1828 / 150 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

sich in den neuen Wahlen arssprechen. Jünger als Eng⸗ land in dem Revpraͤsentativ⸗Srsteme, ist Frankreich demselben mit einem großen Beispiele vorangegangen. Moͤge England diesem Beispiele folgen!“ 1 as Journal du Commerce stellt uͤber die Verwerfung der bekannten von Connyschen Proposition von Seiten der Pairs⸗Kammer folgende Betrachtungen an: „Wenn man diese Magßregel nicht von den uͤbrigen Fragen, die unsere politische Lage betreffen, sondert, so darf man sie als ein sehr wichtiges Ereigniß betrachten. Als unter dem vorigen Mini⸗ die Wahlen dergestalt verfaͤlscht worden waren, daß rankreich keine eigentlichen Repraͤsentanten in der zweiten Kammer mehr hatte, war die erbliche Kammer allein der wahre Dollmetscher der Wuͤnsche und Beduͤrfnisse der Na⸗ tion. Das Ministerium fuͤhlte die Nothwendigkeit, den Frieden zwischen beiden Kammern, durch eine Veraͤnderung der Majoritaͤt der einen oder der anderen, um jeden Preis wieder herzu⸗ stellen; und da die Zusammenstellung der Deputirten⸗Kam⸗ mer dessen Werk war, so entschied es sich natuͤrlich fuͤr das politische System dieser letztern, und beschloß, dasselbe der erblichen Kammer gewaltsam aufzudringen. Sechs und sie⸗ benzig Pairs⸗Ernennungen sicherten auch hier dem Ministe⸗ rium den Sieg; da diese neue Schaar aber unter den Mit⸗ gliedern der zweiten Kammer gewaͤhlt worden war, so be⸗ schloß man, diese letztere aufzuloͤsen, und zwar um so mehr,

werde, eine aͤhnliche wieder zusammen zu stellen. Der Er⸗ folg taͤuschte aber ihre Hoffnungen, und die Majoritaͤt wech⸗ selte zwischen beiden Kammern dergestalt, daß das fruͤhere

