1828 / 172 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Macht ihre Absichten offen bekennt, ihr Wort haͤlt und au diese Weise das Leas knuͤpft, um dessen willen die Re⸗ gierungen da sind, das Buͤndniß der moralischen und der materiellen Kraft, der oͤffentlichen Meinung und der Macht. Eine andere nicht weniger bemerkenswerthe Thatsache ist die Stellung der Kammern, welche durch den Erguß hochherzi⸗ ger Gefuͤhle, durch ihre Stimmen ihre Liebe zur Ordnung und zur Freiheit bekunden. Diese Reihe der politischen Koͤr⸗ perschaften ist ein gutes Vorzeichen fuͤr unsere Zukunft. Die Anleihe von 80 Millionen ist fast einstimmig in beiden Kam⸗ mern bewilligt worden; das Preß⸗Gesetz hat 266 Stimmen fuͤr sich gehabt. Der Beifall, den die Verordnungen uͤber die geistlichen Schulen gefunden, spricht noch klarer. Dieser Stand der Dinge scheint uns dem Throne und der Gesell⸗ schaft große und gegruͤndete Hoffnungen darzubieten, denn er ist nicht der Sinn einer Parthei, sondern die Vereinigun

des verstaͤndigen Sinnes und der Maͤßigung in der Mehrzahl.

Großbritanien und Irland.

1 Parlaments⸗Verhandlungen. Im Oberhause reichte Graf Grosvenor am 28sten eine Bittschrift gegen die Neger⸗Sclaverei in Westindien ein. Er sprach bei dieser Gelegenheit folgendermaßen: Ich sehe mich genoͤthigt, uͤber diesen Punkt dem edlen Herzoge (dem Herzoge von Welling⸗ ton) einige Fragen zu thun. Ich will keinesweges eine ganze Klasse von Individuen in Westindien anklagen, sondern wenn ich etwas angreife, so ist es das System alleln. Ein solches Sclaverei⸗System, wie wir in unseren Westindischen Colo⸗ nieen beobachten, kann nicht ohne großen Druck bestehen. Vom Jahre 1807, wo dem Selaven⸗Handel ein Ende ge⸗ macht wurde, bis 1822, ist wenig oder nichts ethan wor⸗ den, um die Lage der Selaven zu verbessern. or 5 Jah⸗ ren wurde die Regierung von allen Seiten her mit Bitten bestuͤrmt, daß etwas geschehe, und ein ausgezeichneter Mi⸗ nister, welcher jetzt nicht mehr am Leben ist, schlug damals zu seiner großen Ehre eine Reihe von Resolutionen vor, welche im andern Hause des Parlaments angenommen wur⸗ den. Nachher geschah gar nichts mehr in Betreff dieses

enstandes. Wenn die Sclaven nicht einmal durch ihre Arbeit die Freiheit auf die Weise erlangen sollen, wie es vorgeschlagen worden ist, so kann nichts als eine gewaltthaͤ⸗ tige Handlung ihr Joch zerbrechen. Die Selaven sollten

