von Wohnung, Unterhalt, Heizung, Bekleldung, mit ei⸗ nem Worte alle die nothwendigsten Beduͤrfnisse des Men⸗ schen bestritten werden sollen. Und um sich von diesem Elende zu uͤberzeugen, braucht man nicht etwa erst nach den Alpen, der Gascogne, oder der obern Auvergne zu gehen;
mein, auf vier Tagereisen von der Hauptstadt, an den Ufern
der Loire, findet man auf 240 Quadrat⸗Lieues ein bleiches
entnervtes Volk, dem Mangel und Elend auf dem Gesichte
geschrieben stehen; hier stoͤßt man auf Gemeinden, die sich gluͤcklich schätzen, wenn sie nur einen Maunn. unter sich fin⸗ den, welcher schreiben kann, um einen Maire aus ihm zu machen, oder einen andern, welcher mindestens nur seinen Namen unterzeichnen kann, um ihn zum Adjunecten zu waͤh⸗ len. Ich führe diese Beispiele bloß an, um zu beweisen, wie nothwendig es ist, daß Frankreich jenen Gemeinden zu Huͤlfe eile, und durch den Unterricht die moraltsche Ausbll⸗ dung unserer durch Armuth niedergebeugten Landsleute be⸗ wirke. Daß dieses möͤglich sey, laͤßt sich bei einem Budget von 980 Millionen nicht bezweifeln. Man streiche aus den reichlich bedachten Budgets der sieben Ministerlen nur die Sinecuren und die sonstigen uͤberfluͤssigen Ausgaben, und man wird eine Summe eruͤbrigen, wesche vollkommen hin⸗ reicht, um den dringendsten Beduͤrfnissen des Volks⸗ Unter⸗ richts zu genüͤgen. 86 Praäfekre erhalten über 2 Millionen an Beloldungen, nicht zu gedenken der freien Wohnung und sonstigen Neben⸗„Einnahmen. Wie leicht ließen sich hierauf Ersparnisse machen, wodurch die beduͤrftigen Elementar⸗ Schulen unterstuͤtzt oder neue begruͤndet werden koͤnnten; wie bald würden alsdann jene armen Gemeinden sich auf⸗ nehmen, und statt daß sie jetzt dem Schatze nur wenige Cen⸗ timen fuͤr die Hectare einbringen, demselben eben so viel Franken zuwenden! Es ist mein Wunsch, meine Hoffnung, daß es recht bald dahin komme; ja, ich bin dessen gewiß.““ Herr Duvergier de Hauranne bemerkte, daß der im Budget enthaltene Fonds von 50,000 Fr. nicht fuͤr die Zoͤg⸗ lUinge, sondern füͤr die Lehrer bestimmt sey, denen daraus Grarisicatkonen zuerkannt würden. Er verlangte bei dieser Gelegenheit einige Aufschluͤsse uͤber den 13ten Artikel der Verordnung vom 21. April d. J., wonach die Schulhalter, Kinder von einer andern als der katholischen Religion, nur erst dann aufnehmen duͤrfen, wenn sie dazu die Erlaubniß von dem Koͤ⸗ niglichen Unterrichts⸗Rathe eingeholt haben. Der Koöͤnigliche Femisserius Baron Cupler äaͤußerte, daß dieser Artikel
Ulerdings unter den protestantischen Familien Besorgnisse erregt habe; der Zweck desselben sey indessen nur gewesen zu verhindern, daß der Proselytengeist nicht uͤberhand nehme und die völlige Religions⸗Freiheit unterdrücke. — Hierauf wurde, dem Antrage des Hrn. v. Laborde gemäͤß, die Beihulfe fuͤr den Elementar⸗Unterricht von 50,000 auf 100,000 Fr. erhöͤht, und demnäͤchst auch das besondere Budget der Universitaͤt, im Betrage von 2,270,000 Fr. angenommen. — Jetzt kam das Budget des Ministeriums des Innern an die Reihe. Der Baron Meöchin stellre eine lange Untersuchung der Ausgaben dieses Ministertums an, und lobte es bei dieser Gelegenheit, daß die dramatischen Censoren seit einiger Zeit die Theater Dichter nicht mehr so chikanirten, wie sonst, wo⸗ gegen diese ihrerseits jetzt auch alle solche Seenen zu ver⸗
imelden suchten, welche zu einem öͤffen tlichen Aergernisse An⸗
laß geben köͤnnten. Der Redner erhob sich demnaͤchst gegen die Ausgaben der geheimen Polizei, bei welcher er große Ersparnisse fuͤr moglich hielt. Der Minister des Innern trat zur Vertheidigung seines Budgets auf. Er nahm vorerst die Gencral⸗Directoren in Schutz, von denen die Commisston
dehauptet hatte, daß sie fuͤglich durch Dipisions⸗Chefs ersegt
werden könnten; hlerauf gab er einige Aufschlüsse Uber 85 Personale seines Ministeriums, und bewies die Unmäglich⸗ kait, sowohl auf diesen Theil seines Budgets, als auf den der geheimen Ausgaben, die schon von 2,900,000 Ir⸗
welche Summe sie in fruͤheren Jahren betragen, auf 1,900,000
Fe. berabgesetzt worden waͤren, große Ersparnisse zu machen.
