1828 / 171 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Zeit lang die Unordnungen in Portugal naͤhren koͤnnten. Der Platz Elvas, an sich selbst fest und von Spanien nur durch die Guadiana getrennt, schien ihnen der einzige geeignete Punkt, und nun wurde Alles in Thaͤtigkeit gesetzt, um sich des Gou⸗ verneurs und der Garnison dieses Platzes zu versichern. Geld und Versprechungen wurden nicht ohne Erfolg verschwendet, denn die Garnison von Elvas und ihr Chef scheinen Dom Miguel ergeben. Jedoch konnte man nicht fliehen, vhne das Loos der Waffen versucht zu haben, dieser Versuch ist un⸗ gluͤcklich ausgefallen. Die Öfficiere der alten Armee, welche der Kriegs⸗Minister, Graf von Rio⸗Pardo, unter dem Corps der Lissaboner Garnison behalten hatte, haben saͤmmtlich in den letzten Tagen ihre Entlassung eingereicht, als sie sahen, daß man gegen eine Armee kaͤmpfen solle, die sich fuͤr den alleinigen legitimen Koͤnig von Portugal, Pedro IV., schlaäͤgt. Alle Umstaͤnde, vereinigt mit der Niederlage des Generals Mezquitela, haben Dom Miguel und die Seinigen belehrt, daß der Zeitpunkt, Lissabon zu verlassen, fuͤr sie immer naͤ⸗ her ruͤcke, und demzufolge wird Se. Hoheit an dem genann⸗ ten Tage abreisen, nicht, um sich an die Spitze der Armee zu stellen, wie er vorgiebt, sondern um sich nach Elvas zu begeben, und von da nach Spanien hinuͤber zu gehen, wenn die Umstaͤnde ihn dazu noͤthigen, woran nicht zu zweifeln ist. Die Koͤnigin⸗Mutter wird ihrem Sohne heimlich folgen.

Eine Englische Kriegsbrigg, die am 4ten Morgens von Porto abgesegelt ist, ist den 5ten mit Devpeschen fuͤr alle bei Dom Miguel accreditirten diplomatischen Agenten hier an⸗ gekommen. Sie alle haben binnen wenig Stunden ihre Ant⸗ wortschreiben abgefertigt und die Brigg ist noch an demsel⸗ ben Abend wieder abgesegelt; den Inhalt dieser Depeschen kennt man noch nicht; man hat nur bemerkt, daß die Mi⸗ nister von Rußland und Daͤnemark seit dem Empfange der⸗ selben die Wappen ihrer Regierungen von den Facaden ihrer n haben abnehmen lassen, und es verbreitet sich das

eruͤcht, daß bald alle fremde Repraͤsentanten sich nach Porto begeben werden. Der General Claudino, Ober⸗Be⸗ fehlshaber der Armee der Junta, hat mehrere Bataillone von National⸗Freiwilligen in Braga und Guimaraës errich⸗ tet. Der Courier der Algarven ist gestern nicht angelangt, und nach den Berichten einiger aus dieser Provinz angekom⸗ mener Personen, ist dieser Mangel an Communication einer Reaction zu Gunsten Dom Pedro's zuzuschreiben, welche durch das Regiment der Milizen von Beja, welche im Marsch waren, um die Constitutionellen in den Algarven zu zuͤgeln, bewirkt worden ist. Dom Miguel hat uͤberdies den Kummer gehabt, zu sehen, daß die Flotille in Faro sich gegen ihn erklärt hat. Diese, aus einer Corvette und zwei Briggs bestehend, hat Faro verlassen, um nach Porto zu gehen und fuͤhrt alle Constitutionellen der erstern Stadt mit sich, welche sich an Vord dieser drei Schiffe zuruͤckzogen, sobald sie den Abfall der Linientruppen erfuhren.

