1828 / 184 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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nnen Schutz zuzusagen geruhet und den Einwohnern insge⸗ sammt vergoͤnnt, ununterbrochen alle Gebraͤuche ihrer Reli⸗ gion auszuuͤben, und, wie fruͤher, ihrem Handel und Ge⸗ werbe nachzugehen. Die Einwohner genießen in vollem

Maaßs diese Erlaubniß; Ordnung und Stille sind durch

nichts gestoͤrt; das Vertrauen der Geraison und der Buͤrger zu uns, das von Tage zu Tage zunimmt, hat die Zahl der Verkeaͤufer so vermehrt, daß man uͤbercingekommen ist, außer⸗ halb den Mauern der Festung einen besondern Bazar zu

erbauen.

Die Gannison raͤumt allmaäͤhlich den Platz. Am 20sten eceerschien Pa Solyman mit den Haͤuptern der Besatzung üund seinem Gefolge vor Sr. Kaiserl. Hoheit, uͤberreichte die

Schluͤssel des neu besetzten Thores Porto Maria, und machte 8* den Antrag, daß unsere Truppen noch an eben dem Tage

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die drei untern Bastionen besetzen moͤchten, welche die saͤmmt⸗ lichen, den Kriegshafen vertheidigenden Ufer⸗Batterien bil⸗ den; obgleich diese Abtretung, der Capitulation gemäaͤß, noch nicht statt zu finden gebraucht häͤtte. Diese Stellen wurden sogleich von einer Compagnie des Infanterie⸗Regiments dessa besetzt. ö 6 1 Von dem nach der Festung Matschin abgefertigten Ge⸗ neral⸗Adjutanten Grafen Orlow ist ein Bericht eingegangen,

daß am 16ten Juni Giafar Pascha, der Commandant des

Platzes, mit dem Chef der Blokade⸗Truppen, Oderst Ro⸗

gowsti, Unterhandlungen angeknuͤpft habe, die auch um 9 Uhr Abends gluͤcklich abgeschlossen waren. Die Garnison, aus 800 Mann bestehend, erhielt Erlaubniß, die Festung zu verlassen, nachdem sie ihre Waffen auf dem Markte nieder⸗ gelegt hatte, und am 18ten d. M. um 5 Uhr Morgens be⸗ zog ein Batalllon des Infanterie⸗Regiments Murom, mit

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fliegenden Fahnen und klingendem Spiele, die Wachen der Festung. ier erbeuteten wir: 4 Fahnen, 74 Kanonen, 15

Moͤrser, 5000 Pud Pulver, 8 Kanonier⸗Böte mit 31 Kano⸗

nen, und betraͤchtliche Vorräͤthe.

Am 24sten fruͤh Morgens wurden Sr. Maj. dem Kai⸗ ser, von dem General⸗Lieutenant Ruͤdiger, die Schlüssel und 4 Fahnen der Festung Kuͤstendschi zugestellt, die sich den Russischen Waffen unterworfen hatte, mit Bewilligung fuͤr die Garnison, nur mit den eigenen Gewehren, die Festung zu verlassen und sich nach Bazardshick zu verfuͤgen. Das Infanterie-Regiment Herzog Wellington ruͤckte an eben dem Tage in die Festung und besetzte die Wachen.

Gleichfalls am 24sten, im Augenblicke der Ankunft des Haupt⸗QAuartiers in Karussu, wurden von dem General⸗Lieu⸗ tenant Fuͤrsten Madatow die Schluͤssel und 14 Fahnen der Festung Girsow (Hirsowa) eingesandt, die sich nach sieben⸗ taäͤgiger Blokade ergeben hatte. Der General⸗Lieutenant Fuͤrst Madatow hatte mit Ischim Pascha eine aͤhnliche Ueber⸗ einkunft geschlossen, als die dei der Einnahme der Festung Kuͤstendschi war. Am 11sten des Morgens ruͤckte er in die Festung und occupirte die Bastionen, während 1900 Mann

essatzung, unter Escorte, theils nach Schumla, theils nach Silistria zogen. Außer den obenhenannten Trophäen nahmen wir noch in dieser Festung 92 Kanonen, 6 Mörser, 3500 Pud Pulver und ein sehr betraͤchtliches Quantum Lebens⸗ mittel und Kriegsmunition.

