nations⸗Urtheil faͤllt, kann in keinem Falle die Todesstrafe, oder, gleichzeitig mit der von ihm zu erkennenden Strafe, das Brandmarken verfuͤgen“; und entwickelte die Grüͤnde zu diesem Vorschlage. Der Graf von Saint⸗Aulaire erklaͤrte sich fuͤr die Annahme desselben, wogegen die Herren Ravez und Pardessus, so wie der Großsiegelbewah⸗ rer die Proposition bekaͤmpften. Der Vorschlag wurde zu⸗ Zletzt, nachdem uͤber den ersten Theil desselben durch Kugel⸗ wahl abgestimmt worden war, verworfen. Der Praͤsident verlas hierauf sechs andere Amendements, die alle ein und denselben Zweck hatten, naͤmlich den, daß, bei Verschieden⸗ heit der Meinungen uͤber die Anwendung des peinlichen Gesetzbuches, das Gericht auf die gelindeste Strafe erkenne. Eines dieser Amendements, welches von Herrn Mestadier herruͤhrte, wurde in folgender Abfassung angenommen und wird nunmehr der 3te Artikel des Gesetzes:
„Art. 3. In Criminal⸗, zuchtpolizeilichen oder polizei⸗
lichen Faͤllen, darf der Koͤnigl. Gerichtshof, welchem die Rechtssache, in Folge des zweiten Urtheils des Cassations⸗ hofes uͤberwiesen worden ist, keine schwerere Strafe zuerken⸗ nen, als diejenige, die aus der, dem Verklagten guͤnstigsten Auslegung vSA 1
Der 3te Artikel des Entwurfes, welcher nunmehr der 4te wird, wurde mit einem Amendement des Hrn. Pataille in folgender Abfassung angenommen;
„Art. 4. In der legislativen Sitzung, welche dem Re⸗ ferate folgt, wird den Kammern ein erlaͤuterndes Gesetz in Vorschlag gebracht.“”“”“)
Bei dem 4ten Artikel des Entwurfes (nunmehr dem Sten und letzten) hatte Hr. Dupin der Aeltere ein Amende⸗ ment in Vorschlag gebracht, welches indessen keine Unter⸗ stuͤtzung fand, so daß der Artikel in seiner nachstehenden ur⸗ spruͤnglichen Abfassung angenommen wurde:
„Art. 5. Das Gesetz vom 16. September 1807 in Be⸗ treff der Auslegung der Gesetze ist aufgehoben.“
Nachdem noch Hr. ö de Tracy einen von ihm vorgeschtagenen Zusatz⸗Artikel wieder zuruͤckgenommen hatte, wurde uͤber das ganze Gesetz abgestimmt. Die Gesammt⸗ Zahl der Stimmgeber belief sich auf 243; in den Wahl⸗ Ur⸗ nen befanden sich 212 weiße und 31 schwarze Kugeln; der
Gesetz⸗Entwurf ist sonach mit einer Mehrheit von 183 Stim⸗
men angenommen worden. 1 Paris, 29. Mai. Se. Maj. der Koͤnig, so wie der Dauphin und die Dauphine KK. HH. haben sich vorgestern Nachmittag, und die Herzogin von Berry K. H. gestern Vormittag nach St. Cloud begeben, um daselbst die schoͤne Jahreszeit zuzubringen. Die Truppen, welche in diesem Jahre das Lager zu St. Omer beziehen werden, und worunter man auch das gegen⸗ waͤrtig hier in Garnison liegende 37ste Linien⸗Infanterie⸗ Regiment bezeichnet, kommen allmaͤhlig in denjenigen Staͤd⸗ ten und Orten an, die ihnen zu ihren Cantonirungs⸗Quar⸗ tieren angewiesen sind. Der General⸗Stab des Lagers wird aus folgenden Officieren bestehen: General en Chef: der Graf Curial; General⸗Lieutenants: der Graf v. Am⸗ brugeac, der Baron Berthezone, der Graf Ordonneau; General⸗Majors: der Graf O'Mahony, die Barons Buchet, Achard, Noirot und die Herren Steigner und Schrumac. Der Courrier francais behauptet: daß bei dem kirchli⸗ chen Feste und der Prozession, die am zweiten Pfingst⸗Feier⸗ tag zu Ehren der heiligen Jungfrau und zu dem Zwecke, den besondern Segen des Himmels uͤber Fraukreich und die Koͤnigliche Familte zu erflehen, am Calvarienberge statt