1828 / 168 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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ggeht darauf zur speciellen Vertheidigung der drei Haupt⸗ Plunkte des Gesetzes: der Permanenz der Wahllisten, der Einschreitung eines dritten, und des juridischen Theils uͤber, unnd rechtfertigt dieselben gegen die Angriffe des Grafen v. Villele, welche er wöoͤrtlich anfuͤhrt und Punkt fuͤr Punkt widerlegt. „JIch haͤtte, edle Pairs“ (sagt er am Schlusse) noch Manches auf die Einwuͤrfe zn erwiedern, die Sie ge⸗ doͤrt haben, aber ich muß befuͤrchten, Ihre Aufmerksamkeit zu ermüden, und will auch Einiges fuͤr den Augenblick auf⸗ 8 bewahren, wo der Kampf heftiger, und der Entscheidung naͤher sein wird.“ 2 92. An die Stelle des verstorbenen Grafen de Soze hat die . Franzöͤsische Academie in ihrer vorgestrigen Sitzung den Pair, Baron von Barante, mit 17 Stimmen zum Mitgliede ge⸗ waͤhlt; dessen Mitbewerber, Herr von Pongerville, hatte nur eine Stimme weniger. . Das hiesige Tribunal erster Instanz hat vorgestern sein Urtheil in der Angelegenheit des ausgeschiedenen Geistlichen Herrn Dumonteil, uͤber die Frage, ob dergleichen Priester sich verheirathen duͤrfen, gefaͤllt, und diese Frage, den An⸗ sichten anderer Gerichtshöͤfe entgegen, verneinend entschieden. Das sehr weitlaͤuftige Erkenntniß stuͤtzt sich hauptsoͤchlich dar⸗ haauf, daß nach dem alten Franzoͤsischen Rechte die verschiede⸗ nen Canons der katholischen Kirche, welche den Priestern die Verehelichung untersagen, als Staats⸗Gesetz betrachtet wur⸗ ddeen, und daß dieser Zustand der Dinge durch das Concordat vom hre 1802, so wie durch die Charte, welche die keäatholische Religion fuͤr die Religion des Staates erklaͤre, aufs Neue in Kraft gesetzt worden sei. Demzufolge ist Herr Dumonteil mit seiner Forderung, den Notar Esnée anzuhalten, daß er ihm die zu seiner buͤrgerlichen 8* Trauung noͤthigen Papiere ausfertige, abgewiesen worden. Man glaubt, daß derselbe von diesem Urtheile appelliren werde. 31 Seitdem die beiden Verordnungen uͤber die kleinen geist⸗ lichen Schulen erschienen sind, traͤumen die Quotidienne und die Gazette de France von nichts als von Verletzungen der C(harte und der Rechte der Kirche, von dem Ruine des Ka⸗ htholicismus und der Monarchie, von Confiscationen, religloͤ⸗ en Verfolgungen und Verbannungen. bhinzu, daß die Bestuͤrzung in der Hauptstadt allgemein sei, nns die Quotidienne sagt, daß in den beiden letzten Tagen

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ihr Bureau von einer so gewaltigen Menge von Royalisten belagert gewesen sei, die ihr ihre Besorgnisse und ihren Schmerz mitgetheilt, und ihr zu der muthigen Sprache, die sie unter den gegenwaͤrtigen Umstaͤnden fuͤhre, Gluͤck ge⸗ nmwuͤnscht haͤtten, daß es ihr, ungeachtet der starken Auflage⸗ ddeer beiden letzten Nummern ihres Blattes, unmoͤglich gewe⸗ sen sei, allen Feur. zu genuͤgen.

