1828 / 150 p. 6 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

gar beibehalten, aber die Unordnungen haben deshalb nicht aufgehoͤrt. Das ist allerdings eine Thatsache, welche nicht bestritten werden kann, aber welche gegen diese ungluͤückliche Nation nichts beweist, als daß sie sich hinsichtlich ihres ge⸗ sellschaftlichen Zustandes noch in der Kindheit befindet. Die Griechen wollten eine gesetzmäͤßige Verfassung bilden, dies beweist wenigstens ihr natuͤrliches Hinneigen zu einem geord⸗ neten Zustande; aber waren selbst die Maͤchtigsten und Ein⸗ flußreichsten unter ihnen im Stande, die Grundlagen zu einem solchen Gebäude zu entwerfen? Sie unternahmen es den⸗ noch, und mit Huͤlfe einiger Fremden und derer unter ihren Landsleuten, welche sich mit Nutzen in Europa umgesehen hatten, lieferten sie wenigstens einen Entwurf, den aber Nie⸗ mand von ihnen Kraft genug hatte in Ausfuͤhrung zu brin⸗ gen, obschon man sich in drei Versammlungen alle Muͤhe damit gab. Aber weil ein Kind weder schrelben und lesen, noch sich wie ein vernuͤnftiger Mensch betragen kann, soll man daraus folgern, daß es ihm an Verstand mangelt, oder daß man kein gebildetes Wesen daraus machen koönne? Wenn dieses Kind genug vorgeschritten ist, um das Beduͤrfniß zu fuͤhlen, sich zu unterrichten; wenn es seine Beschraͤnktheit einsteht und gesteht, wenn es Lehrer von Euch verlangt, werdet Ihr es denn noch immer mit der Behauptung: daß nichts mit diesem Kinde anzufangen sei, zuruͤckweisen? So feß der Fall mit Griechenland, im siebenten Jahre seiner politischen Existenz; es forderte einen Lehrer, und hat ihn in Capodistrias gefunden. Werden der Spectateur⸗Oriental, der Courrier de Smyrne und die uͤbrigen Feinde der Grie⸗ chischen Sache nun noch sagen, daß die Griechen nicht faͤhig sind eine Nation zu bilden. Sie moͤgen schreien so viel sie wollen, Thatsachen werden die beste Widerlegung sein.

Schon vor der Ankunft des Praͤsidenten haben wir nicht angestanden, in unserm Blatte Nr. 21 auszusprechen: daß er die Nation, die ihn zu ihrem Oberhaupt gewählt hat, mehr zu unterrichten, als zu regieren noͤthig haben werde. Um sich davon zu uͤberzeugen, so wie wir uns durch einen achtjaͤhrigen, ununterbrochenen Aufenthalt in Griechenland und durch die sorgfältigste Beobachtung des National⸗Cha⸗ rakters uͤberzeugt haben, braucht man nur das in’s Auge zu fassen, was in Griechenland von dem Moment an geschehen ist, wo die Zuͤgel der Regierung in solche Hande kamen, welche im Stande waren, alle Zweige der Verwaltung mit dem allgemeinen Wohl in Verbindung zu bringen; und wo man sich uͤberzeugte, daß Gesetze, welche die oͤffentlichen Frei⸗

eiten, das Leben, Eigenthum und die Ehre der Buͤrger zu sbes vermochten, endlich in's Leben traten.

Wir duͤrfen wohl fragen, ob der neue Praͤsident nicht jeden seiner Befehle, ohne irgend eine heftige Umwäͤlzung, hat ausfuͤhren lassen koͤnnen? er bedurfte nichts, als Festigkeit des Willens, die jedem Gouvernement eigen sein muß; ja, wir fragen sogar, welcher Rath oder welcher Vorschlag des Praͤsidenten nicht mit Eifer ergriffen und auch der Buchsta⸗ be befolgt ist?

Man hat gesehen, wie nur durch sein Erscheinen und auf seine einfachen Vorstellungen die scheußliche Seeraͤuberei verschwunden ist); unsere Seesoldaten und unsere Land⸗ Truppen haben sich mit gutem Willen den fuͤr noͤthig gehal⸗ tenen Einrichtungen unterworfen; das Volk hat allenthalben jede nur wuͤnschenswerthe Bereitwilligkeit gezeigt; die Anfuͤhrer unserer braven Palikaren haben von selbst auf ihren Grund verzichtet, um jeden beliebigen aus seinen Haͤn⸗ den zu empfangen; selbst Diejenigen unter unsern Landsleu⸗ ten, welche durch ihre unfriedfertigen Leidenschaften so viel Unheil uͤber unser Vaterland gebracht, und ihren Privat⸗ Vortheil so oft der allgemeinen Wohlfahrt vorgezogen ha⸗ ben, waren die Ersten, welche das Beispiel eines strengen

*) Es ist fast keine FvangemasFeeger nöthig ewesen, um den Griechischen Archipel von den Piraten zu saͤnbern; diejeni⸗ en, welche man gegen Karabusa anwendete, dienten mehr dazu, ie geraubten Gegenstaͤnde, welche daselbst aufgehaͤuft waren, wieder zu erlangen, als der Sceraͤuberei zu steuern, welche schon fast ganz aufgehort hatte. (Anmerk. der Griech. Biene.)