ge⸗ funden haben, eine kleine Druckschrift vertheilt worden sst⸗ worin sich folgende Anrede befindet: „Gottesfürchtige See⸗ len! Es ist keine Zeit mehr zu verlieren; die Feinde der Re⸗ ligion bereiten derselben aufs Nene harte Proben; sie Hn heftiger als jemals uͤber die Jesuiten her. Wehe dem Lande wenn diese es verlassen sollten! Vertrauen wir indessen dem Allerhoͤchsten; bitten wir ihn von gauzem Herzen, daß er uns beistehe, und, seinen Versprechungen gemäaͤß, wird er un⸗ sere Wuͤnsche erhoͤren. Nein, ich fuͤrchte nichts, so lange ich die gottesfuͤrchtigen Seelen an den Stufen unserer heiligen Altaͤre sehe. Sagen wir daher von heute an bis zum 24. Juni als dem Geburtstage Johannis des Taͤäufers, die nachstehen⸗ den Gebete her, um die Barmherzigkeit des Herrn auf Frank⸗ reich zu lenken.“ Hier folgen fuͤnf Paternoster und fuͤnf Ave⸗ Maria's zu Ehren der fuͤnf Wunden Christi, zwanzig dergleichen fuͤr die Jungfran Maria, daß sie fuͤr Frankreich bete; funfzehn dergleichen fuͤr den heiligen Joseph zu demselben Behuf; zehn dergleichen fuͤr den heiligen Dionpsius und seine Gefährten; zehn dergleichen füͤr die 2 Genoveva; zehn dergleichen fuͤr den heiligen Ludwig; zehn dergleichen fuͤr alle Heilige des Him⸗
mels; und endlich fuͤnf dergleichen fuͤr den heiligen Jqna damit er fuͤr die Erhaltung der 88en Heute wird in Malmalson das jaͤhrliche Todtenamt fuͤr die Kaiserin Josephine gehalten.
Der Constitutionnel theilt unter der Rubrik: „Ueber die Absichten Rußlands“ einen angeblich aus Hermanstadt erhaltenen Brief vom 14ten d. M. mit, worin es unter An⸗ dern heißt: „Die Donau ist uͤberschritten, obgleich Unsere Politiker versicherten, Rußland wuͤrde an ihren Ufern stehen bleiben. Der nordische Adler hat seinen Flug nach Konstan⸗ tinopel begonnen, und diese Stadt wird nicht das Ziel sei⸗ nes kuͤhnen Zuges sein. Der Wille des Kaisers Nikolaus ist, daß die Handels⸗Freiheit auf dem Schwarzen Meere nicht mehr von der Willkuͤhr der Pforte abhaͤnge; ja, er will sich in dieser Beziehung nicht einmal mehr auf den In⸗ halt eines Tractates verlassen, da ein solcher immer wieder verletzt werden kann. Wird man nun in dieser Voraus⸗ setzung den Thron der Byzantiner wieder aufrichten? Dies ist zweifelhaft, nicht aber, daß der Großherr von don, dem
Sultan Selim III. vor zwei und zwanzig Jahren gemachten
Vorschlägen unterrichtet ist. Rußland verlangte damals von der Pforte, daß sie ihm eines der Schlösser des Bospo⸗
rrus, den Hafen von Gallipoli, und eine der Festungen,
welche die Einfahrt in den Hellespont auf der Seite des Aegaͤischen Meeres beherrschen, uͤberlasse; außerdem begehrte es, daß man ihm gestatte, 22 Consuln in den 22 verschiedenen Europaͤischen und Astatischen Statthalterschaf⸗ ten des Ottomanischen Reiches zur Beschuͤtzung der Christen zu halten. Die Pforte zog der Annahme dieser Vorschläge einen Krieg vor, der durch den Tractat von Bucharest im Jahre 1812 beendigt wurde. In dem Jalle, wo nun die Europaͤischen Cabinette auf der Erhaltung des Tuͤrklschen Reiches bestehen sollten, wuͤrde ohne Zweifel die Annahme jener, im Jahre 1806 dem Sultan Selim gemachten Vor⸗ schlaäͤge, Rußlands Ultimatum sein, und die Moldau, die Wallachei und Servien wuͤrden sodann einen unabhaͤngigen Staat bilden. Inzwischen kann diese gegenwaͤrtige Lage der — sich, wie bei allen Kriegen, mit jedem Tage ändern.