8 18 Der Messager des Chambres zeigt an, daß er vom isten 8 k. M an, auch des Sonntags erscheinen werde; der bishe⸗ ge Preis von 60 Franken, wird auf den der uͤbrigen Pari⸗ fer Blaͤtter von 80 Franken jaͤhrlich erhoͤht. 8

8 Die Rede, worin Hr. Labbey de Pompieres seinen Vor⸗ schlag, das vorige Ministerium in Anklagestand zu versetzen, entwickelt hat, ist hier fuͤr 6 Sous in 32. Format in Druck erschienen. Die Gazette de Lyon enthaͤlt Folgendes aus Toulon, 13. Juni. So eben geht die Abtheilung unter den Befehl des Schiffs⸗Capitain Cupillier, der seine Flagge 8 a 88 Schiffe „Stadt Marseille“ aufgesteckt hat, unter 2 besteht aus den Fregatten Amphitrite, Vesta⸗ lin, Bellong und Cybele, den Briggs le Faucon und le Curieux, und dem Vombenschiff Hecla, nebst mehr als 32 EFTransportschiffen, die vor wenl Tagen von Marseille an⸗ gekommen sind. Alle diese Per enge haben Lebensmittel fuͤr zwei Monate, und sind mit Geraͤthschaften versehen, dwelche vermuthen lassen, daß sie fuͤr den Transport von Cuasvallerie⸗ und Infanterietruppen bestimmt sind. Es ver⸗ llautet nichts uͤber den Zweck ihrer Absendung; aber einem aallgemein geglaubten Geruͤchte zufolge, segeln sie nach Cadix, um einen Leit unserer Truppen aufzunehmen, und diese nach den Balearischen Inseln zu bringen, welche uns von Spanien abgetreten werden wuͤrden. Gestern ist die Goelette la Torche, Capitain Vicomte de Flotte, von Corfu anßekemmen. Die Depeschen, welche sie fuͤr den Minister dder auswaͤrtigen Angelegenheiten gebracht hat, sind durch Estafetten weiter befzevahe worden. Ein Schreiben aus Lorient (Morbihan) meldet, daß bei den dortigen Schieß⸗Uebungen der 1“ einer der Kanoniere am 13ten d. M. mit einer, aus einem szoͤlli⸗ gen Mortirer geworfenen Bombe, die Tonne in einer Ent⸗

1 fernung von 250 Klaftern von der Batterie weggerissen hat;

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Die Gazette fuͤgt

eben nicht besonders zusagen.

1 8 8 es ist dieses seit einem Jahre das fuͤnfte Mal, daz das Ziel

Paris, 18. Junl. Der Minister des Innern hat die Bloͤße, welche Herr Labbey de Pompières in Abfassung sei⸗ ner Proposition wegen Versetzung des vorigen Ministeriums in den Anklagestand gegeben hat, mit vieler Geistesgegen⸗ wart zu benutzen und zu ruͤgen gewußt. Es ist unbegreiflich, wie dem alten vorsichtigen Labbey de Pompieres und seinen Freunden, denen er seine Proposition schon im vorigen Jahre und neuerdings wieder mittheilte, ein solcher Mißgriff begeg⸗ nen konnte. So wird oft in den wichtigsten Dingen eine Nachlaͤssigkeit begangen. Dem Praͤsidenten der Kammer sind bei dieser Gelegenheit ebenfalls Vorwuͤrfe gemacht worden. Laͤugnen laͤßt sich nicht, daß er die Debatte verhuͤthen oder wenigstens abkuͤrzen konnte; allein dem trefflichen Manne, dem abstracten Denker, mag ein Amt, welches vor Allem eine jeden Augenblick zu Gebot stehende Gewandtheit fordert, Uebrigens ist der Anklage⸗ Versuch allein durch die, wie man sagt, von Herrn von Villèele selbst, vermittelst der Gazette de France, unterhaltene Gaͤhrung der Gemuͤther, so wie durch die Rede des Ex⸗ Praͤsidenten in der Pairs⸗Kammer, wo er von einer Höhe pricht, zu der er sich waͤhrend seiner Staats⸗Verwaltung

gecseshe worden ist.