Die „nordische Biene“ enthält folgenden Auszu eines Schreibens aus dem Lager bei Karatal vom 8. (20.) Juni: „Dank sei dem Gotte der Macht, der die Waffen unseres geliebten Monarchen mit einem gluͤcklichen Perrgange gesegnet hat! Die Mauern Brallows llegen zu

einen Fuͤßen! Heute gegen 6 Uhr Abends kam der Ad⸗ jutant Seiner Katserlichen Hoheit des Großfuͤrsten Michael Pawlowitsch Obrist Bibikow mit der wichtigen Nachricht, „Gott sei gedankt! Brallow ist unser!“ Dieses waren die ersten Worte, die der Monarch als Er es vernahm, vor sei⸗ nem Zelte mit Lebbaftiteit ausrief. Er umarmte den Obrist Bibikow, und eilte Selbst in das benachbarte Zelt des Feld⸗ marschalls um dem in Schlachten ergrauten Helden diese Botschaft mitzutheilen, die so weit man voraussehen kann, von so wichtigem Erfolge ist. Das erste Gefühl des Mo⸗ narchen war der Dank, der der allguͤtigen Vorsehung ge⸗ buͤhrt. Vor dem Lager auf einer ss ehbaren Ebene, un⸗ weit des beruͤhmten Trajanischen Walles, dehnte sich das Heer in einem weiten Viereck aus; vor demseiben wurde ein Betpult aufgestellt, und nach 7 Uhr Abends das Dankgebet, durch den Obergeistlichen Mosowski vollzogen. Vorher sang man die Psalmen: „Dem Herrn der Himmel, dem Tröster der Seele“ ꝛc., und darauf „mit uns ist Gott, begreift es ihr Helden und demuͤthigt euch“ ꝛc. ꝛc. Der Himmel war unbewoͤlkt, von der untergehenden Sonne geröͤthet, der Abend still, in wohlgeordneten Reihen standen die Krieger, mit⸗

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ten unter ihnen unser Kaiser von seinem glänzenden Gefolge umgeben; der melodische Chor der Hofsanger toͤnte feierlich durch die Luͤfte, alle Gemuͤther waren von Andacht erfuͤllt. Eine Feier dieser Art hatte das Land der Sarazenen noch nicht erfahren! Nach Vollendung des Gebetes ging der Ober⸗ Geistliche von dem Saͤngerchor begleitet, durch die Reihen des Heeres und segnete sie mit dem Kreuze und dem Weih⸗ wasser. Darauf wuͤnschte der Monarch den Truppen Gluͤck zum Siege, und rief ihnen zu: „Ich bin uͤberzeugt, auch ühr werdet euch auszeichnen, wenn es noͤthig ist.“ Ein freu⸗ diges Hurrah toͤnte lange als Antwort auf die wenigen aber vielsagenden Worte des allgeliebten Monarchen. aͤhrend dessen beschied der Kaiser den Oberst Bibikow und den Oberst Fuͤrsten Dolgorukji, der gleichfalls zwei Tage zuvor mit einem Berichte aus dem Lager von Brallow angelangt war, zu Sich, und umarmte jeden derselben im Angesichte des Heeres. Nach Beendigung der Feier traf auch noch der Fluͤgel⸗Adjutant Fuͤrst Suworow⸗Rymnikskji mit dem Berichte von der Ue⸗ bergabe der Festung Matschin ein. Der Monarch theilt alle Strapazen des Feldzuges mit Seinen Truppen, und macht die Maͤrsche zu 20 bis 35 Werst und daruͤber täͤglich, zir Pferde, an der Spitze Seiner Krieger, ohne Ruͤcksicht auf die schwuͤle Hitze der Sonne oder den stromenden Regen. Wacker und froͤhlich dringen die Soldaten vorwärts, das Auge geheftet auf den Leitstern, auf ihren Kaiser.“

Frankreich.

