1828 / 146 p. 6 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

fremden Minister aller Verbindung derselben mit der verraͤ⸗ therischen Regierung ein Ende gemacht, daß es deren Anhaͤn⸗ ger in Schrecken gesetzt, daß es endlich Vielen die Augen gesͤffnet hat, welche glaubten, Dom Miguel wuͤrde von inigen der Ton angebenden Maͤchte Europa's unterstuͤtzt werden. Indem noch Heuchelei und Falschheit dem Ver⸗ aathe hinzuͤgefuͤgt wird, außert er, die Ausschweifungen des Psöbels, das Lebehoch der ihn zum Koͤnige Ausrufenden, waͤre nicht von ihm veranlaßt worden er sei damit unzufrieden. Sein Ehrgeiz ist ganz ohne Entschlossenheit. Auf die Truppen darf er sich nicht verlassen, denn sie haben schon haͤufig ihre Anhaͤnglichkeit an Dom Pedro geaͤußert Das 18te Infanterie⸗Regiment wurde am 29. April zu Hhporto in seine Quartiere verwiesen, weil es Dom Pedro haette leben lassen, aber nichts desto weniger mußten der Ci⸗ vil⸗ und Militair⸗Gouverneur zuletzt in seine Lebehochs mit einstimmen. Was am 2ten 3ten und 4ten d. M. in jener . Stadt vorging, konnte man nicht wissen, weil Graf San⸗ tarem nicht bloß in des Grafen Villa Real Stelle eingetre⸗ ten ist, sondern auch das Post⸗Departement uͤbernommen und eine inquisitorische Aufsicht über alle Briefe angeordnet hat. Durch das Decret zur Zusammen⸗Berufung der drei aallten Staͤnde des Reichs soll selbst der Nuntius des Pap⸗ 1 stes bewogen worden sein, alle Verbindung mit dem Regen⸗ 8 88 ten abzubrechen. Wenn eine starke Parthei, von klugen, apfern und rechtschaffenen Maͤnnern angeführt, Donna Ma⸗ ria zur Koͤnigin ausriefe, so wuͤrde der nach der Koͤnigswuͤrde strebende Dom Miguel bald seine verraͤtherischen Absichten aufgeben muͤssen, und nur noch zu gluͤcklich sein, wenn er dSder gerechten Strafe durch die Flucht entgehen koͤnnte. e Briefe aus Madrid melden, daß die Spanische Re⸗ gierung die groͤßeste Sorgfalt anwendet, damit die Por⸗ ugiesischen Fluͤchtlinge nicht wieder uͤber die Graͤnze ge⸗ hen. Sie sind deshalb alle ins Innere des Landes ver⸗ mwiesen, und unter strenge Aufsicht gestellt worden. Ein HPHffizier und drei Gemeine, welche ihren Aufsehern ent⸗ fkommen waren, wurden ergriffen und, wie man sagt, ge⸗ eͤ0oͤdtet. Dieses Verfahren macht allen Hoffnungen, wel⸗ lsche Dom Miguel von Spanien gehegt haben moͤchte, ein Ende.

1 Die letzten Nachrichten aus Konstantinopel uͤberraschen

B1 uns durch die Schilderung, welche von der Ruhe, die in der Tuͤr⸗ ecÿischen Hauptstadt herrscht, gemacht wird. Es koͤnnte im Aiefsten Frieden nicht ruhiger dort sein. Man ecrwartete

DSdoaß die Fein des Propheten dort aufgesteckt werden wuͤrde,

ober sie bleibt ruhig in der Sophien Moschee. Die mi⸗

Aitairischen Vorbereitungen stehen durchaus in keinem Ver⸗ heäͤltnisse zu der Dringlichkeit der Crisis und der Groͤße der Sefahr, und demungeachtet zeigt der Sultan keine Be⸗

reeitwilligkeit sich zu unterwerfen, man sagt sogar, daß er

Auͤrzlich neue Vorschlaͤge zu Unterhandlungen verworfen ’’ hat. Die ruhige Haltung des Sultans soll ihren Grund JnInn der festen Ueberzeugung haben, daß die uͤbrigen Maͤchte