Das Journal du Commerce enthaͤlt Folgenbes: „Wir erhalten so eben auf außerordentlichem Wege die Nachricht daß der Infant Dom Miguel seinen Ungerechtigkeiten die Krone aufgesetzt, und an Spanien die Fluͤchtlinge ausgelie⸗ fert hat, wesche sich noch in Lissabon befanden. Diese Un⸗ gluͤcklichen sind am Bord eines Schiffes gebracht und nach einem Spanischen Feln gefuͤhrt worden; es befinden sich mehrere Abgeordneten zu den Cortes, ausgezeich⸗ nete Militairs und andere in Spanien zum Tode verur⸗ theilte Personen, die sich, im Vertrauen auf die, selbst von Barbaren geehrten, Rechte der Gastfre dschaft. 5 tugal begeben hatten. Der Insant dr n sche, 129 856 des Kaisers von Marocco im Jahre 1821 2.1*. vr⸗ men koͤnnen, welcher damals b

un große Menge Spanischer

Proscribirter in seine Staaten aufnahm, und mit Verach⸗

tung die Geld⸗Anbietungen zuruͤckwies, welche die Spani⸗

sche Regierung ihm machen ließ, um ihn zur Auslieferung

jener Fluͤchtlinge zu bewegen.“ 6 8 1 8. n.

Neapel, 11. Junij. Die beiden, am Krater des Ve⸗ suvs (wie gestern erwähnt) bemerkten Mundungen 8 ch zu einer einzigen gestaltet, aus welcher Flammen nnd

auch desgleichen große Aschenmaßen aufsteigen und Steine ausgeworfen werden, die jedoch nicht uͤber den Krater hin⸗ auskommen, sondern in die Muͤndung selbst zuruͤckfallen. Dieses donneraͤhnliche Getoͤse ist r, geworden, so daß es in Zwischenraͤumen von nicht me statt findet. Tuͤrkei.

Ein Privatschreiben aus Pera vom za Mal (im neue⸗ sten Blatte der Allgemeinen Zeitung) enthaͤlt Nachstehendes: Ich hatte Gelegenheit⸗ mich mit einem Dolmetscher einer fremden Mission, der bei der Pforte in großem Ansehen