Der Minister benutzte diese Gelegenheit, um sich üͤber die Congreganisten zu äußern. „Die geheimen Ausgaben,“
agte derselbe, „lassen sich schwer vertheldigen, denn ich ver⸗ mag nicht, Ihnen den Gegenstand derselben naͤher anaber⸗ ten; es handelt sich hier gleichsam um eine Gewissenssache. Die Commission hat mit Recht behauptet, daß Ruhe und Sicherheit in Frankreich herrschten, und daß mithin zur Er⸗ haltung derselben die bedeutende Summe von 2 Millionen nicht noͤthig wäre. Aber es ist mir bekannt, und mit Schmerz muß ich es sagen, daß es Maͤnner giebt, welche durch un⸗ glüͤckliche Prophezeihungen die Gemuͤther zu beunruhigen su⸗ chen, und die, nachdem sie lange Zeit die Grundsätze der Re⸗ velurion muthig bekämpft haben, sich jetzt von ihren Leiden⸗ schaften dergestalt verleiten lassen, daß sie selbst am ersten
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daruͤber erschrecken sollten. Wir waren noch kuͤrzlich . wie sich die gottesfuͤrchtige Menge zu den Tempeln des Herrn deaͤngte; wir alle wissen, wie sehr der Koͤnig, seine Minister und seine Unterthanen sich beelfern, die Geistlichkeit auf eine wuͤrdige Weise auszustatten; und bei solchen glaͤnzenden Be⸗ weisen von Froͤmmigkeit, Ehrfurcht und Liebe behaupten jene unvorsichtigen Maͤnner noch, daß die Religion verbannt, die Geistlichkeit verfolgt, der Gewissensfriede gestört sey, und daß die Gottlosigkeit den Sieg davon trage. Glauben die⸗ selben etwa dadurch, daß sie einen ehrwuͤrdigen und tugend⸗ haften Präͤlaten, der zuͤgleich Mimister des Koͤnigs ist, be⸗ schimpfen, ein Beispiel ihrer Chrfurcht fuͤr die Kirche und ihre Diener zu geben? Eine solche Ungerechtigkeit muß uns tief betruͤben, aber sie beunruhlgt uns nicht. Die Wahrheit wird schon an den Tag kommen, und es wird sich alsdann zeigen, ob jene heftigen und uͤbertriebenen Klagen rechtmäͤßig gewesen sind. Die Geistlichkeit, deren Name compromittirt worden ist, weiß besser als irgend Jemand, was ihres Am⸗ tes ist, und eine Regterung, welche das goöͤttliche wie die menschlichen Gesetze zu achten weiß, darf auf den Beistand der Bischoͤfe rechnen. Umsonst bemüht man sich uns als Maͤnner darzustellen, die sich von dem Strome fortreißen lassen, gegen den sie nicht schwimmen koͤnnen. Wir werden, wenn die Gelegenheit sich darbietet, unrechtmaͤßige Forderungen wohl zuruͤckzuweisen, und der Autoritaͤt des Koͤnigs, deren Verwahrer wir sind, Achtung zu verschaffen wissen. Leicht mag man uns mit bittern und ehrenruͤhrigen Aeußerungen verfolgen; in dem Zeltalter, wo wir leben, haͤngt die Ehre des Mannes nicht von einer Beleidigung ab. Ich wiederhole es daher, die oͤffentliche Ruhe und Sicherheit werden nicht ge⸗ soͤrt werden; aber diese Vorsicht schließt nicht die Wachsam⸗ keit aus, die zu allen Zeiten nothwendig ist, deren Ausuͤbung sich aber in einem weiten Reiche ohne bedeutende Kosten nicht bewerkstelligen laͤßt; ich hoffe daher, daß Sie, meine Herren, die fuͤr geheime Ausgaben verlangte Summe bewilli⸗ gen werden, indem ich zugleich erklaͤre, daß der Koͤnigliche Dienst durch die von der Tommission verlangte Ersparniß von 200,000 Fr. nicht gefaährdet werden wird.