System der Pairs⸗Kammer, in Folge der Wahlen, die Mehr⸗

heit in der Wahl⸗Kammer, und dagegen das ehemalige Sy⸗ stem der Wahl⸗Kammer, in Folge der neuen Pairs⸗Ernen⸗ nungen, die Mehrheit in der erblichen Kammer gewann. Man hat die Ernennung jener 76 Pairs mit Recht als ein Staats⸗Verbrechen betrachtet, aber man hat vielleicht nicht hinlaͤnglich untersucht, weshalb diese Maaßregel den Stempel des Hochverrathes traͤgt. Allerdings waren beide Kammern uneinig und das Ministerium mußte diese Un⸗ einigkeit zu heben suchen. Wir tadeln es daher nicht, daß Hr. von Villèle von dem Koöͤnigl. Vorrechte Gebrauch gemacht hat, aber wir tadeln die Art und Weise, wie er solches gethan. Die Regierung gebietet unumschraͤnkt uͤber die Wahl der Pairs, nicht aber uͤber die der Deputirten. Wollte das vorige Ministerium daher dem Throne und dem Lande nuͤtzlich sein, so mußte dasselbe, ehe es die Majoritaͤt in der Pairs⸗Kammer aͤnderte, die Wahl⸗Collegien zu Nathe ziehen; und haͤtte die neue Wahl⸗Kammer mit jener Majoritaͤt im Einklange gestanden, wie es wirklich der Fall gewesen waͤre, so wäͤre es nicht nöͤthig gewesen, die Gunst des Koͤnigs auf eine so scandaloͤse Weise zu verschwenden. Da das Mini⸗ sterium aber das Gegentheil von dem gethan hat, was es haͤtte thun sollen, so hat es dadurch, statt den Zustand der Dinge zu aͤndern, denselben vielmehr verlaͤngert und vielleicht eine neue Revolution im Schooße der Pairs⸗Kammer noͤthig gemacht. Und hierin besteht sein Verbrechen. Denn wer koͤnnte in der That noch an der Uneinigkeit zwischen beiden Kammern zweifeln, wenn eine Maaßregel, die gleichsam das Glaubens⸗Bekenntniß der neuen Wahl⸗Kammer enthaͤlt, von der erblichen Kammer mit einer Mehrheit von 164 gegen 46 Stimmen verworfen wird. Beide Kammern befinden sich augenscheinlich in einer falschen Stellung, und diese wird nur zunehmen, bis daß ein neuer Staatsstreich das Werk des Hrn. v. Villèle wieder zu nichte macht.“ Großbritanien und Irland. London, 3. Jun. Se. Maj. sind am Sonnabend nach Windsor abgegangen und haben heute dem Wettrennen von Ascot beigewohnt. Am Sonnabend war von 3 ¾ bis 6 Uhr Cabinets⸗Rath im auswaͤrtigen Amt. Dem Courier zufolge wird Lord Douglas, der bereits fruͤher eine Anstellung im auswaͤrtigen Amte hatte und den „Herzog von Wellington nach St. Peterabutg begleitete, an des Lord Howard de Walden Stelle Unter⸗Staatssecretair der auswaͤrtigen Angelegenheiten, die Praͤsidentschaft des Handels⸗Amts aber vermuthlich dem Hrn. Vesey Fitzgerald, der heute aus Irland zurückerwartet wird, uͤbertragen werden. Im Oberhause zeigte gestern der Herzog von Wellington an, daß er kommenden Freitag auf die zweite Lesung der Bill wegen der Pension fuͤr Canning's Familie und Freitag uͤber 8 Tage auf die Lesung der Korn⸗Bill antragen werde. Graf Grosvenor that verschiedene Fragen in Betreff der Ministerial⸗Veraänderung an den Herzog von Wellington, welcher sich jedoch einige Tage Aufschub erbat. Im Unterhause ward von Herrn Tennyson auf Haltung

des Ausschusses wegen East⸗Retford 13..

zu langen Erklaͤrungen von Seiten des Herrn Huskisson kam, wobei derselbe den zwischen ihm und dem Herzog von Wellington statt gehabten Briefwechsel mittheilte. Hr. Peel hielt eine ausfuͤhrliche Gegenrede, welchemnaͤchst auch Lord Palmerston, Herr Brougham und mehrere Andere sprachen. Nachdem Herrn Tennyson's Antrag: die eigentliche Debatte zu vertagen, mit sehr großer Stimmen⸗Mehrheit (221 ge⸗ gen 24) verworfen worden, ward die Resolution mit seinem Amendment genehmigt und die fernere Erwägung auf kom⸗ menden Montag anberaumt.

Das Geruͤcht, daß Sir E. Codrington aus dem Mit⸗ —xs Meere abberufen sei, wird jetzt fuͤr ungegruͤndet erklärt.

Nachrichten aus Portsmouth zufolge, erwartet das Rus⸗

sische Consulat daselbst die Wiederkehr der im verwichenen Herbst mit dem Admiral Sinaͤvin nach Rußland zuruͤckge⸗ gangenen Kriegs⸗Schiffe. Drei Englische Kriegsschiffe schei⸗ nen daselbst im Begriff auszulaufen.

Gestern sind Depeschen von Sir Fr. Lamb aus Lissabon, desgleichen von Lord Granville aus Paris eingelaufen. Wie man sagt, wuͤrde Letzterer abgehen und den Lord Cowley aus Wien zum Nachfolger erhalten.