wohl nie erhoben hatte, ins Leben gerufen worden. Man

will dadurch der Ruͤckkehr der vorigen Verwaltung mit Si⸗ cherheit vorbeugen. Ein reines Hirngespinst mag uͤbrigens auch wohl die befuͤrchtete Gefahr nicht sein. Herr v. Villdle fuͤhlt sich von einer maͤchtigen Parthei gestuͤtzt und die Geist⸗ lichkeit vertraut seiner Unerschrockenheit. Die Liberalen glau⸗ ben, daß man das jetzige Ministerium absichtlich ohne Praͤ⸗ sidenten gelassen habe; sie halten dasselbe wenigstens zur Zeit noch fuͤr nicht durchaus fest in seinem Verwaltungs⸗Systeme; sie vermoͤgen sich der Besorgniß nicht ganz zu erwehren, daß, sobald die Kammern das Budget bewilligt haben, man ihrer auf achtzehn Monate entbehren kann; mehr Zeit, mei⸗ nen sie, beduͤrfe ein Mann wie Villele nicht, um sich aufs Neue emporzuschwingen und den unsaͤglichsten Wirrwar an⸗ zurichten. Unter solchen Umstaͤnden muß die Anklage⸗Acte als ganz natuͤrlich erscheinen. Aber auch die Freunde des ErePesgbemeen foͤrdern, wenn gleich in ganz anderer Absicht, die Versetzung desselben in den Anklagestand; sie beabsichti⸗ gen naͤmlich eine Indemnitaͤts⸗Bill. Erreichen sie diesen Zweck und kommt dergleichen in Frankreich in Gebrauch, so kann von der Verantwortlichkeit der Minister vollends nicht mehr die Rede sein. In der letzten Audienz, die der Vi⸗ comte von Chateaubriand beim Koͤnige hatte, beeiferte sich derselbe dem Monarchen viel Schmeichelhaftes uͤber die Liebe der Franzosen zu Seiner Person und den Mitgliedern Sei⸗ nes Hauses zu sagen. Se. Majestaͤt sollen darauf unter andern erwidert haben: „Ich lasse Ihren persoͤnlichen Ge⸗ fuͤhlen und Gesinnungen, die nicht zu verkennen sind, volle Gerechtigkeit widerfahren; Ich weiß, daß Sie, Herr von Chaͤteaubriand, Uns von Herzen ergeben sind.“ Man erzaͤhlt sich, daß, nachdem der Bischof von Beauvais, auf die Drohung des Erzbischofs von Paris und der gesammten hohen Geistlichkeit, jeden Umgang mit ihm abzubrechen, wenn er die Verordnung wegen der kleinen Seminarien contra⸗ signirte, sich dessen geweigert hatte, die Minister der Meinung gewesen seien, Herr von Vatimesnil koͤnne das Geschaͤft ver⸗ richten; daß aber der Koͤnig ausdruͤcklich erklaͤrt habe, die Verordnung muͤsse von einem Bischofe unterzeichnet werden. Hierauf soll endlich verabredet worden sein, die Verordnung in der geschehenen Art zu theilen. Doctor Andrieux haͤlt hier alle Mittwoch Abend in der Straße Rivoli unentgelt⸗ lich Vorlesungen uͤber die Anwendung des Galvanismus und der Electricitaͤt auf Medicin, die vlelen Beifall finden. Den verstorbenen Herrn Thouin ersetzt dessen Neffe in der Ackerbau⸗Schule, die sich des Morgens von 5 bis 6.Uhr in dem Koͤnigl. naturhistorischen Garten versammelt. Von al⸗ len Vorlesungen, die hier gehalten werden, hat keine mehr Zufluß als die uͤber Physiologie der Pflanzen, womit Herr ontaine dreimal in der Woche sein Publikum erfreut. 8 gelehrte Herr Julius Klaproth, der so gerne Krieg uͤhrt, weil in der Regel immer der Sieg auf seiner Seite Hähn, hat sich in einem Flugblatte der Tibetanischen Ziegen angenommen, gegen die sich die Beschuldigung erhoben hatte, daß sie nicht die äͤchte Kaschemir⸗Wolle liefern, und daß diese von Schaafen herkomme. Hr. Klaproth widerlegt und be⸗ seltigt diese irrige Behauptung mit dem Nachdrücke gruͤnd⸗ licher Wissenschaft. roßbritanien und Irland. Parlaments⸗Verhandlungen. Im Oberhause verschob am 20. Fom der Herzog von Wellington die dritte Lesung der Korngesetz⸗Bill von Montag bis zum naͤch⸗