1828 / 167 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

3 88 89 b 8 .

aats⸗8

No. 167.

Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages. 8 Angekommen: Se. Excellenz der Ober⸗Ceremonlen⸗ Meister und Kammerherr, von Buch, von Weimar;

Der der Provinz Schlesten, Dr. von Merckel, von Breslau. 88

16

2* *

2 ngs⸗Nachrichten Ausland.

Rußland.

St. Petersburg, 2. Jun. Diesen Morgen wurde wegen des, von unseren Truppen am 8ten Jun. bewirkten Ueberganges üͤber die Donau und des an demselben Tage uͤber den Feind davongetragenen Sieges in der Kapelle des Taurischen Palastes, in Gegenwart Ihrer Majestaͤt der Kai⸗ serin⸗Mutter, Ihrer K. K. 8 des Großfuͤrsten⸗Thronerben und der Erb⸗Großherzogin von Sachsen⸗Weimar, so wie

res erhabenen Gemahls und der Müingefsa Auguste K. K.

H. ein feierliches Te Deum abgehalten. Die Mitglieder des Conseils, die Minister, die Generale, der Hof und das diplomatische Corps wohnten dieser Feierlichkeit bei.

Se. Majestaäͤt der Kaiser haben am 30. Mal an den Grafen Woronzoff, General⸗Gouverneur von Nen⸗Rußland und Besfarabien, folgendes Reserlpt erlassen⸗ „Graf Mi⸗

1 Semionovirsch! Ich habe heute von dem Vice⸗Ad⸗ miral Greig einen Berscht von der Rhede der Festung Anapa vom 25. d. M. erhalten, worin er Mir meldet, daß die von Unserer Flotte detachirten Kreuzer vier Tuͤrkische Fahrzeuge mit 940 Officieren und Gemeinen an Bord, die sich von Lrcisons nach Anapa zur Verstaärkung der Garnison dieses Platzes begeben wollten, weggenommen haben. Ihre Waffen, so wie sechs Fechen fielen in die Gewalt der Sieger. Da Ich diese Nachricht waͤhrend Meines Aufenthalts in Odessa erhalten habe, so mache Ich eine der besagten Fahnen dieser Stadt zum um in der Kathedrale aufbewahrt zu werden. Moͤge sie fuͤr immer ein glorreiches Andenken an den ersten Sieg Unserer Waffen in einem gerechten, fuͤr die

re und die wahren Interessen Rußlands unternommenen, 8 bleiben. Ich bin Ihr wohlgeneigter: Nicolaus⸗

Se. Maj. der Kalser haben befohlen, daß in St. Pe⸗

eers unter dem Vorsitz des Geheimen Raths F. v5E.

.

*

2 8

.

Zeitu

8

ersten Inspertors des Militair⸗Medicinalwesens, und, in n bwesenheit, des Wirklichen Staatsvaths Kaidanoff, Vice⸗Directors im MedicinaleDepartement des Kriegs⸗Mi⸗ nisteriums, ein temporairee Comité errichtet werde um die ieriumae, Anministration fuͤr die Civil⸗Abtheilung zu reor⸗ ganisiren.

Se. Majestut haben geruhet, dem Staatsrath Baron Sacken im Eeüraer der auswaͤrtigen Angelegenheiten, zur Belohnung der ste, welche er beim Abschlusse des Han⸗ dels Tractats mit Schweden und Norwegen geleistet hat, den St. Wladimir⸗Orden zter Klasse zu ertheilen.

Unsere heutige Zeitung enthält (die in der außerordent⸗ lichen Beilage zu Nr. 160 der Staats⸗Zeitung bereits von uns mitgetheilten) Nachrichten aus dem Lager bei Satunova Satunnow) über den Uebergang unseres Heeres uͤber die onau. Nachrichten vom Kriegs⸗Schauplatz. 8 2 OcFerreichische Beohachter (vom 22. Juni) enthaͤlt achstehendes:

Beim Uebergange der Russischen Armee üͤber die Do⸗

nau wurde nachstchante Proclamation des Ober⸗Befehlsha⸗

8 2

*ꝙ

Berlin, Freitag den 27üen Juni. —F——

bers, Feldmarschall Grafen von Wittgenstein an die Einwoh⸗ ner von Bulgarien in Tuͤrkischer und in Griechischer Sprache *) verbreitet:

„Einwohner von Bulgarien! Se. Maj. der Kaiser, mein erlauchter Gebieter, hat mich zum Oberbefehlshaber Seines Heeres ernannt, welches so eben die Ufer der Donau uͤberschritten hat, und ins Innere Eures Landes vorruͤckt; keineswegs in der Absicht, die Drangsale des Krieges dahin zu bringen, sonderm vielmehr zu dem alleinigen Zwecke, dort einen dauerhaften Frieden auf einen festen und unveraͤnder⸗ lichen Zustand der Dinge gegruündet, stiften zu koͤnnen.“

„Erschreckt nicht uͤber den Einfall der Russischen Armee, sondern im Gegentheile, benehmt Euch mit Zutrauen und Freundschaft gegen sie! Ich schmeichle mir, daß die gute Ord⸗ nung und die Disciplin, die ich in den Reihen meiner Trup⸗ pen aufrecht zu erhalten, fuͤr Pflicht erachte, den Ruhm der unerschrocknen Tapferkeit des Russischen Heeres vermehren werden.“ . . .

„Se. Maj. der Kaiser, mein Gebieter will, indem er das Ottomanische Reich bekriegt, keineswegs Krieg gegen die friedlichen Bewohner von Bulgarien fuͤhren.“

„Bulgaren, von welchem Stande und von welcher Re⸗ ligion Ihr sein moͤget verlasset weder Euer Vaterland, noch Eure Heimath, noch Eure Angelegenheiten. Beeilt Euch, der Armee die Subsistenz⸗Mittel, deren sie bedarf, zu liefern, und sie von einem Orte zum andern zu fuͤhren.“

„Einwohner von Bulgarien! Huütet Euch sorgfaͤltig, Niemanden 8 verletzen, Memanden zu nahe zu treten, und Euch gegen Niemand, wer er auch sein mag, der Rache zu wernasen⸗ denn derjenige, welcher es wagen wuͤrde, ein sol⸗ erbrechen zu begehen, wird streng dafuͤr bestraft wer⸗

en.

„Der Krieg ist seiner Natur nach geeignet, Dran sale mit sich zu fuͤhren; aber der, welcher gegenwaͤrtig geführt wird, ist nicht ohne geregeltes Commando, so daß er zu Vexationen Anlaß geben koͤnnte, welche Uebelgesinnte trach⸗ ten duͤrften, zu veruͤben.“

„Bulgaren, von welchem Stande und von welcher Re⸗ ligion Ihr auch sein möget! Dies sind die Befehle, und die Wuͤnsche des Selbstherrschers, meines erlauchten Gebieters.“

„Im Hauptquartier, den 1. (13.) Mai 1828.

Der Feldmarschall 8

Graf von Wittgenstein.“

Dasselbe Blatt enthaält ferner den Auszug eines

Schrelbens aus dem Russischen Hauptquartier Santanodva

(soll wohl heißen Santunova) vom 9. Juni, worin der

Tages vorher erfolgte Uebergang des Russischen Heers uͤber die Donau gemeldet wird.

Polen.

Warschau, 23. Jun. Die hier stehende Russische Infanterie hat, so wie die gesammte Infanterie der *. schen Armee und die Artillerie, gestern das gewoͤhnliche La⸗ ger bei Warschau bezogen.

Frankreich.

Pairs⸗Kammer. Sitzung vom 18. Juni. Die Berathungen uͤber den Wahllisten⸗Sefet⸗Entmwu⸗ wurden in dieser Sihung, nachdem der Vicomte v. Chateaubrland dem verstorbenen „* de Seze eine Lobrede gehalten hatte, fortgesetzt. Im Laufe derselben ließen sich diesmal der Graf von Tocqueville uͤber den Entwurf, der Marquis von Villefranche gegen denselben, und der Herzog Decg⸗ m. fas denselben vernehmen. Die Discussion ist noch nicht

eendigt.

*) Diese Proclamation ist uns in einer Franzoͤsischen Ueber⸗ setzung dass Prgelam aus Jassy mitgetheilt worden. (Anmerk. des Oesterr. Beobachters.)

1“