1A61“

r als vier Minuten

steht und taͤglich in dem Pforten⸗Palast⸗ zu thun hat, zu9 unterhalten. Er gab mir einige Aufklaͤrung uͤber die geger:— waͤrtigen politischen Verhaͤltnisse zwischen den veeew"w Maͤchten und der Ottomanischen Pforte, und sprach mit . vieler Freimuͤthigkeit. Die Pforte, sagte er, duͤrfte bis zur Abreise der Botschafter Englands, Rußlands und Frankreichs ziemlich mit der Politik der Europaͤischen Cabinette bekannt gewesen sein, und auch hinreichenden Takt besessen haben, um sich auf den wahren Standpunkt zu denken, aus wel⸗ chem allein ihre damalige schwierige Lage beurtheilt und ihre Politik geleitet werden sollte. Die ruhige Maͤßigung, welche allen Schritten des Divans, selbst nach dem merkwuͤrdigen Ereignisse von Navarin, voranging, ließ deutlich sehen, daß die Pforte sich nicht mehr fanatischen Rathschlaͤgen unter⸗ worfen hatte, daß sie sich zu dem Europaͤischen Voͤlkerbunde zaͤhlte, und Alles zu vermeiden gedachte, was sie dieses Vereins, in welchem sie sich vielleicht fuͤr zu nothwendig be⸗ trachtete, unwuͤrdig machen konnte. In dieser Voraussez⸗ zung soll sie die Annahme der Vermittelung vom 6. Juli verweigert und die Schlacht von Navarin, welche die Tuͤr⸗ kischen Befehlshaber herbeigefuͤhrt zu haben beschuldigt wur⸗ den, nicht als Vorboten großer kriegerischer Begebenheiten angesehen haben, da sie glaubte, daß die Europaischen 1111“] mirale von dem Gegentheil uͤberzeugt seien, und nur die Schuld 38 von sich abznwenden suchen muͤßten, um der Verantwort⸗ lichkeit zu entgehen; wodurch sie den zwar truͤgerischen, ihr jedoch zusagenden Beweis aufstellten, daß es nicht in der Absicht der großen Maͤchte liege, der Pforte Zwang anzuthun, daß die Verbuͤndeten nur auf diplomatischem Wege den Traktat vom 6. Juli aufrecht erhalten, nie aber coactixe Maaßregeln anwenden wuͤrden, und daß dieser Akt mehr dazu bestimmt sei, sich gegenseitig in Schranken zu halten, als das Ottomanische Reich feindlich zu behandeln. Neben diesem Argumente trug der Tuͤrkische Glaube, daß der Mos⸗ lim kein Seemann sein solle, wie ein Gesetz des ersten K lifen Omar vorschreibt, das seinige bei, um die Schlach von Navarin in ein minder grelles Licht stellen, und die Ehre und Interessen der Ottomanischen Nation weniger an- gegriffen sehen zu wollen, als man allgemein glauben konnte. Die Drohungen der drei Botschafter, Konstantinopel zu ver⸗ lassen, machten aus demselben Grunde, daß die Pforte die Botschafter nicht autorisirt glaubte, sich von ihren Posten zu entfernen, anfaͤnglich keinen großen Eindruck, beleidigten aber den Stolz des Großsultans dergestalt, daß der Befehl erlas⸗ sen wurde, die Sieben⸗Thuͤrme herzustellen, und die Bot⸗ e zuruͤck zu halten, bis die Pforte von den Hoͤ⸗ en selbst in Erfahrung gebracht habe, ob es ihr Wille sei, die freundschaftlichen Verhaͤltnisse aufzuheben und ihre Re⸗ praͤsentanten abzuberufen. Nur mit übe konnte man den Großherrn uͤberreden, den laͤngst abgekommenen Gebrauch der Einthuͤrmung nicht wieder anzuwenden; nur mit Muͤhe konnte man die Firmans zur Abreise erhalten. Die Entfer⸗ nung der Botschafter von Konstantinopel gab das Signal zu den ausschweifendsten Maaßregeln, und es schien, daß die Pforte sich dadurch gleichsam an den Botschaftern raͤchen und ihre Verantwortung nur um so schwerer machen wollte; denn seit dem Ereignisse von Navarin bis zur Abreise der Botschafter hatte der Fraͤnkische Handel wohl Beein⸗ traͤchtigungen erfahren, doch war bis dahin weder die Si⸗ cherheit der Personen gefaͤhrdet, noch Confiscation verhaͤngt worden. Die Beschwerden, welche die Pforte auf directem Wege an die Hoͤfe von London, Paris und Petersburg uͤber das Verfahren ihrer Repraͤsentanten gelangen ließ, blieben einerseits uneroͤrtert, waͤhrend man sie andererseits mißbil⸗ ligte, und die Pforte zu vermoͤgen suchte, in die Schranken der Maͤßigung zuruͤck zu kehren, und sich in die Stipulatio⸗ nen des Traktats vom 6. Juli zu fuͤgen. Selbst die neu⸗ tralen Maͤchte richteten Ermahnungen an den Divan, und der Sardinische Gesandte erhielt von seinem Hofe den Auf⸗ trag, sich durch kraͤftiges Einschreiten um das Wohl Euro⸗ pa's verdient zu machen, damit die Pforte der Stimme der Vernunft Gehoͤr gebe, und sich durch keinen unuͤberleg⸗ ten Schritt der groͤßten Gefahr aussetze. Alles dieses blieb fruchtlos; die einmal betretene Bahn ward verfolgt, und neben den Bedruͤckungen der Christen und Beeintraͤch⸗ tigungen des Fraͤnkischen Handels wurde noch der un⸗ lͤckliche Hatti⸗Scherif an die Ayans erlassen, und mit vie⸗ 2 Freigebigkeit in dem Pforten⸗Palaste ausgetheilt. Das Maaß der politischen Suͤnden war nun uͤberfuͤllt, der Tag des Strafgerichts erschien, und die Pforte, ihren schwachen Kraͤften allein uͤberlassen, sah sich dem maͤchtigen Rußland Preis gegeben. Die Erklaͤrung des Russischen Hofes, den eigenen Weg gehen und sich Genugthunng verschaffen zu

wollen, machte zwar, daß die Europaͤischen Kabinette ihre