In Lissabon war man am 21. bereits von den Ereig⸗

letzten : 1; t nissen in Porto bis zum 18. unterrichtet, obgleich das von als die Minister sich schmeichelten, daß es ihnen gelingen

dort angekommene (wie auch das folgende) von der Polizei in Beschlag genommen war. Es fanden mehrere Vorhaftungen statt; die gewesene Infantin Regen⸗ tin war in Folge heftiger Scenen, die Sie mit Ihrer Mutter und Ihrem Bruder gehabt, sehr krank. Dle Geld⸗ noth war sehr groß. Die Angabe, daß Sir F. Lamb be⸗ reits die provisorische Regierung in Porto anerkannt habe, scheint viel zu vorellig zu sein. Am 22. erging eine foͤrm⸗ liche Blokade⸗Erklaͤrung wider Porto, und es wurden eine Corvette und ein Schooner aus dem Tajo abgesandt, um die Blokade zu bewirken. Die erstere gerleth auf eine Zett⸗ lang auf den Grund, woruͤber eine Menge Zuschauer große Ergöͤtzung merken ließ. Graf da Ponte (der mit dem Dampfboot Dunke of York nach England abgeht) war zum Gesandten in Paris, Visc. von Asseca in London und Graf von Figueira in Madrld ernannt.

Die Adressen an D. Miguel in der Hofzeltung nen⸗

nen ihn noch immer „Ew. Maj.“

Die provisorische Junta in Porto besteht aus dem General da Costa, gewesenem Statthalter der Provinz Minho, als Praͤsidenten, dem Obersten Ferreri, als Vice⸗ Praͤsidenten, den gewesenen Cortes⸗Mitgliedern Morses Saxmento und J. J. G. v. Sampajo und J. J. van Zellea und Koͤpke.

Wie aus Bahia unterm 31. Maͤrz gemeldet wird, hatte das Kaiserl. Linienschlff Dom Pedro, nach erfolgter Verpro⸗ viantirung auf 70 Tage, Befehl erhalten, am 1. April mit verstegelten Depeschen abzugehen; man glaubte, daß es nach Lissabon bestimmt sei.

Die Times spricht in ihrem Unwillen uͤber die jetzt statt gehabten Ministerial⸗Veränderungen wiederholentlich die An⸗ sicht aus, daß dieselben nothwendig eine Veraͤnderung des ganzen Verwaltungs⸗Systems zur Folge haben muͤssen. Um

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nun fuͤr letztere die Zustimmung des Parlaments zu erh ten, muͤsse dieses aufgeloͤst und ein Neues berufen werden. *

Was sollen aber (faͤhrt das genannte Blatt fort) die fre⸗

den Staaten und Regierungen von diesen unabläͤssigen Ver⸗ aänderungen denken? Sie werden glauben, daß wir einer Revolution entgegeneilen. In ihren Unterhandlungen und in ihrem Verkehr mit uns, muͤssen sie uͤber alle Maßen ver⸗ wirrt werden. Ein fremder Abgesandter empfaängt bei sei⸗ nem Abgange nach London Instructionen zur Mittheilung an ein Ministerium und findet bei seiner Ankunft ein von demselben gänzlich verschiedenes vor. „Renuis quod tu ju- bet alter. Auf die Zukunft des Reichs muüß man bei dieser Hinfaͤlligkeit im Charakter und in der Zusammensetzung der bestehenden Regierung mit Festigkeit und Maͤßigung blicken. Unter keinen Zeitumstanden, selbst unter der faͤhig⸗ sten und ausgezeichnetsten Verwaltung, haͤtte man an dem schweren Verlust zweifeln koͤnnen, welchen wir durch das Ausscheiden wir fuͤrchten uns lbsetzung“ zu sagen vier solcher Minister erleiden, als diejenigen waren, deren Namen jetzt im Cabinet ausgeloͤscht siud. Sie sind alle Männer von Talent, Erfahrung, Thaͤtigkeit und fester An⸗ häͤnglichkeit an ihren einmal gefaßten Grundsaͤtzen. Außer⸗

dem standen sie als Redner im Parlamente bei Weltem

uͤber denen, welche ihre Entlassung gelitten oder verursacht haben. Wer blelbt in des Herzogs von Wellingtons Verwal⸗ tung zuruͤck, der geeignet waͤre, unsere fremden Angelegen⸗