ußland weiß und ist darauf gefaßt, daß, wenn seine Trup⸗ pen erst unter den Mauern von Konstantinopel stehen, wo sie noch vor dem Monat August eintreffen werden, die im
rchipel kreuzenden Geschwader sich zu Gunsten der Tuͤrken verwenden werden. Es wird sich indessen durch Un- terhandlungen nicht taͤuschen lassen; der Kaiser hat bestimmt erklaͤrt-⸗ er wollte zwar Unterhandlungen eroͤffnen, aber seine Armeen wuͤrden waͤhrend derselben unter keiner Bedingung stehen bleiben; denn er sieht wohl ein, daß der gegenwäͤrtige Feldzug ihm die Schluͤssel des Schwarzen Meeres durch die Besitznahme des ganzen Litorales, des Bosporus und des Hellesponts gewaͤhren muͤsse.
Bei Gelegenheit der Wiederbesetzung der, durch den Tod des Hrn. Frangois de Neuchateau erledigten Stelle bei der Franzoͤsischen Akademie, durch Hrn. Lebrun, haben einige Zeitungen den Namen jenes bekannten Franzöoͤsischen Dichters, der auch eine Zeit lang Director der Französi⸗ schen Republik war, also geschrieben: Fr. de Neuchateau. Einen solchen Mann und eine Familie dieses Namens hat es aber in Frankreich wahrscheinlich nie gegeben. Der ob⸗ gedachte Hr. Francois pflegte, um sich von anderen gleich⸗ namigen Personen zu unterscheiden, seinem Familien⸗Na⸗ men, noch den seines Geburtsortes Neuchateau, eines Lothrin⸗ gischen Städtchens an der Maas, in Parenthese hinzuzu⸗ fügen und schrieb sich daher: Francols (de Reuchateau).
Großbritanien und Irland.
London, 28. Mal. Der Courier stellt (im Widerspruch mit andern Blättern) die Resignation des Herrn Huskisson und das damit in Verbindung stehende Ausscheiden der an⸗ dern (gestern erwähnten) Cabinetsglieder lediglich als Folge der Differenz bei der Abstimmung im Unterhause in der East⸗Retford'schen Sache dar. „Hente zu erwas später Stunde“ (sagt er im Blatte vom 26. Malh wurde es allgemein bekannt, daß die ersprleßlichen Dienste des Herrn Zuosfisfon, des Lord Palmerston und vielleicht auch des Herrn Lamb dem Ministerium nicht ferner zu Theil wer⸗ Den Namen des Grafen Dudley wollen wir nicht hinzufuͤgen, weil wir darauf vertrauen, daß er sowohl, als der Herzog von Wellington von dem Unpaffenden, um uns nicht eines starkeren Ausdrucks zu bedienen, einer Ver⸗ aͤnderung in dem Departement des Auswäaͤrtigen uͤberzeugt sein werde. Bei dieser Gelegenheit koͤnnen wir wohl aus⸗
rufen: b
18 „Wie großes Ungluͤck fließt aus kleiner Quelle!““ Denn klein und gering ist doch nur die Frage wegen East⸗ Verhaͤltniß zu den Folgen, weiche sie wahrschein⸗
den wuͤrden.
Retford im