregt und zu mancherlei Betrachtungen Anlaß gegeben. Laͤugnen laͤßt sich nicht, daß Herr v. Pradt sich im Jahre 1814, gleichviel aus welchem Antriebe, einige Verdienste um die Wiederherstellung der Monarchie erworben hat. Statt aber Belohnung zu ernd⸗ ten, fuͤhlte er sich zuruͤckgesetzt, und nie konnte er es verzei⸗ hen, daß man ihn, einen Fuͤrsten der Kirche, dem priester⸗ lichen Grolle so weit Preis gegeben hatte, daß er sich vor dem Zuchtpolizei⸗Gerichte stellen mußte. Jetzt glaubte er, sei die Zeit gekommen, Rache zu uͤben. Seine Absicht bezweckte nichts Geringeres, als in der Kammer eine starke und hef⸗ tige Bewegung gegen den Hof anzuregen. Zu diesem Be⸗ hufe wandte er sich unter Andern an den General Se⸗ bastiani. Dieser erklaͤrte ihm aber in duͤrren Worten:⸗ „Sie irren sich sehr in den Gesinnungen der Liberalen, wenn Sie von uns die Unterstützung hoffen; rechnen sie vielmehr von unserer Seite auf den hartnäckig⸗ sten Widerstand. Wir wollen keine Revolution, sondern nur die genaue Vollziehung der Verfassung und die Auf⸗ rechthaltung der Dynastie.“ Diese Erklaͤrung ist es, die den Abbé uͤbler Laune gemacht und ihn bestimmt hat, seine Abdankung einzureichen; denn seine angebliche Kraͤnklichkeit war ein bloßer Vorwand. Nie hat man den Abbé von Pradt ruͤstiger und geschwaͤtziger gesehen, als gerade jetzt. — Das Beduͤrfniß einer compacten Majoritäͤt in der Deputir⸗ ten⸗Kammer zur Unterstuͤtzung des gegenwärtigen Ministe riums, das allen nur moͤglichen guten Willen zeigt, wir üͤbrigens taͤglich mehr empfunden, und die Wohlgesinnte in der Kammer arbeiten aus besten Kräaͤften darauf hin eine solche Majoritaͤt zu Stande zu bringen.
In einer Vorlesung des Hrn. Villemain erregte kuͤrzli die Anwesenheit des Barons Wilhelm v. Humboldt so groß Aufsehen, daß der Professor darüͤber ins Stocken gerieth Die Abhandlungen, welche Hr. v. Humboldt in der Akade mie der Inschriften und in der Astatischen Gesellschaft vor getragen hat, haben großen Beifall gefunden; sein ess Aufenthalt laͤßt ihm fast keinen freien Augenblick.
Von Hrn. Dugas⸗Montbel ist hier eine Biographie vo Fr. Aug. Wolf erschienen, welche von gruͤndlicher Kenntni
eer Schriften des großen Hellenisten zeugt aber geographi v* en — 22 der Ier affer derr 9 ehrter 87 Mann von Halle in die Preußischen Staaten ziehen laäßt.
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Großbritanien und Irland. 8. London, 10. Mai. In der Jahres⸗Versammlung der Ge⸗; sellschaft fuͤr die Missionarien am 7ten d., sagte Hr. Wilber⸗ force, er habe mit Erstaunen gehoͤrt, die Fortschritte de Gesellschaft wuͤrden durch den Mangel an Fonds gehemmt Es set bei dem jetzigen Zustande der Gesellschaft unmöͤglich, daß eine solche Einrichtung aus Mangel an Ermuthigung und Unterstuͤtzung in Verfall gerathen sollte. Das Publi⸗ kum taͤusche sich, wenn es glaube, daß seine Unterstuͤtzung dieser Angelegenheit eine willkuͤhrliche sei. Es sei dies eine Pflicht, welcher sich Solche, die sich zum Christenthum beken⸗ nen, nicht entziehen duͤrften. Wenn sie vor dem Richtersitz Christi erscheinen wuͤrden, so moͤchte ihnen das gegen sein Gebot Ersparte wenig helfen. Wenn sich in England eine Wittwe nach dem Tode ihres Mannes verbrennen wollte, so wuͤrden zahlreiche Subseriptionen eroͤffnet werden, dies Er⸗ eigniß abzuwenden, aber das Licht des Evangellums wuͤrde in allen Theilen der Welt solche empoͤrende Mißbraͤuche ver⸗ scheuchen. Beruͤhmte Krieger haͤtten sich im Augenblicke ih⸗ res Todes an der Flucht ihrer Feinde ergötzt, aber ein sol⸗ ches Vergnuͤgen sel viel geringer, als der heilige Triumph De⸗ rer, welche an diesem Werke rastlos arbeiteten, wenn sie den gei⸗ stigen Feind entfliehen saͤhen. Der Secretair der di⸗ schen Missionair⸗Gesellschaft, Hr. Haselwood berichtete dar⸗ auf, daß die Fonds in Irland gestiegen wäͤren, obgleich sie in England und Schottland unbedeutend geblieben seien. Nachher meldete er, daß er von der Versammlung 300 2₰ Sterl., worunter 50 von Hrn. Wilberforce, empfangen habe.
Der Standard, bekanntlich ein elfriger Gegner der Eman⸗ cipation der Katholiken, laͤßt sich uͤber die Verhandlung der katholischen Angelegenheit in der Sitzung des Unterhauses vom 8ten folgendermaßen aus: Die katholische Frage wurde gestern Abend im Unterhause wieder besprochen. Sir Fran⸗ cis Burdett machte mit einer furchtbar langen Rede den Anfang. Sie war eine Compilation von allen Gemeinplätzen der Whigs und der paͤpstlich Gesinnten, ohne einen einzigen eigenthüͤmlichen Gedanken, ohne eine einzige neue Combina⸗ tion, ohne eine einzige nicht gaͤnzlich abgenuhte Redengart. Sie Franecis unterließ nicht, die Gleichheit zu erwaͤhnen,
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