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wenigstens einen Theil der Erndte fuͤr sich behalten, um ihre Freiheit damtt erkaufen zu koͤnnen. Einige widersetzen sich allen hierauf bezüglichen Maaßregeln, indem sie meinen, die E freien Bauern gemachten Selaven wuͤrden nicht mehr ar⸗ eiten, und das Land auf diese Weise unbebaut bleiben. In⸗ dessen werden Sie, Mylords, die Nichtigkeit eines solchen Grundes einsehen. Vor der Abschaffung des Sclaven⸗Han⸗ dels wurde auch behauptet, die Zucker⸗Pflanzungen wuͤrden eingehen. Herr Pitt mußte zu verwickelten Rechnungen schrei⸗ ten, um das Gegentheil zu beweisen. Gluͤcklicherweise sind seine are Wenn die Sclavere fortbesteht, o darf kein se Verbesserung, keine Erhoͤhung der Sittlichkeit Statt finden; * q durch dieso 2 des kaͤmen, ee entweder verzweifeln oder si Wuth und Empoͤrung gereizt fuͤhlen. eee Herzog erstens, was die Absicht der Regierung in Bezug auf diejenigen Colonieen ist, welche sich der ihnen anempfoh⸗ lenen Maaßregel widersetzen; ferner, in welchem Zustande sich die gemischte Commission zur Unterdruͤckung des Skla⸗ ven⸗Handels befindet und welche Fortschritte sie gemacht hat; endlich, ob etwas fuͤr die Verbesserung der Sklaven⸗Bevoͤl⸗ kerung in den Colonieen geschehen ist? Hierauf antwortete der Herzog von Wellington in folgender Art: Ich kann Ihnen, Mylords, versichern, daß die Regierung Sr. Maj. sich von jeher bestrebt hat, die Resolutionen beider Hͤuser des Parlaments uͤber diesen Gegenstand zur Ausfuͤhrung zu bringen; daß sie aber alle Anordnungen auf eine solche Art sroffen 2 daß zugleich die Ruhe und der Friede jener üͤr uns so werthvollen Colonieen dabei beruͤcksichtigt wor⸗ den sind, (Hoͤrt, hört!) und daß wir nicht etwa den Inter⸗ essen derjenigen Individuen zu nahe treten, deren Eigenthum in jenen Bezirken liegt. (Hoͤrt, hoͤrt!) Ich kann den edlen Grafen benachrichtigen, daß in jeder von den betreffenden Colonieen zur Erleichterung der Sklaven⸗Bevöoͤlkerung, we⸗ nigstens den Grundsaͤtzen nach, etwas geschehen ist. Was den Sklaven⸗Handel anbelangt, so muß ich leider gestehen, daß er, Trotz der mit jeder Seemacht abgeschlossenen Ver⸗ traͤge bis jetzt noch nicht aufgehoͤrt hat und in einer bekla⸗ genswerthen Ausdehnung fortdauert. Dies Beispiel zeigt uns, wie schwierig es ist, Alles was wir wuͤnschen auf einmal zu be⸗

wirken. Die Adjudications⸗Höfe, welche fuͤr diesen S.be gs ach

constituirt sind, haben die groͤßeste Thaͤtigkeit gezeigt.