CECuropa's es nicht dulden wuͤrden, daß das Tuͤrkische Reich seerstuͤckelt werde. Andere hehaupten, der Sultan sei in yvSvdem Grade Fatalist, daß er meine: wenn der Untergang dsddes Reichs vom Schicksal beschlossen sei, keine menschliche

FKFKraft dem vorbeugen koͤnne./ Wir fuͤr unser Theil (sagt der

LCcourier) glauben nicht, daß man die Tuͤrken so sehr nachgie⸗

big finden wird, und daß die gänzliche Eroberung der Tuͤr⸗

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eeAei weder sehr leicht noch ohne viel Blutvergleßen abgehen

wird. nm²] Dasselbe Blatt spricht sich folgendermaßen über die ECrreignisse im Osten Europa's aus: Obgleich die Franzöͤsi⸗ schen und Russischen Blaͤtter uns Nachrichten von den er⸗ . sten Operationen der Russischen Armeen uͤberbracht haben, 2* besitzen wir doch nur geringe Kenntniß von dem, was zu Konstantinopel vorgeht, und die wenigen Angaben, die uns hieruͤber gemacht worden sind, stellen die Tuͤrkische Reegierung als gänzlich unvorbereitet fuͤr den Krieg und als so unthaͤtig und muͤßig dar, wie sie es nur im Zu⸗ stande des tiefsten Friedens sein koͤnnte. Rußland versam⸗ Jmelt ein maͤchtiges Heer, und zeigt dadurch die ganze GSroͤße seiner Unternehmung und die Erwartung, welche ss von den Gefahren hegt, die sich ihm in den Weg stel⸗ en werden. Doch will man uns glauben machen, die

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„I 8 ¹ CTurkei haͤtte Nichts, was den Namen einer Armee ver⸗

cFHeiente, alle Begeisterung sel erloschen, der den Halbmond

gegen das Kreutz anfeuernde Geist sei dahin, Mahomets yAKAKͤaͤhne werde nicht mehr Tausende, die zu ihrer Verthei⸗ ts1/digung bereit sind, um sich gereiht sehen; die Gewißheit ddes Angriffs werde mit stumpfer Gleichguültigkeit aufge⸗ noommen und das Land werde dem Eroberer ohne Wider⸗ Fjand uͤberlassen werden. Wir glauben aber nichts von

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allen diesen Schilderungen, sie stehen mit dem Charakter

der Tuͤrken, welche immer als tapfer, vaterlandsliebend und begeistert von ihrer Religion anerkannt worden sind, im Widerspruch. Die Periode, wo ihre Begeisterung und ihr Muth die Probe bestehen wird, ist nicht mehr entfernt und man wird sehn, ob sie sich unedel unterwerfen, oder tapfer und maͤnnlich Widerstand leisten werden. Bet allen solchen Erwartungen großer Ereignisse bleiben die Fonds unverändert, scheinen sogar zum Steigen geneigt zu sein, ein Umstand, welcher um so merkwuͤrdiger ist, da ein Krieg begonnen hat, dessen Ausgang doch die Meisten als nicht sehr entfernt betrachten.

Unter den, im Morgenlande nach einem Friedens⸗Ab⸗ schlusse gebräͤuchlichen Geschenken, welche der Kaiser von Rußland fuͤr den Schah von Persien bestimmt hat, befin⸗ det sich eine Bettstelle von außerordentlicher Pracht, welche, ehe sie nach Persien geschickt wird, im Kaiserlichen Schlosse zur Ansicht des Publikums ausgestellt ist. Die Betrstelle und die Stufen, welche zu ihr hinauffuͤhren, sind ganz von Crystall. An beiden Seiten sind Springhrunnen zu wohlriechendem Wasser, dessen Gemurmel zum Schlaf ein⸗ ladet. Oben ist ein großer Kronleuchter auf solche Weise angebracht, daß er seinen vollen Schein auf das Crystall wirft, wodurch ein Glanz wie von Millionen Diamanten hervorgebracht wird. Diese Betrstelle, welche gewiß die einzige in ihrer Art ist, ist in der Kaiserlichen Manufaktur zu St. Petersburg gearbeitet. 2 vr.