Pairs⸗Kammer. Sitzung vom 5. Juli. Nach erfolgter Aufnahme des Grafen de Seze legte der Großsie⸗ gelbewahrer den Entwurf wegen Auslegung der Gesetze nach zwei Cassations⸗Urtheilen, vor. Demnaͤchst brachte der Fi⸗ nanz⸗Minister die beiden Gesetz⸗Entwuͤrfe wegen der Zuschuͤsse

uf das Budget von 1827 und wegen des Rechnungs⸗Ab⸗ schlustes fuͤr 1826 in die Kammer. Den Beschluß der Siz⸗ zung machte der Graf Simeon mit einem Berichte uͤber den Gesetz⸗Entwurf in Betreff der periodischen Presse, worin er, wie man vernimmt, erklärte, daß die Commisston sich ein⸗ stimmig fuͤr die Annahme jenes Entwurfes, so wie derselbe von der Deputirten⸗Kammer verbessert worden, entschieden

habe. Die Berathungen über diezen Gegenstand werden am 9ten d. M. beginnen.

Deputirten⸗Kammer. Die Sitzung vom 5. b Juli war der Pruüͤfung verschiedener, bei der Kammer ei gegangener, Bitrschriften gewidmet. Die Eingabe von 26 pensionirten Offizieren, die sich uͤber die zum Besten der Invaliden⸗Kasse ihnen gemachten Abzuͤge beklagen, wurde dem Finanz⸗ und dem Kriegs⸗Minister uͤberwlesen. 88 Bittschriften von 2480 Mitgliedern der Ehren⸗Legion, worin diese auf die Auszahlung ihres ruͤckständigen Gehaltes antragen, wurden dem gesammten Minister⸗Rathe zugestellt. Der dei weitem wichtigste Gegenstand, womit die Kam⸗ mer sich in dieser Sitzung beschaͤftigte, betraf die zur Zeit in Frankreich bestehende Weinsteuer. 100,000 Winzer aus 14 verschiedenen Departements hatten sich an die Regierung mit der Bitte gewandt, ihnen die freie Cirkulation der Er⸗ zeugnisse ihres Grund und Bodens zu erleichtern, und zu. diesem Behufe eine Ermaßigung der übertriebenen Abgaben von denselben eintreten zu kassen. Der Berichterstatter Hr. von Bastoulh setzte der Versammlung den hegenstand der, mit ausfuͤhrlichen Denkschriften begleiteten Eingaben, so wie die verschiedenen Mittel, welche von den Bittstellern zur Abhuͤlfe des Uebels vorgeschlagen werden, sorgsam auseinan⸗ der. Er bemerkte, wie der duͤrre Boden der in Rede steheu⸗ den Departements sich hauptsaͤchlich nur zum Weinbau eigne, wie aber die Winzer unter der Last der Abgaben fast erlää⸗⸗ gen; nicht genug, daß die indirecten Steaern ihre Kräfte üͤberstie⸗ gen, haͤtte auch die Erhoͤhung des Zoll⸗Tariss auf fremdes Eisen und andere Gegenstaͤnde die Nachbarstaaten zur Anwendung von Repressalien bewogen, dergestalt, daß die inlaͤndischen Weine nicht mehr ausgefuͤhrt werden koͤnnten und die Einwohner von Weinbergen sich genöthigt sähen, ihre Erzeugnisse zu be⸗ halten, oder sie zu niedrigen Preisen loszuschlagen, waͤhrend sie ihre Waldungen verwüsteten, um sich Weinpfähle zu ver⸗ schaffen. „Die Commission,“ so schloß der Berichterstatter, „ist sonach von der Nothwendigkeit durchdrungen, den Win⸗ zern ihre Lage zu erleichtern; sie haͤlt es für Pflicht, die Kammer darauf aufmerksam zu machen, wie sehr ein Er⸗ werbzweig, von dem die Existenz von 3 Millionen Einwoh nern abhaͤngt, der Aufmunterung bedarf; sie vereinigt daher alle ihre Wuͤnsche dahin, daß die Regierung den Weinbauern 1t ihren Schutz angedeihen lasse, aber . glaubt, daß, hinsicht⸗ lich der zu diesem Behufe zu ergrelsenden Maaßregein, ihr nicht die Initlative zustehe. Diese her gruͤndlich erwogen werden,

Maaßregeln muüͤssen vor., weshalb die Commission, voll

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