“ — Die Kam⸗ mer beschaͤftigte sich hierauf mit den einzelnen Artikeln des Budgets. Die Kosten der Central⸗Verwaltung betragen 3,170,000 Franken. Das Gehalt des Ministers wurde von 150 auf 120,000 Fr. herabgesetzt. Auf die ganze Section hatte die Commission noch eine Ersparniß von 60,000 Fr. in Antrag gebracht, wogegen Hr. Mercler den Vorsch ag machte, die 789,000 Fr. fuͤr die 4 General⸗Directoren ganz einzuziehen. Dieser Antrag wurde aber verworfen, und dagegen der der Commission angenommen. Ein Gleiches geschah hinsichtlich der Pensionen im Betrage von 95,000 Fr. Der materielle Theil der Central⸗Verwaltung wurde von 242,000 auf 222,000, und die geheimen Ausgaben von 1,900,000 auf 1,700,000 Fr. herabgesetzt. Fuͤr die Bruͤcken und Chausseen werden 42,430,000 Fr. verlangt. Nachdem
der General⸗Director Herr Becquey, so wie die Herren von
Beaumont und von Brigode sich uͤber diesen Gegenstand hatten vernehmen lassen, wurde die Forsetzung der Berathung auf den folgenden Tag verlegt.
Paris, 11. Jull. Vorgestern hielt der Koͤnig in St. Cloud einen dreistuͤndigen Minister⸗Rath. Nach Aufhebung desselben ertheilten Se. Maj. dem Englischen Botschafter, Lord Granville, eine Privat⸗Audienz und empfingen aus des⸗ sen Haͤnden sein Ruͤckberufungs⸗Schreiben. 1
Der Messager des Chambres hat die (unter der Rubrik Portugal enthaltenen) neuesten Nachrichten aus Lissabon aus dem Journal des Débats aufgenommen, und begleitet die⸗ selbe mit Bemerkungen, woraus hervorzugehen scheint, daß die Regierung gestern von Dom Miguel’s Annahme des Kö⸗ nigstitels noch keine amtliche Anzeige gehabt hat.
Herr v. Bully, Deputirter des Departements des Nor⸗ dens, hat auf das Bureau der Deputirten⸗Kammer eine Bittschrift saͤmmtlicher Detailhändler in Lille niedergelegt, worsh dieselben verlangen, daß man dem Mißbrauche, der mit den öͤffentlichen Versteigerungen neuer Waaren⸗Artikel getriehen wird, durch zweckdienliche Maaßregeln Einhalt thue.
Die Gacette de France und die Quotidienne hatten un⸗ laͤngst gemeldet, daß einige Schuͤler des Colleglums zu Auperre, den Altar in einer der dortigen. Kirchen verunreinigt und zugleich erklaͤrt haͤtten, daß das Land jetzt der Gotteshaͤuser und Priester nicht mehr beduͤrfe; hierauf schreibt nunmehr ein Professor von dorther, daß an dieser Nachricht auch nicht ein wahres Wort sey.
Die fuͤnf Deputirten des Depts. des Gard protestiren in den oͤffentlichen Blättern gegen das von der Quotidienne und der Gazette de France verbreitete Geruͤcht, daß die Ruhr in der Stadt Nimes gestoͤrt sey. II