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Sierra Leona sind Behu

anzen Schrecklichkeit ihres Zustan⸗

11 8 ss der Adjudication schon mehr als 100 Fahrzeuge gebrachr und eine große Anzahl derselben condemnirt worden. Zwoͤlftausend Stlaven sind in Freiheit 2 gesetzt worden, und die Ausgaben, welche wir dafür tragen mußten, beliefen sich lange Zeit hindurch nur auf 16,000 Pfd. jaͤhrlich. Auf der Insel Jamaica hat die gesetzgebende Ver⸗ sammlung verfuͤgt, daß auch farbige Personen zu gewissen Aemtern gelangen koͤnnen; und außerdem giebt es viele auf solche Individuen bezuͤglichen Gesetze, welche denselben alle moͤgliche Freiheiten und Privilegien zugestehen. Hiernach glaube ich auf alle von dem edlen Grafen beruͤhrte Punkte geantwortet zu haben. Lord Calthorpe war mit diesen Aeußerungen nicht zufrieden, denn nachdem der edle Herzog gemeint habe, die Regierung Sr. Maj. werde bei den von fruͤheren Verwaltungen angenommenen ren, habe er (Lord Calthorpe) gehofft, Haus auf entscheidendere und kraͤftigere, gene Anordnungen aufmerksam machen werde. Statt der Verwunderung desselben, daß so viel geschehen sei, über⸗ einzustimmen, muͤsse er geradezu erklaͤren, daß sich die Lage der Colonisten nur um weniges geaͤndert habe, und daß sie es wagten, sich geradezu dem Parlamente zu widersetzen, und es gleichsam herauszuforden. Man musse staͤrker gegen sie auftreten, sonst koͤnne man lange warten, bis man wesent⸗ liche Reformen zu bewirken im Stande sei. Der Herzog v. Wellington erwiderte, er habe nicht seine Verwunderung daruͤber ausgesprochen, daß so viel geschehn sei, sondern er habe nur seine Zufriedenheit mit dem Umstande ausgedruͤckt, daß man einen besseren mit Ruͤcksicht auf die Co⸗ lonien zu befolgen angefangen habe. Lord Seaford machte in Betreff der vorliegenden Frage auf Hrn. Cannings8 Aeußerungen aufmerksam, jede Verbesserung im Zustande ei- nes Sclaven muͤsse vermittelst seines Herrn geschehn, ööö Herren seien die Werkzeuge, mit denen man die Sclaven⸗ Bevoͤlkerung bearbeiten muͤsse, und wenn man durch irgend einen Umstand zwischen dem Selaven und seinem Herrn die Scheidewand elner unbesiegbaren Feindschaft zoͤge, so wuͤrde man auf einmal aller Freilassung, ja selbst aller Verbesse⸗ rung in der Lage der Sclaven ein Ende machen. Auf solche Weise wuͤrde man, statt üͤber jene dunklen Gegenden allmä’ä’ lig ein reines und heilsames Licht zu verbreiten, eine Flamme anfachen, die nur mit Blut geloͤscht werden koͤnnte. Herr For habe gemeint, die Aufhebung der Sclaverei wuͤrde hoͤchstt nachthellig sein, und Hr. Wilberforce habe mit Recht be⸗ hauptet, man muͤsse alle fuͤr die Verbesserung des Zustandes der Sclaven zu treffenden Anordnungen der Entscheidung 1 der Colontal⸗Versammlungen uͤberlassen. Nach diesen An⸗ fuͤhrungen stellte der Redner die Lage der Sclaven und die Gesinnungen der Colonisten im vortheilhaftesten Lichte . dar. Was die Sorge, welche die weißen Bewohner der Colonieen fuͤr die Religiöͤsität der Neger tragen, anbetrifft, so koͤnne er sich auf das Zeugniß des edlen Grafen 88225 b thurst) berufen, daß dafuͤr den Anforderungen der Men⸗ schenliebe und Sittlichkeit vollkommen Genuͤge geleistet werde. Graf Bathurst bekraͤftigte, daß die Bischoͤfe von Jamalca und Barbados, mit denen er in persoͤnlicher Verbindun stände, ihm die befriedigendsten Angaben ruͤcksichtlich der mo ralischen und religioͤsen Verbesserung in dem Zustande de Sklaven und der Bemuͤhungen, mit welchen die Colonisten sich bestrebten, dieses heilsame Unternehmen zu unterstuͤtzen,

gemacht haͤtten. Die Petition ward demnäͤchst nieheageken, 2.l

Maaßregeln behar⸗

daß der Herzog das

von ihm ausgegan⸗

Statt mit 2 8*82 34 8

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und nachdem einige Bills uͤber unwichtige Gegenstaͤnde ver lesen worden waren, vertagte sich das Haus. Im Unterhause wurden wieder viele Bittschriften ge, gen die Negersklaverei eingereicht. Sir John Brydges brachte eine Petition von Sir Harcourt Lees gegen fernere, den Katholiken zu bewilligende Jugeständnisse ein. Es ward außerdem in derselben gebeten, das Haus moͤchte bestimmte Maaßregeln fuͤr die Beschuͤtzung der protestantischen Kirche ergreifen und die Frage fuͤr immer zur Ruhe bringen. Die Bittschrift ward zum Druck befoͤrdert. Hr. Mars, hall reichte eine Petition ein, in welcher mehrere protestan- rische Dissenters zu Leeds das Parlament baten, dem Ge⸗-⸗ brauche der Indischen Weiber, sich mit den Leichen ihrer Maͤnner zu verbrennen, Einhalt zu thun. Die von Hrn. Bernal beigebrachte Bittschrift eines Hrn. Newland, wel⸗

cher um Befriedigung seiner Anspruͤche aus der nach dem Kriege gegen Frankreich liquidirten Summe bat, wurde nach einigen Debatten zum Druck beordert. Die Bill wegen Abschaffung der Kirchen⸗Quittungen ward auf Hrn. Liltla⸗ ton's Antrag zum dritten Male verlesen. Auf die Mo⸗

tion des Kanzlers der Schatzkammer verwandelte sich

das Haus in einen Ausschuß wegen der Irischen Veran⸗ schlagungen. Die vorgeschlagenen Resolutionen

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