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Gehorsams und einer ehrenvollen Unterwuͤr

Man kann sagen, daß sie bei keiner Gelegenheit einig waren, als da wo es darauf ankam, ihre eigene Unfaͤhigkeit zu gestehen, und das Schicksal Griechenlands in die Haͤnde des Mannes zu legen, den die Vorsehung und die Politik ganz besonders zu dessen Reformator ausgesucht zu haben scheinen. Ja, wir gestehen es offen, die Griechen Feben sich in den sieben Jahren des Kampfes und der Anarchie manche tadelnswerthe Unordnungen vorzuwerfen, obgleich diese jn kei⸗ nem Vergleich mit den blutigen Graͤueln stehen, v. sich andere, auf einem bei weitem hoͤhern Grade der Civilisation stehende Vöͤlker, bei aͤhnlichen Umwaͤlzungen haben zu Schul⸗ den kommen lassen; und wenn man bedenkt, daß in diesem langen Zeitraum kein Gesetz bestand, daß alle Verbre⸗ chen eher beschoͤnigt als bestraft; daß die ausgezeichnetesten Verdienste, die groͤßten Anstrengungen nicht belohnt, die Maͤchtigen geschmeichelt und die Schwachen gedruͤckt wur⸗ den, dann sollte man, statt nur aus den, im Verhaͤltniß gerin⸗ gen, vueschmeifungen, zu folgern: daß die Griechen durch⸗ aus unfaͤhig waͤren eine selbststaͤndige Nation zu bilden, lie⸗ ber einräumen: daß dieses Volk nur durch eine fast wunder⸗ bare Wirkung ihrer Religion, durch ihren natuͤrlichen Ab⸗ scheu gegen erbrechen und durch eine maͤnnliche Ausdauer im Ungluͤck, jetzt noch existiren kann. Wenn auch der Spec⸗ tateur⸗Hriental und der Courrier de Smyrne den Griechen diese Gerechtigkeit nicht widerfahren lassen, so werden diese durch die Theilnahme der Regierungen und der Vöͤlker Euro⸗ pa’'s, und besonders durch eine guͤtige Vorsehung, welche ih⸗ nen den Mann schickte, den sie zur Entwickelung ihrer Kraͤfte bedurften, reichlich entschäͤdigt!

Koönigliche Schauspiele.

Dienstag, 10. Juni. Im Schauspielhause: Der todte Gast, Lustspiel in 2 Abthellungen, mit einem Vorspiele, von L. Robert. Hierauf: das Goͤtzenbild und der ambour, kroßen Divertissement in 1 Aufzug, vom Koͤnigl. Balletmei⸗ ster Titus.

Koͤnligsstädtisches Theater. Dienstag, 10. Juni. Der Dorfbarbier. Hierauf; Der Hahnenschlag. Zum Beschluß: Das Fest der andwerker. Mittwoch, 11. Juni. Aschenbroͤdel. Komi che Oper in 2 Acten; Musik von Rossint. (Herr Haizinger Prinz Ramiro.) Die bereits ausgegebenen, mit Montag bezeichneten Bil⸗ lets, bleiben zu dieser Vorstellung guͤltig.

2* ÜdieBi 2

8 Berliner Börse.

* 6 9.

Den 9. Juni 1828. 2 Amifl. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preuss. Conir.) üEA FrAIC,el..] E St.-Schuld -Sch.] 4]† 90 89 ½ [pomm. Pfandbr.] ₰4 103 102 Pr. Engl. Anl. 18/ 5. [102 ¾ 102 Kur- u. Neum. do.“† 4 103 ½ Pr. Engl. Anl. 22 5 101 ¾ 101 Schlesische do. 4 104 ½ ,— B6 Ob inclLin 2 98 Pomm. Dom. 40 5 105 ¼ Kurm. Ob. m. I. C. 4 88 ½ 88 Märk. do. do. 5 88 Neum. Int. Sch. do. 41-8 —- 88 8 [Oapr. do. do. 5 io Berlin. Stadt-Ob.] 5 tos½ ꝗy— Rückst. C. d.Kmk-—- N47 ½ 47¼ Königsbg. do.) 4 86. 87 ⁄½ 40. 4o.d.Imb. 47 ½ 47⁄ Elbinger 4o. 5 96 98 8 Zins Sch. d. Kmb. 48 ¾ 48 ¼ Danz. do- in-Th. Z. 31, düiro d. Smk] —- 48 481. Westpr. Pfdb. X 4 94 ½ 94 nea diwc dito B. 4 91 HoHn. vollw. Duc. 20. Grosshz. Pos. do. 4 97¼ 97 ¾˖ Friedrichsd'or +4— 13½ 13 ½ Ostpr. Pfandbrf. 4 94 Discomo.. Auswärtige Börsen. London, 3. Juni. Consols schlossen zu *86 2. Portug. 5909. Mezican. 38.

Russ. 90½ 91; 90 ¾. . Celumb, 234-1. Brasil. 60 ¾ -1.

Gedruckt bei Hapn.

Redacttur John.