Aus einem Briefe ans Malta vom 19. April geht her⸗

vor, daß die Ruͤssische Esecadre am 17. desselben Monats

jene Insel verlassen hat, um nach der Levante zu gehn, nachdem Graf Heiden vorher am Bord eines Schiffes einen glaͤnzenden Ball gegeben. Der Feeefiig nebst einigen an⸗ dern ⸗Englischen Schiffen kreuzte vor Navarin um alle aus Aegypten nach Morea gehende Zufuhr abzuschneiden. Sir E. Codrington wollte sich nach der Ankunft seines Admi⸗ ralschiffes Asta aus England mit denselben verbinden.

Hr. Courtenay hat eine Widerlegung von Lord Gren⸗ ville’'s Schrift uͤber den Tilgungsfond geschrieben. Ein Englisches Blatt meint, sie sei eine der Staatsklugheit des Herrn Pitt wuürdige Rechtfertigung. Herr Courtenay be⸗ gegnet Lord Grenville auf jedem Punkte, klärt seine Irr⸗ thuͤmer auf, verbessert seine Fehler und ist zugleich voller

Offenheit und Gelassenheit. Die Flugschrift enthaͤlt außer⸗

dem sehr nuͤtztiche Bemerkungen uͤber die politische Geschichte der neueren Zeiten. 8

Montag wurde der Thames⸗Tunnel wieder eröͤffnet. Ein großer Thesl desselben ist bereits vom Wasser befreit. Die Kosten dieses ungeheuren Werkes haben sich bereits auf 130,000 Pfd. St. belaufen, und wahrscheinlich wird man noch 150,000 Pfd. St. beduͤrfen. 8

Laut Nachrichten aus Havana vom 17. April ruͤstete Admiral Laborde seine ganze Escadre in groͤßester Eile fuͤr eine Expedition in den Mreerbusen von Mexico aus, um, wie versichert wird, Vera⸗Cruz und Campeche zu blockiren. Drei Fregatten waren schon abgesegelt. Wenige Tage vor⸗ her wurde die Mexicanische Kriegs⸗Brigg Bravo, Capt. W. Wyse, von der Spanischen Fregatte Lealtad, demselben Fahr⸗ zeuge, welches die Mexicanische Kriegs⸗Brigg Guerrero nahm, nach Key West getrieben. .

In St. Eustache hat am 28. Maͤrz der Ober⸗Befehls⸗ haber Van Readas eine Proclamgtion erlassen, nach welcher⸗ die Insel fuüͤr die Flaggen ;. Nationen offen erklärt wird.

Rußfland.

St. Petersburg, 27. Mali. Am 14. Mal um 2Uhr Morgens kamen Se. Majestt der Kaiser durch Berditschew, und trafen am folgenden Morgen in Elisabethgrad (Gon⸗ vernement Cherson) ein. Der Weg war dur anhaltende Regenguͤsse so verdorben, daß dadurch die Reise erschwert wurde. Unzahlige Menschen stroͤmten uͤberall aus der Um⸗ gegend herbei, um ihren Herrn und Kaiser zu sehen, und bedeckten die Straßen durch die Se. Majestät fuhren. Um 3 Uhr Nachmittags nahmen Se. Masestaͤt das dritte Re⸗ serve Cavallerie⸗Corps in Augenschein, welches aus den an⸗ gesiedelten Truppen der ten Kuͤrasster⸗ und 3ten Ukrainschen Ühlanen Division und vier reitenden Artillerie⸗Compagnien besteht. Alle diese Truppen sind complett. Die truͤben Wol⸗ ken verzogen 8 und heitere Wirterung beguͤnstigte das krie⸗ gerlschschone Schauspief. Se. Majestaͤt der Kalser waren sehr zufrleden mit der Akkuratesse der Truppen und der Aus⸗ wahl ihrer Pferde. Der folgende Tag war zu Mavoen⸗ vren eben dieses Corps, und darnach zur Abreise Sr. Ma⸗ jestat nach Wosnesensk bestimmt.

hre Majestaͤt die Kaiserin Alexandra Feodorowna nebst Ihrer Kaiserl. Hoheit der Großfuͤrstin Maria Niko⸗